kompakt September 2011

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Schulden und Spekulationen bringen Europa in Bedrängnis. Die Börsen spielen verrückt. Unsere Titelgeschichte widmet sich ausgiebig diesem komplexen Thema und sucht eine Antwort auf die Frage: Wer stoppt diesen Irrsinn? Außerdem im Magazin: Tausende Ölarbeiter in Kasachstan streiken seit Monaten. Auch der Ausbildungsstart wird besprochen sowie die Rechte von Praktikanten.

transcript

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Sorge um Arbeitsplätze: Die IG BCE protestiert gegen Stellenabbau bei E.on

tendenzen Kein Ende in Sicht: In Kasachstan streiken Tausende Ölarbeiter seit Monaten für mehr Geld

tipps Hoffentlich abgesichert: Welche Versicherungen für Azubis sinnvoll sind

Nr. 09 I SEptEMBEr 2011 www.igbce.de

europäische WackelpartieSchulden und Spekulation bringen Europa in Bedrängnis. Die Börsen spielen schon wieder verrückt. Wer stoppt den Irrsinn?

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>unter uns

s ist gar nicht lange her, da haben wir uns gefreut. Über die Rettung von Beschäftigung und Betrieben, trotz Finanzkrise. Über den anschließenden »XXL-Aufschwung«, über wieder richtige gute

Tarifergebnisse. Endlich mal ein Trend, der Zuversicht weckt. Und heute, wenige Urlaubswochen später? Da holt uns der ganze Irrsinn der offenbar völlig durchgedrehten Finanzmärkte ein. An der Börsen herrscht Hysterie, während den Spekulanten das Herz im Leibe lacht. Wie, zum Donner, kann es sein, dass man sich diesem Treiben erneut ausgeliefert fühlt? Die »Märkte«, so heißt es, hätten das Vertrauen verloren: in Griechenland, Portugal, Irland, Spanien, Italien und die ganze Europäische Union, in den Euro und in die Politik sowieso, in den Aufschwung und die Unternehmen, in unser aller Zukunft also.

Oder ist es nicht doch genau anders herum: dass nämlich auf den Finanz-märkten Roulette gespielt wird – und der Einsatz ist die Stabilität unserer Wirtschaft, unserer Demokratie, unseres Geldes. Zugegeben, das ist ein Verdacht, der wütend macht. Über die Macht und die Verantwortungslosig-keit der Akteure auf den Finanzmärkten, über die offensichtliche Folgen-losigkeit der letzten Finanzkrise, die nur mit allerlei Rettungsschirmen und Hunderten von Milliarden Euro zu bewältigen war.

GenuG ist GenuG. Dieses Auf und Ab von einer Finanzkrise zur nächsten muss ein Ende finden. Denn mit solider sozialer Markwirtschaft, mit richtiger Arbeit in realen Unternehmen hat das nichts mehr zu tun. Grund genug also, den Missständen der Finanzwirtschaft und den aktuellen Krisenerscheinungen eine Titelgeschichte zu widmen. Im Sinne einer nüchternen Analyse der tatsächlichen Probleme und der richtigen Antworten darauf. Sicher ist: Die Finanzmärkte helfen nicht, wieder auf den vorsommerlichen Pfad der Zuversicht zu finden, sie sind im Gegenteil Quelle eines Sorgenstroms, der endlich ausgetrocknet gehört.

ein Gefühl von Wut und Ohnmacht

Christian hülsmeier Chefredakteur

christian.huelsmeier@igbce.de

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Foto: Frank rumpenhorst/dpa

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Alles so schön grün hier

Eine Dattelner Firma ist auf die Anlage und Pflege von Grünanlagen spezialisiert. Auch ehemalige Bergleute sorgen hier dafür, dass über Tage alles prächtig gedeiht.

Q-Cells vor radikalem UmbauSolarproduzent lagert Produktion nach Malaysia aus. Betriebsrat und IG BCE wollen Forschung in Deutschland halten und setzen auf Modulproduktion.

Wenn der Betriebsrat ausbildetDer SCA-Nachwuchs in Mannheim lernt die Betriebsrats-arbeit kennen – und schätzen.

Lernen mit Sinn und ZielVor 50 Jahren wurde der Grundstein für das Wilhelm-Gefeller-Bil-dungs- und Tagungs-zentrum in Bad Münder gelegt.

Die Zeichen stehen auf SturmDer E.ON-Konzern will weltweit 9000 bis 11 000 Arbeits-plätze abbauen.

VOR ORT 21–29

IMMER IM HEFT03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz*DerLandesbezirkWestfalenberichtetaufdieserSeiteüber

Jubilarehrungen.

Titelbild:StefanKoch

12 Europäisches DominoAußer Krisen nichts gewesen: Europa wird permanent gerettet: vor den Schulden, vor der Rezession, vor dem Untergang. Wer rettet uns eigentlich vor den Spekulanten? Die kompakt-Titelgeschichte erklärt die Zusammenhänge. Dazu: Ein Überblick zu Europas Schuldenstaaten und ihren Sparpaketen, ein kleines Schulden-ABC sowie der Kommentar zum Thema.

18 Die LeerstellePünktlich zum Ausbildungsstart beginnt der Kampf um die Zahlen: Zu wenige Bewerber? Zu wenige Stellen? Unsere Autorin klärt auf – und hat mit einigen Einsteigern gesprochen.

31 Kein Ende in SichtSeit Monaten streiken Tausende Ölarbeiter in Kasachs- tan. Das Regime will die Streikenden zum Aufgeben zwingen – doch noch hält die Gemeinschaft. Eine Reportage aus einem reichen Land ohne Demokratie.

34 Re: SchichtarbeitIn unserer Sommer-Ausgabe haben wir einen zufriedenen Schichtarbeiter porträtiert. Prompt gingen viele Leser-briefe ein, und die Meinungen sind durchaus geteilt. Dazu: Ein Interview mit einem Arbeitsmediziner.

36 Mehr als KaffeekochenPraktikanten sollten etwas lernen im Unternehmen – und anständig bezahlt werden.

38 Hoffentlich gut versichertDie Ausbildung beginnt – und der kompakt-Ratgeber klärt auf, welche Versicherungen Azubis brauchen.

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über gute und schlechte Arbeit.

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>INHALTSEpTEmBER2011

34 Schichtarbeit und Familie Praktikum – mehr als Kaffeekochen 36

42 Mein Arbeitsplatz: Werkfeuerwehr Ölarbeiter streiken in Kasachstan 31

Auf in die Ausbildung 18

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Ehe gefährdet SicherheitNach dem Ja-Wort folgte der Raus-wurf: Ein Ingenieur aus dem norddeut-schen Elmshorn wurde entlassen, weil er eine Chinesin geheiratet hat. Der Grund: Spionageverdacht. Durch seine Bezie-hungen nach China sei er ein Sicherheits-risiko für das Unternehmen, das unter anderem Technik für militärische Sicher-heitsbereiche herstellt. Doch schon bei seiner ersten Reise nach China 2007 kontaktierte er die Sicherheitsbeauftragte der Firma, die nie Bedenken äußerte. 2010 erhielt er eine Festanstellung – und kurze Zeit später die Kündigung. Der Mann klagte – und bekam nun Recht. Die Entlassung ist sittenwidrig.

BILD DES MONATS

hilflos mitaNzuseheN wie das eigene Kind verhungert –das ist wohl das Schlimmste, was Eltern erleben können. In Ostafrika ist das bitterer Alltag. Mehr als elf Millionen Menschen am Horn von Afrika leiden unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren und den Kämpfen in Somalia. Sie fliehen

zu Hunderttausenden in das Auffanglager Dadaab in Kenia, doch auch dort läuft die Hilfe nur schleppend an. Vor allem Kinder sind vom Hungertod bedroht. Die IG BCE ruft zu Spenden zur Bekämpfung der Hungersnot auf. Eine Liste mit Spendenkonten finden Sie unter: www.kompakt.igbce.de

AUFREGER DES MONATS

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>AKTUELLES

Jugend will’s wissenWelche WüNsche haben junge Menschen? Was beschäftigt sie, wofür setzen sie sich ein? Und was erwarten sie von ihrer Gewerkschaft? Die IG-BCE-Jugend will es ganz genau wissen und hat deshalb eine Jugendstudie beauftragt. Sie soll die Situation der jungen Generation in Deutschland erfassen.

Noch bis Oktober läuft die Befragung im Internet. Wer mit-machen kann? Jeder, der sich jung fühlt! Teilnehmer müssen sich einfach nur 15 bis 25 Minuten Zeit nehmen. Die Be- fragung und Auswertung der Studie ist natürlich anonym. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Dezember ver- öffentlicht – natürlich auch in kompakt.

Also, liebe Leserinnen und Leser, bitte nehmen Sie zahlreich an der Befragung teil!

UNTERNEHMEN DES MONATS

6477Post aus togo für die neunjährige Kathi aus Gladbeck. Was für eine Überraschung. Am 1. Mai hatte die Grundschülerin am Luftballonwettbewerb der IG BCE in Bottrop einen Ballon auf Reisen geschickt. Monate später landete eine Antwort aus

dem westafrika-nischen Land im Briefkasten der IG BCE: eine Post-karte mit einem netten Gruß auf Französisch vom Togolesen Pepe Serom an die klei-ne Kathi.

Wie der Luftbal-lon oder zumin-dest die Postkarte nach Togo gekom-

men ist? Das weiß keiner so genau. Vielleicht ist er im Duis-burger Hafen an einem Container hängen geblieben. Doch Kathi ist das völlig egal. Sie freut sich einfach, dass ihre Karte 6477 Kilometer zurückgelegt hat. Wahrscheinlich Rekord bei einem Luftballonwettbewerb.

ZAHL DES MONATS

Nachricht aus afrika: Kathi und ihre familie freuen sich über die Postkarte aus togo.

ZITAT DES MONATS

»Noch sind wir geschockt, aber wir werden unsere Werte nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet: mehr Demo-kratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit.« Ein Zeichen gegen die rechtsradikalen Angriffe auf Norwegens Freiheit setzte Ministerpräsident JeNs stolteNberg beim Trauergottesdienst im Osloer Dom. Bei dem Bombenanschlag im Regierungsviertel und dem Massaker auf der Insel Utoya hatte der mutmaßliche Täter 77 Menschen getötet.

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Hier gehts zur Umfrage: www.https://www.surveymonkey.com/s/IGBCE-Jugendstudie.de

Foto: Emilio Morenatti/2011 AP

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> Heims Homepage

RaketenstaRt Rundum versorgt

ZukunftsfRagen Du bist gemeint!

geflutet Cooles leben

BaDen geHennix für alte

Was muss man als azubi nicht so alles wissen? Die Bundesagentur für arbeit kümmert sich darum – sie bietet Berufs- startern im internet ein »Rundum- paket« mit praktischen tipps für den Berufseinstieg: Was darf ich, was sollte ich besser nicht, welche Versicherungen brauche ich, wie sieht’s mit der Berufs-schule aus? und so weiter, und so weiter. kein angebot informiert umfassender. www.planet-beruf.de

europa macht es uns zurzeit nicht ganz einfach. Das projekt »Chance europa 2020« fragt daher: »Wenn es an euch wäre, was würdet ihr bis zum Jahr 2020 verändern, um jungen menschen den einstieg in die arbeitswelt zu erleich-tern?« Diejenigen, die die spannendsten ideen eingebracht haben, können zum Zukunftskongress vom 5. bis 8. Dezem- ber 2011 nach Berlin eingeladen werden.http://www.europa-2020.de/

politik ist dröge? Das leben perspektivlos? Journalisten sind alte säcke? nö!!! Die gar nicht so verstaubte Bundeszentrale für politische Bildung (welches Wort- ungetüm!) macht ein eigenes cooles Jugendmagazin: »fluter«. Das gibt’s kostenlos – auch als pDf im internet (www.fluter.de). Das Blatt liefert einen mix aus harten themen (ja auch die arbeit ist dabei) bis hin zu kinotipps und musik. ich »oller sack« hab’s gleich bestellt!

Wären wir (nur) in Bayern, würden wir von schmankerln reden: für junge mitglieder bietet die ig-BCe-Jugend über die fejo (www.fejo.de) tolle Reisen mit Wir-gefühl. im sommer (welcher sommer?) geht’s beispielsweise nach griechenland, Rimini oder nach irland, in der kalten Jahreszeit steht Winterurlaub auf dem programm. Die Älteren unter uns erinnern sich ganz versonnen: War das damals schön . . . ist es auch heute noch!

Rudolf HeimIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem WebE-Mail: internetredaktion@igbce.de

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> AKTUELLES>

Änderungen bei Altersvorsorge

Betriebsräte – wehrt euch!

Vorsorger AufgepAsst: Am 31. Dezember 2011 endet der tariflich vereinbarte Arbeitgeberbeitrag für vermögenswirksame Leistungen im Rahmen des Tarifvertrages »Ein- malzahlung und Altersvorsorge«. Das heißt konkret: Wer derzeit einen Ver-trag für vermögenswirksame Leistun-gen hat, erhält künftig keine tarif- lichen Zuschüsse mehr von seinem Arbeitgeber. Das führt zu einem hö-heren Eigenanteil, den die Beschäftig-ten zahlen müssen. Wer deshalb nun

lieber auf anderem Weg für das Alter vorsorgen möchte, sollte seinen Vertrag schnellstmöglich kündigen – denn er endet nicht automatisch. Die IG BCE hat zu-sammen mit dem Bundesarbeitgeberverband Chemie eine weitere tarifliche Mög-lichkeit geschaffen, mit guten Konditionen und Zuschüssen für die Zeit der Rente vorzusorgen. Auf www.igbce.de finden Sie genauere Informationen zu den auslaufen-den Arbeitgeberleistungen und Hinweise, was Sie jetzt tun können.

sie werden Bedroht und unter Druck gesetzt: Seit Monaten häufen sich die Fälle, in denen Betriebs- oder Per- sonalräte von ihrem Arbeitgeber mit kruden Mittel aus den Unternehmen ge-mobbt werden. Im Hintergrund agieren dabei Rechtsanwälte als skrupellose Rat-geber. Das Ziel: die Gewerkschaft aus-sperren, unliebsame Beschäftigte loswer-den und Betriebsräte zur Amtsaufgabe bewegen. Die Rechtsanwälte bieten da-für sogar spezielle Seminare für Arbeit-geber an, bei denen gezeigt wird, wie systematisch das Selbstwertgefühl von Beschäftigten beschädigt und Betroffene sozial isoliert werden können. Beliebte Praxis ist es auch, den Mitarbeitern mit Maßnahmen wie fristloser Kündigung, Strafanzeigen oder Schadenersatzklagen in Millionenhöhe zu drohen. Auch im Organisationsbereich der IG BCE hat es bereits solche Fälle gegeben, wie beispielsweise der Fall in Karlsruhe, bei dem zwei Betriebsräte sogar von ihrem Arbeitgeber bespitzelt wurden (kompakt berichtete mehrfach). Be-troffenen stehen die Rechtsexperten von IG BCE und DGB zur Seite. Denn legal sind solche Praktiken nicht.

wer früher spart, ist besser abgesichert.

Bedroht und bespitzelt? Betriebsräte und Betriebsrätinnen können sich wehren – mit den rechtsexperten von ig BCe und dgB.

> für mehr ZerstreuungDie Deutschen und die Arbeit – sie gehören fest zusammen. 1988 war das sonnenklar. »Die Arbeit war sein Leben. In keinem anderen Land als in Deutschland kann man diesen Satz in Nachrufen lesen«, heißt es damals im gp magazin. Allerdings hatte die Liebe zur Arbeit in den 80er-Jahren etwas nachgelassen – die Deutschen ent- deckten immer mehr die Freude an der Freizeit. Wissenschaftler witterten gleich wieder Gefahr: »Die Deutschen, so sagen sie, versinken in der Banalität ihrer Freizeit, weil sie nichts damit an- zufangen wissen«, zitiert das Magazin der IG Chemie-Papier-Keramik einen Experten. Doch muss man in seiner Freizeit immer etwas leisten? Fest steht zumindest, dass die Art des Zeitvertreibs auch vom Portemonnaie abhängt. Und von der Art des täg- lichen Broterwerbs. »Wer einen kreativen Beruf ausübt, möchte auch seine Mußestunden kreativ verbringen. Eher monotone Tätigkeiten verlei- ten nicht dazu, nach Dienstschluss größere Anstrengungen zu unter- nehmen, Abwechslung ins Leben zu bringen«, schreibt das Gewerkschafts-magazin. Doch der Mensch braucht den Rhythmuswechsel für Körper und Seele – sonst wird er krank, warnen die Autoren. Zerstreuung nannte man das früher. Ein Begriff, den die Leistungs-gesellschaft kaum mehr zu kennen scheint.

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Nicht jede Arbeit ist gute Arbeit

Z u den guten Nachrichten in diesem Jahr gehört zweifellos die anhaltend positive Entwicklung auf dem Arbeits-

markt. Selbst in den tendenziell beschäf- tigungsschwachen Sommermonaten ist die Zahl der arbeitslosen Menschen nicht über drei Millionen gestiegen. Nach 3,2 Millionen

2010 und 3,4 Millionen 2009 ist das sicherlich ermutigend, zumal zeit-

gleich die Zahl der Beschäftigten mit fast 32 Millionen ein Rekordniveau

erreicht. Zufriedengeben darf man sich damit dennoch nicht.

Wer genAuer hinschAut, stellt fest: Die Arbeits- und Le-benschancen bleiben höchst ungleich verteilt. In Bayern etwa beträgt die Arbeitslosen-quote 3,5 Prozent, in Mecklen-

burg-Vorpommern 11,7 Prozent. Bei dieser Diskrepanz kann nicht

von annähernd gleichen Lebens-verhältnissen die Rede sein, die das

Grundgesetz verlangt. Der Arbeitsmarkt drif-tet aber nicht nur regional auseinander. Arbeit wird immer häufiger zu Bedingungen angebo-ten, für die es nur eine Charakterisierung gibt: unanständig. Das hat seinen Grund im Miss-

brauch von prinzipiell vernünftigen Instru-menten der Arbeitsmarktpolitik. So gibt es mittlerweile über sieben Millionen Minijobs in unserem Land. Viele dieser Jobs sind äu-ßerst schlecht bezahlt, Stundenlöhne von sechs Euro keine Seltenheit. Gedacht waren Minijobs, um unbürokratisch Hinzuverdienst zu ermöglichen und um Schwarzarbeit auszu-trocknen. Jetzt erleben wir, dass insbesondere in der Gastronomie, im Einzelhandel oder Ge-sundheitswesen reguläre Arbeit durch solche Beschäftigungsformen ersetzt wird. Und dass viel zu viele Menschen keine andere Chance erhalten, als durch mehrere Minijobs den Lebensunterhalt zu sichern.

Dieser trenD des Missbrauchs ist nicht auf Minijobs beschränkt. Vor zehn Jahren war nur jede dritte neue Stelle befristet besetzt, heute ist es bereits jede zweite. Und die Leiharbeit ist wieder auf eine Million angestiegen. Das darf nicht so bleiben. Da muss die Politik hin- sehen und handeln. Wer den Missbrauch sol-cher Beschäftigungsformen nicht verhindert, nimmt am Ende in Kauf, dass sie komplett in-frage gestellt werden. Und dann zu Recht.

>STANDPUNKT

»Ob Minijob oder Leiharbeit – die Politik muss hinsehen und Missbrauch verhindern.«

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MichAel VAssiliADis Vorsitzender der IG BCEvorsitzender@igbce.de

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> TITEL ThEma

Europäisches Domino

Foto: Stefan Koch

> TITEL SchuLdEnKrISE

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Europäisches Domino

S ie wähnten sich so mächtig. Mer-kel, Berlusconi, Sarkozy – die Staatenlenker der wichtigsten Eu-

ro-Staaten – waren für lange Zeit die Kri-senlöser. Noch im Herbst 2008, als die große Finanzkrise die Weltwirtschaft lahmzulegen drohte, traten die deutsche

Kanzlerin und der französische Präsi-dent gemeinsam mit großem Elan auf und verordneten dem Patienten Europa starke Medizin: 200 Milliarden Euro wurden in Konjunkturprogramme inves-tiert. Prompt wurde es ruhig an den Märkten, die Beruhigungspille wirkte.

Die SchulDenkriSe läSSt europa zittern. die Finanz-märkte spielen wieder verrückt. und schon fürchten die ersten Schwarzseher eine weltweite rezession. Sind aus der Krise von 2008 denn gar keine Lehren gezogen worden?

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> TITEL SchuLdEnKrISE

Viel Geld wurde in die Hand genom-men, die Entscheidungshoheit der Poli-tik über die sprunghaften Märkte bestä-tigte sich eindrucksvoll.

Was bleibt davon heute? Der Sommer 2011 zeigt jedenfalls alle Anzeichen ei-nes Rückfalls in Krisenzeiten: Erst müs-sen die hoch verschuldeten Euro-Staaten Griechenland, Spanien, Portugal und Italien von der Gemeinschaft massiv unterstützt werden, um nicht unter die Räder zu geraten. Dann wird selbst die Kreditwürdigkeit der größten Volkswirt-schaft der Welt, der USA, von den Rating-agenturen abgewertet. Und schließlich rutschen im August die Börsenkurse in den Keller, die Angst vor einer erneuten weltweiten Rezession macht die Runde. »Geht die Welt bankrott?«, fragt der Spiegel reißerisch. Und liegt damit ge-fühlt ziemlich nah an den Sorgen der meisten Menschen. Wie konnte es soweit kommen? Und wie weit reicht der Ein-fluss der Politik überhaupt noch, um der Dauerkrisen Herr zu werden?

am anfang stand die Krise der ameri-kanischen Immobilienkredite, im Som-mer 2007 folgte dann die Geldmarkt-krise, die sich zu einer Bankenkrise ausweitete. Nach der Lehman-Pleite übernahmen die Staaten einen großen Teil der privaten Schulden und stemm-ten sich mit gewaltigen Konjunkturpake-ten gegen die ausbrechende Wirtschafts-krise. Das kostete viel Geld – und so stecken wir nun mitten in einer Schul-denkrise der Staatshaushalte.

Das größte Problem der Regierungen: Sie können einer neuen Krise kaum etwas entgegensetzen. Denn neue Kon-junkturprogramme bedeuten neue Schulden. Und auch die Notenbanken können nicht viel ausrichten. Denn die Zinsen liegen in den USA und in Europa auf Rekordtief und können nicht mehr gesenkt werden. »Der Instrumentenkas-ten der Politik ist leer geräumt«, kom-mentiert die Welt. Doch Experten sind sich ohnehin einig: Neue Konjunktur-programme lösen die Krise nicht. Das

Kernproblem ist ein anderes: Das man-gelnde Vertrauen der Finanzmärkte in die Politik.

klar iSt: Um Vertrauen zurückzuge-winnen, müssen die Euro-Staaten runter von den Schulden. Von den 17 Ländern haben nur noch Luxemburg, Finnland, die Slowakai und Slowenien einen Schuldenstand unter der im Europäi-schen Stabilitätspakt vorgesehenen Höchstgrenze von 60 Prozent der jähr-lichen Wirtschaftsleistung (siehe Grafik auf Seite 16). »Wir müssen deutlich ma-chen, dass Haushaltsdisziplin nicht von tagespolitischen Mehrheiten abhängt«,

sagte Angela Merkel nicht ohne Grund nach ihrem Gipfeltreffen mit Nicolas Sarkozy im August.

Deutschland geht beim Thema Schul-den mutig voran und hat sich finanz-politisch selbst Fesseln angelegt: 2009 wur-de eine Schuldenbremse im Grundgesetz verankert, die Bund und Ländern klare Vorgaben zur Reduzierung des Haus-haltsdefizits macht. So ist den Ländern zum Beispiel ab 2020 die Aufnahme neuer Kredite verboten.

Paris und Berlin wollen nun alle 17 Euro-Staaten verpflichten, ebenfalls eine solche Schuldenbremse einzufüh-ren. Außerdem wollen sie sich für die

Sparen, Sparen, Sparen – DieSe pakete Schnüren europaS SchulDenStaaten

im november 2010 hat die regierung in Dublin das paket vorgestellt, mit dessen hilfe die Staatsschulden abgetragen werden sollen. fast 25 000 Stellen im öffentlichen Sektor fallen demnach weg, die lohnkosten des Staates sinken so bis 2014 um 1,2 milliarden euro. Die mehrwertsteuer soll 2013 auf 22 prozent und ab 2014 auf 23 prozent steigen. Sozialleistungen will die regierung bis 2014 um 2,8 milliarden euro kürzen. Dazu gehört auch eine stärkere Besteuerung von pensionen.

