1Naturland Nachrichten International Nr. 32 – August 2015
Information für Mitglieder und Interessierte
Nachrichten InternationalNaturland
I . 2015 / www.naturland.de
Internationales Jahr des Bodens
Boden, eine endliche Ressource
Internationaler Beirat
Chancen für den Öko-Landbau
Bodenatlas 2015
Daten und Fakten
COCOCA in Burundi
Naturland berät Kaffeekooperativen
3Naturland Nachrichten International Nr. 32 – August 2015
Naturland stellte bereits 1996 im Rahmen der Gräfelfinger Thesen den Schutz des Bodens in den Mittelpunkt. Der Boden ist eine der wichtigsten Lebensgrundlagen auf unserem Planeten. Dies wurde auf dem Naturland Bodensymposium „Quell des Lebens oder wertloser Dreck?“ vor fünf Jahren in München wiederholt deutlich. Mit Nachdruck warnte dort der amerikanische Geologe und Sachbuchautor Prof. Dr. David R. Montgomery, Universität Washington in seiner Buchpräsen-tation „Dreck – Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert“ vor der weltwei-ten Bodenerosion: „Der Verlust dieser wichtigen Lebensgrundlage wird zu einem großen Problem für die Menschheit.“
Weltweit pflegen Naturland Landwirte ihre Böden, stärken die Humusschicht und fördern damit die Bodenfruchtbarkeit. Sie bilden sich fort, um neueste Erkenntnisse der Bodenforschung in ihrer Arbeit zu berücksichtigen. Exemplarisch für alle Öko-Landwirte, die sich nachhaltig um die Böden kümmern, haben sich Naturland Landwirte und Verarbeiter als „Bodenwächter“ präsentiert.Die Kampagne „Rettet unsere Böden – Save Our Soils“, ebenfalls unterstützt von Naturland, hatte Ende Juni 2015 einen Höhepunkt mit der interna-tionalen Konferenz „Celebrating Soil! Celebrating
Life!“. Auf der von Volkert Engelmann, eosta (Interview auf Seite 17 & 18), initiierten Konferenz appellierten die Teilnehmer in der „Amsterdam Erklärung“ fruchtbaren Boden auch für künftige Generationen zu erhalten. Der Appell an die Regie-renden der Welt wurde eindringlich verstärkt durch den 20-jährigen Nyakallo Makgoba gemeinsam mit Joszi Smeets von der Youth Food Bewegung: „Bitte kümmert Euch um diese Erde! Gebt sie verantwor-tungsvoll an uns weiter, denn dann werden wir es euch nachtun! Bitte achtet auf unseren Boden!“
Seit Jahrzehnten verweisen Naturland Bauern auf die Dringlichkeit des Bodenschutzes. Es ist höchste Zeit zum Handeln – im internationalen UN-Jahr des Bodens. Insbesondere ist es endlich an der Zeit, die politischen Rahmenbedingungen zu schaffen und zu verbessern, um den Öko-Landbau weltweit zu fördern.
Steffen Reese
Chief Arvol Looking Horse, spiritueller Führer der Sioux bei seiner Ansprache
auf der Konferenz „Celebrating Soil! Celebrating Life!“
Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2015 zum „Internationalen Jahr des Bodens“ ausgerufen – Naturland Bodenwächter sind weltweit aktiv
Liebe Naturland Mitglieder
und Partner in aller Welt!
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FACHINFORMATION
Bodenatlas 2015 – Daten und Fakten über Acker, Land und Erde
Lebensraum Boden
In der industrialisierten Landwirtschaft und dem Intensivlandbau lässt sich der
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teilweise auch gentechnisch verändertem -
ist, dass in der industriellen Landwirtschaft
wird und nicht in dieser Funktion unter-
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weniger lange speichern.
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mit Landgrabbing durch Fremdstaaten für -
gieproduktion und mit gravierenden -
schwemmungen oder Dürren hervorrufen.
Bodenatlas 2015 – Daten und Fakten
über Acker, Land und Erde
Dies und einiges mehr lässt sich in dem -
Monde Diplomatique herausgegeben wird.
In dieser Bodenchronik findet sich eine
große Schnittmenge mit der Arbeit von
Naturland, die sich insbesondere in drei
Kernthemen wiederspiegelt:
Die prominente Stellung des ökologischen
Landbaus zum Schutz der Bodenqualität als
Basis von Biodiversität und Klimaregulie-
rung.
