Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
Monitoringbericht 2009-2010
Marine Säugetiere und Seevögel in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee
- Teilbericht Seevögel -
Dr. Nicole Sonntag Dr. Nele Markones
PD Dr. Stefan Garthe
Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ), Büsum Außenstelle der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)
Juli 2010
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
Autoren
Dr. Nicole Sonntag, Dr. Nele Markones, PD Dr. Stefan Garthe
FTZ Westküste, Universität Kiel, Büsum
Fachbetreuung am BfN
Dr. Ingo Narberhaus, Fachgebiet Meeres- und Küstennaturschutz, Insel Vilm
Dieser Bericht ist mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz erstellt worden. Die
Verantwortung für den Inhalt liegt jedoch allein bei den Autoren. Der Eigentümer
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mit der Meinung des Auftraggebers übereinstimmen.
Büsum, Juli 2010
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
Inhalt
1. Zusammenfassung ................................................................................................. 1
2. Summary ................................................................................................................ 4
3. Einleitung................................................................................................................ 7
4. Material und Methoden........................................................................................... 8
4.1. Erfassungen im Berichtszeitraum .................................................................... 8
4.2. Methodik der flugzeuggestützten Seevogelerfassungen.................................. 9
4.3. Durchführung flugzeuggestützter Erfassungen im Berichtszeitraum.............. 10
4.4. Ersatzflüge für die abgebrochene Nordsee-Gesamterfassung ...................... 15
4.5. Verteilungskarten ........................................................................................... 17
4.6. Bestandsberechnungen ................................................................................. 18
5. Ergebnisse............................................................................................................ 19
5.1. Seetaucher und Zwergmöwen im Winter 2009/2010 und im Frühjahr 2010 in
der deutschen Nordsee......................................................................................... 19
5.2. Seevögel in der AWZ um Helgoland zur Brutzeit 2009 .................................. 27
5.3. Seetaucher, Meeresenten und Alken im Frühjahr 2009 im SPA „Pommersche
Bucht“ und den angrenzenden SPAs.................................................................... 31
5.4. Seetaucher, Meeresenten und Alken im Winter 2009/2010 mit ausgedehnter
Eisbedeckung in der Pommerschen Bucht ........................................................... 35
6. Bewertung der durchgeführten Erfassungen ........................................................ 40
7. Eignung der erhobenen Datendichte für die Erfüllung der Natura 2000-
Berichtspflichten ....................................................................................................... 43
8. Ausblick ................................................................................................................ 43
9. Dank ..................................................................................................................... 47
10. Literatur .............................................................................................................. 47
Anhang I: Deutsche, wissenschaftliche und englische Artnamen genannter
Vogelarten ................................................................................................................ 49
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Zwischenbericht FTZ Oktober 2009
1. Zusammenfassung Ziel des vorliegenden Vorhabens war die Fortsetzung des Deutschen
Meeresmonitorings zum Schutzgut Seevögel mit einem Schwerpunkt in der
deutschen AWZ von Nord- und Ostsee. Nach einer ersten Erprobungsphase im
Vorjahr (siehe Markones & Garthe 2009a) wurden im Projektzeitraum 2009/2010
ergänzende flugzeuggestützte Erfassungen (1) zum Vorkommen von Seetauchern
und Zwergmöwen in der deutschen Nordsee im Winter 2009, (2) zum Vorkommen
von Seetauchern, Meeresenten und Alken im SPA „Pommersche Bucht“ und
angrenzenden Schutzgebieten in der deutschen Ostsee im Frühjahr 2009, (3) zur
Verbreitung der Brutvögel Helgolands im Sommer 2009, (4) zum Vorkommen von
Seevögeln in der gesamten deutschen Nordsee im Winter 2009/2010 und (5) zum
Vorkommen von Seetauchern und Zwergmöwen in der deutschen Nordsee im
Frühjahr 2010 durchgeführt. Da aufgrund anhaltend langer Schlechtwetterphasen im
Zeitraum November 2009 bis Februar 2010 die Wintererfassung in der deutschen
Nordsee nur teilweise durchgeführt werden konnte, wurden ersatzweise eine
flugzeuggestützte Erfassung von Seetauchern und Zwergmöwen im SPA „Östliche
Deutsche Bucht“ im Frühjahr 2010 mit neuer Transektlegung sowie eine
flugzeuggestützte Erfassung von Seevögeln während der Vereisung in der
Pommerschen Bucht in der deutschen Ostsee durchgeführt. Neben der Darstellung
der Ergebnisse aus diesen Erfassungen werden methodische Aspekte der
Erfassungen sowie die Eignung der erhobenen Datendichte für die Erfüllung der
Berichtspflichten gemäß Natura 2000 und den regionalen Meeresübereinkommen
OSPAR und Helsinki-Konvention bewertet. Dabei wird auf die ausführlichen
Darstellungen in Markones & Garthe (2009a) zur Erprobungsphase des Monitoring-
Vorhabens verwiesen, an dieser Stelle werden nur ergänzende Aspekte dargestellt
und diskutiert.
Der Verbreitungsschwerpunkt der Seetaucher in der Nordsee befand sich im Winter
2009 in den Küstengewässern vor Schleswig-Holstein sowie im SPA „Östliche
Deutsche Bucht“. Dadurch konnten frühere Untersuchungen bestätigt werden,
wenngleich die Anzahlen geringer als erwartet ausfielen. Im Winter 2010 war das
Vorkommen der Seetaucher sehr gering und lückig, doch konnte nur ein kleiner Teil
des geplanten Gebietes untersucht werden. Im Frühjahr 2010 hielten sich
Seetaucher in hoher Anzahl im SPA „Östliche Deutsche Bucht“ auf; zudem konnten
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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auch hohe Konzentrationen westlich des Schutzgebietes festgestellt werden. Zwei
Flüge im SPA mit unterschiedlicher Transektlegung ergaben jeweils einen
hochgerechneten Bestand von 2200 bzw. 2436 Tieren. Zwergmöwen hielten sich im
Winter 2009 und 2010 nur vereinzelt und sehr verstreut in der deutschen Nordsee
auf. Im Frühjahr 2010 konnten auf dem Heimzug große Konzentrationen im SPA
„Östliche Deutsche Bucht“ sowie westlich davon beobachtet werden. Hohe Anzahlen
hielten sich zudem im Seegebiet vor den Ostfriesischen Inseln auf. Insgesamt
entsprach das Bild in der Nordsee größtenteils den Verteilungsmustern der
vergangenen Jahre. Das Vorkommen der Brutvögel Helgolands im Umkreis der Insel
war insgesamt durch eher geringe Anzahlen charakterisiert, insbesondere
Trottellummen wurde im Vergleich zu früheren Erfassungen deutlich weniger häufig
erfasst. Die Verbreitung von Basstölpeln, Trottellummen und Dreizehenmöwen
konzentrierte sich vor allem im Westen des Untersuchungsgebietes. Heringsmöwen
hielten sich sehr verstreut um die Insel herum auf, teilweise in Assoziation mit
Fischereifahrzeugen.
In der Ostsee hielten sich Seetaucher im Frühjahr 2009 in den höchsten Abundanzen
in den SPAs „Pommersche Bucht“ und „Westliche Pommersche Bucht“ auf.
Eiderenten kamen wie in den Jahren zuvor ausschließlich in den untersuchten
Gebieten westlich von Rügen vor. Eisenten konzentrierten sich in sehr hoher
Abundanz im und vor dem Greifswalder Bodden. In mittlerer bis höherer Anzahl
wurden sie zudem westlich von Rügen, im SPA „Westliche Pommersche Bucht“
sowie nordöstlich der Oderbank beobachtet. Trauerenten hielten sich
flächendeckend auf der Oderbank und in angrenzenden Bereichen auf, während sie
westlich von Rügen in deutlich geringerer Anzahl festgestellt wurden. Samtenten
konzentrierten sich vor allem in den tieferen Bereichen zwischen Oderbank und
Adlergrund sowie am nordöstlichen Rand der Oderbank. Alken wurden bei der
flugzeuggestützten Erfassung im Frühjahr 2010 nur in sehr geringer Anzahl im
Untersuchungsgebiet erfasst. Bei dem Flug in der Pommerschen Bucht, zu einem
Zeitpunkt mit starker Vereisung großer Teile der Küstengewässer und der Oderbank,
wurden nur wenige Vögel in den vereisten Gebieten festgestellt. Seetaucher,
Eisenten und Samtenten hielten sich vor allem in den eisfreien Gewässern nördlich
der Oderbank bis zum Adlergrund auf, insbesondere bei Seetauchern und Eisenten
waren die Anzahlen dabei geringer als üblicherweise für das Gebiet der
Pommerschen Bucht erwartet. Trauerenten schienen das Gebiet vollständig
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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gemieden zu haben und wurden nur in sehr geringer Anzahl festgestellt. Auch
Alkenvögel wurden bei der Erfassung nur in sehr geringer Anzahl beobachtet.
