DIE KONSTRUKTION VON KONTINUITÄT UND
ANSCHLUSSFÄHIGKEIT IM ARBEITSFELD DER
JUGENDHILFE
- EINE ARTEFAKTANALYSE AM BEISPIEL EINES KONTAKTBUCHES -
Lisa Maria Groß • Universität Trier • Erziehungswissenschaft • Master „Organisation von Wissen“ Frankfurt/a. M., den 23.05.2014
GLIEDERUNG 1. Thematik und Fragestellung
2. Vorstellung der Organisation – Die Pädagogische Lernhilfegruppe
3. Die Artefaktanalyse
3.1 Das Kontaktbuch als Artefakt
3.2 Methodische Vorgehensweise
4. Elaboration der zentralen Ergebnisse
5. Diskussion
Literatur- und Quellenverzeichnis
1. THEMATIK UND FRAGESTELLUNG
„Den Hintergrund schulischer Probleme bilden oft erzieherische
Probleme bzw. Probleme in der Familie. […] Zeitgemäße Jugendhilfe,
insbesondere die Angebote und Träger im Rahmen der Hilfen zur
Erziehung, sind auf eine stärkere Zusammenarbeit mit der Schule
angewiesen. Ihr Auftrag, erzieherische Defizite abzubauen und die
soziale Integration zu ermöglichen, kann nur mit der Schule erreicht
werden. So sollten die Klassenlehrer möglichst in das
Hilfeplanverfahren nach §36 SGB VIII einbezogen, kontinuierlich
informiert und bei Absprachen beteiligt werden.“
(Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge 2001, S. 1169)
1. THEMATIK UND FRAGESTELLUNG
Inwiefern werden in einer ausgewählten Organisation der
Jugendhilfe mittels des Kontaktbuches Kontinuität und
Anschlussfähigkeit konstruiert?
2. VORSTELLUNG DER ORGANISATION
– DIE PÄDAGOGISCHE LERNHILFEGRUPPE
Ambulante Maßnahme der Hilfen zur Erziehung nach §30 SGB VIII (in Kleingruppen)
Schulische Stabilisierung
Aufarbeitung von Verhaltensauffälligkeiten Entwicklungsfördernde Freizeitgestaltung
Kommunikation durch Kontaktbuch
3. DIE ARTEFAKTANALYSE
Ziel der Forschungsarbeit: Interpretative Organisationsanalyse
Rekonstruktion der sozialen Wirklichkeit der Pädagogischen Lernhilfegruppe
Forschungsmethode: Artefaktanalyse
Artefakte = „Materialisierungen von Kommunikation“ (vgl. Froschauer 2009)
= „Objektivationen sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher
Verhältnisse“ (vgl. Lueger 2010)
3.1 DAS KONTAKTBUCH ALS ARTEFAKT
3.2 METHODISCHE VORGEHENSWEISE
1.
INNERE
DIFFERENZIERUNG
2.
ALLTAGSKONTEXTUELLE
SINNEINBETTUNG
3.
STRUKTURANALYSE
4.
KOMPARATIVE
ANALYSE
Dekonstruktion des Artefakts Integration in den
Gesamtzusammenhang der Organisation
In Anlehnung an Froschauer (2009) und Lueger (2010)
4. ELABORATION DER ZENTRALEN ERGEBNISSE
Kontaktbuch = Kontinuität?
! Etablierung einer kontinuierlichen „interaction order“ (vgl. Goffman 1982)
Konstruktion von „Gleichförmigkeiten, Regularitäten, Geordnetheiten“
(vgl. Bergmann 2013)
! Kontinuierliche Strukturierung des Tagesablaufes
systematische Zeitstrukturierung
kontinuierliche Produktion eines „gläsernen“ Jugendlichen
4. ELABORATION DER ZENTRALEN ERGEBNISSE
Kontaktbuch = Anschlussfähigkeit ?
Anschlussfähigkeit des Klienten
an die Gesellschaft (v.a. Schule)
Anschlussfähigkeit der an der Hilfe
beteiligten Systeme (Jugendhilfe und Schule)
! Anschluss zu organisationsexternen
Lebenswelten der Grenzsysteme
! Kontaktbuch als „Grenzobjekt“
(vgl. Hörster//Köngeter/Müller 2013)
! Konstruktion des Jugendlichen als „Fall“
(vgl. Foucault 1994)
! Reaktion auf abweichendes Verhalten
(Normal-Werdung) (Foucault 1994)
! Kontaktbuch als Kontrollmittel
(vgl. Foucault 1994)
5. DISKUSSION
Je gefährdeter die soziale Teilhabe des
Jugendlichen wahrgenommen wird, desto intensiver
muss der Kommunikationsaustausch zwischen den
Systemen Jugendhilfe und Schule sein.
Wie soll die Kooperation zwischen Jugendhilfe und
Schule im Hilfeplanverfahren gestaltet sein? Und
wo liegen die Grenzen der Einflussnahme auf die
Lebenswelten der Jugendlichen?
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS
BERGMANN, JÖRG (2013): Die Trivialität der Katastrophe – Situationen als Grenzobjekte. In: Hörster,
Reinhard/Köngeter, Stefan/Müller, Burkhard [Hrsg.]: Grenzobjekte. Soziale Welten und ihre Übergänge.
Wiesbaden: Springer VS, S. 285-299.
DEUTSCHER VEREIN FÜR ÖFFENTLICHE UND PRIVATE FÜRSORGE (2001): Weiterentwickelte Empfehlung
und Arbeitshilfe für den Ausbau und die Verbesserung der Zusammenarbeit der Kinder- und Jugendhilfe mit der
Schule. DV 10/01 AF II, 09. März 2001. Frankfurt am Main.
FOUCAULT, MICHEL (1994): Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Aus dem Französischen
übersetzt von Michaela Ott. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
FROSCHAUER, ULRIKE (2009): Artefaktanalyse. In: Kühl, Stefan [Hrsg.]: Handbuch Methoden der
Organisationsforschung. Quantitative und Qualitative Methoden. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften/GWV Fachverlag GmbH, S. 326-347.
GOFFMAN, ERVING (1982): The interaction order. In: American Soziological Association (1982), p. 1-17.
HÖRSTER, REINHARD/KÖNGETER, STEFAN/MÜLLER, BURKHARD (2013): Grenzobjekte und ihre
Erfahrbarkeit in sozialen Welten. In diess. [Hrsg.]: Grenzobjekte. Soziale Welten und ihre Übergänge. Wiesbaden:
Springer VS, S. 11-36.
LUEGER, MANFRED (2010): Interpretative Sozialforschung: Die Methoden. Wien: Facultas Verlags- und
Buchhandels AG.