Herbst 2010 | CHF 4.90 | www.suedtirol.info
Wein ist nicht planbar
Bauernspeck: Ein starkes Stück aus bestem Stall
Munter mit Maroni
Türöf fner | 2
Für Fragen zum Südtirol: Südtirol Information, Pfarrplatz 11, I-39100 Bozen, Telefon 0039 0471 999 999, [email protected], Ferienangebote unter: www.suedtirol.info/urlaubspakete – Für Fragen zum Südtiroler Wein: Südtiroler Weinwerbung, Handelskammer Bozen, Perathonerstrasse 10, I-39100 Bozen, Telefon 0039 0471 945 774, [email protected], www.suedtirolerwein.com – Impressum: Redaktion: Gaby Labhart – Gestaltung und Konzept: HESSKISSSULZERSUTTER, Zürich – Realisation: cat ag | prepress factory, Zürich – Druck: Swissprinters, St. Gallen – Fotos: Südtirol Marketing: Helmuth Rier, Frieder Blickle, Alessandro Trovati – Titelbild: Meraner Herbst – Online: www.suedtirol.info
Augen auf und Kopf einziehenKulturbonus 4
Von Schraube zu Schraube auf den Gipfel
Formfrage 8
Bauernspeck: Ein starkes Stück aus bestem Stall
Speisekammer 12
Munter mit MaroniBettgeschichten 14
7 Gründe für eine Reise ins SüdtirolEntscheidungshilfe 18
Was sieht der Wanderer?Gewinnspiel 19
Wein ist nicht planbarFlaschenpost 20
Kaiserkron mit KalbsstelzenTopfgucker 24
Flirten mit der Pustertal BahnFahrtenschreiber 28
AgendaTreffpunkt 30
Am liebsten fahren wir über den Ofenpass
nach Müstair und dann hinein in den
Vinschgau. Der erste Halt ist immer in
Glurns. Das ist unsere Tradition. Auf dem
Platz vor dem «Grünen Baum» draussen
sitzen, dem Treiben der Touristen zusehen,
den ersten Speck essen, das erste Glas
Weissburgunder geniessen. Dann sind wir
angekommen im Südtirol.
Im Frühling dieses Jahres sind wir das
letzte Mal mit Erich Grasdorf ins Südtirol
gefahren. Er hat das Südtirol Magazin seit
dem Frühling 2004, als die erste Ausgabe
erschien, geleitet und geprägt. Das letzte
Glas Weissburgunder haben wir mit Erich
in der neu eröffneten Kaiserkron in Bozen
getrunken (siehe Seite 24). Am 3. Mai hat
er uns für immer verlassen.
Erich Grasdorf war ein Vermittler. In einem
seiner ersten Editorials für das Südtirol
Magazin schrieb er: «Das Südtirol bietet
das Beste aus zwei Welten. Hier Tiroler
Traditionsbewusstsein mit einem Hang
zur Perfektion. Dort italienische Lebensart
mit einer Begabung zur Lockerheit und
Improvisation.»
Das Miteinander von zwei Welten hat ihn
immer fasziniert. Er, der aus Hannover
kam und in die Schweiz auswanderte, wo
er zuallererst im Süden, im Tessin, landete.
Das Beste aus zwei Welten. Das hat auch
er uns gegeben.
Weitermachen, würde er jetzt schreiben.
Machen wir, Erich.
Gaby Labhart, Chefredaktion
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Südt i ro le r Einsichten | 3
Mit der Kunst auf Augenhöhe
Text: Peter Paul Kainrath
Einsichtig solle man sein, hiess es vor zwei
Jahren, als die damalige Direktorin Corinne
Diserens des eben eröffneten Neubaus des
Bozner Museions partout nicht einen grünen,
ans Kreuz geschlagenen Frosch des Künstlers
Martin Kippenberger abhängen wollte. Mitten
in einem wichtigen Südtiroler Wahlkampf
trieb dieser kleine Frosch alle Parteien vor sich
her und liess die Medien ein Klagelied auf das
zeitgenössische Südtirol anstimmen.
Und so ist es mit den Südtiroler Einsichten,
wenn es um das Zeitgenössische an sich
geht, gar nicht so einfach. Die Direktorin war
«uneinsichtig», der Frosch blieb hängen.
Der Schaden war gross: Die zur selben Zeit
eröffnete internationale Biennale zeitge-
nössischer Kunst MANIFESTA wurde in den
Eröffnungstagen von fünftausend Fachleuten
wie Medienpersonal gestürmt, hoch gelobt
und musste sich im Windschatten des
«Froschskandals» gewissermassen dafür
entschuldigen, zeitgenössisch zu sein. Einige
wähnten sich gar eher im Mittelalter als am
Beginn des 21. Jahrhunderts.
Der Skandalrauch ist verzogen, eine wieder
zu Mut gekommene Kulturpolitik ist den
künstlerischen Zeitgenossen ein echter Part-
ner, und sogar das Museion hat nach dem
Froschfeuer wieder Anschluss an frühere,
bereits glorreiche Zeiten gefunden.
Der Kulturtourist findet hier keine Publikums-
magneten des Zeitgenössischen; es sind
eher die kleinen Veranstalter, die mit ihrer
substanziellen Arbeit den aufgeschlossenen
Zeitgenossen zu interessieren vermögen:
kunst Meran mit seinen Aussichten auf
zeitgenössische Architektur, Literatur Lana
mit Begegnungen wie mit Herta Müller, noch
bevor sie Nobelpreisträgerin geworden ist,
ar/ge kunst Bozen vermehrt mit Künstlern aus
den USA, das Transart Festival mit einem spar-
tenübergreifenden Kulturbegriff, der Regiona-
les mit Internationalem ineinander verschränkt
– um nur einige zu nennen. Und plötzlich be-
gegnet man der New Yorker Musikerin Laurie
Anderson, die Kaffee in der Pension Briol trinkt,
dem Künstler Maurizio Cattelan, der liebend
gerne hierzulande Ski fährt, und dem Autor
Joseph Zoderer, der Ende November die Crème
de la Crème der Schriftstellerei zu seinem run-
den Geburtstag nach Bruneck einlädt.
Hier gehorcht das Zeitgenössische noch
nicht dem Diktat der Marketingexperten nach
Verhübschung des touristischen Angebots.
Inmitten des Genusslandes Südtirol sind
Begegnungen mit Künstlern unserer Ge-
genwart möglich, die in ihrer Direktheit wie
Qualität noch richtiggehend zu überraschen
vermögen.
Peter Paul Kainrath stammt
aus Bozen, ist ausgebildeter
Pianist und arbeitet heute
vorwiegend als Kulturmanager.
So betreut er als künstlerischer
Leiter den Internationalen
Klavierwettbewerb Ferruccio
Busoni und das Transart
Festival, beide in Bozen, sowie
das Festival Klangspuren
Schwaz.
Kul turbonus | 5
Text: Christina Gubler
Das Rohrerhaus ist ein architektonisches Bijou, in dem die bäuerliche Tradition des Sarntals weiterlebt.
In seinen Dokumentarfilmen spürte der preis-
gekrönte Schweizer Regisseur Erich Langjahr
mehrfach dem traditionellen Bauerntum sei-
ner Heimat nach. Dort, wo es trotz Einflüssen
der Moderne noch überlebt: bei den Sennen
im Appenzell, den Wildheuern im Muotatal,
den Wanderhirten im Mittelland. Wäre Lang-
jahr statt Schweizer Südtiroler, er hätte seine
Motive im Sarntal gefunden.
Das Sarntal ist laut Hofnamenforscher Josef
Tarneller «das deutscheste aller Täler südlich
des Brenners» und gilt als eine der ursprüng-
lichsten Regionen des Südtirols. Von hohen
Bergkränzen U-förmig umgeben und durch
die wilde Felsschlucht der Talfer von der
Aussenwelt abgeschirmt, konnte es seine
bäuerlich geprägte Kultur über die Jahrhun-
derte hinweg erhalten.
