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Einführung in die Wissenschaftstheorie
Prof. Dr. Ulf-Daniel EhlersDHBW
1
Veranstaltungstermine• 29.10.2012, 16:30-19:45• Thema: Wissenschaftstheorie
• 12.11.2012, 13-19 Uhr• Thema: Wissenschaftstheorie• Einführung Methoden empirischer Sozialforschung
• 16.11.2012, 13-15 Uhr• Thema: Methoden empirischer Sozialforschung
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Das Kurswiki• http://wissenschaftstheorie.wikispaces.com/
Aufgabenstellungen• 1. Anwesenheit zu allen Präsenzsitzungen
• 2. Erledigung der Aufgabenstellungen während des Semesters (unbenotet)
• 3. Anfertigen von drei Mikroartikeln (maximal eine Seite) zu mindestens drei Themen, die im Kurs besprochen wurden
• 4. Anfertigen einer Conceptmap zum Thema "Vorgehen bei einer empirischen Untersuchung" oder "Grundbegroffe der Wissenschaftstheorie", in der die zentralen begriffe, die im Kurs thematisiert wurden auftauchen und in Beziehung zueinenader gesetzt werden.
• 5. Kurze Gesamtreflexion Ihrer Lernergebnisse in Form eines Mikroartikels (maximal eine Seite)
• Abgabe der Mikroartikel plus Reflexion in einem Dokument von maximal 4 Seiten bis 15.12.2012
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Wo ist Wissenschaft im Alltag?
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Was sind populäre Wissenschaftsthemen?
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• The strength of weak ties Mark Granovetter
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• Connectivism Georg Siemens
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Serendipity
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Was sind populäre Köpfe in der Wissenschaft?
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Was sind wissenschaftliche Erfindungen, die wir nutzen?• Internet• MP3 + 4• …?
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Was sind charakteristka von Wissenschaft?• Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten
„Wissenschaft“ definieren?• 5 Minuten, Kartenabfrage
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Was ist Wissenschaft?
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Wissenschaft–Theorie–Wissenschaftstheorie
Systematische Tätigkeit: neue Erkenntnisse hervorbringen, Fragen stellen, Vorhersagen treffen
Arbeitet prognostisch, normativ oder empirisch Arbeitet entlang einer benennbaren Methodik Bietet detailgenaue Beschreibungen, Erklärungen und
Interpretationsvorschläge Belegbarkeit, Überprüfbarkeit, Reproduzierbarkeit 14
Was ist Wissenschaft?
Was ist Wissenschaft?
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Beansprucht allgemeine Gültigkeit? Produziert letztgültige Wahrheiten? Oder macht Vorschläge in einem offenen Diskussionsprozess?
Unterschied zwischen Meinung und Wissen, zwischen Wissenschaft und Ideologie – was als Ideologie gilt, ist geknüpft an gesellschaftliche Bedingungen
Denken und Arbeiten innerhalb eines institutionalisierten Rahmens – Spielregeln und Zwänge des Wissenschaftsbetriebs
Was ist Wissenschaftstheorie?
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Was tun Wissenschaftler/innen und Forscher?
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Was tun WissenschafterInnen?
Fakten werden nicht durch korrekte Methoden „entdeckt“, sondern „geschaffen“ und interpretiert
Auswahl der Studienobjekte, Perspektive, Untersuchungseinheit ... entscheidet über Erkenntnis!
Auswahl ist nicht neutral: theoretisches Grundverständnis, persönliche Erfahrungen und Vorlieben, ontologische Position des/der Forschenden ...
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Wissenschaftstheorie PS TEF 2
Beobachten, beschreiben, erklären, interpretieren ... ABER
Forschungsprozess beginnt mit Vor-Urteilen, aber ....
intersubjektive Überprüfbarkeitmethodische Nachvollziehbarkeit Beweis- und Begründungspflicht „Öffnen“ für Prüfung, Diskussion, Kritik
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Wissenschaftstheorie PS TEF 2
Block 2: 12.11.201213:00-19:00 Uhr
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• Wiederholung und Anknüpfung• Abschluss Wissenschaftstheorie
• Fortsetzung der Vorlesung zu Themen „Wissen“, „Forschung“, • Simulation/ Konferenz zum Thema „Wissenschaftstheoretische
Grundpositionen“ (Gruppen)• Empirische Sozialforschung
• Vorlesung Grundbegriffe• Berühmte Studien• Definition eigenes Forschungsvorhaben (Gruppen)
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Wiederholung 1
Beispiele von „klassischen“ wissenschaftstheoretischen Problemfeldern:• Argumentation und Begründung• Methoden der Wissensgewinnung bzw. des Erkenntnisgewinns• Struktur und Bedeutung von Theorien• Das Verhältnis von Theorie und Empirie• Das Verhältnis von Theoriebildung und Wirklichkeit• Interdisziplinarität und Transdisziplinarität• Die Frage nach dem Fortschritt der Wissenschaft.
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Wiederholung 2
Beispiele für Fragen, womit sich Wissenschaftstheoretiker beschäftigen:• Was sind “wahre” Aussagen und wie findet man sie?• Wann ist eine Erklärung wissenschaftlich?• Wie entsteht Wissen?• Wie können wissenschaftliche Theorien gefunden werden?• Wie kann man wissenschaftliche Theorien überprüfen?• Unter welchen Bedingungen sind wissenschaftliche Theorien
gültig und wie kann man sie begründen?• Ab wann ist eine Erkenntnis „wissenschaftlich“?
