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l Angehende Wirtschaftsrechtler der Uni waren in Aserbaidschan unterwegs und sahen sich den ehemaligen Sowjetstaat an

Siegener diskutieren Geopolitik im KaukasusFlorian Dürr

Siegen/Baku. „Sicherheitsfra-gen im Südkaukasus undZentralasien" lautete das The-ma der Sommerakademie vom15. bis zum 29. August in deraserbaidschanischen Haupt-stadt Baku. Acht Siegener Stu-denten des deutschen undeuropäischen Wirtschafts-rechts waren bei der von derUniversität Siegen in Zusam-menarbeit mit der Qafqaz Uni-versity in Baku organisierteninternationalen Lehrveran-staltung dabei.

GeopoNtischeSchlüsselposition

Die Republik Aserbaid-schan, ein ehemaliger Sowjet-staat, liegt im südlichen Kau-kasus, am Kaspischen Meer.„Das Land verfügt über einegeopolitische Schlüsselposi-tion als Produktions- undTransitland für Öl- und Gaszwischen dem östlichen Kas-pischen und dem westlichgelegenem Schwarzen Meersowie durch seine Nähe zu vie-len strategischen Brennpunk-ten wie Afghanistan, Iran undIrak", erläutert Sommeraka-demie-Initiator Gerd Morgen-thaler, Professor für öffentli-ches Recht an der UniversitätSiegen.

„Dadurch gelangt es auchzunehmend in das Blickfeldder deutschen und internatio-nalen Politik und Wirtschaft."So planen westliche Energie-konzerne eine Pipeline, um Ölund Gas vom KaspischenMeer an Russland vorbei nach

Christian Heuser (v.l.), Professor Roushan Ibrahimov, Anja Königsmann, Professor Gerd Morgenthaler undPatrick Stockebrandt organisierten die Sommerakademie. Foto: Jens Amdt

Cfl

Mitteleuropa zu transportie-ren. Dadurch birgt das Landund die Region eine ganze Rei-he explosiver Konfliktherde.Grund genug für die SiegenerStudenten, sich in einem inter-nationalen und interdiszipli-nären Teilnehmerkreis mitden strategischen Problemenund Sicherheitsfragen derRegion auseinanderzusetzen.Juristen, Soziologen, ein Philo-soph, Ökonomen, Wirt-schafts- und Politikwissen-schaftler sowie Historiker ausDeutschland, Aserbaidschan,Georgien und Kasachstananalysierten und diskutiertendie regionalen Konfliktherde.

Eine Frage betraf das Kaspi-sche Meer. „Bislang ist unge-klärt, ob dem asiatischen Bin-nengewässer der Status eines

Meeres oder der eines Binnen-sees zugewiesen werdenkann", sagt Gerd Morgentha-ler. Das Problem wirke sich aufdie Nutzungsrechte derÖlvorkommen aus. Bestimmtman das Gewässer als Meer,gelten andere gesetzlicheBestimmungen als bei einemSee. Die Studenten bildetenTeams, die jeweils eine Interes-sengruppe vertraten, undsimulierten Verhandlungen.

Die zweiwöchige Sommer-akademie bot den Teilneh-mern Vorlesungen und Dis-kussionsrunden. Sport, kultu-relle Veranstaltungen undAusflüge in die Karawanen-stadt Sheki im hohen Kauka-sus oder in den Qobustan-Na-tionalpark, ein UNESCO-Weltkulturerbe, das für seine

steinzeitlichen Felszeichnun-gen bekannt geworden ist,standen ebenso auf dem Pro-gramm. Doktorand Jens Arndtzeigt sich von den landschaftli-chen Kontrasten zwischenSteppen und Hochgebirge fas-ziniert. Aus der Sommeraka-demie konnte er sich vieleAnregungen für seine anste-hende Dissertation mit nachHause nehmen. „Für die Stu-dierenden ist es wichtig, dasssie mal ein anderes Land gese-hen haben", beschreibt Mor-genthaler den Lerneffekt derSommerakademie. „Das wei-tet den Blick für internationaleSichtweisen."

Wirtschaftsrecht-StudentinBritta Ramacher ist begeistertvom höflichen Charakter derAserbaidschaner: „Frauen

müssen dort keinen Kofferschleppen", lacht sie. „Die Stu-denten des europäischen Wirt-schaftsrechts lernten dortwirklich was Neues, nichtimmer nur Europarecht", resü-miert Patrick Stockebrandt,wissenschaftlicher Mitarbeiteram Lehrstuhl für öffentlichesRecht.

Die Verfassung imwissenschaflichen Blick

Ganz neu ist der Kontaktnach Aserbaidschan für dieUniversität nicht. Bereits 2004organisierte Gerd Morgentha-ler eine Gruppenreise mit Stu-denten. Zudem publizierte ermehrere Aufsätze in juristi-schen Fachzeitschriften, etwaüber die Verfassung in Aser-baidschan, ihre Entwicklungund Perspektiven. Er ist aneiner Verstetigung der Kontak-te interessiert - auch um wis-senschaftliche Themen mitBezug zu der spannendenRegion weiter vertiefen zukönnen.

Der Kontakt soll langfristigauch den Weg ebnen für eineweltoffene Atmosphäre an derSiegener Universität. Aser-baidschanische Gastdozentensollen im geplanten englisch-sprachigen Masterstudien-gang für internationales Wirt-schaftsrecht an der Uni Siegenlehren.

Bei den Studierenden hatdie Sommerakademie indes-sen schon Interesse geweckt.Britta Ramacher ist sichsicher: „Ich könnte mir gutvorstellen, ein paar Jahre inAserbaidschan zu arbeiten."

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