Studierende sollen sich stärker an den Studienkosten beteiligen. auch eine kürzung des bisher vergleichsweise hohen mindestlohnes von 8,65 euro pro Stunde gehört zu dem Sparpaket.

trotz heftiger proteste und blutiger ausschreitungen hat das parlament in athen ende Juni ein rigoroses Sparpaket verabschiedet. Demnach soll bis 2015 die zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst um 150 000 reduziert werden, die verbleibenden Beamten müssen länger arbeiten. Wer zwischen 12 000 und 20 000 euro jährlich verdient, muss künftig ein prozent seines einkommens für die neu eingeführte Solidaritätssteuer berappen. Wer mehr verdient, zahlt sogar bis zu fünf prozent.

Viele Sozialleistungen und auch die renten werden gekürzt, zudem soll die privatisierung von Staatsbesitz einnah-men von 50 milliarden euro bringen.

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Sparen, Sparen, Sparen – DieSe pakete Schnüren europaS SchulDenStaaten

italien hat im august ein Sparpaket beschlossen, das im land inzwischen als »monsterpaket« bezeichnet wird: Das renteneintrittsalter steigt von 60 auf 65 Jahre, hinterbliebenenrenten werden massiv gekürzt, die mehrwertsteuer von 20 auf 21 prozent erhöht und gewinne aus Vermögen erstmals mit 20 prozent besteuert. eine »Solidaritätssteuer« von fünf prozent zahlt künftig zudem, wer mehr als 90 000 euro verdient; bei mehr als 150 000 euro sind es sogar zehn prozent. gewerkschaftsverbände haben bereits deutlich gemacht, dass sie sich einschnitten bei den renten widersetzen werden, genauso wie der lockerung des kündigungsschutzes.

in lissabon zerbrach im märz, mitten in der schwersten krise des landes, die sozialistische regierung – weil die oppo- sition ihre Sparpläne nicht mittragen wollte. Die neue mitte-rechts-koalition hat nun genauso radikale Sparpläne verabschiedet: 2011 wurden die löhne im öffentlichen Dienst im Schnitt um fünf prozent gekürzt, ab 2012 sollen alle rentenzahlungen eingefroren und renten über 1500 euro gekürzt werden, und zwar genauso wie Beamtengehälter. Steuerer-leichterungen wurden gestrichen, kon-sumsteuern dagegen erhöht. und weil in krisenzeiten gar nichts heilig ist, unter-liegt nun auch das Weihnachtsgeld einer Sonderbesteuerung.

Einführung einer europaweiten Steuer auf Finanztransaktionen einsetzen, die mehr Geld in die klammen Kassen spülen würde. Eine Forderung, die Gewerk-schaften europaweit eint und für die sich auch die IG BCE schon seit Langem ein-setzt. Gegen die Steuer sperrt sich bisher vor allem Großbritannien, das um den Finanzplatz London fürchtet. Kein Wun-der, denn so würden auch die Finanz-markt-Akteure an den Kosten ihres höchst profitablen Geschäfts beteiligt.

DaS iSt Bitter nötig. Denn seit Mit-te August sind die Börsen wieder im Ab-wärtssog. Obwohl viele Unternehmen

Wie konnte es so weit kommen?kerngesund sind, Rekordgewinne einge-fahren und für Krisenzeiten viel Kapital in der Hinterhand haben. Die Banken stehen nicht gut, aber zumindest besser da als vor drei Jahren. Sie sind ein gutes Stück vorangekommen, ihre Bilanzen von Schrottpapieren zu säubern. Es droht zudem auch keine Kreditklemme – die Notenbanken haben in den vergan-genen Jahren viel Geld ins System ge-pumpt, Liquidität ist wohl ausreichend vorhanden.

Trotzdem verlor der DAX Mitte August innerhalb weniger Tage 23 Prozent sei-nes Wertes, fiel auf den tiefsten Stand seit 2001. Selbst hartgesottene Marktteil-

anleihen geben Staaten und unternehmen aus, um sich bei

investoren geld zu leihen. Je länger die laufzeit der anleihe und je schlechter das ansehen des Schuldners am markt, desto höher das risiko für den anleger und damit der zins.

Bonität ist die Bezeichnung der finanzmärkte für das ansehen eines

Staates oder eines unternehmens. Sie bemisst sich in noten, die von rating-agenturen vergeben werden und deren Vergabe undurchsichtig ist.

euro-BonDS sind anleihen, die von mehreren euro-Staaten gemeinsam

aufgelegt werden. So könnten sich hoch verschuldete krisenländer wieder kredite zu relativ günstigen konditionen besor- gen – weil länder mit erstklassiger Bonität und soliden finanzen mithaften.

SchulDenSchnitt heißt, dass ein land seine Verbindlichkeiten nicht

mehr bezahlen kann. Bei einer sanften umschuldung tauschen die gläubiger dann ihre bisherigen anleihen in neue mit längerer laufzeit um. eine harte umschuldung, auch haircut genannt, bedeutet, dass die gläubiger auf einen teil ihrer forderungen verzichten.

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Staatsschulden der Euro-Länder 2011Angaben in Prozent des Bruttoinlandsprodukts

Griechenland

Italien

Irland

Portugal

Belgien

Frankreich

Deutschland

Österreich

Spanien

Malta

Niederlande

Zypern

Finnland

Slowakei

Slowenien

Luxemburg

Maastricht- grenze:

60 Prozent

Euroländer- Durchschnitt 87,7 Prozent

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hängen, unterschlagen sie. »Die ›Märkte‹ sind zur Parallelgesellschaft des 21. Jahr-hunderts geworden«, kommentiert der Tagesspiegel. Und weiter: »Seit dem Crash von 2008 wissen wir, dass nichts so irra-tional, gefährlich und unproduktiv ist wie das Meuteverhalten der Finanzak-teure, die keinem anderen als dem eige-nen Nutzen folgen.«

Nach jedem politischen Gipfeltreffen geht der Daumen der »Börsianer« hoch oder runter: Strengere Einschnitte für Italiens Rentner, lieber gemeinsame Euro-Anleihen anstelle einer europäischen Wirtschaftsregierung – Anleger und Ra-tingagenturen befinden ganz konkret

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finanzmärkte stärker regulierenVerbot hoch spekulativer finanzpro-dukte; die macht der ratingagenturen muss beschnitten werden

haushalte konsolidieren konsequenter Schuldenabbau als

Bedingung für finanzhilfen; mehr geld in die Staatskassen durch einführung einer finanztransaktionssteuer

europa stärken gemeinsame anleihen (euro-Bonds)

könnten langfristig zinskosten senken

Wachstum nicht erstickenSparpakete dürfen länder nicht kaputtsparen: nicht nur preisstabilität, auch Wachstum und Jobs sind wichtig

Sollten wir uns das bie ten lassen?nehmer glauben angesichts solcher Luftbuchungen nicht mehr an die Weis-heit der Kurse.

DaS proBlem ist, dass die Finanz-märkte inzwischen weitgehend abge-koppelt von der Realwirtschaft agieren. Da werden Aktien im Millisekundentakt gekauft und verkauft. Da lösen compu-terbasierte Handelsprogramme ganze Börsencrashs aus. Und Händler verkau-fen massenhaft Wertpapiere, weil alle anderen es auch tun. Börsenpsycholo-gen sprechen fast mitleidig vom »kollek-tiven Kontrollverlust« der Händler – dass allerdings ganze Länder an deren Tropf

> TITEL SchuLdEnKrISE

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17kompakt | September 2011 |

über die Maßnahmen der gewählten Volksvertreter. Sollte sich das der Souve-rän, das Volk, wirklich länger bieten las-sen?

ratingagenturen stehen im Kampf gegen die Schulden besonders in der Kri-tik. Sie bewerten die Zahlungsfähigkeit von Firmen, Staaten und Finanzproduk-ten – mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Märkte. Ihre Antworten fassen sie in Noten zusammen. Diese sollen Inves-toren eine Orientierung bieten und es Schuldnern schwer oder leicht machen, sich Geld zu leihen. An ihrem Urteil hängt auch in der Eurokrise, ob die Bör-senkurse weiter fallen und schwache Staaten in den Bankrott getrieben wer-den. Und ihre Fehlurteile waren es, die 2008 die Finanzkrise in den USA erst möglich machten, indem sie fast jede Kreditverbriefung mit der besten Bewer-tung »AAA« versahen. Bankunterlagen wollten sie dafür nicht sehen, wie sich später im Untersuchungsausschuss des US-Kongresses herausstellte.

Was die Ratings der drei großen US-amerikanischen Agenturen Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch auf den Kapitalmärkten auslösen, liegt zwar formal nicht in ihrer Hand; doch viele Anlegerfonds haben Sicherheits- regeln, nach denen nur in Wertpapiere bis zu einer bestimmten Bewertungs-stufe investiert werden darf. Wenn die Agenturen Staatsanleihen herabstufen, muss der Fonds sie umgehend abstoßen. Eine Neubewertung der Agenturen kann also Verkäufe auf der ganzen Welt auslösen.

Im Prinzip dient die Logik der Rating-agenturen dem Schutz der Anleger. Doch das Zustandekommen der Ratings ist äu-ßerst undurchsichtig. Und geheimnis-voll ist auch ihre Finanzierung. Bezahlt werden sie von den Staaten und Firmen, die sie bewerten. Was ein Rating genau kostet – da halten sich die Agenturen be-deckt und nennen keine genaue Zahl. 50 000 Euro aufwärts bei der ersten Be-

wertung, die Jahresgebühr für die folgen-de Überwachung liegt bei mindestens 40 000 Euro, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Zynisch könnte man sagen: Griechenland hat in diesem Jahr mehr als 40 000 Euro bezahlt, um sich auf Ramschstatus herunterstufen zu lassen.

Das Geschäft mit der Notengebung lohnt sich. Moody’s verdiente im zwei-ten Quartal 189 Millionen Dollar und steigerte seinen Gewinn damit um 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und auch für S&P brummt das Geschäft. 2010 machte die Ratingagentur 2,9 Mil-liarden Dollar Umsatz.

»Wir müssen das Oligopol der Rating-agenturen brechen«, fordert Bundes- finanzminister Wolfgang Schäuble. »Denn ein echter Wettbewerb findet nicht statt.« Ähnlich wie Schäuble äu-ßerte sich auch EU-Kommissionspräsi-dent José Manuel Barroso: Er wirft den Agenturen vor, bei der Bewertung der Lage in Europa voreingenommen zu sein. Barroso plädiert für eine europäi-sche Ratingagentur.

Die kriSe von 2008 steckt vielen noch in den Knochen. Die Welt am Rande des Abgrunds – das möchte niemand noch einmal erleben. Dennoch machen die Ereignisse der vergangenen Wochen deutlich: Die Lehren daraus sind nicht ausreichend gezogen worden – und nun scheint sich die Geschichte schneller zu wiederholen, als viele geahnt hätten. Nö-tig ist deshalb entschlossenes Handeln der Politik, damit die Finanzkrise nicht erneut auf die Realwirtschaft übergreift. Denn spätestens, wenn Analysten und Ratingexperten anfangen, mit Arbeits-plätzen hin und her zu jonglieren, sind bald wir alle von ihrem Spiel betroffen. Alexander Nortrup/Sarah Heidel

Kein SilberstreifDie Schuldenkrise in Europa ist noch lange

nicht überwunden. Trotz enormer Anstren-

gungen der EU-Mitgliedstaaten ist noch

kein Silberstreif am Horizont erkennbar. Si-

cher, akute Gefahren konnten eingedämmt,

der Super-GAU verhindert werden. Vorerst.

Denn die Politik hat nur Zeit gekauft, die

Ursachen der Krise sind nicht beseitigt.

»Ohne harte Regulierung wird es nicht gehen.«

Erforderlich ist eine wirtschaftspolitische

Koordinierung. Dazu gehört auch, die Auf-

gaben der Europäischen Zentralbank zu er-

weitern. Preisstabilität kann nicht das einzi-

ge Ziel sein, Wachstum und Beschäftigung

müssen stärker in den Fokus rücken. Die

Kritik an der sogenannten Transferunion ist

weitgehend populistisch unterfüttert.

Richtig bleibt dagegen: Die Euro-Zone

braucht eine gemeinsame Schuldenagentur

und Euro-Bonds, um die Staatsschulden

langfristig zinsgünstig refinanzieren zu kön-

nen. Nicht zuletzt geht es darum, die Fi-

nanzmärkte in den Griff zu bekommen.

Längst herrschen dort wieder Zustände wie

in einer Spielhölle. Die Börsen haben sich

von der Realwirtschaft abgekoppelt, Speku-

lanten und Zocker beherrschen die Szene.

Auf der Basis zweifelhafter Expertisen wer-

den ganze Volkswirtschaften in den Ab-

grund gejagt.

Zauberformeln gibt es nicht, klar jedoch

ist: Ohne harte Regulierung und eine Fi-

nanztransaktionssteuer wird es nicht gehen.

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michael Deneckestellvertretender kompakt-Chefredakteur

michael.denecke@igbce.de

Sollten wir uns das bie ten lassen?

der newsletter »IG BcE aktuell« informiert umfassend zur Euro-Krise: www.igbce.de/portal/site/igbce/ igbce_aktuell_newsletter/ mehr zum Thema auch auf: www.igbce.de

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18 | kompakt | September 2011

> Themen AusbildungsmArkT>

die LeerstelleHunderttausende Jugendliche beginnen in diesen Tagen ihre Ausbildung. doch trotz diskussion um den Fachkräftemangel bieten unternehmen immer noch zu wenig lehrstellen an.

der erste Tag? Da war ich furchtbar aufgeregt.« Doch inzwischen, nur kurz nach ihrem Start in die Aus-

bildung, fühlt sich Katharina Rusch-meyer in ihrem Blaumann pudelwohl. »Das ist genau das Richtige für mich«, ist sich die 19-Jährige sicher. Das Richtige – das ist die Ausbildung zur Chemikantin bei H&R Ölwerke Schindler in Ham-burg. Dass an den verwinkelten Anlagen der Raffinerie sonst fast nur Männer ar-beiten, stört die Abiturientin nicht: »Ich will nicht im Büro oder Labor arbeiten, sondern draußen an der frischen Luft.«

Für Julian Gnitka kommt genau das nicht infrage. »Ich arbeite lieber im Labor – da werde ich wenigstens nicht nass oder muss frieren.« Der 18-Jährige

hat sich deshalb für die Ausbildung zum Chemielaboranten entschieden. »Ich wusste erst gar nicht, was ich nach der Schule machen wollte«, erzählt Julian. Ein Beratungsgespräch bei der Bundes-agentur für Arbeit schaffte Klarheit. »Che-mie hat mir immer Spaß gemacht – wa-rum das nicht zum Beruf machen?«

Katharina Ruschmeyer und Julian Gnitka sind zwei von fünf Auszubilden-den, die Anfang August bei H&R ihre Lehre begonnen haben. Der Betrieb bildet Chemikanten und Chemielabo- ranten aus – und seit zwei Jahren auch Ingenieure über ein duales Studium.

Ob Chemikantin, Industriekauffrau, Elektroniker, Biolaborant oder Anlagen-mechaniker – mehr als 400 000 junge

Menschen treten in diesen Tagen ihre Ausbildung an. Sie müssen nun früh aufstehen, haben Kollegen, mit denen sie auskommen müssen, und verdienen ihr eigenes Geld.

Einen Ausbildungsplatz finden – das fiel Katharina Ruschmeyer und Julian Gnitka nicht sonderlich schwer. Zwar haben beide mehrere Bewerbungen ge-schrieben und auch Absagen erhalten – am Ende hat es aber geklappt.

Die Chance für junge Menschen, ei-nen Ausbildungsplatz zu finden, ist auf den ersten Blick so gut wie seit Jahren nicht. Die Zahl der Bewerber nimmt ab, der demografische Wandel macht sich langsam bemerkbar. Schon heute sind es 13 000 Bewerber weniger als im Vorjahr,

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wiegend Stellen aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe, mit häufig »schlech-ten Ausbildungsbedingungen wie langen Arbeitszeiten und mieser Bezahlung«.

Zu den jungen Menschen, die in die-sem Jahr keine Ausbildung anfangen können, kommen 320 000 Jugendliche hinzu, die in Übergangsmaßnahmen in der Warteschleife auf eine Lehrstelle warten. In der Statistik tauchen sie je-doch nicht auf.

Und: Immer noch haben 1,5 Mil- lionen junge Leute zwischen 20 und 29 Jahren keinen Berufsabschluss. Das sind 17 Prozent der Altersgruppe. »Da wird eine Generation groß, die keine berufliche Perspektive hat«, warnt Katy Hübner. Doch in der Diskussion um den Fachkräftemangel wird das kaum beach-tet. Im Gegenteil. Der DIHK bemängelt vielmehr die »mangelnde Ausbildungs-reife« mancher jungen Leute. Viele Schulabgänger könnten nicht ausrei-chend lesen, schreiben und rechnen. Ih-nen trotzdem einen Chance geben – das wollen viele Unternehmen nicht. Für Schüler mit Lernschwäche hat deshalb die IG BCE zusammen mit dem Bundes-arbeitgeberverband Chemie »Start in den Beruf« ins Leben gerufen – ein spezielles Förderprogramm. Dabei handelt es sich um eine bezahlte Berufsvorbereitung direkt in einem Betrieb, mit dem Ziel, Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Mit Erfolg: Mehr als 80 Pro-zent ergattern nach dem Förderjahr einen Ausbildungsplatz.

Doch die Zahl der Betriebe, die junge Menschen ausbilden, stagniert seit Jah-ren bei 23 Prozent. »Die Unternehmen können nicht immer nur den Fachkräf-temangel beschreien«, sagt Katy Hübner, »und gleichzeitig nicht in Ausbildung in-vestieren.«

Die Raffinerie H&R in Hamburg ist da schon einen Schritt weiter. Sie bildet ihre Fachkräfte selbst aus. Die fünf Azubis können deshalb erst einmal sorglos in die Zukunft blicken: Wenn sie die Aus- bildung gut meistern, werden sie über-nommen. Sarah Heidel

wie aus den Zahlen der Bundesagen- tur für Arbeit hervorgeht. Der Deut- sche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vermeldet bereits, dass bis zu 60 000 Lehrstellen nicht besetzt wer- den können. »Insbesondere im Osten Deutschlands haben die Unternehmen enorme Schwierigkeiten«, sagt DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann.

Doch Katy Hübner, Leiterin der Abtei-lung Jugend der IG BCE, wirft dem DIHK »Zahlenspielerei« vor. »Die Jubelmel-dungen der Wirtschaft werden der erns-ten Lage auf dem Ausbildungsmarkt nicht gerecht.« Die Zahlen der Arbeits-agentur belegen das. Im Juli wurden 446 488 betriebliche Ausbildungsplätze gemeldet. Dem standen 497 177 Bewer-berinnen und Bewerber gegenüber. Das ergibt eine rechnerische Lücke von 50 689 Stellen. Von zu wenig Bewerbern kann also keine Rede sein.

Auch im Osten Deutschlands sind mehr Bewerber gemeldet als freie Stellen zur Verfügung stehen. Hier liegt die Lücke bei rund 6000 fehlenden Lehr- stellen. »Natürlich sind in der Statistik auch unbesetzte Ausbildungsplätze«, sagt Katy Hübner. Doch das seien über-

der eine mag es lieber trocken im Labor . . .

. . . der andere draußen bei den anlagen.

doch Julian Gnitka, Lukas Henschel und Jana eckert haben eines gemeinsam: sie sind azubi bei H&r.

Wie geschmiert: azubi Katharina ruschmeyer lernt als Chemikantin in der H&r-raffinerie Hamburg, wie spezialöle hergestellt werden.

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steLLenanzeiGe

ihr wollt euch für azubis und junge Leute einsetzen? ihr wollt die Jugend- und auszubildendenvertreter (JaV) in den Betrieben unterstützen? ihr kennt die Positionen der iG BCe und habt euch ehrenamtlich für die Gewerkschaft engagiert? dann seid ihr bei uns genau richtig: die iG BCe sucht 20 JaV- und Jugendreferenten. Mehr informationen gibt es unter: ww.igbce-jugend.de

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leserforum

> Wir brauchen einen starken Euro

von Michael Vassiliadis (7/8/2011)

Fatale Zurückhaltung

@ Natürlich stimmt es, wenn wir schon den

Euro haben, dass die Wäh-rung auch stabil und sicher sein muss. Leider vermisse ich im Beitrag eine etwas objek- tivere Einstellung – gerade was den Pleitegeier Griechenland betrifft. Warum sollen wir für ein Land, das sich den Beitritt zur Eurozone durch falsche Voraussetzungen erschlichen hat, so großzügige Hilfe leis-ten? Wir haben genug eigene Probleme. Oder ist es nicht bekannt, dass die Renten jah-relang hinter dem realen Ein-kommen zurückbleiben und dass wichtige soziale Themen wie Bildung und Kinder- betreuung gar nicht berück- sichtigt werden? Traurig, dass selbst die Gewerkschaften sich hier in Zurückhaltung üben. Dieter mikloweit, per e-mail

> Strom auf neuen Wegenvon Rudolf Heim (7/8/2011)

Kein sicheres NetzDer Atomausstieg und die CO2-Redu-

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Betriebsräte und IG BCE sichern beim Papierproduzenten Felix Schoeller Arbeitsplätze

tendenzen Erst Fax, dann Sex – die Arbeitswelt ist eine gut geölte Kuppelmaschine

tipps Endlich Ferien! Aber darf ich im Urlaub das Firmenhandy wirklich zu Hause lassen?

Nr. 07/08 I JulI/August 2011 www.igbce.de

ein Fluch? ein segen?Wie das Internet die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verwischt

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Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

IMPRESSUM

Das mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, energie

Herausgebermichael Vassiliadis

ChefredakteurChristian Hülsmeier

Stellvertretender Chefredakteurmichael Denecke

Chef vom DienstAlexander Nortrup

Redaktionsarah Heidel, rudolf Heim,

Dirk Kirchberg, Dr. ulrike Börger

Fotoredaktionulrike Neufeld

Redaktionsassistenzsimone michels, Tanja rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698

Telefax: 0511 7000891e-mail: kompakt@igbce.de

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 essen

AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover

Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 10 vom 01. 01. 2011

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Jürgen oberschilp

Zusendungen: für unverlangte einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

für mitglieder der IG BCe ist der Bezugspreis im mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, rheinland-Pfalz/saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:23. 08. 2011

Druckauflage: 674 236 (I/2011) Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

zierung sind beschlossen. Als jemand, der 45 Jahre in der Energiewirtschaft tätig war, kenne ich die Probleme der Bedarfssicherung. Die er- neuerbaren Energien Solar und Wind sollen künftig den Energiebedarf zuverlässig sichern. Es gibt bisher aber nur Hypothesen, ob sie das auch wirklich können. Belast-bare Berechnungen, die unter den neuen Bedingungen eine gesicherte Energieversorgung ohne zusätzliche finanzielle Belastung für den Verbrau-cher garantieren, wurden bis-her nicht vorgelegt.

Sonne und Wind stehen bei uns nicht konstant zur Verfügung. In unseren Breiten treten zudem im Herbst häufig Orkanwinde auf, die zu Leitungsschäden und zum Zusammenbruch des Netzes führen können. Wie kann also unter diesen Bedingun-gen die Rede davon sein, dass die Versorgung sicher ist? Werner latzke, Potsdam

Energie-MärchenAls alter Bergmann – ich habe viele Jah-

re in verantwortlicher Funk- tion im Uran- und Kaliberg-bau gearbeitet – mache ich mir ernsthaft Gedanken um Deutschland. Was ist das für eine Politik, die ausgehend von einem Katastrophensze-nario in einem Land mit rela-tiv wenig Wind und Sonne Windräder und Solarmodule installieren lässt und dafür moderne, effiziente Kohle- und Kernkraftwerke vom Netz nehmen will? Das be- deutet doch, ein modernes und sicheres Energiesystem zu vernichten. Unzählige Ar-

beitsplätze gehen verloren. Die Solarmodule werden schließlich hauptsächlich in China gebaut. Die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze entpuppt sich bei genauerem Hinsehen also als Energie-wende-Märchen.

