Arbeitsbericht Nr. 25/2005 Herausgegeben von Matthias Schumann
Stephan Müller, Björn Ortelbach, André Riedel, Robert Schmaltz, Marco Zibull
WiMAX: Marktpotenziale in Deutschland
Georg-August-Universität Göttingen
Forschungsverbund Internetökonomie Göttingen
Platz der Göttinger Sieben 5 37073 Göttingen Telefon: + 49 551 39 - 44 33 + 49 551 39 - 44 42 Telefax: + 49 551 39 - 97 35 w w w . m e d i a c o n o m y . d e
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ..........................................................................................................................II
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................................III
1 Einleitung ...........................................................................................................................................4
2 Grundlagen ........................................................................................................................................4
2.1 Technische Aspekte von WiMAX ................................................................................................4
2.2 Marktsituation bestehende Einsatzgebiete..................................................................................6
3 Marktpotenziale für WiMAX..............................................................................................................8
3.1 Szenario 1: Anbindung von Privatkunden und KMU ...................................................................8
3.1.1 Investitonen und Betriebskosten.........................................................................................8
3.1.2 Break-Even-Analyse .........................................................................................................11
3.1.3 Sensitivitätsanalyse ..........................................................................................................14
3.1.4 Marktvolumen in Deutschland ..........................................................................................15
3.2 Szenario 2: Anbindung von PWLAN-Hotspots ..........................................................................17
3.2.1 Szenariobeschreibung und Modellparameter...................................................................18
3.2.2 Break-Even-Analyse .........................................................................................................22
3.2.3 Kosten- und Erlösstruktur .................................................................................................25
3.2.4 Sensitivitätsanalyse ..........................................................................................................27
3.2.5 Marktvolumen in Deutschland ..........................................................................................30
4 Fazit und Ausblick...........................................................................................................................32
Literaturverzeichnis .............................................................................................................................34
Abbildungsverzeichnis II
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 3-1: Kostenannahmen (vgl. WiMAX 2004b)......................................................................... 11 Abbildung 3-2: Grundrechnung ............................................................................................................. 13 Abbildung 3-3: Sensitivitätsanalyse....................................................................................................... 14 Abbildung 3-4: Technologische und ökonomische Parameter.............................................................. 20 Abbildung 3-5: Technologische Szenarien............................................................................................ 20 Abbildung 3-6: Bandbreite der Modellvariablen .................................................................................... 21 Abbildung 3-7: Erlöse im ersten Jahr (in Euro) ..................................................................................... 23 Abbildung 3-8: Notation und Mittelwerte der Modellvariablen zur Break-Even-Analyse....................... 23 Abbildung 3-9: Grundrechnung der Break-Even-Analyse ..................................................................... 25 Abbildung 3-10: Entwicklung der Preise für WiMAX-SS ....................................................................... 26 Abbildung 3-11: Grundrechnung der Kosten- und Erlösstruktur ........................................................... 26 Abbildung 3-12: Kosten– und Erlösstruktur (in €) im Zeitraum von fünf Jahren ................................... 27 Abbildung 3-13: Elastizitätswerte nach Parameterkonstellationen ....................................................... 28
Abkürzungsverzeichnis III
Abkürzungsverzeichnis
ADSL Asymmetric Digital Subscriber Line
BC Best Case
BS Base Station
DAB Digital Audio Broadcasting
DSL Digital Subscriber Line
DSLAM DSL Access Multiplexer
DVB Digital Video Broadcasting
GSM Global System for Mobile communication
IEEE Institute of Electrical and Electronics Engineers
IRR Internal Rate of Return
ISP Internet Service Provider
KMU Kleine und Mittlere Unternehmen
LOS Line of Sight
MAN Metropolitain Area Network
NLOS Non Line of Sight
OFDM Orthogonal Frequency Division Multiplexing
OSF Oversellingfaktor
PLC Power Line Communications
PWLAN Public Wireless Local Area Network
QoS Quality of Service
RegTP Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post
SDSL Symmetric Digital Subscriber Line
SS Subscriber Station
UB Umsatzbeteiligung
UMTS Universal Mobile Telecommunications Service
WC Worst Case
WDSL Wireless Digital Subscriber Line
WiMAX Worldwide Interoperability for Microwave Access
WLAN Wireless Local Area Network
1 Einleitung 4
1 Einleitung
Durch die ständige Weiterentwicklung drahtloser Übertragungstechniken werden regelmäßig neue
Verfahren standardisiert und auf den Markt gebracht. Diese bieten Verbesserungen gegenüber den
bestehenden Varianten und eröffnen damit potenziell neue Einsatzgebiete und Anwendungen. Um die
Mobilfunknetze der dritten Generation (UMTS) entwickelte sich beispielsweise eine erhebliche Markt-
und Medienhysterie. Auch andere neue Technologien werden vielfach von einer großen Zahl von
Presseberichten begleitet. Ein Beispiel für eine solche neue Entwicklung ist der Standard IEEE 802.16,
der auch als WiMAX (Worldwide Interoperability for Microwave Access) bezeichnet wird.