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Wiederholung 3
Beispiele für Fragen und Problemfeldern:• Wie entsteht Wissen?• Ist eine echte Objektivität möglich?• Welche Auswirkungen hat die Intersubjektivität auf die
Wirtschaft?• Formal-logische Problemen, wie die Klärung von
Grundbegriffen, wie „Theorie“, „Wissenschaft“, „Objektivität“, „Reliabilität“
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Exkurs: Was ist eigenltich Wissen?
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Was ist Wissen?
Wissen steht in der allgemeinen Literatur für ein kognitiv
vorhandenes Schema, das bei Individuen und/oder Gruppen aus den
gemachten Erfahrungen resultiert und welches sich aus der
Handhabung von Sachverhalten und Situationen nachhaltig durch
die Anwendung von Informationen und Regeln bestimmen und
begründen lässt. Vgl. Brockhaus, Band 30, 2006, S. 200.
Erstellt von Christian Vogel, Master of Arts, Dipl.-Ing, Dipl.-Wirt.-Ing
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Auch anders ausgedrückt!
Wissen ist die Kombination von Daten und Information, unter
Einbeziehung von Expertenmeinungen, Fähigkeiten und
Erfahrung, mit dem Ergebnis einer verbesserten
Entscheidungsfindung. Wissen kann explizit und/oder implizit,
persönlich und/oder kollektiv sein.
Vgl. Europäischer Leitfaden zur erfolgreichen Praxis im Wissensmanagement, Cen (2003), S.10.
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Ein durchschnittlicher Mensch hat nach ca. 1 Monat 98% seiner
zuvor aufgenommenen Informationen wieder vergessen. Selbst,
wenn er versuchen wollte, vieles zu behalten, verliert er nach
Erhalt und Aufnahme der Information 50% bereits nach einer
halben Stunde und ca. 2/3 nach einem Tag.
Vgl. Klaus Grochowiak (2007) :NLP Practitioner Handbuch, Paderborn: Junfermann Verlag, S. 112.
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Wissen
Wissensbestandteile
Wertschöpfung
Pro
zess
sch
ritte
im
Un
tern
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men
Novize
Beginner
Anwender
Experte
Daten
Information
WissenK
om
pet
enz
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Implizites vs. Explizites W.
Explizites Wissen
Implizites Wissen
„Doch wie gut das niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß.“
„We know more than we can tell“.
Polanyi, Michael 1966.
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Unterscheidung von Wissen
Die Unterscheidung von Wissen in implizites und explizites
stammen von Nonaka/Takeuchi (1995) gem. Polanyi (1985). In
ihren Ausführungen gehen sie davon aus, dass der Bezug zum
Wissensmanagement nicht nur über das explizite, sondern
vielmehr auch über das implizite Wissen erfolgen muss.
Vgl. Nonaka/Takeuchi, 1997, S. 72 ffg.
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Professionalität
Kompetenz Verantwortung
Handeln Angemessenheit
Können Wollen
Wissen Anwendung
Information Vernetzung
(Wildt 2006)
Wissensarten?
Sachwissen
Know what
Handlungswissen
Know how
Explizites Wissen
Sprachlich artikuliert; vom Wissensträger trennbar
Implizites Wissen
Nicht direkt artikulierbar; erfahrungsabhängig
Organisationales Wissen
Wissen der Organisation
Individuelles Wissen
Wissen der Organisationsmitglieder
Abb. : Verschiedene Formen von Wissen: Quelle: Reinmann-Rothmeier, 2001, S. 17.
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Erstellt von Christian Vogel, Master of Arts, Dipl.-Ing, Dipl.-Wirt.-Ing
Stillschweigendes Wissen• Für Nonaka/Takeuchi besteht implizites Wissen aus technischen
und kognitiven Elementen. Dabei stellt der technische Aspekt das
konkrete KnowHow, das handwerkliche Geschick und die
Fertigkeiten dar. Die kognitiven Elemente vereinen die mentalen
Modelle, durch die das Individuum Analogien erzeugen und
handhaben kann.
• Als Erweiterung der bisherigen Ausführungen betrachten
Nonaka/Takeuchi Wissen als eine Eigenschaft, die aus der
permanenten Entwicklung durch Interaktion von implizitem und
explizitem Wissen generiert wird. Diese Dimension der
Wissensschaffung beschreiben sie als Form einer Wissensspirale. Vgl. Nonaka/Takeuchi, 1997, S. 72 ffg.
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Erstellt von Christian Vogel, Master of Arts, Dipl.-Ing, Dipl.-Wirt.-Ing
Explizites Wissen Implizites Wissen
Kodierbares Wissen Stillschweigendes Wissen
Informationen in Büchern, Anweisungen, Formeln, Zeichnungen Informationen, Diagrammen, Plänen, Filmen, auf Tonbändern /-trägern, usw. dokumentiert sind
Einstellungen
Erfahrungen
Fertigkeiten
Kenntnisse Können, Kompetenz
Vermitteln durch Unterricht Vermitteln durch Anwendungsbezug
Erworben durch Studien Erworben durch Nachahmen, Üben und kontinuierliches Verbessern
Abb.: Unterschiede zwischen explizitem und implizitem Wissen: Quelle: Ahlert, Olbrich, Schröder (Hrsg.), 2006, S. 42.
Implizites vs explizites W.
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Erstellt von Christian Vogel, Master of Arts, Dipl.-Ing, Dipl.-Wirt.-Ing
Was ist Forschung?
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Was tun WissenschafterInnen?
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„(E)very statement of fact implies assumptions about what is considered factural ...“
Kees van der Pijl
Beobachten, beschreiben, erklären, interpretieren ... ABER
Was ist Theorie?
