Post on 18-Jul-2015
transcript
Viele Pfl egende fühlen sich körperlich erschöpft
Es ist wichtig, über Hilfsangebote informiert zu sein
Rund 14.000 Menschen im Land Bremen sind pfl egebedürftig. Davon wird fast jeder zweite Pfl egebedürftige zu Hause gepfl egt. Das Wissenschaftliche Institut der TK hat eine Studie veröffentlicht, in der pfl egende Angehörige zu ihrer Gesundheit, Belastung und Unterstützungsmöglichkeiten befragt wurden.
Von den Befragten gaben über die Hälfte an, dass sie sich die Pfl egeaufgaben mit anderen An gehörigen, Bekannten, Freunden oder Nachbarn teilen. Ein Resultat der TKStudie: Jeder Vierte der Be fragten aus Bremen, Niedersachsen, Hamburg und SchleswigHolstein gab an, dass die emotionale Bindung, Liebe, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl ausschlaggebend dafür sind, seinen Angehörigen zu Hause zu pfl egen. Lediglich für sieben Prozent sind die Kosten für ein Pfl egeheim zu teuer.
Die Hälfte der Pfl egenden fühlt sich laut TKStudie oft körperlich erschöpft. Gut ein Drittel ist hin und hergerissen zwischen den Anforderungen der Pfl ege und denen des Umfelds, zum
Beispiel Job oder Familie. Drei von zehn Befragten gaben an, die Pfl egesituation greife die eigene Gesundheit an. Das zeigt, wie belastend und kräftezehrend die Aufgabe sein kann, einen Angehörigen zu pfl egen. Es ist daher wichtig, über Hilfsangebote informiert zu sein. In den vier Nordländern sind die Pfl egenden jedoch insgesamt wenig über professionelle Hilfe informiert. 58 Prozent haben von einer individuellen Pfl egeschulung zu Hause
noch nie etwas gehört und jeder Zweite kennt noch
nicht einmal die Pfl egekurse in der Gruppe. Hingegen ist die Nachtpfl ege bei 62 Prozent der Pfl egenden bekannt, wird aber trotzdem nur von drei Prozent der Befragten genutzt. „Wir sehen als Krankenkasse hier einen klaren Auftrag, die Pfl egenden gut zu informieren und durch die verschiedenen Unterstützungsangebote zu navigieren“, Brigitte Fuhst, Leiterin TKLandesvertretung.
Pfl ege in Deutschland, der Studienband im Internet: www.tk.de, Webcode 660168.
Liebe Leserin,lieber Leser,
das Gesundheitsministerium hat mit dem Referentenentwurf eines Präventionsgesetzes das Thema wieder auf die Agenda gesetzt. Inzwischen ist es bereits der vierte Entwurf. Wir begrüßen ausdrücklich das Vorhaben der Bundesregierung, Prävention nachhaltig auszurichten. Daher haben wir uns aus aktuellem Anlass mit dem bisher vorliegenden Referentenentwurf näher beschäftigt. Auch sind wir der Frage nachgegangen, wie oft die Menschen die individuellen Leistungen (IGeL) annehmen und wer davon öfter ins eigene Portemonnaie greift.
An dieser Stelle wünschen meine Mitarbeiter und ich Ihnen erholsame Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ihre
Brigitte FuhstLeiterin TKLandesvertretung Bremen
EDITORIAL
Interview: „Prävention ist eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft“ • IGeL: Extra- Behandlung auf eigene Kosten
spezialNr. 4 2014Informationsdienst der Techniker Krankenkasse
B R E M E N
Unsere Aufgabe ist es, die Pfl egenden zu informieren und durch die Unterstützungsangebote zu navigieren“
Unsere Aufgabe ist es, die Pfl egenden zu informieren
TK spezial Bremen · 4/2014 | 2
TK spezial: | Herr Holm, mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland treiben laut einer Umfrage im Auftrag der TK nie oder selten Sport, gleichzeitig fühlt sich jeder dritte Berufstätige ausgebrannt. Was sagen Ihnen diese Zahlen?
