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Wir sind 7 Milliarden · 2016-10-23 · Wir sind 7 Milliarden Auf den 31. Oktober dieses Jahres hat...

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Bulletin Nr. 62 Oktober 2011 www.ecopop.ch Abdruck mit Quellenangabe erwünscht VEREINIGUNG UMWELT VEREINIGUNG UMWELT UND BEVÖLKERUNG UND BEVÖLKERUNG ASSOCIATION ECOLOGIE ASSOCIATION ECOLOGIE ET POPULATION ET POPULATION WIR SIND 7 MILLIARDEN Auf den 31. Oktober dieses Jahres hat die UN-Bevölkerungsorganisation UNFPA den Tag berechnet, an wel- chem vorrausichtlich der siebenmilli- ardste Mensch geboren wird. Ein Freudenfest hoffentlich für die betref- fende Familie. Die Wahrscheinlichkeit aber, dass dieses Kind in prekären Verhältnissen aufwächst ist erschre- ckend gross: zwei von fünf Menschen leben in extremer Armut, einer von sieben leidet an chronischer Unterer- nährung. Ecopop gedenkt des histo- rischen Tages mit einer Foto-Ausstel- lung und einem Filmpodium in Bern. Höchste Zeit dem Menschenrecht auf Familienplanung weltweit zum Durch- bruch zu verhelfen! Prosperierende Menschheit Der Menschheit geht es gut! Zumindest wenn man vom Bevölkerungswachstum ausgeht, hatten wir noch selten eine so produktive Phase. Den Sprung von der sechsten zur siebten Milliarde haben wir in nur 12.5 Jahren geschafft! Noch immer wächst die Menschheit täglich um 220’000 Menschen, jährlich werden wir 80 Millionen mehr. Die Herausforderung diesen Neuge- borenen künftig ein menschwürdiges Le- ben bieten zu können sind enorm. Ecopop fordert, zusammen mit anderen Bevölke- rungsorganisationen, schon lange eine Trendumkehr beim Bevölkerungswachs- tum. Leider mit wenig Erfolg. In den 40 Jahren seit der Gründung von Ecopop ist die Menschheit nochmals um drei Milliar- den gewachsen! Demografen auf dem Supertanker «Der Peak Zuwachs sei erreicht!» mit dieser frohen Botschaft hausieren derzeit diverse Demografen. Der Blick auf die gesamte Bevölkerungszahl wird so völlig vernebelt. So wurde Ecopop schon diverse Male (WoZ, Greenpeace-Magazin) mit der Aus- sage von Gérard-François Dumont, Geo- grafieprofessor an der Pariser Sorbonne konfrontiert. Er beschwichtigt, die Wachs- tumsraten gingen dramatisch zurück, spricht sogar schon von ganzen Landstri- chen, welche sich entvölkern. In die gleiche Kerbe schlägt auch der Zürcher Kinderarzt, Prof. Remo Largo, welcher im «Magazin» (Tagesanzeiger vom 23.9.11) moniert, der Schweiz fehlen 1.1. Millionen Kinder. Gleichzeitig korrigierte die UNFPA die Be- völkerungsprognose im Mai dieses Jahres erneut nach oben. Im Jahr 2050, also in einer Zeit, welche zumindest unsere Kinder noch erleben, wird die Zahl von 9.2 Milliar- den Menschen erreicht (mittleres Szenario, siehe Grafik unten). Gleichzeitig ist ein Faktum, dass heute in Ländern mit hohen Zuwachsraten ein Viertel der Bewohner unter 15 Jahre alt ist. Wieviele Kinder diese dereinst haben werden, kann heute noch kaum zuverlässig vorausgesagt werden. Wie schnell der kaum mehr steuerbare Su- pertanker «Weltbevölkerung» seine Fahrt verlangsamt steht, noch weitgehend in den Sternen. Es hat genug Nahrung für alle! Zuerst eine gute Nachricht: Wie in einer ausführlichen Studie aus dem Jahr 2009 mit dem Titel «Eating the Planet: Feeding and fuelling the world sustainably, fairly and humanely – a scoping study» darge- legt wird, könnten mit einer im Wesentli- chen biologisch geführten Landwirtschaft bis 2050 die erwarteten 9.2 Milliarden Menschen vermutlich ernährt werden. Im Film «Hunger – genug ist nicht genug» (siehe Seite 3) geht Jean Ziegler sogar da- von aus, dass es für 12 Milliarden reichen würde, man müsste die vorhandene Nah- rung nur besser verteilen! Die oben erwähnte Studie ist reich unter- legt mit Daten, methodisch sauber und breit abgestützt, und zieht einen positiven Schluss. Angesichts der über die nächsten 50 Jahre linear fortgeführten Ertrags- steigerungen, den Erklärungen über die erwarteten Entwicklungen oder den Aus- führungen zu den noch nicht voll erschlos- Zweckoptimist: Jean Ziegler Bevölkerung in Mrd. durchschnittliche Wachstumsrate in Prozent 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 55 1950 60 65 70 75 80 85 90 95 2000 05 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Jahr 1,8 1,8 1,9 2,0 1,9 1,8 1,8 1,8 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 2,53 2,76 3,02 3,33 3,69 4,06 4,44 4,85 5,29 5,71 6,12 6,51 6,91 7,70 7,50 7,24 7,86 7,97 8,02 8,02 7,96 7,37 7,85 8,32 8,76 9,18 9,61 10,04 10,46 8,57 8,80 9,00 9,15 mittlere Entwicklungsprognose niedrige Entwicklungsprognose durchschnittl. Wachstumsrate in Prozent hohe Entwicklungsprognose 7,30 7,67 8,01 8,31 Bevölkerungsentwicklung 1950 bis 2050 Bevölkerung in absoluten Zahlen und Wachstumsrate pro Jahr in Prozent, weltweit 1950 bis 2050. Quelle: UN/DESA: World Population Prospects: The 2008 Revision, (Stand Mai 2010). Bundeszentrale für politische Bildung, 2010, www.bdp.de.
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Page 1: Wir sind 7 Milliarden · 2016-10-23 · Wir sind 7 Milliarden Auf den 31. Oktober dieses Jahres hat die UN-Bevölkerungsorganisation ... Ecopop gedenkt des histo-rischen Tages mit

Bulletin Nr. 62 Oktober 2011 www.ecopop.ch Abdruck mit Quellenangabe erwünscht

VEREINIGUNG UMWELTVEREINIGUNG UMWELTUND BEVÖLKERUNGUND BEVÖLKERUNG

ASSOCIATION ECOLOGIEASSOCIATION ECOLOGIEET POPULATIONET POPULATION

Wir sind 7 MilliardenAuf den 31. Oktober dieses Jahreshat die UN-Bevölkerungsorganisation UNFPA den Tag berechnet, an wel-chem vorrausichtlich der siebenmilli-ardste Mensch geboren wird. Ein Freudenfest hoffentlich für die betref-fende Familie. Die Wahrscheinlichkeit aber, dass dieses Kind in prekären Verhältnissen aufwächst ist erschre-ckend gross: zwei von fünf Menschen leben in extremer Armut, einer von sieben leidet an chronischer Unterer-nährung. Ecopop gedenkt des histo-rischen Tages mit einer Foto-Ausstel-lung und einem Filmpodium in Bern. Höchste Zeit dem Menschenrecht auf Familienplanung weltweit zum Durch-bruch zu verhelfen!