Auch heute, wo längst eine gut ausgebaute
Strasse durch das Tal und durch unzählige
Tunnels nach Süden führt und Bozen mit dem
Auto in zwanzig Minuten erreichbar ist, hat
sich das traditionelle Sarner Volksgut nicht
einfach aus dem Staub gemacht. Im Gegen-
teil: Im Dorf Sarnthein, inmitten zeitgenössi-
scher Wohnhäuser, besitzt es gar ein neues
Zentrum: das Rohrerhaus. Der Bau mit dem
mächtigen schindelbedeckten Giebeldach,
dem aus Natursteinquadern errichteten
Grundgemäuer und dem Holzaufbau mit
hübsch geschnitztem Söller-Geländer war
einst der zweitgrösste Hof in der ganzen
Gegend. Seine Geschichte reicht bis ins
13. Jahrhundert zurück.
Doch zuerst zu deren jüngstem Kapitel: Vor
acht Jahren hat die Gemeinde Sarntal den
Rohrerhof erworben und in aufwendiger
Arbeit renovieren lassen. Seit 2007 steht er
als Museum und Stätte lebendiger (Volks-)
Kultur dem Publikum offen. Zudem werden
die Räumlichkeiten für Seminare, Ausstellun-
gen und Privatfeiern vermietet. Auch lokale
Kunsthandwerker dürfen hier ihr Können
zeigen: dieses Jahr unter anderen ein Feder-
kielsticker, der traditionelles Lederzubehör
für Trachten und die fürs Sarntal ebenfalls
typischen Lederbrieftaschen herstellt.
Der für den Betrieb gegründete Verein agiert
ehrenamtlich und «mit viel Herzblut», sagt
Mitinitiantin Sonja Stofner, die unter ande-
rem für Führungen zuständig ist. Auf diesen
architektonisch wie ethnologisch spannenden
Rundgängen bringt die gebürtige Sarnerin
den Besuchern alte Lebensweisen ihrer Hei-
mat näher.
Die Entdeckungsreise beginnt beim Eintreten
in die Stube, den beheizbaren Mittelpunkt
des Hofs, wo gebetet, gegessen und geruht,
handwerkliche Arbeiten ausgeführt und im
Winter gar die vom Schnee nassgewordene
Bekleidung getrocknet wurden. «Achtung,
Kopf», warnt Sonja Stofner. Die Türöffnungen
sind an die damals noch kleinwüchsigeren
Menschen angepasst. Umso erstaunlicher
präsentiert sich der Raum selber so hoch,
wie man es sich in manch moderner Woh-
nung nur wünschen kann. Ein erster Hinweis,
dass die hier lebenden Bauern recht begütert
gewesen sind. Was beim zweiten Blick die
noch blass erkennbaren Bemalungen an der
Holztäferung, die geschnitzten Dekorationen
am Trägerbalken der Decke und die Türstürze
mit gotischem Spitzbogen, sogenannte Esels-
rücken, bestätigen.
Vier Geschlechter haben den Rohrerhof bewirt-
schaftet, jeweils über mehrere Generationen
Augen auf und Kopf einziehen
Als die Hausfrauen noch
ohne iPhone kochten:
Im Rohrerhaus in Sarnthein
mahlen die Mühlen
wie in den alten Zeiten.
Adresse
Rohrerhaus Runggenerstrasse 10 I-39058 Sarnthein Tel. 0039 0471 622 786 www.rohrerhaus.it
Kul turbonus | 6
hinweg. Zunächst seine Namensgeber. Dann
die von Gagers, aus deren Zeit das Stuben-
interieur stammt (16. Jahrhundert) und die
laut altem Steuerverzeichnis über Äcker, Feld
und Wiesen, Stadel und Stallung, Mühle
und Brotofen, ja sogar über eine Badestube
verfügten. Ihre Nachfolger, die Oberrauchs,
mussten ebenfalls nicht darben: Sie besassen
«ein schönes Vermögen», wie der Biograf
ihres berühmtesten Sprosses Anton Niklaus,
des späteren Innsbrucker Moraltheologen
Herkulan Oberrauch (1728 bis 1808), zwanzig
Jahre nach dessen Tod festhielt.
Entsprechend viele Bedienstete waren auf
dem Hof angestellt. An die zwei Dutzend
Knechte und Diern (Mägde) waren es biswei-
len. Sie waren in den beiden grossen Schlaf-
kammern im ersten Stock untergebracht.
Auch Sattler, Weber und Strickmacher auf
Stör verdienten auf dem Hof ihr Brot. Ihre
Utensilien befestigten sie an der Stubenwand,
jedes mit eigenem Nagel. Unzählige Löcher
sind davon übriggeblieben.
Erst bei den Grubers ging es irgendwann bergab.
Als die Gemeinde dem letzten Besitzer dieses
Namens den Rohrerhof abkaufte, war dieser
in desolatem baulichem Zustand – dafür seine
Grundsubstanz kaum verändert. Selbst die Kü-
che samt Holzherd, Kamin und rauchgeschwärz-
ten Wänden existierte noch im Original.
Sie wird jetzt auch wieder benutzt: An man-
chen Samstagen wird hier Brotteig geknetet
und anschliessend draussen im Ofenhaus
gebacken. So wie es «noch viele Bauern des
Sarntals machen», sagt Sonja Stofer. Wie
damals am «Schlengeltag» Anfang Februar,
an dem die Bauern neues Personal anstellten,
gilt auf vielen Höfen nach wie vor der Hand-
schlag als Dienstvertrag. Und an Sonn- und
Feiertagen werden die Trachten ausgeführt.
Einige Sarnerinnen tragen nur Tracht – auch
im Alltag.
Sarner Trachten gehören
zu den schönsten des Landes.
Viele Frauen tragen sie
heute noch an Sonn- und
Feiertagen.
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Formfrage | 9
Text: Peter Krebs
Mit einem leichten Kribbeln auf die Cirspit-zen: Klettersteige gestatten auch weniger versierten Alpinisten einen Höhenflug mit grossartiger Rundsicht.
Es gibt so viele Cirspitzen, dass die Alpinis-
ten und Geografen sie nummerieren, um sie
nicht zu verwechseln. Man unterscheidet
unter anderen die kleine und die grosse Cir
sowie westlich davon die römisch bezifferten
Spitzen I–V. Die hellen Kalkberge ragen im
Norden des Grödner Jochs spitz wie Tiroler
Hüte in den blauen Dolomiten-Himmel, über
den an diesem Sonntag kleine Schönwetter-
wolken segeln. Die Cirspitzen schliessen den
Naturpark Puez-Geisler im Süden ab. Sie
eignen sich für leichtere Klettereien.
Wir visieren zunächst die Nummer V an. Sie
steht direkt über jenem Grat, der die Was-
serscheide bildet zwischen dem Grödner Tal
und dem Gadertal im Osten. Sie wartet mit
einer ziemlich steilen Wand auf, Schwierig-
keitsgrad drei in der Skala der Kletterer. Es
gibt hier aber einen Klettersteig, eine «Via
Ferrata», die das Gipfelerlebnis auch weniger
versierten Alpinisten zugänglich macht. Ein
mit dicken Schrauben im Fels befestigtes
Drahtseil sichert den Aufstieg auf der ganzen
Länge. Etwas Übung ist trotzdem nötig und
Schwindelfreiheit von Vorteil.
Ich verspüre ein leichtes Kribbeln in den
Beinen, als ich auf dem Grat den Kletter-
gurt anziehe und den Helm aufsetze. Wie
werde ich mit dem Berg zurechtkommen?