Heinz Draheim, unterbreizbach

> Rentner fehlenzum Leserbrief von Edeltraud Herbertz (7/8/2011)

Nur noch Ballast?Es ist mir unverständ-lich, dass die Ge-

werkschaften die Rentne- rinnen und Rentner, die meist treu ihre Beiträge zahlen, nur am Rande erwähnen. Eigent-lich müsste doch ein Auf-schrei durch die Gewerk-schaftsführungen gehen, wenn sich die Bundesregierung er-laubt, uns mit mickrigen Er-höhungen der Rente abzu-speisen. Mir kommt es fast so vor, als würden die Rentner nur noch als Belastung ange-sehen.

Karl Josef Hecking, lutzerath

> Zur niedrigen Geburten-rate in Deutschland

Kinder zu teuer?

@ Nicht die Kinder sind zu teuer, sondern die

Löhne in Deutschland sind zu niedrig. Werden die Kinder dann erwachsen, können sie sich mit den niedrigen Gehäl-tern keine eigene Wohnung leisten, geschweige denn eine Familie gründen, denn beide Elternteile müssen ja weiter-hin arbeiten gehen. Herbert Behrend, auf facebook

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VOR ORTAlles so schön grün hierWAs einmAl mit der Umschu-lung von Bergleuten begann, beschäftigt heute 360 Garten- und Landschaftsbau-Experten

Und kein bisschen müdeIG-BCE-Bildungszentrum Bad Münder feiert seinen 50. Geburtstag. Q-Cells baut radikal umSolarproduzent lagert nach Malaysia aus – IG BCE will Forschung in Deutschland. lektionen in mitbestimmungBei SCA in Mannheim bildet auch der Betriebsrat Azubis und Studenten aus.

Foto: Frank Rogner

21kompakt | September 2011 |

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Vor Christi Himmel-fahrt hatten wir mal so ’n Rekordtag. Da

waren wir hier 14 Stunden am Stück mit Neupflanzungen be-schäftigt.« Michael Schieren-berg schaut auf die großen Rasenflächen und Bäume, seine Kollegen Uwe Rieß und Patrick Bruckschlegel nicken. Ein Augusttag in den Sommerferien: Im »CentrO« in Oberhausen, das sich selbst »Europas größtes Shopping-

und Freizeitzentrum« nennt, herrscht schon vormittags Hochbetrieb. Familien auf Shoppingtour laufen vorbei an gepflegten Grünflächen und Bäumen. »Ist aber alles schön grün hier«, staunt eine junge Mutter im Vorbeigehen. Dass alles so schön grün ist, hat sie Michael Schierenberg und seiner Gärtnerkolonne zu ver-danken.

»Wir pflegen hier das ganze Jahr über mit im

Schnitt dreieinhalb Arbeits-kräften 55 000 Quadratme- ter Rasen, 1100 Bäume, 26 000 Quadratmeter Dachbe-grünung, 15 000 Quadratme-ter Wasserflächen und rund 1000 Kletterpflanzen«, zählt Schierenberg auf. Er ist gelern-ter Bergmann, hat bis zum Jahr 2000 insgesamt 17 Jahre bei der Deutschen Steinkohle gearbeitet, »und dann hab’ ich umgeschult auf Garten- und Landschaftsbauer. Das hätte

ich mal zehn Jahre eher machen sollen«, meint der Vorarbeiter der Dattelner Haus Vogelsang Gmbh – kurz HVG – rückblickend.

AngefAngen hat die HVG mit der Umschulung von Bergleuten in den frühen 90er-Jahren. Heute bietet sie Grünflächenmanagement aus einer Hand. Zu ihren Kunden gehören neben dem »Cen-trO« die Großen der Woh-

alles so schön grün hiereine DATTelneR fiRmA ist auf die anlage und Pflege von Grünanlagen spezialisiert. auch ehemalige Bergleute sorgen hier dafür, dass über tage alles prächtig gedeiht.

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22 | kompakt | September 2011

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»Wir gelten als spitzenausbilder. Einer unserer auszubildenden war 2010 der beste Forstwirt in nRW in seinem Jahrgang.«

Jörg schneidinger HvG-Betriebsratsvorsitzender

nungswirtschaft wie die Evonik Immobilien, Deutsche Annington und THS Wohnen mit ihren Siedlungen eben- so wie ThyssenKrupp, RWE, E.ON oder der Landesbe- trieb Straßenbau NRW. Was als »Gehmal«-Arbeit begann

(»Geh’ mal dahin und mäh’ den Rasen!«), hat sich zum umfassenden Grünflächen-management entwickelt – mit Garten- und Landschaftsbau-ern wie Schierenberg und sei-

nem Team, Landschaftsarchi-tekten, Geografen, Forstwirten, Ingenieuren und Facharbei-tern.

Und die sind alle hoch moti-viert. »Das Schöne an unserer Arbeit ist, dass sie abwechs-lungsreich und vielseitig ist«,

betont Vorarbeiter Michael Schierenberg. »Wir können sehr selbstständig arbeiten.« Sein Kollege Patrick Bruck-schlegel ergänzt: »Die Gärtne-rei, bei der ich gelernt habe,

war auf Lärmschutz spezia- lisiert. Da habe ich drei Jahre lang nur Lärmschutzwände gebaut. Hier weiß ich, warum ich Gärtner und Landschafts-bauer geworden bin.« Nicht umsonst, so Jörg Schnei- dinger, der Betriebsratsvor-sitzende, »schneiden wir in den Konzernmitarbeiterum-fragen bei der Zufriedenheit immer hoch ab«. Auch die Zustimmung zur Gewerk-schaft ist hoch: 80 Prozent der 360 HVG-Beschäftigten – von ihnen stammen noch rund 100 aus dem Bergbau – sind Mitglieder der IG BCE, dazu alle 30 HVG-Lehrlinge.

Geht man mit Jörg Schnei-dinger und Ewald Steinmann, dem Vorsitzenden der HVG-Geschäftsführung, über das HVG-Gelände, dessen Mittel-punkt das leuchtend gelbe Herrenhaus des alten Dattel-ner Adelssitzes Gut Vogel-sang ist, begegnet man jun-gen Leuten: HVG-Lehrlingen, die mit ihrem Ausbilder Win-fried Stuke Pflanzen sam-meln und bestimmen. »Wir gelten als Spitzenausbilder«, erzählt Schneidinger stolz. »Einer unserer Azubis war im Abschlussjahrgang 2010 der beste Forstwirt in NRW.«

Geschäftsführer Steinmann war 1989 schon beim Kauf des rund 900 Hektar großen Gutes durch die damalige Ruhrkohle AG dabei. »Damals ahnte ich nicht, was einmal daraus wer-den würde. Zunächst ging es uns ja darum, gemeinsam mit der IG BCE für Kollegen aus Bergwerken und Kokereien neue Arbeitsplätze zu schaffen und sie in neuen Berufen zu qualifizieren.« Das Projekt ist gelungen. Und inzwischen wird die IG-BCE-Mitglied-

schaft im Haustarifvertrag so-gar mit einem Bonus berück-sichtigt.

Michael Schierenberg be-reut seinen Schritt, den Gar-ten gegen den Pütt einge-tauscht zu haben, jedenfalls nicht: »Wir können hier viel gestalten. Jeden Tag ist aufs Neue der Gärtner in uns ge-fordert.« Auch deshalb ist das Oberhausener »CentrO« nun so schön grün. Axel Schappei

1 | WARTenlandmaschinenschlosser Daniel Kühler repariert einen mäher.

2 | gesTAlTen

landschaftsgärtner-Azubi mark Wolniczak pflastert einen gehweg.

3 | PlAnen

nina fleckner prüft das Konzept für einen siedlungs-plan.

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1989 gegründet, war es die Aufgabe der HVg gmbH, die land- und forstwirtschaft-lichen liegenschaften der RAg Aktiengesellschaft professionell zu bewirt-schaften. in den folgejahren gewann Haus Vogelsang immer mehr Kunden aus den Bereichen Wohnungswirt-schaft und industrie für sein umfassendes grünflächen-management. Heute gehört HVg zum Verbund des evonik-Konzerns, der aus der RAg hervorgegangen ist. mit 360 mitarbeitern zählt HVg heute in Deutschland zu den größten Unternehmen im Bereich grünflächen- management und Consulting. HVg betreibt ein eigenes Kompetenzzentrum und hat standorte in Datteln, lünen, Aachen, gelsenkirchen und Köln.

www.hvg-mbh.de

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> vor ort Aktuelles

Probleme beim Solarzel-lenhersteller Q-Cells: Mit-

te August meldete der Vor- stand 307,7 Millionen Euro operativen Verlust für das zwei-te Quartal 2011 trotz Um- satzsteigerungen. Nach Unter-nehmensangaben macht dem einstigen Vorzeigebetrieb der deutschen Solarbranche die Billigkonkurrenz aus Asien schwer zu schaffen. Nun soll die Solarzellenproduktion in Deutschland zur Hälfte auf Dauer stillgelegt und in das Q-Cells Werk Malaysia verla-gert werden. Bis zu 30 Prozent werden in der Verwaltung ein-gespart.

IG BCE und Betriebsrat set-zen alles daran, um Arbeits-plätze zu erhalten. In einem

Q-Cells vor radikalem Umbauthalheim | Forschungs- und Produktionsstandort in sachsen-Anhalt soll bleiben.

wird weiter ausgebaut. Für An-dreas Kind, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, geht es »um Thalheim als For-schungs-, Produktions- und

Ausbildungsstandort. Mit der Modulproduktion konnten wir schon Beschäftigung si-chern und zeigen, es ist mög-lich, hochwertig und kosten-günstig zu produzieren.«

Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis betonte,

im Industriepark Marl gibt es viele, teils große Unter-nehmen, um die sich der

IG-BCE-Bezirk Recklinghau-sen kümmert. Seit Kurzem ist eines dazu gekommen – die Casino Gastro Service GmbH. Nach 30 Jahren gibt es dort erstmals einen Betriebsrat.

»ein Betriebsratsbüro wäre schön«marl | Nach 30 Jahren gibt es bei einem Dienstleister erstmals Arbeitnehmervertreter

Die knapp 50 Beschäftig-ten des Dienstleisters sorgen für die Sauberkeit in der Kan-tine, verkaufen mit einem mobilen Verkaufsstand Bröt-chen – und wollten unbe-dingt eine Arbeitnehmerver-tretung. »Bei der Wahl haben sich mehr als 90 Prozent der

Beschäftigten beteiligt«, sagt Oliver Langkau vom IG-BCE-Bezirk Recklinghausen.

Zum Betriebsratsvorsitzen-den gewählt wurde Udo Lotz. Der 49-Jährige ist gelern- ter Vergütungstechniker im Ofenbau. In Marl spült er Töpfe, sorgt aber auch für die Bestuhlung der Kantine, in der bei Veranstaltungen 1000 Menschen Platz finden. »Es geht darum, Löhne und Urlaubstage zu vereinheit- lichen«, sagt er. »Hier gibt es viele unterschiedliche Verträ-ge. Da wollen wir ran.«

Zunächst hat er ganz einfa-che Wünsche. »Ein Betriebs-ratsbüro wäre schön«, sagt er. »Im Augenblick treffen wir uns in einem Pausenraum.«

Alexander Nortrup

Q-Cells müsse erklären, wie die Produktionsverlagerung mit der langjährigen Förde-rung des Unternehmens ver-einbar sei. Zugleich forderte er

für die Zukunft der deutschen Solarindustrie die Konzentra-tion auf neue Innovationsvor-sprünge gegenüber ausländi-schen Billiganbietern: »Nur dann sind die Arbeitsplätze hierzulande dauerhaft sicher.« Susanne Kettelför

Betriebsräte aus leidenschaft: Udo lotz, ilka Olschner und Nathalie Nethe (nicht im Bild) sorgen für Sauberkeit – und arbeitnehmerrechte.

FraNkFUrt | Wie arbeitet eine europäische interessen-vertretung? antworten gibt ein gemeinsames Seminar von iG BCe und BaVC am 6. und 7. Oktober in Frankfurt. Weitere infos bei Doris meißner unter telefon 0511 7631-216 oder e-mail doris.meissner@igbce.de

haNNOVer | einstimmig gewählt wurden Petra reinbold-knape (landesbe-zirksleiterin Nordost) zur Vorsitzenden der iG-BCe-Satzungskommission und Volker Weber (landesbezirks-leiter hessen-thüringen) zum Stellvertreter.

ersten Schritt haben Betriebs-rat und Unternehmensvor-stand innerhalb weniger Tage eine Betriebsvereinbarung mit finanziellen Angeboten für Beschäftigte vereinbart, die Q-Cells freiwillig verlassen wollen. Wer sich schnell ent-schließt, bekommt zusätzlich eine »Turboprämie«.

Für Mitarbeiter, die 57 Jahre und älter sind, wurden finan-zielle Zulagen verhandelt. Die Vereinbarung gilt bis Ende September. Zudem ist eine Jobbörse organisiert: Firmen und die Agentur für Arbeit bie-ten regional und überregional offene Stellen an.

Hoffnung macht die Mo-dulproduktion. Sie ist seit Juli in Thalheim in Betrieb und

»Wir können in Deutschland qualitativ hochwertig und auch kostengünstig produzieren.«

andreas kind, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

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euro-Seminar in Frankfurt

kommission mit neuem Vorsitz

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kompakt | September 2011 | 25

Die Zeichen stehen auf SturmDüSSelDOrF | Der e.oN-konzern will zwischen 9000 und 11 000 Arbeitsplätze abbauen.

B is zu 11 000 Arbeits-plätzen stehen weltweit bei E.ON auf dem Prüf-

stand. Die rigorosen Spar- pläne, zuerst durch den Spie-gel im Internet veröffentlicht, wurden nach zehn Tagen des Schweigens von E.ON-Chef Johannes Teyssen zwar bestä-tigt, aber nicht konkretisiert.

»Gegen negative Verände-rungen von Märkten, vor al-

lem des politischen und regu-latorischen Umfelds, sind wir nicht gefeit. Umso mehr müs-sen wir unseren Handlungs-spielraum im Inneren nut-zen«, so Teyssen aus Anlass der Veröffentlichung der Wirt-schaftszahlen seines Kon-zerns. Mit einer Verringerung von Sachkosten allein ließen sich die notwendigen Kosten-senkungen nicht erreichen.

Mittelfristig könnten daher nach ersten Überlegungen des Vorstands konzernweit 9000 bis 11 000 Arbeitsplätze vor al-lem in der Verwaltung betrof-fen sein. Konkrete Pläne liegen noch nicht auf dem Tisch. Teyssens Bemerkung, »unsere Geschäfte sind wichtiger als unsere Verwaltung«, löste bei den Beschäftigten mehr als nur Unverständnis aus.

DeUtliCh POSitiON bezog der IG-BCE-Vorsitzende Mi-chael Vassiliadis: »Die Arbeits-plätze dürfen nicht unter den Kapitalmarktschlitten ge-raten.« Das Pfund der Gewerk-schaft: Für nahezu alle Be-schäftigte bestehen Vereinba-rungen, nach denen bis zum

31. Dezember 2012 betriebs-bedingte Kündigungen ausge-schlossen sind.

Der kONZerN ist in eine problematische Schieflage ge-

raten. Das wurde in einer Auf-sichtsratssitzung Anfang Au-gust klar. Erstmals überhaupt musste E.ON für das zweite Quartal 2011 rote Zahlen melden. Dabei spielen nicht nur der Ausstieg aus der Kern-energie, sondern auch defizi-täre Investitionen und erheb-liche Probleme auf dem Gas-markt eine entscheidende Rolle. Dazu der IG-BCE- Vorsitzende: »Alle Energie-versorgungsunternehmen ste-hen heute vor großen Heraus-forderungen, aber Manage-mentfehler dürfen nicht von den Beschäftigten ausgebadet werden.«

Entscheidungen werden erst im November im Aufsichtsrat fallen. Die Zeit bis dahin wol-len Betriebsräte und IG BCE zu ernsthaften Verhandlun-gen nutzen. Sozialverträglich-

keit ist dabei für die IG BCE ein unabdingbares Muss.

BeNötiGt WirD ein zu-kunftsfähiges Konzept, das neue Geschäftsfelder und langfristige Perspektiven eröff-net. Denn die bisherigen Über-legungen des E.ON-Vorstands zeigen bislang weder Perspek-tiven für neue und sichere Arbeitsplätze in Deutschland auf, noch eröffnen sie eine Strategie, wie sich der E.ON- Konzern sinnvoll global auf-stellen kann. Rudi Heim

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Der e.ON-kONZerN

e.ON ist eines der weltweit größten privaten Strom- und Gasunternehmen. an Standorten in europa, russ- land und Nordamerika er- wirtschafteten mehr als 85 000 mitarbeiter im ver- gangenen Jahr einen Umsatz von knapp 93 milliarden euro. Der konzern entstand im Juni 2000 aus der Fusion der zwei großen, traditionsreichen industrieunternehmen VeBa und ViaG. Die e.ON energie aG bildete sich aus dem Zusammenschluss von Preussenelektra und Bayern-werk.

»Die Arbeitsplätze dürfen nicht unter den kapitalmarktschlitten geraten.«

michael VassiliadisIG-BCe-vorsitzender

Mehr zu den aktuellen entwicklungen bei e.oN gibtes auch auf www.igbce.de

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> vor ort Aktuelles

Lena Ramer, Martin Nickel und Tina Pülz (von links) profitieren von der Übernahmegarantie im neuen Haustarifvertrag.

Seit März dieses Jahres gibt es für die rund 1850 Be-

schäftigten des fränkischen Kunststoffbetriebs Scherer & Trier einen neuen Haustarif-vertrag. Für die 117 Auszu-bildenden ist im Vertrag ei- ne Übernahmegarantie fi-xiert. Voraussetzung: Die Aus-bildung wird mindestens mit der Note 2,9 abgeschlossen.

Die 17-jährige Lena Ramer, Auszubildende zur tech- nischen Produktdesignerin, kann damit gut leben: »Das spornt zusätzlich an«, sagt sie. Martin Nickel, Vorsitzender der Jugend- und Auszubilden-denvertretung und selbst noch in der Ausbildung, wünscht sich für deutlich mehr Betriebe unbefristete Übernahmerege-lungen. Er wundert sich, wes-

Mehr Sicherheit für den NachwuchsMicHeLau | scherer & trier-Haustarif gibt Azubis Garantie auf unbefristete Übernahme

halb in Zeiten von absehba-rem Fachkräftemangel und demografischem Wandel nur wenige dem Beispiel von

Scherer & Trier folgen. »Besser kann ein Unternehmen doch den Nachwuchs nicht an sich binden.« Axel Stefan Sonntag

Bei den Pausen musste man sich beeilen, wollte

man einen Platz in der ge-mütlichen Nische vor dem Speisesaal ergattern«, erinnert sich die Continental-Gesamt-betriebsratsvorsitzende Bärbel Bruns. Sie kam als Jugendver-treterin der Continental 1976 zum ersten Mal nach Bad Münder. Oft hat sie hier

Lernen mit Sinn und ZielBad MÜNdeR | Das Wilhelm-Gefeller-Bildungs- und tagungszentrum wird 50

fundiertes Wissen und emo-tionale Bindung.«

Der Gebäudekomplex hat in fünf Jahrzehnten viele Ver-änderungen erlebt. Die Ni-sche, in der Bärbel Bruns gern saß, verschwand mit dem Um-bau und der Erweiterung in den 80er-Jahren. Seminarfor-men und Unterrichtsmetho-den wechselten. Doch noch immer gilt, dass Teilnehmerin-nen und Teilnehmer mit allen Sinnen lernen können. Sabine Süpke, seit Anfang dieses Jahres Schulleiterin: »Wirk-liches Lernen setzt Neugierde und eigenes Interesse voraus. Mit unserer gewerkschaft-lichen Bildungsarbeit setzen wir genau da an.« Susanne Kettelför

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Tarifmeldungen

Ausführliche Informationen unter: http://u.nu/2vw7a

feueRfeST | für die feuerfest- und Säureschutz-industrie wurde am 5. Juli ein ergebnis erzielt: entgelte und ausbildungsvergütun- gen werden ab Juli 2011 um 3,4 Prozent und ab Juni 2012 um weitere 2,8 Prozent er-höht. für Juni 2011 gibt es 50 euro einmalzahlung (für auszubildende 25 euro). der entgelttarifvertrag besitzt eine Laufzeit bis zum 31. Mai 2013.

GWe/STeaG | in der vierten Verhandlungsrunde wurde am 11. Juli eine einigung erreicht: entgelte und ausbildungsvergütun-gen erhöhen sich zum 1. Juli 2011 um 3,3 Prozent. die Laufzeit beträgt 14 Monate bis zum 31. august 2012. die Mitgliedsunternehmen der Tarifgruppe GWe werden zudem durch ihren arbeit-geberverband aufgefordert, das hohe ausbildungsplatz-niveau beizubehalten und auszubildende nach erfolg-reicher abschlussprüfung für mindestens 12 Monate zu übernehmen.

kaLi uNd STeiNSaLZ | die Verhandlungen wurden am 10. august unterbrochen. die Tarifkommission for-dert von den arbeitgebern informationen zu laufenden Projekten in den Betrieben unter dem aspekt tariflicher auswirkungen. der Grund: unterlagen von k+S bei-spielsweise benennen Pro-jekte mit konkret tarifver-traglich relevanten Themen wie etwa eine Neuorganisa-tion der Grubenbetriebe.

Großzügig und lichtdurchflutet: die historische auf-nahme zeigt die Bibliothek in den 60er-Jahren.

gesessen und mit anderen Se-minarteilnehmern diskutiert.

Für diesen Austausch unter-einander und für selbstbe-stimmtes Lernen wurde das Wilhelm-Gefeller-Bildungs- und Tagungszentrum vor 50 Jahren gegründet. Wolf-gang Schulze, ehemaliges Mit-glied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG Che-

mie-Papier-Keramik und als Jugendrefe-rent im März 1961 einer der ersten Gäste: »Mit dem Bil-dungszen-trum schuf die Gewerkschaft einen Ort für

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Wenn der Betriebsrat ausbildetMaNNHeiM | sCA-Nachwuchs lernt die Betriebsratsarbeit kennen – und schätzen

der Betriebsrat als Aus-bildungsabteilung? Für

Frank Gottselig, Betriebsrats-vorsitzender beim Hygiene-papier-Hersteller SCA in Mannheim, ist das im wahrs-ten Sinne des Wortes gelebte Praxis. Als vor acht Jahren die Personalleitung auf der Suche nach zusätzlichen Praxisab-teilungen war, meldete sich Gottselig gleich zu Wort.

Sein Gedanke: Jungen Men-schen zu zeigen, wie sie selbst von der Institution und vom Engagement des Betriebsrats profitieren. Denn den kennen Berufsanfänger oft nur vom Namen her: »Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Fach-ausschüsse und Projektgrup-pen gibt, die sich in immer wieder anderen Situationen um die Belange der Mitarbei-ter kümmern«, zeigt sich bei-spielsweise der angehende In-dustriekaufmann Sebastian Lohner überrascht.

deR 23-JäHRiGe bereitet aktiv Sitzungen vor, indem er Frank Gottselig bei der Erstel-lung von Excel-Tabellen oder Präsentationen unterstützt. Ebenso sind im eigens aufge-stellten Ausbildungsrahmen-plan projektbezogene Tätig-

keiten fest eingeplant. Ganz egal, ob es sich bei dem Nach-wuchs um Auszubildende oder um duale Hochschul-Studenten handelt.

Carina Crößmann, die ver-gangenes Jahr ihr Bachelor-Studium bei SCA erfolgreich abgeschlossen hat, konnte sich etwa beim Altersteilzeit-Tarifvertrag für die Papierin-dustrie einbringen. Ihr Projekt war es, herauszufinden, wie sich im Werk die Arbeit und

die Arbeitsplätze der älter wer-denden Mitarbeiter verändern müssen.

Angebote wie höhenver-stellbare Tische, Hebehilfen für die Produktionsbereiche – vor allem aber konkrete Vor-schläge zur Wertschätzung zwischen Jung und Alt hat sie detailliert ausgearbeitet. »Vie-le Ältere wollen früh in Rente, weil sie sich ihren Aufgaben in zunehmendem Alter nicht mehr gewachsen fühlen«, glaubt die 24-Jährige. Ihre Er-

gebnisse und Handlungsan-sätze, erfahrene Mitarbeiter so lange wie möglich im Betrieb zu halten, sind in den Alters-teilzeit-Tarifvertrag mit einge-flossen. Das macht sie ein we-nig stolz – und beweist gleich-zeitig, welchen Stellenwert der SCA-Betriebsrat den Be-rufsanfängern einräumt.