Holm | Mir sagen die Daten, dass wir uns weiter für die bestmögliche Ge sunderhaltung der Menschen einsetzen müssen – in jedem Lebensalter und unter den jeweiligen Lebensbedingungen. Damit das gelingt, sind viele Ebenen, Institutionen und Organisationen gefragt. Prävention ist eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft.
TK spezial | Woran orientieren sich die Präventionsangebote der TK?
Holm | Häufig verbindet man mit dem Begriff „Prävention“ Kurse wie NordicWalking oder Hatha Yoga – also Angebote allein für die Versicherten. Diese sind wichtig, und wir freuen uns, wenn sich unsere Kunden entschließen, aktiv etwas für die eigene Gesundheit zu unternehmen. Darüber hinaus haben wir aber das Ziel, die Lebenswelt, das Setting, des jeweiligen Menschen möglichst gesund zu gestalten – ganz gleich, ob er gerade lernt, sich für die Familie engagiert oder arbeitet.
TK spezial | Können Sie uns ein konkretes Beispiel geben?
Holm | Nehmen wir einen Betrieb. Der Erfolg eines Unternehmens hängt von der Kompetenz, Motivation und der Gesundheit der Mitarbeiter ab. Die Gesundheit lässt sich durch verschiedene Strategien verbessern. Einerseits lassen sich die gesundheitsbezogenen Kompetenzen der Mitarbeiter fördern. Andererseits geht es darum, auch die Arbeitsbedingungen und das berufliche Umfeld gesundheitsgerecht zu gestalten. Das betriebliche Gesundheitsmanagement der TK hat beides im Blick: Wir stellen individualpräventive Angebote wie Seminare und Kurse zur Verfügung, gleichzeitig ist es das Ziel der TKBeratung,
systematisch und nachhaltig gesundheitsförderliche Strukturen zu schaffen. Wir wissen beispielsweise, dass die Qualität der Führung einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeiter hat. Deshalb unterstützen wir Personalverantwortliche durch FührungskräfteSeminare.
TK spezial | Aber Sie gehen nicht nur in Betriebe, sondern setzen bereits viel früher an …
Holm | Mit unserer Idee von der „Gesunden Schule“ und der „Gesunden Kita“ unterstützen wir Schulen und Kindergärten finanziell, etwa wenn es um Ernährung, Bewegung oder um Gewaltprävention geht. Wir beraten die jeweiligen Akteure und vernetzen bestehende Strukturen, um dann gemeinsam die Gesundheit aller im jeweiligen Lebensumfeld zu fördern. Dazu bieten wir auch eigene Projekte in Bremen an, wie den sogenannten „AntiMobbingKoffer“. Jede am Programm beteiligte Schule hat in den letzten Jahren Projektwochen für die fünften bis siebten Klassen durchgeführt. Viele Schulen haben die Materialien fest in ihren Schulalltag integriert. Dafür erhielten die Klassen jeweils einen Koffer mit differenzierten Materialien – Filme, Arbeitsblätter, Informationen. Im letzten Jahr wurde der Koffer um den Baustein Cybermobbing erweitert, und die Eltern werden in das Projekt mit einbezogen.
TK spezial | Die Politik unternimmt gerade einen neuen Anlauf für ein Präventionsgesetz. Was wünschen Sie sich vom Gesetzgeber?
Holm | Als TK begrüßen wir das Vorhaben der Bundesregierung, die Prävention und Gesundheitsförderung per Gesetz nachhaltig auszurichten und auf eine breitere gesellschaftliche Basis zu stellen. Auch dem Vorhaben, den Betrag der Krankenkassen für Prävention hochzusetzen, stehen wir positiv gegenüber, allerdings nur dann, wenn die Beitragsgelder der Versichertengemeinschaft auch sinnvoll eingesetzt werden. Die Finanzierung
„Prävention ist eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft“
einer nachgelagerten staatlichen Behörde gehört nicht dazu. Entscheidender ist aber etwas anderes: Es darf in dem Gesetzgebungsvorhaben nicht darum gehen, lediglich das Leistungsspektrum der Krankenkassen zu verändern und damit die finanzielle Last den Beitragszahlern praktisch allein aufzubürden. Wir wünschen uns ein Gesetz, das alle Sozialversicherungsträger, die private Krankenversicherung, Länder und Kommunen verpflichtet, sich inhaltlich und finanziell an der Gemeinschaftsaufgabe Prävention zu beteiligen. Nur so können wir im Ringen um eine bessere Gesundheitsförderung erfolgreich sein.
