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ZEITSCHRIFT DES PHILOLOGENVERBANDES 2/2014 · Henry Elstermann · Sixtistraße 16a · 06217...

Date post: 17-Sep-2018
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ZEITSCHRIFT DES PHILOLOGENVERBANDES 2/2014 Aus dem Inhalt Herausgeber: Philologenverband Sachsen-Anhalt e.V. Landesgeschäftsstelle · Sixtistraße 16a · 06217 Merseburg · Tel. 0 34 61 / 20 35 62 Hauptredakteur und Schriftleiter: Henry Elstermann · Sixtistraße 16a · 06217 Merseburg · Tel. 0 34 61 / 20 35 62 Redaktionskollegium: Iris Seltmann-Kuke (Gardelegen), Birgitt Matthies (Geschäftsstelle), Matthias Bartsch (Haldensleben) Redaktionelle Beratung: Dr. Jürgen Mannke Künstlerische Beratung: Hubertus Schmid Druck: DigitalStudio Merseburg · Schokholtzstraße 8 · 06217 Merseburg · Telefon: 0 34 61 / 771 999 · Fax: 0 34 61 / 771 994 Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag für den Philologenverband Sachsen-Anhalt e.V. enthalten. Alarmierende Entwicklung in den Gymnasien und Sekundarschulen Philologenverband Sachsen-Anhalt fordert die verbindliche Schul- laufbahnempfehlung zurück 2 Lehrermangel und kein Ende? Bericht vom Vertretertag des PhVSA in Magdeburg 4 Mathematik: Lehrplanentwurf in der Debatte 7 Nach 12 oder 13 Jahren zum Abitur? PhVSA fordert zur Diskussion auf 8 „Frauen in Führung“ Ein Bericht zum Frühjahrsseminar der frauenpolitischen AG des DPhV 9 Sommerfest der AG Jungphilologen in Wernigerode 11 Gute Durchschnitte, aber mangelhafte Bildung Zur Diskussion um steigende Abitur-Durchschnittsnoten 12 Der berufspolitische Ausschuss informiert 14 Aus der Welt der Bildung 21 Wir über Schüler; Schüler über sich – Wir brauchen die Stimme aus der Schule 25 Jahre Werner-von-Siemens-Gymnasium Magdeburg „Siemensianer können (noch) mehr“ 24 Lektüre-Tipps 29 „Generation Kopf unten“ Wie einsam macht das Smartphone? 33 Die allerletzte Seite 35 Liebe Leserin, lieber Leser, Abiturientinnen und Abiturien- ten aus Sachsen-Anhalt besitzen beste Voraussetzungen, um ein Hochschulstudium erfolgreich zu absolvieren. Dies liegt vor allem an der hohen Qualität gymnasia- ler Bildung in unserem Bundes- land. Seit Jahren liegen die Abi- turdurchschnittsnoten hierzulande bei 2,4 bis 2,6. Auf wundersame Weise haben einige Bundesländer ihre Abiturdurchschnittsnoten in den letzten Jahren signifikant ver- bessert. Wie sich diese Entwick- lung erklären lässt, dazu finden Sie in dieser Ausgabe interes- sante Informationen. Seit 2012 trägt die von den Grundschullehrkräften zu erstel- lende Empfehlung für die wei- terführenden Bildungsgänge nur noch den Charakter einer unver- bindlichen Entscheidungshilfe für Eltern. Seither gelangen auch Schülerinnen und Schüler an das Gymnasium, deren Fähigkeiten, Neigungen und Interessen nicht den Anforderungen gymnasialer Bildung entsprechen. Die Folgen sind oftmals Überforderung und Versagensängste. Die Position des PhVSA zu dieser Entwicklung lesen Sie im Leitartikel. Ich wünsche Ihnen eine anre- gende Lektüre und erholsame Ferien Herzlichst Ihr i. A. der Redaktion 1 Verbandsarbeit - Berufspolitik - Bildungspolitik Seite Wissenswertes - Interessantes - Informatives Seite
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ZEITSCHRIFT DES PHILOLOGENVERBANDES2/2014

Aus dem Inhalt

Herausgeber:

Philologenverband Sachsen-Anhalt e.V. Landesgeschäftsstelle · Sixtistraße 16a · 06217 Merseburg · Tel. 0 34 61 / 20 35 62

Hauptredakteur und Schriftleiter:

Henry Elstermann · Sixtistraße 16a · 06217 Merseburg · Tel. 0 34 61 / 20 35 62

Redaktionskollegium:

Iris Seltmann-Kuke (Gardelegen), Birgitt Matthies (Geschäftsstelle), Matthias Bartsch (Haldensleben)

Redaktionelle Beratung:

Dr. Jürgen Mannke

Künstlerische Beratung:

Hubertus Schmid

Druck:

DigitalStudio Merseburg · Schokholtzstraße 8 · 06217 Merseburg · Telefon: 0 34 61 / 771 999 · Fax: 0 34 61 / 771 994

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag für den Philologenverband Sachsen-Anhalt e.V. enthalten.

Alarmierende Entwicklung in den Gymnasien und SekundarschulenPhilologenverband Sachsen-Anhalt fordert die verbindliche Schul- laufbahnempfehlung zurück 2

Lehrermangel und kein Ende?Bericht vom Vertretertag des PhVSA in Magdeburg 4

Mathematik: Lehrplanentwurf in der Debatte 7 Nach 12 oder 13 Jahren zum Abitur?PhVSA fordert zur Diskussion auf 8

„Frauen in Führung“Ein Bericht zum Frühjahrsseminar der frauenpolitischen AG des DPhV 9

Sommerfest der AG Jungphilologen in Wernigerode 11

Gute Durchschnitte, aber mangelhafte BildungZur Diskussion um steigende Abitur-Durchschnittsnoten 12

Der berufspolitische Ausschuss informiert 14

Aus der Welt der Bildung 21

Wir über Schüler; Schüler über sich – Wir brauchen die Stimme aus der Schule25 Jahre Werner-von-Siemens-Gymnasium Magdeburg „Siemensianer können (noch) mehr“ 24

Lektüre-Tipps 29

„Generation Kopf unten“Wie einsam macht das Smartphone? 33

Die allerletzte Seite 35

Liebe Leserin, lieber Leser,

Abiturientinnen und Abiturien-ten aus Sachsen-Anhalt besitzen beste Voraussetzungen, um ein Hochschulstudium erfolgreich zu absolvieren. Dies liegt vor allem an der hohen Qualität gymnasia-ler Bildung in unserem Bundes-land. Seit Jahren liegen die Abi-turdurchschnittsnoten hierzulande bei 2,4 bis 2,6. Auf wundersame Weise haben einige Bundesländer ihre Abiturdurchschnittsnoten in den letzten Jahren signifikant ver-bessert. Wie sich diese Entwick-lung erklären lässt, dazu finden Sie in dieser Ausgabe interes-sante Informationen.Seit 2012 trägt die von den Grundschullehrkräften zu erstel-lende Empfehlung für die wei-terführenden Bildungsgänge nur noch den Charakter einer unver-bindlichen Entscheidungshilfe für Eltern. Seither gelangen auch Schülerinnen und Schüler an das Gymnasium, deren Fähigkeiten, Neigungen und Interessen nicht den Anforderungen gymnasialer Bildung entsprechen. Die Folgen sind oftmals Überforderung und Versagensängste. Die Position des PhVSA zu dieser Entwicklung lesen Sie im Leitartikel.

Ich wünsche Ihnen eine anre-gende Lektüre und erholsame Ferien

HerzlichstIhr

i. A. der Redaktion

1

Verbandsarbeit - Berufspolitik - Bildungspolitik Seite

Wissenswertes - Interessantes - Informatives Seite

Leitartikel – Alarmierende Entwicklung in den Gymnasien und Sekundarschulen

2

Dr. Jürgen Mannke, Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt

Philologenverband Sachsen-Anhalt fordert die verbindliche Schullaufbahnempfehlung zurück

Mit Beginn des Schuljahres 2012 veranlasste das SPD-geführte Kul-tusministerium in Magdeburg, die von den Grundschullehrkräften zu erstellende Empfehlung für die wei-terführenden Bildungsgänge nur noch als unverbindliche Entschei-dungshilfe für die Eltern zuzulas-sen. Damit wurde es möglich, dass jedes Kind ein Gymnasium besuchen kann, unabhängig davon, welche Voraussetzung es für diese Schul-form, die den höchsten Bildungs-abschluss in Deutschland vergibt, mitbringt und wie die Erfolgsaus-sichten für das Bestehen des Abiturs sind. Die Folge davon ist, dass über 30 % der aufgenommenen Fünft-klässler das Gymnasium spätestens in Klassenstufe 10 verlassen. „Seit zwei Jahren müssen wir feststellen, dass nicht wenige Schülerinnen und

Schüler bereits am Ende der 5. oder 6. Klasse stark versetzungsgefährdet sind, eine Tendenz, die vor der Ab-schaffung der Verbindlichkeit gegen 0 ging“, umschreibt Dr. Mannke, Vor-sitzender des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt, das Problem. „Es ist unverantwortlich, Kinder für eine Schullaufbahn zuzulassen, die nicht ihren Fähigkeiten, Neigungen und Interessen entspricht. Die betreffen-den Schülerinnen und Schüler sind überfordert, unglücklich mit ihrer eigenen Situation; Frust und Versa-gensängste sind die Folge. Aus pä-dagogischen Gründen ist für jedes Kind ein Bildungsweg verbindlich zu empfehlen, der ihnen Erfolg und Anerkennung sichert. In unserem transparenten Schulsystem ist ein Wechsel in eine andere Schulform jederzeit möglich, wenn die entspre-chenden Voraussetzungen dafür ge-geben sind.“ Es gibt nichts Unge-rechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichen. Die Lehrerinnen und Lehrer können unter den gegenwär-tigen Lehr- und Lernbedingungen an allgemeinbildenden Schulen nicht gleichzeitig leistungsschwache und hochbegabte Kinder in notwendigem Maße fördern. Es kann nur eindring-lich davor gewarnt werden, das An-forderungsniveau im gymnasialen Bildungsgang abzusenken, um da-durch einen möglichst hohen Anteil an Abiturienten zu erreichen. Mit der Nivellierung des Leistungsbewer-tungserlasses und der Aufweichung der Versetzungsverordnung wer-den Voraussetzungen geschaffen, um den Bildungsanspruch in allen

Schulformen weiter zu senken. Das sind unsägliche Entwicklungen, die verantwortungsvolle Eltern, Lehr-kräfte, Schülerinnen und Schüler nicht mittragen können. Die Gymnasiallehrergewerkschaft fordert, die gesetzliche Verbindlich-keit mit Wirkung für das kommende Schuljahr wieder einzuführen, da die Empfehlungen der Lehrerinnen und Lehrer an den Grundschulen für die Fortsetzung der Schullaufbahn in ei-nem bestimmten Bildungsgang für die ihnen anvertrauten Kinder eine sehr hohe Prognosesicherheit auf-weisen. Ein Durchschnitt von 2,5 am Ende der vierten Klasse ist eine Min-destvoraussetzung für den Übertritt an ein Gymnasium. In jedem Fach muss dabei mindestens die Note 3 erreicht werden, in den Hauptfä-chern Deutsch und Mathematik sind gute Leistungen erforderlich. Bei einer Übertrittsquote von der Grundschule zum Gymnasium mit über 50 % im kommenden Schul-jahr läuft das Gymnasium Gefahr, zur Gemeinschaftsschule zu wer-den, und damit seinen Bildungs-auftrag – Qualifikation zur Studier-fähigkeit – nicht mehr in qualitativ hohem Maße zu erfüllen. Mit dem Wegfall der verbindlichen Schullauf-bahnempfehlung beraubt man auch die Sekundarschulen ihrer Möglich-keiten, leistungsstarke Real- und Hauptschüler fördern zu können. Hier erwarten wir auch wirkungsvolle Unterstützung von Bildungspoliti-kern, die sich zum leistungsorien-tierten, gegliederten Schulsystem bekennen.

Filder - Es gibt ein Problem, und Siegfried Frey kann es beziffern. Zwölf Prozent betrage die An-zahl an Schülern in der fünften und sechsten Klasse, die in ihrer Halbjahresinformation die Noten

Unverbindliche Grundschulempfehlung – Die Qual nach der Wahl

mangelhaft oder ungenügend vor-finden werden, sagt der Leiter des Paracelsus-Gymnasiums Hohen-heim. Erschreckend sei sowohl der Vergleich mit dem vergange-nen Jahr als auch mit den Jah-

ren davor, sagt er. „2013 betrug der Anteil von Schülern mit gro-ßen Problemen in diesen Klassen grob geschätzt sechs bis acht Prozent. Davor ging er immer ge-gen null“, sagt er. Die deutliche

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Auf der einen die Stärkeren, auf der anderen die Schwächeren

Die Klassengemeinschaften würden deshalb immer stärker zerfallen in stärkere und schwächere Schüler, sagt er. Viele Lehrer hätten Mitleid mit Schü-lern, die sich etwa bei Nachhilfestun-den anstrengen, aber dennoch kein Licht am Ende des Tunnels sehen

würden. „Das ist schlimm für so ei-nen jungen Menschen“, sagt Frey.

Viele Eltern seien uneinsichtig, wenn Lehrer ihnen nahelegen wür-den, dass die Entscheidung für das Gymnasium die falsche für ihre Kin-der war. Die Gymnasiallaufbahn für

den Nachwuchs würden viele als Experiment verstehen, das schon irgendwie klappt. „Früher konnten wir uns darauf verlassen, dass die Grundschulen uns zu 90 Prozent ge-eignete Schüler schicken. Aber die Grundschulen entscheiden ja nicht mehr“, sagt Siegfried Frey.

Werkreal- und Hauptschulen sind offensichtliche Verlierer

Die grün-rote Landesregierung hat die verbindliche Grundschulemp-fehlung gekippt. Seit dem Schuljahr 2012/13 beraten Grundschullehrer die Eltern von Viertklässlern, doch das letzte Wort haben die Mütter und Väter. Dies kann freilich dazu führen, dass ein Kind, zu dem die Realschule besser passen würde, doch in der fünften Klasse eines Gymnasiums sitzt. Diesen Trend gibt es. Laut den Zahlen des Re-gierungspräsidiums Stuttgart sind im September 2013 im nordöst-

lichen Teil Baden-Württembergs 44,5 Prozent der Kinder von einer Grundschule aufs Gymnasium ge-wechselt. Im September 2011 – als die Grundschulempfehlung noch verbindlich war – waren es 41,5 Pro-zent. Werkreal- und Hauptschulen sind die offensichtlichen Verlierer. Denn auch die Realschulen ver-zeichnen einen Zuwachs. Mit 292 Schülern haben im Herbst 2013 in Stuttgart so viele Kinder auf die Re-alschule gewechselt wie nie. Anders als sein Plieninger Kollege Frey kann

Wolfgang Funk nicht abschätzen, ob seine Schule ein Problem hat – ausgelöst von der Novelle in Ba-den-Württemberg. Dem Leiter des Degerlocher Wilhelms-Gymnasiums fehlen noch die neuesten Zahlen. Doch Funk hat bereits vor einem Jahr eine Veränderung an seinem Gymnasium festgestellt. Gab es im Januar 2011 in den fünften Klassen keinen einzigen kritischen Fall, hat-ten zwei Jahre später bereits zehn Prozent der Fünftklässler mit dem Unterrichtsstoff zu kämpfen.

Probleme bereiten vor allem Arbeitshaltung und Konzentration

Seiner Sillenbucher Kollegin Irm-gard Brendgen geht es ähnlich. „In der sechsten Klasse gibt es einige, die sich schwer tun“, sagt die Lei-terin des Geschwister-Scholl-Gym-nasiums. Es seien aber Einzelfälle. „Es hat nichts mit Können zu tun.“ Es gehe um die Arbeitshaltung und die Konzentration. Brendgen erklärt sich das nicht damit, dass sich El-tern nicht mehr an die Lehreremp-fehlungen halten müssen. Die Kin-der seien oft auf sich allein gestellt,

„aber es braucht Begleitung. Und das Gymnasium ist einfach keine Ganztagsschule“.Für die Grundschulempfehlung wirbt Brendgen vehement. „Sie ist und bleibt bedeutsam“, sagt sie. Nur die Lehrer könnten das abschätzen, „da muss man das Ohr weit, weit öffnen“.Die Leiterin der Körschtalschule, Re-gine Hahn, betont, dass die Meinung der Lehrer nach wie vor zähle – zu-mindest bei Eltern an der Körschtal-schule. „Wir erheben keine Daten“,

sagt sie. „Aber ich sehe meist eine Übereinstimmung zwischen Lehrern und Eltern bei Fragen der Zukunft, wie es mit den Schülern weitergeht“, sagt sie. Der Wunsch von Eltern, Kindern einen hohen Abschluss zu ermöglichen, treibt freilich auch die Körschtalschule um. Sie will Ge-meinschaftsschule werden, um so bestehen zu bleiben.

(Quelle: Stuttgarter Nachrichten, 24.01.2014)

Steigerung der Zahl von Schülern in der Unterstufe mit schlechten Noten 2013 und ihre aktuelle Ver-dopplung hat für Siegfried Frey einen Grund: der Wegfall der ver-

bindlichen Grundschulempfehlung seit dem Schuljahr 2012/2013. Seitdem sei einiges aus dem Lot geraten, berichtet der Schullei-ter. „Wir haben nun doppelt so

viele Förderklassen wie früher“, sagt er. „Trotzdem brauchen die Lehrer viel mehr Zeit, Dinge zu erklären. Viele Schüler kommen einfach nicht mit.“

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Lehrermangel und kein Ende?Delegierte des Vertretertages des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt diskutieren demo- grafische Herausforderungen an den Schulen

Der Vertretertag des PhVSA war für den 3. April in das Werner-von-Sie-mens-Gymnasium in Magdeburg ein- berufen worden. Und so fanden sich die Delegierten der Schulgruppen unseres Verbandes pünktlich 10 Uhr dort ein, um unter dem Motto „Leh-rermangel und kein Ende? Demo-grafische Herausforderungen in den Schulen“ ihre Tagung abzuhalten. Neben dem Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg, Lutz Trümper, wa-ren auch Ministerialrat Jan Weber, Leiter der Stabsstelle für strategi-sches Personalmanagement im Mi-nisterium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt, Torsten Klieme, Di-rektor des Landesschulamtes Halle, Dr. Siegfried Eisenmann, Direktor des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung des Landes Sachsen-Anhalt (LISA), Rainer Starke, Beisit-zer im geschäftsführenden Vorstand des Deutschen Philologenverbandes (DPhV), Horst Audritz, Vorsitzender des niedersächsischen Philologen-verbandes, und Dr. Werner-Eck-hard Böhm, Ehrenvorsitzender des PhVSA, als Gäste erschienen.

In seiner Begrüßungsrede verwies Schulleiter Frank Skroblien auf Ge-schichte und Erfolge seiner Schule. Letztere ließen sich insbesondere auf mathematischem, naturwissen-schaftlichem und technischem Ge-biet finden. Dies überrascht ange-sichts der Tatsache, dass es eben diese Bereiche sind, die den Schwer-punkt der Schularbeit bilden, nicht. Dass das Werner-von-Siemens-Gym nasium allerdings weitaus mehr zu bieten hat, wurde durch die gelun-gene künstlerische Darbietung deut-lich, die den ersten Teil des Vertreter-tages umrahmte. Unter der Leitung von Studienrat Christian Hoffmann boten Schülerinnen und Schüler des Hauses ein anspruchsvolles und viel-fältiges musikalisches Programm von Klassik bis Rock, das die Delegierten begeisterte.

Lutz Trümper, Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg, sprach in seinem Grußwort den Anwesenden aus der Seele, als er forderte, angesichts der

hohen Übertrittsquote zum Gymna-sium sei es an der Zeit, nun „neue Schulen zu bauen und nicht wei-tere abzureißen bzw. zu schließen.“ Schule bedeute Bildung und Bildung bedeute Zukunft. Diesem Zusam-menhang dürfe sich Sachsen-Anhalt nicht verschließen.

Dr. Jürgen Mannke, Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen-An-halt, begrüßte in seiner Rede aus-drücklich, dass die Landesregierung für das kommende Schuljahr 150 Lehrerinnen und Lehrer zusätzlich einstellen werde. Es sei „allerhöchste Zeit“ dafür gewesen. Ebenso wür-digte er, dass die Pflichtstunden-zahl der Kolleginnen und Kollegen kurzfristig nicht erhöht werden soll. Kritik übte der Vorsitzende unseres Verbandes am Kabinettsbeschluss, die Altersteilzeit den Kolleginnen und Kollegen, die das 60. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, nicht mehr zu gewähren: „Der Philologen-verband erwartet, dass unter Be-rücksichtigung der Gesundheit und persönlichen Lebenssituation auch Lehrerinnen und Lehrer ab dem 55. Lebensjahr diese Altersteilzeit in An-spruch nehmen können.“ Der PhVSA lehne zudem kategorisch auch alle zukünftigen eventuell beabsichtigten Maßnahmen der Landesregierung ab, die zur Erhöhung der Unterrichts-verpflichtung von Lehrerinnen und Lehrern führen sollen, die Stundenta-fel zu kürzen oder den Klassenteiler zu erhöhen. Vielmehr gehe es um intelligente und differenzierte Lösun-gen, um dem Lehrermangel und den daraus resultierenden katastrophalen Folgen noch effektiver zu begegnen. Hierzu schlug Dr. Mannke für den PhVSA folgende Maßnahmen vor:

•genauekonkreteregionaleBedarfe,möglichst für jede Schule, zeitnah aktualisieren,

•gezielteVorgabenfürMangelfä-cher bestimmen und schulscharf ausschreiben, wobei die Schullei-tungen bei der Auswahl geeigneter Bewerber unbedingt einzubeziehen sind,

„Clap And Whack“Musikkurs der 10. Jahrgangsstufe

„Wonderwall“Die Schülerband überzeugte mit einem Oasis-Stück

Das Werner-von-Siemens-Gymnasium hat mehr zu bietenSchulleiter Frank Skroblien

Neue Schulen bauen, nicht weitere schließenOB Lutz Trümper

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•denEinstellungskorridoralljähr-lich bedarfsgerecht erweitern und Anreize für junge Lehrerinnen und Lehrer schaffen, damit diese im Lande Sachsen-Anhalt bleiben und so den älteren Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit geben, die Altersteilzeit im Blockmodell und vor Vollendung des 60. Le-bensjahres in Anspruch nehmen zu können.