ZWaR SiNd für die »Ausbil-dungsabteilung Betriebsrat« nur zwei Wochen vorgesehen.

Die aber sind von Nutzen für alle Beteiligten: »Unsere erste Auszubildende ist heute selbst Betriebsrätin«, freut sich Gottselig. Carina Crößmann schätzt den »persönlichen Draht und das enge Vertrau-ensverhältnis«, das in der kur-zen Praxisphase entstanden ist und von dem sie selbst schon mehrfach profitiert hat. Nicht zuletzt das hat sie dazu motiviert, der Gewerk-schaft beizutreten. Axel Stefan Sonntag

ausbildung im Betriebs-rat – ein Beispiel, das Schule machen kann. frank Gottselig (links) mit carina crößmann und Sebastian Lohner.

»Die Praxisphase hat mir gezeigt, was Betriebsrat und IG BCe für die Arbeitnehmer leisten.«

carina crößmann hat während ihrer Ausbildung eine Praxiszeit beim Betriebsrat absolviert.

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Lohnenswerter Werbeeinsatz

HaNNoVeR | der Tarifab-schluss in der chemischen industrie war anlass für eine Werbekampagne. Mehr als 1000 Werberinnen und Werber nahmen teil. unter ihnen wurden als dank für ihr engagement drei Wochen-endarrangements für je zwei Personen verlost. andrea Pichottka und francesco Grioli, Vorstandssekretäre in der Hauptverwaltung und zuständig für die Vorstands-bereiche Mitglieder/Zielgrup-pen/Bildung und Tarife/finanzen, zogen die Gewinner: Torsten Wolthaus, Bezirk ibbenbüren, klaus Pilger, Bezirk Moers, und Susanne kruber, Bezirk Thüringen.

dGB-Reisen mitneuen Zielen

doRTMuNd | Gerade erschienen ist der Jubiläums-katalog Herbst/Winter 2011/12 von dGB-Reisen. Neu im angebot sind unter anderem eine frühlingsreise in den Schwarzwald sowie ein Herbsttreffen 2012 in dres-den. Weitere angebote und nähere informationen gibt es zum ortstarif unter Telefon 0231 9585555 oder bei dGB-Reisen GmbH, königs-wall 36, 44137 dortmund.

> vor ort Baden-WürttemBerg

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Do it yourself am Seemarkelfingen | Landesbezirksjugendtreffen am Bodensee

Selbermachen war nicht nur beim Aufbau des Zelt-lagers angesagt, sondern auch bei den zahlreichen Aktionen für rund 220 junge Leute aus Bayern, Ba-den-Württemberg, Hessen und Thü-ringen. Beim ge-meinsamen Lan-desbezirksjugendtreffen am Bodensee war Engagement ge-fragt. Als Gastgeber begrüßte Landesbezirksleiter Ralf Stock-heim die Jugend.

In Diskussionen mit Poli- tikern von CDU und SPD stan-den dann die Themen »Über-nahme nach der Ausbildung«, ». . . gegen Befristung« und »Leiharbeit« im Mittelpunkt. Auch Strategien für eine Um-setzung der Forderungen in den Betrieben und der Öffent-lichkeit wurden überlegt. Und gezeigt: so beispielsweise mit einem Übernahme-Parcours des Landesbezirkes Baden-Württemberg.

Höhepunkt des Treffens war am Samstagabend ein Feuer-

werk unter dem Motto »Über-nahme – Licht ins Dunkel«. Zusammen mit der Band »no buddy« feierten die Jugend- lichen bis in den Morgen.

Nächstes Jahr wird es vom 17. bis 20. Mai ein Bundes- jugendtreffen geben. Wer Mit-glied in der IG BCE ist, kann sich anmelden. Anträge gibt es bei der JAV, dem Betriebsrat oder beim zuständigen IG-BCE-Bezirk. Übrigens: Bis 30. September gibt es für jeden Werber, der Kolleginnen und Kollegen für eine Mitglied-schaft in die IG BCE gewinnt, einen 20 Euro Aral-Gutschein.

auf wackeligen Seilen

ruteSheim | Jugendliche aus dem Bezirk Kornwestheim

trafen sich zum Klettern im Hochseilgarten in Rutesheim.

Auf wackeligen Seilen – zwar gut gesichert, aber doch häufig atemlos – war es in luftiger Höhe eine gute Übung gegen jede Form von Angst – auch vor möglichen Stress-situationen mit Aus-bildern und Arbeit- gebern.

»kämpfen« für die Übernahme beim Parcours des landesbezirks Baden-Württemberg.

trauer um Uscha mankiewiczmannheim | Im Alter von 58 Jahren ist Uscha Mankiewicz verstorben. Seit 1991 war sie als Gewerkschaftssekre- tärin an verschiedenen Einsatzorten tä-tig – zuletzt bis zu ihrem Wechsel in den Ruhestand in diesem Jahr als stellvertre-tende Bezirksleiterin im Bezirk Mann-heim. Uscha Mankiewicz war eine un-ermüdliche Gewerkschafterin, die sich durch ihren Einsatz und ihr Engagement für die Belange der Mitglieder große Wertschätzung und Anerkennung erworben hat

Ulmer raKer im Spreewaldulm | 30 gut gelaunte Ulmer RAKer waren im Juni unter-wegs. Dieser zehnte Ausflug der IG-BCE-Senioren war eine fünftägige Fahrt bei herrlichem Sonnenschein: mit dem Stocherkahn sechs Stunden Natur pur im Spreewald, mit Halt im Fischerdorf Leipe, Stadtführung in Cottbus mit Besuch im Branitzer Park und natürlich Dresden.

neuer stellvertretender Bezirksleitermannheim | Mit einstim-migem Votum hat der Mannheimer Bezirksvor-stand in geheimer Wahl Frank Heßler zum neuen stellvertretenden Bezirks-leiter gewählt. Frank Heß-ler kommt vom Bezirk Kornwestheim, wo er ebenfalls stellvertretender Bezirksleiter war. Mann-heim ist ihm nicht fremd. Heßler war hier schon neun Jahre als Sekretär tätig.

Hilde Baumann 95 Jahremannheim | 1945 trat Hilde Baumann der Ge-werkschaft bei, sie war von 1954 bis 1962 Be-zirksfrauensekretärin in Baden-Württemberg und bis 1977 Sekretärin in der Verwaltungsstelle Mannheim der IG Chemie-Papier-Kera-mik. Viele Jahre war sie im Gemeinderat der Stadt Mann-heim und für den DGB im Rundfunkrat. Zu ihrem 95. Ge-burtstag bekam Hilde Baumann jetzt Besuch von alten Gewerkschaftskollegen, von der AWO und der SPD (Foto).

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Der Bezirksvorsitzende frank gottselig (links) gratuliert frank heßler zur Wahl. Weitere Infos im Internet:

www.igbce-jugend.de

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Do it yourself am Seemarkelfingen | Landesbezirksjugendtreffen am Bodensee

Sommerreise durch das land Stuttgart | der Ig-BCe-vorsitzende besucht Baden-Württemberg

In Karlsruhe informierte sich der IG-BCE-Vorsitzende über den aktuellen Stand bei der Keramikmanufaktur Majolika, die mit ihrer über 100-jähri-gen Geschichte als ein Kultur-gut und Wahrzeichen der Stadt gilt, deren Zukunft aber zuletzt fraglich schien. Vassi-liadis begrüßte die Bemühun-gen von Stadt und Stiftung, die Manufaktur zu erhalten. Gegenüber dem Betriebsrats-vorsitzenden Harald Kno-bloch versicherte er, dass er mit Sorge die Entwicklung ver-folge. Die Bezirksleiterin Gab-riele Katzmarek warnte davor, nicht leichtsinnig mit Perso-nalreduzierungen umzuge-hen. Der Gemeinderat hat mittlerweile entschieden, die Manufaktur zu erwerben.

Keramik war auch das The-ma bei einem Zwischenstopp

in Plochingen. Bei dem glo-bal agierenden Unternehmen CeramTec wird Präzisionske-ramik hergestellt. In einer Ge-sprächsrunde mit Geschäfts-führer Dr. Ulf-Dieter Zimmer-mann, den Betriebsräten und Bezirksleiter Andreas Klose aus Kornwestheim wurden Themen zur Energie- und In-dustriepolitik, aber auch tarif-liche Fragen erörtert.

Die Gesprächsrunde war sich einig, dass innovative Produkte – gerade auch in Zei-ten der Energiewende – mehr denn je gefragt sind.

Im Anschluss ging es in den baden-württembergischen Landtag. Bei einem Gespräch mit dem stellvertretenden Mi-nisterpräsidenten Nils Schmid waren die Energie- und In-dustriepolitik ebenfalls das Thema.

harald knobloch, der Betriebsratsvorsitzende der majolika, führt durch die ausstellung.

Bei Peguform in Bötzingen beton-te der IG-BCE-Vor-sitzende die wich-tige Rolle der Ge-werkschaften in einer globalisier-ten Welt. Er unter-strich die Bedeu-tung einer starken Interessenvertretung und si-cherte die Unterstützung der IG BCE zu. Ein indischer In-vestor hat aktuell die Mehr-heit an Peguform übernom-men.

Besorgte Gesichter gab es in Grenzach, wo Michael Vassi-liadis den BASF-Standort be-suchte, dessen Zukunft auf dem Spiel steht. Er machte deutlich, dass die IG BCE eine Organisation sei, die sich um die Probleme der Menschen kümmert. Michael Vassiliadis:

»Wir wissen, welche Bedeu-tung die Chemie- und Phar-maindustrie am Hochrhein hat.«

Auch beim Meinungsaus-tausch des Bezirksvorstandes in Mannheim mit Michael Vassiliadis beherrschten Prob-leme das Gespräch – so die Zukunft des Mannheimer Be-zirks, die Insolvenz eines al-ten Rütgersbetriebes, Produk-tionsverlagerungen ins Aus-land oder die Kaufabsichten zweier Konzerne.

Pressegespräch bei Peguform (von links): irene kabis (Vl-Vorsitzen-de), gerd Baumer (Betriebsrat), Wilfried Penshorn (Bezirksleiter frei-burg), gerhard amann (Br-Vorsitzender) und michael Vassiliadis.

gruppenbild bei Ceramtec (von rechts): rainer holland-moritz, michael Vassiliadis, Dr. ulf-Dieter Zimmermann (geschäftsleitung Ceramtec), andreas klose (Bezirksleiter kornwestheim), hubert Pflumm (Bezirks-vorstandsvorsitzender kornwestheim), Jürgen klemenz (Br-Vorsitzen-der) und Oliver klemm (Betriebsrat).

Bei der BaSf zu Besuch (von links): Wilfried Penshorn (ig-BCe-Be-zirksleiter in freiburg), der Betriebsratsvorsitzende heiko Wodarkie-wicz, michael Vassiliadis und BaSf-geschäftsführer Bernd Brian.

Diskussion in mannheim (von links): rainer hippler (Betriebsratsvor-sitzender rhein Chemie rheinau), anna engfer (Sekretärin zur aus-bildung), michael Vassiliadis und ulla köhler (Br friatec mannheim).

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Bezirk sponsert Fußballjugendklardorf | Neue Trikots hat der Bezirk Nordostbayern der D-Jugend des Klardor-fer Fußballvereins ge-spendet – zur Freude von Jugendleiter An-dreas Böhm: »Jetzt hat jeder Spieler ein neues Trikot mit eigenem Namen!« Bezirksleiter Hartmuth Bau-mann: »Das Engagement der Jugendlichen möchten wir mit den Trikots honorieren und natürlich auch Werbung für uns machen.« Beim letzten Spiel gab’s noch den »Weltmeister-ball« und das IG-BCE-Maskottchen dazu.

Programm für die ganze Familie

Sachrang | Bereits zum zweiten Mal hat der Bezirk Kel-heim-Zwiesel ein Familienseminar veranstaltet. 21 Erwach-sene und 14 Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren verbrach-ten ein Wochenende auf dem Müllner-Peter-Hof in Sachrang im Chiemgau. Während die Erwachsenen über familien-freundliche Gewerkschaftsarbeit und Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie diskutierten, ging es für die Kinder zum Wandern, in den Streichelzoo und zur Sommerrodelbahn.

Werberhitparade35 aufnahmen: Mehmet Nacioglu (Enka, Obernburg); 25 aufnahmen: Roland Berninger (Industriecenter Obern-burg); 12 aufnahmen: Hansgeorg Schuster (Siltronic, Burg-hausen); 11 aufnahmen: Monika Träger (Ceram Tec, Marktred-witz); 10 aufnahmen: Johann Hautz (Siltronic, Burghausen); 9 aufnahmen: Klaus Wespatat (Ceram Tec, Marktredwitz); 8 aufnahmen: Siegfried Meier (Wacker Chemie, Burghausen), Elisabeth Williams (Rebhan FPS Kunststoffverpackungen, Stockheim); 5 aufnahmen: Josef Birner (AKW Hirschau), Marko Fartelj (Wacker Chemie, Burghausen), Johann Grau (Kautex, Mallersdorf), Klaus Guske (Wacker Chemie, Burg-hausen), Norbert Lechermann (Peguform, Neustadt), Ange-lika Neppl (Peguform, Neustadt), Stefan Schmidt (Peguform, Neustadt), Roswitha Vitale (Peguform, Neustadt).

kunststoffabschlussmünchen | 20 Euro linear und 3,1 Prozent mehr

In der zweiten Ver-handlungsrunde wurde am 18. Juli ein Abschluss für die Kunststoffin-dustrie erzielt. Ab Oktober werden Löhne und Gehäl-ter um 20 Euro an-gehoben. Auf das höhere Einkom-men kommt eine Steigerung von 3,1 Prozent.

Außerdem gibt es für Au-gust und September eine Ein-malzahlung von 140 Euro. Die Ausbildungsvergütungen werden kräftig um rund 40 Eu-ro angehoben. Zusammen mit einem noch geltenden Tarif-vertrag zur Steigerung der Aus-bildungszahlen soll so einem Fachkräftemangel entgegen-gewirkt werden.

Die Aktionen im Vorfeld haben sich ausgezahlt. So hatte sich bei Oechsler in

Weißenburg der Großteil der Belegschaft am Werkgelände versammelt. Bei RKW in Was-serburg holten die Betriebs-räte die Meinungen der Be-schäftigten in der Nacht- und Spätschicht ein. Betriebsrats-vorsitzender Peter Lax: »Die Mitarbeiter wollen ein großes Stück vom Kuchen.«

Verhandlungsführer Harald Sikorski: »Mit der Unterstüt-zung ist uns der Durchbruch und die deutliche Erhöhung der Einkommen gelungen!«

> vor ort BayErn

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n a m e n & n a c h r I c h T e n

gemeinsam zum Zielmünchen | Betriebsräte diskutieren politische themen

Gewerkschaften können al-lein eine ganze Menge errei-chen. Erfolgreicher sind sie aber, wenn sie sich mit der Politik zusammentun. »Dia-log mit Berlin« – unter diesem Motto fand die 2. Münchner Betriebsrätekonferenz statt. Hilmar Höhn, Leiter der IG-BCE-Verbindungsstelle Ber-lin, erklärte anhand der Themen Energiepolitik, Ren-te mit 67, Mindestlohn und dem neuen Arzneimittelge-setz, wie die IG BCE auch für ihre Mitglieder und deren Branchen in der Politik Ein-fluss nimmt. Die IG BCE sei

eine Gewerkschaft, die auf Vernunft, Dialog und Über-zeugung setzt. Auch wenn sicher der Einfluss Grenzen hat, so Höhn, müsse die Poli-tik jeden Tag aufs Neue über-zeugt werden.

Bezirksleiter michael reinhard (rechts) und hilmar höhn, Ig-Bce-Verbindungsmann in Berlin.

mitarbeiter von Polytec und mitras materials demonstrierten vor dem Werktor in Weiden.

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Mit der IG BCE dabeiaugSBurg | Möglichst viele Frauen werben und mit der IG BCE zur Frauenfußball-WM – darum ging es bei einer Sonderaktion des Landesbezirks. Mit Erfolg: Im Aktions-zeitraum April/Mai konnte der Frauenanteil an allen neu geworbenen Mitgliedern von 17 auf 25 Prozent gesteigert werden. Acht Werberinnen und Werber genossen schließ-lich mit ihren Partnern ein WM-Spiel am einzigen bayeri-schen Austragungsort Augsburg, so das Viertelfinale Schwe-den – Australien am 10. Juli im ausverkauften Stadion.

Jugend spendet für afrikamarkelfIngen | Mit Knick-lichtern hat die IG-BCE-Jugend immer wieder »leuchtende Aktio-nen« zur Übernahme durch- geführt – auch auf dem gemein-samen Jugendtreffen der Landes-bezirke Bayern, Baden-Württem-berg und Hessen-Thüringen. Was vom Aktionsmaterial übrig blieb, nahmen die Jugendlichen und spendeten dafür über 600 Euro an den kleinen Verein »Global Mama’s Care e. V.«, einem Teilnehmer, der Schulen in Ghana baut und unterhält. Laura Schuhn: »Schon mit 25 Euro im Monat können wir dort einen Lehrer finanzie-ren«. Der Betrag wurde von den drei Landesbezirksleitern spontan auf 1000 Euro aufgerundet.

Hohe Ehrung für Dieter WegelBamBerg | Dieter Wegel, Betriebsrats-vorsitzender in Hall-stadt und Gesamtbe-triebsrat des Reifen-herstellers Michelin, ist von Landesbezirks-leiter Seppel Kraus mit der Hans-Böckler-Me-daille ausgezeichnet worden, der höchsten Ehrung im DGB und seiner Mitgliedsge-werkschaften. Der Preisträger, so Kraus, habe mit dem Zu-kunftspakt bei Michelin sein Meisterstück gemacht. Neben einer Standortgarantie bis 2012 habe er es geschafft, die negativen Folgen im Rahmen zu halten und die 40-Stun-den-Woche abzuwehren. Seppel Kraus attestierte Dieter We-gel auf allen gewerkschaftlichen Ebenen konstruktive Ar-beit geleistet und vieles für die Arbeitnehmer erreicht zu haben.

azubis gut informiertoBernBurg/münchen | neues ausbildungsjahr beginnt

Am 1. September startet in Bayern das neue Ausbil-dungsjahr. Was die Azubis so erwartet, konnten sie bei-spielsweise bei der »Nacht der Ausbildung« im Industriecen-ter Obernburg, dem zweit-größten Ausbilder in Main-franken, erfahren.

Interessierte hatten die Mög-lichkeit, zwischen 16:00 und 24:00 Uhr die Ausbildungs-werkstatt zu besichtigen. Dort konnten sie sich in einem Vor-trag über den Standort und die Ausbildungsmöglichkeiten in-formieren. Am späten Abend fand noch die Zeugnisüber-gabe für die Auslerner des Sommers statt. Auf besonde-ren Wunsch der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) und der Ausbildungs-leitung war auch die IG BCE vertreten.

Am Infostand gab es Bro-schüren und Informationen zum Thema Studium/Wei- terbildung, Schwangerschaft während der Ausbildung und Tipps zum Berufseinstieg. Auch die Reiseangebote mit der Fejo waren Thema.

Auch die einzelnen IG-BCE-Bezirke informieren die jungen Leute bei speziellen »Neuanfängerpartys«. Den Auftakt hatte bereits im Juli der Bezirk Mainfranken in Stockstadt gemacht.

Bei kühlen Getränken und Gegrilltem lernten die Azubis und ihre Eltern die Jugendar-beit der IG BCE vor Ort, die Betriebsräte sowie die Jugend- und Auszubildendenvertre-ter kennen.

Im Bezirk Kelheim-Zwiesel wird am 9. September in Stei-nach gefeiert.

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n a m e n & n a c h r I c h T e n

Interessante einblicke bei der »nacht der ausbildung«.

Von Juli bis September lädt die

Ig Bce, wie hier in Stockstadt, zu

neuanfängerpartys.

ausgezeichnet: dieter Wegel (mitte) mit Bezirksleiter holger kempf (links) und Seppel kraus.

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> vor ort Hessen-tHüringen

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Beschäftigte fordern Perspektivenbrachttal | Schlecht ist es bei der Keramischen Fertigungs-stätte Brachttal um Arbeitnehmerrechte bestellt. Das Unter-nehmen wurde 2006 von Könitz Porzellan übernommen. Die Beschäftigten sollten einen »Beitrag zur Gesundung des Unternehmens« leisten. Mittlerweile haben sie fünf Tage Urlaub, Urlaubs- und Weihnachtsgeld und die vermögens-wirksamen Leistungen eingebüßt sowie auf bis zu 20 Pro-zent Gehalt verzichtet. Von Investitionen ist aber nichts zu sehen. Jetzt verzögern sich sogar die Gehaltszahlungen. IG-BCE-Bezirksleiter Wolfgang Werner kündigte Aktionen an: »Wir haben den Eindruck, dass hier ganz bewusst ein Werk und seine Beschäftigten missbraucht werden, um andern-orts Gewinne einzufahren. So kann es nicht weitergehen!«

Junge generation will faire Chancenweimar-legeld | Die Themen »Fachkräfte-bedarf der Zukunft« und »Demografische Entwicklung in der Re-gion« behandelte eine Konferenz des Bezirks Thüringen mit 25 Ju-gend- und Auszubil-dendenvertretungen. Angeregt durch einen beherzten Beitrag der Bundesjugendsekretärin Katy Hübner fand eine rege Diskussion statt. Das Fazit der JAV-Konferenz: Mehr Beteiligung der JAV für eine unbefristete Übernahme junger Fachkräfte, um die Betriebe zukunftsfähig zu ma-chen.

Werbung lohnt sichberlin | Der Werber-brunch des Bezirks Kassel ist jedes Jahr einer der Höhepunkte im Gewerkschaftsle-ben – auch, weil unter den aktiven Werberin-nen und Werbern at-traktive Preise verlost werden. Die Gewinner der Musicalreise fuhren vor Kurzem mit Partner nach Berlin. Neben einer Stadtrundfahrt auf der Spree und dem Besuch des Musicals »We will rock you« nutzten einige die Chance, auch den Bundestag oder das Brandenburger Tor zu besich-tigen. 2011 wird es wieder einen Werberbrunch geben – also unbedingt werben und eventuell gewinnen!

chemie setzt impulsewiesbaden | Wiesbadener gespräche zur sozialpolitik

Mehr als 170 Betriebsräte, Manager und Fachleute aus Gewerkschaft, Politik und Wissenschaft waren zu den »7. Wiesbadener Gesprächen zur Sozialpolitik« gekommen.

Der Wittenberg-Prozess der Chemie-Sozialpartner ist ein nachahmenswertes Modell auch für andere Branchen – so die einhellige Meinung der Diskussionsrunde. »Wir wollen damit eine moderne Begründung für die soziale Marktwirtschaft geben«, so der IG-BCE-Vorsitzende Mi-chael Vassiliadis.

Die soziale Marktwirtschaft ist unverändert ein Erfolgs-modell, darüber war sich das hochkarätig besetzte Podium im Wiesbadener Kurhaus ei-nig: Landesbezirksleiter Vol-

ker Weber vertrat die IG BCE, Jürgen Sauer-wald von B. Braun Melsungen und Birgit Riess von der Bertels-mann Stiftung schil-derten Erfahrungen aus der Sicht von Un-ternehmen.

n a m e n & n a c h r i c h t e n

migration im Fokusdarmstadt | ig BCe gründet Arbeitskreis

Der Bezirk Darmstadt lud Mitte Juni alle interessierten Betriebsräte mit Migrations-hintergrund zur Gründung des Arbeitskreises Migration ein. Die lebhafte Diskussion zeigte: Solche Projekte sind im Rahmen der Zielgruppen-arbeit ein guter Weg. Ur-sprung des Ansatzes ist die betriebswirt-schaftliche Idee des »Diversity Manage-ments«, das soziale Vielfalt konstruktiv gestaltet. Der Arbeits-kreis hat sich einiges vorgenommen. In den Koordinierungskreis

wurden gewählt: Ömer Akcin (Pirelli), Hidir Can (Procter & Gamble Weiterstadt), Lutfi Canoglu (Merck Gernsheim), Yalcin Hazneci (Pirelli), Rod-ney McDaniel (Merck Darm-stadt). Manuel Haenig vom Bezirk Darmstadt begleitet die Arbeit.

gutes wetter und gute laune in berlin.