Prosperierende MenschheitDer Menschheit geht es gut! Zumindest wenn man vom Bevölkerungswachstum ausgeht, hatten wir noch selten eine so produktive Phase. Den Sprung von der sechsten zur siebten Milliarde haben wir in nur 12.5 Jahren geschafft! Noch immer wächst die Menschheit täglich um 220’000 Menschen, jährlich werden wir 80 Millionen mehr. Die Herausforderung diesen Neuge-borenen künftig ein menschwürdiges Le-ben bieten zu können sind enorm. Ecopop fordert, zusammen mit anderen Bevölke-rungsorganisationen, schon lange eine Trendumkehr beim Bevölkerungswachs-tum. Leider mit wenig Erfolg. In den 40 Jahren seit der Gründung von Ecopop ist die Menschheit nochmals um drei Milliar-den gewachsen!

Demografen auf dem Supertanker«Der Peak Zuwachs sei erreicht!» mit dieser frohen Botschaft hausieren derzeit diverse Demografen. Der Blick auf die gesamte Bevölkerungszahl wird so völlig vernebelt. So wurde Ecopop schon diverse Male (WoZ, Greenpeace-Magazin) mit der Aus-sage von Gérard-François Dumont, Geo-grafieprofessor an der Pariser Sorbonne konfrontiert. Er beschwichtigt, die Wachs-tumsraten gingen dramatisch zurück, spricht sogar schon von ganzen Landstri-chen, welche sich entvölkern. In die gleiche Kerbe schlägt auch der Zürcher Kinderarzt,

Prof. Remo Largo, welcher im «Magazin» (Tagesanzeiger vom 23.9.11) moniert, der Schweiz fehlen 1.1. Millionen Kinder.Gleichzeitig korrigierte die UNFPA die Be-völkerungsprognose im Mai dieses Jahres erneut nach oben. Im Jahr 2050, also in einer Zeit, welche zumindest unsere Kinder noch erleben, wird die Zahl von 9.2 Milliar-den Menschen erreicht (mittleres Szenario, siehe Grafik unten). Gleichzeitig ist einFaktum, dass heute in Ländern mit hohenZuwachsraten ein Viertel der Bewohner unter 15 Jahre alt ist. Wieviele Kinder diese dereinst haben werden, kann heute noch kaum zuverlässig vorausgesagt werden. Wie schnell der kaum mehr steuerbare Su-pertanker «Weltbevölkerung» seine Fahrt verlangsamt steht, noch weitgehend in den Sternen.

Es hat genug Nahrung für alle!Zuerst eine gute Nachricht: Wie in einer ausführlichen Studie aus dem Jahr 2009 mit dem Titel «Eating the Planet: Feeding and fuelling the world sustainably, fairly and humanely – a scoping study» darge-legt wird, könnten mit einer im Wesentli-chen biologisch geführten Landwirtschaft

bis 2050 die erwarteten 9.2 Milliarden Menschen vermutlich ernährt werden. Im Film «Hunger – genug ist nicht genug» (siehe Seite 3) geht Jean Ziegler sogar da-von aus, dass es für 12 Milliarden reichen würde, man müsste die vorhandene Nah-rung nur besser verteilen!Die oben erwähnte Studie ist reich unter-legt mit Daten, methodisch sauber und breit abgestützt, und zieht einen positiven Schluss. Angesichts der über die nächsten 50 Jahre linear fortgeführten Ertrags-steigerungen, den Erklärungen über die erwarteten Entwicklungen oder den Aus-führungen zu den noch nicht voll erschlos-

Zweckoptimist: Jean Ziegler

Bevölkerungin Mrd.

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1,8 1,8 1,9 2,0 1,9 1,8 1,8 1,81,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3

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mittlere Entwicklungsprognose

niedrige Entwicklungsprognose

durchschnittl. Wachstumsrate in Prozent

hohe Entwicklungsprognose

7,30 7,67 8,01 8,31

Bevölkerungsentwicklung 1950 bis 2050Bevölkerung in absoluten Zahlen und Wachstumsrate pro Jahr in Prozent, weltweit 1950 bis 2050.

Quelle: UN/DESA: World Population Prospects: The 2008 Revision, (Stand Mai 2010). Bundeszentrale für politische Bildung, 2010, www.bdp.de.

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senen Nutzungspotentialen, beschleicht einen dabei aber ein ungutes Gefühl:Die auf FAO-Zahlen gestützten Ertrags-steigerungsprognosen, welche den Verlauf zwischen 1961 und 2000 auf die folgenden 50 Jahre linear fortsetzen, sind beein-druckend optimistisch. Unter Agronomen ist klar, dass die Ertragssteigerungspoten-tiale im Westen bereits weitgehend aus-geschöpft sind, ebenso in Indien, China, Japan und anderen dicht besiedelten Län-dern. Es scheint fragwürdig, alleine auf-grund besserer Anbautechnik in den übri-gen Gebieten eine weltweite Ertragssteige-rung von 54 % anzunehmen.

Beunruhigende neue Studieder UNEPAuch die Auswirkungen des Klimawandels auf die künftige Nahrungsmittelproduktion sind noch kaum absehbar. Die Hungerka-tastrophe am Horn von Afrika zeigt die Fol-gen ausbleibenden Regens mit aller Härte. Eine im Februar publizierte Studie der UN-Organisation für Umwelt (UNEP) warnt: schon im Jahr 2050 könnte die weltweite Nahrungsmittelproduktion bis zu einem Viertel zurückgehen. Schon jetzt wird eine weltweite Stagnation bei den Getreideern-ten verzeichnet, der Fischfang geht zurück. «Wir müssen in den kommenden 40 Jah-ren die gleiche Menge von Lebensmitteln herstellen wie in den letzten 8000 Jahren», sagte Jason Clay von der Umweltorganisa-tion World Wildlife Fund (WWF). Der Raub-bau der Landwirtschaft an den natürlichen Ressourcen der Erde könne so nicht wei-tergehen: «Derzeit vergeuden wir einen Li-ter Wasser, um eine Kalorie an Nahrung zu gewinnen.»Wenn sich der Trend fortsetze, «werden wir unseren Planeten bis 2050 nicht mehr wie-dererkennen», sagte Clay.

