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Page 1: Die Uni studieren · ner zahlreichen Werke über Kriegschirurgie und Erste Hilfe. »Er hat auf mehreren Gebie-ten der Chirurgie Bahnbrechendes geleistet«, so Andree. Die Abbindung

unizeit | aktuelles | seite 2 5.2.2005

Friedrich Esmarch wurde 1823 inTönning geboren und stammte aus einer altenschleswig-holsteinischen Pastoren- und Juris-tenfamilie. Er wählte wie sein Vater den Arzt-beruf. »Wie viele bedeutende Mediziner warvon Esmarch nur ein höchst mittelmäßigerSchüler, der nach heutigen Maßstäben nie-mals zum Medizinstudium zugelassen wor-den wäre, so wie später etwa Billroth oderSauerbruch«, schreibt Professor ChristianAndree in einem Artikel über die Geschichteder Klinik für Unfallchirurgie. »Erst währenddes Studiums zeigten sich nämlich die Bega-bung und das Interesse von Esmarchs für dieMedizin, er hatte allerdings auch die bestenLehrer, die man sich in jener Zeit denkenkann, nämlich von Langenbeck, der 1847 inKiel die Äthernarkose einführte, und Stro-meyer, bei dem sich von Esmarch habilitierenkonnte«, so der Kieler Medizinhistoriker. Sei-ne beiden Lehrer waren im Erhebungskriegbei dem Aufbau des Sanitärdienstes in derschleswig-holsteinischen Armee betätigt. ImJahr 1848 promovierte Esmarch zum Doktorder Medizin, nachdem er an den Universitä-ten von Kiel und Göttingen studiert hatte. Ab1854 war er als Nachfolger Strohmeyers, des-sen Schwiegersohn er wurde, Direktor desChirurgischen Klinikums in Kiel, wo er sichbesonders mit der Kriegschirurgie befasste. Im Krieg erwarb er sich große Verdienste umdie Lazarette. Esmarch nahm als Chirurg anden Kriegen 1948, 1864, 1866 (Deutsch-Däni-sche Kriege) und 1870/71 teil. Seine Erfah-rungen dort gingen unter anderem in seinumfassendes Handbuch der Kriegschirurgi-schen Technik (1877) ein. Das ist nur eins sei-ner zahlreichen Werke über Kriegschirurgieund Erste Hilfe. »Er hat auf mehreren Gebie-ten der Chirurgie Bahnbrechendes geleistet«,so Andree. Die Abbindung von Oberarm undOberschenkel zur Blutstillung als Erste Hilfe-Maßnahme bei Verletzungen oder zur Vorbe-

reitung von Operationen wurde nach ihm›Esmarch’sche Blutleere‹ genannt. »DieseGeschichte mit der Blutleere, was man bisdahin nicht gemacht hatte, ist so einfach wiegenial.« 1870 wurde Esmarch Generalarzt und bera-tender Chirurg der Armee. Er entwickeltesich zu einem der bedeutsamsten Unfallchi-rurgen und hat sich später auch einen Namengemacht als Mitbegründer der Ersten Hilfe inDeutschland. Im Sommer 1881 hielt sich Esmarch in Londonauf und lernte die »St. John’s AmbulanceAssociation« kennen. Diese Rettungsorgani-sation hatte überall in England Sanitätsschu-len eingerichtet und freiwillige Helfer für denRettungs- und Sanitätsdienst ausgebildet.Nach seiner Heimkehr begann EsmarchAnfang 1882 mit den Vorbereitungen zu einemersten deutschen Samariterkursus in Kiel. Indiesem Zusammenhang entstand auch seinWerk »Die erste Hülfe bei plötzlichen Un-glücksfällen – Ein Leitfaden für Samariter-Schulen«, das zu den bekanntesten Erste-Hil-fe-Leitfäden gehörte, in den folgenden Jahr-zehnten schließlich in fast 30 Sprachen über-setzt wurde und im Jahre 1931 seine 50. Auf-lage erlebte. Es folgte am 5. Mai 1882 die

