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Alterssicherung, Arbeitsmarktdynamik und neue Reformen: Wie das Renten-system stabilisiert werden kann

Ruhr-Universität BochumStudie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung

Autor:Prof. Dr. Martin Werding, Lehrstuhl für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen, Ruhr-Universität Bochum

Alterssicherung, Arbeitsmarktdynamik und neue Reformen: Wie das Renten-system stabilisiert werden kann

5

Inhalt

Inhalt

1 Das Wichtigste in Kürze 8

1 Key points in brief 12

2 Einleitung 16

3 GrundlegendePerspektivenfürdieRentenfinanzierung 19 3.1 EffektederDemographie 19

3.2 EffektederProduktivitätsentwicklung 24

3.3 EffektederGesundheitskostenundihrerEntwicklung 27

4 Option „Mehr Beschäftigung“ 30 4.1 EffektederErwerbsbeteiligungvonFrauen 30

4.2 EffekteeinerweiterenVerlängerungderLebensarbeitszeit 36

5 Option„BessereQualifikationen“ 39 5.1 EffektebessererberuflicherBildung 39

5.2 BesserqualifizierteZuwanderer 43

6 Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems 47 6.1 GrundrentenundBekämpfungvonAltersarmut 47

6.2 EinbeziehungSelbstständigerundBeamter 50

6.3 ErgänzendekapitalgedeckteVorsorge 52

6.4 „Kinderrente“:UmbaudesUmlagesystems 54

7 Schlussfolgerungen für die Alterssicherungspolitik 57

8 Anhang: Weitere Resultate zu allen projizierten Varianten 60

9 Literatur 65

6

Abbildungen

Abbildungen

Abbildung1: Altenquotient(1990–2060) 20

Abbildung2: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffektederDemographie 22

Abbildung3: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffektedesRentenrechts 23

Abbildung4: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffektedesProduktivitätswachstums 26

Abbildung5: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffektederGesundheitskosten 28

Abbildung6a: ErwerbsquotennachGeschlechtundAltersgruppen

(2000–2060)–Männer,inProzent 31

Abbildung6b: ErwerbsquotennachGeschlechtundAltersgruppen

(2000–2060)–Frauen,inProzent 32

Abbildung7: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffekteerhöhterBeschäftigung 33

Abbildung8: Arbeitslosenquote(1990–2060) 34

Abbildung9: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffektederArbeitslosenquote 35

Abbildung10: ErwerbspersonennachQualifikationen(2000–2060) 41

Abbildung11: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffektehöhererQualifikationen 42

Abbildung12: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffektebesserqualifizierterZuwanderer 45

Abbildung13: NiveauvonStandard-undDurchschnittsrenten(1990–2060) 48

Abbildung14: RentenniveauundBeitragssatzderGRV(1990–2060)–

EffekteeinerEinbeziehungSelbstständigerundBeamter 51

Abbildung15: RentenniveauundergänzendeprivateVorsorge(1990–2060) 53

7

Tabellen und Boxen

Tabelle: EffektevonmehrBeschäftigungundbessererQualifikation

fürdieRentenfinanzen 10

Table: Effectsofincreasedemploymentandskillsimprovementson

pensionfunding 14

Box1: EffektedesgeltendenRentenrechts 23

Box2: EffektederEntwicklungderArbeitslosigkeit 33

Box3: EffektebessererQualifikationenderZuwanderer 44

Tabellen und Boxen

8

Das Wichtigste in Kürze

1 Das Wichtigste in Kürze

DasgesetzlicheRentensystemstehtunmittelbarvoreinerPhasewachsenderfinanziellerAnspan-

nung,diedurchdendemographischenWandelverursachtwird.AktuellerscheintdieFinanzlage

derRentenversicherungnochalssehrgut,getragenvoneinemgünstigenTrendamArbeitsmarkt,

deranhaltenkönnte,undeinerkonjunkturellenBoomphase,diegeradezuEndegeht.DasRen-

tenniveauwirdnachdemderzeitgeltendenRechtindennächstenJahrenundJahrzehntendeut-

lichsinken.TrotzdemmussderBeitragssatzmittel-undlangfristigdrastischsteigen.DiesePers-

pektiveerklärtdieeinschneidendenReformendesRentensystems,dieindenvergangenenJahren

bereitsergriffenwurden.SiedarfbeijederneuerlichenDebattezurRentenpolitiknichtausden

Augenverlorenwerden.

Die Studie basiert auf zahlreichen Langfristprojektionen zur Entwicklung von Demographie,

Arbeitsmarkt,gesamtwirtschaftlichemWachstumsowieEinnahmenundAusgabenderSozialver-

sicherungenunddergesamtenöffentlichenFinanzenimZeitraumbis2060.Erstelltwurdendie

ProjektionenmitdemSimulationsmodell„SIM.11“(SocialInsuranceModell,Version2011),das

derVerfasserimAuftragderBertelsmannStiftungentwickelthat.DieStudieträgtdabeiauchden

invielerleiHinsichtbestehendenUnsicherheitenRechnung.Zielistes,Handlungsoptionenund

Maßnahmenzuidentifizieren,diedieabsehbareAnspannungimRentensystemwirksammildern

unddazubeitragenkönnen,dieAuswirkungendesdemographischenWandelszubewältigen.

Die Untersuchung möglicher zukünftiger Szenarien für die Rentenfinanzen liefert folgende

Befunde:

1. DieungünstigenPerspektivenfürdieEntwicklungvonRentenniveauundBeitragssatzerwei-

sensichalsäußerstrobustgegenüberrealistischenVariationenderAnnahmenzuGeburten-

ziffer, LebenserwartungundNetto-Wanderungen als denwichtigstenBestimmungsfaktoren

derkünftigendemographischenEntwicklung.

2. Auch günstige Entwicklungen des Wachstums von Produktivität und Löhnen sowie der

ArbeitslosigkeithabenfürdasRentensystemnurschwacheWirkungen.Siekönnendiedemo-

graphisch bestimmten Trends wenig beeinflussen und keinesfalls außer Kraft setzen. Die

BeschäftigungsentwicklungkanndurchstarksteigendeSozialbeiträgesogarihrerseitsbeein-

trächtigtwerden.

3. EinspeziellesRisikostellendieGesundheitskostendar,derenzukünftigeEntwicklungschwe-

rervorauszuschätzenistalsdiederRentenausgaben.SiewirkensichaufdasRentensystem

überdieBeiträgezurKrankenversicherungderRentnerinnenundRentnerausundkönnen

dieRentenausgabenweitererhöhenund/oderdieverfügbarenAlterseinkommenderRentner

weitervermindern.

9

Das Wichtigste in Kürze

4. Eine Aussetzung des Nachhaltigkeitsfaktors, der die laufenden Rentenanpassungen bei

ungünstigerdemographischerEntwicklungdämpft,bremstzwardieAbsenkungdesRenten-

niveaus;diesführtaberzueinerVerschärfungdesabsehbarenAnstiegsdesBeitragssatzes.

EineAussetzungdesÜbergangszurRentemit67senktdasRentenniveauunderhöhtzugleich

denBeitragssatz.

Handlungsoptionen:„MehrBeschäftigung“und„BessereQualifikationen“

DiefinanzielleSituationdesRentensystemshängtstarkdavonab,obesgelingt,dieDynamikder

Arbeitsmarktentwicklungumfassendzuerhöhen.AngesichtsderStärkederEffektedesdemogra-

phischenWandelskanndiesletztlichnurdurcheinganzesBündelanMaßnahmengelingen.Fol-

gendeAnsatzpunktesindgeeignet,diePerspektivenfürdieRentenfinanzierungzuverbessern:

1. HöhereFrauenerwerbsbeteiligung:NennenswerteSpielräume,umdendemographischenEin-

flüssen auf die zukünftigen Erwerbspersonenzahlen entgegenzuwirken und die Beschäfti-

gungauszuweiten,ergebensich,wennesgelingt,denanhaltendenTrendzueinererhöhten

ErwerbsbeteiligungvonFrauenzuverstärken.SowohldieRentenniveausenkungalsauchder

Beitragssatzanstiegwerdendadurchspürbargedämpft.ErforderlichsindausreichendeKin-

derbetreuungsmöglichkeiten,insbesonderefürunter3-jährigeKinder,sowieGanztagsplätze

inKindergärtenundSchulen.DeraktuelleAusbauvonEinrichtungendieserArtgehtsomitin

dierichtigeRichtung.BemühungenumdieQualitätsolcherBetreuungs-undBildungseinrich-

tungendürfendarüberabernichtvernachlässigtwerden.

2. Verlängerung der Lebensarbeitszeit: Potenziale zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung mit

günstigenAuswirkungenaufdieRentenfinanzengibtes trotznennenswerterSteigerungen

inderjüngerenVergangenheitauchbeiderErwerbsbeteiligung55-JährigerundÄlterer.Maß-

nahmen,umdiesenAnstiegzuverstärkenunddieLebensarbeitszeitinsgesamtzuerhöhen,

sindvorallemweitereHeraufsetzungendergesetzlichenRegelaltersgrenzedesRentensys-

tems,diefrühzeitigangekündigtwerdensolltenund–etwainFormeinerexplizitenRegelbin-

dung–demerwartetenAnstiegderLebenserwartungfolgenkönnen.Unterstütztwerdenkann

diesdurcheineHeraufsetzungderAbschlagssätzebeivorzeitigemRenteneintritt,diederzeit

zuniedrigsind,umBelastungenfürandereVersichertezuvermeiden.

3. BessereberuflicheBildung:EineverbesserteBildung– insbesondereeingeringererAnteil

derer,diedasBildungssystemohneabgeschlosseneBerufsausbildungverlassen, aberauch

ein höherer Anteil von Absolventen mit Hochschulabschluss – kann ebenfalls dazu beitra-

gen,dieFolgendesdemographischenWandelszubewältigen.DieAuswirkungenzeigensich

dabeiallerdingseher inhöherenLöhnenundRentensowie instärkeremgesamtwirtschaft-

lichemWachstum,weniger inGestaltniedrigerBeitragssätzeundeineshöherenRentenni-

veaus.SchwacheTeilnehmerdesBildungssystemsmüssendortbessergefördertundzugleich

10

Das Wichtigste in Kürze

durchgrößereArbeitsmarktchancenvoreinerfrühzeitigenEntmutigungbewahrtwerden.Das

SystemberuflicherBildungsollte leistungsfähigerhaltenundflexibelweiterentwickeltwer-

den.FürhöhereBildungmüssendieerforderlichenRessourcenbereitgestelltwerden.

4. UmalledieseMöglichkeitenzunutzen,sindzugleichVerhaltensänderungenvielerAkteure

notwendig,diesichpolitischnichtdirektsteuernlassen.DiesgiltfürdieAblösungüblicher

Rollenmusterder familiärenArbeitsteilungebensowie fürEin-undAufstiegsmöglichkeiten

fürFrauen–anstellevonLohn-undKarrierenachteilen,wiesiebisherinvielenUnternehmen

üblichsind.Esgilt fürdieLebensplanungenältererArbeitnehmerinnenundArbeitnehmer

inBezugaufihrenRuhestandebensowiefürdieSchaffungaltersgerechterArbeitsplätze,die

BerücksichtigungältererArbeitskräftebeiderWeiterbildungunddiePersonal-undNachfol-

geplanungseitensderArbeitgeber.

WelcheAuswirkungendiehiergenanntenMaßnahmen–einzelnsowieinKombinationmiteinan-

der–fürdielangfristigeEntwicklungvonBeiträgenundLeistungendergesetzlichenRentenver-

sicherunghabenkönnen,fasstdienachstehendeTabellezusammen.

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

DurchKombinationderEffekteallerbishergenanntenMaßnahmen lassensichdieAussichten

fürdiezukünftigeRentenfinanzierungerkennbarverbessern.Wirklichgutkönnensieaberauch

dannnochnichtgenanntwerden.Dahermussdarübernachgedachtwerden,welcheweiterenOpti-

onenesgibt,umdasSystemderAlterssicherungfinanzierbarundleistungsfähigzuhalten.

Zuprüfensinddabeivorallem folgendeMöglichkeiten füreinengrundlegenderenUmbauder

Alterssicherung:

Tabelle: Effekte von mehr Beschäftigung und besserer Qualifikation für die Rentenfinanzen

GRV-Beitragssatz Standard-Rentenniveau (netto, vor Steuern)*

2010 2030 2060 2010 2030 2060

Referenzszenario 19,3% 21,3% 27,2% 52,9% 45,2% 41,2%

Höhere Frauenerwerbsbeteiligung 19,3% 21,3% 26,7% 52,9% 45,3% 41,8%

Längere Lebensarbeitszeit 19,3% 21,2% 26,2% 52,9% 45,2% 42,3%

Bessere berufliche Bildung 19,3% 21,3% 27,0% 52,9% 45,2% 40,7%

Kombiniertes Szenario 19,3% 21,2% 25,5% 52,9% 45,2% 42,5%

*Zur Definition des Netto-Standard-Rentenniveaus siehe Anhang S. 60

Quellen: Deutsche Rentenversicherung 2010; Projektionen für 2030/60: SIM. 11.

11

Das Wichtigste in Kürze

1. AlternativenzumdeutschenRentensystembieteninternationalweitverbreiteteModelle,die

alleErwerbspersonenerfassen,denensiemeistabernureinetendenzielleinheitlicheGrund-

renteanbieten.GrundrentenkönneninDeutschlandallerdingskeinarmutsfestesSicherungs-

niveau bieten und dabei zugleich die Ausgabenentwicklung des Rentensystems stabilisie-

renoder sogardämpfen.UnabhängigdavonkanndurchEinbeziehungvonSelbstständigen

undBeamtenderVersichertenkreisausgeweitetwerden.Denkbarwärees,dieBeiträgedie-

serzusätzlichenMitglieder,denenerstspäterentsprechendhöhereRentenansprüchegegen-

überstehen,fürdenAufbaueinerTeilkapitaldeckungdesRentensystemszunutzen.Vorüber-

gehendentlastendeEffektederReformwürdendannabertendenziellwiederverschwinden.

2. Schritte zu einer Teilkapitaldeckung der Alterssicherung wurden in Deutschland bereits

gemacht,bislangaberauffreiwilligerBasismitstaatlicherFörderung.DiesstelltimPrinzip

einesinnvolleErgänzungumlagefinanziertergesetzlicherRentendar,derenFinanzierungsba-

sisausdemographischenGründenschwindet.DieVerbreitungergänzenderVorsorgekönnte

allerdings durch eine grundsätzliche Vorsorgepflicht erhöht werden, von der im Einzelfall

unterbestimmtenBedingungenabgewichenwerdenkann(Opting-out-Modell).Dasselbegilt

fürgesetzlicheStandardszuArtundUmfangderVorsorge,weilAnlegerkomplexenEntschei-

dungendazusonstausweichen.ErforderlichsindfernerRegulierungen,diefürmehrMarkt-

transparenzsorgen,sowieeineStärkungbetrieblicherundtariflicherLösungenzurSenkung

hoherKostenfürAbschlussundDurchführungderVorsorgeverträge.

3. ImHinblickaufdieEffektedesdemographischenWandelskönnteschließlicheingrundlegen-

derKonstruktionsfehlerherkömmlicherRentensystemebeseitigtwerden.Siesindeinerseits

aufeinemöglichsthoheZahlqualifizierterzukünftigerErwerbspersonenangewiesen;ande-

rerseits setzensieAnreizegegendieErziehungundAusbildungvonKindern.ZurLösung

diesesProblemskönntenkinderbezogeneRentenansprücheausgebautwerden.Existierende

LeistungendieserArtreichenderzeitnichtaus,dieBelastungauszugleichen,dieFamilienbei

derErziehungundAusbildungvonKindernübernehmenundmitdenensiezugleichdasRen-

tensystemstabilisieren.PersonenohneKinderkönntendagegenverstärktergänzende,kapi-

talgedeckteVorsorgebetreiben.ZwarkämensolcheReformenmittlerweile zu spät,umdie

Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Rentenfinanzen zu vermeiden – sie

könntenaberlängerfristigangemessenereRahmenbedingungenderEntwicklungdesRenten-

systemserzeugen.

12

1. Key points in brief

1 Key points in brief

Germany’sstatutorypension insurancesystemwillsoonbesubject togrowing financialstrain

generatedbydemographicchange.Atpresent,thefinancialstateofthepensionsystemisquite

strong,thankstoafavorablelabormarkettrendthatcouldpersistandaneconomicboomperiod

thatiscomingtoanend.Undercurrentlaw,pensionlevelswillfallsignificantlyinthecoming

yearsanddecades.Nevertheless,contributionratesmustincreasedramaticallyoverthemiddle

and long terms. This state of affairs explains the drastic reforms that have been made to the

pensionsysteminrecentyears.Indeed,thesepointsmustcontinuetoinformanynewdebateon

pensionpolicy.

Thisstudyisbasedonnumerouslong-termprojectionsforGermanyintheareasofdemographics,

the labor market, economic growth, social insurance system income and expenditures, and

overallpublicfinancesthroughtheyear2060.Theprojectionswerederivedusingthe“SIM.11”

(SocialInsuranceModel,version11)simulationmodel,developedbytheauthoronbehalfofthe

BertelsmannStiftung.Thestudyalsotakesthemanyexistinguncertaintiesintoaccount.Thegoal

istoidentifypolicyoptionsandmeasuresthatmayeffectivelymitigatetheforeseeablestressesin

thepensionsystemandhelptocopewiththeimpactofdemographicchange.

Theexaminationofpossiblefuturepension-fundingscenariosproducesthefollowingfindings:

1. Theunfavorableoutlookforthedevelopmentofpensionlevelsandcontributionratesshows

itselftobequiterobustwithrespecttorealisticvariationsinassumptionsaboutbirthrates,

lifeexpectancyandnetmigration, themost importantdeterminantsof futuredemographic

developments.

2. Evenfavorableproductivity,wagegrowthandunemploymentdevelopmentshaveonlyweak

effectsonthepensionsystem.Theycanaffectthedemographictrendsonlyminimally,and

caninnosenseoverridethem.Indeed,employmentgrowthmayevenbeimpairedbystrongly

risingsocialcontributions.

3. Health care costs represent a particular risk, as their future expansion is predicted to be

moresubstantialthanthatofpensionexpenditures.Theyaffectthepensionsystemthrough

pensioners’healthinsurancecontributions,andcouldfurtherincreasepensionexpenditures

and/orfurtherreducepensioners’availableretirementincomes.

4. Asuspensionofthesustainabilityfactor(“Nachhaltigkeitsfaktor,”introducedin2004),which

wouldcurtailcurrentpension-systemadaptationstounfavorabledemographicdevelopments,

wouldindeedslowthereductioninpensionlevels;however,thisleadstoastrengtheningof

theforeseeableincreaseincontributionrates.Suspendingthetransitiontoaretirementageof

67wouldreducepensionlevelswhilesimultaneouslyincreasethecontributionrate.

13

1. Key points in brief

Policy options: “More jobs” and “better skills”

Thepensionsystem’sfinancialsituationstronglydependsonwhetherlabormarketdynamicscan

besuccessfullyandcomprehensivelystrengthened.Giventhestrengthoftheeffectsassociated

withdemographicchange,thiscanultimatelybeaccomplishedonlythroughapackageofmeasures.

Thefollowingapproachesholdpromiseintermsofimprovingtheoutlookforpensionfinancing:

1. Increasedfemalelabor-marketparticipation:Strengtheningthecurrenttrendtowardincreased

labor-forceparticipationratesamongwomenwouldexpandthescopeofpossibilitiesinterms

of counteracting demographic influences on the size of the future labor force, as well as

broadeningemploymentmoregenerally.Boththelevelofpensionreductionandtheincrease

incontributionratescanbeappreciablymitigatedinthisway.However,sufficientchild-care

options,particularly forchildrenunderthree,aswellas full-dayslots inkindergartensand

schools,willberequired.Thecurrentexpansionintheavailabilityofthistypeoffacilitythus

marksastepintherightdirection.Effortsshouldalsobemadetoimprovethequalityofsuch

careandeducationalinstitutions.

2. Extensionofworkinglife:Evengiventhesignificantincreasesintherecentpast,labor-force

participationbythose55yearsandoldercontinuestoholdpotentialtoincreaseoveralllabor-

forceparticipationrates,withcorrespondinglypositiveeffectsonpensionfinancing.Inseeking

tostrengthenthistrendandincreasethedurationofworkinglivesoverall,measuresshould

aboveallincludeincreasesinthepensionsystem’sstatutoryretirementage.Theseshouldbe

announcedwellinadvance,andcouldbetiedtoexpectedincreasesinlifeexpectancy,perhaps

intheformofanexplicit,bindingrule.Thiscanbesupportedbyraisingtheratebywhich

pensionlevelsarereducedforthosechoosingearlyretirement;thisrateistodaytoolowto

avoidbeingaburdenonotherinsuredindividuals.

3. Bettercareertraining:Improvementsineducation–inparticular,areductionintheshareof

studentsleavingtheeducationsystemwithoutcompletingvocationaltraining,butalsoahigher

percentageofgraduateswithatertiarydegree–canalsohelpcopewiththeconsequences

ofdemographicchange.Theeffectsofthisshowthemselvesprimarilyinhigherwagesand

pensionsandstrongereconomicgrowth,andlesssointheformoflowercontributionratesand

higherpensionlevels.Weakeducation-systemparticipantsmustbeprovidedbettersupport,

and shouldbeprotected fromearlydiscouragement through theprovision of greater labor

market opportunities.Thevocational training systemshould retain itspresent capabilities,

whilebeingfurtherdevelopedinaflexiblemanner.Theresourcesneededtosupporthigher

educationmustbeprovided.