Generell entsprachen die Verteilungsmuster im Frühjahr 2009 in den untersuchten
Ostseebereichen dem Bild vorangegangener Untersuchungen, während die
Erfassung im Winter 2010 mit deutlich stärkerer Eisbedeckung zu veränderten
Verteilungsmustern und Abundanzen führte. Für Alken in der Ostsee erwies sich das
Flugzeug als Beobachtungsplattform weiterhin als ungeeignet. Zur Erfassung von
Alken sowie von Lappentauchern wird daher die Aufnahme einer schiffsgestützten
Erfassung in das Monitoringprogramm empfohlen. Schiffssurveys eignen sich zudem
auch besser zur Beurteilung von Bestandsgrößen und ermöglichen die genaue
Artbestimmung. In der Nordsee erwies sich das Transektdesign der durchgeführten
Flüge als sinnvoll für die im Rahmen des Vorhabens untersuchten Fokusarten und -
gebiete. Durch die stärkere Wetteranfälligkeit der Flugzeugzählungen kann es jedoch
insbesondere im Winter zu großen Erfassungsausfällen kommen. Zudem besteht die
Gefahr, dass zeitlich begrenzte Seevogelvorkommen nicht zum optimalen Zeitpunkt
erfasst werden können.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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2. Summary
The present project comprised the continuation of the German Marine Monitoring
Programme of seabirds on the German EEZ of the North and Baltic Sea. After a first
testing and evaluation of the programme in the period 2008-2009, additional aerial
surveys were carried out in the reporting period 2009-2010. The surveys aimed to
record (1) the occurrence of divers and Little Gulls in the German North Sea in winter
2009, (2) the occurrence of divers, sea ducks and auks in the Special Protected Area
(SPA) “Pommersche Bucht” and in adjacent protected areas in the German Baltic
Sea in spring 2009, (3) the distribution of breeding birds around Helgoland in summer
2009, (4) the occurrence of seabirds in the German North Sea in winter 2009-2010
and (5) the occurrence of divers and Little Gulls in the German North Sea in spring
2010. Due to extended periods of strong winds in winter 2009-2010, the aerial survey
covering the whole German North Sea could not be completed. Alternatively, an
aerial survey was carried out in the SPA “Östliche Deutsche Bucht” in the North Sea
to record the distribution of divers and Little Gulls in spring 2010, using new transect
lines parallel to the usually used ones. Secondly, an aerial survey was carried out in
the Pomeranian Bight in the German Baltic Sea in February 2010, when large parts
of the area where covered with ice. Beside the results of the conducted surveys, the
report comprises methodological aspects of the surveys and the transect designs and
evaluates the qualification of the recorded data for the fulfilment of the reporting
commitments according to Natura 2000 and to the regional conventions of OSPAR
and HELCOM. Thereby, the report largely refers to the detailed descriptions of
Markones & Garthe (2009a) for the testing phase and only includes new aspects and
experiences.
The distribution of divers in the North Sea in February / March 2009 was
concentrated in the coastal areas off Schleswig-Holstein and in the SPA “Östliche
Deutsche Bucht”. Although numbers were lower than expected, this result confirmed
former studies. In February 2010, even fewer divers were recorded in the German
North Sea, but the transects covered only small parts of the total study area. In spring
2010, high abundances of divers concentrated within the SPA “Östliche Deutsche
Bucht” and west of the protected area. Two aerial surveys covering the SPA with
different transect lines resulted in an calculated population size of 2200 and 2436
individuals, respectively.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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Little Gulls occurred only in low numbers in the German North Sea in winter 2009 and
winter 2010, but were recorded in high abundances within the SPA “Östliche
Deutsche Bucht” and west of it in spring 2010 during migration to the breeding areas.
Concentrations were also found offshore the East Frisian Islands. These patterns
were in concordance with results from former investigations. Birds breeding on the
island of Helgoland were recorded in summer 2009 in lower numbers compared to
former studies. Northern Gannets, Common Guillemots and Black-legged Kittiwakes
were mainly found west of the island, Lesser Black-backed Gulls occurred wide-
ranging around Helgoland and were also found associated with fishing vessels.
In the German Baltic Sea, divers concentrated in high abundances within the SPAs
“Pommersche Bucht” and “Westliche Pommersche Bucht” in spring 2009. Common
Eiders were only found west of the island of Rügen, while Long-tailed Ducks occurred
in large parts of the studied areas, with highest abundances in the Greifswald
Lagoon. Common Scoters were concentrated on and around the Oderbank area but
where only recorded in low numbers west of Rügen. Velvet Scoters mainly occurred
in the area between Oderbank and Adlerground. Auks were recorded in only low
numbers in spring 2009. During the aerial survey in February 2010 with ice covering
large parts of the coastal areas and the Oderbank, only low numbers of birds were
observed in the ice-covered areas. Divers, Long-tailed Ducks and Velvet Scoters
mainly occurred in the ice-free areas north of the Oderbank up to the Adlergrund.
Hereby, numbers of divers and Long-tailed Ducks were lower than expected.
Common Scoters seemed to have abandoned the study area and were recorded only
in very low numbers. Only few auks were observed during the survey. Generally, the
distribution patterns found in spring 2009 in the Baltic Sea reflected well the results of
former studies, while exceptional ice conditions in winter 2010 revealed changes in
the distribution patterns and abundances of divers and sea ducks. Aerial surveys
proved to be unsuitable for the recording of auks in the Baltic Sea. The
implementation of an additional ship survey in the monitoring programme to study the
distribution of auks (and grebes), as well as to estimate seabird population sizes, is
highly recommended. In the North Sea, the temporal and spatial design of the aerial
surveys proved to be suitable for the required analyses of seabird distribution
patterns. However, strong winds might prevent the plane-based investigation of
migrating birds during the optimal time period or might prevent the realisation of
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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aerial surveys at all, especially in winter periods. Further remarks are given in
Markones & Garthe (2009a).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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3. Einleitung
Die Europäischen Vogelschutzgebiete gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie
(Vogelschutzrichtlinie, 79/409/EWG vom 02. April 1979) bilden zusammen mit den
FFH-Gebieten nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen
Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen das Schutzgebietssystem
Natura 2000. Dieses Schutzgebietsnetzwerk ist eine Maßnahme zum Erhalt und die
Wiederherstellung der biologischen Vielfalt an Land und im Meer. Am 25. Mai 2004
meldete Deutschland zehn Natura 2000 - Gebiete in der deutschen Ausschließlichen
Wirtschaftszone (AWZ, 12 - bis 200 - Seemeilen-Zone) von Nord- und Ostsee an die
EU-Kommission. Zwei der Gebiete zum Schutz von Seevögeln sind seit September
2005 als nationales Naturschutzgebiet bzw. internationales Besonderes Schutzgebiet
(Special Protected Area - SPA) ausgewiesen (siehe www.habitatmare.de).
Für die Umsetzung von Natura 2000 im Bereich der Ausschließlichen
Wirtschaftszone Deutschlands (AWZ) ist der Bund, vertreten durch das BfN und das
BMU, verantwortlich. Neben anderen naturschutzfachlichen Verpflichtungen sind das
Monitoring und die Bewertung des Erhaltungszustands geschützter Arten und
Lebensräume elementarer Bestandteil der Schutzaufgaben.
Ziel des vorliegenden Projekts ist die Umsetzung des Monitoringvorhabens zum
Schutzgut Seevögel im Zeitraum 16.05.2009 bis 15.05.2010 als Grundlage für die
Erfüllung der Natura 2000-Berichtspflichten mit einem Schwerpunkt in der deutschen
AWZ von Nord- und Ostsee (FFH-Berichtsperiode 2007-2012). Schwerpunkte des
Monitoringprogramms in diesem Berichtszeitraum waren die Erfassung des
Wintervorkommens von Seetauchern und Zwergmöwen in der deutschen Nordsee,
die Erfassung des Frühjahrsvorkommens von Seetauchern, Meeresenten und Alken
im SPA „Pommersche Bucht“ und den angrenzenden SPAs in der Ostsee, die
Erfassung der Brutzeitvorkommen von Seevögeln in den Seegebieten um Helgoland
und in der Nordsee, die Erfassung von Seevögeln in der gesamten deutschen
Nordsee im Winter und die Erfassung des Frühjahrsvorkommens von Sterntauchern
und Zwergmöwen in der deutschen Nordsee.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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4. Material und Methoden
4.1. Erfassungen im Berichtszeitraum
Für den Monitoringbericht 2009/2010 waren insgesamt vier Flugsurveys in der
deutschen Nordsee und ein Flugsurvey in der deutschen Ostsee vorgesehen (Tab.
1). Da die Gesamterfassung in der Nordsee im Januar 2010 aufgrund schlechter
Wetterbedingungen nach zwei Flugtagen abgebrochen werden musste (siehe Kap.
4.3), wurden je ein Ersatzflug in der Nord- und in der Ostsee zusätzlich ins
Programm aufgenommen (siehe Kap. 4.4).
Tab. 1: Erfassungen, die im Rahmen des Monitorings 2009/2010 durchgeführt wurden. Die
zusätzlich ins Programm aufgenommenen Flüge sind gelb unterlegt.
Gebiet Zeitraum (geplant)
Termine (durchgeführt)
Erfassungs-plattform
Aufwand (geplant)
Schwerpunktarten
Nordsee,
insb. SPA
Jan.-Feb.
2009
18.02., 24.02.,
01.03. 2009
Flugzeug 3
Flugtage
Seetaucher,
Zwergmöwen
Ostsee, insb.
SPAs
Frühjahr
2009
30.3., 08.04.
2009
Flugzeug 2
Flugtage
Seetaucher,
Meeresenten,
Alken
Nordsee,
AWZ um
Helgoland
Brutzeit
2009
15.06.2010 Flugzeug 1 Flugtag Brutvögel
Helgolands
Nordsee
gesamt
Januar
2010
08.02., 09.02.