Insgesamt ist es eine erwartungsfrohe
Anspannung, vielleicht so wie vor einer
Prüfung, auf die man gut vorbereitet ist.
Der Grödner Bergsteiger Wolfi Mussner
begleitet mich. Der Einstieg erfolgt durch
einen Felsencouloir, in dessen Schatten sich
letzte Schneeflecken halten. Dann beginnt
die Wand. Sie besteht aus rauem, griffigem
Fels. Keine Spur von Schwindelgefühl. Die
Angst vor der Höhenangst war umsonst. Ich
konzentriere mich auf das Handwerk des
Kletterns, achte auf die kleinen Uneben-
heiten, die Rippen, Buckel, Beulen und die
Spalten, die den Schuhen und den Händen
Halt gewähren. Ich klammere mich an den
harten und gutmütigen Fels, den die Sonne
schon aufgewärmt hat. In kurzen Abständen
klicke ich die zwei Karabinerhaken, die mit
dem Klettergurt verbunden sind, immer neu
an das Drahtseil. Von Schraube zu Schraube.
Eine sichere Sache und ein grosses Vergnü-
gen. Den Klettersteig gibt es schon lange.
Seit den 1950-er Jahren, weiss Wolfi Muss-
ner. Vor rund zehn Jahren wurde er erneuert.
Mussner hat damals mitgeholfen.
Beim Klettern verliert man das Zeitgefühl.
Dauerte der Aufstieg eine Stunde oder
bloss zwanzig Minuten? Ich weiss es nicht.
Auch das Konzert der Motorräder, die in
Rudeln weit unten über das Grödner Joch
sägen, höre ich erst wieder, als wir neben
dem kleinen Gipfelkreuz stehen und uns
auf 2400 m.ü.M. zum Aufstieg gratulieren.
Dann schauen wir uns um. Mussner kennt
jeden der unzähligen Gipfel, die sich in
der Unendlichkeit zu verlieren scheinen.
Der 64-Jährige muss in seiner langen Berg-
steigerkarriere schon auf allen gestanden
haben. Im Süden, auf der anderen Seite
der Passhöhe, erhebt sich dunkel im Ge-
genlicht die Sellagruppe mit dem grossen
Murfreitturm. Auf halber Höhe, wo die Stirn
etwas flacher ist, liegt noch Schnee. Darauf
erkennt man kleine schwarze Punkte. Sie
bewegen sich. Es sind Skitourenfahrer. Wei-
ter rechts der Langkofel, das Wahrzeichen
des Grödnertals. Seine vielen senkrechten
Felsenhöhlungen, die von der Feuchtigkeit
Von Schraube zu Schraube auf den Gipfel
Himmelwärts auf dem
Klettersteig: Eine sichere Sache
und ein grosses Vergnügen.
Formfrage | 10
Adangkamin ein. Eine Seilschaft befand sich
auf dem Weg zum Kamin. Der Fotograf war
dabei, ein Erinnerungsbild von der Gruppe
zu schiessen, als es im Hintergrund krachte.
Hätte sich der Fels eine halbe Stunde später
gelöst, wären sie verschüttet worden. Das
nennt man Bergsteigerglück.
Die Westflanke der Grossen Cir ist durch einen
an den ausgesetzten Stellen mit Drahtseilen
ausgestatteten Bergweg erschlossen. Kein
Problem für trittsichere Wanderer, aber doch
nicht ganz ohne. Ich staune auf jeden Fall, als
mir mein Bergführer eine weitere Geschichte
erzählt. Er habe auf dem Gipfel vor einigen
Jahren einen älteren Alpinisten auf Krücken
schwarz gefärbt sind, gleichen den Fenstern
einer gotischen Kathedrale. Die Gebirgsan-
archie, die keine Regeln zu kennen scheint,
bringt eine enorme Formenvielfalt hervor.
Die Sonne hat ihren höchsten Stand noch
nicht erreicht, als wir uns auf den Abstieg
machen. Wolfi Mussner schlägt vor, dass wir
nun auch die Grosse Cirspitze erobern. Sie
war einst ebenfalls ein bekannter Kletterberg.
Der Adangkamin, eine senkrechte Spalte auf
der Südseite, war unter den Touristen eine
Art Moderoute, erzählt Mussner, was sich für
die Bergführer auszahlte. Der Ertrag für eine
Führung soll dem Preis einer Kuh entspro-
chen haben. Dann stürzte im Jahr 1962 der
Info
Der Einstieg in den Klettersteig befindet sich oberhalb der Bergsta-tion der Dantercepies-Bahn. Aus-rüstung: Klettergurt, Helm. Nur für geübte Bergsteiger. Einsteiger können sich von einem Bergführer begleiten lassen, der auch die Ausrüstung organisiert: www.valgardena.it Tel. 0039 0471 777 777 Weitere Klettersteige im Südtirol: www.suedtirol.info/klettern
angetroffen. Es habe sich herausgestellt, dass
er zu den Letzten gehörte, die am Vortag des
Abbruchs den Adangkamin bezwangen. Spä-
ter sei er als Forstarbeiter nach Deutschland
ausgewandert und habe beim Bäumefällen
ein Bein verloren. Das habe ihn aber nicht
daran gehindert, jedes Jahr einmal auf die
geliebte Cirspitze zu steigen. Mit einem Bein
und auf Krücken eben.
Wer selber auf der 2592 Meter hohen Cirspitze
steht, begreift diesen Mann. Die Aussicht ist
noch schöner als auf der Cir V. Im Norden
überblicken wir den ganzen gebirgigen Natur-
park. Die Gipfel des Geislers im Hintergrund
gleichen den Türmen eines Märchenschlosses.
Auf Ladinisch heissen sie «Le Odle», Nadeln.
Der Montischella hinter dem tiefen Einschnitt
des Langentals ist eher behäbig und rundlich,
die Erosion hat ihn noch nicht in Nadeln un-
terteilt. Das steht ihm erst bevor. Wir werden
es nicht mehr erleben. Der Monte de Soura
im Vordergrund unseres Panoramas ist ein
langer Tisch, dessen dicke, ziegelrote Platte
weit über das Chedultal emporragt. Sie ist
wiederum in vielfältigster Weise strukturiert.
Bänder, Klüfte durchziehen sie. Unter den ver-
tikalen Spalten liegen Schuttkegel in schmaler
Deltaform. Sie schicken ihr Geröll bis auf den
Grund des Chedultals, bis dort, wo sich das
braune Band des Wanderwegs hinzieht. Das
Chedultal erinnert an einen Canyon.
Uns erinnert es auch daran, dass man die Klet-
terei in den Cirspitzen mit einer Wanderung
verbinden kann. Das Chedultal, durch das
man nach Wolkenstein absteigt, erreicht man
vom Grödner Joch aus über das Tschier Joch
(Passo Cir). Man kann aber auch direkt durch
das Val Dantercepies auf- oder absteigen. Für
die andere Richtung steht die Sesselbahn
zur Verfügung, die von Wolkenstein aus aufs
Grödner Joch hochfährt.
Beim Klettern verliert man
das Zeitgefühl: Man klammert
sich an den harten und
gutmütigen Fels, den die
Sonne schon aufgewärmt hat.
Speisekammer | 12
Bauernspeck: Ein starkes Stück aus bestem Stall
Text: Christina Gubler
Südtiroler Bauernspeck ist eine begehrte Spe-zialität. Sein Fleisch stammt ausschliesslich von heimischen Schweinen. Und die werden mit Liebe grossgezogen.
«Sauburg» nennt der Volksmund die Ruine
Greifenstein, die nordwestlich von Bozen
auf einer Felsnadel über dem Etschtal thront.