Chemie) eine Form des Öko-Landbaus -
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Die Besorgnis um ungleiche Land- und
Ressourcennutzung auf globaler Ebene. 70 % der weltweiten Lebensmittel werden
Fällen stark eingeschränkt. Naturland
-wirtschaft und schafft u.a. durch die Öko-
WIE DÜNGER DEN UNTERGRUND BELEBT – ODER ZERSTÖRTWirkungsweise organischer und mineralischer Nährstoffe, Schema
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Versorgung des Bodens
Versorgung der Pfl anzeHumus Pfl anzennährstoffe Pfl anzennährstoffe
Chemischer DüngerOrganischer Dünger
Bodennährstoffe Mikroorganismen Mikroorganismen
Wie Dünger den Untergrund belebt – oder zerstört
NEUE IDEEN FÜR ALTE SYSTEMEKleinmaßstäbliche Projekte zur Verbesserung der Bodenqualität
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Agronomische Maßnahmen: „Kontur-Kultivierung“ mit Querrinnen am
Hang, die das Geländeprofi l nicht verändern
Vegetationsmaßnahmen: Anpfl anzen von Gras, Hecken und Bäumen in Streifen,
lange haltbar, kleine Felder
Strukturierende Maßnahmen: Terrassen, Dämme und ähnliche Konstruktionen,
aufwändig in der Anlage, bei Pfl ege langlebig
Organisatorische Maßnahmen:
Änderbare Nutzung durch Abzäunen, Wechselweiden,
weniger intensive Bewirtschaftung
Kombinierend, ein Beispiel für den Anbau ausgesuchter Feldfrüchte: Streudüngung auf kleinen Feldern mit Hochbüschen an zaunlosen Terrassen
Der Boden liegt uns zu Füßen. Wir gehen darauf und wir stehen darauf: der Boden ist die Grundlage für unzählige Produkte, die wir
für unser alltägliches Leben brauchen und für den Großteil der Lebensmittel, die wir verspeisen. Verwunderlich ist dabei, wie nach-
lässig wir mit diesem wichtigen Gut umgehen.
Regeneration von Böden: Was Bauern tun können
Grafiken: Creative Commons (CC-BY-SA) – Heinrich-Böll-Stiftung, BUND, IASS und Le Monde diplomatique
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Bodenzerstörung und Klimawandel
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eine gewaltige Menge Kohlenstoff in Form von organischer
Kohlenstoff ist aber nur teilweise stabil und beeinflusst durch
Die Bedeutung des Faktors Mensch.
übergeordnet kann der Mensch mit seinen
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Der Boden ist die Grundlage für Mensch, Tier, Pflanze. Sein Erhalt wird am besten durch modernen Öko-Landbau ge-schützt, der an die Gegebenheiten vor Ort angepasst ist, einen bunten Mix aus
praxiserprobten Verfahren nutzt und dem Boden ohne synthetische Düngemit-tel durch geschlossene Kreisläufe das zurückgibt, was er braucht.
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www.boell.de/bodenatlas
Bodenschutz ist Klimaschutz
Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und der Tatsache, dass wir ohne fruchtbaren Boden verhungern würden, geht die Menschheit recht sorglos mit ihrer Nahrungs- und Lebensgrund-lage um. In den letzten 40 Jahren ist weltweit etwa ein Drittel des fruchtbaren Ackerbodens durch Erosion zerstört worden. Dabei ist fruchtbarer Boden nicht nur von zentraler Bedeutung für die Welternährung. Auch für den Klimaschutz spielen gesunde Böden eine essentielle Rolle. Beim Schutz und Erhalt fruchtbarer Böden ist der Öko-Landbau Vorreiter und Leitbild für die Landwirtschaft.
Verdichtete Böden bieten keinen Platz für Wurzeln (Quelle: Prof. Dr. Günter)
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FACHINFORMATION
Boden wieder gut machen(Gastbeitrag von Andre Eitner und Tobias Bandel, Soil & More International BV)
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verloren gegangen.
Landwirte erkennen die Notwendigkeit
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gische Landwirtschaft spielt hier weltweit
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Kohlenstoff im Boden statt in der Luft – ein beidseitiger Nutzen
des Klimawandels von ausschlaggebender
nur sicher und gesund mit Nahrung
Ländern leiden schon heute unter den
Folgen eines sich wandelnden Klimas.
