Z E I T S C H R I F T D E R G E S E L L S C H A F T Z U R B E F Ouml R D E R U N G G E M E I N N Uuml T Z I G E R T Auml T I G K E I T
A 4342
LUuml B E C K I S C H EB L Auml T T E R
6 Juni 2015 middot 180 Jahrgang middot Heft 11euro 210
Einweihung Hansemuseum 181
Meldungen 184
Aus der Gemeinnuumltzigen 185
Zur Vermietungssituation in City-Immobilien 186
Interkultureller Sommer 188
Buumlrgerschaft im Mai 188
Europas Wissensort bdquoHanseldquo 190
Theater- und Opernkritiken 192
Erinnerung an Bruce Chatwin 194
Neuerwerb fuumlr Kunsthalle 196
Wissenschaftsfest am Hafen U3
Luumlbeckische Blaumltter 201511 181
L Uuml B E C K I S C H EB L Auml T T E R
6 Juni 2015 middot Heft 11 middot 180 Jahrgang middot Zeitschrift der Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit
Blick vom ehemaligen Gefaumlngnishof durch den Verbindungsbau zwischen Beichthaus und Kloster auf den Eingang (Foto BZ)
Einweihung des Europaumlischen Hansemuseums und EroumlffnungswochenendeBurkhard Zarnack
Zum offiziellen Einweihungstermin am 27 Mai gab sich die Bundeskanzlerin persoumlnlich die Ehre das neue Museum nach elfjaumlhriger Planung und dreijaumlhriger Bauzeit einzuweihen
Die Landesre-gierung war mit Ministerpraumlsident Torsten Albig und der Kulturministerin Anke Spoorendonk (Ministerin fuumlr Jus-tiz Kultur und Eu-ropa) vertreten die Hansestadt Luumlbeck mit Stadtpraumlsidentin Schopenhauer Buumlr-germeister Saxe und Abgeordneten der Buumlrgerschaft Buumlr-germeister weite-rer Hansestaumldte so z B aus Stralsund nahmen ebenfalls an der feierlichen Uumlbergabe teil
Buumlrgermeister Saxe eroumlffnete die Reihe der Redebei-traumlge indem er an die europaumlische Tra-dition der Hanse anknuumlpfte und auf das einst maumlchtige Kaufmannsbuumlndnis ver-wies das viele Jahrhunderte den Norden und Westen Europas als Handelsmacht dominierte Die bdquoScharldquo verkoumlrperte nach seinen Worten einen Vorlaumlufer des Euro-pagedankens deren Ausgangspunkt und Oberhaupt Luumlbeck war
Ministerpraumlsident Albig stellte den Bezug zu den alten Gebaumludeteilen des Hansemuseums her sozusagen zur Ur-zelle naumlmlich zum Dominikanerkloster im Burgbereich von dem aus die Besied-
lung der Stadt und der Umgebung ausging bzw unterstuumltzt wurde Er bezeichnete das Museum als bdquoneuen Fixstern am Kultur-himmel Schleswig-Holsteinsldquo in der die bdquoreiche Geschichte der Hanse erstmals in ihren vielen Facetten fuumlr ein breites Publi-kum dargestelltldquo wird Auch Albig betonte den europaumlischen grenzuumlberschreitenden
Blickwinkel den das Museum mit seinem Ausstellungsraum zum Konzept erhoben habe
Bundeskanzlerin Merkel hob her-vor dass Luumlbeck mit dem Europaumlischen
Hansemuseum ein bdquoneues Juwelldquo er-halten habe das bdquoEinblicke in be-wegende Kapitel der Jahrhunderte waumlhrenden Han-sezeit gibtldquo Die Stadt die heute zum Unesco-Weltkul-turerbe zaumlhlt wur-de von Kaiser Karl IV 1376 in einem Atemzug mit Rom Venedig Pisa und Florenz genannt
Fuumlr die Stadt-gruumlndung von 1143 war das Burgklos-terareal Ausgangs-punkt insofern ist der Standort des Museums nicht nur richtig gewaumlhlt sondern ein bdquotradi-tions- und selbst-
bewusstes Bekenntnis zu Luumlbeckldquo ein bdquoBruumlckenschlag uumlber historische Epochen hinwegldquo
Die Hanse ndash so Bundeskanzlerin Mer-kel ndash ist bdquoder erste groszlige erfolgreiche Wirtschaftsverband Europasldquo der ein bdquohalbes Jahrtausendldquo Bestand hatte zum Vergleich die Roumlmischen Vertraumlge gibt
Gruppenfoto vor dem Museum Stadtpraumlsidentin Schopenhauer (links) Buumlrgermeister Saxe Ministerpraumlsident Albig Andreas Heller Dr Pfeifer Bundeskanzlerin Merkel Museumsdirektorin Kosok und Frau Menken (Fotos BZ)
182 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Einweihung Hansemuseum am 27 Mai
es (erst) seit 50 Jahren bdquoDie Europaumlische Union muss sich also noch anstrengenldquo
Um den Geist der Hanse bzw der Hansezeit zu charakterisieren zitierte die Bundeskanzlerin den franzoumlsischen Historiker Philippe Dollinger bdquoAuf ihren Schiffen sind genauso gut geistige und kuumlnstlerische Stroumlmungen verbreitet wie Waren transportiert wordenldquo
Von diesem Geist wuumlrden wir noch heu-te profitieren Daran anknuumlpfend schlug die Bundeskanzlerin eine Bruumlcke zur heutigen europaumlischen Situation indem sie auf die gemeinsame Staumlrke verwies durch die fuumlr alle mehr erreicht wuumlrde bdquoals wenn jeder fuumlr sich selbst agieren wuumlrdeldquo
Sie rief aber auch die Schwierigkei-ten und Kaumlmpfe ins Bewusstsein die waumlhrend der Hansezeit bewaumlltigt werden mussten und zog aus dieser jahrhunderte-alten Erfahrung die Parallele zur heutigen
Situation der Europaumlischen Union bdquoLouml-sungen wenn sie Bestand haben sollen lassen sich immer nur im Dialog findenldquo bdquohellip wir bauen auf Konsens und Solida-ritaumlt wir setzen auf Eigenverantwortung und Mitverantwortungldquo
Vor diesem Hintergrund charakteri-sierte Frau Merkel das Anliegen des Mu-seums den bdquoBlick nach vorn zu richtenldquo und sich mit bdquoFragen einer kuumlnftigen Wirtschaftsordnung zu befassenldquo
Die Bundeskanzlerin hob den uumlberaus groszligen Einsatz der Possehlstiftung fuumlr die Entstehung des Museums hervor und dank-te dem Stiftungsvorstand Renate Menken und Helmuth Pfeifer Das Europaumlische Hansemuseum sei ein bdquobesonders beein-druckendes Beispiel dafuumlr was Gemein-sinn zu bewirken vermagldquo betonte sie
Der Dank der Kanzlerin ging an alle die bdquoan diesem Projekt mitgewirkt habenldquo
Es erfolgte die Schluumlsseluumlbergabe mit Ministerpraumlsident Albig dem Architekten Andreas Heller Renate Menken und Buumlr-germeister Saxe an die Direktorin des Mu-seums Lisa Kosok Der Schluumlssel bestand ndash naheliegend fuumlr Luumlbeck ndash aus einem groszligen Marzipangebilde Offensichtlich roch das Marzipan so verlockend dass sich Frau Merkel hinunter beugte um den Duft aus naumlchster Naumlhe zu empfangen
Im Anschluss an die Uumlbergabe er-folgte eine Fuumlhrung hinunter in die Aus-stellungsraumlume des Museums durch den Architekten Andreas Heller den wissen-schaftlichen Leiter Rolf Hammel-Kiesow und die Direktorin Lisa Kosok
Eroumlffnungswochenende Buumlrgerfest
Ein festlich begangenes Eroumlffnungs-wochenende schloss sich an Am Freitag bestand noch fuumlr die Anwohner und Gut-scheingewinner die Gelegenheit das Mu-seum kostenlos zu besuchen Ab Samstag wurde Eintritt erhoben
Ergaumlnzt wurde das Fest mit einem Besuch der Alexander von Humboldt II die am Schuppen 9 festmachte nachdem das Segelschiff vorher am Freitag Tra-vemuumlnde besucht hatte Botschaft Mot-to und Aufgabe des Schiffs Schiffe als Wissensorte (getreu dem Projekteslogan bdquoHanse trifft Humboldtldquo) organisiert von dem Buumlro bdquoLuumlbeck Stadt der Wissen-schaftldquo
Am Kai zwischen den Schuppen 9 und 6 waren Zelte aufgebaut in denen sich die einzelnen Stadtteile praumlsentierten daruumlber hinaus soziale Einrichtungen wie z B bdquoSprungtuch e Vldquo und das bdquoForum fuumlr Migrantinnen und Migranten der Han-sestadt Luumlbeckldquo Der Shantychor bdquoMouml-wenschietldquo unter der Leitung von Martin Stoumlhr untermalte vom Vordeck der bdquoAle-xanderldquo das Fest Samstagabend spielten auf der Buumlhne vor Schuppen 9 Gruppen aus London Bergen Bruumlgge Nowgorod und Luumlbeck Der Samstagabend endete mit einem beeindruckenden Feuerwerk
Am Sonntag lieszlig das Blaumlserensemble der Musikhochschule die Veranstaltung ausklingen
RahmenveranstaltungenBegleitet wurde der festlichen Rah-
men auf der Pier von verschiedenen Vor-tragsveranstaltungen auf der bdquoAlexanderldquo und im Europaumlischen Hansemuseum die an beiden Tagen Samstag wie Sonntag angeboten wurden Dazu gehoumlrten Archi-tekturfuumlhrungen Spielaktionen fuumlr Kin-
Das Europaumlische Hansemuseum in Luumlbeck eroumlffnet am 27 Mai 2015 (Fotos BZ)
Baubeginn des Hansemuseums Februar 2013 mit Andreas Heller Helmuth Pfeifer Bernd Saxe und Renate Menken
Luumlbeckische Blaumltter 201511 183
Eroumlffnungswochenende Hansemuseum
der (bdquoHaumlnseleyenldquo) auf dem neuen Spiel-hof vor dem Beichthaus ein mittelalter-licher Markt im Beichthaus mit Musik und dem Hansevolk insiderperspektiven (Gespraumlche mit Hansespezialisten) sowie Vortraumlge aus Wissenschaft und Kultur Die Vortraumlge beschaumlftigten sich z B mit der Frage bdquoWelche wissenschaftliche Zielrichtung verfolgt das Hansemuse-umldquo oder bdquoInwieweit war die Hanse Kulturtraumlgerldquo
Anhand verschiedener Gespraumlche und Vortraumlge wurde einerseits das wissen-schaftliche Selbstverstaumlndnis des Muse-ums der gegenwaumlrtige Stand der Hanse-forschung und die zukuumlnftige Entwick-lung beleuchtet bzw skizziert
In einem Gespraumlch mit den Kunsthis-torikerinnen Kerstin Petermann und Anja Rasche (Netzwerk Kunst und Kultur der Hansestaumldte) unter der Leitung von Lisa Kosok der Museumsleiterin ging die Gruppe der Frage nach was fuumlr die Han-se eigentlich Kunst und Kultur bedeutete Waren die Kaufleute nur an ihren Geschaumlf-ten interessiert oder empfanden sie sich auch als kulturelle Vermittler Der neue Ansatz des Europaumlischen Hansemuseums bedeutet dass (z B) diese Fragestellung fuumlr den gesamten Hanseraum gestellt wer-den soll und dass andere Laumlnder einbe-zogen werden muumlssen um die bisher oft einseitigen nationalen Forschungsansaumltze zu uumlberwinden
Am Beispiel der Sprache als zentra-lem Kulturtraumlger kann das Problem aber auch die Fragestellung (z T) skizziert werden Als Beispiel und Quelle wurde ein Danziger Kaufmann erwaumlhnt der sei-nen Sohn im 15 Jahrhundert nach Finn-land schickte um ihn finnisch lernen zu lassen zu einem Zeitpunkt also in dem es das Finnische als Schriftsprache noch nicht gab Die Vermittlung der Sprache war nur durch den persoumlnlichen Kontakt moumlglich oder moderner formuliert uumlber ein Personennetzwerk
Entsprechend bedeutend war die Rolle derjenigen fuumlr die Hanse die uumlber sprach-liche Faumlhigkeiten verfuumlgten Der Wert ei-nes sprachfaumlhigen Boten konnte am Wehr-geld abgelesen werden das bei Auseinan-dersetzungen faumlllig wurde wenn jemand gewaltsam durch Dritte zu Tode gekom-men war Das Wehrgeld eines Kaufmanns betrug 250 Einheiten das eines Boten 500 Einheiten
Betont wurde aber auch von beiden Wissenschaftlerinnen dass es zwar vie-le kulturelle Uumlbereinstimmungen in den Hansestaumldten gibt aber einen einheitli-chen Hansestil gab es nicht Der Begriff
bdquoHansekulturldquo oder bdquoBacksteinkunstldquo muumlsse also mit einem Fragezeichen ver-sehen werden
Die Museumsdirektorin verwies auf die verschiedenen Moumlglichkeiten For-schungen Erkenntnisse und museale Prauml-sentation zusammenzubringen und ndash un-ter Einbeziehung der Oumlffentlichkeit ndash auf dem Laufenden zu halten So z B mit dem Aufbau von Netzwerken mit anderen wissenschaftlichen Institutionen nicht zu-letzt durch persoumlnliche Kontaktaufnahme durch Exkursionen auch ein Freundes-kreis waumlre denkbar und natuumlrlich durch die Aktivierung des bereits vorhandenen Hanselabors
Der Architekt und Museumsplaner Andreas Heller stellte die Idee und kon-zeptionelle Entwicklung des Museums vor Diese wird hier nicht dargestellt der Leser moumlge sich vor Ort im Museum ei-nen persoumlnlichen Einblick verschaffen
Piraten junge Maumlnner und die Abwesenheit von Frauen
Der wissenschaftliche Leiter des Hansemuseums Rolf Hammel-Kiesow widmete sich dem Thema Piraten junge Maumlnner und die Abwesenheit von Frauen
Er stellte ndash ausgehend von einer Reise nach Nowgorod ndash den Karrierebeginn ei-nes jungen Kaufmanns zunaumlchst als Lehr-ling dar Diese Reise begann mit 18 Jahren und fuumlhrte den jungen Mann sehr schnell an schwierige Aufgaben heran Zunaumlchst wurde er aber als Sprachschuumller bei Bo-jaren (den russischen Groszliggrundbesitzern und Adligen) fuumlr vier Monate unterge-bracht Danach durfte er auf dem Markt Verhandlungen mit (Einzelhandels-) Kun-den fuumlhren denn Einzelhandelsgeschaumlfte
waren dem Lehrherren verboten er durfte nur im Groszlighandel taumltig werden
Das Wort Pirat wurde begrifflich ge-klaumlrt indem dieser bdquoBerufsstandldquo von den sogenannten Kaperfahrern abgetrennt wur-de Diese Kaperfahrer waren Beauftragte von Kriegsherren deren Ziel es war Geg-ner zu schaumldigen Die Kaperfahrer wurden mit entsprechenden Briefen ausgestattet und durften den groumlszligten Teil ihrer Beute behalten bzw selbst in den Hafenstaumldten zu Geld machen (was dann regelmaumlszligig den Zorn derjenigen Staumldte hervorrief die nicht in den Genuss dieser Waren gekom-men waren Vorwurf Raubgut)
Bei den Kaperungen ging es der bdquoge-meinenldquo Besatzung schlecht (sie haumltten bewacht werden muumlssen standen bdquoim Wegeldquo und wurden ins Meer geworfen) hingegen wurden die an Bord befind-lichen Kaufleute geschont denn diese konnten Loumlsegeld einbringen
Die Probleme fuumlr die Kaperfahrer be-gannen immer dann wenn der Auftragge-ber und Kriegsherr den Fehdezustand fuumlr beendet erklaumlrte Diese Veraumlnderung ver-anlasste die meisten Kaperfahrer jedoch die Raubfahrten fortzusetzen nur dass sie jetzt Piraten Seeraumluber waren die durch keinen (zweifelhaften) Rechtstitel mehr gedeckt waren Wie sie endeten erzaumlhlt die Stoumlrtebekergeschichte
Die Rolle und Stellung der Frau im Norden war weitaus besser als in den suumld-lichen Laumlndern wie z B in Italien Wenn der Fernhandelskaufmann und Ehemann auf Reisen war uumlbernahm die Ehefrau das Handelsgeschaumlft voll verantwortlich Es gaumlbe verschiedene Quellen so Hammel-Kiesow die belegen dass die Ehefrauen Geschaumlfte mit erheblichen Summen taumltig-ten und abschlossen
Blick auf die Bronze-Schutzverkleidung fuumlr die erhaltenen Fresken der Klosterkirche (Kirchplatz)
184 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Meldungen
Geschichtsverein
Mo 8 Juni 15 Uhr Marienkirche Buumlr-germeisterkapelleFuumlhrung durch die Marien-kircheProf Dr Antjekathrin Graszlig-
mann und Prof Dr Gerhard AhrensEintritt 2 Euro individuell an der Kasse zu entrichten
Mi 10 Juni 18 Uhr Archiv der Hanse-stadt Luumlbeck Lesesaal IV StockWalter und Moshe Wolff Das eigene Leben erzaumlhlen Geschichte und Bio-grafie von Hamburger Juden aus zwei Generationen Dr Linde Apel Forschungsstelle fuumlr Zeit-geschichte in Hamburg Buchvorstellung und VortragIm August 1938 kurz vor dem November-pogrom verlaumlsst die Familie Wolff ihre Heimatstadt Hamburg Viele Jahre spaumlter haben Vater Walter und Sohn Moshe un-abhaumlngig voneinander ihre Lebenserinne-rungen niedergeschriebenIn Kooperation mit der bdquoInitiative Stol-persteine fuumlr Luumlbeck
Do 11 Juni 15 Uhr Treffpunkt Vor der Kapelle des Burgtorfriedhofs in der EschenburgstraszligeFuumlhrung uumlber den Luumlbecker Ehren-friedhofmit Prof Dr Gerhard Ahrens
Deutsch-Italienische Gesellschaft
Di 16 Juni 16 Uhr Marli-Cafeacute St Annenstr 1 (Ne-benzimmer)LeggilO - Qui non crescono
i fiori - Hier wachsen keine Blumenmit Luca Giordano und Dr Francesca
BraviM o d e r i e r -te Lesung in deutscher und italienischer SpracheErzaumlhlt wird die Geschich-te von Salva-tore und sei-nem Bruder Damiano die mit ihrem Va-ter auf einer
Insel am Meer leben inmitten rauer und karger Landschaft die auch als Metapher fuumlr das Lebensgefuumlhl dieser drei Maumlnner
gemeint ist Doch die Bruumlder versuchen jeder auf seine Art die wilde Landschaft zu besaumlnftigen und der Insel zu entflie-henEintritt frei
Deutsch-Iberoamerikanische Gesellschaft
Fr 19 Juni 1830 Uhr Volks-hochschule Falkenplatz 10Deutsche Spuren auf CubaProfessor Manuel Torres Havanna
Erlebnis im SenkgartenAnmeldung unter infoluebecker-schul-gartende oder 04533 8535
Musikerkennen
Fr 19Juni 20 Uhr Groszlig Groumlnau-Muumlller amp PetzinnaEda amp Oishibashi ndash Minyo and Classi-cal Beats Eintritt 15 Euro
Natur und Heimat
So 7Juni Treffen 0858 Uhr Haltestelle bdquoWesloer Bruumlckeldquo Linie 10 (ZOB 0839 Uhr)Von Luumlbecks Osten zum Oumlko- und Viel-faltsmarkt am DomHalbtagswanderung auf verschlungenen Wegen ca 12 kmKontakt Friedel Mark Tel 7060274
Mi 17Juni Treffen 0850 Uhr Bahn-hofshalle Zug 0908 UhrSachsenwaldTageswanderung (mit Friedrichsruh) ca 12 km Rucksackverpflegung Gruppen-fahrscheinKontakt Hilde Veltman Tel 604700
Sa 20Juni Treffen 0855 Uhr Bahnhofs-halle Zug 0912 UhrOldenburg minus Lensahn (NSG)Tageswanderung ca 20 km Rucksack-verpflegung GruppenfahrscheinKontakt Gudrun Meszligfeldt Tel 493844
Kunsthalle St Annen
Bis 16 August St Annenstraszlige Salaam Luumlbeck ndash Muslimisches Leben in der HansestadtBegleitprogrammSa 13 Juni 14 Uhr Treffpunkt Bushalte-stelle KatharineumStadtteilfuumlhrungAuf den Spuren islamischen Lebens in Luumlbeck Dr Darijana Hahn
Di 16 Juni 1930 Uhr St AnnenstraszligeLesung mit Emrah SerbesAusnahmetalent der jungen tuumlrkischen Literatur und Vorstellung des deutsch-tuumlrkischen Binooki Verlages Eintritt frei
BIRL
Sa 13 Juni 11 Uhr Drehbruumlcke Unter-traveBruumlcken aus der Planung von Peter Rehder Rundgang mit Detlev Holst
Ist Kuba ohne Fidel Castro denkbar Wie geht es ohne ihn weiter Kann sich das politische System der Insel veraumlndern Oder ist das Land bereit fuumlr eine neue po-litische Aumlra Ein Blick in die Geschichte zeigt erstaunlich viele Beruumlhrungspunkte zwischen Kuba und Deutschland Eintritt 8 Euro Mitglieder der DIAG und besondere Personenkreise 5 EuroIn der Pause werden Tapas und Getraumlnke angeboten
Gruumlner Kreis
Sa 20 Juni 9-14 UhrTauschboumlrse der Luumlbecker Kakteen-freunde
So 21Juni 11 UhrSommerblumen in Staudenpflanzun-gen
Luumlbeckische Blaumltter 201511 185
Aus der Gemeinnuumltzigen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Luumlbecker Stadtdiskurs
Mi 17 Juni 19 Uhr Koumlnigstr 5 Groszliger Saal Eintritt FreiUrban Pioneers Kreative Milieus in der StadtentwicklungProf Klaus Overmeyer bdquoUrban Catalystldquo stu-dio BerlinOvermeyer Landschaftsplaner in Muumlnchen und Berlin stellt seine Forschungsprojekte
bdquoUrban Catalystldquo zu Moumlglichkeiten zeitlich befristeter Nutzun-gen in europaumlischen Staumldten vor Welche Prozesse in Bezug auf dynamische Freiraumentwicklung staumldtischer Transformations-raumlume bringen Staumldtebau und Stadtforschung und ihre Nutzer voran
Stadtdiskurs fuumlr Fachleute
Ruumlckblick auf den Vortrag von Marco Zuumlnd Einfallsreiches Weiterbauen im Bestand des Luumlbecker Weltkulturerbes ndash Skizzen und Vorschlaumlge auf dem Erfahrungshintergrund mit Bauten in und um Basel
Marco Zuumlnd informierte mit einem bilderrei-chen Vortrag am 20 Mai uumlber von ihm reali-sierte Bauvorhaben in der Stadt am Rhein mit ihren historischen Strukturen Ein Beispiel war die Umnutzung eines ehemaligen Gefaumlngnis-ses als Hotel Es empfiehlt sich die gut do-kumentierten Projekte auf der Homepage des Stadtdiskurses nachzuvollziehen (www Lue-beckerstadtdiskursde)
Die Moderatorin des Abends Antje Peters-Hirt hatte als staumldti-sche Akteure Bausenator Boden den ehemaligen Weltkulturer-bebeauftragten Antonius Jeiler und den Bauhistoriker Michael Scheftel gebeten aus Luumlbecker Sicht den Vortrag zu kommen-tieren bzw Fragen zu stellen Die Herren zeigten sich einig dass die von Marco Zuumlnd vorge-stellten Bauprojekte gelungene Beispiele seien fuumlr ein behutsa-mes unaufdringliches Weiterbauen am historischen Bestand Im gut gefuumlllten groszligen Saal der Gemeinnuumltzigen hatten sich viele in der Stadt aktive Architekten eingefunden Es war ein Abend fuumlr Fachleute In der kurzen lebhaften Diskussion ohne Kontroversen wurden die Baseler Beispiele auf Vorhaben in den historischen Quar-tieren des Luumlbecker Stadtzentrums bezogen Derzeit im Fokus stehen die geplanten Neubauten im Gruumlndungsviertel Es wird damit gerechnet dass die rund 50 Einzelgebaumlude auf den hi-storischen Parzellengrundrissen aufgrund der starken Vorgaben in den Bereichen Gestaltung und Nutzung ein architektonisch zuruumlckhaltendes Wohnquartier ergeben werden Die Gestalt der Oberflaumlchen wird sich von Beispielen wenig spektakulaumlrer oder origineller Fassaden aus dem typologischen Fundus Luumlbecker Bauten der Zeit zwischen 1300 und 1850 anregen lassen (me)
Interkultureller Sommer 2015
Laumlndersalon im Interkulturellen Sommer 2015Die Gemeinnuumltzige veranstaltet im Garten einen Laumlndersalon und partizipiert so am Interkulturellen Sommer in Luumlbeck Jeden Mittwoch um 18 Uhr wird seit dem 3 Juni ein Land in 60 bis
75 Minuten allein durch Erzaumlhlen und sprachliche Darstellung vorgestellt ndash je nach Art und Geschmack des Redners Es wird vorgetragen rezitiert und vorgelesen (Idee und Konzeption Antje Peters-Hirt)
Gesamtuumlbersicht03062015 Finnland Claus-Peter Lorenzen10062015 Polen Barbara und Joachim Glowe17062015 Schweiz Gundel Granow und Ingrid Thodt24062015 Indien Dr Brigitte Templin01072015 Weltreise Antje Peters-Hirt 08072015 Italien Hagen Scheffler15072015 Ukraine Prof Karl Klotz und Eva Albota22072015 Norwegen Klaus Rainer Goll29072015 Syrien Damaskus Frauke Borchers05082015 Iran Dr Hans Arnold 12082015 Daumlnemark Doris Muumlhrenberg19082015 Oumlsterreich Wien Jutta Kaumlhler26082015 Schweden Marlies Behm
Der naumlchste Vortrag ist am 10 Juni 18 Uhr Barbara und Joach-im Glowe berichten uumlber PolenImpressionen aus dem Land unserer oumlstlichen NachbarnEhepaar Glowe will versuchen mit Momentaufnahmen einen Einblick in Landschaft Menschen Natur Kultur Literatur und Politik des Landes jenseits von Oder und Neiszlige zu verschaffen
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 Juli
Am Sonnabend den 4 Juli wird es wieder in der Gemeinnuumltzigen einen Tag der offenen Tuumlr geben Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlu-men des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
Als neue Mitglieder begruumlszligen wir
Prof Hendrik Lehnert Dr Christian BillichIsabel Hidalgo
Geibeljahr 2015
186 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Vermietungssituation in der City
Unser Luumlbeck Die bdquoCityldquo schwaumlcheltLuumlbeck-Management Wissenschaftsmanagement und Fachhochschule luden ein zur Ortsbesich-tigung leer stehender Geschaumlftsraumlume
Die Verkaufsflaumlchen in Luumlbeck be-laufen sich auf insgesamt ca 500000 Quadratmeter 125000 qm2 liegen auf der Flaumlche der Altstadtinsel 15 Prozent davon stehen derzeit leer Da die Tole-ranzgrenze bei 10 Prozent angesetzt wird schrillen bei verantwortlichen Beobachtern die Alarmglocken Oli-via Kempke Geschaumlftsfuumlhrerin beim Luumlbeck-Managment haumllt deshalb ei-nen offenen Diskurs uumlber die Art der Ansiedlungspolitik fuumlr laumlngst uumlbefaumlllig Insbesondere die Zunahme an Verkaufs-flaumlchen auf der bdquogruumlnen Wieseldquo und der rasant steigende bdquoE-Commerceldquo muumlssen einmal mehr Grund dafuumlr sein sich uumlber den Strukturwandel einer Innenstadt Ge-danken zu machen
Beunruhigend ist der Zustand der Koumlnigpassage wo nur wenige Flaumlchen aktiv bewirtschaftet werden Auch im Haerder-Center ist die Situation we-nig komfortabel Geschaumlfte schlieszligen Buumlroraumlume verwaisen Und kaum je-mand wagt derzeit daran zu denken was aus dem riesigen Karstadt-Komplex wer-den kann wenn auch diese Filiale in die Plaumlne einer strukturellen Neuausrichtung innerhalb dieses Konzerns faumlllt Unter dem Titel bdquoOrtswechselldquo zogen am Frei-tag 22 Mai zwischen 17 und 20 Uhr ca 100 Interessierte von der Beckergrube 2426 uumlber die Koumlnigstraszlige 95 zum Eck-haus Breite StraszligeWahmstraszlige um sich
mit spezifischen Leerstands-Situationen bekannt zu machen Eine Studenten-gruppe der Fachhochschule hatte zuvor 5 Tage Zeit mit kleinem Budget auf kre-ative Weise eine Neu- oder Umnutzung anzubieten Eine von allen Beteiligten und vom Publikum hoch gelobte Initia-tive die im spaumltestens im naumlchsten Jahr wiederholt werden soll Eingeladen hat-ten das Luumlbeck-Management das Wis-senschaftsmanagement die Fachhoch-schule Die Bauverwaltung hatte nicht eingeladen Herr Schroumlder folgte unserer Einladung als Gastreferent
Handfeste praktische Probleme der City Luumlbecks an den verschiedenen Standorten kamen zur Sprache und es gab eine Vielzahl kreativer Loumlsungsvorschlauml-ge fuumlr Zwischenloumlsungen leer stehender Verkaufsflaumlchen mit ihren teilweise ab-schreckenden Fensterfronten es gab aber auch komprimierte Informationen durch einen Kurzvortrag von Frau Prof Silke Weidner Lehrstuhlinhaberin bdquoStadtma-nagementldquo an der Universitaumlt Cottbus Da der Bahnstreik zwar beendet war die Zuumlge aber trotzdem nicht fuhren trug Prof Frank Schwartze von der Luumlbecker Fachhochschule Bereich Bauwesen die Thesen Weidners vor
Das Geschaumlftslokal Beckergrube 2426 hat ein spezifisches Problem durch seine Groumlszlige 160 Quadratmeter Verkaufs-flaumlche werden an diesem Standort nicht