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Was ist Theorie?
vollständige, durchgängige, in sich widerspruchsfreie und präzise Erfassung des Gegenstandes
Logische Aussagen und Thesen darüber, wie die soziale Welt strukturiert ist, wie sie „funktioniert“
wie ihre Teile und diese mit dem „Ganzen“ zusammenhängen
Entwickelt eine eigene Sprache, hat eine bestimmte Grammatik, legt Bedeutungen fest 51
Was ist Theorie?
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Theorie = modellhaft, die abstrakte Essenz abbildend
Entwicklungen der Vergangenheit erklären und Voraussagen für die Zukunft treffen
intersubjektiv überprüfbar (Empirie!)
Wozu Theorie?
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um Informationen / „Fakten“ zu ordnen Werkzeuge, um die soziale Welt zu verstehen bzw.
zu deuten Probleme zu definieren Möglichkeiten für Handeln zu erkennen bzw. zu
entwerfen Den Radius des Mach- und Denkbaren, des Sag-
und Wissbaren erweitern
Wozu Theorie?
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Theorie beeinflusst die Wahl des Untersuchungsgegenstandes & die Interpretation der Ergebnisse
„theoriegeleitete Forschung“
„theoriebeeinflusste Fragestellung“
Ausgewählte Zitate: Theorie
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Theory is a set of logical propositions …about how the real world is
structured, or the way in which it operates (…)
which aim to explain how development has occurred in the past, and/or how it
should occur in the future.
Robert P. Potter (2002)
Was ist Theorie?
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Theoretical perspectives serve to define the nature of and the problems within the „real world“ of the political economy.
General theory or ontology (…) involves assumptions regarding the nature of a lived reality, the way that parts of this
reality relate to the whole, and how that reality changes or might change over
time. Stephen Gill (1993)
Was ist Theorie?
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There is no theory in itself, no theory independent of a
concrete historical context. (...) Theory is always for someone and
for some purpose.Robert Cox (1995)
Nochmal unter neuer PerspektiveWas ist Wissenschaftstheorie?
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Was ist Wissenschaftstheorie?
Wissenschaftstheorie setzt sich mit den Bedingungen auseinander, unter denen Wissenschaft entsteht und betrieben wird
Reflexion über Theorie und die Konstruktionsregeln von Wissenschaft
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(Scherer 2012, Zürich)
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(Scherer 2012, Zürich)
Wissenschaftstheorie – wozu?
Welche (Vor-)Annahmen haben wir über die soziale Welt, die wir beforschen?
Wie positionieren wir uns selbst als Forschende?
Wie und mit welchen Techniken können wir soziale Phänomene erkennen und erforschen?
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(Scherer 2012, Zürich)
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(Scherer 2012, Zürich)
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(Scherer 2012, Zürich)
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(Scherer 2012, Zürich)
Ein klares Verständnis über unsere Annahmen ist notwendig, um
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Verwirrung bei der Diskussion von theoretischen Standpunkten und Zugängen zu vermeiden
andere Positionen zu erkennen und die eigenen Positionen zu begründen
den Zusammenhang zwischen den Schlüsselkomponenten von Forschung soziale Realität, Erkenntnisprozess und Methodologie/Methoden – zu verstehen
Die WahrheitDer Begriff der Wahrheit
Subjektivität – Objektivität – Intersubjektivität
• Ist absolute Objektivität möglich?• unterschiedliche Wahrnehmung von „Realität“ (Welt 1) z.B. durch
• Selektion der Eindrücke• Vorverständnis von Begriffen/Prägungen• Assoziationen• Kenntnisstand bei Beobachtung• Verfügbarkeit von Messinstrumentarien• Abhängigkeit der Messergebnisse von Größenkonventionen
• Deshalb keine absolute Objektivität möglich
© Anselm Dohle-Beltinger 2010
Grenzen der Wahrnehmungspräzision
Wo sind die Grenzen von türkis?
Ist Subjektivität wünschenswert?• Beschreibungen können nicht nachvollzogen werden• Theorien können nicht überprüft werden• keine „Wahrheit“, sondern nur „Meinung“• kein Erkenntnisgewinn möglich
© A
nse
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-Bel
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Lösung: Intersubjektivität = „relative“ Objektivität• anerkennt Unmöglichkeit der absoluten Objektivität• verhindert reine Subjektivität; verlangt Wiederholbarkeit der
Feststellung = Reliabilität• verlangt Nachvollziehbarkeit der Kategorisierung durch jedermann
durch jeden Qualifizierten• durch Beschreibung der Kategorien• Erarbeitung von zusätzlichen Prüfverfahren, die unabhängig vom
Einzelbeobachter sind (maschinelle Messung o.ä.)
Verifikation und FalsifikationAussage über Theoriebestätigung• Gültigkeit/Wahrheit einer Theorie
• nur dann wahr, wenn alle Aussagen logisch aufeinander aufbauen und einzeln positiv nachweisbar = Theoriebildung durch verifizieren (Verifikation)
oder
• schon dann (und nur solange wie) wahr/gültig, wenn ich keine der Theorie widersprechende Beobachtung mache = Theoriebildung durch falsifizieren (Falsifizierung)
• Die Qualität einer Theorie ist um so besser, je leichter sie sich falsifizieren lassen müsste, aber nicht lässt
Der Status quo
• Falsifikation • Gewinnung meist durch Induktion• Paradigmen als Tatsache und Herausforderung, auf anderen Wegen
zu denken akzeptiert• schwer, einmal falsifizierte Theorien endgültig zu beseitigen (anders
z.B. ptolemäisches und kopernikanisches Weltbild)• Änderung der Umstände oder von deren Wahrnehmung kann sie
wieder aktivieren
Allgemeine Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens (1)
• Bei jeder Untersuchung ist die Art des Gegenstandes zu klären. • In der Phase der Ideensuche zur Lösung einer Frage oder eines
Problems sind prinzipiell alle Methoden erlaubt.