Im Folgenden soll ermittelt werden, ob WiMAX und die darauf basierenden Endgeräte erfolgreich in den
deutschen Markt eingeführt werden können. Dazu werden zwei Einsatzszenarien betrachtet. Zum einen
der Einsatz von WiMAX als Zugangstechnik für die breitbandige Internetanbindung von Privatkunden
und zum anderen die Möglichkeit, WLAN-Hotspots per WiMAX an Backbone-Netze anzubinden.
Ausgehend von diesen grundlegenden Anwendungsfällen können weitere Einsatzmöglichkeiten
betrachtet werden. Dabei ist zu untersuchen, ob unter den gegebenen Marktbedingungen ein
wirtschaftlicher Betrieb von WiMAX-basierten Infrastrukturen möglich ist.
Um die Frage nach dem Marktpotenzial von WiMAX zu beantworten, erfolgt zunächst eine kurze
Einführung in die technischen Charakteristika des Standards (Kap. 2). Danach wird in Kap. 3 das
Marktpotenzial für die beiden Szenarien abgeschätzt: zum einen für die Internetversorgung von
Privatkunden und zum anderen für die Anbindung von WLAN-Hotspots. Dabei ist zunächst eine Break-
Even-Analyse durchzuführen, die von einer Sensitivitätsanalyse und einer Betrachtung des
Gesamtmarktes ergänzt wird. Kap. 4 fasst die Ergebnisse der Analysen zusammen.
2 Grundlagen
Um eine fundierte Betrachtung von WiMAX zu ermöglichen, werden zunächst die technischen
Eigenschaften der Technologie erläutert. Anschließend wird die derzeitige Marktsituation als
Ausgangspunkt für die Szenarien beleuchtet.
2.1 Technische Aspekte von WiMAX
Der IEEE 802.16 Standard „Air interface for fixed Broadband Wireless Access Systems”, auch als
WiMAX bezeichnet, ist ein neuer Technologie-Standard, der für den breitbandigen Kundenzugang im
Bereich von Metropolitan Area Networks (MAN) entwickelt wurde. IEEE 802.16 wird insbesondere
eingesetzt, um die so genannte „letzte Meile“ zu überbrücken. Als letzte Meile bezeichnet man bei
Strom- und Gasversorgungs- sowie bei Telekommunikationsnetzen (z.B. Telefonnetz, Kabelfernsehen,
2 Grundlagen 5
Internet) den letzten Abschnitt der Leitung, die zum Hausanschluß bzw. zum Teilnehmerhaushalt führt.
IEEE 802.16 ist bezüglich der Performance vergleichbar mit traditionellen kabelgebundenen Zugängen
wie z.B. DSL (Digital Subscriber Line) und T1-Mietleitungen1 (vgl. Tanenbaum 2003).