Konzentrierte Zuhörer beim Vortrag von Katy hübner.

Viel interesse besteht am neuen arbeits-kreis migration.

Volker weber in der engagierten debatte.

michael Vassiliadis spricht über den wittenberg-Prozess.

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ein würziges Wochenende

würZburg | Der Be-zirksjugendausschuss (BJA) Darmstadt traf sich Anfang Juli in Würzburg. Während der Klausurtagung. wurden Ziele und Auf-gaben für das neue Jahr formuliert. Auf dem Programm stand auch die Besichtigung des Glasflaschenherstellers Gerreshei-mer Lohr. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Produkte der Pharma- und Gesundheitsindustrie. Besonders faszi-niert waren die Besucher von der ausgeklügelten Produktion der Maggi-Flaschen, die dort ebenfalls hergestellt werden. Gemeinsam mit dem BJA Mainfranken wurde am Samstag-abend gegrillt.

neuer thüringer Kunststoffbetriebtrusetal | Im Rah-men des Kunststoff-projektes PAKT der IG BCE Thüringen ist bei dem Unternehmen Reum Kunststoff- und Metalltechnik in Truse-tal viel passiert. Neben der erfolgreichen Be-triebsratswahl hat die IG BCE großen Zuspruch erfahren und viele Mitglieder hin-zugewonnen. Gewerkschaftssekretär Peter Fanselow infor-mierte jetzt gemeinsam mit dem Betriebsratsvorsitzenden von Geiger Automotive Tambach-Dietharz, Wilfried Stötzer, in einer Mitgliederversammlung über die Tarifbindung. Beide Firmen haben seit Februar denselben Geschäfts- führer. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Betriebs-räten klappt.

Deutsche arbeiten längerFranKFurt | Die Deutschen machen nach Angaben von EU-Sozialkommissar Laszlo Andor die meisten Überstun-den. Landesbezirksleiter Volker Weber sieht dieses Problem auch für Hessen und Thüringen: »In keinem Land Europas gibt es einen so großen Unterschied zwischen der tarifver-traglich vereinbarten und der tatsächlichen Arbeitszeit.« Zwischenzeitlich liege die wöchentliche Durchschnittsar-beitszeit bei 40,4 Stunden. Das sei, so Weber nicht mehr gesund. Er will sich dafür einsetzen, dass zukünftig »Tarif und Realität wieder näher aneinander geführt werden«.

gießen bleibt buntgiessen | ig-BCe-Jugend zeigt Flagge gegen rechts

Am 16. Juli wurde un-ter dem Motto »Gie-ßen bleibt bunt« ein großes Straßenfest in der Gießener Innen-stadt veranstaltet. Rund 200 Organisa-tionen hatten dieses Fest als Antwort auf eine geplante De-monstration der rechtsextre-men NPD ausgerichtet. Unter dem Aufruf »Gießen bleibt Nazifrei!« drängten etwa 2000 Menschen in mehreren Demonstrationszügen den NPD-Aufmarsch an den Rand der Stadt.

Der Bezirksjugendausschuss der IG BCE Mittelhessen be-teiligte sich aktiv an den Ak-

tionen und sammelte dabei erfolgreich Spenden für den Verein »Mach’ meinen Kum-pel nicht an!«. Der Verein un-terstützt Jugendliche und Er-wachsene in ihrem sozialen und politischen Engagement gegen Rassismus.

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do it yourself am seemarKelFingen | Landesbezirksjugendtreffen am Bodensee

»Do it yourself« hieß es nicht nur beim Zeltaufbau und bei zahlreichen Aktionen für rund 220 junge Leute aus Hessen-Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg. Beim gemeinsamen Landes-bezirksjugendtreffen Mitte Ju-ni am Bodensee ging es dar-um, sich selbst zu engagieren.

Bei Diskussionen mit Poli-tikern standen die Themen Übernahme nach der Ausbil-

dung, Befristung und Leih- arbeit im Mittelpunkt. Auch Strategien für die Umsetzung der Forderungen wurden überlegt.

Der Bezirk Rhein-Main dis-kutierte mit den Teilnehmern die Übernahmesituation im Anschluss an die Ausbildung. Der Bezirk Kassel gab sich bunt mit dem Angebot, T-Shirts mit verschiedenen Farben selbst zu batiken, pas-send zum Motto des Treffens. Der Landesbezirksjugendaus-schuss griff das Thema Über-nahme mit einem übergroßen Puzzle auf.

Höhepunkt war am Sams-tagabend das Feuerwerk »Übernahme – Licht ins Dunkel«. Zusammen mit der Band »no buddy« wurde bis in den Morgen gefeiert.

bunte luftballons gegen braune umtriebe.

bunt ging es beim batiken zu.

Weitere infos im internet: www.gelbehand.de

es geht aufwärts mit der Jugend.

Zwei betriebsräte – ein Ziel.

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Berufsstart mit Sommerfesthamburg | Eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und Hilfe rund ums Thema Ausbildung zu bekommen, gibt es für die rund 300 neuen Auszubildenden im Organisa- tionsbereich der IG BCE Hamburg/Harburg beim traditio-nellen Sommerfest am 16. September. Info über die JAVen, den Betriebsrat oder unter 040 2800960.

2000 Euro für tschernobyl-Kinderibbenbüren | Den Tombolaerlös des jüngsten Sommerfes-tes übergaben Bezirks-leiter Friedhelm Hun-dertmark und Bezirks-sekretärin Annemarie Sämel (Foto, links und rechts außen) jetzt an Vertreter des Vereins »Die Kinder von Tschernobyl«.

Kennenlern-Wochenende

wolfenbüttel | Tolles Wetter, tolle Stimmung – beim Azubi-Treffen des Bezirksjugendausschusses im Jugend-dorf Grömitz an der Ostsee gab es für die 34 Jugendlichen viele Tipps und eine sonnige Strandolympiade.

dänische Nachbarngrömitz | »Mød din nabo (den Nachbarn kennenlernen)« hieß das diesjährige Motto des von der Ortsgrup-pe Flensburg organi-sierten Jahrestreffens von Arbeitnehmern beiderseits der Grenze Deutschland–Dänemark (Foto). Auf dem Programm: ein Besuch beim Pharmaunternehmen KVP in Kiel und die geplante Fehmarnbelt-Querung als länderübergreifende Baumaßnahme. Die dänischen Gewerkschaften sind bereits mit dem Bauträger im Gespräch, um ordentliche Arbeitsbe-dingungen zu erreichen und Lohndumping auszuschließen.

werbung bringt erfolg dörpen | viele Mitglieder bei UPM Sales bringen tarif

Über eine erfolgreiche Werbe-offensive freut sich Irmgard Steenken, die Betriebsrats- vorsitzende der UPM Sales GmbH im emsländischen Dörpen mit Niederlassungen in Augsburg und Hamburg. UPM Sales ist die Verkaufs-organisation des Papierher-stellers UPM.

»Wir wurden neu aufge-stellt, um die Effizienz von UPM zu erhöhen, waren aber lange Zeit tariflos«, so Irm-gard Steenken. Um endlich einen vernünftigen Tarif zu bekommen, hat der Betriebs-

rat beschlossen, den Organi-sationsgrad zu steigern, mit Erfolg.

Früher war rund die Hälfte der Mitarbeiter in der IG BCE organisiert, jetzt sind es 82 Pro-zent. »Ein guter Tarif für alle muss auch von allen erkämpft werden, das überzeugt jeden, der rechnen kann und kein Trittbrettfahrer sein will«, be-richtet Steenken über die Werbeoffensive. Es hat sich gelohnt. »Seit 20. März haben wir einen Tarifvertrag«, sagt sie, »und dazu für alle eine gute Altersteilzeitregelung.«

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feuriges buffet und Comedian

stade | Walter Meier und Bernhard Lem-mermann (Foto, vor-ne Mitte von links mit dem Vorstand) sind seit 60 Jahren Ge-werkschaftsmitglie-der. Jetzt wurden die beiden Senioren ge-meinsam mit 37 weiteren Ju-bilaren aus der Ortsgruppe Stade für ihre langjährige Treue geehrt. Neben einem historischen Rückblick er-

wartete sie ein illuminiertes Fest-Buffet und Comedian Jürgen Müller, der »op platt« die Freuden eines Dorffeuer-wehrmanns erläuterte.

Chemiemodell altersvorsorgehannover | Am 14. Septem-ber informieren die Sozial-partner der chemischen In-dustrie im Norden in der IG-BCE-Hauptverwaltung ge-meinsam über den Stand der tariflichen Altersvorsorge und die Notwendigkeit der Stär-kung der betrieblichen Alters-vorsorge. Dargestellt werden unter anderem Praxisbeispiele

von Unternehmensvertretern und Betriebsräten zur erfolg-reichen Umsetzung des Tarif-vertrages über Einmalzahlun-gen und Altersvorsorge.

Beginn ist um 10:30 Uhr. Eilanmeldungen per E-Mail an: julia.sumpf@igbce.de

Weitere Infos im Internet: www.nord.igbce.de

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Azubis und Ausbildergrömitz | Ge-schicklichkeit und Teamfähigkeit wa-ren beim Seminar für Auszubildende und Ausbilder aus Schleswig-Holstein in Grömitz bei spannenden »Work-shops der Firmen« und beim Besuch eines Hochseilkletter-gartens gefragt.

Betriebsräte-Frühstückalfeld | Peter Wind, Geschäftsführer der BWS, der Bil-dungsorganisation der IG BCE BWS, ist beim nächsten Be-triebsräte-Frühstück am 9. September zu Gast. Anmeldung bitte im Bezirk Alfeld unter 05181 84160.

Auf König Artus’ Spuren

goslar | Mit 48 Teilnehmern (Foto) besichtigte die Orts-gruppe Goslar in Cornwall (Südengland) Orte, an denen die Romane von Rosamunde Pilcher spielen, aber auch Stonehenge und Tintagel, die Burg des sagenhaften König Artus.

Familienausflug zum Wisentgehegespringe | Bange Blicke zum Himmel waren nicht nötig: Der Regensommer legte am letzten Juli-Wochenende eine Pause ein, als sich die Ortsgruppe Hannover-Süd zum Fa-milienausflug beim Wisentgehege in Springe einfand. Die 28 Teilnehmer erlebten eine kurzweilige Greifvogelschau (Foto) und genossen den Rundgang durch das Gehege.

ausbilder mit herzhamburg | Kurt Maselkowski mit verdienstmedaille geehrt

Als zweitältestes von neun Kindern bewies Klaus Ma-selkowski schon in jungen Jahren, dass er ein »beson-deres Händchen« hatte, Jüngeren bei scheinbar unlös-baren Problemen unter die Arme zu greifen. 1967 be-gann er dann bei der Hamburger Kupferhütte Aurubis AG (früher Nord-deutsche Affinerie) seine Aus-bildung zum Betriebsschlos-ser.

Seit 1978 war Maselkowski dort dann als Ausbilder für die Berufsanfänger aus 16 ver-schiedenen Berufen verant-wortlich. Er vermittelte den Jugendlichen nicht nur fach-liche, sondern auch so- ziale Kompentez: »Berufliches Können und Solidarität ge-hören zusammen. Ich mag keine Leute, die sich auf Kos-ten anderer durchs Leben schummeln.«

Weil er seine Verantwortung sehr ernst nahm und auch bei so manchem Ärger mit den Eltern vermittelte, nannten ihn seine Schützlinge bald re-

spektvoll »Werksvati«. 90 Pro-zent der rund 2000 Auszubil-denden, die er während der vielen Jahre betreute, wurden Mitglied der Gewerkschaft.

Jetzt bekam Klaus Masel-kowski zum Abschied in den passiven Ruhestand während einer großen Abschiedsfeier mit mehr als 300 Teilneh-mern die Verdienstmedaille der IG BCE überreicht – aus den Händen seines früheren Azubis und heutigen IG-BCE-Bezirksleiters von Hamburg/Harburg, Jan Eulen.

Die Verdienstmedaille der IG BCE wird vom IG-BCE-Hauptvorstand an besonders engagierte Mitglieder bei »be-sonderen Verdiensten für die IG BCE«, vor allem im ehren-amtlichen Bereich, verliehen.

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eine medaille für besondere verdienste über-reicht Jan eulen an Klaus maselkowski (links).

tarifrunde Kautschuk startet

hannover | Am 5. Oktober findet die erste Verhandlung für die deutsche Kautschuk-industrie in Hannover statt. Die Bemühungen der IG BCE, die Tarifverhandlungen schon vor der Sommerpause auf- zunehmen, waren geschei-tert, weil die Arbeitgeberseite keinen Termin vorschlagen konnte.

Die Rahmendaten sind gut, die Umsatzrenditen erreichen neue Dimensionen und die Mitglieder in den Betrieben erwarten einen entsprechen-den Abschluss. Alle, die noch abseitsstehen, sind nun auf-gefordert, sich ebenfalls für einen guten Tarifabschluss starkzumachen und Mitglied der IG BCE zu werden.

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Guter start mit der IG BCE!berlin | Der Landesbezirk begrüßt 1400 Jugendliche, die jetzt ihre Ausbildung in den Branchen der IG BCE begin-nen. Mit dem Förderprogramm »Start in den Beruf« kom-men weitere junge Menschen in den Betrieben hinzu. Ge-meinsam mit der Gewerkschaft setzen sich Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertreterinnen und -vertreter für gute Ausbildung und für Übernahme ein.

Ehrung mit Hans-Böckler-Medaillegreifswald | Zu seinem 70. Ge-burtstag wurde Ed-gar Prochnow, Mit-glied der IG BCE und ehemaliger Personalvorstand und Arbeitsdirek-tor der Energiewer-ke Nord AG, mit der Hans-Böckler-Medaille für seine großen Verdienste im gewerkschaftspolitischen Leben gewürdigt. Olaf Wernitz (links), stellvertretender Bezirksleiter Berlin-Mark Branden-burg, und Bezirkssekretär Rainer Eberlein (rechts) überreich-ten die Urkunde.

Abschied von BezirkssekretärenDer Landesbezirk und die Bezir- ke danken Rainer Eberlein, Gisbert Schmidt und Cle-mens Raab für ihre hervorragende, unermüdliche Ar-beit, ihren Einsatz und ihr gewerkschaftliches Engagement. Die drei Gewerkschaftssekretäre gingen in die passive Phase ihrer Altersteilzeit.

rostock | Rainer Eberlein, seit 1990 für die IG Bergbau und Energie in Mecklenburg-Vorpommern tätig, zuletzt ver-antwortlich für den Standort Rostock der IG BCE.magdeburg | Gisbert Schmidt, seit 1991 zunächst für die IG Chemie-Papier-Keramik, dann für die IG BCE in Halle-Magdeburg Bezirkssekretär am Standort Magdeburg.leipzig | Clemens Raab, seit 1981 hauptamtlich für die IG Chemie-Papier-Keramik, dann für die IG BCE tätig und zuletzt Gewerkschaftssekretär im Bezirk Leipzig.

tarifrunde chemie ostberlin | Ein Angebot muss endlich auf den tisch

Auch in der dritten Verhandlungsrunde am 24. Juni blieben die Arbeitgeber stur und legten kein An-gebot zur Tarifanglei-chung für die The-men Arbeitszeit, Jah-resleistung und Ent-geltstrukturen in der chemischen Indus-trie Ost vor. IG-BCE-Verhandlungsführer Peter Hausmann: »Eine 40-Stunden-Woche ist nicht zu- kunftsweisend. Wir brauchen Arbeitsbedingungen, insbe-sondere für Schichtarbeiter

und ältere Beschäftigte, die es erlauben, für ein langes Ar-beitsleben fit zu bleiben.« Die Verhandlungen werden am 1. September fortgeführt.

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www.unternehmendesmonats.de

Weitere Infos im Internet: www.igbce-jugend.de

rainer eberlein

gisbert schmidt

clemens raab

den. Aktuell wird im Unter-nehmen umfangreich inves-tiert, sodass Globalfoundries einer der größten Halbleiter-standorte Europas wird.

mitglieder für tarif bei glatfelter

falkenHagen | Seit Ende der 90er-Jahre ist der Haus-halts- und Hygienepapierher-steller Glatfelter in Falkenha-gen bei Pritzwalk ansässig. Bislang ohne Tarifvertrag für die über 400 Beschäftigten, die mehrheitlich in der IG BCE organisiert sind. Jetzt ha-ben die Mitglieder mit über-

wältigender Beteiligung eine Tarifkommission gewählt, die unter Federführung von Hol-ger Nieden aus der IG-BCE-Tarifabteilung die Anbindung an den Flächentarifvertrag Papier Ost erreichen will. Das erste Sondierungsgespräch mit der Geschäftsführung ist für Mitte Oktober angesetzt.

betriebsratswahl bei globalfoundries

dresden | Beim Halbleiterhersteller Globalfoundries in Dresden mit 3200 Be-schäftigten ist endlich der Weg für eine Betriebsratswahl frei. Nach mehreren Info-veranstaltungen, Ak-tionen vor dem Werk-tor und Mitgliederversamm-lungen wählte die Belegschaft Ende Juni einen Wahlvor-stand. Die Betriebsratswahl soll Ende September stattfin-

die beschäftigten entschieden sich ein-drucksvoll für ihren wahlvorstand.

petra reinbold-knape, peter Hausmann und christian Jungvogel (dritte bis erster von rechts) übergeben 1500 postkarten mit unterschriften aus betrieben im bezirk Halle-magdeburg.

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Zukunft wählenberlin | Zwei Landtagswahlen beschäftigen die Bürgerin-nen und Bürger im Landesbezirk im September. In Mecklen-burg-Vorpommern geht es am 4. September darum, eine politische Landschaft zu schaffen, die attraktive Bedingun-gen für Investitionen und neue Industrieansiedlungen bietet, und mit einer hohen Wahlbeteiligung den Wiedereinzug der Rechten ins Parlament zu verhindern. Das Thema Industrie-politik steht auch in Berlin am 18. September ganz vorne. Die Hauptstadt braucht Industriearbeitsplätze mit gesicher-ten Tarifen und weitere Ausbildungsplätze. Gewerkschafte-rinnen und Gewerkschafter sind daher aufgerufen, bei den Wahlen genau hinzuschauen, welche Partei die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vertritt.

Energie und Industrie

dresden/potsdam/cottbus | Eine Energiepolitik, die für die Menschen Zukunft, Innovation und Arbeitsplätze sichert, stand im Zentrum mehrerer Konferenzen von Be-triebsrätinnen und Betriebsräten mit Vertretern aus Politik, Gewerkschaft und Unternehmen. In Dresden wurden die unterschiedlichen Positionen zwischen den Parteien für die 140 Teilnehmer deutlich (Foto links mit Alexander Krauß, CDU, und Thomas Jurk, SPD). In Potsdam sprach Albrecht Gerber, Brandenburgischer Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei des Bundeslandes (Foto rechts mit Landesbe-zirksleiterin Petra Reinbold-Knape). In Cottbus sprach der stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Ulrich Freese vor Ver-trauensleuten der Gewerkschaft.

sommerfest im solar valleybitterfeld-wolfen | Gute Stimmung, Sonnen-schein und viele Leute machten das erste Som-merfest von IG BCE und Azubis im Solar Valley, organisiert von den Ju-gend- und Auszubildendenvertretungen von Q-Cells SE und Sovello AG (Foto) zum großen Erfolg. Auch die neuen Azubis waren dabei. Der Wechsel der Q-Cells-Unternehmenspolitik mit Plänen für Personalabbau und Produktionsverlagerung sorgte erst später für Ärger und Verunsicherung.

sommerakademie-tourlausitz/wittenberg | Energie und sozialpartnerschaft

Die Sommeraka-demie des Landes-bezirks zu aktu- ellen politischen Themen ging in diesem Jahr erst-mals auf Tour. In der Lausitz stan-den mit Stationen bei der BASF Schwarzheide, dem Tagebau Wel-zow-Süd und dem Kraftwerk Schwar-ze Pumpe industrie- und energiepolitisch wichtige Orte im Mittelpunkt. Mit dabei war der IG-BCE-Vorsitzende Mi-chael Vassiliadis: »Die Tour ist ein klares Bekenntnis zu den Industriestandorten in Bran-denburg und Sachsen.« Auf

Gut Geisendorf am Rande des Tagebaus Welzow-Süd disku-tierten Betriebsrätinnen und Betriebsräte mit Dr. Hartmuth Zeiß und Michael von Bronk, beide im Vorstand der Vatten-fall Europe Mining und Vat-tenfall Europe Generation.

Bei der Sommer-akademie Ende Juni mit IG-BCE-Haupt-vorstandsmitglied Peter Hausmann ging es um die Zu-kunftsfähigkeit der Sozialpartnerschaft. Stationen waren Des-sau, Wörlitz und Wittenberg.

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information über sanierungserfolge

leipzig | Stillgelegte Braunkohlentagebaue in Mitteldeutschland und der Lausitz zu rekultivieren und so-wohl Erholungsgebie-te als auch Gewerbe-flächen zu schaffen – diese Aufgabe setzt die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesell-schaft mbH (LMBV) seit 1994 mit Erfolg um. Führende bul-garische Metallgewerkschafter

informierten sich über diese Arbeit im Braunkohlentage-bau Vereinigtes Schleenhain sowie im stillgelegten Tagebau Zwenkau.

am tagebau welzow-süd: michael Vassiliadis und landesbezirksleiterin petra reinbold-knape im gespräch mit dr. Hartmuth zeiß und michael von bronk (von links).

peter Hausmann bei der »sommerakade-mie on tour« am kraftwerk Vockerode.

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Warnstreiks erfolgreichwalsum | Erst in der vierten Verhandlung konnte in der Tarifrunde der GWE-STEAG-Gruppe ein akzeptables Ergeb-nis erzielt werden: Die Vergütungen, auch die der Azubis, erhöhen sich rückwirkend zum 1. Juli um 3,3 Prozent. Mög-lich wurde dies dank des großen Einsatzes der Beschäftig-ten. So beteiligten sich am 5. Juli an den Warnstreiks an den sechs Standorten der STEAG AG mehr als 1000 Beschäftigte von Walsum bis Voerde.

Sommerzauberduisburg | Bei strahlendem Son-nenschein feierten rund 330 Mitglie-der des IG-BCE- Bezirks Duisburg Mitte Juli ihr Som-merfest auf dem Ponton des »Diebels« im Hafen. Gut unterhalten wurden sie vom Duisburger Shanty-Chor, dem Männergesangverein Dinslaken und der Band »Tones in Trouble«. Höhepunkt waren die Zauberkünste von Kai Wiedermann.

ein tag im Garten

baesweiler | Die Bundesgartenschau in Koblenz war das Ziel des diesjährigen Jahresausflugs der Ortsgruppen Baes-weiler Mitte und West.

Werberhitparade im JuniDieter Trierscheidt (20, pronova BKK, Leverkusen); Torsten Lücker (6, Feidal, Moers); Manfred Lock (6, Takeda, Als-dorf); Rüdiger Schleuter (5, Henkel, Düsseldorf); Wolfgang Benstöm (5, IVT Weiner und Reimann, Duisburg); Gertrud Tschorschke (5, ROC TG 11, Düsseldorf); Michaela Kukien (4, AQuS, Alsdorf); Michael Pfeifer (4, Bayer Vital, Leverku-sen); Angelika Enderichs (4, Grünenthal, Alsdorf); Daniel Dittrich (4, ROC TG 11, Düsseldorf); Helmut Litzenberger (4, Moers).

werben um Fachkräfteoberhausen | Arbeitsminister zu Gast bei Betriebsräten

Im Juni hat die Be-triebsräte-Arbeitsge-meinschaft Kohle-, Erdöl- und Grund-stoffchemie (ARGE KEG) im OXEA Werk Ruhrchemie Ober-hausen getagt. Haupt-redner war Guntram Schneider (SPD), NRW-Minister für Ar-beit, Integration und Soziales.

Schneider betonte vor mehr als 35 Betriebsräten, dass die Industrie unverzicht-bar für den Standort NRW sei. Dazu seien qualifizierte Be-schäftigte Voraussetzung. Zur Nachwuchsförderung sei eine stärkere Präsenz von Prak- tikern an Schulen erforder-lich. Neben dem wachsenden Fachkräftemangel aufgrund der demografischen Entwick-lung blieben aber auch »viele ausgebildete Fachkräfte

zu Hause, weil geeignete Plätz für Kinder fehlen«, so Schnei-der. Ausreichende Kinderbe-treuungsangebote seien daher ein wichtiger Faktor im Wett-bewerb um Fachkräfte.

