LENTOS Kunstmuseum Linz
LENTOS Kunstmuseum Linz, A-4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1
Tel: +43 (0)732.7070-3600 Fax: +43 (0)732.7070-3604 www.lentos.at
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Presseunterlage
MARKO LULIĆ
Futurology
30. Juni bis 10. September 2017
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Inhalt
Allgemeine Daten 3
Kurzbeschreibung der Ausstellung 4
Biografie 5
Kunstvermittlungsprogramm und Veranstaltungen 6
Saalheft zur Ausstellung 9
Pressebilder 21
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Allgemeine Daten
Ausstellungstitel MARKO LULIĆ. Futurology
Ausstellungsdauer 30. Juni bis 10. September 2017
Eröffnung Donnerstag, 29. Juni 2017, 19.00 Uhr
Pressekonferenz Donnerstag, 29. Juni 2017, 10.00 Uhr
Ausstellungsort LENTOS Kunstmuseum Linz, Obergeschoss
Konzept/Kurator Wilfried Kuehn
Ausstellungsarchitektur KUEHN MALVEZZI
Exponate ca. 90 Arbeiten des Künstlers Marko Lulić, darunter
Skulpturen, raumgreifende Installationen, Videos, Poster,
Fotodokumentationen und Arbeiten auf Papier
Publikation Zur Ausstellung erscheint der Katalog Marko Lulić. Futurology mit
einem Vorwort von Hemma Schmutz und Texten von Wilfried
Kuehn, Branka Benčić und Jörg Heiser im Verlag für moderne
Kunst (300 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen,
deutsch/englisch), € 29
Kontakt Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, Tel. +43(0)732/7070-3600;
[email protected], www.lentos.at
Öffnungszeiten Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, Mo geschlossen
Eintritt € 8, ermäßigt € 6 / € 4,50
Pressekontakt Clarissa Ujvari, Tel. +43(0)732/7070-3603, [email protected]
GesprächspartnerInnen bei der Pressekonferenz:
Doris Lang-Mayerhofer, Stadträtin für Kultur, Tourismus und Kreativwirtschaft der Stadt Linz
Hemma Schmutz, Künstlerische Direktorin der Museen der Stadt Linz
Wilfried Kuehn, Kurator
Marko Lulić, Künstler
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Kurzbeschreibung der Ausstellung
Für seine erste museale Mid-Career-Survey Ausstellung in Österreich konzipiert Marko Lulić,
kuratorisch begleitet von Wilfried Kuehn, einen Überblick über sein Werk. Skulptur, raumgreifende
Installationen, Video, Poster, Schrift und Arbeiten im öffentlichen Raum sind die bevorzugten
Medien des Künstlers, die er im Ausstellungsraum erstmals in einen vollkommen neuen
Zusammenhang bringt.
Dabei werden utopistische Aspekte des 20. Jahrhunderts analysiert, übersetzt und hinterfragt.
Architektur und Display, zentrale Themen in seinem Werk, werden zu Mitteln einer
Wiederaufführung im Museum.
Lulić untersucht seit dem Jahr 2000 die jugoslawische und internationale Moderne. Er thematisiert
die Beziehungen von Form und Ideologie sowie das Verhältnis von Körper und Repräsentation in
unterschiedlichen politischen Kontexten.
Seit Ende der 1990er-Jahre stellt Marko Lulić in Österreich und weltweit aus, zuletzt bei der
Chicago Architecture Biennial und im MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles. Sein
Werk wurde mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet. Der Künstler, 1972 in Wien geboren, lebt
und arbeitet in Wien.
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Biografie
Marko Lulić (geb.1972) ist ein in Wien lebender Künstler, der sich mit den Schnittpunkten von
architektonischer Moderne, Ideologie und Ästhetik beschäftigt und das Verhältnis von Körper und
Repräsentation in unterschiedlichen politischen Kontexten untersucht. Eine Reihe modernistischer
Denkmäler wurden von ihm nachgebaut sowie reaktiviert, indem er die öffentlichen Skulpturen als
Bezugspunkte oder Orte für seine Performances nutzt.
Seine Arbeiten wurden seit den späten 1990er-Jahren in zahlreichen nationalen und
internationalen Ausstellungen gezeigt, unter anderem in: Storefront for Art and Architecture, New
York; Douglas F. Cooley Gallery, Reed College, Portland, Oregon; MAK, Wien; MAK Center for Art
and Architecture, Los Angeles; Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam; Kunsthalle
Wien; Triangle Project Space, San Antonio, Texas; Office for Contemporary Art (OCA), Oslo;
Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich; 21er Haus/Belvedere, Wien; Museum für
Gegenwartskunst, Zagreb; Museum für Gegenwartskunst, Belgrad; Kunstverein Heilbronn;
Oldenburger Kunstverein; Kunstverein Arnsberg; Salzburger Kunstverein; Grazer Kunstverein;
Bawag Foundation, Wien; MACRO Testaccio, Rom; Fondazione Morra Greco, Neapel; Erich
Hauser Stiftung, Rottweil; Kunsthalle St. Gallen und Frankfurter Kunstverein. Er nahm an der
Biennale von Sydney, der Schweizerischen Plastikausstellung, Biel/Bienne; dem October Salon,
Belgrad und der Chicago Architecture Biennial teil.