nachgefragt allenfalls die Haumllfte Die Studenten der Fachhochschule schlagen vor in diesem Haus eine Galerienutzung zu favorisieren Das trifft sich mit den Absichten von Eigentuumlmer und Makler Verhandlungen mit der Vereinigung der Luumlbecker Maler und Bildhauer wurden intensiv gefuumlhrt kamen aber zu keinem Abschluss Das zuvor von bdquoSchleckerldquo genutzte Ladengeschaumlft ist inzwischen renoviert und saniert aber nicht jeder Mietinteressent kann sich ein Leben mit der neu geschaffenen Ausstattung vorstel-len sie ist gediegen aber eben nur fuumlr ei-nige Nutzungen geeignet
Eine ganz andere Problemlage ist mit dem Eckgebaumlude Breite StraszligeWahm-straszlige verbunden Es wird zunehmend schwieriger Obergeschosse als Ver-kaufsflaumlchen zu vermarkten Schon seit Langem kann beim Gang durch Luumlbeck beobachtet werden dass Obergeschosse von Haumlusern es betrifft in hohem Maszlige historische Haumluser ungenutzt leer stehen Haumlufig gibt es auch bereits keine Erschlie-szligung mehr durch Treppenhaumluser man hat sie beseitigt um im Erdgeschoss mehr Verkaufsflaumlche zu gewinnen
Der stark prosperierende E-Commerce verstaumlrkt diese Entwicklung einer Bevor-zugung der Erdgeschosszonen Die poten-ziellen Kunden finden im Internet Waren die ihnen zusagen und sie besuchen dann einen festen Standort nur noch zur An-probe oder sonstigen Begutachtung oder sie sehen umgekehrt im realen Shop eine Ware die sie anschlieszligend im Internet be-stellen In jedem Fall wird nur wenig reale Geschaumlftsflaumlche benoumltigt und diese muss auf Straszligenebene aufwendig und lockend inszeniert werden
Im Gespraumlch mit Olivia Kempke wurde ein genereller Trend deutlich Die City lockt z B in Bereichen wie Oberbekleidung und Schuhen kaum mit hervorragenden Angeboten in houmlher-wertigen Sortimenten Ein Grund dafuumlr sind die Vertriebsstrukturen der gro-szligen Filialisten die je nach Standort und Standortgroumlszlige von geschaumlftlich getrennt operierenden Abteilungen bewirtschaf-tet werden Ein anderer Grund sind die Risiken die mit hochwertigem Fach-handel verbunden sind Es bedarf einer ausreichend groszligen und stabilen Kaumlu-Obere Wahmstraszlige Studenten haben die Schaufenster gestaltetet
Luumlbeckische Blaumltter 201511 187
Mo - Fr 700 bis 2000 middot Sa 700 bis 1300ganzjaumlhrig geoumlffnet
St Hubertus 4 middot 23627 Groszlig Groumlnau Tel 04509 1558 middot wwwdr-weckwerthde
Dr WeckWerth amp Partner
Vermietungssituation in der City
fergruppe Frau Kempke ist auch davon uumlberzeugt dass Straszligen wie die Becker-grube und die Holstenstraszlige dringend einer Uumlberplanung des Straszligenraumes beduumlrfen
Prof Frank Schwartze erinnerte in seinem Abschlussstatement noch einmal an die groszligen Staumlrken Luumlbecks die Mi-schung aus Cityfunktion Dienstleistung und Wohnen sowie als zentraler Ort kul-tureller Kommunikationen mit der histo-rischen Wissenstiefe der Altstadt Diese gewachsene Staumlrke muumlsse erkannt und weiterentwickelt werden
Im Stadtdiskurs hat Prof Berking darauf aufmerksam gemacht worden dass das Alleinstellungsmerkmal Luuml-becks seine starke Mitte sei Sie habe die urbanen Qualitaumlten die Hamburg in der Hafencity kuumlnstlich wiederzuge-
winnen sucht weil sie in der City ab-handengekommen sind
Es ist auch eine Ironie der Stadt-entwicklungsge-schichte seit 1970 dass die City-funktion Luumlbecks derzeit nicht im Bereich der his-torischen Altstadt (Bsp Huumlxstraszlige oder Koumlnigstraszlige) schwaumlchelt son-dern dort wo ty-pische Allerwelts-citybauten auf die Altstadtinsel verpflanzt wurden Vor 40 Jahren hat die Kaufmann-schaft noch la-mentiert es drohe der Untergang der Wirtschaft wenn die Altstadt einen Eigenwert erhiel-te Schon damals forderten Stadt-kundige es sollten in einer alten Stadt nur die Nutzungen
einziehen die sich mit der historischen Substanz vertrage Manfred Eickhoumllter
Koumlnigstraszlige 95 Oilivia Kempke erlaumlutert die aktuelle Mietsituation (Fotos Wissenschaftsmanagement Luumlbeck)
Obere Wahmstraszlige Sinnspruumlche fuumlr Pas-santen
188 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Luumlbeckische Blaumltter 201511 181
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6 Juni 2015 middot Heft 11 middot 180 Jahrgang middot Zeitschrift der Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit
Blick vom ehemaligen Gefaumlngnishof durch den Verbindungsbau zwischen Beichthaus und Kloster auf den Eingang (Foto BZ)
Einweihung des Europaumlischen Hansemuseums und EroumlffnungswochenendeBurkhard Zarnack
Zum offiziellen Einweihungstermin am 27 Mai gab sich die Bundeskanzlerin persoumlnlich die Ehre das neue Museum nach elfjaumlhriger Planung und dreijaumlhriger Bauzeit einzuweihen
Die Landesre-gierung war mit Ministerpraumlsident Torsten Albig und der Kulturministerin Anke Spoorendonk (Ministerin fuumlr Jus-tiz Kultur und Eu-ropa) vertreten die Hansestadt Luumlbeck mit Stadtpraumlsidentin Schopenhauer Buumlr-germeister Saxe und Abgeordneten der Buumlrgerschaft Buumlr-germeister weite-rer Hansestaumldte so z B aus Stralsund nahmen ebenfalls an der feierlichen Uumlbergabe teil
Buumlrgermeister Saxe eroumlffnete die Reihe der Redebei-traumlge indem er an die europaumlische Tra-dition der Hanse anknuumlpfte und auf das einst maumlchtige Kaufmannsbuumlndnis ver-wies das viele Jahrhunderte den Norden und Westen Europas als Handelsmacht dominierte Die bdquoScharldquo verkoumlrperte nach seinen Worten einen Vorlaumlufer des Euro-pagedankens deren Ausgangspunkt und Oberhaupt Luumlbeck war
Ministerpraumlsident Albig stellte den Bezug zu den alten Gebaumludeteilen des Hansemuseums her sozusagen zur Ur-zelle naumlmlich zum Dominikanerkloster im Burgbereich von dem aus die Besied-
lung der Stadt und der Umgebung ausging bzw unterstuumltzt wurde Er bezeichnete das Museum als bdquoneuen Fixstern am Kultur-himmel Schleswig-Holsteinsldquo in der die bdquoreiche Geschichte der Hanse erstmals in ihren vielen Facetten fuumlr ein breites Publi-kum dargestelltldquo wird Auch Albig betonte den europaumlischen grenzuumlberschreitenden
Blickwinkel den das Museum mit seinem Ausstellungsraum zum Konzept erhoben habe
Bundeskanzlerin Merkel hob her-vor dass Luumlbeck mit dem Europaumlischen
Hansemuseum ein bdquoneues Juwelldquo er-halten habe das bdquoEinblicke in be-wegende Kapitel der Jahrhunderte waumlhrenden Han-sezeit gibtldquo Die Stadt die heute zum Unesco-Weltkul-turerbe zaumlhlt wur-de von Kaiser Karl IV 1376 in einem Atemzug mit Rom Venedig Pisa und Florenz genannt
Fuumlr die Stadt-gruumlndung von 1143 war das Burgklos-terareal Ausgangs-punkt insofern ist der Standort des Museums nicht nur richtig gewaumlhlt sondern ein bdquotradi-tions- und selbst-
bewusstes Bekenntnis zu Luumlbeckldquo ein bdquoBruumlckenschlag uumlber historische Epochen hinwegldquo
Die Hanse ndash so Bundeskanzlerin Mer-kel ndash ist bdquoder erste groszlige erfolgreiche Wirtschaftsverband Europasldquo der ein bdquohalbes Jahrtausendldquo Bestand hatte zum Vergleich die Roumlmischen Vertraumlge gibt
Gruppenfoto vor dem Museum Stadtpraumlsidentin Schopenhauer (links) Buumlrgermeister Saxe Ministerpraumlsident Albig Andreas Heller Dr Pfeifer Bundeskanzlerin Merkel Museumsdirektorin Kosok und Frau Menken (Fotos BZ)
182 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Einweihung Hansemuseum am 27 Mai
es (erst) seit 50 Jahren bdquoDie Europaumlische Union muss sich also noch anstrengenldquo
Um den Geist der Hanse bzw der Hansezeit zu charakterisieren zitierte die Bundeskanzlerin den franzoumlsischen Historiker Philippe Dollinger bdquoAuf ihren Schiffen sind genauso gut geistige und kuumlnstlerische Stroumlmungen verbreitet wie Waren transportiert wordenldquo
Von diesem Geist wuumlrden wir noch heu-te profitieren Daran anknuumlpfend schlug die Bundeskanzlerin eine Bruumlcke zur heutigen europaumlischen Situation indem sie auf die gemeinsame Staumlrke verwies durch die fuumlr alle mehr erreicht wuumlrde bdquoals wenn jeder fuumlr sich selbst agieren wuumlrdeldquo
Sie rief aber auch die Schwierigkei-ten und Kaumlmpfe ins Bewusstsein die waumlhrend der Hansezeit bewaumlltigt werden mussten und zog aus dieser jahrhunderte-alten Erfahrung die Parallele zur heutigen
Situation der Europaumlischen Union bdquoLouml-sungen wenn sie Bestand haben sollen lassen sich immer nur im Dialog findenldquo bdquohellip wir bauen auf Konsens und Solida-ritaumlt wir setzen auf Eigenverantwortung und Mitverantwortungldquo
Vor diesem Hintergrund charakteri-sierte Frau Merkel das Anliegen des Mu-seums den bdquoBlick nach vorn zu richtenldquo und sich mit bdquoFragen einer kuumlnftigen Wirtschaftsordnung zu befassenldquo
Die Bundeskanzlerin hob den uumlberaus groszligen Einsatz der Possehlstiftung fuumlr die Entstehung des Museums hervor und dank-te dem Stiftungsvorstand Renate Menken und Helmuth Pfeifer Das Europaumlische Hansemuseum sei ein bdquobesonders beein-druckendes Beispiel dafuumlr was Gemein-sinn zu bewirken vermagldquo betonte sie
Der Dank der Kanzlerin ging an alle die bdquoan diesem Projekt mitgewirkt habenldquo
Es erfolgte die Schluumlsseluumlbergabe mit Ministerpraumlsident Albig dem Architekten Andreas Heller Renate Menken und Buumlr-germeister Saxe an die Direktorin des Mu-seums Lisa Kosok Der Schluumlssel bestand ndash naheliegend fuumlr Luumlbeck ndash aus einem groszligen Marzipangebilde Offensichtlich roch das Marzipan so verlockend dass sich Frau Merkel hinunter beugte um den Duft aus naumlchster Naumlhe zu empfangen
Im Anschluss an die Uumlbergabe er-folgte eine Fuumlhrung hinunter in die Aus-stellungsraumlume des Museums durch den Architekten Andreas Heller den wissen-schaftlichen Leiter Rolf Hammel-Kiesow und die Direktorin Lisa Kosok
Eroumlffnungswochenende Buumlrgerfest
Ein festlich begangenes Eroumlffnungs-wochenende schloss sich an Am Freitag bestand noch fuumlr die Anwohner und Gut-scheingewinner die Gelegenheit das Mu-seum kostenlos zu besuchen Ab Samstag wurde Eintritt erhoben
Ergaumlnzt wurde das Fest mit einem Besuch der Alexander von Humboldt II die am Schuppen 9 festmachte nachdem das Segelschiff vorher am Freitag Tra-vemuumlnde besucht hatte Botschaft Mot-to und Aufgabe des Schiffs Schiffe als Wissensorte (getreu dem Projekteslogan bdquoHanse trifft Humboldtldquo) organisiert von dem Buumlro bdquoLuumlbeck Stadt der Wissen-schaftldquo
Am Kai zwischen den Schuppen 9 und 6 waren Zelte aufgebaut in denen sich die einzelnen Stadtteile praumlsentierten daruumlber hinaus soziale Einrichtungen wie z B bdquoSprungtuch e Vldquo und das bdquoForum fuumlr Migrantinnen und Migranten der Han-sestadt Luumlbeckldquo Der Shantychor bdquoMouml-wenschietldquo unter der Leitung von Martin Stoumlhr untermalte vom Vordeck der bdquoAle-xanderldquo das Fest Samstagabend spielten auf der Buumlhne vor Schuppen 9 Gruppen aus London Bergen Bruumlgge Nowgorod und Luumlbeck Der Samstagabend endete mit einem beeindruckenden Feuerwerk
Am Sonntag lieszlig das Blaumlserensemble der Musikhochschule die Veranstaltung ausklingen
RahmenveranstaltungenBegleitet wurde der festlichen Rah-
men auf der Pier von verschiedenen Vor-tragsveranstaltungen auf der bdquoAlexanderldquo und im Europaumlischen Hansemuseum die an beiden Tagen Samstag wie Sonntag angeboten wurden Dazu gehoumlrten Archi-tekturfuumlhrungen Spielaktionen fuumlr Kin-
Das Europaumlische Hansemuseum in Luumlbeck eroumlffnet am 27 Mai 2015 (Fotos BZ)
Baubeginn des Hansemuseums Februar 2013 mit Andreas Heller Helmuth Pfeifer Bernd Saxe und Renate Menken
Luumlbeckische Blaumltter 201511 183
Eroumlffnungswochenende Hansemuseum
der (bdquoHaumlnseleyenldquo) auf dem neuen Spiel-hof vor dem Beichthaus ein mittelalter-licher Markt im Beichthaus mit Musik und dem Hansevolk insiderperspektiven (Gespraumlche mit Hansespezialisten) sowie Vortraumlge aus Wissenschaft und Kultur Die Vortraumlge beschaumlftigten sich z B mit der Frage bdquoWelche wissenschaftliche Zielrichtung verfolgt das Hansemuse-umldquo oder bdquoInwieweit war die Hanse Kulturtraumlgerldquo
Anhand verschiedener Gespraumlche und Vortraumlge wurde einerseits das wissen-schaftliche Selbstverstaumlndnis des Muse-ums der gegenwaumlrtige Stand der Hanse-forschung und die zukuumlnftige Entwick-lung beleuchtet bzw skizziert
In einem Gespraumlch mit den Kunsthis-torikerinnen Kerstin Petermann und Anja Rasche (Netzwerk Kunst und Kultur der Hansestaumldte) unter der Leitung von Lisa Kosok der Museumsleiterin ging die Gruppe der Frage nach was fuumlr die Han-se eigentlich Kunst und Kultur bedeutete Waren die Kaufleute nur an ihren Geschaumlf-ten interessiert oder empfanden sie sich auch als kulturelle Vermittler Der neue Ansatz des Europaumlischen Hansemuseums bedeutet dass (z B) diese Fragestellung fuumlr den gesamten Hanseraum gestellt wer-den soll und dass andere Laumlnder einbe-zogen werden muumlssen um die bisher oft einseitigen nationalen Forschungsansaumltze zu uumlberwinden
Am Beispiel der Sprache als zentra-lem Kulturtraumlger kann das Problem aber auch die Fragestellung (z T) skizziert werden Als Beispiel und Quelle wurde ein Danziger Kaufmann erwaumlhnt der sei-nen Sohn im 15 Jahrhundert nach Finn-land schickte um ihn finnisch lernen zu lassen zu einem Zeitpunkt also in dem es das Finnische als Schriftsprache noch nicht gab Die Vermittlung der Sprache war nur durch den persoumlnlichen Kontakt moumlglich oder moderner formuliert uumlber ein Personennetzwerk
Entsprechend bedeutend war die Rolle derjenigen fuumlr die Hanse die uumlber sprach-liche Faumlhigkeiten verfuumlgten Der Wert ei-nes sprachfaumlhigen Boten konnte am Wehr-geld abgelesen werden das bei Auseinan-dersetzungen faumlllig wurde wenn jemand gewaltsam durch Dritte zu Tode gekom-men war Das Wehrgeld eines Kaufmanns betrug 250 Einheiten das eines Boten 500 Einheiten
Betont wurde aber auch von beiden Wissenschaftlerinnen dass es zwar vie-le kulturelle Uumlbereinstimmungen in den Hansestaumldten gibt aber einen einheitli-chen Hansestil gab es nicht Der Begriff
bdquoHansekulturldquo oder bdquoBacksteinkunstldquo muumlsse also mit einem Fragezeichen ver-sehen werden
Die Museumsdirektorin verwies auf die verschiedenen Moumlglichkeiten For-schungen Erkenntnisse und museale Prauml-sentation zusammenzubringen und ndash un-ter Einbeziehung der Oumlffentlichkeit ndash auf dem Laufenden zu halten So z B mit dem Aufbau von Netzwerken mit anderen wissenschaftlichen Institutionen nicht zu-letzt durch persoumlnliche Kontaktaufnahme durch Exkursionen auch ein Freundes-kreis waumlre denkbar und natuumlrlich durch die Aktivierung des bereits vorhandenen Hanselabors
Der Architekt und Museumsplaner Andreas Heller stellte die Idee und kon-zeptionelle Entwicklung des Museums vor Diese wird hier nicht dargestellt der Leser moumlge sich vor Ort im Museum ei-nen persoumlnlichen Einblick verschaffen
Piraten junge Maumlnner und die Abwesenheit von Frauen
Der wissenschaftliche Leiter des Hansemuseums Rolf Hammel-Kiesow widmete sich dem Thema Piraten junge Maumlnner und die Abwesenheit von Frauen
Er stellte ndash ausgehend von einer Reise nach Nowgorod ndash den Karrierebeginn ei-nes jungen Kaufmanns zunaumlchst als Lehr-ling dar Diese Reise begann mit 18 Jahren und fuumlhrte den jungen Mann sehr schnell an schwierige Aufgaben heran Zunaumlchst wurde er aber als Sprachschuumller bei Bo-jaren (den russischen Groszliggrundbesitzern und Adligen) fuumlr vier Monate unterge-bracht Danach durfte er auf dem Markt Verhandlungen mit (Einzelhandels-) Kun-den fuumlhren denn Einzelhandelsgeschaumlfte
waren dem Lehrherren verboten er durfte nur im Groszlighandel taumltig werden
Das Wort Pirat wurde begrifflich ge-klaumlrt indem dieser bdquoBerufsstandldquo von den sogenannten Kaperfahrern abgetrennt wur-de Diese Kaperfahrer waren Beauftragte von Kriegsherren deren Ziel es war Geg-ner zu schaumldigen Die Kaperfahrer wurden mit entsprechenden Briefen ausgestattet und durften den groumlszligten Teil ihrer Beute behalten bzw selbst in den Hafenstaumldten zu Geld machen (was dann regelmaumlszligig den Zorn derjenigen Staumldte hervorrief die nicht in den Genuss dieser Waren gekom-men waren Vorwurf Raubgut)
Bei den Kaperungen ging es der bdquoge-meinenldquo Besatzung schlecht (sie haumltten bewacht werden muumlssen standen bdquoim Wegeldquo und wurden ins Meer geworfen) hingegen wurden die an Bord befind-lichen Kaufleute geschont denn diese konnten Loumlsegeld einbringen
Die Probleme fuumlr die Kaperfahrer be-gannen immer dann wenn der Auftragge-ber und Kriegsherr den Fehdezustand fuumlr beendet erklaumlrte Diese Veraumlnderung ver-anlasste die meisten Kaperfahrer jedoch die Raubfahrten fortzusetzen nur dass sie jetzt Piraten Seeraumluber waren die durch keinen (zweifelhaften) Rechtstitel mehr gedeckt waren Wie sie endeten erzaumlhlt die Stoumlrtebekergeschichte
Die Rolle und Stellung der Frau im Norden war weitaus besser als in den suumld-lichen Laumlndern wie z B in Italien Wenn der Fernhandelskaufmann und Ehemann auf Reisen war uumlbernahm die Ehefrau das Handelsgeschaumlft voll verantwortlich Es gaumlbe verschiedene Quellen so Hammel-Kiesow die belegen dass die Ehefrauen Geschaumlfte mit erheblichen Summen taumltig-ten und abschlossen
Blick auf die Bronze-Schutzverkleidung fuumlr die erhaltenen Fresken der Klosterkirche (Kirchplatz)
184 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Meldungen
Geschichtsverein
Mo 8 Juni 15 Uhr Marienkirche Buumlr-germeisterkapelleFuumlhrung durch die Marien-kircheProf Dr Antjekathrin Graszlig-
mann und Prof Dr Gerhard AhrensEintritt 2 Euro individuell an der Kasse zu entrichten
Mi 10 Juni 18 Uhr Archiv der Hanse-stadt Luumlbeck Lesesaal IV StockWalter und Moshe Wolff Das eigene Leben erzaumlhlen Geschichte und Bio-grafie von Hamburger Juden aus zwei Generationen Dr Linde Apel Forschungsstelle fuumlr Zeit-geschichte in Hamburg Buchvorstellung und VortragIm August 1938 kurz vor dem November-pogrom verlaumlsst die Familie Wolff ihre Heimatstadt Hamburg Viele Jahre spaumlter haben Vater Walter und Sohn Moshe un-abhaumlngig voneinander ihre Lebenserinne-rungen niedergeschriebenIn Kooperation mit der bdquoInitiative Stol-persteine fuumlr Luumlbeck
Do 11 Juni 15 Uhr Treffpunkt Vor der Kapelle des Burgtorfriedhofs in der EschenburgstraszligeFuumlhrung uumlber den Luumlbecker Ehren-friedhofmit Prof Dr Gerhard Ahrens
Deutsch-Italienische Gesellschaft
Di 16 Juni 16 Uhr Marli-Cafeacute St Annenstr 1 (Ne-benzimmer)LeggilO - Qui non crescono
i fiori - Hier wachsen keine Blumenmit Luca Giordano und Dr Francesca
BraviM o d e r i e r -te Lesung in deutscher und italienischer SpracheErzaumlhlt wird die Geschich-te von Salva-tore und sei-nem Bruder Damiano die mit ihrem Va-ter auf einer
Insel am Meer leben inmitten rauer und karger Landschaft die auch als Metapher fuumlr das Lebensgefuumlhl dieser drei Maumlnner
gemeint ist Doch die Bruumlder versuchen jeder auf seine Art die wilde Landschaft zu besaumlnftigen und der Insel zu entflie-henEintritt frei
Deutsch-Iberoamerikanische Gesellschaft
Fr 19 Juni 1830 Uhr Volks-hochschule Falkenplatz 10Deutsche Spuren auf CubaProfessor Manuel Torres Havanna
Erlebnis im SenkgartenAnmeldung unter infoluebecker-schul-gartende oder 04533 8535
Musikerkennen
Fr 19Juni 20 Uhr Groszlig Groumlnau-Muumlller amp PetzinnaEda amp Oishibashi ndash Minyo and Classi-cal Beats Eintritt 15 Euro
Natur und Heimat
So 7Juni Treffen 0858 Uhr Haltestelle bdquoWesloer Bruumlckeldquo Linie 10 (ZOB 0839 Uhr)Von Luumlbecks Osten zum Oumlko- und Viel-faltsmarkt am DomHalbtagswanderung auf verschlungenen Wegen ca 12 kmKontakt Friedel Mark Tel 7060274
Mi 17Juni Treffen 0850 Uhr Bahn-hofshalle Zug 0908 UhrSachsenwaldTageswanderung (mit Friedrichsruh) ca 12 km Rucksackverpflegung Gruppen-fahrscheinKontakt Hilde Veltman Tel 604700
Sa 20Juni Treffen 0855 Uhr Bahnhofs-halle Zug 0912 UhrOldenburg minus Lensahn (NSG)Tageswanderung ca 20 km Rucksack-verpflegung GruppenfahrscheinKontakt Gudrun Meszligfeldt Tel 493844
Kunsthalle St Annen
Bis 16 August St Annenstraszlige Salaam Luumlbeck ndash Muslimisches Leben in der HansestadtBegleitprogrammSa 13 Juni 14 Uhr Treffpunkt Bushalte-stelle KatharineumStadtteilfuumlhrungAuf den Spuren islamischen Lebens in Luumlbeck Dr Darijana Hahn
Di 16 Juni 1930 Uhr St AnnenstraszligeLesung mit Emrah SerbesAusnahmetalent der jungen tuumlrkischen Literatur und Vorstellung des deutsch-tuumlrkischen Binooki Verlages Eintritt frei
BIRL
Sa 13 Juni 11 Uhr Drehbruumlcke Unter-traveBruumlcken aus der Planung von Peter Rehder Rundgang mit Detlev Holst
Ist Kuba ohne Fidel Castro denkbar Wie geht es ohne ihn weiter Kann sich das politische System der Insel veraumlndern Oder ist das Land bereit fuumlr eine neue po-litische Aumlra Ein Blick in die Geschichte zeigt erstaunlich viele Beruumlhrungspunkte zwischen Kuba und Deutschland Eintritt 8 Euro Mitglieder der DIAG und besondere Personenkreise 5 EuroIn der Pause werden Tapas und Getraumlnke angeboten
Gruumlner Kreis
Sa 20 Juni 9-14 UhrTauschboumlrse der Luumlbecker Kakteen-freunde
So 21Juni 11 UhrSommerblumen in Staudenpflanzun-gen
Luumlbeckische Blaumltter 201511 185
Aus der Gemeinnuumltzigen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Luumlbecker Stadtdiskurs
Mi 17 Juni 19 Uhr Koumlnigstr 5 Groszliger Saal Eintritt FreiUrban Pioneers Kreative Milieus in der StadtentwicklungProf Klaus Overmeyer bdquoUrban Catalystldquo stu-dio BerlinOvermeyer Landschaftsplaner in Muumlnchen und Berlin stellt seine Forschungsprojekte
bdquoUrban Catalystldquo zu Moumlglichkeiten zeitlich befristeter Nutzun-gen in europaumlischen Staumldten vor Welche Prozesse in Bezug auf dynamische Freiraumentwicklung staumldtischer Transformations-raumlume bringen Staumldtebau und Stadtforschung und ihre Nutzer voran
Stadtdiskurs fuumlr Fachleute
Ruumlckblick auf den Vortrag von Marco Zuumlnd Einfallsreiches Weiterbauen im Bestand des Luumlbecker Weltkulturerbes ndash Skizzen und Vorschlaumlge auf dem Erfahrungshintergrund mit Bauten in und um Basel
Marco Zuumlnd informierte mit einem bilderrei-chen Vortrag am 20 Mai uumlber von ihm reali-sierte Bauvorhaben in der Stadt am Rhein mit ihren historischen Strukturen Ein Beispiel war die Umnutzung eines ehemaligen Gefaumlngnis-ses als Hotel Es empfiehlt sich die gut do-kumentierten Projekte auf der Homepage des Stadtdiskurses nachzuvollziehen (www Lue-beckerstadtdiskursde)
Die Moderatorin des Abends Antje Peters-Hirt hatte als staumldti-sche Akteure Bausenator Boden den ehemaligen Weltkulturer-bebeauftragten Antonius Jeiler und den Bauhistoriker Michael Scheftel gebeten aus Luumlbecker Sicht den Vortrag zu kommen-tieren bzw Fragen zu stellen Die Herren zeigten sich einig dass die von Marco Zuumlnd vorge-stellten Bauprojekte gelungene Beispiele seien fuumlr ein behutsa-mes unaufdringliches Weiterbauen am historischen Bestand Im gut gefuumlllten groszligen Saal der Gemeinnuumltzigen hatten sich viele in der Stadt aktive Architekten eingefunden Es war ein Abend fuumlr Fachleute In der kurzen lebhaften Diskussion ohne Kontroversen wurden die Baseler Beispiele auf Vorhaben in den historischen Quar-tieren des Luumlbecker Stadtzentrums bezogen Derzeit im Fokus stehen die geplanten Neubauten im Gruumlndungsviertel Es wird damit gerechnet dass die rund 50 Einzelgebaumlude auf den hi-storischen Parzellengrundrissen aufgrund der starken Vorgaben in den Bereichen Gestaltung und Nutzung ein architektonisch zuruumlckhaltendes Wohnquartier ergeben werden Die Gestalt der Oberflaumlchen wird sich von Beispielen wenig spektakulaumlrer oder origineller Fassaden aus dem typologischen Fundus Luumlbecker Bauten der Zeit zwischen 1300 und 1850 anregen lassen (me)
Interkultureller Sommer 2015
Laumlndersalon im Interkulturellen Sommer 2015Die Gemeinnuumltzige veranstaltet im Garten einen Laumlndersalon und partizipiert so am Interkulturellen Sommer in Luumlbeck Jeden Mittwoch um 18 Uhr wird seit dem 3 Juni ein Land in 60 bis
75 Minuten allein durch Erzaumlhlen und sprachliche Darstellung vorgestellt ndash je nach Art und Geschmack des Redners Es wird vorgetragen rezitiert und vorgelesen (Idee und Konzeption Antje Peters-Hirt)
Gesamtuumlbersicht03062015 Finnland Claus-Peter Lorenzen10062015 Polen Barbara und Joachim Glowe17062015 Schweiz Gundel Granow und Ingrid Thodt24062015 Indien Dr Brigitte Templin01072015 Weltreise Antje Peters-Hirt 08072015 Italien Hagen Scheffler15072015 Ukraine Prof Karl Klotz und Eva Albota22072015 Norwegen Klaus Rainer Goll29072015 Syrien Damaskus Frauke Borchers05082015 Iran Dr Hans Arnold 12082015 Daumlnemark Doris Muumlhrenberg19082015 Oumlsterreich Wien Jutta Kaumlhler26082015 Schweden Marlies Behm
