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Prof Dr Roman Capaul
St Gallen 2 April 2019
Analyse von institutionellen Modellen fuumlr die Lehrpersonen-
bildung in Freiburg
Bericht an Staatsrat Siggen
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Executive Summary (d)
Ausgangslage
Auf politischer Ebene muss eine regelmaumlssige und gruumlndliche Auseinandersetzung um die
Ausbildung von Lehrpersonen stattfinden Denn die Aus- und Weiterbildung von fuumlr den
Bildungsmarkt ausreichenden (Quantitaumlt) und kompetenten (Qualitaumlt) Lehrpersonen ist eine
zentrale Aufgabe im Bildungssystem Ohne ausreichende und den hohen Anforderungen
genuumlgenden Lehrpersonen sind keine guten Schulen und kein guter Unterricht moumlglich
Infolge gesellschaftlicher technologischer und wirtschaftlicher Entwicklungen aumlndert sich
die Lehrpersonenbildung kontinuierlich Die Geschichte der Freiburger Lehrpersonenbil-
dung ist zudem mit Meilensteinen wie der Initiierung des Bologna-Prozesses (1999) der Ab-
loumlsung des Kantonalen Lehrerseminars durch die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-
PH FR 2001) oder der Gruumlndung des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ILLB) an
der Universitaumlt Freiburg (2016) durchsetzt Nach solchen Reformschritten ist es sinnvoll den
Status Quo zu hinterfragen Auch aktuell sind sowohl die HEP-PH FR als auch das ILLB mit
grossen Herausforderungen konfrontiert So passen insbesondere die Raumlumlichkeiten nicht
zu den Anforderungen tertiaumlrer Lehrerbildungsstaumltten Da in den naumlchsten Jahren fuumlr die
Primarschulen zudem ein Lehrpersonenmangel erwartet wird werden zusaumltzliche Lehrper-
sonen ausgebildet werden muumlssen was mit der vorhandenen Infrastruktur nicht moumlglich ist
Auftrag
Um sich ein umfassendes Bild dieser Problematik zu verschaffen hat Staatsrat Siggen bei der
Universitaumlt St Gallen einen Analysebericht in Auftrag gegeben Dieser soll aus einer Aussen-
sicht Entscheidungsgrundlagen fuumlr die institutionelle Konzeption der kuumlnftigen Lehrperso-
nenbildung im Kanton Freiburg liefern
Aufbau des Berichts
Der Bericht analysiert in einem ersten Schritt die Ist-Situation Historische Entwicklungen
Einfluumlsse aus den Umweltsphaumlren Paumldagogik Technologie Bildungspolitik Gesellschaft
und Wirtschaft die die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg praumlgen werden kurz
nachgezeichnet In der eigentlichen Untersuchung wird versucht durch die Auswertung
qualitativer und quantitativer Daten eine Einschaumltzung vorzunehmen Die Daten werden
durch die Analyse von einschlaumlgigen Dokumenten (Berichte Rechtsgrundlagen) und insbe-
sondere durch Expertengespraumlche mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Institu-
tionen einerseits aber auch mit weiteren Akteuren der Lehrpersonenbildungspolitik zu-
sammengetragen Auf der Basis dieser Einschaumltzungen werden moumlgliche Organisationsmo-
delle entwickelt und gegeneinander abgewogen Folgende Modelle werden vertieft beleuch-
tet
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a) Lehrpersonenbildung an die HEP-PH FR fachwissenschaftliche Ausbildung an der Uni-
versitaumlt
b) Lehrpersonenbildung an die Universitaumlt und
c) Kooperationsmodell uumlber die Kantonsgrenzen hinweg
Ergebnisse
Die Analyse zeigt dass ein gewisser Handlungsdruck besteht Da die aktuelle Situation aber
weitgehend festgefahren ist wird ein zweiphasiges Vorgehen vorgeschlagen Am einfachs-
ten und schnellsten kann ein interinstitutionelles Gremium als strategisches Lenkungsorgan
realisiert werden Durch ein solches Organ kann die Gestaltung der Lehrpersonenbildung
direkt an die Regierung gebunden werden Gefuumlhrt wird das vorgeschlagene Gremium vom
zustaumlndigen Staatsrat Das Organ denkt und handelt in Legislaturperioden und bringt Inves-
titionsanliegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit diesem uumlberge-
ordneten Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implemen-
tiert werden aus der eine vertiefte thematische Kooperation zwischen den Institutionen her-
anwachsen kann Die Zusammenarbeit in transversalen Themen wie Liegenschaftsnutzung
Informatikinfrastruktur Basisvorlesungen etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen wer-
den Damit erhaumllt die Freiburger Lehrpersonenbildung einen einheitlichen Aussenauftritt Im
Verlaufe dieses Prozesses kann die Umsetzung einer zweiten Phase vorbereitet werden
denn mittelfristig macht es Sinn die ganze Lehrpersonenbildung unter einem organisatori-
schen Dach zusammenzufassen
Im Verlaufe der Analyse wird sichtbar dass der Kanton Freiburg eine fuumlr die ganze Schweiz
bedeutungsvolle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum
innehat Der Kanton traumlgt eine Art nationale Kohaumlsionsaufgabe Er koumlnnte sich mit einer
zweisprachig ausgerichteten Lehrpersonenbildung auf allen Stufen uumlberkantonal noch bes-
ser profilieren und die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als Unique Selling Proposition (USP)
nutzen Die heute am ILLB praktizierte Zweisprachigkeit besteht zu einem grossen Teil noch
immer in parallelen weitgehend unabhaumlngig voneinander funktionierenden Strukturen
Spannungsfelder
Die im Rahmen dieses Gutachtens untersuchten Fragestellungen und entwickelten Modell-
vorstellungen sind gesellschaftlicher Natur Zahlreiche Spannungsfelder fuumlhren zu einer
komplexen Gesamtsituation unterschiedliche Paradigmen in der deutschen und franzoumlsi-
schen Sprachregion Autonomie der Institutionen HEP-PH FR und Universitaumlt versus Zent-
ralisierung der Lehrbildung mit Synergiemoumlglichkeiten betriebswirtschaftliche Notwendig-
keiten versus paumldagogische Anliegen Ausbildung von Lehrpersonen (Angebotsseite) versus
Beduumlrfnisse des Praxisfeldes (Nachfrageseite) zahlreiche rechtliche und normative Aspekte
Trotzdem oder gerade deswegen wird ein Grundsatzentscheid immer dringlicher
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Executive Summary (f)
Situation initiale
Au niveau politique la formation des enseignants et des enseignantes doit faire lobjet dun
deacutebat reacutegulier et approfondi En effet la formation initiale et continue des enseignants et des
enseignantes en nombre suffisant (quantiteacute) et compeacutetents ou compeacutetentes (qualiteacute) est une
tacircche centrale du systegraveme de formation Il nrsquoest pas possible drsquoobtenir de bonnes eacutecoles dis-
pensant un enseignement de qualiteacute sans disposer drsquoun nombre suffisant drsquoenseignants ou
drsquoenseignantes compeacutetent-e-s
Du fait des changements sociaux technologiques et eacuteconomiques la formation des ensei-
gnants et des enseignantes est en constante eacutevolution De plus lhistoire de la formation du
corps enseignant agrave Fribourg est marqueacutee par des jalons tels que le lancement du Processus de
Bologne (1999) le remplacement de lrsquoeacutecole normale cantonale (ENC) par la Haute eacutecole peacute-
dagogique (HEP-PH FR 2001) et la creacuteation de lInstitut de formation des enseignants et des
enseignantes (ILLB) de Fribourg (2016) Apregraves ce cumul de reacuteformes il est judicieux de re-
mettre en question le statu quo Tant la HEP-PH FR que lILLB sont actuellement confronteacutes
agrave des deacutefis majeurs En particulier les locaux ne reacutepondent pas aux besoins des institutions
de formation des enseignants et des enseignantes de niveau tertiaire Durant les anneacutees agrave
venir une peacutenurie denseignants et drsquoenseignantes dans les eacutecoles primaires est attendue Il
faudra alors former davantage dlsquoenseignants et drsquoenseignantes pour faire face agrave cette situa-
tion ce qui nest pas possible avec linfrastructure existante
Mandat
Afin davoir une vue densemble de la probleacutematique le conseiller dEtat Jean-Pierre Siggen a
demandeacute aupregraves de lUniversiteacute de Saint-Gall un rapport analysant la situation dun point de
vue externe Ce document doit servir de base de deacutecision pour dessiner le concept institu-
tionnel de la formation des enseignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg
Structure du rapport
Dans un premier temps le rapport preacutesente la situation actuelle Les deacuteveloppements histo-
riques et lrsquoinfluence des eacutevolutions dans les domaines de la peacutedagogie de la technologie de
la politique de leacuteducation de la socieacuteteacute et de leacuteconomie qui faccedilonnent la formation des en-
seignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg sont briegravevement deacutecrits Dans la
partie analyse agrave proprement dite les donneacutees qualitatives et quantitatives sont eacutevalueacutees et
permettent drsquoobtenir des premiegraveres conclusions Les donneacutees utiliseacutees proviennent de lana-
lyse de divers documents pertinents (rapports bases juridiques) et surtout des discussions
avec des experts et des expertes de la politique de la formation des enseignants et des ensei-
gnantes comme des repreacutesentants et repreacutesentantes des eacutetablissements concerneacutes et dautres
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acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-
boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres
Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails
a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-
tifique agrave luniversiteacute
b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-
versiteacute de Fribourg et
c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton
Reacutesultats
Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement
bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus
simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-
gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des
enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-
seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps
utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme
Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune
plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-
die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium
peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-
tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui
engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-
seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre
dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-
per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle
Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-
relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la
Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation
bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait
encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-
guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -
proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-
ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment
les unes des autres
Points de tension
Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le
deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe
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diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la
HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-
couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques
par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-
gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects
juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-
cipe devient de plus en plus urgente
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Inhaltsuumlbersicht
1 Einleitung 10
11 Ausgangslage 10
12 Ziele 11
13 Methodik 12
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14
21 HEP-PH FR 14
211 Entstehungsgeschichte 14
212 Rechtsgrundlage 15
22 ILLB 15
221 Entstehungsgeschichte 15
222 Rechtsgrundlagen 17
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18
231 Entstehungsgeschichte 18
232 Rechtsgrundlagen 20
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21
31 Bisherige Studien 21
32 Paumldagogische Elemente 23
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23
322 Kantonales Sprachenkonzept 24
323 Inklusion 26
324 Digitalisierung 26
33 Oumlkonomische Elemente 28
331 Zulassungspolitik 28
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31
34 Organisatorische Elemente 37
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39
344 Infrastruktur 40
35 Rechtliche Elemente 40
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351 Nationale Ebene 40
352 Kantonale Ebene 41
36 Finanzielle Elemente 42
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46
431 Staumlrken und Chancen 46
432 Schwaumlchen und Gefahren 47
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47
441 Staumlrken und Chancen 48
442 Schwaumlchen und Gefahren 48
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49
451 Staumlrken und Chancen 49
452 Schwaumlchen und Gefahren 49
5 Empfehlungen 50
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50
52 Strategische Stossrichtung 50
53 Modellvorschlag 51
531 Interinstitutionelles Gremium 51
532 Abwaumlgungen 53
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54
534 Schlussgedanken 55
6 Quellen 56
61 Literatur 56
62 Rechtsgrundlagen 56
63 Berichte und Stellungnahmen 57
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Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
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1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
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Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
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Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
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2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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arst
ufe
I
Seku
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II
Son
der
paumld
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arst
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
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5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
19
5 3
1 1
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17
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1 2
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14
3
7
1 1
0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
16
5
1 2
1
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5
1 2
1
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3
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14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
2
Executive Summary (d)
Ausgangslage
Auf politischer Ebene muss eine regelmaumlssige und gruumlndliche Auseinandersetzung um die
Ausbildung von Lehrpersonen stattfinden Denn die Aus- und Weiterbildung von fuumlr den
Bildungsmarkt ausreichenden (Quantitaumlt) und kompetenten (Qualitaumlt) Lehrpersonen ist eine
zentrale Aufgabe im Bildungssystem Ohne ausreichende und den hohen Anforderungen
genuumlgenden Lehrpersonen sind keine guten Schulen und kein guter Unterricht moumlglich
Infolge gesellschaftlicher technologischer und wirtschaftlicher Entwicklungen aumlndert sich
die Lehrpersonenbildung kontinuierlich Die Geschichte der Freiburger Lehrpersonenbil-
dung ist zudem mit Meilensteinen wie der Initiierung des Bologna-Prozesses (1999) der Ab-
loumlsung des Kantonalen Lehrerseminars durch die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-
PH FR 2001) oder der Gruumlndung des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ILLB) an
der Universitaumlt Freiburg (2016) durchsetzt Nach solchen Reformschritten ist es sinnvoll den
Status Quo zu hinterfragen Auch aktuell sind sowohl die HEP-PH FR als auch das ILLB mit
grossen Herausforderungen konfrontiert So passen insbesondere die Raumlumlichkeiten nicht
zu den Anforderungen tertiaumlrer Lehrerbildungsstaumltten Da in den naumlchsten Jahren fuumlr die
Primarschulen zudem ein Lehrpersonenmangel erwartet wird werden zusaumltzliche Lehrper-
sonen ausgebildet werden muumlssen was mit der vorhandenen Infrastruktur nicht moumlglich ist
Auftrag
Um sich ein umfassendes Bild dieser Problematik zu verschaffen hat Staatsrat Siggen bei der
Universitaumlt St Gallen einen Analysebericht in Auftrag gegeben Dieser soll aus einer Aussen-
sicht Entscheidungsgrundlagen fuumlr die institutionelle Konzeption der kuumlnftigen Lehrperso-
nenbildung im Kanton Freiburg liefern
Aufbau des Berichts
Der Bericht analysiert in einem ersten Schritt die Ist-Situation Historische Entwicklungen
Einfluumlsse aus den Umweltsphaumlren Paumldagogik Technologie Bildungspolitik Gesellschaft
und Wirtschaft die die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg praumlgen werden kurz
nachgezeichnet In der eigentlichen Untersuchung wird versucht durch die Auswertung
qualitativer und quantitativer Daten eine Einschaumltzung vorzunehmen Die Daten werden
durch die Analyse von einschlaumlgigen Dokumenten (Berichte Rechtsgrundlagen) und insbe-
sondere durch Expertengespraumlche mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Institu-
tionen einerseits aber auch mit weiteren Akteuren der Lehrpersonenbildungspolitik zu-
sammengetragen Auf der Basis dieser Einschaumltzungen werden moumlgliche Organisationsmo-
delle entwickelt und gegeneinander abgewogen Folgende Modelle werden vertieft beleuch-
tet
3
a) Lehrpersonenbildung an die HEP-PH FR fachwissenschaftliche Ausbildung an der Uni-
versitaumlt
b) Lehrpersonenbildung an die Universitaumlt und
c) Kooperationsmodell uumlber die Kantonsgrenzen hinweg
Ergebnisse
Die Analyse zeigt dass ein gewisser Handlungsdruck besteht Da die aktuelle Situation aber
weitgehend festgefahren ist wird ein zweiphasiges Vorgehen vorgeschlagen Am einfachs-
ten und schnellsten kann ein interinstitutionelles Gremium als strategisches Lenkungsorgan
realisiert werden Durch ein solches Organ kann die Gestaltung der Lehrpersonenbildung
direkt an die Regierung gebunden werden Gefuumlhrt wird das vorgeschlagene Gremium vom
zustaumlndigen Staatsrat Das Organ denkt und handelt in Legislaturperioden und bringt Inves-
titionsanliegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit diesem uumlberge-
ordneten Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implemen-
tiert werden aus der eine vertiefte thematische Kooperation zwischen den Institutionen her-
anwachsen kann Die Zusammenarbeit in transversalen Themen wie Liegenschaftsnutzung
Informatikinfrastruktur Basisvorlesungen etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen wer-
den Damit erhaumllt die Freiburger Lehrpersonenbildung einen einheitlichen Aussenauftritt Im
Verlaufe dieses Prozesses kann die Umsetzung einer zweiten Phase vorbereitet werden
denn mittelfristig macht es Sinn die ganze Lehrpersonenbildung unter einem organisatori-
schen Dach zusammenzufassen
Im Verlaufe der Analyse wird sichtbar dass der Kanton Freiburg eine fuumlr die ganze Schweiz
bedeutungsvolle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum
innehat Der Kanton traumlgt eine Art nationale Kohaumlsionsaufgabe Er koumlnnte sich mit einer
zweisprachig ausgerichteten Lehrpersonenbildung auf allen Stufen uumlberkantonal noch bes-
ser profilieren und die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als Unique Selling Proposition (USP)
nutzen Die heute am ILLB praktizierte Zweisprachigkeit besteht zu einem grossen Teil noch
immer in parallelen weitgehend unabhaumlngig voneinander funktionierenden Strukturen
Spannungsfelder
Die im Rahmen dieses Gutachtens untersuchten Fragestellungen und entwickelten Modell-
vorstellungen sind gesellschaftlicher Natur Zahlreiche Spannungsfelder fuumlhren zu einer
komplexen Gesamtsituation unterschiedliche Paradigmen in der deutschen und franzoumlsi-
schen Sprachregion Autonomie der Institutionen HEP-PH FR und Universitaumlt versus Zent-
ralisierung der Lehrbildung mit Synergiemoumlglichkeiten betriebswirtschaftliche Notwendig-
keiten versus paumldagogische Anliegen Ausbildung von Lehrpersonen (Angebotsseite) versus
Beduumlrfnisse des Praxisfeldes (Nachfrageseite) zahlreiche rechtliche und normative Aspekte
Trotzdem oder gerade deswegen wird ein Grundsatzentscheid immer dringlicher
4
Executive Summary (f)
Situation initiale
Au niveau politique la formation des enseignants et des enseignantes doit faire lobjet dun
deacutebat reacutegulier et approfondi En effet la formation initiale et continue des enseignants et des
enseignantes en nombre suffisant (quantiteacute) et compeacutetents ou compeacutetentes (qualiteacute) est une
tacircche centrale du systegraveme de formation Il nrsquoest pas possible drsquoobtenir de bonnes eacutecoles dis-
pensant un enseignement de qualiteacute sans disposer drsquoun nombre suffisant drsquoenseignants ou
drsquoenseignantes compeacutetent-e-s
Du fait des changements sociaux technologiques et eacuteconomiques la formation des ensei-
gnants et des enseignantes est en constante eacutevolution De plus lhistoire de la formation du
corps enseignant agrave Fribourg est marqueacutee par des jalons tels que le lancement du Processus de
Bologne (1999) le remplacement de lrsquoeacutecole normale cantonale (ENC) par la Haute eacutecole peacute-
dagogique (HEP-PH FR 2001) et la creacuteation de lInstitut de formation des enseignants et des
enseignantes (ILLB) de Fribourg (2016) Apregraves ce cumul de reacuteformes il est judicieux de re-
mettre en question le statu quo Tant la HEP-PH FR que lILLB sont actuellement confronteacutes
agrave des deacutefis majeurs En particulier les locaux ne reacutepondent pas aux besoins des institutions
de formation des enseignants et des enseignantes de niveau tertiaire Durant les anneacutees agrave
venir une peacutenurie denseignants et drsquoenseignantes dans les eacutecoles primaires est attendue Il
faudra alors former davantage dlsquoenseignants et drsquoenseignantes pour faire face agrave cette situa-
tion ce qui nest pas possible avec linfrastructure existante
Mandat
Afin davoir une vue densemble de la probleacutematique le conseiller dEtat Jean-Pierre Siggen a
demandeacute aupregraves de lUniversiteacute de Saint-Gall un rapport analysant la situation dun point de
vue externe Ce document doit servir de base de deacutecision pour dessiner le concept institu-
tionnel de la formation des enseignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg
Structure du rapport
Dans un premier temps le rapport preacutesente la situation actuelle Les deacuteveloppements histo-