4. Changesinthebehaviorofmanyactorswillalsobenecessaryinordertotakeadvantageof

theseopportunities,althoughtheseshiftscannotbedirectlycontrolledthroughpoliticalaction.

Thetraditionalrolesandpatternsgoverningthedivisionoflaborwithinthefamilymustbe

14

1. Key points in brief

overcome,andwomenmustbeprovidedcareerentryandadvancementopportunities,rather

thansufferingunderwageandcareerdisparities,asiscommonwithinmanycompanies.Older

workersmustplanfortheirretirement,workplacesmustbemadefreeofagediscrimination,

olderworkersmustbeincorporatedintocontinuingeducationprograms,andemployersmust

engageinhumanresourcesandsuccessionplanning.

The followingtablesummarizes theeffects that themeasures identifiedhere– individuallyas

wellasincombination–canhaveonthelong-termdevelopmentofstatutorypensioninsurance

contributionsandbenefits.

Options for restructuring the pension system

Throughacombinationoftheeffectsofallthepreviouslymentionedmeasures,theprospectsfor

thefuturepension-systemfinancingcanbeperceptiblyimproved.However,eveninthiscase,the

outlookislessthanfavorable.Itisthereforenecessarytoconsiderwhatotheroptionscankeepthe

pensionsystemfinanciallysoundandcapableofperformingitsfunctions.

Thepossibilitiesexaminedhereinvolveafundamentaltransformationofthepensioninsurancesystem:

1. AwidevarietyofalternativemodelstotheGermanpensionsystemareevidentinternationally.

Inmanycases,thesecoverallemployedpersons,buttendtoofferonlyauniformbasicpension.

However,basicpensions inGermanycannotofferaguaranteeagainstpovertywhileat the

sametimestabilizingorevenreducingoverallpensionexpendituregrowth.Separately, the

inclusionoftheself-employedandcivilservantscanexpandthesizeoftheinsuredpopulation.

Itisconceivablethatthecontributionsoftheseadditionalmemberscouldbeusedtoconstruct

apartiallyfundedpensionsystem,thoughtheseindividualswouldlaterhavecorrespondingly

higher pension entitlements. The temporary relief produced by the reforms would thus

ultimatelytendtodisappear.

Table: Effects of increased employment and skills improvements on pension funding

Statutory pension contribution rate Standard pension level (net, before tax)*

2010 2030 2060 2010 2030 2060

Reference scenario 19,3% 21,3% 27,2% 52,9% 45,2% 41,2%

Higher female labor-force participation 19,3% 21,3% 26,7% 52,9% 45,3% 41,8%

Longer working lives 19,3% 21,2% 26,2% 52,9% 45,2% 42,3%

Better training 19,3% 21,3% 27,0% 52,9% 45,2% 40,7%

Combined scenario 19,3% 21,2% 25,5% 52,9% 45,2% 42,5%

*For definition of the net standard pension level, see appendix p. 60

Sources: German Pension Insurance Scheme 2010; Projections for 2030/60: SIM.11.

15

1. Key points in brief

2. Somestepshavealreadybeentakentowardapartiallyfundedpensionsystem;however,this

hastodatebeendoneonavoluntarybasis,withstatesupport.Inprinciple,thisrepresentsa

sensiblesupplementtopay-as-you-gostatutorypensions,thefinancialbasisforwhichisbeing

undermined by demographic change. However, the expansion of supplementary pensions

couldbeincreasedbyabasicpensionobligation,whichcouldbewaivedinindividualcases

undercertainconditions(opt-outmodel).Thesamegoesforstatutorystandardsgoverningthe

typeandscopeofinsuranceprovisions,asinvestorsasaruleavoidcomplexdecisions.Also

requiredareregulationsprovidingformoremarkettransparency,aswellasastrengthening

ofoperationalandtariff-basedsolutionsabletoreducethehighcostsassociatedwithpension

contractacquisitionandtransactions.

3. Withregardtotheeffectsofdemographicchange,afundamentaldesignflawintraditional

pension systems can be eliminated. On the one hand, today’s systems are reliant on the

highestpossiblenumberofskilledfutureworkers;ontheotherhand,theycreateincentives

againstchildrearingandeducation.Tosolvethisproblem,child-relatedpensionclaimscould

beexpanded.Existingbenefitsof this typearenotenoughtobalancetheburdentakenon

byfamilieswithrespecttorearingandeducatingchildren,activitiesthatultimatelyhelpto

stabilizethepensionsystem.Bycontrast,peoplewithoutchildrencouldparticipateinmore

fullyfundedsupplementarypensionplans.Althoughsuchreformswouldnowcometoolateto

averttheeffectsofdemographicchangeonpensionfinancing,overthelongtermtheycould

produceconditionsconducivetothefurtherdevelopmentofthepensionsystem.

16

Einleitung

2 Einleitung

VieleFolgendesdemographischenWandelserscheinenausheutigerSichtunklar.Dasliegtnicht

zuletztdaran,dassesanBeispielenausderVergangenheitfehlt,andenenmandieFolgenaltern-

derundschrumpfenderBevölkerungenfürArbeitsmarktgeschehenundwirtschaftlicheEntwick-

lungstudierenkönnte.EsbedarfdagegenkeinerumständlichenAnalysen,umzudemSchlusszu

kommen,dassdasRentensystemunterDruckgeratenwird,wenndieZahlderRentnerinnenund

RentnerjeBeitragszahlerinund-zahlerstarksteigt.DieseEntwicklung,diesichinDeutschland

vorallemindenJahrenvon2015bis2035bemerkbarmachenwird,istetwaseitEndeder1970er

Jahreabsehbar.InderWissenschaftwirdsieseitAnfangder1980erJahreintensivdiskutiert.Die

PolitiknimmtdiedarausresultierenProblemeabererstseitEndeder1990erJahrewirklichernst.

Seither haben verschiedene Bundesregierungen versucht, die langfristige Finanzierbarkeit

des gesetzlichen Rentensystems durch eine ganze Serie von Reformen zu sichern. Ein zentra-

lerAspektwarendabeiÄnderungenderRegelnfürdiejährlichenRentenanpassungen.DieRen-

tenreformvon1992hatindiesemPunktzunächstnureinenhandwerklichenFehlerderAnpas-

sungsformelbeseitigt,dieimPrinzipseit1957galt.AnderenfallswäredasNetto-Rentenniveaubei

wachsenderdemographischerAnspannungsogargestiegen.DieReformentwürfeundReformen

von1999,2001und2004sinddagegenSchrittfürSchrittimmerweiterindieRichtunggegan-

gen,dasNiveaugesetzlicherRenteninZukunftdeutlichzusenken,damitdieBeitragssätzenicht

zustarksteigenmüssen.

ImGesetzwurdenmittlerweileZielwertefürdieseGrößenverankert,dieinderbevorstehenden

PhasedesoffenendemographischenWandelsnichtverletztwerdensollen.Dassogenannte„Netto-

StandardrentenniveauvorSteuern“1sollbis2020nichtunter46Prozent,bis2030nichtunter43

Prozentsinken,währendderBeitragssatzbis2020nichtüber20Prozent,bis2030nichtüber

22Prozentsteigensoll.AnderenfallsistdieBundesregierungaufgefordert,VorschlägezumNach-

steuernzuentwickeln(vgl.§154Abs.3SGBVI).ObsolcheZielefürdiesebeidenKenngrößendes

Rentensystemsgleichzeitigeingehaltenwerdenkönnen,istausheutigerSichtallerdingsoffen.

Ende2012stelltsichdiefinanzielleLagederRentenversicherungzwaralssehrgutdar,sodassdie

Beitragssätze2013nocheinmalspürbargesenktwerdenkönnen;dafürsorgtabervorallemeine

günstigekonjunkturelleEntwicklung,diederzeitbereitswiedernachlässt.Gleichzeitigstehtdie

Phase,inderderdemographischeWandeldieRentenfinanzenakutunterDrucksetzenwird,nun

unmittelbarbevor.WiegroßderDruckwirdundwielangeeranhält,hängtvonzahlreichenFakto-

renab,diesichnurbegrenzt–teilsleichter,teilsschwerer–beeinflussenlassen.

DiegezielteSenkungdesNiveausgesetzlicherRentenwirdvonweiterenMaßnahmenbegleitet,

diedazubeitragensollen,dassdiebetroffenenPersonenimAltertrotzdemübereinangemesse-

nesEinkommenverfügen.DiewichtigstenAbsichten,diedabeiverfolgtwerden,sindzumeinen

1 EinegenauereDefinitiondiesesundeinigerandererFachbegriffefindetsichimAnhang.

17

Einleitung

eineVerlängerungderLebensarbeitszeit,diedenständigenAnstiegderdurchschnittlichenRen-

tenlaufzeit begrenzt und dadurch höhere jährliche Rentenzahlungen ermöglicht, zum anderen

eine Stärkung der ergänzenden privaten, betrieblichen oder tariflichen Altersvorsorge, um die

gesetzlichenRentenaufbreiterBasisaufzustocken.PraktischalledieseReformschritte,dieinden

letztenJahrengetanwurdenundsichinsgesamt,mindestensdefacto,zueinerReformstrategie

kombinieren,sindinPolitikundÖffentlichkeitjedochanhaltendumstritten.

IndervorliegendenStudiewird–nacheinemBlickaufdieDimensionderdemographischenHer-

ausforderungen–zunächstbetrachtet,wiesichdasdeutscheRentensystemunterdenderzeitgel-

tenden rechtlichenRahmenbedingungen indennächstendreibis fünf Jahrzehntenentwickeln

wird(Abschnitt3).AlszentraleKennziffernfürdasfinanzielleGleichgewichtdesSystemswer-

dendabeidasRentenniveau(netto,vorSteuern)undderBeitragssatzherangezogen,dieeinerseits

denBeitraggesetzlicherRentenzurdynamischenSicherungdesLebensstandardsderRentner

undandererseitsdielaufendenBelastungenderaktivenVersichertendurchdieRentenfinanzie-

rungverdeutlichen.

Angesichtsder sichabzeichnendenEinschnittebeidenRentnerinnenundRentnernsowieder

steigendenBelastungenaktiverVersicherterwirdanschließenduntersucht,welcheMöglichkeiten

esgibt,diefinanzielleEntwicklungdesRentensystemsmittel-undlangfristiggünstigerzugestal-

ten,alsderzeitabsehbar ist.BehandeltwerdendabeiOptionen,diesichunterdenStichworten

„MehrBeschäftigung“(Abschnitt4)und„BessereQualifikationen“(Abschnitt5)zusammenfas-

senlassenundinsgesamteinestärkereArbeitsmarktdynamikzurBewältigungdesdemographi-

schenWandelserzeugensollen.TeilweiseerfordernsieneuerlicheÄnderungendesRentenrechts,

zumeist aberRechts- undauchVerhaltensänderungen in anderenFeldernderBeschäftigungs-

oderSozialpolitik.AnschließendwirdeinÜberblicküberweitereHandlungsoptionenmiteiner

UmgestaltungdesAlterssicherungssystemsgegeben,diezurBewältigungdesdemographischen

WandelsimRentensystemebenfallsinteressantseinkönnten(Abschnitt6).

DieStudieschließtmiteinerZusammenfassungunterdemGesichtspunkt,welcheAnsatzpunkte

undwelchekonkretenHandlungsmöglichkeitensichabzeichnen,umsowohldieFinanzierbarkeit

alsauchdieLeistungsfähigkeitderAlterssicherunginDeutschlanddurchvorausschauendeMaß-

nahmenundderenKombinationaktivzusichern(Abschnitt7).

GegenstandderStudiesindganzüberwiegendLangfristprojektionenzurEntwicklungdesgesetz-

lichenRentensystemsbis2060.SiebasierenaufmindestensebensoweitindieZukunftreichen-

denProjektionenzudemographischenDaten,zurArbeitsmarktlage,zudergesamtwirtschaftli-

chenEntwicklungsowiezuweiterenZweigendesSozialsystemsundderöffentlichenFinanzen

inDeutschland.ErstelltwerdendieseProjektionenmitdemSimulationsmodell„SIM.11“(Social

InsuranceModel,Version2011),dasderVerfasser imAuftragderBertelsmannStiftungentwi-

ckelthat.

18

Einleitung

DiejüngstenimModellverwendetenIst-DatenstammenausdemJahr2011.Esistnichtdarauf

angelegt, kurzfristige konjunkturelle Bewegungen abzubilden. Vielmehr ist das Modell dazu

gedacht,gestütztaufgrundlegende theoretischeZusammenhängeundderenempirischeKalib-

rationlangfristigeTrendsfortzuschreibenundihreAuswirkungenaufzuzeigen.Füreineumfas-

sendeDarstellungvonDatengrundlagen,MethodikundAnalysemöglichkeitendesModellsvgl.

Werding(2013).DieDarstellungundErörterungdieserAspektekanninderStudiedaheraufdas

Nötigstebeschränktwerden.HierwerdenvorallemdieAnnahmenbenannt,unterdenenmithilfe

desindieserHinsichtsehrflexiblenModellsverschiedensteVariantenderLangfristprojektionen

hergeleitetwerden.

19

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

3 Grundlegende Perspektiven für die Renten-finanzierung

DiePerspektivenfürdieFinanzierungdesgesetzlichenRentensystemsunterdenderzeitgelten-

denrechtlichenRahmenbedingungenhängenvonzahlreichenFaktorenab,dieChancenwieauch

Risikenbergen.ZunennensindbesondersdiedemographischeEntwicklungundihrewichtigsten

Determinanten,dieEntwicklungvonBeschäftigungundLöhnenderaktivenMitgliederdesRen-

tensystemssowieEntwicklungeninanderenZweigendesSozialsystems,wieimGesundheitswe-

sen,diesichunmittelbaraufdieRentenfinanzenauswirken.

EffektivlassensichdiePerspektivenfürdieRentenfinanzierungtrotzdemnuralsmehroderweni-

gerungünstigbezeichnen,wieindiesemKapitelgezeigtwird.KombiniertmanausheutigerSicht

plausibleAnnahmenüberalledieseFaktorenzueiner„Referenzvariante“,dannsinktdasRen-

tenniveauindennächstenJahrenundJahrzehntendeutlichab.TrotzdemmüssendieBeitrags-

sätzedergesetzlichenRentenversicherung(GRV)drastischsteigen.Diesliegtvorallemanstar-

ken,kurz-bismittelfristigwenigveränderlichendemographischenTrends.

RealistischeVariationenderAnnahmenkönnendenzuerwartendenRückgangdesRentenniveaus

und den Anstieg der Beitragssätze dämpfen, aber nie wirklich stoppen. Langfristprojektionen,

diedeninvielerleiHinsichtbestehendenUnsicherheitenRechnungtragen,ergebensomitkein

gemischtesBild–siesprechenvielmehreinerechteindeutigeSprache.Dieserklärtdieeinschnei-

dendenReformendesRentensystems,dieindenvergangenenJahrenergriffenwurden.Dasdarf

beijederneuerlichenDebattezurRentenpolitiknichtausdenAugenverlorenwerden.

3.1 Effekte der Demographie

Wichtigste Determinanten der demographischen Entwicklung sind die jährlichen Zahlen der

Geburten, der Todesfälle und der Zu- und Abwanderungen (bzw. des daraus resultierenden

Wanderungssaldos).2 Die aus heutiger Sicht plausibelste Annahme zur Abschätzung künftiger

Geburtenzahlenist,dassdiezusammengefassteGeburtenzifferaufdemseitrund40Jahrengel-

tenden,niedrigenNiveauvonrund1,4GeburtenjeFraukonstantbleibt.Gleichzeitignimmtdie

Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter aufgrund des frühen und starken Geburtenrückgangs

immerweiterab.DieZahlderTodesfällehängtabvonderLebenserwartung,diesichinderVer-

gangenheitkontinuierlicherhöhthat,aufderzeit82,4JahrefürFrauenund77,3JahrefürMänner.

DieserTrend–einAnstiegderLebenserwartung(hier:beiGeburt)umrundzweiJahreinjeder

Dekade–mussplausiblerweiseindieZukunftfortgeschriebenwerden.

2 Vgl.StatistischesBundesamt(2009);dortwerdenEntwicklungenderVergangenheitausführlichnachgezeichnetundeinschlä-gigeAnnahmenbegründet,diedasStatistischeBundesamtfürdiejüngsteVersionseinerBevölkerungsvorausberechnungenge-troffenhat.

20

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

Das Wanderungsgeschehen, insbesondere die Zuwanderung, unterliegt erfahrungsgemäß star-

kenkurzfristigenSchwankungen.DerWanderungssaldowardabeiinderVergangenheitüberwie-

gendpositiv,miteinemlängerfristigenMittelwertvonrund200.000Netto-Zuwanderern,derin

denletztenzehnJahrenallerdingsaufrund100.000PersonenproJahrzurückgegangenist.Für

dieZukunftkannvereinfachendbeispielsweisederMittelwertdieserbeidenZahlenalsplausible

Annahmeangesehenwerden.

KonstruiertmanvordiesemHintergrundeine„Referenzvariante“fürdiezukünftigedemographi-

scheEntwicklunginDeutschland,soschrumpftdieWohnbevölkerungvonderzeitrund82Mil-

lionenPersonenunterplausiblenAnnahmen(vgl.Abbildung1)bis2030aufetwa78Millionen

Personen,bis2060weiteraufrund69MillionenPersonen.VondieserSchrumpfungüberpropor-

tionalbetroffensindPersonenimErwerbsalter,währendderAnteilältererPersonenaufgrundder

steigendenLebenserwartungdeutlichzunimmt.EineeinfacheKennziffer,diedieseVerschiebung

imAltersaufbauderBevölkerunganzeigt,istderAltenquotient,derdieZahlder65-Jährigenund

Älterenje100Personenzwischen15und64Jahrenmisstunddamitzugleichdemographische

FundamentaldatenfürdieFinanzierungdesRentensystemserfasst.ErsteigtinderReferenzvari-

antevonderzeitgut30bis2030aufrund49,bis2060weiteraufrund63an.

Quellen Ist-Daten: Statistisches Bundesamt (Bevölkerungsstatistik); Projektionen: SIM.11.

Abbildung 1: Altenquotient (1990–2060)

20

30

40

50

60

70

80

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

Bevö

lker

ung

65+

/ Be

völk

erun

g 15

–64

× 1

00

Annahmen:zusammengefasste Geburtenziffer: 1,4 Kinder (± 0,2 Kinder)Lebenserwartung: m = 87,7; w = 91,2 Jahre (± 2 Jahre)Migrationssaldo: 150.000 Personen p.a. (± 100.000)

Referenzvariante

Projektionen

21

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

Interessant ist, wie sich dieser ausgeprägte Trend verändert, wenn man die zugrunde geleg-

ten Annahmen innerhalb realistisch erscheinender Bandbreiten variiert. Dies lässt sich durch

dieBerechnungweitererVariantenvonBevölkerungsprojektionentesten,indenenGeburtenzif-

fer,LebenserwartungundMigrationssaldojeweilssymmetrischgezielterhöhtodergesenktwer-

den,sodasssichinsgesamt27Annahmen-Kombinationenergeben(vgl.erneutAbbildung1).3Die

jeweilsresultierendeEntwicklungdesAltenquotientenbleibtdavonbis2030–mitWertenzwi-

schenrund47und51–sogutwieunberührt.Erstabetwa2035entscheidenzukünftigeÄnde-

rungendemographischerBestimmungsfaktorendarüber,obdieAlterungderWohnbevölkerung

anschließendtendenziellendetoderobsiesichnurleichtverlangsamtfortsetzt.Zwischendiesen

beidenExtremengibtesdiversemöglicheSzenarien.

ObderAltenquotientindenJahrenvon2040bis2060eherbei53,61odergarbeibiszu73liegt,

wiedieverschiedenenVariantenergeben,wirdzudieserZeitzwarinvielerleiHinsichteinengro-

ßenUnterschiedmachen;dassersichindennächstendreiJahrzehntenimMittelannäherndver-

doppelnwird,istausheutigerSichtaberrechtklarabsehbar.DiedemographischeAlterungfrüher

zustoppenodersieaufSichtsogarumzukehren,istschlechterdingsunmöglich.Entsprechendklar

istdamitauch,dasssichdaszahlenmäßigeVerhältnisvonBeitragszahlerndesRentensystemszu

RentnerninZukunftaufeineWeiseverschiebenwird,diedieRentenfinanzenunterDruckbringt

–wobeiesnebendemographischenGegebenheitenallerdingszahlreicheweitereFaktorenund

Stellschraubengibt,diedieseEntwicklungmitbestimmen.