Knapp kalkulierte ReservenDamit eine biologische Landwirtschaft 9.2 Milliarden Menschen ernähren kann wird auch vorausgesetzt, dass der Fleischkon-sum pro Kopf stark abnimmt, und dass die

tägliche Energiezufuhr durchschnittlich um gut 10 % abnimmt, verglichen mit dem heutigen Konsum im Westen. Diese medi-zinisch zweifellos gesunde Annahme heisst aber ganz einfach Verzicht. Die heu-te Reichen müssen stark auf pflanzliche Ernährung umstellen, und die auf Wohl-stand hoffenden Armen werden ihr Ideal von einer fleischreichen Ernährung nicht umsetzen können. Die Menschen nutzen schon heute 75 % der Erdoberfläche. Nur kleine naturbelas-sene Flächen sind noch frei. Ist es wün-schenswert die irdische Biokapazität ma-ximal für den Menschen auszunutzen? Soll praktisch die ganze belebte Natur einge-spannt werden in die Nahrungs- und Roh-stoffbedürfnisse des Menschen? Das ist zuerst einmal eine ethische Frage. Aber es ist auch eine Risikofrage. Wir lassen, mo-dellhaft fokussiert auf Erwartungswerte, in trügerischer Sicherheit eine Weltbevölke-rung zu, welche an die agronomischenLimiten des Planeten stösst. Dabei wirdignoriert, dass die Natur starken lokalen, aber auch globalen Schwankungen unter-liegt. In schlechten Zeiten fehlt dann der ökologische Puffer, in der Folge werden existentielle Verteilungskämpfe viel Elend bewirken.

Familienplanung zu fordernist nicht NeokolonialismusEcopop wurde vorgeworfen, Familien-planung zu fordern sei Neokolonialismus. Tatsächlich ist es nicht Ecopop, welche freiwillige Familienplanung verlangt, son-dern die Weltgemeinschaft formulierte an-lässlich der UN-Konferenz von 1968 inTeheran freiwillige Familienplanung als grundlegendes Menschenrecht. Der Origi-naltext auf Englisch lautet, «…couples have a basic human right to decide freely and responsibly on the number and spacing of their children…». Auf Deutsch: Paare ha-ben das grundlegende Menschenrecht, frei und verantwortlich über Zahl und zeitli-chen Abstand ihrer Kinder zu entscheiden.Diesem über 40 Jahre alten Text ist nichts hinzuzufügen. Es bleibt höchstens be-schämend anzumerken, dass wir inder Entwicklungszusammenarbeit dieses Menschenrecht auch heute noch vernach-lässigen. Wie unsere Mütter und Gross-mütter die Verhütungsmittel vor 50 Jahren als eine grosse Befreiung willkommen hiessen, sowenig sollten wir dieses Recht den ärmsten Frauen dieser Welt vorenthal-ten. Zweifellos liesse sich damit viel per-sönliches Elend vermeiden, und langfristig tun wir der Erde und uns allen einen gros-sen Gefallen. Wenn die Geburtenraten und der Bevölkerungsdruck sinken, geht esallen besser: den Müttern, den Kindern, und auch den Männern. Jeder Franken für die Familienplanung vervielfacht seineWirkung, lindert die Armut und fördert so einen nachhaltigen Wohlstand. In derHoffnung, dass auch der siebenmilliardste Mensch dereinst in Würde leben kann!

Quellen:http://www.ciwf.org.uk/includes/documents/cm_docs/2009/e/eating_the_planet_full_report_nov_2009.pdfFood Security: The Challenge of Feeding 9 Billion, H. Charles J. Godfray, et al., Science 327, 812. 2010.Population Dynamics and Climate Change. EDITED BY: José Miguel Guzmán, George Martine, Gordon McGranahan,Daniel Schensul, Cecilia Tacoli. IIED, International Institute for Environment and Development. UNFPA. 2009. ISBN: 978-0-89714-919-8.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bev%C3%B6lkerungswachstum#Historische_Entwicklung

Staat Bevölkerungszahl(in Tausend)

Wachstumsrate(in %)

Fruchtbarkeit(Geburten pro Frau)

Zuwachs(Tausend pro Jahr)

Bangladesch 133.405 2,02 3,6 2.695Brasilien 172.564 1,24 2,2 2.140China 1.279.200 0,73 1,8 9.338Indien 1.033.390 1,51 2,6 15.604Indonesien 213.638 1,26 2,4 2.692Mexiko 99.415 1,45 2,6 1.442Nigeria 129.881 2,53 5,6 3.286Pakistan 141.450 2,44 5,2 3.451Philippinen 77.015 2,36 3,4 1.818Vietnam 79.527 1,35 2,3 1.074

Bevölkerungszahlen der zehn grössten Entwicklungs- und Schwellenländer

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fragen an die expertinnen

Die Mitglieder der Umweltvereinigung Ecopop würden ger-ne nach dem Film die folgenden Fragen mit den Teilneh-mern diskutieren:1) Die Zahl der Hungernden hat zwar relativ abgenommen, noch

nie in der Geschichte der Menschheit waren aber so viele Men-schen (> 1 Milliarde) unterernährt. Im Film wird behauptet, die Erde könnte 12 Milliarden Menschen ernähren. Gleichzeitig nimmt der weltweite Fleischkonsum zu und immer mehr Acker-fläche wird für Agrotreibstoff verwendet. Zudem degradieren immer mehr wertvolle Ackerböden.Ist es nicht fahrlässig, die Botschaft «es hat genug für alle, wir müssen es nur besser verteilen» zu verbreiten? Woher kommt der Optimismus, dass in nächster Zeit eine gerechtere Vertei-lung stattfinden könnte?