Ausführliche Informationen zu den Präventionsangeboten der TK im Internet unter www.tk.de, Webcode 040144.
Thomas Holm
Thomas Holm leitet seit 2011 das Gesundheitsmanagement der TK. Der Politologe hat umfangreiche Berufserfahrungen in Politik, Wirtschaft und Bildungsmanagement, unter anderem als Niederlassungsleiter „Rehabilitation, Integration und Bildung – Aufbau von Gesundheitsdienstleistungen für die Hamburger Wirtschaft“. Auch als Assistent eines Bundestagsabgeordneten und für eine private Krankenversicherung war Holm bereits tätig.
ZUR PERSON
Interview mit Thomas Holm, Leiter des Gesundheitsmanagements der TK
TK spezial Bremen · 4/2014 | 3
Thesen zum Präventions- und GesundheitsförderungsgesetzDer TKVerwaltungsrat begrüßt das Vorhaben der Bundesregierung, Prävention und Gesundheitsförderung auf eine breitere gesellschaftliche Basis zu stellen. Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel Diabetes, Übergewicht oder Bluthochdruck, also die sogenannten Zivilisationskrankheiten, auf dem Vormarsch sind, muss etwas getan werden. Patienten, Ärzte und auch Krankenkassen sehen hier gleichermaßen dringenden Handlungsbedarf.
Der TK Verwaltungsrat begrüßt das Vorhaben der Regierung, Prävention nachhaltig auszurichten, und macht seine Position und Anforderung an ein Präventionsgesetz in zehn Thesen deutlich.
Beitragsgelder sinnvoll einsetzen
Unter anderem ist die TK durchaus dafür, auch den Beitrag der Krankenkassen für Prävention hochzusetzen. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass dafür die Beitragsgelder der Versichertengemeinschaft sinnvoll eingesetzt werden.
Dies beinhaltet, dass gesundheitsfördernde Maßnahmen nicht ausschließlich von der gesetzlichen Krankenkassenversicherung getragen und finanziert werden, sondern die Kosten und Verantwortlichkeiten gleichmäßig unter allen Trägern aufgeteilt werden. Auf diese Weise können zum Beispiel auch Maßnahmen von Präventionsangeboten in Schulen und Kindergärten ausgebaut werden. Die TK ist daher für die Einführung eines Mindestwertes aller Beteiligten für Präventionsausgaben. Dadurch würde außerdem ein bestimmtes Finanzvolumen zuverlässig zur Verfügung stehen.
Die Finanzierung einer nachgelagerten staatlichen Behörde lehnt die TK ab. Dem Referentenentwurf zufolge sollen die Krankenkassen künftig insgesamt 35 Millionen Euro an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zahlen.
Die zehn Thesen des Verwaltungsrats der TK zu einem Präventions- und Gesundheitsförderungsgesetz sind im Internet nachzulesen: www.tk.de, Webcode 669032.
TK-Verwaltungsrat hat seine Positionen festgelegt
Immer mehr Menschen werden in Deutschland immer älter und kränker. Die Grafik zeigt die prognostizierte Zunahme ausgewählter Zivilisationskrankheiten bis zu den Jahren 2030 bzw. 2050.