riques et lrsquoinfluence des eacutevolutions dans les domaines de la peacutedagogie de la technologie de
la politique de leacuteducation de la socieacuteteacute et de leacuteconomie qui faccedilonnent la formation des en-
seignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg sont briegravevement deacutecrits Dans la
partie analyse agrave proprement dite les donneacutees qualitatives et quantitatives sont eacutevalueacutees et
permettent drsquoobtenir des premiegraveres conclusions Les donneacutees utiliseacutees proviennent de lana-
lyse de divers documents pertinents (rapports bases juridiques) et surtout des discussions
avec des experts et des expertes de la politique de la formation des enseignants et des ensei-
gnantes comme des repreacutesentants et repreacutesentantes des eacutetablissements concerneacutes et dautres
5
acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-
boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres
Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails
a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-
tifique agrave luniversiteacute
b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-
versiteacute de Fribourg et
c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton
Reacutesultats
Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement
bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus
simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-
gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des
enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-
seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps
utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme
Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune
plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-
die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium
peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-
tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui
engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-
seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre
dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-
per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle
Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-
relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la
Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation
bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait
encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-
guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -
proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-
ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment
les unes des autres
Points de tension
Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le
deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe
6
diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la
HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-
couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques
par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-
gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects
juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-
cipe devient de plus en plus urgente
7
Inhaltsuumlbersicht
1 Einleitung 10
11 Ausgangslage 10
12 Ziele 11
13 Methodik 12
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14
21 HEP-PH FR 14
211 Entstehungsgeschichte 14
212 Rechtsgrundlage 15
22 ILLB 15
221 Entstehungsgeschichte 15
222 Rechtsgrundlagen 17
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18
231 Entstehungsgeschichte 18
232 Rechtsgrundlagen 20
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21
31 Bisherige Studien 21
32 Paumldagogische Elemente 23
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23
322 Kantonales Sprachenkonzept 24
323 Inklusion 26
324 Digitalisierung 26
33 Oumlkonomische Elemente 28
331 Zulassungspolitik 28
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31
34 Organisatorische Elemente 37
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39
344 Infrastruktur 40
35 Rechtliche Elemente 40
8
351 Nationale Ebene 40
352 Kantonale Ebene 41
36 Finanzielle Elemente 42
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46
431 Staumlrken und Chancen 46
432 Schwaumlchen und Gefahren 47
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47
441 Staumlrken und Chancen 48
442 Schwaumlchen und Gefahren 48
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49
451 Staumlrken und Chancen 49
452 Schwaumlchen und Gefahren 49
5 Empfehlungen 50
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50
52 Strategische Stossrichtung 50
53 Modellvorschlag 51
531 Interinstitutionelles Gremium 51
532 Abwaumlgungen 53
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54
534 Schlussgedanken 55
6 Quellen 56
61 Literatur 56
62 Rechtsgrundlagen 56
63 Berichte und Stellungnahmen 57
9
Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
ufe
I
Seku
nd
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ufe
II
Son
der
paumld
ago
gik
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Seku
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I
Seku
nd
arst
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paumld
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
19
5 3
1 1
49
17
3
6
1 2
55
14
3
7
1 1
0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
16
5
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1
18
5
1 2
1
16
3
1 1
14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
3
a) Lehrpersonenbildung an die HEP-PH FR fachwissenschaftliche Ausbildung an der Uni-
versitaumlt
b) Lehrpersonenbildung an die Universitaumlt und
c) Kooperationsmodell uumlber die Kantonsgrenzen hinweg
Ergebnisse
Die Analyse zeigt dass ein gewisser Handlungsdruck besteht Da die aktuelle Situation aber
weitgehend festgefahren ist wird ein zweiphasiges Vorgehen vorgeschlagen Am einfachs-
ten und schnellsten kann ein interinstitutionelles Gremium als strategisches Lenkungsorgan
realisiert werden Durch ein solches Organ kann die Gestaltung der Lehrpersonenbildung
direkt an die Regierung gebunden werden Gefuumlhrt wird das vorgeschlagene Gremium vom
zustaumlndigen Staatsrat Das Organ denkt und handelt in Legislaturperioden und bringt Inves-
titionsanliegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit diesem uumlberge-
ordneten Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implemen-
tiert werden aus der eine vertiefte thematische Kooperation zwischen den Institutionen her-
anwachsen kann Die Zusammenarbeit in transversalen Themen wie Liegenschaftsnutzung
Informatikinfrastruktur Basisvorlesungen etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen wer-
den Damit erhaumllt die Freiburger Lehrpersonenbildung einen einheitlichen Aussenauftritt Im
Verlaufe dieses Prozesses kann die Umsetzung einer zweiten Phase vorbereitet werden
denn mittelfristig macht es Sinn die ganze Lehrpersonenbildung unter einem organisatori-
schen Dach zusammenzufassen
Im Verlaufe der Analyse wird sichtbar dass der Kanton Freiburg eine fuumlr die ganze Schweiz
bedeutungsvolle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum
innehat Der Kanton traumlgt eine Art nationale Kohaumlsionsaufgabe Er koumlnnte sich mit einer
zweisprachig ausgerichteten Lehrpersonenbildung auf allen Stufen uumlberkantonal noch bes-
ser profilieren und die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als Unique Selling Proposition (USP)
nutzen Die heute am ILLB praktizierte Zweisprachigkeit besteht zu einem grossen Teil noch
immer in parallelen weitgehend unabhaumlngig voneinander funktionierenden Strukturen
Spannungsfelder
Die im Rahmen dieses Gutachtens untersuchten Fragestellungen und entwickelten Modell-
vorstellungen sind gesellschaftlicher Natur Zahlreiche Spannungsfelder fuumlhren zu einer
komplexen Gesamtsituation unterschiedliche Paradigmen in der deutschen und franzoumlsi-
schen Sprachregion Autonomie der Institutionen HEP-PH FR und Universitaumlt versus Zent-
ralisierung der Lehrbildung mit Synergiemoumlglichkeiten betriebswirtschaftliche Notwendig-
keiten versus paumldagogische Anliegen Ausbildung von Lehrpersonen (Angebotsseite) versus
Beduumlrfnisse des Praxisfeldes (Nachfrageseite) zahlreiche rechtliche und normative Aspekte
Trotzdem oder gerade deswegen wird ein Grundsatzentscheid immer dringlicher
4
Executive Summary (f)
Situation initiale
Au niveau politique la formation des enseignants et des enseignantes doit faire lobjet dun
deacutebat reacutegulier et approfondi En effet la formation initiale et continue des enseignants et des
enseignantes en nombre suffisant (quantiteacute) et compeacutetents ou compeacutetentes (qualiteacute) est une
tacircche centrale du systegraveme de formation Il nrsquoest pas possible drsquoobtenir de bonnes eacutecoles dis-
pensant un enseignement de qualiteacute sans disposer drsquoun nombre suffisant drsquoenseignants ou
drsquoenseignantes compeacutetent-e-s
Du fait des changements sociaux technologiques et eacuteconomiques la formation des ensei-
gnants et des enseignantes est en constante eacutevolution De plus lhistoire de la formation du
corps enseignant agrave Fribourg est marqueacutee par des jalons tels que le lancement du Processus de
Bologne (1999) le remplacement de lrsquoeacutecole normale cantonale (ENC) par la Haute eacutecole peacute-
dagogique (HEP-PH FR 2001) et la creacuteation de lInstitut de formation des enseignants et des
enseignantes (ILLB) de Fribourg (2016) Apregraves ce cumul de reacuteformes il est judicieux de re-
mettre en question le statu quo Tant la HEP-PH FR que lILLB sont actuellement confronteacutes
agrave des deacutefis majeurs En particulier les locaux ne reacutepondent pas aux besoins des institutions
de formation des enseignants et des enseignantes de niveau tertiaire Durant les anneacutees agrave
venir une peacutenurie denseignants et drsquoenseignantes dans les eacutecoles primaires est attendue Il
faudra alors former davantage dlsquoenseignants et drsquoenseignantes pour faire face agrave cette situa-
tion ce qui nest pas possible avec linfrastructure existante
Mandat
Afin davoir une vue densemble de la probleacutematique le conseiller dEtat Jean-Pierre Siggen a
demandeacute aupregraves de lUniversiteacute de Saint-Gall un rapport analysant la situation dun point de
vue externe Ce document doit servir de base de deacutecision pour dessiner le concept institu-
tionnel de la formation des enseignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg
Structure du rapport
Dans un premier temps le rapport preacutesente la situation actuelle Les deacuteveloppements histo-
riques et lrsquoinfluence des eacutevolutions dans les domaines de la peacutedagogie de la technologie de
la politique de leacuteducation de la socieacuteteacute et de leacuteconomie qui faccedilonnent la formation des en-
seignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg sont briegravevement deacutecrits Dans la
partie analyse agrave proprement dite les donneacutees qualitatives et quantitatives sont eacutevalueacutees et
permettent drsquoobtenir des premiegraveres conclusions Les donneacutees utiliseacutees proviennent de lana-
lyse de divers documents pertinents (rapports bases juridiques) et surtout des discussions
avec des experts et des expertes de la politique de la formation des enseignants et des ensei-
gnantes comme des repreacutesentants et repreacutesentantes des eacutetablissements concerneacutes et dautres
5
acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-
boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres
Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails
a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-
tifique agrave luniversiteacute
b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-
versiteacute de Fribourg et
c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton
Reacutesultats
Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement
bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus
simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-
gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des
enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-
seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps
utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme
Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune
plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-
die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium
peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-
tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui
engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-
seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre
dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-
per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle
Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-
relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la
Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation
bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait
encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-
guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -
proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-
ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment
les unes des autres
Points de tension
Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le
deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe
6
diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la
HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-
couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques
par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-
gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects
juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-
cipe devient de plus en plus urgente
7
Inhaltsuumlbersicht
1 Einleitung 10
11 Ausgangslage 10
12 Ziele 11
13 Methodik 12
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14
21 HEP-PH FR 14
211 Entstehungsgeschichte 14
212 Rechtsgrundlage 15
22 ILLB 15
221 Entstehungsgeschichte 15
222 Rechtsgrundlagen 17
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18
231 Entstehungsgeschichte 18
232 Rechtsgrundlagen 20
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21
31 Bisherige Studien 21
32 Paumldagogische Elemente 23
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23
322 Kantonales Sprachenkonzept 24
323 Inklusion 26
324 Digitalisierung 26
33 Oumlkonomische Elemente 28
331 Zulassungspolitik 28
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31
34 Organisatorische Elemente 37
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39
344 Infrastruktur 40
35 Rechtliche Elemente 40
8
351 Nationale Ebene 40
352 Kantonale Ebene 41
36 Finanzielle Elemente 42
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46
431 Staumlrken und Chancen 46
432 Schwaumlchen und Gefahren 47
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47
441 Staumlrken und Chancen 48
442 Schwaumlchen und Gefahren 48
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49
451 Staumlrken und Chancen 49
452 Schwaumlchen und Gefahren 49
5 Empfehlungen 50
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50
52 Strategische Stossrichtung 50
53 Modellvorschlag 51
531 Interinstitutionelles Gremium 51
532 Abwaumlgungen 53
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54
534 Schlussgedanken 55
6 Quellen 56
61 Literatur 56
62 Rechtsgrundlagen 56
63 Berichte und Stellungnahmen 57
9
Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
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48
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51 100
200
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700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
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70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
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22
5 7
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2 1 3
1 3 3 2 1 2
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80
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11
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
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15
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1 2 1 1
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
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1
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6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
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9
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14
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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Muumlnchen Vahlen
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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
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Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
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57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
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Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
4
Executive Summary (f)
Situation initiale
Au niveau politique la formation des enseignants et des enseignantes doit faire lobjet dun
deacutebat reacutegulier et approfondi En effet la formation initiale et continue des enseignants et des
enseignantes en nombre suffisant (quantiteacute) et compeacutetents ou compeacutetentes (qualiteacute) est une
tacircche centrale du systegraveme de formation Il nrsquoest pas possible drsquoobtenir de bonnes eacutecoles dis-
pensant un enseignement de qualiteacute sans disposer drsquoun nombre suffisant drsquoenseignants ou
drsquoenseignantes compeacutetent-e-s
Du fait des changements sociaux technologiques et eacuteconomiques la formation des ensei-
gnants et des enseignantes est en constante eacutevolution De plus lhistoire de la formation du
corps enseignant agrave Fribourg est marqueacutee par des jalons tels que le lancement du Processus de
Bologne (1999) le remplacement de lrsquoeacutecole normale cantonale (ENC) par la Haute eacutecole peacute-
dagogique (HEP-PH FR 2001) et la creacuteation de lInstitut de formation des enseignants et des
enseignantes (ILLB) de Fribourg (2016) Apregraves ce cumul de reacuteformes il est judicieux de re-
mettre en question le statu quo Tant la HEP-PH FR que lILLB sont actuellement confronteacutes
agrave des deacutefis majeurs En particulier les locaux ne reacutepondent pas aux besoins des institutions
de formation des enseignants et des enseignantes de niveau tertiaire Durant les anneacutees agrave
venir une peacutenurie denseignants et drsquoenseignantes dans les eacutecoles primaires est attendue Il
faudra alors former davantage dlsquoenseignants et drsquoenseignantes pour faire face agrave cette situa-
tion ce qui nest pas possible avec linfrastructure existante
Mandat
Afin davoir une vue densemble de la probleacutematique le conseiller dEtat Jean-Pierre Siggen a
demandeacute aupregraves de lUniversiteacute de Saint-Gall un rapport analysant la situation dun point de
vue externe Ce document doit servir de base de deacutecision pour dessiner le concept institu-
tionnel de la formation des enseignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg
Structure du rapport
Dans un premier temps le rapport preacutesente la situation actuelle Les deacuteveloppements histo-
riques et lrsquoinfluence des eacutevolutions dans les domaines de la peacutedagogie de la technologie de
la politique de leacuteducation de la socieacuteteacute et de leacuteconomie qui faccedilonnent la formation des en-
seignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg sont briegravevement deacutecrits Dans la
partie analyse agrave proprement dite les donneacutees qualitatives et quantitatives sont eacutevalueacutees et
permettent drsquoobtenir des premiegraveres conclusions Les donneacutees utiliseacutees proviennent de lana-
lyse de divers documents pertinents (rapports bases juridiques) et surtout des discussions
avec des experts et des expertes de la politique de la formation des enseignants et des ensei-
gnantes comme des repreacutesentants et repreacutesentantes des eacutetablissements concerneacutes et dautres
5
acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-
boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres
Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails
a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-
tifique agrave luniversiteacute
b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-
versiteacute de Fribourg et
c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton
Reacutesultats
Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement
bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus
simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-
gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des
enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-
seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps
utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme
Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune
plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-
die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium
peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-
tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui
engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-
seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre
dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-
per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle
Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-
relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la
Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation
bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait
encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-
guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -
proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-
ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment
les unes des autres
Points de tension
Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le
deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe
6
diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la
HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-
couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques
par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-
gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects
juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-
cipe devient de plus en plus urgente
7
Inhaltsuumlbersicht
1 Einleitung 10
11 Ausgangslage 10
12 Ziele 11
13 Methodik 12
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14
21 HEP-PH FR 14
211 Entstehungsgeschichte 14
212 Rechtsgrundlage 15
22 ILLB 15
221 Entstehungsgeschichte 15
222 Rechtsgrundlagen 17
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18
231 Entstehungsgeschichte 18
232 Rechtsgrundlagen 20
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21
31 Bisherige Studien 21
32 Paumldagogische Elemente 23
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23
322 Kantonales Sprachenkonzept 24
323 Inklusion 26
324 Digitalisierung 26
33 Oumlkonomische Elemente 28
331 Zulassungspolitik 28
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31
34 Organisatorische Elemente 37
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39
344 Infrastruktur 40
35 Rechtliche Elemente 40
8
351 Nationale Ebene 40
352 Kantonale Ebene 41
36 Finanzielle Elemente 42
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46
431 Staumlrken und Chancen 46
432 Schwaumlchen und Gefahren 47
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47
441 Staumlrken und Chancen 48
442 Schwaumlchen und Gefahren 48
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49
451 Staumlrken und Chancen 49
452 Schwaumlchen und Gefahren 49
5 Empfehlungen 50
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50
52 Strategische Stossrichtung 50
53 Modellvorschlag 51
531 Interinstitutionelles Gremium 51
532 Abwaumlgungen 53
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54
534 Schlussgedanken 55
6 Quellen 56
61 Literatur 56
62 Rechtsgrundlagen 56
63 Berichte und Stellungnahmen 57
9
Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
ufe
I
Seku
nd
arst
ufe
II
Son
der
paumld
ago
gik
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II
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ago
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fe
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I
Seku
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II
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Pri
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I
Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
19
5 3
1 1
49
17
3
6
1 2
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14
3
7
1 1
0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
16
5
1 2
1
18
5
1 2
1
16
3
1 1
14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
5
acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-
boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres
Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails
a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-
tifique agrave luniversiteacute
b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-
versiteacute de Fribourg et
c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton
Reacutesultats
Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement
bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus
simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-
gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des
enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-
seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps
utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme
Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune
plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-
die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium
peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-
tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui
engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-
seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre
dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-
per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle
Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-
relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la
Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation
bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait
encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-
guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -
proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-
ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment
les unes des autres
Points de tension
Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le
deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe
6
diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la
HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-
couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques
par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-
gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects
juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-
cipe devient de plus en plus urgente
7
Inhaltsuumlbersicht
1 Einleitung 10
11 Ausgangslage 10
12 Ziele 11
13 Methodik 12
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14
21 HEP-PH FR 14
211 Entstehungsgeschichte 14
212 Rechtsgrundlage 15
22 ILLB 15
221 Entstehungsgeschichte 15
222 Rechtsgrundlagen 17
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18
231 Entstehungsgeschichte 18
232 Rechtsgrundlagen 20
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21
31 Bisherige Studien 21
32 Paumldagogische Elemente 23
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23
322 Kantonales Sprachenkonzept 24
323 Inklusion 26
324 Digitalisierung 26
33 Oumlkonomische Elemente 28
331 Zulassungspolitik 28
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31
34 Organisatorische Elemente 37
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39
344 Infrastruktur 40
35 Rechtliche Elemente 40
8
351 Nationale Ebene 40
352 Kantonale Ebene 41
36 Finanzielle Elemente 42
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46
431 Staumlrken und Chancen 46
432 Schwaumlchen und Gefahren 47
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47
441 Staumlrken und Chancen 48
442 Schwaumlchen und Gefahren 48
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49
451 Staumlrken und Chancen 49
452 Schwaumlchen und Gefahren 49
5 Empfehlungen 50
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50
52 Strategische Stossrichtung 50
53 Modellvorschlag 51
531 Interinstitutionelles Gremium 51
532 Abwaumlgungen 53
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54
534 Schlussgedanken 55
6 Quellen 56
61 Literatur 56
62 Rechtsgrundlagen 56
63 Berichte und Stellungnahmen 57
9
Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
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Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
6
diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la
HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-
couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques
par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-
gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects
juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-
cipe devient de plus en plus urgente
7
Inhaltsuumlbersicht
1 Einleitung 10
11 Ausgangslage 10
12 Ziele 11
13 Methodik 12
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14
21 HEP-PH FR 14
211 Entstehungsgeschichte 14
212 Rechtsgrundlage 15
22 ILLB 15
221 Entstehungsgeschichte 15
222 Rechtsgrundlagen 17
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18
231 Entstehungsgeschichte 18
232 Rechtsgrundlagen 20
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21
31 Bisherige Studien 21
32 Paumldagogische Elemente 23
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23
322 Kantonales Sprachenkonzept 24
323 Inklusion 26
324 Digitalisierung 26
33 Oumlkonomische Elemente 28
331 Zulassungspolitik 28
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31
34 Organisatorische Elemente 37
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39
344 Infrastruktur 40
35 Rechtliche Elemente 40
8
351 Nationale Ebene 40
352 Kantonale Ebene 41
36 Finanzielle Elemente 42
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46
431 Staumlrken und Chancen 46
432 Schwaumlchen und Gefahren 47
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47
441 Staumlrken und Chancen 48
442 Schwaumlchen und Gefahren 48
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49
451 Staumlrken und Chancen 49
452 Schwaumlchen und Gefahren 49
5 Empfehlungen 50
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50
52 Strategische Stossrichtung 50
53 Modellvorschlag 51
531 Interinstitutionelles Gremium 51
532 Abwaumlgungen 53
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54
534 Schlussgedanken 55
6 Quellen 56
61 Literatur 56
62 Rechtsgrundlagen 56
63 Berichte und Stellungnahmen 57
9
Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
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82
25
0
50
100
150
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250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
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0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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7
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6
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93
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94
18
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30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
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20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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arst
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I
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II
Son
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paumld
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I
Seku
nd
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
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1 2 2
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1 4 3
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73
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1 2 1
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10
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30
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80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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6
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
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9
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14
1 1
5
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5
10
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
7
Inhaltsuumlbersicht
1 Einleitung 10
11 Ausgangslage 10
12 Ziele 11
13 Methodik 12
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14
21 HEP-PH FR 14
211 Entstehungsgeschichte 14
212 Rechtsgrundlage 15
22 ILLB 15
221 Entstehungsgeschichte 15
222 Rechtsgrundlagen 17
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18
231 Entstehungsgeschichte 18
232 Rechtsgrundlagen 20
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21
31 Bisherige Studien 21
32 Paumldagogische Elemente 23
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23
322 Kantonales Sprachenkonzept 24
323 Inklusion 26
324 Digitalisierung 26
33 Oumlkonomische Elemente 28
331 Zulassungspolitik 28
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31
34 Organisatorische Elemente 37
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39
344 Infrastruktur 40
35 Rechtliche Elemente 40
8
351 Nationale Ebene 40
352 Kantonale Ebene 41
36 Finanzielle Elemente 42
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46
431 Staumlrken und Chancen 46
432 Schwaumlchen und Gefahren 47
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47
441 Staumlrken und Chancen 48
442 Schwaumlchen und Gefahren 48
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49
451 Staumlrken und Chancen 49
452 Schwaumlchen und Gefahren 49
5 Empfehlungen 50
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50
52 Strategische Stossrichtung 50
53 Modellvorschlag 51
531 Interinstitutionelles Gremium 51
532 Abwaumlgungen 53
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54
534 Schlussgedanken 55
6 Quellen 56
61 Literatur 56
62 Rechtsgrundlagen 56
63 Berichte und Stellungnahmen 57
9
Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
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100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
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100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
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93
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23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
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15
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94
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0
10
20
30
40
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60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
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0
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20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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arst
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I
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II
Son
der
paumld
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
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73
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3 5
1 2 1
0
10
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30
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70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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4
6
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
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9
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14
1 1
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5
10
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25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
8
351 Nationale Ebene 40
352 Kantonale Ebene 41
36 Finanzielle Elemente 42
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46
431 Staumlrken und Chancen 46
432 Schwaumlchen und Gefahren 47
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47
441 Staumlrken und Chancen 48
442 Schwaumlchen und Gefahren 48
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49
451 Staumlrken und Chancen 49
452 Schwaumlchen und Gefahren 49
5 Empfehlungen 50
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50
52 Strategische Stossrichtung 50
53 Modellvorschlag 51
531 Interinstitutionelles Gremium 51
532 Abwaumlgungen 53
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54
534 Schlussgedanken 55
6 Quellen 56
61 Literatur 56
62 Rechtsgrundlagen 56
63 Berichte und Stellungnahmen 57
9
Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
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meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
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Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
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hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
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6 6
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25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
9
Abkuumlrzungsverzeichnis
AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen
BM Berufsmaturitaumlt
CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-
daire
CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique
DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute
DiBi Diplocircme bilingue
DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht
DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
EDK Erziehungsdirektorenkonferenz
EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport
ENC Ecole normale cantonale
FH Fachhochschule
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
FHO Fachhochschule Ostschweiz
HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg
HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee
HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)
HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz
HPI Heilpaumldagogisches Institut
ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation
IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)
KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II
KLS Kantonales Lehrerseminar
LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I
PER Plan drsquoeacutetudes romand
PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015
PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999
S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2
SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise
SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications
SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
UH Universitaumlre Hochschule
USP Unique Selling Proposition
ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
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90
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FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
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177
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FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
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7
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9
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14
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
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Muumlnchen Vahlen
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Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
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Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
10
1 Einleitung
11 Ausgangslage
Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-
weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits
und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-
taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung
(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr
Sonderpaumldagogik (DSP)
Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im
Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der
Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-
darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in
der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische
Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den
Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-
wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH
FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich
zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-
werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement
fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-
sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-
derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende
Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote
HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education
ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I
Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen
Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur
auf Deutsch)
Doktorat
DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik
Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Bachelor in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)
Doktorat
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
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250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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20
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93
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15
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94
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0
10
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40
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60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
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20
30
40
50
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70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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II
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paumld
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Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
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1 2 2
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40
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80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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40
50
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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4
6
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12
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
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9
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10
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14
1 1
5
0
5
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15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
11
Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten
statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden
1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch
dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der
Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR
bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend
2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich
der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von
Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an
Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im
Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt
3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen
Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den
Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-
schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen
meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute
der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene
4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit
wenig profiliert
12 Ziele
Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf
erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und
Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-
sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-
tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-
bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-
pekte im Bericht enthalten sein
1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-
und Nachteile der verschiedenen Modelle
2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg
3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-
riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen
werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische
Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt
Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-
onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
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1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
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fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
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Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
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hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
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Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
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Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
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2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
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EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
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100
150
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250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
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100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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7
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93
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94
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60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
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2 1 3
1 3 3 2 1 2
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20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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arst
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I
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II
Son
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paumld
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I
Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
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1 2 2
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80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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6
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
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9
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14
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5
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5
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25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
12
Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-
tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-
onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-
rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt
kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende
zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und
muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden
Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-
tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg
Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton
dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft
Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-
volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der
Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe
13 Methodik
Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-
cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern
eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt
werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen
Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-
Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse
Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch
auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-
burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-
sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-
mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken
Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein
institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-
zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen
Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-
rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes
werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-
gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine
allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-
tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-
ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den
verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen
Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
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250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
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82
25
0
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100
150
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250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
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0
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100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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7
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6
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93
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94
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60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
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20
30
40
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60
70
80
Pri
mar
stu
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Seku
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Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
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1 2 2
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30
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80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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6
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16
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
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9
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14
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5
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5
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
13
sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur
Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner
ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der
direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler
und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-
nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-
ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich
fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt
Universitaumlt
Funktion Name
Rektorin Astrid Epiney
Vizerektor Lehre Thomas Schmidt
Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig
Direktor HPI Geacuterard Bless
Direktorin ILLB Christine Pauli
Direktor CERF Roland Pillonel
Direktor ZELF Lorenz Wepf
Studienberaterin ILLB Inge Schnyder
HEP-PH FR
Funktion Name
Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz
Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer
Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann
Rektorin bis 2018 Pascale Marro
EKSD
Funktion Name
Generalsekretaumlr Michel Perriard
Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann
Amtschef SEnOF Hugo Stern
Amtschef DOA Andreas Maag
Amtschef SoA Steacutephane Noeumll
Amtschef S2 Franccedilois Piccand
Amtschefin UfA Barbara Vauthey
Externe Sicht auf die Institutionen
Funktion Name
Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann
Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer
Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan
Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
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93
23
42
24
5
29
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23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
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I
Seku
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II
Son
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paumld
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Pri
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I
Seku
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II
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
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5 3
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14
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0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
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5
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1
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5
1 2
1
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3
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14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
14
2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen
21 HEP-PH FR
211 Entstehungsgeschichte
Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung
einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-
telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen
Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-
chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-
sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-
gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden
existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-
sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden
Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren
wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-
ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-
nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit
1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive
1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion
1936 Schliessung des KLS in Hauterive
1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse
1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach
1964 Ende des Internatsobligatoriums
1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois
de documentation peacutedagogique
1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein
Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen
2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)
2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS
2005 Diplomanerkennung durch die EDK
2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK
2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR
Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-
seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution
geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
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38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
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Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
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57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
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Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
15
innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des
Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-
ten und einen Grossteil des Personals teilen
Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon
sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)
ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen
zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-
fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-
zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-
dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-
lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt
Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819
212 Rechtsgrundlage
Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)
httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331
22 ILLB
221 Entstehungsgeschichte
Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-
dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-
tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-
tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-
445 444
470
418 409
270
301 310
282 280
96 80
90 75
61 79
63 70 61 68
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
201314 201415 201516 201617 201718
total
franzoumlsischsprachig
deutschsprachig
zweisprachiges Diplom
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
ufe
I
Seku
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II
Son
der
paumld
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Seku
nd
arst
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
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5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
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5 3
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14
3
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10
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60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
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16
5
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5
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1
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3
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14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
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allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
16
dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten
noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf
nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-
burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-
kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an
der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-
sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren
Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-
ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber
die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge
des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-
thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts
Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-
derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen
Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale
Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-
sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen
Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt
1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-
tuts
1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung
1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars
1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie
1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik
1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie
1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der
Raumlumlichkeiten in Regina Mundi
1984 Losloumlsung der Sozialarbeit
1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik
1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt
2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt
2016 Gruumlndung des ILLB
Abbildung 3 Eckdaten ILLB
Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-
paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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24
9
31
93
23
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24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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arst
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I
Seku
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II
Son
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paumld
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Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
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5 3
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17
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14
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10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
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5
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5
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1
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3
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9
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1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
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10
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14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
17
meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-
gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-
dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-
bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben
Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-
logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-
ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-
fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-
stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit
getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen
Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet
Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-
schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II
(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren
hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS
I bzw DAES I) zuruumlck
Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718
222 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
570 586 599
636 663
231 243 252 254 253
147 140 147 160 182
125 132 137 154 166
67 71 63 68 62
0
100
200
300
400
500
600
700
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
Total
DAES I amp LDS I (Bachelor)
DAES I amp LDS I (Master)
DEEM
LDM
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
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23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
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40
50
60
70
80
Pri
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53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
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73
29
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1 2 1
0
10
20
30
40
50
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70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
19
5 3
1 1
49
17
3
6
1 2
55
14
3
7
1 1
0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
16
5
1 2
1
18
5
1 2
1
16
3
1 1
14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
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Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
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Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
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Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
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Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
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Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
18
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-
schaften der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276395
- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die
Sekundarstufen (ILLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276424
- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr
die Sekundarstufen (BLB)
httpswww3unifrchappslegaldedocument276426
23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
231 Entstehungsgeschichte
Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924
moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen
In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr
die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-
rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-
burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist
das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-
sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-
schweiz zu
1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-
kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-
ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig
Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-
hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-
tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-
sammen
Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-
nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen
des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird
dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung
gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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24
9
31
93
23
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24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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arst
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I
Seku
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II
Son
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paumld
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Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
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5 3
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17
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14