Kriterien jeglicher Informationsbeschaffung
• Gesuchte Daten• Relevanz, d.h.nur problembezogene Daten • Vollständigkeit (Kosten!) der relevanten Daten• Intersubjektivität (Nachvollziehbarkeit für Dritte) • Reliabilität (Reproduzierbarkeit der Daten/Ergebnisse)• Validität (Repräsentativität der Beobachtungen für die Grundgesamtheit)Sonst Missinterpretation, Spekulation oder gar Fälschung zu erwarten
Allgemeine Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens (2)• Ideensuche mit klar definierten Aussagen beenden
Diese Aussagen sind Hypothesen. Popper formuliert die Regel: Je spezifischer und genauer Hypothesen sind, desto besser sind sie, weil sie leichter widerlegt werden können. Hält eine Hypothese dann dennoch stand, dann ist sie auch brauchbarer.
• zweckmäßig, stets mit einer Gliederung zu beginnenes zeigt sich, welche Gliederungsteile sich bewähren, welche wegfallen und welche ergänzt werden müssen
Allgemeine Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens (3)• Ergebnisse: Trennen zwischen
• rein beschreibenden (deskriptiven) und • empfehlenden (normativen) Aussagen
• für Letztere: Basis der Bewertung offenlegen; dann kann über Werturteil rational gesprochen werden, selbst wenn keine Einigkeit über die Werte herrscht.
• Es interessieren nicht nur die zielführenden Wege, sondern auch die verworfenen und die Gründe dafür
Grundlegende Begriffe
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Grundlegende Begriffe
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Ontologie: Lehre des Seins Was existiert? Was kann erforscht werden?
Epistemologie: Lehre des WissensWas können wir wissen? Wie können wir Wissen erlangen?
Methodologie: Lehre von den MethodenMit welchen Mitteln und Methoden kann systematisch Wissen gewonnen werden?
Grundlegende Begriffe
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Methodologie: Lehre von den MethodenMit welchen Mitteln und Methoden kann systematisch Wissen gewonnen werden?
Methode: Art und Weise des Vorgehens, um ein bestimmtes Ziel mit bestimmten Mitteln zu erreichen
Quellen
Wissenschaftstheorie PS TEF 2
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Grundlegende Begriffe
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Ontologie
Epistemologie Methodologie
What is out there to know about? who we are
What and how can weknow about it?how to know
How can we go about acquiring knowledge?how and what to do
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Ontologische und epistemologische Positionen …
Warum sich damit auseinandersetzen?
“They are like a skin not a sweater: they cannot be put on and taken off
whenever the researcher sees fit.”
“should not be treated like a sweater that can be `put on
´ when we are addressing such philosophical issues
and `taken off´ when we are doing research.”
Quelle: Marsh/Furlong 2002
...prägen Zugang zu Gegenstand, Theorie, Methoden
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
85
Rationalismus
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Rationalismus
• Rene Descartes (1596-1650): „Ich denke, also bin ich.“
• Die Sinne können täuschen, deshalb kann ich mich nur auf die Vernunft verlassen.
• Geometrie als ideale Wissenschaft
Empirismus
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Empirismus• Francis Bacon (1561-1626):
„Wissen ist Macht“• Alles Wissen stammt
letztendlich aus der Sinneserfahrung.
• Induktion: Durch genaue Beobachtung erkennen wir Strukturen und Regelmäßigkeiten.
• Je höher die Zahle der Beobachtungen (Experimente) desto glaubwürdiger die abgeleiteten Sätze
• John Locke, David Hume
Hume: Das Induktionsproblem
Vorgehensweisen• Wie gewinnen wir Theorien?
• induktiv• deduktiv• aus Paradigmen
Induktion• Mehrere Beobachtungen
® Querverbindungen suchen® erklärender Grundsatz
nächste Abstraktionsebene der Theorie Ursprung des Geschehens.
Beispiel Newton und die Gravitation:Beobachtung: 5 verschiedene Gegenstände fallen alle auf der gleichen Linie zu Boden; Theorie: Jeder Gegenstand fällt auf gleicher Linie zu Boden (Bei Federn z.B. im Vakuum)Höhere Ebene: die größere Masse zieht die kleinere in Richtung ihres Schwerpunktes.
Fragen zur Induktion• Muss ich nicht schon eine Vorstellung von der Theorie haben,
um die richtigen Beobachtungen zu machen? • Kann ich eine derartige Theorie verifizieren, wenn ich doch nur
eine endliche Anzahl von Beobachtungen habe?
Deduktion• Bei der Deduktion gehe ich von einer allgemeinen Forderung
(Postulat) aus und leite daraus zunehmend konkrete und damit beobachtbare Forderungen ab.
Beispiel Heisenbergs Unschärfetheorem: • Bei kleinsten Teilchen ist nicht zugleich Lage und Bewegung
beobachtbar.• Untere abgeleitete Theorieebene: ich kann nur
Aufenthaltswahrscheinlichkeiten angeben.• Beobachtung: Die Aufenthaltsorte der Elektronen lassen sich nur
als Wolken, nicht als feste Bahnen beschreiben.