UnterdemgesamtenSatzanAnnahmenfürdieReferenzvariantederLangfristprojektionenzurEnt-

wicklungdesRentensystems4ergebensichfürdiewichtigstenKennziffernzurAusgaben-undEin-

nahmenseitedesRentenbudgetsdieinAbbildung2gezeigtenVerläufe:5ImZeitraumbis2020/25

herrscht imRentensystemzunächstnochRuhe,dieaber tendenziell trügerisch ist.Reserven,die

zuletzt–nacheinerTrendwendeamArbeitsmarktundbeigünstigerKonjunktur–angelegtwer-

denkonnten,stabilisierendasSystemindieserPhase.DasNetto-StandardrentenniveauvorSteuern

sinktimRahmendergesetzlichverankertenZielwertebis2030allerdingsallmählichauf45,2Pro-

zent,bis2060auf41,1Prozent.DerBeitragssatzdergesetzlichenRentenversicherung,derjeweils

dannangepasstwerdenmuss,wenndieRücklagendesRentensystemseinekritischeUntergrenze

unterschreiten,6erreicht203021,3Prozentundsteigtbis2060kontinuierlichweiteraufzuletzt27,2

Prozent.DiedrastischeSteigerungderBeitragssätzewirktdabeiungünstigaufdieBeschäftigungs-

entwicklungzurück(vgl.Werding2013:Kap.5)underweistsichalstendenziellselbstverstärkend.

3 FürGeburtenzifferundLebenserwartungwirddabeijeweilsunterstellt,dasssiesichbis2060kontinuierlicherhöhenoderver-ringern.DieMigrationsannahmenwerdendagegenjeweils,nacheinemsofortbeginnendenÜbergang,ab2020fürdengesam-tenProjektionszeitraumgeändert.

4 FüreinenÜberblicküberalledieseAnnahmenvgl.Werding(2013).DieMehrzahldieserAnnahmenwirdimFortgangderDiskussionauchindervorliegendenStudienocherläutert.

5 AuswirkungenaufausgewählteweitereEckgrößendesRentensystems(ZahlderRentnerundsozialversicherungspflichtigBeschäftigten,Äquivalenzrentnerquotient,Brutto-Standardrentenniveau, Anteil derBundesmittel andenRentenausgabensowieAnteilderRentenausgabenamlaufendenBruttoinlandsprodukt)werdenimAnhangzudieserStudiedokumentiert.Das-selbegiltfüralleweiterenhiervorgestelltenProjektionsvarianten.

6 Seit2004werdendiefinanziellenReservendergesetzlichenRentenversicherungals„Nachhaltigkeitsrücklage“bezeichnet.SiedienenderStabilisierungdesBeitragssatzes,derjeweilserhöhtwerdenmuss,wenndieRücklage0,2Monatsausgabenunterschrei-tet,undgesenktwerdenkann,wennsie1,5Monatsausgabenübersteigt.

22

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

Abbildung 2 zeigt auch, wie sich die projizierten Verläufe von Rentenniveau und Beitragssatz

ändern,wennstattderdemographischenAnnahmenderReferenzvariantediebeidenextrems-

tenVariantenderBevölkerungsszenarienausAbbildung1zugrundegelegtwerden.Eine„junge

Bevölkerung“,diesichbeizunehmenderGeburtenziffer,langsamersteigenderLebenserwartung

underhöhterNetto-Zuwanderungergibt,dämpftdenlangfristigenRückgangdesRentenniveaus

(aufzuletztrund43,0%)abundbegrenztdenAnstiegdesBeitragssatzes(aufzuletzt25,7%).Eine

„alteBevölkerung“mitsinkenderGeburtenziffer,stärkersteigenderLebenserwartungundverrin-

gerterNetto-Zuwanderungführthingegen–schonbis2030hartamRandedergesetzlichenVor-

gaben–zueinemnochdeutlicherenRückgangdesRentenniveaus(aufzuletzt39,5%)undauchzu

einemweitstärkerenAnstiegdesBeitragssatzes(aufzuletztnichtwenigerals28,7%).

WirklichgünstiglässtsichkeinederhierprojiziertenEntwicklungennennen.DringendeFragenlau-

tendaher:WelcheSpielräumegibtes,diePerspektivenfürdiefinanzielleEntwicklungderRenten-

versicherungunabhängigvondenkurz-undmittelfristigkaumbeeinflussbarendemographischen

Trendszuverbessern?WelcheMaßnahmeninnerhalbundaußerhalbdesgesetzlichenRentensystems

kanndiePolitiktreffen,umdensichabzeichnendenProzessfüralleBeteiligtenerträglichzumachen?

Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

Abbildung 2: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte der Demographie

Net

to-S

tand

ardr

ente

nniv

eau

(vor

Ste

uern

)

junge Bevölkerung

Referenzvariante

Projektionen

30

35

40

45

50

55

60

Beitragssatz

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

alte Bevölkerung

Beitr

agss

atz

der G

RV

15,0

17,5

20,0

22,5

25,0

27,5

30,0

Rentenniveau

23

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

Box 1: Effekte des geltenden Rentenrechts

DiegezielteSenkungdesRentenniveauswirdseit2004durchden„Nachhaltigkeitsfaktor“gesteu-

ert.DieserFaktorsorgtbeidenjährlichenRentenanpassungenfüreineautomatischeRückkop-

pelungandiedemographischenFundamentaldatenderRentenfinanzierung:SteigtdieZahlder

(„Äquivalenz“-)RentnerschnelleralsdiederBeitragszahler,werdendie jährlichenRentenerhö-

hungengedämpft.WiediedemographischbedingtenLastendabeigenauzwischenRentnernund

aktivenVersichertengeteiltwerden, ist letztlich einepolitischeEntscheidung.EineStreichung

desNachhaltigkeitsfaktorswürdedieAnspannungderRentenfinanzenallerdingsschoninnaher

Zukunftspürbarwerdenlassen.DasRentenniveaubliebelangfristigdeutlichhöheralsnachgel-

tendemRecht,derBeitragssatzderGRVmüssteaberschonab2016steigenundwürde2060die

30-Prozent-Markeüberschreiten(vgl.Abbildung3).

Net

to-S

tand

ardr

ente

nniv

eau

(vor

Ste

uern

)

Rente mit 65

Referenzvariante

30

35

40

45

50

55

60

65

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

Streichung des Nachhaltigkeitsfaktors

Beitr

agss

atz

der G

RV

15,0

17,5

20,0

22,5

25,0

27,5

30,0

32,5

Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

Abbildung 3: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte des Rentenrechts

Projektionen

BeitragssatzRentenniveau

24

Aufgrund der Rentenreform von 2007 steigt seit 2012 außerdem die gesetzliche Regelalters-

grenze.Siewirdvonderzeit65Jahrenbis2029schrittweiseauf67Jahreheraufgesetzt,umdie

Lebensarbeitszeitzuverlängern,nichtzuletzt,weildieLebenserwartungimselbenZeitraumvor-

aussichtlichumdreibisfünfJahrezunimmt.FürdieRentenfinanzenversprichtdieseReformzwei

wichtigeEffekte:DurchgeringerejährlicheAusgabendämpftsiedenAnstiegdesBeitragssatzes,

außerdemverlangsamtsieimZusammenspielmitdemNachhaltigkeitsfaktordenRückgangdes

Standardrentenniveaus.VoraussetzungfürdiesenzweitenEffektistallerdings,dasssichmitder

RegelaltersgrenzeauchdastatsächlicheRenteneintrittsaltererhöht.7BeieinemFesthaltenander

„Rentemit65“kehrensichdieseEffekteum(vgl.Abbildung3).DasRentenniveauwürdedeut-

licher sinken als nach geltendem Recht. Trotzdem müsste der Beitragssatz früher und stärker

ansteigenalsbeieinerErhöhungderRegelaltersgrenze.

FürzukünftigeRentnerergibtsichausderRentemit67nocheinweiterergünstigerEffekt,deran

derEntwicklungdesStandardrentenniveaus(mitnormierterZahlvonBeitragsjahren)garnicht

ablesbarist:WennsieinZukunftlängererwerbstätigbleiben,erwerbensiedadurchhöhereRen-

tenansprüche(vgl.Abschnitt6.2,woaufdiesenPunktzurückgekommenwird).Diesträgteben-

fallsdazubei,dasssieJahrumJahrauskömmlichereRentenerhalten,derenLaufzeitallerdings

kürzerausfällt–odergenaugenommenwenigerstarksteigtalsbeiunverändertemRentenalter.

3.2 Effekte der Produktivitätsentwicklung

Häufigwirderwartet,dasseinbeschleunigtesWachstumvonArbeitsproduktivitätundLöhnen

fürnennenswerteEntlastungensorgenkönnte,währendderdemographischeWandeldieRenten-

finanzenunterDrucksetzt.DabeistelltsichaberzunächstdieFrage,obdasProduktivitätswachs-

tumimZugedesAlterungsprozessesgenerelleherdazutendiert,zusteigenoderzufallen.Für

beidesgibtesausökonomischerSichtArgumente.8DieabsehbareVerknappungvonArbeitskräf-

ten,dieArbeitsproduktivitätundLöhneerhöhenkönnte,hatallerVoraussichtnachjedochnur

schwacheEffekte.Dafür,dasssichproduktiveFähigkeitenvonArbeitnehmerinnenundArbeit-

nehmernmitdemAlterunvermeidlichverschlechtern,gibtesentgegenweitverbreitetenErwar-

tungenkeineernsthaftenAnzeichen.FüreinschwierigerzumessendesSinkender Innovativi-

tätalternderBelegschaftenodereineralterndenErwerbsbevölkerungistdieempirischeEvidenz

gemischtundbisherletztlichunklar.

7 IndenProjektionenwirdunterstellt,dasssichdasdurchschnittlicheRenteneintrittsalterjeweilsumneunMonateerhöht,wenndieRegelaltersgrenzeumeinJahrheraufgesetztwird.

8 WichtigeBeiträgezudendamitangesprochenenEinzelfragensindetwaBörsch-Supan(2003),Malmbergetal.(2005),Feyrer(2007),Börsch-SupanundWeiss(2008)sowieVanOursundStoeldraijer(2010).FüreinezusammenfassendeDiskussionvgl.auchWerding(2008:Abschnitt2).

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

25

Vereinfachendlässtsichfesthalten,dassesnachdemaktuellenForschungsstandzumindestkeine

sonderlichstarken,systematischenRückwirkungenderdemographischenAlterungaufdasPro-

duktivitäts-undLohnwachstumgibt.EinegezielteBeschleunigungdiesesWachstumskannvor

diesemHintergrundaufverschiedenenWegenerfolgen.EffekteverbesserterQualifikationenjün-

gerer Arbeitskräfte, die das durchschnittliche Produktivitätswachstum im Laufe der Zeit erhö-

hen,werdenindieserStudieanspätererStellegenauerbeleuchtet(vgl.Abschnitt5).Steigerun-

genderArbeitsproduktivität,diedieLöhneallerArbeitnehmerannäherndgleichmäßigerhöhen

unddadurchdieRentenfinanzierungerleichternkönnten,ergebensichansonstenvorallemdurch

höhereInvestitionenodervermehrteInnovationen.

FürhöhereInvestitionenbesteheninDeutschlandausheutigerSichtdurchausnennenswerteSpiel-

räume.ZwarerscheintderAnteilder(Brutto-)InvestitionenamlaufendenBruttoinlandsproduktmit

gut20Prozentnichtalsniedrig;bereinigtumErsatzinvestitionen,dielediglichdenVerschleißdes

vorhandenenKapitalstocksausgleichen,ergibtsichjedocheineNetto-Investitionsquote,diemit5,3

Prozent(imZeitraum1995–2008;vgl.Sinn2010:S.17)zuletztübereinigeJahredieniedrigstein

dergesamtenOECD-Weltwar.InderReferenzvariantewirddieBrutto-Investitionsquoteüberden

gesamtenProjektionszeitraumaufdemaktuellenNiveaukonstantgehalten,dieNetto-Investitions-

quotebleibtentsprechendniedrigundsinktlangfristigsogarnochetwasweiterab.

Esistzwarnichtvorhersehbar,aberimmerhinvorstellbar,dassdieAttraktivitätDeutschlandsfür

dieAusweitungvonProduktionskapazitätenoderdieNeuansiedlungvonUnternehmenzukünftig

wiederdeutlichzunimmt,etwaso,dassdieNetto-InvestitionsquotedauerhaftindenBereichvon

9bis10Prozentansteigt.9DiedafürerforderlichenBrutto-InvestitionsquotensteigenmitderZeit

sukzessiveaufbiszu30ProzentdesBruttoinlandsproduktsan.

TrotzdemsinddievonerhöhtenInvestitionenausgehendenEffektefürdieArbeitsproduktivität

eherbescheiden.10 IhreWachstumsratenerhöhen sich Jahrum Jahrnurum rund0,2Prozent-

punkte.AufDauererhöhensichdieLöhneaktiverVersicherterdergesetzlichenRentenversiche-

rungdadurchzwarmerklich;dadieLohnsteigerungenjedochauchmaßgeblichfürdielaufenden

Rentenanpassungensind,ergebensichzugleichstärkersteigendeRenten.RelativeKennziffernfür

diefinanzielleLagedesRentensystemswiedasRentenniveauundauchdieBeitragssätzebleiben

davonimVergleichzurReferenzvariantederProjektionenpraktischunberührt(vgl.Abbildung4;

dieGraphenfürbeideSzenarienüberlagernsichdortfastdurchgängig).Diedurchdasgeltende

RentenrechtvorgezeichneteVerteilungderLastendesdemographischenWandelsaufBeitragszah-

lerundRentneristbeietwasstärkersteigendenEinkommenfüralleBeteiligtenzwarleichterzu

tragen–eineEntlastungimeigentlichenSinnergibtsichabernicht.

9 Netto-InvestitionsquotendieserGrößenordnungerreichteninderjüngerenVergangenheitetwadieUSA,nochmalsdeutlichhöhereWerteehernurLändermitgewissemEntwicklungsrückstandoderTransformationsländer.

10 AbgeschätztwerdendieseundanderegesamtwirtschaftlicheEffekteimProjektionsmodellmithilfeeineseinfachen,neoklassischenWachstumsmodellsmitdenProduktionsfaktorenSachkapitalundHumankapital(d.h.ZahlundQualifikationendereingesetz-tenArbeitskräfte)sowiemitexogenemtechnischemFortschritt.KalibriertwirddasModellgestütztaufGrowth-accountingAnalysenfürdieDatenbankEU-KLEMS(GroningenGrowthandDevelopmentCentre2011).FüreinegenauereDarstellungvgl.Werding(2013:Kap.7).

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

26

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

Alternativdazukannanstelleder Investitionenauchdiesogenannte„Multifaktorproduktivität“

variiertwerden,diedenStanddestechnischenFortschrittsmisstunddieAuswirkungenvonunge-

bundenen(d.h.nichtimEinsatzverbesserterKapitalgüteroderhöherqualifizierterArbeitskräfte

bestehenden) Innovationenwiderspiegelt.Erhöht sich ihre jährlicheWachstumsrategegenüber

demlangjährigenDurchschnittswertvon0,8Prozent,derinderReferenzvariantekonstantgehal-

tenwird,beispielsweiseumeinenProzentpunkt,sosteigtdieProduktivitätallerProduktionsfak-

toren–diedesFaktorsArbeitetwaumrund1,3ProzentpunkteinjedemJahr.Langfristigbewirkt

diesfasteineVerdopplungdesProduktivitäts-undLohnwachstumsgegenüberderReferenzvari-

ante.IndiesemFallergebensichmerklicheÄnderungenauchfürdasRentensystem:Dastärker

steigendeLöhneindenlaufendenRentenanpassungenerstverzögertberücksichtigtwerden,sinkt

dasRentenniveaunochetwasstärkeralsinderReferenzvariante.AbsolutgesehenfallendieRen-

tenallerdingssehrwohlhöheraus.GleichzeitigsteigenauchdieBeitragssätzederRentenversi-

cherungwenigerstarkan,bis2030auf20,8Prozent,bis2060weiterauf26,5Prozentunddamit

um0,5bis0,7ProzentpunktewenigeralsohnediehierunterstelltenProduktivitätssteigerungen

durchvermehrteInnovationen(vgl.erneutAbbildung4).

Abbildung 4: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte des Produktivitätswachstums

30

35

40

45

50

55

60

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

15,0

17,5

20,0

22,5

25,0

27,5

30,0

Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

Net

to-S

tand

ardr

ente

nniv

eau

(vor

Ste

uern

)

mehr Innovationen

Referenzvariante

Projektionen

mehr Investitionen

Beitr

agss

atz

der G

RV

BeitragssatzRentenniveau

27

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

EsbrauchtsomitrechtmassiveundlanganhaltendeErhöhungendesWachstumsderArbeitspro-

duktivität,umüberhauptspürbareEffektefürdieRentenfinanzenzuerhalten.Selbstwennsol-

cheProduktivitätssteigerungeneintreten,bleibtesbeidergrundlegendenPerspektiveeinesstark

sinkendenRentenniveaus,dasdieTeilhabederRentnerinnenundRentnerandenlaufendenPro-

duktivitätsfortschrittenbegrenzt,unddeutlichsteigendenBeitragssätzendesRentensystems,die

dieaktivenVersichertenbelastenundungünstigaufdieBeschäftigungzurückwirken.Trotzdem

sollteauchnichtübersehenwerden,dasssichzumindestdeutlichgünstigereEntwicklungendes

NiveausderEinkommenaktiverVersicherterundletztlichauchderRentnerergeben.Dieskann

dieBewältigungderFolgendesdemographischenWandelsgegebenenfallssowohlökonomischals

auchpolitischdurchauserleichtern.

3.3 Effekte der Gesundheitskosten und ihrer Entwicklung

GroßenUnwägbarkeitenundRisikenunterliegtnichtnurdiezukünftigeEntwicklungderRen-

tenfinanzen,sondernauchdieEntwicklungderGesundheitskosten,diezumgrößtenTeilvonder

gesetzlichenKrankenversicherung(GKV)gedecktwerden.Alspotenziellproblematischerscheint

dortallerdingsnichtallein–nichteinmalinersterLinie–dieabsehbareVeränderungderAlters-

strukturderWohnbevölkerung(vgl.Abschnitt3.1).ZwarsinddiealtersspezifischenPro-Kopf-Aus-

gabenderKrankenversicherungfürVersicherteimRentenalterdeutlichhöheralsfürPersonenim

Erwerbsalter(vgl.Werding2013:Kap.9);mitsteigenderLebenserwartungkannsichderalters-

bezogeneAnstiegderAusgabenkünftigaberzuimmerhöherenLebensalternverschieben,auch

wennForschungskontroversenüberdiesenPunktanhalten.11

AlsgrößeresRisikofürdiezukünftigeEntwicklungderGesundheitsausgabenwerdenstarkkosten-

steigerndeEffektedesmedizin-technischenFortschrittsangesehen,dieinderVergangenheitzubeob-

achtenwaren(vgl.BreyerundUlrich2000)unddurchdieAnreizeffektederKostenübernahmedurch

Versicherungenmöglicherweise systematischbegünstigtwerden.KombiniertmanAnnahmen,die

sichandenvorhandenenempirischenBefundendazuorientieren–miteinerErhöhungdesWachs-

tumsderPro-Kopf-AusgabenfürGesundheitumeinenProzentpunktimJahrgegenüberallgemeinen

Lohnsteigerungen,dieeinenweiterengrundlegendenKostenfaktordarstellen–,mitderAnnahme,

dassdiealtersspezifischeMorbiditätderVersichertenderGKVinZukunfttrotzsteigenderLebenser-

wartungunverändertbleibt,soergebensichimGesundheitssystemmassiveSteigerungenderAus-

gaben.WenndieBeitragssätzederGKVnicht,wiederzeitpolitischbeabsichtigt,eingefrorenwerden,

erhöhensichauchdieBeitragssätzederKrankenversicherungunddervonderRentenversicherung

zuzahlendeBeitragsanteilfürdieKrankenversicherungderRentnersehrdeutlich.12

11 WiderstreitendePositionen,dieunterdenNamen„Kompressionsthese“und„Medikalisierungsthese“bekanntsind,wurdendazuvonFries(1980)bzw.vonVerbrugge(1984)formuliert.DieempirischeForschungneigtmittlerweileeherderKompressionsthesezu,nachderdiealtersspezifischeMorbiditätbeisteigenderLebenserwartungsinktunddieAuswirkungenderdemographischenAlterungaufdieGesundheitskostendämpft(vgl.etwaZweifeletal.1999).

12 AnderenfallswürdensichdieseAusgabensteigerungeninFormstarksteigender,vondenVersicherteninpauschaler(d.h.nichtlohn-bezogener)WeiseerhobenerZusatzbeiträgeauswirken.SiewürdendannnichtdieAusgabendesRentensystemserhöhen,abereffek-tivdieimDurchschnittfreiverfügbarenRentenvermindern,undzwarrelativstärkeralsdiedurchschnittlichenArbeitnehmerentgelte.

28

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

Umgekehrt lässt sichaber aucheinSzenariokonstruieren, indemder zukünftigeAnstiegder

Gesundheitskostenweitweniger insGewicht fällt, etwaweildiekostensteigerndenEffektedes

medizin-technischenFortschrittszukünftigentfallenunddiezunehmendeMorbiditätältererVer-

sichertersichmitdersteigendenLebenserwartungimmerweiterhinausschiebt.

DieAnnahmenzurReferenzvarianteliegenzwischensolchenExtremen.13SieerscheinenimVer-

gleichdamitallerdingsbereitsalseheroptimistisch.