Im August 2017 wird seine Arbeit bei der Frestas Triennale in Sorocaba, Brasilien präsentiert. In
den letzten Jahren kuratierte Lulić Ausstellungen in der Secession, Wien, im Österreichischen
Kulturforum, New York; für das Siemens Arts Program und das Museum für Gegenwartskunst,
Belgrad. Er erhielt mehrere Auszeichnungen wie den Kardinal König Kunstpreis, den Professor-
Hilde-Goldschmidt-Preis, den Preis der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und den
Erich-Hauser-Preis. Fünf Jahre lang lehrte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Lulić
wird von der Gabriele Senn Galerie vertreten.
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Kunstvermittlungsprogramm und Veranstaltungen
VERANSTALTUNGEN
NEUE NACHBARN
SA 5. AUGUST, 14 BIS 16 UHR
Das LENTOS ist ein Ort der Begegnung und lädt alte und neue NachbarInnen ins Donauatelier
ein. Eintritt, Atelier und Führung frei, Anmeldung erbeten: [email protected]
In Kooperation mit der RegionalCaritas, der Caritas Flüchtlingshilfe und dem Linzer
Integrationsbüro
„Neue Nachbarn” wurde mit dem „Preis für Interkulturalität” im Rahmen von „Stadt der Vielfalt,
Preis der Stadt Linz für Integration und Interkulturalität” ausgezeichnet.
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Dauer 1 Stunde, Führungskarte € 3 zzgl. Eintritt
Keine Anmeldung erforderlich. Die TeilnehmerInnenzahl ist begrenzt.
MIT KUNSTVERMITTLER/IN
JEDEN DIENSTAG, 16 UHR
JEDEN SONNTAG, 16 UHR
SeniorInnen empfehlen wir die Führungen am vergünstigten
SeniorInnentag (jeden Dienstag).
KÜNSTLERFÜHRUNG
SO 2. JULI, 16 UHR
mit Marko Lulić
Anmeldung unter Teleservice Center der Stadt Linz unter T 0732 7070 oder [email protected]
erbeten
FÜR GEHÖRLOSE
SA 1. JULI, 16 UHR
SA 5. AUGUST, 16 UHR
mit Gebärdensprachdolmetscherin. Eintritt und Führung für Gehörlose frei
BLITZLICHTFÜHRUNGEN AUF ENGLISCH
SA 1. JULI, 16 UHR
SA 5. AUGUST, 16 UHR
SA 2. SEPTEMBER, 16 UHR
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mit einem Native Speaker, Dauer 30 Minuten, Führungskarte € 2, Eintritt frei
Keine Anmeldung erforderlich. Die TeilnehmerInnenzahl ist begrenzt.
GRUPPENFÜHRUNGEN
gegen Voranmeldung, max. 25 TeilnehmerInnen, Dauer 1 Stunde
Erwachsene | € 65 zzgl. Eintritt
Studierende | € 45 zzgl. ermäßigter Eintritt
Migrantische Einrichtungen | € 45, Eintritt frei
KINDER UND FAMILIE
RABENBABY-TOUR
DI 11. JULI, 10.30 UHR
Mama, Daddy, Baby. Cool! Ein entspannter Rundgang durch die Ausstellung.
Kinderwagenmitnahme möglich, Babytrage/Tragetuch bevorzugt, Fläschchen
ausdrücklich erlaubt.
Dauer ca. 1 Stunde, Kosten: nur Museumseintritt, Anmeldung erforderlich
LENTOS ATELIER
Für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren
Dauer 2 Stunden, € 5 pro Kind, Anmeldung erforderlich
BLICK AUF LINZ
SA 1. JULI, 10–12 UHR
Aus den Fenstern des LENTOS hat man immer wieder einen anderen
Blick auf Linz. Wir fertigen erst Skizzen nach der Natur und malen
dann recht eigenwillige Architekturbilder.
SUPERFRAGILI-GEOMETRISCH
MI 12. JULI, 15–17 UHR
In seinen Kunstwerken experimentiert Marko Lulić mit geometrischen
Formen. Davon lassen wir uns inspirieren und bauen mit viel Karton
und Fantasie eigene geometrische Skulpturen!
KINDERDEMO
MI 26. JULI, 15–17 UHR
Was ist Politik? Wir beschäftigen uns heute mit politischer Kunst
und geben den Kindern das Kommando.
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SCHULE & MUSEUM
SCHÜLER/INNENFÜHRUNG
alle Schulstufen | max. 15 TeilnehmerInnen, Dauer 1 Stunde, € 3 pro SchülerIn
Eintritt frei im Klassenverband
www.lentos.at/schule-und-museum
SENIOR/INNEN
SENOR/INNENTAG
Jeden Dienstag ab 15 Uhr, Eintritt frei
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Saalheft zur Ausstellung
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RAUMINSZENIERUNGEN / PLAKATE / BEWEGUNG
Sitespecifić, 2009
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Site-specific (eng.) bedeutet ortspezifisch. Mit diesem Kunstbegriff sind zumeist skulpturale
Arbeiten gemeint, die einen Bezug zwischen Kunstwerken und dem Ort ihrer Anbringung bzw.