2010
Flugzeug 5-6
Flugtage
alle Arten
Nordsee,
insb. SPA
Frühjahr
2010
04.04., 13.04.,
15.04.2010
Flugzeug 3
Flugtage
Seetaucher,
Zwergmöwen
Ostsee,
Pommersche
Bucht
Winter
2009/2010
16.02.2010 Flugzeug 1 Flugtag Seetaucher,
Zwergmöwen
Nordsee,
SPA
Frühjahr
2010
23.03.2010 Flugzeug 1 Flugtag Seetaucher,
Meeresenten,
Alken
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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4.2. Methodik der flugzeuggestützten Seevogelerfassungen
Flugzeugbasierte Seevogelerfassungen erfolgen nach der von Kahlert et al. (2000),
Diederichs et al. (2002) und Camphuysen et al. (2004) beschriebenen
standardisierten Methode. Dabei werden die Seevögel mittels Transektzählungen
quantitativ erfasst. Basierend auf eigenen Erfahrungen wurde diese Methode um
einige Details erweitert.
Die Zählungen werden mit einem zweimotorigen Flugzeug (Partenavia P-68) in einer
Flughöhe von 250 Fuß (78 m) und bei einer Geschwindigkeit von 90-100 Knoten
(180 km/h) durchgeführt. In der Regel sitzen zwei Beobachter in der Sitzreihe hinter
dem Piloten an den hier angebrachten nach außen gewölbten Fensterscheiben
(bubble windows).
Das Sichtfeld des Beobachters wird in drei Bereiche unterteilt, die mit prismatischen
Winkelmessern eingemessen werden: Transektband A (60° bis 40°), Transektband B
(40° bis 25°) und Transektband C (25° bis 11°). Bei einer Flughöhe von 78 m ist
Band A 48 m breit, Band B 74 m und Band C 275 m. Seevögel werden also in einem
397 m breiten Streifen erfasst. Unter guten Beobachtungsbedingungen können auf
beiden Flugzeugseiten Erfassungen durchgeführt werden, so dass insgesamt ein
794 m breiter Transektstreifen erfasst wird. Bei ungünstigen Lichtbedingungen
beschränkt sich die Erfassung nur auf eine Flugzeugseite, bzw. in einigen Fällen nur
auf die Transektbänder A und B.
Alle Vogelbeobachtungen werden während des Fluges sekundengenau mit Angaben
zu Art, Anzahl, Verhalten und ggf. Alter oder Geschlecht auf ein Diktiergerät
gesprochen. Die genaue Position wird während des gesamten Fluges von einem
GPS-Gerät aufgezeichnet. Dadurch kann später jede Vogelbeobachtung auf 50 m
genau lokalisiert werden.
Zu Beginn eines jeden Transektes werden allgemeine Angaben zu den
Zählbedingungen gemacht und somit die Qualität der Sichtungen bestimmt. Neben
den Lichtbedingungen ist die Beschaffenheit der Wasseroberfläche („Seastate“) von
besonderer Bedeutung. Sobald weiße Schaumkronen oder Gischt auftreten (ab
Seastate 3 in der Skala von Dietrich et al. 1975) ist die Erfassbarkeit von Vögeln
stark herabgesetzt. Zählflüge werden deshalb nur bei höchstens schwachem Wind
(bis Stärke 3 Beaufort) durchgeführt.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
10
4.3. Durchführung flugzeuggestützter Erfassungen im Berichtszeitraum
Das Transektdesign für die einzelnen Erfassungen wurde mit Blick auf die jeweils zu
erfassenden Fokusarten und Schwerpunktgebiete neu konzipiert bzw. basierend auf
den vorhandenen Transekten aus dem MINOS-Vorhaben (Garthe et al. 2004)
entwickelt (siehe Markones & Garthe 2009a). Änderungen zur geplanten
Streckenführung können sich bei den Erfassungen in Anpassung an vorherrschende
Wetterverhältnisse oder aufgrund von militärischen Übungen im
Untersuchungsgebiet ergeben.
Die Durchführung der flugzeuggestützten Seevogelerfassungen in der Nordsee im
Winter 2009 gelang aufgrund zu hoher Windstärken und Nebelvorkommen erst
gegen Ende des Winters. Die geplanten Erfassungen konnten dann jedoch bei guten
bis sehr guten Zählbedingungen am 18.02., 24.02. und 01.03.2009 durchgeführt
werden. Die Erfassungen wurden nicht von Nebel behindert, so dass die gesamte
geplante Fläche abgedeckt werden konnte (Abb. 1). Das Transektdesign entsprach
der Erfassung von Seetauchern und Zwergmöwen in der deutschen Nordsee im
Frühjahr 2008 (siehe Markones & Garthe 2009a).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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Abb. 1: Streckenverlauf der flugzeuggestützten Erfassung in der Nordsee am 18.02., 24.02. und
01.03.2009.
Die Erfassung der Seevögel im SPA „Pommersche Bucht“ und in den angrenzenden
SPAs konnte planmäßig im Frühjahr 2009, am 30.03. und 08.04.2009 durchgeführt
werden, wurde jedoch stellenweise durch Nebelfelder behindert. Ein kleiner Teil der
Pommerschen Bucht konnte aufgrund von polnischen Militärübungen nicht
abgedeckt werden (Abb. 2). Die Ausrichtung der Transekte in der Pommerschen
Bucht erfolgte analog zu den MINOS-Transekten (Garthe et al. 2004), zur besseren
Abdeckung wurden die Transekte aber etwas enger gelegt. Für die SPAs der
angrenzenden Küstengebiete wurde ein an den Grenzen der Schutzgebiete
orientiertes Transektdesign neu entworfen.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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Abb. 2: Streckenverlauf der flugzeuggestützten Erfassung in der Ostsee am 30.03. und 08.04.2009.
Die flugzeuggestützte Erfassung der Seevögel in der Brutzeit in der AWZ vor
Helgoland wurde am 15.06.2009 bei guten Zählbedingungen durchgeführt. Für diese
Erfassung wurde ein Transektnetz beflogen, das bereits in den Jahren 2006 und
2007 im Rahmen des MINOSplus-Vorhabens beprobt wurde (Markones et al. 2008;
Abb. 3). Dadurch ergeben sich Vergleichsmöglichkeiten zu Daten aus früheren
Jahren.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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Abb. 3: Streckenverlauf der flugzeuggestützten Erfassung in der Nordsee um Helgoland am
15.06.2009.
Die vorgesehene flugzeuggestützte Nordsee-Gesamterfassung im Januar 2010
konnte aufgrund anhaltend hoher Windstärken nicht wie geplant durchgeführt
werden. Erst am 08.02. und 09.02.2010 gelang eine Teilbefliegung des Gebietes, an
den übrigen Tages des Februars verhinderten wiederum hohe Windstärken die
Fortsetzung der Erfassung (Abb. 4). Da nach der Definition von Garthe et al. (2007)
für die meisten Seevogelarten in der deutschen Nordsee der Winterzeitraum mit
Ablauf des Februars endet, und eine Vergleichbarkeit der Anfang Februar erhobenen
Daten mit Daten im Frühjahr nicht gewährleistet ist, wurde die Gesamterfassung
nach Rücksprache mit dem Auftraggeber schließlich abgebrochen. Das
Transektdesign der Erfassung entsprach dem Streckenverlauf aus dem MINOS-
Vorhaben (Garthe et al. 2004). Zur besseren Abdeckung des Gesamtgebietes
wurden einige Transekte jedoch nach Westen verlängert.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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Abb. 4: Streckenverlauf der flugzeuggestützten Erfassung in der Nordsee am 08.02. und 09.02.2010
(schwarze Linien). Die grünen Linien stellen das ursprünglich geplante Transektdesign für die
Nordsee-Gesamterfassung dar.
Die Erfassung der Seevögel im SPA „Östliche Deutsche Bucht“ und in angrenzenden
Bereichen im Frühjahr 2010 konnte planmäßig am 04.04., 13.04. und 15.04.2010
durchgeführt werden (Abb. 5). Kleine Teile des Gebietes konnten aufgrund von
Nebel bzw. Militärübungen nicht abgedeckt werden, zudem behinderte eine starke
Sonnenspiegelung zeitweise die Erfassung auf einigen Transektabschnitten. Das
Transektdesign entsprach der Erfassung von Seetauchern und Zwergmöwen in der
deutschen Nordsee im Frühjahr 2008 (Markones & Garthe 2009a) und somit auch
der Erfassung im Winter 2009 (s. Abb. 1).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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Abb. 5: Streckenverlauf der flugzeuggestützten Erfassung in der Nordsee am 04.04., 13.04. und
15.04.2010.
4.4. Ersatzflüge für die abgebrochene Nordsee-Gesamterfassung
Als Ersatz für die ausgefallenen Flüge der Kompletterfassung in der deutschen
Nordsee wurden folgende zwei Flüge durchgeführt:
1) Eisflug in der Ostsee
Der Winter 2009/2010 war im Vergleich zu den Wintern der vergangenen Jahre von
einer deutlich stärker ausgeprägten und länger anhaltenden Eisbedeckung in der
Ostsee charakterisiert. Die Eisberichte der Bundesanstalt für Seeschifffahrt und
Hydrographie (BSH) in Hamburg zeigten im Zeitraum Dezember bis Februar
wechselnde Eisbedeckungen in der deutschen Ostsee. In der Pommerschen Bucht
waren teilweise große Bereiche der Oderbank von Eis bedeckt (www.bsh.de).
Aufgrund von anhaltend hohen Windstärken gelang erst am 16.02.2010 eine
flugzeuggestützte Erfassung in der Pommerschen Bucht, um mögliche Änderungen
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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in der Verteilung und Anzahl in der Ostsee überwinternder Seevögel im Vergleich zu
den Vorjahren ohne Eisbedeckung herauszustellen (Abb. 6). Das Transektdesign
entsprach der Gesamterfassung in der deutschen Ostsee im Januar 2009 (siehe
Markones & Garthe 2009a). Eine Befliegung weiterer Gebiete außerhalb der
Pommerschen Bucht konnte aufgrund zu schlechter Windbedingungen nicht
stattfinden.