IEEE 802.16 wurde im April 2002 vorgestellt. Das Frequenzspektrum erstreckt sich von 10 GHz bis 60
GHz. Für Verbindungen, die innerhalb dieses Frequenzspektrums aufgebaut werden sollen, muss
technisch bedingt eine Sichtverbindung bestehen. Im Januar 2003 stimmte die IEEE dem Standard
802.16a zu, welcher eine Erweiterung des 802.16 Standards darstellt. Dieser neue Standard wurde für
Frequenzen im Bereich von 2 GHz bis 11 GHz entwickelt und bietet damit, im Gegensatz zum
Vorgänger, die Möglichkeit, auch ohne dass eine Sichtverbindung besteht zu kommunizieren.
Um eine „letzte Meile“ Verbindung basierend auf 802.16 aufzubauen, werden zwei Stationen bzw.
Antennen benötigt:
Eine als base station (BS) bezeichnete Basisstation, die an ein Backbone-Netz angebunden ist,
und die
subscriber station (SS), die auf Kundenseite installiert wird.
Die BS wird dazu normalerweise ähnlich wie eine Basisstation im GSM-Netz auf einem Gebäude oder
Sendemast platziert, wohingegen die SS beim Kunden innerhalb oder außerhalb des Gebäudes
installiert wird. Die Kommunikation zwischen BS und SS wird als Punkt-zu-Mehrpunkt bezeichnet, d.h.
eine BS kommuniziert mit mehreren SS.
Eine BS kann 6 unterschiedliche Sektoren versorgen. Ein einzelner Sektor (einfache Sende-
/Empfangsschnittstelle der Basisstation) bietet eine Bandbreite von 8-11,3Mbit/s. Die gesamte BS stellt
damit 48.67 MBit/s zur Verfügung (vgl. Crozier/Klein 2004, S. 9). Diese Bandbreite erfordert ein 20 MHz
breites Band und reicht bei heutigen Maßstäben, um gleichzeitig ca. 60 T1-Verbindungen und über
hundert DSL-ähnliche Verbindungen bereitzustellen. Um sowohl DSL- als auch T1-ähnliche
Verbindungen bereitstellen zu können, bietet der Standard die Möglichkeit, unterschiedliche
Bandbreiten zu definieren. Darüber hinaus werden robuste Sicherheitsmechanismen sowie weitere
Maßnahmen zur Unterstützung von Diensten im 802.16a Standard beschrieben. Dazu gehört bspw.
Quality of Service (QoS) für Dienste, die auf geringe Verzögerungszeiten angewiesen sind (Sprach-
und Video-Dienste, vgl. Hawa/Petr 2002).
WiMAX basiert auf dem OFDM-Verfahren. Das Konzept von OFDM (Orthogonal Frequency Division
Multiplexing) ist bereits 34 Jahre alt (vgl. Weinstein/Ebert 1971, S. 628 ff.). Aufgrund der enormen
Fortschritte im Bereich der Mikroelektronik und der Signalverarbeitung wird OFDM seit etwa 15 Jahren
für zahlreiche verbreitete Übertragungsverfahren eingesetzt (etwa Digital Video Broadcasting (DVB),
Digital Audio Broadcasting (DAB), x Digital Subscriber Line (xDSL), Power Line Communications
(PLC)). Die grundlegende Idee von OFDM, wie in jedem anderen Mehrträgersystem auch, ist es, das
Ausgangsproblem der Übertragung eines (oder mehrerer) breitbandiger Signale zu überführen in die 1T1-Leitungen sind Datenleitungen in den USA. T1 steht für Thunk 1 und charakterisiert die Stufe einer Multiplexingtechnik, die über 24 Übertragungskanäle mit je 64 KBit/s und 8 KBit/s Steuerinformationen eine Übertragungsgeschwindigkeit von 1,544 MBit/s gewährleistet.
