Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter:
„Wenn Hänschen nicht das Lernen lernt…“
Ausbildungskonferenz am 14. 11. 2014 in Nürnberg
Dr. Thomas Martens
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung
www.thomas-martens.de
(1)
Ist es möglich
ohne Motivation
zu lernen?
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 2
(2)
Wie werde ich
zum Lernhelden?
(3)
(4)
Mit welchen
Zaubermitteln
kann der Lernheld
unterstützt
werden?
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 4
(4)
Handlungs- theorie
Neuro- wissenschaft
Motivations- regulation
Lernen
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 5
(5)
Handlungs- theorie
Neuro- wissenschaft:
das SELBST
Motivations- regulation
Lernen
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 6
(5)
Intentionsgedächtnis
Denken
(IG)
Intuitive
Verhaltenssteuerung
(IV)
Extensionsgedächtnis
Fühlen
(EG)
Objekterkennung
(OES)
Die vier
persönlichkeitsbildenden
Makrosysteme
nach Julius Kuhl
Julius Kuhl
Professor für Differentielle
Psychologie und
Persönlichkeitsforschung an der
Universität Osnabrück
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 7
Intentionsgedächtnis
Denken
(IG)
Intuitive
Verhaltenssteuerung
(IV)
Extensionsgedächtnis
Fühlen
(EG)
Objekterkennung
(OES)
Planen: Was ist
meine nächste
Aufgabe? Welche
Schritte muss ich
vorbereiten?
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(5)
Intentionsgedächtnis
Denken
(IG)
Intuitive
Verhaltenssteuerung
(IV)
Extensionsgedächtnis
Fühlen
(EG)
Objekterkennung
(OES)
Prüfen: Was ist
hier falsch?
Wo sehe ich
einen Fehler?
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 9
(9)
Intentionsgedächtnis
Denken
(IG)
Intuitive
Verhaltenssteuerung
(IV)
Extensionsgedächtnis
Fühlen
(EG)
Objekterkennung
(OES)
Ausführen: Was
kann ich tun?
Wie geht’s ein-
fach für mich?
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(10)
Intentionsgedächtnis
Denken
(IG)
Intuitive
Verhaltenssteuerung
(IV)
Extensionsgedächtnis
Fühlen
(EG)
Objekterkennung
(OES)
Rat geben: Welche Idee
habe ich? Was sagt mein Herz
dazu?
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 11
(11)
Extensionsgedächtnis
Fühlen
(EG)
Rat geben: Welche Idee
habe ich? Was sagt mein Herz
dazu?
Holistisch (rechtshemisphärisch)
Komplex (präfrontal)
• parallel-holistisch
• schnelle Anwendung
• langsames Lernen
• implizites Konfigurationswissen:
Erwartungen, allg. Ziele, etc.
• Integration von Gegensätzen
• Unterschiedssensitivität
• Emotionswahrnehmung und
Emotionsregulation: Selbstbezug
• Robustheit (bei unvollständiger
Information)
• nicht bewusst
• kongruenzbetonte, verteilte
Aufmerksamkeit (Vigilanz)
• extensive kognitive-emotionale
Rückmeldungsverwertung
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 12
(12)
Intentions-
gedächtnis
Intuitive
Verhaltenssteuerung
Extensions-
gedächtnis
Objekterkennung
Wiederherstellung
positiver Gefühle?
Ja
Nein
Bewältigung von
negativen Gefühlen?
Ja
Nein
In welchem Funktionszusammenhang stehen
diese persönlichkeitsbildenden Makrosysteme?
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 13
Intentions-
gedächtnis
Intuitive
Verhaltenssteuerung
Extensions-
gedächtnis
Objekterkennung
A+
A(+)
A(-)
A-
Formalisierung der Modulationsanahmen
Hemmung
Aktivierung
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 14
Intentions-
gedächtnis
Intuitive
Verhaltenssteuerung
Extensions-
gedächtnis
A+
A(+)
Selbstmotivierung
Hemmung
Aktivierung
Selbstmotivierung ist die
entscheidende Voraussetzung
für Selbstbestimmung und
intrinsische Motivation.
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 15
Oh nein !
Hohe Ängstlichkeit
Niedrige Ängstlichkeit
Okay !