2) Ein Grossteil der Hungernden sind Opfer von Landflucht. Sie geben die Landwirtschaft auf, ziehen in die Städte, verelenden dort in Arbeitslosigkeit und leiden unter dem Zerfall der Famili-en- und Dorfstrukturen. Gleichzeitig fordert der Weltagrarrat, dass die kleinräumige, naturnahe Landwirtschaft gefördert wird und sich damit die Produktion steigern liesse. Wo liegen die Ur-sachen dieser Landflucht? Wo sehen sie hier den Handlungs-spielraum der Hilfswerke, dass diese Landflucht gestoppt wer-den könnte. Gibt es erfolgreiche Projekte?

Hunger – genug ist nicht genug.Ein Film von David Syz.Hunger, eines der schwerwiegendsten und komplexesten Proble-me unserer Zeit. Schätzungsweise 12 Milliarden Menschen könn-ten heutzutage ernährt werden. Trotzdem leiden eine Milliarde Menschen an Hunger. Wie ist das erklärbar?David Syz ist ehemaliger Schweizer Staatssekretär für Wirtschaft und Verwaltungsrat der Credit Suisse. Er war mitverantwortlich für die internationale Entwicklungspolitik. Auf einer weltweiten Spuren-suche geht er als Dokumentarfilmer Zusammenhängen und Lö-sungen nach. Und diese liegen gar nicht so weit entfernt.

Am 31. Oktober, so hat die UNO berechnet, kommt der siebenmilliardste Mensch zur WeltUm dieses historischen Ereignisses zu gedenken, veranstaltet Ecopop eine

Sonntag, 30. Oktober, Kino Cinématte, Wasserwerkgasse 7, Bern

filM-Matinée Mit podiuMsgespräch

EIN FILM VON DAVID SYZ

«Unsere Erde könnte

12 Milliarden Menschen ernähren.Doch alle 5 Sekunden stirbt ein Kind.

10.00 Uhr: Türöffnung, Empfang bei Kaffee und Gipfeli10.30 Uhr: Filmvorführung: Hunger – genug ist nicht genug.11.45 Uhr: Pause, Gelegenheit für kleinen Imbiss (Obst, Snacks und Kuchen)12.15 Uhr: Podiumsgespräch, Schluss der Veranstaltung ca. 13.00 Uhr

Teilnehmer Podium– Andreas Loebell, Gesundheitsexperte,

Health Policy Advisor, DEZA– Claudia Fuhrer, Projektverantwortliche Südafrika

und Fachverantwortliche Zugang zu Ressourcen, Fastenopfer (angefragt)

– Alec Gagneux, Entwicklungs-Dialoger, Vorstand Ecopop– Benno Büeler, Agronom und Finanz- und Versicherungs-

fachmann, Präsident IK Ecopop

Moderation: Hansjörg Ryser, Redaktor Bilanz

Eintritt KinoFür Ecopop-Mitglieder und Gönner gratis, (bitte den adres-sierten Brief vom Bulletin mitbringen), Andere: Fr. 16.–. Podium kostenlos. Mehr Informationen zum Film: www.cineman.ch

Anreise zum Kino Cinématte mit dem öffentlichen VerkehrBus Linie 12 bis Haltestelle Nydegg. Rechts vor der Brücke die hölzerne Nydeggtreppe hinunter gehen. Schräg vis-à-vis in die Wasserwerkgasse einbiegen. Die Cinématte folgt nachca. 250 Metern auf der linken Seite um die Hausecke der Nummer 7.

Fotos aus dem neuen Film von David Syz

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3) Statt immer mehr Nahrung für immer mehr Menschen zu produ-zieren, würde es nicht mehr Sinn machen, dass in erster Linie das Bevölkerungswachstum in den Ländern mit starkem Wachstum gebremst würde? Die Bevölkerung in Somalia hat sich in den letzten dreissig Jahren versechsfacht. Heute erleben wir eine unfassbare Hungertragödie. Warum wird hier nicht mehr Druck auf die Regierungen ausgeübt?

4) Viele Erfolge in der Entwicklungszusammenarbeit werden oft «neutralisiert» durch den Zuwachs der Bevölkerung. Was tun die die Schweizer Hilfswerke und das DEZA um das seit 1968 aner-kannte Menschenrecht auf freiwillige Familienplanung in ihren Projekten durchzusetzen? Gibt es beispielhafte Projekte, wo gibt es Erfolge auf diesem Gebiet?

5) In der laufenden Diskussion um die Initiative, wurde uns von ver-schiedenen Seiten vorgeworfen, freiwillige Familienplanung zu

fordern sei Neokolonialismus. Es geht um die Aufklärung und den ungehinderten Zugang zu Verhütungsmitteln und -techni-ken. Jede Frau soll selber entscheiden können, wann und wie viele Kinder sie gebären möchte. Dies wird scheinbar kritischer betrachtet als die Einführung von anderen «westlichen Errun-genschaften», z. B. von Computern, Handies, Demokratie. Wo sehen sie die Ansatzpunkte, um diesem Menschenrecht zum Durchbruch zu verhelfen? Was tut die schweizerische Entwick-lungszusammenarbeit zum Schutz von Frauen und Mädchen vor sexueller Gewalt? Wie könnte man Schwierigkeiten in der Akzeptanz, kulturelle, religiöse oder politische Vorbehalte gegen solche Massnahmen überwinden?

Die oben gestellten Fragen interessieren uns. Die Ge-sprächsführung ist aber Hansjörg Ryser, Redaktor Wirt-schaftsmagazin Bilanz, überlassen. Ob noch Fragen aus dem Publikum drin liegen, entscheidet die Gesprächsleitung.

Anlässlich der Geburt des sieben-milliardsten Menschen im Herbst 2011 beleuchtet die Posterausstellung un-terschiedliche Aspekte rund um das Zukunftsthema «Weltbevölkerung». Zu sehen sind 18 ausgewählte Fotografi-en des Magazins National Geographic Deutschland.

Wir sind 7 Milliarden – unsere Welt heuteWanderausstellung mit Start in Bern

Ein junges Mädchen, die ihre Hochzeit verweigerte. Foto: Stephanie Sinclair / National Geographic

Wir sind 7 Milliarden – unsereWelt heute

Die 13-jährige Sunil im indischen Rajasthan musste früh um ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpfen.

Elf Jahre war sie alt, als ihre Eltern sie verheiraten wollten. Sunil weigerte sich; sie drohte mit der Polizei.

Ihr Mut hatte Erfolg: sie geht weiterhin zur Schule!

Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht.

erkämpft

mit Fotografien vondurchgeführt von in Kooperation mit

Ein Teenager sitzt auf dem Bordstein in der Nähe eines Jugendclubs. Whitesburg, Kentucky, USA. Foto: Randy Olson / National Geographic

Wir sind 7 Milliarden – unsereWelt heute

Natürlich hat sie selber eine Meinung dazu, ob sie in den Jugendclub gehen will. Jugendliche in den USA erwarten mit

Selbstverständlichkeit, Spielraum für eigene Entscheidungen zu haben. Ob sie heute noch in den Club geht? Ob es eine gute Idee ist?

Das Recht auf Selbstbestimmung bedeutet auch Verantwortung für getroffene Entscheidungen.

Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht.

erwartet

mit Fotografien vondurchgeführt von in Kooperation mit

Die Poster sind auf dem Waisenhaus-platz frei zugänglich. Ecopop unter-hält einen Infostand. Ausstellung auf dem Unteren Waisenhausplatz (beim «Progr»-Gymnasium) in Bern vomSa., 29. Okt. bis Mo., 31. Okt. 2011. Pro-viso risches Datum, da die Druckrech-te noch nicht definitiv bestätigt wur-

den. Definitive Daten bitte im Internet unter www.ecopop.ch nachschauen.

Die 13-jährige Sunil im indischen Rajasthan musste früh um ihr Recht auf Selbstbe-stimmung kämpfen. Elf Jahre war sie alt, als ihre Eltern sie verheiraten wollten. Sunil weigerte sich; sie drohte mit der Polizei. Ihr Mut hatte Erfolg: sie geht weiterhin zur Schule!

Jugendliche in den USA erwarten mit Selbstverständlichkeit, Spielraum für eige-ne Entscheidungen zu haben. Ob sie heute noch in den Club geht? Ob es eine gute Idee ist? Das Recht auf Selbstbestimmung bedeutet auch Verantwortung für getroffe-ne Entscheidungen.

Dank!Ecopop hat diese Ausstellung als Leihgabe erhalten von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der der Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Die Druckrechte wurden uns freundlicher-weise zur Verfügung gestellt von National Geographic Deutschland. In Deutschland wurde die Ausstellung präsentiert vom Bun-desministerium für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung (BMZ).

MitmachenWer Interesse hat diese Ausstellung in sei-ner Region zu zeigen oder mal einen Tag lang für eine Unterschriftensammlung auf-zustellen, soll sich bitte bei uns melden! Die Drucke sind wetterfest und können prob-lemlos im Freien aufgestellt werden. Die Poster haben ein Format von 120 x 180 cm. Es sind neun, doppelseitig bedruckte Pla-katständer, welche auf hölzernen Stand-füssen stehen. Die Montage ist einfach. Auf Wunsch werden wir Ihnen die Poster-sammlung vorbeibringen und wieder ab-holen. Sie sorgen dafür, dass der infostand betreut ist und die Poster nicht zu lange unbeaufsichtigt herumstehen. Nachts wäre es von Vorteil, wenn die Poster wieder weggeräumt würden. Die Ausstellung eig-net sich für gut besuchte Fussgängerzo-nen mit genügend Platz. Bitte kümmern Sie sich rechtzeitig um eine Bewilligung bei ihrer Gemeinde.

InteressentInnen melden sich bitte bei:Sekretariat Ecopop, Andreas Thommen, Postfach 14, 5078 Effingen. Tel. 079 534 17 62 oder [email protected].

eine Welt voller gegensätzeSelbstbestimmung ist ein Menschenrecht.

Indien USA

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5 Bulletin Nr. 62 Oktober 2011 www.ecopop.ch

Die ausserordentliche Mitgliederver-sammlung vom 1. Oktober in Zürich hatte eigentlich nur ein wichtiges Trak-tandum: die weitere finanzielle Unter-stützung der Volksinitiative «Stopp der Überbevölkerung». Nach einer leb-haften Diskussion wurde der Antrag des Vorstandes, dem Initiativkomitee weitere Fr. 100‘000.– zur Verfügung zu stellen, ohne Gegenstimme ange-nommen.

Trotz prächtigem, fast sommerlichem Herbstwetter an diesem ersten Samstag im Oktober fanden sich an die 50 Perso-nen im Saal des Zürcher Glockenhofes ein. «Bei knapp 900 Mitgliedern ist dies ein sehr guter Wert», meinte gleich zu Beginn Interims-Präsident André Welti, welcher die Versammlung mit viel Witz und enga-gierten Voten leitete. Zuerst informierte

Benno Büeler, Präsident des Initiativkomi-tees über den Stand der Unterschriften-sammlung und über die bisherigen Aktivi-täten des Initiativkomitees. Danach prä-sentierte Andreas Thommen, Mitglied des Initiativkomitees und neuer, geschäftsfüh-render Sekretär von Ecopop die Reaktio-nen auf die Lancierung der Initiative in den Medien.

Marsch durch die InstitutionenIn der Folge entstand eine lebhafte Diskus-sion unter den Anwesenden, wie man die Anliegen von Ecopop noch besser verbrei-ten und so der Initiative zum Durchbruch verhelfen könnte. Allen Anwesenden war aber klar: die Initiative ist das bisher wich-tigste Projekt des Vereines und daher soll sie auch weiter gut alimentiert werden. Zu reden gaben die ablehnenden Haltun-gen und die zum Teil gehässigen Publikati-

onen in den Mitgliederzeitschriften von Pro Natura, WWF, Greenpeace. Der Konsens war hier, dass wir an einer gütlichen Beile-gung der Konflikte interessiert sind und un-seren Mitgliedern, welche ja oft auch bei diesen Organisationen Mitglieder sind, den «Marsch durch die Institutionen» empfeh-len. Bringen wir die Bevölkerungsfrage als einen wichtigen Faktor des gesamten Res-sourcenverbrauchs in den Mitgliederver-sammlungen zur Sprache. Melden wir uns als Mitglieder mit Leserbriefen und versu-chen wir so, die Stimmung in diesen gros-sen Verbänden zu beeinflussen!

Kassenstand gutAdrian Honegger, in seiner letzten Amts-handlung als scheidender Quästor, konnte sehr gute Zahlen der Vereinskasse präsen-tieren. Der Antrag des Vorstandes, dieUnterschriftensammlung mit weiteren 100‘000 Franken zu unterstützen, wurde daher ohne Gegenstimme und ohne Ent-haltung angenommen.