2 Grundlagen 6
Übertragung einer Menge von schmalbandigen orthogonalen Signalen, sodass die Einflüsse des
Kanals besser modelliert werden können. Diese schmalbandigen Signale werden aufgrund ihrer
Orthogonalität mit der größtmöglichen spektralen Effizienz übertragen (keine spektralen Löcher und
sogar Überlappung der Spektren benachbarter Träger). OFDM teilt den Datenstrom in N parallele
kleinere Datenströme und sendet jeden der N Teilströme auf einem eigenen Unterträger. Die
Unterträger sind orthogonal zu einander, da ein bestimmter Frequenzabstand eingehalten wird. Eine
spektrale Überlappung der Träger ist erlaubt, da die Orthogonalität eine Unterscheidbarkeit sicherstellt
und es wird eine bessere Spektraleffizienz als bei dem einfachen FDM (Frequency Division
Multiplexing) erreicht.
Bei Sichtverbindung (line of sight, LOS) bzw. ohne Sichtverbindung (none line of sight, NLOS) des
802.16 Standards erzielen die BS bei Einsatz aller die Übertragung verbessernden Maßnahmen (full-
featured) eine Reichweite von ca. 30-50 km (LOS) bzw. 4-9 km (NLOS). Standard-Basisstationen ohne
Verbesserung der Übertragungsleistung, die dem Mindestumfang des Standards entsprechen,
erreichen dagegen lediglich 10-16 km (LOS) bzw. 1-2 km (NLOS). Indoor wird mit etwa 1-2 km (full
featured) bzw. 0.3-0.5 km (standard) gerechnet (vgl. Crozier/Klein 2004, S. 9). Im realen Einsatz wird
allerdings eher mit Reichweiten von 1-2 km in städtischen Gebieten gerechnet (vgl. WiMAX 2004b, S.
21). Der erreichbare Datendurchsatz variiert dabei jeweils zwischen etwa 8 Mbps bis 11 Mbps pro
Sektor (vgl. Crozier/Klein 2004, S. 9).
2.2 Marktsituation bestehende Einsatzgebiete
Der Endgeräte-Markt für WiMAX ist noch in einer frühen Entwicklungsphase. Zwar sind erste Endgeräte
auf dem Markt, diese beruhen aber meist noch auf Vorläufern des Standards und sind untereinander
nicht kompatibel. Dennoch zeigen diese Entwicklungen, dass die Technologie grundsätzlich
funktionsfähig ist. Zudem engagieren sich namhafte Hardware-Hersteller wie Intel bei der Entwicklung
von WiMAX-Chipsätzen. Dabei werden zunächst stationäre Endgeräte für den Außen- und
Innenbereich entwickelt. Mit dem Erscheinen von Chipsätzen für Mobilgeräte wird erst 2007 gerechnet
(vgl. Eriksdotter 2005). Eine weite Verbreitung WiMAX-fähiger Mobilgeräte ist daher zunächst nicht zu
erwarten. Zudem ist offen, wie sich die Reichweite und der Energieverbrauch von mobilen WiMAX-
Empfängern entwickeln wird.
WiMAX-Netzwerke können zur Anbindung von Privatkunden an das Internet dienen. Dabei sind sie auf
dem deutschen Markt in erster Linie als Konkurrenz zu DSL zu sehen, das mit einem Marktanteil von
ca. 95% die dominierende Breitband-Zugangstechnik ist (vgl. BITKOM 2005, S. 8). Allerdings ist DSL
bislang nur für ca. 90% der deutschen Haushalte verfügbar. Regionen, in denen Teile der Verbindung
zwischen Vermittlungsstelle und Endkunden aus Glasfaserkabeln bestehen können aus technischen
Gründen nicht mit DSL versorgt werden. Diese liegen primär in Ostdeutschland. In ländlichen Regionen
wird DSL dagegen aus wirtschaftlichen Gründen nicht angeboten (vgl. auch Kap. 3.1.4). Ein weiteres
deutliches Ansteigen des Versorgungsgrades ist nicht zu erwarten, sofern es nicht durch regulatorische
Schritte erzwungen wird (vgl. Bager/Mansmann 2004, S. 115). Insbesondere in Gebieten, in denen
2 Grundlagen 7
kabelgebundene DSL-Verbindungen aus wirtschaftlichen Gründen nicht angeboten werden, können
drahtlose Netzwerke als Alternative eingesetzt werden. Aus Kundensicht substituiert WiMAX in diesem
Szenario einen drahtgebundenen DSL-Anschluss, ohne dass die drahtlose Zugangstechnik einen
echten Zusatznutzen bietet. Insbesondere die Preisgestaltung kann daher mit kabelgebundenen
Breitbanddiensten verglichen werden. Der mobile Internetzugang über WiMAX wird an dieser Stelle
zunächst nicht betrachtet, da die entsprechenden Endgeräte bis auf weiteres nicht verfügbar sind.