Abb. 6: Transektdesign der flugzeuggestützten Erfassung in der Ostsee am 16.02.2010.
2) Zwischentransekt-Flug in der Nordsee
In Ergänzung zur Befliegung der festgelegten Transekte im Bereich des
Seevogelschutzgebietes „Östliche Deutsche Bucht“ (Abb. 1 & 5) wurde am
23.03.2010 ein Flug durchgeführt, dessen Streckenführung räumlich genau zwischen
den üblicherweise beflogenen Transekten liegt (Abb. 7). Das Ziel bestand darin, für
die in diesem Gebiet schwerpunktmäßig vorkommenden Seetaucher zu überprüfen,
ob es sich um ein flächiges Vorkommen innerhalb des SPA handelt bzw. ob es durch
Befliegung der immer gleichen Transekte möglicherweise zu einer Fehleinschätzung
des Bestandes innerhalb des Gebietes kommen kann.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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Abb. 7: Transektdesign (schwarze Linien) der flugzeuggestützten Erfassung in der Nordsee am
23.03.2010 (Zwischentransekt-Flug). Die grünen Linien geben die üblicherweise im Rahmen des
Projektes beflogenen Transekte im dargestellten Gebiet wieder.
4.5. Verteilungskarten
Die Beobachtungsdaten werden in Form von Rasterverteilungskarten dargestellt. Die
Rastergröße wurde dabei auf 3’ Breite x 5’ Länge festgelegt. Die Fläche entspricht
dabei ca. 30 km². Für jedes Raster wurde ein Abundanzwert [Individuen/km²] für die
jeweils betrachtete Art angegeben. Während der Erfassungen können Vögel mit
zunehmender Entfernung von der Erfassungsplattform schlechter erfasst werden.
Um den Anteil der in den äußeren Transektbereichen vermutlich übersehenen Vögel
auszugleichen, wurden artspezifische Korrekturfaktoren für die Berechnung der
Abundanzwerte verwendet. Für die Daten der flugzeuggestützten Erfassung der
Seetaucher wurde der von Garthe et al. (2007) berechnete Korrekturfaktor von 1,9
verwendet. Für vier weitere Arten wurden im Rahmen des Projektes „Ermittlung von
artspezifischen Korrekturfaktoren für flugzeuggestützte Seevogelerfassungen als
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
18
Grundlage für Bestandsberechnungen von Seevögeln im Rahmen des Monitorings in
der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee“
Korrekturfaktoren für flugzeuggestützte Erfassungen berechnet (Markones & Garthe
2009b). Dementsprechend wurde für den Basstölpel in der Nordsee ein
Korrekturfaktor von 1,6 angewendet, für die Zwergmöwe in der Nordsee ein
Korrekturfaktor von 2,9, für die Trauerente ein Korrekturfaktor von 1,7 (Nordsee) bzw.
1,4 (Ostsee) und für die Samtente in der Ostsee ein Korrekturfaktor von 2,4
(Markones & Garthe 2009b). Die Abundanzwerte aller anderen Arten wurden nicht
hinsichtlich der mit zunehmender Entfernung von der Beobachtungsplattform
schwierigeren Erfassbarkeit der Vögel korrigiert, da im Gegensatz zu den
schiffsgestützten Erfassungen derzeit noch keine umfassend verwendbaren
Korrekturfaktoren für die flugzeuggestützten Erfassungen vorliegen. Es handelt sich
daher bei den hier dargestellten Ergebnissen um Mindestabundanzwerte.
Das Vorkommen der Seetaucher (Stern- und Prachttaucher) wird in diesem Bericht
gemeinsam betrachtet, da Individuen dieser Artengruppe im Rahmen von
flugzeuggestützten Erfassungen nur selten auf Artniveau bestimmt werden können.
4.6. Bestandsberechnungen
Für Seetaucher wurde eine Hochrechnung der Bestandsgröße im SPA „Östliche
Deutsche Bucht“ für die beiden Erfassungen im Frühjahr 2010 vorgenommen. Zur
Vergleichbarkeit der Bestände mit der von Markones & Garthe (2009a) für das
Vorjahr ermittelten Zahl wurde analog zum dort beschriebenen Vorgehen ein
Bootstrapping-Verfahren zur Berechnung des 95 %-Konfidenzintervalls durchgeführt.
Zunächst wurden die Erfassungsdaten in Rasterzellen von 3’ Breite x 5’ Länge
zusammengefasst und die mittlere Abundanz der Seetaucher für jedes Raster
berechnet. Diese Stichprobe wurde einem Bootstrapping mit 9.999 Wiederholungen
unterzogen, um Mittelwert und Konfidenzintervall zu bestimmen. Diese Daten wurden
auf die Gesamtfläche des SPA (3.135 km²) bezogen, um den Bestand für das
gesamte Schutzgebiet zu ermitteln.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
19
5. Ergebnisse
5.1. Seetaucher und Zwergmöwen im Winter 2009/2010 und im Frühjahr 2010 in der deutschen Nordsee
Das Vorkommen der Seetaucher in der deutschen Nordsee war Ende Februar /
Anfang März 2009 eher lückig mit einem Schwerpunkt im SPA „Östliche Deutsche
Bucht“ und östlich davon (Abb. 8). Zusätzlich wurden im südlichen Bereich der AWZ
mittlere bis hohe Abundanzen beobachtet. Im übrigen Untersuchungsgebiet wie z.B.
entlang der niedersächsischen Küste wurden vereinzelt geringe bis mittlere
Abundanzen festgestellt. Das Vorkommen der Seetaucher im schleswig-
holsteinischen Küstenmeer fiel wesentlich geringer aus als die Ergebnisse
vorangegangener Erfassungen vermuten ließen. Nur wenige Tage vor den
Erfassungen in der nördlichen Hälfte des Untersuchungsgebietes waren bei
Untersuchungen im Rahmen des NATURA 2000 Monitorings von Seevögeln im
Offshore-Bereich der schleswig-holsteinischen Nordsee im Auftrag des LKN hier
deutlich höhere Abundanzen festgestellt worden (Abb. 9; s. auch Markones & Garthe
2009a). Im Jahr 2010 kamen Seetaucher im Zeitraum Ende Februar / Anfang März in
der deutschen Nordsee lückig und ebenfalls in geringerer Anzahl als erwartet vor
(Abb. 10). Allerdings wurde durch die Flugtransekte nur ein kleiner Teil des geplanten
Gebietes abgedeckt (siehe Material und Methoden). Die höchsten Abundanzen
wurden im Bereich westlich des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ beobachtet. Zudem
kamen Seetaucher in geringen Dichten küstenfern vor den Ostfriesischen Inseln vor.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
20
Abb. 8: Verteilung von Seetauchern in der deutschen Nordsee am 18./24.02. und 01.03.2009
(flugzeugbasierte Erfassungen). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines
artgruppenspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Abb. 9: Verteilung von Seetauchern am 14.02.09 (a) und am 18./24.02.09 (b, Ausschnitt aus Abb. 8)
vor der schleswig-holsteinischen Küste (flugzeugbasierte Erfassungen). Die Berechnung der
Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines artgruppenspezifischen Korrekturfaktors (s. Material
und Methoden). Die Verteilung der Seetaucher am 14.02.09 wurde im Auftrag der
Nationalparkverwaltung im Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz
Schleswig-Holstein (LKN) für das „Monitoring von Seevögeln im Offshore-Bereich der schleswig-
holsteinischen Nordsee im Rahmen von NATURA 2000“ erhoben.
a) b)
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
21
Abb. 10: Verteilung von Seetauchern in der deutschen Nordsee am 08./09.02.2010 (flugzeugbasierte
Erfassungen). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines
artgruppenspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Bei den Erfassungen im Frühjahr 2010 wurden deutlich höhere
Seetaucherabundanzen festgestellt. Insbesondere am 23.03.2010 wurden
Konzentrationen mit hohen Abundanzen innerhalb des SPA „Östliche Deutsche
Bucht“ sowie westlich des Schutzgebietes beobachtet. Zudem hielten sich auch hohe
Anzahlen an Seetauchern küstennah im Bereich vor Sylt auf (Abb. 11). Bei den
Befliegungen Anfang April 2010 konnte das konzentrierte Vorkommen mit hohen
Anzahlen innerhalb des SPA und westlich davon bestätigt werden. Im südlichen Teil
des Untersuchungsgebietes hielten sich Seetaucher hingegen nur verstreut und in
sehr geringer Anzahl auf (Abb. 12). Diese Ergebnisse bestätigen die im Rahmen des
vorliegenden Monitoringvorhabens durchgeführte flugzeuggestützte Erfassung im
Mai 2008, bei der ebenfalls eine Konzentration der Vorkommen im nördlichen und
nordwestlichen Teil des Untersuchungsgebietes sowie ein weitgehendes Fehlen von
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
22
Seetauchern in den südlichen Bereichen beobachtet wurden (vgl. Markones &
Garthe 2009a).