WederdaspessimistischenochdasoptimistischeSzenariozurkünftigenEntwicklungderGesund-

heitskostenhatstarkeEffekteaufdieEntwicklungdesRentenniveaus(vgl.Abbildung5).Entschei-

denddafürist,dassstärkeroderwenigerstarksteigendeBeitragssätzederGKVsowohlRentner

als auch aktive Versicherte jeweils in ganz ähnlicher Weise treffen. Große Unterschiede erge-

bensichaberimHinblickaufdieEntwicklungdesBeitragssatzesdesRentensystems,weildamit

nebendenRentenjeweilsaucheinTeilderBeiträgezurKrankenversicherungderRentnerinnen

13 UnterstelltwirdinderReferenzvariante,dassdermedizin-technischeFortschrittdasWachstumderPro-Kopf-AusgabenfürGesundheitum0,5ProzentpunkteimJahrerhöhtunddasssichderAnstiegderaltersspezifischenMorbiditätbeieinemAn-stiegderLebenserwartungumeinJahrjeweilsumeinDreivierteljahrverzögert.

Abbildung 5: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte der Gesundheitskosten

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Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

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niedrigere Gesundheitskosten

Referenzvariante

Projektionen

höhere Gesundheitskosten

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der G

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BeitragssatzRentenniveau

29

Grundlegende Perspektiven für die Rentenfinanzierung

undRentnerfinanziertwerdenmuss.BeistarksteigendenGesundheitskostenbeschleunigtund

verschärftsichderAnstiegdesBeitragssatzeszurRentenversicherungdeutlich,aufzuletztnicht

wenigerals29,1Prozent.BeiabgeschwächterDynamikderGesundheitskostensteigtderBeitrags-

satzderGRVbiszumEndedesProjektionszeitraumsdagegennurauf26,6Prozent.

DiezukünftigeDynamikderGesundheitskostenkannaufgrunddesSachleistungsprinzipsder

gesetzlichenKrankenversicherungwesentlichwenigergenauvorausgeschätztwerdenalsdie

Rentenausgaben.DieAbhängigkeitderEntwicklungderRentenfinanzenvonderderGesund-

heitskosten istallerdingsdurchausnennenswert.BeinäheremHinsehenerweistsiesichvor

allemalszusätzlichesRisiko,währendfüreinenennenswerteDämpfungodergarAufhebung

derAuswirkungendesdemographischenWandelsaufdasgesetzlicheRentensystemunterals

realistischerscheinendenAnnahmenkeinegroßenSpielräumebestehen.NachOptionendafür,

dieabsehbarenAnspannungenimRentenbudgetzuverringern,mussdaheraufanderenWegen

gesuchtwerden.

30

Option „Mehr Beschäftigung“

4 Option „Mehr Beschäftigung“

Das gesetzliche Rentensystem in Deutschland ist, was den Erwerb von Rentenansprüchen wie

auchseineFinanzierungbetrifft,sehrstarkvonderEntwicklungdesArbeitsmarktesabhängig.

Optionen,umdasSystemzustabilisierenunddenDruckaufRentenniveauundBeitragssatzdurch

dieAuswirkungendesdemographischenWandelszumildern,ergebensichdaheranmehreren

Ansatzpunkten,diesichinsgesamtmitdemZielkennzeichnenlassen,langfristig„mehrBeschäf-

tigung“zurealisieren.

NennenswerteSpielräumedafürergebensichbesondersinzweierleiHinsicht:durcheinestärkere

ZunahmederErwerbsbeteiligungvonFrauensowiedurchweitereVerlängerungenderLebensarbeits-

zeit,etwaaufgrundeinerfortgesetztenHeraufsetzungderRegelaltersgrenzederRentenversicherung.

BeideAspekteundihreAuswirkungenaufdiezukünftigefinanzielleEntwicklungdesRentensystems

werdenhiernäherbeleuchtet.DasselbegiltfürdieEntwicklungderArbeitslosenquote,diejedoch

auchvonsteigendenRentenbeiträgenundanderenAuswirkungendesdemographischenWandels

beeinflusstwird.IhrzukünftigerVerlauflässtsichdahernichtohneWeiteresdirektsteuern.

4.1 Effekte der Erwerbsbeteiligung von Frauen

WährenddieErwerbsbeteiligungvonMännern,speziellimAltervon30bis55Jahren,ausheuti-

gerSichtkaumSpielräumefürweitereErhöhungenbietet(vgl.Abbildung6),wirddasErwerbs-

personenpotenzialvonFrauendefinitivnochnichtausgeschöpft. InderReferenzvariantesteigt

dieFrauenerwerbsquotebis etwa2030deutlichan.Anschließend führtdiedahinter stehende,

kohortenbezogeneFortschreibungeineslangjährigenTrendsausderVergangenheit(vgl.Werding

2013:Kap.4)jedochnichtmehrzustärkerenSteigerungen.DiedurchschnittlicheErwerbsquote

der15-bis66-jährigenFrauenerreichtdanneinNiveauvonrund92ProzentderErwerbsquote

vonMännerndiesesAlters.BesondersinskandinavischenLändernerreichenFrauenerwerbsquo-

tenbereitsheuteannähernddieVergleichswertefürMänner,dieihrerseitsähnlichhochsindwie

inDeutschland (vgl.OECD2012).Ein langfristigerAnstieg indenBereichvon98Prozentder

ErwerbsquotenderMännererscheintdaheralsdurchausrealisierbar.

Unterstelltman fürdenZeitraumbis2060einen entsprechendenAnstiegderFrauenerwerbs-

beteiligung, der sich auch in einem proportionalen Anstieg der sozialversicherungspflichtigen

Beschäftigungniederschlägt,ergebensichgünstigeEffekte fürdie finanzielleEntwicklungdes

gesetzlichenRentensystems,vorallemimfürdieRentenfinanzenbesonderskritischenZeitraum

ab2030.BiszumEndedesProjektionszeitraumssinktdasRentenniveauunterdiesenAnnahmen

auf43,8Prozent,derBeitragssatzsteigtauf26,7Prozent(vgl.Abbildung7)–einerseits0,6Pro-

zentpunktehöher,andererseits0,4ProzentpunkteniedrigeralsinderReferenzvariantederPro-

jektionen.FürsichgenommenmögendieseAuswirkungennochnichtalssonderlichstarkerschei-

nen.AlsBeitragzueinerbreiterangelegtenStrategie,dieaufstärkereArbeitsmarktdynamikund

31

Option „Mehr Beschäftigung“

eineVerringerungderabsehbarenAnspannungderRentenfinanzenzielt,sindsieabernichtunre-

alistischunddefinitivhilfreich.

FüreinenAnstiegderErwerbsbeteiligungvonFrauenimhierunterstelltenUmfangmüsstensich

imVergleichzudenderzeitigenGegebenheiteninsbesonderedieErwerbsquoten15-bis54-jähri-

gerFrauendeutlicherhöhen(vgl.erneutAbbildung6).FrauendieserAltersgruppen,spezielldie

jüngerenunterihnen,verfügenbereitsheuteüberQualifikationen,derenNiveauimDurchschnitt

dasderMännererreichtodersogarnochleichtübersteigt.OffenbarmüssenandereHindernisse

füreinestärkereFrauenerwerbsbeteiligungausdemWeggeräumtwerden,umeinesolcheEnt-

wicklungmöglichzumachen.

ZudenkenistdabeivorallemanKinderbetreuungsmöglichkeiten,diehinsichtlichVerfügbarkeit

undUmfangdiezeitlichenKonfliktemiteinerErwerbstätigkeitverringern.ImVergleichzuande-

renLändernherrschtdabei insbesondereBedarfanBetreuungsplätzenfürunter3-jährigeKin-

der(„Krippen“)sowieGanztagesplätzeinKindergärtenundvorallemGanztagesschulen.Aktuelle

AnstrengungenzumAusbauvonEinrichtungendieserArtgehensomitindierichtigeRichtung.

Über das schnelle Erreichen der angestrebten quantitativen Ausbauziele darf dabei allerdings

dieQualitätsolcherBetreuungs-undBildungseinrichtungenkeinesfallsvernachlässigtwerden.

AnsonstenergebensichKonfliktemitderOption,zurBewältigungdesdemographischenWan-

delsauchaufbessereQualifikationenzukünftigerErwerbspersonenzusetzen(vgl.Abschnitt5).

Quellen Ist-Daten: Statistisches Bundesamt (Mikrozensus), eigene Berechnungen; Projektionen: SIM.11

Abbildung 6a: Erwerbsquoten nach Geschlecht und Altersgruppen (2000–2060)Männer, in Prozent

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32

Option „Mehr Beschäftigung“

WeitereHemmnisse füreinestärkersteigendeFrauenerwerbsbeteiligungsindeher informeller

Natur.Siekönnenpolitischdahernichtdirektgestaltetwerden.ObzuersteinvermehrtesAnge-

botanBetreuungsmöglichkeitengeschaffenwerdenmuss,umÄnderungensozialerNormenund

tradierterVerhaltensweisenbeiderfamiliärenArbeitsteilungzubeschleunigen,oderobÄnderun-

genderRollenmusterlängsteingeleitetsind,diesichunteranderemwegenEngpässenbeider

Kinderbetreuungbislangeinfachnichtvollentfaltenkonnten,kannhierdahingestelltbleiben.Es

machteigentlichnureinenUnterschiedinBezugdarauf,wieschnellVerhaltensänderungender

hierbetrachtetenArthervortretenkönnen.

Denkbar ist, dass sich mit wachsender Frauenerwerbsbeteiligung Grenzen zwischen Männer-

undFrauenberufenimmerstärkerverwischenunddassLohn-undKarrierenachteilevonFrauen

immerweiterzurücktreten,dieheutenochdazubeitragen,dassFraueninsgesamtwenigerund

auchoftingeringeremzeitlichemUmfangerwerbstätigsindalsMänner.Änderungengewohnter

VerhaltensmusterderUnternehmenbeiderEinstellungundBeschäftigungvonFrauenwerden

durchdendemographischenWandelselbststarkbegünstigt.FrauenbessereEinstiegs-undAuf-

stiegsmöglichkeitenzubieten,wirdbeistarksinkenderErwerbspersonenzahlfastautomatischzu

einemInstrumenterfolgreicherPersonalpolitikwerden.

Quellen Ist-Daten: Statistisches Bundesamt (Mikrozensus), eigene Berechnungen; Projektionen: SIM.11

Abbildung 6b: Erwerbsquoten nach Geschlecht und Altersgruppen (2000–2060)Frauen, in Prozent

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55 – 6640 – 5425 – 3915 – 24

2060203020102000

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Box 2: Effekte der Entwicklung der Arbeitslosigkeit

NebenmöglichenÄnderungenderErwerbsneigungspieltfürdieEntwicklungderRentenfinanzen

auchdieDynamikvonBeschäftigungundArbeitslosigkeiteineRolle.DieAuswirkungenverän-

derterAnnahmenzurEntwicklungderArbeitslosigkeiterweisensichabernichtalssehrbedeut-

sam.

KonjunkturelleBewegungenwerden imverwendetenModellnichtabgebildet,dasie sichüber

langeProjektionszeiträumenichtsinnvollvorausschätzenlassen(vgl.Werding2013:Kap.7).Das

ModellberücksichtigtallerdingstrendmäßigeBewegungender(„strukturellen“)Arbeitslosigkeit,

insbesonderesolche,diesichalsRückwirkungenvariierenderAbgabensätzeergeben.Grundlage

derModellierungsindBeschäftigungsreaktionen,dieinAnlehnunganeineArbeitvonFehretal.

(2011)modelliertundkalibriertwerden.

Option „Mehr Beschäftigung“

Abbildung 7: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte erhöhter Beschäftigung

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Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

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längere Lebensarbeitszeit (Rente mit 69)

Referenzvariante

Projektionen

höhere Frauenerwerbsbeteiligung

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BeitragssatzRentenniveau

kombiniertes Szenario

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Option „Mehr Beschäftigung“

Abbildung8zeigtdieVerläufederArbeitslosenquote,diesichunterdenAnnahmenzurReferenz-

varianteergeben.AlternativdazuwerdenzweiabweichendeVerläufedieserQuoteeingeführt,die

–ohneRücksichtaufZusammenhängezwischenRentenbeitragssatzunddemographischbeding-

tenÄnderungenandererBelastungen–imModellebenfallsunterstelltwerdenkönnen.Angenom-

menwirddabei,dassdieArbeitslosenquoteentwederimgesamtenProjektionszeitraumkonstant

bleibt odervordemHintergrunddergenerell abnehmendenErwerbspersonenzahlmittelfristig

nochdeutlichzurückgeht(wieesetwavonFuchsundZika2010erwartetwird).

DiewichtigstenEffektesolcherVariationenderArbeitslosenquotenfürdieEntwicklungdesRen-

tensystemsveranschaulichtAbbildung9.TrotzstarkabweichenderVerläufederQuotenergeben

sichimRentensystemEffekte,diealsehergeringerscheinen.DasRentenniveauverringertsichin

denbeidenAlternativszenariennurleicht(dieGraphenfürbeideSzenarienüberlagernsichfast

vollständig),derBeitragssatzsteigthingegenjeweilswenigerstarkan,beikonstanterArbeitslo-

senquoteaufzuletzt26,7Prozent,beimittelfristigweitersinkenderArbeitslosenquoteaufzuletzt

26,6Prozent.Dassind0,5bzw.0,7ProzentpunktewenigeralsinderReferenzvariante.

Dahinter stehen komplexe Auswirkungen: Eine langfristig deutlich niedrigere Arbeitslosigkeit

erhöhtzwardieZahlderBeitragszahler.SteigendeBeschäftigungdämpftbeigegebenerEntwick-

Abbildung 8: Arbeitslosenquote (1990–2060)

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Quellen Ist-Daten: Bundesagentur für Arbeit; Projektionen: SIM.11

In %

der

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erbs

pers

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sinkende Arbeitslosenquote

Referenzvariante

Projektionen

konstante Arbeitslosenquote

35

Option „Mehr Beschäftigung“

lung von Investitionen und technischem Fortschritt jedoch den Anstieg der durchschnittlichen

LöhnedersozialversicherungspflichtigBeschäftigten.Dazuträgtauchbei,dassArbeitskräftemit

niedrigenQualifikationenvonsinkenderArbeitslosigkeiterfahrungsgemäßüberproportionalpro-

fitieren,wasimModellgleichfallsberücksichtigtwird.DiesverringertdieÄnderungendesBei-

tragssatzessowiedieAuswirkungendesNachhaltigkeitsfaktorsaufdasBrutto-Rentenniveau,das

sichsomiterhöht.StarksinkendeBeitragssätzezurArbeitslosenversicherung,dienurvonden

aktivenMitgliederndesRentensystemserhobenwerden,gleichendenEffektimHinblickaufdas

Netto-Rentenniveaujedochwiederausoderkehrenihnsogarleichtum.

Gesamtwirtschaftlichgesehenwäreesdagegensehrgünstig,wenndieArbeitslosenquotelang-

fristig nicht stark ansteigt oder wenn sie zuvor mittelfristig sogar noch zurückgeht. Letzteres

erscheintsogaralsplausibel(vgl.erneutAbbildung8).Diesliegtabernichtanreinquantitativen

VeränderungendesArbeitsangebotsdurchdendemographischenWandel,dessenEffekteindie-

serPhasenochnichthervortreten.BeinochandauernderErwerbsbeteiligungderBabyboomerund

ansonstengünstigerEntwicklungkanndieBelastungdesFaktorsArbeitmitAbgabenbis2020/25

sinken,wasdieBeschäftigungstimuliert.AnschließendergebensichallerVoraussichtnachentge-

Abbildung 9: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte der Arbeitslosenquote

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206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

15,0

17,5

20,0

22,5

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Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

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konstante Arbeitslosenquote

Referenzvariante

Projektionen

sinkende Arbeitslosenquote

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BeitragssatzRentenniveau

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Option „Mehr Beschäftigung“

gengesetzteEffekte,dietrotzallerÄnderungenimRentenrecht(vgl.Abschnitt3,besondersBox1)

langfristig sehr stark werden können. Durch Annahmen über günstigere Entwicklungen der

ArbeitslosigkeitwirddiesesRisikonichtaufgehoben.

4.2 Effekte einer weiteren Verlängerung der Lebensarbeitszeit

SpielräumefürSteigerungenderErwerbspersonenzahl,diedemdemographischbedingtenRück-

gang langfristig entgegenwirken, bestehen auchbei derErwerbsbeteiligung von Männernund

Frauenab55 Jahren.Diese ist inden letztenzehnJahrenzwardeutlichgestiegen (vgl.erneut

Abbildung6)unddieserTrenddürftesichauchfortsetzen,vorallemwegenderlaufendenHerauf-

setzungderRegelaltersgrenzedergesetzlichenRentenversicherungundderzuerwartendenVer-

haltensreaktionen,dieauchdastatsächlicheRentenalter–wahrscheinlichetwaswenigerstark–

steigenlassen;dochnach2030,wenndasRentenalterauf67Jahregestiegenist,läuftdieserTrend

aus.DieErwerbsquoten55-bis66-Jährigererreichenbis2060beidenFrauenetwasunter,beiden

Männernetwasüber70ProzentallerPersonendieserAltersgruppe(vgl.Abbildung6)

DieLebenserwartungderRentnerinnenundRentnerdürftesichzwischen2030und2060dagegen

kontinuierlichweitererhöhen.DiedurchschnittlicheRentenlaufzeitnimmtindieserPhasewie-

derstarkzu.Gleichzeitigistdamitzurechnen,dasssichauchdieLebensphaseinguterGesund-

heitundvollerErwerbsfähigkeitverlängert.Diessprichtdafür,dieHeraufsetzungdergesetzli-

chenRegelaltersgrenzenach2030weiter fortzusetzen.Denkbar istdabeieineregelgebundene

Heraufsetzung,diedasRentenalterdirektandieEntwicklungderLebenserwartungknüpftund

zusätzlicheLebensjahreaufeinelängereLebensarbeitszeitundeinewenigerstarksteigendeRen-

tenlaufzeitaufteilt(vgl.etwaWeizsäckerundWerding2002;Werding2011;Sachverständigenrat

2011).AufgrundsolcherÜberlegungenkönntedasRentenalterzwischen2030und2060schritt-

weiseaufzuletztrund69Jahreerhöhtwerden.DaseffektiveRentenalterwürdeaufgrundderim

ModellgetroffenenAnnahmendannimDurchschnittauf67Jahreansteigen.AktiveVersicherte

habennämlichdieWahl,vorzeitiginRentezugehen,wennsiedafürgewisseAbschlägebeiden

laufendenLeistungeninKaufnehmen.DerzeitnutzenbereitssehrvieleMitgliederderGRVdiese

Option.

DieErwerbsquoten55-JährigerundÄltererwürdendurcheinesolcheReformgegenüberderRefe-

renzvariantebis2060nochmalsdeutlichansteigen,beidenFrauenauf78,4Prozent,beidenMän-

nernauf82,7Prozent.DieEffekteeinerweiterenVerlängerungderLebensarbeitszeitfürdieRen-

tenfinanzensindbereitsinAbbildung7ausgewiesen.Gezeigtwerdendortaußerdemkombinierte

Effekte,diesichzusammenmiteinerstärkersteigendenFrauenerwerbsbeteiligungergeben.Die

Heraufsetzung der gesetzlichen Regelaltersgrenze („Rente mit 69“) dämpft den Rückgang des

Rentenniveausvon2030bis2060aufzuletzt42,9ProzentundauchdenAnstiegdesBeitragssat-

37

zesderRentenversicherungaufzuletzt26,7Prozent.InKombinationmithöherenErwerbsquoten

vonFrauenallerAltersgruppensinktdasRentenniveauaufzuletzt42,9Prozent,derBeitragssatz

steigtnurauf25,7Prozent.Dassind1,8Prozentpunktemehrbzw.1,5Prozentpunktewenigerals

inderReferenzvariante.DiedemographischbedingteAnspannungdesRentensystemsistdamit

nochkeinesfallsbeseitigt.EsergebensichaberspürbareVerbesserungen,derenErreichungnicht

unrealistischistunddiesichdurchgeeignetepolitischeMaßnahmenlangfristigaktivansteuern

lassen.

EineHeraufsetzungdergesetzlichenRegelaltersgrenzeisteineMaßnahme,dieunmittelbarzur

steigendenLebenserwartungalseinemderHauptgründefürdendemographischenWandelpasst.

Zugleich ist es eine der wenigen rentenpolitischen Handlungsmöglichkeiten, die die einfachen

rechnerischenZusammenhängeineinemumlagefinanziertenRentenbudgetumgeht:Einhöheres

RentenniveauerzwingtnormalerweisehöhereBeitragssätzeundumgekehrt.DurcheineBegren-

zungdesAnstiegsdererwartetenRentenlaufzeitlassensichhingegengünstigeEffekteaufbeiden

SeitendesBudgetserzielen–wennesdurchentsprechendeRechtsänderungenauchzueinerver-

längerteneffektivenLebensarbeitszeitkommt.Umdieszuunterstützen,kannzugleichübereine

HeraufsetzungderAbschlagssätzebeieinemvorzeitigenRenteneintrittnachgedachtwerden.Der

inDeutschland1992eingeführteundseit1997praktischangewandteSatz(3,6%derbiszumRen-

teneintritterworbenenAnsprüchefürjedesJahr,dasdieRentevorzeitigbezogenwird)wurdevon

Wissenschaftlernimmerwiederalszugeringkritisiert,umAnreizezurFrühverrentungzuneu-

tralisierenundBelastungenfürandereVersichertezuvermeiden(vgl.etwaBörsch-Supan2004;

Werding2007).