Die Betriebsräte-Arbeitsge-meinschaft existiert seit 1948. Sie befasst sich bis heute mit sozial- und arbeitsmarktpoli-tischen Themen. Ihr gehören 21 Unternehmen aus ganz NRW an.

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Weitere infos im internet: www.nordrhein.igbce.de

neues euro-netzwerk düsseldorF | erfahrungsaustausch über Grenzen hinweg

Eurobetriebsräte (EBR) aus 16 Unternehmen der Indus-triebereiche Chemie, Pharma, Farben, Kautschuk, Kunst-stoff, Grobkeramik, Glas und Mineralöl beteiligten sich an der Auftaktveranstaltung »Arbeitsgemeinschaft Euro-betriebsräte Nordrhein« des Landesbezirks. Ziel des neuen Netzwerkes ist es, die grenz-überschreitende Zusammen-arbeit und den Erfahrungs-austausch auszubauen.

Beim Auftakt Ende Mai in Düsseldorf erläuterte Annick Aerts von der belgischen Ge-werkschaft LBC-NVK deren

Strukturen. Claudia Menne vom Europäischen Gewerk-schaftsbund (EGB) berichtete über aktuelle Entwicklungen in Sachen Equal Pay, Europäi-sche Aktiengesellschaften und EBR. Reinhard Reibsch vom europäischen Gewerkschafts-branchenverband EMCEF und Doris Meißner vom Hauptvorstand der IG BCE stellten ihre Unterstützungs-angebote für EBR vor.

Koordinator der EBR im Landesbezirk Nordrhein ist Matthias Jakobs. Die Arbeits-gemeinschaft soll mindestens zweimal jährlich tagen.

geschenk für minister schneider mit sym-bolcharakter: das bild zeigt einen berg-mann, der einem Chemiker ein stück Kohle zur weiterverarbeitung überreicht.

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Sommersitzung im hochseilgartenduisburg | Wie im vergangenen Jahr traf sich auch 2011 der IG-BCE-Bezirksjugend-ausschuss im Hoch-seilgarten in Duisburg-Wedau zur Sommer-sitzung. Diskutiert wurden die Arbeitsschwerpunkte der nächsten Zeit von der Neuausrichtung der bezirklichen Ju-gendbildungsarbeit bis zur Kampagne »Unser Einsatz für deine Übernahme«. Großen Raum nahm das Thema Berufs-anfänger ein. 178 Neulinge starten am 1. September in den Betrieben im IG-BCE-Bezirk.

Seniorenkreis hat JubiläumleverKusen | Silber-nes Jubiläum feierte der Seniorenkreis Le-verkusen. Seit 25 Jah-ren treffen sich die Se-nioren monatlich zu Politik- und Bildungs-themen und setzen sich aktiv für die IG BCE ein.

Noch Plätze freidüsseldorF | Weiterbildung tut gut – den Beschäftigten wie den Unternehmen. Die IG-BCE-Seminare sind thema-tisch vielfältig, nah an der betrieblichen Praxis und stehen allen IG-BCE-Mitgliedern offen. Bei folgenden Seminaren gibt es noch freie Plätze:26. 09.–28. 09. 2011 Politik verstehen . . . und mitgestalten.Landtagsbesuch, Diskussionen über Parteien- und Politik-verdrossenheit und Strategien dagegen. Hotel Eskeshof, Wuppertal.17. 10.–21. 10. 2011 Mein gutes Recht – Arbeitsrecht für Ar-beitnehmer. Ein Seminar über Rechte und Möglichkeiten der Interessenvertretung. Besonders geeignet für Vertrauens-leute und alle, die es werden wollen. Hotel de Poort, Goch.17. 10.–21. 10. 2011 Der demografische Wandel – ange-kommen in der betrieblichen Wirklichkeit? Hotel Goldener Acker, Morsbach.14. 11. – 18. 11. 2011 Demografischer Wandel und Zukunft unserer Sozialsysteme. Hotel Goldener Acker, Morsbach.Die bezahlte Freistellung für die Seminare erfolgt über das Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz (AWbG). Die Seminar-kosten übernimmt die IG BCE in Kooperation mit dem DGB-Bildungswerk. Alle Beschäftigten haben jährlich Anspruch auf fünf Tage Freistellung nach dem AWbG. Betriebsräte und IG-BCE-Bezirke helfen, diesen Anspruch durchzusetzen.

Jugend auf KurssT. goarshausen/loreley | Piraterie am rhein

Drei Tage enterten über 300 junge IG-BCE-Mitglie-der den geschichts-trächtigen Rhein-felsen »Loreley«, um ihren poli- tischen Anliegen, wie etwa der ak-tuellen Jugend- aktion »Unser Einsatz für dei- ne Übernahme«, noch einmal Gehör zu ver-schaffen.

Das Motto des Landesbe-zirksjugendtreffens war: »Zeit, dass sich was dreht – Jugend auf Kurs«.

Vom 17. bis19. Juni waren die »Piratinnen und Piraten« der Landesbezirke Nordrhein, Westfalen sowie Rheinland-pfalz/Saarland hoch über dem Rhein damit beschäftigt, mit fantasievollen Aktionen auf fehlende berufliche Perspek-tiven hinzuweisen.

Übereinstimmend urteilten die Teilnehmenden: »Tolle kreative Leute und eine Su-perstimmung.« Für letztere sorgten auch die gute Versor-gung durch das Fejo-Café und die Möglichkeiten am Abend, auch mal »abzuro-cken«. »Das Treffen gibt fri-sche Kraft für die anstehen-den Arbeiten, Aufgaben und Herausforderungen in der gewerkschaftlichen Jugendar-beit«, so Nico Becks von der Essener Evonik Goldschmidt.

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»biker für Kohle« am schacht gerdt

duisburg | Rund 70 Biker aus NRW und dem Saarland folgten der Einladung des IG-BCE-Bezirks Moers zum Bikertreff am Schacht Gerdt in Duisburg-Baerl. Von da ging es nach Kamp-Lintfort am Niederrhein. Die IG-BCE-Bi-ker sind sich nicht erst seit diesem Ausflug sicher: Die

Energiewende ist ohne die heimische Kohle nicht mach-bar. Die beabsichtigte Schlie-ßung des Bergwerkes West und der beschlossene Aus-lauf des Steinkohlenbergbaus 2018 sind für sie ein falsches Signal der Politik, um die Energiewende in Deutschland zu gestalten.

ein wenig erschöpft machen die Piratinnen und Piraten »übernahme-Pause«.

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Der große Senioren- und FamilientagMettlach | 2000 teilnehmer eroberten die alte abtei von villeroy & Boch in Mettlach

Zum vierten Mal in Folge ver-anstaltete der Bezirk Saarbrü-cken in diesem Sommer seinen Senioren- und Familientag. In den beiden letzten Jahren hat-ten der Bergbau und die Leder- und Schuhindustrie im Vorder-grund gestanden. Diesmal lie-ßen sich die rund 2000 Teil-nehmer von den Arbeitsplät-zen und Produkten der Kera-mikindustrie faszinieren, die sie im traditionsreichen Haupt-gebäude der Villeroy & Boch AG, der Alten Abtei in Mett-lach, inspizieren konnten (Fo-to oben links und rechts).

Die Organisation war auf-wendig, aber lohnte die Mühe. Denn es gab viel Interessantes aus erster Hand zu erfahren. Selbst der Gewerkschaftsvor-sitzende Michael Vassiliadis (Foto oben Mitte) ließ es sich nicht nehmen, die vielen Gewerkschaftsmitglieder und ihre Angehörigen umfang-reich über die wenige Tage zu-vor vom Bundestag beschlos-sene Energiewende zu infor-mieren.

Vassiliadis erläuterte auch, welche Bedeutung der Kohle in diesem Rahmen zukommt.

Die Ortsgruppe Uchtelfangen nutzte den fest-lichen Rahmen für eine Jubilarehrung. Der Vor-sitzende Jürgen Naumann (rechts) und Werner Six (Dritter von rechts) gratulierten dabei auch zwei Gewerkschaftern für 70-jährige und sieben Mitgliedern für 60-jährige treue.

Mit vielen aktionen ging die Jugend auf KursMaiNz | auf der loreley trafen sich jugendliche Gewerkschafter aus drei landesbezirken zum großen Sommerevent

Von einem wunderbaren Wochenende hoch über dem Rhein berichten junge Ge-werkschafter, und das klingt in der Jugendsprache so: »Mehr als 300 Teilnehmer, super Aktionen, geile Musik, gelungene Party.« Der Ju-gendausschuss des Landesbe-zirks hatte die Jugendlichen gemeinsam mit den Landes-bezirken Nordrhein und Westfalen auf den Rheinfel-sen geholt.

Von Freitag bis Sonntag wurde diskutiert und gefeiert. Das Doppelmotto »Jugend auf Kurs – Zeit, dass sich was

dreht« animierte die Jugendli-chen aus den einzelnen Bezir-ken zu den verschiedensten Aktionen. Sie alle betrafen die Perspektiven junger Menschen – von der Übernahme nach der Ausbildung über die Hür-den im deutschen Bildungs-system bis hin zu den vielfach prekären Beschäftigungsver-hältnissen in den Betrieben.

Natürlich kam das Feiern am Abend auch nicht zu kurz. Erst heizte die Cover-band »Weiß mit Hut« im Großzelt ein. Danach legte der DJ auf, und die jungen Leute feierten bis in die Mor-

genstunden. »Ich freue mich schon aufs nächste Jahr«, sagte einer und fand ringsum

Zustimmung. Dann läuft nämlich im Saarland das Bundesjugendtreffen 2012.

Mit großem Interesse hörten ihm deshalb nicht nur die ehemaligen und noch aktiven Berg-baubeschäftigten zu.

Der Seniorenar-beitskreis hatte die Veranstaltung or-ganisiert und zum Erfolg geführt. Peter Kleber, der Arbeitskreisvorsit-zende, ist sich deshalb mit Be-zirksleiter Dietmar Geuskens einig,

dass der Senioren- und Fami-lientag Zukunft hat.

Mit Wasser zu spritzen, macht auch Älteren kindlichen Spaß. Nicht nur deshalb hatten die Jugendlichen gute laune ohne ende.

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viele zufriedene GesichterNeUWieD | Einen neuen Tarifvertrag über Langzeitkonten gibt es beim Klebebandhersteller Lohmann KG. Mit die- sem Vertrag können die rund 400 Beschäftigen jetzt »indivi-duelle Antworten auf die demografische Herausforderung« geben, freut sich Bezirksleiter Holger Zimmermann. Denn der Betrag, den die Firma nun als tarifliche Leistung zahlt, steigt Jahr für Jahr um 100 Euro. »Mit einer betrieblich gere-gelten Teilzeit zum Berufsende, mit angesparter Mehrarbeit und anderem kann ein einzelner Mitarbeiter allein aus die-sem Tarifvertrag deutlich früher in den Ruhestand gehen«, rechnet Holger Zimmermann. Jetzt hat er vor, sich um ei-nen vergleichbaren Haustarifvertrag bei Lohmann-Rau-scher zu kümmern. Das Unternehmen entstammt dersel-ben »Familie« und hat in Neuwied 900 Beschäftigte.

feier mit kritischen tönenFRieDRichSthal | Im »Rechtsschutz-saal«, dem im Glas-bläser- und Bergleu-te-Stadtteil Bildstock gelegenen ältesten Gewerkschaftsge- bäude Deutschlands, beging die Ortsgruppe des Stadtteils ihre Jubilarehrung. Der Bezirksvorsitzende Dietmar Geuskens bedankte sich als Festredner bei den zu Ehrenden, ohne die so mancher Kampf nicht zu gewinnen gewesen wäre. Geuskens be-zeichnete die Schließung des Steinkohlenbergbaus ange-sichts der Schließung der Atomkraftwerke als »nicht mehr gut zu machenden Fehler«. Eingeladen war auch der SPD-Generalsekretär des Saarlands, Reinhold Jost. Er dankte den Jubilaren für Einsatz und Treue in der Sozialgemeinschaft.

Sommerfest im fejo-JugendtrefflUDWiGShaFeN | Einen Monat vor Be-ginn des neuen Aus-bildungsjahrs veran-staltete die IG BCE im Fejo-Jugendtreff des Bezirks ein Som-merfest für Auszu-bildende und Beschäftigte. Auch Gäste aus der Nachbar-schaft waren willkommen. Wie in jedem Jahr kamen neben Auszubildenden und Eltern auch Schüler, die ihre Ausbil-dung noch vor sich haben und frühzeitig den Kontakt zur IG BCE, zu anderen Jugendlichen und zu Ausbildern auf-nehmen – oder einfach nur feiern wollten.

hilfen für azubisWORMS | training für ausbilder und ausbildungspaten

»Schwierige« Jugendliche be-nötigen in der Ausbildung viel Unterstützung. Um sie ging es auch bei einem Aus-bildungstraining in Worms. Die Teilnehmer waren Ausbil-derinnen, Ausbilder und so- genannte Ausbildungspaten, die sich um einzelne junge Menschen in der Ausbildung kümmern.

Übereinstimmend berich-teten die Teilnehmer, dass die Ausbildung und Betreuung unter dem zunehmenden Ar-beitsdruck leidet. Besonders erleben dies die Ausbildungs-

paten. Sie benötigen eigent-lich immer dann zusätzliche Zeit für die anvertrauten Jugendlichen, wenn es um familiäre Probleme, um Stress oder um die Prüfungsangst geht.

Christian Dittmann, vom Landesbezirk Rheinland-Pfalz/Saarland sprach sich anerkennend über die ehren-amtlich tätigen Ausbilder und Paten aus. Er wies darauf hin, dass sich viele zusätzlich zu ihrer Arbeit noch als Prüfer bei der Industrie- und Han-delskammer engagieren.

N a M e N & N a c h R i c h t e N

zur Belohnung ein VolltrefferleVeRKUSeN | Katja Marx (Foto) von der Firma Zschim-mer und Schwarz hat sich richtig gefreut. Sie konnte am 9. Juli nach Leverkusen fah-ren und sich das Viertelfinale der Frauenfußballweltmeis-terschaft (England gegen Frankreich) anschauen. Der Grund der Freude: Sie hatte sich mit Erfolg an der Werbe-kampagne für mehr weib- liche Gewerkschaftsmitglieder beteiligt. Dadurch nahm sie

auch an der Verlosung von 36 Eintrittskarten zur Fußball-weltmeisterschaft der Frauen teil und landete einen Voll-treffer. Die Aktion brachte der IG BCE mehr als 100 neue weibliche Mitglieder.

zielgruppenprojekt KauffrauenMaiNz | In den kommenden zwölf Monaten will sich der Landesbezirk näher mit den Kauffrauen beschäftigen. Dazu sind vielfältige Aktivitä-ten in vorerst fünf Projektbe-trieben geplant. Zugleich will der Landesbezirk analysieren, was die besonderen Arbeits- und Lebenswirklichkeiten der Kauffrauen prägt. Daraus sol-

len Veranstaltungsthemen und Anregungen für die betrieb- liche Arbeit hervorgehen. Die Angebote sollen den Kauffrau-en so nahegebracht werden, dass sie sich selbst aktiv ein-bringen können. Die Projekt-ergebnisse will die IG BCE dokumentieren und aufberei-ten, damit sie auch für andere Betriebe nutzbar sind.

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IG-BCe-seminaremarl | 14. bis 16. Oktober: WEB 2.0 – wie nutzen wir es richtig? Wochenendseminar. (LBZ300.05.07.01.11)gelsenkirchen | Energiepolitik in der Region, AWbG, Ende Sechs-Wochenfrist: 23. September. (LBZ300.05.08.01.11)Anmeldungen beim zuständigen IG-BCE-Bezirk oder direkt beim Landesbezirk.

Besuch beim Bergbaugelsenkirchen |Den Arbeitsplatz der Bergleute schauten sich Mitglieder des Seniorenarbeitskrei-ses des Bezirks Gel-senkirchen im Besu-cher-Bergbaustollen im Nordsternpark an. Der 1997 von Lehrlingen des Bergwerks Hugo/Consolida-tion angelegte 63 Meter lange Stollen wird von Wilhelm Weiß und seinen Mitstreitern vom Freundeskreis Nordsternpark liebevoll gepflegt.

Drachenboot auf Kursborken | Erstmals mit eigener Mann-schaft ging das Re-gionalforum West mit den Ortsgrup-pen Borken, Reken und Ahaus, Gronau und Vreden beim 4. Borkener Dra-chenbootrennen am Borkener Pröbstingsee an den Start. Jörg Schneider von der Ortsgruppe Borken hielt als Team-chef bei der IG-BCE-Bootscrew den Kurs. Nach drei Trai-ningseinheiten ging die Mannschaft unter dem Motto »Mit uns werdet ihr nicht untergehen!« an den Start und belegte einen guten mittleren Platz in der Bewertung.

Bustour an den rheinherten | Warum es am Rhein so schön ist, wissen nun viele Hertener IG-BCE-Mitglieder. Das Regionalforum Herten hatte zu einem gemeinsamen Tagesausflug aller Ortsgrup-pen nach Königswinter und Linz geladen. Dieser Einladung folgten viele Mitglieder mit ihren Partnerinnen und Part-nern, sodass sogar zwei Busse eingesetzt werden mussten.

arbeitsplätze gefährdethaltern am see | Konferenz diskutiert energiewende

»Energiewende in Deutschland – In- dustriearbeits-plätze in Gefahr?« – so lautete der Titel einer Konfe-renz des IG-BCE-Bezirkes Reck-linghausen, an der 80 Betriebs-räte im Bildungs-zentrum Haltern am See teilnah-men. Ziel war es, mit Unter-nehmensvertretern und Politi-kern die Folgen des geplanten Atomausstiegs und die Maß-nahmen der Energiewende für die Industrie zu diskutieren.

In seinem Eröffnungsreferat betonte IG-BCE-Bezirksleiter Karlheinz Auerhahn: »Eines ist völlig klar: Die IG BCE unter-stützt das Ziel, innerhalb von zehn Jahren aus der Kernener-gie auszusteigen. Die Energie-wende muss aber auch als ein wirtschaftlich vernünf- tiger und sozial gerechter Pro-zess gestaltet werden.«

Dr. Michael Träger, Ge-schäftsführer des PVC-Produ-zenten Vestolit, stimmte die-ser Einschätzung zu. Er warn-te davor, die energieintensive Industrie in Deutschland ein-

seitig zu belasten: »Unterneh-men brauchen Planungs- sicherheit für zukünftige In-vestitionen.«

In der anschließenden Podiumsrunde wurden Aus-wirkungen für die Industrie- arbeitsplätze diskutiert. Im Podium: die stellvertretenden Vorsitzenden der Landtags-fraktionen von SPD und CDU, Rainer Schmeltzer und Josef Hovenjürgen, Oliver Krischer, Mitglied der Bun-destagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Michael Träger (Vestolit), Professor Dr. Franz-Josef Wodopia, Vor- stand Gesamtverband Stein-kohle, und Cornelia Stock-horst-Köthe, Betriebsrätin Evonik Gemeinschaftsbetrieb Marl.

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www.unternehmendesmonats.de

Weitere Informationen im Internet unter: www.westfalen.igbce.de

gemeinsam lebengladbeck | Breites Jugendangebot

»Echt cool«: So lautete das Echo vieler Schüler und Azu-bis auf das breite Angebot, mit dem sich das Regionalforum der Ortsgruppe Gladbeck am umfangreichen Angebot des Gladbecker Jugendprojekts »Gemeinsam Leben« beteilig-te. Begeistert von so viel Enga-

gement für junge Menschen waren »Gemeinsam Leben«-Schirmherrin Zülfiyn Kaykin, Staatssekretärin im NRW- Ministerium für Arbeit und Soziales, Gladbecks Bürger-meister Ulrich Roland und Giovanni Pollice von der IG-BCE-Hauptverwaltung.

80 betriebsräte diskutierten mit Politikern und industrievertretern Folgen der geplanten energiewende.

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frauen werben frauenFrankFurt | Dies sind die Gewinne-rinnen der Aktion »Frauen werben Frauen«, die der Landesbezirk West-falen im Frühjahr veranstaltet hatte. Jede erfolgreiche Werberin konnte teilnehmen: Verlost wurden zehn Karten für das Endspiel der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Frankfurt am Main. Mit im Bild, das vor dem WM-Endspiel Japan gegen Spanien geschossen wurde: Landesbezirksleiter Kurt Hay (oben) und sein Stellvertreter Jürgen Grunwald (rechts).

Diskussion über »Gute arbeit«essen | »Gute Ar-beit« – darum ging es in einer Podi-umsdiskussion des Regionalforums Essen. Yasmin Fa-himi, Leiterin des IG-BCE-Projekts »Gute Arbeit«, Evo-nik-Steag-Arbeitsdirektor Alfred Geißler, NRW-Arbeits- und Sozialminister Guntram Schneider und der Essener Bürger-meister Rudolf Jelinek (Foto, von links) diskutierten über die Themen Leiharbeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie über wachsenden Druck auf Arbeitnehmer.

Übernahmen bei evonikmarl | Künftig werden 50 Prozent der ausgebildeten Facharbeiter bei Evonik In-dustries nach ihrer Ausbil-dung unbefristet übernom-men. Das ist ein erster Er- folg der Initiative »Einsatz Übernahme« der IG-BCE-Gewerkschaftsjugend in Marl. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen setzte sich Dominic Bauchrowitz (Foto rechts), Vorsitzender der Evonik-Konzern-Jugend- und Auszubil-dendenvertretung, mit dem Konzernbetriebsrat zusammen. Gemeinsam verhandelten sie dann mit Vertretern des Un-ternehmens. Dieter Peters (Foto links), Evonik-Betriebsrats-vorsitzender in Marl: »Endlich können unsere jungen Kolle-ginnen und Kollegen ihre Zukunft planen.«

knappen für knappendatteln | Benefizspiel schalke 04 gegen raG/DsK

Mit 10 : 0 für Schalke endete das Benefizspiel einer Aus-wahlmannschaft des deut-schen Steinkohlenbergbaus gegen den aktuellen deut-schen Pokalsieger FC Schalke 04. Der IG-BCE-Bezirk Reck-linghausen hatte Ende Juni das Spiel organisiert. 6000 be-geisterte Zuschauer verfolg-ten im Ostring-Stadion des FC Germania Datteln die sportliche Begegnung. Der Erlös ging an Tsunami-Opfer in Japan.

Karlheinz Auerhahn, Be-zirksleiter in Recklinghausen: »Nach der Erdbebenkatastro-phe in Japan haben IG-BCE-Mitglieder ihre Solidarität zeigen wollen. Und aufgrund unserer gemeinsamen Wur-zeln nahm der FC Schalke 04 an dieser Benefizveranstal-tung teil, um gemeinsam die riesige Not der Menschen im Norden Japans zu lindern, die alles verloren haben.«

Kurt Hay, Leiter des IG- BCE-Landesbezirkes Westfa-len, Ludwig Ladzinski, Ge-samtbetriebsratsvorsitzender der RAG DSK, und Peter Schrimpf, Arbeitsdirektor der RAG DSK, betonten vor dem

Spiel, dass es aus einer guten Tradition heraus zu diesem Spiel zwischen Bergleuten und den Fußballprofis aus Gelsenkirchen kam. Eine tiefe Verbundenheit präge seit Jahrzehnten das Verhältnis zwischen Schalke 04 und den Bergleuten aus der Region.

Die Zuschauer waren be-geistert von dem Spiel. Es wurde beherrscht von dem Offensivfußball der Königs-blauen. Zwar hatte auch die Bergbau-Auswahl gute Tor-chancen, die jedoch zum Be-dauern der IG-BCE-Fans nicht von Erfolg gekrönt waren.

Die Trainer der beiden Mannschaften, Markus Ma-suth (RAG/DSK) und Ralf Rangnick (Schalke 04), waren in der anschließenden Presse-konferenz einer Meinung: »Die Kulisse und die Stim-mung waren riesig. Auch das Wetter hat mitgespielt. Die Leistung beider Mannschaf-ten hat gestimmt, und außer-dem hat man sich noch ge-meinsam für eine gute Sache eingesetzt. Von daher können alle Beteiligten mit der Bene-fizveranstaltung hoch zufrie-den sein.«

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Vor dem benefizspiel zugunsten japanischer tsunami-opfer: die bergbau-auswahl (in schwarzen trikots) und die Profis vom dFb-Pokalsieger Fc schalke 04. rechts im bild: karlheinz auerhahn, bezirksleiter recklinghausen, und schalke-trainer ralf rangnick.