Obwohl auch bei früheren Erfassungen Seetaucher westlich des Schutzgebietes
festgestellt wurden, konnte dort jedoch bisher keine so starke Konzentration des
Vorkommens wie im Frühjahr 2010 beobachtet werden. (vgl. Garthe et al. 2004,
Markones & Garthe 2009a). Möglicherweise spielt hier der im Vergleich zu den
Vorjahren strengere und länger andauernde Winter mit geringeren
Wassertemperaturen im Frühjahr eine Rolle. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die
Verteilung von Seetauchern innerhalb der geeigneten Vorkommensbereiche mit
veränderlichen Umwelt- und somit vermutlich auch veränderten
Nahrungsbedingungen variieren kann.
Abb. 11: Verteilung von Seetauchern Gavia arctica / G. stellata in der deutschen Nordsee am
23.03.2010 (Zwischentransekt-Flug“). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung
eines artgruppenspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
23
Abb. 12: Verteilung von Seetauchern in der deutschen Nordsee im Frühjahr 2010 (flugzeugbasierte
Erfassungen am 04./13./15.04.2010). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung
eines artgruppenspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Bei der gemeinsamen Darstellung der beiden Flugtage im Seetaucher-Kerngebiet
westlich von Sylt am 23.03.2010 (Streckenführung zwischen den üblicherweise im
Rahmen des Vorhabens durchgeführten Transekten) und am 04.04.2010
(Transektverlauf wie üblicherweise im Rahmen des Vorhabens durchgeführt) wird
deutlich, dass es sich dort um ein relativ flächiges Vorkommen der Seetaucher
handelt (Abb. 13).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
24
Abb. 13: Verteilung von Seetauchern in der deutschen Nordsee am 23.03. und 04.04.2010
(flugzeugbasierte Erfassungen). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines
artgruppenspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden). Zur besseren Darstellung wurden
die Seetaucher nicht pro 3’ x 5-Raster, sondern als Anzahl Vögel pro 1-Sekunden-Zählintervall
abgebildet.
Der Bestand der Seetaucher innerhalb des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ während
der beiden Erfassungen im Frühjahr 2010 lag nach den Berechnungen unter
Berücksichtigung des Korrekturfaktors für übersehene Individuen bei 2.200 Tieren
(Konfidenzintervall: 979-3650 Individuen) für den Flug am 23.03.2010
(Zwischentransektflug) und bei 2436 Tieren (Konfidenzintervall: 983-4.470
Individuen) für den Flug am 04.04.2010. Beide Erfassungen konnten daher sowohl
die Verbreitung, als auch den Bestand der Seetaucher jeweils gut darstellen. Die
Durchführung einer analogen Bestandsberechnung für einen aus beiden Flügen
kombinierten Datensatz ergab einen Bestand von 2167 Tieren (Konfidenzintervall:
1318-3143 Individuen). Die für 2010 berechneten Werte unterscheiden sich nur
gering von dem für das Frühjahr 2009 ermittelten Bestand von 2567 Tieren
(Konfidenzintervall: 1409-3724 Individuen; siehe Markones & Garthe 2009a). Die
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
25
etwas geringeren Werte spiegeln möglicherweise das verstärkte Vorkommen von
Seetauchern westlich des Schutzgebietes im Frühjahr 2010 wider.
Zwergmöwen wurden im Winter 2009 vereinzelt und sehr verteilt in geringen bis
höheren Abundanzen im Untersuchungsgebiet beobachtet (Abb. 14). Schwerpunkte
lagen im nördlichen Bereich des SPA „Östliche Deutsche Bucht“, östlich des
Schutzgebietes und im südlichen Bereich der AWZ. Im Winter 2010 hielten sich
Zwergmöwen in geringer Anzahl küstenfern vor den Ostfriesischen Inseln auf (Abb.
15). Im Bereich des SPA wurden hingegen keine Zwergmöwen beobachtet. In
diesem Jahr deckten die Transekte jedoch nur einen Teil des Untersuchungsgebietes
ab. Im Frühjahr 2010 hielten sich Zwergmöwen in sehr hohen Abundanzen innerhalb
des Schutzgebietes sowie westlich davon auf (Abb. 16). Ein weiterer Schwerpunkt
lag im südlichen Teil des Untersuchungsgebietes vor den Ostfriesischen Inseln.
Diese Beobachtungen decken sich mit früheren Studien, bei denen gezeigt werden
konnte, dass sich Zwergmöwen im Winter verstreut und nur in geringer Anzahl in den
deutschen Nordseegewässern aufhalten, während es im Frühjahr ab Mitte März auf
dem Heimzug in die Brutgebiete zu einem starken Zuzug in diese Gebiete kommt.
Dabei sind insbesondere die Seegebiete westlich von Schleswig-Holstein, um
Helgoland und innerhalb des AWZ-Schutzgebietes von großer Bedeutung (Garthe et
al. 2004, Schwemmer & Garthe 2006). Die Frühjahrs-Konzentration von
Zwergmöwen im Bereich des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ wurde auch bei der im
Rahmen des vorliegenden Monitoringvorhabens durchgeführten flugzeuggestützten
Erfassung im Mai 2008 festgestellt und konnte im Jahr 2010 bestätigt werden. Das
weitere Schwerpunktvorkommen im südlichen Teil des Untersuchungsgebietes
konnte 2008 nicht in diesem Maße beobachtet werden, was vermutlich auf den
späten Erfassungszeitraum im Mai zurückzuführen ist (vgl. Markones & Garthe
2009a).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
26
Abb. 14: Verteilung von Zwergmöwen in der deutschen Nordsee im Winter 2009 (flugzeugbasierte
Erfassungen am 18./24.02. und 01.03.2009). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter
Verwendung eines artspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Abb. 15: Verteilung von Zwergmöwen in der deutschen Nordsee im Winter 2010 (flugzeugbasierte
Erfassungen am 08./09.02.2010). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung
eines artspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
27
Abb. 16: Verteilung von Zwergmöwen in der deutschen Nordsee im Frühjahr 2010 (flugzeugbasierte
Erfassungen am 23.03. und 13./15.04.2010). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter
Verwendung eines artspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
5.2. Seevögel in der AWZ um Helgoland zur Brutzeit 2009
Das Vorkommen von Seevögeln im Seegebiet um Helgoland am 15.06.2009 war
vergleichbar mit den Ergebnissen früherer Jahre (Tab. 2; Garthe et al. 2008,
Markones et al. 2008, FTZ unveröff.). Generell wurden jedoch eher geringere Zahlen
registriert. Besonders die Anzahl der erfassten Trottellummen war deutlich niedriger
als bei vorangegangenen Erfassungen.. Immature Möwen wurden kaum festgestellt
und auch der überwiegende Anteil der Basstölpel (85 %) war adult.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
28
Tab. 2: Summe registrierter Individuen ausgewählter Seevogelarten auf dem Transektnetz des
Seegebiets um Helgoland: Vergleich der Ergebnisse der aktuellen Erfassung für das vorliegende
Vorhaben (gelb unterlegt) mit Erfassungen früherer Jahre. Quelle: Garthe et al. (2008) und FTZ
unveröff.
09.06.2006 19.06.2006 19.06.2007 15.06.2009
Eissturmvogel 4 2 16 0
Basstölpel 40 43 39 39
Trottellumme 291 320 139 30
Dreizehenmöwe 163 414 301 131
Heringsmöwe 689 1181 614 618
Basstölpel wurden nahezu ausschließlich im küstenfernen westlichen Teil des
Untersuchungsgebietes beobachtet (Abb. 17). Trottellummen wurden ebenfalls
hauptsächlich im Südwesten und Westen der Insel Helgoland registriert (Abb. 18).
Nur einzelne Tiere wurden östlich und nördlich der Insel angetroffen. Unter den
adulten Trottellummen wurden sechs von einem Elternteil geführte, noch recht kleine
Küken beobachtet (Abb. 18). Dreizehenmöwen konzentrierten sich ebenfalls
hauptsächlich im Westen des Untersuchungsgebietes sowie in der Umgebung von
Helgoland (Abb. 19). Im Osten des Untersuchungsgebietes wurden keine
Dreizehenmöwen angetroffen. Heringsmöwen wurden meist einzeln angetroffen.
Kleinere Ansammlungen gab es in Gebieten mit Fischereiaufkommen wie z.B. der
südwestlichen Ecke des Untersuchungsgebietes (Abb. 20).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
29
Abb. 17: Verteilung von Basstölpeln am 15.06.2009 im Offshore-Bereich um Helgoland
(flugzeugbasierte Erfassung). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines
artspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Abb. 18: Verteilung von Trottellummen am 15.06.2009 im Offshore-Bereich um Helgoland
(flugzeugbasierte Erfassung).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
30
Abb. 19: Verteilung von Dreizehenmöwen am 15.06.2009 im Offshore-Bereich um Helgoland
(flugzeugbasierte Erfassung).
Abb. 20: Verteilung von Heringsmöwen am 15.06.2009 im Offshore-Bereich um Helgoland
(flugzeugbasierte Erfassung).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
31
5.3. Seetaucher, Meeresenten und Alken im Frühjahr 2009 im SPA „Pommersche Bucht“ und den angrenzenden SPAs
Während der flugzeuggestützten Erfassungen im Frühjahr 2009 wurde der Großteil
der Seetaucher in den SPAs „Pommersche Bucht“ und „Westliche Pommersche
Bucht“ beobachtet (Abb. 21). In diesen Gebieten wurden geringe bis hohe
Abundanzen festgestellt. Mittlere Abundanzen wurden darüber hinaus vereinzelt in
den SPAs „Plantagenetgrund“ und „Vorpommersche Boddenlandschaft und
nördlicher Strelasund“ nachgewiesen. Im Greifswalder Bodden wurden lediglich
einzelne Seetaucher beobachtet. Von den 132 erfassten Seetauchern wurden 27
(21 %) als Sterntaucher und 5 (4 %) als Prachttaucher bestimmt.