AndereLänder,dieeinenvorzeitigenRenteneintrittmitAbschlägenerlauben,verwendenüberwie-

gendversicherungsmathematisch„faire“,anreiz-undbelastungsneutraleAbschlägeimBereich

zwischen5und7ProzentproJahr(vgl.dieAngabenfürEU-LänderinMISSOC2011oderfürsons-

tigeOECD-LänderinOECD2011).ObentsprechendhoheAbschlagssätzeinDeutschlanddurch

einenstärkerenAnstiegdestatsächlichenRentenalterszunochgünstigerenEffektenfürdieRen-

tenfinanzenführenkönntenoderobsieschonerforderlichwären,umdiehierprojiziertenEffekte

zuerreichen,lässtsichnichtsichersagen.DieimModellgetroffenenAnnahmenüberdenZusam-

menhangzwischenRegelaltersgrenzeunddurchschnittlichemRenteneintrittsalterbasierenaller-

dingsaufeinerFortschreibungvonVerhaltenseffekten,diesichunterdenbisherigen,eherniedri-

genAbschlagssätzenergebenhaben.

HeraufsetzungendergesetzlichenRegelaltersgrenzemüssenfrühzeitigangekündigtundgesetz-

lichfestgeschriebenwerden,damitsichErwerbspersonenbereits indermittlerenLebensphase

daraufeinstellenundihreLebensplanunganpassenkönnen.SokönnensiezumBeispielandere

Vorsorgemaßnahmenverstärken,wennsieihrenRenteneintrittnichtentsprechendaufschieben

wollen, oder sichmit derPerspektive einer verlängertenErwerbsphasemehrumMaßnahmen

derberuflichenWeiterbildungbemühen.LetzteresgiltnichtminderausderSichtderArbeitge-

ber.ZudemmüssendieseihreProduktionsabläufealtersgerechtanpassenunddiegesamtePer-

Option „Mehr Beschäftigung“

38

Option „Mehr Beschäftigung“

sonal-undNachfolgeplanungdaraufeinstellen,dieimZugedesdemographischenWandelsgene-

rellweitwichtigerwird.

Beiderderzeitanlaufenden,schrittweisenVerlängerungderLebensarbeitszeitkannundmuss

seitensderpolitischVerantwortlichensicherlichdaraufgeschautwerden,inwieweitsievonallen

Akteuren–v.a.ArbeitnehmernundArbeitgebern–wirklichumgesetztwird, ob sichalsoder

Arbeitsmarkt für ältere Personen wirklich hinreichend dynamisch entwickelt. Aus den letzten

zehnJahren,indenendieserWegverfolgtwurde,zunächstmitderVereinheitlichungallerAlters-

grenzenimRentensystembei65Jahren,nunmitdergeradebegonnenenHeraufsetzungauf67

Jahre, sinddieAnzeichendafür allerdingsdurchausermutigend.Deutlichgestiegen ist indie-

sem Zeitraum nicht nur die Erwerbsbeteiligung Älterer im Ganzen, sondern auch und gerade

derAnteil sozialversicherungspflichtigBeschäftigterab55 Jahren.TrotzdembestehtRaum für

einenweiteren,langfristigenAnstieg,derdieEntwicklungdesgesetzlichenRentensystemsgüns-

tigbeeinflussenwürde.

39

Option „Bessere Qualifikationen“

5 Option „Bessere Qualifikationen“

Vor dem Hintergrund einer schrumpfenden und vor allem stark alternden Bevölkerung (vgl.

Abschnitt3.1)kanndiesichabzeichnendeAnspannungderRentenfinanzennichtnurmitAnsät-

zengemildertwerden,diedenRückgangderErwerbspersonenzahldämpfen.AuchAnstrengun-

genzurqualitativenVerbesserungdeszukünftigenArbeitskräfteangebotskönnenbeiderBewäl-

tigungdesdemographischenWandelseineRollespielen.Diesgiltsicherganzgenerell,alsoim

HinblickaufdiegesamtwirtschaftlicheEntwicklung.Umzuuntersuchen,wiesichentsprechende

VeränderungenaufdiefinanzielleEntwicklungdesRentensystemsauswirken,werdenhierwei-

tereOptionengenauerbetrachtet,diesichunterdemStichwort„bessereQualifikationen“zusam-

menfassenlassen.

Zwei Aspekte erscheinen dabei besonders wichtig: die Qualifikationsstruktur der Absolventen

desinländischenBildungssystems,durchdiesichaufDauerauchdasdurchschnittlicheQualifi-

kationsniveauallerErwerbspersonenverändert,sowiedieQualifikationsstrukturvonZuwande-

rern,dieinderVergangenheitweniggünstigwar.QualifikationenvonErwerbspersonenkönnen

sich auch während des Erwerbslebens noch ändern, über die Effekte wachsender Berufserfah-

rung hinaus, die im Modell berücksichtigt werden (vgl. Werding 2013: Kap.5). Die Bedeutung

des „lebenslangenLernens“dürftewegenderArbeitsmarkteffektedesdemographischenWan-

dels und im Zusammenhang mit verlängerten Lebensarbeitszeiten sogar noch deutlich zuneh-

men.ZurAbschätzungmöglicherAuswirkungenaufdiezukünftigeEntwicklungvonWirtschaft

undSozialfinanzenfehlenallerdingsbelastbareDatengrundlagen.Daherkannaufdiesenzusätz-

lichenAspekthiernurverwiesenwerden.

5.1 Effekte besserer beruflicher Bildung

DasdeutscheBildungssystemweistStärkenundSchwächenauf.TraditionellgeltendieErwerbs-

personeninDeutschlandiminternationalenVergleichalsgutqualifiziert(vgl.StatistischesBun-

desamt2011a;Werding2013:Kap.6):DerAnteilderBevölkerung imAltervon18bis66 Jah-

ren,derübereinenHochschulabschlussverfügt,liegtderzeitbeiknapp18Prozent.Weitererund

64ProzentdiesesAltersverfügenübereineabgeschlosseneBerufsausbildung.Fast19Prozent

habenallerdingskeinenberuflichenBildungsabschluss.EinanhaltenderTrendzurHöherquali-

fikationführtdazu,dassvondenderzeitigenAbsolventendesBildungssystemsmittlerweile25,1

ProzenteinenHochschulabschlusserwerben,während56ProzentalshöchsteQualifikationeine

Berufsausbildung abschließen. Der Anteil der Hochschulabsolventen ist damit niedriger als in

einerReiheandererOECD-Länder.BeiinternationalenVergleichendieserZahlenwirddieRolle

desdeutschenSystemsberuflicherBildung,dasnur inwenigenanderenLändern inähnlicher

Formexistiert,allerdingsoftnichtrichtigwahrgenommen.

40

Option „Bessere Qualifikationen“

Besorgniserregend ist dagegen, dass der Anteil derjenigen, die aus dem Bildungssystem ohne

abgeschlosseneBerufsausbildungausscheiden,mit18,9Prozentimmernochsohochistwiein

dergesamtenErwerbsbevölkerung.DasFehleneinesberufsqualifizierendenAbschlussesistam

deutschenArbeitsmarkteinentscheidendesMerkmalfürstarkerhöhteRisikenvondauerhaftpre-

kärerBeschäftigung,ArbeitslosigkeitundEinkommensarmut.

InderReferenzvariantederProjektionenwirdangenommen,dassdieaktuellbeobachtbareQuali-

fikationsstrukturderAbsolventendesBildungssystemsdauerhaftkonstantbleibt.MitderZeitkon-

vergierendieAnteilederverschiedenenQualifikationsgruppeninderBevölkerungimerwerbsfä-

higenAlterdahergegendieAnteileunterdenAbsolventen.Denkbaristallerdingsauch,dasssich

derTrendzurHöherqualifikationfortsetzt.14WünschenswertistausheutigerSichtvorallem,dass

derAnteiljungerErwerbspersonenohneberuflicheQualifikationkünftigzurückgeht.

Unterstelltwirdhierdaher,dasssichderAnteilderAbsolventendesBildungssystemsmitHoch-

schulabschlussbis2030auf35Prozenterhöht,derAnteilderBerufseinsteigerohneberufsqualifi-

zierendenAbschlussimselbenZeitraumauf9ProzentvermindertundderAnteilderAbsolventen

mit abgeschlossener Berufsausbildung konstant bleibt. Für den verbleibenden Projektionszeit-

raumwirdangenommen,dasssichdieAnteileandenbeidenEndenderQualifikationsskalaweiter

umeinenProzentpunktproJahrzehntverschieben.Abbildung10zeigt,wiesichdadurchdieQua-

lifikationsstrukturallerErwerbspersonenlangfristigverschiebt–beieinemRückgangderErwerb-

spersonenzahl,derdurchdieAnnahmenfürdieReferenzvariantevorgegebenist.

Die Auswirkungen dieser Verschiebung auf zentrale Kennziffern für die Rentenfinanzen erge-

bensichausfolgendenEinzeleffekten:DurchverbesserteQualifikationenjüngererundfortschrei-

tendauchältererErwerbspersonenerhöhensichimZeitablaufallmählichdieDurchschnittsent-

geltederaktivenVersicherten;gleichzeitigsinktdieArbeitslosenquote,dieunterunqualifizierten

ArbeitskräftengenerellhöherausfälltalsbeiArbeitskräftenmitabgeschlossenerBerufsausbil-

dungodermitHochschulabschluss.BeideswirktsichaufdieRentenanpassungenaus.Beistärker

steigendenLöhnenbewirktderNachhaltigkeitsfaktorgenerelleineetwasausgeprägtereSenkung

desRentenniveaus.SeineWirkungenwerdendurchdiegünstigereBeschäftigungsentwicklung

gedämpft.DasichmitdemBeitragssatzderArbeitslosenquoteaberauchBelastungenderLöhne

deraktivenVersichertenvermindern,diedieRentnernichttreffen,wirddasRentenniveauimVer-

gleichzurReferenzvarianteinsgesamtleichtvermindert(vgl.Abbildung11).Entsprechendredu-

ziertsichauchderBeitragssatzderRentenversicherung imVergleichzurReferenzvarianteein

wenig.

14 Dabeiistjedochnichtsicher,dasssichz.B.fürallekünftigenHochschulabsolventenwirklicheinZugangzuArbeitsstellenmithöherenQualifikationsanforderungenundhöherenLöhnenergibt.Eskönnteauchsein,dasssichlediglichdieKonkurrenzumStel-lenmitgegebenenAnforderungenundLohnstrukturenverschärft.VondieserMöglichkeit,diemindestensfüreinenTeilderHochschulabsolventenzutreffenkönnte,wirdindenProjektionenallerdingsabgesehen.

41

An relativenKennziffernwiedemBeitragssatz oderdem (Netto-)Rentenniveau sinddiepositi-

venEffekteverbesserterberuflicherQualifikationenderzukünftigenErwerbspersonennichtvoll-

ständigablesbar.SinkendeArbeitslosigkeitundhöheresWachstumvonArbeitsproduktivität,Löh-

nen und Bruttoinlandsprodukt erhöhen ganz generell die wirtschaftliche und finanzpolitische

TragbarkeitsteigenderRentenausgabenundalleranderenSozialausgaben. Innerhalbdesdeut-

schenRentensystems,dastraditionellbeitragsbezogeneundmittelbaramindividuellenLebens-

einkommenorientierteLeistungengewährt,erhöhensichdabeiallerdingsstetsauchdieRenten-

ansprüche,sodassdiedemographischbedingteAnspannungspeziellderRentenfinanzendadurch

nurbegrenztvermindertwird.VorallemfallendieRentenansprüchebeisukzessivesteigendem,

durchschnittlichemBildungsniveau–durcheinenRückgangderZahlvonPersonenohneberufli-

chenAbschlusssogarmehralsdurcheinenAnstiegderHochschulabsolventenzahl–auchabsolut

gesehenhöherausalsohnesolcheVeränderungenderQualifikationsstruktur.

Option „Bessere Qualifikationen“

Abbildung 10: Erwerbspersonen nach Qualifikationen (2000–2060)

0

10.000.000

20.000.000

30.000.000

40.000.000

50.000.000

2060205520502045204020352030202520202015201020052000

Abbildung 10: Erwerbspersonen nach Qualifikationen (2000–2060)Abbildung 10: Erwerbspersonen nach Qualifikationen (2000–2060)

Quellen Ist-Daten: Statistisches Bundesamt (Mikrozensus); Projektionen: SIM.11

In M

io. P

erso

nen

Projektionen

mit abgeschlossener Berufsausbildung

Referenzvariante

ohne berufliche Qualifikation

höhere Qualifikationen

mit Hochschulabschluss

42

Option „Bessere Qualifikationen“

Abbildung11zeigtaußerdemdieEffekteeinesweiterenkombiniertenSzenarios,dasnebenVer-

besserungen der Qualifikationsstruktur der Erwerbspersonen auch auf Elemente der Option

„mehrBeschäftigung“(vgl.Abschnitt4)zurückgreift,mitsteigenderFrauenerwerbsbeteiligung

undverlängerterLebensarbeitszeit.DurchdieEffektehöhererQualifikationenwerdendiegünsti-

genAuswirkungendieserbeidenAspekteaufdasRentenniveauzwarwiederleichtgedämpft,und

eserreichtamEndedesProjektionszeitraumsindiesemFall42,5Prozent;weiterverringertwird

allerdingsder langfristigeAnstiegdesBeitragssatzesderRentenversicherung,aufzuletzt25,5

Prozent.ImVergleichzurReferenzvariantefallendieseWerte1,5Prozentpunktehöherbzw.1,7

Prozentpunkteniedrigeraus.

UmdieQualifikationsstrukturderErwerbsbevölkerunginderanlaufendenPhaseakuterdemo-

graphischerAlterungzuverbessern,sindvorallemAnstrengungendafürnötig,dassinZukunft

wenigerPersonendasBildungssystemohneberuflichenAbschlussverlassen.Ansatzpunktedafür

liegeneinerseitsinnerhalbdesBildungssystems.SchwacheTeilnehmersolltendortbessergeför-

dertundvorallemnichtaufeineWeisenachuntenausgegrenztwerden,dieihreAussichtaufwei-

tereAusbildungsschritteundspätereAufstiegsmöglichkeiten frühzeitigstarkbegrenzt.Ansatz-

Abbildung 11: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte höherer Qualifikationen

30

35

40

45

50

55

60

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

15,0

17,5

20,0

22,5

25,0

27,5

30,0

Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

Net

to-S

tand

ardr

ente

nniv

eau

(vor

Ste

uern

)

kombiniertes Szenario II

Referenzvariante

Projektionen

höhere Qualifikationen

Beitr

agss

atz

der G

RV

BeitragssatzRentenniveau

43

Option „Bessere Qualifikationen“

punkteliegenaberauchimArbeitsmarkt,dasheißtseineninstitutionellenRahmenbedingungen

undderdadurchmitbestimmtenAufnahmefähigkeit,insbesonderefürPersonen,dieeinenquali-

fiziertenberuflichenAbschlussnurmitMüheerreichenkönnen.Jeehersietrotzdemmiteinem

erfolgreichenEintritt inBeschäftigungodersogarspätereAufstiegsmöglichkeitenrechnenkön-

nen,destowenigerwerdensiebereitsimBildungssystementmutigt.

AmexistierendenSystemberuflicherBildunginnerhalbvonUnternehmenkannundsolltetrotz

anhaltenderTrendszurAkademisierungfestgehaltenwerden,umhochwertigeberuflicheQualifi-

kationenfürdieMassederErwerbspersonenzugewährleisten.AngesichtssichändernderTechni-

kenundBerufsbildermussesnötigenfallsflexibelweiterentwickeltwerden.FürhöhereBildung

mussdieGesellschaft–trotzwachsenderBelastungendurchdendemographischenWandel–die

erforderlichenRessourcenbereitstellen.AnderenfallswirddieBewältigungderabsehbarenLas-

tenaufDauerimmerschwieriger.

5.2 Besser qualifizierte Zuwanderer

AlsehergeringerscheinendiedurchschnittlichenQualifikationenderZuwanderer,dieinderVer-

gangenheitnachDeutschlandgekommensind,sowohlgemessenandenQualifikationenderinlän-

dischenBevölkerungalsauchiminternationalenVergleich.SoistderAnteilderzugewanderten

Personen,dieübereinenHochschulabschlussverfügen,mit19Prozentzwarsogaretwashöher

alsimDurchschnittderWohnbevölkerung–darüberhinausverfügenabernur50,1Prozentder

Zuwandererübereineabgeschlossene,imInlandanerkannteBerufsausbildung,nichtwenigerals

30,9Prozentgeltenalsunqualifiziert(StatistischesBundesamt2011b).

BezüglichderQualifikationsstrukturkünftigerZuwandererberuhtbereitsdieReferenzvariante

aufAnnahmen,dievordiesemHintergrundalsrechtoptimistischerscheinen.Aufgrundstarker

„Netzwerkeffekte“beiMigrationsentscheidungenähneltdieStrukturvonZuwandererninvieler-

lei Hinsicht – Nationalität, regionaler und ethnischer Herkunft, Sprachkenntnissen, aber auch

Qualifikationen und Berufserfahrung – meist derjenigen der bereits zugewanderten Personen.

TrotzdemwirdindenProjektionenfürdieReferenzvarianteunterstellt,dassdieQualifikations-

strukturzukünftigerZuwandererderjenigenderjeweilsvorhandenenWohnbevölkerunggleicht.15

Schonumdieszuerreichen,müsstensichdieQualifikationenderZuwanderer,speziellderAnteil

derjenigen mit abgeschlossener Berufsausbildung, demnach deutlich verbessern. Auf Projekti-

onen, die eine weitere Verbesserung der durchschnittlichen Qualifikationen von Zuwanderern

unterstellen,wirdhierverzichtet.

15 DieselbeAnnahmewirdplausiblerweise auch fürdieQualifikationsstrukturderAuswanderergetroffen,überdie empirischkeinebelastbarenInformationenvorliegen.GrundideebeiderKonstruktionderReferenzvarianteistindiesemPunkt,dasssichdieQualifikationsstrukturdergesamtenWohnbevölkerungdurchMigrationnichtändernsoll,solangedazukeinespeziellenAn-nahmengetroffenwerden.

44

Option „Bessere Qualifikationen“

Die Auswirkungen verbesserter Qualifikationen von Zuwanderern auf die finanzielle Situation

desgesetzlichenRentensystemsgleichenimKerndeneneinerVerbesserungderQualifikations-

strukturdergesamtenWohnbevölkerung:Siewirkensich imRentensystemgenerellnichtson-

derlichstarkaus.GegebenenfallsbewirkensiedortnursehrgeringeÄnderungendesRentenni-

veaus,jedocheineleichteDämpfungdesfürdieZukunfterwartetenAnstiegsdesBeitragssatzes.

GegenübereinerunverändertenQualifikationsstrukturderZuwandererfälltdieDämpfungaller-

dingssogaretwasgeringeraus,wennsichderAnteilderZuwanderermitabgeschlossenemHoch-

schulstudiumerhöht.

Box3:EffektebessererQualifikationenderZuwanderer

WeitereVerbesserungenderQualifikationsstrukturvonZuwanderernerscheinengegenüberden

entsprechendenAnnahmenfürdieReferenzvariantenichtalsrealistisch.Umgleichwohlzuzei-

gen,welcheAuswirkungensieaufdieRentenfinanzenhabenwürden,kannaber–eherhypothe-

tisch–gezeigtwerden,wieessichauswirkenwürde,wenndieerfahrungsgemäßvergleichsweise

jungenZuwandererkünftignichtdieselbeQualifikationsstrukturaufweisenwürdenwiediejewei-

ligeinländischeWohnbevölkerung,sonderndieselbeQualifikationsstrukturwiedieAbsolventen

desinländischenBildungssystems(vgl.Abschnitt5.1).UmdieEffekteetwasstärkerzubetonen,

wirddasVolumenderjährlichenNetto-Zuwanderungdabeierhöht,auf250.000PersonenimJahr,

währendalleanderendemographischenAnnahmen(vgl.Abschnitt3.1)unverändertbleiben.Zum

VergleichwerdenauchEffekteausgewiesen,diealleindieerhöhteZuwanderungerzeugenwürde

(vgl.Abbildung12).

Abbildung12zeigt zunächst,dasseinehöhereZuwanderungohneÄnderungenderQualifika-

tionsstruktur günstigeEffekte für dieRentenfinanzenhätte.DasRentenniveauwürdedadurch

leichterhöht,derAnstiegdesBeitragssatzeserkennbargedämpft–aufzuletzt26,4stattauf27,2

ProzentwieinderReferenzvariante.FallsdieZuwandereraußerdemeinenochgünstigereQua-

lifikationsstruktur aufweisenals inderReferenzvarianteunterstelltwird, ergeben sich fürdas

RentenniveaupraktischkeinezusätzlichenEffekte(dieGraphenfürbeideSzenarienüberlagern

sichfastvollständig),währendderAnstiegdesBeitragssatzesetwaswenigerstark,undzwarauf

zuletzt26,8Prozent,gedämpftwird.SichtbarwerdendieseEffektehierabervorallemwegendes

erhöhtenVolumensderNetto-Zuwanderung,dasmit250.000PersonenimJahroberhalblangfris-

tigerDurchschnittswerteausderVergangenheit liegt.WoherübereinenZeitraumvonrund50

JahreneineentsprechendeZahlvonZuwanderernmithohenQualifikationennachDeutschland

kommenkönnte,lässtsichausheutigerSichtnichtplausibelangeben.