Auf dem Markt für drahtlose Breitbanddienste für Endkunden sind bereits erste Anbieter tätig. Das
Unternehmen Deutsche Breitbanddienste AG bietet unter der Marke DSLonair Funknetze auf der Basis
von Vorläufern des 802.16-Standards an (Prä-WiMAX), wobei insbesondere von der Telekom nicht mit
DSL erschlossene Gebiete versorgt werden. Die Firma Airdata nutzt 3G-Netze (IMT2000), um mobile
Breitbanddienste in Städten anzubieten. Auch die Deutsche Telekom und Arcor haben WiMAX-
Praxistests angekündigt (vgl. Kossel 2005, S. 54; Suhl 2004; Berke 2005). Die bislang aktiven
Unternehmen verfügen über Lizenzen für das 3,5 bzw. 2,6 GHz-Band, die ursprünglich für die drahtlose
Endkundenanbindung von Telefonanschlüssen ohne Breitbanddienste vergeben wurden (Wireless
Local Loop). Aufgrund gesunkener Mietpreise für Teilnehmeranschlussleitungen der Telekom wurden
diese nicht ausreichend genutzt und die ursprünglichen Anbieter sind vom Markt verschwunden. Über
weitere Lizenzvergaben für den für WiMAX relevanten Frequenzbereich hat die Regulierungsbehörde
noch nicht entschieden. Auch im Ausland werden eine Reihe von WiMAX-Feldtests und Pilotprojekten
durchgeführt, etwa in Nordschweden, Frankreich, Brasilien und Hongkong (vgl. Eriksdottir 2005, S. 22
ff.).
Das Marktvolumen für Public WLAN-Hotspots (PWLAN) kann gegenwärtig nur schwer beziffert werden,
da über Umsätze und Nutzerzahlen keine verifizierbaren Informationen verfügbar sind. Dies liegt
insbesondere darin begründet, dass die im PWLAN-Markt aktiven Unternehmen größtenteils kleine
Unternehmen sind, die aufgrund ihrer Rechtsform nicht veröffentlichungspflichtig sind, oder aber zu
großen Konzernen gehören, die lediglich aggregierte Daten publizieren (Büllingen/Gries/Stamm 2004).
Nur wenige Marktforschungsunternehmen haben Umsatzschätzungen veröffentlicht oder Prognosen
zum zukünftigen Marktvolumen erstellt. Es ist vor diesem Hintergrund daher äußerst schwierig,
verlässliche Angaben zur Entwicklung von Preisen, Umsätzen, Nutzerzahlen oder ähnlichen Indikatoren
der Marktdynamik in Deutschland zu machen, da diese mit Unsicherheiten behaftet sind.
Es ist aber trotz dieser Schwierigkeiten anhand verfügbarer Studien möglich, eine Tendenz und eine
Vorstellung über die Dimensionen des zukünftigen Marktvolumens zu bekommen. So schätzt z.B.