Eiderenten wurden wie bei früheren Untersuchungen fast ausschließlich westlich der
Insel Rügen festgestellt (Abb. 22). Mittlere Abundanzen wurden in den SPAs
„Plantagenetgrund“ und „Vorpommersche Boddenlandschaft und nördlicher
Strelasund“ registriert. Weiter östlich wurde nur ein einzelner Trupp von 10 Tieren im
südlichen Greifswalder Bodden zwischen Ruden und dem Peenemünder Haken
beobachtet.
Eisenten konzentrierten sich in sehr hohen Abundanzen im Eingang zum
Greifswalder Bodden und dem Bodden selber (Abb. 23). Mittlere bis hohe
Abundanzen wurden auch in den SPAs „Pommersche Bucht“ und „Westliche
Pommersche Bucht“ sowie den SPAs „Plantagenetgrund“ und „Vorpommersche
Boddenlandschaft und nördlicher Strelasund“ beobachtet. Geringe Abundanzen
wurden auf der zentralen Oderbank und westlich und nördlich davon beobachtet. Ein
räumlich isoliertes Vorkommen mittlerer Abundanz wurde auf dem Adlergrund
registriert.
Trauerenten wurden im gesamten zentralen und südöstlichen Bereich der SPAs
„Pommersche Bucht“ und „Westliche Pommersche Bucht“ in sehr hohen
Abundanzen beobachtet (Abb. 24). Hohe Abundanzen wurden darüber hinaus im
Eingangsbereich des Greifswalder Boddens und westlich Rügens im küstenfernen
Bereich nördlich des Zingsts festgestellt. In den SPAs „Plantagenetgrund“ und
„Vorpommersche Boddenlandschaft und nördlicher Strelasund“ kamen Trauerenten
in geringeren bis mittleren Abundanzen vor.
Samtenten wurden vor allem im SPA „Pommersche Bucht“ festgestellt, wo sie in
mittleren Abundanzen am nordöstlichen Rand der Oderbank und nordwestlich
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
32
zwischen Oderbank und Adlergrund vorkamen (Abb. 25). Geringere Abundanzen
wurden auf der zentralen Oderbank und westlich davon sowie vereinzelt in den SPAs
„Westliche Pommersche Bucht“, „Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund“ und
„Plantagenetgrund“ festgestellt.
Während der flugzeuggestützten Erfassungen im Frühjahr 2009 wurden nur wenige
Alken beobachtet, die ganz vereinzelt in den SPAs „Pommersche Bucht“, „Westliche
Pommersche Bucht“, „Plantagenetgrund“ und „Vorpommersche Boddenlandschaft
und nördlicher Strelasund“ vorkamen (Abb. 26). Von den 11 insgesamt beobachteten
Tieren wurden 6 als Tordalken bestimmt und 1 als Trottellumme. Auch bei den
übrigen, nicht auf Artniveau bestimmten 4 Tieren handelte es sich jeweils um ein
Individuum dieser beiden Arten. Gryllteisten wurden nicht gesichtet.
Abb. 21: Verteilung von Seetauchern im SPA „Pommersche Bucht“ und den angrenzenden SPAs im
Frühjahr 2009 (flugzeugbasierte Erfassungen am 30.03. und 08.04.2009). Die Berechnung der
Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines artgruppenspezifischen Korrekturfaktors (s. Material
und Methoden).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
33
Abb. 22: Verteilung von Eiderenten im SPA „Pommersche Bucht“ und den angrenzenden SPAs im
Frühjahr 2009 (flugzeugbasierte Erfassungen am 30.03. und 08.04.2009).
Abb. 23: Verteilung von Eisenten im SPA „Pommersche Bucht“ und den angrenzenden SPAs im
Frühjahr 2009 (flugzeugbasierte Erfassungen am 30.03. und 08.04.2009).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
34
Abb. 24: Verteilung von Trauerenten im SPA „Pommersche Bucht“ und den angrenzenden SPAs im
Frühjahr 2009 (flugzeugbasierte Erfassungen am 30.03. und 08.04.2009). Die Berechnung der
Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines artspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und
Methoden).
Abb. 25: Verteilung von Samtenten im SPA „Pommersche Bucht“ und den angrenzenden SPAs im
Frühjahr 2009 (flugzeugbasierte Erfassungen am 30.03. und 08.04.2009).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
35
Abb. 26: Verteilung von Tordalken/Trottellummen im SPA „Pommersche Bucht“ und den
angrenzenden SPAs im Frühjahr 2009 (flugzeugbasierte Erfassungen am 30.03. und 08.04.2009).
5.4. Seetaucher, Meeresenten und Alken im Winter 2009/2010 mit ausgedehnter Eisbedeckung in der Pommerschen Bucht
Während der Befliegung am 16.02.2010 in der Pommerschen Bucht war die Ostsee
von der Usedomer Küste aus in einer Breite von etwa 20 km fest bzw. geschlossen
vereist. Teilweise erstreckte sich die Vereisung bis zu einer Entfernung von 50 km
von der Küste und umfasste praktisch die gesamte Oderbank (Abb. 27).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
36
Abb. 27: Eisbedeckung auf den am 16.2.2010 in der Pommerschen Bucht beflogenen Transekten. Die
Klassifizierung und Farbwahl erfolgte analog den Eiskarten der BSH.
Der allgemeine Eindruck während des Erfassungsfluges war, dass die fest vereisten
Bereiche nahezu völlig von Vögeln verlassen worden waren. In den Bereichen mit
Eislöchern waren manchmal Eisenten oder einzelne Samtenten zu sehen.
Seetaucher wurden nur in den eisfreien Bereichen nördlich der Oderbank und im
Bereich des Adlergrundes beobachtet (Abb. 28). In den Küstengewässern vor Rügen
und Usedom und im Bereich der Oderbank, in denen sich Seetaucher in eisfreien
Wintern gewöhnlich in hoher Anzahl aufhalten (Garthe et al. 2004, Sonntag et al.
2006, Markones & Garthe 2009a), konnten keine Tiere festgestellt werden.
Eisenten bevölkerten relativ dicht die eisfreien, 10-20 m tiefen Bereiche nördlich der
Oderbank (Abb. 29). Teilweise konnte die Art in Eislöchern innerhalb von Gebieten
mit Eisbedeckung beobachtet werden. Die starken Konzentrationen mit hohen
Anzahlen, die gewöhnlich im nahezu gesamten Küsten- und offshore-Bereich der
Pommerschen Bucht überwintern (Sonntag et al. 2006, Markones & Garthe 2009a),
konnten jedoch nicht festgestellt werden. Auf dem eisfreien Adlergrund hingegen
konnten die gewohnt großen Schwärme erfasst werden.
Auch Samtenten kamen in hoher Anzahl in den eisfreien, 10-20 m tiefen Bereichen
nördlich der Oderbank sowie teilweise in Eislöchern zwischen den Eisschollen auf
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
37
der Oderbank vor (Abb. 30). Zudem konnten sie in mittlerer Anzahl auf dem
Adlergrund beobachtet werden. Die üblicherweise auf der Oderbank in hoher Anzahl
überwinternden Tiere (Sonntag et al. 2006, Markones & Garthe 2009a) konnten dort
nicht festgestellt werden.
Trauerenten, die in Wintern ohne Eisbedeckung in hoher Anzahl auf der Oderbank
und in den Bereichen westlich davon überwintern (Sonntag et al. 2006, Markones &
Garthe 2009a), scheinen die Pommersche Bucht während der Eisbedeckung nahezu
vollständig verlassen zu haben (Abb. 31). Lediglich in den eisfreien Bereichen im
östlichen und nordöstlichen Bereich der Oderbank konnten geringe Anzahlen
beobachtet werden.
Auch Alken überwintern gewöhnlich im untersuchten Gebiet (Sonntag et al. 2006),
im Februar 2010 konnten jedoch lediglich 4 Individuen (Trottellumme oder Tordalk)
nachgewiesen werden. Auch in den eisfreien Bereichen hielten sich keine größere
Anzahlen von Alken auf (Abb. 32). Es ist jedoch zu beachten, dass auch bei einer
Befliegung im Januar/Februar 2009 kaum Alken im Untersuchungsgebiet
nachgewiesen wurden, während bei einer schiffsgestützten Erfassung im Januar
2009 höhere Anzahlen in der Pommerschen Bucht beobachtet werden konnten (vgl.
Markones & Garthe 2009a). Gryllteisten wurden bei der Erfassung im Februar 2010
nicht gesichtet.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
38
Abb. 28: Verteilung von Seetauchern in der Pommerschen Bucht im Februar 2010 (flugzeugbasierte
Erfassung am 16.02.2010). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines
artgruppenspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Abb. 29: Verteilung von Eisenten in der Pommerschen Bucht im Februar 2010 (flugzeugbasierte
Erfassung am 16.02.2010).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
39
Abb. 30: Verteilung von Samtenten in der Pommerschen Bucht im Februar 2010 (flugzeugbasierte
Erfassung am 16.02.2010). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines
artspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Abb. 31: Verteilung von Trauerenten in der Pommerschen Bucht im Februar 2010 (flugzeugbasierte
Erfassung am 16.02.2010). Die Berechnung der Abundanzwerte erfolgte unter Verwendung eines
artspezifischen Korrekturfaktors (s. Material und Methoden).
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
40
Abb. 32: Verteilung von Tordalken/Trottellummen in der Pommerschen Bucht im Februar 2010
(flugzeugbasierte Erfassung am 16.02.2010).