Erstreaktion
Handlungsorientierung
Ist zwar Arbeit,
aber kann ich
machen.
Warum?
Was mache ich
nur falsch!
Lageorientierung
Zweitreaktion
Quelle: Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe)
Deine Hausaufgaben müssen
überarbeitet werden… (16)
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 16
Intentions-
gedächtnis
Intuitive
Verhaltenssteuerung
Extensions-
gedächtnis
Objekterkennung
A+
A(+)
A(-)
A-
Hemmung
Aktivierung
Sorgenvolle
Leistungs-
orientierung
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 17
(17)
Handlungs- theorie
Neuro- wissenschaft
Motivations- regulation
Lernen
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 18
(18)
cgtr tgr g huj Motivierungsphase
(Entstehung einer
Lernmotivation)
Intentionsphase (Ausbildung einer
Lernintention)
Volitionsphase (Ausführung einer
Lernhandlung)
Das Integrierte Lern- und Handlungsmodell (ILHM)
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 19
(19)
Soll-Ist-
Diskrepanz
sensitives
Coping
Verantwortungs-
übernahme Motivation
OE
A- (A- -> A+)
EG
A(-)
„Selbstwachstum“
Motivierungsphase (20)
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 20
Handlungssuche
Handlungs-
Ergebnis-
Erwartung
Kompetenz-
Erwartung Lernintention
IG A(+)
EG A(-)
OE A-
IG A(+)
EG
A(-)
„Self-
Compatibility-
Check“
Intentionsphase (21)
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 21
Persistente
Ziel-
verfolgung
Selbst-
kongruente
Ziel-
verfolgung
Emotions-
und
Motivations-
regulation
tief-
greifende
Lern-
prozesse
EG
A(-)
Planen &
Problem-
lösen
Implemen-
tation Lernen
(Handlung)
IG
A(+)
EG
->
A(-)
A+
Abschirmung;
“negative”
Energie;
Selbst-
kontrolle
(EG
-> A+)
IG
A(+)
(IG
-> A(-))
IV
A+
„Willensbahnung“
Intrinsische
Motivation;
“positive”
Energie;
Selbst-
regulation
Volitionssphase (Ausführungsphpase) (22)
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 22
Handlungs- theorie
Neuro- wissenschaft
Motivations- regulation
Lernen
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 23
Motivations-
regulation
Motivierungsphase Intentionsphase Volitionsphase
Lange Rückkopplung
Mittlere Rückkopplung
Kurze
Rückkopplung
Rückkopplungsprozesse
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 24
(24)
cgtr tgr g huj
Motivierungsphase (Entstehung einer
Lernmotivation)
Intentionsphase (Ausbildung einer
Lernintention)
Volitionsphase (Ausführung einer
Lernhandlung)
Rückkopplungsprozesse:
Kompetenzerwerb und Professionelles Selbstbild
Rückkopplung: Modifikation des
Professionellen Selbstbildes
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 25
(25)
Handlungs- theorie
Neuro- wissenschaft
Motivations- regulation
Lernen
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 26
(26)
- Stereotype Threat
- Korrumpierungseffekt
- Intrinsische Motivation
- Prokrastination
Erklärung von Lernphänomenen
-> Aktualisierung von Selbstschemata
-> Fehlende Verantwortungsübernahme
-> EG-basierte Prozesse
-> Vermeidung von negativem Affekt
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 27
Typen der Lernmotivation
Motivation Intention Volition
Selbstbestimmt + + +
Strategisch 0 0 +
Pragmatisch 0 0 0
Rezessiv - - -
Angstbestimmt + - 0
Unsicher - 0 0
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Anwendung
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 29
Institution
Lehr-Lernszenario
Rahmenmodell
Lernumfeld
Individuelles
Lernen
SOLL-
IST Outcome
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- Lernmotivation ist zu niedrig
- Lernintention ist zu niedrig
- Selbstkontrolle statt Selbstregulation
Mögliche Ursachen von Motivationsblockaden
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- Lernherausforderungen selbstkongruent auswählen
- Lernhandlungen selbstkongruent auswählen
- Selbstregulation statt starre Selbstkontrolle