Aufstellung herstellen. Solche skulpturale Arbeiten entstehen oft als Auftrag, ein Kunstwerk für
einen bestimmten Ort zu schaffen. Sitespecifić entsteht 2009 für ein Kunstprojekt an der Fassade
der backerstrasse4 in Wien. Lulić lenkt das Augenmerk auf die Schreibweise des Schriftzugs. Auf
dem hinteren c findet sich der gleiche Akzent, den wir auch im Namen des Künstlers finden – fur
Lulić ein Spiel mit der eigenen Identität. Darüber hinaus ist es ähnlich wie bei der Arbeit Fragment
of a Modernist Monument Made to Fit the Witte de With eine ironische Befragung des
Kunstbegriffs site-specific. Mit der Anbringung im LENTOS Stiegenhaus wird das Werk aktualisiert
und der Weg zur Ausstellung mit Bedeutung aufgeladen.
Plakate, 1994–2017
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Mit der Plakatwand, die aus Plakaten und anderen Drucksorten wie Einladungen und
Umschlagsgestaltungen besteht, wird ein Überblick uber die Ausstellungen und Projekte des
Künstlers geschaffen. Für Lulić waren Plakate seit den ersten Studententagen ein wichtiger Teil
seiner künstlerischen Produktion. Die Poster sind keine ungewollte Zusatzaufgabe oder nur
mühsames Bewerben der eigenen Arbeit, sondern ein grundsätzlicher Aspekt des eigenen
künstlerischen Schaffens. Der Überblick von Plakaten und anderen Drucksorten führt hier im
wörtlichen Sinne in die Arbeit (hin)ein. Themen, die im Werk des Künstlers relevant werden, lassen
sich hier ablesen und ebenso lässt sich nachvollziehen, ab wann dies der Fall ist. Die zentrale
Bedeutung von Sprache und Inszenierung in der Arbeit Lulićs wird hier unmittelbar sichtbar.
Monument to Movement, 2013–2016
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Sprache und Text sind entscheidende Elemente der künstlerischen Arbeit Lulićs. Im Fall von
Monument to Movement sind mehrere verschiedene Lesarten möglich:
das Denkmal für Bewegung an sich
eine Bewegung im politischen Sinn oder
ein unbewegliches, stabiles Denkmal verwandelt sich in etwas Bewegtes.
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Was davon gemeint ist, bleibt offen, denn alle drei und auch weitere Lesarten haben ihre
Berechtigung. Hier zeigt sich ein Spiel mit Bedeutungen, das sich durch das OEuvre des Künstlers
zieht. Zusammenhange verschieben sich und ein Gegenstand, ein Bild oder ein Begriff wird
plötzlich anders lesbar. Hier zeigt sich eine künstlerische Technik, die zentral fur die Arbeit Lulićs
ist: Er übersetzt Objekte von einer Umgebung in eine andere oder ändert ihren gewohnten
Gebrauch, um die vermeintlich bekannte Wirklichkeit mit neuen Bedeutungen aufzuladen.
PENTHOUSE / HALUDOVO HOTEL
Hart und weich Nr.1, 2002
Hart und weich Nr.2, 2002
A Shelter from a Sunny Day, 2003
MAK – Osterreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Dejan Karaklajić und Jovan Aćin
Mi neprodajemo holivud [Wir verkaufen nicht Hollywood], 1972
16mm-Film, übertragen auf Video
Jugoslovenska kinoteka, Belgrad
Im LENTOS werden drei Installationen gezeigt, die alle mit dem Hotelkomplex Haludovo zu tun
haben. Diese Hotelanlage stand in Malinska auf der kroatischen Insel Krk und wurde 1972
eröffnet. Damals war Kroatien noch Teil des kommunistischen und blockfreien Jugoslawien. Die
Anlage war ein gemeinsames Projekt eines örtlichen selbstverwalteten Unternehmens mit dem
Amerikaner Bob Guccione, Gründer und Herausgeber des Softporno-Magazins Penthouse. Die
Möglichkeit einer solchen Kooperation zeigt die besondere Position des blockfreien Jugoslawien,
das als kommunistisches Land nicht Teil des Ostblocks war. Lulić schuf mehrere Installationen, die
sich auf Fragmente der Architektur des Hotelkomplexes beziehen, welcher von Boris Magaš
entworfen wurde: Die Holzdecke in der Hotelbar, der Beton-Pool im Freien sowie das dortige
Sonnendach werden von Lulić in skulpturale Installationen überführt. Seinen Installationen stellte
er den Kurzfilm Wir verkaufen nicht Hollywood zur Seite. Dieser dokumentiert die Eröffnung des
Hotelkomplexes: Darin treffen die ländliche Inselbevölkerung auf den internationalen Jetset
inklusive Penthouse Girls und kommunistische Lokalpolitiker und Unternehmensangehörige auf
den kapitalistischen Penthouse-Herausgeber, der als Genosse Guccione begrüßt wird. Bei dieser
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Werkgruppe geht es dem Künstler nicht nur um die Form. Lulić thematisiert über ästhetische und
räumliche Aspekte hinaus die ideologischen Hintergrunde, die auf die Form Einfluss haben. Dafür
recherchierte er zu diesem Hotel, lange bevor im internationalen Kunstdiskurs die jugoslawische
Moderne ins Bewusstsein ruckte. Lulić behandelt hier Moderne, Ideologie, Kalter Krieg,
Körperpolitik und Ökonomie in einem Projekt, das sich in mehreren raumgreifenden Arbeiten
artikuliert, die im LENTOS installativ zu erfahren sind:
Hart und weich Nr.1, Hart und weich Nr.2 und A Shelter from a Sunny Day.