Der Name erinnert an ihre Belagerung 1423
durch die Truppen des Tiroler Landesfürsten,
Friedrich IV. von Österreich, verspottet als
der mit der leeren Tasche. Damals, so heisst
es, hätten die in der Festung verschanzten
Adelsherren, die ihre Rechte von Friedrich
nicht beschneiden lassen wollten, ihr letz-
tes Schwein geröstet und es höhnend den
Burgfelsen hinab geworfen. Der herzogliche
Feind sollte glauben, man verfüge noch über
jede Menge Nahrung und entsprechendes
Ausharrvermögen.
Solch mittelalterliche Methoden sind passé:
Um seine Unschlagbarkeit zu demonstrieren,
führt der moderne Südtiroler heute echten Bau-
ernspeck ins Feld. Diese delikate Variante des
Südtiroler Specks zeugt von regionaler Stärke
und lässt Fremde aus benachbarten Ländern
in Dankbarkeit auf die Knie fallen. Schliesslich
wollen die sich ja keine neuen Territorien ein-
verleiben, sie sind auf Genuss aus.
Im Eppaner Dorfteil St. Michael, vier Kilo-
meter Luftlinie von der «Sauburg» entfernt,
ist Bauernspeck erhältlich. Das seit mehr
als hundert Jahren im Ort ansässige Famili-
enunternehmen Franz Windegger gehört zu
den vier Metzgereien, die ihn seit 2004 als
Markenprodukt herstellen. In übersichtlichen
Mengen, die die Nachfrage mitunter nicht de-
cken können: Denn anders als beim Südtiroler
Adresse
Metzgerei Franz Windegger J.-G.-Plazer-Strasse 1 I-39057 Eppan St. Michael Tel. 0039 0471 662 153 www.windegger.info
Restaurant zur Rose Josef Innerhoferstrasse 2 I-39057 Eppan St. Michael Tel. 0039 0471 662249 www.zur-rose.com
www.speck.it
Speck mit geschützter geografischer Angabe
(g.g.A.) darf sein Fleisch nur von heimischen
Schweinen stammen.
Die Tiere – 900 waren es im vergangenen Jahr –
wachsen artgerecht und mit gentechnikfreiem
Futter versorgt auf 18 Kleinbauernhöfen auf,
die sich vom Unterland bis ins Vinschgau und
das Pustertal verteilen. Da es sich um alte
Landrassekreuzungen handelt, brauchen sie
doppelt so lang wie gewöhnliches Mastvieh,
bis sie volle Grösse erreichen. Dafür wiegen
sie mit rund 130 Kilo auch doppelt so viel, und
ihre kompakte Muskelmasse weist eine feine
weisse Marmorierung auf.
Das perfekte Verhältnis von hochwertigem
Fett und Fleisch sei für den Bauernspeck
«eminent», sagt Franz Windegger. Er vertritt
an diesem Tag seinen Sohn und Geschäfts-
nachfolger Günther und führt uns zum Pökel-
raum. In grossen Wannen liegen ausgebeinte
Schweineschlegel im eigenen Saft, der ihnen
durch einen Geheimmix mit Ingredienzien
wie Salz, Majoran, Rosmarin, Kümmel und Pi-
ment entzogen wird. Die wunderbare Würze
durchdringt die Luft – «im Fleisch aber nur die
mageren Partien», verrät Windegger. «Das
Fett funktioniert als Geschmacksträger.» Ist
dieses Zusammenspiel ausgewogen, mundet
das Produkt am Ende, wie es soll: mild auf der
Zunge, voll im Aroma.
Im Restaurant zur Rose, zwei Strassen weiter,
weiss man das zu schätzen. «Ich verwende
nur noch Bauernspeck», sagt Wirt und
Sternekoch Herbert Hintner. In Scheiben
geschnitten, serviert er ihn etwa zu Kartof-
felstroh, auf die Kartoffelpizza gibt er ihn in
feinen Würfeln und Streifen. Dabei verwendet
er nebst dem Schlegel gerne Kotelett- und
Bauchstück.
Diese Teile des Schweins werden beim
Bauernspeck – eine weitere Besonderheit
Ran an den Speck:
Starkoch Herbert Hintner
kombiniert den Bauernspeck
mit Kugeln aus Melonen
und Rahm-Meerrettich.
– ebenfalls verarbeitet. Das macht ihn für
Hintner «vielfältig» und noch «authenti-
scher» – schliesslich wäre früher niemand auf
die verschwenderische Idee verfallen, nur die
edlen «Hammen» haltbar zu machen.
Franz Windegger schiebt die schwere
Tür zur Schatzkammer der Metzgerei auf.
Wahre Prachtbrocken hängen darin. Nach
dreiwöchiger Pökelung und anschliessender
Kalträucherung mit Wacholder gehen sie
hier nun ihrer Vollendung entgegen. Neun
Monate lang. Der Schimmel, der sich der-
weil auf ihrer Oberfläche bildet und wieder
abgewaschen wird, verleiht ihnen eine
nussige Note.
Die Ausdünstung des reifenden Bauern-
specks weckt angenehme Erinnerungen: an
Kochen auf dem Holzherd in der Alphütte
und gut bestückte Weinkeller. Ein schlagen-
des Argument für uns, jetzt abzuziehen. Wie
damals Friedrich und seine Mannen bei Grei-
fenstein. Aber mit voller Einkaufstasche.
Bet tgeschichten | 15
Munter mit Maroni
Text: Gaby Labhart
Im Vitalhotel «Taubers Unterwirt» in Feld-thurns stehen Wohnen, Wandern und Wellness im Zentrum. Der Star aber ist ein stacheliges Wesen, das im Herbst Hochsaison hat.
Die Kelten wussten es, die Römer wussten
es, die Edlen von Velthurns und die Bischöfe
von Brixen wussten es auch: Die Lage von
Feldthurns im Eisacktal ist einmalig. Einge-
bettet in Wiesen und Felder, umsäumt von
Laubbäumen und mächtigen Kastanien, am
Sonnenhang oberhalb von Brixen liegt dieses
Dorf im Eisacktal mit seiner atemberauben-
den Weitsicht.
Mittlerweile wissen es ein paar mehr. So die
nicht ganz dreitausend Einwohner von Feld-
thurns, ein ansehnlicher Teil davon Pendler.
Unten im Tal in Brixen wird gearbeitet, oben in
Feldthurns auf 850 Metern über Meer, neben
dem unübersehbaren Renaissanceschloss der
Bischöfe und wohl beschützt vom Hausberg,
der Königsangerspitze, wird gelebt.
Und immer mehr Touristen wissen es auch:
Man kann es sich in Feldthurns ganz gut
wohlsein lassen. Was vermutlich nicht immer
so war, denn damals, als hier ein gewisser
Jakob Gasser eine Art Schenke und später
eine Unterkunft betrieb, wars wohl ziemlich
rudimentär. Und selbst ein paar Jahrhunderte
später soll der Renovator während seiner Ar-
beit an der Renaissanceresidenz der Bischöfe
unten in Brixen Quartier bezogen haben, weil
der Komfort im Unterwirt nicht ganz seinen
Wünschen entsprochen habe.
Der Juniorchef des Hotels «Taubers Unter-
wirt» erzählt diese Geschichte mit Schmun-
zeln. Er hat gut lachen. Was 1611 begann, ist
mittlerweile in fünfter Generation in Händen
der Familie Tauber und hat sich zum Vier-
sternehotel mit allen Schikanen entwickelt.
Geblieben ist die prächtige Lage mitten
drin in Feldthurns mit einer unverbaubaren
Rundsicht. Tipp: Unbedingt an der Rezeption
den Schlüssel verlangen und hinauf mit dem
Lift in den vierten Stock und zu Fuss noch
etwas höher über die Wendeltreppe auf die
Dachterrasse: Nur Fliegen ist schöner!