•BeförderungsstellenfürschulischeFunktionen ausschreiben,

•VerwaltungsaufgabenderLehr-kräfte reduzieren,

•entbehrliche,indieVerwaltungab-geordnete Lehrkräfte für die Unter-richtstätigkeit aktivieren,

•voralleminländlichenRegionensollten die Kommunen Maßnah-men ergreifen, die sie für junge Lehrkräfte attraktiv machen.

Dr. Mannke rief zum Schluss sei-ner Ausführungen alle, denen eine qualitativ hochwertige Schule „am Herzen“ liege, auf, gemeinsam das Problem des Lehrermangels zu lö-sen. Dies sei mit dem nötigen Weit-blick sicher zu bewerkstelligen. Klar müsse dabei aber auch sein, dass dies nur durch die Bereitstellung ausreichender Mitteln möglich sei.

Ministerialrat Jan Weber beschrieb in seinem Fachvortrag „Finanzpo-litische Möglichkeiten des Landes Sachsen-Anhalt zur Absicherung des Lehrkräftebedarfs“ das Schulsys-tem unseres Bundeslandes sachlich-nüchtern als „leistungsfähig, aber un-wirtschaftlich“. Diese These wolle er ausdrücklich nicht als Lehrerschelte verstanden wissen, vielmehr würden Lehrer und Schüler gute Leistun-gen erbringen, allerdings seien diese „teuer erkauft“. Als eine wesentliche Ursache hierfür benannte Herr We-ber die Schüler-Lehrer-Relation in Sachsen-Anhalt. Diese habe 2011 bei 11,6 gelegen, im Bundesdurch-schnitt aber über 14. „Viele andere Länder erzielen mit weniger Geld

gleiche oder bessere schulische Ergebnisse“, so der Ministerialrat. Mit dem Auslaufen des Solidarpak-tes im Jahre 2020 ständen auch für das Bildungswesen weniger finan-zielle Mittel zur Verfügung. Deshalb müsse man notwendige Verände-rungen vornehmen. Dazu könnte die Schließung von Grundschulen, die Erhöhung der Pflichtstundenzahl der Lehrkräfte oder – mit Blick auf die Anrechnungsstunden – die Er-höhung der tatsächlich gehaltenen Unterrichtsstunden gehören.

Nach dieser für viele Delegierte er-nüchternden Bestandsaufnahme aus Sicht des Ministeriums der Finanzen versprach Landesschulamt-Direktor Torsten Klieme in seinem Vortrag „Perspektivische Absicherung der Unterrichtsversorgung bis 2016“ den Anwesenden einen „Blick in die Re-alität“. Dem Kostenargument konnte sich aber auch Herr Klieme nicht entziehen. Allerdings argumentierte er ausgehend von dem Ansatz, „wie viel kann man sparen, ohne Erfolge aufs Spiel zu setzen.“ Angesichts einer sinkenden Unterrichtsversor-gung von 110,9 (Schuljahr 2009/10) auf 101,4 (Schuljahr 2013/14) sowie einem Altersdurchschnitt der Lehr-kräfte an den Gymnasien von 50,7 Jahren seien intelligente Lösungen zur Abwehr eines Lehrermangels und zur Verjüngung der Kollegien nötig. Die Altersteilzeit im Blockmodell ge-höre ausdrücklich nicht zu diesen, argumentierte Torsten Klieme. Diese würde nur den Renteneintritt vorzie-hen. Als besser geeignet würden sich intelligente Teilzeitmodelle, die einen flexiblen Umgang mit Arbeitszeit er-möglichten, erweisen.Der zweite Teil des Vertretertages war von der Diskussionsrunde zwischen den bildungspolitischen Sprechern der im Landtag vertretenen Parteien und unseren Delegierten zu den Pro-blemen der Unterrichtsversorgung, der Qualitätssicherung von Schule und der Lehrernachwuchsgewinnung bestimmt. Die Moderation hatte der Journalist Ernst Krziwanie übernom-men. Die Diskussion wurde auch von den Inhalten der Fachvorträge

Gute Leistungen teuer erkauftMinisterialrat Jan Weber

Blick in die Realität Landesschulamt-Direktor Torsten Klieme

Angenehme TagungsstätteWerner-von-Siemens-Gymnasium

Delegierte und Gäste des Vertretertages

„Allerhöchste Zeit“ für zusätzliche Neu-einstellungenDr. Jürgen Mannke (Vorsitzender des PhVSA)

„Unsinnige Schulform Gemeinschaftsschule“Hardy Peter Güssau (Bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion)

Eigentliches Problem bleibt ungelöstProf. Dr. Claudia Dalbert (Bildungs-politische Sprecherin der Landtags-fraktion Bündnis 90/Die Grünen)

Warb für Berufseinsteiger-SeminareThomas Gyöngyösi (seit 2011 im Schuldienst Sachsen-Anhalts)

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getragen. So waren sich sowohl die Vertreter der Parteien als auch die Delegierten darin einig, dass die zu-sätzlichen Neueinstellungen zu be-grüßen seien. „Allerdings“, so Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), „lösen diese das eigentli-che Problem nicht, sondern wirken nur kurzfristig.“ Iris Seltmann-Kuke (stellvertretende Vorsitzende des Ph-VSA) verwies in diesem Zusammen-hang auf eine drohende Erhöhung der Pflichtstundenzahl. Es könne nicht sein, dass die jetzige Lehrerge-neration, die wie keine andere zuvor ständige schulpolitische, berufspo-litische und bildungspolitische Ver-änderungen umzusetzen hatte, nun im fortgeschrittenen Lehreralter als Dank eine mögliche Stundenerhö-hung „geschenkt“ bekommen solle. Hardy Peter Güssau und Edwina Koch-Kupfer (beide CDU) verwie-sen in diesem Zusammenhang auf die „unsinnige Schulform Gemein-schaftsschule“, durch die den vielen Veränderungen in der Schulland-schaft eine unnötige hinzugefügt worden sei.Auch beim Thema Anrechnungs-stunden schlugen die Emotionen hohe Wellen. „Viele Lehrerinnen und Lehrer führen Arbeitsgemeinschaf-ten, engagieren sich in schulischen Projekten oder betreuen Netzwerke an den Schulen“, so verschiedene Delegierte. Der hier geleistet Arbeits-aufwand stehe ohnehin in keinem Verhältnis zu den dafür erhaltenen Anrechnungsstunden. Mit einer Ab- senkung der Anzahl der Anrech-nungsstunden müssten auch viele Aktivitäten dieser Art eingestellt wer-den. Ablehnend standen die viel Teilneh-mer auch dem von Landesschul-amt-Direktor Torsten Klieme unter-stützten Vorschlag, einen öffentlich finanzierten Vertretungslehrerpool zu schaffen, gegenüber. Die Folge der Umsetzung dieser Idee wäre die „Degradierung des Lehrers zu einem obdachlosen Stundengeber“, lautete die Befürchtung der Delegierten.Den Finger in eine andere Wunde legte Thomas Gyöngyösi (Mitglied im Hauptvorstand des PhVSA, Be-rufseinsteiger), indem er die Frage

stellte, ob das Land überhaupt auf junge Lehrerinnen und Lehrer vorbe-reitet sei. Berufseinsteiger müssten in den ersten Jahren eine professionelle Begleitung erhalten. Erste Schritte in die richtige Richtung würden mit den Berufseinsteigerseminaren des LISA gegangen. An den Schulen selbst wüssten die Kolleginnen und Kol-legen oftmals nicht, wie sie mit den jungen Lehrkräften umgehen sol-len. Entweder bürde man ihnen alles mögliche Zusätzliche auf, weil sie ja jung seien, oder man schone sie übermäßig, weil sie ja jung seien. Auf jeden Fall, so fügte der Junglehrer abschließend augenzwinkernd hinzu, werde man bestaunt: „Ich kam mir vor wie im Streichelzoo.“

Die Organisation des Vertretertages lag auch diesmal in den bewähr-ten Händen der Geschäftsstellen-leiterin unseres Verbandes, Birgitt Matthies, die für einen reibungslo-sen Ablauf der Veranstaltung sorgte. Vielen Dank!Ein herzlicher Dank geht auch an die verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen des Werner-von-Siemens-Gymnasium in Magdeburg für die Be-reitstellung der Räumlichkeiten und die gelungene Rundumbetreuung.

Der nächste Wahlvertretertag findet im Herbst 2016 statt.

PHILOLOGENVERBAND SACHSEN-ANHALT

politisch unabhängig

Interessenvertretung für gymniasale Bildung

offen für alle, die sich zum gegliederten Schulwesen bekennen

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Mathematik: Lehrplanentwurf in der Debatte

In unserer letzten Ausgabe (1/2014) berichteten wir über die Einführungsphase der neuen Lehrpläne an den Gymna-sien in den Fächern Deutsch, Französisch, Englisch und Mathematik. Dabei begrüßte der Vorsitzende unseres Ver-bandes, Dr. Mannke, dass mit den Kolleginnen und Kollegen diese Entwürfe diskutiert und modifiziert werden sollen. Am 26. Mai 2014 fand in Halle eine diesbezügliche Informationsveranstaltung statt, zu der die Fachschaftsleiter der betroffenen Fächer geladen waren. Während in drei Fächern keine nennenswerten Dissonanzen bestehen, sieht es im Fach Mathematik anders aus. Hier gab es erheblichen Diskussionsbedarf und viele Lehrerinnen und Lehrer ver-traten die Ansicht, dass ihre Veränderungswünsche kaum oder gar keine Berücksichtigung finden würden. Ähnliche Signale erreichten den Philologenverband aus zahlreichen Fachschaften unserer Gymnasien im Lande. Nach dem gegenwärtigen Stand der Debatte besteht Bedarf zur Veränderung wichtiger Inhalte. Die Kritikpunkte seien im Fol-genden kurz zusammengefasst.

Allgemeine Kritikpunkte

Folgende Hinweise und Anregungen bezüglich des neuen Lehrplanes im Fach Mathematik sollen Berücksich-tigung bei der Überarbeitung der Lehrpläne finden: Zurzeit wird der neue Fachlehrplan Mathematik in vielen Fachkonferen-zen diskutiert. Das geschieht keines-wegs kontrovers, da er in einigen Fällen übereinstimmend auf heftige Kritik stößt. Positiv sind die Verän-derungen hinsichtlich der Stofffülle ( z. B. keine Näherungsverfahren zur Flächenberechnung). Auf bestimmte Inhalte sollte aber aus naheliegen-den Gründen nicht verzichtet werden (z. B. Grenzwerte von Zahlenfolgen, quadratische Ergänzungen).

Auf völlige Ablehnung trifft die Tren-nung von Stoffgebieten (Dreiecksbe-rechnungen und Winkelfunktionen sowie Vektorrechnung und analyti-sche Geometrie), da in diesen Fällen durch notwendige Wiederholungen zur Reaktivierung wertvolle Zeit ge-nutzt werden muss.Wir erwarten, dass im Interesse der Schülerinnen und Schüler diese Än-derungen zurück genommen werden. Die Einführung ab dem Schuljahr 2014/15 ist problematisch. Lehrpläne müssen von der 5. Klasse aufstei-gend eingeführt werden, nicht um-gekehrt (Probleme in Klasse 9).Wenn ab 3.3.2014 ein Anhörungs-verfahren zum Lehrplan läuft, dann

kann nicht im September ein Lehr-plan einführt werden. Welche Lehr-bücher sollen verwendet werden?Neue werden bis 2014/15 nicht vor-handen sein. Darüber hinaus wur-den in Klasse 9 und 10 gerade neue Lehrbücher mit immensen Kosten an vielen Schulen angeschafft, die nun mehrere Jahre ausgeliehen werden. Vernünftige Lehrmaterialen werden uns auf absehbare Zeit nicht zur Ver-fügung stehen. Also müssen für die fehlenden Stoffgebiete wieder ein-mal Kopien von Lehrbüchern andere Klassenstufen in Größenordnungen gemacht werden, die lt. Urheber-vertrag in solchen Umfängen nicht statthaft sind.

• Die Schüler der jetzigen 9. Klassen werden laut Lehrplan keine Trigo-nometrie lernen.

• Aufgrund der geringen Anzahl von Stunden kann man dieses Stoff-gebiet nicht in der 9. Klasse ein-schieben.

• Für das Fach Physik und das All-gemeinwissen ist die Trigonometrie notwendig.

• Es wäre sinnvoll, den Lehrplan von unten nach oben, also zuerst ab Klasse 5 einzuführen.

Das Verschieben von Inhalten ist nicht immer nachvollziehbar.

• Vektoren in Klasse 10 Die Trennung von der Nutzung der

Objekte in der Analytischen Geo-metrie in der Kursstufe ist nicht nachvollziehbar.

Fachspezifische Kritikpunkte

• Die Vektorrechnung erfordert bis-her unbekannte Rechenoperatio-nen, ein höheres Abstraktionsni-veau, dies erscheint uns in der 10. Klasse zu früh.

• Die Trennung der Behandlung von Dreiecksberechnung und Winkel-funktionen erscheint uns ungüns-tig.

• Die Unterrichtsinhalte in Klasse 9 sind für 3 Unterrichtsstunden viel zu umfangreich.

Das Streichen bestimmter Inhalte ist problematisch.

• Gebrochene rationale Funktionen sollten behandelt werden (Asym-ptoten /Polstellen).

• Die Polynomdivision sollte behan-delt werden, der Satz des Vieta

sollte behandelt werden. ( beides ist nicht mehr explizit angegeben)

• Zahlenfolgen müssen zumindest hinsichtlich des Grenzwertgedan-kens behandelt werden

• Es fehlt die quadratische Ergän-zung, diese wird für den Kreis und die quadratischen Funktionen be-nötigt.

Verzichtbare Inhalte sind:

•HypothesentestsinderQualifika-tionsphase

•BestimmtesIntegralzurBerech-nung von Streckenlängen und Win-kelgrößen

•Perzentilbänder(ÜblicheKenn-größen reichen zur Beschreibung einer Datenmenge in der Schule völlig aus.)

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Wir fordern eine Erhöhung der Wochenstundenzahl in Klasse 9 und angesichts der Stofffülle auch in der Qualifikationsphase.

Das Fach Mathematik gehört zu den Fächern mit zentraler Be-deutung für die Erlangung der Hochschulreife. Auch und gerade

deshalb müssen Bedingungen geschaffen werden, die mög-lichst alle Abiturienten zum Er-folg führen.

Nach 12 oder 13 Jahren zum Abitur?

In vielen westlichen Bundesländern fordern Volksinitiativen und Politi-ker aller Schattierungen die Rück-kehr zum Abitur nach 13 Schuljahren (G9) In den meisten Bundesländern sei die G8-Reform als gescheitert anzusehen, bilanzieren die Kritiker am zwölfjährigen Abitur (G8) In der Breite der Bevölkerung sei G8 un-beliebt geblieben. Das Bündnis in Nordrhein-Westfa-len – ein Zusammenschluss aus El-tern, Pädagogen, Medizinern und Psychologen – fürchtet aber nicht nur um das Wohlergehen der Kin-der, die extremen Stress ausgesetzt seien, sondern auch um die Qualität der Bildung. Wenn Lehrpläne und Hausaufgaben in NRW weiter zusam-mengestrichen würden, könnten die Schüler kaum noch Kernkompeten-zen erwerben, wird im bevölkerungs-reichsten Bundesland kritisiert. Nach massiven Protesten haben inzwi-schen viele westliche Bundesländer wieder Optionen für G9 geschaffen. Niedersachsen kehrt zum Schuljahr 2015/16 komplett zu G9 zurück. Ei-

ner Meinungsumfrage zufolge spre-chen sich in NRW 63 Prozent der Bürger für G9 aus. Auch in Bayern nimmt die Diskussion über eine Re-form des achtstufigen Gymnasiums Fahrt auf. Nach einem Konzept des Bayrischen Philologenverbandes sollen künftig wieder neun Jahre Gymnasium die Regel sein. Minis-terpräsident Horst Seehofer (CSU), hatte bereits vor Wochen angekün-digt, den Philologen-Vorschlag zur Grundlage weiterer Diskussionen über die Zukunft der Gymnasien zu machen. Nach einer Umfrage, an der sich 10.000 Menschen beteiligten, plädierten 78,04 % für eine sofortige oder mittelfristige Rückkehr zum G9 im Freistaat.In Sachsen, Thüringen und Sach-sen-Anhalt ist das bislang alles kein Thema und es gibt dazu keine Debatten. Aber mit der Einführung der Gemeinschaftsschule besteht ja theoretisch die Möglichkeit, dort das Abitur nach 13 Jahren abzule-gen. Dies gereicht dem „klassischen Gymnasium“ zum Nachteil, meinen

viele Mitglieder des Philologenver-bandes Sachsen-Anhalt.Deshalb rufen wir Sie zu einer Dis-kussion in Ihren Schulen zu dieser Problematik auf, denn wir möchten ein Meinungsbild unserer Lehrerin-nen und Lehrer an den Gymnasien zu dieser Frage veröffentlichen. Im Sinne einer bitter notwendigen Kon-tinuität von gymnasialer Ausbildung empfiehlt sich sicher eine Rückkehr zu einem 13. Schuljahr, wie es in Sachsen-Anhalt kurzzeitig praktiziert wurde (als Tribut an die Förderstufe, die den Gymnasien die 5. und 6. Klassen abschnitt). Aber Sie können natürlich auch ganz anderer Meinung sein …Bitte schreiben Sie uns Ihre Positio-nen an die Geschäftsstelle des Phi-lologenverbandes Sachsen-Anhalt ([email protected]).

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften.

Redaktion der Zeitschrift des Phi-lologenverbandes Sachsen-Anhalt im Auftrag des Vorsitzenden

So halten es die alten Bundesländer im G8 und G9:

BADEN-WÜRTTEMBERG hat 44 Modell-Gymnasien die Rückkehr zur 13. Klasse erlaubt. Die SPD verlangt, dass sogar 120 ganz oder teilweise zum alten Mo-dell zurück dürfen, was die Grü-nen als Regierungspartner aber bislang vereitelt haben. Die 44 Gymnasien sind völlig überlaufen.

BAYERN hat nach Elternprotesten ein „Fle-xibilisierungsjahr“ eingeführt: Gymnasiasten können in der Mit-telstufe auf Wunsch ein zusätzli-ches Schuljahr mit Förderange-boten einlegen. Das Angebot wird

aber bisher kaum angenommen. Die Freien Wähler sammeln Unter-schriften für einen Volksentscheid, damit Eltern Wahlfreiheit erhalten. Die erste Hürde ist bereits genom-men.

BERLIN/BREMEN Eltern, die 13 Schuljahre bis zum Abitur bevorzugen, können ihre Kinder an integrierten Schulfor-men anmelden. An den Gymna-sien wird das Abitur nach 12 Jah-ren abgelegt. In Berlin verzeichnen die integrierten Schulen inzwi-schen mehr Anmeldungen als die Gymnasien.

HAMBURG hat eine ähnliche Regelung wie Berlin und Bremen. Eine Elternini-tiative „G9-Jetzt-HH“ will auch an den Gymnasien zum Abitur nach 13 Jahren zurück und hat die da-für notwendige Volksinitiative be-reits erfolgreich gestartet.

HESSEN hat Wahlfreiheit eingeführt. Auf-grund der Elternnachfrage wird geschätzt, dass dort bald nur noch jedes fünfte Gymnasium das Turbo-Abi in 12 Schuljahren an-bieten wird.

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„Frauen in Führung“ – Ein Bericht zum Frühjahrsseminar der frauenpolitischen AG des DPhV

Vom 27. bis 29.03.2014 trafen sich die Mitglieder der frauenpolitischen AG in Königswinter, um sich aus verschiede-nen Blickwinkeln mit „Frauen in Führung“ zu befassen. Aus Sachsen-Anhalt nahmen in diesem Jahr Ines Gurschke (Vorsitzende) und Petra Schossig (Mitglied der Frauenvertretung des PhVSA) an dieser Tagung teil.

In die Thematik führte Frau Anke Weigend, Geschäfts-führerin der dbb-Akademie in Königswinter, ein. Sie refe-rierte über Führungsstile und Führungsverhalten von Män-nern und Frauen. In einem lebendigen Austausch wurde über Führungskonzepte und deren Auswirkungen disku-tiert und auch Erwartungshal-tungen von Führungskräften und Mitarbeitern beleuchtet. Genderspezifisches Füh-rungsverhalten wurde dabei genauso angesprochen, wie die genderspezifische Kom-munikation. Die Elemente gu-ter Führung waren schnell von den Teilnehmerinnen definiert und reich-ten von Empathie über fördernde, positive Kommunikation bis hin zur Fürsorge und Wertschätzung, so dass eine präventive, gesunderhal-tende Situation für Führende und Geführte entsteht. Aktuelle Themen, wie der Umgang mit Erkrankungen, Wiedereingliederungen, die Verein-barkeit von Familie und Beruf, Gen-der Budgeting wurden dabei thema-tisch integriert.