Gründung des »Deutschen Samariter-Vereins«in Kiel. Damit gab er den entscheidendenAnstoß zum Aufbau von Unfall- und Kranken-hilfsdiensten in anderen Städten Deutsch-lands.Esmarch war aber nicht nur eine medizinischeGröße, sondern durch seine zweite Heirat(1872) mit einer Tante der Kaiserin auch einegesellschaftliche. In seinem Haus war regel-mäßig der Hochadel zu Gast. Andree: »Nachdem Tod seiner ersten Frau, wurde Esmarchsehr schnell wieder geheiratet. Nicht er hatgeheiratet, sondern er wurde geheiratet, somuss man es schon sagen.« Prinzessin Hen-riette von Schleswig-Holstein aus dem HauseSonderburg-Augustenburg (geb. 1833), dieresolute Tante von Kaiserin Auguste, der FrauKaiser Wilhelms II., beschloss, den renom-mierten Arzt zu heiraten. »Durch die Verbin-dung zum Kaiserhaus hatte Esmarch ein enor-mes Ansehen, und Kaiser Wilhelm II., der vielin Kiel war, gab auch der Uni Auftrieb«, betontAndree. Esmarch selbst wurde 1887 vom Kai-ser geadelt.Der Medizinhistoriker Andree kann aber auchNegatives über Esmarch berichten. So hat erseinen Assistenten und Oberarzt, ProfessorGustav Adolf Neuber, 1883/84 aus der Chi-

rurgischen Klinik verdrängt. Neuber war sehrunzufrieden mit den damaligen Operations-erfolgen. Zu seiner Zeit starben viele Men-schen an den Folgen der Operation, an Wund-infektionen. Seine Verbesserungsvorschlägekonnte er aber unter Esmarch nicht durchset-zen. Andree: »Esmarch sieht in dem fähigenNeuber einen Konkurrenten, und sie könnennicht mehr miteinander.« Daraufhin kaufteNeuber im Jahr 1885 das Wohnhaus amKönigsweg 8 und baute es zu einer Klinik um.Dort verwirklichte er, weltweit als erster,hygienische Grundsätze, die heute noch alsbahnbrechend für das keimarme Operierengelten. Esmarch wurde 1903 anlässlich seines 80.Geburtstags zum Ehrenbürger der Stadt Kielernannt, wegen seiner Verdienste um Stadt,Krankenpflege und Lazarettwesen. Nach ihmist in Kiel eine Straße und ein Heim des Arbei-ter-Samariter-Bundes benannt. ne

www.uni-kiel.de/uc/klinik_geschichte.html

Friedrich von Esmarch

Große Forscher von der Förde

Verbandspäckchen und Dreieckstuch – was heuteselbstverständlich in jeden Erste-Hilfe-Koffer gehört,hat Friedrich von Esmarch erstmals eingeführt. DieErste Hilfe hatte er bereits in seiner vielfach aufge-legten Schrift »Der erste Verband auf dem Schlacht-felde« von 1869 propagiert. Esmarch entwickelte zweiwichtige Verfahren, die bis heute angewandt werdenund seinen Namen tragen: den Esmarch-Heiberg-Handgriff und die Esmarch’sche Blutleere.Der berühmte Esmarch’sche Handgriff ist auch heute

noch wichtig in der Rettungsmedizin. Durch das vonihm beschriebene Schieben des Unterkiefers vor denOberkiefer werden die oberen Atemwege vonbewusstlosen bzw. narkotisierten Patienten freige-halten. Damit kann dann sowohl deren noch vorhan-dene Spontanatmung, als auch deren künstlicheBeatmung mit Maske oder Atemspende ermöglichtwerden.Ebenfalls auf Esmarch geht der Begriff der Blutleerezurück: Beine oder Arme eines Patienten werden

gehoben und mit druckvollem Streichen wird Blutaus den Gliedern getrieben. Von außen nach innenwird die Extremität mit einer Gummibinde umwickeltoder mit einer Druckluftmanschette versehen, umBlutungen bei Verletzungen oder einer Operation zuvermindern.Die von ihm propagierte Anwendung der Eiskühlungzur Behandlung von Prellungen oder Abszessen trugihm den liebevollen Spitznamen „Fiete Isbüddel“(Friedrich Eisbeutel) ein. ne