Hundert Betten hat das stattliche Haus
zu bieten, sie stehen in zwei Suiten und in
grosszügigen Zimmern, in denen man sich
sofort zu Hause fühlt. Das gilt überhaupt für
den ganzen Unterwirt: Herzlich, entspannt,
locker geht es hier zu und her. Empfangen
wird man vom Seniorchef persönlich. Franz
Tauber ist einer der grossen Pioniere des
Südtiroler Tourismus. Mit Witz und Charme
empfängt er die Gäste und erklärt das Hotel,
bei dem vieles etwas anders ist als in andern
Hotels. Denn erstens steht das Haus auf
einem Stück steiler Erde, und zweitens hat
es schon einige Umbauten erlebt in den
langen Jahrhunderten seines Daseins. Die
allergrösste Verjüngungskur bekam es vor
vier Jahren. Die Gesamtrenovation dauerte
ein halbes Jahr, «Rekordzeit», sagt Tauber
Junior. «Geplant jedoch haben wir über viele
bürokratische Hürden fast acht Jahre.» Dann
war das Vitalhotel neu geboren.
Es ist sicher nicht einfach, ein grosses Ho-
tel, das mitten in einem kleinen Dorf steht,
umzubauen. Aber gelohnt hat es sich in jeder
Beziehung. Und es gibt wohl nicht so schnell
wieder ein Haus, dessen Swimmingpool (In-
und Outdoor) eine Art Dorfplatz mit Bassin
ist. Das ist ein Riesenspass: Schwimmen
mittendrin mit Sicht aufs Dorfleben.
Wohnen, Wandern, Wellness: So, meint Junior-
chef Helmut Tauber, könnte man das Konzept
Die Schöne und die Stachlige:
Bei Taubers Unterwirt sorgt
die Kastanie für äusserliches
und innerliches Wohlbefinden.
Bet tgeschichten | 16
seines Vitalhotels zusammenfassen. «Urwell-
ness», sagt er, «fängt für mich draussen an.
Beim Wandern, beim Biken, mit der Bewegung
in der Natur.» Tauber Senior und Junior gehen
mit ihren Gästen denn auch auf Wanderungen,
Biketouren, hinauf zum Radlsee und – für die
Unerschrockenen – hinunter mit dem Berg-
mönch. Wie bitte? Der Bergmönch, erklärt der
Juniorchef, werde aufwärts getragen wie ein
Rucksack, am Ziel ausgepackt und zu einem
einfachen Bike zusammengesetzt.
Der Star des Hotels Unterwirt ist indes die
Kastanie. Man wohnt hier in Kastanienholz
und Zirbelkiefer, man pflegt sich mit der
hauseigenen Kosmetiklinie Castanea, das
Wellnessprogramm steht ganz im Zeichen
der Kastanie, und selbstverständlich darf
das Thema auch in der Kulinarik nicht feh-
len. «Eigentlich», so der Juniorchef Tauber,
«war es ja naheliegend. Feldthurns gilt als
das Kastaniendorf schlechthin, wir haben
hier weit über dreitausend Kastanienbäume
stehen.»
Der Unterwirt war das erste Haus im
Südtirol, das sich mit der Kastanie in der
Schönheitspflege und zur Anwendung im ge-
samten Wellnessprogramm beschäftigt hat.
Ebenso neu ist, dass Edelkastanie und
Rosskastanie gemeinsam verwendet werden,
«die Hochzeit der Kastanien», nennt es der
Chef poetisch.
Apropos Hochzeit: Die hohe Zeit der Kas-
tanien ist der Spätherbst. Die schönste Zeit
zum Törggelen: Dazu gehören Most, gebra-
tene Kastanien und viel Lebensfreude. An
den alljährlichen Erlebniswochen «Kescht-
nigl» im kommenden November dreht sich
dann alles um die Kastanie. Ein Muss für
Maronifans!
Ein Traditionshaus
mit neuem Gesicht.
Entspannen mitten im Dorf:
Wellness im Vitalhotel der
Familie Tauber in Feldthurns.
Adresse
Taubers Unterwirt Josef-Telser-Strasse 2 I-39040 Feldthurns Tel. 0039 0472 855 225 [email protected] www.unterwirt.com
Mehr über Kastanienwochen: www.keschtnigl.it
Thema | 17
Entsche idungshi l f e | 18
7 Gründe für eine Reise ins Südtirol
Werner Tscholl
1. Der Romanik wegen
Lohnenswert ist das Erwandern der roma-
nischen Spuren im Obervinschgau. Das
wohl grösste Zeugnis romanischen Kunst-
schaffens sind die Fresken in der Krypta des
höchstgelegenen Klosters in Europa, des
Benediktinerklosters Marienberg. In einem
modernen, zeitgemässen Museumseinbau
erhalten die Besucher Einblick ins Klosterle-
ben und können Kunstwerke aus der Grün-
derzeit bestaunen.
2. Hoch hinauf
Geht es im ganzen Land mit Seilbahnen. Einen
besonderen Blick auf moderne Architektur im
Tal und am Berg erlebt man von Latsch nach
St. Martin im Kofel. Unten steht das Bürohaus
Selimex im künstlichen See, oben sorgen die
moderne Bergstation und das Turmchalet für
weitere architektonische Highlights und sind
kontrastreicher Ausgangspunkt für Wande-
rungen vorbei an uralten Bauernhöfen.
3. Über Pass und Tal
Neben zahlreichen Übergängen und Pass-
strassen ist das Timmelsjoch auf 2509 Metern
Höhe ein spektakuläres Ziel. Der Pass zwischen
dem Passeiertal und dem österreichischen Ötz-
tal ist ein besonderer Ort mit neu errichteten
Architektur-Skulpturen. An mehreren Halte-
punkten werden Sie über Natur, Geschichte
und Kultur informiert. Das wohl höchstgelegene
Museum in den Alpen lädt in windiger Höhe
zum Besuch ein.
4. Kunst im Bau
Unter den zahlreichen Museen in Bozen ist
das Museion, das Museum für moderne und
zeitgenössische Kunst, das architektonisch
interessanteste. Der viergeschossige Quader
Info
www.werner-tscholl.com www.marienberg.it www.timmelsjoch.com www.museion.it www.messner-mountain-museum.it
Werner Tscholl wurde 1955 in
Latsch im Vinschgau geboren,
studierte Architektur in Florenz ,
lebt und arbeitet in Morter,
Vinschgau. Seine Projekte
umfassen Neubauten und
Revitalisierungen sowohl im
privaten als auch im öffentlichen
Bereich. Seinem Schaffen wurden
verschiedene Einzelausstellungen
im In-und Ausland gewidmet,
unter anderem auch die Teilnahme
an der Architekturbiennale in
Venedig sowie verschiedene
TV-Produktionen und Publikatio-
nen in nationalen und internatio-
nalen Fachzeitschriften.
aus Glas und Aluminium steht im spannenden
Kontrast zur Altstadt, die mit ihren Lauben-
gassen und dem anschliessenden Obstmarkt
zum Einkaufsbummel anregt.
5. Der verzauberte Berg
Die grösste Burganlage Südtirols – Schloss
Sigmundskron – beherbergt das zentrale
Haus der fünf Museen zum Thema Berg von
Reinhold Messner. Neben der historischen
Bausubstanz und den neuen architektoni-
schen Einbauten sind auch die Exponate ein
besonderes Erlebnis.
6. Wein & Architektur
Zum Besuch im Südtirol gehört unbedingt
eine Weinverkostung. An der berühmten
Weinstrasse verwöhnen Kellereien – wie
Manincor oder das Weincenter in Kaltern und
die neue Kellerei Tramin – mit edlen Tropfen,
aber auch mit aufregender Architektur.
