Anwendungsfall
Das Anwendungsfall-Diagramm
(Use-Cases/Use-Case Diagramm)
Die Anwendungsfall-Beschreibung
Dr. Beatrice Amrhein
Kundenbedürfnisse � Fertigungs-System
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Erste Schritte: Kundenbedürfnisse erfassen
� Keine Details (kommen später)
� Benutzer/Bediener definieren
� Wichtigste/zentrale Anwendungen (ohne Störfälle)
� Zusammenlegen von (Neben)-Anwendungen
� Liste aller Anwendungen erstellen
� Anwendungen benennen und beschreiben
� Wo möglich, einen kurzen Ablauf skizzieren
� Wo nötig, Alternativ-Abläufe skizzieren
� Anwendungsfall (Use Case) Diagramm erstellen
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Anwendungsfall
(Use-Case)
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� Ein Use Case (Anwendungsfall)
o beschreibt einen einzelnen Arbeitsgang eines oder mehrerer Akteure
mit einem System aus der Sicht des Anwenders
o hat als Namen möglichst ein aktives Verb, welches die Tätigkeit
beschreibt
o wird mit Hilfe einer Ellipse grafisch dargestellt.
Definition
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Verwendung
Anwendungsfälle (Use Cases) werden sehr früh im
Entwicklungsprozess verwendet um
� die verschiedenen Anwender und deren Aufgaben (Wünsche, Rechte) auf
hohem Abstraktionsniveau festzulegen
� mit dem Kunden die (Haupt-)Aufgaben des Systems zu skizzieren
� mit dem Kunden die Systemgrenzen zu definieren
o Welche Schnittstellen werden benötigt?
o Was ist nicht Aufgabe des Systems? (Abgrenzung)
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Das Anwendungsfall-Diagramm
� stellt Beziehungen zwischen Akteuren und Anwendungsfällen
aus Sicht der Akteure/Benutzer dar
� beschreibt grob, was das System leisten soll
� beschreibt einen Ablauf, ist aber keine Ablaufbeschreibung
o Black Box Sicht
o es wird keine Reihenfolge definiert
� kann ev. später verfeinert, präzisiert werden
� Die einzelnen primären Anwendungsfälle sind möglichst
unabhängig voneinander
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Anwendungsfälle dienen nicht
� … zum Beschreiben der Bedienoberfläche
� … zum Festlegen der System Architektur
� … zum Erklären von komplizierten Abläufen
� … zum Definieren von Komponenten oder Zuständen
� … zum Definieren von nicht funktionalen Anforderungen
Das Anwendungsfall-Diagramm ist vorwiegend ein Hilfsmittel zur
Anforderungsermittlung mit dem Anwender (Kunden)
o Es dient nicht für die Verhaltens-, die System oder die Architektur-
Beschreibung
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Akteure
� Akteure sind beteiligte Personen oder Systeme
o Anwender, Kunde, Uhr, (Fremd-) System, …
� Man unterscheidet
o Primäre Akteure
• die eigentlichen Benutzer des Systems
o Sekundäre Akteure
• welche das System überwachen oder warten
• oder den Primärakteur bei seiner Arbeit unterstützen
� Akteure werden mit ihrer Rolle beschriftet
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<< Actor>>
PrintingSystem
Systemgrenzen /Systemkontext
� Die Systemgrenze, bzw. der Systemkontext zeigt auf, welche Aufgaben
zum System gehören und welche Aufgaben durch Fremdsysteme
realisiert werden, bzw. welche Schnittstellen realisiert werden müssen.
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Primäre
Akteure
Sekundäre
Akteure
Ein Beispiel Anwendungsfall-Diagramm
� UseCase Diagramm für einen Bankomat
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Include Beziehung
� Ein Anwendungsfall kann (logischer) Teil eines anderen Anwendungsfalls
sein ( � Abhängigkeit)
� Die Pfeilrichtung zeigt auf den enthaltenen Anwendungsfall, die
Beziehung wird mit «include» bezeichnet.
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Extend Beziehung
� Eine Extend Beziehung drückt aus, dass ein Anwendungsfall unter
gewissen Bedingungen durch einen anderen Anwendungsfall erweitert
wird. Die Bedingung kann als Notiz hinzugefügt werden.
� Die Pfeilrichtung zeigt auf die zu erweiternde Basisanwendung und wird
mit «extend» bezeichnet
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Vererbung / Spezialisierung
Eine Vererbung ist eine Beziehung zwischen einem spezifischen
(spezialisierten) und einem allgemeinen (abstrakten) Element.