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Das Regionalforum Herten konnte zahlreiche Jubilare eh-ren. Für 70-jährige Mitgliedschaft in der Gewerkschaft wur-den Hermann Hermes, Julius Laurier, Konrad Meyer, Herbert Nippe und Rudolf Tabel ausgezeichnet. Ihr »60-Jähriges« feierten Josef Beuting, Johann Bukowski, Hermann Engelke, Johann Erhard, Horst Gredner, Siegbert Hiltrop, Johannes Jereczek, Günter Kurte, Josef Langkau, Hans Lösing, Bert-hold Petrat, Horst Pawlowski, Karl Spoerk, Heinrich Schlen-ker und Manfred Swenne. Seit 50 Jahren dabei sind Siegfried Boy, Herbert Buksch, Willi Fabek, Paul Gottschlich, Gerhard Heppner, Reinhold Kaczmarek, Ewald Knorr, Herbert Ko-mas, Jürgen Kubisch, Volker Kulisch, Siegfried Pospich, Reinhold Rehoba, Peter Tadyszak, Dieter Wasik, Horst Wien-ke und Lothar Wuttke. Vor 40 Jahren eingetreten sind Rasih Acar, Seyfi Acet, Zeynel Akcapinar, Alaettin Aker, Sahin Ara-toglu, Ibrahim Ayan, Idris Azak, Dursun Bostan, H.-Jürgen Brüggemann, Ali Cilalioglu, Metin Cinokur, Turhan Duman, Herbert Dutz, Peter-Horst Faber, Mehmet Goekkaya, Hein-rich Gottschling, Hueseyin Kahramanoglu, Reiner Koch, Karl-Heinz Kolbe, Walter Kuberski, Horst Kumschlis, Udo Lampe, Bekir Nasuhoglu, Hüseyin Oecyapi, Sadullah Oeren, Yasar Oeztürk, Karl-Heinz Philipp, Rudolf Rathjen, Hans-Jürgen Rauhut, Mehmet Sönmez, Martin Suschanek und Helmut Wortmann.

Auch die Ortsgrup-pe Dors-ten-Hols-terhausen konnte zahlreiche Jubilare ehren. Lo-thar Palm-stedt und Friedrich Knickmann wurde für 65-jährige Ge-werkschaftszugehörigkeit ausgezeichnet. Ihr »60-Jähriges« feierten Alfred Emler, Georg Kaminski, Heinrich Vogel, Karl-Heinz Kliczbor, Alfred Littwin, Wilhelm Streppelhoff, Karl Ruschitzka und Manfred Theis. Das goldene Gewerkschafts-jubiläum begingen Werner Düttchen, Rolf Heine, Herbert Schoppe, Rolf Barucha, Hans Hartwig, Hans Kreutner und Werner Pyschny. Seit 40 Jahren dabei sind Annette Becker, Kurt-Walter Blum, Richard Braunstein, Willi Brinkmann, Mi-chael Bruns, Sami Carikci, Helmut Fuchs, Hans-Joachim Gottschalk, Herbert Hoellger, Walter Hoffjan, Peter Hück, Udo Jansen, Siegfried Kalter, Hans Kudlorz, Erika Ladzinski, Hans-Peter Löbardt, Manfred Mielke, Ali Oezdemir, Ulrich Peitz, Manfred Ramer, Werner Reimer, Hans-Dieter Schlott, Peter Schoenecker, Helmut Schrader, Gerd Schwietering, Franz Thelen, Friedrich Timmer, Gerhard Vrieling, Hans-Günter Welk, Ralf Wolf und Günter-Dieter Zwick.

Die Ortsgruppe Wat-tenscheid-Stadt ehrte Franz Bärwulf (Mitte) für seine 75-jährige Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Dieter Büteröwe (rechts), der zweite Ortsgruppen-vorsitzende, und Bil-dungsobmann Fried-helm Greefrath (links) überreichten dem Jubilar die Urkunde und sein Präsent.

Im Rah-men eines Ausfluges ehrte die Ortsgrup-pe Zollver-ein ihre Ju-bilare. Für 70-jährige Mitglied-schaft aus-gezeichnet wurde Alfred Lohschelder. Auf 60 Jahre in der Ge-werkschaft blicken Dieter Lagodny, Lothar Lochmann, Hans Pothmann, Horst Riek, Herbert Schimanski, Günter Seysen und Siegfried Stanzel zurück. Ihr »Goldenes« Gewerkschafts-jubiläum feierten Norbert Bandoch, Ernst Ehlert, Hans-Josef Elias, Eduard Glage, Hermann Grunau, Heinrich Güthoff, Willi Hebestadt, Heinz Kopania, Hans Krainitzki, Erich Men-ke, Helmut Schulz, Siegfried Schwarz und Arnold Smolinski. Seit 40 Jahren dabei sind Ömer Caki, Uwe Helfer, Michael Herbst, Sabahattin Karabulut, Michael Kraus, Sokrates Ma-giannis, Erich Schick, Uwe Schlüter-Kobus und Ilija Simic.

R e g i o n a l f o r u m H e r t e n D o r s t e n - H o l s t e r h a u s e n

W a t t e n s c h e i d - S t a d t

Z o l l v e r e i n

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> EinE von uns

Gemeinnutz ist wichtiger

Die Pfälzerin Sarah Varan ist nach ihrer Ausbildung in die usA ausgewandert. Jetzt ist die angehende ingenieurin zurückgekehrt – für ein Praktikum bei BAsF in Ludwigshafen.

D ie Deutschen denken, dass die Amis zu einem gewissen Grad dumm sind.« Sarah Varan hat

keine Illusionen, was die Meinung ihrer Landsleute über viele auf der anderen Seite des »großen Teichs« angeht. Und doch haben diese Vorurteile die 24-Jäh-rige nicht davon abhalten können, den

Sprung ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu wagen.

Gleich nach ihrer Ausbildung zur Chemielaborantin hat sie ihre Koffer ge-packt, sich in den Flieger gesetzt und in einem Vorort von Chicago einen zwei-jährigen Au-pair-Job angetreten. Das ging Hals über Kopf: »Ich wusste noch nicht einmal, ob ich die Abschlussprüfung bestanden hatte«, erinnert sie sich. Die

Realität des Arbeits- und Sozialsystems haben Abenteuerlust und Spontanität aber zügig eingeholt. Schnell hat sie gelernt, dass Amerikaner sehr viel weni-ger Erholung einplanen können: »Zehn Tage Jahresurlaub hat mein Au-pair- Vertrag vorgesehen«, sagt Varan. Auch sonst sieht das Sozialsystem völlig an-

ders aus: Ausreichend Unterstützung bei Arbeitslosigkeit, eine gesetzliche Kran-kenversicherung – all das haben viele Amerikaner nicht. Beim Arztbesuch wur-de das für die Pfälzerin besonders deut-lich: »Als ich mit den Kindern der Gastfamilie beim Zahnarzt war, waren 1150 Dollar fällig – gleich nach der Be-handlung.« Inzwischen hat Präsident Obama eine Pflicht-Krankenversicherung

eingeführt – was viele Amerikaner prompt als Bevormundung empfinden. Für die 24-Jährige ist das nicht nachvollziehbar: »Das ist eine völlig andere Mentalität, da herrscht Eigen- vor Gemeinnutz.«

Klarer Fall, dass die ehemalige Ju-gendvertreterin zu Beginn ihres jetzigen BASF-Auslandspraktikums gleich wieder in die IG BCE eingetreten ist. »Deutsch-land kann stolz sein auf seinen Sozial-staat – und auf ordentlich gekochtes Es-sen, das ist in den USA eher selten.« Die Ludwigshafenerin, die inzwischen mit ei-nem Amerikaner verheiratet ist und in Illi-nois Ingenieurwesen studiert, erfreut sich umso lieber momentan wieder an typisch deutschen Leckereien wie Spargel, Spätzle und Butterbrezeln. Axel Stefan Sonntag

»Die Deutschen können stolz sein auf frisch gekochtes Essen – in den USA ist das selten.«

sie kennen ein iG-BCE-Mitglied mit außerge-wöhnlichem Hobby? Dann schreiben sie uns: kompakt@igbce.de

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Streik der Ölarbeiter

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Wie ein auSgeSchlagener Teppich liegt der zentrale Platz in Schanaozen zwischen den Plattenbauten, dahinter erstreckt sich die von Kamelen durch-wanderte Steppe Westkasachstans. die Sonne knallt unbarmherzig vom wolken-losen himmel. Seit Mai wird der Platz nicht für Jubelparaden des zentral- asiatischen Staates genutzt, sondern hunderte streikender Arbeiter der Ölfördergesellschaft »Uzenmunaigas« halten dort tägliche Streikwache. .

Foto: Marcus bensmann

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> Tendenzen ArbeiTerrechTe

Kein ende in Sichtam Abend treten sie aus dem

Schatten. Dann versammeln sich die Arbeiter, die während

der Gluthitze des Tages im Schutz der Bäume ausgeharrt haben, auf dem Platz vor einem Plattenbau. Bilden einen gro-ßen Kreis – und halten Streikversamm-lungen unter offenem Himmel ab.

Der tägliche Aufmarsch der Ölarbeiter ist eine Sensation. Denn Kasachstan ist keine Demokratie. Seit über 20 Jahren hat der 71-jährige Präsident Nursultan Nasarbajew die Macht in der ehemaligen Sowjetrepublik. Doch ausgerechnet in der profitablen Ölindustrie schwelt seit

Anfang Mai ein Arbeitskonflikt, der sich mittlerweile zum längsten Streik auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjet-union entwickelt hat. Die Arbeiter for-dern mehr Geld, Autonomie der Betriebs-verwaltung und die Freilassung ihrer inhaftierten Vertreter.

Die auSeinanDerSeTzung betrifft zwei Ölfirmen, das chinesisch-kasachi-sche Joint Venture »Karaschanbazmu-nai« in der Hafenstadt Aktau am Kaspi-schen Meer und Uzenmunaigas, einen Betrieb in Schanaozen. Jeden Tag ver-sammeln sich die Arbeiter in beiden

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Städten, anstatt auf den Ölfeldern zu ar-beiten. »Wir müssen durchhalten«, be-schwört Aslanbek Aidarbajew in Aktau die Kollegen. Der 42-jährige Kasache mit dem breiten Jungengesicht stellt sich als Vertreter der Belegschaft vor. Seinen Vorgänger hätten die Arbeiter von Ka-raschanbazmunai im April abgewählt, erklärt der Monteur. Er habe Gelder der Belegschaftsvertretung veruntreut und mit der Unternehmensführung »unter der Decke« gesteckt. Die Firma erkennt Aidarbajews neue Position allerdings nicht an, ihm ist der Zugang zu Geld und Büroräumen verwehrt.

Der Konflikt über die innerbetrieb- liche Vertretung verschärfte auch den Streit über Lohnerhöhungen. Die Arbei-ter in Aktau traten erst in den Hunger-streik, legten dann die Arbeit nieder. Der Protest sprang nach Schanaozen über.

Ursprünglich forderten die Arbeiter, angespornt von der Juristin Natalija Sokolowa, eine Gehaltserhöhung um 80 Prozent und beriefen sich auf eine Regierungsverordnung von 2008, die ein Anwachsen der Löhne in der Ölbranche um den Quotienten 1,8 verfügte. Die Ar-beitgeber halten dagegen, dass sich die Verfügung lediglich auf den Mindest-lohn und nicht den tatsächlichen Lohn beziehe. Kurz nach Streikbeginn wurde die 49-jährige Sokolowa verhaftet und Anfang August zu sechs Jahren Haft wegen Aufwiegelung eines sozialen Kon-fliktes verurteilt.

auSlänDiSche arbeiTer bekom-men viel mehr als wir«, verteidigt Mon-teur Aidarbajew die Forderung. Ein Strei-kender zeigt seinen Lohnzettel, 900 Euro netto im Monat. In Kasachstan kein schlechtes Geld – aber angesichts der Profite im Rohstoffgeschäft ein Hohn. »Wir verlangen unseren gerechten Anteil am Ölboom«, sagt der Arbeitervertreter. In Schanaozen haben die Streikenden auf dem Platz Natalija Aschigalijewa zur Sprecherin gewählt. Die 48-jährige Inge-nieurin mit den strengen Gesichtszügen

tritt in die abendliche Runde. »Wir müs-sen für unsere Rechte einstehen«, mun-tert sie die Umstehenden auf. »Unser Protest ist gerechtfertigt.« Aber auch ihre Wahl zur Vertreterin der Arbeitnehmer erkennt die Ölfirma nicht an.

Die STreikenDen stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Seit Mona-ten bekommen sie kein Gehalt. Es gibt keine Streikkasse. Und auch von gewerk-schaftlicher Seite keine Unterstützung.

Das Problem: Die offizielle Gewerk-schaft ist staatshörig, die unabhängige Gewerkschaft von Aktau springt nicht ein. »Die Streikenden sind nicht unsere Mitglieder«, sagt deren Vorsitzender Ku-anischgali Suleuow. Auf seine Vermitt-lungsangebote, sagt er, seien die Arbeit-geber nicht eingegangen.

Der staatsnahe Energieriese Kazmu-naigas (KMG) ist Teilhaber in der Gesell-schaft in Aktau, auch Uzenmunaigas gehört der Firma. Für sie ist der Streik illegal, Gerichte haben das bestätigt. Aber Kasachstan kennt keine unabhän-gige Justiz, Urteile werden häufig über das »Telefonrecht« von der Macht dik-tiert. »Nur eine Minderheit von aufge-wiegelten Scharfmachern macht noch mit«, rechnet Arbeitgebervertreter Alek-sandr Gladischjew von KMG den Streik herunter. Vor allem in Schanaozen kam es aber zu empfindlichen Fördereinbu-ßen. Die Jahresproduktion drohe um 800 000 Tonnen oder sechs Prozent zu fallen. KMG reagiert mit Entlassungen, mehr als die Hälfte der Streikenden ha-ben schon ihre Papiere bekommen.

Noch schweißen Entlassungen die Ar-beiter zusammen. Noch hoffen sie auf Unterstützung. Auf jede Eskalation re-agieren sie bisher mit Trotz, sei es die Verurteilung der Juristin oder gar die Er-mordung eine Arbeiters im August. Die Streikenden treten sogar geschlossen aus der Präsidentenpartei »Nur Otan« aus. Die betriebliche Auseinandersetzung wird politisch. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Marcus Bensmann

Welche Rolle spielen Gewerk-schaften in Kasachstan?die Szene ist komplex. es gibt auf der einen Seite die nachfolgeorgani-sation der alten Sowjetgewerkschaft, auf der anderen einen kaum zu überschaubaren Wust von freien Gewerkschaften und bünden.

es fehlt vor allem an Strategien zur Lösung innerbetrieblicher Konflikte. es gibt keinerlei erfahrung für einen – wie bei internationalen Gewerkschaften üblichen – geregel-ten Streikablauf.

Wie bewerten Sie die Streiks in Westkasachstan?dort ist keine Gewerkschaft aktiv, die ein gewerkschaftliches recht in Anspruch nimmt, sondern nicht registrierte betriebliche Organisa-tionen haben wegen Missständen die Arbeit niedergelegt. die breite kasachische Öffentlichkeit und die vom Staat gelenkten Medien versuchen diesen Konflikt zu ignorieren. doch viele Arbeiter in Kasachstan aus anderen Wirt-schaftszweigen wie der chemie, des bergbaus oder der Metallherstellung schauen sich sehr genau an, wie diese Auseinandersetzung ausgeht.

Wäre eine Entwicklungsarbeit aus Deutschland sinnvoll?Starke Gewerkschaften sind die Grundlage für eine demokratische zivilgesellschaft, das gilt auch für Kasachstan. daher wäre es zu begrüßen, wenn Parteistiftungen und der deutsche Gewerkschafts-bund die gewerkschaftliche entwick-lungsarbeit dort ausbauen würden.

der ehemalige ver.di- Gewerkschaftssekretär widmet sich seit seiner Pensionierung der internationalen Gewerkschaftsarbeit. Für die Friedrich-ebert-Stiftung bereist er dazu regelmäßig Kasachstan.

Fragen an Horst Küsters3»Wir müssen für unsere rechte einstehen«: ingenieurin

natalija aschigalijewa (Mitte, mit grüner Mappe) fungiert als Sprecherin der Streikenden.

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Re: SchichtarbeitwÄHREND der Maschinenführer Jörg Nickel in Schichtarbeit tätig und damit zufrieden ist, erreichten uns viele kritische Kommentare zu unserer Reportage in der Sommerausgabe der kompakt. Einige davon drucken wir hier in gekürzter Form ab.

Wir haben uns dafür entschieden

@ Ich bin seit 35 Jahren im Schichtdienst in

unterschiedlichsten Systemen tätig. Ich bin mit jedem Schichtsystem gut klargekom-men. Auch meine Familie, wir haben uns angepasst. Ich habe nie unter Schlafstörungen ge-litten und bin laut Hausarzt kerngesund. So fühle ich mich auch. Deshalb kann ich die ganze Diskussion über den Schichtdienst nicht nachvoll-ziehen. Wir haben uns für Schichtarbeit entschieden und werden teilweise auch gut da-für bezahlt. Noch. Bernd, kompakt-Blog

Komme gut zurecht

@ Ich arbeite seit vier Jah-ren im Schichtdienst,

davon anderthalb Jahre in 5-Schicht, ich komme super damit zurecht. Meiner Mei-nung nach hat man so wesent-lich mehr Freizeit als etwa bei 3-Schicht. Meine Familie und Freunde haben mit meinem System keine Probleme, und auch ich kann mich nicht über Schlafstörungen oder Sonstiges beklagen. Holger, kompakt-Blog

Würde mich heute anders entscheiden

@ Ich arbeite seit mehr als 30 Jahren im Schicht-

dienst und habe auch schon verschiedene Systeme in die-ser Zeit mitgemacht.

Früher hat mir Schichtarbeit nichts ausgemacht, mittler-weile habe ich massive Schlaf-probleme – nach dem Nacht-dienst geht es meistens nur noch mit Schlaftablette –,

häufige Kopfschmerzen, kei-nen Appetit und fühle mich abgeschlagen. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer.

Leider bleibt einem mit 50 kaum noch eine Alterna- tive zur Schichtarbeit. Ich bin froh, wenn ich meinen Ruhe-stand irgendwann genießen

TENDENZEN ARBEiTSZEiT

Foto: Carsten Büll

RatgebeR SchichtaRbeit

Wie kann Schichtarbeit im betrieb gut geregelt werden? Dazu bietet das ig-bce-handbuch wertvolle hinweise für betriebsräte, Ver-trauensleute und Schichtplaner. Zu bekom-men ist es ab Oktober beim bWS Fachverlag. Mehr dazu unter telefon 0511-7631275 oder auf: www.br-material

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kann. Hätte ich heute noch mal die Wahl, würde ich nicht wieder in Schichten arbeiten.

Karl Schmidt, kompakt-Blog

altersobergrenze muss her

@Meiner Meinung nach kann besonders die

körperliche und seelische Belastung der Schichtarbeit nicht mit Geld ausgeglichen werden. Daher sollte man eine Altersobergrenze für Schicht-arbeit einführen. Claus Cordes, kompakt-Blog

Schichtarbeit hat mich kaputt gemacht

@ Ich bin 60 Jahre alt . Seit meinem 17. Lebensjahr

arbeite ich, davon 40 Jahre in Schichtarbeit, erst 20 Jahre im Bergwerk und dann 20 Jahre bei OWA in Amorbach. Mich hat die Schichtarbeit kaputt gemacht. Nach 78 Wochen Krankheit musste ich mich Mitte Juli arbeitslos melden.

2010 war ich in der Reha, dort wurde mir bescheinigt, dass ich bis zu sechs Stunden arbeiten kann. Die Rente ist noch nicht durch.

Die Schichtarbeit hat mir das Genick gebrochen. Ich bin weiterhin in psychologischer Behandlung und bekomme durch die sechs Stunden nur für 30 Stunden pro Woche Ar-beitslosengeld. Hartmut Böhm, per E-Mail

Schichtarbeit macht einsam

@Mein Mann arbeitet bereits seit mehr als

20 Jahren im Schichtdienst. Als Familie haben wir uns arran-giert, aber mit Freundschaften ist das so eine Sache. Beson-

ders dann, wenn man neu zu-gezogen ist, niemanden kennt und erst einmal Freundschaf-ten finden und gründen muss.Schichtarbeit macht einsam. Für unser Kind hatte mein Mann in der Woche natürlich mehr Zeit.

Ich bin voll berufstätig. Es gab Zeiten, in denen wir uns Wichtiges nur per Telefon oder Zettel mitgeteilt haben. Gemeinsame Wochenenden und Mahlzeiten waren selten. Mittlerweile ist unser Kind erwachsen. Jetzt verbringe ich die Wochenenden oft al-lein, da diese und Feiertage zum Schichtbetrieb gehören. An Unternehmungen mit Be-kannten und Nachbarn neh-me ich meist allein teil. Auch die Gesundheit leidet beacht-lich. Schlafstörungen und Un-ruhe sind bei meinem Mann an der Tagesordnung. Annett, kompakt-Blog

Wo bleibt die erholung?

@ Ich gehe 2 Tage Früh, 2 Tage Spät, 3 Tage

Nacht arbeiten und habe alle vier Wochen ein Wochenende frei und sonst nur anderthalb Tage. Denn wer kann, aus der Nachtschicht kommend, den Tag voll genießen?

Das Schichtsystem mit zwölf Stunden am Wochen-ende ist die Spitze vom Eis-berg, da hat man gerade mal zwölf Stunden bis zur nächs-ten Schicht. Wo ist da Erho-lung? Von den unterschied- lichen Wochenarbeitsstunden mal ganz abgesehen, gibt es noch viel zu verändern. Ohne Schichter wäre es in Deutsch-land dunkel. Dieter, kompakt-Blog

Jörg Nickel und seine Familiekommen mit Schichtarbeit gut zurecht.

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Wie reagiert der Körper auf Schichtarbeit?Menschen sind generell tageslichtorientiert. Das bedeutet für Früh- und Spätschichten, dass die Menschen in etwa mit diesen wechselnden Schichten gut zurechtkommen können. Es gibt zwar die immer wieder beschworenen Lerchen – also Men-schen, die mit frühem Aufstehen und Arbeiten kein Problem haben – und die sogenannten Eulen – Menschen, die spät-abends und nachts ihre Hochphase erleben –, aber letztlich sind das nur jeweils verschobene Rhythmen rund ums Tageslicht.

Kann man sich an Schichtarbeit gewöhnen?wir sind wie eine Uhr an einen gleichbleibenden Rhythmus gewöhnt. Das, was die Menschen ihre »innere Uhr« nennen, heißt bei wissenschaftlern »Zirkadianrhythmus«. Dieser lässt uns tagsüber wach und leistungsfähig sein und uns nachts schlafen und entspannen. Bei einer Änderung wie Früh- und Spätschichten passen wir uns an. Unseren Körper können wir aber nur zeitweise überlisten, etwa mit Tageslichtlampen. Sobald der Mensch aus dem Arbeitsrhythmus austritt, wie am wochenende, kehrt der Körper schnell zum normalen Rhyth-mus zurück. Auf Dauer lässt sich der Körper nicht umstellen.

Sind Schichtarbeiter anfälliger für Krankheiten?Jeder Stress führt zu einer stärkeren Belastung unserer Systeme, auch der Abwehrsysteme. Auf lange Sicht ist es daher sicherlich nicht gesundheitsfördernd, gegen den eigenen Rhythmus zu arbeiten. Nachtschichten werfen Biorhythmus und Hormonhaushalt völlig durcheinander. Hätte Gott gewollt, dass wir nachts arbeiten, hätte er uns größere Augen gegeben.

Wie kann man Schichtarbeit möglichst schonend organisieren?Früher wurden Schichten so geplant: 7 Tage Früh, 7 Tage Spät, 7 Tage Nacht. Heute gilt dagegen, dass möglichst wenige Nachtschichten und diese dann auch möglichst weit auseinan-der eingeplant werden sollten. Ein modernes Schichtsystem wäre beispielsweise 2 Tage Früh, 2 Tage Spät, 2 Tage Nacht, 4 Tage frei. Dieses System passt aber in keinen privaten Terminkalender. Am besten wäre aber eine möglichst indi- viduelle Schichtplanung, sodass beispielsweise jeder Arbeit-nehmer aus verschiedenen Modellen auswählen könnte. Auf diese weise könnte die jeweilige Prägung des Arbeitnehmers als Eule oder Lerche in Betracht gezogen werden.