7. Wohnen als Gast
Für gutes Essen und Trinken ist Südtirol
schon längst über die Landesgrenzen hinaus
bekannt. Für architektonisch anspruchsvolle
Unterbringung in der freien Natur bürgen
Hotels wie das Vigilius Mountain Resort am
Vigiljoch oder die Pergola Residence in Al-
gund. Wer’s städtisch mag, logiert am besten
im Greif in Bozen oder im Thermenhotel in
Meran.
Gewinnspie l | 19
Das Südtiroler Preisrätsel
1. Preis2 Übernachtungen für zwei Personen im Aktiv- und
Vitalhotel Taubers Unterwirt in Feldthurns.
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Flaschenpos t | 20
Wein ist nicht planbar
Text: Andreas Keller
Peter Dipoli ist einer der eigenwilligsten Weinbauern des Südtirols. Seine Weiss- und Rotweine gewinnen regelmässig Auszeich-nungen und werden von Kennern bewundert.
Als ich Peter Dipoli vor 23 Jahren an einer
Degustation in Neumarkt kennenlernte, war
er noch kein Weinbauer und schon gar kein
freier. Denn Reben besass er nicht, und die
von ihm mitbegründete, inzwischen 83 Mit-
glieder zählende Winzervereinigung «Freie
Weinbauern Südtirol» (FWS) existiert erst seit
1999. Trotzdem erschien mir der damalige
Obstbauer, der nebenbei noch die Enoteca
Johnson & Dipoli betrieb, wie der Inbegriff
eines freien Weinbauern: stolz, unbeugsam,
etwas dickschädelig, aber auch offen, grad-
linig und engagiert. Er hatte schon damals
klare Vorstellungen vom Weinmachen und
tat dies allen kund, die es wissen wollten oder
auch nicht. Daran hat sich bis heute kaum
etwas geändert. «Du hast aber sehr lange
gebraucht, um wieder zu kommen», meint
Peter Dipoli zur Begrüssung. Er hat wie immer
Recht, obwohl er offensichtlich vergisst, dass
ich ihn vor 13 Jahren noch einmal besuchte,
und zwar in Penon oberhalb Kurtatsch. 1987
hatte seine Familie hier 1,2 Hektaren Rebland
erworben, zu denen inzwischen noch 1,8
Hektaren hinzugekommen sind.
Peter Dipoli riss die vorhandenen Vernatsch-
Reben aus und pflanzte Sauvignon. «Ich bin
kein Gegner von Vernatsch», meint er heute
fast entschuldigend, während wir vom Hof
Voglar aus über die steil abfallenden, zyp-
ressengesäumten Rebberge in die Weite des
Südtiroler Unterlands hinausblicken. «Aber
ich bin davon überzeugt, dass jede Rebsorte
an dem Ort angepflanzt werden soll, der ihren
Adresse
Weingut Peter Dipoli Villnerstrasse 5 I-39044 Neumarkt Tel. 0039 0471 813 400 www.peterdipoli.com
Eigenarten und Besonderheiten am meisten
entgegenkommt und entspricht.» Ausrich-
tung, Höhe und Kalkgehalt des Bodens von
Voglar scheinen Peter Dipoli wie gemacht für
den Anbau von Sauvignon. Die Höhenlage
zwischen 500 und 600 Metern lässt die Trau-
ben dank heissen Tagen und kühlen Nächten
ohne Säure- und Aromaverlust völlig aus-
reifen. So entstehen körperreiche und doch
nervige Weissweine mit komplexen Aromen
von exotischen Früchten ohne jegliche «pri-
mitive» grüne Noten. Der Erfolg des Voglar
liess nicht auf sich warten. Schon bei meinem
ersten Besuch in Penon war der Wein mit der
(inzwischen gefällten) Fichte auf der Etikette
über das Südtirol hinaus bekannt.
Doch damit gab sich Peter Dipoli nicht zufrie-
den. Er wollte der Weinwelt beweisen, dass er
auch grosse Rotweine erzeugen konnte. 1992
erwarb er oberhalb von Margreid 1,1 Hekt-
aren Rebland, das er sofort mit Merlot und
Cabernet Sauvignon bepflanzte. Das milde
Klima und der lehmhaltige Boden führten zur
Wahl der Bordeaux-Sorten. «Heute würde
ich allerdings Cabernet Franc statt Cabernet
Sauvignon pflanzen», sagt Peter Dipoli, «aber
echten Cabernet Franc, nicht Carmenère,
mit dem jener lange verwechselt wurde.»
Dann führt er uns vorbei an mit Ginster
und Lavendel umwachsenen Trockenstein-
mauern in den paradiesischen Weingarten
der Iugum-Trauben, wo neben den Reben
Feigen-, Oliven- und Lorbeerbäume, Kornel-
und Wildkirschen sowie Zypressen stehen.
«In weniger guten Jahren wird der Cabernet
Sauvignon im Gegensatz zum Cabernet Franc
hier in Südtirol einfach nicht ganz reif und
ergibt dann oft grüne Weine», ärgert sich der
Perfektionist und schnippt mit den Fingern.
«Ich möchte einfach so machen können, und
alles wäre Cabernet Franc.»
Diesen Traum erfüllte er sich mit dem Frau-
enriegel, der jüngsten, aber auch kleinsten
Stolz, unbeugsam und etwas
dickschädelig, aber auch
offen und innovativ: Peter
Dipoli hat klare Vorstellungen
vom Weinmachen.
Thema | 21
Rebberg-Akquisition. 2003 konnte er die 3000
Quadratmeter grosse Lage im Norden von
Kurtatsch mit der unter Landschaftsschutz
stehenden Kalksinterquelle erwerben und
neu bepflanzen. Natürlich ging das nicht mit
Fingerschnippen, aber immerhin ist jetzt die
Anlage je zur Hälfte mit Merlot und Cabernet
Franc bestockt. Das Resultat lässt sich sehen:
Der Frauenriegel ist vermutlich schon heute
der finessenreichste, raffinierteste Wein von
Peter Dipoli. Und mit zunehmendem Alter
der Reben könnte er eines Tages sogar das
Paradepferd aus dessen Stall werden. Schade
ist einzig, dass es so wenig davon gibt. Nur
gerade 2500 Flaschen werden jährlich er-
zeugt. Das ist nicht einmal eine Erwähnung
auf Peter Dipolis Website wert. Die langjäh-
rige Schweizer Importeurin Ruth Schürch
bietet den Wein zwar in limitierter Menge
an, flösst aber zumindest der männlichen
Kundschaft mit der lakonischen Bemerkung
«Peter möchte ihn am liebsten nur an Frauen
verkaufen» Furcht ein.
Flaschenpos t | 22
Bleibt noch der Merlot Fihl, dessen Name an
eine alte Flurbezeichnung im Norden von Neu-
markt erinnert. Die moderne Version des Na-
mens «Vill» bezeichnet heute den Ortsteil von
Neumarkt, wo sich seit 1998 das Weingut von
Peter Dipoli befindet. Die Merlot-Trauben für
den Fihl stammen grösstenteils aus der nahen
Lage Gries, doch wird der Wein normalerweise
mit einem Anteil von Iugum-Trauben verschnit-
ten. Auf diese Weise gelingt es Peter Dipoli, die
hohe Qualität seines «Grand Vin» auch in we-
niger guten Jahren zu garantieren. Nur in ganz
grossen Jahren wie etwa 2002 wird der Fihl
ohne Iugum-Zusatz abgefüllt. Entsprechend
geringer ist dann aber auch die verfügbare
Anzahl Flaschen. Aus dem Gesagten darf nicht
abgeleitet werden, beim Fihl handle es sich um
einen zweitklassigen «Second Vin». So genos-
sen wir mit allergrösstem Vergnügen einen
wunderbar gereiften Fihl des Jahrgangs 2004,
der mit seiner unnachahmlichen Mischung
von Eleganz und Strenge unwillkürlich an einen
guten Bordeaux alter Schule erinnerte.