Starkes Zeichenan das InitiativkomiteeDieser Entscheid freute natürlich beson-ders die Mitglieder des Initiativkomitees, welche sich mit viel Herzblut für das Volks-begehren einsetzen. Benno Büeler, Präsi-dent des IK bedankte sich mit den Worten: «Das ist für mich ein beeindruckendes Re-sultat, welches ich so interpretiere: die Ecopop-Mitglieder wollen, dass wir vom Initiativkomitee Schub geben und mit aller Kraft versuchen, die nötigen Unterschriften zusammen zu bringen. Umgekehrt gesagt, wenn wir jetzt die Möglichkeiten nur halb-herzig nutzen, würden wir den Auftrag und das Vertrauen der Mitglieder nicht respek-tieren.» Daher möchte das Initiativkomitee neben den klassischen Sammelmethoden künftig vermehrt auch mit bezahlten, pro-fessionellen Unterschriftensammlern ar-beiten.

ecopop sagt ja zu Weiteren finanzMittelnfür die volksinitiative

Bericht von der ausserordentlichen Mitgliederversammlung vom 1. Oktober 2011 in Zürich

Wahlen und abstiMMungen: die topgelegenheit zur saMMlung von unterschriften!Wahlen und Abstimmungen bieten uns eine erstklassige Gelegenheit zum Sammeln von Unterschriften. Zwar stimmen die meisten Personen heute brieflich ab, diejenigen Stimmbürgerinnen welche aber noch zur Urne gehen genügen, um eine effiziente Sammlung durchzuführen. Vorteile: Die Personen stammen mit Sicherheit alle aus der gleichen Gemeinde und sie sind grundsätzlich an Politik interessiert!Ausdrücklich gestattet ist die Sammlung von Unterschriften vor den Urnenlokalen in den Kantonen AG und ZH. Natürlich gilt immer, dass die Stimmberechtigten in ihrer Wahl nicht behindert werden dürfen. Ausdrücklich verboten in und vor den Stimmlokalen ist die Unterschriftensammlung in folgenden Kantonen: AR, OW, SO, SG, VD. In allen anderen Kantonen gilt eine de-taillierte Regelung. Meist ist es so, dass Mindestabstände eingehalten werden müs-sen. Im Tessin braucht es eine Bewilligung. Bitte informieren Sie sich auf unserer homepage über die genauen Regelungen der einzelnen Kantone.

Infos unter:www.ecopop.ch , Untermenus: –> Initiative –> Mitmachen

Bitte vormerken:

nächstejahresversaMMlung ecopopSamstag, 3. März, 13.30 Uhr bis 16.00 UhrZürich oder Bern,Ort noch nicht festgelegt.

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IK-Präsident Benno Büeler (stehend) überzeugte mit seinem souveränen Vortrag

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personalien

Zum Rücktritt von Albert Fritschi als GeschäftsführerLeider hat uns unser engagierter Geschäftsführer, Albert Fritschi, Ende Dezember 2010 mitgeteilt, dass er auf Frühling 2011 aus persönlichen Gründen von seinem Amt zurücktreten werde. Albert Fritschi hatte die Geschäftsführung im Jahre 2007 übernommen und vier Jahre lang mit grossem Engagement geführt. Dank seiner vielfältigen, persönlichen Beziehungen hat es Albert immer wieder ge-schafft, namhafte und interessante Rednerinnen und Redner für Vorträge zu gewinnen. Wir erinnern an Luc Saner und Monika Lüthy in Olten, Prof. Reiner Eichenberger in Dübendorf, Prof. Hans Christoph Binswanger an der ETH in Zürich, die hochkarätige Diskussion unter der Leitung von Urs.P. Gasche mit Mathis Wacker-nagel, Gründer und Präsident des Global Footprint Network und der Nationalrätin Yvonne Gilli (Grüne SG) in Zürich oder an den spannenden Vortrag von Urs Löpfe in diesem Frühjahr.Unserem scheidenden Geschäftsführer gelang es, Ecopop über den Kontakt mit dem englischen «Optimum Population Trust (OPT)» international weiter zu vernetzen, eine Organisation, die auch im Global Footprint Network eingebunden ist und identische Ziele wie Ecopop verfolgt. Im Weiteren pflegte er gute Beziehungen zur Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, der Grünen Partei und dem DEZA. Wir bedauern den Schritt ausserordentlich und danken Albert Fritschi an dieser Stelle ganz herzlich für seine geleistete Arbeit, die Ecopop in ihren Bemühungen um Verbreitung ihrer Anliegen deutlich weitergebracht hat. Wir hoffen, dass uns Albert Fritschi noch lange als Vorstandsmitglied mit Rat und Tat zur Seite steht und wünschen ihm auch viel Erfolg mit seinen vielen übrigen Engagements!

Zum Rücktritt von Doris und Adrian HoneggerAus beruflichen und persönlichen Gründen etwas kürzer treten möchten auch Doris und Adrian Honegger, welche in den letzten zehn Jahren das Sekretariat und die Buchhaltung von Ecopop mit viel Umsicht geführt haben. Adrian Honegger ist schon seit 20 Jahren Mitglied von Ecopop und hat sich von 1997 bis 2001 als Revisor um unsere Finanzen gekümmert. Ab 2001 übernahm er dann die operative Leitung der Finanzen, 2002 wurde das Sekretariat nach Flaach ZH verlegt, wo ihm seine Frau Doris bei den Buchungen und der Mitgliederverwaltung tatkräftig zur Seite stand. Adrian hat in dieser Zeit in viel ehrenamtlicher Arbeit diverse Tagungen und Seminare organisiert. Bei den häufigen Grossversänden kam dann ab und zu auch die gan-ze Familie zum Einsatz!Dank der glücklichen Hand von Adrian in Sachen Geldanlagen hat sich das Vermögen von Ecopop in den letzten Jahren erfreulich vermehrt. Adrian hinterlässt uns als Quästor eine gut geführte Kasse, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Adrian Honegger bleibt noch bis zur ordentlichen GV im Frühjahr im Vorstand und sorgt damit für eine reibungslose Übergabe der Buchhaltung. Ihm und seiner Frau Doris, welche nach der Famili-enzeit wieder den Einstieg ins Berufsleben gewagt hat, wünschen wir alles Gute auf dem weiteren Lebens-weg und hoffen, dass sie uns mit ihrem Engagement noch lange als Aktivmitglieder erhalten bleiben.