Frau Weigend führte die Seminarteil-nehmerinnen außerdem in die Me-thode der kollegialen Beratung ein, die sie auch gleich an einem prak-tischen Beispiel aus dem Kreis der Frauen-AG anwenden ließ. Geeignet ist diese besonders für Arbeitsberei-che, in denen Kommunikation und Interaktion in einem Kollegium, in den unmittelbaren Bezugskreisen, z. B. Schüler, Eltern eine große Rolle spielen und Situationen gegeben sind, die für eine genauere Betrach-

tung und eine optionalen Lö-sungsfindung geeignet sind. Somit ist die kollegiale Be-ratung für den schulischen Bereich nach einem Vertraut-werden mit den Werkzeugen und Abläufen ein ideales Un-terstützungssystem von Leh-rer/innen für Lehrer/innen. Mit hohem Engagement wurde eine kollegiale Beratung von den Anwesenden durchge-führt und als sehr positiv be-wertet.Gesund am Arbeitsplatz – Tipps für Führungskräfte: Hierzu wurden von Frau Ka-sigkeit, der Vorsitzenden der

AG Frauen im DPhV, Tipps gegeben und auf wertvolle Informationen ver-wiesen, z. B. („Kein Stress mit dem Stress“, www.psyga.info). Es erfolgte ein reger Austausch über Präventi-onsmaßnahmen und Fortbildungen innerhalb der einzelnen Bundes-länder. Hier konnten wir auf unsere bereits zweimal erfolgreich durch-geführten Fortbildungen für Gleich-stellungsbeauftragte verweisen, in denen wir uns u. a. auch schon die-sem Thema widmeten. Und auch

„Frauen in Führung“Mitglieder der frauenpolitischen AG in Königswinter des DPhV trafen sich in Königswinter

NIEDERSACHSEN strebt eine Reform des Abiturs an. Eine Kommission wird in der kom-menden Woche Vorschläge ma-chen. Erwartet wird, dass die Nie-dersachsen als erstes Bundesland zum generellen Abitur nach 13 Schuljahren zurückkehren. Pläne gibt es für ein „Abitur im eigenen Takt“, etwa für Schüler mit Spit-zenleistungen, die dann nach 8 Jahren die Reifeprüfung ablegen.

NORDRHEIN-WESTFALENhat 13 Gymnasien die Rückkehr zum Abitur nach 9 Gymnasial-jahren erlaubt - im Rahmen eines

Modellversuchs. An den übrigen 614 Gymnasien ist das Abitur nach 8 Jahren üblich. An Gesamt-schulen, Sekundar- und Gemein-schaftsschulen und Berufskollegs wird das Abitur in der Regel nach 13 Schuljahren abgelegt.

RHEINLAND-PFALZhat bei dem Streit als einziges West-Bundesland gut lachen, weil es auf den generellen G8-Zug nicht aufgesprungen ist. Schon immer gab es für gute Schüler die Möglichkeit, das Abitur nach 7,5 bis 8 Gymnasialjahren abzulegen. Die Regel sind aber 8,5 Jahre.

Das SAARLANDhat ein Zwei-Säulen-Modell: Am Gymnasium gibt es das Abitur nach 12 Jahren, an der Gemein-schaftsschule nach 13 Jahren.

SCHLESWIG-HOLSTEINhat Wahlfreiheit für die Schul-träger eingeführt. Das sind meist die Kommunen. In der Regel bie-ten die Gymnasien das Turbo-Abi nach 8 Jahren an. Neun Gymna-sien sind zum 9jährigen Bildungs-gang zurückgekehrt, an vier Gym-nasien kann zwischen G8 und G9 gewählt werden. An den Gemein-schaftsschulen sind 13 Jahre üb-lich.

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die nächste Fortbildung wird sich mit Lehrergesundheit beschäftigen.„Frauen verdienen weniger als Män-ner“, so die nüchterne Feststellung der Vorsitzenden der Bundesfrau- envertretung des dbb, Helene Wild-feuer, die diese These in ihrem Vor-trag mit Datenerhebungen und Graphiken veranschaulichte und untermauerte. Dass Frauen bei Ge-haltsverhandlungen in Industrie und Wirtschaft oft das Nachsehen haben, das sei längst bekannt. Dass Frauen auch als Beamtinnen und Angestellte im Bereich Erziehung und Unterricht weniger verdienen als Männer, wird kaum beachtet. Denn natürlich gibt es einheitliche Gehalts- und Besol-dungstabellen – egal, ob für Frauen oder Männer.Tatsächlich aber gibt es hier einen erheblichen gender pay gap: Frauen verdienen im Bereich Erziehung und Unterricht im Schnitt 8 % weniger als Männer (Quelle: Destatis). Wie kann das sein? Helene Wildfeuer holt dazu weiter aus: Frauen arbei-teten häufig in Teilzeit, hätten längere Ausfallzeiten durch Geburt, Kinder-

erziehung und Pflege - das senke die Renten- bzw. Pensionsansprü-che. Damit aber nicht genug. Zeiten, in denen gar nicht oder Teilzeit ge-arbeitet wird, schlagen sich häufig auch in der Karriere nieder: Höhere Gehaltsstufen werden nur mühsam, wenn überhaupt, erklommen. Wie sehr sich letzten Endes dann auch jahrelange Teilzeit in der Rente oder Pension auswirkt, darüber sind sich viele Frauen, die der Familie wegen beruflich zurückstecken, nicht im Klaren – mit fatalen Folgen.Der Vortrag von Frau Helene Wild-feuer gewährte zahlreiche Einblicke zum Thema “Frauen in Führung“ u. a. auch bezüglich der Vorgaben der EU. Sie ging dabei auch auf die verschie-denen Genderbereiche wie Frauen-quoten, Gendercontrolling und die geplanten Leitlinien im Bund ein. Informationen finden Interessierte unter www.frauen.dbb.de.Zum Abschluss der Tagung zeig-ten die Berichte aus den einzelnen Ländern, wie unterschiedlich die Si-tuation in den Bundesländern bzgl. der gymnasialen Schulzeit ist (8, 8,5,

8,75 oder 9 Jahre bzw. Parallelange-bote, u. a. auch mit Gesamtschul-system) ist und wie diese Modelle finanziert werden, meist mit Einspa-rungen, wie der Erhöhung der Leh-rerarbeitszeit oder der Streichung der Altersermäßigung o. ä.. Bemer-kenswert ist das Festhalten an den Staatsexamensprüfungen bzw. die Rückkehr hierzu; das Referendariat – soweit in den Bundesländern noch angeboten – ist unterschiedlich lang und wird teilweise durch verlängerte Praktika in den Studienzeiten ersetzt. Die Planungen für die nächsten Ver-anstaltungen, einen Gymnasialkon-gress und einen speziellen Frauen-kongress im Frühjahr 2017, rundeten die Tagung ab. Die abschließende Seminarauswertung zeigte eine hohe Zufriedenheit der Teilnehmerinnen, die in kritischen Diskussionen die Entwicklungen in den Ländern be-trachtet haben und wiederum mo-tiviert in den Alltag und die Arbeit mit und im Besonderen für Frauen starten.

Ines Gurschke

Stadtführung in Halle – Eine Initiative der Frauenvertretung des PhVSA

Die Frauenver t retung (Frauen-AG) des PhVSA hat sich im letzten Herbst neu aufgestellt. Neben der Vor-sitzenden, Ines Gurschke, ar-beiten auch Petra Schossig, Simone Sowa und Gabriele Regel engagiert mit. Um die Arbeitsgemeinschaft für frauenpolitische Fragen des PhVSA im Bereich Halle vorzustellen, luden die Kol-leginnen der Frauen-AG am 20.03.2014 zu einer Stadtfüh-rung rund um den Halleschen Mark in der historischen Alt-stadt ein. Bei strahlendem Sonnenschein und bester Laune, trafen sich die Teil-nehmerinnen der Stadtführung am Marktschlösschen. Von hier aus begann unser einstündiger Rund-gang durch das Stadtzentrum von Halle. Die Stadtführerin Frau George wusste auf interessante und kurz-weilige Art die Vorzüge und Beson-derheiten ihrer Stadt zu präsentie-

ren. Ausgehend von der Leipziger Straße, kommend auf den Markt-platz mit seinen Türmen, erschloss sich den Teilnehmerinnen die Stadt der 5 Türme in ihrer fast 1.200jähri-gen Geschichte. Unser Weg führte uns weiter über die kleine Ullrich-straße bis zur Moritzburg. Die mo-derne Glasarchitektur im Kontrast zum historischen Gemäuer im Innen-

hof der Moritzburg, stellt eine gelungene Verbindung zwi-schen zeitgenössischer und mittelalterlicher Baukunst her. Wir beendeten den Tag in ei-ner gemütlichen Runde im Mönchshof. In gelöster Stim-mung und bei gut bürgerli-cher Küche ließen wir den Stadtrundgang noch einmal Revue passieren und tausch-ten unsere Eindrücke aus. Natürlich nutzten wir auch die Gelegenheit, um über die Arbeit der Frauen AG zu berichten. Wir trafen auf Zu-stimmung zu unserer Arbeit

und unser Vorhaben, weitere Ver-anstaltungen für Lehrerinnen an-zubieten. Von den Teilnehmerinnen wurde diese Aktion der Frauen AG durchweg positiv bewertet.Ein besonderer Dank gilt Petra Schossig für die perfekte Organi-sation dieser Veranstaltung.

Ines Gurschke

Gelungene VeranstaltungDie Frauenvertretung des PhVSA stellte sich in Halle vor

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dbb bundesfrauenvertretung im Gespräch mit Bundesministerin Schwesig: Quote durchsetzen

(dbb) Die dbb bundesfrauenvertre-tung hat das Vorhaben der Bundesfa-milienministerin Manuela Schwesig,

den Frauenanteil an Führungsposi-tionen im öffentlichen Bereich per gesetzlicher Quote zu erhöhen, als positives Signal gewertet. „Nach 20 Jahren der freiwilligen Selbst-verpflichtung und politischen Ab-sichtserklärungen wird es Zeit für eine einheitliche Initiative, die alle Bereiche abdeckt – sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentli-chen Bereich“; machte Helene Wild-feuer, Vorsitzende der dbb bundes-frauenvertretung im Gespräch mit der Bundesfamilienministerin im Mai 2014 deutlich. Nun komme es auf die konkrete Ausgestaltung des Geset-zes und dessen Umsetzung in der Praxis an.

„Eine echte Wirkung kann das Ge-setz aber nur entfalten, wenn die darin formulierten Zielvorgaben mit konkreten Kontroll-, Anreiz- und Sanktionsmechanismen unterlegt werden. Frauenförderung und die effektive Durchsetzung von Gleich-stellungszielen sollten daher als in-tegraler Bestandteil der Zielverein-barungen mit den Führungskräften verstanden werden“, so Wildfeuer. Es bedürfe zudem übergeordneter innerbetrieblicher und -behördlicher Kontrollmechanismen, die Top-Down von der Leitung und Bottom-Up durch Interessenvertretungen und Gewerkschaften durchgesetzt wer-den könnten.

Positives SignalHelene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung

Sommerfest der Arbeitsgemeinschaft Jungphilologen

Die AG Jungphilologen nutzte das erste Sommerfest zum Austausch über die persönlichen schulischen Erfolge des letzten Schuljahres und zur Vorstellung des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt.

Für Donnerstagabend, den 12. Juni 2014, hatten die Vorsitzen-den der AG Jungphilologen des PhVSA, Thomas Gyöngyösi und Grit Viehweg, Lehrkräfte im Vor-bereitungsdienst und Berufsein-steiger des Landes Sachsen-Anhalt aus dem Harzkreis in den Innenhof des Gymnasiums Stadtfeld Wernigerode eingela-den, um in lockerer Atmosphäre ausgehend von eigenen Erfah-rungen und Problemen über die derzeitige bildungspolitische Si-tuation in Sachsen-Anhalt ins Gespräch zu kommen. Der Aus-tausch und damit verbunden auch die Möglichkeiten der Ver-netzung der Junglehrer, vor allem mithilfe des PhVSA, standen im Mittelpunkt. Hierbei konnten gezielt Rückfragen zur Verbandsarbeit und den Vorteilen einer Mitgliedschaft beantwortet werden. Interessiert an

der Arbeit der AG Jungphilologen zeigten sich hierbei stellvertretend auch vier Vorstandsmitglieder des PhVSA, die sich ebenfalls unter die

Gäste mischten und mit Anekdoten aus der Zeit ihres Berufseinstiegs zu unterhalten wussten. Da-bei wurde die Bedeutung der jungen, motivierten Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer sowohl für die Verbandsarbeit als auch für die Arbeit in den Schulen betont, Mut ge-macht und der Austausch vorangetrieben.

Ein Dank gilt hierbei ins-besondere Thomas Gyön-gyösi und Grit Viehweg, die als Veranstalter für eine hervorragende At-mosphäre und Verpfle-

gung sorgten.

Für die AG Jungphilologen, Elisa Lehmann

Zu den Gästen gehörten auch einige Mitglieder des geschäfts-führenden Vorstandes: Hermann Weinert, Thomas Gaube, Iris Seltmann-Kuke und Matthias Bartsch (nicht im Bild).

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Gute Durchschnitte, aber mangelhafte Bildung

Sie haben bessere Noten – wissen aber weniger: Deutsche Abiturienten machen zwar häufiger ihren Abschluss mit 1,0. Aber einer Studie zufolge bekommen heute auch diejenigen einen Studienplatz, die dafür 2003 noch zu schlecht gewesen wären.

In einigen Bundesländern haben Abiturienten immer bessere Noten, obwohl sie immer weniger gebildet sind. So ist der Anteil derer, die ei-nen Abiturschnitt von 1,0 haben, allein zwischen 2006 und 2012 um vierzig Prozent gestiegen. Die Durch-schnittsnote der Abiturienten hat sich in dieser Zeit ebenfalls in allen Bundesländern mit Ausnahme von Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt verbessert. Nun sollte man aber nicht glauben, dass die Schülerinnen und Schüler in den Ländern, deren Abi- turdurchschnittsnoten seit Jahren etwa konstant bei 2,4 - 2,6 liegen, dümmer sind. Das Abitur hat in den genannten Ländern, sowie Bayern und Sachsen (wo keine signifikanten Verbesserungen der Durchschnitte zu verzeichnen sind), nicht unter der Weichspülmentalilät rot-grüner Bil-dungspolitiker gelitten und ist im wahrsten Sinne noch ein Abschluss, der Hochschulreife zu Recht attes-tiert. In Sachsen-Anhalt existiert ein qualitativ hochwertiges Abitur mit zentralen Aufgabenstellungen in 8 Fächern. Trotz massiver Angriffe ge-gen die Bestimmungen der gym-nasialen Oberstufe ist es bisher in Sachsen-Anhalt gelungen, das Ab-

itur auf einem solchen Niveau zu erhalten, das gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Studienab-schluss schafft. Aber es bleibt eine bedenkliche Ten-denz: das geringer werdende All-gemeinwissen unserer zukünftigen Akademiker.Dass die Schüler trotzdem weniger gebildet sind als früher, weist das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln in einer noch unveröffentlichten Untersuchung nach. Dazu wird fol-gende Berechnung angestellt: Wenn man alle Schüler eines Jahrgangs, geordnet nach den von ihnen erreich-ten Pisa-Punkten in der Klasse neun, in eine lange Reihe stellt und dann die offenen Studienplätze, vorne in der Reihe beginnend, an diese Schü-ler vergibt, dann würden heute auch Schüler einen Studienplatz bekom-men, die in der Reihe weiter hinten stünden als noch 2003.Erstsemester in Mathematik erzielen nach diesem Modell im Schnitt 17 Pisa-Punkte weniger als noch vor sechs Jahren. Das entspricht dem Lernfortschritt eines halben Schul-jahrs. Die Lesekompetenz aller Erst-semester ist sogar um 27 Punkte gesunken. Der Bildungsforscher Axel Plünnecke sagt, diese Entwicklung

liege nicht an einer geringeren Leis-tungsfähigkeit der Abiturienten, son-dern an der nie zuvor dagewesenen Durchlässigkeit der Gesellschaft. Es kämen ganz neue Gruppen von Schülern an die Hochschulen, die zum Beispiel vorher an beruflichen Schulen waren. Die Quote derer, die Abitur machen, hat sich in der Tat deutlich erhöht. Während vor zwanzig Jahren noch 27 Prozent eines Jahrgangs die Hochschulreife erworben haben, sind es heute 40 Prozent. Den größten Sprung bei den Abitur-Durchschnittsnoten machte Berlin. Das Land kam 2012 auf die Note 2,4, nach 2,68 im Jahr 2006. Es folgen Brandenburg (2,48 auf 2,33) und Nordrhein-Westfalen (2,66 auf 2,51). Der bessere Notenschnitt liegt zum Teil am Zentralabitur in den Län-dern; die Aufgaben sind einfacher als früher. Außerdem wurden die An-sprüche bei der Bewertung gesenkt. Zudem wird dieselbe Leistung heute oft höher bewertet als früher. Der Philologenverband lehnt es ab, die Maßstäbe für das Erlangen der Hochschulreife zu senken und kri-tisiert, dass bessere Durchschnitte ohne wirkliche Leistungssteigerun-gen als bildungspolitische Erfolge gefeiert werden.

Wettrüsten um Abitur- und Studierquoten führt zu Pseudo-AkademisierungJosef Kraus, wiedergewählter Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL)

Lehrerverbandschef Josef Kraus einstimmig wiedergewählt

Josef Kraus ist in München einstim-mig und zum insgesamt zehnten Mal zum Präsidenten des Deutschen Leh- rerverbandes (DL) gewählt worden. Mit der Wahl von Kraus bestätigten die Delegierten der vier DL-Mitglieds-verbände dessen konsequenten Ein-satz für ein leistungsorientiertes ge-gliedertes Schulwesen und für starke berufsbildende Schulen.In einer programmatischen Rede kündigte Kraus auch für die kom-menden Jahre den engagierten und mutigen Einsatz seines Verbandes für ein vielfältiges und anspruchsvol-les Bildungswesen an. Allen Bestre-

bungen einer Vereinheitlichung des Schulwesens und einer fortschrei-tenden Gefälligkeitspädagogik sagte Kraus den Kampf an. Kraus wandte sich ferner mit Nachdruck gegen eine Bildungspolitik, die ausschließlich in Quoten und in Kriterien der Mess-barkeit und Verwertbarkeit denkt. Wörtlich sagte Kraus: „Bildung hat einen übernützlichen Wert. Eine Re- duzierung bildungspolitischen Den-kens auf PISA-Rangplätze und Abi-turientenquoten ist Kulturbarbarei. Jedes Wettrüsten um Abitur- und Studierquoten läuft auf eine Pseudo-Akademisierung hinaus. In der Folge

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geraten sowohl bewährte nicht-gym-nasiale Schulformen wie die Real-schule als auch die weltweit an-erkannte berufliche Bildung nach deutschem Muster unter die Räder.“ Kraus hat das Ehrenamt als DL-Prä-sident seit 1987 inne und ist damit der dienstälteste Vorsitzende einer

Lehrerorganisation. Seinem Verband gehören vier Mitgliedsverbände mit insgesamt 160.000 Lehrern an, näm-lich der Deutsche Philologenverband (DPhV), der Verband Deutscher Re-alschullehrer (VDR), der Bundesver-band der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) und der

Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLW). Haupt-beruflich ist Kraus seit 1995 Ober-studiendirektor am Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg im Landkreis Landshut. Er hat die Fächer Deutsch und Sport studiert und ist Diplom-Psychologe.

Gymnasien stellen sich der Aufgabe der Inklusion

Meidinger fordert Länder zu größeren finanziellen Anstrengungen auf, warnt aber vor einer Instrumentalisierung der Inklusionsdebatte für bildungsideologische Ziele

Im Zusammenhang mit der Debatte um die Aufnahme von Kindern mit geistigen Behinderungen auf Gym-nasien hat der Vorsitzende des Deut-schen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, betont, dass sich die Gymnasien selbstverständlich den Herausforderungen der Inklusion stell-ten. An fast allen Gymnasien gebe es inzwischen einen wachsenden Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen, die trotz vielfach unzu-reichender personeller und finanzieller Zuweisungen mit viel Engagement von Gymnasiallehrkräften intensiv betreut und unterrichtet würden. Vorausset-

zung sei allerdings in aller Regel, dass sie das Bildungsziel des Gymnasiums, das Abitur, erreichen könnten.„Allein aber bei dieser Riesenaufgabe der Inklusion von Kindern mit körper-lichen Behinderungen gibt es noch ein enormes Pensum an Hausauf-gaben durch die Landesregierungen zu erledigen. So verfügt nach wie vor die große Mehrheit aller deutschen Gymnasien über keine behinderten-gerechten Aufzüge, ganz abgesehen von den häufig fehlenden, zusätzlich erforderlichen personellen Ressour-cen für eine erfolgreiche Inklusion!“, betonte der DPhV-Vorsitzende. Die

Anzahl der Inklusionsschüler mit kör-perlichen Behinderungen könne bei besserer Ausstattung der Gymnasien mit Sicherheit noch deutlich gestei-gert werden, so der Verbandschef. Er gab aber auch zu bedenken, dass mit Sicherheit niemals jedes Gym-nasium auf die Bedürfnisse aller Ar-ten von körperlicher Behinderung in gleicher Weise vorbereitet sein könne wie eine darauf spezialisierte Schule. So erforderten die wünschenswerten Zusatzausstattungen und Umbauten allein für sehbehinderte Schüler pro Gymnasium Beträge im sechsstelli-gen Bereich.

Inklusion nicht als Sparmodell missbrauchen!

Meidinger warnte zudem vor einem falschen vordergründigen Verständ-nis von Inklusion, das den Erfolg bei der Umsetzung der UN-Konvention an formal erreichten Quoten messe. Wörtlich sagte er: „Manches Bun-desland, das sich im innerdeutschen Vergleich mit hohen Inklusionsquo-ten brüstet, hat zwar Förderzentren geschlossen, aber wenig bis nichts dafür getan, dass die Qualität der Beschulung behinderter Kinder in den Regelschulen erhalten oder ge-

steigert wird. Im Gegenteil: Die Stan-dards wurden vielfach abgesenkt, so dass nicht wenige Eltern behinderter Kinder schwer enttäuscht sind. So ist es kein Ausnahmefall, dass sich Kinder mit Behinderungen nun an Regelschulen in Lerngruppen befin-den, die dreimal so groß sind wie ihre bisherigen. Man muss es ganz klar sagen: Quoten sind nicht gleichbe-deutend mit Qualität und die Erfah-rung lehrt: Inklusion kann auch als Sparmodell missbraucht werden!“© Stephanie Hofschlaeger | pixelio.de

Plädoyer für mehr Kooperationsmodelle

Ziel der UN-Konvention zu den Rech-ten behinderter Menschen sei, so Meidinger, die weitestgehende In-klusion von Menschen mit Behin-derungen in die Gesellschaft, d. h. diesen Menschen zu ermöglichen, gleichberechtigt und selbstständig

am gesellschaftlichen, politischen und sozialen Leben teilzunehmen. Wenn es etwa darum gehe, geistig behinderten Kindern an Schulen in intensiver Betreuung die notwen-digsten Dinge für eine selbstständige Lebensführung beizubringen, sei das

Gymnasium in der Regel nicht der geeignete Ort und Weg, um Inklusion als Ziel zu verwirklichen. „Das hat nichts mit einer Abschiebementali-tät zu tun, sondern mit Verantwor-tungsbewusstsein und realistischer Einschätzung der eigenen Möglich-

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keiten! Nicht wenigen, die das Gym-nasium zur Aufnahme aller Schüler zwingen wollen, egal, ob diese das Bildungsziel Abitur erreichen könn-ten oder nicht, geht es letztendlich um die Abschaffung dieser Schul-art, die in ihrer Attraktivität Gesamt-schulbefürwortern schon immer ein Dorn im Auge war!“, bekräftigte der Verbandschef. Unter Bezug auf an-

gebliche Inklusionsmusterländer ver-wies Meidinger darauf, dass selbst in Finnland von den Kindern mit sonder-pädagogischem Förderbedarf eine nicht geringe Anzahl (8 Prozent der Gesamtschülerzahl) in eigenen Klas-sen und eigenen Schulen (3 Prozent) beschult werden müsse.Der Verbandsvorsitzende plädierte dafür, die Kooperationsmodelle zwi-

schen Gymnasien und Förderschulen mit geistig Behinderten auszubauen. „Anstatt einer wenig zielführenden Totalinklusion geht es dabei darum, in geeigneten Fächern wie Kunst, Mu-sik, Sport oder Theater gemeinsame Projekte durchzuführen, die beiden Seiten Gewinn bringen, z. B. auch den Gymnasiasten einen Zuwachs an Sozialkompetenz!“, so Meidinger.