Esmarch’sche Blutleere und Dreieckstuch

Die Premiere im vergangenen Jahrist gelungen. Zu den Studien-Informations-Tagen kamen im März 2004 mehr als 3000Besucher an die Landesuniversität, um ihreFragen zum Studium und zu einzelnenFächern zu klären. »Die Rückmeldung in denFragebögen war durchweg positiv. Vielebegrüßten, dass alles in einem Haus statt-fand«, berichtet Anette Schmitz, die Leiterinder Zentralen Studienberatung. »Die Besucherhatten sich gut vorbereitet. Viele kamen schonmit Stundenplänen.« Schmitz erwartet, dassauch in diesem Jahr wieder viele Studienin-teressierte das Angebot annehmen. »DieBesucherinnen und Besucher lobten immerwieder die ausgezeichnet vorbereiteten Refe-rentinnen und Referenten, die – wie es in denFragebögen übereinstimmend heißt – mit gro-ßer Freude auf sie zukamen.«

In diesem Jahr starten die Studien-Informa-tions-Tage am Dienstag nach Ostern. DreiTage lang haben Schüler und ältere Studien-interessierte die Gelegenheit, die Christian-Albrechts-Universität mit ihren vielfältigenStudienmöglichkeiten kennen zu lernen.Jeweils von 8 bis 18.15 Uhr können Besucherin 52 Kurzvorträgen, Erkundungen, Gesprä-chen und Diskussionen ihre Fragen klären.Neu im Angebot ist eine Veranstaltung, dieüber die Hochschulabschlüsse Bachelor undMaster informiert. Schmitz: »Inhaltlich geht eshierbei darum, die neuen Abschlüsse vorzu-stellen und die Unterschiede zu Diplom- undMagister-Studiengängen deutlich zu ma-chen.« Ebenfalls neu: Veranstaltungen zuBewerbungsverfahren und zur Einschreibungan allen drei Tagen. Ergänzt wird das Vor-tragsangebot im Audimax durch verschiede-

ne Infostände im Foyer. Vertreten sind zumBeispiel der AStA (Allgemeiner Studieren-denausschuss) und verschiedene Fachschaf-ten, das International Center, das Studenten-werk Schleswig-Holstein, die Zentrale Stu-dienberatung sowie wissenschaftliche Insti-tute der CAU.Ein Faltblatt mit dem genauen Veranstal-tungs-Programm wird ab Mitte Februar inden Oberstufen der norddeutschen Schulenausliegen. Auch Plakate in den Schulen undauf Litfasssäulen weisen auf die ›Studien-Informations-Tage: Universität und Land‹ hin.

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Die Zentrale Studienberatung ist nicht nur an den dreiInformationstagen, sondern das ganze Jahr überAnsprechpartnerin für alle Fragen rund ums Stu-dium. Die Beraterinnnen informieren zum Beispielüber Studienfächer und Studieninhalte, die optimaleStudiengestaltung, Probleme mit dem Studium oderüber Fach- und Hochschulwechsel. Ferner kooperie-ren sie mit anderen Beratungsstellen. Zentrale Studienberatung, Christian-Albrechts-Platz4, Zimmer 512-514Beratung: Montag bis Donnerstag jeweils 9 bis 12 Uhr.Telefonische Sprechzeiten: Montag bis Donnerstagjeweils 9 bis 12 Uhr. Tel: 04 31/8 80-74 40www.zsb.uni-kiel.de

Die Uni studieren

Von A wie Agrarwissenschaft bis Z wie Zahnmedizin. DieStudien-Informations-Tage an der Uni vom 29. bis 31.März bieten eine optimale Vorbereitung zur Auswahleines Studiums.

Friedrich von Esmarch, geboren 09.01.1823 in Tönning, gestorben 23.02.1908 in Kiel. Das Ehr-engrab befindet sich auf dem Parkfriedhof Eichhof, Feld 27, Nr.1.

Abb.: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek; Ogriseck

Die Studien-Informations-Tage an der CAU bieten die Chance, alle Fragen zum Studium an einem Ortzu klären.

Der berühmte Kriegsarzt war 1854 bis 1898 Direktordes Chirurgischen Klinikums in Kiel. Esmarch führte viele neue Methoden für die Kriegs- und Unfallmedizinein und war Mitbegründer der Ersten Hilfe in Deutschland.

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