Alles beginnt im Weinberg:
Das Gut von Peter Dipoli
in den Hügeln über Neumarkt.
Es versteht sich von selbst, dass der Meister
nicht nur im Rebberg, sondern auch im
Weinkeller sein Handwerk perfekt beherrscht.
Der ebenso schlicht wie geschmackvoll
eingerichtete Gewölbekeller des Weinguts
besitzt alles für die Vinifikation nötige
Material: Stahltanks, Gärbottiche aus Holz,
grosse Akazienholzfässer für den Weisswein,
Eichenholzbarriques für die Rotweine. Peter
Dipoli geht damit vorsichtig um, denn er
versteht sich als «Wein-bauer», nicht als
«Wein-macher». Doch lassen wir ihm das
letzte Wort: «Dem Produzenten kommt die
Aufgabe zu, die Trauben – so wie Weinberg
und Rebanlagen sie ihm geliefert haben – zu
einem Produkt zu verarbeiten, das dem
Terroir, dem Habitat und dem Jahrgang ent-
spricht. Die Berücksichtigung dieser Faktoren
schliesst als Endprodukt eine bis ins Letzte
vorhersehbare und planbare Weintypologie
aus, die meiner Ansicht nach sehr oft nur
dem Zweck dient, einer gängigen Weinmode
zu entsprechen.»
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Topfgucker | 2 4
Kaiserkron mit Kalbsstelzen
Text: Gaby Labhart
Mitten im Herzen von Bozen liegt eines seiner legendärsten Restaurants in einem barocken Prachtsgebäude. Es ist dennoch kein edler Gourmettempel.
Bozen ohne Kaiserkron wäre wie Zürich ohne
Kronenhalle, Basel ohne Kunsthalle oder
Bern ohne Della Casa. Einfach undenkbar.
Die Kaiserkron, eigentlich Restaurant zur
Kaiserkron geheissen – aber das sagt in
Bozen kein Mensch –, die Kaiserkron ist eine
Institution. Allein schon die Lage: Mitten drin,
im Zentrum der Altstadt, liegt das Restaurant
in einem grandiosen Barockpalais an einem
der schönsten Plätze Bozens, dem Muster-
platz. Der viergeschossige Palast mit seinen
zwei Flügeln ist legendär. Erbaut wurde er ur-
sprünglich von den Herren von Liechtenstein;
der Bozner Kaufmann F.A. Pock machte dar-
aus sein ganz persönliches Denkmal. «Dieses
privilegierte Haus hat zu Gottes Ruhm, dem
Nächsten zuliebe und der Stadt zur Zierde der
Bozner Kaufmann Franz Anton Pock errichtet
im Jahre 1759», steht denn auch gut sichtbar
an einer Aussenwand des Palais.
Der Mann richtete nicht mit der kleinen Kelle
an. 1805 baute er in seiner Residenz den ers-
ten Theatersaal Bozens mit über zweihundert
Sitzen(!). Wer hier seinen festen Platz hatte,
war gesellschaftlich ganz oben angelangt.
Auch wenn man hinter vorgehaltener Hand
flüsterte, Pock sei ein Kriegsgewinnler. 1822
wurde aus dem Palais das Hotel zur Kaiser-
kron, Goethe, ein Papst, zwei Kaiser und ein
Zar betteten hier ihre Häupter zur Nacht. Wer
es genauer wissen will, wohlan: Auch dazu
gibt es – selbstverständlich – eine Inschrift.
Trotz barocker Pracht und grosser Vergangen-
heit muss man keine Schwellenangst haben:
Die Kaiserkron ist ein entspanntes Lokal.
Umgebaut hat es der Mailänder Stararchitekt
Vudafieri, vom grossen Restaurant mit gut
fünfzig Plätzen bis zur Champagnerlounge,
vom kleineren Goethesaal bis zur wunder-
vollen Terrasse auf dem Musterplatz mit
knapp vierzig Plätzen, hat Vudafieri elegante
Zurückhaltung walten lassen. Locker in Jeans
und Veston und ausserordentlich aufmerk-
sam wieselt Robert Wieser, Pächter, Somme-
lier, Gastgeber durch die hohen Gewölbe, in
denen vermutlich einst die Kutschen standen.
Oder die Pferde. Oder beides.
Wieser hat so viel gastronomisches Blut in
seinen Adern, dass er gar nicht anders konnte,
als irgendwann in einem eigenen Restaurant
zu landen. Seine Familie führt das stilvoll-
behagliche Viersternhotel Ciasa Salares in
St. Kassian, sein Bruder Stefan leitet am glei-
chen Ort eines der besten Restaurants des
Südtirols, «La Siriola».
Seit dem 8. April ist die Kaiserkron nun unter
Robert Wiesers Fittichen, zusammen mit
dem Spitzenkoch Karl Baumgartner hat er
das Konzept erarbeitet. Und die Weinkarte
zusammengestellt. Wieser versteht so viel
von den Weinen seiner Heimat, dass man
ihn am besten einfach gewähren lässt. Es gibt
nichts zu befürchten, die Preise sind allerbes-
tens verträglich.
Dasselbe gilt auch für das Essen. «Eine fri-
sche Küche zu einem fairen Preis», so lautet
das Credo der neuen Herren der Kaiserkron.
Das mag simpel klingen, verlangt aber
einen kenntnisreichen Einkauf und beste
Beziehungen zu den lokalen Bauern. Es gibt
Köstlich-Deftiges und Einfach-Kostbares in
der Kaiserkron, beispielsweise Südtiroler
Speck und Brillenschafschinken, hauchdünn
geschnitten und von traumhaft guter Qua-
lität, oder Kalbsstelzenscheiben (bereits
ein Klassiker) oder lauwarmen Kalbskopf.
Adresse
Restaurant «Zur Kaiserkron» Musterplatz 2 I-39100 Bozen Tel. 0039 0471 980 214 www.kaiserkron.bz Reservationen: [email protected]
In diesem Gewölbe lässt sich
wohl speisen: Die Kaiserkron
ist eine Bozner Institution.
Topfgucker | 26
Unwiderstehlich geht es weiter mit den
Primi piatti: Pusterer Käsepressknödel mit
Kraut-Rucola-Salat sind einfach ein Muss.
Ratschlag für Nicht-Einheimische: Knödel nie
mit dem Messer essen! Das ist beinahe ein
Sakrileg. Knödel werden mit Gabel und Löffel
gegessen. So wie auch die hausgemachten
Taglierini mit Bologneser Ragù, das fast einen
ganzen Tag lang bei zartester Hitze vor sich
hin geschmurgelt hat.
Ob Milchferkel oder Milchkalb, das Fleisch
stammt fast ausschliesslich aus dem Pustertal.
Das Zwischenrippenstück vom einheimischen
Ochsen, raffiniert im Holzkohleofen gegart,
ist eine Spezialität des Hauses. Manchmal,
und das ist eine der wenigen Ausnahmen
im Reigen der regionalen Produkte, serviert
Wieser auch Scampi aus dem Holzkohleofen.
Sie sind im Handumdrehen zu einem der
begehrten Klassiker auf der Karte geworden.
Kein Chichi auf dem Teller, kein Spektakel im
Service, kein Etepetete in der Küche: dafür re-
gionale Spitzenqualität souverän verarbeitet,
modern, leicht und harmonisch. Wie sagte
Karl Baumgartner in einem Interview? «Ich
bin kein Schickschnack-Koch.» Der Querein-
steiger und Autodidakt hat mit der Kaiserkron
sein zweites kulinarisches Standbein gefun-
den. Sein «Hauptsitz» ist das Restaurant
Schöneck in der kleinen Gemeinde Mühlen
bei Pfalzen, an der Pustertaler Sonnen-
strasse. Dort haben sich die Gebrüder Karl
und Siegfried Baumgartner Punkte und Hau-
ben und Sterne und was der Auszeichnungen
mehr sind erkocht. Und dennoch: Auch im
«Gourmettempel» bleibt Karl Baumgartner
sich und seiner Art zu kochen treu: regionale
Basisprodukte mit leichter Hand und kraft-
voller Kreativität zu veredeln. Er sagt es so:
«Ich versuche, Traditionen in die Moderne
umzusetzen. Ich liebe das Wort Gasthaus.»