Die Untersuchung im Februar 2010 macht deutlich, dass strengere Winter mit starker
Eisbedeckung wichtige Rastgebiete für Seevögel unzugänglich machen können, und
diese zwingen, auf eisfreie Gewässer auszuweichen. Daher sind störungsfreie
Rastgebiete auch außerhalb der Hauptkonzentrationsbereiche in den SPAs
„Pommersche Bucht“ und „Westliche Pommersche Bucht“ nötig. Leider verhinderten
anhaltend hohe Windstärken die Untersuchung von Flächen außerhalb der
Pommerschen Bucht, so dass keine Aussage getroffen werden kann, ob
insbesondere Trauerenten auf andere Bereiche der deutschen Ostsee ausgewichen
sind, oder aber die deutschen Ostseegewässer insgesamt verlassen haben.
6. Bewertung der durchgeführten Erfassungen Eine ausführliche Beurteilung der Erfassungsmethoden erfolgte bereits durch
Markones & Garthe (2009a) für den Berichtszeitraum 2008/2009 des vorliegenden
Vorhabens. Die dort getroffenen Aussagen konnten durch die Untersuchungen in der
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
41
Berichtsperiode 2009/2010 bestätigt werden. Während das Flugzeug als Plattform
zur Erfassung von Seetauchern (ohne Artbestimmung) sehr gut und von
Zwergmöwen gut geeignet ist, wurden Alken bei den flugzeuggestützten
Erfassungen in der Ostsee im Februar 2010 nur in sehr geringen Anzahlen
beobachtet. Auch im Vorjahr konnten bei einem Flug im Januar/Februar nur sehr
wenige Alken festgestellt werden, während ein Schiffssurvey im Januar 2009 höhere
Anzahlen an Tordalken und Trottellummen ergab. Während Alken in der Nordsee bei
den Befliegungen um Helgoland bisher gut erfasst werden konnten, mit einem hohen
Anteil artbestimmter Tiere und der Erfassung von Trottellummenküken (siehe Kap.
5.1.2.), gelang in der Ostsee bisher keine ausreichende Erfassung von Alken mit
dem Flugzeug. Dies gilt insbesondere für Gebiete mit hohen Konzentrationen an
Meeresenten. Auch Gryllteisten konnten bisher nicht zufriedenstellend vom Flugzeug
aus kartiert werden (vgl. Markones & Garthe 2009a). Zur Erfassung der
Verteilungsmuster von Alken (sowie von Lappentauchern), aber auch zur
Bestandsabschätzung bei Meeresenten und zur Aktualisierung der Artverhältnisse
bei Seetauchern und Alken, sollte somit, gemäß der Empfehlungen in Markones &
Garthe (2009a), weiterhin alle zwei Jahre im Januar eine schiffsgestützte Erfassung
der gesamten Pommerschen Bucht mit Adlergrund erfolgen. Zusätzlich sollte als
Ergänzung zum Januar-Survey in der Pommerschen Bucht im gleichen
Winterzeitraum ein 7-tägiger Schiffssurvey in das Monitoring-Programm
aufgenommen werden, um die SPAs westlich von Rügen in den Küstengewässern
von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu erfassen. Beide
Erfassungen zusammen können so ein Gesamtbild der Wintervorkommen von
Seetauchern, Lappentauchern, Meeresenten und Alken in den SPAs der Ostsee
liefern.
Das zeitliche Design der Flugzeugzählungen, insbesondere im Hinblick auf die
Berücksichtigung der Variabilität von Seevogelvorkommen, wurde ebenfalls bei
Markones & Garthe (2009a) ausführlich diskutiert. An dieser Stelle sollen daher nur
einige, auf die Untersuchungen im vorliegenden Berichtszeitraum bezogene
Anmerkungen gemacht werden.
Den Anforderungen an das räumliche Design der Flugzeugzählungen, einerseits eine
hohe räumliche Auflösung der Erfassungen, um der räumlichen Variabilität der
Seevogelmuster gerecht zu werden, andererseits eine Minimierung des
Zeitaufwandes, um die Kosten zu reduzieren und die zeitliche Variabilität der
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Vogelvorkommen zu berücksichtigen, wurde durch die gewählten Transekte in den
verschiedenen Untersuchungsgebieten Rechnung getragen. Sowohl in ihrer
Ausrichtung als auch in ihrem Abstand erwiesen sie sich bisher als geeignet,
einerseits die räumlichen Gradienten der Umweltparameter zu berücksichtigen und
andererseits die Fokusarten hinreichend gut zu erfassen (siehe auch Markones &
Garthe 2009a). Eine Einschränkung ergibt sich für sehr verstreut vorkommende
Arten, wie Alken und Lappentaucher in der Ostsee, für die der Einsatz
schiffsgestützter Erfassungen empfohlen wird (siehe oben). Der Zwischentransekt-
Flug im SPA „Östliche Deutsche Bucht“ zur Erfassung der Seetaucher im Frühjahr
ergab sowohl bezüglich des Verteilungsmusters als auch bezüglich der ermittelten
Bestandsgröße vergleichbare Ergebnisse zur Befliegung der üblicherweise im
Rahmen des Monitorings bearbeiteten Transekte. Dadurch wird deutlich, dass diese
Transekte gut zur Erfassung der Seetaucher in ihrem Hauptkonzentrationsgebiet
geeignet sind.
Des Weiteren hat sich gezeigt, dass eine flugzeuggestützte Erfassung aufgrund von
zu hohen Windstärken nicht immer im vorgesehenen Zeitfenster möglich ist. Dadurch
kann es vorkommen, dass die realisierbaren Erfassungstermine nicht mit dem
Hauptvorkommen einer Art im Gebiet übereinstimmen. Dies ist insbesondere für
Arten wie die Zwergmöwe relevant, die sich nur für kurze Zeit während des Zuges in
den deutschen Gewässern aufhalten. Die Frühjahrserfassung im Jahr 2010 in der
Nordsee konnte jedoch planmäßig durchgeführt werden und das Hauptvorkommen
von Seetauchern und Zwergmöwen gut abbilden. Eine besondere Schwierigkeit
ergibt sich bei der möglichst synoptischen Erfassung großer Gebiete mit dem
Flugzeug, für die mehrere, möglichst zusammenhängende Phasen mit geringen
Windstärken nötig sind. Die langjährigen Erfahrungen haben dabei gezeigt, dass dies
insbesondere im Winter schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist. Der Winter
2009/2010 zeichnete sich durch viele, teilweise sehr lang anhaltende
Starkwindphasen aus. Hinzu kamen die Sperrung einiger Luftraumgebiete aufgrund
von militärischen Übungen sowie die schlechte Verfügbarkeit von für Vogelzählungen
geeigneten Flugzeugen, so dass die Erfassungen im Winterzeitraum November bis
Februar auf insgesamt wenige Tage beschränkt waren. Aus diesen Gründen
gelangen von der ursprünglich geplanten, 5-6-tägigen Gesamterfassung in der
Nordsee nur zwei Tage. Da bei zu großen Abständen in der Befliegung
zusammenhängender Gebiete keine synoptische Erfassung und damit keine
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zusammenhängende Beurteilung der Vogelvorkommen mehr möglich ist, und
andererseits ab Anfang März die Vorkommen vieler Arten bereits von Zuggeschehen
beeinflusst werden, wurde die Gesamterfassung Ende Februar in Absprache mit dem
Auftraggeber abgebrochen. Für die synoptische Erfassung eines großen Gebietes
muss daher in Zukunft versucht werden, mehrere Maschinen gleichzeitig
einzusetzen, um die wenigen Tage mit geeigneten Windbedingungen besser nutzen
zu können (bisher war dies aber wegen der großen Nachfrage an Flugzeugen durch
verschiedene Auftragnehmer der Fluggesellschaften nicht möglich). Zudem könnten
ergänzend schiffsgestützte Erfassungen in Erwägung gezogen werden, die zwar
weniger wetterabhängig, dafür aber zeit- und kostenintensiver sind.
7. Eignung der erhobenen Datendichte für die Erfüllung der Natura 2000-
Berichtspflichten Die Aussagen im Monitoringbericht des Vorjahres (2008/2009) sind weiterhin gültig.
Siehe dazu Markones & Garthe (2009a).
8. Ausblick Die relevanten Einheiten eines vollständigen Monitoring-Programms gemäß der
Empfehlungen von Markones & Garthe (2009a) sind in Tabelle 3 für die Nordsee
und in Tabelle 4 für die Ostsee dargestellt. Dabei sollte eine Abstimmung der
Erfassungen in Nord- und Ostsee erfolgen, um Austauschbewegungen der
Rastbestände zwischen Nord- und Ostsee zu berücksichtigen.
Der im Vergleich zu den Vorjahren strengere Winter hat gezeigt, dass es in
Anpassung an veränderte Umweltbedingungen zu einer Verlagerung der
Rastvogel-Verteilungsmuster kommen kann. Dies hat zum Einen Auswirkungen
auf die Erfassungen, die über die bisher bekannten Konzentrationsgebiete hinaus
gehen müssen, um Ausweichgebiete zu beschreiben und ihre Bedeutung
abschätzen zu können. Andererseits ergeben sich dadurch auch Konsequenzen
für den Schutz von Seevögeln, der sich in einer variablen Umwelt nicht
ausschließlich auf wenige Konzentrationsgebiete beschränken darf, sondern zur
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Gewährleistung eines guten Erhaltungszustandes von Seevögeln auch einen
Grundschutz außerhalb von SPAs gewährleisten muss.