45

Option „Bessere Qualifikationen“

BedeutsamersindwiederumdieAuswirkungenbesserqualifizierterZuwanderinnenundZuwan-

dereraufdenArbeitsmarktundaufdieallgemeineEinkommensentwicklung.GünstigereEntwick-

lungenindiesenBereichenkönnenebenfallsdazubeitragen,diewirtschaftlichenundfinanzpoli-

tischenFolgendesdemographischenWandelsbesserzubewältigen,auchwenndiesandenhier

verwendeten Kennziffern für die finanzielle Situation des Rentensystems nicht voll erkennbar

wird.MitRücksichtdaraufwärenAnstrengungenzubegrüßen,durchdiezukünftigmehrqua-

lifizierteundhochqualifiziertePersonennachDeutschlandzuwandern,alsdiesinderVergan-

genheitderFallwar.EinenerstenAnsatzpunktdafürliefertzunächsteineraschereundmehran

sachlichenalsanformalenFragenausgerichteteAnerkennungvonberuflichenBildungsabschlüs-

sen,dieimAuslanderworbenwurden.Zuwanderer,dieohneeinesolcheAnerkennung–oftaller-

dingsauchmitunzureichendenSprachkenntnissen–inArbeitsstellenfürUnqualifizierteeintre-

ten,bleibenoft fürdieDauer ihresAufenthalts inBeschäftigung,dienicht ihren tatsächlichen

Befähigungenentspricht.SoerwerbensieauchniedieBerufserfahrungen,durchdieihreformel-

lenQualifikationenwirklichmitimInlanderworbenenAbschlüssenvergleichbarwürden.

Abbildung 12: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte besser qualifizierter Zuwanderer

30

35

40

45

50

55

60

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

15,0

17,5

20,0

22,5

25,0

27,5

30,0

Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

Net

to-S

tand

ardr

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nniv

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(vor

Ste

uern

)

mehr Zuwanderer mitunveränderter Bildung

Referenzvariante

Projektionen

mehr Zuwanderer mit besserer Bildung

Beitr

agss

atz

der G

RV

BeitragssatzRentenniveau

46

Option „Bessere Qualifikationen“

Wichtigere Ansatzpunkte werden in der anhaltenden Diskussion über eine Migrationspolitik

behandelt,diestärkeraufarbeitsmarktorientierteAuswahlkriterienbeiderGewährungvonAuf-

enthalts-undArbeitserlaubnissensetzt(z.B.durchPunktesysteme,diedieBeschäftigungsfähig-

keitderZuwanderermessensollen),alsdiesbisherderFallist.Zubeachtensindallerdingsauch

dieGrenzensolcherAnsätzezuraktivenSteuerungderZuwanderung.Sieliegendarin,dasssie

generellnuraufZuwandererausNicht-EU-Staatenangewandtwerdenkönnen.ImRahmender

EU-weiten Arbeitnehmerfreizügigkeit, die bei Erweiterungen der Union durch Übergangsrege-

lungenbisherhöchstenstemporärbeschränktwurde,kommtesalleinaufdieAttraktivitätvon

DeutschlandalspotenziellemZiellandfürverschiedeneTypenvonZuwanderernan,umihreZahl

wieauchihreQualifikationsstrukturzubestimmen.BeeinflussenlässtsichdieseAttraktivität,die

imÜbrigenauchbestimmt,welcheNicht-EU-BürgerüberhaupteineZuwanderungnachDeutsch-

landerwägen,letztlichvorallemdurchallgemeineRahmenbedingungenfürdieBeschäftigungs-

entwicklungunddurchdiewirtschaftlicheDynamikdesLandes.

Abschnitt5.1schlossmitderBetrachtungeineskombiniertenSzenarios,indemdieEffektestei-

genderBeschäftigung,vorallemvonFrauenundälterenArbeitskräften,undimZeitablaufverbes-

serterBildungallerErwerbspersonenberücksichtigtwurden.MithilfegezielterMaßnahmen,die

solcheEntwicklungenhervorrufenoderunterstützenkönnten,lassensichdieVerläufevonRen-

tenniveauundBeitragssatzderRentenversicherungerkennbargünstigbeeinflussen.Diegesetz-

lichverankertenZielwertefürbeideKennziffernkönnenausheutigerSichtbis2030tendenziell

auchohnesolcheVerbesserungeneingehaltenwerden.Anschließend,bis2060,werdensiejedoch

selbstimgünstigstenderhierbetrachtetenFälleverletzt.DabeiwirdeinNetto-Standardrenten-

niveauvor Steuern inHöhevon 43Prozent bis zumEndedesProjektionszeitraums zwarnur

leichtunterschritten;einRentenbeitragssatzvon22Prozentwirddagegenbereits2034erreicht.

IndenweiterenJahrenwirddieserWertzunehmendundbis2060sehrdeutlichüberschritten.

Daherkannundmussgefragtwerden,welcheweiterenOptionensichanbieten,umdasSystem

derAlterssicherunginDeutschlandtrotzderstarkenAuswirkungendesdemographischenWan-

dels,diehinterdenhierprojiziertenTrendsstehen,langfristigfinanzierbarundleistungsfähigzu

halten.

47

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

6 Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

NachdenReformen,dieindenvergangenenJahrenergriffenwurdenundzurlängerfristigenSen-

kungdesRentenniveaussowiezurDämpfungdeszuerwartendenBeitragssatzanstiegsführen,

gibteskaumnochMöglichkeitenfürRechtsänderungeninnerhalbdesbestehendenSystems,die

dieFinanzierbarkeitdergesetzlichenRentenweiterverbessern,ohnezugleichweitereEinschnitte

beimSicherungsniveauzubewirken.16MancheKritikersehendieLeistungsfähigkeitdesRenten-

systemsbereitsmitdemderzeitgeltendenRechtgrundsätzlichinfragegestellt.DasRisiko,dassin

dennächstenJahrenundJahrzehntenAltersarmutumsichgreift,diebislangnichtsehrverbreitet

ist,beherrschtdierentenpolitischenDebattenderjüngstenZeit.

EineinteressanteFrageist,obsichiminternationalenVergleichAlternativenfindenlassen,die

diesesProblemmildernkönntenundzugleichdieRentenfinanzierungbzw.diegesamteAltersvor-

sorgeinDeutschlandaufeineandereGrundlagestellen.ZudenkenistdabeianeineUmstellung

dergesetzlichenRentenversicherungzueinemuniversellen(d.h.zumindestalleErwerbsperso-

nen,einschließlichSelbstständigerundalleröffentlichBediensteten)erfassendenSystem,dassich

unterUmständenobendreinaufdieFunktioneinerGrundsicherungkonzentriert.Systemedieses

Typssindals„Beveridge-Systeme“bekanntundinternationalweitverbreitet.

WenndasNiveaugesetzlicherRentensinktoderdieLeistungennurnocheineGrundsicherung

bietensollen,werdenFormenderergänzendenAltersvorsorgebedeutsam,wiesieinDeutschland

derzeit gesetzlich dringend empfohlen und auch staatlich gefördert werden. Es besteht jedoch

durchausnochSpielraumzurStärkungvonFormenderprivaten,betrieblichenodertariflichen

AltersvorsorgeundzurVerschiebungderGewichteinnerhalbdesklassischenDrei-Säulen-Modells

derAlterssicherung.ParalleldazukannschließlichauchdieKonstruktiondesumlagefinanzierten

Rentensystemsinder„erstenSäule“neudurchdachtwerden.Anlassdazugibtnichtzuletztder

Befund,dasssolcheSystemeinihrerherkömmlichenFormdendemographischenWandelmitver-

ursachthaben.Korrekturendarankommenzuspät,umdiesenWandelnochaufzuhalten.ImHin-

blickaufdielangfristigeEntwicklungderAlterssicherungsindsieabertrotzdembedenkenswert.

6.1 Grundrenten und Bekämpfung von Altersarmut

DiegesetzlicheRentenversicherunggiltalsPrototypeines„BismarckschenRentensystems“,mit

beitrags-bzw.einkommensbezogenenAnsprüchenfürallesozialversicherungspflichtigBeschäf-

tigten.Dieseumfassenmitderzeitknapp70ProzentallerErwerbstätigenzwareinenGroßteil,

aberebenlängstnochnichtalleErwerbspersonen.Beveridge-SystemewiediejenigenGroßbritan-

16 Maßnahmenzur(weiteren)VerlängerungderLebensarbeitszeitsinddieeinzigeAusnahme,diedenunmittelbaren,negativenZusammenhangzwischendemNiveaujährlicherRentenunddemjeweilserforderlichenBeitragssatzdurchbricht,derimRah-meneinesumlagefinanziertenRentensystemsbesteht(vgl.Abschnitt4.2).

48

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

niens,skandinavischerLänderundvielernicht-europäischerOECD-LändererfassenimRegelfall

alleErwerbstätigen,fallweisesogardiegesamteWohnbevölkerung.AußerdemsindihreLeistun-

genzunächstnuraufeineeinheitlicheGrundsicherungausgelegt.17AnersterStellesollhierdaher

betrachtetwerden,welcheEffekteeinÜbergangzuexistenzsicherndenGrundrentenfürdielang-

fristigeFinanzierbarkeitdesdeutschenRentensystemshätte.AnschließendwirddieFrageeiner

AusweitungderVersicherungspflichtaufalleErwerbstätigendiskutiert(vgl.Abschnitt6.2).

AngesichtsderstarkenSenkungendesRentenniveaus,dieimRentenrechtnachdenReformender

vergangenenJahreangelegtsind,mussfürdenZeitraumbis2030unddarüberhinausernsthaft

mitsteigenderAltersarmutgerechnetwerden.AlsRisikogruppenkönnendabeiVersichertegel-

ten,dieaufgrundunvollständigerErwerbsbiographienbereitsgegenwärtigniedrigeRentenerhal-

ten.DerenNiveauwirdzukünftignochzurückgehen.GenauereVorausschätzungenzurEntwick-

lungderVerteilungvonLöhnenundRentensindschwierig.Esistallerdingsdenkbar,dassdie

GefahrderAltersarmutüberschätztwird,wennmannuraufdieEntwicklungdesRentenniveaus

inseinergesetzlichenDefinitionalsNetto-StandardrentenniveauvorSteuernschaut.

17 DieLeistungenhängendahernichtvonderHöheversicherungspflichtigerEinkommenab,sondernv.a.vonderVersiche-rungsdauer.IndenmeistenLändernmitsolchenRentensystemengibtesdanebenallerdingsauchnochstaatlicheSystemefüreinkommensbezogeneZusatzrenten.

Abbildung 13: Niveau von Standard- und Durchschnittsrenten (1990–2060)

20

25

30

35

40

45

50

55

60

Durchschnittsrentenniveau

Brutto-Standardrentenniveau

Netto-Standardrentenniveau vor Steuern

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

In %

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teue

rn) Projektionen

49

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

DieDefinitioneinerStandardrenteaufderBasisvon45Entgeltpunkten(alsResultataus45Ver-

sicherungsjahrenmitjeweilsdurchschnittlichemversicherungspflichtigemArbeitsentgelt)istin

zweierleiHinsicht leichtunrealistisch.EinerseitserreichendiewenigstenVersichertenbiszum

Renteneintritt45Entgeltpunkte.Diesliegtunteranderemankurzenoderstarkfragmentierten

Versicherungsbiographien,dieoft,abernichtimmeraufechteLückenindenErwerbsbiographien

unddamitaufLückeninderAltersvorsorgezurückgehen.DiedurchschnittlichenRentenansprü-

che an die GRV sind derzeit mit etwa 29 Prozent der versicherungspflichtigen Durchschnitts-

entgelte(vgl.Abbildung13)deutlichgeringeralseineStandardrente,dieaufBrutto-Basisbei47

Prozent,aufNettobasisvorSteuernbei50ProzentderversicherungspflichtigenDurchschnitts-

entgelteliegt.

Andererseits gibt die absehbare Entwicklung des Standardrentenniveaus keinerlei Aufschluss

darüber,wiesichdiedurchschnittlichenRentenansprücheentwickelnwerden.Dabeiwirkensich

ÄnderungeninderBewertungvonZeitenderAusbildungoderderArbeitslosigkeitaus,dieteils

schoninden1990erJahrenvorgenommenwurden.Sietragenderzeitimmernochdazubei,dass

Zugangsrenten systematisch niedriger ausfallen als Bestandsrenten. Eine wichtige Rolle spielt

aberauchdieseitJahrzehntensteigendeErwerbsbeteiligungvonFrauen,diesichinZukunftmehr

oderwenigerausgeprägtfortsetzendürfte.VordiesemHintergrundwirddasDurchschnittsren-

tenniveaunachdenProjektionenfürdieReferenzvariantezwarallerVoraussichtnachsinken;der

RückgangderdurchschnittlichenRentenbisetwa2035fälltjedochnichtsostarkauswiederder

Netto-odergarderBrutto-Standardrente.AnschließendkönntedasNiveaudurchschnittlicherRen-

tentrotzdesweitersinkendenStandardrentenniveauskonstantbleibenodersogarwiedersteigen.

Das niedrige Niveau durchschnittlicher Renten der GRV liefert zugleich ein starkes Argument

gegeneineUmstellungdesSystemsaufeinheitlicheGrundrenten:IneinereinfachenÜberschlags-

rechnungentsprichtdiejeweiligeDurchschnittsrentedemBetrag,dendieRentenversicherungbei

unverändertenGesamtausgabenjedemMitgliedalsGrundrentezahlenkönnte.Daeinentspre-

chendesSicherungsniveauschonausheutigerSichtkaumals„armutsfest“geltenkann,lässtsich

diebevorstehendeAnspannungderRentenfinanzendurchdenÜbergangzueinerreinenGrund-

sicherungoffenkundignichtumgehen.JedeErhöhungeinersolchenGrundrentegegenüberdem

heutigenDurchschnittsrentenniveau sowie jedeErweiterungdesVersichertenkreises, etwaum

geringfügigBeschäftigte,würdenvielmehrzunochhöherenAusgabenführenalsimderzeitigen

System.

DagesetzlicheRenten fürdieAlterssicherungauf individuellerEbeneeine sehrunterschiedli-

cheRollespielen,istderÜbergangzuEinheits-oderMindestrentenunterverteilungspolitischen

Gesichtspunkten auchgarnichtunbedingt sinnvoll. ZielgenaueMaßnahmenzurEindämmung

vonAltersarmutmüssenaufEinkommenssituationundBedarfeinzelnerHaushalteundaufihre

ÄnderungenimZeitablaufabstellen.MitdenfinanziellenundadministrativenMittelnderRenten-

versicherungsindsiedahernichtgutumzusetzen.

50

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

6.2 Einbeziehung Selbstständiger und Beamter

DiewichtigstenAusnahmenvonderSozialversicherungspflichtstellen inDeutschland–neben

denausschließlichgeringfügigBeschäftigten–dieMehrzahlderSelbstständigensowiedieBeam-

tendar.UnabhängigvonderFrage,wiehierzulandedieRentenansprüchedefiniertwerdenund

obderÜbergangzumehroderwenigereinheitlichenGrundrenteneineAlternativezurAusge-

staltunggesetzlicherRentendarstellt,kannuntersuchtwerden,wiesicheineEinbeziehungvon

SelbstständigenundBeamtenindieSozialversicherungspflichtaufdiezukünftigeEntwicklung

derRentenfinanzenauswirkenwürde.

Eine solche Ausweitung des Versichertenkreises kann die Balance von Beiträgen und Leistun-

genimRentenbudgetstarkverändernunddamitdiesichabzeichnendeAnspannungbeeinflus-

sen–mit aprioriunklarenAuswirkungen.18Zubeachten ist aber,dasseinemsolchenSchritt

mindestensinBezugaufBeamtenennenswerteverfassungsrechtlicheProblemeentgegenstehen

(Werdingetal.2007:Kap.7).MitRücksichtdaraufwirdhierunterstellt,dasseinesolcheReform

–wennüberhaupt–nurmitWirkungfürneuineinBeamtenverhältniseintretendePersonenvor-

genommenwerdenkann.FürSelbstständigewirddieselbeAnnahmegetroffen,etwaweilsieVer-

trauensschutzgenießenkönnten,wennsiebereitsgewisseZeitandereFormenderAltersvorsorge

genutzthaben.

AbdemhierunterstelltenJahrderReform(2013)fließendemRentensystemdaherzunächstlau-

fendhöhereBeiträgeeinerwachsendenZahlvonaktivenMitgliedernzu,denenerstzueinem

späterenZeitpunkt entsprechendhöhereRentenansprüchegegenüberstehen.Effektivwirddas

UmlageverfahrendergesetzlichenRentenversicherungdabeiübereinenlängerenZeitraummas-

siv ausgeweitet,mit derüblichenFolge, dassdie inderEinführungsphasebeteiligtenRentner

undsonstigenAltmitgliedereinenEinführungsgewinnerhalten,währendNeumitgliederundalle

zukünftigenMitgliederbelastetwerden(vgl.Sinn2000).

Abbildung14verdeutlicht,wiesichdiesegrundlegendenZusammenhängehierauswirken:Die

EinbeziehungeinerwachsendenZahlvorallemjungerSelbstständigerundBeamterindieSozial-

versicherungspflichtdämpftdenEffektdesNachhaltigkeitsfaktorssostarkab,dassdieSenkung

desRentenniveausraschgestopptundsogarwieder leichtwettgemachtwird.SolangedieZahl

derRentnerinnenundRentnerdurchdieAusweitungdesSystemsunberührtbleibt,erfordertdie

FinanzierungderhöherenRentenzugleicheinengeringerenBeitragssatz.IndemMaße,wiedie

zusätzlichenVersichertenimZeitablaufzuzusätzlichenRentnernwerden,mussderBeitragssatz

jedochsteigen–beidauerhafterhöhtemRentenniveausletztlichsogaraufeinhöheresNiveauals

ohneErweiterungdesSystems.DieÜbergangsphase,bisdaserweiterteSystemvollständigeinge-

18 EineEinbeziehungderSelbstständigenkannangesichtsdeshierprojiziertenAnstiegsdesBeitragssatzesderRentenversicherungschondeswegenalswünschenswerterscheinen,weildamitMöglichkeitenzurUmgehungderBeitragspflichtausgeschlossenwerdenkönnen,diebereitsseitLängeremunterdemStichwort„Scheinselbstständigkeit“diskutiertwerden,sichabernichtvöl-ligbeseitigenlassen.DienegativenAnreizeffektestarksteigenderBeitragssätzewerdendamitallerdingsnurverlagert.Sierich-tensichdannnichtmehrgegenversicherungspflichtigeBeschäftigung,sonderngegenjedeArtformeller, inländischerEr-werbstätigkeit,diediesenAbgabenunterliegt.

51

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

führtist,wird2060nochnichtkomplettabgeschlossensein.AnschließendbewirktderNachhal-

tigkeitsfaktorzwardochnocheinegewisseSenkungdesRentenniveaus;derBeitragssatzsteigt

nach2060bisetwa2080/90jedochungebrochenweiteran.

Kurz-bismittelfristigkönntedurchdieEinbeziehungvonSelbstständigenundBeamtenalszusätz-

lichenMitgliederndesgesetzlichenRentensystemsalsofüreinesehrgünstigerscheinendeEnt-

wicklungderRentenfinanzengesorgtwerden.DieLastendesdemographischenWandelswürden

damitaberletztlichvorallemweiterindieZukunftgewälzt.Eine„Untertunnelung“desdemogra-

phischenProblemskönntedanngelingen,wenndieLebenserwartungdauerhaftnichtsostark

steigt,wiehierunterstelltwird.Unter solchenUmständenkönnte sichderAltenquotientnach

2040wiederreduzieren.DiefinanzielleAnspannungdesRentensystems,diesichbisdahindurch

eingeschicktesTimingderEinführungsphasederneuenMitgliedermildernließe,würdeanschlie-

ßendnachlassen.

Abbildung 14: Rentenniveau und Beitragssatz der GRV (1990–2060) – Effekte einer Einbeziehung Selbstständiger und Beamter

30

35

40

45

50

55

60

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

15,0

17,5

20,0

22,5

25,0

27,5

30,0

Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

Net

to-S

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(vor

Ste

uern

)

Referenzvariante

Projektionen

Einbeziehung vonSelbstständigen und Beamten

Beitr

agss

atz

der G

RV

BeitragssatzRentenniveau

52

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

VermeidenließensichdieproblematischenLangfristeffekteeinerErweiterungdesVersicherten-

kreisesauchunterzweiweiterenBedingungen.ErstenskönntedasRentenniveauinderEinfüh-

rungsphasezurückhaltendergesteuertwerdenalsmithilfedesNachhaltigkeitsfaktors.Zweitens

könntemandieBeiträgederzusätzlichenMitgliedernichtfürhöhereRentenundniedrigereBei-

trägeverwenden,sondernsieineineDemographiereservefürdieerstspäteransteigendenAus-

gabeneinstellen.IndiesemFallwürdediegesetzlicheRentenversicherungzueinerTeilkapital-

deckungübergehen.DievorübergehendentlastendenEffektederReformwürdendadurchaber

tendenziellwiederverschwinden.