Der naumlchste Vortrag ist am 10 Juni 18 Uhr Barbara und Joach-im Glowe berichten uumlber PolenImpressionen aus dem Land unserer oumlstlichen NachbarnEhepaar Glowe will versuchen mit Momentaufnahmen einen Einblick in Landschaft Menschen Natur Kultur Literatur und Politik des Landes jenseits von Oder und Neiszlige zu verschaffen
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 Juli
Am Sonnabend den 4 Juli wird es wieder in der Gemeinnuumltzigen einen Tag der offenen Tuumlr geben Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlu-men des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
Als neue Mitglieder begruumlszligen wir
Prof Hendrik Lehnert Dr Christian BillichIsabel Hidalgo
Geibeljahr 2015
186 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Vermietungssituation in der City
Unser Luumlbeck Die bdquoCityldquo schwaumlcheltLuumlbeck-Management Wissenschaftsmanagement und Fachhochschule luden ein zur Ortsbesich-tigung leer stehender Geschaumlftsraumlume
Die Verkaufsflaumlchen in Luumlbeck be-laufen sich auf insgesamt ca 500000 Quadratmeter 125000 qm2 liegen auf der Flaumlche der Altstadtinsel 15 Prozent davon stehen derzeit leer Da die Tole-ranzgrenze bei 10 Prozent angesetzt wird schrillen bei verantwortlichen Beobachtern die Alarmglocken Oli-via Kempke Geschaumlftsfuumlhrerin beim Luumlbeck-Managment haumllt deshalb ei-nen offenen Diskurs uumlber die Art der Ansiedlungspolitik fuumlr laumlngst uumlbefaumlllig Insbesondere die Zunahme an Verkaufs-flaumlchen auf der bdquogruumlnen Wieseldquo und der rasant steigende bdquoE-Commerceldquo muumlssen einmal mehr Grund dafuumlr sein sich uumlber den Strukturwandel einer Innenstadt Ge-danken zu machen
Beunruhigend ist der Zustand der Koumlnigpassage wo nur wenige Flaumlchen aktiv bewirtschaftet werden Auch im Haerder-Center ist die Situation we-nig komfortabel Geschaumlfte schlieszligen Buumlroraumlume verwaisen Und kaum je-mand wagt derzeit daran zu denken was aus dem riesigen Karstadt-Komplex wer-den kann wenn auch diese Filiale in die Plaumlne einer strukturellen Neuausrichtung innerhalb dieses Konzerns faumlllt Unter dem Titel bdquoOrtswechselldquo zogen am Frei-tag 22 Mai zwischen 17 und 20 Uhr ca 100 Interessierte von der Beckergrube 2426 uumlber die Koumlnigstraszlige 95 zum Eck-haus Breite StraszligeWahmstraszlige um sich
mit spezifischen Leerstands-Situationen bekannt zu machen Eine Studenten-gruppe der Fachhochschule hatte zuvor 5 Tage Zeit mit kleinem Budget auf kre-ative Weise eine Neu- oder Umnutzung anzubieten Eine von allen Beteiligten und vom Publikum hoch gelobte Initia-tive die im spaumltestens im naumlchsten Jahr wiederholt werden soll Eingeladen hat-ten das Luumlbeck-Management das Wis-senschaftsmanagement die Fachhoch-schule Die Bauverwaltung hatte nicht eingeladen Herr Schroumlder folgte unserer Einladung als Gastreferent
Handfeste praktische Probleme der City Luumlbecks an den verschiedenen Standorten kamen zur Sprache und es gab eine Vielzahl kreativer Loumlsungsvorschlauml-ge fuumlr Zwischenloumlsungen leer stehender Verkaufsflaumlchen mit ihren teilweise ab-schreckenden Fensterfronten es gab aber auch komprimierte Informationen durch einen Kurzvortrag von Frau Prof Silke Weidner Lehrstuhlinhaberin bdquoStadtma-nagementldquo an der Universitaumlt Cottbus Da der Bahnstreik zwar beendet war die Zuumlge aber trotzdem nicht fuhren trug Prof Frank Schwartze von der Luumlbecker Fachhochschule Bereich Bauwesen die Thesen Weidners vor
Das Geschaumlftslokal Beckergrube 2426 hat ein spezifisches Problem durch seine Groumlszlige 160 Quadratmeter Verkaufs-flaumlche werden an diesem Standort nicht
nachgefragt allenfalls die Haumllfte Die Studenten der Fachhochschule schlagen vor in diesem Haus eine Galerienutzung zu favorisieren Das trifft sich mit den Absichten von Eigentuumlmer und Makler Verhandlungen mit der Vereinigung der Luumlbecker Maler und Bildhauer wurden intensiv gefuumlhrt kamen aber zu keinem Abschluss Das zuvor von bdquoSchleckerldquo genutzte Ladengeschaumlft ist inzwischen renoviert und saniert aber nicht jeder Mietinteressent kann sich ein Leben mit der neu geschaffenen Ausstattung vorstel-len sie ist gediegen aber eben nur fuumlr ei-nige Nutzungen geeignet
Eine ganz andere Problemlage ist mit dem Eckgebaumlude Breite StraszligeWahm-straszlige verbunden Es wird zunehmend schwieriger Obergeschosse als Ver-kaufsflaumlchen zu vermarkten Schon seit Langem kann beim Gang durch Luumlbeck beobachtet werden dass Obergeschosse von Haumlusern es betrifft in hohem Maszlige historische Haumluser ungenutzt leer stehen Haumlufig gibt es auch bereits keine Erschlie-szligung mehr durch Treppenhaumluser man hat sie beseitigt um im Erdgeschoss mehr Verkaufsflaumlche zu gewinnen
Der stark prosperierende E-Commerce verstaumlrkt diese Entwicklung einer Bevor-zugung der Erdgeschosszonen Die poten-ziellen Kunden finden im Internet Waren die ihnen zusagen und sie besuchen dann einen festen Standort nur noch zur An-probe oder sonstigen Begutachtung oder sie sehen umgekehrt im realen Shop eine Ware die sie anschlieszligend im Internet be-stellen In jedem Fall wird nur wenig reale Geschaumlftsflaumlche benoumltigt und diese muss auf Straszligenebene aufwendig und lockend inszeniert werden
Im Gespraumlch mit Olivia Kempke wurde ein genereller Trend deutlich Die City lockt z B in Bereichen wie Oberbekleidung und Schuhen kaum mit hervorragenden Angeboten in houmlher-wertigen Sortimenten Ein Grund dafuumlr sind die Vertriebsstrukturen der gro-szligen Filialisten die je nach Standort und Standortgroumlszlige von geschaumlftlich getrennt operierenden Abteilungen bewirtschaf-tet werden Ein anderer Grund sind die Risiken die mit hochwertigem Fach-handel verbunden sind Es bedarf einer ausreichend groszligen und stabilen Kaumlu-Obere Wahmstraszlige Studenten haben die Schaufenster gestaltetet
Luumlbeckische Blaumltter 201511 187
Mo - Fr 700 bis 2000 middot Sa 700 bis 1300ganzjaumlhrig geoumlffnet
St Hubertus 4 middot 23627 Groszlig Groumlnau Tel 04509 1558 middot wwwdr-weckwerthde
Dr WeckWerth amp Partner
Vermietungssituation in der City
fergruppe Frau Kempke ist auch davon uumlberzeugt dass Straszligen wie die Becker-grube und die Holstenstraszlige dringend einer Uumlberplanung des Straszligenraumes beduumlrfen
Prof Frank Schwartze erinnerte in seinem Abschlussstatement noch einmal an die groszligen Staumlrken Luumlbecks die Mi-schung aus Cityfunktion Dienstleistung und Wohnen sowie als zentraler Ort kul-tureller Kommunikationen mit der histo-rischen Wissenstiefe der Altstadt Diese gewachsene Staumlrke muumlsse erkannt und weiterentwickelt werden
Im Stadtdiskurs hat Prof Berking darauf aufmerksam gemacht worden dass das Alleinstellungsmerkmal Luuml-becks seine starke Mitte sei Sie habe die urbanen Qualitaumlten die Hamburg in der Hafencity kuumlnstlich wiederzuge-
winnen sucht weil sie in der City ab-handengekommen sind
Es ist auch eine Ironie der Stadt-entwicklungsge-schichte seit 1970 dass die City-funktion Luumlbecks derzeit nicht im Bereich der his-torischen Altstadt (Bsp Huumlxstraszlige oder Koumlnigstraszlige) schwaumlchelt son-dern dort wo ty-pische Allerwelts-citybauten auf die Altstadtinsel verpflanzt wurden Vor 40 Jahren hat die Kaufmann-schaft noch la-mentiert es drohe der Untergang der Wirtschaft wenn die Altstadt einen Eigenwert erhiel-te Schon damals forderten Stadt-kundige es sollten in einer alten Stadt nur die Nutzungen
einziehen die sich mit der historischen Substanz vertrage Manfred Eickhoumllter
Koumlnigstraszlige 95 Oilivia Kempke erlaumlutert die aktuelle Mietsituation (Fotos Wissenschaftsmanagement Luumlbeck)
Obere Wahmstraszlige Sinnspruumlche fuumlr Pas-santen
188 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Adolfstr 5a 23568 Luumlbeck middot Ringstr 17 23611 Bad SchwartauTel 0451300 991 - 0 middot wwwklindwortcom
vereidigter Buchpruumlfer - Steuerberater
Mittwochsbildung
Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
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Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
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Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
DEUTSCHLANDSAumlLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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182 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Einweihung Hansemuseum am 27 Mai
es (erst) seit 50 Jahren bdquoDie Europaumlische Union muss sich also noch anstrengenldquo
Um den Geist der Hanse bzw der Hansezeit zu charakterisieren zitierte die Bundeskanzlerin den franzoumlsischen Historiker Philippe Dollinger bdquoAuf ihren Schiffen sind genauso gut geistige und kuumlnstlerische Stroumlmungen verbreitet wie Waren transportiert wordenldquo
Von diesem Geist wuumlrden wir noch heu-te profitieren Daran anknuumlpfend schlug die Bundeskanzlerin eine Bruumlcke zur heutigen europaumlischen Situation indem sie auf die gemeinsame Staumlrke verwies durch die fuumlr alle mehr erreicht wuumlrde bdquoals wenn jeder fuumlr sich selbst agieren wuumlrdeldquo
Sie rief aber auch die Schwierigkei-ten und Kaumlmpfe ins Bewusstsein die waumlhrend der Hansezeit bewaumlltigt werden mussten und zog aus dieser jahrhunderte-alten Erfahrung die Parallele zur heutigen
Situation der Europaumlischen Union bdquoLouml-sungen wenn sie Bestand haben sollen lassen sich immer nur im Dialog findenldquo bdquohellip wir bauen auf Konsens und Solida-ritaumlt wir setzen auf Eigenverantwortung und Mitverantwortungldquo
Vor diesem Hintergrund charakteri-sierte Frau Merkel das Anliegen des Mu-seums den bdquoBlick nach vorn zu richtenldquo und sich mit bdquoFragen einer kuumlnftigen Wirtschaftsordnung zu befassenldquo
Die Bundeskanzlerin hob den uumlberaus groszligen Einsatz der Possehlstiftung fuumlr die Entstehung des Museums hervor und dank-te dem Stiftungsvorstand Renate Menken und Helmuth Pfeifer Das Europaumlische Hansemuseum sei ein bdquobesonders beein-druckendes Beispiel dafuumlr was Gemein-sinn zu bewirken vermagldquo betonte sie
Der Dank der Kanzlerin ging an alle die bdquoan diesem Projekt mitgewirkt habenldquo
Es erfolgte die Schluumlsseluumlbergabe mit Ministerpraumlsident Albig dem Architekten Andreas Heller Renate Menken und Buumlr-germeister Saxe an die Direktorin des Mu-seums Lisa Kosok Der Schluumlssel bestand ndash naheliegend fuumlr Luumlbeck ndash aus einem groszligen Marzipangebilde Offensichtlich roch das Marzipan so verlockend dass sich Frau Merkel hinunter beugte um den Duft aus naumlchster Naumlhe zu empfangen
Im Anschluss an die Uumlbergabe er-folgte eine Fuumlhrung hinunter in die Aus-stellungsraumlume des Museums durch den Architekten Andreas Heller den wissen-schaftlichen Leiter Rolf Hammel-Kiesow und die Direktorin Lisa Kosok
Eroumlffnungswochenende Buumlrgerfest
Ein festlich begangenes Eroumlffnungs-wochenende schloss sich an Am Freitag bestand noch fuumlr die Anwohner und Gut-scheingewinner die Gelegenheit das Mu-seum kostenlos zu besuchen Ab Samstag wurde Eintritt erhoben
Ergaumlnzt wurde das Fest mit einem Besuch der Alexander von Humboldt II die am Schuppen 9 festmachte nachdem das Segelschiff vorher am Freitag Tra-vemuumlnde besucht hatte Botschaft Mot-to und Aufgabe des Schiffs Schiffe als Wissensorte (getreu dem Projekteslogan bdquoHanse trifft Humboldtldquo) organisiert von dem Buumlro bdquoLuumlbeck Stadt der Wissen-schaftldquo
Am Kai zwischen den Schuppen 9 und 6 waren Zelte aufgebaut in denen sich die einzelnen Stadtteile praumlsentierten daruumlber hinaus soziale Einrichtungen wie z B bdquoSprungtuch e Vldquo und das bdquoForum fuumlr Migrantinnen und Migranten der Han-sestadt Luumlbeckldquo Der Shantychor bdquoMouml-wenschietldquo unter der Leitung von Martin Stoumlhr untermalte vom Vordeck der bdquoAle-xanderldquo das Fest Samstagabend spielten auf der Buumlhne vor Schuppen 9 Gruppen aus London Bergen Bruumlgge Nowgorod und Luumlbeck Der Samstagabend endete mit einem beeindruckenden Feuerwerk
Am Sonntag lieszlig das Blaumlserensemble der Musikhochschule die Veranstaltung ausklingen
RahmenveranstaltungenBegleitet wurde der festlichen Rah-
men auf der Pier von verschiedenen Vor-tragsveranstaltungen auf der bdquoAlexanderldquo und im Europaumlischen Hansemuseum die an beiden Tagen Samstag wie Sonntag angeboten wurden Dazu gehoumlrten Archi-tekturfuumlhrungen Spielaktionen fuumlr Kin-
Das Europaumlische Hansemuseum in Luumlbeck eroumlffnet am 27 Mai 2015 (Fotos BZ)
Baubeginn des Hansemuseums Februar 2013 mit Andreas Heller Helmuth Pfeifer Bernd Saxe und Renate Menken
Luumlbeckische Blaumltter 201511 183
Eroumlffnungswochenende Hansemuseum
der (bdquoHaumlnseleyenldquo) auf dem neuen Spiel-hof vor dem Beichthaus ein mittelalter-licher Markt im Beichthaus mit Musik und dem Hansevolk insiderperspektiven (Gespraumlche mit Hansespezialisten) sowie Vortraumlge aus Wissenschaft und Kultur Die Vortraumlge beschaumlftigten sich z B mit der Frage bdquoWelche wissenschaftliche Zielrichtung verfolgt das Hansemuse-umldquo oder bdquoInwieweit war die Hanse Kulturtraumlgerldquo
Anhand verschiedener Gespraumlche und Vortraumlge wurde einerseits das wissen-schaftliche Selbstverstaumlndnis des Muse-ums der gegenwaumlrtige Stand der Hanse-forschung und die zukuumlnftige Entwick-lung beleuchtet bzw skizziert
In einem Gespraumlch mit den Kunsthis-torikerinnen Kerstin Petermann und Anja Rasche (Netzwerk Kunst und Kultur der Hansestaumldte) unter der Leitung von Lisa Kosok der Museumsleiterin ging die Gruppe der Frage nach was fuumlr die Han-se eigentlich Kunst und Kultur bedeutete Waren die Kaufleute nur an ihren Geschaumlf-ten interessiert oder empfanden sie sich auch als kulturelle Vermittler Der neue Ansatz des Europaumlischen Hansemuseums bedeutet dass (z B) diese Fragestellung fuumlr den gesamten Hanseraum gestellt wer-den soll und dass andere Laumlnder einbe-zogen werden muumlssen um die bisher oft einseitigen nationalen Forschungsansaumltze zu uumlberwinden
Am Beispiel der Sprache als zentra-lem Kulturtraumlger kann das Problem aber auch die Fragestellung (z T) skizziert werden Als Beispiel und Quelle wurde ein Danziger Kaufmann erwaumlhnt der sei-nen Sohn im 15 Jahrhundert nach Finn-land schickte um ihn finnisch lernen zu lassen zu einem Zeitpunkt also in dem es das Finnische als Schriftsprache noch nicht gab Die Vermittlung der Sprache war nur durch den persoumlnlichen Kontakt moumlglich oder moderner formuliert uumlber ein Personennetzwerk
Entsprechend bedeutend war die Rolle derjenigen fuumlr die Hanse die uumlber sprach-liche Faumlhigkeiten verfuumlgten Der Wert ei-nes sprachfaumlhigen Boten konnte am Wehr-geld abgelesen werden das bei Auseinan-dersetzungen faumlllig wurde wenn jemand gewaltsam durch Dritte zu Tode gekom-men war Das Wehrgeld eines Kaufmanns betrug 250 Einheiten das eines Boten 500 Einheiten
Betont wurde aber auch von beiden Wissenschaftlerinnen dass es zwar vie-le kulturelle Uumlbereinstimmungen in den Hansestaumldten gibt aber einen einheitli-chen Hansestil gab es nicht Der Begriff
bdquoHansekulturldquo oder bdquoBacksteinkunstldquo muumlsse also mit einem Fragezeichen ver-sehen werden
Die Museumsdirektorin verwies auf die verschiedenen Moumlglichkeiten For-schungen Erkenntnisse und museale Prauml-sentation zusammenzubringen und ndash un-ter Einbeziehung der Oumlffentlichkeit ndash auf dem Laufenden zu halten So z B mit dem Aufbau von Netzwerken mit anderen wissenschaftlichen Institutionen nicht zu-letzt durch persoumlnliche Kontaktaufnahme durch Exkursionen auch ein Freundes-kreis waumlre denkbar und natuumlrlich durch die Aktivierung des bereits vorhandenen Hanselabors
Der Architekt und Museumsplaner Andreas Heller stellte die Idee und kon-zeptionelle Entwicklung des Museums vor Diese wird hier nicht dargestellt der Leser moumlge sich vor Ort im Museum ei-nen persoumlnlichen Einblick verschaffen
Piraten junge Maumlnner und die Abwesenheit von Frauen
Der wissenschaftliche Leiter des Hansemuseums Rolf Hammel-Kiesow widmete sich dem Thema Piraten junge Maumlnner und die Abwesenheit von Frauen
Er stellte ndash ausgehend von einer Reise nach Nowgorod ndash den Karrierebeginn ei-nes jungen Kaufmanns zunaumlchst als Lehr-ling dar Diese Reise begann mit 18 Jahren und fuumlhrte den jungen Mann sehr schnell an schwierige Aufgaben heran Zunaumlchst wurde er aber als Sprachschuumller bei Bo-jaren (den russischen Groszliggrundbesitzern und Adligen) fuumlr vier Monate unterge-bracht Danach durfte er auf dem Markt Verhandlungen mit (Einzelhandels-) Kun-den fuumlhren denn Einzelhandelsgeschaumlfte
waren dem Lehrherren verboten er durfte nur im Groszlighandel taumltig werden
Das Wort Pirat wurde begrifflich ge-klaumlrt indem dieser bdquoBerufsstandldquo von den sogenannten Kaperfahrern abgetrennt wur-de Diese Kaperfahrer waren Beauftragte von Kriegsherren deren Ziel es war Geg-ner zu schaumldigen Die Kaperfahrer wurden mit entsprechenden Briefen ausgestattet und durften den groumlszligten Teil ihrer Beute behalten bzw selbst in den Hafenstaumldten zu Geld machen (was dann regelmaumlszligig den Zorn derjenigen Staumldte hervorrief die nicht in den Genuss dieser Waren gekom-men waren Vorwurf Raubgut)
Bei den Kaperungen ging es der bdquoge-meinenldquo Besatzung schlecht (sie haumltten bewacht werden muumlssen standen bdquoim Wegeldquo und wurden ins Meer geworfen) hingegen wurden die an Bord befind-lichen Kaufleute geschont denn diese konnten Loumlsegeld einbringen
Die Probleme fuumlr die Kaperfahrer be-gannen immer dann wenn der Auftragge-ber und Kriegsherr den Fehdezustand fuumlr beendet erklaumlrte Diese Veraumlnderung ver-anlasste die meisten Kaperfahrer jedoch die Raubfahrten fortzusetzen nur dass sie jetzt Piraten Seeraumluber waren die durch keinen (zweifelhaften) Rechtstitel mehr gedeckt waren Wie sie endeten erzaumlhlt die Stoumlrtebekergeschichte
Die Rolle und Stellung der Frau im Norden war weitaus besser als in den suumld-lichen Laumlndern wie z B in Italien Wenn der Fernhandelskaufmann und Ehemann auf Reisen war uumlbernahm die Ehefrau das Handelsgeschaumlft voll verantwortlich Es gaumlbe verschiedene Quellen so Hammel-Kiesow die belegen dass die Ehefrauen Geschaumlfte mit erheblichen Summen taumltig-ten und abschlossen
Blick auf die Bronze-Schutzverkleidung fuumlr die erhaltenen Fresken der Klosterkirche (Kirchplatz)
184 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Meldungen
Geschichtsverein
Mo 8 Juni 15 Uhr Marienkirche Buumlr-germeisterkapelleFuumlhrung durch die Marien-kircheProf Dr Antjekathrin Graszlig-
mann und Prof Dr Gerhard AhrensEintritt 2 Euro individuell an der Kasse zu entrichten
Mi 10 Juni 18 Uhr Archiv der Hanse-stadt Luumlbeck Lesesaal IV StockWalter und Moshe Wolff Das eigene Leben erzaumlhlen Geschichte und Bio-grafie von Hamburger Juden aus zwei Generationen Dr Linde Apel Forschungsstelle fuumlr Zeit-geschichte in Hamburg Buchvorstellung und VortragIm August 1938 kurz vor dem November-pogrom verlaumlsst die Familie Wolff ihre Heimatstadt Hamburg Viele Jahre spaumlter haben Vater Walter und Sohn Moshe un-abhaumlngig voneinander ihre Lebenserinne-rungen niedergeschriebenIn Kooperation mit der bdquoInitiative Stol-persteine fuumlr Luumlbeck
Do 11 Juni 15 Uhr Treffpunkt Vor der Kapelle des Burgtorfriedhofs in der EschenburgstraszligeFuumlhrung uumlber den Luumlbecker Ehren-friedhofmit Prof Dr Gerhard Ahrens
Deutsch-Italienische Gesellschaft
Di 16 Juni 16 Uhr Marli-Cafeacute St Annenstr 1 (Ne-benzimmer)LeggilO - Qui non crescono
i fiori - Hier wachsen keine Blumenmit Luca Giordano und Dr Francesca
BraviM o d e r i e r -te Lesung in deutscher und italienischer SpracheErzaumlhlt wird die Geschich-te von Salva-tore und sei-nem Bruder Damiano die mit ihrem Va-ter auf einer
Insel am Meer leben inmitten rauer und karger Landschaft die auch als Metapher fuumlr das Lebensgefuumlhl dieser drei Maumlnner
gemeint ist Doch die Bruumlder versuchen jeder auf seine Art die wilde Landschaft zu besaumlnftigen und der Insel zu entflie-henEintritt frei
Deutsch-Iberoamerikanische Gesellschaft
Fr 19 Juni 1830 Uhr Volks-hochschule Falkenplatz 10Deutsche Spuren auf CubaProfessor Manuel Torres Havanna
Erlebnis im SenkgartenAnmeldung unter infoluebecker-schul-gartende oder 04533 8535
Musikerkennen
Fr 19Juni 20 Uhr Groszlig Groumlnau-Muumlller amp PetzinnaEda amp Oishibashi ndash Minyo and Classi-cal Beats Eintritt 15 Euro
Natur und Heimat
So 7Juni Treffen 0858 Uhr Haltestelle bdquoWesloer Bruumlckeldquo Linie 10 (ZOB 0839 Uhr)Von Luumlbecks Osten zum Oumlko- und Viel-faltsmarkt am DomHalbtagswanderung auf verschlungenen Wegen ca 12 kmKontakt Friedel Mark Tel 7060274
Mi 17Juni Treffen 0850 Uhr Bahn-hofshalle Zug 0908 UhrSachsenwaldTageswanderung (mit Friedrichsruh) ca 12 km Rucksackverpflegung Gruppen-fahrscheinKontakt Hilde Veltman Tel 604700
Sa 20Juni Treffen 0855 Uhr Bahnhofs-halle Zug 0912 UhrOldenburg minus Lensahn (NSG)Tageswanderung ca 20 km Rucksack-verpflegung GruppenfahrscheinKontakt Gudrun Meszligfeldt Tel 493844
Kunsthalle St Annen
Bis 16 August St Annenstraszlige Salaam Luumlbeck ndash Muslimisches Leben in der HansestadtBegleitprogrammSa 13 Juni 14 Uhr Treffpunkt Bushalte-stelle KatharineumStadtteilfuumlhrungAuf den Spuren islamischen Lebens in Luumlbeck Dr Darijana Hahn
Di 16 Juni 1930 Uhr St AnnenstraszligeLesung mit Emrah SerbesAusnahmetalent der jungen tuumlrkischen Literatur und Vorstellung des deutsch-tuumlrkischen Binooki Verlages Eintritt frei
BIRL
Sa 13 Juni 11 Uhr Drehbruumlcke Unter-traveBruumlcken aus der Planung von Peter Rehder Rundgang mit Detlev Holst
Ist Kuba ohne Fidel Castro denkbar Wie geht es ohne ihn weiter Kann sich das politische System der Insel veraumlndern Oder ist das Land bereit fuumlr eine neue po-litische Aumlra Ein Blick in die Geschichte zeigt erstaunlich viele Beruumlhrungspunkte zwischen Kuba und Deutschland Eintritt 8 Euro Mitglieder der DIAG und besondere Personenkreise 5 EuroIn der Pause werden Tapas und Getraumlnke angeboten
Gruumlner Kreis
Sa 20 Juni 9-14 UhrTauschboumlrse der Luumlbecker Kakteen-freunde
So 21Juni 11 UhrSommerblumen in Staudenpflanzun-gen
Luumlbeckische Blaumltter 201511 185
Aus der Gemeinnuumltzigen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Luumlbecker Stadtdiskurs
Mi 17 Juni 19 Uhr Koumlnigstr 5 Groszliger Saal Eintritt FreiUrban Pioneers Kreative Milieus in der StadtentwicklungProf Klaus Overmeyer bdquoUrban Catalystldquo stu-dio BerlinOvermeyer Landschaftsplaner in Muumlnchen und Berlin stellt seine Forschungsprojekte
bdquoUrban Catalystldquo zu Moumlglichkeiten zeitlich befristeter Nutzun-gen in europaumlischen Staumldten vor Welche Prozesse in Bezug auf dynamische Freiraumentwicklung staumldtischer Transformations-raumlume bringen Staumldtebau und Stadtforschung und ihre Nutzer voran
Stadtdiskurs fuumlr Fachleute
Ruumlckblick auf den Vortrag von Marco Zuumlnd Einfallsreiches Weiterbauen im Bestand des Luumlbecker Weltkulturerbes ndash Skizzen und Vorschlaumlge auf dem Erfahrungshintergrund mit Bauten in und um Basel
Marco Zuumlnd informierte mit einem bilderrei-chen Vortrag am 20 Mai uumlber von ihm reali-sierte Bauvorhaben in der Stadt am Rhein mit ihren historischen Strukturen Ein Beispiel war die Umnutzung eines ehemaligen Gefaumlngnis-ses als Hotel Es empfiehlt sich die gut do-kumentierten Projekte auf der Homepage des Stadtdiskurses nachzuvollziehen (www Lue-beckerstadtdiskursde)
Die Moderatorin des Abends Antje Peters-Hirt hatte als staumldti-sche Akteure Bausenator Boden den ehemaligen Weltkulturer-bebeauftragten Antonius Jeiler und den Bauhistoriker Michael Scheftel gebeten aus Luumlbecker Sicht den Vortrag zu kommen-tieren bzw Fragen zu stellen Die Herren zeigten sich einig dass die von Marco Zuumlnd vorge-stellten Bauprojekte gelungene Beispiele seien fuumlr ein behutsa-mes unaufdringliches Weiterbauen am historischen Bestand Im gut gefuumlllten groszligen Saal der Gemeinnuumltzigen hatten sich viele in der Stadt aktive Architekten eingefunden Es war ein Abend fuumlr Fachleute In der kurzen lebhaften Diskussion ohne Kontroversen wurden die Baseler Beispiele auf Vorhaben in den historischen Quar-tieren des Luumlbecker Stadtzentrums bezogen Derzeit im Fokus stehen die geplanten Neubauten im Gruumlndungsviertel Es wird damit gerechnet dass die rund 50 Einzelgebaumlude auf den hi-storischen Parzellengrundrissen aufgrund der starken Vorgaben in den Bereichen Gestaltung und Nutzung ein architektonisch zuruumlckhaltendes Wohnquartier ergeben werden Die Gestalt der Oberflaumlchen wird sich von Beispielen wenig spektakulaumlrer oder origineller Fassaden aus dem typologischen Fundus Luumlbecker Bauten der Zeit zwischen 1300 und 1850 anregen lassen (me)