Tab. 3: Zusammenfassung der Einheiten eines Erfassungsprogramms für ein Meeresmonitoring von
Seevögeln in der deutschen Nordsee (AWZ und Küstenmeere NI und SH) als Grundlage zur Erfüllung
europäischer und internationaler Berichtspflichten. SPA ÖDB = Schutzgebiet „Östliche Deutsche
Bucht“. Nach Markones & Garthe (2009a).
NORDSEE Flugzeug Schiff
Gesamtsurvey Winter SPA ÖDB Frühjahr Alle 3 Jahre Gesamtsurvey Herbst
(Nachbrutzeit)
SPA ÖDB und Offshore SH & NI Winter
Offshore SH & NI und Teile SPA ÖDB Sommer
SPA ÖDB und Offshore SH & NI Frühjahr
Offshore SH & NI und Teile SPA ÖDB Herbst
Offshore SH & NI Trauerente Winter/Frühjahr
Offshore NI und angrenzende AWZ-Bereiche Winter
Offshore SH & NI Trauerente Sommer/Herbst
Alle 2 Jahre
Offshore um Helgoland und Teile SPA ÖDB Sommer (Brutzeit)
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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Tab. 4: Zusammenfassung der Einheiten eines Erfassungsprogramms für ein Meeresmonitoring von
Seevögeln in der deutschen Ostsee (AWZ und Küstenmeere MV und SH) als Grundlage zur Erfüllung
europäischer und internationaler Berichtspflichten. SPA PoBU = Schutzgebiet „Pommersche Bucht“.
Nach Markones & Garthe (2009a).
Zusätzlich zu dem beschriebenen Erfassungsprogramm sollten weitere Erfassungen
zur Bearbeitung methodischer Aspekte durchgeführt werden, die unmittelbar für die
Bewertung des Monitoringdesigns und die Interpretation der Ergebnisse benötigt
werden. Darunter fallen z.B. wiederholte Beprobungen von Teilgebieten auf
denselben Transekten an aufeinander folgenden Tagen bzw. innerhalb kurzer
Zeitabstände, um die zeitliche Variabilität von Seevogelverteilungsmustern
einzuschätzen. Von großer Wichtigkeit wäre beispielsweise die Untersuchung der
Variabilität in den Seetauchervorkommen im SPA „Östliche Deutsche Bucht“ und
Umgebung, wie die Erfassung im Frühjahr 2010 deutlich gemacht hat. Ein Vergleich
zwischen der flugzeuggestützten und der schiffsgestützten Erfassungsmethode wird
derzeit im Rahmen des Vorhabens „Ermittlung von artspezifischen Korrekturfaktoren
für flugzeuggestützte Seevogelerfassungen als Grundlage für Bestands-
berechnungen von Seevögeln im Rahmen des Monitorings in der deutschen
Ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee“ erarbeitet.
Für den folgenden Monitoringbericht 2010/2011 sind folgende Erfassungen geplant:
Eine flugzeuggestützte Erfassung von Trauerenten und Zwergmöwen im SPA
"Pommersche Bucht" (Ostsee) im August 2010 (2 Flugtage)
OSTSEE Flugzeug Schiff
Alle 3 Jahre Gesamtsurvey Winter
SPA PoBu, Greifswalder Bodden, Ostküste Rügen und Küste Usedom Sommer / Herbst
SPA PoBu und übrige Pommersche Bucht plus Greifswalder Bodden Winter
Alle 2 Jahre Alle SPAs der Küstenmeere SH und MV plus angrenzende Offshore-Bereiche (v.a. in Kieler und Mecklenburger Bucht) Winter
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Eine flugzeuggestützte Erfassung der Seevögel in der deutschen Nordsee
(u.a. im SPA „Östliche Deutsche Bucht“, Schwerpunkt Sterntaucher,
Zwergmöwe, Sturmmöwe) im Winter 2010/2011 (3 Flugtage)
Eine schiffsgestützte Erfassung von Seevögeln im SPA "Pommersche Bucht"
(Ostsee) und angrenzenden Bereichen im Januar 2011 (7 Schiffstage)
Eine flugzeuggestützte Erfassung der Seevögel im SPA „Pommersche Bucht“
und in den angrenzenden SPAs in der deutschen Ostsee (Schwerpunkt
Seetaucher, Meeresenten) im Frühjahr 2011 (2 Flugtage)
Neben diesem Standard-Programm sollen für die Anfangsbewertung im Rahmen
der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie weitere, ergänzende Erfassungen
vorgenommen werden. Dazu ist vorgesehen, bei Forschungsfahrten anderer
Einrichtungen teilzunehmen, die eine hervorragende räumliche Abdeckung von
Gebieten gewährleisten, die im Rahmen des Standardmonitorings nicht beprobt
werden können. Folgende Mitfahrten sind im Zeitraum 2010/2011 geplant:
3 Schiffssurveys aus dem folgenden COSYNA-Programm der GKSS
8 Tage Nordsee im Winter / Frühjahr (Frühjahrsrastbestände, insb.
Seetaucher)
8 Tage Nordsee im Frühjahr / Frühsommer (Frühjahrsrastbestände, Heimzug
Zwergmöwen, Seeschwalben)
8 Tage Nordsee im Sommer (Brutzeit / Nachbrutzeit, Aufzuchtgebiet
Trottellummen, Herbstzug Seeschwalben)
8 Tage Nordsee im Herbst ( Nachbrutzeit, Herbstbestände, Herbstzug)
1 Schiffssurvey aus dem International Bottom Trawl Survey (IBTS)-Programm des Internationalen Rates für Meeresforschung
30 Tage Nordsee im Juli/August (Hochseevögel)
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9. Dank
Die Durchführung der Erfassungen wurde vor allem durch Volker Dierschke und
zusätzlich durch Henriette Dries, Franziska Güpner, Nils Guse und Philipp
Schwemmer unterstützt. Den Piloten Peter Bernemann, Kai-Uwe Breuel, Daniela
Kohnen, Björn Schippmann, Peter Siemiatkowski und Frank Siolek (alle Sylt Air) sei
herzlich für die gute Zusammenarbeit und den sicheren Transport gedankt. Die
Nationalparkverwaltung im Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und
Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) genehmigte den Abdruck von im Rahmen
des NATURA 2000 Monitorings von Seevögeln im Offshore-Bereich der schleswig-
holsteinischen Nordsee erhobenen Daten aus dem Februar 2009.
10. Literatur
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standardised seabirds at sea census techniques in connection with
environmental impact assessments for offshore wind farms in the U.K.
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Texel.
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Erfassung von Seevögeln und marinen Säugern als Grundlage für
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Dietrich G., Kalle K., Krauss W., Siedler G. (1975). Allgemeine Meereskunde. Eine
Einführung in die Ozeanographie. Gebrüder Borntraeger, Berlin.
Garthe S., Dierschke V., Weichler T., Schwemmer P. (2004). Rastvogelvorkommen
und Offshore.Windkraftnutzung: Analyse des Konfliktpotenzials für die
deutsche Nords- und Ostsee. Endbericht zum MINOS Teilprojekt 5 im Auftrag
des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
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numbers in the German North Sea throughout the annual cycle and their
biogeographic importance. Vogelwelt 128: 163-178.
Deutsches Meeresmonitoring Seevögel AWZ – Endbericht FTZ Juli 2010
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räumliche Variabilität der Seevogel-Vorkommen in der deutschen Nord- und
Ostsee und ihre Bewertung hinsichtlich der Offshore-Windenergienutzung.
Endbericht zum MINOSplus Teilprojekt 5 im Auftrag des Bundesministeriums
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variability of seabird distribution patterns in the south-eastern North Sea. In:
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Markones N., Garthe S. (2009a). Erprobung eines Bund/Länder-Fachvorschlags für
das Deutsche Meeresmonitoring von Seevögeln und Schweinswalen als
Grundlage für die Erfüllung der Natura 2000 - Berichtspflichten mit einem
Schwerpunkt in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee (FFH-
Berichtsperiode 2007-2012). Teilvorhaben Seevögel. Endbericht für das
Bundesamt für Naturschutz, Vilm.
Markones N., Garthe S. (2009b). Ermittlung von artspezifischen Korrekturfaktoren für
flugzeuggestützte Seevogelerfassungen als Grundlage für
Bestandsberechnungen von Seevögeln im Rahmen des Monitorings in der
deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee.
Zwischenbericht für das Bundesamt für Naturschutz, Vilm.
Schwemmer P., Garthe S. (2006). Spatial patterns in at-sea behaviour during spring
migration by little gulls (Larus minutus) in the south-eastern North Sea. J.
Ornithol. 147: 354-366.
Sonntag N., Mendel B., Garthe S. (2006). Die Verbreitung von See- und
Wasservögeln in der deutschen Ostsee im Jahresverlauf. Vogelwarte 44: 81-
112.
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Anhang I: Deutsche, wissenschaftliche und englische Artnamen
genannter Vogelarten (nach Bauer et al. 2005) Basstölpel Sula bassana Northern Gannet Dreizehenmöwe Rissa tridactyla Black-legged Kittiwake Eiderente Somateria mollissima Common Eider Eisente Clangula hyemalis Long-tailed Duck Gryllteiste Cepphus grylle Black Guillemot Heringsmöwe Larus fuscus Lesser Black-backed Gull Prachttaucher Gavia arctica Black-throated Diver Samtente Melanitta fusca Velvet Scoter Sterntaucher Gavia stellata Red-throated Diver Tordalk Alca torda Razorbill Trauerente Melanitta nigra Common Scoter Trottellumme Uria aalge Common Guillemot Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus Little Gull