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10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
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5
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5
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1
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3
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9
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1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
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10
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14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
19
1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden
der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-
gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller
kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung
der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-
deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-
partner des Bundes profilieren
Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-
ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das
bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-
gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung
Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-
troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-
losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-
dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017
werden am DSP 953 Studierende ausgebildet
1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars
1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik
1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-
psychiatrischen Poliklinik
1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium
1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse
1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut
1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum
1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium
1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt
2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium
Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
ufe
I
Seku
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II
Son
der
paumld
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Seku
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Pri
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Seku
nd
arst
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
19
5 3
1 1
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17
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1 2
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14
3
7
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0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
16
5
1 2
1
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5
1 2
1
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3
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14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
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gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
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allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
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441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
20
Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718
232 Rechtsgrundlagen
- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt
httpswww3unifrchappslegaldedocument454827
- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument274463
- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146
- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik
httpswww3unifrchappslegaldedocument276391
- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg
httpswww3unifrchappslegaldedocument276407
475 443 451 463
481
35 35 34 42 54
344 371 373
399 379
27 31 33 26 24
881 880 891 930 938
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2013 2014 2015 2016 2017
BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie
MA in Sonderpaumldagogik
MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik
Doktorat
Total
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
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38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
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Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
21
3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten
31 Bisherige Studien
Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-
scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-
neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme
durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff
genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde
nie getroffen
Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-
dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen
Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-
versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut
Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen
und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-
sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-
tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave
lrsquoenseignement au secondaire (CERF)
Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet
Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und
der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen
intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe
laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-
gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und
des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die
Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-
gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen
zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften
strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte
die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In
ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der
Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme
abgegeben
Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und
der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)
la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes
distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans
le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg
comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung
eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
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93
23
42
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5
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24
7
36
91
20
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23
6
46
93
15
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15
7
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94
18
0
10
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30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
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I
Seku
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II
Son
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paumld
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Pri
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I
Seku
nd
arst
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II
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
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1 4 3
66
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5
1 4 3
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29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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5 3
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14
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0
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20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
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5
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1
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5
1 2
1
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3
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14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
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10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
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12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
22
fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu
schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement
sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-
tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe
nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet
Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die
damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts
prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR
beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte
zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen
Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine
juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle
personelle und finanzielle Auswirkungen
Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der
Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-
jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave
long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-
sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-
chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-
dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als
Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-
taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-
samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht
umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-
siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der
HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die
Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die
HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene
auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die
Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-
stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen
Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-
sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese
Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-
rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme
nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz
von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-
beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-
einbarung
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
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82
25
0
50
100
150
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250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
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0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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7
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6
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93
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94
18
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30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
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20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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arst
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I
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II
Son
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paumld
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I
Seku
nd
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
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1 2 2
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1 4 3
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73
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1 2 1
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10
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30
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80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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6
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
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9
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14
1 1
5
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5
10
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
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12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
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(9th ed) Boston McGraw-Hill
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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
23
Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe
mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH
FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die
Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen
sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem
Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-
gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die
Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-
setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den
Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen
Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung
zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber
die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-
tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF
und ZELF gefuumlhrt
Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-
zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht
mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-
formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-
versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht
zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-
schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-
jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit
die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der
Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss
32 Paumldagogische Elemente
Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-
wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz
fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt
einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-
spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung
zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen
321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung
Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld
vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von
Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches
paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
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82
25
0
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100
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250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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24
9
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23
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24
7
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91
20
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23
6
46
93
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40
15
7
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94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
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20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
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5
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73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
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70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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5 3
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50
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
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4
6
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10
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
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14
1 1
5
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5
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Muumlnchen Vahlen
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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
24
hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt
werden
- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-
pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden
- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine
Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)
- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt
zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-
zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik
wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis
Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig
In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die
Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an
der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-
stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-
dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-
den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird
Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass
die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-
ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den
Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-
plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-
stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt
Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im
franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-
gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-
konzepten orientieren
322 Kantonales Sprachenkonzept
Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr
andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-
haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben
der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg
gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-
terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis
bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch
in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen
zu foumlrdern
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
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100
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250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
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93
23
42
24
5
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23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
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15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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II
Son
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paumld
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I
Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
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66
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5
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3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
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5 3
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14
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0
10
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30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
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5
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5
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4
6
8
10
12
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16
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
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10
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14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
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gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
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allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
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441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Muumlnchen Vahlen
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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
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taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
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Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
25
Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei
Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei
um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache
Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-
telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-
schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in
18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-
mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-
ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-
dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die
wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr
die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer
immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-
chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache
Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl
im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-
gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-
Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger
Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-
risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten
Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine
Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber
In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als
gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg
gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit
(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-
nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-
stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-
keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-
nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-
chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-
sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten
und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen
und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de
didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig
Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance
die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-
ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten
In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
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53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
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66
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5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
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19
5 3
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14
3
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30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
16
5
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1
18
5
1 2
1
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3
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14
9
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1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
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62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
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Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
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57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
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Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
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PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
26
Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie
koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-
didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-
ne profilieren
323 Inklusion
Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem
Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-
sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-
tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und
der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-
ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in
Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet
Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische
Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-
derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das
Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und
Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die
Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen
benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen
ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen
Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch
der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den
Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-
tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt
324 Digitalisierung
Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen
haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-
en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-
gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen
in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen
in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in
der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-
Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-
Modell fuumlhrt
1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen
In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit
digitalen Medien im Vordergrund
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
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100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
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107
35
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39
287
114
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82
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100
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250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
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150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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6
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93
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15
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40
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80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
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1 3 3 2 1 2
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80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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arst
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I
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II
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arst
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
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1 4 3
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1 2 1
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10
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
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1 2 1 1
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1 2 1 1
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
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11
1 1
7
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9
1 1
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10
1 1
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14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
27
2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale
Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-
tung im Sinne der Allgemeindidaktik
3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-
schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-
lige Fach
4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von
digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in
den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen
Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)
Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als
auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel
durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-
che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits
2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie
in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-
det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-
Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des
Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und
Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig
eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der
Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-
schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht
genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren
Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-
denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-
matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-
halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
ufe
I
Seku
nd
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ufe
II
Son
der
paumld
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I
Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
19
5 3
1 1
49
17
3
6
1 2
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14
3
7
1 1
0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
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5
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1
18
5
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1
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3
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14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
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(9th ed) Boston McGraw-Hill
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Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
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Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
28
EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten
umzusetzen und zu evaluieren
Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien
und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-
burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche
Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-
schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-
cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-
sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-
PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff
genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-
taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)
wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-
gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-
nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-
denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential
33 Oumlkonomische Elemente
331 Zulassungspolitik
Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die
PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit
ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden
Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr
Statistik BFS)
Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-
nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
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paumld
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
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3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
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Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
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Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
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Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
29
absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer
Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-
schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist
fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende
Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus
7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und
6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-
teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-
len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber
einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-
versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale
Maturitaumlt vorausgesetzt
Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die
Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr
200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-
zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105
im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt
der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-
renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90
Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden
festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst
zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt
werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-
teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in
der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden
200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-
leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das
Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-
boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab
200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung
laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen
der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und
dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die
Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab
200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine
schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-
bunden ist beurteilt
Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren
201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der
Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
54
94
18
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
ufe
I
Seku
nd
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ufe
II
Son
der
paumld
ago
gik
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ago
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I
Seku
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Pri
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I
Seku
nd
arst
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paumld
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
66
31
5
1 4 3
73
29
3 5
1 2 1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
19
5 3
1 1
49
17
3
6
1 2
55
14
3
7
1 1
0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
16
5
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1
18
5
1 2
1
16
3
1 1
14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
30
der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das
Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-
schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo
Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt
200405 90 40 130
200506 75 35 110
200607 75 35 110
200708 75 35 110
200809 100 50 150
200910 100 50 150
201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung
201415 100 50 150
201516 100 50 150
201617 100 50 150
201718 100 50 150
201819 110 50 160
Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819
Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man
sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen
an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist
jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres
im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen
sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-
scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-
PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit
Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz
auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR
abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen
wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden
Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-
personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-
dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-
sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-
flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch
den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem
voran der demographischen Entwicklung
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
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88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
6
46
93
15
40
15
7
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18
0
10
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30
40
50
60
70
80
90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
171
716
51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
14
9
22
5 7
14
2 1 3
1 3 3 2 1 2
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30
40
50
60
70
80
Pri
mar
stu
fe
Seku
nd
arst
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I
Seku
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BE VD JU LU VS AG NE
53
11
1 2 2 1
55
16
1 2 2
63
22
1 4 3
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3 5
1 2 1
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10
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30
40
50
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
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3 4
1 2 1 1
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30
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50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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2
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12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
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5
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
31
Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819
Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)
sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro
Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber
nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr
200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist
sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-
ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen
fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-
sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-
folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I
(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-
len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-
plaumltzen abzuzeichnen
Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich
bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den
Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und
die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn
der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch
organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade
auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen
332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage
Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-
spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert
Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird
in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden
Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation
auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten
260
225 242
256
211 196
154 145
155 140
152 154
0
50
100
150
200
250
300
201314 201415 201516 201617 201718 201819
Kandidaturen im Maumlrz
Eintritte im September
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
284
114
47
302
107
35
311
120
39
287
114
17
302
82
25
0
50
100
150
200
250
300
350
FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
163
25
208
183
22
221
195
19
0
50
100
150
200
250
FR CH Ausland
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
34
24
9
31
93
23
42
24
5
29
88
23
32
24
7
36
91
20
39
23
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90
100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
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FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
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7
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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
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62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
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57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
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Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
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13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
32
definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem
Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu
beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein
bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation
fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-
darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde
deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-
zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle
fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war
Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein
Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
nachkommen koumlnnen
Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch
die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-
len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-
wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist
insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-
tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die
Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden
einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden
Kontext interpretiert
A) Herkunft der Studierenden in Freiburg
1 Primarstufe
Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber
die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber
den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht
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FR Andere Kantone Ausland
201314 201415 201516 201617 201718
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2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
189
162
24
201
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250
FR CH Ausland
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100
FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
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Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
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686
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FR CH Ausland
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90
FR
DE
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A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
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BE VD JU LU VS AG NE
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
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6 6
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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
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mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
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Muumlnchen Vahlen
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62 Rechtsgrundlagen
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taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
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EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