Interkultureller Sommer 2015
Laumlndersalon im Interkulturellen Sommer 2015Die Gemeinnuumltzige veranstaltet im Garten einen Laumlndersalon und partizipiert so am Interkulturellen Sommer in Luumlbeck Jeden Mittwoch um 18 Uhr wird seit dem 3 Juni ein Land in 60 bis
75 Minuten allein durch Erzaumlhlen und sprachliche Darstellung vorgestellt ndash je nach Art und Geschmack des Redners Es wird vorgetragen rezitiert und vorgelesen (Idee und Konzeption Antje Peters-Hirt)
Gesamtuumlbersicht03062015 Finnland Claus-Peter Lorenzen10062015 Polen Barbara und Joachim Glowe17062015 Schweiz Gundel Granow und Ingrid Thodt24062015 Indien Dr Brigitte Templin01072015 Weltreise Antje Peters-Hirt 08072015 Italien Hagen Scheffler15072015 Ukraine Prof Karl Klotz und Eva Albota22072015 Norwegen Klaus Rainer Goll29072015 Syrien Damaskus Frauke Borchers05082015 Iran Dr Hans Arnold 12082015 Daumlnemark Doris Muumlhrenberg19082015 Oumlsterreich Wien Jutta Kaumlhler26082015 Schweden Marlies Behm
Der naumlchste Vortrag ist am 10 Juni 18 Uhr Barbara und Joach-im Glowe berichten uumlber PolenImpressionen aus dem Land unserer oumlstlichen NachbarnEhepaar Glowe will versuchen mit Momentaufnahmen einen Einblick in Landschaft Menschen Natur Kultur Literatur und Politik des Landes jenseits von Oder und Neiszlige zu verschaffen
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 Juli
Am Sonnabend den 4 Juli wird es wieder in der Gemeinnuumltzigen einen Tag der offenen Tuumlr geben Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlu-men des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
Als neue Mitglieder begruumlszligen wir
Prof Hendrik Lehnert Dr Christian BillichIsabel Hidalgo
Geibeljahr 2015
186 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Vermietungssituation in der City
Unser Luumlbeck Die bdquoCityldquo schwaumlcheltLuumlbeck-Management Wissenschaftsmanagement und Fachhochschule luden ein zur Ortsbesich-tigung leer stehender Geschaumlftsraumlume
Die Verkaufsflaumlchen in Luumlbeck be-laufen sich auf insgesamt ca 500000 Quadratmeter 125000 qm2 liegen auf der Flaumlche der Altstadtinsel 15 Prozent davon stehen derzeit leer Da die Tole-ranzgrenze bei 10 Prozent angesetzt wird schrillen bei verantwortlichen Beobachtern die Alarmglocken Oli-via Kempke Geschaumlftsfuumlhrerin beim Luumlbeck-Managment haumllt deshalb ei-nen offenen Diskurs uumlber die Art der Ansiedlungspolitik fuumlr laumlngst uumlbefaumlllig Insbesondere die Zunahme an Verkaufs-flaumlchen auf der bdquogruumlnen Wieseldquo und der rasant steigende bdquoE-Commerceldquo muumlssen einmal mehr Grund dafuumlr sein sich uumlber den Strukturwandel einer Innenstadt Ge-danken zu machen
Beunruhigend ist der Zustand der Koumlnigpassage wo nur wenige Flaumlchen aktiv bewirtschaftet werden Auch im Haerder-Center ist die Situation we-nig komfortabel Geschaumlfte schlieszligen Buumlroraumlume verwaisen Und kaum je-mand wagt derzeit daran zu denken was aus dem riesigen Karstadt-Komplex wer-den kann wenn auch diese Filiale in die Plaumlne einer strukturellen Neuausrichtung innerhalb dieses Konzerns faumlllt Unter dem Titel bdquoOrtswechselldquo zogen am Frei-tag 22 Mai zwischen 17 und 20 Uhr ca 100 Interessierte von der Beckergrube 2426 uumlber die Koumlnigstraszlige 95 zum Eck-haus Breite StraszligeWahmstraszlige um sich
mit spezifischen Leerstands-Situationen bekannt zu machen Eine Studenten-gruppe der Fachhochschule hatte zuvor 5 Tage Zeit mit kleinem Budget auf kre-ative Weise eine Neu- oder Umnutzung anzubieten Eine von allen Beteiligten und vom Publikum hoch gelobte Initia-tive die im spaumltestens im naumlchsten Jahr wiederholt werden soll Eingeladen hat-ten das Luumlbeck-Management das Wis-senschaftsmanagement die Fachhoch-schule Die Bauverwaltung hatte nicht eingeladen Herr Schroumlder folgte unserer Einladung als Gastreferent
Handfeste praktische Probleme der City Luumlbecks an den verschiedenen Standorten kamen zur Sprache und es gab eine Vielzahl kreativer Loumlsungsvorschlauml-ge fuumlr Zwischenloumlsungen leer stehender Verkaufsflaumlchen mit ihren teilweise ab-schreckenden Fensterfronten es gab aber auch komprimierte Informationen durch einen Kurzvortrag von Frau Prof Silke Weidner Lehrstuhlinhaberin bdquoStadtma-nagementldquo an der Universitaumlt Cottbus Da der Bahnstreik zwar beendet war die Zuumlge aber trotzdem nicht fuhren trug Prof Frank Schwartze von der Luumlbecker Fachhochschule Bereich Bauwesen die Thesen Weidners vor
Das Geschaumlftslokal Beckergrube 2426 hat ein spezifisches Problem durch seine Groumlszlige 160 Quadratmeter Verkaufs-flaumlche werden an diesem Standort nicht
nachgefragt allenfalls die Haumllfte Die Studenten der Fachhochschule schlagen vor in diesem Haus eine Galerienutzung zu favorisieren Das trifft sich mit den Absichten von Eigentuumlmer und Makler Verhandlungen mit der Vereinigung der Luumlbecker Maler und Bildhauer wurden intensiv gefuumlhrt kamen aber zu keinem Abschluss Das zuvor von bdquoSchleckerldquo genutzte Ladengeschaumlft ist inzwischen renoviert und saniert aber nicht jeder Mietinteressent kann sich ein Leben mit der neu geschaffenen Ausstattung vorstel-len sie ist gediegen aber eben nur fuumlr ei-nige Nutzungen geeignet
Eine ganz andere Problemlage ist mit dem Eckgebaumlude Breite StraszligeWahm-straszlige verbunden Es wird zunehmend schwieriger Obergeschosse als Ver-kaufsflaumlchen zu vermarkten Schon seit Langem kann beim Gang durch Luumlbeck beobachtet werden dass Obergeschosse von Haumlusern es betrifft in hohem Maszlige historische Haumluser ungenutzt leer stehen Haumlufig gibt es auch bereits keine Erschlie-szligung mehr durch Treppenhaumluser man hat sie beseitigt um im Erdgeschoss mehr Verkaufsflaumlche zu gewinnen
Der stark prosperierende E-Commerce verstaumlrkt diese Entwicklung einer Bevor-zugung der Erdgeschosszonen Die poten-ziellen Kunden finden im Internet Waren die ihnen zusagen und sie besuchen dann einen festen Standort nur noch zur An-probe oder sonstigen Begutachtung oder sie sehen umgekehrt im realen Shop eine Ware die sie anschlieszligend im Internet be-stellen In jedem Fall wird nur wenig reale Geschaumlftsflaumlche benoumltigt und diese muss auf Straszligenebene aufwendig und lockend inszeniert werden
Im Gespraumlch mit Olivia Kempke wurde ein genereller Trend deutlich Die City lockt z B in Bereichen wie Oberbekleidung und Schuhen kaum mit hervorragenden Angeboten in houmlher-wertigen Sortimenten Ein Grund dafuumlr sind die Vertriebsstrukturen der gro-szligen Filialisten die je nach Standort und Standortgroumlszlige von geschaumlftlich getrennt operierenden Abteilungen bewirtschaf-tet werden Ein anderer Grund sind die Risiken die mit hochwertigem Fach-handel verbunden sind Es bedarf einer ausreichend groszligen und stabilen Kaumlu-Obere Wahmstraszlige Studenten haben die Schaufenster gestaltetet
Luumlbeckische Blaumltter 201511 187
Mo - Fr 700 bis 2000 middot Sa 700 bis 1300ganzjaumlhrig geoumlffnet
St Hubertus 4 middot 23627 Groszlig Groumlnau Tel 04509 1558 middot wwwdr-weckwerthde
Dr WeckWerth amp Partner
Vermietungssituation in der City
fergruppe Frau Kempke ist auch davon uumlberzeugt dass Straszligen wie die Becker-grube und die Holstenstraszlige dringend einer Uumlberplanung des Straszligenraumes beduumlrfen
Prof Frank Schwartze erinnerte in seinem Abschlussstatement noch einmal an die groszligen Staumlrken Luumlbecks die Mi-schung aus Cityfunktion Dienstleistung und Wohnen sowie als zentraler Ort kul-tureller Kommunikationen mit der histo-rischen Wissenstiefe der Altstadt Diese gewachsene Staumlrke muumlsse erkannt und weiterentwickelt werden
Im Stadtdiskurs hat Prof Berking darauf aufmerksam gemacht worden dass das Alleinstellungsmerkmal Luuml-becks seine starke Mitte sei Sie habe die urbanen Qualitaumlten die Hamburg in der Hafencity kuumlnstlich wiederzuge-
winnen sucht weil sie in der City ab-handengekommen sind
Es ist auch eine Ironie der Stadt-entwicklungsge-schichte seit 1970 dass die City-funktion Luumlbecks derzeit nicht im Bereich der his-torischen Altstadt (Bsp Huumlxstraszlige oder Koumlnigstraszlige) schwaumlchelt son-dern dort wo ty-pische Allerwelts-citybauten auf die Altstadtinsel verpflanzt wurden Vor 40 Jahren hat die Kaufmann-schaft noch la-mentiert es drohe der Untergang der Wirtschaft wenn die Altstadt einen Eigenwert erhiel-te Schon damals forderten Stadt-kundige es sollten in einer alten Stadt nur die Nutzungen
einziehen die sich mit der historischen Substanz vertrage Manfred Eickhoumllter
Koumlnigstraszlige 95 Oilivia Kempke erlaumlutert die aktuelle Mietsituation (Fotos Wissenschaftsmanagement Luumlbeck)
Obere Wahmstraszlige Sinnspruumlche fuumlr Pas-santen
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Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
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Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
DEUTSCHLANDSAumlLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS
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Herausgeberin Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit Koumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Telefon 7 54 54 Telefax 79 63 54 Verantwortlich Doris Muumlhrenberg
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Eroumlffnungswochenende Hansemuseum
der (bdquoHaumlnseleyenldquo) auf dem neuen Spiel-hof vor dem Beichthaus ein mittelalter-licher Markt im Beichthaus mit Musik und dem Hansevolk insiderperspektiven (Gespraumlche mit Hansespezialisten) sowie Vortraumlge aus Wissenschaft und Kultur Die Vortraumlge beschaumlftigten sich z B mit der Frage bdquoWelche wissenschaftliche Zielrichtung verfolgt das Hansemuse-umldquo oder bdquoInwieweit war die Hanse Kulturtraumlgerldquo
Anhand verschiedener Gespraumlche und Vortraumlge wurde einerseits das wissen-schaftliche Selbstverstaumlndnis des Muse-ums der gegenwaumlrtige Stand der Hanse-forschung und die zukuumlnftige Entwick-lung beleuchtet bzw skizziert
In einem Gespraumlch mit den Kunsthis-torikerinnen Kerstin Petermann und Anja Rasche (Netzwerk Kunst und Kultur der Hansestaumldte) unter der Leitung von Lisa Kosok der Museumsleiterin ging die Gruppe der Frage nach was fuumlr die Han-se eigentlich Kunst und Kultur bedeutete Waren die Kaufleute nur an ihren Geschaumlf-ten interessiert oder empfanden sie sich auch als kulturelle Vermittler Der neue Ansatz des Europaumlischen Hansemuseums bedeutet dass (z B) diese Fragestellung fuumlr den gesamten Hanseraum gestellt wer-den soll und dass andere Laumlnder einbe-zogen werden muumlssen um die bisher oft einseitigen nationalen Forschungsansaumltze zu uumlberwinden
Am Beispiel der Sprache als zentra-lem Kulturtraumlger kann das Problem aber auch die Fragestellung (z T) skizziert werden Als Beispiel und Quelle wurde ein Danziger Kaufmann erwaumlhnt der sei-nen Sohn im 15 Jahrhundert nach Finn-land schickte um ihn finnisch lernen zu lassen zu einem Zeitpunkt also in dem es das Finnische als Schriftsprache noch nicht gab Die Vermittlung der Sprache war nur durch den persoumlnlichen Kontakt moumlglich oder moderner formuliert uumlber ein Personennetzwerk
Entsprechend bedeutend war die Rolle derjenigen fuumlr die Hanse die uumlber sprach-liche Faumlhigkeiten verfuumlgten Der Wert ei-nes sprachfaumlhigen Boten konnte am Wehr-geld abgelesen werden das bei Auseinan-dersetzungen faumlllig wurde wenn jemand gewaltsam durch Dritte zu Tode gekom-men war Das Wehrgeld eines Kaufmanns betrug 250 Einheiten das eines Boten 500 Einheiten
Betont wurde aber auch von beiden Wissenschaftlerinnen dass es zwar vie-le kulturelle Uumlbereinstimmungen in den Hansestaumldten gibt aber einen einheitli-chen Hansestil gab es nicht Der Begriff
bdquoHansekulturldquo oder bdquoBacksteinkunstldquo muumlsse also mit einem Fragezeichen ver-sehen werden
Die Museumsdirektorin verwies auf die verschiedenen Moumlglichkeiten For-schungen Erkenntnisse und museale Prauml-sentation zusammenzubringen und ndash un-ter Einbeziehung der Oumlffentlichkeit ndash auf dem Laufenden zu halten So z B mit dem Aufbau von Netzwerken mit anderen wissenschaftlichen Institutionen nicht zu-letzt durch persoumlnliche Kontaktaufnahme durch Exkursionen auch ein Freundes-kreis waumlre denkbar und natuumlrlich durch die Aktivierung des bereits vorhandenen Hanselabors
Der Architekt und Museumsplaner Andreas Heller stellte die Idee und kon-zeptionelle Entwicklung des Museums vor Diese wird hier nicht dargestellt der Leser moumlge sich vor Ort im Museum ei-nen persoumlnlichen Einblick verschaffen
Piraten junge Maumlnner und die Abwesenheit von Frauen
Der wissenschaftliche Leiter des Hansemuseums Rolf Hammel-Kiesow widmete sich dem Thema Piraten junge Maumlnner und die Abwesenheit von Frauen
Er stellte ndash ausgehend von einer Reise nach Nowgorod ndash den Karrierebeginn ei-nes jungen Kaufmanns zunaumlchst als Lehr-ling dar Diese Reise begann mit 18 Jahren und fuumlhrte den jungen Mann sehr schnell an schwierige Aufgaben heran Zunaumlchst wurde er aber als Sprachschuumller bei Bo-jaren (den russischen Groszliggrundbesitzern und Adligen) fuumlr vier Monate unterge-bracht Danach durfte er auf dem Markt Verhandlungen mit (Einzelhandels-) Kun-den fuumlhren denn Einzelhandelsgeschaumlfte
waren dem Lehrherren verboten er durfte nur im Groszlighandel taumltig werden
Das Wort Pirat wurde begrifflich ge-klaumlrt indem dieser bdquoBerufsstandldquo von den sogenannten Kaperfahrern abgetrennt wur-de Diese Kaperfahrer waren Beauftragte von Kriegsherren deren Ziel es war Geg-ner zu schaumldigen Die Kaperfahrer wurden mit entsprechenden Briefen ausgestattet und durften den groumlszligten Teil ihrer Beute behalten bzw selbst in den Hafenstaumldten zu Geld machen (was dann regelmaumlszligig den Zorn derjenigen Staumldte hervorrief die nicht in den Genuss dieser Waren gekom-men waren Vorwurf Raubgut)
Bei den Kaperungen ging es der bdquoge-meinenldquo Besatzung schlecht (sie haumltten bewacht werden muumlssen standen bdquoim Wegeldquo und wurden ins Meer geworfen) hingegen wurden die an Bord befind-lichen Kaufleute geschont denn diese konnten Loumlsegeld einbringen
Die Probleme fuumlr die Kaperfahrer be-gannen immer dann wenn der Auftragge-ber und Kriegsherr den Fehdezustand fuumlr beendet erklaumlrte Diese Veraumlnderung ver-anlasste die meisten Kaperfahrer jedoch die Raubfahrten fortzusetzen nur dass sie jetzt Piraten Seeraumluber waren die durch keinen (zweifelhaften) Rechtstitel mehr gedeckt waren Wie sie endeten erzaumlhlt die Stoumlrtebekergeschichte
Die Rolle und Stellung der Frau im Norden war weitaus besser als in den suumld-lichen Laumlndern wie z B in Italien Wenn der Fernhandelskaufmann und Ehemann auf Reisen war uumlbernahm die Ehefrau das Handelsgeschaumlft voll verantwortlich Es gaumlbe verschiedene Quellen so Hammel-Kiesow die belegen dass die Ehefrauen Geschaumlfte mit erheblichen Summen taumltig-ten und abschlossen
Blick auf die Bronze-Schutzverkleidung fuumlr die erhaltenen Fresken der Klosterkirche (Kirchplatz)
184 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Meldungen
Geschichtsverein
Mo 8 Juni 15 Uhr Marienkirche Buumlr-germeisterkapelleFuumlhrung durch die Marien-kircheProf Dr Antjekathrin Graszlig-
mann und Prof Dr Gerhard AhrensEintritt 2 Euro individuell an der Kasse zu entrichten
Mi 10 Juni 18 Uhr Archiv der Hanse-stadt Luumlbeck Lesesaal IV StockWalter und Moshe Wolff Das eigene Leben erzaumlhlen Geschichte und Bio-grafie von Hamburger Juden aus zwei Generationen Dr Linde Apel Forschungsstelle fuumlr Zeit-geschichte in Hamburg Buchvorstellung und VortragIm August 1938 kurz vor dem November-pogrom verlaumlsst die Familie Wolff ihre Heimatstadt Hamburg Viele Jahre spaumlter haben Vater Walter und Sohn Moshe un-abhaumlngig voneinander ihre Lebenserinne-rungen niedergeschriebenIn Kooperation mit der bdquoInitiative Stol-persteine fuumlr Luumlbeck
Do 11 Juni 15 Uhr Treffpunkt Vor der Kapelle des Burgtorfriedhofs in der EschenburgstraszligeFuumlhrung uumlber den Luumlbecker Ehren-friedhofmit Prof Dr Gerhard Ahrens
Deutsch-Italienische Gesellschaft
Di 16 Juni 16 Uhr Marli-Cafeacute St Annenstr 1 (Ne-benzimmer)LeggilO - Qui non crescono
i fiori - Hier wachsen keine Blumenmit Luca Giordano und Dr Francesca
BraviM o d e r i e r -te Lesung in deutscher und italienischer SpracheErzaumlhlt wird die Geschich-te von Salva-tore und sei-nem Bruder Damiano die mit ihrem Va-ter auf einer
Insel am Meer leben inmitten rauer und karger Landschaft die auch als Metapher fuumlr das Lebensgefuumlhl dieser drei Maumlnner
gemeint ist Doch die Bruumlder versuchen jeder auf seine Art die wilde Landschaft zu besaumlnftigen und der Insel zu entflie-henEintritt frei
Deutsch-Iberoamerikanische Gesellschaft
Fr 19 Juni 1830 Uhr Volks-hochschule Falkenplatz 10Deutsche Spuren auf CubaProfessor Manuel Torres Havanna
Erlebnis im SenkgartenAnmeldung unter infoluebecker-schul-gartende oder 04533 8535
Musikerkennen
Fr 19Juni 20 Uhr Groszlig Groumlnau-Muumlller amp PetzinnaEda amp Oishibashi ndash Minyo and Classi-cal Beats Eintritt 15 Euro
Natur und Heimat
So 7Juni Treffen 0858 Uhr Haltestelle bdquoWesloer Bruumlckeldquo Linie 10 (ZOB 0839 Uhr)Von Luumlbecks Osten zum Oumlko- und Viel-faltsmarkt am DomHalbtagswanderung auf verschlungenen Wegen ca 12 kmKontakt Friedel Mark Tel 7060274
Mi 17Juni Treffen 0850 Uhr Bahn-hofshalle Zug 0908 UhrSachsenwaldTageswanderung (mit Friedrichsruh) ca 12 km Rucksackverpflegung Gruppen-fahrscheinKontakt Hilde Veltman Tel 604700
Sa 20Juni Treffen 0855 Uhr Bahnhofs-halle Zug 0912 UhrOldenburg minus Lensahn (NSG)Tageswanderung ca 20 km Rucksack-verpflegung GruppenfahrscheinKontakt Gudrun Meszligfeldt Tel 493844
Kunsthalle St Annen
Bis 16 August St Annenstraszlige Salaam Luumlbeck ndash Muslimisches Leben in der HansestadtBegleitprogrammSa 13 Juni 14 Uhr Treffpunkt Bushalte-stelle KatharineumStadtteilfuumlhrungAuf den Spuren islamischen Lebens in Luumlbeck Dr Darijana Hahn
Di 16 Juni 1930 Uhr St AnnenstraszligeLesung mit Emrah SerbesAusnahmetalent der jungen tuumlrkischen Literatur und Vorstellung des deutsch-tuumlrkischen Binooki Verlages Eintritt frei
BIRL
Sa 13 Juni 11 Uhr Drehbruumlcke Unter-traveBruumlcken aus der Planung von Peter Rehder Rundgang mit Detlev Holst
Ist Kuba ohne Fidel Castro denkbar Wie geht es ohne ihn weiter Kann sich das politische System der Insel veraumlndern Oder ist das Land bereit fuumlr eine neue po-litische Aumlra Ein Blick in die Geschichte zeigt erstaunlich viele Beruumlhrungspunkte zwischen Kuba und Deutschland Eintritt 8 Euro Mitglieder der DIAG und besondere Personenkreise 5 EuroIn der Pause werden Tapas und Getraumlnke angeboten
Gruumlner Kreis
Sa 20 Juni 9-14 UhrTauschboumlrse der Luumlbecker Kakteen-freunde
So 21Juni 11 UhrSommerblumen in Staudenpflanzun-gen
Luumlbeckische Blaumltter 201511 185
Aus der Gemeinnuumltzigen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Luumlbecker Stadtdiskurs
Mi 17 Juni 19 Uhr Koumlnigstr 5 Groszliger Saal Eintritt FreiUrban Pioneers Kreative Milieus in der StadtentwicklungProf Klaus Overmeyer bdquoUrban Catalystldquo stu-dio BerlinOvermeyer Landschaftsplaner in Muumlnchen und Berlin stellt seine Forschungsprojekte
bdquoUrban Catalystldquo zu Moumlglichkeiten zeitlich befristeter Nutzun-gen in europaumlischen Staumldten vor Welche Prozesse in Bezug auf dynamische Freiraumentwicklung staumldtischer Transformations-raumlume bringen Staumldtebau und Stadtforschung und ihre Nutzer voran
Stadtdiskurs fuumlr Fachleute
Ruumlckblick auf den Vortrag von Marco Zuumlnd Einfallsreiches Weiterbauen im Bestand des Luumlbecker Weltkulturerbes ndash Skizzen und Vorschlaumlge auf dem Erfahrungshintergrund mit Bauten in und um Basel
Marco Zuumlnd informierte mit einem bilderrei-chen Vortrag am 20 Mai uumlber von ihm reali-sierte Bauvorhaben in der Stadt am Rhein mit ihren historischen Strukturen Ein Beispiel war die Umnutzung eines ehemaligen Gefaumlngnis-ses als Hotel Es empfiehlt sich die gut do-kumentierten Projekte auf der Homepage des Stadtdiskurses nachzuvollziehen (www Lue-beckerstadtdiskursde)
Die Moderatorin des Abends Antje Peters-Hirt hatte als staumldti-sche Akteure Bausenator Boden den ehemaligen Weltkulturer-bebeauftragten Antonius Jeiler und den Bauhistoriker Michael Scheftel gebeten aus Luumlbecker Sicht den Vortrag zu kommen-tieren bzw Fragen zu stellen Die Herren zeigten sich einig dass die von Marco Zuumlnd vorge-stellten Bauprojekte gelungene Beispiele seien fuumlr ein behutsa-mes unaufdringliches Weiterbauen am historischen Bestand Im gut gefuumlllten groszligen Saal der Gemeinnuumltzigen hatten sich viele in der Stadt aktive Architekten eingefunden Es war ein Abend fuumlr Fachleute In der kurzen lebhaften Diskussion ohne Kontroversen wurden die Baseler Beispiele auf Vorhaben in den historischen Quar-tieren des Luumlbecker Stadtzentrums bezogen Derzeit im Fokus stehen die geplanten Neubauten im Gruumlndungsviertel Es wird damit gerechnet dass die rund 50 Einzelgebaumlude auf den hi-storischen Parzellengrundrissen aufgrund der starken Vorgaben in den Bereichen Gestaltung und Nutzung ein architektonisch zuruumlckhaltendes Wohnquartier ergeben werden Die Gestalt der Oberflaumlchen wird sich von Beispielen wenig spektakulaumlrer oder origineller Fassaden aus dem typologischen Fundus Luumlbecker Bauten der Zeit zwischen 1300 und 1850 anregen lassen (me)
Interkultureller Sommer 2015
Laumlndersalon im Interkulturellen Sommer 2015Die Gemeinnuumltzige veranstaltet im Garten einen Laumlndersalon und partizipiert so am Interkulturellen Sommer in Luumlbeck Jeden Mittwoch um 18 Uhr wird seit dem 3 Juni ein Land in 60 bis
75 Minuten allein durch Erzaumlhlen und sprachliche Darstellung vorgestellt ndash je nach Art und Geschmack des Redners Es wird vorgetragen rezitiert und vorgelesen (Idee und Konzeption Antje Peters-Hirt)
Gesamtuumlbersicht03062015 Finnland Claus-Peter Lorenzen10062015 Polen Barbara und Joachim Glowe17062015 Schweiz Gundel Granow und Ingrid Thodt24062015 Indien Dr Brigitte Templin01072015 Weltreise Antje Peters-Hirt 08072015 Italien Hagen Scheffler15072015 Ukraine Prof Karl Klotz und Eva Albota22072015 Norwegen Klaus Rainer Goll29072015 Syrien Damaskus Frauke Borchers05082015 Iran Dr Hans Arnold 12082015 Daumlnemark Doris Muumlhrenberg19082015 Oumlsterreich Wien Jutta Kaumlhler26082015 Schweden Marlies Behm
Der naumlchste Vortrag ist am 10 Juni 18 Uhr Barbara und Joach-im Glowe berichten uumlber PolenImpressionen aus dem Land unserer oumlstlichen NachbarnEhepaar Glowe will versuchen mit Momentaufnahmen einen Einblick in Landschaft Menschen Natur Kultur Literatur und Politik des Landes jenseits von Oder und Neiszlige zu verschaffen
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 Juli
Am Sonnabend den 4 Juli wird es wieder in der Gemeinnuumltzigen einen Tag der offenen Tuumlr geben Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlu-men des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
Als neue Mitglieder begruumlszligen wir
Prof Hendrik Lehnert Dr Christian BillichIsabel Hidalgo
Geibeljahr 2015
186 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Vermietungssituation in der City
Unser Luumlbeck Die bdquoCityldquo schwaumlcheltLuumlbeck-Management Wissenschaftsmanagement und Fachhochschule luden ein zur Ortsbesich-tigung leer stehender Geschaumlftsraumlume
Die Verkaufsflaumlchen in Luumlbeck be-laufen sich auf insgesamt ca 500000 Quadratmeter 125000 qm2 liegen auf der Flaumlche der Altstadtinsel 15 Prozent davon stehen derzeit leer Da die Tole-ranzgrenze bei 10 Prozent angesetzt wird schrillen bei verantwortlichen Beobachtern die Alarmglocken Oli-via Kempke Geschaumlftsfuumlhrerin beim Luumlbeck-Managment haumllt deshalb ei-nen offenen Diskurs uumlber die Art der Ansiedlungspolitik fuumlr laumlngst uumlbefaumlllig Insbesondere die Zunahme an Verkaufs-flaumlchen auf der bdquogruumlnen Wieseldquo und der rasant steigende bdquoE-Commerceldquo muumlssen einmal mehr Grund dafuumlr sein sich uumlber den Strukturwandel einer Innenstadt Ge-danken zu machen
Beunruhigend ist der Zustand der Koumlnigpassage wo nur wenige Flaumlchen aktiv bewirtschaftet werden Auch im Haerder-Center ist die Situation we-nig komfortabel Geschaumlfte schlieszligen Buumlroraumlume verwaisen Und kaum je-mand wagt derzeit daran zu denken was aus dem riesigen Karstadt-Komplex wer-den kann wenn auch diese Filiale in die Plaumlne einer strukturellen Neuausrichtung innerhalb dieses Konzerns faumlllt Unter dem Titel bdquoOrtswechselldquo zogen am Frei-tag 22 Mai zwischen 17 und 20 Uhr ca 100 Interessierte von der Beckergrube 2426 uumlber die Koumlnigstraszlige 95 zum Eck-haus Breite StraszligeWahmstraszlige um sich