Der Berufspolitische Ausschuss informiertRegelung zur Gewährung von Altersteilzeit

Im April hat die Landesregierung in ihrer Sitzung zur Absicherung der Unterrichtsversorgung für das Schul-jahr 2014/2015 u. a. die Regelung zur Gewährung von Altersteilzeit für Lehrerinnen und Lehrer beschlossen.

Dieser Beschluss beinhaltet:„… in Anwendung des § 2 Abs. 3 TV ATZ LSA … sind die der Gewährung der beantragten Altersteilzeit entge-genstehenden dringenden dienstli-chen Gründen oder Belange in jedem Einzelfall zu prüfen.“

Konkret bedeutet dies:

Jeder Antrag unterliegt einer Ein-zelfallprüfung. Die Ablehnung der Anträge bei Nichtvollendung des 60. Lebensjahrs bedarf keiner ausführ-lichen Begründung. Es genügt nur der Verweis: auf Grund dringender dienstlicher Gründe wird der Antrag abgelehnt.Bei Vollendung des 60. Lebensjahrs muss die Ablehnung des ATZ-Antra-ges vom Arbeitgeber/Dienstherrn ausführlich schriftlich begründet wer-

den. Die Antragstellerin oder der An-tragsteller kann diese Begründung juristisch überprüfen lassen und bei Aussicht auf Erfolg den Klageweg beschreiten. Für Mitglieder des Ph-VSA ist diese Überprüfung kostenlos, bei Bedarf setzen Sie sich bitte mit der Geschäftsstelle in Verbindung.Für das Schuljahr 2014/15 hat der Arbeitgeber/Dienstherr keine „Sperr-fächer“ (z. B. Mangelfächer) festge-legt. Auf Grund der Unterrichtsver-sorgung im Land wird zukünftig die Gewährung von ATZ schwieriger.

Schöne neue ArbeitsweltU wie Unfall am Arbeitsplatz

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von öffentlichen oder privaten Arbeit-gebern sind für den Fall eines Arbeits-unfalls automatisch in der gesetzli-chen Unfallversicherung (Unfallkassen oder Berufsgenossenschaften) ab-gesichert. Diese Sozialversicherung wird von den meisten Beschäftigten

gar nicht oder selten wahrgenom-men, weil allein der Arbeitgeber die monatlichen Beiträge abführt und diese nicht zwischen Beschäftigten und Arbeitgeber aufgeteilt werden. Es handelt sich damit um reine Lohnne-benkosten. Dafür sind die Arbeitgeber jedoch von jeglicher Haftung gegen-

über den Arbeitnehmerinnen und Ar-beitnehmern freigestellt. Der Sinn und die Wichtigkeit der gesetzlichen Un-fallversicherung werden vor allem bei einem Arbeitsunfall schnell deutlich. Zu den Arbeitsunfällen zählen auch Unfälle auf dem Weg zur oder von der Arbeit sowie Berufskrankheiten.

Was ist ein Arbeitsunfall?

Ein Arbeitsunfall ist nach dem Sieb-ten Buch Sozialgesetzbuch (SGB VII) ein Unfall, den ein versicherter Ar-beitnehmer aufgrund einer Tätigkeit erleidet, die in unmittelbarem Zusam-menhangmit seiner Arbeit steht und einen psychischen oder körperlichen Gesundheitsschaden, den Verlust ei-nes Hilfsmittels (zum Beispiel Brille oder Prothese) oder sogar den Tod zur Folge hat. Zu den versicherten Tätigkeiten zählen sowohl die ei-gentliche Arbeit als auch der direkte

Weg zur beziehungsweise von der Arbeitsstelle (so genannter Wegeun-fall). Im Versicherungsfall ist die Be-rufsgenossenschaft oder Unfallkasse dazu verpflichtet, der versicherten Arbeitnehmerin/dem versicherten Ar-beitnehmer die ihr/ihm zustehenden Leistungen ohne Antrag zu gewähren. Ein Versicherungsfall liegt dann vor, wenn die berufliche Tätigkeit die Ur-sache für den Arbeitsunfall und den daraus entstandenen Schaden ist. Das heißt, der Unfall darf nicht von

der Arbeitnehmerin/dem Arbeitneh-mer selbst verursacht worden sein. Nach § 15 Arbeitsschutzgesetz sind Beschäftigte dazu verpflichtet, gemäß der Unterweisung und Weisung des Arbeitgebers für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Sorge zu tragen und vom Arbeitgeber bereit-gestellte Arbeitsmittel sachgerecht zu verwenden.Ebenfalls nicht unter den gesetzlichen Versicherungsschutz fallen Unfälle bei so genannten eigenwirtschaft-

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Was ist nach einem Arbeitsunfall zu beachten?

lichen Tätigkeiten. Das sind private Tätigkeiten (z. B. Spaziergang in der Arbeitspause). Auch bei Wegeunfällen muss grundsätzlich der direkte Weg zwischen Arbeits- und Wohnstätte genommen werden, da sonst der Ver- sicherungsschutz entfällt. Umwege wegen eines Einkaufs im Supermarkt

oder Fahrtantritt von einem dritten Ort aus, sind beispielsweise nicht versichert. Einige Umwege sind da-gegen erlaubt. Das gilt unter ande-rem für das Absetzen und Abholen von Kindern im Kindergarten oder in der Schule, bei Fahrgemeinschaften oder Umleitungen oder der schnel-

leren Erreichbarkeit der Arbeitsstätte über einen Umweg. Der Weg in der Arbeitspause zur oder von einer Kan-tine, Restaurant oder Schnellimbiss in der Umgebung ist ebenfalls vom Schutzbereich umfasst, nicht jedoch die Essensaufnahme selbst. Sach-schäden sind nicht versichert.

Im Falle eines Arbeitsunfalls müs-sen sich die betroffenen Arbeitneh-mer von einem so genannten Durch-gangsarzt behandeln lassen. Das gilt, wenn:• die Unfallverletzung über den Un-

falltag hinaus zur Arbeitsunfähigkeit führt oder

• die notwendige ärztliche Behand-lung voraussichtlich über eine Wo-che andauert oder

• Heil- und Hilfsmittel zu verordnen sind oder

• es sich um eine Wiedererkrankung aufgrund von Unfallfolgen handelt. Der Durchgangsarzt entscheidet, ob eine allgemeine Heilbehand-lung beim Hausarzt durchgeführt wird oder wegen Art oder Schwere der Verletzung besondere Heilbe-handlungen erforderlich sind, die der Arzt dann regelmäßig selbst durchführt.

In Fällen der allgemeinen (hausärzt-lichen) Behandlung überwacht er den Heilverlauf. Wenn ein Verletz-ter irrtümlich zuerst seinen Haus-

arzt aufsucht, muss dieser dann den Patienten an einen Durchgangsarzt überweisen. Soweit es medizinisch nötig ist – und besonders in Notfällen – darf (und muss) natürlich jeder Arzt ungeachtet der formalen Regelungen die sofort erforderliche Behandlung durchführen. Eine Liste der Durch-gangsärzte findet sich im Regelfall auf den Internetseiten der verschie-denen Unfallkassen und Berufsge-nossenschaften. Diese geben auch telefonisch Auskunft. Notaufnahmen von Krankenhäusern sind überwie-gend als Durchgangsärzte anerkannt. Beschäftigte können sich den Durch-gangsarzt frei wählen. Es muss nicht der dem Arbeitsplatz nächstgelegene Durchgangsarzt aufgesucht werden. Es gibt Durchgangsärzte in so gut wie allen Fachrichtungen. Da bei einem Arbeitsunfall nicht die Kran-kenkasse, sondern die Unfallversi-cherung Kostenträger ist, ist für den Besuch beim Durchgangsarzt kein Krankenschein beziehungsweise keine Chipkarte erforderlich.

Eine eventuelle Arbeitsunfähigkeits-bescheinigung des Durchgangsarz-tes ist innerhalb von drei Tagen bei der Personalabteilung einzureichen. Arbeitsunfälle sollten immer – egal ob mit oder ohne Arbeitsunfähig-keitsbescheinigung – unverzüglich der Personalabteilung gemeldet wer-den. Diese erstellt dann eine Un-fallanzeige, die dann – nach Unter-zeichnung auch des Personal‐ oder Betriebsrats – innerhalb von drei Ta-gen der Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse zugeleitet werden muss. Bei der Klärung des Unfallhergangs sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Mitwirkung und Unterstützung verpflichtet. In jedem Betrieb bezie-hungsweise jeder Verwaltung ist ein so genanntes Verbandsbuch zu füh-ren, das am besten in der Nähe eines Erste‐Hilfe‐Kastens aufzubewahren ist. In diesem Buch sind alle Verlet-zungen mit und ohne Entnahmen von Verbandsmitteln zu dokumentieren. Dies betrifft auch geringfügige Ver-letzungen.

Prävention

Prävention ist die sicherste Me-thode, einem Arbeitsunfall vorzu-beugen. Halten Sie sich daher an die Arbeitsschutzmaßnahmen und nutzen Sie Ihr Wissen, welches Ih-

nen in der Unterweisung durch Ih-ren Vorgesetzten vermittelt wurde! Sinnvoll ist es, sich zum Ersthelfer ausbilden zu lassen. Damit können Sie in einer Unfallsituation richtig

handeln und wissen jederzeit, was zu tun ist. Jeder Betrieb und jede Verwaltung ist verpflichtet, Ersthel-ferinnen und Ersthelfer ausbilden zu lassen. (Quelle: tacheles, Nr. 6/2014)

dbb sachsen-anhalt jetzt mit Seniorenkommission

Am 24. April 2014 hat sich die Se-niorenkommission des dbb sach-sen-anhalt konstituiert. Sie soll die besonderen gewerkschafts- und ge-sellschaftspolitischen Interessen der älteren Einzelmitglieder des dbb auf Landesebene wahrnehmen und sich mit seniorenpolitischen Themen be-

fassen. Zum Vorsitzenden der Senio-renkommission wurde Jürgen Braun gewählt. Braun (Jahrgang 1948) ist seit 2008 Mitglied im Seniorenver-band BRH – Bund der Ruhestands-beamten, Rentner und Hinterblie-benen Sachsen-Anhalt. Dort ist er stellvertretender Landesvorsitzender

und Vorsitzender des Ortsverbandes Magdeburg. In seinem aktiven Dienst war er im Sozialministerium des Lan-des Referatsleiter in der Behinder-tenhilfe und Behindertenbeauftragter der Landesregierung. Zu stellvertretenden Vorsitzenden der dbb Seniorenkommission wur-

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den Gabriele Lämmel, Gewerk-schaft der Sozialversicherung und Karl-Heinz Zeising, Deutsche Po-lizeigewerkschaft, gewählt. Bei-sitzer sind Walter Jertzimbeck, Deutsche Verwaltungs-Gewerk-schaft, Albrecht Lattermann, Phi-lologenverband Sachsen-Anhalt, Lothar May, Gewerkschaft Deut-scher Lokomotivführer, und Hei-drun Schulze, Verband Bildung und Erziehung. Ernst Janshen ist als Landesvorsitzender des Seni-orenverbandes BRH kooptiertes Mitglied der dbb Seniorenkommis-sion. „Wir wollen Ansprechpartner für die Seniorenverantwortlichen in den 31 Mitgliedsgewerkschaften des dbb Landesbundes sein und sie in ihrer

Arbeit unterstützen. Wir werden die Seniorinnen und Senioren mit aktu-ellen Informationen zum Renten- undVersorgungsrecht bedienen und die Gremien des dbb sachsen-anhalt be-

raten“, sagte der Vorsitzende der dbb Seniorenkommission, Jürgen Braun. Der Informationsbedarf der Mitglieder, die in absehbarer Zeit aus dem aktiven Dienst ausschei-den sei erfahrungsgemäß groß. Da gehe es zum Beispiel um die Höhe der künftigen Rente oder Pension, um deren Besteuerung oder um Fragen zur Beihilfe. „Wir werden helfen, dass die Kolleginnen und Kollegen fachlich kompetente Be-ratung erhalten. Darüber hinaus gilt es, in enger Zusammenarbeit mit

der Bundesseniorenvertretung des dbb darauf hinzuwirken, dass die längst überfällige Angleichung der Rentenwerte Ost und West endlich verwirklicht wird“, so Braun.

Seniorenkommission des dbb sachsen-anhalt

Alarmzeichen ernst nehmen!Lehrerarbeitszeiten in Deutschland sind zu hoch!

Als Bestätigung der Erfahrungen und Positionen des eigenen Verbandes hat der DPhV-Bundesvorsitzende, Heinz-Peter Meidinger, die Ergeb-nisse der Lehrerstudie des Aktions-rats Bildung bezeichnet, wonach ein großer Teil der Lehrkräfte an der Be-lastungsgrenze angelangt sei. Die Folgen seien psychische und phy-sische Erschöpfung, aber auch eine massive Gefährdung der Gesundheit.Der Verbandschef unterstützte die Verfasser der Studie in ihrer For-derung nach einem wirksameren präventiven und therapeutischen Gesundheitsschutz für Lehrkräfte. „Es ist ein Skandal, dass der Staat

als größter Arbeitsgeber von rund 700.000 Lehrkräften nicht in der Lage ist, ein flächendeckendes Angebot an Arbeitsmedizinern, Psychologen und medizinischen Zentren zu finan-zieren und vorzuhalten, die sich der Gesundheitsprävention und Gesund-erhaltung von Lehrkräften widmen. Die Kosten für Frühpensionierung und Krankheitszeiten sind erheb-lich höher als es eine wirksame Ge-sundheitsprävention wäre!“, betonte Meidinger.Im Gegensatz zum Aktionsrat sieht aber der DPhV-Vorsitzende die Haupt- ursache für Überlastung nicht in der fehlenden Trennung von Berufs- und

Privatleben, sondern in den im inter-nationalen Vergleich zu hohen Ge-samtarbeitszeiten von Lehrkräften. In kaum einem anderen Land in Europa gebe es so hohe Stundendeputate wie in Deutschland, sagte Meidinger. Er widersprach auch der Ansicht, dass die großen Klassen in Deutsch-land keine Auswirkungen auf die Stressbelastung von Lehrkräften hät-ten. „Wer weiß, welche zusätzliche Lärm- und Stressbelastung über-große Klassen bedeuten und welche deutlich höheren Korrekturzeiten da-mit verbunden sind, kann über diese Aussage der Studie nur den Kopf schütteln!“, sagte der Verbandschef.

Besoldung und Versorgung: Beamte verdienen Teilhabe

Forderung nach Gleichbehandlung bei Rente mit 63dbb Bundesvorsitzender Klaus Dauder-städt

(dbb) Die Entwicklung der Besoldung und Versorgung muss Beamtinnen und Beamte an den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen teilhaben lassen. Darauf hat der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt am 6. Mai 2014 auf dem Gewerkschaftstag des dbb rheinland-pfalz in Mainz hingewiesen. In mehreren Bundesländern sei dieses Prinzip der Teilhabe allerdings in den vergangenen Jahren missachtet worden.

„Um andere Haushaltslücken zu schließen, zaudert die Politik nicht, auf Versorgungsrücklagen und Pen-sionsfonds zuzugreifen – obwohl diese auch durch die Beamtenschaft finanziert werden“, sagte Dauder-

städt. „Die Landtage in Kiel und Han-nover waren so frei, anderswo wer-den die Einlagen langsamer aufgefüllt oder vorzeitig entleert. Das wollen wir ändern und diskutieren über die Errichtung eines bundesweiten Be-

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amtenversorgungswerks, das alle Rücklagen unter Aufsicht der Bun-desbank bündelt und dem Zugriff einzelner Körperschaften entzieht.“Mit Blick auf die geplante Renten-reform der Bundesregierung wies der dbb Chef darauf hin, dass in der Vergangenheit alle Verschlechterun-gen in der Rente wirkungsgleich auf die Beamtenversorgung übertragen wurden. „Jetzt gibt es bei Mütter-

rente und abschlagsfreiem Zugang ab 63 einmal eine Verbesserung, und schon werden wir der Unver-schämtheit bezichtigt, weil wir auch dabei Gleichbehandlung erwarten“, erklärte Dauderstädt.Die unzureichende Besoldungsent-wicklung in vielen Ländern sei eben-falls scharf zu kritisieren, so der dbb Bundesvorsitzende weiter. Die gän-gige Praxis, die entsprechenden Ta-

rifabschlüsse aus dem Arbeitneh-merbereich auf die Beamtenschaft zu übertragen, werde zunehmend aufgeweicht. „Diese Fehlentwick-lung muss schnell revidiert werden“, mahnte Dauderstädt. Das Bundes-verwaltungsgericht in Leipzig habe jüngst darauf hingewiesen, dass es verfassungswidrig sei, die Beamten-besoldung von den Tarifergebnissen abzukoppeln.

dbb kritisiert Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung als „sozial unausgewogen“

(dbb) Deutliche Kritik am Gesetzentwurf der Bundesregierung zum GKV-Finanzstruktur- und Qualitätsweiterentwick-lungsgesetz hat der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt geübt. „Mit dem beharrlichen Festhalten an der Fixie-rung der Arbeitgebergeberbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werden zukünftig steigende Beitragssätze ausschließlich von den Arbeitnehmern zu schultern sein. Dies gefährdet die nachhaltige Finanzierung der GKV und ist sozial unausgewogen“, sagte der dbb Chef bei der öffentlichen Anhörung zu dem Gesetzentwurf im Bundestags-gesundheitsausschuss in Berlin. „Darüber kann auch keine Beitragssatzkosmetik in Form des wegfallenden Sonder-beitrages in Höhe von 0,9 Prozentpunkten hinwegtäuschen.“

Zwar erhielten die Krankenkassen durch die vorgesehene Umstellung auf einkommensabhängige Zusatz-beiträge wieder mehr Autonomie bei der Beitragssatzgestaltung. Es stehe jedoch zu befürchten, dass künftig wieder allein der Preis als Vergleichs-kriterium der Kassen herangezogen wird und das bislang recht breite

Spektrum zusätzlicher Satzungs-leistungen einem möglichst geringen kassenindividuellen Zusatzbeitrag zum Opfer fallen werde.

Positiv wertete der dbb Bundesvor-sitzende den neu zu installierenden Einkommensausgleich: „Damit wer-den zumindest die Wettbewerbsbe-

dingungen der Krankenkassen un-tereinander angeglichen.“ Mit Blick auf die zahlreichen Änderungen in der Vergangenheit bei der Beitrags-erhebung in der GKV äußerte Dau-derstädt die Befürchtung, „dass auch die aktuellen Reformmaßnahmen kaum nachhaltig Bestand haben werden.

Informationen aus der Geschäftsstelle

Die Rechtsberatungstermine für unsere Mitglieder zu Fragen im Zusammenhang mit ihrer beruflichen oder gewerkschaft-lichen Tätigkeit, nämlich öffentliches Dienstrecht, Beamtenrecht, Disziplinarrecht, Tarifrecht, Arbeitsrecht, Personalvertre-tungs- und Betriebsverfassungsrecht, finden im Jahr 2014 an folgenden Tagen statt: Montag, 08. September 2014 in Magdeburg Montag, 13. Oktober 2014 in Halle Montag, 10. November 2014 in Magdeburg Montag, 08. Dezember 2014 in Magdeburg Die Rechtsanwälte des dbb beraten Sie in Magdeburg in der Geschäftsstelle des dbb sachsen-anhalt, Schleinufer 12, sowie in Halle in der Geschäftsstelle der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL), Rudolf-Ernst-Weise-Straße 14.

Sollten Sie die Rechtsberatung in Anspruch nehmen, bitten wir um rechtzeitige Anmeldung und um Übermittlung Ihres Anliegens, damit sich die Anwälte darauf vorbereiten können.Es ist ein Rechtsschutzantrag des Verbandes in der Geschäftsstelle anzufordern.Sie können sich in unserer Geschäftsstelle telefonisch unter (0 3461) 20 35 62,per Fax (0 34 61) 41 54 58 oder per Email [email protected] anmelden.

Birgitt Matthies Geschäftsstellenleiterin

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Philologenverband Sachsen-AnhaltLandesgeschäftsstelle

Sixtistraße 16 a, 06217 Merseburg (0 34 61)20 35 62 (0 34 61) 41 54 58 [email protected]

Fachgewerkschaft der Gymnasiallehrerinnen und –lehrer in Sachsen-Anhalt

Änderungsmitteilung ..................................................................................................... Name oder Mitgliedsnummer

betrifft:

Namensänderung

..................................................................................... akademischer Grad ....................................

Änderung der Wohnadresse/Rufnummer/Emailadresse

..........................................................................................................................................................

Änderung der Arbeitsstelle

..........................................................................................................................................................

Änderung Funktionsstelle

.........................................................................................................................................................

Änderung der Gehaltseingruppierung/der Arbeitszeit

Beamte(r) Besoldungsgruppe A ......... Vollzeit / Teilzeit ......................Wochenstunden

Angestellte(r) Entgeltgruppe E .......... Vollzeit / Teilzeit .......................Wochenstunden

Änderung der Bankverbindung

Kreditinstitut: .......................................................................................................................................

IBAN: ................................................................................................ BIC: ........................................

Ich bin damit einverstanden, dass mein Mitgliedsbeitrag vom Philologenverband Sachsen-Anhalte. V. vierteljährlich von o. g. Konto eingezogen wird.

.............................................................................. ............................................................................Ort/Datum Unterschrift

Bitte ausfüllen und an die Geschäftsstelle senden.

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Im Unterricht gemeinsameBlogs verfassen und Pod-casts erstellen, mit Twitter

Experten zu Unterrichtsthe-men kontaktieren, auf YouTu-be eigene Verfilmungen teilenund kommentieren, OpenEducational Ressources (OER)entwickeln, via Facebook undInstagram schulische Öffent-lichkeitsarbeit betreiben…!

Das Internet ist kein Neulandmehr, und dennoch sind Leh-rerinnen und Lehrer als ‘digitalimmigrants’ heute mehr dennje durch Social Media heraus-gefordert.

• Wie können Social Mediaeffektiv in der Schule einge-setzt werden? Wo liegenChancen und Grenzen?

• Inwiefern geht die Lehrerbil-dung auf die Veränderung desUnterrichts durch den Einsatzvon digitalen Medien ein?

• Wie lassen sich Schülerinnenund Schüler in der Auseinan-dersetzung mit Cybermob-bing stärken?

Diese und andere Fragen zumThema ‘Social Media in der Schu-

Einladung zur Fachtagung des DPhV:

Social Mediain der Schule10. November 2014 in Kassel

> Programm

Begrüßungskaffee

10.30 – 11.00 Uhr Begrüßung/Einführung Deutscher Philologenverband

Grußwort des hessischen Kultusministers Prof. Dr. R. Alexander Lorz (angefragt)

11.00 – 12.15 Uhr Wie aus Neuen Medien neues Lernen entsteht – Social Media als Chance für die Schule (Das Prinzip Social Media; Social Media in der Schule ohne rechtliche Bedenken einsetzen; zehn Ideen, wie Social Media genutzt werden können; wo Vorsicht geboten ist) Philippe Wampfler Lehrer und Experte für Lernen mit Neuen Medien, Zürich

12.15 – 13.15 Uhr Anwendung Digitaler Medien in der Lehrer/innenausbildung Tine Nowak Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik mit Schwerpunkt Medienpädagogik, Technische Universität Darmstadt

13.15 – 14.15 Uhr Mittagspause

14.15 – 15.00 Uhr Social Media als Herausforderung für die Schulentwicklung (Vom Internet zum Web 2.0; Vom stationären Rechner zum Mobile-Device; Vom physischen Datenträger zur Cloud; Kontrollverlust in der Zeit nach NSA, Google und Facebook) sowie Wirkungsbereiche von Social-Media in der Schulentwicklung (Personal-, Organisations- und Unterrichtsentwicklung mit dem Ziel der Ausbildung von Informationskompetenz) Christian Dorn Institut für Schulpädagogik, Universität Marburg

15.00 – 15.45 Uhr Schüler stärken gegen Cybermobbing Die ‘Digitalen Helden’ stellen sich vor (angefragt)

15.45 – 16.00 Uhr Schlusswort Deutscher Philologenverband

Anschließend Zeit, sich bei Kaffee und Kuchen mit den Referenten und Teilnehmern auszutauschen.

le’ sollen im Rahmen der Fach-tagung von Experten aufgegrif-fen und diskutiert werden.

Die Tagung findet statt:Montag, 10. November 2014von 10.30 bis 16.00 Uhrim BEST WESTERN PLUSHotel Kassel City,Spohrstraße 4, 34117 Kassel.

Die Anerkennung als Lehrer-fortbildungsveranstaltungwird vom DPhV bei den ent-sprechenden Landesministe-rien beantragt.

Die Teilnahmegebühr für Mit-glieder des Philologenverban-des beträgt 25 Euro, für Nicht-mitglieder 40 Euro. Die Pau-senverpflegung ist hier inklu-sive.

Wir bitten um eine schriftli-che Anmeldung bis spätes-tens 30. September 2014 un-ter Angabe der komplettenAnschrift (inkl. E-Mail-Adresse)sowie der Schule und ggf. derMitgliedsnummer imPhilologenverband an denDeutschen Philologen-verband, Friedrichstraße169/170, 10117 Berlin,E-Mail: [email protected],Fax: 0 30 / 40 81 67 88 sowieab 1. Juli unter www.dphv.de.Informationen via Twitterunter: #socialmediadphv

Die Zahlungsmodalitäten tei-len wir Ihnen mit der Anmel-debestätigung mit.

Wir weisen darauf hin, dassdie Tagung mit Foto-, Bild-,Film- und Tonaufnahmen do-kumentiert wird, auf denenauch Sie abgebildet seinkönnten. Mit Ihrer Anmeldungerklären Sie sich einverstan-den, dass der Philologenver-band die erwähnte Tagungs-dokumentation herstellt, spei-chert, verarbeitet und veröf-fentlicht. n

Die Veranstaltung wird vom LISA unter der Nummer WT2014-400-54 als Fortbildung anerkannt.

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Wolfgang Ladebeck ist neuer dbb Landesvorsitzender

Wolfgang Ladebeck neuer dbb Landesvorsitzender

Seit dem 13. Juni 2014 steht Wolfgang Ladebeck an der Spitze des dbb be-amtenbund und tarifunion sachsen-anhalt. Der Hauptvorstand, das zweit-höchste Gremium nach dem Gewerkschaftstag, hat den Landesvorsitzenden und stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) mit 53,6 Prozent der Stimmen zum neuen dbb Landesvorsitzenden gewählt. Der 54jährige Polizeirat ist derzeit Stufenpersonalratsvorsitzender der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord und Mitglied im Polizeihauptperso-nalrat beim Innenministerium. Ladebeck tritt die Nachfolge von Maik Wagner an, der sein Amt niedergelegt hatte, nachdem er auf dem Gewerkschaftstag der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) am 15. Mai 2014 in Berlin in seinem Amt als Bundesvorsitzender bestätigt wurde.

Solidarpakt, Länderfinanzausgleich und Haushaltssanierung sind die Rahmenbedingungen für die Interes-senvertretung des dbb in Sachsen-Anhalt. „Gewerkschaftsarbeit unter diesen Voraussetzungen ist nicht ein-fach. Da gilt es abzuwägen zwischen dem Gemeinwohl und den berech-tigten Interessen der Beschäftigten“, sagte Ladebeck nach seiner Wahl. Zur geplanten Anhebung der Lebens-arbeitszeit für Beamte auf 67 Jahre machte der dbb Landeschef deutlich, dass die beabsichtigte Gesetzesän-derung im Ergebnis eine wirkungs-

gleiche Übertragung der Maßnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung in das Beamtenrecht Sachsen-Anhalt beinhalten muss. Sonderregelungen zu Lasten der Beamten werde es mit dem dbb nicht geben. „In Bezug auf die Rente mit 63 Jahren und die Mütterrente erwartet der dbb, dass die Verbesserungen auch auf die Landesbeamten übertragen werden.“ Als Einkommenskürzung kritisierte Ladebeck die Einführung der Kos-tendämpfungspauschale in der Bei-hilfe zum 1. Januar 2014 und die geplante Übertragung auf die Heilfür-

sorge. Sorgen macht sich Ladebeck auch um die Personalentwicklung in der Landesverwaltung. Da der pau-schale Personalabbau bisher fast ausschließlich durch Aufgabenver-dichtung kompensiert wurde, müsse jetzt ernsthaft über Aufgabenverzicht und Aufgabenverlagerung nachge-dacht werden. „Um den beruflichen Nachwuchs in der Landesverwaltung zu sichern, brauchen wir mehr Neu-einstellungen als im Personalent-wicklungskonzept festgeschrieben und attraktive Beschäftigungsbe-dingungen“, so Ladebeck.

Studie zur Job-Zufriedenheit: Lehrer sind doch keine Jammerlappen

Von Nadine Bös

Sie haben nachmittags frei, stän-dig Ferien, ein gutes Einkommen, aber beschweren sich andauernd. So stellen sich viele Menschen ty-pische Lehrer vor. Eine Studie will nun aber gezeigt haben, dass Leh-rer doch keine Jammerlappen sind. Über den Lehrerberuf hat so ziem-lich jeder eine Meinung und meis-tens sieht sie so aus: Lehrer haben klasse Arbeitszeiten, ein anständiges Einkommen, ständig Ferien und be-schweren sich trotzdem am laufen-den Band. So manche einschlägige Studie scheint das zu untermauern. Oft erleben in Untersuchungen be-fragte Lehrer ihren Job als sehr be-lastend und sind mit zunehmendem Alter weniger gegen Stress gefeit. Die Unzufriedenheit scheint hoch zu sein.Bildungsforscher der Universität des Saarlandes wollen nun in einer re-

präsentativen Studie das Gegenteil herausgefunden haben. Lehrer seien sehr zufrieden, trotz aller Belastun-gen, die sie im Beruf wahrnehmen. Das Ergebnis sei überraschend, sagte der Psychologe Jörn Spar-feldt, einer der Studienautoren zu FAZ.NET. „Denn in der Öffentlichkeit wird Lehrern immer ein hohes Maß an Jammerei zugeschrieben.“Die Daten, die bislang das Bild vom unzufriedenen und gestressten Leh-rer zeichnen, stammten überwiegend aus nicht-repräsentativen Umfragen, glauben die Forscher aus dem Saar-land. Ihre neue Studie hingegen habe nun repräsentative Befragungen zu-grunde gelegt, genauer gesagt: Da-ten aus dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) aus den Jahren 2006 und 2011.Die Studienautoren haben unter 25.000 Personen des SOEP, das seit 1984 jährlich Daten zum Leben und

zum Beruf der Deutschen erhebt, die Angaben von Lehrern, Ärzten, Ingenieuren, Erziehern, Pflegern und Verwaltungsbediensteten verglichen. Demnach waren die Lehrer nicht we-niger zufrieden mit ihrer Arbeit als die Vergleichsgruppen. Gleichwohl beklagten 59 Prozent der Lehrer ei-nen hohen Zeitdruck und eine daraus resultierende Belastung. Damit liegen sie im Durchschnitt aber immer noch hinter der Belastung von Pflegern, Ärzten und Ingenieuren.Allerdings: Gemessen wurde nicht die objektive Belastung und Zufrie-denheit der befragten Personen, son-dern deren subjektives Empfinden. „Niemand hat mit der Stoppuhr ge-prüft, wie viele Stunden die Vertreter der einzelnen Berufsgruppen jeden Tag arbeiten“, sagte Sparfeldt. Auch habe kein Psychologe untersucht, ob Befragte zwar äußerten, dass sie zufrieden sind, aber in Wirklichkeit

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unter einem Burnout-Syndrom litten. „Doch bildet das subjektive Zufrie-denheitsempfinden des Einzelnen immer einen guten Näherungswert“, sagte Sparfeldt.Immerhin, so nehmen es die For-scher für sich in Anspruch, hätten die bisherigen nicht-repräsentati-ven Umfragen teilweise mit deut-

lich stärker verzerrten Ergebnissen zu kämpfen. Vor allem unzufriedene und stark belastete Personen hätten eine Neigung freiwillig an Umfragen zu dem Thema teilzunehmen.Dennoch sind sich Sparfeldt und seine Kollegen bewusst, dass auch die Daten ihrer Studie Fragen für An-schlussuntersuchungen aufwerfen.

Auch wenn Lehrer im Mittel nicht be-lasteter und unzufriedener als viele andere Berufsgruppen seien, gebe es zweifelsohne auch stark belastete Lehrer, für die Präventionsmaßnah-men sinnvoll seien, schreiben die Autoren.

(Quelle: faz.net)

Aus der Welt der Bildung

Philologenverband gegen Rettung des „Turboabiturs“ um jeden Preis

(dbb) Gegen eine Rettung des soge-nannten Turboabiturs um jeden Preis hat sich der Vorsitzende des deut-schen Philologenverbandes (DPhV), Heinz-Peter Meidinger, gewandt. Den

Aufruf von Hochschulprofessoren, Arbeitgeberfunktionären, GEW-Vor-standsmitgliedern und ehemaligen Schulsenatoren, den Nachmittags-unterricht im achtjährigen Gymna-sium weiter zu reduzieren und die bisherige Mindestgrenze von 265 Jahreswochenstunden von der 5. Klasse bis zum Abitur durch die Kul-tusministerkonferenz aufheben zu lassen, bezeichnete Meidinger als „letzten verzweifelten Versuch, das G8 in den alten Bundesländern zu retten“. Der DPhV-Vorsitzende erin-nerte daran, dass bereits durch die Gymnasialzeitverkürzung rund 15 bis 20 Jahreswochenstunden insbeson-dere in den Kernfächern Mathematik, Fremdsprachen und Deutsch gestri-chen worden sind. „Schon heute zählt Deutschland zu den drei Ländern un-ter den Industriestaaten der OECD, die ihren Schülern bis zum Abi- tur den wenigsten Unterricht bieten,

nämlich rund 9.400 Vollzeitstunden gegenüber einem OECD-Mittel von 11.500 Vollzeitstunden. PISA-Begleit-untersuchungen haben gezeigt, dass Beschulungsdauer und Kompetenzer-werb sehr wohl in einem Zusammen-hang stehen“, so Meidinger. Leider zeige der Aufruf, dass nicht wenige G8-Befürworter bereit seien, im Zweifel auch an der Qualität zu kür-zen, um eine Rückkehr zu G9 zu ver-hindern. Falls der Vorschlag der „G8-Retter“ Wirklichkeit werden sollte, gebe es eigentlich nur eine Gewinner-gruppe: „Das sind die Landesfinanz-minister, die dadurch weitere Lehrer-stellen abbauen könnten.“ Verlierer seien die Eltern, deren 80-prozenti-ger Wunsch nach G9 weiter ignoriert werde, und die Gymnasialschüler, deren Abitur dann weniger wert sei, weil hinter der Studienberechtigung immer weniger eine Studienbefähi-gung stehe.

G8 nicht um jeden Preis rettenDPhV-Vorsitzender Heinz-Peter Meidinger

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Münchner Mädchenschule belegt den Spitzenplatz

Die Münchner Anne-Frank-Realschule hat den Deut-schen Schulpreis gewon-nen. Der Jury gefiel, dass die Mädchenschule Lust auf Naturwissenschaften und Technik macht.Der mit 100.000 Euro do-tierte Spitzenplatz beim Deutschen Schulpreis geht in diesem Jahr an eine Mädchen-Realschule in Mün-chen. Die städtische Anne-Frank-Realschule leiste mit ihrem na-turwissenschaftlichen Profil einen wichtigen Beitrag dazu, Mädchen für Mathematik, Informatik, Natur-wissenschaften und Technik zu be-geistern und dem Fachkräftemangel

in diesen Berufen entgegenzuwir-ken, begründete die Jury ihre Wahl. Fünf weitere mit je 25.000 Euro ausgestattete Preise gingen an die Erich-Kästner-Schule in Hamburg, die Römerstadtschule in Frankfurt/Main, das Geschwister-Scholl-Gym-nasium in Lüdenscheid, das Regi-onale Berufsbildungszentrum Wirt-

schaft in Kiel und an die SchlaU-Schule/Schulana-loger Unterricht für Flücht-linge in München. Nach einer Vorauswahl waren zu-letzt 15 Schulen nominiert. Außenminister Frank-Wal-ter Steinmeier (SPD) über-

reichte die Preise in Berlin. „Jeder, der das Zeug hat, muss unabhän-gig von Herkunft und Geschlecht die Chance haben, seinen Weg zu gehen und jeder hat, wenn es sein muss, auch mehr als nur eine Chance verdient“, sagte er dabei. Für all dies stünden die für den Deutschen Schulpreis nominierten Schulen.

Sechs Maßstäbe für Qualität

Die Robert-Bosch-Stiftung vergibt den Deutschen Schulpreis seit 2006 gemeinsam mit der Heidehof Stif-tung. Seitdem haben sich mehr als 1.500 Schulen für die Auszeichnung beworben. Prämiert werden jeweils sechs Schulen, die hervorragende Leistungen erbringen und Vorbilder für Schulentwicklung in Deutschland sein können. Bei ihrer Entscheidung

bewertet eine Fachjury aus Schul-praktikern und Wissenschaftlern sechs Qualitätskriterien: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichts-qualität, Verantwortung, Schulleben und Schule als lernende Institution. Den Lehrern der Sieger-Schule aus München ist es nach Angaben der Stiftungen in den vergangenen 14 Jahren gelungen, das Interesse der

Mädchen an Naturwissenschaften kontinuierlich zu steigern. Über die Hälfte der Schülerinnen entscheide sich für ein naturwissenschaftliches Wahlpflichtfach. Ein Viertel der Ab-solventinnen beginne nach dem Ab-schluss eine technische Ausbildung.

(Quelle: www.zeit.de)

Wissenswertes – Interessantes – Informatives

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SBB: 1.000 neue Lehrer für das kommende Schuljahr gebraucht

(dbb) Wegen des akuten Lehrermangels an sächsischen Schulen schlägt der Beamtenbund und Tarifunion Sach-sen (SBB) Alarm: Mindestens 1.000 neue Lehrer werden für das kommende Schuljahr gebraucht, erklärte der SBB.

Die Zahl der vom Staats-ministerium der Finanzen genehmigten Lehrerstellen für das kommende Schul-jahr sei deutlich zu gering. An allen Ecken und Enden fehle es an Personal, der Krankenstand habe sich gegenüber 2012 deutlich erhöht. Damit verbun-den sei auch mehr Unterrichtsausfall. „Eigentlich sollten im Haushaltjahr 2014 rund 250 neue, zusätzliche Lehrer eingestellt werden. Eigentlich müssten die 540 ausscheidenden Lehrkräfte ersetzt werden. Eigentlich benötigt man für circa 4.000 neue Schüler etwa 250 weitere Lehrkräfte. Eigentlich wollte man für die jetzt bereits integrativ in den weiterfüh-renden Schularten betreuten Kinder mehr Zeit zur Verfügung stellen“, so

der SBB. Stattdessen werde weiter am Bildungshaushalt gespart. So seien aufgrund des Mangels an Grundschullehrern Quereinsteiger aus anderen Berufen angenommen worden, wodurch sich viele Aufga-ben auf die noch regulär ausgebilde-ten Grundschullehrer konzentrierten. Neueinstellungen in den Mittelschu-len fallen rar aus oder sind ganz aus-geblieben, besonders an Schulen im ländlichen Raum fehlen junge Päda-

gogen. Auch an Gymnasien wird die Erfüllung der Auf-gaben aufgrund des Perso-nalmangels immer stärker eingeschränkt, zahlreiche Unterrichtsstunden fallen ersatzlos aus, zugewiesene

Stunden im Ergänzungsbereich ge-hen gegen Null, der Krankenstand unter den Kolleginnen und Kollegen steigt stetig. Ein Problem ist auch die Überalterung der Kollegien, so an Beruflichen Schulen. Auch an den Förderschulen fehlt es an Personal, ist der Altersdurchschnitt besonders hoch, zehn Prozent der Lehrkräfte sind länger als sechs Wochen krank, Förder- und Integrationsstunden wer-den gestrichen. Der SBB fordert da-her von der Politik „endlich eine der Situation angepasste Reaktion“.

Lehrerverband alarmiert von Porno-Links bei „Wikipedia“

Der Deutsche Lehrerverband (DL) ist alarmiert von den Ergebnissen einer Recherche der Bildungsplattform „News4teachers“. Danach finden sich bei der von Schülern millionen-fach genutzten Internet-Enzyklopädie Wikipedia zahlreiche Links, die direkt zu pornographischen Fotos und Fil-men führen.DL-Präsident Josef Kraus warnt deshalb Lehrer und Eltern: „Es wird höchste Zeit, dass Wikipedia als Aus-

weis vermeintlicher Schwarm-Intel-ligenz entzaubert wird. Zumal nach der Aufdeckung von Verbindungen von Wikipedia und pornographischen Darstellungen müssen Lehrer und El-tern noch intensiver als bislang klar-machen, dass Wikipedia als Quelle für Schülerarbeiten völlig unzuläng-lich ist und sich damit keineswegs gute Zensuren machen lassen.“Kraus empfahl Eltern eindringlich, regelmäßig hinzuschauen, was ihre

Kinder im Netz recherchieren. Dar-über hinaus erhob er drei Forderun-gen: „Wikipedia muss entsprechende pornographische Inhalte schleunigst entfernen; die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien muss sich mit der Angelegenheit befas-sen; die Schulminister müssen mit ihren dienstlichen und publizistischen Organen Lehrer und Eltern umge-hend auf die Problematik aufmerk-sam machen.

Aus der Welt der Bildung

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Wir über Schüler; Schüler über sich – Wir brauchen die Stimme aus der Schule25 Jahre Werner-von-Siemens-Gymnasium Magdeburg„Siemensianer können (noch) mehr“

Wir über Schüler; Schüler über sich – Wir brauchen die Stimme aus der Schule

25 Jahre Werner-von-Siemens-Gymnasium Magdeburg

„Siemensianer können (noch) mehr“Im vergangenen Jahr konnte das Werner-von-Siemens-Gymnasium auf 25 ereignisreiche Jahre Schulgeschichte zurückblicken, die am 1. September 1988 begann. Damals standen36 Jugendliche auf dem Schulhof der EOS „Otto von Guericke“, um als erste Schüler der Spe-zialschule mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung begrüßt zu werden. Nicht nur, dass alle Schülerinnen und Schüler neben allen anderen Fächern z.B. 7 Stunden Mathematik, 4 Stunden Physik und je 2 Stunden Biologie und Chemie zu belegen hatten, nein, sie waren auch motiviert genug, nachmittags am wahlweise obligatorischen Unterricht, der von Hochschullehrern erteilt wurde, teilzunehmen.Ab Schuljahr 1989/90 zogen wir in ein Schulgebäude Typ Erfurt in Magdeburg Nord. Am 23. Juni 1993 erhielten wir den Namen „Werner von Siemens“, des Erfinders und wegen seiner technischen Leistungen geachteten Unternehmers, der 1842 in Magdeburg eine Methode zur galvanischen Vergoldung und Versilberung fand. Bis heute machen wir dem Namen große Ehre.Es dauerte 20 Jahre ehe wir im Jahr 2009 aus unserem in die Jahre gekommenen und viel zu kleinen Gebäude in ein kernsaniertes, altehrwürdiges Gebäude umziehen konnten. Man sagt ja, „die Liebe ist ein weites Feld", aber ein neues Schulgebäude war ein langer Weg. Nicht nur für das Lehrerkollegium, das die Schule ausräumte, einpackte, Tische, Stühle und alles, was tragbar war, transportierte und natürlich auch wieder auspackte und einräumte, sondern auch für die Schülerschaft, die tatkräftig zupackte.

Abb.: Schulgelände mit Alt- und Neubau sowie Sporthalle Abb.: Glasverbinder zwischen Alt- und Neubau

Aushängeschild eines jeden Gymnasiums sind natürlich auch die Abiturergebnisse. Bisher waren wir immer unter den besten Gymnasien des Landes, wenn man den Abiturdurchschnitt betrachtet. Dieser Durchschnitt liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.Soweit, so gut … aber „Siemensianer können mehr“.

25 Jahre Werner-von-Siemens-Gymnasium – wir wollen mit einem kleinen Rückblick dieSchwerpunkte, Höhepunkte und Erfolge von 25 Jahre unseres Gymnasiums darstellen, an denen vor allem ein großes Lehrerkollegium durch seinen Einsatz in vielen Unternehmungen in all den Jahren beteiligt war. In 750 000 Unterrichtsstunden ist es diesem Lehrerkollegium von 86 Pädagogen in 25 Jahren gelungen, 1234 Schüler zum Abitur zu führen, die dann die

Schulgelände mit Alt- und Neubau sowie Sporthalle

Im vergangenen Jahr konnte das Werner-von-Siemens-Gymnasium auf 25 ereignisreiche Jahre Schul-geschichte zurückblicken, die am 1. September 1988 begann. Damals standen 36 Jugendliche auf dem Schulhof der EOS „Otto von Gueri-cke“, um als erste Schüler der Spe-zialschule mathematisch-naturwis-senschaftlich-technischer Richtung begrüßt zu werden. Nicht nur, dass alle Schülerinnen und Schüler neben allen anderen Fächern z. B. 7 Stun-den Mathematik, 4 Stunden Physik und je 2 Stunden Biologie und Che-mie zu belegen hatten, nein, sie wa-ren auch motiviert genug, nachmit-tags am wahlweise obligatorischen Unterricht, der von Hochschullehrern erteilt wurde, teilzunehmen.

Ab Schuljahr 1989/90 zogen wir in ein Schulgebäude Typ Erfurt in Mag-deburg Nord. Am 23. Juni 1993 er-hielten wir den Namen „Werner von Siemens“, des Erfinders und wegen seiner technischen Leistungen ge-achteten Unternehmers, der 1842 in Magdeburg eine Methode zur gal-vanischen Vergoldung und Versil-berung fand. Bis heute machen wir dem Namen große Ehre.Es dauerte 20 Jahre, ehe wir im Jahr 2009 aus unserem in die Jahre gekommenen und viel zu kleinen Gebäude in ein kernsaniertes, alt-ehrwürdiges Gebäude umziehen konnten. Man sagt ja, „die Liebe ist ein weites Feld“, aber ein neues Schulgebäude war ein langer Weg. Nicht nur für das Lehrerkollegium, das die Schule ausräumte, ein-packte, Tische, Stühle und alles, was tragbar war, transportierte und natürlich auch wieder auspackte und einräumte, sondern auch für die Schülerschaft, die tatkräftig zu-packte.Aushängeschild eines jeden Gym-nasiums sind natürlich auch die Abiturergebnisse. Bisher waren wir immer unter den besten Gymna-sien des Landes, wenn man den Abiturdurchschnitt betrachtet. Die-ser Durchschnitt liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Soweit, so gut … aber „Siemensia-ner können mehr“.

25 Jahre Werner-von-Siemens-Gym-nasium – wir wollen mit einem klei-nen Rückblick die Schwerpunkte, Höhepunkte und Erfolge von 25 Jah-ren unseres Gymnasiums darstel-len, an denen vor allem ein großes Lehrerkollegium durch seinen Ein-satz in vielen Unternehmungen in all den Jahren beteiligt war. In 750.000 Unterrichtsstunden ist es diesem Lehrerkollegium von 86 Pädagogen in 25 Jahren gelungen, 1.234 Schü-ler zum Abitur zu führen, die dann die Universitäten und Hochschulen bevölkerten, sogar in Harvard und Oxford. Von den 86 Lehrkräften, die hier in den 25 Jahren wirkten, sind seit Beginn auch heute noch fünf tätig. Wenn wir hier schon Statistik betreiben, dürfen wir natürlich einen nicht vergessen – Herrn Dr. Muth. Von Beginn an leitete er 23 Jahre als Direktor und Mathematiklehrer das Gymnasium.

Fragt man heute Magdeburger nach dem Werner-von-Siemens-Gym-nasium, bekommt man oft die Ant-wort: „Das sind doch die Mathe-

matikfreaks.“ Ja diese Freaks gibt es an unserer Schule wirklich. Wir fahren mit unseren Schülern zu den Mannschaftswettbewerben der Klas-senstufen 10 und 11. In 25 Jahren haben die Schüler ca. 23.000 km zurückgelegt, das ist mehr als die Hälfte des Umfanges der Erde. Bei der Bundesmathematikolympiade der letzten 25 Jahre haben unsere Schüler fast 50 Preise erzielt. In der 2. Runde des Bundeswettbewerbes Mathematik haben unsere Schüler 10 Preise errungen. Wir hatten in den vergangenen 25 Jahren ca. 60 Teilnehmer an der Bundesmathema-tikolympiade, ca. 900 Teilnehmer an der Landesmathematikolympiade und ca. 3.500 Teilnehmer am Kän-guruwettbewerb. Vier mal haben es Schüler von uns in die Endrunde des Auswahlverfahrens für die Interna-tionale Mathematikolympiade ge-schafft. Lars Munser erkämpfte 2013 bei der IMO eine Silbermedaille für Deutschland…aber „Siemensianer können mehr“.

Der Fachbereich Physik ist ein Ak-tivposten beim Tag der offenen Tür und der „Langen Nacht der Wissen-schaft“. Spannende und lustige Ex-

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perimente um physikalische Effekte locken jedes Mal eine große Zahl von Besuchern in den Fachbereich. In der Arbeitsgemeinschaft „Phy-sik im Kindergarten“ stellen Schü-ler spannende physikalische Ex-perimente zusammen. Verpackt in kleine selbsterdachte Geschichten, die viel Spaß bereiten und neugierig machen auf die Naturwissenschaften und unser Gymnasium. Bei der In-ternationalen Physikolympiade holte sich Sascha Lill als bester Schüler Deutschlands und erster Starter aus Sachsen-Anhalt eine Silbermedaille.Auch die Fachbereiche Biologie und Chemie stehen unter dem Motto: Wettbewerbe, Wettbewerbe: Lan-desolympiade Chemie in Schulpforta und Merseburg, Vierländerwettbe-werb Chemie in Halle, Landesolym-piade Biologie in Leuna, Bernburg und Merseburg, Internationale Ju-gend Science Olympiade, Interna-tionale Chemieolympiade bis zur 4. Runde, Internationale Biologieo-lympiade, bei der wir bis Runde 3 regelmäßig dabei sind und im Jahr 2012 Martina Heller als eine von vier Teilnehmerinnen Deutschland in Singapur vertrat und eine Silberme-daille erhielt. Seit 25 Jahren erfreut sich eine einwöchige Exkursion im Fach Biologie besonderer Beliebt-heit. Nach diesem Biologielager der 11. Klassen kennt jeder Schüler nicht nur 60 Kräuter, Büsche und Bäume, sondern kann den Ahorn sogar nach Spitzahorn, Feldahorn und Berg-ahorn unterscheiden.

Seit vielen Jahren nehmen Mann-schaften unseres Gymnasiums an der First Lego League und dem RoboCup teil. Dabei haben wir es, im wahren Sinn des Wortes, weit gebracht. Mannschaften fuhren zu Welt- und Europameisterschaften, z. B. nach Bremen, Hannover, Bodó, Atlanta, Singapur und Istanbul. 2012 wurden Nils Harder und Lukas Ho-yer in Mexico-City Vizeweltmeis-ter. Lukas Hoyer und Marius Wei-ser erkämpften sich 2013 bei der Weltmeisterschaft in Eindhoven in der Kategorie Rescue B den Welt-

meistertitel. Auch für die Weltmeis-terschaft 2014 in Brasilien hat sich ein Team unse-rer Schule qua-lifiziert.

Siemensianer be-herrschen aber nicht nur Mathe-matik, Technik und Naturwis-senschaften son-dern auch Spra-chen. Unsere Schüler nehmen erfolgreich am Bundesfremd-sprachenwett-bewerb, der In-ternat iona len Russischolym-piade und am W e t t b e w e r b „Spielend Rus-sisch lernen“ teil. Sie übersetzten Beschreibungen von Exponaten ins Englische für den Jahrtausend-turm im Elbauenpark, legen das Sprachenzertifikat der Lomonos-sow Universität Moskau und das Zertifikat in Französisch (DELF) ab. Außerdem finden eine Rom-Exkur-sion und ein Schüleraustausch mit Frankreich statt. Zudem sind wir sehr musikalisch. Derzeit lernen in unserem Gym-nasium 91 Schüler ein Musik- instrument. Pro Schuljahr werden 66 Lieder neu einstudiert. Bei den jährlichen Weihnachtskonzerten des Gymnasiums seit 2003 in der Niko-laikirche treten ungefähr 380 Schüler auf. Pro Weihnachtskonzert werden ca. 34 Musikstücke dargeboten – das sind in 10 Jahren 340 Stücke mit etwa 10.200 Takten, was ungefähr 20 Sinfonien von Beethoven entspricht.

Dass wir nicht nur Köpfchen son-dern auch Muckis haben, beweisen unsere sportlichen Aktivitäten: Teil-

Wir über Schüler; Schüler über sich – Wir brauchen die Stimme aus der Schule

25 Jahre Werner-von-Siemens-Gymnasium Magdeburg

„Siemensianer können (noch) mehr“Im vergangenen Jahr konnte das Werner-von-Siemens-Gymnasium auf 25 ereignisreiche Jahre Schulgeschichte zurückblicken, die am 1. September 1988 begann. Damals standen36 Jugendliche auf dem Schulhof der EOS „Otto von Guericke“, um als erste Schüler der Spe-zialschule mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung begrüßt zu werden. Nicht nur, dass alle Schülerinnen und Schüler neben allen anderen Fächern z.B. 7 Stunden Mathematik, 4 Stunden Physik und je 2 Stunden Biologie und Chemie zu belegen hatten, nein, sie waren auch motiviert genug, nachmittags am wahlweise obligatorischen Unterricht, der von Hochschullehrern erteilt wurde, teilzunehmen.Ab Schuljahr 1989/90 zogen wir in ein Schulgebäude Typ Erfurt in Magdeburg Nord. Am 23. Juni 1993 erhielten wir den Namen „Werner von Siemens“, des Erfinders und wegen seiner technischen Leistungen geachteten Unternehmers, der 1842 in Magdeburg eine Methode zur galvanischen Vergoldung und Versilberung fand. Bis heute machen wir dem Namen große Ehre.Es dauerte 20 Jahre ehe wir im Jahr 2009 aus unserem in die Jahre gekommenen und viel zu kleinen Gebäude in ein kernsaniertes, altehrwürdiges Gebäude umziehen konnten. Man sagt ja, „die Liebe ist ein weites Feld", aber ein neues Schulgebäude war ein langer Weg. Nicht nur für das Lehrerkollegium, das die Schule ausräumte, einpackte, Tische, Stühle und alles, was tragbar war, transportierte und natürlich auch wieder auspackte und einräumte, sondern auch für die Schülerschaft, die tatkräftig zupackte.

Abb.: Schulgelände mit Alt- und Neubau sowie Sporthalle Abb.: Glasverbinder zwischen Alt- und Neubau

Aushängeschild eines jeden Gymnasiums sind natürlich auch die Abiturergebnisse. Bisher waren wir immer unter den besten Gymnasien des Landes, wenn man den Abiturdurchschnitt betrachtet. Dieser Durchschnitt liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.Soweit, so gut … aber „Siemensianer können mehr“.

25 Jahre Werner-von-Siemens-Gymnasium – wir wollen mit einem kleinen Rückblick dieSchwerpunkte, Höhepunkte und Erfolge von 25 Jahre unseres Gymnasiums darstellen, an denen vor allem ein großes Lehrerkollegium durch seinen Einsatz in vielen Unternehmungen in all den Jahren beteiligt war. In 750 000 Unterrichtsstunden ist es diesem Lehrerkollegium von 86 Pädagogen in 25 Jahren gelungen, 1234 Schüler zum Abitur zu führen, die dann die

Glasverbinder zwischen Alt- und Neubau

nahme an den Stadtjugendspielen, am Hallensportfest (Sieger 2012), Drachenbootregatten, Herrenkrug- und Hochhauslauf. Seit 1992 stür-zen sich die Schüler der 9. und 11. Klassen im Skilager mutig die Hänge der Berge hinunter, die Schüler der 8. Klassen paddeln im Wasserlager. Zum Anlass des Schuljubiläums or-ganisierten wir einen Spendenlauf, bei dem unsere Schüler 4.500 EUR für die Pfeifferschen Stiftungen Mag-deburg erliefen … und „Siemensia-ner können mehr“.

Spezialistenlager in den Fächern Mathematik, Informatik, Technik und Physik werden sowohl schulintern als auch landesweit mit begabten Schülern durchgeführt, um diese auf Wettbewerbe durch Steigerung der Problemlösekompetenz anhand fachwissenschaftlicher Beispiele vorzubereiten.

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Zur Förderung begabter Schüler auch außerhalb der Schule wird von mehreren Kollegen der Korrespon-denzzirkel in Mathematik, Biologie und Chemie für die nördliche Region Sachsen-Anhalts ausgerichtet. Es werden 4 bis 5 Aufgabenserien für verschiedene Klassenstufen ver-schickt und auch kontrolliert. Neben den Schülern aus unserer Schule werden so ca. 1 000 Schüler anderer Schulen im MINT-Bereich gefördert.

Seit einigen Jahren führen wir im Zeitraum von September bis No-vember Schülerakademien durch. Angesprochen sind Schüler der 4. Klassenstufe aus unserer Region. Über die Grundschulen wird dieses Angebot publik gemacht. Pro Aka-demie stehen 45 Plätze zur Verfü-gung. An insgesamt 4 Sonnabenden finden diese Akademien in der Zeit von 09:00 Uhr bis 11:00 Uhr statt. Die MINT-Fächer sind daran betei-ligt. In den ca. 120 Minuten werden mit den Schülern Aufgaben gelöst, interessanter Stoff vermittelt und an modernen Geräten experimentiert. Arbeitsblätter lassen letztlich auch eine Einschätzung des erreichten Lernfortschrittes zu. Die Eltern sind voll des Lobes über diese Veran-staltungen.In der Projektwoche unseres Gym-nasiums lernen die Schüler bereits ab der 5. Klasse, wissenschaftlich zu arbeiten und Ergebnisse zu prä-sentieren. Die Vorstellung der bes-ten 10 Projekte findet in Koopera-tion mit der Universität „ Otto von Guericke“ vor allen Schülern und Lehrer in einem Hörsaal statt. Zahl-reiche Arbeiten werden im Rahmen

von „Jugend forscht“ oder „Schü-ler experimentieren“ sowohl beim Regional- als auch beim Landes-wettbewerb prämiert. Die Themen sind dabei sehr vielfältig und reichen von „Wie lernen Papageien?“ über „Kompostierbare Biokunststoffe“, „Zeotlithe“ bis zu „Energieerzeugung durch Türen“.Wir tragen den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und führen jedes Jahr zahlreiche

Aktionen durch, z. B. Exkursion der 9. Klassen in das NS-„Euthanasie“-Museums in Bernburg, Zeitzeugen-gespräche, Workshops zu Themen wie „Schublade offen – Am Anfang war das Vorurteil“, „Vor Antisemi-tismus ist man nur auf dem Mond sicher“, „Kinderrechte“, „Grenzen setzen“, „Arabische Küche und Gastfreundschaft“.Nachdem wir anlässlich unseres 20jährigen Jubiläums bereits am 27.08. 2008 gemeinsam den höchs-ten Gipfel Sachsen-Anhalts – den Brocken – erklommen hatten, ver-anstalteten wir am 03.09.2013 eine Sternwanderung aller Schüler und Lehrer unseres Gymnasiums zum Hexentanzplatz. Solche gemeinsa-men Erlebnisse schweißen zusam-men. Insgesamt ist die Entwicklung unseres Gymnasiums eine Erfolgs-geschichte. Spitzenförderung, zu-sätzliche Lehrinhalte halten uns in der Erfolgsspur. Wettbewerbe ge-hören zum Schulalltag. Erfolge, die uns weit über die regionalen Gren-zen bekannt machen, bestätigten, dass sich unsere Vorstellungen vom Fordern und Fördern durchsetzen. Eine solche Dynamik kann sich aber

nur vollziehen, wenn es Lehrerinnen und Lehrer gibt, die Schülerinnen und Schüler in ihren Bann ziehen, die alle Willigen zu begeistern und selbst mit Initiative und gutem Bei-spiel voran gehen. Eine weitere Be-dingung ist ebenfalls erfüllt. Bei uns ist Leistung gewollt, anerkannt und gefördert, dank eines Kollegiums, das sich mit unserem Gymnasium und dessen Zielen identifiziert, das verlässlich seine Arbeit leistet und

diese auch gemeinsam mit unseren fantastischen Schüler und Schüle-rinnen öffentlich präsentiert.Tatkräftige Unterstützung erhalten wir von der Elternschaft, dem För-derverein unseres Gymnasiums so-wie unseren zahlreichen Koopera-tionspartnern. Genannt seien hier die Siemens AG, die Otto-von Gue-ricke-Universität Magdeburg, der MINT-EC e.V, der eLeMeNTe e.V., das Leibniz Institute of Plant Gene-tics and Crop Plant Research (IPK) Gatersleben, Max-Planck-Institut, das Frauenhofer-Institut, die Schutz-gemeinschaft Deutscher Wald, das Institut für Strukturpolitik und Wirt-schaftsförderung GmbH, das Tech-nikmuseum, das Team Wissenschaft der Landeshauptstadt Magdeburg...

Da man sich ja bekanntlich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen sollte, wollen wir in den nächsten 25 Jahren die Latte noch ein bisschen höher legen, getreu dem Motto: „Siemensianer können noch mehr“.

Dr. Claudia SchollmannJürgen RaulienFrank Skroblien

Abb.: Brocken 2008 Abb.: Hexentanzplatz 2013

Insgesamt ist die Entwicklung unseres Gymnasiums eine Erfolgsgeschichte. Spitzenförde-rung, zusätzliche Lehrinhalte halten uns in der Erfolgsspur. Wettbewerbe gehören zum Schulalltag. Erfolge, die uns weit über die regionalen Grenzen bekannt machen, bestätigten, dass sich unsere Vorstellungen vom Fordern und Fördern durchsetzen.Eine solche Dynamik kann sich aber nur vollziehen, wenn es Lehrerinnen und Lehrer gibt, die Schülerinnen und Schüler in ihren Bann ziehen, die alle Willigen zu begeistern und selbst mit Initiative und gutem Beispiel voran gehen. Eine weitere Bedingung ist ebenfalls erfüllt. Bei uns ist Leistung gewollt, anerkannt und gefördert, dank eines Kollegiums, das sich mit unse-rem Gymnasium und dessen Zielen identifiziert, das verlässlich seine Arbeit leistet und diese auch gemeinsam mit unseren fantastischen Schüler und Schülerinnen öffentlich präsentiert.Tatkräftige Unterstützung erhalten wir von der Elternschaft, dem Förderverein unseres Gym-nasiums sowie unseren zahlreichen Kooperationspartnern. Genannt seien hier die Siemens AG, die Otto-von Guericke-Universität Magdeburg, der MINT-EC e.V, der eLeMeNTe e.V., das Leibniz Institute of Plant Genetics and Crop Plant Research (IPK) Gatersleben, Max-Planck-Institut, das Frauenhofer-Institut, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, das Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung GmbH, das Technikmuseum, das Team Wissen-schaft der Landeshauptstadt Magdeburg...

Da man sich ja bekanntlich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen sollte, wollen wir in den nächsten 25 Jahren die Latte noch ein bisschen höher legen, getreu dem Motto: „Siemensianer können noch mehr“.

Dr. Claudia SchollmannJürgen RaulienFrank Skroblien

Brocken 2008Abb.: Brocken 2008 Abb.: Hexentanzplatz 2013

Insgesamt ist die Entwicklung unseres Gymnasiums eine Erfolgsgeschichte. Spitzenförde-rung, zusätzliche Lehrinhalte halten uns in der Erfolgsspur. Wettbewerbe gehören zum Schulalltag. Erfolge, die uns weit über die regionalen Grenzen bekannt machen, bestätigten, dass sich unsere Vorstellungen vom Fordern und Fördern durchsetzen.Eine solche Dynamik kann sich aber nur vollziehen, wenn es Lehrerinnen und Lehrer gibt, die Schülerinnen und Schüler in ihren Bann ziehen, die alle Willigen zu begeistern und selbst mit Initiative und gutem Beispiel voran gehen. Eine weitere Bedingung ist ebenfalls erfüllt. Bei uns ist Leistung gewollt, anerkannt und gefördert, dank eines Kollegiums, das sich mit unse-rem Gymnasium und dessen Zielen identifiziert, das verlässlich seine Arbeit leistet und diese auch gemeinsam mit unseren fantastischen Schüler und Schülerinnen öffentlich präsentiert.Tatkräftige Unterstützung erhalten wir von der Elternschaft, dem Förderverein unseres Gym-nasiums sowie unseren zahlreichen Kooperationspartnern. Genannt seien hier die Siemens AG, die Otto-von Guericke-Universität Magdeburg, der MINT-EC e.V, der eLeMeNTe e.V., das Leibniz Institute of Plant Genetics and Crop Plant Research (IPK) Gatersleben, Max-Planck-Institut, das Frauenhofer-Institut, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, das Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung GmbH, das Technikmuseum, das Team Wissen-schaft der Landeshauptstadt Magdeburg...

Da man sich ja bekanntlich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen sollte, wollen wir in den nächsten 25 Jahren die Latte noch ein bisschen höher legen, getreu dem Motto: „Siemensianer können noch mehr“.

Dr. Claudia SchollmannJürgen RaulienFrank Skroblien

Hexentanzplatz 2013

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Die größten Erfolge

• DDR-Inf.-Olympiade 1990 Dan Danneberg, Volker Lutze, 1. Platz

• Bundeswettbewerb Informatik 1992, Bianca Truthe, 1. Platz

• Bundeswettbewerb Informatik 1992, Matthias Höff, 1. Platz

• Bundeswettbewerb Informatik 1993, Matthias Köppe, 1. Platz

• Bundeswettbewerb Informatik 1994, Martin Stein, 1. Platz

• Int. Informatik-Olympiade 1994, Matthias Köppe, Bronzemedaille

• Int. Informatik-Olympiade 1995, Martin Stein, Silbermedaille

• Bundes-MO 2000, Benjamin Franz 1. Preis

• Bundes-MO 2004, Peter Kleisinger, 1. Preis

• Bundes-MO 2004, Michael Motejat, 1. Preis

• Bundeswettbewerb Informatik 2005, Fabian Pregel, 1. Platz

• Int. Informatik-Olympiade 2005, Benjamin Franz, Silbermedaille

• DM RoboCup 2007, Terlinden, Jonschkowski, Brumme, 1. Platz

• RoboCup-WM 2007, Terlinden, Jonschkowski, Brumme, 3. Platz

• Bundeswettbewerb Mathematik 2007, Peter Kleisinger, 1. Preis

• Int. Russisch-Olympiade 2008, Claudia Rummel, 2. Platz

• FLL Zentral-EM 2009, T. Isenhut, O. Kirmis, B. Lieberwirth, P. Mrech, E. Otto, D. Reichert, T. Thiele, 2. Platz

• IJSO 2009, Max Phillip Langhof, 2 Goldmedaillen

• Bundes-MO 2010, Max Phillip Langhof, 1. Preis

• RoboCup 2010 German Open, Tim Fischer, Nils Harder, 1. Platz

• RoboCup-WM 2010, Felix Blume, Tankred Roth, 2. Platz

• IJSO 2010, Lukas Möller, Sascha Lill, Nationalteam

• DM RoboCup 2011, Nils Harder, Marian Frische, 1. Platz

• RoboCup-WM 2012, Nils Harder, Lukas Hoyer, 2. Platz

• Bundes-MO 2012, Lars Munser, 1. Preis

• IBO 2012, Martina Heller, Silbermedaille

• Mitteleurop. Mathematik-Olympiade 2012, Sascha Lill, Bronzemedaille

• Deutsche Meisterin im Schach 2013, Josefine Heinemann

• RoboCup Junior 2013 German Open, Hoyer, Weiser, 1. Platz

• RoboCup-WM 2013, Lukas Hoyer, Marius Weiser, 1. Platz

• IPhO 2013, Sascha Lill, Silbermedaille

• Bundes MO 2013, Lars Munser, 1. Preis

• IMO 2013, Lars Munser, Silbermedaille

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Bundeswettbewerb »lyrix« kürt Nachwuchsdichter

Die Preisträger des Bundeswettbe-werbs »lyrix« stehen fest: Zum sechs-ten Mal wurden zwölf Nachwuchs-dichter mit ihren Gedichten von der »lyrix«-Jury ausgewählt. Als Preis erhielten die Jahresgewinner eine Schreibwerkstatt unter der Leitung der Lyriker Daniela Seel und Nico Bleutge.

Der »lyrix«-Projekt wurde 2008 vom Deutschlandfunk und dem Deut-schen Philologenverband initiiert und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter-stützt. „Mit dem Bundeswettbewerb »lyrix« fördert das Bundesministe-rium für Bildung und Forschung seit Jahren ein spannendes Projekt der kulturellen Bildung, dem es spiele-risch gelingt, Jugendliche in ganz Deutschland für Lyrik und kreatives Schreiben zu begeistern.“ (Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung)

„Wir sind stolz darauf, dass dieses gemeinsame Projekt von Deutsch-landradio und DPhV so viele Schü-lerinnen und Schüler dazu inspiriert hat, selbst sprachlich kreativ zu wer-den. Was diesen Lyrikwettbewerb von anderen unterscheidet, ist, dass die Gewinner in ihrer weiteren literari-schen Entwicklung durch viele Work-shops und Veranstaltungen positiv begleitet werden: Das ist Talentförde-rung von ihrer besten Seite.“ (Heinz-

Peter Meidinger, Bundesvorsitzender des Deutschen Philologenverbandes)Inspiration für die Nachwuchslyri-ker bieten Themen und Objekte aus Museen in ganz Deutschland, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museumsbund ausgewählt werden. Mit zahlreichen Schreibwerkstätten sowie Lesungen auf Buchmessen und Literaturveranstaltungen hat sich »lyrix« in den vergangenen Jahren als bedeutsamer Nachwuchswettbe-werb bundesweit etabliert. Dr. Willi Steul, Intendant des Deutschlandra-dio: „Das »lyrix«-Projekt ist – nicht zu-letzt dank der mit Deutschlandradio gemeinsam engagierten Institutionen – eine wunderbare Erfolgsgeschichte.

Mittlerweile konnten sich einige der ehemaligen Preisträger im professio-nellen Literaturbetrieb einen Namen machen und auch den aktuellen Ge-winnern wünsche ich auf ihrem Weg weiterhin viel Erfolg.“

Die »lyrix«-Preisträger 2013(Bild: Deutschlandradio)

Die »lyrix«-Preisträger 2013: Philippe Bürgin aus Weil am Rhein, Lara-Sophie-Eugenie Cronhardt-Lück-Giessen aus Pirmasens, Johanna Fugmann aus Memmelsdorf, Lena Marie Hinrichs aus Wentorf bei Hamburg, René Kartes aus Riegelsberg, Helena Kieß aus Dresden, Elias Peschke aus Bad Dürkheim, Ansgar Riedißer aus Renningen, Vladimir Schadrin aus Blieskastel, Rebekka Stahlhut aus Buchholz i.d.N., Svana Stemmler aus Handeloh und Jing Wu aus Dortmund.

Die »lyrix«-Jury 2013: Daniela Seel, Autorin und Verlegerin; Norbert Hum-melt, Lyriker; Anja Schaluschke, Geschäftsführerin des Deutschen Museumsbundes; Thorsten Dönges, Literarisches Colloquium Berlin; Dr. Matthias Sträß-ner, Hauptabteilungsleiter Kultur des Deutschland-funk sowie Malte Blümke für den Deutschen Philo-logenverband.

Am Wettbewerb teilnehmen können Jugendliche im Alter zwischen 10 und 20 Jahren. Weitere Informationen zu »lyrix« unter www.deutschlandfunk.de/lyrix.

Ihre kompetente Interessenvertretung

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Das Tagebuch des Kanoniers Heinrich Bartel 1914-1918, herausgegeben und kommentiert von Klemens Weilandt184 SeitenVerlag Neuenhagen & Paris, 2014ISBN: 978-3923976942 16,99 EUR

Lektüre-Tipp

„ … als ob die Hölle los sei“

Inmitten des mörderischen Schlach-tengetümmels, in den menschen-mordenden Kämpfen zu Lande zu Wasser und sogar schon in der Luft, eingebettet in die großen Entschei-dungen der Blutmühlen von Verdun und der Somme, den Auseinander-setzungen am Isonzo, bei Galipolli oder in den Weiten des Russischen Reiches bewegen sie sich wie Staub-körner durch eine entfesselte, irre Welt: Männer aus vielen Nationen Eu-ropas und Soldaten aus den Kolonien werden in ein Schicksal hineingesto-ßen, das sie selbst nie bestimmen konnten und es mit Verzweiflung, Lethargie, brutaler Abgestumpftheit, aber auch mit Menschlichkeit den anderen gegenüber ertrugen. Nicht wenige Kriegsteilnehmer versuchten, das tägliche Grauen in Worte und Bil-der zu fassen und die Nachgebore-nen sind heute oft glücklich darüber, solche unschätzbaren Zeugnisse in den Händen halten zu können. Der Herausgeber des sehr umfangreichen Tagebuches von Heinrich Bartel, der studierte Anglist und Historiker Kle-mens Weilandt (Jg.1938), fasst ge-nau diese Gedanken in Worte, wenn er zitiert: „Festhalten, was unterge-gangen ist und vergessen zu wer-den droht, jetzt, da die Letzten, die die alte Zeit noch gekannt haben, dahingehen.“ Nun, die Kriegsgene-ration von 1914-18 lebt längst nicht mehr. Gerade deshalb ist es wie eine Reise in eine sehr lebendige Vergan-

genheit, auf die der am 01.06.1885 in Wathlingen (Landkreis Celle) ge-borene, aus sehr einfachen ländlich geprägten Verhältnissen stammende Heinrich Bartel den Leser mitnimmt. Unter den 13 Millionen eingezogenen Soldaten waren nur wenige so lange im Kriegsdienst wie er. Zwei seiner Brüder sind in Frankreich gefallen, er selbst trat nach eigenen Angaben „am zweiten Mobilmachungstage, dem 2. August 1914“ in ein Artille-rie-Regiment ein. Sein Weg führte ihn über Flandern in Belgien bis zur französischen Grenze, im Dezember 1914 wird seine Einheit an die „Ost-front“ verlegt, zunächst operieren die Verbände auf dem Gebiet des heutigen Polen und sein Weg setzt sich fort über das Baltikum, wo er bis zum 2. April 1918 Kriegsdienst leistet, um in der letzten Phase des Krieges wieder an die Westfront zurückzukeh-ren. Dort endet sein Tagebuch mit dem Eintrag am 10.August 1918. Der Herausgeber führt den Leser durch das unsichere Terrain ungenauer Be-zeichnungen von Ortsnamen, illus-triert mit Karten und Faksimiles das Geschehen und erläutert fachkun-dig durch zahlreiche Fußnoten die welthistorischen Zusammenhänge jener Epoche. Nun mag man zur Erkenntnis gelan-gen, dass Bartels Tagebuch in der nahezu unüberschaubaren Menge von Literatur über die Zeit des 1. Weltkrieges nur einen winzigen,

Einhundert Jahre sind vergangen seit jenem denkwürdigen Attentat des bos-nisch-serbischen Nationalisten Gavrilo Princip auf das Thronfolgerehepaar der Donaumonarchie in Sarajevo am späten Vormittag des 28. Juni 1914. Kaum einer ahnte an diesem geschichtsträchtigem Tag, dass diese beiden Schüsse einen Weltenbrand auslösen würden, in dem das alte Europa ver-sank, hochgerüstete moderne Armeen der imperialistischen Mächte mit bis-her nie gekannter Wucht aufeinander einschlugen, 10 Millionen meist junger Menschen im ersten großen mechanisierten Krieg ihr Leben verloren und am Ende des vierjährigen, sinnlosen Völkermordens die Pariser Verträge stan-den, die Deutschland die alleinige Schuld am Kriegsausbruch zuwiesen. Diese „Schmach von Versailles“ rief radikal- nationalistische Kräfte auf den Plan, die unsere Welt genau 20 Jahre später erneut in eine Katastrophe von noch apokalyptischeren Ausmaßen stürzen sollten. Am Abend des 3. August 1914, als alle Würfel für den Krieg gefallen waren, blickt der britische Außenminis-ter Sir Edward Grey nachdenklich von einem Fenster des Außenministeriums aus auf den St. James Park, in dem die Laternen entzündet werden. „In ganz Europa gehen die Lichter aus“, raunt er, „ wir werden sie in unserem Leben nie wieder leuchten sehen.“ Er sollte Recht behalten.

vielleicht ganz unbedeutenden Mo-saikstein im großen „Weltgetriebe“ (Arnold Zweig) jener bewegenden Jahre darstellt. Natürlich erhebt der Nachlass nicht den Anspruch, ei-nen ähnlichen Rang einzunehmen, wie Remarques „Im Westen nichts Neues“, Ludwig Renns „Krieg“ oder Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“, aber er gehört in jene Rubrik, die ein sehr breites Publikum ansprechen soll, denn immer bewegt das Einzel-schicksal die Gemüter der Menschen mehr als abstrakte Zahlen von Milli-onen Toten oder Verwundeten, auch wenn noch so furchtbare Ereignisse und Erlebnisse hinter diesen stehen mögen. Es ist eine sehr einfache, schlichte Sprache, mit der Bartel Furchtba-res, Grauenhaftes, eben Alltäglich-keiten des Wahnsinns, reflektiert. So schreibt der Kanonier am 11. November 1914, dass „Dornfeldt auf der Beobachtung, schwer ver-wundet (wird), rechte Hand ab und Sprengstück im Leib, (er) ist einen Tag später gestorben.“ Es ist auch nicht selbstverständlich, in diesen unbarmherzigen Zeiten mit anderen

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Leidenden mitzufühlen. In Heinrich Bartels Tagebuch finden sich meh-rere solcher Hinweise. So notiert er am 4. Juli 1915 aus der litauischen Stadt Kurschawy, die „böse zuge-richtet (ist) viele Häuser sind abge-brannt, auch die schöne Kirche…“ dass „ eine alte Großmutter, die kaum noch gehen kann, und eine Frau mit einem Jungen von wohl 6 Jahren …in einem Erdloch (wohnen), wo einige Bretter oder Türen drauf liegen und ein bisschen Sand darüber. Mehrere kochen sich Suppe von Gras oder Rüben. Das Elend ist sehr groß…

Alle Familien wurden dann aber von unseren Leuten versorgt, so viel es ging.“ Hier zeigt sich Nächstenliebe und menschliches Erbarmen. Trotz aller Leiden und persönlicher Schick-salsschläge, bleibt sein Vertrauen in den Schöpfer nahezu unerschütter-lich. Er findet Trost, als seine Brüder fallen und die Eltern leiden in der Heimat mit den Söhnen, wenn es in einem Brief von der Mutter heißt: „Der liebe Gott möchte mich doch erst abrufen, doch hoffe ich fest, dass Du, lieber Heinrich, wiederkommst. Der liebe Karl hat so oft geschrie-

ben, er wolle gern für euch sterben, wenn ihr man wiederkämt. Er ruht sorgenlos schon über drei Monate und wir sind in großem Schmerz. Doch nicht verzagen…Hier ist alles munter. Ich habe bloß Angst vor der großen Offensive. Der liebe Gott mag dir gnädig sein.“ Heinrich war er gnä-dig, er überlebte den Krieg und starb im Jahre 1973. Der besondere Reiz seiner Tagebücher ist die „erlebte Geschichte von unten“. Und die ist immer lesenswert.

Dr. phil. Jürgen Mannke

Eigener Herd ist Goldes wertDer Wunsch nach den eigenen vier Wänden zum Vermögensaufbau, zur Altersvorsorge oder einfach um in der eigenen Spardose zu wohnen, anstatt Miete zu zahlen, ist groß. Niedrige Zin-sen sowie weiter steigende Mieten und Immobilienpreise könnten die Gründe sein, um jetzt zu bauen, zu kaufen oder zu modernisieren.

Baufinanzierung für jeden BedarfDas dbb vorsorgewerk in Koopera-tion mit Wüstenrot bietet dafür at-traktive Finanzierungsmöglichkeiten. Dazu zählen das Constantdarlehen mit garantiert gleichbleibenden Zinssätzen und Monatsraten über die gesamte Laufzeit und individuell abgestimmte Annuitätendarlehen mit unterschied-lichen Tilgungsvarianten. Eine Bau-spar-Zwischenfinanzierung oder ein Vorausdarlehen im Zusammenhang mit einem Bauspar- oder Riesterver-trag als Tilgungsersatz können selbst kurzfristig Liquidität schaffen.Wer noch keinen Bausparvertrag be-sitzt: Wüstenrot hat weiterhin nach eigenen Angaben – je nach Tarif - ab 1,35 Prozent den niedrigsten Bauspar-Darlehenszins aller Zeiten im Angebot. Festgeschrieben für die gesamte Ver-tragslaufzeit ist er eine Absicherung gegen künftig mögliche Zinssteige-rungen.

Turbodarlehen für ModernisiererIst man dann schlussendlich stolzer Immobilienbesitzer, wird früher oder später eine Modernisierung oder Sa-

nierung unumgänglich. Dafür eignet sich das Wüstenrot Turbodarlehen, bei dem Beträge bis 30.000 Euro günstig und ohne Grundbucheintrag beantragt werden können. Diese lassen sich im überschaubaren Zeitrahmen zwischen 10 und 13 Jahren tilgen.

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Klassen-KampfWas ist dran am Feindbild des faulen Lehrers?Ihr Ruf wird schlechter – und ihre Belastung größer: Lehrer müssen sich nicht nur an der Tafel, sondern auch vor Eltern, Direktoren und Behörden beweisen. Wie arbeitet es sich unter diesem Druck?

Das Problem der Korrekturfächer

Fortsetzung des Artikels aus der Zeit-schrift 1/2014

Später leitet der Lehrer noch eine Chorprobe der „Schloss-Spatzen“ und gibt einer begabten Schülerin Gesangsunterricht; sie soll beim Ad-ventskonzert ein Solo singen. Es ist viertel vor drei. Peters hat keine ein-zige Minute Pause gehabt. Zu Hause muss er noch 160 Übungs-CDs bren-nen, damit die Schüler in den Herbst-ferien singen üben können. Außerdem gilt es noch die Fachkonferenz Musik am kommenden Tag vorzubereiten, in der er mit Kollegen und Eltern den Unterricht abstimmt. Die letzte Nach-richt sendet er noch um Mitternacht. Am nächsten Morgen wird er sich –

wie jeden Tag – im Auto rasieren, um Zeit zu sparen.Dabei hat Peters Glück, was die Kor-rekturen angeht. Er muss nur die Ar-beiten der Schüler korrigieren, die in der Oberstufe Musik wählen. Ganz anders ein Kollege mit zwei klassi-schen Korrekturfächern: Mathe oder noch schlimmer: Deutsch und Fremd-sprachen.„Ein zynischer Kollege sagte einmal, die Intelligenz eines Lehrers zeige sich bei der Wahl seiner Studienfä-cher“, sagt Ralf Hennrich, der Sport und Erdkunde an der Goethe Ober-schule in Berlin-Lichterfelde unterrich-tet. „Ich habe damals meine Fächer nach Interesse gewählt, aber ich bin heute heilfroh, dass ich nicht Deutsch

und Englisch unterrichte, oder zwei Fremdsprachen. Es gibt kaum noch einen Kollegen, der diese Fächer hat und an einem Gymnasium Vollzeit ar-beitet. Das schafft man einfach nicht.“Ein Gymnasiallehrer mit einer Voll-zeitstelle muss 25,5 Stunden un-terrichten. Angenommen, er hat die klassischen Korrekturfächer und un-terrichtet vier Klassen in der Mittel-stufe, drei Kurse in der Oberstufe. Die Mittelstufenschüler schreiben drei Arbeiten pro Halbjahr, die Oberstufen-schüler zwei, macht 18 Arbeiten pro Halbjahr. Geht man von einer durch-schnittlichen Schüleranzahl von 25 in einer Mittelstufenklasse und 20 in einem Oberstufenkurs aus, macht das 300 plus 120 Arbeiten.

Drei Stunden für die Korrektur einer Klausur

Für eine Arbeit in der Mittelstufe kann man eine durchschnittliche Korrektur-zeit von einer Stunde ansetzen. Junge Kollegen, die aus dem Referendariat kommen und alles besonders gut machen wollen, brauchen gut und gerne drei Stunden, um eine Ober-stufenklausur durchzuarbeiten. Nimmt man eine durchschnittliche Korrek-turzeit von 1,5 Stunden an, kommt man auf 630 Stunden. Gesetzt den

Fall, dass der Lehrer ein halbes Jahr lang sieben Tage die Woche arbeitet, ergibt sich immer noch eine tägliche Korrekturzeit von 3,5 Stunden. „Es vergeht kein Tag, kein Wochenende, ohne dass auf dem Schreibtisch ein großer Stapel mit Klausuren liegt“, sagt Hennrich. Dazu der psychische Druck. „Kriegen wir unsere Arbeit heute wieder, fragen die Kinder in jeder Stunde. Nein? Warum nicht?“

Auch Hennrich ist Lehrer aus Über-zeugung. „Ich würde sofort wieder Lehrer werden. Ich muss niemals die Sinnhaftigkeit meines Berufes hinter-fragen“, sagt er. „Ich bin jetzt Mitte 50 und habe täglich Umgang mit jun-gen Leuten, wo sonst hat man das schon?“ Hennrich ist bei seinen Schü-lern sehr beliebt. Bei Abiverleihungen wird er bisweilen herzlich umarmt oder sogar freundschaftlich geküsst.

Kinder merken, ob ihr Lehrer fachlich fit ist

Dabei muss ein guter Lehrer in Henn- richs Augen gar nicht unbedingt ge-mocht werden. „Es gibt viele Fak-toren, die einen guten Lehrer aus-machen. Wichtig ist, dass man sich für seine Fächer interessiert, sonst ist es schwierig, Kinder zu begeis-tern. Die Kinder merken und schätzen das, wenn ihr Lehrer fachlich fit ist. Man muss Kinder mögen und gerne mit ihnen zusammen sein. Und man braucht Persönlichkeit, ich jedenfalls

kann mich nicht verstellen“, sagt er und fügt hinzu: „Das muss ich nur, wenn die Kinder etwas ausgefres-sen haben und ich insgeheim denke, haste früher auch gemacht.“Eines allerdings empfindet Hennrich als große Schwierigkeit: gerecht zu sein. „Es gibt immer Schüler, die man lieber mag. Keiner kann gerecht sein, ich auch nicht, aber man muss es ver-suchen.“ Hennrich hat Mitte der 80er-Jahre sein Referendariat gemacht;

seitdem hat sich sein Beruf sehr ver-ändert. Freitags hat er um 16.15 Uhr Schulschluss. „Das war vor 20 Jahren undenkbar. Durch die Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium von neun auf acht Jahre kommen die Schüler selten vor halb vier aus der Schule. Das ist für diese Würmer furchtbar. Wenn ich in der achten Stunde Sport unterrichte, merke ich, da bleibt nur noch, dass ich sie austoben lasse. Die sind überfordert und ausgepowert.“

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Keiner spricht gern von Disziplin

Früher wurde die Autorität der Lehrer nicht angetastet. Nicht nur der Schü-ler gab keine Widerworte. Wenn der Zögling Mist baute, ergriffen auch die Eltern automatisch die Partei der Lehrer. Das ist heute anders. Das Wort Disziplin, dessen Vermittlung lange Zeit Aufgabe des Lehrers war, nimmt

niemand mehr gern in den Mund. Auch die Eltern beäugen den Lehrer kritisch. Der Druck ist gestiegen.Lehrer sollen nicht mehr nur Wissen vermitteln, sondern den Schüler dazu bringen, die Arbeitsergebnisse und am besten auch die Fragestellung selbst zu finden. Sie sollen tolerant

sein, aber auch eine Respektperson. Sie sollen erziehen, dürfen es aber nicht so nennen, weil sich die Eltern sonst übervorteilt fühlen. Und sie sol-len eigentlich alles mit den Eltern ab-sprechen. Das zumindest sind die Vor-stellungen der „Helikopter“-Eltern, die ihr Kind mit ihrer Fürsorge umkreisen.

60 Stunden pro Woche

Eine Klientel, mit der Matthias Wege-ner* eher weniger zu tun hat. Er sitzt auf einem Gartenstuhl der heimischen Terrasse in einer deutschen Großstadt und beißt in einen Sckokoriegel. Wege-ner war schon immer ein lebensfroher Typ, klein, gedrungen, ein Kraftpaket. War immer gerne mit Kindern zusam-men, trainierte sie im Rudern, leitete Skifreizeiten, engagierte sich in der katholischen Jugendgemeinde. In sei-nem Zivildienst betreute er Jugend-liche in einer Sportschule. Seitdem war für Wegener klar, dass er Leh-rer werden wollte. Er studierte Sport und Technik. Zu Beginn des Studi-ums machte er ein Praktikum in einer Schule, stand das erste Mal vor einer Klasse und merkte: Das funktioniert! Wegener wollte gerne an eine Haupt-schule. Er ist ein Pragmatiker, hatte keine Angst vor schwierigen Schülern. Das Referendariat war hart, aber er kämpfte sich durch. Bis in die Nacht saß er am Schreibtisch und bereitete Stunden vor, jede einzelne wollte er

gut machen und selbst gestalten. Zwei Jahre später holte er eine Eins im Ex-amen. Es war ein Freitag. Am Montag drauf trat Wegener seine erste Stelle an. Acht Stunden musste er geben – fachfremd. Auf seinem Plan stand Mathe, Wirtschaft, Physik, Bio, Kunst, Hauswirtschaft. Er sei jetzt Lehrer, hieß es, er müsse alles können. Wegener wurde Klassenlehrer einer extrem auf-fälligen siebten Klasse. Ein Chaoten-haufen. Kinder von Alkoholikern, zwei Mädchen Opfer von häuslicher Gewalt und Missbrauch, eine Magersüchtige, ein Junge veranstaltete illegal Kämpfe in einem Käfig. „Nach drei Wochen bin ich auf dem Zahnfleisch nach Hause gekrochen“, sagt Wegener. Er besorgte sich Literatur, zog Arbeitsblätter für Mathe und Physik aus dem Internet, schließlich wollte er den Kindern kei-nen Blödsinn erzählen. Er telefonierte mit den Eltern, mit dem Jugendamt. Wegener baute auch zu den schwie-rigen Schülern ein gutes Verhältnis auf. Er blieb gelassen, regte sich nicht

gleich auf, wenn jemand Kaugummi kaute oder das Handy klingelte. Nur wenn es wirklich sein musste, konnte er sehr laut werden.Der Direktor setzte ihn für Sonder-aufgaben ein, mit dem Hinweis, er sei doch noch nicht auf Lebenszeit verbeamtet?! Wegener musste zusätz-lich zu seinen 28 Unterrichtsstunden, den Vorbereitungen, der sozialen und lebenspraktischen Hilfe, 100 Compu-ter administrieren und die berufsför-dernden Maßnahmen koordinieren. Schülerpraktika organisieren, Bewer-bungstrainings, Fördersummen bei Stiftungen beantragen, Berufswahl-trainings planen.Dafür wurde ihm eine Förderstelle ver-sprochen, ein rares Gut. Hauptschul-lehrer werden grundsätzlich mit der Besoldungsgruppe A 12 bezahlt, nur Schulleiter klettern eine Stufe höher. Wegener verdiente rund 3.600 Euro brutto und arbeitete rund 60 Stunden die Woche. Seine Beziehung ging in die Brüche.

Die Vorstellungen der „Helikopter“-Eltern

In Niedersachsen gewährt das Bil-dungsministerium den Gymnasien seit Kurzem die Entscheidungsfrei-heit, ob sie zur neunjährigen Schul-zeit zurückkehren. Dort gibt es der-zeit einen gewaltigen Ansturm der Eltern bei den Anmeldungen – bei den Gymnasien hingegen, die an der achtjährigen Schulzeit festhal-ten, sinken Schülerzahlen und An-meldungen im Sturzflug.„Man tut den Kinderseelen damit Gewalt an“, bestätigt Peters. „In den Ministerien agiert und entscheidet

man in erschreckender Weise welt-fremd. Wir haben hier eine offene Ganztagsschule, also nicht jeden Tag verpflichtenden Unterricht am Nach-mittag – und dennoch erlebe ich, wie ermattet und viel weniger auf-nahmefähig die Schüler sind. Auch die Mehrheit unserer Eltern hält den Ganztag für eine Fehlentwicklung.“Mit der verlängerten Schulzeit wächst auch der Anspruch der El-tern. Wessen Kind von halb acht bis halb fünf in fremder Obhut ist, muss zwangsläufig auch ein Stück Erzie-

hungsauftrag an den Lehrer abge-ben. Den versuchen sich viele Eltern zurückzuerobern, indem sie auf die Entscheidungen der Lehrer Einfluss nehmen. „Sie haben meinen Sohn ermahnt, er arbeite im Unterricht nicht mit, aber Sie nehmen ihn ja gar nicht dran!“ „Sie haben meinem Kind eine Fünf gegeben, Sie sind rassistisch!“ „Sie geben viel zu viele Hausaufgaben!“ Viele Lehrer berich-ten von Handlungsempfehlungen und Beschwerden, die sie täglich von Eltern per E-Mail bekommen.

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„Ich habe alles infrage gestellt“

An einem Wintertag 2011 dann, nach der sechsten Stunde, knickten Wegener die Beine weg. „Ich spürte, ich kann meine Fassade nicht mehr aufrechterhalten. Ich bin kaputt. Ich konnte seit Wochen nicht mehr schla-fen.“ Jemand empfahl einen Hausarzt, bei dem schon einige Kollegen in Be-handlung waren. Er bekam zweimal die Woche eine Spritze mit Neuro-transmittern, die den Parasympa-thikus aktivierten, das für Erholung zuständige Nervensystem. Wer stän-dig im Stress ist, hat einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel. Der Körper wähnt sich in einer permanenten Ge-fahrensituation, die Organe drohen geschädigt zu werden. Wegner ging

es besser, doch als er ein halbes Jahr später die Spritzen absetzte, brach er komplett zusammen. „Es war al-les durcheinander in meinem Kör-per“, sagt er. „Ich war völlig aus dem Gleichgewicht geraten.“ Wegener ließ sich in eine Burn-out-Klinik einlie-fern, die im anderen Teil des Landes liegt, weit weg von seiner Stadt. „Ich habe alles infrage gestellt, alles auf null gesetzt.“Rund ein Jahr ist Wegener aus dem Schuldienst ausgeschieden. Er hatte mehrmals die Woche eine Gesprächs-therapie, meditierte. „Es gab viele Tränen“, sagt er rückblickend. Seine größte Angst aber bewahrheitete sich nicht: dass er den falschen Beruf ge-

wählt hat. Vielmehr bestätigte sich, dass Wegener ein guter Lehrer ist. „Ich will nicht sagen, dass es mein Traumberuf ist, aber der beste, den ich mir vorstellen kann. Sonst wäre ich ausgestiegen“, sagt Wegener. Vor gut einem Jahr hat er an einer ande-ren Schule wieder angefangen und langsam wieder von sechs Stunden wöchentlich auf eine ganze Stelle er-höht. Er hat jetzt gelernt, Nein zu sa-gen, wenn jemand zusätzliche Aufga-ben von ihm verlangt. Wegener sagt, er arbeite jetzt vielleicht 70 Prozent im Vergleich zu seinem Pensum vor der Krise. Dennoch bekomme er viel Lob – von der Schulleitung und von den Kindern.

„Die Arbeit nimmt man immer mit nach Hause“

Einige Kollegen hat er seither an The-rapeuten vermittelt; es gibt Ärzte, die sich auf die Therapie von Lehrern spezialisiert haben. Wegener hat sich oft gefragt, warum gerade sein Be-rufsfeld so oft chronisch erschöpft und nicht mehr leistungsfähig ist. Er hat drei Erklärungen dafür: „Es gibt die, die für den Beruf einfach nicht geschaffen, zu unsicher sind. Dann wird das Klassenzimmer zur Hölle. Es gibt die, die sehr engagiert sind und an der Überbelastung ausbrennen. Und es gibt die, die an der Undefinier-

barkeit der Aufgaben leiden. Es gibt keinen Arbeitsplatz. Die Arbeit nimmt man immer mit nach Hause. Man un-terrichtet in Gebäuden, so baufällig, dass man nicht einmal eine Katze da-rin einsperren würde.“ Räumlich hat sich die Situation für Wegener nicht verbessert. Inhaltlich schon. An der neuen Schule gibt es Teamsitzungen, in denen die Arbeit verteilt wird. Unter-richtet wird im 60-Minuten-Takt, das gibt dem Tag eine ruhigere Struktur. Wegener unterrichtet jetzt „nur“ noch zwei Fächer fremd; eine Aussicht auf

beruflichen Aufstieg hat er mit 41 Jahren immer noch nicht. Er findet es frustrierend, dass Kollegen in anderen Bundesländern locker 300 Euro mo-natlich mehr verdienen, an Gymnasien rund 500, 600 Euro mehr. Trotzdem, Lehrer ist er immer noch gerne. Wie Peters, Hennrich, Pölk. Wie Schiller vielleicht in 30 Jahren. Warum Leh-rer in Deutschland so einen schlech-ten Ruf haben? Vielleicht sei es auch Neid, sagt Wegener. Neid auf ein ver-meintlich sorgenfreies Leben.(Quelle: welt.de, 04.11.2013)

„Generation Kopf unten“Wie einsam macht das Smartphone?

Neulich in Köln: Joshua (12) hat drei Kumpels zum Übernachten da. Abends schaut Papa noch mal ins Zimmer - alle vier sitzen auf dem Boden, starren auf ihre Smartphones und tippen. „Ja, sagt mal, wollt ihr euch denn jetzt nicht mal unterhalten?“ Als Antwort kommt mit monotoner Stimme: „Machen wir doch. Wir unter-halten uns auf WhatsApp.“Die Kommunikation der Heranwachsenden erfolgt heute zu einem großen Teil durch den Austausch von Kurz-nachrichten. Die Internetabhängigkeit der „Digital Nati-ves“ - der digitalen Muttersprachler - kann schon extrem sein. Bevor Verabredungen bei Freunden festgemacht werden, checken sie erst mal: „Habt ihr zu Hause auch WLAN?“

Augen und Konzentration auf das Smartphone - ein typischer Anblick (Quelle: Thinkstock by Getty-Images)

"Generation Kopf unten"Wie einsam macht das Smartphone?

Augen und Konzentration auf das Smartphone - ein typischer Anblick(Quelle: Thinkstock by Getty-Images)

Neulich in Köln: Joshua (12) hat drei Kumpels zum Übernachten da. Abends schaut Papa noch mal ins Zimmer - alle vier sitzen auf dem Boden, starren auf ihre Smartphones und tippen. "Ja, sagt mal, wollt ihr euch denn jetzt nicht mal unterhalten?" Als Antwort kommt mit monotoner Stimme: "Machen wir doch. Wir unterhalten uns auf WhatsApp."

Die Kommunikation der Heranwachsenden erfolgt heute zu einem großen Teil durch den Austausch von Kurznachrichten. Die Internetabhängigkeit der "Digital Natives" -der digitalen Muttersprachler - kann schon extrem sein. Bevor Verabredungen bei Freunden festgemacht werden, checken sie erst mal: "Habt ihr zu Hause auch WLAN?"

Ist das noch normal?In den letzten Monaten hat sich eine neue Bezeichnung dafür eingebürgert: die "head-down generation" oder "Generation Kopf unten" - so benannt nach der Kopfhaltung der mit Smartphone oder Tablet beschäftigten Kids. Viele Eltern fragen sich: Ist das noch normal? Droht die soziale Abkapselung? Diese Sorge spiegelt auch der derzeitige Renner auf YouTube mit mehr als 35 Millionen Abrufen. Sein Titel: "Look Up" - schau hoch! In dem Clip bekennt der junge britische Autor und Filmemacher Gary Turk: "Ich habe 422 Freunde. Trotzdem bin ich einsam."

War vor der Erfindung des Smartphones wirklich alles besser?Was auffällt: Turk verbreitet seine Botschaft über eben jene sozialen Netzwerke, die er heftig kritisiert. Skeptiker in der Netzgemeinde fragen sich auch: Haben wir früher, als wir in der U-Bahn noch keinen Bildschirm im Mäusekino-Format bei uns hatten,

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War vor der Erfindung des Smartphones wirklich alles besser?

Was auffällt: Turk verbreitet seine Botschaft über eben jene sozialen Netzwerke, die er heftig kritisiert. Skeptiker in der Netzgemeinde fra-

gen sich auch: Haben wir früher, als wir in der U-Bahn noch keinen Bild-schirm im Mäusekino-Format bei uns hatten, wirklich alle mit unseren

Angst vor Zeitungssucht, Telefonitis und viereckigen Augen

Winfred Kaminski, Leiter des Instituts für Medienforschung und Medienpä-dagogik in Köln, muss schmunzeln: „Schon Platon hat gegen die Schrift gewettert, weil sie das Erinnerungs-vermögen zerstöre, weil wir nichts mehr auswendig lernen – natürlich, Homer war ein Sänger.“ So ging es weiter: Bei der Erfindung des Buch-drucks, bei der Ausbreitung der Le-sefähigkeit – immer gab es massive Bedenken. Im 17. Jahrhundert wet-

terte man gegen „Zeitungssucht“, im 20. Jahrhundert gegen „Telefo-nitis“. Dann folgten die „vierecki-gen Augen“, die man angeblich vom Fernsehen bekam. „Videorecorder? Kommt mir nicht ins Haus! Als ob drei Fernsehprogramme nicht reichen!“ Das war um 1980 das Credo vieler Bildungsbürger.Kaminski meint: „Jedes Medium braucht eine gewisse Zeit, ehe es von den sogenannten early adopters

– das sind ja meist die Jüngeren, die auf sowas abfahren – in die Mitte der Gesellschaft hineinreicht. Sobald die 60-Jährigen das auch normal benut-zen, spricht kein Mensch mehr da-von.“ Ulrike Wagner, die Direktorin des Instituts für Medienpädagogik in München, sieht es ähnlich: „Ein schlichtes „Früher-war-alles-besser“ verklärt den Blick und lässt außer Acht, welche Potenziale diese neuen Medien mit sich bringen.“

Neue Medien erleichtern die Kommunikation

Die Erfahrung zeigt, dass die sozia-len Netze junge Menschen mitunter sogar schneller zusammenführen, als dies früher der Fall war. In Joshuas Klasse haben Jungen und Mädchen in der Regel nicht so viel miteinander

zu tun - man ist schließlich erst zwölf oder 13. Auf WhatsApp aber ist das ganz anders, da schreibt jede mit je-dem. Dort kann man sich sogar „I love you“ gestehen, was undenkbar wäre, wenn man sich dabei auf dem Pau-

senhof in die Augen blicken müsste. Man muss nur höllisch aufpassen, dass man das „I love you too“ nicht an die ganze Gruppe durchschreibt.

(Quelle: www.t-online.de)

Sitznachbarn gesprochen? Waren die Kinder wirklich so naturverbunden, dass sie jeden Tag einen frischen Re-genwurm in der Hosentasche hatten?

Ist das noch normal?

In den letzten Monaten hat sich eine neue Bezeichnung dafür eingebürgert: die „head-down generation“ oder „Ge-neration Kopf unten“ - so benannt nach der Kopfhaltung der mit Smartphone

oder Tablet beschäftigten Kids. Viele Eltern fragen sich: Ist das noch nor-mal? Droht die soziale Abkapselung? Diese Sorge spiegelt auch der derzei-tige Renner auf YouTube mit mehr als

35 Millionen Abrufen. Sein Titel: „Look Up“ - schau hoch! In dem Clip bekennt der junge britische Autor und Filmema-cher Gary Turk: „Ich habe 422 Freunde. Trotzdem bin ich einsam.“

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Die allerletzte SeiteSchul- und HochschulpolitikDie Bildungsmisere hört nie aufDie Politik verspricht den Aufstieg für alle. Und glaubt, alle könnten alles erreichen, würde man nur entweder mehr Geld oder mehr Zertifikate ins Bildungssystem pumpen. Ein gefährlicher Irrtum.

von JÜRGEN KAUBE

Was ist eine Spirale? Eine Spirale ist das: Die Politik verspricht den Aufstieg für alle. Das finden alle gut, außer denen, die nicht dran glauben, und denen, die schon aufgestiegen sind, die wollen nur nicht absteigen. Aber das sind Min-derheiten. Der Aufstieg für alle soll über Bildung erfolgen. Also sollen alle aufs Gymnasium und von dort ins Studium.

Autor: Jürgen Kaube, Jahrgang 1962, stellvertretender Leiter des Feuilletons

Wenn das nicht allen auf Anhieb gelingt, weil natürlich Integralrech-nung, Iphigenie und Zitronensäure-zyklus nach wie vor schwierig sind, stimmt etwas mit dem Gymnasium nicht. Denn dann ist es ja ein Auf-stiegshindernis. Also muss man das Gymnasium abschaffen. Das geht schwer. Oder man muss es so än-dern, dass man leichter drüber hin-

wegkommt. Das geht leicht. Man druckt einfach mehr Abiturzeugnisse und setzt die Namen ein. Anschlie-ßend muss man allerdings noch im Hochschulbau etwas machen. Denn hochschulreif ist dann ja bald nicht mehr ein Viertel, sondern die Hälfte eines Jahrganges. Doch das Dop-pelte soll der Aufstieg aller nun auch wieder nicht kosten.

Hürden gegen das Gedränge

Statt am Raum kann man darum wahlweise an der Zeit etwas än-dern. Alle studieren, nur doppelt so schnell. Das jedoch ist leichter ge-sagt als getan, zumal alle jetzt zwar zum Studium aufgestiegen sind, aber dann eben dort das Integral, Iphige-nie und die Sache mit der Zitronen-säure nachholen müssen. Oder man verdoppelt das Personal. Doch das

führt zu Widersprüchen, weil man so viel Personal, wie man für den Aufstieg von allen benötigt, niemals auf Professorenstellen unterbringen kann.Dann gälte der Aufstieg für alle für alle - nur nicht für den wissenschaft-lichen Nachwuchs; der bliebe einfach da, wo er ist, im Prekariat. Aber zu-rück zur Hauptspirale: Dort drängen

sich nun fast alle in der Aufstiegs-zone, wobei das Gedränge noch zunimmt durch doppelte Jahrgänge (G8), gebührenfreies Studieren, He-runterreden der Berufsbildung und Heraufreden der Wissensgesell-schaft. Wenn dieses Gedränge ei-nen kritischen Wert erreicht, fangen die Hochschulen an, Studienhürden zu errichten.

1,0 für alle

Knapp die Hälfte aller Bachelorstu-diengänge hat schon einen Nume-rus clausus; die Hochschulrektoren haben gerade gedroht, es könnten noch mehr werden. Du hast zwar ein Spitzenabitur, teilt das mit, aber das reicht natürlich nicht, um Zahn-arzt oder Kostenrechner zu werden, das können nur Genies. Also müs-sen die Abiturnoten noch besser werden, damit es zum Aufstieg für alle kommt. Dem werden sich die Schulen gewiss nicht versperren. Haben sie ja auch in den vergange-nen Jahren nicht getan. Inzwischen muss man sich echt anstrengen,

damit am Ende eine Drei vor dem Komma steht. Man kann die Leh-rer da auch verstehen, wer möchte schon durch allzu strenges Abprüfen von Iphigenie und Zitronensäure eine Zahnarztkarriere verhindern oder den Arbeitsmarkt auch nur um eine einzige Unternehmensberaterin brin-gen? Also durchgelassen. Was ja auch für Hochschulen gilt, die nur nach unten gern streng tun, sonst jedoch ebenfalls alles – mit Durch-schnitts(!)note 1,8 – loben, was sich zur Prüfung angemeldet hat. Am Ende werden dann alle zur 1,0 auf-gestiegen sein.

An der Bildung selbst, dem Ge-dränge und an der ungleichen Ge-sellschaft wird sich nichts verändert haben. Man wird nur mit mehr Zeug-nissen dort sein, wo man jetzt auch schon ist. Insofern wird sich, wenn weiterhin alle glauben, dass alle alles erreichen könnten, würde man nur entweder mehr Geld oder mehr Zer-tifikate ins System pumpen, nichts verändert haben als das Niveau der Probleme und die Geschwindigkeit der Umdrehungen. Und genau das ist eine Spirale.

(Quelle: faz.net, 18.05.2014)

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Der geschäftsführende Vorstand des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt wünscht allen Mitgliedern erholsame Sommerferien.

© Katharina Wieland Müller | pixelio.de


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