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Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
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httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
33
2 Sekundarstufe I
Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-
genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-
den am ILLB
3 Sekundarstufe II
Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl
Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus
anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg
Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines
170 169
17
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FR CH Ausland
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90
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FR CH Ausland FR CH Ausland
Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM
201314 201415 201516 201617 201718
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
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FR CH Ausland
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FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
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18
6 6
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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Muumlnchen Vahlen
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Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
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taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
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sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
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EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
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Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
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Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
34
Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der
Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde
4 Sonderpaumldagogik
Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg
bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an
Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718
161
686
34
166
675
39
174
680
37
177
705
48
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51 100
200
300
400
500
600
700
800
FR CH Ausland
2013 2014 2015 2016 2017
10
20
30
40
50
60
70
80
90
FR
DE
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
73
55
14 10
29
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2 1 3
1 3 3 2 1 2
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80
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BE VD JU LU VS AG NE
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11
1 2 2 1
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1 4 3
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1 2 1
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80
Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
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1 2 1 1
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
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1 1
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5
10
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25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
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Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
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taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
35
A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg
1 Alle Stufen
Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und
Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg
2 Primarstufe
Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone
Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger
an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)
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55
14 10
29
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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
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1 2 1 1
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3 4
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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
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11
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7
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9
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14
1 1
5
0
5
10
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
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Muumlnchen Vahlen
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Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
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taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
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Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
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EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
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Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
36
3 Sekundarstufe I
Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr
201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger
die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)
4 Sekundarstufe II
Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-
beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen
29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg
40
14
1
5
1 2 1 1
48
15
3 4
1 2 1 1
49
19
5 3
1 1
49
17
3
6
1 2
55
14
3
7
1 1
0
10
20
30
40
50
60
Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
16
3
1 1 1
16
5
1 2
1
18
5
1 2
1
16
3
1 1
14
9
2 3
1
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich
20132014 20142015 20152016 20162017 20172018
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
7
16
9
1 1
9
19
10
1 1
10
22
14
1 1
5
0
5
10
15
20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
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gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
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allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
37
5 Sonderpaumldagogik
Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-
dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-
burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur
auf Deutsch angeboten wird
34 Organisatorische Elemente
Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-
ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben
die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-
turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen
Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-
kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement
oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-
formen beeinflusst
341 Interne Fuumlhrungsstrukturen
Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer
Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die
Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist
mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum
arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-
sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt
sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische
Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit
6
18
6 6
16
11
1 1
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5
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5
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20
25
Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall
201314 201415 201516 201617 201718
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
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Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
38
mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene
nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und
Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich
Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf
einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-
ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-
struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-
richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte
An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern
ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und
operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das
Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen
der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-
der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine
Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR
Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-
nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg
koordinieren koumlnnte
Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen
die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-
steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das
Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-
tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die
Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-
schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich
die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-
ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der
Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden
342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen
Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-
standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und
ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018
werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen
Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE
der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der
deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-
ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist
aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
39
Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-
gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-
sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes
de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale
de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in
der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den
Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-
sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen
Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene
Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf
die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist
eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten
Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen
Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-
enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-
nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen
Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten
343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es
braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-
nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die
Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-
stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen
Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen
sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards
ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-
litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte
Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-
den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-
derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die
HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative
Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet
werden muumlssen
Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen
Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-
maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-
rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-
hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht
Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-
sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
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EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
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EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
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Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
40
Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie
sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber
eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt
ist diese Auflage weniger problematisch
344 Infrastruktur
Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen
bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-
lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-
lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-
schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade
auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den
heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau
nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden
Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-
gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun
verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten
Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit
einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung
stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-
schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden
Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-
kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie
eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des
ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-
PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-
ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst
Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals
thematisiert aber nie weiterverfolgt
35 Rechtliche Elemente
351 Nationale Ebene
Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-
schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-
taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-
zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-
hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-
traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten
Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten
die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
41
auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das
Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der
Kantone
352 Kantonale Ebene
Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-
sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig
sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-
cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer
Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-
ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das
Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen
Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR
allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-
trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-
liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-
gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-
lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von
2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der
fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen
Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten
waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das
neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR
eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb
keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz
grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen
der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-
schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-
matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung
mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden
soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung
Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen
Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-
ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren
Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft
getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem
Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-
schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-
tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen
Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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Muumlnchen Vahlen
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62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
42
le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des
Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-
systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert
werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-
lungsdruck verhindern koumlnnen
36 Finanzielle Elemente
Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle
Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die
Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen
Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-
hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses
Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im
interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln
Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-
rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits
und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die
Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-
zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-
schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den
Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH
15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und
nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-
gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen
werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach
Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine
Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-
traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite
lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-
nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt
37 Kontextualisierung der Erkenntnisse
Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen
der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-
beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast
ausschliesslich informell
In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse
durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt
dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-
tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
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Muumlnchen Vahlen
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(9th ed) Boston McGraw-Hill
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Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
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taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
43
einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als
auch aus anderen Kantonen
FR HEP Vaud PH Bern
Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)
Sekundarstufe I 435 443 877
Sekundarstufe II 228 215 357
Total Sekundarstufe 663 658 1234
Sonderpaumldagogik 953 368 207
Total 2025 1945 2429
Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen
201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der
Fachausbildung mitgezaumlhlt
Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH
abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell
entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der
HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die
Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr
den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-
sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-
den
Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-
fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-
ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es
die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-
renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf
Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-
ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe
II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben
Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-
traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die
Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss
zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-
ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen
Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur
Verfuumlgung
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
44
4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle
41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick
In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-
nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig
ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische
Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf
lokale Besonderheiten zugeschnitten sind
Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik
1 PHBern
2 PH FHNW
3 PHGR
4 PH Luzern
5 PHSG
6 PHSH
7 PHSZ
8 PHTG
9 PH-VS
10 PH Zug
11 PHZH
12 HEP-BEJUNE
13 HEP Vaud
14 S SUPSI-DFA
Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz
Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-
enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-
tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch
an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-
gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden
Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-
terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-
tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt
Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-
lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der
Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-
konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats
gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-
sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