- Verwertung der Rückmeldungen zu allen drei Phasen
Mögliche Regulationen von Motivationsblockaden
Ideen für die Bildung
Motivierung
Themen-
angebote: - realitätsnah
- problemorientiert
- vielfältig
angstfreie
Atmosphäre
freie
Themen-
wahl
--
Intention multiple
Methoden-
angebote
multiple
Perspektiven
freie
Methoden-
wahl
Methoden-
reflektion
Volition
Gruppen-
arbeit Kooperations- oder
Rollenskript
freie
Gruppen-
findung
zeit-
elastisch
orts-
unabhängig
Feedback Feedback
zum
Fortschritt
Feedback
zur
Lösung
Möglichkeit
zur
Selbstreflektion: • Themen
• Methoden
• Bearbeitung
--
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(33)
Beispiele für Zaubermittel und Lerntypen
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 34
• Gefühl für die eigenen Lerninteressen entwickeln
• Gefühl für die eigene Lernmotivation entwickeln
• Gefühl für das eigene Kompetenzprofil entwickeln
• Zeit für das Lernen einplanen
• Ruhige Lernorte schaffen
• Aktives Einfordern von Feedback
• Lernmethoden hinterfragen
• Lernfortschritt reflektieren
• Berufliche Identität reflektieren
• Ausbalancierung von eigenen Interessen und beruflicher Identität
Diskussionshypothesen
Welche Eigenverantwortung sollten
die Lernenden übernehmen?
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 35
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 36
• Bereitstellung von weiterreichenden Informationen über den
Ausbildungsgang im Vorfeld
• Bereitstellung von Instrumenten zur Selbstdiagnose
• Angebot von Lernthemen (zur freien Auswahl)
• Angebot verschiedener Lernmethoden (zur freien Auswahl)
• Zeit und Muße für Methodenreflexion
• Schaffung einer angstfreien Lernatmosphäre
• Berücksichtigung der Heterogenität von Lernmotivationen
• Berücksichtigung von unterschiedlichen Lernwegen
• Feedback zum individuellen Lernfortschritt
• Feedback zum Kompetenzerwerb
• Transparente Zielkriterien
Diskussionshypothesen
Welche Verantwortung sollten
die Ausbildungsbetriebe übernehmen?
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 37
• Bereitstellung von weiterreichenden Informationen über den
Ausbildungsberuf im Vorfeld
• Durchlässigkeit von Ausbildungsberufen
• zu anderen Berufen
• zu anderen Bildungsgängen
• Berücksichtigung der Heterogenität von Lernmotivation
• Berücksichtigung von unterschiedlichen Lernwegen
• Feedback zum individuellen Lernfortschritt
• Feedback zum Kompetenzerwerb
• Schaffung einer angstfreien Ausbildungsatmosphäre
• Transparente Zielkriterien
Diskussionshypothesen
Welche Verantwortung sollten
Schule und Berufsschule übernehmen?
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter:
Ausbildungskonferenz am 14. 11. 2014 in Nürnberg
Dr. Thomas Martens
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung
www.thomas-martens.de
(38)
Literatur und weiterführende Quellen
Kuhl, J. (2000). The volitional basis of Personality Systems Interaction Theory:
applications in learning and treatment contexts. International Journal of
Educational Research, 33, 665-703.
Kuhl, J. (2001). Motivation und Persönlichkeit. Interaktionen Psychischer
Systeme. Göttingen: Hogrefe.
Kuhl, J. (2005). Eine neue Persönlichkeitstheorie. Die PSI-Theorie verständlich
erklärt. (PDF-Datei; 399 kB) http://psi-schweiz.ch/pdf/PSI-light_Kuhl2005.pdf
letzter Zugriff: 15. 2. 2012
Landmann, M., Perels, F., Otto, B. & Schmitz, B. (2009). Selbstregulation. In E.
Wild & J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (S.49-72). Heidelberg:
Springer.
Martens, T. (2012). Was ist aus dem Integrierten Handlungsmodell geworden?
In W. Kempf & R. Langeheine (Hrsg.), Item-Repsonse-Modelle in der
sozialwissenschaftlichen Forschung (S. 210 -229). Berlin: Regener.
Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter Dr. Thomas Martens 14. 11. 2014 39