mit spezifischen Leerstands-Situationen bekannt zu machen Eine Studenten-gruppe der Fachhochschule hatte zuvor 5 Tage Zeit mit kleinem Budget auf kre-ative Weise eine Neu- oder Umnutzung anzubieten Eine von allen Beteiligten und vom Publikum hoch gelobte Initia-tive die im spaumltestens im naumlchsten Jahr wiederholt werden soll Eingeladen hat-ten das Luumlbeck-Management das Wis-senschaftsmanagement die Fachhoch-schule Die Bauverwaltung hatte nicht eingeladen Herr Schroumlder folgte unserer Einladung als Gastreferent
Handfeste praktische Probleme der City Luumlbecks an den verschiedenen Standorten kamen zur Sprache und es gab eine Vielzahl kreativer Loumlsungsvorschlauml-ge fuumlr Zwischenloumlsungen leer stehender Verkaufsflaumlchen mit ihren teilweise ab-schreckenden Fensterfronten es gab aber auch komprimierte Informationen durch einen Kurzvortrag von Frau Prof Silke Weidner Lehrstuhlinhaberin bdquoStadtma-nagementldquo an der Universitaumlt Cottbus Da der Bahnstreik zwar beendet war die Zuumlge aber trotzdem nicht fuhren trug Prof Frank Schwartze von der Luumlbecker Fachhochschule Bereich Bauwesen die Thesen Weidners vor
Das Geschaumlftslokal Beckergrube 2426 hat ein spezifisches Problem durch seine Groumlszlige 160 Quadratmeter Verkaufs-flaumlche werden an diesem Standort nicht
nachgefragt allenfalls die Haumllfte Die Studenten der Fachhochschule schlagen vor in diesem Haus eine Galerienutzung zu favorisieren Das trifft sich mit den Absichten von Eigentuumlmer und Makler Verhandlungen mit der Vereinigung der Luumlbecker Maler und Bildhauer wurden intensiv gefuumlhrt kamen aber zu keinem Abschluss Das zuvor von bdquoSchleckerldquo genutzte Ladengeschaumlft ist inzwischen renoviert und saniert aber nicht jeder Mietinteressent kann sich ein Leben mit der neu geschaffenen Ausstattung vorstel-len sie ist gediegen aber eben nur fuumlr ei-nige Nutzungen geeignet
Eine ganz andere Problemlage ist mit dem Eckgebaumlude Breite StraszligeWahm-straszlige verbunden Es wird zunehmend schwieriger Obergeschosse als Ver-kaufsflaumlchen zu vermarkten Schon seit Langem kann beim Gang durch Luumlbeck beobachtet werden dass Obergeschosse von Haumlusern es betrifft in hohem Maszlige historische Haumluser ungenutzt leer stehen Haumlufig gibt es auch bereits keine Erschlie-szligung mehr durch Treppenhaumluser man hat sie beseitigt um im Erdgeschoss mehr Verkaufsflaumlche zu gewinnen
Der stark prosperierende E-Commerce verstaumlrkt diese Entwicklung einer Bevor-zugung der Erdgeschosszonen Die poten-ziellen Kunden finden im Internet Waren die ihnen zusagen und sie besuchen dann einen festen Standort nur noch zur An-probe oder sonstigen Begutachtung oder sie sehen umgekehrt im realen Shop eine Ware die sie anschlieszligend im Internet be-stellen In jedem Fall wird nur wenig reale Geschaumlftsflaumlche benoumltigt und diese muss auf Straszligenebene aufwendig und lockend inszeniert werden
Im Gespraumlch mit Olivia Kempke wurde ein genereller Trend deutlich Die City lockt z B in Bereichen wie Oberbekleidung und Schuhen kaum mit hervorragenden Angeboten in houmlher-wertigen Sortimenten Ein Grund dafuumlr sind die Vertriebsstrukturen der gro-szligen Filialisten die je nach Standort und Standortgroumlszlige von geschaumlftlich getrennt operierenden Abteilungen bewirtschaf-tet werden Ein anderer Grund sind die Risiken die mit hochwertigem Fach-handel verbunden sind Es bedarf einer ausreichend groszligen und stabilen Kaumlu-Obere Wahmstraszlige Studenten haben die Schaufenster gestaltetet
Luumlbeckische Blaumltter 201511 187
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Vermietungssituation in der City
fergruppe Frau Kempke ist auch davon uumlberzeugt dass Straszligen wie die Becker-grube und die Holstenstraszlige dringend einer Uumlberplanung des Straszligenraumes beduumlrfen
Prof Frank Schwartze erinnerte in seinem Abschlussstatement noch einmal an die groszligen Staumlrken Luumlbecks die Mi-schung aus Cityfunktion Dienstleistung und Wohnen sowie als zentraler Ort kul-tureller Kommunikationen mit der histo-rischen Wissenstiefe der Altstadt Diese gewachsene Staumlrke muumlsse erkannt und weiterentwickelt werden
Im Stadtdiskurs hat Prof Berking darauf aufmerksam gemacht worden dass das Alleinstellungsmerkmal Luuml-becks seine starke Mitte sei Sie habe die urbanen Qualitaumlten die Hamburg in der Hafencity kuumlnstlich wiederzuge-
winnen sucht weil sie in der City ab-handengekommen sind
Es ist auch eine Ironie der Stadt-entwicklungsge-schichte seit 1970 dass die City-funktion Luumlbecks derzeit nicht im Bereich der his-torischen Altstadt (Bsp Huumlxstraszlige oder Koumlnigstraszlige) schwaumlchelt son-dern dort wo ty-pische Allerwelts-citybauten auf die Altstadtinsel verpflanzt wurden Vor 40 Jahren hat die Kaufmann-schaft noch la-mentiert es drohe der Untergang der Wirtschaft wenn die Altstadt einen Eigenwert erhiel-te Schon damals forderten Stadt-kundige es sollten in einer alten Stadt nur die Nutzungen
einziehen die sich mit der historischen Substanz vertrage Manfred Eickhoumllter
Koumlnigstraszlige 95 Oilivia Kempke erlaumlutert die aktuelle Mietsituation (Fotos Wissenschaftsmanagement Luumlbeck)
Obere Wahmstraszlige Sinnspruumlche fuumlr Pas-santen
188 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
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Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
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Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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184 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Meldungen
Geschichtsverein
Mo 8 Juni 15 Uhr Marienkirche Buumlr-germeisterkapelleFuumlhrung durch die Marien-kircheProf Dr Antjekathrin Graszlig-
mann und Prof Dr Gerhard AhrensEintritt 2 Euro individuell an der Kasse zu entrichten
Mi 10 Juni 18 Uhr Archiv der Hanse-stadt Luumlbeck Lesesaal IV StockWalter und Moshe Wolff Das eigene Leben erzaumlhlen Geschichte und Bio-grafie von Hamburger Juden aus zwei Generationen Dr Linde Apel Forschungsstelle fuumlr Zeit-geschichte in Hamburg Buchvorstellung und VortragIm August 1938 kurz vor dem November-pogrom verlaumlsst die Familie Wolff ihre Heimatstadt Hamburg Viele Jahre spaumlter haben Vater Walter und Sohn Moshe un-abhaumlngig voneinander ihre Lebenserinne-rungen niedergeschriebenIn Kooperation mit der bdquoInitiative Stol-persteine fuumlr Luumlbeck
Do 11 Juni 15 Uhr Treffpunkt Vor der Kapelle des Burgtorfriedhofs in der EschenburgstraszligeFuumlhrung uumlber den Luumlbecker Ehren-friedhofmit Prof Dr Gerhard Ahrens
Deutsch-Italienische Gesellschaft
Di 16 Juni 16 Uhr Marli-Cafeacute St Annenstr 1 (Ne-benzimmer)LeggilO - Qui non crescono
i fiori - Hier wachsen keine Blumenmit Luca Giordano und Dr Francesca
BraviM o d e r i e r -te Lesung in deutscher und italienischer SpracheErzaumlhlt wird die Geschich-te von Salva-tore und sei-nem Bruder Damiano die mit ihrem Va-ter auf einer
Insel am Meer leben inmitten rauer und karger Landschaft die auch als Metapher fuumlr das Lebensgefuumlhl dieser drei Maumlnner
gemeint ist Doch die Bruumlder versuchen jeder auf seine Art die wilde Landschaft zu besaumlnftigen und der Insel zu entflie-henEintritt frei
Deutsch-Iberoamerikanische Gesellschaft
Fr 19 Juni 1830 Uhr Volks-hochschule Falkenplatz 10Deutsche Spuren auf CubaProfessor Manuel Torres Havanna
Erlebnis im SenkgartenAnmeldung unter infoluebecker-schul-gartende oder 04533 8535
Musikerkennen
Fr 19Juni 20 Uhr Groszlig Groumlnau-Muumlller amp PetzinnaEda amp Oishibashi ndash Minyo and Classi-cal Beats Eintritt 15 Euro
Natur und Heimat
So 7Juni Treffen 0858 Uhr Haltestelle bdquoWesloer Bruumlckeldquo Linie 10 (ZOB 0839 Uhr)Von Luumlbecks Osten zum Oumlko- und Viel-faltsmarkt am DomHalbtagswanderung auf verschlungenen Wegen ca 12 kmKontakt Friedel Mark Tel 7060274
Mi 17Juni Treffen 0850 Uhr Bahn-hofshalle Zug 0908 UhrSachsenwaldTageswanderung (mit Friedrichsruh) ca 12 km Rucksackverpflegung Gruppen-fahrscheinKontakt Hilde Veltman Tel 604700
Sa 20Juni Treffen 0855 Uhr Bahnhofs-halle Zug 0912 UhrOldenburg minus Lensahn (NSG)Tageswanderung ca 20 km Rucksack-verpflegung GruppenfahrscheinKontakt Gudrun Meszligfeldt Tel 493844
Kunsthalle St Annen
Bis 16 August St Annenstraszlige Salaam Luumlbeck ndash Muslimisches Leben in der HansestadtBegleitprogrammSa 13 Juni 14 Uhr Treffpunkt Bushalte-stelle KatharineumStadtteilfuumlhrungAuf den Spuren islamischen Lebens in Luumlbeck Dr Darijana Hahn
Di 16 Juni 1930 Uhr St AnnenstraszligeLesung mit Emrah SerbesAusnahmetalent der jungen tuumlrkischen Literatur und Vorstellung des deutsch-tuumlrkischen Binooki Verlages Eintritt frei
BIRL
Sa 13 Juni 11 Uhr Drehbruumlcke Unter-traveBruumlcken aus der Planung von Peter Rehder Rundgang mit Detlev Holst
Ist Kuba ohne Fidel Castro denkbar Wie geht es ohne ihn weiter Kann sich das politische System der Insel veraumlndern Oder ist das Land bereit fuumlr eine neue po-litische Aumlra Ein Blick in die Geschichte zeigt erstaunlich viele Beruumlhrungspunkte zwischen Kuba und Deutschland Eintritt 8 Euro Mitglieder der DIAG und besondere Personenkreise 5 EuroIn der Pause werden Tapas und Getraumlnke angeboten
Gruumlner Kreis
Sa 20 Juni 9-14 UhrTauschboumlrse der Luumlbecker Kakteen-freunde
So 21Juni 11 UhrSommerblumen in Staudenpflanzun-gen
Luumlbeckische Blaumltter 201511 185
Aus der Gemeinnuumltzigen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Luumlbecker Stadtdiskurs
Mi 17 Juni 19 Uhr Koumlnigstr 5 Groszliger Saal Eintritt FreiUrban Pioneers Kreative Milieus in der StadtentwicklungProf Klaus Overmeyer bdquoUrban Catalystldquo stu-dio BerlinOvermeyer Landschaftsplaner in Muumlnchen und Berlin stellt seine Forschungsprojekte
bdquoUrban Catalystldquo zu Moumlglichkeiten zeitlich befristeter Nutzun-gen in europaumlischen Staumldten vor Welche Prozesse in Bezug auf dynamische Freiraumentwicklung staumldtischer Transformations-raumlume bringen Staumldtebau und Stadtforschung und ihre Nutzer voran
Stadtdiskurs fuumlr Fachleute
Ruumlckblick auf den Vortrag von Marco Zuumlnd Einfallsreiches Weiterbauen im Bestand des Luumlbecker Weltkulturerbes ndash Skizzen und Vorschlaumlge auf dem Erfahrungshintergrund mit Bauten in und um Basel
Marco Zuumlnd informierte mit einem bilderrei-chen Vortrag am 20 Mai uumlber von ihm reali-sierte Bauvorhaben in der Stadt am Rhein mit ihren historischen Strukturen Ein Beispiel war die Umnutzung eines ehemaligen Gefaumlngnis-ses als Hotel Es empfiehlt sich die gut do-kumentierten Projekte auf der Homepage des Stadtdiskurses nachzuvollziehen (www Lue-beckerstadtdiskursde)
Die Moderatorin des Abends Antje Peters-Hirt hatte als staumldti-sche Akteure Bausenator Boden den ehemaligen Weltkulturer-bebeauftragten Antonius Jeiler und den Bauhistoriker Michael Scheftel gebeten aus Luumlbecker Sicht den Vortrag zu kommen-tieren bzw Fragen zu stellen Die Herren zeigten sich einig dass die von Marco Zuumlnd vorge-stellten Bauprojekte gelungene Beispiele seien fuumlr ein behutsa-mes unaufdringliches Weiterbauen am historischen Bestand Im gut gefuumlllten groszligen Saal der Gemeinnuumltzigen hatten sich viele in der Stadt aktive Architekten eingefunden Es war ein Abend fuumlr Fachleute In der kurzen lebhaften Diskussion ohne Kontroversen wurden die Baseler Beispiele auf Vorhaben in den historischen Quar-tieren des Luumlbecker Stadtzentrums bezogen Derzeit im Fokus stehen die geplanten Neubauten im Gruumlndungsviertel Es wird damit gerechnet dass die rund 50 Einzelgebaumlude auf den hi-storischen Parzellengrundrissen aufgrund der starken Vorgaben in den Bereichen Gestaltung und Nutzung ein architektonisch zuruumlckhaltendes Wohnquartier ergeben werden Die Gestalt der Oberflaumlchen wird sich von Beispielen wenig spektakulaumlrer oder origineller Fassaden aus dem typologischen Fundus Luumlbecker Bauten der Zeit zwischen 1300 und 1850 anregen lassen (me)
Interkultureller Sommer 2015
Laumlndersalon im Interkulturellen Sommer 2015Die Gemeinnuumltzige veranstaltet im Garten einen Laumlndersalon und partizipiert so am Interkulturellen Sommer in Luumlbeck Jeden Mittwoch um 18 Uhr wird seit dem 3 Juni ein Land in 60 bis
75 Minuten allein durch Erzaumlhlen und sprachliche Darstellung vorgestellt ndash je nach Art und Geschmack des Redners Es wird vorgetragen rezitiert und vorgelesen (Idee und Konzeption Antje Peters-Hirt)
Gesamtuumlbersicht03062015 Finnland Claus-Peter Lorenzen10062015 Polen Barbara und Joachim Glowe17062015 Schweiz Gundel Granow und Ingrid Thodt24062015 Indien Dr Brigitte Templin01072015 Weltreise Antje Peters-Hirt 08072015 Italien Hagen Scheffler15072015 Ukraine Prof Karl Klotz und Eva Albota22072015 Norwegen Klaus Rainer Goll29072015 Syrien Damaskus Frauke Borchers05082015 Iran Dr Hans Arnold 12082015 Daumlnemark Doris Muumlhrenberg19082015 Oumlsterreich Wien Jutta Kaumlhler26082015 Schweden Marlies Behm
Der naumlchste Vortrag ist am 10 Juni 18 Uhr Barbara und Joach-im Glowe berichten uumlber PolenImpressionen aus dem Land unserer oumlstlichen NachbarnEhepaar Glowe will versuchen mit Momentaufnahmen einen Einblick in Landschaft Menschen Natur Kultur Literatur und Politik des Landes jenseits von Oder und Neiszlige zu verschaffen
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 Juli
Am Sonnabend den 4 Juli wird es wieder in der Gemeinnuumltzigen einen Tag der offenen Tuumlr geben Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlu-men des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
Als neue Mitglieder begruumlszligen wir
Prof Hendrik Lehnert Dr Christian BillichIsabel Hidalgo
Geibeljahr 2015
186 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Vermietungssituation in der City
Unser Luumlbeck Die bdquoCityldquo schwaumlcheltLuumlbeck-Management Wissenschaftsmanagement und Fachhochschule luden ein zur Ortsbesich-tigung leer stehender Geschaumlftsraumlume
Die Verkaufsflaumlchen in Luumlbeck be-laufen sich auf insgesamt ca 500000 Quadratmeter 125000 qm2 liegen auf der Flaumlche der Altstadtinsel 15 Prozent davon stehen derzeit leer Da die Tole-ranzgrenze bei 10 Prozent angesetzt wird schrillen bei verantwortlichen Beobachtern die Alarmglocken Oli-via Kempke Geschaumlftsfuumlhrerin beim Luumlbeck-Managment haumllt deshalb ei-nen offenen Diskurs uumlber die Art der Ansiedlungspolitik fuumlr laumlngst uumlbefaumlllig Insbesondere die Zunahme an Verkaufs-flaumlchen auf der bdquogruumlnen Wieseldquo und der rasant steigende bdquoE-Commerceldquo muumlssen einmal mehr Grund dafuumlr sein sich uumlber den Strukturwandel einer Innenstadt Ge-danken zu machen
Beunruhigend ist der Zustand der Koumlnigpassage wo nur wenige Flaumlchen aktiv bewirtschaftet werden Auch im Haerder-Center ist die Situation we-nig komfortabel Geschaumlfte schlieszligen Buumlroraumlume verwaisen Und kaum je-mand wagt derzeit daran zu denken was aus dem riesigen Karstadt-Komplex wer-den kann wenn auch diese Filiale in die Plaumlne einer strukturellen Neuausrichtung innerhalb dieses Konzerns faumlllt Unter dem Titel bdquoOrtswechselldquo zogen am Frei-tag 22 Mai zwischen 17 und 20 Uhr ca 100 Interessierte von der Beckergrube 2426 uumlber die Koumlnigstraszlige 95 zum Eck-haus Breite StraszligeWahmstraszlige um sich
mit spezifischen Leerstands-Situationen bekannt zu machen Eine Studenten-gruppe der Fachhochschule hatte zuvor 5 Tage Zeit mit kleinem Budget auf kre-ative Weise eine Neu- oder Umnutzung anzubieten Eine von allen Beteiligten und vom Publikum hoch gelobte Initia-tive die im spaumltestens im naumlchsten Jahr wiederholt werden soll Eingeladen hat-ten das Luumlbeck-Management das Wis-senschaftsmanagement die Fachhoch-schule Die Bauverwaltung hatte nicht eingeladen Herr Schroumlder folgte unserer Einladung als Gastreferent
Handfeste praktische Probleme der City Luumlbecks an den verschiedenen Standorten kamen zur Sprache und es gab eine Vielzahl kreativer Loumlsungsvorschlauml-ge fuumlr Zwischenloumlsungen leer stehender Verkaufsflaumlchen mit ihren teilweise ab-schreckenden Fensterfronten es gab aber auch komprimierte Informationen durch einen Kurzvortrag von Frau Prof Silke Weidner Lehrstuhlinhaberin bdquoStadtma-nagementldquo an der Universitaumlt Cottbus Da der Bahnstreik zwar beendet war die Zuumlge aber trotzdem nicht fuhren trug Prof Frank Schwartze von der Luumlbecker Fachhochschule Bereich Bauwesen die Thesen Weidners vor
Das Geschaumlftslokal Beckergrube 2426 hat ein spezifisches Problem durch seine Groumlszlige 160 Quadratmeter Verkaufs-flaumlche werden an diesem Standort nicht
nachgefragt allenfalls die Haumllfte Die Studenten der Fachhochschule schlagen vor in diesem Haus eine Galerienutzung zu favorisieren Das trifft sich mit den Absichten von Eigentuumlmer und Makler Verhandlungen mit der Vereinigung der Luumlbecker Maler und Bildhauer wurden intensiv gefuumlhrt kamen aber zu keinem Abschluss Das zuvor von bdquoSchleckerldquo genutzte Ladengeschaumlft ist inzwischen renoviert und saniert aber nicht jeder Mietinteressent kann sich ein Leben mit der neu geschaffenen Ausstattung vorstel-len sie ist gediegen aber eben nur fuumlr ei-nige Nutzungen geeignet
Eine ganz andere Problemlage ist mit dem Eckgebaumlude Breite StraszligeWahm-straszlige verbunden Es wird zunehmend schwieriger Obergeschosse als Ver-kaufsflaumlchen zu vermarkten Schon seit Langem kann beim Gang durch Luumlbeck beobachtet werden dass Obergeschosse von Haumlusern es betrifft in hohem Maszlige historische Haumluser ungenutzt leer stehen Haumlufig gibt es auch bereits keine Erschlie-szligung mehr durch Treppenhaumluser man hat sie beseitigt um im Erdgeschoss mehr Verkaufsflaumlche zu gewinnen
Der stark prosperierende E-Commerce verstaumlrkt diese Entwicklung einer Bevor-zugung der Erdgeschosszonen Die poten-ziellen Kunden finden im Internet Waren die ihnen zusagen und sie besuchen dann einen festen Standort nur noch zur An-probe oder sonstigen Begutachtung oder sie sehen umgekehrt im realen Shop eine Ware die sie anschlieszligend im Internet be-stellen In jedem Fall wird nur wenig reale Geschaumlftsflaumlche benoumltigt und diese muss auf Straszligenebene aufwendig und lockend inszeniert werden
Im Gespraumlch mit Olivia Kempke wurde ein genereller Trend deutlich Die City lockt z B in Bereichen wie Oberbekleidung und Schuhen kaum mit hervorragenden Angeboten in houmlher-wertigen Sortimenten Ein Grund dafuumlr sind die Vertriebsstrukturen der gro-szligen Filialisten die je nach Standort und Standortgroumlszlige von geschaumlftlich getrennt operierenden Abteilungen bewirtschaf-tet werden Ein anderer Grund sind die Risiken die mit hochwertigem Fach-handel verbunden sind Es bedarf einer ausreichend groszligen und stabilen Kaumlu-Obere Wahmstraszlige Studenten haben die Schaufenster gestaltetet
Luumlbeckische Blaumltter 201511 187
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Vermietungssituation in der City
fergruppe Frau Kempke ist auch davon uumlberzeugt dass Straszligen wie die Becker-grube und die Holstenstraszlige dringend einer Uumlberplanung des Straszligenraumes beduumlrfen
Prof Frank Schwartze erinnerte in seinem Abschlussstatement noch einmal an die groszligen Staumlrken Luumlbecks die Mi-schung aus Cityfunktion Dienstleistung und Wohnen sowie als zentraler Ort kul-tureller Kommunikationen mit der histo-rischen Wissenstiefe der Altstadt Diese gewachsene Staumlrke muumlsse erkannt und weiterentwickelt werden
Im Stadtdiskurs hat Prof Berking darauf aufmerksam gemacht worden dass das Alleinstellungsmerkmal Luuml-becks seine starke Mitte sei Sie habe die urbanen Qualitaumlten die Hamburg in der Hafencity kuumlnstlich wiederzuge-
winnen sucht weil sie in der City ab-handengekommen sind
Es ist auch eine Ironie der Stadt-entwicklungsge-schichte seit 1970 dass die City-funktion Luumlbecks derzeit nicht im Bereich der his-torischen Altstadt (Bsp Huumlxstraszlige oder Koumlnigstraszlige) schwaumlchelt son-dern dort wo ty-pische Allerwelts-citybauten auf die Altstadtinsel verpflanzt wurden Vor 40 Jahren hat die Kaufmann-schaft noch la-mentiert es drohe der Untergang der Wirtschaft wenn die Altstadt einen Eigenwert erhiel-te Schon damals forderten Stadt-kundige es sollten in einer alten Stadt nur die Nutzungen
einziehen die sich mit der historischen Substanz vertrage Manfred Eickhoumllter
Koumlnigstraszlige 95 Oilivia Kempke erlaumlutert die aktuelle Mietsituation (Fotos Wissenschaftsmanagement Luumlbeck)
Obere Wahmstraszlige Sinnspruumlche fuumlr Pas-santen
188 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
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Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
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Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
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Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Luumlbeckische Blaumltter 201511 185
Aus der Gemeinnuumltzigen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Aus der GemeinnuumltziGen
Luumlbecker Stadtdiskurs
Mi 17 Juni 19 Uhr Koumlnigstr 5 Groszliger Saal Eintritt FreiUrban Pioneers Kreative Milieus in der StadtentwicklungProf Klaus Overmeyer bdquoUrban Catalystldquo stu-dio BerlinOvermeyer Landschaftsplaner in Muumlnchen und Berlin stellt seine Forschungsprojekte
bdquoUrban Catalystldquo zu Moumlglichkeiten zeitlich befristeter Nutzun-gen in europaumlischen Staumldten vor Welche Prozesse in Bezug auf dynamische Freiraumentwicklung staumldtischer Transformations-raumlume bringen Staumldtebau und Stadtforschung und ihre Nutzer voran
Stadtdiskurs fuumlr Fachleute
Ruumlckblick auf den Vortrag von Marco Zuumlnd Einfallsreiches Weiterbauen im Bestand des Luumlbecker Weltkulturerbes ndash Skizzen und Vorschlaumlge auf dem Erfahrungshintergrund mit Bauten in und um Basel
Marco Zuumlnd informierte mit einem bilderrei-chen Vortrag am 20 Mai uumlber von ihm reali-sierte Bauvorhaben in der Stadt am Rhein mit ihren historischen Strukturen Ein Beispiel war die Umnutzung eines ehemaligen Gefaumlngnis-ses als Hotel Es empfiehlt sich die gut do-kumentierten Projekte auf der Homepage des Stadtdiskurses nachzuvollziehen (www Lue-beckerstadtdiskursde)
Die Moderatorin des Abends Antje Peters-Hirt hatte als staumldti-sche Akteure Bausenator Boden den ehemaligen Weltkulturer-bebeauftragten Antonius Jeiler und den Bauhistoriker Michael Scheftel gebeten aus Luumlbecker Sicht den Vortrag zu kommen-tieren bzw Fragen zu stellen Die Herren zeigten sich einig dass die von Marco Zuumlnd vorge-stellten Bauprojekte gelungene Beispiele seien fuumlr ein behutsa-mes unaufdringliches Weiterbauen am historischen Bestand Im gut gefuumlllten groszligen Saal der Gemeinnuumltzigen hatten sich viele in der Stadt aktive Architekten eingefunden Es war ein Abend fuumlr Fachleute In der kurzen lebhaften Diskussion ohne Kontroversen wurden die Baseler Beispiele auf Vorhaben in den historischen Quar-tieren des Luumlbecker Stadtzentrums bezogen Derzeit im Fokus stehen die geplanten Neubauten im Gruumlndungsviertel Es wird damit gerechnet dass die rund 50 Einzelgebaumlude auf den hi-storischen Parzellengrundrissen aufgrund der starken Vorgaben in den Bereichen Gestaltung und Nutzung ein architektonisch zuruumlckhaltendes Wohnquartier ergeben werden Die Gestalt der Oberflaumlchen wird sich von Beispielen wenig spektakulaumlrer oder origineller Fassaden aus dem typologischen Fundus Luumlbecker Bauten der Zeit zwischen 1300 und 1850 anregen lassen (me)
Interkultureller Sommer 2015
Laumlndersalon im Interkulturellen Sommer 2015Die Gemeinnuumltzige veranstaltet im Garten einen Laumlndersalon und partizipiert so am Interkulturellen Sommer in Luumlbeck Jeden Mittwoch um 18 Uhr wird seit dem 3 Juni ein Land in 60 bis
75 Minuten allein durch Erzaumlhlen und sprachliche Darstellung vorgestellt ndash je nach Art und Geschmack des Redners Es wird vorgetragen rezitiert und vorgelesen (Idee und Konzeption Antje Peters-Hirt)
Gesamtuumlbersicht03062015 Finnland Claus-Peter Lorenzen10062015 Polen Barbara und Joachim Glowe17062015 Schweiz Gundel Granow und Ingrid Thodt24062015 Indien Dr Brigitte Templin01072015 Weltreise Antje Peters-Hirt 08072015 Italien Hagen Scheffler15072015 Ukraine Prof Karl Klotz und Eva Albota22072015 Norwegen Klaus Rainer Goll29072015 Syrien Damaskus Frauke Borchers05082015 Iran Dr Hans Arnold 12082015 Daumlnemark Doris Muumlhrenberg19082015 Oumlsterreich Wien Jutta Kaumlhler26082015 Schweden Marlies Behm
Der naumlchste Vortrag ist am 10 Juni 18 Uhr Barbara und Joach-im Glowe berichten uumlber PolenImpressionen aus dem Land unserer oumlstlichen NachbarnEhepaar Glowe will versuchen mit Momentaufnahmen einen Einblick in Landschaft Menschen Natur Kultur Literatur und Politik des Landes jenseits von Oder und Neiszlige zu verschaffen