MODERNE / MODERNITY IN YU
Verbesserte Partisanendenkmäler
Verbessertes Partisanendenkmal (Kozara), 2001/2017
Verbessertes Partisanendenkmal (Kragujevac), 2001
Verbessertes Partisanendenkmal (Kosmaj, polychrom), 2005/2010
Verbessertes Partisanendenkmal (Kosmaj), 2005/2016
Metallisé, 2002
Verbessertes Partisanendenkmal (Jasenovac), 2002
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler
Privatsammlung, Berlin
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler
Sammlung Neff, Frankfurt
evn Sammlung, Maria Enzersdorf, Osterreich
Abstrakte Skulpturen aus Ex-Jugoslawien dienten Lulić als Ausgangspunkt der Verbesserten
Partisanendenkmäler. Es handelt sich um kommunistische Denkmaler des Antifaschistischen
Widerstandskampfes. Diese werden verändert, indem ihnen ihre Monumentalität und ursprüngliche
Materialität genommen wird. So z. B. auch im Fall der orangefarbenen Skulptur Verbessertes
Partisanendenkmal (Jasenovac), die sich auf das Denkmal an der Gedenkstatte Jasenovac
bezieht. Dieses ist grau, von immenser Größe und steht an der Stelle des größten kroatischen
Konzentrationslagers des 2. Weltkriegs. Das Denkmal ist ein Werk des Architekten Bogdan
Bogdanović, wurde aus Beton gegossen und 1966 zur Erinnerung an die dort vom faschistischen
Ustascha-Regime gefangenen und getoteten Menschen errichtet. Mit seiner ungegenständlichen
Formensprache kehrte sich Bogdanović von der figurativen Skulpturenauffassung des
sozialistischen
Realismus ab und knüpfte stattdessen an die modernistische Avantgarde der Vorkriegszeit an.
Lulić untersucht die Besonderheiten dieser Denkmaler und zeigt damit, dass es nicht nur eine
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Moderne gibt, sondern viele unterschiedliche. Dies hangt mit der besonderen geopolitischen Lage
zusammen:
Die Nähe zu künstlerischen Entwicklungen außerhalb des Ostblocks entsprach der anti-
stalinistischen Politik des kommunistischen Staatsgründers Josip Broz Tito (1945 bis 1980). Tito
war nicht nur Staatspräsident Jugoslawiens, sondern ab 1961 auch Generalsekretar der
weltumspannenden Blockfreien Bewegung. Weder dem amerikanischen noch dem sowjetischen
Militär- und Wirtschaftsblock anzugehören, schien nur durch den dritten Weg der Blockfreiheit
möglich. Diese erlaubte es jugoslawischen Künstlerinnen, direkte Kontakte zu west- wie
osteuropäischen Kollegen und deren Arbeit zu unterhalten und eine eigene Formensprache zu
entwickeln, die in vielen Partisanendenkmalern sichtbar wird.
Bife Tito, 2001
Belvedere, Wien
Bife heißt auf Kroatisch Buffet und wird auch synonym fur Kneipe verwendet. Bife Tito bedeutet in
diesem Sinn übersetzt „Titos Kneipe“. Auch ohne diesen Kontext erinnert das Objekt aufgrund
seiner Hohe an eine Theke. Diese Theke hat die Form der Hälfte der 1450 Meter langen
Betonbrücke, die seit 1980 das kroatische Festland mit der Insel Krk verbindet. Sie wurde bei ihrer
Erbauung aufgrund ihrer Lange und wegen des freistehenden Betonbogens als architektonische
Errungenschaft gefeiert. Bei Lulić wird aus der technisch fortschrittlichen Betonbrücke Titos, die
aktuell saniert wird, eine Schank aus MDF-Platten. Man kann Titel und Objekt auch als Hinweis auf
ein untergegangenes System lesen, dessen Bruchstucke noch vorhanden sind und auf eine
Auseinandersetzung warten. Bife Tito war 2001 erstmals im Atelier Augarten ausgestellt. Dort
gestaltete Lulić in der Ausstellung Objekte. Skulptur in Österreich nach 45 den Themenraum
„Kunst und Kalter Krieg“.