Fragen zur Deduktion
• Ist es akzeptabel, dass zunächst ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit einfach postuliert wird?
• Ist eine Theorie schon bei einem Gegenbeispiel falsch?
Kritischer Rationalismus
96
Karl Popper (1902-1994): Kritischer Rationalismus• Aufgrund des Induktionsproblems wissen wir nie, ob wir
die Wahrheit erreicht haben, wir nähern uns dieser aber permanent an.
• Falsifikation statt Verifikation• Hält eine Theorie der Prüfung hingegen stand, so
bewährt sie sich, ohne dass die Theorie dadurch besser (wahrscheinlicher, glaubwürdiger) wird.
• Falsifikation als Kriterium für wissenschaftliche Aussagen. • An die Stelle des Beweisdenkens tritt die Idee der
kritischen Prüfung. • Marxismus und Psychoanalyse hält Popper nicht für
Wissenschaft
Karl Popper
• „Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so ‚tiefen‘ Buch Gedanken zu finden, die er selbst schon mal gedacht hat.“
Kritischer Rationalismus• Relativismus oder Dogmatismus? Und was gibt es dazwischen?• An die Stelle des Beweisdenkens tritt die Idee der kritischen Prüfung • „Ich kann mich irren. Vielleicht hast du Recht. Zusammen kommen
wir vielleicht der Wahrheit auf die Spur.“• Politik: „Wie können schlechte Herrscher unblutig abgeschafft und
Missstände beseitigt werden können.“ statt„Wie errichten wir die ideale Gesellschaftsordnung?=
• Bewusstsein der Fehlbarkeit • Forderung nach der ständigen kritischen Prüfung von
Überzeugungen und (wissenschaftlichen) Theorien• methodisches und rationales Vorgehen bei der Lösung von
Problemen (Methodischer Rationalismus).
Positivismus
100
Positivismus
101
Die Welt existiert unabhängig von unserer Kenntnis
über sie
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
= ontologische Grundposition
Positivismus
102
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Geht von der Möglichkeit eines direkten Zugriffs auf „Wirklichkeit“ aus, die entlang von Regelmäßigkeiten und kausalen Zusammenhängen organisiert ist
Beobachtung, Messung, Experiment – lässt nur gelten, was demonstrierbar und empirisch belegbar ist
kausale Zusammenhänge feststellen empirische Fragestellung (was ist) trennen von
normativen (was soll sein) – Wertfreiheit, Objektivität Forscher = getrennt vom Gegenstand, objektiv
Epistemologische Grundposition
Positivismus
103
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Beobachtung, Messung, Experiment – lässt nur gelten, was demonstrierbar und empirisch belegbar ist
quantitative Methoden
Methodologie / Methoden
Kritische Einwände gegen Positivismus
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Glaube an eine kausal konstruierte Welt Wissenschaft als neutrale Technik Objektivität / Irrelevanz des erkennenden Subjekts ahistorisches Verständnis von Wissen und
Erkenntnis Zentralität quantitativer Methoden
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
105
Konstruktivismus
Konstruktivismus Hermeneutik
106
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Die Welt ist sozial / diskursiv konstruiert.Subjekte agieren auf
Grundlage ihrer Werte und Erwartungen –
Gesellschaft kann man sich nur denken als
intersubjektiv konstruiert
ontologische Grundpositionen
Die Welt ist nicht unmittelbar und
eindeutig erfahrbar
Hermeneutik
107
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Der Beobachter versteht soziale Handlungen / Akteure durch Empathie
Dem Verstehen liegen immer Prämissen zu Grunde Kunst der Interpretation (von Texten, von Handlungen) Prämissen prägen den Zugang zum Gegenstand und
die Interpretation Soziale Strukturen existieren nicht unabhängig von
unserer Interpretation Verlangt eine gewisse Forschungsethik
Epistemologische Grundposition
Konstruktivismus
108
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Es gibt keine unmittelbare Erkenntnis „Wirklichkeit“ wird nicht abgebildet, sondern erzeugt Soziale Strukturen existieren nicht unabhängig von
unserer Interpretation (radikaler K.): Jedes Bild, das wir uns von der Welt
machen, ist eine Konstruktion Abschied von der Objektivität
EpistemologischeGrundposition
Hermeneutik
109
Welt ist nicht unmittelbar und eindeutig erfahrbar Wechselseitige Abhängigkeit von Vorannahmen
und Ergebnissen Notwendigkeit von Interpretation Erschließung von Sinnzusammenhängen Fokussierung auf qualitative Methoden
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Methodologie / Methoden
Hermeneutischer Zirkel Interpretatives Paradigma
Konstruktivismus
110
Fakten sind ideologisch geladene „Tat-Sachen“ und keine realen Phänomene
wissenschaftliche Erkenntnis ist mit Macht verbunden, nicht mit Wahrheit relativ, kontextgebunden, kontingent
Fokussierung auf qualitative Methoden
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Methodologie / Methoden
111
Weitere Grundpositionen
112
113
Paradigma (Pl.: ~men/~mata)
• Es handelt sich dabei um allgemein akzeptierte, nicht weiter hinterfragte Theorien, auf denen wiederum andere aufbauen.Paradigmen werden vielfach als die bequeme Antwort der Wissenschaftler auf die unbequemen Fragen, die aus einer Falsifizierung resultieren, angesehen.
Paradigmenwechsel
VWL: • Die Wirtschaft läuft besser ohne staatlichen Eingriff (neoklassisch;
angebotsorientiert) oder • staatliche Eingriffe sind unumgänglich für Stabilität und Wachstum
(keynesianisch; nachfrageorientiert)BWL:
• Motivation oder Zielvereinbarung; • Visionäre Kraft des Unternehmers und Alleinherrschaft oder
Teamkonzepte.