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 Juli
Am Sonnabend den 4 Juli wird es wieder in der Gemeinnuumltzigen einen Tag der offenen Tuumlr geben Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlu-men des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
Als neue Mitglieder begruumlszligen wir
Prof Hendrik Lehnert Dr Christian BillichIsabel Hidalgo
Geibeljahr 2015
186 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Vermietungssituation in der City
Unser Luumlbeck Die bdquoCityldquo schwaumlcheltLuumlbeck-Management Wissenschaftsmanagement und Fachhochschule luden ein zur Ortsbesich-tigung leer stehender Geschaumlftsraumlume
Die Verkaufsflaumlchen in Luumlbeck be-laufen sich auf insgesamt ca 500000 Quadratmeter 125000 qm2 liegen auf der Flaumlche der Altstadtinsel 15 Prozent davon stehen derzeit leer Da die Tole-ranzgrenze bei 10 Prozent angesetzt wird schrillen bei verantwortlichen Beobachtern die Alarmglocken Oli-via Kempke Geschaumlftsfuumlhrerin beim Luumlbeck-Managment haumllt deshalb ei-nen offenen Diskurs uumlber die Art der Ansiedlungspolitik fuumlr laumlngst uumlbefaumlllig Insbesondere die Zunahme an Verkaufs-flaumlchen auf der bdquogruumlnen Wieseldquo und der rasant steigende bdquoE-Commerceldquo muumlssen einmal mehr Grund dafuumlr sein sich uumlber den Strukturwandel einer Innenstadt Ge-danken zu machen
Beunruhigend ist der Zustand der Koumlnigpassage wo nur wenige Flaumlchen aktiv bewirtschaftet werden Auch im Haerder-Center ist die Situation we-nig komfortabel Geschaumlfte schlieszligen Buumlroraumlume verwaisen Und kaum je-mand wagt derzeit daran zu denken was aus dem riesigen Karstadt-Komplex wer-den kann wenn auch diese Filiale in die Plaumlne einer strukturellen Neuausrichtung innerhalb dieses Konzerns faumlllt Unter dem Titel bdquoOrtswechselldquo zogen am Frei-tag 22 Mai zwischen 17 und 20 Uhr ca 100 Interessierte von der Beckergrube 2426 uumlber die Koumlnigstraszlige 95 zum Eck-haus Breite StraszligeWahmstraszlige um sich
mit spezifischen Leerstands-Situationen bekannt zu machen Eine Studenten-gruppe der Fachhochschule hatte zuvor 5 Tage Zeit mit kleinem Budget auf kre-ative Weise eine Neu- oder Umnutzung anzubieten Eine von allen Beteiligten und vom Publikum hoch gelobte Initia-tive die im spaumltestens im naumlchsten Jahr wiederholt werden soll Eingeladen hat-ten das Luumlbeck-Management das Wis-senschaftsmanagement die Fachhoch-schule Die Bauverwaltung hatte nicht eingeladen Herr Schroumlder folgte unserer Einladung als Gastreferent
Handfeste praktische Probleme der City Luumlbecks an den verschiedenen Standorten kamen zur Sprache und es gab eine Vielzahl kreativer Loumlsungsvorschlauml-ge fuumlr Zwischenloumlsungen leer stehender Verkaufsflaumlchen mit ihren teilweise ab-schreckenden Fensterfronten es gab aber auch komprimierte Informationen durch einen Kurzvortrag von Frau Prof Silke Weidner Lehrstuhlinhaberin bdquoStadtma-nagementldquo an der Universitaumlt Cottbus Da der Bahnstreik zwar beendet war die Zuumlge aber trotzdem nicht fuhren trug Prof Frank Schwartze von der Luumlbecker Fachhochschule Bereich Bauwesen die Thesen Weidners vor
Das Geschaumlftslokal Beckergrube 2426 hat ein spezifisches Problem durch seine Groumlszlige 160 Quadratmeter Verkaufs-flaumlche werden an diesem Standort nicht
nachgefragt allenfalls die Haumllfte Die Studenten der Fachhochschule schlagen vor in diesem Haus eine Galerienutzung zu favorisieren Das trifft sich mit den Absichten von Eigentuumlmer und Makler Verhandlungen mit der Vereinigung der Luumlbecker Maler und Bildhauer wurden intensiv gefuumlhrt kamen aber zu keinem Abschluss Das zuvor von bdquoSchleckerldquo genutzte Ladengeschaumlft ist inzwischen renoviert und saniert aber nicht jeder Mietinteressent kann sich ein Leben mit der neu geschaffenen Ausstattung vorstel-len sie ist gediegen aber eben nur fuumlr ei-nige Nutzungen geeignet
Eine ganz andere Problemlage ist mit dem Eckgebaumlude Breite StraszligeWahm-straszlige verbunden Es wird zunehmend schwieriger Obergeschosse als Ver-kaufsflaumlchen zu vermarkten Schon seit Langem kann beim Gang durch Luumlbeck beobachtet werden dass Obergeschosse von Haumlusern es betrifft in hohem Maszlige historische Haumluser ungenutzt leer stehen Haumlufig gibt es auch bereits keine Erschlie-szligung mehr durch Treppenhaumluser man hat sie beseitigt um im Erdgeschoss mehr Verkaufsflaumlche zu gewinnen
Der stark prosperierende E-Commerce verstaumlrkt diese Entwicklung einer Bevor-zugung der Erdgeschosszonen Die poten-ziellen Kunden finden im Internet Waren die ihnen zusagen und sie besuchen dann einen festen Standort nur noch zur An-probe oder sonstigen Begutachtung oder sie sehen umgekehrt im realen Shop eine Ware die sie anschlieszligend im Internet be-stellen In jedem Fall wird nur wenig reale Geschaumlftsflaumlche benoumltigt und diese muss auf Straszligenebene aufwendig und lockend inszeniert werden
Im Gespraumlch mit Olivia Kempke wurde ein genereller Trend deutlich Die City lockt z B in Bereichen wie Oberbekleidung und Schuhen kaum mit hervorragenden Angeboten in houmlher-wertigen Sortimenten Ein Grund dafuumlr sind die Vertriebsstrukturen der gro-szligen Filialisten die je nach Standort und Standortgroumlszlige von geschaumlftlich getrennt operierenden Abteilungen bewirtschaf-tet werden Ein anderer Grund sind die Risiken die mit hochwertigem Fach-handel verbunden sind Es bedarf einer ausreichend groszligen und stabilen Kaumlu-Obere Wahmstraszlige Studenten haben die Schaufenster gestaltetet
Luumlbeckische Blaumltter 201511 187
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Vermietungssituation in der City
fergruppe Frau Kempke ist auch davon uumlberzeugt dass Straszligen wie die Becker-grube und die Holstenstraszlige dringend einer Uumlberplanung des Straszligenraumes beduumlrfen
Prof Frank Schwartze erinnerte in seinem Abschlussstatement noch einmal an die groszligen Staumlrken Luumlbecks die Mi-schung aus Cityfunktion Dienstleistung und Wohnen sowie als zentraler Ort kul-tureller Kommunikationen mit der histo-rischen Wissenstiefe der Altstadt Diese gewachsene Staumlrke muumlsse erkannt und weiterentwickelt werden
Im Stadtdiskurs hat Prof Berking darauf aufmerksam gemacht worden dass das Alleinstellungsmerkmal Luuml-becks seine starke Mitte sei Sie habe die urbanen Qualitaumlten die Hamburg in der Hafencity kuumlnstlich wiederzuge-
winnen sucht weil sie in der City ab-handengekommen sind
Es ist auch eine Ironie der Stadt-entwicklungsge-schichte seit 1970 dass die City-funktion Luumlbecks derzeit nicht im Bereich der his-torischen Altstadt (Bsp Huumlxstraszlige oder Koumlnigstraszlige) schwaumlchelt son-dern dort wo ty-pische Allerwelts-citybauten auf die Altstadtinsel verpflanzt wurden Vor 40 Jahren hat die Kaufmann-schaft noch la-mentiert es drohe der Untergang der Wirtschaft wenn die Altstadt einen Eigenwert erhiel-te Schon damals forderten Stadt-kundige es sollten in einer alten Stadt nur die Nutzungen
einziehen die sich mit der historischen Substanz vertrage Manfred Eickhoumllter
Koumlnigstraszlige 95 Oilivia Kempke erlaumlutert die aktuelle Mietsituation (Fotos Wissenschaftsmanagement Luumlbeck)
Obere Wahmstraszlige Sinnspruumlche fuumlr Pas-santen
188 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
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Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
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Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
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Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
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Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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186 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Vermietungssituation in der City
Unser Luumlbeck Die bdquoCityldquo schwaumlcheltLuumlbeck-Management Wissenschaftsmanagement und Fachhochschule luden ein zur Ortsbesich-tigung leer stehender Geschaumlftsraumlume
Die Verkaufsflaumlchen in Luumlbeck be-laufen sich auf insgesamt ca 500000 Quadratmeter 125000 qm2 liegen auf der Flaumlche der Altstadtinsel 15 Prozent davon stehen derzeit leer Da die Tole-ranzgrenze bei 10 Prozent angesetzt wird schrillen bei verantwortlichen Beobachtern die Alarmglocken Oli-via Kempke Geschaumlftsfuumlhrerin beim Luumlbeck-Managment haumllt deshalb ei-nen offenen Diskurs uumlber die Art der Ansiedlungspolitik fuumlr laumlngst uumlbefaumlllig Insbesondere die Zunahme an Verkaufs-flaumlchen auf der bdquogruumlnen Wieseldquo und der rasant steigende bdquoE-Commerceldquo muumlssen einmal mehr Grund dafuumlr sein sich uumlber den Strukturwandel einer Innenstadt Ge-danken zu machen
Beunruhigend ist der Zustand der Koumlnigpassage wo nur wenige Flaumlchen aktiv bewirtschaftet werden Auch im Haerder-Center ist die Situation we-nig komfortabel Geschaumlfte schlieszligen Buumlroraumlume verwaisen Und kaum je-mand wagt derzeit daran zu denken was aus dem riesigen Karstadt-Komplex wer-den kann wenn auch diese Filiale in die Plaumlne einer strukturellen Neuausrichtung innerhalb dieses Konzerns faumlllt Unter dem Titel bdquoOrtswechselldquo zogen am Frei-tag 22 Mai zwischen 17 und 20 Uhr ca 100 Interessierte von der Beckergrube 2426 uumlber die Koumlnigstraszlige 95 zum Eck-haus Breite StraszligeWahmstraszlige um sich
mit spezifischen Leerstands-Situationen bekannt zu machen Eine Studenten-gruppe der Fachhochschule hatte zuvor 5 Tage Zeit mit kleinem Budget auf kre-ative Weise eine Neu- oder Umnutzung anzubieten Eine von allen Beteiligten und vom Publikum hoch gelobte Initia-tive die im spaumltestens im naumlchsten Jahr wiederholt werden soll Eingeladen hat-ten das Luumlbeck-Management das Wis-senschaftsmanagement die Fachhoch-schule Die Bauverwaltung hatte nicht eingeladen Herr Schroumlder folgte unserer Einladung als Gastreferent
Handfeste praktische Probleme der City Luumlbecks an den verschiedenen Standorten kamen zur Sprache und es gab eine Vielzahl kreativer Loumlsungsvorschlauml-ge fuumlr Zwischenloumlsungen leer stehender Verkaufsflaumlchen mit ihren teilweise ab-schreckenden Fensterfronten es gab aber auch komprimierte Informationen durch einen Kurzvortrag von Frau Prof Silke Weidner Lehrstuhlinhaberin bdquoStadtma-nagementldquo an der Universitaumlt Cottbus Da der Bahnstreik zwar beendet war die Zuumlge aber trotzdem nicht fuhren trug Prof Frank Schwartze von der Luumlbecker Fachhochschule Bereich Bauwesen die Thesen Weidners vor
Das Geschaumlftslokal Beckergrube 2426 hat ein spezifisches Problem durch seine Groumlszlige 160 Quadratmeter Verkaufs-flaumlche werden an diesem Standort nicht
nachgefragt allenfalls die Haumllfte Die Studenten der Fachhochschule schlagen vor in diesem Haus eine Galerienutzung zu favorisieren Das trifft sich mit den Absichten von Eigentuumlmer und Makler Verhandlungen mit der Vereinigung der Luumlbecker Maler und Bildhauer wurden intensiv gefuumlhrt kamen aber zu keinem Abschluss Das zuvor von bdquoSchleckerldquo genutzte Ladengeschaumlft ist inzwischen renoviert und saniert aber nicht jeder Mietinteressent kann sich ein Leben mit der neu geschaffenen Ausstattung vorstel-len sie ist gediegen aber eben nur fuumlr ei-nige Nutzungen geeignet
Eine ganz andere Problemlage ist mit dem Eckgebaumlude Breite StraszligeWahm-straszlige verbunden Es wird zunehmend schwieriger Obergeschosse als Ver-kaufsflaumlchen zu vermarkten Schon seit Langem kann beim Gang durch Luumlbeck beobachtet werden dass Obergeschosse von Haumlusern es betrifft in hohem Maszlige historische Haumluser ungenutzt leer stehen Haumlufig gibt es auch bereits keine Erschlie-szligung mehr durch Treppenhaumluser man hat sie beseitigt um im Erdgeschoss mehr Verkaufsflaumlche zu gewinnen
Der stark prosperierende E-Commerce verstaumlrkt diese Entwicklung einer Bevor-zugung der Erdgeschosszonen Die poten-ziellen Kunden finden im Internet Waren die ihnen zusagen und sie besuchen dann einen festen Standort nur noch zur An-probe oder sonstigen Begutachtung oder sie sehen umgekehrt im realen Shop eine Ware die sie anschlieszligend im Internet be-stellen In jedem Fall wird nur wenig reale Geschaumlftsflaumlche benoumltigt und diese muss auf Straszligenebene aufwendig und lockend inszeniert werden
Im Gespraumlch mit Olivia Kempke wurde ein genereller Trend deutlich Die City lockt z B in Bereichen wie Oberbekleidung und Schuhen kaum mit hervorragenden Angeboten in houmlher-wertigen Sortimenten Ein Grund dafuumlr sind die Vertriebsstrukturen der gro-szligen Filialisten die je nach Standort und Standortgroumlszlige von geschaumlftlich getrennt operierenden Abteilungen bewirtschaf-tet werden Ein anderer Grund sind die Risiken die mit hochwertigem Fach-handel verbunden sind Es bedarf einer ausreichend groszligen und stabilen Kaumlu-Obere Wahmstraszlige Studenten haben die Schaufenster gestaltetet
Luumlbeckische Blaumltter 201511 187
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Vermietungssituation in der City
fergruppe Frau Kempke ist auch davon uumlberzeugt dass Straszligen wie die Becker-grube und die Holstenstraszlige dringend einer Uumlberplanung des Straszligenraumes beduumlrfen
Prof Frank Schwartze erinnerte in seinem Abschlussstatement noch einmal an die groszligen Staumlrken Luumlbecks die Mi-schung aus Cityfunktion Dienstleistung und Wohnen sowie als zentraler Ort kul-tureller Kommunikationen mit der histo-rischen Wissenstiefe der Altstadt Diese gewachsene Staumlrke muumlsse erkannt und weiterentwickelt werden
Im Stadtdiskurs hat Prof Berking darauf aufmerksam gemacht worden dass das Alleinstellungsmerkmal Luuml-becks seine starke Mitte sei Sie habe die urbanen Qualitaumlten die Hamburg in der Hafencity kuumlnstlich wiederzuge-
winnen sucht weil sie in der City ab-handengekommen sind
Es ist auch eine Ironie der Stadt-entwicklungsge-schichte seit 1970 dass die City-funktion Luumlbecks derzeit nicht im Bereich der his-torischen Altstadt (Bsp Huumlxstraszlige oder Koumlnigstraszlige) schwaumlchelt son-dern dort wo ty-pische Allerwelts-citybauten auf die Altstadtinsel verpflanzt wurden Vor 40 Jahren hat die Kaufmann-schaft noch la-mentiert es drohe der Untergang der Wirtschaft wenn die Altstadt einen Eigenwert erhiel-te Schon damals forderten Stadt-kundige es sollten in einer alten Stadt nur die Nutzungen
einziehen die sich mit der historischen Substanz vertrage Manfred Eickhoumllter
Koumlnigstraszlige 95 Oilivia Kempke erlaumlutert die aktuelle Mietsituation (Fotos Wissenschaftsmanagement Luumlbeck)
Obere Wahmstraszlige Sinnspruumlche fuumlr Pas-santen
188 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
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Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Herausgeberin Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit Koumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Telefon 7 54 54 Telefax 79 63 54 Verantwortlich Doris Muumlhrenberg
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Luumlbeckische Blaumltter 201511 187
Mo - Fr 700 bis 2000 middot Sa 700 bis 1300ganzjaumlhrig geoumlffnet
St Hubertus 4 middot 23627 Groszlig Groumlnau Tel 04509 1558 middot wwwdr-weckwerthde
Dr WeckWerth amp Partner
Vermietungssituation in der City
fergruppe Frau Kempke ist auch davon uumlberzeugt dass Straszligen wie die Becker-grube und die Holstenstraszlige dringend einer Uumlberplanung des Straszligenraumes beduumlrfen
Prof Frank Schwartze erinnerte in seinem Abschlussstatement noch einmal an die groszligen Staumlrken Luumlbecks die Mi-schung aus Cityfunktion Dienstleistung und Wohnen sowie als zentraler Ort kul-tureller Kommunikationen mit der histo-rischen Wissenstiefe der Altstadt Diese gewachsene Staumlrke muumlsse erkannt und weiterentwickelt werden
Im Stadtdiskurs hat Prof Berking darauf aufmerksam gemacht worden dass das Alleinstellungsmerkmal Luuml-becks seine starke Mitte sei Sie habe die urbanen Qualitaumlten die Hamburg in der Hafencity kuumlnstlich wiederzuge-
winnen sucht weil sie in der City ab-handengekommen sind
Es ist auch eine Ironie der Stadt-entwicklungsge-schichte seit 1970 dass die City-funktion Luumlbecks derzeit nicht im Bereich der his-torischen Altstadt (Bsp Huumlxstraszlige oder Koumlnigstraszlige) schwaumlchelt son-dern dort wo ty-pische Allerwelts-citybauten auf die Altstadtinsel verpflanzt wurden Vor 40 Jahren hat die Kaufmann-schaft noch la-mentiert es drohe der Untergang der Wirtschaft wenn die Altstadt einen Eigenwert erhiel-te Schon damals forderten Stadt-kundige es sollten in einer alten Stadt nur die Nutzungen
einziehen die sich mit der historischen Substanz vertrage Manfred Eickhoumllter
Koumlnigstraszlige 95 Oilivia Kempke erlaumlutert die aktuelle Mietsituation (Fotos Wissenschaftsmanagement Luumlbeck)
Obere Wahmstraszlige Sinnspruumlche fuumlr Pas-santen
188 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
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Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
DEUTSCHLANDSAumlLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS
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Herausgeberin Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit Koumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Telefon 7 54 54 Telefax 79 63 54 Verantwortlich Doris Muumlhrenberg
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Die Zeitschrift erscheint 14-taumlglich auszliger in den Monaten JuliAugust Die Artikel stellen keine offiziellen Meinungsaumluszligerungen der Gesellschaft dar sofern sie nicht aus-druumlcklich als solche gekennzeichnet sind Fuumlr den Abdruck von Artikeln und Fotos wird eine Verguumltung nicht gewaumlhrt Die Kuumlrzung eingesandter Artikel bleibt vorbehalten Einzelpreis euro 210 Fuumlr Mitglieder der Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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188 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Interkultureller SommerBuumlrgerschaft
ich du luumlbeckINTERKULTURELLER SOMMER
29 Mai - 30 August 2015wwwbuergerakademieluebeckde
Erika und Frank-Thomas Gaulin
WIR DANKEN UNSEREN MEDIENPARTNERN FOumlRDERERN UND UNTERSTUumlTZERN
Ein Kooperationsprojekt der Buumlrgerakademie Luumlbeck
Die Buumlrgerschaft im Mai
Vertagungen Streikprobleme Abfertigungsstaus
ichduLuumlbeck ndash Ein ereignisreicher Sommer steht uns bevor
Die Buumlrgerakademie eine Initiative von bdquoLuumlbeck ndash Stadt der Wissenschaftldquo hatte zum bdquoInterkulturellen Sommer 2015ldquo mit dem Motto bdquoichduLuumlbeckldquo aufgerufen In der Gemeinnuumltzigen wur-de am 19 Mai das Programm vorgestellt Vom 30 Mai bis 30 August werden in
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit dem Besuch der Alexander von Hum-boldt II (neuerdings mit gruumlnen Segeln) und der Wissensmeile zwischen Schuppen 6 und Schuppen 9 ab Samstag 30 Mai (1400 bis 1900 Uhr) Fuumlr weitere Infor-mationen siehe Presse und Internet
Durch alle Veranstaltungen zieht sich der rote Faden des Laumlndersalons von Ant-je Peters-Hirt der stellvertretenden Direk-torin der Gemeinnuumltzigen in dem jeweils einzelne Laumlnder vorgestellt werden
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht vom mehrsprachigen Erzaumlhltheater bis zu den internationalen Handballtagen des MTV Luumlbeck Ein umfangreiches und vollstaumlndiges Programm dazu liegt an vielen Stellen in der Stadt aus und ist im Internet unter wwwbuergerakademielue-beckde Veranstaltungen zu finden
Abschlussveranstaltung ist ein Inter-kulturelles Picknick das von Michaela Maurer vom Bereich Stadtgruumln im Stadt-park am 30 August 2015 organisiert wird Dazu und zu allen Veranstaltungen sind natuumlrlich alle LuumlbeckerInnen und Gaumlste eingeladen Dr Ulrich Bayer
Luumlbeck mehr als 100 unterschiedlichste Veranstaltungen von rund 50 Veranstal-tern stattfinden Das uumlbersteigt weit die Erwartungen der Koordinatorin Beleacuten D Amodia
Der Interkulturelle Sommer steht unter der Schirmherrschaft von Kultursenatorin Kathrin Weiher und dem Fluumlchtlingsbe-auftragten von Schleswig Holstein Kapi-taumln Stefan Schmidt
bdquoAls im Spaumltsommer 2014 die Idee geboren wurde ahnten wir noch nicht dass das Thema solche Aktualitaumlt erhalten wuumlrdeldquo berichtet Christiane Wiebe Lei-terin der Buumlrgerakademie und verweist auf die Fluumlchtlingsproblematik und die Diskussion um die Erstaufnahmestelle im Bornkamp
Offiziell eroumlffnet wird der Interkultu-relle Sommer in Luumlbeck mit einer Men-schenkette unter dem Motto bdquoFlagge zeigenldquo vom Schrangen zum Markt ab Samstag 30 Mai ab 1100 Uhr organi-siert von Heidi Naumlpflein von der Hand-werkskammer gefolgt von Eroumlffnungsre-den der Kultursenatorin Weiher und des Fluumlchtlingsbeauftragten Kapitaumln Schmidt
Dieser Bericht uumlber die Mai-Sitzung der Buumlrgerschaft faumlllt kurz aus denn die Buumlrgerschaft vertagte uumlber 20 Punkte Dabei handelt es sich um Fragen und Pro-bleme die direkt oder indirekt den Haus-halt betreffen also eigentlich um aktuelle brennende nicht lange aufschiebbare An-gelegenheiten
Die Ursache SPD und CDU die zZt Gespraumlche uumlber ein engeres Zusammen-gehen fuumlhren koumlnnen sich nicht oder noch nicht uumlber unterschiedliche Haushaltsvor-stellungen einigen
So diskutierte die Buumlrgerschaft uumlber das was man ihr uumlbrig gelassen hatte so zB uumlber den Streik der Kita-Angestell-ten Wie soll sich die Buumlrgerschaft zu diesem Streik stellen Soll sie die Strei-kenden in ihren Forderungen unterstuumltzen (Position und Antrag der LINKEN SPD zT der Gruumlnen) soll sie wegen einer Ta-rifauseinandersetzung Neutralitaumlt wahren oder ist die Forderung der Streikenden abzulehnen
Thorsten Fuumlrther (Die Gruumlnen) brach-te letztlich Ruhe in die Debatte indem er darauf aufmerksam machte dass die Buumlr-gerschaft keine einseitige Stellungnahme zu diesem Streik abgeben koumlnne da sie sowohl Arbeitnehmer (Angestellte) und betroffene Eltern als auch Arbeitgeber (kommunaler Arbeitgeber) verkoumlrpere Man einigte sich schlieszliglich darauf dass die Arbeitgeberseite moumlglichst bald ein verhandlungsfaumlhiges Angebot vorlegen solle damit Bewegung in die erstarrte Verhandlungsfront kommt
Senatorin Weiher legte eine Statistik uumlber den Kita-Streik vor Danach wuumlrden 143 Mitarbeiter streiken vier Kitas seien geschlossen in 15 Einrichtungen sei ein Notdienst eingerichtet Von 1677 Kindern wuumlrden 647 betreut Ragnar Luumlttke (Die Linke) forderte darauf dass die Notgrup-pen sich zuruumlckziehen sollten bdquoNotgrup-pen sind Streikbrechereildquo Er ermutigte die betroffenen Eltern Druck aufzubauen denn ein Streik muumlsse wehtun
Die Kritik an den mangelhaften Ser-viceleistungen der Stadt im Zusammen-hang mit der Schlieszligung der Stadtteilbuuml-ros und den Abfertigungsstaus in der zen-tralen Kfz-Anmeldestelle Meesenring rief Senator Moumlller auf den Plan
Er betonte dass es auch schon fruumlher Wartezeiten in der Anmeldestelle gegeben habe Wartezeiten seien nicht unuumlblich Die Konzentration auf die zentrale Mel-destelle nach Schlieszligung von Buumlrgerbuuml-ros sei nicht die alleinige Ursache fuumlr die Wartezeiten Eine weitere differenziertere Darlegung der Probleme erfolgte durch den Senator nicht
Der Senator fuumlhrte noch aus dass an der Ausweitung der digitalen Anmelde-moumlglichkeit gearbeitet werde Fuumlr die LT-Anschluumlsse sind aber geschirmte Leitungen notwendig die es im Mo-ment nicht in der erforderlichen Anzahl gebe Auch seien die Aufwendungen fuumlr den Datenschutz unterschaumltzt worden Das gelte auch fuumlr den Einsatz mobiler
Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Mittwochsbildung
Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
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Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
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Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
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Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Luumlbeckische Blaumltter 201511 189
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Mittwochsbildung
Dienste fuumlr die noch keine sicheren und stabilen Leitungen vorhanden sind Die diesbezuumlglichen Versuche Hamburgs stellten zZt noch keine Alternative dar Ein Zuruumlck zum dezentralen Anmelde-verfahren lehnte Moumlller ab Ein Hin und Her mache die Angelegenheit nur noch schwieriger Der Antrag der Linken auf
Umorganisation der Stadtteilbuumlros wur-de abgelehnt