Entertainment Center Mies (orange), 2003
Walter, 2003/2017
Privatsammlung, Berlin
Wie bei den Verbesserten Partisanendenkmälern beschäftigt sich Lulić hier mit Denkmalern des
antifaschistischen Widerstands. Doch der Kontext der Denkmäler ist ein anderer als das
Nachkriegs-Jugoslawien und betrifft die Anfangsjahre der Weimarer Republik. Der Bauhaus-
Direktor Walter Gropius entwarf 1921 das Denkmal für die Märzgefallenen in Weimar, das dem
Gedenken der Opfer des nationalistischen Kapp-Putsches 1920 gewidmet war. Darauf bezieht sich
Lulićs Arbeit Walter. Nach dem Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch deutsche
Nationalisten am 15. Januar 1919 entwarf der Architekt Ludwig Mies van der Rohe 1926 zur
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Erinnerung an diese ein Denkmal in Berlin. Beide Denkmaler verwenden eine radikal
modernistische, gegenstandslose Formensprache. Als Modelle sind sie jenseits ihres politischen
Inhalts auch Demonstrationen der konstruktivistischen Architektur. Kann eine architektonische
Form Ausdruck eines politischen Inhalts sein? Mies van der Rohe war 1934 bereit, Auftrage von
Nationalsozialisten anzunehmen, die sein Berliner Denkmal aus ideologischen Gründen zerstört
hatten. Indem Lulić die beiden Denkmaler in Material, Farbe und Maßstab verändert sowie mit
Titeln versieht, die ihrer politischen Bedeutung zuwiderlaufen, de monumentalisiert er sie. Die
Denkmaler werden zum möbelartigen Modell Walter und zum Entertainment Center Mies.
Hommage Otti Berger, 2004
Belvedere, Wien
Die Textildesignerin Otti Berger (Otilija Ester Berger) wurde 1898 in Zmajevac geboren, das
damals zu Osterreich-Ungarn gehörte, und war ab 1919 jugoslawische Staatsangehörige. Sie
besuchte die höhere Mädchenschule in Wien, die Königliche Kunstakademie und
Kunstgewerbeschule in Zagreb und anschließend am Bauhaus Dessau den Vorkurs bei Laszlo
Moholy-Nagy sowie den Unterricht von Paul Klee. 1930 schloss sie in der dortigen Weberei ihre
Ausbildung ab, die sie nach dem Weggang der vorherigen Leiterin (Gunta Stolzl) auch
interimistisch leitete. Anschließend wurde sie Stellvertreterin der neuen Leiterin der
Webereiwerkstatt (Lilly Reich). 1932 verließ Berger das Bauhaus und eröffnete ein Textil-Atelier in
Berlin. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie 1936 mit einem Berufsverbot belegt. Sie
emigrierte nach London und wollte von dort weiter in die USA. 1938 fuhr die Künstlerin zu ihrer
schwer kranken Mutter nach Jugoslawien. Sie bekam kein Einreisevisum in die USA mehr. 2005
werden in Yad Vashem in Israel Daten aus Russland bekannt, aus denen hervorgeht, dass Berger
am 27. April 1944 im Konzentrationslager Auschwitz getötet wurde. Lulić widmet Hommage Otti
Berger der Bauhauskünstlerin. Verkleinert er sonst monumentale Denkmaler, geht er hier den
umgekehrten Weg: Hommage Otti Berger ist ein großformatiger Vorhang, der im weitesten Sinne
an Bergers kleinformatige Textilarbeiten angelehnt ist. Etwas Leichtes, Faltbares,
Transportierbares wird somit zum Denkmal erklart.
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PERFORMATIVE SKULPTUREN
Reactivation (Circulation in Space), 2002/2004
Sammlung Teiser, Arnsberg
Was passiert, wenn ein Künstler den Titel einer Skulptur wörtlich nimmt? Er wird zum Performer.
Es begegnen sich der menschliche Körper und eine statische Skulptur aus Metallringen. Diese
Arbeit des Bildhauers Vojin Bakić, 1915 in Kroatien geboren, tragt den Titel Cirkulacija u prostoru I
(Zirkulation im Raum I). Die Skulptur steht vor dem Museum fur Gegenwartskunst in Belgrad. Man
kann anhand der Fotoserie erkennen, dass die körperliche Aktion eine gewisse Anstrengung
erforderte. Lulić fuhrt eine große Bandbreite an Bewegungen vor. Manches erinnert an Posen der
Performance-Kunst der 1970er-Jahre, anderes an Denkmaler fur Gefallene. Gebrochen wird die
Performance durch Posen, die an Turnübungen oder schlechtes Yoga erinnern. Die Idee, sich am
Skulpturenbegriff der Moderne abzuarbeiten, findet hier eine wortwörtliche, akrobatische und
humorvolle Entsprechung.
Die Arbeit Reactivation (Circulation in Space) kann als Vorläufer von Lulićs Performances und
performativen Videos gelten.
Kosmaj Monument, 2015 (Blackbox)
Video, 9‘48‘‘ Min.
Proposal for a Workers’ Monument, 2014 (Blackbox)
Video, 10‘25‘‘ Min.
Jasenovac, 2010 (Blackbox)
Video, 9‘ Min.
Space-Girl Dance 2009, 2009
Video, 3‘ Min.
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Sammlung der Aksenov Family Foundation
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Die drei in der Blackbox projizierten Videos haben einen ähnlichen Ansatz. Lulić arbeitet mit
TänzerInnen zusammen, die in einer Choreographie, welche sie mit ihm entwickeln, einen Dialog
mit einem Denkmal oder einer Skulptur im öffentlichen Raum herstellen.