Finanzierung durch die Krankenkassen
Richtwert der gesetzlichen Krankenkassen soll von gut drei auf sieben Euro je Versicherten angehoben werden. Davon:
zwei Euro für die Lebenswelten Kindertagesstätten und Schulen
zwei Euro für betriebliche Gesundheitsförderung
drei Euro bleiben bei den Krankenkassen für eigene Präventionsmaßnahmen
35 Millionen Euro sollen die Krankenkassen insgesamt an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zahlen
Die Pflegeversicherung soll sich an Präventionsprojekten finanziell beteiligen (pro Versicherten 30 Cent)
Von der Privaten Krankenversicherung wird erwartet, dass sie sich an Gesundheitsprojekten beteiligt
Das Präventionsgesetz soll am 17. Dezember 2014 im Kabinett verabschiedet werden und nach den parlamentarischen Beratungen 2016 in Kraft treten.
(Referentenentwurf, Stand 10. November 2014)
HINTERGRUND
Impressum
Herausgeber | Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Bremen
Verantwortlich | Brigitte Fuhst Redaktion | Eschin Marbin, Angela Motzko Telefon | 04 21 305 05 400 Telefax | 04 21 305 05 409E-Mail | lvbremen@tk.de Twitter | www.twitter.com/TKinHBInternet | www.tk.de/lvbremen
IGeL: Extra-Behandlung auf eigene KostenJe wohlhabender, desto mehr Angebote
Individuelle Leistungen werden oft in der Praxis angeboten
Mehr als die Hälfte der gesetzlich Versicherten hat von ihrem Arzt schon sogenannte IGeLAngebote bekommen – also Leistungen, die beim gemeinsamen Bundesausschuss durchgefallen sind und deshalb nicht zum Katalog der Krankenkassen gehören. Diese Leistungen müssen privat bezahlt werden.
52 Prozent der gesetzlich Versicherten in Bremen, Hamburg, SchleswigHolstein und MecklenburgVorpommern berichten, dass sie vom Doktor schon mindestens einmal eine SelbstzahlLeistung angeboten bekommen haben.
aber nur vier von zehn, die 1.500 Euro oder weniger verdienen.
„Meiner Gesundheit zu -liebe …“, viele Patien ten lassen sich überzeugen
24 Prozent der gesetzlich Versicherten, denen eine SelbstzahlLeistung angeboten wurde, haben diese auch angenommen. Jeder zweite Patient hat diese Angebote sogar schon mehrfach in Anspruch genommen. Die Umfrage ergab auch, dass Gesunde die individuellen Gesundheitsleistungen sogar etwas häufiger als Erkrankte in Anspruch nehmen. Auch hier spielt die finanzielle Situation der Patienten eine Rolle: Von den Geringverdienern haben 63 Prozent für Zusatzleistungen in den eigenen Geldbeutel gegriffen – von den Gutverdienern 84 Prozent.
Nur wenige informieren sich über IGeL-Leistungen
Nur vier von zehn Befragten, die vor einer Entscheidung pro oder contra IGeL standen, haben sich dazu weitere Informationen eingeholt. Die Mehrheit (61 Prozent) vertraut in Sachen IGeL ihrem Arzt blind. Diejenigen, die sich aber eine „Zweitmeinung“ einholen, schauen meist auf spezielle Seiten im Internet (51 Prozent), an ihre Krankenkasse wenden sich 47 Prozent und 24 Prozent an einen anderen Arzt.
Den Studienband „TK-Meinungspuls 2014“ finden Sie im Internet unter www.presse.tk.de, Webcode 660168.
Jedem Dritten passiert dies bei Arztbesuchen sogar öfter. Das zeigt der aktuelle Meinungspuls der Techniker Krankenkasse. Die vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführte Studie macht deutlich, dass dabei ein Zusammenhang mit dem Einkommen der Befragten besteht: Je wohlhabender ein Patient ist, desto öfter be kommt er Zuzahlleistungen angeboten. So berichten zwei von drei Befragten mit einem Monatseinkommen von über 3.000 Euro von IGeLAngeboten,
Beratung und Entscheidungshilfen zu den IGeLLeistungen:
IGeLLeistungen sinnvoll nutzen: www.tk.de, Webcode 229954
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS): www.igelmonitor.de.
INfORMATION