© WIdO 2011
Wissenschaftliches Institut der AOK
14. September 2011 in Frankfurt
Helmut SchröderStellvertretender Geschäftsführer des WIdO
Problem Antibiotika-Fehlgebrauch und die sich daraus entwickelnden Resistenzen aus
Sicht der Krankenversicherungen
Expertengespräch „Antibiotikaverbrauch undAntibiotikaresistenz in Deutschland
– Die Bombe ist scharf“
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Antibiotikaverbrauch und Antibiotikaresistenz in Deutschland - 14. September 2011 2© WIdO 2011
Agenda
• Was macht das Institut?Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
• Was wissen wir aus der Forschung?Einsatz von Antibiotika und ResistenzenForschungspipeline AntibiotikaEinsatz von AntibiotikaAufklärungsbedarf bei Patienten
• Was sollten wir daraus lernen?
• Wie können wir etwas ändern?
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Agenda
• Was macht das Institut?Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
• Was wissen wir aus der Forschung?Einsatz von Antibiotika und ResistenzenForschungspipeline AntibiotikaEinsatz von AntibiotikaAufklärungsbedarf bei Patienten
• Was sollten wir daraus lernen?
• Wie können wir etwas ändern?
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WIdO: Daten – Analysen - Expertise
• Analyse- und Beratungskompetenz zu Fragen der sektoralen und sektorübergreifenden Gesundheits-versorgung der Bevölkerung und ihrer Finanzierung
• Expertise zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems
• Forschung an der Nahtstelle zwischen Wissenschaft und Praxis
• Interdiziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher Professionen (unter anderem Ökonomie, Medizin, Pharmazie, Statistik, Informatik)
• Renommierte Fachpublikationen zu vielen Themen der Gesundheitsversorgung und ihrer Finanzierung
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Das Wissenschaftliche Institut der AOK – www.wido.de
ThemenüberblickThemenüberblick
Quelle: www.wido.de
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Daten im WIdO: Für mehr Transparenz im Gesundheitswesen
• 70 Millionen GKV-, davon 24 Millionen AOK-Versicherten• Behandlungsgeschehen in 2.000 Krankenhäusern• Diagnosen und Therapien von 130.000 Kassenärzten• Marktgeschehen in 20.000 Apotheken• Arzneimittelmarkt mit 50.000 verschiedenen Arzneimitteln• Heilmittel bei 50.000 Ergo-, Physio- und Sprachtherapeuten• Krankheitsgeschehen in mehr als 1,3 Millionen Unternehmen mit
9,7 Millionen AOK-Mitgliedern• Versorgungssituation der 24 Millionen AOK-Versicherten
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Was macht das WIdO?
Warum ist es geschehen?
Was ist geschehen?
Wie viel, wie oft, wo, wer?
Was genau ist das Problem?
Welche Aktionen/Reaktionen sind gefordert?
Was kann geschehen?
Was geschieht als nächstes?
Was kann als Bestes geschehen?
Daten Information Erkenntnis Wissen
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Erkenntnisgrad
Quelle: Experteninterviews; SAS
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Antibiotikastudie: Solange sie noch wirken ... Quelle: WIdO 2001 & 2005
Informationen für Ärzte undVerbraucher Quelle: test 11/2005
Europäische Kooperation zur Eindämmung von Antibiotika-resistenzen Quelle: Lancet, 365, 2/2005
Strategie zur Erkennung, Prävention und Kontrolle von Antibiotika-Resistenzen in DeutschlandQuelle: Bundesministerium für Gesundheit 2008
Exemplarische Ergebnisse Versorgungsforschung – 2001 bis 2011
Deutscher Antibiotika- und Resistenzatlas „GERMAP 2008“Quelle: GERMAP 2008
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Agenda
• Was macht das Institut?Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
• Was wissen wir aus der Forschung?Einsatz von Antibiotika und ResistenzenForschungspipeline AntibiotikaEinsatz von AntibiotikaAufklärungsbedarf bei Patienten
• Was sollten wir daraus lernen?
• Wie können wir etwas ändern?
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Europa: Regionale Unterschiede im Antibiotikaverbrauch10
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Antibiotikaverbrauch in Tagesdosen je 1.000 Einwohner und je Tag im ambulanten Bereich
Quelle:ESAC Yearbook 2009
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Hoher Einsatz von Antibiotika bedingt Resistenzen
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• Was macht das Institut?Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
• Was wissen wir aus der Forschung?Einsatz von Antibiotika und ResistenzenForschungspipeline AntibiotikaEinsatz von AntibiotikaAufklärungsbedarf bei Patienten
• Was sollten wir daraus lernen?
• Wie können wir etwas ändern?
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Antibiotika: Forschungspipeline trocknet aus
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Anzahl neue Wirkstoffe Anzahl neue Antibiotikawirkstoffe (J01)
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Antibiotikaverbrauch und Antibiotikaresistenz in Deutschland - 14. September 2011 14© WIdO 2011
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• Was macht das Institut?Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
• Was wissen wir aus der Forschung?Einsatz von Antibiotika und ResistenzenForschungspipeline AntibiotikaEinsatz von AntibiotikaAufklärungsbedarf bei Patienten
• Was sollten wir daraus lernen?
• Wie können wir etwas ändern?