Andreas Thommen neuer GeschäftsführerAndreas Thommen hat im August die Geschäftsstelle von Ecopop übernommen. Andi Thommen ist Agronom ETH und lebt mit seiner Frau und drei Kindern im Alter von 7 bis 10 Jahren in einer Wohngemeinschaft in Effingen AG. Er arbeitet zurzeit in Teilzeit am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick. Andi war bis vor kurzem Co-Präsident der Grünen Aargau. Seine Hobbies sind Le-sen, Gitarre spielen, Gärtnern und Häusle bauen. Wenn sich neben der Pflege des denkmalgeschützten Hauses mit 70 Aren Umschwung noch Zeit findet, engagiert er sich an Anlässen im Kulturzentrum «Meck à Frick». Durch seine Schwester, Vorstandsmitglied Sabine Wirth, kam Andi Thommen zu Ecopop und wurde Mitglied im Initiativkomitee. Statt immer mehr Nahrung für immer mehr Menschen zu produzieren macht es seiner Meinung nach mehr Sinn, dafür zu sorgen, dass endlich weniger Menschen zur Welt kommen. Darum hat er sein Pensum am FiBL reduziert und übernimmt nun die Geschäftsstelle von Ecopop. «Die Ziele von Ecopop sind auch nach 40 Jahren noch hochaktuell und verdienen breitere Beachtung in der Gesellschaft», so der neue Geschäftsführer an der MV. Andi hat sich zum Ziel gesetzt, dass sich der Verein verjüngt und die Mitgliederzahl weiter wächst. Die Volksinitiative soll dazu ein, aber nicht das einzige Mittel sein. Es wäre laut Andi Thommen auch schön, wenn wir das Engagement von Ecopop in der Entwicklungs-zusammenarbeit und zur Aufklärung der Schweizerinnen und Schweizer über die weltweite Bevölkerungs-problematik wieder verstärken könnten.

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Von Flaach ZH nach Effingen AGEine reine Formsache war der Umzug des Sekretariates von Flaach nach Effingen, welcher gemäss Statuten von Ecopop durch die Mitgliederversammlung bestätigt werden muss. Die anwesenden Mitglieder haben dem Antrag des Vorstandes vorbe-haltslos zugestimmt. Der physische Trans-port der Drucksachen und des Archives ist schon vor einem Monat, beim Antritt von Andreas Thommen als Sekretär er-folgt. Die Adressänderung auf den Druck-

sachen erfolgt aber erst, wenn wieder neue Prinprodukte bestellt werden müs-sen. Vorderhand bleiben beide Adressen bestehen und die Post wird von Winterthur nach Effingen automatisch umgeleitet.

Viel Enthusiasmus für dieUnterschriftensammlungNach der Pause ging es weiter mit prakti-schen Informationen zum effizienten Sam-meln von Unterschriften von Samm-lungskoordinator Alec Gagneux. Im lo-

ckeren Rahmen informierte er, wie man die Leute auf der Strasse anspricht und mög-lichst schnell zu einer Unterschrift bewe-gen kann. Die Anwesenden stellten viele Fragen und gaben wertvolle Erfahrungen aus ihrer eigenen Sammeltätigkeit weiter. Auch hier war Aufbruchstimmung spürbar. Nun liegt es am Initiativkomitee, die vielen Anregungen aufzunehmen und die moti-vierten Sammlerinnen und Sammler bei Laune zu halten, respektive bei kommen-den Grossanlässen gezielt einzusetzen.

tipps von saMMelprofi alec gagneuxAlec Gagneux sammelt ja nicht zum ersten Mal Unterschriften für eine Initiative. An der Mitgliederversammlung gab er folgen-de, wertvolle Tipps:

– Auf öffentlichem Grund darf jederzeit gesammelt werden, so-lange man mobil ist (ohne Stand, Grossplakat, etc.).

– Falls ein Stand oder ein Plakat aufgestellt wird, etc.: Bewilli-gung einholen bei Gemeinde oder Privatbesitzer

– Geeignete Standorte: Agglomerationen, z.B. Nähe Eingang von Einkaufszentren zwischen 9 und 16 Uhr, Fussgängerzo-nen, Vereinsveranstaltungen, auf Märkten. Da haben die Leute Zeit für ein kurzes Gespräch.

– Sehr gut geeignet: vor Abstimmungslokalen, an Volksfesten (Schwingen, Musik, Schützenfest, usw.)

– Weniger geeignet: Pendlerzeiten (die Leute sind im Stress), Zentren von Grossstädten (viele können gar nicht unterschrei-ben).

– Nie auf SBB-Areal! Oft ist aber unmittelbar neben dem Bahn-hof öffentliche Zone.

Logistik– Zwei Klemmbretter mit Unterschriftenbögen, damit parallel

gesammelt werden kann. – An Festen, wenn die Gäste aus vielen verschiedenen Gemein-

den kommen, ist es effizienter, jeweils einen neuen Bogen zu verwenden, anstatt angefangene Bogen der gleichen Ge-meinde herauszusuchen.

– Zuvorderst jeweils einen Bogen mit einigen Unterschriften vom entsprechenden Ort.

– Immer auf vollständiges Ausfüllen achten, speziell Gemeinde, Jahrgang, Adresse. Der Name und die Unterschrift muss von jedem/jeder StimmbürgerIn handschriftlich und eigenhändig ausgefüllt werden.

– Standmaterial (Klemmbretter, Bannerwerbung, Infomaterial über Ecopop, Einzahlungsscheine etc.) sowie T-Shirts für Sammlerinnen und Sammler können sie bestellen bei: Ecopop Sekretariat, Andreas Thommen, Postfach 14, 5078 Effingen, [email protected], Tel. 079 534 17 62.

Wie die Leute ansprechen?Die geeignete Anrede muss man ausprobieren, aber als Anre-gung einige Beispiele: – «Guten Tag – möchten Sie auch unterschreiben...?» Wenn die

Leute dann fragen «Worum geht es?», dann ist ein Interesse vorhanden und ein Dialog kann beginnen.

– «Grüezi, wir sammeln Unterschriften für die Ecopop-Initiative – wollen Sie auch unterschreiben?»

– «Es geht um‘s Bevölkerungswachstum – sind Sie auch inter-essiert?»

Bei Leuten, welche einen Bezug zu Ländern des Südens haben oder sich für Entwicklungszusammenarbeit interessieren:– «Grüezi, wir möchten die Familienplanung in Entwicklungslän-

dern mit hohem Bevölkerungswachstum stärken, damit es den Frauen und Kindern dort besser geht.»

– «Der zweite Teil der Initiative will, dass dank der Integration vom Menschenrecht auf freiwillige Familienplanung möglichst keine Frau mehr ungewollt schwanger werden muss. Heute haben 215 Millionen Frauen keinen Zugriff zu Aufklärung und Verhütungsmitteln – 80 Mio. ungewollte Schwangerschaften pro Jahr führen zu völlig unnötigem Leiden. Die DEZA(Entwicklungszusammenarbeit des Bundes) muss gezwun-gen werden, das Menschenrecht in seinen Projekten einzufor-dern – mit 10 % vom Budget.»