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lebenswichtiger organischer Materie
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Bodenschutz und Klimaschutz
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Weitere Leistungen des Öko-Landbaus beim Klimaschutz
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Mist als Dünger auf den Flächen wertbringend ausgebracht
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Böden als Schlüsselressource
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Für die Biodiversität
Für die Wasserqualität
Für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt
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Bodenentzug: Das Ende einer Hochkultur
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fruchtbarkeit wird abgebaut und die
ergeben, dass durch kontinuierliche
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als Kunstdünger. Im Moment entwickelt
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hinaus gehen und alle, durch nachhaltige
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auch für die Landwirtschaft, insbesonde-
handelt, sondern der Fokus primär auf
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schaftlicher Methoden liegt, insbesondere
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schaft bei.
Ernterückstände sinnvoll nutzen
Kompostierung bleibt dabei ein Kernthe-
More Intl. versucht gemeinsam mit
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masse, die auf einem landwirtschaft-
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durch Dünger um 30 % und mehr redu-
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hilfreich.
man braucht ist normalerweise schon auf
-gesundheit, weniger Krankheitsdruck auf
die Kulturen sowie in Kombination mit
werden.
Soil & More International ist ein Unter-
nehmen, dass sich auf den Aufbau von
Bodenfruchtbarkeit spezialisiert hat.
In den Bereichen Kompostierung,
Nachhaltigkeitsdienste, Forschung und
Entwicklung sowie Software-Dienste
berät und unterstützt das Unternehmen
Landwirte und Firmen. Für mehr Infor-
mationen können Sie die Website
www.soilandmore.com besuchen oder
eine E-Mail an [email protected]
senden.
Kompostdüngung verbessert den Humusgehalt,
speichert Kohlenstoff im Boden und versorgt den
Boden mit Nährstoffen
Viele mexikanische Öko-Bauern setzen Wurmkompost ein
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FACHINFORMATION
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Wie entsteht Erosion?
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und Mittelsand sind stark gefährdet.
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Erosion ist mehr als eine Standortfrage
organischer Masse unterschiedlich stark -
nicht so leicht aufgenommen werden kann -
chen leichter abtransportiert werden
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alles andere als beruhigend.
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Bodenerosion Verweht und weggespült – das Schicksal unserer Böden?
Böden sind die Grundlage der Menschheit, aber trotz ihrer lebenswichtigen Funkti-
onen und ihrer zentralen Bedeutung für unsere Ernährung schützen wir sie nur un-
zureichend. Wir behandeln sie als wären sie unerschöpflich und doch ist unser Boden
eine nicht erneuerbare Ressource, denn er kann bei Degradierung oder Verlust nicht
innerhalb einer menschlichen Lebensspanne erneuert werden.
Mitch, einer der fünf gewaltigsten
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und Überschwemmungen muss auch
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wurden in die Flüsse gespült, die dann -
schwollen und viele Menschen mit ihren Fluten überraschten.
Kaffeestiftung im Merendongebirge
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Mitch konnte man feststellen, dass die Flächen die nachhaltig bewirtschaftet worden waren, eindeutig weniger
Dies wurde auch in einer ausführ-
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übernehmen.
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der Natur macht sich dort vielleicht erst in
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auch das ist noch erheblich mehr als die
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frisst, sind es oft die von anderen Flächen
alles an Fruchtbarkeit abgewinnen, um die
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schaft gefordert, auf eine gerechte Land-
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Maßnahmen gegen Erosion
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nicht wie im konventionellen Landbau
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agriculture) in vielen Fällen eine gute
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Masse und Dünger leiden, oft auf eine
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men werden, die für die Landwirtschaft
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flussen, wie lange und wie intensiv der
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Bodenfruchtbarkeit erhöhen –
Erosion verringern
steigern, sind Mulchen, angemessene
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organisches Material durch den Laubfall,
Organisches Material wie Laub oder Mulch schützt den Boden vor dem Aufprall von Regentropfen und Winderosion
Bei extremen Hanglagen können ganze Hänge
abrutschen
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FACHINFORMATION
1. Herr Engelsman, haben Sie eine Idee, warum wir so nachlässig mit dem Boden umgehen?
2. Sie nennen den Öko-Landbau als Ausweg aus der Misere. Mit Eosta leisten Sie über den Handel mit frischem Bio-Obst einen Beitrag für den Ökologischen Landbau. Reicht das nicht? Warum haben Sie denn vor drei Jahren die Kampagne „SOS“ gegründet?
