Institut für SozialwissenschaftenSowi I - Politische Systeme und politische Soziologie
Datenbank dialogischeBürgerbeteiligungEin Projekt zur Vermessung der dialogischen Beteiligungslandschaft in Baden-Württemberg
Prof. Dr. Angelika VetterUwe Remer-Bollow, M.A.
Foto: Weegee (Arthur Felling)
There is a story of a drunkard searching under a street lamp for his house key, which he had dropped some distance away. Asked why he didn't look where he had dropped it, he replied, “It's lighter here!” A. Kaplan, The Conduct of Inquiry, 1964, S. 11
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…viele Beispiele aus direkter Anschauung,
… Best-Practice Beispiele und Selbstreport-Listen,
und einige Einzelfallstudien und klein-N-Studien.
Wir kennen…
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Keine systematische Kenntnis über das tatsächliche Stattfinden von Beteiligungsprozessen (Grundgesamtheit der Beteiligungsverfahren ist unbekannt)
Keine systematische Kenntnis zur Entwicklung informeller Bürgerbeteiligung (daher keine Aussagen über Diffusion und Ab- oder Zunahme möglich)
Keine systematischen Untersuchungen zu Ursachen und Folgen möglich (da wir ohne Kenntnis der Grundgesamtheit auch nicht die richtigen Drittvariablen kontrollieren können)
Was wir nicht wissen:
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Datenbank dialogischeBürgerbeteiligungEin Forschungsprojekt der Universität Stuttgart, gefördert durch das Land Baden-Württemberg
Boloria EunomiaPerlmuttfalter
Das Erhebungsinstrument • Soll Auftreten von dialogischen Beteiligungsverfahren feststellen
• Soll ergänzende Informationen über das Beteiligungsverfahren erheben
• Soll forschungsökonomisch umsetzbar sein
Teil-automatisierte Erhebung mittels Web-Scraping (dazu gleich mehr)
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Entwicklung eines ErhebungsinstrumentsZiele des Projektes
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• Sammlung der dialogischen Beteiligungsverfahren aller 1.101 baden-württembergischen Kommunen (Vollerhebung; Voraussetzung: „Digitaler Fußabdruck“ des Verfahrens „irgendwo“ im Netz)
• Retrospektive Querschnittserhebung der letzten 3-5 Jahre
• Entwicklung eines Datenbankschemas (Relationale SQL-Datenbank)
• Öffentlicher Zugriff auf Datenbank über ein Web-Portal (ab zweiter Projekthälfte)
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Aufbau einer DatenbankZiele des Projektes
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• Automatisierung mittels Big-Data-Verfahren • Automatisierte Inhaltsanalyse
• Supervised Machine Learning
• Nutzung der Rohtreffer als Korpus
• Nutzung der identifizierten Verfahren als Trainingsdaten
• Mögliche Strategie für „Dauerbeobachtung“
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Weiterentwicklung des ErhebungsinstrumentsZiele des Projektes
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• Keine Bürgerentscheide!
• Beteiligung von oder mit „Bürgern“ (nicht reine Expertenbeteiligung)
• Prinzipielle Öffentlichkeit des Verfahrens
• Beteiligung zu konkreten Policy-Fragen (kein bürgerschaftliches Engagement)
• Abgrenzbarer Zeitraum des Verfahrens (keine dauerhaften Strukturen wie Beiräte)
• Formelle Bürgerbeteiligung im Zuge der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung (VwVerfG§25,3) nur, wenn Beteiligung über eine reine Planauslegung hinausgeht (z.B. §2 Umweltverwaltungsgesetz)
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GegenstandsbestimmungWas verstehen wir unter „dialogischer Bürgerbeteiligung“?
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Name der Kommune (inkl. GKZ)
Verfahrensbezeichnung (einzelnes Beteiligungsereignis)
Übergeordneter Beteiligungsprozess
Verfahrenstyp (Planungszelle, Zukunftskonferenz etc.)