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Der Künstler hat seit 2009 eine Reihe verwandter Arbeiten geschaffen, wie Jasenovac oder
Space-Girl Dance 2009. Wie bei den Verbesserten Partisanendenkmälern und anderen
modernistischen Nachbauten geht es ihm hier auch um Raumpraxis, d. h. um das Ausloten des
Verhältnisses Körper und Raum, Körper und Skulptur. Es ist ein ähnlicher Prozess des Begreifens,
der Demonumentalisierung und des Aufladens wie bei den erwähnten skulpturalen Arbeiten, nur ist
die Methode eine andere. Nicht die Schrumpfung und Veränderung eines Objekts steht im
Vordergrund, sondern das Erfahren einer Skulptur (eines Raums) durch das tänzerische Besetzen
eines Ortes (Proposal for a Workers’ Monument, Space-Girl Dance 2009) oder durch einen Dialog
mit und uber ein Denkmal, das die TänzerInnen während der Performance nur im Kopf haben
(Kosmaj Monument, Jasenovac).
Kosmaj Monument bezieht sich auf ein Partisanendenkmal in der Nähe von Belgrad auf dem Berg
Kosmaj, es wurde in einem modernistischen Kulturzentrum in Belgrad gedreht. Kosmaj Monument
wurde in der Ausstellung Spomenici Revolucije (Denkmäler der Revolution) 2015/16 gezeigt, die
Lulić als Doppelpersonale mit dem kalifornischen Künstler Sam Durant im MAK Center in Los
Angeles hatte.
Lulić schuf seine Arbeit Proposal for a Workers’ Monument auf Einladung der Schweizer
Plastikausstellung in Biel, einer Arbeiterstadt in der Schweiz. Dieses alle fünf Jahre stattfindende
Skulpturenprojekt war 2014 mit Le Mouvement (Bewegung) betitelt. Diese Ausgabe befasste sich
mit den Skulpturen in der Stadt, der Nutzung des öffentlichen Raums und der temporaren
Begegnung zwischen menschlichen Körpern und dauerhaften Skulpturen. Ausgangspunkt und Ort
für die Choreografie von Proposal for a Workers’ Monument war die Skulptur Farbige Baumruine
des Schweizer Künstlers Franz Eggenschwiler aus dem Jahr 1975. Die TänzerInnen in farbiger
Kleidung besetzen mit ihren
Bewegungen, die vor und auf dem Objekt stattfanden, die Skulptur im wahrsten Sinne des Wortes.
Wie bei vielen seiner Projekte geht es Lulić bei den gezeigten Videos nicht nur um den physischen
Raum, sondern auch den sozialen, den ideologischen und den Erinnerungsraum.
Objekt für zwei PerformerInnen, 2015/2017
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Die Installation soll dazu einladen, sie zu durchqueren und darin zu posieren. Die BetrachterInnen
werden in dem Moment Teil der Arbeit, in dem sie die vorgegebene „Buhne“ betreten. Die Farben
der Objekte erinnern an die Farbgebung von Franz Eggenschwilers Baumruine, die Lulić in
Proposal for a Workers’ Monument als Performanceort wählte. Die einzelnen Objekte der
Installation konnten aber in Lulićs Vorstellung auch Fragmente einer anderen, zerlegten
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modernistischen Skulptur sein. Ein Modell aus Bruchstucken bietet sich den Besuchern als eine
Art von Parcours an. (Nachgebaute) Moderne, die bespielt werden darf.
Ohne Titel (Körperstudie 1–5), 2004–2010
Videos, 0‘57‘‘, 1‘34‘‘, 1‘12‘‘, 0‘40‘‘, 0‘58‘‘ Min.
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Als Tableaux vivants (lebende Bilder) konnte man diese fünf Videos bezeichnen. Schon seit dem
18. Jahrhundert existiert der Brauch, Denkmaler oder Gemälde mit Menschen nachzustellen.
Welches Kunstwerk konnte für diese Dreiergruppe der Ausgangspunkt gewesen sein? Tragen hier
Hypnos und Thanatos den toten Sarpedon oder ist gar der tote Christus nach der Kreuzabnahme
gemeint? Bildtraditionen wie den hier genannten (aus der Antike und dem Christentum) folgen
auch einige Partisanendenkmaler in der Formensprache des sozialistischen Realismus. Ein
solches Denkmal aus Istrien stand hier Pate für einen slapstickhaften Auftritt des Künstlers, von
Künstlerkollegen und Mitarbeitern des Aufbauteams. Die Dauer der jeweiligen Videos ergab sich
dadurch, wie lange es gelang, einen „verwundeten Partisanen“ zu tragen.