Nie aufdringlich werden, nicht lange diskutieren, immer höflich und ruhig bleiben. Den Leuten mit dem Bogen nachrennen wird oft als Belästigung empfunden!Bei Personen, welche nicht sofort unterschreiben wollen und noch mehr Information benötigen, nicht lange diskutieren, son-dern den Unterschriftenbogen mit den wichtigsten Argumenten auf der Rückseite zum Lesen mit nach Hause geben. Aber eben: die wenigsten Leute melden sich später per Post. Darum gilt: Unterschriften auf der Strasse direkt sammeln ist immer noch die effizienteste und sicherste Methode!

Mehr Spass zu zweit!Unterschriften sammeln macht mehr Spass in einer Gruppe und das Vertrauen der Bevölkerung ist auch grösser, als wenn Sie als Einzelmaske Leute ansprechen. Falls Sie noch Mitsammlerinnen suchen, melden Sie sich bei Alec Gagneux. Er wird versuchen, Mitstreiterinnen aus der Region zu vermitteln.

Kontakt:Alec GagneuxTelefon 056 441 45 75Handy 079 727 10 27E-Mail [email protected]

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Einsenden an Ecopop Sekretariat, Postfach 14, CH-5078 EffingenOder elektronisch auf unserer Homepage www.ecopop.ch

Absender / in:

Name / Vorname

Adresse

Datum Unterschritft

talonIch interessiere mich für Ecopop, bitte senden Sie mir

Unterlagen

Ich möchte die Ziele der Ecopop unterstützen und werde Mitglied (Jahresbeitrag Fr. 40.– / Nichtverdienende Fr. 20.– /Familien Fr. 50.–)

Senden Sie mir «Bevölkerungsreduktion – warum eineBevölkerungsreduktion mehr Wohlstand ermöglicht»(gegen Fr. 3.– in Marken)

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iMiMpressupressuMMPräsident ad InterimAndré Welti, Kilchberg ZH

RedaktionAndreas Thommen, Effingen AG

Sekretariat Ecopop SekretariatPostfach 14, 5078 Effingen Tel. 062 876 22 26, Mobile 079 534 17 62 E-Mail: [email protected]

PostkontoPostfinance Konto 30-35461-7Zuhanden. ECOPOP,Postfach 1746, 8401 Winterthur

Homepagewww.ecopop.ch

Unterstützungskomitee:Margrit ANNEN-RUF, Sigriswil – Prof. Hans Christoph BINSWANGER, St. Gallen – Dr. iur. Bern-hard GELZER, Basel – Prof. Jürg A. HAUSER, Weggis – Prof. Otto HEGG, Bern – Dr. med. Remo ITIN, Chur – Prof. Hans Jörg LEISI, Nussbaumen – Dr. med. Roland MATTER, Basel – Direktor Walter PALMERS, Sursee – Prof. Dr. Hans W. POPP, Liebefeld – Prof. Dr. Manfred REHBINDER, Zürich – Prof. Peter SCHIESS, Basel – Prof. Pierre-André TSCHUMI, Bern

buchbesprechung

Jared Diamond:Kollaps, Warum Gesellschaftenüberleben oder untergehen.

Fischer Taschenbuch Verlag, 2006,ISBN 978-3-596-16730-2

Anasazi im 12. Jahrhundert, die Wikinger auf Grönland im 15. Jahrhundert, oderdie Bewohner der Osterinseln. Trotz der verschiedenen Lebensräume und Men-schengruppen hat sich die Kulturevolution jeweils nach einem ähnlichen Muster entwi-ckelt: Stets stand am Beginn eine Wachstumsphase einer begrenzten Bevöl-kerung, deren Verbrauch an Ressourcen stetig zunahm und die regionale Nach-haltigkeitsgrenze überschritt. Entwaldung, Wasserübernutzung und andere men-schengemachte Beschädigungen hebelten anfänglich stabile Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Die verschiedenen Kulturen brachen manchmal überraschend schnell zusammen; oft verliessen die Überleben-den die alten Wohnorte, so die Maya oder die Anasazi im Südwesten Nordamerikas. Diamond analysiert die zugrundeliegenden Faktoren und zeigt, wie die jetzige Welt zwar zahlreiche Analogien zu solchen un-tergegangen Kulturen aufweist aber heute auch Möglichkeiten bestehen, daraus zu lernen um grossräumige oder globale Ka-tastrophen zu vermeiden. Das Buch ist leicht zu lesen, stellenweise ein bisschen langatmig. Wer aus der Ge-schichte der Menschheit lernen möchte, welche grundlegende Faktoren mittel- oder gar langfristig über Gedeih oder Verderb der – sich globalisierenden – Menschheit entscheiden, dem sei dieses Buch sehr empfohlen.

Benno Büeler, Thomas Marthaler

Als emeritierter Professor an der Universität von Kalifornien mit Schwerpunkt Evoluti-onsbiologie zeigt Diamond anhand über-zeugender Forschungsresultate, wie ver-schiedene Kulturen untergingen: zumBeispiel die Maya im 11. Jahrhundert, die

gedichtEin origineller Diskussionsbeitrag zur aktuellen Politik unserer grossen Um-weltverbände, welche sich partout nicht mit dem Bevölkerungswachstum befassen möchten, sondern lieber Symptombekämpfung machen: Ge-dicht von Vorstandsmitglied Markus Zimmermann, vorgetragen an der Mit-gliederversammlung.

Ursache ist wichtigUmweltverbände müh’n sich tüchtig, Sehr dauerhaft und nicht nur flüchtig.Und würden sie nicht wirken immer, Der Umweltzustand wär‘ noch schlimmer.

Das Ziel, das Ökogleichgewicht,Erreichen sie trotz allem nicht.Warum denn diese Ungemach?Sie gehen nicht der Ursach‘ nach.

Die Ursach‘ ist, es ist fatal: Pro-Kopf-Verbrauch mal Menschenzahl.Bekämpft man nicht beide Faktoren, So geht der Umweltkampf verloren.

Wer will, dass Umwelt nicht muss leiden, Bekämpft drum intensiv die beiden.

Aus dem Gedichtband: «Öko-Balance» von Markus Zimmermann-Scheifele und Illustrator Dominic Burkhalter. Ger-hard Hess-Verlag. Zu bestellen bei Eco-pop für Fr. 12.–.


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