Jahr
Beginn/Ende des Verfahrens
Politikfeld
Bedeutung Vorhaben (geschlossene Auswahl: lokal, regional, national, transnational)
Reichweite
Ungefähre Zahl der Beteiligten
Kurze Beschreibung des Problems
Output
Outcome (subjektive Einschätzung, evtl. mehrere)
Geschätzte Kosten
Organisator und Ansprechpartner (Verantwortlich i.S.d.V…)
Träger, Ansprechpartner, Durchführung
Qualitative Beschreibung / Automatisch generierte Beschreibung / Links zu Dokumentation
Ergebnisse möglicher quantitative Erhebungen, Befragungen etc.
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Mögliche Inhalte der Datenbank zu den einzelnen Beteiligungsverfahren
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• Zivilgesellschaftliche Akteure
• Behörden
• Kommunen
• Medien
• Politische Bildungseinrichtungen
• Schulen
• Wissenschaft
• Zielgruppenspezifische Aufbereitung der Daten
• Datenexploration
• gezielte Recherche
• Thematische Kurzberichte (v.a. deskriptive Auswertungen)
• Scientific Usefiles
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Nutzer- und Zielgruppen
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Beteiligungsmonitor der Allianz Vielfältige Demokratie (Bertelsmann-Stiftung): Plattform zur Präsentation der vielfältigen Beteiligungslandschaft.
GESIS (Datenarchiv für Sozialwissenschaften): Zur Archivierung und Dokumentation der Daten, um sie der wissenschaftlichen Gemeinschaft frei zur Verfügung zu stellen.
Angestrebte Zusammenarbeit zur Nutzung und Validierung der Daten durch die Kommunen selbst.
Vernetzung und Partner
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• Staatsministerium
• MWK
• Allianz für Bürgerbeteiligung
• Bertelsmann-Stiftung
• Gemeindetag / Städtetag
• Fachkolleginnen/-kollegen
• Rückbindung an praxisrelevante Fragestellungen
• Diskussion möglicher Fragestellung für themenspezifische Berichte
• Austausch über Entwicklungsmöglichkeiten und strategische Ausrichtung
• Workshop zur Gegenstandsbestimmung
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Konstituierung Begleitgruppe
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• Systematisch Erhebung erfordert replizierbare Suchstrategie
• Durch eine Recherchematrix wird dies möglich
• Drei Suchvektoren:• Vefahrensbezeichnungen• Ort• Suchraum
• Alle Elemente der Vektoren werden mit allen anderen Elementen der anderen Vektoren kombiniert und abgefragt.
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Suchstrategie und Recherchematrix
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• Konsolidierte Liste aus 4 Quellen:• Handbuch Bürgerbeteiligung (Nantz/Fritsche
2012)
• Fragebogen "Zukunft der Demokratie“
• Beteiligungskompass der Bertelsmann Stft.
• Materialsammlung (Paust 2015)
• 163 Verfahrensbezeichnungen werden zu 70 Elementen zusammengefasst.
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Suchvektor Verfahrensbezeichnungen
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• Der Suchvektor Ort besteht aus dem Gemeindenamen und den Namen der Teilorte
• Der ursprüngliche Suchraum beinhaltete• Suchmaschinen
• Google• Bing
• Metacrawler• Ratsinformationssysteme• Pressedatenbank (Nexis)• Amtsblätter• Lokalzeitungen
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Suchvektor Ort und Suchraum
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• Eine Suchanfrage entspricht Permutation aller Elemente der drei Vektoren der Recherchematrix:
• suche <Verfahrensbezeichnung> und <Ort> in <Suchraum>
• Das sind etwa 70 * 1.101 * 2 = 145.140 Suchanfragen
• Automatisierte Suchanfragen mittels API-Schnittstelle bei Google und Bing
• Verarbeitung der jeweils ersten 20 Resultate mittels Datenbank-Server
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Durchführung: Erhebung mittels automatisierter Online-Suche
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Theoretisch ~ 6 Millionen Treffer als Datensatz mit 3 VariablenResultat der Suchanfragen