ARCHITEKTUR
Corner (Lulic House No.1), 2006
Lulic House No.1 (Weekend Utopia) – Modell silber, 2005
MAK – Osterreichisches Museum fur angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien
Lulic House No.1 (Weekend Utopia) war ein bildhauerisches Projekt im erweiterten Sinn – in Form
eines echten Hauses. Es war ein Fertigteilhaus, das vom Kunsthaus Bregenz und der Firma
Oa.sys nach dem Entwurf des Künstlers angefertigt wurde. Wie in vielen seiner Arbeiten sind
Verweise auf die Moderne im Spiel – das Haus ist ein abgewandelter Nachbau des Frey House
No.1 in Palm Springs. Lulić thematisierte das Haus in mehreren Ausstellungen, in denen das
Modell, Entwurfe für die Einrichtung des Hauses oder abstrakte Objekte, die sich auf die
Architektur des Gebäudes bezogen, wie Corner (Lulic House No.1), gezeigt wurden. Mit dem
gesamten Projekt wirft der Künstler die Frage auf, wo die Architektur beginnt und die Kunst aufhört
− und umgekehrt.
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KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM / POPKULTUR / IDENTITÄT
Modell für ein Denkmal für Migration in Perušić, 2004
Privatbesitz, Wien
Bei Modell für ein Denkmal für Migration in Perušić liest man “LULIĆ survived the TITANIC”. Darin
geht es um ein konkretes historisches Ereignis und um jemanden namens Lulić. Allerdings handelt
es sich nicht um Marko, sondern um Nikola Lulić, der als Passagier der dritten Klasse die Titanic
überlebt hat. Man kann die Arbeit als Entwurf für eine Skulptur im öffentlichen Raum, im kleinen
kroatischen Ort Perušić, fur die es nie einen Auftrag gab, sehen oder als Kunstwerk, das auch
allgemein über Migration erzählt.
Architekturmodell postrevolutionärer Spielplatz, 2006/2007
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Das Architekturmodell postrevolutionärer Spielplatz erinnert an die umgestoßenen Denkmaler seit
1989, sowie an abgeschnittene, bronzene Diktatorenkopfe. Indem Lulić seinen eigenen Kopf an
diese Stelle setzt, zeigt er auf, dass politische Geschichte sich nicht aus gesicherter Distanz
beobachten lasst, sondern immer auch die eigene Identität involviert. Lulić arbeitet zwar immer mit
geschichtlichen Verweisen, widmet sich dabei aber der Gegenwart und der Zukunft. Geschichte
interessiert ihn vor allem als Überprüfungsmechanismus für die Jetztzeit.
Ohne Titel (Lichtung) [Untitled (Clearance)], 2010
Stadt Schüttorf
Lichtung war ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum und entstand im Dialog mit den lokalen
AnrainerInnen. Dabei wurden die sozialen und städtischen Bedingungen vor Ort einbezogen. Die
Rademacher Kugellampen, die im kleinen Ort Schüttorf, im Sudwesten Niedersachsens gelegen,
als Straßenlampen dienten, mussten vor einigen Jahren weichen, offiziell wegen der EU
Lampenverordnung. Lulić sah aber, dass auch die 70er-Jahre-Formensprache der Lampen vielen
BewohnerInnen und Beamten der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge war.
Der Künstler, der zum Skulpturenprojekt raumsichten geladen war und dafür Lichtung entwickelte,
provozierte bewusst: Er schlug der Stadt vor, ihr 34 Lampen, die sie ohnehin entsorgen wurde,
wieder zu verkaufen, indem er im Stadtraum daraus eine Installation in Form eines „Lampenwalds“
schuf. Was als Einzelobjekt für viele unerträglich war, wurde nun als Installation geballten Lichts
von den AnrainerInnen positiv aufgenommen.
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Der Stoff, aus dem Träume sind, 2010
Kunst im öffentlichen Raum Steiermark
In Graz arbeitete Lulić mit BewohnerInnen der Terrassensiedlung, die in den 1970er-Jahren als
progressives Gebäude errichtet wurde. Der Künstler entwickelte die Arbeit in mehreren Sitzungen
über ein halbes Jahr mit einer wechselnden Gruppe von ungefähr dreißig Leuten. Die größte
Schwierigkeit bestand darin, zwischen zwei Gruppen der BewohnerInnen einen gemeinsamen
Nenner zu finden. Es gab BetonliebhaberInnen (oft ArchitektInnen, die damals das Gebäude
mitentworfen und dann eingezogen sind) und BetonhasserInnen (Leute, die den Baustoff in ihrem
Bewusstsein komplett verdrängten und sich auf begrünte Terrassen und Hofe konzentrierten).In
einem komplexen Prozess gelang es, die Gemeinsamkeit zu finden: Der Stoff, aus dem Träume
sind.
Psychogeography, 2013
Wien Museum
Bei Psychogeography verbindet sich das Ortsbezogene mit dem Biografischen. Hinzu kommt noch
die Bewegung in der Stadt. Der Künstler hat sich vom Situationisten Guy Debord den Titel
Psychogeography geborgt. Hierbei erwandert Lulić seine eigene Biografie. Er suchte in diversen
Stadtteilen Wiens die Hauser auf, in denen er in seinem bisherigen Leben gewohnt hatte. In einem
performativen Akt wurden vom Künstler die Häuserwände auf Papier abfrottiert. Die Wahl der ein
wenig verstaubten Frottiertechnik war bewusst. Der Künstler bezieht sich auf bestimmte Epochen
der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, wie Surrealismus und Abstrakten Expressionismus,
welche das Unbewusste sehr betonten und automatistisch zeichneten oder malten. Lulićs
Bezugnahme ist eine gebrochene und ironische, da er den psychischen Prozessen in der Kunst
nicht die gleiche „heilige“ Rolle beimisst wie die Künstlerinnen der genannten Epochen.