Fragen an Gert Kotitschke

Der Facharzt für Arbeitsmedizin erklärt im interview, welche gesundheitlichen Auswirkungen Schichtarbeit mit sich bringt.

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> TIPPS BerufSeInSTIeg

Mehr alsKaffeekochen

E ine Wohnung, ein Fahrrad und 500 Euro Vergütung pro Monat. Für einen Praktikanten kommt

das dem Idealfall schon sehr nahe und für den Studenten Benedikt Köninger ist es seit vier Wochen Realität. Der 24-Jäh-rige leistet sein Pflichtpraktikum bei Wa-cker Chemie im bayerischen Burghau-sen ab. »Es ist anspruchsvoll und macht viel Spaß«, sagt Köninger, der an der Universität Erlangen/Nürnberg Chemie- und Bioingenieurwesen studiert. Nach acht Semestern und seinem Bachelor-

abschluss hat er nun die erforderlichen 13 Wochen Pflichtpraktikum eingescho-ben, bevor er seinen Masterabschluss ma-chen kann. Beschäftigt ist er in der Zent-ralen Ingenieurtechnik des Unternehmens und lernt dort die Überwachung und Optimierung von verfahrenstechnischen Prozessen kennen. Angeleitet wird er von einem Betreuer, der ihm bei allen Fragen zur Seite steht. Die Höhe der Vergütung von Praktikanten und die gute Betreuung sind bei Wacker Chemie auch in einer Betriebsvereinbarung geregelt, die der

AKtEn KopiErEn, die Kaffeekannen auffüllen, lange Arbeitszeiten und das alles ohne Bezahlung – für viele Praktikanten ist das Alltag. Damit der einblick in den Berufsalltag nicht zur vergeudeten Zeit wird, sollten Praktikanten einiges beachten.

foto: Dennis Börsch

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Betriebsrat zusammen mit der Personal-abteilung ausgearbeitet hat. Mit Erfolg: Benedikt Köninger fühlt sich gut aufge-hoben.

So zufriEdEn sind nicht alle Studenten und Berufseinsteiger, die innerhalb ihres Studiums ein Praktikum machen müssen oder sich freiwillig für eines entscheiden. Noch immer gibt es viele Betriebe, die ihre Praktikanten als billige Arbeitskraft beschäftigen und zu wenig auf deren Aus-bildung achten. »Es gab keine Einarbei-tung, keine Betreuung. Stattdessen lange Arbeitszeiten, schlechtes Arbeitsklima und sehr viel Stress und Arbeitsdruck«, heißt es in einer Bewertung im Online-Portal www.praktitest.de über eine Orga-nisation, die regelmäßig Praktikanten an-stellt, ohne sie zu bezahlen. »Auch für Idealisten nicht empfehlenswert«, resü-miert der ehemalige Praktikant.

GEGEn diESE Art der Beschäftigung wenden sich die IG BCE und die DGB-Gewerkschaften mit der wissenschaft- lichen Studie »Generation Praktikum 2011«, die zusammen mit der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) erarbeitet wurde. »Praktika sind ein Lern- und kein Be-schäftigungsverhältnis«, sag t das Haupt-vorstandmitglied Edeltraud Glänzer. »Dies muss in Praktikumsvereinbarun-gen auch deutlich wer den.« Darin solle festgehalten werden, dass Praktikanten ein Recht auf einen Praktikumsvertrag hätten, ebenso wie auf einen Prak-

tikumsplan mit Lernin halten und -zie-len. Zudem müsse ein Praktikum mit mindestens 300 Euro pro Monat ver- gütet werden.

»Vier von fünf Praktikanten leisten vollwertige Arbeit in den Betrieben, drei von vier geben an, dass sie fest in die Arbeitsabläufe eingeplant sind. Es kann und darf nicht sein, dass qualifizierte Hochschulabsolventen als Praktikanten ausgebeutet werden«, sagt Edeltraud Glänzer. Absolventen sollten lieber in Traineeprogramme einsteigen oder be-zahlte Arbeitsverhältnisse suchen. Denn die Studie kommt zu dem Schluss, dass Praktika nach Studienabschluss nur sel-ten ein Karrieresprungbrett sind. Zwar erhoffe sich jeder Zweite der Befragten eine Anstellung durch den sogenannten »Klebeeffekt«, doch nur bei 17 Prozent erfüllt sich dieser Wunsch.

SchlEchtE ErfAhrunGEn machen jedoch nicht nur Absolventen. Auch Stu-

denten, die ein Pflichtpraktikum für ihren Studienabschluss benötigen, kön-nen mit dem gewählten Betrieb Pech haben: »Die meiste Zeit saß ich herum und hatte nur wenig zu tun«, heißt es in einem Online-Eintrag. »Wenn es etwas zu tun gab, dann immer kurz vor Feier-abend, was teils bis in den späten Abend dauerte«, kritisiert der Student. »Die Bezahlung war unterirdisch und deckte nicht einmal die Fahrtkosten. Ich habe noch nie so sinnlos so viel Zeit ver-schwendet.«

Dass Benedikt Köninger es wesentlich besser getroffen hat, liegt auch an seiner Vorbereitung. Von Freunden hatte er nur Gutes über die Wacker Chemie AG ge-hört. »Daraufhin habe ich mich initiativ beworben und sehr schnell eine tele- fonische Antwort bekommen. Das hat mir sehr imponiert«, sagt Köninger. Auch das anschließende Telefongespräch sei informativ gewesen, sodass sich der Stu-dent schnell für das Unternehmen ent-schieden hat. Anette Schröder

tipS und infoS

Ausführliche informationen und tipps sowie eine liste von firmen inklusive Beurteilungen hat die Jugendabteilung des dGB zusammengestellt: www.dgb-jugend.de/studium/praktika

zwei online-portale wenden sich an Studenten, die ein praktikum suchen. dort können nutzer auch die Erfah-rungen früherer praktikanten nachlesen:www.praktitest.de und seit Anfang des Jahres:www.meinpraktikum.de

für Betriebsräte und Jugend- und Aus- zubildendenvertreter hat die iG BcE die Broschüre »praktikant(inn)en im Betrieb« erstellt. Sie kann kostenlos unter dieser telefonnummer bestellt werden: 0511 7631-331

rundum zufrieden: nicht jeder praktikant wird so gut behandelt wie Benedikt Köninger bei Wacker chemie.

chEcKliStE prAKtiKum

Gibt es einen Vertrag, der dauer und inhalt regelt?

Wird angemessen bezahlt?(mindestens 300 Euro) ist ein Ansprechpartner im Betrieb benannt worden?

Kann ein eigener Arbeitsplatz genutzt werden?

Werden Aufgaben erteilt, die anspruchsvoll sind?

Stellt der Betrieb ein aus- sagekräftiges zeugnis aus?

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> TIPPS AuSbIldungSSTArT

Hoffentlich gut versichertWas bringt ein riester-Vertrag?

Auszubildende sind gesetzlich renten-versichert. Das ist gut so. Aber die gesetz-liche Rente wird für die Azubis von heute nicht mehr allzu hoch ausfallen. Des-halb sollten sie schon jetzt an ihr Alter denken – und zusätzlich privat vorsor-gen. Am besten mit einem Vertrag zu einer Riester-Rente. Denn dafür gibt es staatliche Zuschüsse.

Im ersten Ausbildungsjahr reichen in der Regel 60 Euro Eigenbeitrag, um ei- ne satte staatliche Zulage in Höhe von 354 Euro zu bekommen. Darin ist die Grundzulage von 154 Euro enthalten, die allen zusteht, die genügend (vier Prozent vom Vorjahresverdienst) ansparen. Dazu gibt es einmalig für Sparer unter 25 Jah-ren einen Bonus von 200 Euro vom Staat.

In den folgenden Jahren müssen Azu-bis etwas mehr – meist zwischen 200 und 300 Euro im Jahr – in den Riester-Vertrag investieren, um die volle staat- liche Zulage von 154 Euro zu erhalten. Nach der Ausbildung kann man den Vertrag beliebig hoch- und runterfahren und jährlich bei Einzahlungen bis zu 2100 Euro Steuern sparen.

betrieblich fürs Alter vorsorgen

Zudem sollten Azubis auf die betriebliche Altersvorsorge setzen. Das funktioniert meist über die sogenannte Entgeltum-wandlung. Arbeitnehmer oder Azubis ver-zichten auf die Auszahlung von Teilen ihrer Vergütung. Das Geld fließt dann steuer- und sozialversicherungsfrei in die Altersvorsorge.

Besonders attraktiv ist die Regelung in der Chemieindustrie: Hier wurde ein sogenannter Entgeltumwandlungsbetrag

in Höhe von 478,57 Euro pro Jahr ver-einbart. Hinzukommt noch eine Zulage vom Arbeitgeber über 134,98 Euro. Bie-tet der Arbeitgeber diese Förderung auch für Azubis an, sollten diese in jedem Fall zuschlagen. Denn sie haben davon nur Vorteile. Wer sich das Angebot entgehen lässt, verzichtet in jedem Ausbildungs-jahr auf 613,55 Euro für seine Altersvor-sorge – und hat trotzdem keinen Cent mehr in der Tasche.

Auch an eine mögliche berufsunfähigkeit denken

Wer eine Ausbildung – etwa zum Chemi-kant – macht, will später im erlernten Be-ruf arbeiten. Manchmal geht das jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Das passiert häufiger, als viele den-ken. In solchen Fällen hilft die gesetzliche Rentenversicherung den heutigen Azubis nicht mehr. Verbraucherschützer raten Azubis deshalb, eine private Berufs- unfähigkeitsversicherung abzuschließen. Denn auch hier gilt: Je früher man diese vereinbart, desto besser. Bei der Vorsorge für das Berufsunfähigkeitsrisiko sollten ledige und kinderlose Azubis nach einer guten selbstständigen Berufsunfähigkeits-versicherung Ausschau halten. Selbststän-dig bedeutet: ohne Kombination mit ei-ner Risikolebensversicherung. Denn diese wird von Versicherungsvertretern zwar gern verkauft; Ledige brauchen sie jedoch nicht. Azubis sollten stets einen Vertrag mit Nachversicherungsmöglichkeit (ohne erneute Gesundheitsprüfung) wählen. Denn dann können sie später – wenn ihr Einkommen steigt – durch höhere Bei-träge ihren Schutz bei Berufsunfähigkeit erhöhen.

Ganz wichtig: Bei Fragen der Versiche-rung zu Vorerkrankungen sollte nie-mand »schummeln« – auch nicht bei

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Sicherer Start: Julian Gnitka lernt seit dem 1. August bei H&R Ölwerke Schindler den Beruf . . .

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scheinbaren harmloseren Krankheiten wie Heuschnupfen. Sonst wird im Ernst-fall der Versicherungsschutz verweigert.

die sinnvolle Haftpflichtversicherung

Diese ist für jeden sinnvoll. Sie über-nimmt Kosten für Personen- und Sach-schäden, die man – zum Beispiel durch einen Unfall – anderen zufügt. Azubis müssen sich hierfür aber meist nicht selbst versichern, sondern sind über ihre

Eltern kostenlos mitversichert. »Der Ver-sicherungsschutz gilt bis zum Ausbil-dungsende, auch dann, wenn der Azubi einen eigenen Hausstand hat«, heißt es beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. »Wer allerdings heiratet, für den endet der Schutz durch die Haftpflicht-Police seiner Eltern.«

Wie nötig ist eine Hausratversicherung?

Zum Hausrat gehören – vereinfacht ge-sagt – alle Dinge, die man beim Umzug mitnehmen kann. Durch eine Hausrat-versicherung sind sie gegen Feuer, Dieb-stahl, Vandalismus und weitere unan-genehme Ereignisse versichert. Das ist allerdings erst dann nötig, wenn ein Azu-bi eine eigene Wohnung hat. Vorher sind Azubis über die Eltern mitversichert – falls diese eine Hausratversicherung haben. Zudem ist die Versicherung nur dann ratsam, wenn die Möbel und Ge-räte im Haushalt von einigem Wert sind.

Schutz über die Ig bCE

Es gibt viele Gründe, um Mitglied in der IG BCE zu werden. Dazu gehört der kos-tenlose Rechtsschutz bei arbeits- und sozialrechtlichen Streitigkeiten. Und im Mitgliedsbeitrag (etwa ein Prozent des monatlichen Einkommens) ist auch noch eine kostenlose Freizeit-Unfallver-sicherung enthalten. Sie zahlt – nach zwölfmonatiger Mitgliedschaft – etwa, wenn sich jemand zu Hause beim Sturz von der Leiter oder im Urlaub beim Ski-fahren schwer verletzt und ins Kranken-haus muss. Auch bei einem dauerhaften gesundheitlichen Schaden nach einem Freizeitunfall kommt die Versicherung auf. Rolf Winkel

Viele BeRufSeinSteiGeR kommen jetzt neu in die betriebe. Was sollten sie tun, um ausreichend versichert zu sein? und welchen Schutz bietet ihnen die Ig-bCE-Mitgliedschaft?

CHeCkliSte VeRSiCHeRunGen

Riester-Vertrag: Abschließen und 354 euro Zuschuss fürs erste Jahr kassieren!

Betriebliche Altersvorsorge: Besonders attraktiv für Azubis in der Chemieindustrie.

Berufsunfähigkeitsversiche-rung: Ratsam für alle!

Haftpflichtversicherung: Meist (noch) unnötig, weil über eltern versichert.

Hausratversicherung: nur wichtig mit eigener Bude und teurem Hausrat.

Arbeits- und Sozialrechts-schutz: Über iG-BCe-Mitglied-schaft abgesichert!

freizeit-unfallversicherung: Über iG-BCe-Mitgliedschaft abgesichert!

. . . Chemielaborant – genau wie Jana eckert.

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> Rätsel>

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englischesWort für:Baum

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Ding (lat.)

hebräischeGrußformel

eh. Reiter-soldat

dt. Internet-Kennzeichen

frz. Königs-anredeGeflügel-produkt

Einheit derLautstärkeDachdeck-material

Rund-funk-gerät

Teilder Uhr

Zeit(engl.)

auf-hellen,tönen

2 11

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Flaches WasserDer Sommer in Deutsch-land war eine große Enttäuschung – Regen statt Sonne und frostige 15 Grad statt Schwimm-badwetter. Viele von Ihnen haben deshalb wohl das eine oder andere Wochenende vor dem Fernseher verbracht.

Das Wetter im Herbst wird wohl kaum besser, zehn Rätselfreunde können es sich dann zumindest vor einem neuen Flachbildfernseher von Sony bequem machen. Und auch für warmen Tee ist gesorgt: 40 Wasserkocher von

Bomann verlosen wir zudem für die richtige Antwort.

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Glück & Glosse

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der die politische Auseinandersetzung von gegensätzlichen Interessen und Meinungen umschreibt. Bitte die lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45 30039 Hannover oder per e-Mail an: kompakt.preisraetsel@igbce.de — bitte die Adresse mit angeben. einsendeschluss ist der 16. september 2011 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BeI DeR VeRlosunG DeR PReIse unter den ein-sendern richtiger lösungen fielen die zehn Haupt-gewinne – je ein tourenrad – an:Rita Münst, oberhausen; sven Burmester, köln; Dennis seegräber, Premnitz; Dieter Heinzler, stein-heim; Hermann Jessen, Bad Blankenburg; Manuel korde, Wehrbleck; Hans scheidemantel, sinntal; ulrike eifert, kelkheim; otto lieben-stein, Berg-rheinfeld; Albert Gellert, Rastatt.

Je eIn set »FleuR De sel« erhielten: Horst löck-nitz, Hamburg; kurt Wiegershausen, köln; Wolfgang Hanke, Buchholz; ulrike Wer-schnick, Forst; Hans Zenner, sulzbach; Peter liebig, Wünschendorf; Dietmar ebert, Premnitz; Peter schäfer, Waltrop; Hans Wolf, Ingelheim; klaus Wienhold, Rudolstadt; Rosemarie Richter, Zeithain; Manfred Jentzsch, Rethwisch; Georg Becker, Bergheim; Rolf thyme, schöningen; Günther Fabeck, ludwigshafen; sieg-bert stahl, Pfinztal; Martin Bechold, Weiterstadt; Wolfgang korndörfer, Marl; Anja Mehring, Hems-bach; Werner Rupf, lambrecht; Petra Freudiger, nürnberg; susann schade, Markkleeberg; klaus Wiedenbach, sassnitz; Rüdiger Brinkhoff, kamen; nadine Becker, Dannenberg; Gaby eiden, Bergisch Gladbach; Adolf schreiner, stubenberg; Michael schlitt, Beselich; Alexandra Heil, Frankfurt; Brigitte Frees, Hann. Münden; siegfried schmidt, Vohburg; klaus-uwe koch, Recklinghausen; Detlef Ziesmann, Hamburg; Franz skowronski, kranenburg; Isabell schüler, Hochheim; Horst liebwein, Hersbruck; Wolfgang Witt, Hagen; Jürgen Pertzsch, eilenburg; Renate tews, Bremen; Reiner Frank, Harra.

Cartoon

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Ger

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Glü

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Ehe man sich’s versieht, ist man ver-heiratet. Das ist einerseits prima, denn wie sagte Oscar Wilde: »Die

Ehe ist ein Versuch, zu zweit wenigstens halb so glücklich zu werden, wie man allein gewesen ist.« Andererseits läuft’s auch in der Ehe nicht immer rund (fra-gen Sie mal Tiger Woods). Und zwar dann, wenn sich der Mann in Emotions-angelegenheiten wieder einmal als Dep-perl vom Dienst erwiesen hat (fragen Sie mal Mrs. Woods). Also praktisch von Ja-nuar bis Dezember. Aber was kann man auch von Wesen erwarten, die ihren Na-men in den Schnee pinkeln? Tony Blair zum Beispiel hat seiner Frau Cherie ei-nen Heiratsantrag gemacht, als die ge-rade auf Knien das Klo putzte. Der alte Romantiker. Wahrscheinlich hat er von draußen gerufen: »Darling, bist du das? Willst du meine Frau werden?« Und sie hat zurückgerufen: »Gern du Ochse, aber erst muss der Schmutzrand weg.« In einer Ehe geht das so: Die Frau gibt

dem Mann gnädig das Gefühl, die Ho-sen anzuhaben. Früher bewiesen Män-ner ihre Vormachtstellung, indem sie wie 1984 der kleine Sarajevo-Wolf »Vucko« den Mond anheulten. Heute ha-ben sie dafür eine iPhone-App. Männer können stundenlang iPhone-Apps her-unterladen, brechen aber nach einer Mi-nute Laubharken erschöpft zusammen. Und das, obwohl es in »Neon Unnützes Wissen: Fakt Nr. 59« heißt: »In nahezu allen Kulturen essen Männer mehr Fleisch als Frauen.« Das ist auch gut so, denn sonst wäre mittelfristig die Spezies in Gefahr. Zur Einstimmung auf den drohenden Beziehungsherbst schnell ein bisschen Zweisamkeitslyrik: »Die Ehe ist kein rosa Kissen / Sie ist ein Man-tel, leicht zerschlissen. / Es geht da nicht um Menschheitsfragen / Um große Din-ge, Mythen, Sagen / Und auch nicht um die Hochzeitsnacht – / nur darum, wer den Abwasch macht!« Schönen Herbst! Imre Grimm

GRIMMs MäRCHEn

A B L S N T U M GB R A S I L I A S C H L A U F E

W E I L M O N A R C H M U N I NR E I S I G B O H E M E E L K

C A T O A U R A M I OS A L E P W E N D E U R A N U SA K K H I N D U S T R A S S A

T H A I W E N N K E S S M AI D R E W E R

T O U R S U E DO N E T G R E E N

B I O K A IH E L L I L E K

F U R I E I N F OE M S R I N D U S

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H A B G I E R T A L G E T A TR E U E S T R E U B A S A L T

V E R B S T E T S A L A T O E L

Lösung: SOMMERLOCH

Lösung Juli/August 2011: SommerLoch

Ab und zu demonstriert Hartmut Pieper seiner Frau, dass er das leittier ist.

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> Mein ArbeitsplAtz

Mädchen für allesDas Wichtigste vorweg: Wir sagen

Werkfeuerwehr, nicht Werks- feuerwehr. Daran erkennt man

hier ganz schnell die Auswärtigen. Ka-meradschaft wird bei uns großgeschrie-ben. Miteinander und Zusammenhalt schätze ich an der Werkfeuerwehr am meisten – wir sind eine kleine Familie.

Mittlerweile bin ich seit 19 Jahren bei der Conti und seit sechs Jahren auch Betriebs-rat. Die Probleme, die eine Werkfeuer-wehr hat, sind sehr speziell, werden aber immer etwas stiefmütterlich behandelt. Zum Beispiel: Wir sind immer 24 Stunden am Stück hier, aber davon nur zehn im Dienst. Der Rest sind Ruhezeit und Bereit-schaft. Doch weil wir die ganze Zeit vor

Ort sind, passiert es schnell, dass man mehr arbeitet als vorgesehen.

Unsere elfte Stunde ist übrigens Dienstsport. Zweimal im Jahr müssen wir uns durch die Atemschutzstrecke quälen. Das ist ein Parcours, den wir mit voller Ausrüstung durchlaufen. Mit Atemmaske und Sauerstoffflasche he-

ben wir Gewichte, steigen über 25 Meter Leitern hoch und kriechen durch ein Gitterlabyrinth.

Allerdings geht es im Alltag nur selten darum, Feuer auszuma-chen. Seitdem ich dabei bin, gab es drei Feuer. Logisch, dass die Leute fragen, was wir den lieben langen Tag machen. Kurz gesagt: Wir sind Mädchen für alles. Wir betreuen drei Standorte hier in Hannover. An jedem müssen 2000 bis 3000 Feuer-löscher gewartet werden. Jede Schweiß-naht, die in den Werken gemacht wird,

muss von uns freigegeben werden. Und fährst du durch den Betrieb, wirst du alle Nase lang angequatscht, musst hier und dort etwas reparieren. Außerdem verwal-ten wir alle Schlüssel der Mitarbeiter und stellen deren Ausweise her. Im Winter fah-ren wir auch mal die Schneeschieber. Bei uns laufen auch die Störungsmeldun-gen des gesamten Konzerns ein. Einmal bekam ich einen Anruf aus der Türkei, dass einem Mercedes-Werk 20 000 Keil-riemen fehlten. Der Hubschrauber war bereits unterwegs, also habe ich in Win-deseile diese Riemen aufgetrieben. Man sieht: Ein Werkfeuerwehrmann-braucht ein gewisses Helfer- syndrom.

Aufgezeichnet von Ann-Kathrin Seidel

Feuerfest: Zweimal im Jahr geht es mit voller Montur durch die Atemschutzstrecke.

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Eine Broschüre mit Informationen und Problemen von Werkfeuerwehrleuten kann unter werkfeuerwehr@igbce.de bestellt werden.

»Im Winter fahren wir auch mal die Schneeschieber«

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StEFAn hIlkEr (41) ist Werkfeuerwehrmann bei Continental in Hannover.

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5 Tage(4 N./So. – Do.) 8 Tage/

4 Tage 7 NächteReisezeitraum (3 N./Do. – So.) (So. o. Do.) 01.09.11 – 30.04.12 239,– 399,–Kennziffer: 55556 Buchungscode: D18B01C/GSilvester und Weihnachten nicht möglich. Wunschleistungen p. P.: Einzel-zimmerzuschlag: 25,– €/Tag. Aufpreis Superiorzimmer 30,– €/3 bzw. 4 Nächte, 60,– €/7 Nächte. Zusätzliche Kosten (vor Ort zahlbar): Parkplatzca. 7,– €/Tag (kostenfreier öffentl. Parkplatz direkt neben dem Hotel).

Erleben Sie die exklusive LateNight Show an der Ostsee mitdem einzigartigen Saxophonistund Showmaster Andreas Pas-ter nack kombiniert mit einem 4-Gänge Menü. Der charmant-witzige Landesliebling begeistertdurch sein mitreißendes und lei-denschaftliches Liveerlebnis.

Jeden Freitag Abend ab Okt. für nur 40,– € p. P.

Dinnerbeginn: 19.30 Uhr · Showbeginn: 21.30 Uhr

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