Beispiele
� Loch herstellen
� bohren, stanzen, Laserschneiden, Lochsägen, …
� Bezahlen
� Bar, kontaktlos oder mit Kreditkarte bezahlen
� Kundendaten erfassen
� Name, Adresse, Telefonnummer
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Ein Beispiel Anwendungsfall-Diagramm
� UseCase Diagramm für einen Getränke Automaten
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Anwendungsfall
Beschreibung
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Als Ergänzung zum Diagramm werden die Anwendungsfälle textuell
dokumentiert. Mögliche Inhalte dabei sind:
Inhalte der Anwendungsfall-Beschreibung
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Inhalte der Anwendungsfall-Beschreibung
� In der textuellen Beschreibung enthalten sind
o Der Name des Use-Case (wie im Diagramm enthalten)
o Die beteiligten Aktoren
o Das zu erreichende Ziel (falls nicht schon im Name enthalten)
o Vorbedingungen (falls es welche gibt)
o Interaktionsfolge (Reihenfolge / Ablauf)
o Ausnahmen (Fehlbedienung, …)
o Qualitätsanforderung (falls nur für diesen Anwendungsfall relevant)
o Nachbedingungen (Endzustand des Systems nach dem Ablauf)
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Textuelle Beschreibung eines Anwendungsfalls
Name Geld am Bankomat abheben Systemverhalten
Akteur Kunde
Auslösendes
Ereignis
Der Kunde benötigt Bargeld
Kurz-
beschreibung
Der Kunde gibt die EC Karte und seinen Pincode
ein, dann wählt er den Geldbetrag.
Der gewählte Geldbetrag wird
ausgegeben.
Vorbedingung Der Kunde hat eine EC Karte, den Pincode und
genügend Kredit auf der Karte.
Der Automat ist in Betrieb
Ablauf - Der Kunde schiebt die Karte ein
- Der Kunde gibt den Pincode ein
- Der Kunde gibt den Geldbetrag ein
- Der Kunde entnimmt die Karte
- Der Kunde entnimmt das Geld
- Die Karte wird geprüft
- Der Pincode wird geprüft
- Der Geldbetrag wird geprüft
- Die Karte wird zurückgegeben
- Der Betrag wird ausbezahlt
Ausnahme-
verhalten
- Pincode ist falsch
- Zu wenig Kredit für den gewählten Geldbetrag
- Der Automat gibt eine Fehler-
meldung aus (max drei Versuche)
- Der Automat gibt eine Fehler-
meldung aus (max Betrag anzeigen)
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Textuelle Beschreibung eines Anwendungsfalls
Name Getränk am Automat kaufen Systemverhalten
Akteur Kunde
Auslösendes
Ereignis
Der Kunde hat Durst
Kurz-
beschreibung
Der Kunde wirft Geld in den Automaten ein und
wählt ein Getränk aus.
Das gewählte Getränk wird
ausgegeben.
Vorbedingung Der Kunde hat Geld (oder Kredit) Das Getränk ist vorhanden und
der Automat in Betrieb
Ablauf - Der Kunde wählt das Getränk
- Der Kunde bezahlt das Getränk
- Kunde verlangt das Wechselgeld
- Der Betrag wird angezeigt
- Der Geldbetrag wird geprüft
- Das Getränk wird ausgegeben
- Der ev. Differenzbetrag wird
ausbezahlt.
Ausnahme-
verhalten
- Zu wenig Geld für die Wahl eingegeben - Der Automat gibt zeigt den
fehlenden Betrag an
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Textuelle Beschreibung eines Anwendungsfalls
Name Getränke nachfüllen Systemverhalten
Akteur Administrator
Auslösendes
Ereignis
Sensor meldet leeres Gerät
Kurz-
beschreibung
Der Administrator öffnet das Gerät, stellt den
Alarm zurück und füllt die leeren Behälter.
Vorbedingung Der Administrator hat die Zugriffsrechte und
Ersatz-Getränke (-Pulver).
Der Automat ist in Betrieb
Ablauf - Der Administrator schiebt den Badge ein
- Der Administrator öffnet die Getränke-Behälter
- Der Administrator füllt die Behälter
- Der Administrator schliesst die Behälter
- Der Administrator schliesst die Türe
- Die Türe wird entriegelt
- Der Alarm wird zurückgestellt
- Ein Sensor prüft jeweils den
Füllstand
Ausnahme-
verhalten
- Ein Füllstand-Sensor zeigt immer noch leer - Der Automat gibt eine Fehler-
meldung aus
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