6.3 Ergänzende kapitalgedeckte Vorsorge

SchrittehinzueinerTeilkapitaldeckungdergesamtenAlterssicherungwurden inDeutschland

bereits imKontextderRentenreformvon2001vollzogen, allerdingsmit einerKapitaldeckung

außerhalbdesgesetzlichenRentensystems.Seitheristergänzende,privateAltersvorsorgeimRen-

tenrecht (z.B. in der Rentenanpassungsformel) verankert, auch wenn sie seinerzeit nicht ver-

pflichtend gemacht wurde. Außerdem wird sie in verschiedener Weise (als „Riester“- oder als

„Rürup“-Rente)staatlichgefördert.

SeitderEinführungdieserFörderungenhatsichdieergänzendeAltersvorsorgenennenswertver-

breitet.ZwarsinddiedazuveröffentlichtenZahlenteilweisenichtganzbelastbar(vgl.Werding

2013:Kap.13)undes istauchnichtklar, inwieweitdabeiwirklichzusätzlicheprivateVorsorge

getriebenoderohnediesgeplanteVorsorgenurindiegefördertenFormenverlagertwird;trotz-

demhatmittlerweileschätzungsweiseeinViertelallerErwerbspersonen–überwiegendBezie-

hermittlererundhöhererEinkommen,aufgrundderAusgestaltungderFörderungzugleichaber

weitüberproportionalPersonenmitKindern–geförderteVorsorgeverträge,dieaktivbedientund

staatlichsubventioniertwerden.BeiFortschreibungderbeobachtbarenTrendskannbis2020mit

einem weiteren Anstieg dieses Anteils auf ein Drittel gerechnet werden. Unter unveränderten

rechtlichenRahmenbedingungendürftenanschließendSättigungstendenzeneintreten.

Abbildung15zeigt,wiesichdasdeutlichsinkendeSicherungsniveaugesetzlicherRentendurch

ergänzendeVorsorgewiedererhöhenlässt.Berücksichtigtwirddabeizusätzlich,dassdasNiveau

einerStandardrenteaufgrundseinerDefinitionmitfestvorgegebenerZahlvonVersicherungsjah-

renbzw.Entgeltpunktennichterkennenlässt,wiedieindividuelleAbsicherungimAlteraufeine

VerlängerungderLebensarbeitszeitreagiert.ZudiesemZweckwirdinderAbbildungzunächst

einealternativeDefinitiondesNetto-StandardrentenniveausvorSteuernausgewiesen,beidersich

dieZahlderberücksichtigtenEntgeltpunkte–parallelzurgeradeangelaufenenHeraufsetzung

derRegelaltersgrenzedesgesetzlichenRentensystems–schrittweisevon45(2011)auf47(2031)

erhöht.FürdieseDefinitiondesRentenniveauswerdendanndiedurchschnittlichenEffekteergän-

zenderprivaterAltersvorsorgeausgewiesen,diesichunterdengeltendenrechtlichenRahmenbe-

dingungen,miteinerBeteiligungvonbiszu33ProzentallerErwerbspersonen,ergeben.Rentenbe-

53

ziehermitprivaterVorsorgeverfügendannallerdingstendenziellübereinehöhereAbsicherung,

RentenbezieherohneprivateVorsorgehingegenoftnurübergesetzlicheRenten.19Daherwirdin

derAbbildungauchgezeigt,wiesichdasSicherungsniveauweitererhöhenwürde,wennergän-

zende,privateVorsorgefürdasAlterverpflichtendgemachtwürde.Langfristigwürdedaskom-

binierteSicherungsniveaugesetzlicherRentenundergänzenderVorsorgeunterdieserAnnahme

tatsächlichwiederdasderJahrevordenjüngstenRentenreformenerreichen.

Kapitaldeckungbieteteinesinnvolle–ausökonomischerSichtüberdiesdieeinzigwirksame–

Ergänzung umlagefinanzierter Renten, wenn deren Finanzierungsbasis bei stagnierender oder

schrumpfenderZahlqualifizierterErwerbstätigerunterDruckgerät.SchwerabschätzbareRen-

dite- und Kaufkraftrisiken sind für Vorsorge dieser Art kennzeichnend. Außerdem können die

inländischenRenditengenerellunterDruckgeraten,wennimZugedesdemographischenWan-

delseineganzeGenerationvonRentnerngleichzeitigaufihreErsparnissezugreift,währendAnla-

gen imAuslandneuenLänder-undWährungsrisikenausgesetztsind.DieseProblemekönnen

durcheineangemesseneAnlagestrategie jedochvermindertwerden.ZudenbekanntenProble-

meneinervermehrtenKapitaldeckungaufderGrundlageindividueller,freiwilligerVorsorgeent-

scheidungengehörendanebenhoheMarketing-undVertriebskostenkonkurrierenderAnbieter.

19 UmfangundVerteilungsonstiger,v.a.betrieblicherRentenansprüchewerdenhiernichtberücksichtigt.

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

40

45

50

55

60

+ ergänzende Altersvorsorge (Pflicht)

+ ergänzende Altersvorsorge (freiwillig)

+ verlängerte Lebensarbeitszeit (Rente mit 67)

Netto-Standardrentenniveau vor Steuern (45 Beitragsjahre)

206020552050204520402035203020252020201520102005200019951990

Abbildung 15: Rentenniveau und ergänzende private Vorsorge (1990–2060)

Quellen Ist-Daten: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11.

In %

der

Dur

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hnitt

sent

gelte

akt

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Ver

sich

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r (ne

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teue

rn) Projektionen

54

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

Gesetzliche Standards, die die angebotenen Vorsorgeprodukte erfüllen müssen, um als zertifi-

zierteFormderAltersvorsorgegefördertwerdenzukönnen,gebenAnbieternGelegenheit,Wett-

bewerbmitanderenFinanzproduktenzuvermindernundsicheinenTeilderFörderunganzueig-

nen.FernerzeigtsichinzahlreichenUntersuchungenzumMarktverhaltenvonAnlegern,dasssie

esangesichtskomplexerWahlmöglichkeitenzwischenAnbieternundProduktenhäufigvorziehen,

EntscheidungenaufzuschiebenoderdurchUntätigkeitganzzuumgehen.20

Ansätze,dieeineweitereAusweitungergänzenderAltersvorsorgewirksamunterstützensollen,

müssen auf diese Eigenarten Rücksicht nehmen. Die Regulierungen entsprechender Produkte

solltenzumehrMarkttransparenzbeitragen,alsosowohldieVerständlichkeitdereinzelnenPro-

duktealsauchdieVergleichbarkeitderKostenverbessern.UmdieKostenderAbschlüsseund

derDurchführungvonVorsorgeverträgenzubegrenzen,kannzudemnichtalleinaufindividuelle,

sondernauchaufbetrieblicheund/odertariflicheLösungenunterBeteiligungvonMitarbeiterver-

tretungenbzw.Gewerkschaftenhingewirktwerden,diedeneinzelnenAnlegerndurchbegrenzte

WahlmöglichkeitenzudemkomplexeEntscheidungenabnehmen,denendieBetroffenenansons-

tenlieberzulangeausdemWeggehen.SchließlicherweisensichimHinblickaufdastypische

AnlegerverhaltengenerellgesetzlicheVorgabenwieeinebegrenzteVorsorgepflicht–diedurch

individuelleEntscheidungenunterbestimmtenVoraussetzungenherabgesetztoderaufgehoben

werdenkann–alsweitauswirksameralseineumgekehrteWahlsituation,inderdasOb,dasWie

undauchdasWievielderprivatenVorsorgefreibestimmtwerdenmüssen.

Zuüberlegen ist indiesemZusammenhangallerdingsebenfalls,wermiteinersolchenVorsor-

gepflichtinwelchemMaßebelastetwerdenkannodersollte.DieAlternativstrategieeinernicht

unerheblichenFörderungergänzenderprivaterVorsorge,dieinDeutschlandbisherverfolgtwird,

machtsieinsbesonderefürPersonenmitmehrerenKindernattraktiv.ImHinblickaufdieFrage,

welchePersonengruppeneigentlichaufwelchenWegenfürihrAltervorsorgensollten,erscheint

diesnichtohneWeiteresalseinleuchtend.EffektivsorgenPersonen,dieKindererziehenundin

ihreAusbildunginvestieren,bereitsinbesonderemMaßefürdieStabilisierungdesumlagefinan-

zierten gesetzlichen Rentensystems, ohne dass diese Leistungen dort in ausreichendem Maße

berücksichtigtwerden.

6.4 „Kinderrente“: Umbau des Umlagesystems

BeigenauererUntersuchungerweisensichherkömmlicheUmlagesysteme, sowohldiemitbei-

trags- bzw. einkommensbezogener Alterssicherung als auch die mit tendenziell einheitlichen

Grundrenten,ineinemzentralenPunktalsFehlkonstruktion:SiebasierenimKernaufderEinkom-

menskapazität zukünftigerErwerbspersonen, aber sie sozialisierendenErtrag entsprechender

InvestitionenzueinemGutteilundschüttenihnaufalleMitgliederjederVersichertengeneration

aus.DiesvermindertdieAnreize,solcheInvestitionenzutätigen,undlädtzuTrittbrettfahrerver-

20 ZueinschlägigenErfahrungeninDeutschlandvgl.etwaBörsch-Supanetal.(2012)oderBucher-KoenenundLusardi(2011).

55

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

haltenein.WerkeineKindererziehtundkeinebesonderenAufwendungenfürihreAusbildung

übernimmt, spart sichdieseKostenundkanndurchumfangreichereErwerbsbeteiligungsogar

höhereRentenansprücheerwerbenalsdiejenigen,dieeigeneKinderhaben.BeiderFinanzierung

solcherRentensystemefallengesamtwirtschaftlicheErfordernisseundindividuelleVorteilealso

auseinander.Dassdiesaus theoretischerSichteinProblemdarstellt, sollteschnelleinleuchten

(vgl.Cigno1993;Werding1998;Sinn2004).Mittlerweileistjedochauchgezeigtworden,dassdie

EinführungundderAusbauumlagefinanzierterstaatlicherRentensystemezwarsichernichtden

ganzen,aberimmerhineinenTeildesfortgesetztenGeburtenrückgangserklären(vgl.etwaCigno

etal.2003sowieWerding2010fürweitereNachweise).

DiezukünftigeEinkommenskapazitätvonKindernhängtnichtalleinvonelterlichenInvestitio-

nen,sondernauchvonöffentlichenAusgabenab,dieElternundKinderlosegemeinsamfinan-

zieren. Das deutsche Rentensystem und einige weitere staatliche Alterssicherungen enthalten

mittlerweile außerdem Leistungen, die die Erziehungszeiten und -leistungen von Eltern direkt

honorierensollen (vgl.CignoundWerding2007:Kap.4).TrotzdemführenRentensystemeund

auchdieSystemeöffentlicherFinanzenimGanzenperSaldozueinernennenswertenBelastung

vonElternbzw.Familien,diedurchdieöffentlicheUnterstützungvonFamilienbzw.Kindernbis-

herauchnichtannäherndaufgewogenwird(vgl.Sinn2001;WerdingundHofmann2005).

EinpragmatischerWegzurMilderungdiesesgrundlegendenProblems,derlangfristigzugleich

zueinerbesserenBewältigungdesdemographischenWandelsbeitragensoll,könntedaherwie

folgtaussehen:21ErstenswirdderBeitragssatzdesherkömmlichenRentensystemseingefroren,

sodassdasNiveauderdamitfinanzierbaren„Basisrente“mitsteigendemAltenquotientennoch

stärkerabsinktalsinallenSzenarien,diehierzuvorbetrachtetwurden.Zweitenswirddaneben

dasneueSystemeiner „Kinderrente“geschaffen,diegleichfalls imUmlageverfahren,abervon

allenErwerbstätigenfinanziertwird.SiegewährtallenElternimRentenalterLeistungen,dievon

derZahlihrerKinderabhängenundfürElternvondrei(undmehr)Kindernzusammenmitder

BasisrenteeinRentenniveaugewährleisten,dasdemderzeitigenSicherungsniveauentspricht.22

DasVolumenderKinderrentewächstdabeiindemMaßean,wiedasNiveauderBasisrentenim

ZugedesdemographischenWandelszurückgeht.

DrittenswerdenKinderloseundElternmitwenigeralsdreiKindernverpflichtet,eineentspre-

chende Aufstockung ihrer Basisrente durch ergänzende private Vorsorge zu bewerkstelligen.

GenaugenommenunterliegtdieMehrzahlderzunächstkinderlosenErwerbstätigendieserPflicht;

mitderGeburtjedesKindessinktjedochderUmfangderVorsorgepflicht,undeinTeildesbereits

erspartenVorsorgevermögenswirdfrei,beispielsweiseumAnschaffungenfürdieFamilieinder

Gründungsphasezufinanzieren.

21 Vgl.SinnundWerding(2000)sowiefürweitereDetailsdesVorschlagsauchWerding(2006).

22 Konkretwirddabei–spätestensnacheinerkurzenEinführungsphase–einBrutto-StandardrentenniveauinHöhevon48Pro-zentangestrebt.ElternvoneinemoderzweiKindernerhaltenjeweilseinDrittelbzw.zweiDrittelderdazuerforderlichenKin-derrente.

56

Optionen zur Umgestaltung des Alterssicherungssystems

EinesolcheReformwürdedasRentenniveaufürPersonenmitKinderngezieltraschwiederanhe-

ben,undsiekönnteBeitragssatzvonBasisrenteundKinderrentelangfristigaufeinemNiveausta-

bilisieren,dasniedrigerausfälltalsinallenanderenhierbetrachtetenSzenarien.VonKinderlosen

undKinderarmenwürdeaberzusätzlichdeutlichhöheremMaßealsbisherergänzendeprivate

Altersvorsorgeverlangt.Denkbaristschließlichauch,dassdieReformsichlängerfristigpositivauf

dieFertilitätauswirktunddielängerfristigeEntwicklungdesBeitragssatzesnochstärkerdämpft

(vgl.CignoundWerding2007:Kap.8).DieAuswirkungendesdemographischenWandels,speziell

desrapidenGeburtenrückgangs,aufdieRentenfinanzenließensichzwarauchdannnichtmehr

ausderWeltschaffen,wenndieReformsofortumgesetztwürde;längerfristigwirddieAnspan-

nungallerdingsspürbargemildert,ohnedafürinersterLinieaufgünstigereEntwicklungenam

ArbeitsmarktundbeieinigenweiterenRahmenbedingungendesRentensystemszusetzen.

57

Schlussfolgerungen für die Alterssicherungspolitik

7 Schlussfolgerungen für die Alterssicherungspolitik

IndervorliegendenStudiewurdeverdeutlicht,dassdasgesetzlicheRentensystemvoreinerlän-

gerenPhasewachsenderfinanziellerAnspannungsteht,diedurchdendemographischenWandel

verursachtwird.UnterBerücksichtigungweitererEinflussfaktorenkönnendieabsehbarenPro-

blemezwarverschiedengroßausfallen.SieerweisensichaberalssehrrobustgegenüberVaria-

tionenderAnnahmen,etwaüberzukünftigeEntwicklungeneinzelnerdemographischerTrends,

aberauchderArbeitsproduktivitätundderLöhne.DiesePerspektiveliefertdieGründefürein-

schneidendeReformendesRentensystemsausdenvergangenenJahren.Siedarfbeineuerlichen

DebattenzurRentenpolitiknichtausdemBlickverlorenwerden.

VordiesemHintergrundwerdeninderStudieAnsatzpunktedafürbetrachtet,diebis2060wach-

sendeunddanachvoraussichtlichanhaltendhoheAnspannungderRentenfinanzenzumildern.

Als durchaus realisierbare Schritte dazu werden eine verstärkte Erhöhung der Erwerbsbeteili-

gungvonFrauen,eineweitereVerlängerungderLebensarbeitszeit,eineSenkungdesAnteilsvon

ErwerbspersonenohneberuflichenAbschlusssowieeineErhöhungdesAnteilsvonErwerbsper-

sonenmitHochschulabschlussbehandelt,diedieRentenfinanzenlangfristiginsgesamtgünstig

beeinflussenkönnen.ZentraleKennziffernwiedasRentenniveau(netto,vorSteuern)undderBei-

tragssatzdergesetzlichenRentenversicherungwerdendabeivorallemdurchMaßnahmenver-

bessert,diesichderHandlungsoption„MehrBeschäftigung“zurechnenlassen.Maßnahmen,die

unterdieOption „BessereQualifikationen“ fallen,wirken sicheher aufdie absoluteHöhevon

Erwerbs-undAlterseinkommensowieaufdiegesamtwirtschaftlicheEntwicklungaus.Siemachen

dieAuswirkungendesdemographischenWandelsaufdieseWeisebessertragbar.

Maßnahmen,mitdenendieseOptioneneingelöstwerdenkönnen,sindetwaeinweitererAusbau

vonBetreuungsmöglichkeitenfürkleineKindersowievonGanztagskindergärtenund-schulen.Im

BildungssystemmüssenschwacheTeilnehmerundTeilnehmerinnenbessergefördertundnicht

nachuntenausgegrenztwerden,dasSystemberuflicherAusbildungmuss intaktgehaltenund

flexibelweiterentwickeltunddieerforderlichenRessourcenfürhöhereBildungmüssenbereitge-

stelltwerden.ZurVerlängerungderLebensarbeitszeitsolltefrühzeitigeinefortgesetzteHerauf-

setzungderRegelaltersgrenzederRentenversicherung,zumBeispiellängerfristigauf69Jahre,

angekündigtwerden,diedemerwartetenAnstiegderLebenserwartungfolgt.Unterstütztwerden

kanndiesdurcheineErhöhungderRentenabschlägebeieinemvorzeitigenEintrittindenRuhe-

stand,dadiederzeitigenAbschlagssätzealsniedrigerscheinen–sowohliminternationalenVer-

gleichalsauchgemessenanAbschlägen,mitdenenFrühverrentungsanreizeversicherungsma-

thematischkorrektneutralisiertund finanzielleBelastungen fürandereVersichertevermieden

werdenkönnten.

58

Schlussfolgerungen für die Alterssicherungspolitik

Hinzu kommen in allen hier angesprochenen Feldern notwendige Verhaltensänderungen der

Betroffenen, die sichpolitischnichtdirekt steuern lassen. So sollten sichRollenmusterbezüg-

lichderfamiliärenArbeitsteilungändern,GrenzenzwischenMänner-undFrauenberufenstärker

verwischenundunterBeteiligungderArbeitgeberauchLohn-undKarrierenachteilevonFrauen

weiterzurücktreten.FüreineVerlängerungderLebensarbeitszeitmüssensichnebenindividu-

ellenLebensplanungenderArbeitnehmerinnenundArbeitnehmerauchgewohnteDenkmuster

derArbeitgeberwandeln.ÄltereArbeitskräftemüssenbeiderWeiterbildungberücksichtigtund

altersgerechteArbeitsplätzeeingerichtetwerden,und letztlichmusseinArbeitsmarktgeschaf-

fenwerden,derfürÄltereaufnahmefähigist.EinaufnahmefähigerArbeitsmarktistauchfürPer-

sonennötig,dieeinenqualifiziertenberuflichenAbschlussnurmitMüheerreichenkönnen.Die

Chance,trotzdemeinenerfolgreichenEintrittinBeschäftigungodersogarspätereAufstiegsmög-

lichkeitenzufinden,kannzurückwirkenaufihrBildungsverhalten,weilsienichtmehrfrühzei-

tigentmutigtwerden.

DieSpielräumedafür,dieFinanzierbarkeitdesRentensystemsdurchkleinereVeränderungendes

Systemsselbstzuverbessern,sindnachdenbisherschonergriffenenReformennichtmehrgroß.

SelbstwenndiezuvorbetrachtetenMaßnahmensichalserfolgreicherweisen,werdensichRen-

tenniveauundBeitragssatzunterdemderzeitgeltendenRentenrecht längerfristig immernoch

ungünstigentwickeln.DerBeitraggesetzlicherRentenzurdynamischenSicherungdesLebens-

standardsderRentnerinnenundRentnerwirdsinken,unddielaufendenBelastungenderaktiven

VersichertendurchdieRentenfinanzierungwerdensteigen.Daherkannundsolltebeizeitenauch

überweitergehendeUmgestaltungendesRentensystemsnachgedachtwerden.

MaßnahmenzurAusweitungdesRentensystemsdurchEinbeziehungSelbstständigerundBeam-

ter bergen Chancen und Risiken. Falls die demographische Anspannung längerfristig wieder

abnimmt,könntebeigeschicktemTimingeinersolchenReformeine„Untertunnelung“desdemo-

graphischen Problems gelingen. Die deutliche Vergrößerung des Versichertenkreises ist teils

jedochverfassungsrechtlichbedenklich.VorallemaberwirddasdemographischeProblemwahr-

scheinlichnurindiefernereZukunftverlagert,wennamUmlagesystemdergesetzlichenRente

festgehaltenwird.StattdessenkönntendieineinerÜbergangsphaseanfallendenzusätzlichenBei-

tragseinnahmen,denennichtsofortzusätzlicheRentenausgabengegenüberstehen,aberauchin

eineDemographiereserveeingestelltundsozueinerTeilkapitaldeckungdesRentensystemsüber-

gegangenwerden.VorübergehendentlastendeEffektederReformwürdendannabertendenziell

wiederverschwinden.