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Antibiotikaverbrauch und Antibiotikaresistenz in Deutschland - 14. September 2011 15© WIdO 2011
Einsatz von Antibiotika in Deutschland 2010
• Wie viel?1.500 Tonnen Antibiotika pro Jahr im Humanbereich und 790 Tonnenin der Veterinärmedizin. Verordnete Antibiotika in der Humanmedizin: 85 % im ambulanten Bereich, 15 % im Krankenhaus.
• Wie viel im ambulanten Arztpraxis?39,5 Millionen Packungen (6,3 % des Gesamtmarkt) mit einem Gegenwert von 740,1 Mio. € (2,5 % des Gesamtmarktes).
• Wer erhält? Jeder Versicherte hat im Durchschnitt 5,1 Tage eine Antibiotika-Therapie in einem Gegenwert von 10,61 € erhalten.
• Wer therapiert?75 % der Antibiotika-Verordnungen werden von Hausärzten, Internisten und Kinderärzten ausgestellt, Spitzenverordner je Arzt sind Urologen (634 Verordnungen), Kinderärzte (582 Verordnungen,HNO-Ärzte (530 Verordnungen) und Hausärzte (487 Verordnungen).
• Regionale Unterschiede?Westdeutsche Versicherten erhalten im Durchschnitt 1 Tagesdosen mehr Antibiotika als ostdeutsche Versicherte (W: 5,1; O: 4,0), gleichwohl der Anteil der Reserveantibiotika bei in den neuen Bundesländern höher liegt als im Westen (W: 47,2; O: 54,6).
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Kaum ein Kleinkind ohne Antibiotika in 201070 % der Kinder unter fünf Jahren mit einer 9tägigen Antibiotika-Therapie.30 % aller erwachsenen Versicherten mit einer 15tägiger Antibiotika-Therapie
Quelle: Schröder: Hände weg von der eisernen Reserve, Gesundheit und Gesellschaft 7-8/2011
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Standard- und Reserveantibiotika in der ambulanten Therapie
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Ärzte verordnen immer mehr Reserve-AntibiotikaTrend zu Reserve-Antibiotika ungebrochen – 2010: 48,2%
Quelle: Schröder: Hände weg von der eisernen Reserve, Gesundheit und Gesellschaft 7-8/2011
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• Was macht das Institut?Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
• Was wissen wir aus der Forschung?Einsatz von Antibiotika und ResistenzenForschungspipeline AntibiotikaEinsatz von AntibiotikaAufklärungsbedarf bei Patienten
• Was sollten wir daraus lernen?
• Wie können wir etwas ändern?
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Aufklärungsbedarf beim Patienten
Quelle: Special Eurobarometer 338: Antimicrobial Resistance – Report. April 2010
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• Was wissen wir aus der Forschung?Einsatz von Antibiotika und ResistenzenForschungspipeline AntibiotikaEinsatz von AntibiotikaAufklärungsbedarf bei Patienten
• Was sollten wir daraus lernen?
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Antibiotikaverbrauch und Antibiotikaresistenz in Deutschland - 14. September 2011 22© WIdO 2011
Aus der Wissenschaft für die Praxis!
• Wirksamkeit von Antibiotika steht auf dem Spiel!Hoher Antibiotikaverbrauch in Europa geht mit hohen Resistenzrateneinher.
• Antibiotikagabe immer notwendig?Antibiotika wirken gegen Bakterien aber nicht gegen Viren. Untersuchungen zeigen jedoch, dass beispielsweise in 80 Prozent der – in der Regel durch Viren verursachten – Erkältungsfälle trotzdem Antibiotika eingesetzt werden.
• Bleiben Antibiotika auch in Zukunft wirksam?Fast jede zweite deutsche Antibiotikatherapie wurde im Jahr 2010 mit einen Antibiotikum der Reserve durchgeführt.
• Was bleibt zu tun?Einhalten der „goldenen“ Regel bei der Verordnung von Antibiotika lautet: So wenig wie nötig und so gezielt wie möglich. Nur so kann sicher gestellt werden, dass die zukünftigen Therapiechancen eines Antibiotikums nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
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Agenda
• Was macht das Institut?Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
• Was wissen wir aus der Forschung?Einsatz von Antibiotika und ResistenzenForschungspipeline AntibiotikaEinsatz von AntibiotikaAufklärungsbedarf bei Patienten
• Was sollten wir daraus lernen?
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Antibiotikaverbrauch und Antibiotikaresistenz in Deutschland - 14. September 2011 24© WIdO 2011
Ansatzpunkte für die Praxis
• Koordiniertes MonitoringRegelmäßiges Monitoring des Antibiotikaverbrauchs und der Resistenzentwicklung bei Mensch und Tier in Deutschland und Europa
• Aufklärung des ArztesVerstärkte Verankerung des Infektionsmanagements in der ärztlichen Aus-, Weiter- und FortbildungEntwicklung von Leitlinien und von Strukturen für deren AnwendungTeilnahme an Qualitätszirkeln und Pharmakotherapieberatungen
• Aufklärung des PatientenPatientenbroschüren und – poster in der Arztpraxis und ApothekeUnabhängige InformationsmaterialienExperten-Hotlines
• Selektivverträge der Krankenkassen Berücksichtigung von vergütungsrelevanten Indikatoren, die die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung fokussieren
• Innovationen bei Diagnostik und BehandlungIntensivierung der Forschungsbemühungen im öffentlichen und industriellen BereichEntwicklung von guten Schnelltest auf Bakterien
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„Ein langer Weg beginntmit dem ersten Schritt.“
Vielen Dank für Ihr Interesse.
Helmut Schrö[email protected]
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