Der Antrag Geld fuumlr die seit langem benoumltigten zusaumltzlichen Raumlume in der Geschwister-Prenski-Schule bereit zu stellen wurde zwar unter Hinweis auf den allgemein vorhandenen groszligen Finanz-mittelbedarf an Schulen in Frage gestellt
aber letztlich angenommen Senator Bo-den betonte dass das Schulbauprogramm wie geplant abgearbeitet wuumlrde
Die Buumlrgerschaft schloss ihren oumlffent-lichen Sitzungsteil wegen der verkuumlrzten Tagesordnung ndash ungewoumlhnlich fruumlh ndash schon vor der Abendpause
Burkhard Zarnack
Lernen in digital erweiterten Lernumgebungen eine Bedrohung fuumlr die alten MedienKarin Lubowski
Allenthalben ist zu houmlren dass sich unsere Le-benswelt in im-mer schnellerem Tempo veraumln-dert Man kann versuchen das zu ignorieren Der Kontakt zu Kindern und Ju-gendlichen aller-dings noumltigt zur
Kenntnisnahme neuer Medien und digi-taler Systeme Aber wenn sich Eltern zu-mindest mit Neuanschaffungen in immer schnellerer Abfolge auseinandersetzen muumlssen scheinen Schulen Bewahran-stalten analoger Wissensvermittlung zu sein und Lehrer deren strengste Vertei-diger Um Erfahrungswerte gesammelt in digital verbloumldeter Umgebung geht es dabei um Stereotype und Unkennt-nis Was moumlglich sein kann erlaumluterte Dr Thomas Winkler wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter von Forschungs-projekten am Institut fuumlr Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Uni-versitaumlt zu Luumlbeck am neunten Abend der diesjaumlhrigen bdquoMittwochsbildungldquo unter dem Titel bdquoAmbient Learning Spaces Lernen in digital erweiterten Lernumgebungenldquo
Ein grundsaumltzliches Missverstaumlndnis geistert durch die meisten Klassenraumlu-me und eigentlich spricht auch der Titel des Winkler-Vortrags Baumlnde uumlber die missgluumlckte Kommunikation zwischen Verfechtern digitaler Medien im Unter-richt und den Verweigerern Wo Letztere vielleicht gerade die Existenz von Smart-phones zur Kenntnis nehmen probieren Erstere schon die zweite dritte vierte Generation der kleinen Wundergeraumlte aus Zwei Parallelwelten sind da entstan-den die immer weniger miteinander ge-
mein haben am wenigsten die Sprache Und an kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in den Schu-len Im privaten Raum sind Jugendliche von Technologien umgeben die sich im Lernraum Schule selten niederschlagen Es sei schwierig Lehrer dazu zu bewe-gen die Moumlglichkeiten neuer Medien einzusetzen konstatiert Winkler Diese Haltung indessen ist doppelt problema-tisch denn zum einen rollt die internatio-nale Entwicklung einmal mehr uumlber die Schulen hinweg (ICILS-Studie Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland international Schluss-licht) zum anderen wird so Winkler wichtigen Lern- und Erfolgserlebnissen keine Chance gegeben Es gehe eben nicht darum das Buch aus Papier ge-gen einen Bildschirm auszutauschen uumlberhaupt geht es bei der Nutzung mo-derner Medien laumlngst nicht mehr darum vor Bildschirm und Tastatur zu hocken Vielmehr muumlsse es um die Frage gehen bdquoWie bereichern digitale Medien den Unterrichtldquo Entsprechend zeigt Winkler Beispiele aus Luumlbecker Schulen eines davon ist die Interactive School Wall im Foyer des Carl-Jacob-Burckhardt-Gym-nasiums an der sich Schuumller informieren und ausprobieren koumlnnen in der sie sich und ihre Arbeiten wiederentdecken Er-arbeitetes verschwindet hier nicht zwi-schen Heftdeckeln Das so Winkler mache Kinder stolz
Insgesamt zei-ge sich da wo sich Lehrer an die In-tegration digitaler Medien in den Un-terricht wagen eine deutlich houmlhere Nachhaltigkeit des Erarbeiteten in den Schuumller-Gedaumlcht-
nissen mehr Begeisterung im Unterricht Freude an Gruppenarbeit und Einsicht in ihre Notwendigkeit
Mit Videoeinspielungen demon-strierte Winkler wie faumlcheruumlbergreifen-der Unterricht erleichtert werden kann Biologie und Kunst haben sich da zum Projekt bdquoMan ist was man isstldquo zusam-mengetan ndash und wie nebenbei auch das Fach Englisch ins Boot geholt denn die Medienwelt findet auf Englisch statt
Ist das die schoumlne neue Medien-Welt die man nur wollen muss Winklers Zuhouml-rer sind gespalten Woher zum Beispiel sollen Lehrer die Kompetenzen fuumlr sol-chen Unterricht nehmen wie die Kinder thematisch bei der Stange halten wenn das Handy in der Hand die ganze Welt hinter der Klassenzimmertuumlr oumlffnen kann
Das beeindruckendste Plaumldoyer kam von Martina Ide Kunstpaumldagogin am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und Fachfrau fuumlr Medienkunst bdquoSchule muss die Welt reflektierenldquo sagt sie und unter-streicht Winklers Ansatz bdquoZeitgemaumlszlige Medien wollen die alten ja nicht weg-draumlngen Das Alte und das Neue existiert nebeneinanderldquo
Naumlchster und letzter Vortrag zur mittwochsBIL-DUNG dieses Schuljahres ist am 24 Juni 2015 bdquoSpielen ohne Grenzen Internetbasierte Kom-munikation in Spiel Theorie und Praxisldquo mit Prof Dr Rudolf Kammerl Hamburg und Hen-ning Fietze Kiel
Dr Thomas Winkler
190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
DEUTSCHLANDSAumlLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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190 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Das europaumlische Hansemuseum ist eroumlffnet
Europas Wissensort bdquoHanseldquoAnschaulich Anspruchsvoll Eigensinnig
Manfred Eickhoumllter
Was war die Hanse
Die europaumlische Dimension der Han-se hat sich als eine Buumlndel verbindlich geregelter Warenaustauschbeziehungen entraumltselt Die bdquoOsterlingeldquo garantierten zu einem fixem Zeitpunkt bdquojust in timeldquo Halbfertigprodukte aus dem Osten anzu-liefern ohne die in Bruumlgge in Flandern dem Welthandelszentrum fuumlr Tuche die begehrten gefaumlrbten Stoffe nicht her-gestellt werden konnten Im Gegenzug kauften die Osterlinge Waren fuumlr den Norden und Nordosten Europas Eins griff ins Andere Auch die Fischer an der langen Westkuumlste Norwegens wussten dass ihre Faumlnge im suumldlich gelegenen Bergen von hansischen Kaufleuten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekauft werden wuumlrden Und wenn im heute suumldschwedischen Schonen Heringe qua-si mit der Hand aus der Ostsee gegriffen werden konnten dann kamen die Han-sen mit Faumlssern voll Salz und brachten begehrte Waren wie Tuche auf die jaumlhr-lich am Ostseeufer stattfindende schoni-sche Messe Die russischen Haumlndler die beim hansischen Petershof in Nowgorod anklopften waren an Waren aus dem Westen weniger stark interessiert Ihre
chinesische Kundschaft im fernen Osten verlangte Silber denn aus reinem Silber sollten dort die Tuumlrstuumlrze feiner Leute gefertigt sein
Dass Handel eingebettet ist in politi-sche soziale technische Zusammenhaumln-ge dass es Vertragsregeln bedarf die bei Zwang und Strafe eingehalten werden muumlssen zum Vorteil aller Vertragsparteien ist selbstverstaumlndlich Dass Handelsguumlter zunaumlchst produziert werden und nachge-fragt sein muumlssen auch dass sie trans-portiert werden muumlssen ist ebenso klar Die Gesichter der Staumldte von Flandern bis Russland sind sehr verschieden genau-so wie die Nachfragen nach Guumltern und ebenso die Art der Transportmittel Schif-fe etwa oder Karren Das Hansische an der Hanse kommt nichts ins Bild durch einen bestimmten regionalen Typ von Handels-schiff wie die Kogge oder eine bestimmte Form des Hausbaus der fuumlr Regionen an der suumldlichen Ostsee typisch ist
Das Eigentliche der Hanse ist unan-schaulich es anschaulich zu machen war die Hauptaufgabe der sich die Mu-seumsmacher Rolf Hammel-Kiesow und Andreas Heller zu stellen hatten und das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen der Han-delsplatz Stalhof in London als Boumlrse wo bspw die Getreidepreisentwicklung zwi-schen 1300 und 1600 als Vektorgrafik aus Videoscreens ablesbar wird Bruumlgge die Welthandelsmetropole des Mittelalters als Basar wo bspw Tuche in allen dama-ligen Farben anzuschauen und anzufassen sind Andreas Heller hat sie nachweben lassen Dass im Nachbau des Luumlbecker Hansesaales wo die meisten Versamm-lungen hansischer Fernhaumlndler geordnet nach Regionen stattfanden besonders die Zuteilung an Wein hervorgehoben wird ndash er muss in Stroumlmen geflossen sein ndash wirft ein humorvolles Licht auf die anstren-genden Verhandlungen denn am Schluss jeder bdquoTagfahrtldquo wurde nur dass verab-schiedet was zuvor einstimmig beschlos-sen worden war
Die Hanse in der ErinnerungSeit es die Hanse nicht mehr gibt sie en-
dete nicht mit einem bestimmten Ereignis sondern erlosch zwischen 1500 und 1750
wie ein langsam ausbrennendes Feuer bluumlhen die Erzaumlhlungen uumlber sie Nirgend-wo auf dem Kontinent steht zu lesen dass eine Stadt oder Region gluumlcklich gewesen waumlre wegen ihres Verschwindens aus der Geschichte abgesehen von England wo man sie davonjagte Im Gegenteil die Han-se wurde zumindest im deutschsprachigen Kulturraum immer wieder aufs Neue be-schworen als etwas Vorbildliches eine lei-der verloren gegangene bdquoAntiquitaumltldquo
Die Hanse im 18 JahrhundertJohann Peter Willebrandt der eine
hansische Chronik des 17 Jahrhunderts herausgab er selbst ein bedeutender bdquoauf-geklaumlrterldquo Schriftsteller des mittleren 18 Jahrhunderts im modernen Altona beton-te den Geist des friedlichen Aushandelns von Konflikten in der Hanse
Die Hanse im 19 JahrhundertDie Urvaumlter des Hansischen Ge-
schichtsvereins der politisch-romantische Luumlbecker Freundeskreis mit Carl Julius Milde Wilhelm Mantels Emanuel Geibel Ferdinand Roumlse und den Bruumldern Deecke erlebte das Deutsche Reich als kleinstaat-lich zersplittert und den machtpolitischen Raumlnkespielen der damaligen Groszligmaumlchte Frankreich England Daumlnemark und Rus-sland wehrlos ausgeliefert Geibel ihr wirkungsmaumlchtigstes Sprachrohr sah in der bdquoDeutschen Hansaldquo einen starken mi-litaumlrischen und politischen Herrschafts-verband und ertraumlumte um 1850 eine Wiederauferstehung dieses regionalen Gebildes als ein maumlchtiges Deutschland konstituiert wie das mittelalterliche deut-sche Kaiserreich Eingang Hansemuseum oben (Foto BZ)
Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Herausgeberin Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit Koumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Telefon 7 54 54 Telefax 79 63 54 Verantwortlich Doris Muumlhrenberg
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Luumlbeckische Blaumltter 201511 191
Ein europaumlisches Hansemuseum in Luumlbeck
Wir laden ein zum Sommerfest amp Tag der offenen Tuumlr am Sonntag 28Juni von 11 Uhr bis 15 Uhr Wir freuen uns
Sie zum Brunch amp Kaffee und Kuchen im Haus Rehhagen begruumlszligen zu duumlrfen
wwwdagmar-heidenreichde
Die Hanse im 20 Jahrhundert
50 Jahre spaumlter stellte Kaiser Wilhelm II den Aufbau einer Kriegsflotte in Bezug zur hansischen Seemacht in der Ostsee Und die niederdeutsch-germanischen Kul-turrevolutionaumlre der 1930er Jahre deren Heimat in Luumlbeck die bdquoNordische Gesell-schaftldquo und die bdquoGemeinnuumltzigeldquo war er-blickten in der zwischen 1160 und 1250 von hier ausgehenden Christenmission den Ur-sprung der Hanse Ein nationalsozialistisch rund erneuerter von buumlrgerlich kaufmaumlnni-schem Kraumlmergeist gereinigter instinktsi-cherer Volksgemeinschaftswille sollte von Luumlbeck aus das bdquoOstlandldquo zwischen Oder Ladogasee und Schwarzmeer angestamm-tes Niederdeutschland angeblich zuruumlcker-obern und aufs Neue kolonisieren
Die Hanse im 21 JahrhundertEs ist das Wunder von Luumlbeck dass
in dieser Stadt dessen kulturtragendes bdquoBildungsbuumlrgertumldquo zwischen 1890 und 1945 hemmungslos seine buumlrgerlichen Traditionswerte abgestreift hatte wie un-noumltigen Ballast und sich deutsch-nationali-stischen Albtraumlumen anbiedernd unterwarf nach jahrzehntelangen Vorarbeiten ein Wissensort geschaffen worden ist der die Hanse als ein europaumlisches Geschichtsfak-tum inszeniert Hanse als ein Geflecht mul-tisprachlicher europaumlisch-internationaler Wirtschaftsbeziehungen und nicht als ein von Luumlbeck beherrschtes Machtgebilde
Die MuseumsmacherIn einer Ausstellung das Rolf Ham-
mel-Kiesow wissenschaftlich konzipiert gibt es sehr viel zu lernen Ausstellungs-gestalter Andreas Heller hat ihn dieses
Mal davor bewahrt den Drang zu beleh-ren in einen an die Waumlnde projizierten Fachaufsatz zu uumlbersetzen wie seinerzeit in der von den beiden 1996 konzipierten Muumlnzschatzausstellung Deren Wissens-potenzial haumltte es verdient verschlankt und erneuert zu werden als sbquoSchatzsu-chersquo Dieses weitschweifige Traktat fuumlr Numismatiker war keine Besucherattrak-tion im bdquoKulturforum Burgklosterldquo Als Bestandteil des Hansemuseums kann es vor dessen didaktischen Qualitaumlten nicht bestehen
Der Eigensinn des StandortesEin europaumlisches Hansemuseum
dort zu bauen wo es jetzt steht ist luuml-beckischem Eigensinn der Jahrzehnte seit 1975 geschuldet Ein Neubau in der Naumlhe von Marienkirche und Rathaus im Schuumlsselbuden waumlre wohl geeigneter ge-wesen das Thema sbquoHanse in Luumlbeckrsquo er-lebbar zu machen Man denke nur daran dass alle Teilnehmer an hansischen Tag-fahrten vor jeder Sitzung morgens 5 Uhr sich in der Marienkirche versammelten Was fuumlr ein Ort um noch heute bei Be-suchern ein Gaumlnsehautgefuumlhl der Bedeu-tung Luumlbecks auch 450 Jahre nach dem letzten Hansetag zu erzeugen Aber um 1980 wurde fuumlr das restaurierte Domini-kanerkloster bei der Burg eine Nutzung als stadtgeschichtliches oder als Hanse-museum erwogen Das Projekt war aus Geldmangel fallen gelassen worden ob-wohl die Raumlume fuumlr eine museale Nut-zung bereits vorbereitet worden waren Nun ist das Kloster Teil des Museums aber um den Preis dass Andreas Heller fuumlr seine Inszenierungsabsichten einen Neubau hinzubekam
Es war und ist pures Gluumlck dass nun der Eigensinn dieses Museumsortes die Wis-senskraft des Museums erheblich staumlrkt Wie Hammel-Kiesow herausfand waren die Zins-Predigten der Dominikaner die sich schlau den Seelenbeduumlrfnissen der Fernhaumlndler anschmiegten weitaus wich-tiger fuumlr deren Selbstbewusstsein als die roumlmisch-bischoumlflichen Predigten im Dom und in der Marienkirche Fuumlr Geschichts-interessierte eine schwer zu befriedigen-de Spezies wird nun etwas geboten das selbst die notorisch-neurotischen Besser-wisser unter ihnen stutzig und neugierig machen wird
Die kulturgeschichtliche Bedeutung Es waumlre zu wenig gesagt wollte man
feststellen Luumlbeck sei um eine Museum-sattraktion reicher geworden Mit dem Hansemuseum rehabilitiert sich die Stadt erinnerungspolitisch vor der Welt fuumlr den geistigen Missbrauch den das lokale Buumlr-gertum in seinem umnachteten Drang im zweiten und dritten Reich auch als kleins-te Nation noch eine wichtige Rolle zu spielen mit dem Hansewissen getrieben hatte ndash Stoff fuumlr eine Sonderausstellung
Der Ruhm dieses Museums wird wach-sen mit der Zeitldquo
Hansevolk vor dem Beichthaus (Foto BZ)
192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
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Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
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Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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192 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Theaterkritik
Der Mensch faumlngt erst mit dem Abitur an bdquoFalk macht kein AbildquoSchauspiel von Tina Muumlller im Jungen Studio
Das Schauspiel bdquoFalk macht kein Abildquo stammt von Tina Muumll-ler Urauffuumlhrung war 2013 in Freiburg Die Autorin hat die gesam-te Bildungslandschaft durchgepfluumlgt Muss man das alles wissen Muss man das auf ei-ner zentralen Pruumlfung nachweisen Geht da nicht etwas kaputt in den Menschen Houmlrt nicht mit dem Abitur der Mensch auf Ist kein Abitur nicht auch eine Chance Es geht um die zentrale Frage Anpassung oder Wi-derstand Die Auffuumlh-rung in Luumlbeck lieszlig das Ende offen
Falk sagt nein Er verweigert sich Die anderen kennen die Regeln und ordnen sich ein Falk laumlsst sich nicht unterkriegen In der Auffuumlhrung ist Falk nur als Muumltze anwesend Die anderen setzen sich reihum die Muumltze auf und ver-suchen Falk zu verstehen In der Kritik am Schulwesen sind sie sich einig Nur in der Schlussfolgerung gibt es Unterschiede Sie spielen nicht nur Falk sondern auch Lehrer Eltern Therapeuten
Die Schule hat nicht begriffen dass es ihre Schwachstelle ist viel Wissen als
Henriette Wieck Annika Grill Christopher Dippert Tobias Horstmann (Foto Ulf Kersten Neelsen)
Bildung misszuverstehen Entscheidend ist das Fragen nicht zu verlernen das aber ist das Problem des Schulwesens bdquoEs geht nicht um Bildung es geht um Ausbildung es geht um Ausrichtung Alle verlernen das Fragenldquo
Die Luumlbecker Auffuumlhrung wurde in-szeniert von Vincenz Turpe Schauspie-ler am Theater Luumlbeck und Knut Wink-mann Theaterpaumldagoge 5 Schauspieler des Spielclubs 5 (junge Erwachsene) set-
zen das Schauspiel um Die jungen Leu-te spielen sich mit viel Engagement aus Sie sind viel in Bewegung und sie spie-len und sprechen haumlufig zu mehreren im Einklang Dabei haben sie sich sprachlich im Griff Ein wenig Ruhe haumltte manchmal gut getan Juumlrgen-Wolfgang Goette
Mitwirkende Christopher Dippert Rike Freyer-muth Annika Grill Tobias Horstmann Henriette Wieck
Wiedereroumlffnung der Drehbruumlcke am 21 Mai
In Anwesenheit des Buumlrgermeisters des Bausenators der Bauleiterin und der ausfuumlhrenden Firmen wurde die Dreh-bruumlcke nach erfolgter Generaluumlberholung wieder fuumlr den Verkehr freigegeben Mit kurzen Worten dankte Buumlrgermeister Saxe den Ausfuumlhrenden indem er betonte dass
nicht nur der Zeitplan eingehalten worden sei (vom 21102014 bis zum 21052015) sondern auch der Etat i H von 36 Millio-nen Euro Angesichts der kritischen Bruumlk-kensituation in der Hansestadt und der ge-genwaumlrtig angespannten Verkehrssituation bedeutet die Wiedereroumlffnung dieses Ver-kehrsweges eine (voruumlbergehende) Ent-spannung fuumlr die Verkehrsteilnehmer Fuumlr Radfahrer ist die Bruumlcke verkehrssicherer geworden weil die gefaumlhrlichen Schienen im Bruumlckenbelag verschwunden sind Auch die Schienenstuumlcke der Zufahrtsrampe sind nun ausgegossen Burkhard Zarnack
Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
DEUTSCHLANDSAumlLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Luumlbeckische Blaumltter 201511 193
Opernkritik
Im Treibhausinternat der Gefuumlhle ndash Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquoWolfgang Pardey
Ein reizendes Theaterstuumlck ist Gaetano Donizettis bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo ndash charman-te hellsichtige Musik mit einer einfuumlhl-samen psychologischen Durchleuchtung der eingaumlngigen Handlung bei der man dem Schein nicht immer trauen darf sich jedoch uumlber malerische Instrumentierung freuen kann dazu scharf charakterisierte Protagonisten die alle etwas dazulernen und ein Fine lieto ein gluumlckliches Ende als Bestandteil der Dramaturgie auf das alles zutreibt Zuumlge einer klugen roman-tischen Komoumldie nimmt das Werk an das der Komponist als bdquoMelodrammaldquo etiket-tiert hat Denn der Librettist Felice Roma-ni entfernte aus Scribes Originaltext uumlber-zogene Gags und persiflierende Aspekte Zwei Flaschen Bordeaux als vermeintli-cher Liebestrank sind das Schmiermittel in der Dreiecksgeschichte um die schnip-pische und beguumlterte Adina die zu viel liest zumal die Geschichte von bdquoTristan und Isoldeldquo und um den armen Schluk-ker Nemorino der Adina verstohlen liebt umlauert vom selbstgerechten Soldaten Belcore den sie zunaumlchst heiraten will Mit im Spiel der Quacksalber Dottore Dulcamara der alle mit dem Zaubermit-tel betruumlgt Freundin Gianetta tratscht schlieszliglich herum dass Nemorino reich erben wird Nach einigem Hin und Her finden Adina und Nemorino zueinander
Die Auffuumlhrung im Groszligen Haus lebt vor allem von der strahlenden musikali-schen Gestaltung Evmorfia Metaxaki ist eine brillante Adina deren leuchtender Sopran mit italienischer Lockerheit durch die Koloraturen saust mal schweift mal zupackt temperamentvoll den Buumlhnen-raum erfuumlllt Beruumlhrend wirkt die Arie bdquoPrendi Per mei sei liberoldquo mit der sie Nemorino vom drohenden Militaumlrdienst schlieszliglich freikauft Den Nemorino singt Daniel Jenz mit hell timbriertem leicht ansprechendem und gut gefuumlhrten Tenor Die Romanze bdquoUna furtiva lagrimaldquo auf die alle warten hat traumlumerischen Tief-gang und beeindruckt
Gerard Quinn ist ein herausfordernder Belcore mit schmiegsamem Bariton Taras Konoshchenko ein kecker Dulcamara des-sen kraftvoller Bass raumfuumlllend wachsen kann und doch geschmeidig bleibt Leuch-tend fuumlgt sich Inga Schaumlfers Sopran (Gia-netta) ins Klangbild Und der von Joseph
Feigl einstudierte Chor ist blitz-wach bei der Sache bdquoLrsquoelisirldquo ist fuumlr Dirigenten uumlblicherweise nicht Chefsache Dennoch hat GMD Ryusuke Numajiri die Leitung uumlbernommen und fetzt rasant los Italienische Leichtig-keit in der die Musik wie von selbst Spannung entfaltet bleibt unterbelichtet Die Streicher pak-ken zu die Blaumlser schlagen Ka-priolen ndash ein tempobewusstes kraftvolles Spiel der Philharmo-niker in das sich manche subtile Episode mischt Rauschenden Beifall gibt es insgesamt fuumlr die musikalischen Akteure
Und die Inszenierung Sie wird am 22 Mai kuumlhl aufge-nommen durchsetzt von eini-gen Buh-Spitzen Musikthea-terregisseuren kommen haumlufig Schulklassenraumlume in den Sinn oder Einfamilienbungalows ersatzweise beengte Hochhaus-wohnungen mit Frankfurter Kuuml-che Cordula Daumluper haumllt sich an ein englisches Internat zu Be-ginn des Ersten Weltkriegs das allerdings imaginaumlr wirken soll Riesige Etagenbetten die gegeneinander verschoben werden koumlnnen hat Buumlhnen-bildner Ralph Zeger entworfen fuumlr den fidelen Schlafsaal in dem es koedukativ zugeht und einige Insassen offenbar le-benslaumlnglich hausen zumindest naumlhern sie sich dem Rentenalter haben strubbe-lige Peruumlcken und tragen kurze Hosen An ein uumlberwachtes Zwangssystem denkt die Regisseurin eine Art Treibhaus mit Triebkontrolle Donizetti und seinem Li-brettisten schwebte ein baskisches Dorf vor haumlufig wird italienisches Ambiente offeriert Nun kann man natuumlrlich den Plot transponieren nach Suumldafrika oder an den Nordpol sofern neue Handlungsa-spekte und Schichten des Werks freigelegt werden Daran mangelt es in der Luumlbecker Auffuumlhrung Schwarz weiszlig grau stellt sich die Buumlhne dar nur Adina kommt mit roten Schuhen und einer ebensolchen Schleife im Haar aufgemacht wie eine Sahnetorte am Ende betreten vier rot an-gehauchte Herzdamen die Buumlhne Adina ist reichlich infantil gezeichnet mit Teddy
Evmorfia Metaxaki (Adina) Frauke Becker (Gian-netta) Daniel Jenz (Nemorino) Chor des Theater Luumlbeck (Foto Oliver Fantitsch)
und Puppe eine Lollilutscherin im Falten-rock Die Maumlnner voran der allzu naive Nemorino erscheinen in kurzen Hosen mit Burberry-Check und Kniestruumlmpfen (Kostuumlme Sophie du Vinage) Rein in die Betten raus aus den Betten kann man natuumlrlich im Schlafsaal gut spielen auch eine Kissenschlacht fehlt nicht ndash die Per-sonenregie geht sportlich voran erschoumlpft sich jedoch in einem Umfeld in dem die Bettenbauten umhersausen Die Gags sind vorhersehbar die Atmosphaumlre mutet un-sinnlich an Und Quacksalber Dulcamara kommt als englischer Gentleman daher auf Grand Tour mit Musterkoffer und Brustbeutel ndash wenig plausibel zwischen den skurrilen Internatszoumlglingen Fehlt nur der Schmetterlingsfaumlnger Es sind die Klischees von Kontinentaleuropaumlern uumlber das Koumlnigreich hinter dem Aumlrmelkanal die alle Aufmerksamkeit auf sich zie-hen und obendrein nicht wirklich witzig sind da derb und abgedroschen Die feine Struktur des bdquoLrsquoelisir drsquoamoreldquo bleibt bei alledem auf der Strecke
194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
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sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
DEUTSCHLANDSAumlLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS
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Herausgeberin Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit Koumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Telefon 7 54 54 Telefax 79 63 54 Verantwortlich Doris Muumlhrenberg