Und so schaffen es Wieser und Baumgartner,
aus der Kaiserkron ein Gasthaus im besten
Wortsinn zu machen. Eines, in dem so
gekocht wird, wie man selber kochen würde,
wenn man es könnte.Kalbskopf à la Kaiserkron:
in Vinaigrette von Schalotten,
Radieschen und frischer Kresse.
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Fahr tenschre iber | 29
Flirten mit der Pustertal Bahn
Text: Erich Grasdorf
Ein FLIRT ist ein flinker, leichter, innovativer Regional-Triebzug. Die typischen Zuggarni-turen verkehren zwischen Franzensfeste und Bruneck. Das ist bei Weitem nicht die einzige Neuerung.
Es sitzt sich gut an diesem warmen Sommer-
tag im schattigen Biergarten vor dem Bahnhof
Franzensfeste. Ein Schweizer Velofahrer-Paar
studiert eine Landkarte. Einige Einheimische
und Ausflügler vertreiben sich die Zeit bis der
nächste Zug in Richtung Bruneck und Toblach
abfährt. Nicht, dass sie viel Zeit zu vertreiben
hätten. Die Züge der neuen Pustertal Bahn
fahren im Halbstunden-Takt.
Die neue Pustertal Bahn? Nun, eigentlich
gibt es sie schon lange, seit 1871. Und 1989
wurde die Strecke elektrifiziert, wurden
die alten Tunnel und Brücken verbreitert
und saniert. Aber irgendwann passten die
veralteten Bahnhöfe, das Rollmaterial und
der unregelmässige Fahrplan nicht mehr
so recht in unsere Zeit. Und so entschloss
sich die Südtiroler Landesregierung zu einer
zweiten Modernisierung nach dem erfolgrei-
chen Vorbild der Vinschger Bahn, die viele
Automobilisten auf den ÖV umsteigen liess.
So flossen 40 Millionen Euro in die Erneu-
erung der Infrastruktur, 60 Millionen Euro
wurden für neues Rollmaterial ausgegeben
und 15 Millionen in die gründliche Renova-
tion der Bahnhöfe gesteckt. Um bei den
Bahnhöfen zu bleiben: Die frisch gestrichene
hölzerne Fassade das Stationsgebäudes in
Franzensfeste ist da nur das äussere Zeichen
des Wandels. Wichtiger ist, dass alle Bahn-
steige überdacht und einheitlich 55 Zentime-
ter hoch sind, was das Ein- und Aussteigen
– auch mit Kinderwagen – wesentlich leichter
macht. Und die Fahrgast-Information wurde
auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Zudem wurden überall Unterführungen mit
Aufzügen eingerichtet.
Mehr noch: Weil die Strecke eingleisig
ist, mussten in Mühlbach, Ehrenburg und
Bruneck die Kreuzungsstellen erneuert
werden, damit der Verkehr f lüssiger wird.
Neu hat St. Lorenzen wieder eine Station
– und zwar mitten im Ortskern. Und Olang
hat ein funkelnagelneues Stationsgebäude,
Bruneck sein Mobilitätszentrum, Toblach
ein wahres Schmuckstück von restaurier-
tem Belle-Epoque-Bahnhof. Um – wie im
Vinschgau – den Pendlern das Umsteigen
auf die Bahn schmackhaft zu machen,
wurden Parkplätze und Bushaltestellen
gebaut.
Aber was wär’ das alles ohne moderne, ein-
ladende Züge. Und die stammen, wie schon
jene der Vinschger Bahn, aus der Schweiz: von
Stadler Rail in Bussnang (TG). In diesem Fall
sind es vorerst acht der weltweit bewährten
FLIRT-Gelenktriebzüge: höchst komfortabel,
bequem und leise.
Und so kann man die Fahrt wirklich geniessen.
Egal, ob man das grüne Tal zu Fuss oder mit
dem Bike erkunden will. Die Pustertal Bahn
bringt einen hin.
Gut in Fahrt vor historischer Kulisse
am Eingang des Pustertals: der
ehemalige Ansitz in Mühlbach
wurde zum Kloster und ist heute die
drittälteste Privatschule Südtirols.
Infos
www.vinschgauerbahn.it (Dann auf Pustertal Bahn klicken)
Tre f fpunk t | 30
Transart Südtirol
Herbst 2010
Transart ist das Festival zeitgenössischer Kultur, das im Zeichen
des Experiments und der Qualität einem offenen und neugierigen
Publikum Projekte der zeitgenössischen Musik und Kunst an
ungewöhnlichen Schauplätzen bietet. Der innovative Charakter
des Festivals bestätigt sich jedes Jahr durch das exklusive Ange-
bot neuer, speziell geplanter Produktionen unter Teilnahme von
Künstlern aus dem internationalen Raum. Transart entsteht in
Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen und renommierten
Festivals in Europa.
www.transart.it
Merano International WineFestival
6. bis 8. November 2010
Ein Fest der Sinne: Ausgezeichnete Weine, Spezialitäten der regiona-
len Küche Italiens und Spitzenköche geben sich im Kurhaus Meran
ein Stelldichein. Neben den besten Weinen Italiens stehen junge und
aufstrebende Betriebe im Mittelpunkt. Das Festival hat es mittler-
weile zu weltweiter Bekannheit gebracht, ist eine der wichtigsten
Weinveranstaltungen Italiens.
www.meranowinefestival.com
Südtiroler Agenda
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Südtirol oder empfehlen Sie die nördlichste
Provinz Italiens Ihren Facebook-Friends.
www.facebook.com/altoadige.suedtirol
Tre f fpunk t | 31
Südtirol ist bequem und rasch mit öffentlichen
Verkehrsmitteln erreichbar. Mit Schweizer ÖV
und Vinschgerbahn gelangen Sie im Stunden-
takt von Zürich nach Bozen. Die Rhätische Bahn
bietet zwischen Landquart und Zernez eine täg-
liche Schnellverbindung in beiden Richtungen.
Dazu gibt es täglich mehrere Postautokurse von
Zernez über den Ofenpass nach Mals im oberen
Vinschgau. Dort bietet die Vinschgerbahn naht-
lose Anschlüsse nach Meran und direkt nach
Bozen. Wer nur einmal umsteigen will, steigt
in Zürich in den Schnellzug Richtung Wien und
wechselt in Innsbruck in den Anschlusszug nach
Bozen und Verona. Rückfahrt ab Bozen. Wieder
mit direktem Anschluss in Innsbruck.
www.sbb.ch und www.vinschgerbahn.it
Jeden Samstag, von März bis November, startet
in St. Gallen (via Zürich) der Car des Südtirol-
Express nach Meran. www.suedtirolexpress.ch
Wer per Auto anreist, kann das quasi parallel zu
den ÖV-Routen tun: entweder über den Ofen-
oder Reschenpass in den Vinschgau oder auf der
Autobahn via Innsbruck über den Brenner.
Den besten Weg nach Südtirol finden Sie unter:
www.suedtirol.info/anreise
Schweiz – Südtirol retour
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Von ruhigem Charakter und mit original blonder Mähne verkörpern die Haflinger Pferde das eigenständige Wesen der nördlichsten Provinz Italiens. Das Zusammenspiel aus alpinen und mediterranen Einflüssen kennzeichnet Landschaft, Kultur und Menschen Südtirols.
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