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Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
45
42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle
Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-
gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll
ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber
im Folgenden kurz aufgefuumlhrt
Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-
schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt
des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-
spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-
ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit
einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies
etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH
FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-
ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-
tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium
besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-
PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so
besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt
und HEP-PH FR gewertet
Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der
Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen
immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-
lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich
Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-
turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre
aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-
chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell
von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-
saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen
besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen
Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann
die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-
nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur
Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder
andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE
Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der
Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-
bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-
nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-
sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
46
gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-
tonsverfassung mit einbezogen
Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische
Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-
ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-
zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-
rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-
nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur
Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-
und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-
ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-
takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen
Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles
fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR
stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-
schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO
dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im
Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-
geordneten Strukturen problematisch
43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-
versitaumlt
In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach
einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen
Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur
Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung
Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr
Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten
Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD
vom 1 Januar 2002 geregelt
431 Staumlrken und Chancen
Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-
ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-
stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die
ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil
Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-
gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und
paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
47
allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt
der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-
meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch
im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone
geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg
waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen
Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr
Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im
Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-
Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als
auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies
ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung
mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-
lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-
studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls
als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-
renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen
Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet
werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-
didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-
nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in
Bern oder Lausanne stattfindet
432 Schwaumlchen und Gefahren
Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II
den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit
Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung
Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein
interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in
Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und
praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-
tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische
Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt
und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren
44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt
Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-
sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-
taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
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45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
48
441 Staumlrken und Chancen
Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen
Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-
der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen
aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland
mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten
laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-
tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig
442 Schwaumlchen und Gefahren
In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen
Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-
dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt
Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu
geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-
personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-
nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche
Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-
setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung
fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-
nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem
Unwort geworden
Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-
lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In
einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches
Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-
toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder
einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-
sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-
te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer
rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-
rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr
eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-
dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem
Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb
des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-
chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere
nutzen moumlchten
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
49
45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne
In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-
ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-
de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke
Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation
eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische
Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung
Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um
Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert
451 Staumlrken und Chancen
Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-
dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der
HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden
Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot
452 Schwaumlchen und Gefahren
Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar
und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche
Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton
Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der
Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem
im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark
in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen
Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-
le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-
stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation
insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-
operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-
rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders
die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses
Modell wohl besonders schwierig umzusetzen
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
50
5 Empfehlungen
51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit
Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-
nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status
Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre
Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-
nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde
sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand
bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons
Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-
tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher
Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst
eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein
Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium
vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-
che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige
Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt
der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-
dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu
nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-
nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen
52 Strategische Stossrichtung
Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes
festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung
der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-
meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie
sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-
stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-
ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-
nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status
Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen
Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden
kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts
muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen
Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
51
Perspektive Strategische Ziele
Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen
Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit
seinen Besonderheiten
Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-
burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten
und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen
Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant
hervorgehoben
Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen
Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)
Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-
kraumlften garantieren
Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen
Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren
Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung
ermoumlglichen
Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-
schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann
Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen
Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-
fuumlgung stellen
Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-
chende Informatikinfrastruktur einrichten
Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen
Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen
Der Hochschule Autonomie gewaumlhren
Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung
53 Modellvorschlag
531 Interinstitutionelles Gremium
Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-
nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist
gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-
schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben
den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)
eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums
(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird
das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist
dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-
pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-
bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
52
In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-
fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun
Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-
liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten
Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-
den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-
sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-
tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-
rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-
bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-
sammlung) ersetzt werden
Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
53
Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)
532 Abwaumlgungen
Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-
stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das
Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-
schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure
des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem
Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-
typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-
dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt
aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-
oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-
treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-
ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat
damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-
ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten
Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-
tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden
und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-
gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang
gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen
kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-
ben
Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-
folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
54
Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig
der finanzielle Druck auf die kleinen PHs
533 Weiteres Vorgehen und Ausblick
Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von
aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich
hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-
schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der
Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-
len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich
lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei
Hauptphasen
Abbildung 26 Prozessgestaltung
Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste
fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit
sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende
laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-
kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer
Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf
dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume
verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-
sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-
den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt
werden
Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen
Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-
naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge
der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
55
Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf
angepasst der Aussenauftritt konsolidiert
Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen
Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion
um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum
die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-
statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-
faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht
534 Schlussgedanken
Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die
Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen
Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch
konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-
gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt
werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen
Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-
saumltzlich erschwerend
Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-
gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-
finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung
verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so
koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden
Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution
fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht
Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-
promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-
lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-
gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt
Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-
forderlich
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
57
Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
56
6 Quellen
61 Literatur
Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter
httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb
Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt
Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle
Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading
House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No
12
Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)
Muumlnchen Vahlen
Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice
(9th ed) Boston McGraw-Hill
Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-
Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson
Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A
Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University
108 (6) 1017-1054
Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational
Researcher 15(2) 4-14
Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion
62 Rechtsgrundlagen
Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-
taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und
Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001
Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-
sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)
Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-
schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom
30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)
Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et
lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001
EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit
Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK
EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der
Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK
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Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute
Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK
httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes
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Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)
Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)
Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg
(SR 101000)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)
Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)
Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom
16062016 (LB SR 447710)
Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)
63 Berichte und Stellungnahmen
SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr
Bildungsforschung
Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017
Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave
lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat
de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut
Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg
Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg
13122018
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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf
httpwwwcdipchdyn12277php
2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron
PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion
httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf
httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv
onMedienundIKTindenUnterrichtpdf
httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes