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Wirtschaftliche Effekte einer integrierten RIS-PACS-Lösung im universitären Umfeld

Date post: 25-Aug-2016
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| Der Radiologe 4·99 260 M. Kröger 1 · S. Nissen-Meyer 2 · V.Wetekam 1 · M. Reiser 2 1 Siemens Health Services GmbH & Co. KG, Erlangen 2 Institut für Radiologische Diagnostik, Ludwig-Maximilians-Universität München Wirtschaftliche Effekte einer integrierten RIS-PACS-Lösung im universitären Umfeld lich zu sehen. Es gab zuerst, technisch bedingt, die RIS-Installation bis zurück in die 70er Jahre. Das Acronym PACS wurde 1982 geprägt, wenngleich es noch einige Jahre gedauert hat, bis funkti- onsfähige PAC-Systeme verfügbar wur- den. Schon an der Bezeichnung RIS wird erkennbar, daß ein PACS eine Un- termenge des RIS ist, da es auch „nur“ Informationen aus der Radiologie ent- hält, wenn auch die Datenmengen im PACS ungleich größer als in den her- kömmlichen RIS sind. Aus diesem Grund geht die Meinung immer mehr dahin, daß PACS ohne RIS wenig Sinn macht,daß RIS die Steuerung des PACS übernehmen soll und daß demzufolge den Schnittstellen zwischen RIS und PACS besondere Bedeutung zukommt. In der vorliegenden Arbeit liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung des zu erwartenden qualitativen und quan- titativen Nutzens einer RIS/PACS-In- stallation in einem großen Universi- tätsklinikum. Dazu werden in den fol- genden Abschnitten die Analyse der Prozeßabläufe in der Radiologie und die daraus abgeleiteten Funktionalitä- ten des Systems dargestellt. Darauf ba- sierend werden dann eine qualitative Nutzwertanalyse diskutiert sowie eine dynamische Investitionsrechnung und eine Risikoanalyse skizziert. Die Beschaffung und Implementie- rung von Radiologieinformationssyste- men (RIS) und Picture archive and com- munications systems (PACS) erfordern hohe Investitionen. Sie wollen daher gut geplant sein, sowohl hinsichtlich der technisch-funktionellen Ausstattung als auch des finanziellen Aufwands bezogen auf den zu erwartenden Nutzen. Ganz allgemein liegt der Aufgabenbereich von RIS in der Erfassung, Speicherung und Verwaltung von alphanumerischen Daten der Radiologie. Diese Daten kri- stallisieren sich um die demographi- schen Patientendaten, krankenhausauf- enthaltsbezogene Patientendaten, Daten zu den erbrachten radiologischen Lei- stungen sowie letztendlich die in der Ra- diologie erstellten Befundberichte auf- grund der Interpretation der radiologi- schen Bilder. Zu den Aufgaben von PACS gehö- ren andererseits die patientenbezogene Generierung und Erfassung von digita- len Bilddaten aus der Radiologie, die Unterstützung der „Softcopy“-Befun- dung dieser Bilder am Monitor sowie deren digitale Archivierung und Kom- munikation im Krankenhaus. Diese Aufteilung der Aufgabenberei- che für RIS und PACS ist eher geschicht- PACS Radiologe 1999 · 39:260–268 © Springer-Verlag 1999 Zusammenfassung Fragestellung: Die vorliegende Arbeit soll Möglichkeiten aufzeigen, wie qualitative und monetäre Effekte, die durch die Installation einer integrierten RIS-PACS-Lösung entste- hen, bewertet werden können. Methode: Dazu wird zunächst ein RIS-PACS- Systemkonzept für eine Universitätsklinik definiert und beschrieben. Auf diesem Sy- stemkonzept aufbauend wird eine allge- meingültige Methode zur Bewertung quali- tativer und monetärer Effekte und Risiken beschrieben und an einem Beispiel erläutert. Hierzu werden Methoden der Nutzwertana- lyse, Investitionsrechnung und Risikoanalyse herangezogen. Ergebnisse: Die beispielhafte Analyse einer auf eine Universitätsklinik zugeschnittenen RIS/PACS-Lösung zeigt positive qualitative und monetäre Effekte des Systems. Unter idealen Bedingungen findet die Amortisati- on der Investition nach den ersten 4 Jahren der angenommenen 8jährigen Nutzungs- dauer des Systems statt. Die Risikoanalyse zeigt ferner unter konservativen Annahmen eine Wahrscheinlichkeit von 0% für die Rea- lisierung eines negativen Kapitalwerts nach Ende der Nutzungsdauer. Schlußfolgerungen: Es bleibt festzustellen, daß das positive Ergebnis dieser beispielhaf- ten Analyse nicht zwangsläufig auch für an- dere Kliniken eintreten muß und somit nicht übertragbar ist. Die dargestellte Methode er- möglicht allerdings eine individuelle Ermitt- lung von qualitativen und monetären Effek- ten einer RIS/PACS-Lösung für jede Klinik. Dipl. Kfm. M. Kröger Siemens Health Services GmbH & Co. KG, Henkestraße 127, D-91052 Erlangen& / f n - b l o c k : & b d y : Schlüsselwörter PACS · RIS · Wirtschaftlichkeitsanalyse · Risikoanalyse · Nutzwertanalyse
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Page 1: Wirtschaftliche Effekte einer integrierten RIS-PACS-Lösung im universitären Umfeld

| Der Radiologe 4·99260

M. Kröger1 · S. Nissen-Meyer2 · V.Wetekam1 · M. Reiser2

1 Siemens Health Services GmbH & Co.KG, Erlangen2 Institut für Radiologische Diagnostik, Ludwig-Maximilians-Universität München

Wirtschaftliche Effekte einerintegrierten RIS-PACS-Lösungim universitären Umfeld

lich zu sehen. Es gab zuerst, technischbedingt, die RIS-Installation bis zurückin die 70er Jahre. Das Acronym PACSwurde 1982 geprägt, wenngleich es nocheinige Jahre gedauert hat, bis funkti-onsfähige PAC-Systeme verfügbar wur-den. Schon an der Bezeichnung RISwird erkennbar, daß ein PACS eine Un-termenge des RIS ist, da es auch „nur“Informationen aus der Radiologie ent-hält, wenn auch die Datenmengen imPACS ungleich größer als in den her-kömmlichen RIS sind. Aus diesemGrund geht die Meinung immer mehrdahin, daß PACS ohne RIS wenig Sinnmacht, daß RIS die Steuerung des PACSübernehmen soll und daß demzufolgeden Schnittstellen zwischen RIS undPACS besondere Bedeutung zukommt.

In der vorliegenden Arbeit liegt derSchwerpunkt auf der Darstellung deszu erwartenden qualitativen und quan-titativen Nutzens einer RIS/PACS-In-stallation in einem großen Universi-tätsklinikum. Dazu werden in den fol-genden Abschnitten die Analyse derProzeßabläufe in der Radiologie unddie daraus abgeleiteten Funktionalitä-ten des Systems dargestellt. Darauf ba-sierend werden dann eine qualitativeNutzwertanalyse diskutiert sowie einedynamische Investitionsrechnung undeine Risikoanalyse skizziert.

Die Beschaffung und Implementie-rung von Radiologieinformationssyste-men (RIS) und Picture archive and com-munications systems (PACS) erfordernhohe Investitionen. Sie wollen daher gutgeplant sein, sowohl hinsichtlich dertechnisch-funktionellen Ausstattung alsauch des finanziellen Aufwands bezogenauf den zu erwartenden Nutzen. Ganzallgemein liegt der Aufgabenbereichvon RIS in der Erfassung, Speicherungund Verwaltung von alphanumerischenDaten der Radiologie. Diese Daten kri-stallisieren sich um die demographi-schen Patientendaten, krankenhausauf-enthaltsbezogene Patientendaten, Datenzu den erbrachten radiologischen Lei-stungen sowie letztendlich die in der Ra-diologie erstellten Befundberichte auf-grund der Interpretation der radiologi-schen Bilder.

Zu den Aufgaben von PACS gehö-ren andererseits die patientenbezogeneGenerierung und Erfassung von digita-len Bilddaten aus der Radiologie, dieUnterstützung der „Softcopy“-Befun-dung dieser Bilder am Monitor sowiederen digitale Archivierung und Kom-munikation im Krankenhaus.

Diese Aufteilung der Aufgabenberei-che für RIS und PACS ist eher geschicht-

PACSRadiologe1999 · 39:260–268 © Springer-Verlag 1999

Zusammenfassung

Fragestellung: Die vorliegende Arbeit soll

Möglichkeiten aufzeigen, wie qualitative und

monetäre Effekte, die durch die Installation

einer integrierten RIS-PACS-Lösung entste-

hen, bewertet werden können.

Methode: Dazu wird zunächst ein RIS-PACS-

Systemkonzept für eine Universitätsklinik

definiert und beschrieben. Auf diesem Sy-

stemkonzept aufbauend wird eine allge-

meingültige Methode zur Bewertung quali-

tativer und monetärer Effekte und Risiken

beschrieben und an einem Beispiel erläutert.

Hierzu werden Methoden der Nutzwertana-

lyse, Investitionsrechnung und Risikoanalyse

herangezogen.

Ergebnisse: Die beispielhafte Analyse einer

auf eine Universitätsklinik zugeschnittenen

RIS/PACS-Lösung zeigt positive qualitative

und monetäre Effekte des Systems. Unter

idealen Bedingungen findet die Amortisati-

on der Investition nach den ersten 4 Jahren

der angenommenen 8jährigen Nutzungs-

dauer des Systems statt. Die Risikoanalyse

zeigt ferner unter konservativen Annahmen

eine Wahrscheinlichkeit von 0% für die Rea-

lisierung eines negativen Kapitalwerts nach

Ende der Nutzungsdauer.

Schlußfolgerungen: Es bleibt festzustellen,

daß das positive Ergebnis dieser beispielhaf-

ten Analyse nicht zwangsläufig auch für an-

dere Kliniken eintreten muß und somit nicht

übertragbar ist. Die dargestellte Methode er-

möglicht allerdings eine individuelle Ermitt-

lung von qualitativen und monetären Effek-

ten einer RIS/PACS-Lösung für jede Klinik.

Dipl. Kfm. M. KrögerSiemens Health Services GmbH & Co. KG,

Henkestraße 127, D-91052 Erlangen&/fn-block:&bdy:

Schlüsselwörter

PACS · RIS · Wirtschaftlichkeitsanalyse ·

Risikoanalyse · Nutzwertanalyse

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M. Kröger · S. Nissen-Meyer · V.Wetekam

M. Reiser

Economic impact of an integratedRIS/PACS system in a university hospital

Summary

Problem: The goal of the current article is to

demonstrate how qualitative and monetary

effects resulting from an integrated RIS/PACS

installation can be evaluated.

Methods: First of all, the system concept of a

RIS/PACS solution for a university hospital is

defined and described. Based on this exam-

ple, a generic method for the evaluation of

qualitative and monetary effects as well as

associated risks is depicted and demonstra-

ted.To this end, qualitative analyses, invest-

ment calculations and risk analysis are

employed.

Results: The sample analysis of a RIS/PACS

solution specially designed for a university

hospital demonstrates positive qualitative

and monetary effects of the system. Under

ideal conditions the payoff time of the in-

vestments is reached after 4 years of an as-

sumed 8 years effective life of the system.

Furthermore, under conservative assumpti-

ons, the risk analysis shows a probability of

0% for realising a negative net present value

at the end of the payoff time period.

Conclusion: It should be pointed out that

the positive result of this sample analysis will

not necessarily apply to other clinics or hos-

pitals. However, the same methods may be

used for the individual evaluation of the

qualitative and monetary effects of a

RIS/PACS installation in any clinic.

Key words

PACS · RIS · Profitability analysis ·

Risk analysis · Value analysis

gegebener Antwortzeiten) bei Bedarf,24 h/Tag, 7 Tage/Woche und überallim Klinikum gleichzeitig an mehre-ren Orten verfügbar sein.

2. Es soll ein quantitativ genannter undmeßbarer Beitrag zur Reduktion vondurchschnittlichen Patientenwartezei-ten im Klinikum geleistet werden.

Um diese Ziele zu erreichen, wur-den Teilziele genannt und strukturiertin einem Zielstrukturplan zusammen-gefaßt. Die Teilziele laufen im wesentli-chen darauf hinaus, die in den nume-rierten Arbeitsschritten von Abb. 1 er-kannten Schwachstellen zu beseitigen.Darüber hinaus wurden technische Zie-le (Systemhochverfügbarkeit, Systemar-chitekturen, Einfügung des Projekts inübergeordnete vorhandene und vorge-sehene Systemlandschaften),soziale Zie-le (Arbeitsplatzgestaltung, Performancedes Gesamtsystems), ökologische Ziele(Reduktion von Film- und Chemiever-brauch) sowie Datenschutz- und Da-tensicherheitsziele formuliert.

Das aus diesen Zielsetzungen re-sultierende technische Konzept ist inAbb. 2 dargestellt. Vorgesehene Funk-tionalitäten sind in Tabelle 1 zusammen-gefaßt.

Wie aus Abb. 2 und Tabelle 1 zu er-kennen ist, spielt die Kommunikationzwischen den verschiedenen Systemeneine große Rolle. In der Tat sind die ent-sprechend herzustellenden Schnittstel-len notwendige Voraussetzungen dafür,daß die geforderten Funktionalitätenverfügbar werden und v.a., daß der wei-ter unten in den dargestellten Analysenzu erwartende quantitative und quali-tative Nutzen des Projekts tatsächlichauch eintrifft. Dabei ist zu beachten,daß sowohl auf der RIS-PACS-Archiv-Seite als auch beim Kommunikations-partner (KIS, Transportdienstsystem,Stationssystem) die Schnittstellen pro-grammiert werden müssen, damit dieKommunikationen stattfinden können.

Nutzwertanalyse

Aufbauend auf der oben beschriebenentechnischen RIS-PACS-Konfigurationsoll durch die Nutzwertanalyse der in-dividuelle qualitative Nutzen eines sol-chen Informationssystems für ein Uni-versitätskrankenhaus ermittelt werden.Grundlage für diese Bewertung ist einScoring-Modell, das 5 verschiedene Ef-

Systemkonzept einerintegrierten RIS-PACS-Lösung

Analyse der Prozeßabläufe

Im Flußdiagram der Abb. 1 sind alle Ar-beitsschritte zusammengefaßt, die mitradiologischen Untersuchungen zusam-menhängen, von der Aufnahme des Pa-tienten im Krankenhaus über die Ent-lassung bis zur Abrechnung und Archi-vierung seiner Unterlagen. Diese Pro-zesse müssen weiter gefaßt werden alsnur die Untersuchung in der Radiolo-gie, da dies wesentlichen Einfluß auf dieDimensionierung der Kapazitäten vomNetz und von den Archiven hat. Ausdiesem Diagramm wird ersichtlich, daßZugriffe auf radiologische Daten einesPatienten stattfinden können, lange be-vor der Patient für eine neue Untersu-chung in der Radiologie angemeldet ist.

Die Numerierung der Arbeitsschrit-te in Abb. 1 dient dazu, die entsprechen-de Vorgänge in einer RIS-PACS-Umge-bung zu kennzeichnen, die den jeweili-gen Arbeitsschritt unterstützen oder garganz ersetzen sollen. Die Umsetzungdieser Vorgänge in einem umfassendenRIS-PACS-Komplex ist bereits [1, 9, 11]ausführlich beschrieben.

Eine Verfeinerung der Analyse undDarstellung der Arbeitsschritte in Abb.1 wurde im Rahmen einer Wirtschaft-lichkeitsstudie durchgeführt. Sie wur-den einem Vergleich mit den entspre-chenden Arbeitsschritten in einer RIS-PACS-Arbeitsumgebung unterzogen, so-wohl bezüglich des zeitlichen Gewinnsals auch bezüglich qualitativer Verän-derungen der einzelnen Arbeitspaketedes radiologischen Untersuchungspro-zesses.

Durch diese Analyse konnte festge-legt werden, welche Arbeitsplätze in derRadiologie mit welchen RIS- und/oderPACS-Funktionalitäten ausgestattet wer-den sollen und welche Kommunikati-onsfunktionen mit anderen Stellen desKlinikums vorgesehen werden müssen.

RIS-PACS-Projektbeschreibungfür ein großes Universitätsklinikum

2 übergeordnete Ziele des RIS-PACS-Projekts wurden formuliert:

1. 100% aller radiologischer Befundemit zugehörigen befundrelevanten Bil-dern sollen „sofort“ (innerhalb vor-

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fekte unterscheidet, die in Interviewsmit Mitarbeitern der Radiologie undden überweisenden Kliniken bewertetwerden. Dies sind Qualitätseffekte (z.B.Bildnachbearbeitungsfunktionen), Zeit-effekte (z.B. digitale Bild- und Befund-verteilung), Systemkriterien (z.B. Stan-dard-DICOM), Humankriterien (z.B.kein Filmverlust) und ökologische Kri-terien (z.B. Filmentsorgung). Die Er-gebnisse sind zusammenfassend in ge-mittelten Werten in Abb. 3 dargestelltund fließen in die Investitionsentschei-dung mit ein [12, 13].

Im Rahmen einer exemplarischenBefragung in einem Universitätsklini-kum wurde deutlich, daß alle interview-ten Personen die qualitativen Effekte ei-ner integrierten RIS-PACS-Lösung po-sitiv bewerten. Die Ergebnisse der Nutz-wertanalyse (Abb. 3) sollten gemeinsammit den im folgenden Kapitel dargestell-ten Wirtschaftlichkeitsergebnissen in dieInvestitionsentscheidung einfließen.

● Einsparungspotentiale eines PACS: Ma-terialeinsparungen; alternative Inve-stitionskosten; Personalkapazitätsge-winnung; Prozeßkosteneinsparungen[12, 13].

● Das Modell berechnet 2 Entscheidungs-größen:1. die dynamische Amortisationszeit;2. den Kapitalwert.

Amortisationsrechnung

Die Amortisationsdauer ist die Zeit, dievergeht, bis die Anschaffungsauszah-lung für das System durch die Einzah-lungsüberschüsse wiedergewonnen wird(Pay-back-Time). Bei der dynamischenAmortisationsrechnung werden die Bar-werte der Einzahlungsüberschüsse be-rücksichtigt. D.h., daß alle Kosten undEinsparungspotentiale durch eine Ab-zinsung mit Hilfe des sog. Kalkulations-zinsfußes zeitlich „vergleichbar“ ge-macht werden (Abb. 4). Die Höhe desKalkulationszinsfußes richtet sich häu-fig nach dem Kapitalmarktzins. In demRechenbeispiel dieses Artikels wurdeein Zinssatz von 6% im Jahr angenom-men [2, 10].

DynamischeInvestitionsrechnung

Eines der wesentlichsten Kriterien füroder gegen die Investitionsentscheidungeiner RIS-PACS-Lösung ist in zuneh-menden Maß der wirtschaftliche Nut-zen solch eines Systems. Die in diesemund im darauffolgenden Kapitel vorge-stellten Ansätze geben dem Entschei-dungsträger Unterstützung bei der In-vestitionsentscheidung.

Bei der dynamischen Investitions-rechnung handelt es sich um den klassi-schen Ansatz zur Bewertung von Investi-tionen. Im konkreten Fall einer integrier-ten RIS-PACS-Lösung werden den Kostendes Systems (Investitionskosten und lau-fende Kosten) die Einsparungspoten-tiale des Systems gegenübergestellt.

● Kosten eines PACS: Investitionssum-me; Schulungs- und Engineeringko-sten; Wartungskosten; Personalko-sten; laufende Kosten digitaler Spei-chermedien.

Abb. 1 m Untersuchungsbezogene Prozeßabläufe rund um die Radiologie mit konventionellerArbeitsumgebung (ohne RIS/PACS)

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Kapitalwert

Unter dem Kapitalwert einer Investiti-on versteht man die Summe aller abge-zinsten Einsparungen und Kosten, dieüber den Nutzungszeitraum anfallen.

Ist der Kapitalwert positiv, ist auchdas Investitionsvorhaben positiv zu be-werten [7].

Parameter der Analyse

Im vorliegenden Beispiel wurde zu-nächst der jährliche Filmverbrauch derbildgebenden Geräte kalkuliert. Für denVerbrauch von digitalen Speichermedi-en wird außerdem die Datenproduktionin GByte pro Jahr berechnet. Diese Bild-datenmengen wurden im KlinikumGroßhadern ermittelt.Zusätzlich werdenArchivraum, Krankenhausverweildauerund Personalkapazitätsgewinnung be-rücksichtigt. Letztere wird in einer eige-nen Prozeßanalyse ermittelt, die nichtnur die Radiologie, sondern auch diebildanfordernden Stellen des Klinikumsbetrifft. Die übrigen Parameter (Kosten

beitsweise der Kliniken abhängig undsomit kann dieses Beispiel nur Tenden-zen möglicher Effekte aufzeigen. Die Me-thodik der Untersuchung kann auf ande-re Installationen übertragen werden, dieParameter und Ergebnisse sind jedochnur beschränkt übertragbar.

Kosten des Informationssystems

Der Analyse wurde eine fiktive Investi-tionssumme zugrundegelegt, die eine

und Einsparungspotentiale des Systems)stellen Annahmen dar, die auf Ergebnis-sen diverser Beratungsprojekte in Klini-ken in Europa basieren. Die Parametersind typisch für Krankenhäuser, die einestark zentralisierte Radiologie aufweisenund deren Kliniken in einem Gebäudezusammengefaßt sind. Dennoch sind siestark von der Größe, Struktur und Ar-

Abb. 2 m Technisches Konzept einer RIS-PACS-Installation

Abb. 3 . Ergebnisse der Nutzwertanalyse (Mittelwerte aller Ergebnisse)

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typische Größe für ein Universitätskli-nikum darstellt. Das Gesamtinvestiti-onsvolumen von 9.000.000,- DM be-steht aus RIS- und PACS-Hardware undSoftwarekomponenten, Systemenginee-ring und allen Schnittstellen zu bildge-benden Modalitäten sowie zwischen denSystemen KIS, RIS und PACS.Alle Preiseenthalten die gesetzliche Mehrwert-steuer. Die genaue RIS-PACS-System-konfiguration wurde oben bereits be-handelt. Zusätzlich zu den Investitions-kosten werden Engineeringkosten, Schu-lung, laufende Wartungskosten und lau-fende Speichermedienkosten berechnet.Bei großen Krankenhäusern bzw. Uni-versitätskliniken ist es zudem notwen-dig, daß die Systemadministration undNutzerbetreuung von einem Systemad-ministrator erledigt wird. Die Kostenhierfür werde ebenfalls in der Kalkula-tion einbezogen.

Folgende Kosten sind berücksich-tigt worden:

● Investitionen: 9.000.000 DM;● Engineering; Schulung und Inbetrieb-

nahme: 950.000 DM;● Wartungskosten ab dem 2. Jahr: ca.

750.000 pro Jahr;● Personalkosten für zusätzlichen Sy-

stemadministrator: 108.000 DM proJahr.

Einsparungspotentialedes Informationssystems

Die Einsparungspotentiale, die durchdie kombinierte RIS-PACS-Lösung reali-sierbar sind, ergeben sich durch gerin-gere laufende Kosten einer digitalen Ar-beitsumgebung, wenn sie mit der kon-ventionellen Arbeitsweise verglichenwird. Durch den Wegfall von alternati-ven Investitionskosten, z.B. im Bereichvon Filmentwicklungsgeräten, lassensich Einsparungen realisieren, ebensodurch Filmkosteneinsparungen. Einspa-rungseffekte durch veränderte Prozeß-abläufe in der Klinik führen zu Perso-nalkapazitätsgewinnungen in den Perso-nengruppen MTRA, überweisende Ärz-te, Pflegepersonal, Sekretariate und Ar-chivpersonal. Darüber hinaus hat diebeschriebene RIS-PACS-Konfigurationin anderen mittleren und großen Kran-kenhäusern zu einer Patientenverweil-dauerverkürzung von ca. 0,1–0,3 Tagengeführt. Um der großen Unsicherheitbei diesem Wertebereich gerecht zu wer-

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Tabelle 1

Vorgesehene RIS-PACS-Funktionalitäten

Beteiligte Systeme Funktion

KIS/RIS/Archiv Prefetching von Voraufnahmen aus Langzeitarchiv auf schnellen Bildcachebeim Zugang zum Klinikum

RIS/Digital/Archiv Digitalisierung von analogen Altaufnahmen beim Zugang zum Klinikum

Stationssysteme/ Auf Anforderung Voruntersuchungslisten,Vorbefunde und befundrelevanteRIS/Archiv Voraufnahmen auf Stationen/in Ambulanzen

RIS Zentrale Terminvergabestelle

Stationssysteme/RIS Elektronische Terminvereinbarung für radiologische Untersuchungen

RIS/Transport- Dynamische, automatische Übermittlung von Untersuchungsterminen,dienstsystem auch aktualisierte bei verschobenen bzw. bei länger dauernden vorherigen

Untersuchungen im gleichen Raum

Stationssysteme/RIS Elektronische Untersuchungsanforderungen (order entry)

RIS Steuerstellen: Manuelle Untersuchungsanforderungen erfassen

RIS/Archiv/PACS Prefetching von relevanten Voraufnahmen vom Bildcache auf PACS-Befundungsworkstation

RIS „Patient tracking“

RIS/Modalitäten Gerätebezogene Arbeitsplatzlisten mit Patientendaten an Untersuchungs-geräten

RIS Leistungserfassung am Arbeitsplatz der MTRA

RIS/Transportdienst- Übermittlung Status „Patient fertig“ an Transportdienstsystemsystem

RIS Diverse Arbeitslisten, wie z.B. für die Befundung durch Radiologienfür Schreibkräfte, für die Befundfreigabe

RIS Vorbefunde einsehen

PACS Bildbefundung am Monitor, einschließlich Einsehen von vorgeladenenVoraufnahmen und Markieren von befundrelevanten Einzelbildern

RIS Befunderfassung direkt ins RIS über Diktatfiles und/oder Befundungssyste-me, später auch über Spracherkennung

PACS Autorouting von Bildern und Befunden zur Klinikkonferenz in Demonstra-tionsräumen

RIS Befunddiktaterfassung im Schreibbüro über Standardtextverarbeitungs-systeme PACS/Archiv Automatisches Archivieren von neuen Originalbildernund nachverarbeiteten Bildern in das zentrale Bildarchiv

PACS/RIS/Stations- Autorouting von neuen Befunden und neuen markierten Einzelbildern an systeme anfordernde Stelle

RIS Online-Auslastungsmonitoring der Abteilung(en)

RIS KV- und Gutachtenabrechnungen Privatliquidation

RIS/KIS Übermittlung von Leistungsdaten an KIS für interne Leistungsverrechnungen

RIS Regelmäßige Standardstatistiken

RIS Spezielle Auswertungen für Vorträge und wissenschaftliche Arbeiten

RIS Performante Volltextrecherchen in Radiologiebefunden

RIS/PACS Aufbau von Bildlehrarchiv

KIS/RIS Schnittstellen für regelmäßige Krankenhaustammdatenübernahme ausdem KIS

KIS/RIS/Archiv Entlassungsmeldung vom KIS veranlaßt ein zusammenhängendes Archivie-ren aller Bilder des Patienten vom Cache ins Langzeitarchiv und Löschen derBilder vom Cache

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den, wurde in der Kalkulation ein kon-servativer Wert von 0,1 Tag berücksich-tigt [12, 13].

Folgende Einsparungspotentiale er-geben sich nach der Einführung vonRIS/PACS:

● Filmeinsparungen: ca. 1,3 Mio.pro Jahr;

● alternative Investitionskosten:240.000 DM;

● Personalkapazitätsgewinnung:ca. 1,4 Mio. pro Jahr;

● Prozeßkosteneinsparungen:ca. 100.000 DM pro Jahr.

Die Wirtschaftlichkeitsanalyse unter-scheidet 3 Gruppen (Tabelle 2). Die1. Gruppe, „Gemeinsame Variable“, be-zieht sich auf beide, die konventionel-le und die digitale Arbeitsweise. Die2. Gruppe, „Informationssystem“, ent-hält notwendige Parameter der digitalenRIS-PACS-Arbeitsumgebung. Die Va-riable „konventionell“ enthält Parame-ter, die sich auf einen Radiologiebetriebohne RIS/PACS beziehen.

Probleme bei der Realisierungvon Einsparungspotentialen

Bei der Wirtschaftlicheitsanalyse wer-den lediglich Einsparungspotentiale dar-gestellt. Es wird allerdings keine Aussa-ge darüber getroffen, ob und mit wel-cher Wahrscheinlichkeit bzw. in welcherHöhe diese Potentiale von der Klinikumgesetzt werden können. Ein Hinder-nis bei der Realisierung von Potentialenkann die Umsetzung der Personalkapa-zitätsgewinnung darstellen. In vielenKliniken gerade in Deutschland wirddas Potential nur durch natürliche Fluk-tuation realisierbar sein. Einsparungs-potentiale im Personalbereich solltenalso in den ersten Jahren mit geringe-ren Werten angenommen werden als inden Folgejahren der Systemnutzung.Weiterhin ist es u.U. schwierig, Filmein-sparungen bereits im 1. Jahr in vollerHöhe umzusetzen, da sich die Mitarbei-ter erst an die Systemnutzung gewöh-nen müssen und Radiologen und an-fordernde Ärzte die Befundung bzw.Betrachtung von Röntgenbildern am

Ergebnisdarstellung

Abb. 5 zeigt die Amortisationsentwick-lung des Investments mit abdiskontier-ten (realen) Werten. Es ist deutlich zuerkennen, daß sich bei Berücksichti-gung aller Einsparungspotentiale dasInvestment nach ca. 4 Jahren refinan-ziert. Nach 8 Jahren Nutzung wirdvoraussichtlich ein Kapitalwert von10.322.359,- DM erreicht. Dem Klini-kum würden durch ein Investment inein RIS-PACS-System nach 8 JahrenNutzung also zusätzliche finanzielleMittel in Höhe von ca. 10 Mio. DM zurVerfügung stehen.

Abb. 6 zeigt die Investitionskostenund die laufenden Kosten der konven-tionellen Variante sowie die der digita-len Arbeitsumgebung (RIS/PACS) übereinen Zeitraum von 8 Jahren. Obwohldie Investitionskosten des Informati-onssystems ca. 10mal höher sind als beiFortführung der konventionellen Ar-beitsweise, ergeben sich auf die gesamteLaufzeit gesehen erhebliche Kostenvor-teile (Abb. 6).

Abb. 4 m Auf- und Abzinsung bei dynamischen Investitionsrechen-verfahren

Tabelle 2

Eingabeparameter der dynamischen Wirtschaftlichkeitsanalyse

Gemeinsame Variablen Variable „konventionell“Arbeitstage pro Jahr 250 Raumkosten Filmarchiv pro Jahr [DM] 76.270Investitionskosten je m2 [DM] 5.000 Kosten für Filmregale pro Jahr [DM] 61.217Jahreszinssatz [%] 6,0% Alternative Investitionskosten für 8 Jahre [DM] 239.698Inflation [%] 3,0% Wartungskosten alternative Investitionskosten pro Jahr [%] 8%

Filmkosten gesamt je Filmblatt [DM] 3,40Variable „Informationssystem“ Filmkosteninflation pro Jahr [%] 0%Investment-PACS-RIS-Hard- und -Software [DM] 9.000.000 Opportunitätskosten RIS [DM] 1.250.680Engineering, Schulung, Inbetriebnahme [DM] 950.000 Wartungskosten RIS pro Jahr [%] 8,0%Wartungkosten 1. Jahr (in % des Investments) 0,1% Zusätzliche Filme [%] 4,5%Wartungskosten Folgejahre (in % des Investments) 8,0% Kosten pro Beschäftigten und Jahr [DM] 80.000Restanteil Film [%] 5,38% Mehrpersonal/10.000 Untersuchungen und Jahr [Stellen] 1,04Preis je 5 1/4′′ WORM [DM] 180 Anzahl der Fallpauschalen pro Jahr 6932Physikalische Speicherkapazität WORM in GB 1,0 Anteil des variablen Kosten am Tagespflegesatz [DM] 148,5WORM-Preissenkung pro Jahr [%] 20% Verweildauer konentionell [Tage] 8,97Verlustfreier Kompressionsfaktor 2,5 Verweildauer PACS [Tage] 8,87Online-Dauer der digitalen Bilder [Monate] 60Fläche/TB (12 kleine/4 große Jukeboxen) online in m2 15Fläche/TB (700 optical disks) offline in m2 2Anteil MR-Bilder mit 512er Matrix [%] 70%

Alle Preisangaben inklusive 16% MWST

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Monitor erlernen müssen. Es wird invielen Projekten daher im 1. Jahr undevtl. in Folgejahren zu einem höherenRestfilmanteil kommen, der ebenfallsin der Kalkulation berücksichtigt wer-den muß.

Zum Problem des konstanten Ver-laufs der Realisierungsgrade der Ein-sparungen in der Wirtschaftlicheits-analyse kommt hinzu, daß Einsparungs-potentiale sowie Kostenfaktoren an sichschwer zu quantifizieren sind und oftnur Best-case- und Worst-case-Berech-nungen durchgeführt werden können.

An diesem Punkt setzt die im fol-genden beschriebene Risikoanalyse an.Sie versucht, genau diese Unsicherhei-ten in das Entscheidungsmodell mit ein-fließen zu lassen. Mit der Risikoanalysewird versucht, für jedes Einsparungs-potential (z.B. Film) und jeden Kosten-faktor (z.B. Restfilm) in jedem Nut-zungsjahr ein Szenario festzulegen, dasdie Eintrittsmöglichkeiten der einzel-

analyse ist es, zu untersuchen, zu wel-chem Zeitpunkt Einsparungen in wel-cher Höhe und mit welcher Wahrschein-lichkeit realisiert werden können undsomit dem Entscheidungsträger erhöh-te Sicherheit bei der Investitionsent-scheidung zu geben [4, 10].

Bei der Risikoanalyse wird folgen-dermaßen vorgegangen: Zunächst wer-den diejenigen Inputgrößen ausgewählt,die als unsicher angesehen werden kön-nen. Bei einer RIS-PACS-Investition sinddies: alternative Investitionskosten; al-ternative Wartungskosten; Archivko-sten; Personalkosten; Filmkosten undKosten für digitale Speichermedien.

Im 2. Schritt werden die Eintritts-wahrscheinlichkeiten und Realisierungs-möglichkeiten für die Inputgrößen ab-geschätzt. So werden z.B. Personalka-pazitätsgewinnungen durch eine digi-tale Arbeitsumgebung in den erstenJahren der Nutzung schwerer zu reali-sieren sein als in späteren Jahren.Durch Gespräche mit den Entschei-dungsträgern des Klinikums werdenAbschätzungen über den Verlauf derRealisierungen vorgenommen. Dazusind für sämtliche Einsparungspoten-tiale und Kostenfaktoren, die als unsi-cher identifiziert werden, für jedes JahrMinimal- und Maximalwerte erfragtworden, die auf jeden Fall bzw. höch-stens erreicht werden können. Für alleWerte, die innerhalb dieser Grenzenliegen, wird eine Verteilungsfunktionfestgelegt, die die Eintrittswahrschein-lichkeiten der einzelnen Variablen ambesten beschreibt. Bei den Wahrschein-lichkeitsverteilungen kann es sich umdiskrete oder um kontinuierliche Ver-teilungen handeln. Diskrete Zufallsva-riablen sind dadurch gekennzeichnet,daß sie nur endlich oder abzählbar vie-le Wert annehmen können [3]. Bei kon-tinuierlichen Verteilungen kann es sichz.B. um eine Normal-, β-, Dreiecks-oder Trapezverteilung handeln. Cha-rakteristisch für eine kontinuierliche

nen Werte am besten beschreibt. Das Er-gebnis der Risikoanalyse stellt somit dasrealistische Abbild aller Entwicklungs-möglichkeiten des Investments dar [5].

Dynamische Risikoanalyse

Für Investitionsvorhaben, die über einelängere Nutzungsdauer betrachtet wer-den, gilt grundsätzlich, daß Ungewiß-heit darüber besteht, wie Einsparungenbzw. Ein- und Auszahlungen in der Zu-kunft verlaufen werden. Ziel der Risiko-

Abb. 5 m Dynamische Amortisationsrechnung einer RIS-PACS-Lösung

Abb. 6 m Barwertvergleich der Kosten konventionell vs. RIS/PACS

Abb. 7 c Wahrscheinlichkeits-verteilung des Kapitalwerts nach

Simulation

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Der Radiologe 4·99 | 267

Verteilungsfunktion ist ihr gleichmä-ßiger Kurvenverlauf [6, 8].

In dieser Phase der Risikoanalysewird die eigentliche Simulation mit Hil-fe des sog. Monte-Carlo-Verfahrens [5,6] durchgeführt. Dabei werden mehrere1000 Kapitalwerte mit Zufallszahlen,de-ren Häufigkeit durch die angegebenenWahrscheinlichkeitsverteilungen beein-flußt werden, ermittelt. Im konkretenBeispiel wurde eine Normalverteilungangenommen, die durch die Angabevon Minimal- und Maximalwerten be-grenzt ist.

Aus den hiermit ermittelten Zah-len wird eine zusammenfassende Wahr-scheinlichkeitsverteilung ermittelt, diealle Ergebnisse in einer Grafik darstellt.

Diese zusammenfassende Grafik istaus Abb. 7 zu entnehmen. Der Mittelwertin diesem Beispiel beträgt rund 1,4 Mio.DM,der minimal zu erwartende Kapital-wert 483.360,- DM und der maximal er-reichbare Kapitalwert 2.316.456,- DM.Hierbei läßt sich ablesen, daß ein Verlustin diesem konkreten Beispiel nicht zu er-warten ist.Die Wahrscheinlichkeit für ei-nen positiven Kapitalwert (Kapitalwert≥483.360,- DM) beträgt 100%.

Dennoch ist festzuhalten, daß sichzwischen den Ergebnissen der Wirt-schaftlichkeits- und der Risikoanalyseerhebliche Differenzen ergeben. Diese

Resümee

Die beispielhafte Wirtschaftlichkeits-analyse für ein auf eine Universitätskli-nik zugeschnittenes PACS zeigt positi-ve qualitative und monetäre Effekte desSystems. Auch bei einer konservativenEinschätzung der Realisierungsgradeder Einsparungspotentiale in der Risi-koanalyse erscheint die Investition fürden Entscheidungsträger vorteilhaft,da unter den vorgenommenen Annah-men ein positiver Kapitalwert mit ei-ner Wahrscheinlichkeit von 100% zuerwarten ist. Der minimale Kapital-wert, der mit dem Investment realisiertwerden kann, beläuft sich auf 400.000DM, der maximale Kapitalwert beträgt2,3 Mio. DM. Hieraus ist ersichtlich,daß selbst bei schlechter Realisierbar-keit der Einsparung kein Verlust durchdas Investment nach Ablauf der Nut-zungsdauer zu erwarten ist. Festzuhal-ten bleibt jedoch, daß die Investitions-summe stark von der Konfigurationdes Gesamtsystems abhängt und auchdie Höhe der Einsparungspotentialevon der individuellen Situation derKlinik beeinflußt wird. Somit sind dieErgebnisse der Studie nur beschränktverallgemeinerbar.

Differenzen fallen je nach Größe desKrankenhauses und je nach Umset-zungsstrategie sehr unterschiedlich ausund sollten für jedes Haus individuellermittelt werden.

Der gesamte Ablauf der Risikoana-lyse ist noch einmal zusammenfassendin Abb. 8 dargestellt.

Der hier betrachtete Zeitraum um-faßt lediglich die Nutzungsdauer einesRIS-PAC-Systems von 8 Jahren. Da sichdie Einsparungspotentiale in den Folge-jahren jedoch wesentlich leichter reali-sieren lassen, macht auch eine Betrach-tung der 2.und 3.PACS-Generation Sinn.

Monetäre Effektein der Langzeitbetrachtung

Im vorangegangenen Kapitel wurde dieProblematik bei der Realisierung vonEinsparungspotentialen eines PACSdeutlich. Werden jedoch auch die Nut-zungszeiträume nach Ablösung des er-sten Systems betrachtet, zeigen sich we-sentlich höhere Einsparungspotentialeals vielleicht zunächst angenommen.Eine schrittweise Erhöhung der Einspa-rungspotentiale über die Jahre muß inder 2. PACS-Generation nicht mehr hin-genommen werden. Alle Einsparungs-potentiale können sofort in der gesam-ten Höhe realisiert werden.

Abb. 8 m Ablaufdarstellung einer simulativen Risikoanalyse

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| Der Radiologe 4·99268

C.R. Becker · M. Schätzl · U.J. Schoepf · R. Brüning · M.F. Reiser · Institut

für Radiologische Diagnostik der Ludwig-Maximilians-Universität München,

Klinikum Großhadern

Technische Grundlagenund Akquisitionsbedingungender Elektronenstrahl-Computertomographie

Radiologe (1998) 38:987–992

ladenen Anode erzeugt wer-den, werden beim EBCT Elek-tronen mit einer Elektronen-kanone in einem Vakuumfeldzunächst beschleunigt, dannfokussiert und gezielt auf einenvon vier hintereinander ange-ordneten ungeladenen Wolf-ram-Targetringen ausgelenkt(Abb. 1a).“

Auf Seite 987 muß der Satz imzweiten Abschnitt unter derÜberschrift „Konstruktions-prinzip“ korrekt lauten:

„Im Gegensatz zum konven-tionellen CT, bei dem Rönt-genstrahlen in einer Röntgen-röhre durch Abbremsung vonElektronen in einer positiv ge-

Errata

Sprunggelenk

Radiologe, Band 39, Heft 1

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Verfahr 169:99–104

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Danish hospital discovers cost/benefit ofPACS. Diagnostic Imaging Europe, Laguna

Beach

Leider wurde im Heft 1/99 von DER RADIOLOGE versäumt, HerrnProfessor M. Breitenseher als Ko-Redakteur des Heftes mit demSchwerpunkt „Sprunggelenk“ zu nennen.

Wir bitten dieses Versehen zu entschuldigen!


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