Gruppenarbeit
• Bitte entwickeln sie eine Kurzpräsentation zu den folgenden Strömungen:• Empirismus• Positivismus• Kritischer Rationalismus• Konstruktivismus
• Hauptvertreter• Hauptaussage• 2 Beispiele
116
Unterscheidung von Theorien
„problemlösungsorientiert“ vs. „kritisch“ akteursorientiert vs. strukturalistisch positivistisch vs. normativ Subjekt-Objekt-Verhältnis
117
keine Frage von „rechts“ und „links“
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Theorien haben ontologische und epistemologische Positionen
Kritische Theorie und integrative Sozialwissenschaft
118
IdeologiekritikDiskursanalyseHermeneutikDekonstruktion
empirisch- analytisches Vorgehen
Wissenschaftstheorie PS TEF 2
Theorien„Vorausgesagtes“
DatenAnalyse des Konkreten
„Beobachtetes“
WerteIdeologien, Deutungen,
Annahmen; „Bevorzugtes“
Methoden zur Bearbeitung der sozialen
Realität
Methoden zur Bearbeitung des
Kulturellen
Gla
uben
ssys
tem
eA
lltag
serf
ahru
ngen S
oziale Realität
Theorien und ihre Ontologien & Epistemologien – Beispiele
119
Ausgangspunkt = individuelle Einheit (Individuum, Staat) – agiert in der Welt auf der Grundlage von Eigeninteressen
Die Welt (Gesellschaft) ist die Summe dieser Handlungen
Ereignisse haben ihren Ursprung im individuellen Subjekt, das in der Welt aktiv wird
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
Akteursorientierte Theorien:Rational Choice, Public Choice
ontologische Grundposition
Strukturalistische Theorien: Regulationstheorie
120
Kapitalistische Ökonomie, (National-) Staaten als regulative Instanzen
Handeln bleibt innerhalb funktionaler Grenzen
Soziale Klassen und Klassenkonflikt, regulierender Staat
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
ontologische Grundposition: (schwaches) System
Problemlösend: Datensammlung für staatliche Intervention und Regulierung (positivistisch)
Kritische Theorie: historische Analyse von Akkumulationsweisen und -regimen
epistemologische
Grundposition
Weltsystemansatz
121
Kapitalistische Weltwirtschaft, entwickelt sich seit dem 16. Jahrhundert zu einem starken System
Aufstieg und Niedergang der hegemonialen Staaten
Staaten – Gesellschaften – Klassen Peripherie – Zentrum Lange Wirtschaftszyklen unter wechselnder
Dominanz von produktivem und Finanzkapital
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
ontologische Grundposition: (starkes) System
Historisch-positivistisch (Annales-Schule)epistemologische
Grundposition
Marxistische Imperialismus- und Abhängigkeitstheorien
122
Ungleiche Entwicklung Konflikt und Krieg, Ausbeutung Geschichte ist die Geschichte eines
Kampfes mit offenem Ausgang Gesellschaft (Objekt) besteht aus sozialen
Klassen (Subjekte)
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
ontologische Grundposition: Menschheit = Gesellschaft
Kritisch-dialektisch: gegen Harmonie, Widersprüche! Wissen hat Klassencharakter
epistemologische
Position
(Neo-) gramscianische Klassenanalyse
123
Klassenfiguration – organische Intellektuelle Herstellung von Hegemonie transnationale Ebene
Wissenschaftstheoretische Grundpositionen
ontologische Grundposition
Kritisch: Analyse hegemonialer Konstellationen, „Kontrollkonzepte“
epistemologische
Grundposition
Aufgabe 1
124
In Dreiergruppen: Suchen Sie sich eine Theorie aus, die sie im Studium bereits kennen gelernt haben und recherchieren sie kurz dazu – was macht die Theorie aus? Was beschreibt sie?Nehmen Sie Stellung (Ontologie, Epistemologie, Methodologie) (15 Minuten) + Sharing back
In 5er Gruppen: Jede Gruppe nimmt sich eine Grundposition an und bereitet ein Konferenz vor.Es muss entschieden werden, wie das Unternehmen herausfinden kann, welche neuen Features die Handys der nächsten Generation haben sollen? Machen Sie einen kleinen Forschungsplan und argumentieren Sie aus ihrer Position heraus. (20 Min.) + Konferenz (45 Min.)
Literaturhinweise
• Cox, Robert W. (1995): Critical Political Economy. In: Hettne, Björn (ed.): International Political Economy. Understanding Global Disorder. London: Zed Books, 31-45.
• Gill, Stephen (1993): Epistemology, Ontology and the "Italian School". In: ders. (ed.): Gramsci, Historical Materialism and International Relations, 21-48.
• Marsh, David/Furlong, Paul (2002): A Skin, not a Sweater: Ontology and Epistemology in Political Science. In: Marsh, David/Stoker, Gerry (eds.): Theory and Methods in Political Science. Basingstoke: Palgrave, 17-41.
• Potter, Robert P. (2002): Theories, strategies and ideologies of development. In: Desai, Vandana/Potter, Robert B. (eds.): The Companion to Development Studies. London: Arnold, 61-65.
• Van der Pijl, Kees (o.J.): Sources of Contemporary Theory in Global Political Economy. University of Sussex, Department of International Relations and Politics.125
Wissenschaftstheorie PS TEF 2
Methoden empirischer Sozialforschung
126
Gralki - WS 06/07 Feb. 07 – Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Thema: Empirische Sozialforschung
Eine Bemerkung vorab
Wahrheiten werden in der Welt der Wissenschaft und außerhalb allseits akzeptiert.