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1. automatisierter Ausschluss
2. Erste Kodierung verbleibenden Treffer anhand der Snippets• eindeutig irrelevante Treffer• potentiell relevante Treffer
3. Zweite Kodierung der potentiell relevanten Treffer anhand der Webseiten• irrelevante Treffer• Tatsächlich relevante Treffer
4. redaktionelle Aufbereitung der tatsächlich relevanten Treffer• Extraktion der inhaltlich relevanten Merkmale und Eintragung in Datenbank
5. Nutzung der manuell kodierten Treffer als Trainingsdaten für maschinelles Lernen
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Automatisierte Bereinigung und manuelle Kodierung der Treffer durch HiwisVerarbeitung der Rohtreffer
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Prozessmodell
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Machbarkeitsstudie an 13 ausgewählter Kommunen
im Rahmen der Allianz Vielfältige DemokratiePiloterhebung für Bertelsmann-Stiftung
Name Art Einwohner BundeslandDarmstadt Kreisfreie Großstadt 147.925 HessenDortmund Großstadt 586.000 Nordrhein-WestfalenEssen Großstadt 566.862 Nordrhein-WestfalenGeestequelle Samtgemeinde 6.478 NiedersachsenHalle an der Saale Kreisfreie Großstadt 232.470 Sachsen-AnhaltHamburg (Eimsbüttel) Stadtstaat 1.774.242 HamburgHeidelberg Kreisfreie Großstadt 154.715 Baden-WürttembergLoitz Landstadt 4.395 Mecklenburg-Vorpommern
Solingen Kreisfreie Großstadt 156.771 Nordrhein-Westfalen
Treuenbrietzen Stadt 8.001 BrandenburgWeyarn Gemeinde 3.407 Bayern
Witten Große Kreisstadt 103.384 Nordrhein-Westfalen
Wolfsburg Kreisfreie Großstadt 121.758 Niedersachsen
• ~ 27.000 Rohtreffer für 13 Pilotkommunen
• 12.954 Suchtreffer nach automatisiertem Ausschluss
• 1.578 potentiell relevante Treffer
• 539 tatsächlich relevante Suchtreffer
• 541 identifizierte Beteiligungsverfahren
• 279 davon sind Teil eines von 105 größeren Beteiligungsprozessen
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Was von den Rohtreffern übrig bleibt
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Anzahl der identifizierten Beteiligungsereignisse und -projekteErgebnisse Piloterhebung
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72 72 71
42 41 40 4238
35
27
149
6
14 128
1610 10
6 69 7
18
2 20
10
20
30
40
50
60
70
80
Ereignisse Projekte
• Themen zu denen die identifizierten Beteiligungsereignisse und -projekte stattfinden
• Ggf. diskussionswürdig• Umgang mit mehreren Themen
• Anteil der Themen
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ThemenbereicheErgebnisse Piloterhebung
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0 50 100 150 200
Wirtschaft
Kultur / Bildung
Zuwanderung
Bürgerbeteiligung
Verkehr
Finanzen
Anderes
Jugend, Soziales, Sport
Umwelt / Energie
Keine Themenbeschränkung
Infrastuktur
Projekte Ereignisse
• Häufigkeiten der genutzten Methoden
• Selbstbezeichnung der Methoden, wie sie von den Pilotkommunen genutzt wurden
• Min. 3 Nennungen
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Genutzte MethodenErgebnisse Piloterhebung
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0 10 20 30 40 50 60 70
AktionstagBürgerwerkstatt
GesprächsrundeInformationsstand
Öffentliche PlandiskussionOnline Petition
PlanungsdialogReferendum
StadtspaziergangStadtteilgesprächStadtteilkonferenz
BürgercafeForum
JugendbeteiligungOnline/Offline-Abstimmung
Online/Offline-BeteiligungBeirat
FokusgruppeZukunftswerkstatt
BürgerhaushaltOnline-Umfrage
ZukunftskonferenzOnline-Petition
ArbeitskreisBürgerkonferenzExpertentreffen
UnterschriftenlisteAuftaktveranstaltung
EinwohnerversammlungPlanungswerkstatt
BeteiligungsveranstaltungOrtsbegehung
World-CafeBürgerdialog
Online-BeteiligungBürgerversammlung
DiskussionsveranstaltungJugendforum
PlanauslegungStadtteilforum
UmfrageBürgerforum
WorkshopInformationsveranstaltung
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Zeitplan
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Telefon +49 (0) 711 685-83430
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