KapitalgedeckteVorsorgeaußerhalbdesgesetzlichenRentensystemsstelltbei sinkendemRen-

tenniveaugleichwohleinesinnvolleErgänzungdergesamtenAlterssicherungdar.BekanntePro-

blemesolcherLösungensindhoheKostendesAbschlussesundderDurchführungindividueller

VorsorgeverträgedurchkonkurrierendeAnbietersowieeinZögernderAnlegerangesichtskom-

plexer Entscheidungen, wenn nicht sogar ein Ausweichen davor. Regulierungen, die für mehr

Markttransparenzsorgen, sowieeineStärkungbetrieblicherund tariflicherLösungenzurSen-

59

Schlussfolgerungen für die Alterssicherungspolitik

kungderKostensinddaherebensonötigwiegewissegesetzlicheVorgabenbishinzueinerVor-

sorgepflicht,beiderfürindividuelleEntscheidungenüberArtundUmfangderVorsorgeStandard-

lösungenvorgegebenwerden,vondenenimEinzelfallaberabgewichenwerdenkann.Wennesauf

dieseWeisegelingt,dieVerbreitungergänzenderVorsorgedeutlichzuerhöhen,hatdiesdefinitiv

günstigeEffektefürdasSicherungsniveaudergesamtenAlterseinkommen.

Bedenkenswertistschließlich,obimHinblickaufdieEffektedesdemographischenWandelsnicht

eingrundlegenderKonstruktionsfehlerherkömmlicher,staatlicherRentensystemebeseitigtwer-

densollte.DieimUmlageverfahrenfinanziertenSystemesindinsgesamtaufeinemöglichsthohe

ZahlqualifizierterzukünftigerErwerbspersonenangewiesen.SiesetzenindividuellaberAnreize

gegendieErziehungundAusbildungvonKindern.UmdiesesProblemzulösen,müsstenkinder-

bezogeneRentenansprüchemassivausgebautwerden,währendPersonenohneKinderdannver-

stärktergänzende,kapitalgedeckteVorsorgebetreibenmüssten.UmdieFolgendesdemographi-

schenWandelszuvermeiden,kämensolcheReformenzwarzuspät,egalobsiesofortodererstin

Zukunftergriffenwerden;längerfristighättensiejedochvorteilhafteFolgenfürdieRentenfinan-

zierungundwürdeninsgesamtfürverbesserteRahmenbedingungenderdemographischenund

wirtschaftlichenEntwicklungsorgen.

DieabsehbarenAuswirkungendesdemographischenWandelsaufdieFinanzendesgesetzlichen

Rentensystemssindsostark,dasssiedurchEinzelmaßnahmennichtspürbargemildertwerden

können.ErforderlichistvielmehreinganzesBündelanMaßnahmen,dieinnerhalbdesRentensys-

tems,aberauchimArbeitsmarktundimBildungssystemansetzen.Zusammengenommenkann

mitdenhierbetrachtetenAnsatzpunktenzurVerbesserungderPerspektivenfürdieRentenfinan-

zierung–insbesonderemiteinerfortgesetztenVerlängerungderLebensarbeitszeit,dieaufdie

WirkungendersteigendenLebenserwartungzielt,miteinemgezieltenAusbauergänzenderkapi-

talgedeckterVorsorgesowiemitMaßnahmenzurErhöhungderArbeitsmarktdynamikmitmehr

BeschäftigungundbesserenQualifikationen–jedocheingangbarerWeggefundenwerden,um

dendemographischenWandelzubewältigen,sowohlimHinblickaufdasAlterssicherungssystem

alsauchimHinblickaufseineKonsequenzenfürWachstumundBeschäftigung.

60

Anhang: Weitere Resultate zu allen projizierten Varianten

8 Anhang: Weitere Resultate zu allen projizierten Varianten

FüralleindervorliegendenStudiepräsentiertenVariantenderLangfristprojektionenzurfinan-

ziellenEntwicklungdesRentensystemswerdenhierausgewählteErgebnissedokumentiert.Zu

beachtensinddabeifolgendeDefinitionen:

• Als„Rentner“werdenalleBeziehervonAlters-,Erwerbsminderungs-undHinterbliebenenren-

tenbezeichnet.

• ZurErmittlungdes„Äquivalenz-Rentnerquotienten“werdendieRentnerunterBerücksichti-

gung ihrer individuellenRentenansprüche imVerhältniszueinerStandardrentegewichtet.

DiesoermittelteZahlwirddurchdieZahlderBeitragszahlergeteilt.

• Einesogenannte„Standardrente“basiertauf45Entgeltpunkten(multipliziertmitdem„aktu-

ellenRentenwert“ zu einemMonatsbetrag inEuro). EinEntgeltpunkt ist der rentenrechtli-

cheGegenwertvonBeiträgenaufdasdurchschnittliche,versicherungspflichtigeBruttoarbeits-

entgeltalleraktivenVersicherten ineinemgegebenen Jahr.HinterderStandardrentesteht

alsodieVorstellung,dasseinVersicherter45Beitragsjahrezurückgelegtunddabeistetsdas

DurchschnittsentgeltalleraktivenVersichertenerzielthat.

• Zur Ermittlung des „Brutto-Standardrentenniveaus“ wird die Brutto-Standardrente (brutto:

inkl.AnteilederRentneranKranken-undPflegeversicherungsbeiträgen)durchdasdurch-

schnittlicheBruttoarbeitsentgeltalleraktivenVersichertengeteilt.

• Zur Ermittlung des „Netto-Standardrentenniveaus vor Steuern“ werden Standardrente und

durchschnittlichesArbeitsentgeltjeweilsumdiegesetzlichenAbzügefürSozialversicherungs-

beiträgevermindert;Lohn-bzw.Einkommensteuerbleibenunberücksichtigt,weilsievonder

sonstigenEinkommenssituationderSteuerpflichtigenbeeinflusstwerden.

• Als„Bundesmittel“wirddieSummeallerausallgemeinenHaushaltsmittelndesBundesfinan-

ziertenÜbertragungenandasgesetzlicheRentensystembezeichnet.DieverschiedenenKom-

ponentendieserMittelwerdenJahrumJahrv.a.gemäßdervorherigenEntwicklungderversi-

cherungspflichtigenBruttoentgelteundderBeitragssätzederGRVangepasst.Teilweisefolgen

sieauchderEntwicklungderUmsatzsteuereinnahmenoderder inderRentenversicherung

angerechnetenErziehungszeiten.

• Als„Rentenausgaben“werdendieGesamtausgabendesgesetzlichenRentensystemsbezeich-

net.NebendenLeistungsausgabenfürRentenzahlungengehörendazuv.a.auchdievonder

RentenversicherungübernommenenAnteilederBeiträgezurKrankenversicherungderRent-

nersowiedieVerwaltungskosten.

61

Anhang: Weitere Resultate zu allen projizierten Varianten

Jahr Anzahl der Renten

SV-Beschäftigte

Äquiv.-Rentner-quotient

GRV-Beitrags-satz

Standard-Rentenniveau Bundes-mittel je Renten-ausgaben

Renten-ausgaben je BIPbrutto netto (vor

Steuern)

Variante: Referenzvariante (Abbildung 1)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.318 27.728.198 56,7 % 19,6 % 44,0 % 47,1 % 33,8 % 9,6 %

2030 27.578.389 25.969.170 64,3 % 21,3 % 41,9 % 45,2 % 33,4 % 10,5 %

2040 28.219.353 23.528.133 72,7 % 23,7 % 39,2 % 43,3 % 34,1 % 12,0 %

2050 28.514.019 21.756.358 79,0 % 25,9 % 37,3 % 42,1 % 34,7 % 13,4 %

2060 27.711.571 19.881.531 84,0 % 27,2 % 35,9 % 41,2 % 36,0 % 14,5 %

Variante: junge Bevölkerung (Abbildung 2)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 25.975.481 28.057.647 55,6 % 19,2 % 44,3 % 47,3 % 33,7 % 9,5 %

2030 27.368.215 26.882.919 61,3 % 20,9 % 42,7 % 46,0 % 33,1 % 10,3 %

2040 28.200.086 25.083.524 67,5 % 23,0 % 40,3 % 44,2 % 33,6 % 11,5 %

2050 28.469.723 23.977.276 70,9 % 24,8 % 38,9 % 43,4 % 33,7 % 12,5 %

2060 27.673.233 22.850.229 72,5 % 25,7 % 38,1 % 43,0 % 34,3 % 13,2 %

Variante: alte Bevölkerung (Abbildung 2)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.161.823 27.444.270 57,6 % 19,6 % 43,8 % 46,9 % 33,6 % 9,7 %

2030 27.819.723 25.034.371 67,5 % 21,8 % 41,2 % 44,7 % 33,6 % 10,8 %

2040 28.512.252 22.036.285 78,8 % 24,5 % 38,0 % 42,3 % 34,8 % 12,6 %

2050 28.830.194 19.670.568 88,7 % 27,0 % 35,7 % 40,7 % 35,9 % 14,3 %

2060 27.914.279 17.214.384 97,8 % 28,7 % 33,8 % 39,4 % 38,0 % 15,9 %

Variante: Streichung des Nachhaltigkeitsfaktors (Abbildung 3)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.318 27.594.219 56,9 % 20,1 % 45,1 % 48,5 % 33,4 % 9,9 %

2030 27.578.389 25.571.770 65,1 % 22,7 % 43,8 % 48,0 % 33,0 % 11,2 %

2040 28.219.353 22.901.790 74,3 % 25,9 % 41,8 % 47,3 % 33,7 % 13,1 %

2050 28.514.019 20.928.675 81,4 % 28,7 % 40,2 % 46,9 % 34,3 % 15,0 %

2060 27.711.571 18.778.392 87,5 % 30,7 % 39,0 % 46,7 % 35,9 % 16,6 %

Variante: Rente mit 65 (Abbildung 3)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.496.313 27.346.843 58,5 % 19,6 % 43,0 % 46,0 % 33,9 % 9,7 %

2030 28.812.467 24.604.365 71,2 % 22,1 % 39,7 % 43,3 % 34,0 % 11,1 %

2040 29.194.351 22.522.586 79,1 % 24,3 % 37,5 % 41,7 % 34,7 % 12,5 %

2050 29.348.192 20.791.162 85,8 % 26,3 % 35,8 % 40,5 % 35,4 % 13,8 %

2060 28.274.271 19.057.599 90,3 % 27,4 % 34,6 % 39,8 % 36,8 % 14,8 %

62

Anhang: Weitere Resultate zu allen projizierten Varianten

Jahr Anzahl der Renten

SV-Beschäftigte

Äquiv.-Rentner-quotient

GRV-Beitrags-satz

Standard-Rentenniveau Bundes-mittel je Renten-ausgaben

Renten-ausgaben je BIPbrutto netto (vor

Steuern)

Variante: mehr Investitionen (Abbildung 4)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.318 27.727.810 56,6 % 19,5 % 43,7 % 46,8 % 33,7 % 9,5 %

2030 27.578.389 25.967.814 64,3 % 21,1 % 41,7 % 45,0 % 33,1 % 10,5 %

2040 28.219.353 23.538.302 72,7 % 23,7 % 39,0 % 43,1 % 33,9 % 11,9 %

2050 28.514.019 21.765.594 79,0 % 25,8 % 37,1 % 41,9 % 34,4 % 13,3 %

2060 27.711.571 19.889.261 84,0 % 27,2 % 35,8 % 41,0 % 35,7 % 14,4 %

Variante: mehr Innovationen (Abbildung 4)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.318 27.956.893 56,3 % 18,8 % 43,2 % 45,9 % 33,4 % 9,3 %

2030 27.578.389 26.108.638 64,0 % 20,8 % 40,9 % 44,0 % 33,4 % 10,2 %

2040 28.219.353 23.698.330 72,3 % 23,1 % 38,2 % 41,9 % 34,0 % 11,6 %

2050 28.514.019 21.949.503 78,6 % 25,2 % 36,3 % 40,6 % 34,5 % 12,9 %

2060 27.711.571 20.093.561 83,4 % 26,5 % 35,0 % 39,7 % 35,7 % 13,9 %

Variante: höhere Gesundheitskosten (Abbildung 5)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.121.154 27.046.127 57,7 % 19,6 % 43,7 % 47,1 % 33,5 % 9,9 %

2030 27.751.876 23.731.455 68,6 % 22,3 % 40,6 % 45,6 % 34,0 % 11,5 %

2040 28.516.526 20.545.901 80,1 % 25,3 % 37,4 % 44,0 % 35,3 % 13,7 %

2050 28.935.812 19.343.064 86,5 % 27,7 % 35,6 % 42,5 % 35,7 % 15,2 %

2060 28.182.171 18.062.410 90,9 % 29,1 % 34,2 % 41,5 % 36,7 % 16,3 %

Variante: niedrigere Gesundheitskosten (Abbildung 5)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.044.040 28.048.641 56,1 % 18,8 % 43,9 % 46,6 % 33,3 % 9,4 %

2030 27.520.560 26.176.609 63,8 % 21,0 % 41,6 % 44,8 % 33,5 % 10,3 %

2040 28.120.295 23.700.639 72,0 % 23,3 % 38,8 % 42,8 % 34,2 % 11,8 %

2050 28.373.421 22.048.255 77,9 % 25,4 % 37,1 % 41,6 % 34,7 % 13,0 %

2060 27.554.705 20.397.441 82,1 % 26,6 % 35,9 % 40,7 % 35,8 % 14,0 %

Variante: höhere Frauenerwerbsbeteiligung (Abbildung 7)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.065.695 27.723.539 56,7 % 19,6 % 44,0 % 47,1 % 33,8 % 9,6 %

2030 27.584.380 25.962.022 64,3 % 21,3 % 41,9 % 45,3 % 33,3 % 10,5 %

2040 28.055.288 23.778.663 71,6 % 23,5 % 39,4 % 43,4 % 34,0 % 11,9 %

2050 28.109.638 22.235.828 76,6 % 25,5 % 37,8 % 42,4 % 34,4 % 13,1 %

2060 27.033.145 20.554.767 79,9 % 26,7 % 36,6 % 41,8 % 35,5 % 14,0 %

63

Anhang: Weitere Resultate zu allen projizierten Varianten

Jahr Anzahl der Renten

SV-Beschäftigte

Äquiv.-Rentner-quotient

GRV-Beitrags-satz

Standard-Rentenniveau Bundes-mittel je Renten-ausgaben

Renten-ausgaben je BIPbrutto netto (vor

Steuern)

Variante: längere Lebensarbeitszeit (Abbildung 7)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.318 27.728.198 56,7 % 19,6 % 44,0 % 47,1 % 33,8 % 9,6 %

2030 27.509.485 26.014.335 64,0 % 21,2 % 41,9 % 45,2 % 33,5 % 10,5 %

2040 27.743.059 24.017.858 70,0 % 23,2 % 39,8 % 43,7 % 34,0 % 11,7 %

2050 27.662.285 22.679.133 73,7 % 25,1 % 38,3 % 42,9 % 34,2 % 12,8 %

2060 26.556.340 21.128.997 75,9 % 26,2 % 37,3 % 42,3 % 35,1 % 13,7 %

Variante: kombiniertes Szenario I (Abbildung 7)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.066.208 27.722.535 56,7 % 19,6 % 44,0 % 47,1 % 33,8 % 9,6 %

2030 27.516.753 26.005.135 64,0 % 21,2 % 41,9 % 45,2 % 33,4 % 10,5 %

2040 27.575.707 24.278.986 69,0 % 23,0 % 40,0 % 43,9 % 33,8 % 11,6 %

2050 27.247.249 23.181.068 71,3 % 24,7 % 38,8 % 43,3 % 33,9 % 12,5 %

2060 25.864.087 21.838.977 72,1 % 25,7 % 38,1 % 42,9 % 34,7 % 13,3 %

Variante: konstante Arbeitslosenquote (Abbildung 9)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.318 27.376.370 57,1 % 19,4 % 43,7 % 47,0 % 33,8 % 9,6 %

2030 27.578.389 25.637.525 64,8 % 21,3 % 41,6 % 45,2 % 33,6 % 10,6 %

2040 28.219.353 23.769.316 72,2 % 23,5 % 39,1 % 43,0 % 34,1 % 11,9 %

2050 28.514.019 22.511.689 77,3 % 25,5 % 37,5 % 41,7 % 34,3 % 13,0 %

2060 27.711.571 21.063.369 81,0 % 26,7 % 36,3 % 40,6 % 35,3 % 13,8 %

Variante: sinkende Arbeitslosenquote (Abbildung 9)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.318 27.754.577 56,6 % 19,4 % 43,9 % 46,9 % 33,7 % 9,5 %

2030 27.578.389 26.345.895 63,7 % 21,2 % 41,9 % 45,1 % 33,3 % 10,4 %

2040 28.219.353 24.426.067 70,9 % 23,4 % 39,4 % 42,9 % 33,8 % 11,6 %

2050 28.514.019 23.133.691 75,9 % 25,4 % 37,8 % 41,6 % 34,0 % 12,7 %

2060 27.711.571 21.645.354 79,5 % 26,6 % 36,6 % 40,6 % 35,0 % 13,5 %

Variante: höhere Qualifikationen (Abbildung 11)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.318 27.773.699 56,6 % 19,6 % 43,9 % 47,0 % 33,8 % 9,6 %

2030 27.578.389 26.170.629 64,0 % 21,3 % 41,9 % 45,2 % 33,2 % 10,5 %

2040 28.219.353 24.004.774 71,7 % 23,5 % 39,3 % 43,1 % 33,9 % 11,8 %

2050 28.514.019 22.603.564 77,1 % 25,6 % 37,6 % 41,8 % 34,2 % 13,0 %

2060 27.711.571 21.125.284 80,9 % 27,0 % 36,3 % 40,7 % 35,1 % 13,9 %

64

Anhang: Weitere Resultate zu allen projizierten Varianten

Jahr Anzahl der Renten

SV-Beschäftigte

Äquiv.-Rentner-quotient

GRV-Beitrags-satz

Standard-Rentenniveau Bundes-mittel je Renten-ausgaben

Renten-ausgaben je BIPbrutto netto (vor

Steuern)

Variante: kombiniertes Szenario II (Abbildung 11)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.066.208 27.768.024 56,6 % 19,6 % 43,9 % 47,0 % 33,8 % 9,6 %

2030 27.516.753 26.205.767 63,7 % 21,2 % 41,9 % 45,2 % 33,4 % 10,4 %

2040 27.575.707 24.750.894 68,1 % 22,9 % 40,1 % 43,7 % 33,6 % 11,4 %

2050 27.247.249 24.005.683 69,7 % 24,5 % 39,1 % 43,0 % 33,5 % 12,2 %

2060 25.864.087 23.048.199 69,6 % 25,5 % 38,4 % 42,5 % 33,9 % 12,8 %

Variante: mehr Zuwanderer mit unveränderter Bildung (Abbildung 12)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.077.344 28.162.299 55,8 % 18,9 % 43,9 % 46,7 % 33,4 % 9,4 %

2030 27.667.099 26.795.028 62,4 % 20,8 % 42,0 % 45,2 % 33,1 % 10,2 %

2040 28.492.259 24.727.937 69,6 % 23,0 % 39,4 % 43,4 % 33,5 % 11,5 %

2050 29.119.937 23.180.763 75,5 % 25,0 % 37,6 % 42,4 % 33,7 % 12,8 %

2060 28.847.558 21.292.177 81,1 % 26,4 % 36,1 % 41,6 % 34,7 % 13,9 %

Variante: mehr Zuwanderer mit besserer Bildung (Abbildung 12)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.077.344 28.038.331 56,0 % 19,2 % 44,1 % 47,1 % 33,8 % 9,5 %

2030 27.667.099 26.881.159 62,3 % 21,1 % 42,4 % 45,8 % 32,9 % 10,3 %

2040 28.492.259 25.067.316 69,1 % 23,3 % 39,9 % 43,8 % 33,2 % 11,6 %

2050 29.119.937 23.916.232 74,0 % 25,4 % 38,2 % 42,6 % 33,1 % 12,8 %

2060 28.847.558 22.622.234 78,1 % 26,8 % 36,8 % 41,6 % 33,7 % 13,7 %

Variante: Einbeziehung von Selbstständigen und Beamten (Abbildung 14)

2000 23.134.656 27.825.624 n.v. 19,3 % 48,2 % 52,9 % 30,6 % 10,5 %

2010 25.003.226 27.710.487 55,2 % 19,9 % 46,7 % 50,3 % 32,6 % 10,1 %

2020 26.063.682 28.906.381 54,4 % 18,9 % 44,6 % 48,5 % 32,7 % 9,7 %

2030 27.583.200 29.254.723 57,4 % 20,3 % 43,5 % 49,7 % 31,3 % 10,9 %

2040 28.244.083 28.816.345 60,0 % 21,9 % 41,9 % 49,7 % 30,4 % 12,8 %

2050 28.597.483 28.822.789 60,7 % 23,3 % 41,1 % 50,5 % 29,4 % 14,7 %

2060 28.400.821 27.717.134 63,1 % 24,7 % 40,1 % 50,8 % 29,4 % 16,5 %

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