Der Wissenschaftsphilosoph Thomas Kuhn (1922 – 1996) sieht das aber andersEr führt den Begriff “Paradigma“ ein und stellt den Wissenschaftsverlauf ganz anders darEr sagt, dass Wissenschaft eher wie ein demokratisches System funktioniert. Es gibt eine herrschende Wissenschaftsauffassung und es gibt die Wissenschaftler, die etwas anderes für wahr halten. Diese Gruppe versucht die vorherrschende Vorstellung zu widerlegen und übernimmt eines Tages die Macht
Dies bezeichnet Kuhn als Paradigmenwechel
Gralki - WS 06/07 Feb. 07 – Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Thema: Empirische Sozialforschung
Was ist empirische Sozialforschung?
Empirische Sozialforschung = Daten erheben, auswerten und interpretieren
ES kann einfach sein – und ist deswegen nicht automatisch schlecht
ES kann kompliziert sein – und ist deswegen nicht automatisch gut
Gut und schlecht korreliert auch nicht immer mit bedeutungsvoll und bedeutungslos
ES ist ein großer Bereich der Soziologie
ES wird häufig mit Forschung gleich gesetzt
Gralki - WS 06/07 Feb. 07 – Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Thema: Empirische Sozialforschung
Wozu braucht man empirische Sozialforschung?
Um Hypothesen und Theorien zu überprüfen
Um Hypothesen und Theorien entwickeln
Um Planungs- und Entscheidungsprozesse zu fundieren
Um praktische Probleme zu bewältigen
Um Qualität und Erfolg zu messen (Evaluation)
Gralki - WS 06/07 Feb. 07 – Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Thema: Empirische Sozialforschung
Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: Das Experiment
Welche Forschungsmethoden stehen zur Verfügung?
Experiment
Beobachtung
Befragung
Inhaltsanalyse
Mit diesen vier Bergriffen sind Gruppen von Methoden benannt
Wir beginnen mit der Methodengruppe Experiment
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: Das Experiment
Start
Ende
Experimentalgruppe Kontrollgruppe
Veränderung: Form, Farbe, Distanz
Veränderung: keine
Experimente sind selten in der Soziologie / Gründe
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung Berühmte Experimente
Hawthorne: 1924 bis 1932 in den Hawthorne Werken (Western Electric) in Illinois
Die Hawthorne Experimente
Untersuchungen zur Erhöhung der Arbeitseffektivität
Veränderung der Beleuchtung
Arbeitsleistung stieg
Die Arbeitsleistung stieg aber auch in der Kontrollgruppe
Die Arbeitsleistung fiel nicht als die Helligkeit wieder vermindert wurde
Hawthorne Effekt: Verhalten ändert sich wenn man im Mittelpunkt steht
Vom Taylorismus zum human-relation Ansatz
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung Berühmte Experimente
Das Milgram Experiment
Problem: Gehorsam / Nationalsozialismus (Germans are different)
V = Versuchsleiter
L = „Lehrer“
S = „Schüler“
S soll Aufgaben lösen, L soll ihn bestrafen,wenn die Antwort falsch ist.
Die Stärke der Stromstöße steigt vonMal zu Mal in 15V Schritten
S ist ein Schauspieler!
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung Berühmte Experimente
Spannung Reaktion des „Schülers“
75 V Grunzen
120 V Schmerzensschreie
150 V sagt, dass er an dem Experiment nicht mehr teilnehmen will
200 V Schreie, „die das Blut in den Adern gefrieren lassen“
300 V Er lehnt es ab zu antworten
über 330 V Stille
Das Milgram Experiment
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung Berühmte Experimente
Das Milgram Experiment
Spannung (Volt)Anzahl
Vpn: Abbruch
bis 300 V 0
300 V 5
315 V 4
330 V 2
345 V 1
360 V 1
375 V 1
390 V bis 435 V 0
450 V 26
62,5% der „Lehrer“ bestraften bis 450 V. Der Lehrer bestand auf Fortsetzung
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die BeobachtungTeilnehmende Beobachtung
Die teilnehmende Beobachtung wird in der natürlichen Lebenswelt des Beobachteten eingesetzt wird.
Bei teilnehmender Beobachtung nimmt der Sozialforscher als Beobachter am Alltagsleben der ihn interessierenden Personen oder Gruppen teil.
Die Beobachtung wird vornehmlich dort praktiziert, wo es um ansonsten schwer zugängliche soziale Felder geht, bzw. relatives Neuland betreten wird.
Die (teilnehmende) Beobachtung soll es ermöglichen, wissenschaftlich abgesichert fremde (Sub)Kulturen zu verstehen. Das Fremdverstehen ist Voraussetzung und Methode der Beobachtung.
Das alltägliche Verstehen unterscheidet sich u.a. von dem wissenschaftlichen der Beobachtung dadurch, dass ersteres eher pragmatisch, emotional-teilnehmend, letzteres eher kognitiv-betrachtend und analytisch ist.
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die Beobachtung
Teilnehmende BeobachtungDas angestrebte Sinnverstehen durch teilnehmende Beobachtung erfordert jedoch beide Elemente. Je nach Rolle des Beobachters im Feld ergeben sich unterschiedliche Verhältnisse.
Das Sinnverstehen muss methodisch kontrolliert erfolgen.