Abbazia, 1999
Video, 13‘53‘‘ Min.
Sunset und Umgebung, 1997/1999
Video, 6‘ Min.
Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Privatbesitz, Los Angeles
Beide Videos haben das Erforschen und Erfassen durch Bewegung zum Thema. Somit handelt es
sich um die gleiche konzeptuelle Arbeitsweise wie bei den Videos, die in der Blackbox im großen
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Saal gezeigt werden. Mit dem Unterschied, dass dieses buchstäblich gemeinte Begreifen hier nicht
wie beim Tanz mit dem Körper geschieht, sondern mit der Kamera und ihrer Bewegung. Auch hier
geht es wie in anderen Arbeiten sowohl um das Schaffen neuer Lesarten, in diesen zwei Fallen in
Bezug auf Orte, als auch deren (pop)kulturelle Bedeutung.
Für Abbazia unternimmt Lulić in Wien eine Fahrt mit der U6 zum Urban-Loritz- Platz. Er nimmt ein
Haus am Gürtel auf, an dem in den 1970er- und 1980er-Jahren das Abbazia Kino stand. Das war
ein Programmkino, in dem ausschließlich Eastern (umgangssprachlich für Kung-Fu-Filme) liefen.
In seinen Kindertagen verbrachte der Künstler ganze Samstage im Abbazia Kino. Kung Fu-Filme
boten in den 1970er-Jahren quer durch die Kulturen eine Identifikationsfläche für diverse
Minderheiten. Klasse und Popkultur kommen ins Spiel, zwei Begriffe, die in Lulićs Werk eine
zentrale Rolle spielen.
In Los Angeles drehte er Sunset und Umgebung, ein Video, das auf Ed Ruschas Künstlerbuch
Every Building on the Sunset Strip verweist. Anders als in Ruschas Buch werden die Gebaude, die
sich am Sunset Boulevard aneinander reihen, hier nicht fotografiert, sondern mit der Videokamera
vom Auto aus aufgenommen. Die Gebäude ziehen am Betrachter vorbei. Da wegen Gegenverkehr
keine Kehrtwende möglich ist, muss irgendwann in eine Nebenstraße eingebogen werden, um so
umzudrehen und den Sunset Boulevard auch in entgegengesetzter Richtung aufnehmen zu
können. So erfahrt der Sunset durch Lulićs Intervention den ebenso sachlichen wie trivialen
Sunset und Umgebung.
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Pressebilder
Pressebilder stehen für die Dauer der Ausstellung auch auf www.lentos.at zum Download bereit.
Lizenzfreie Nutzung unter Angabe der Bildcredits nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung
zur Ausstellung.
Marko Lulic, Entertainment Center Mies (orange), 2003 Privatsammlung, Berlin Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler Foto: Stephan Lugbauer
Marko Lulic, Museum of Revolution, 2010 Installationsansicht 21er Haus Belvedere, 2010 Sammlung Belvedere, Wien Foto: Marko Lulic
Marko Lulic, Hart und weich Nr. 1, 2002 Ausstellungsansicht Durch weichen Beton, Grazer Kunstverein, Graz, 2002 Sammlung MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst Foto: Susanne Stadler
Marko Lulic, Hart und weich Nr. 2, 2002 Ausstellungsansicht Durch weichen Beton, Grazer Kunstverein, Graz, 2002 Sammlung MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst Foto: Susanne Stadler
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Marko Lulic, Proposal for a Workers’ Monument, 2014 Produziert für Le Mouvement, Schweizer Plastikausstellung, Biel Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Marko Lulic, Objekt für zwei PerformerInnen, 2015 Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler
Marko Lulic, Reactivation (Circulation in Space), 2002/04
Sammlung Teiser, Arnsberg Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler
Marko Lulic, Proposal for a Workers’ Monument, 2014 Produziert für Le Mouvement, Schweizer Plastikausstellung, Biel Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
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Marko Lulic, o.T. (Lichtung), 2010 Kunst im öffentlichen Raum, produziert für raumsichten Permanente Installation Stadt Schüttorf Foto: Stephan Konjer
Marko Lulic, Proposal for a Workers’ Monument, 2014 Produziert für Le Mouvement, Schweizer Plastikausstellung, Biel Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Marko Lulic, Verbessertes Partisanendenkmal (Kosmaj, polychrom), 2005/2010 Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler Foto: Marko Lulic
Marko Lulic, o.T. (Lichtung), 2010 Kunst im öffentlichen Raum, produziert für raumsichten Permanente Installation Stadt Schüttorf Foto: Helmut Claus
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Marko Lulic, Death of The Monument, 2009 Installationsansicht Erich Hauser Stiftung, Rottweil Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler
Marko Lulic, Hommage Otti Berger, 2004 Sammlung Teiser, Arnsberg Foto: Alistair Overbruck
Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.
Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.
Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.
Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.
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Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.
Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.
Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.
Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.