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Die Zeitschrift erscheint 14-taumlglich auszliger in den Monaten JuliAugust Die Artikel stellen keine offiziellen Meinungsaumluszligerungen der Gesellschaft dar sofern sie nicht aus-druumlcklich als solche gekennzeichnet sind Fuumlr den Abdruck von Artikeln und Fotos wird eine Verguumltung nicht gewaumlhrt Die Kuumlrzung eingesandter Artikel bleibt vorbehalten Einzelpreis euro 210 Fuumlr Mitglieder der Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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194 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Buchbesprechung
Der Reisezwang Suche nach dem Menschenwesen oder Flucht vor sich selbstAm 13 Mai 2015 waumlre der Reiseschriftsteller und Romancier Bruce Chatwin 75 Jahre alt geworden
Manfred Eickhoumllter
Als er 1989 in Nizza starb offiziell an einem in China seltenen Pilz tatsaumlchlich an Aids da waren zwei seiner Reisebuumlcher bereits eine Weile Geheimtipps In Pata-gonien (1977) und Traumpfade (1987) Das aumlltere Buch ist die Beschreibung einer Reise zu Staumltten wo ein Onkel ein Urahn des Autors gelebt hatte Traumpfade ist der Extrakt der Suche nach Antworten auf zwei lebensbegleitende Fragen 1 Tragen alle Menschen in sich ein sbquoWandergenrsquo das in unserer sesshaften Welt nur noch als Kuriosum belaumlchelt wird wie etwa die Wanderungen der Ureinwohner Australi-ens auf den bdquoLiederstraszligenldquo (Songlines) ihrer Ahnen 2 Ist das Reisen eine Flucht aus der Zivilisation des modernen Staumldte-lebens ruhelos ziellos hoffnungslos
Mitte der 1990er Jahre war der Name Bruce Chatwin wieder verschwunden aus den Feuilletons Seine Handvoll Reise-buumlcher und Romane haben bei einigen schreibenden Zeitgenossen ich denke z B an W G Sebald tiefe Spuren hinter-lassen Im Herbst 2014 ist eine umfang-reiche Sammlung von Briefen (Hanser-Verlag) der Zeit 1948 bis 1988 erschienen viele richten sich an die Ehefrau Elisabe-th andere an Freunde wie Susan Sontag und Salman Rushdie Das jeweils praumlzise einfuumlhrende und gut kommentierte Buch traumlgt den Titel Der Nomade und nimmt damit Bezug auf eine fruumlhe unveroumlf-fentlichte Studie Chatwins Nach einem abgebrochenen Studium der Archaumlologie entstand um sein 30 Lebensjahr herum in zweijaumlhriger konzentrierter Schreibar-beit der Versuch das Nomadenleben in seinem anthropologischen Stellenwert im Hinblick auf das moderne sesshafte Leben zu ergruumlnden Chatwins Verleger hielt das Ergebnis fuumlr sprachlich ungenieszligbar Ab 1972 war bdquoChattyldquo (Plappermaul) zwei Jahre lang fuumlr groszlige Zeitungen und Jour-nale als Reiseschriftsteller taumltig Dann reiste er ab nach Patagonien im Gepaumlck seine urwuumlchsigen Gaben auf Menschen vorurteilsfrei und furchtlos zugehen zu koumlnnen Dinge Orte und Charaktere wie ein Kunsthistoriker in leuchtend klare Sprachbilder uumlbersetzen zu koumlnnen
Seine Ruhelosigkeit die der Brief-band Der Nomade erschreckend pla-
stisch werden laumlsst fuumlhrte Chatwin selbst zuruumlck auf Erlebnisse der Kinderzeit Der geliebte Vater des 1940 in Sheffield geborenen Schiftstellers war bis 1945 immer auf See als Kommandant eines Kriegsschiffes im Einsatz gegen Hitler-Deutschland er selbst sein Bruder und seine Mutter zogen staumlndig umher in Eng-land aus Furcht vor deutschen Fliegeran-griffen Als Jugendlicher wuchs Chatwin auf in der Aumlra des bdquoKalten Kriegesldquo mit seiner unheimlichen Bedrohung durch immer neue Modelle von Atombomben Er und sein Schulfreunde markierten auf Globuskarten friedensversprechende si-chere Orte fuumlr eine Auswanderung weit weg von Europa
verstaumlndigen Er wird von London nach Prag geschickt um die umfangreiche exzellente Sammlung an Meiszligner Porzel-lan des Baron von Utz in dessen kleiner Wohnung zu besichtigen Die soziali-stische Regierung duldet die dekadente Beschaumlftigung des reichen Barons der einmal pro Jahr in der Schweiz einkau-fen darf allerdings mit der Maszliggabe die kostbare Sammlung nach seinem Ableben dem Nationalmuseum zu uumlberlassen Als am Tage nach dem Tode des Barons die Beamten in der Wohnung erscheinen ist diese ausgeraumlumt Auf den leeren Regalen finden sich nur noch die Staubabdruumlcke der Figurinen
Chatwin hat zu Lebzeiten nicht mehr erfahren was aus der verschwundenen re-alen Sammlung geworden ist Nach dem Ende des Sozialismus wurde sie in einem Schuppen entdeckt Die Haushaumllterin im Roman die Geliebte und Ehefrau des Ba-ron Utz hatte sie in Sicherheit gebracht (Chatwin selbst hielt wenig vom Sam-meln Ein Leitspruch in einem seiner in die Hunderte gehenden Notizbuumlcher lau-tet Man kann eine Sammlung anlegen es ist besser spazieren zu gehen)
Der rechtzeitig zum 75 Geburtstag er-schienene Briefband ist eine Gelegenheit sich wieder mit dem Autor zu beschaumlfti-gen Von besonderer Bedeutung fuumlr die Grundlagenforschung der Kulturwissen-schaft ist Chatwins fast 20jaumlhrige Ausein-andersetzung mit der Aggressionstheorie des Wiener Ethologen Konrad Lorenz in dem Buch Das sogenannte Boumlse (1963) Chatwin verehrte Lorenz fuumlr dessen Gabe Tierverhalten schauspielerisch imitieren zu koumlnnen bspw das Balzverhalten von Stichlingen Er hatte aber auch dessen sozialdarwinistischen Legitimationen des Voumllkermordes an den Juden in entlegenen Zeitschriften entdeckt (194243) Die Be-hauptung des Nobelpreistraumlgers die bdquonor-maleldquo innerartliche Aggression schlage im Prozeszlig der technischen Evolution um in Artgefaumlhrdung (Der moderne Mensch traumlgt in der einen Hand die Steinzeitkeu-le in der anderen die Atombombe) lieszlig Chatwin keine Ruhe
Im Buch Traumpfade berichtet er davon sich in die Ergebnisse suumldafrika-
Buchumschlag Bruce Chatwin Der No-made Carl Hanser Verlag 2014 640 Sei-ten 2790 Euro
In seinem ersten Beruf war Chatwin erfolgreicher Kunsthaumlndler im Aktions-haus Sotheby das er 1965 im Alter von 25 Jahren als dessen juumlngster Direktor ver-lieszlig Vom Sammeln Kaufen und Verkau-fen von Kuriosa und Kunst stopfte er die Loumlcher seiner immer klammen Reisekas-se Der schmale Roman Utz in Deutsch-land verfilmt mit Armin Muumlller-Stahl in der Hauptrolle erzaumlhlt von einem Erleb-nis des jungen Kunsthaumlndlers und Sach-
Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
(Fot
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oeszligl
er)
sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
DEUTSCHLANDSAumlLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS
Impressum LUumlBECKISCHE BLAumlTTER wwwluebeckische-blaetterinfo
Herausgeberin Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit Koumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Telefon 7 54 54 Telefax 79 63 54 Verantwortlich Doris Muumlhrenberg
Verantwortlicher Redakteur (ViSdP) Dr Manfred Eickhoumllter Telefon (04 51) 5 80 83 24 E-Mail infoluebeckische-blaetterinfo
Die Zeitschrift erscheint 14-taumlglich auszliger in den Monaten JuliAugust Die Artikel stellen keine offiziellen Meinungsaumluszligerungen der Gesellschaft dar sofern sie nicht aus-druumlcklich als solche gekennzeichnet sind Fuumlr den Abdruck von Artikeln und Fotos wird eine Verguumltung nicht gewaumlhrt Die Kuumlrzung eingesandter Artikel bleibt vorbehalten Einzelpreis euro 210 Fuumlr Mitglieder der Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten
Verlag und Druck Max Schmidt-Roumlmhild KG Mengstraszlige 16 23552 Luumlbeck Telefon 70 31-2 07 Telefax 70 31-2 42 E-Mail infoschmidt-roemhildde
Anzeigenredaktion (ViSdP) C Kermel E-Mail ckermelschmidt-roemhildcom Telefon (04 51) 70 31-2 79 Fax (04 51) 70 31-2 80
ISSN 0344-5216 middot copy 2015
Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger TaumltigkeitDirektor Titus Jochen Heldt Stellvertretende Direktorin Antje Peters-HirtKoumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Tel 7 54 54 Telefax 79 63 54 Buumlro montags bis freitags ab 9 Uhr geoumlffnet E-Mail infodie-gemeinnuetzigede
Bankkonto Sparkasse zu Luumlbeck IBAN DE85 2305 0101 0001 0000 17 Internetadresse wwwdie-gemeinnuetzigede
Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Luumlbeckische Blaumltter 201511 195
Theaterkritik
nischer Untersuchungen von Houmlhlen mit einer Fuumllle an Tier- und Menschknochen aus der Fruumlhzeit der Menschwerdung (australopithecus) vertieft zu haben
Zu Besuch bei Lorenz in Altenberg bei Wien erlaumluterte er diesem seine ei-gene Theorie Am Anfang gab es eine Bedrohung durch menschenfressende
Tiere gegen die keine Verteidigung moumlglich war Spaumlter lernten unsere Vor-fahren dass sie sich gemeinschaftlich gegen Todfeinde wehren konnten Die latente Angst vor dem bdquoTodfeindldquo den es real schon lange nicht mehr gaumlbe schlage im zivilisierten Leben um in den toumldlichen Hass auf ein Ersatzobjekt
einen Suumlndenbock Chatwin woumlrtlich in Traumpfade Kapitel 31 bdquoKonrad zupfte an seinem Bart warf mir einen forschenden Blick zu und sagte ob iro-nisch oder nicht werde ich nie erfahren sbquoWas Sie soeben gesagt haben ist voll-kommen neursquoldquo
bdquoFighterldquo Theater fuumlrs Klassenzimmer
bdquoFighter heiszligt die neuste Produktion des Jungen Studios die Premiere fand im bdquoLandschaftszimmerldquo des Theater Luumlbeck statt Eigentlich geht das Stuumlck nach bdquodrau-szligenldquo in die Schulen in die Klassenzimmer Es nennt sich daher auch bdquoKlassenzim-merstuumlckldquo Man kann bdquogebuchtldquo werden Es eignet sich nach Selbsteinschaumltzung des Theaters fuumlr Ju-gendliche ab der 8 Klasse (Naumlhere In-formationen Tel 7088115)
Es geht in dem Stuumlck um Kampfsport bdquoFighterldquo ist ein Ein-P e r s o n e n - D r a m a Philipp Romann spielt den bdquofighterldquo schluumlpft aber auch in andere Rollen vor allem spielt er neben dem Sportler auch den Trainer In Szene gesetzt wurde das Stuumlck von Knut Winkmann dem Thea-terpaumldagogen Seine Aufgabe ist es bei jungen Leuten das Interesse fuumlr Theater zu entwickeln und wachzuhalten Dafuumlr stellen die Stiftungen vor allem die Ge-meinnuumltzige Sparkassen-Stiftung erheb-liche finanzielle Mittel zur Verfuumlgung Romann und Winkmann schluumlpfen auch in die Rolle des Autors sie haben den Text entwickelt Winkmann fordert dem Figh-ter einiges ab Es geht um den Willen zur
Macht um Psychoanalyse um Pubertaumlt um Gewalt Im Mittelpunkt steht die Su-che nach der eigenen Identitaumlt Dies wird alles miteinander verwoben Der Rest ist schwul Romann spielt sehr intensives Theater Er vermittelt so etwas wie eine Aumlsthetik der Gewalt bdquoIch bin Sani der brennt Ich weiszlig wofuumlr ich kaumlmpfe Fuumlr den Moment im Ring Wenn ich ich bin Ich bin Sani der auf die Zaumlhne beiszligt Ich werde diesen Kampf gewinnenldquo Oder auch nicht Fuumlr einen eindeutigen Sieg spricht das noch nicht Aber auf jeden Fall ist Sani bdquoandersldquo Sein Blick ist zu-gleich hart und weich Am Schluss zieht
(Fot
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er)
sich der Fighter ein Kleid an Bei der Pre-miere ist manches anders So faumlllt auch die Gespraumlchsrunde die wesentlich zur Struktur dieses Theaterstuumlcks gehoumlrt lei-der weg
Es herrschte bei der Auffuumlhrung eine groszlige Spannung Die Zuschauer sitzen ja auch sehr nah beieinander Der Schau-spieler erfuumlllt den Raum mit Phantasie Man erlebt einen eindrucksvollen Thea-terabend Ich wuumlnsche dem Stuumlck und der Auffuumlhrung viel Erfolg Wie gesagt Man kann gebucht werden Das erste Klassen-zimmerstuumlck bdquooutldquo war sehr gefragt Juumlrgen-Wolfgang Goette
Vormerken Tag der offenen Tuumlr am 4 JuliAm Sonnabend den 4 Juli wird es in der Gemeinnuumltzigen wieder einen Tag der offenen Tuumlr geben
Das diesjaumlhrige Motto lautet Kinder dieser Stadt ndash aus aller Welt
Zwischen 11 und 18 Uhr werden Veranstaltungen in allen Raumlumen des Gesellschaftshauses sowie im Garten angeboten
196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
DEUTSCHLANDSAumlLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS
Impressum LUumlBECKISCHE BLAumlTTER wwwluebeckische-blaetterinfo
Herausgeberin Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit Koumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Telefon 7 54 54 Telefax 79 63 54 Verantwortlich Doris Muumlhrenberg
Verantwortlicher Redakteur (ViSdP) Dr Manfred Eickhoumllter Telefon (04 51) 5 80 83 24 E-Mail infoluebeckische-blaetterinfo
Die Zeitschrift erscheint 14-taumlglich auszliger in den Monaten JuliAugust Die Artikel stellen keine offiziellen Meinungsaumluszligerungen der Gesellschaft dar sofern sie nicht aus-druumlcklich als solche gekennzeichnet sind Fuumlr den Abdruck von Artikeln und Fotos wird eine Verguumltung nicht gewaumlhrt Die Kuumlrzung eingesandter Artikel bleibt vorbehalten Einzelpreis euro 210 Fuumlr Mitglieder der Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten
Verlag und Druck Max Schmidt-Roumlmhild KG Mengstraszlige 16 23552 Luumlbeck Telefon 70 31-2 07 Telefax 70 31-2 42 E-Mail infoschmidt-roemhildde
Anzeigenredaktion (ViSdP) C Kermel E-Mail ckermelschmidt-roemhildcom Telefon (04 51) 70 31-2 79 Fax (04 51) 70 31-2 80
ISSN 0344-5216 middot copy 2015
Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger TaumltigkeitDirektor Titus Jochen Heldt Stellvertretende Direktorin Antje Peters-HirtKoumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Tel 7 54 54 Telefax 79 63 54 Buumlro montags bis freitags ab 9 Uhr geoumlffnet E-Mail infodie-gemeinnuetzigede
Bankkonto Sparkasse zu Luumlbeck IBAN DE85 2305 0101 0001 0000 17 Internetadresse wwwdie-gemeinnuetzigede
Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Ekk
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etel
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196 Luumlbeckische Blaumltter 201511
Neuerwerbung fuumlr Kunsthalle
Redaktionsschlussfuumlr das am 20 Juni erscheinende Heft 12 der Luumlbeckischen Blaumltter ist am Donnerstag 11 Juni 2015
Fred Thieler O-2455Eine bedeutende Neuerwerbung fuumlr die Kunsthalle Sankt Annen
Dr Thorsten Rodiek Leiter der Kunsthalle St Annen
Der Verein der Freunde der Museen konnte kuumlrzlich fuumlr die Sammlung der Kunst nach 1945 in der Kunsthalle Sankt Annen ein bedeutendes Werk des infor-mellen Malers und Lehrers an der Berli-ner Hochschule fuumlr Bildende Kuumlnste Fred Thieler (1916 Koumlnigsberg ndash 1999 Berlin) aus suumlddeutschem Privatbesitz erwerben Der Vorbesitzer ist ein ehemaliger Luumlbek-ker Buumlrger dessen groszliger Wunsch es war dass dieses exzellente Bild einen Platz in seiner alten Heimat finden sollte
Es ist nicht das erste Mal dass die starke emotionale Bindung an die alte Heimatstadt einen ausreichenden Anlass bietet gerade diesem Museum bedeuten-de Exponate per Schenkung oder Verkauf zukommen zu lassen
In der Bildmitte befindet sich eine weiszlige Farbakkumulation vor graublaumlu-lichem Hintergrund die von roten gel-ben und blauen Flecken und Streifen groumlszligtenteils pulsierend uumlberdeckt wird Von hier ausgehend dominieren leuch-tend blaue und schwarze Farbfetzen und -bahnen die gesamte Komposition die sich von der Mitte ausgehend nahezu sternfoumlrmig zu den Raumlndern hin bewe-gen Man beobachtet ein vitales Hin und Her ein Vor und Zuruumlck der Formen und Farben Die Bewegung selbst wird als unendlicher Vorgang sichtbar Die dem Bild innewohnenden Kraumlfte scheinen uumlber dessen Rand hinauszugehen und ihn zu sprengen
Das ganze Bild ist dynamisch und ge-radezu explosiv in seiner Kraft Das Pro-zesshafte des kraftvollen und schnellen Malakts selbst scheint in der Richtungslo-sigkeit des Bildes zunaumlchst das eigentliche Thema zu sein
Aber vor dem Hintergrund des in den 50er-Jahren herrschenden Existenzialis-mus und der vollkommenen Befreiung von der figurativen Malerei die als Dog-ma unter dem Nationalsozialismus die alles beherrschende Richtung war ist es zugleich auch die Darstellung einer In-nenwelt die persoumlnliche existenzielle Er-fahrungen aus Verfolgung und Bedrohung ndash Thielers Mutter war Juumldin er hatte Stu-dienverbot war aus bdquorassischenldquo Gruumlnden vom Heeresdienst suspendiert worden und hatte 1943 Kontakte zur Weiszligen Rose ndash mit einzubeziehen scheint
Gleichzeitig kommen in dieser das Bild beherrschenden bdquoewigenldquo Bewegung auch Vorstellungen vom kosmischen Raum oder dem steten niemals stillste-henden Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten zum Tragen
Im Grunde ist dieses Bild in seiner Un-mittelbarkeit wie der Urknall am Anfang der Schoumlpfung
Der Erwerb des neuen Gemaumlldes ist insbesondere deshalb als gluumlcklich zu bezeichnen weil auf diese Weise der bis-herige Museumsbestand an vorzuumlglichen Werken der Informellen Malerei vertreten durch Maler wie Peter Bruumlning Winfred Gaul Karl Otto Goumltz Bernard Schultze Emil Schumacher K R H Sonderborg und Fritz Winter durch ein weiteres ex-zeptionelles Exponat erweitert werden konnte
Werken bei dieser Tournee durch die USA vertreten Rolf Cavael Rupprecht Geiger Karl Hartung K R H Sonderburg Nor-bert Kricke Brigitte Meyer-Denninghoff (spaumlter Matschinsky-Denninghoff) und Emil Schumacher
Dieses nun nach Luumlbeck gekommene Bild O-2455 war damals das einzige von immerhin 101 ausgestellten Werken das als die gesamte Ausstellung repraumlsentie-rende Arbeit fuumlr den kleinen Ausstellungs-katalog ausgewaumlhlt wurde Sein Herausge-ber war der spaumlter renommierte englische Kunstkritiker und Autor John Anthony Thwaites (1909 ndash 1981)
Ruumlckblickend laumlsst sich konstatieren dass es sich bei diesen Kuumlnstlern um ei-nige der bedeutendsten Vertreter der deut-schen Nachkriegskunst von europaumlischem Rang handelte
Von Geiger Sonderborg und Schuma-cher besitzt die Kunsthalle Sankt Annen ebenfalls qualitaumltvolle Werke
Das O-2455 betitelte und 1955 ent-standene Gemaumllde wird kuumlnftig das 1996 in den Sammlungsbestand aufgenomme-ne etwas kleinere und unbetitelte Thieler-Bild von 1962 sinnvoll ergaumlnzen da es im direkten Vergleich die kuumlnstlerische und maltechnische Entwicklung Thielers bes-ser zu veranschaulichen hilft
Dem Verein der Freunde der Museen sei an dieser Stelle ganz herzlich dafuumlr ge-dankt dass er mit seinem unersetzlichen Engagement eine solch wunderbare Arbeit fuumlr Luumlbeck hat erwerben und sichern koumln-nen
Ab dem 14 November wird das sech-zig Jahre alte Bild in den Wechselausstel-lungsraumlumen des hundertjaumlhrigen Sankt-Annen-Museums im 500 Jahre alten Sankt-Annen-Kloster zu sehen sein
Auch wenn man diese Kunstrichtung in die man ein solches Werk der Einfach-heit halber einordnet immer als Informel-le Malerei oder als abstrakten Expressio-nismus bezeichnet so sollte man hier nicht von einem Stil sprechen sondern viel eher von einer Haltung zur Welt
Neben der kuumlnstlerischen Qualitaumlt be-sitzt das Bild aber auch noch einen inter-essanten historischen Aspekt 1957 war es zusammen mit drei weiteren Bildern des Kuumlnstlers auf einer damals sehr gut be-suchten Ausstellungstournee der Gruppe ZEN 49 durch die USA Stationen waren an acht verschiedenen Universitaumlten und Colleges in Ohio Michigan Missou-ri Kansas Illinois und Indiana Mit der Gruppe ZEN 49 hatte Thieler seit 1950 bereits national und international haumlufig ausgestellt 1952 war er deren Mitglied geworden
Neben Thieler waren u a auch die fol-genden nichtfigurativen Kuumlnstler mit ihren
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Impressum LUumlBECKISCHE BLAumlTTER wwwluebeckische-blaetterinfo
Herausgeberin Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit Koumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Telefon 7 54 54 Telefax 79 63 54 Verantwortlich Doris Muumlhrenberg
Verantwortlicher Redakteur (ViSdP) Dr Manfred Eickhoumllter Telefon (04 51) 5 80 83 24 E-Mail infoluebeckische-blaetterinfo
Die Zeitschrift erscheint 14-taumlglich auszliger in den Monaten JuliAugust Die Artikel stellen keine offiziellen Meinungsaumluszligerungen der Gesellschaft dar sofern sie nicht aus-druumlcklich als solche gekennzeichnet sind Fuumlr den Abdruck von Artikeln und Fotos wird eine Verguumltung nicht gewaumlhrt Die Kuumlrzung eingesandter Artikel bleibt vorbehalten Einzelpreis euro 210 Fuumlr Mitglieder der Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger Taumltigkeit ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten
Verlag und Druck Max Schmidt-Roumlmhild KG Mengstraszlige 16 23552 Luumlbeck Telefon 70 31-2 07 Telefax 70 31-2 42 E-Mail infoschmidt-roemhildde
Anzeigenredaktion (ViSdP) C Kermel E-Mail ckermelschmidt-roemhildcom Telefon (04 51) 70 31-2 79 Fax (04 51) 70 31-2 80
ISSN 0344-5216 middot copy 2015
Gesellschaft zur Befoumlrderung gemeinnuumltziger TaumltigkeitDirektor Titus Jochen Heldt Stellvertretende Direktorin Antje Peters-HirtKoumlnigstraszlige 5 23552 Luumlbeck Tel 7 54 54 Telefax 79 63 54 Buumlro montags bis freitags ab 9 Uhr geoumlffnet E-Mail infodie-gemeinnuetzigede
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Wissenschaftsfest am Hafen
Luumlbeck Stadt der Hanse und der WissenschaftDie neue Hanse Schiffe als Wissensorte
Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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Das Wissenschaftsmanagement der Hansestadt und der bdquoStadt der Wissen-schaft 2012ldquo knuumlpft bewusst an die hi-storische Hansetradition an Fuumlr Dr Iris Klaszligen Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt bdquolebtldquo die Hanse aber in ei-ner zeitgemaumlszligen Form bdquoDie neue Hanse handelt mit Wissenldquo
Buumlrgermeister Bernd Saxe und Dr Iris Klaszligen eroumlffneten am vergangenen Wo-chenende die bdquoWissensmeileldquo an der Un-tertrave zwischen Schuppen 6 und 9 Der Buumlrgermeister sprach nicht nur uumlber bahn-brechende Erfolge der alten Hanse wie z B der Einfuumlhrung des bargeldlosen Zah-lungsverkehrs oder der Gruumlndung der er-sten Boumlrse sondern er gab auch seiner Zu-friedenheit daruumlber Ausdruck wie positiv sich im Sinne der neuen Hanse der kontinu-ierliche Ausbau der Hochschullandschaft die Ansiedlung von neuen Forschungsin-stituten die Entwicklung von Technolo-gien und die Kooperation von Forschung
und Wirtschaft generiere
D r I r i s Klaszligen ha t te mit ihrem Team fuumlr ein breit auf-gestelltes Pro-gramm aus Vor-traumlgen Musik Tanze in lagen ein anregungs-reiches Forum an Bord wie auch an Land fuumlr Besucher aus Nah und Fern g e s c h a f f e n
eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Aktionen vom Internationalen Hanse-tag 2014 Im Mittelpunkt standen wieder Schiffe als bdquoWissensorteldquo Als Flagg- und Partnerschiff der Wissenschaftsstadt war auch die bdquoAlexander von Humboldt IIldquo er-neut nach Luumlbeck gekommen
Die Messe des Groszligseglers diente spaumlt vormittags als Veranstaltungsort fuumlr die MiniMasterLuumlbeck Am Nachmit-tag verwandelte sich das Schiff fuumlr Be-sucherinnen und Besucher zum Houmlrsaal fuumlr Fachvortraumlge z B von Kapitaumln Ste-fan Schmidt Fluumlchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein uumlber bdquoGren-zen in und um unsldquo oder von Prof Dr Karl Klotz von der Universitaumlt zu Luumlbeck uumlber bdquoKrankheiten zur See Zwischen Koje und Intensivstationldquo Zwischen-durch gab es vom Vorschiff Shantys vom Luumlbecker Shantychor bdquoMoumlwenschietldquo Auf der Galeasse bdquoFridtjofldquo informierte Kapitaumln Henning Redlich uumlber den Sex-
tanten bdquoSchieszligen auf Sonne und Sterneldquo Auf dem Lotsenkutter bdquoZwillingeldquo sprach Ruumldiger Pfaff Vorstandsvorsitzender der Schiffergesellschaft uumlber bdquoLotsenbruuml-der einst und jetztldquo Auf dem Feuerschiff bdquoFehmarnbeltldquo war der gelbgrundige Stander mit dem bdquoMentorldquo ndash Emblem aufgezogen Auf Einladung der Luumlbecker bdquoLeselernhelferldquo las Autor Jobst Schlenn-stedt Piratengeschichten fuumlr Kinder
Auf der Hansepier Stadtteile praumlsentieren sich
Auf der Hansepier hatten die zehn Luumlbecker Stadtteile in den weiszligen Pa-godenzelten Quartier bezogen War die bdquoStadt der Wissenschaftldquo 2012 in die Stadtteile gegangen so waren jetzt die Stadtteile mit einem Schwerpunkt ihrer Aktivitaumlten ins Zentrum zuruumlckgekehrt z B St Lorenz Nord mit bdquoHanse-Obstldquo Travemuumlnde mit bdquoWind und Naturldquo Mois-ling mit einem Training fuumlr bdquoMathematik und Gedaumlchtnisldquo St Gertrud mit bdquoWelt-musikldquo und die Innenstadt mit Werbung fuumlr bdquoInterkulturalitaumltldquo
Susanne Kasimir Wissenschaftsbe-auftragte der Stadt machte in einem der Pagodenzelte Interviews und Gespraumlchs-runden wobei es um Luumlbeck Wissen-schaft Seefahrt und Zukunft ging Dr Marina Gebert Frauenhofer EMB gab in der Gespraumlchsrunde Einblicke in juumlngste erstaunliche Forschungsprojekte die an Bord des weltweit kleinsten Forschungs-schiffes des Baltic Trawlers bdquoJoseph von Frauenhoferldquo stattfinden z B die Ent-wicklung eines infektionshemmenden Wirkstoffes aus Algen Hagen Scheffler
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