Exkurs: Flander´sche Interaktionsanalyse
1 = Dozent spricht2 = Student spricht
3 = Frage des Dozenten4 = Frage des Studenten
5 = Stille
Ergebnisse:
1,1,1,1,1,3,3,3,5,5,5,5,1,1,1
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die BefragungBerühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die Befragung
Berühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
Marie Jahoda Hans Zeisel Paul Lazarsfeld
Was für eine Arbeit war das? Beobachtung? Befragung? Action research?Auf jeden Fall ein Meilenstein der Soziologie
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die Befragung
Berühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
Marienthal
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die BefragungBerühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
Marienthal Dorf Nähe Wiens. 1830 Textilfabrik, Je größer Betrieb, desto organisierter Arbeiter. Einwohner überwiegend sozialdemokratisch. Partei, Gewerkschaft gegründet;Konsumverein sowie verschieden Arbeitertheater und diverse Vereine bilden sich( z.B. Hasenzüchterverein ). Marienthal besitzt aktive und engagierte Bewohner 1929 schließt die Fabrik mit der Konsequenz einer nahezu totalen Arbeitslosigkeit, dies ist Untersuchungsgegenstand der Studie die eine Gruppe von Sozialwissenschaftlern unter der Leitung von Marie Jahoda Paul Lazarsfeld Hans Zeisel.
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die BefragungBerühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
Methodik der Untersuchung:
Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden verwendet. Begriffssysteme empirisch belegt, statistische Daten und soziale Reportagen.Die Studie begann mit offenen Fragen und nicht mit einer Theorie oder einem festem Methodenplan. Material der Auswertung: Katastenblätter 478 Familien, Zeitverwendungsbögen, Lebensgeschichten, Anzeigen, Beschwerden, Protokolle ärztlicher Untersuchungen, Schulaufsätze, Wahlergebnisse, Geschäftsbücher des Konsumvereins, Mitgliederverzeichnisse der Vereine, diverse Statistiken und Interviews
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die BefragungBerühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
Arbeitslosigkeit und Zeitverwendung (Langzeit)- Arbeitslosigkeit verändert Lebenstempo. Um nicht alleine zu Hause zu sitzen, verbringen die Männer ihre Zeit auf der Strasse „trödeln herum“. Beobachtet wurde dies durch Messung der Gehtempi auf der Hauptstrasse. Von hundert Männern die durch die Strasse gehen, bleiben mindestens 2/3 zweimal stehen Frauen nur 1/6, diese haben immer noch ihre festen Aufgaben im Haushalt zu verrichten, wodurch der Tag strukturiert wird. Durch Arbeitslosigkeit gewonnene freie Zeit erweist sich nicht als Gewinn im Sinne von Freizeit, es ist viel eher leere Zeit. Es fehlen materielle und moralische Möglichkeiten die Zeit zu verwenden um z.B. zu lesen oder. „Das Nichtstun beherrscht den Tag“ und die Menschen haben verlernt ich zu beeilen, verlieren das Zeitgefühl >> was bedeutet das für einen möglichen Widereinstieg in das Arbeitsleben nach der Langzeitarbeitslosigkeit?
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die Befragung
Berühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
Schrumpfen der Lebensäußerungen – Gleichgültigkeit - nachlassendes Interesse an der Politik, sinkende Mitgliederzahlen an VereinenBeispiel: Arbeitslosigkeit beeinflusst Leselust und Art der Lektüre. Nach Schließung der Fabrik, sinkende Ausleihzahlen an der Marienthaler Bibliothek, Rückgang der Abonnementenzahlen der Arbeiterzeitung um 60%, obwohl sehr billig, „Kleines Blatt“ obwohl gleiche polit. Richtung und mehr um das doppelte teuer, aber mehr Unterhaltung nur 27%.>> Betroffene sagen selber aus, dass sie keine Muße zum Lesen haben (auch Frauen)
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die BefragungBerühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
Auswirkung der Situation auf die Kinder:- a) Resignation der Eltern: schränkt kindlichen Horizont,Wünsche und Phantasien ein.Auch: „Infektionsmodell“ genannt. - Kinder haben keine typischen „Traumberufe“ vor Augen, viele schreiben im Aufsatz: „Was ich einmal werden will“, dass sie Fabrikarbeiter werden wollen, bzw. sehen sich teilweise selbst als Arbeitslose in der Zukunft.- Weihnachtswünsche hatten im Durchschnitt einen Preis von 12 Schilling, in anderen Orten ohne Arbeitslosigkeit: 36 Schilling. Aufsätze oft im Konjunktiv geschrieben: „Wenn die Eltern Arbeit hätten würde ich mir … wünschen“.- b) Gesundheitszustand aller Marienthaler Kinder unter 14 Jahren: Stufen I (gut), II (mittel) und III (schlecht) - eigentlich nicht subjektiv, aber hängt stark damit zusammen: G. zustand I II III Anzahl
Kinder
Eltern mit Arbeit
19 15 0 34
Eltern ohne Arbeit
31 144 103 278
314
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Methoden sozialwissenschaftlicher empirischer Forschung: die Befragung
Berühmte Befragungen: Die Arbeitslosen von Marienthal
Extrem knappes Einkommen zwingt Menschen zu Verhaltensweisen, die sonst nicht zum Vorschein gekommen wären/Essen von Hund und Katze /Diebstähle z.B. Kohlediebstähle bei der Bahn (Behörden verfolgen diese noch nicht einmal mehr)
Aufgabe: • Entwickeln Sie eine Idee für eine Forschungsfrage• Wie könnte man diese Untersuchen?
• Experiement• Teilnehmende Beobachtung• Befragung
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