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-te konventionelle Landwirtschaft solide ist und notwendig für
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bindet Kohlenstoff und wirkt damit dem Klimawandel entgegen
3. Mit dieser Auffassung stoßen wir auf zunehmende Zustim-mung. Wenn sich Menschen von der Kampagne angesprochen fühlen, wie können sie daran teilnehmen? Können noch Unter-nehmen als Unterstützer dazu stoßen, wie kann man die Kampa-gne ins eigene Unternehmen tragen?
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bedeckt, aber auch im Öko-Landbau wird
und Kombination der verschiedenen
-dichte von 40 % ist vorgeschrieben, das
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aus und die Nährstoffversorgung für die
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Jedes Jahr gehen 10 Millionen Hektar Ackerland durch Bodenerosion verloren
Bodenschutz ist Musik
99 % unserer Nahrung beziehen wir aus dem Boden. Ein Viertel bis ein Drittel der Lebewesen findet sich im Boden. Trotzdem behandeln wir unseren Boden derart nachlässig, dass jedes Jahr 10 Millionen Hektar Ackerland durch Bodenerosion verloren gehen. Weitere Probleme wie Bodenverdichtung, Mono-kulturen, Überdüngung und der Einsatz von Pestiziden bedrohen unsere Böden. Volkert Engelsman, Geschäftsführer von Eosta und Nature & More ist Initiator der Kampagne „Save Our Soils – Rettet un-sere Böden“. Mit der Kampagne, die im Jahr 2013 gestartet ist, macht er auf die Bedeutung des Bodens aufmerksam und verdeutlicht vor allem auch die Bedrohung für unsere Lebensgrundlage.
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durch industrielle Landwirtschaft vernich-
4. Gibt es auch für Landwirte eine Mög-
lichkeit zur Teilnahme?
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5. Was ist noch im weiteren Verlauf der
Kampagne an Aktionen geplant?
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machen.
6. Seit wir telefonieren sind laut dem
Ticker auf der Rettet-unsere-Böden-
Website über 4 Millionen Quadratmeter
Boden durch industrielle Landwirtschaft
zerstört worden. Durch die Kampagne
wurde demgegenüber nur gut 500.000 m2
gerettet. Macht Sie dieses (Miss-)Verhält-
nis nicht manchmal sprachlos oder gar
ohnmächtig?
wurden noch nie von einer kritischen
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macht immer noch nur einen kleinen
7. Was wird ihr voraussichtliches Resümee
der Kampagne sein? Was haben Sie jetzt
schon erreicht?
ist nicht so sehr wichtig, wie viel Quadrat-
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Instrumenten, die sich für die gemein-
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auch vor dem Ökologischen Landbau, der
-chern, die Öko-Lebensmittel kaufen und
-scheiden.
Lieber Herr Engelsman, vielen Dank für
das Interview und Ihren Beitrag im Orche-
ster des Bodenschutzes.
Ein gesunder, humusreicher Boden hat eine feste Krümelstruktur Volkert Engelsman, Geschäftsführer von Eosta und
Nature & More International
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FACHINFORMATION
„Save Our Soils – Rettet unsere Böden“„Amsterdam-Erklärung“ appelliert an die Regierenden der Welt
Celebrating Soil! Celebrating Life!
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Die „Amsterdam-Erklärung“Doch was lässt sich gegen die fortschrei-
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gische Landwirtschaft und einen nachhal-
diese Form der Landwirtschaft die beste
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Ein Zeichen für den Boden
mehr kamen vor dem Kongressgebäude
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und nachhaltige Landwirtschaft unterstüt-
Über „Save Our Soils – Rettet unsere Böden“
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www.rettetunsereboeden.de
www.natureandmore.de
Vandana Shiva, Erzbischof Thabo C. Makgoba, Renate Künast, Volkert Engelman, Sarah Wiener,
Prof. Dr. Götz Rehn, Rabbi Awraham Soetendorp (v.l.n.r.)