Analysis, dass die Umsätze für PWLAN in Westeuropa zwischen 2002 und 2007 von 8,7 Mio. Euro auf
2,1 Mrd. Euro steigen werden (vgl. Analysis 2003). Das Marktforschungsunternehmen IDC (vgl. IDC
2005) geht davon aus, dass in Westeuropa bis zum Jahr 2007 32.500 Hotspots betrieben werden, an
denen mit 7,8 Mio. Nutzern ein Umsatz in Höhe von etwa 1,4 Mrd. Euro erwirtschaftet wird. Im Hinblick
auf die Nutzerzahlen schätzt Berlecon Research für das Jahr 2005 1,2 Mio. häufige und 2 Mio.
gelegentliche PWLAN-Nutzer (Vgl. Berlecon 2003).
3 Marktpotenziale für WiMAX 8
Die prognostizierten Wachstumspotentiale der Hotspots deuten auf ein interessantes Einsatzgebiet für
WiMAX-Technologie hin, da diese zur drahtlosen Anbindung einzelner WLAN-Access-Points verwendet
werden kann. Am Abschnitt 3.2 wird ein solches Szenario näher analysiert.
3 Marktpotenziale für WiMAX
Um das Marktpotenzial für den Einsatz von drahtlosen Netzen nach 802.16 in Deutschland
abzuschätzen, werden im Folgenden zwei Szenarien analysiert. In Anlehnung an die Marktprognosen
des WiMAX-Forums (vgl. WiMAX 2004b) werden zum einen die Versorgung von Privatkunden und
kleinen und mittleren Unternehmen sowie zum anderen die Backbone-Anbindung von WLAN-Hotspots
betrachtet. Die beiden Szenarien können dabei als Endpunkte eines Kontinuums begriffen werden.
Während das Privatkunden-Szenario einen Massenmarkt mit einer hohen Kundenzahl, aber
vergleichsweise niedrigen Umsätzen pro Kunde abbildet, bildet die Hotspot-Anbindung einen Markt ab,
in dem wenige Kunden mit einer qualitativ höherwertigen Leistung versorgt werden, die höhere
Umsätze pro Kunde generiert.
3.1 Szenario 1: Anbindung von Privatkunden und KMU
Um das Marktpotenzial für diese neue Zugangstechnik zu schätzen, werden drei Untersuchungsschritte
durchgeführt. Zunächst wird im Rahmen einer Break-Even-Analyse untersucht, welche Kundenzahlen
bei unterschiedlichen Umsatzerwartungen erforderlich sind, um eine WiMAX-Basisstation wirtschaftlich
zu betreiben. Damit kann ermittelt werden, wie hoch die Bevölkerungsdichte bei gegebener Reichweite
des Senders sein muss. Als zweiter Schritt wird mittels einer Sensitivitätsanalyse berechnet, welche der
angenommenen Parameter einen besonders starken Einfluss auf die Break-Even-Kundenzahl haben.
So wird die Stabilität der Berechnungen bei geänderten Rahmenbedingungen geprüft. Als dritter Schritt
ist zu schätzen, wie groß der Gesamtmarkt ist, der in Deutschland mit WiMAX-Netzen versorgt werden
kann. Dabei sind Gebiete, die bislang nicht mit DSL versorgt werden und daher nur geringem
Wettbewerb ausgesetzt sind, von denjenigen zu trennen, in denen DSL-Verbindungen angeboten
werden. Dort herrscht, nicht zuletzt durch die Möglichkeit des Weiterverkaufs von DSL-Anschlüssen der
Telekom (Resale), ein erheblicher Preiswettbewerb (vgl. RegTP 2005). In den folgenden Ausführungen
wird zunächst auf eine ausschließliche Versorgung von Privatkunden eingegangen. Auf die Zielgruppe
KMU wird in Kap. 3.1.4 eingegangen.
3.1.1 Investitonen und Betriebskosten
Inhalt dieses Abschnittes sind die Annahmen, die bezüglich der Kosten für den Betrieb einer WiMAX-
Basisstation getroffen werden. Zunächst werden die Kostenannahmen begründet, die für beide
Szenarien identisch sind. Dabei kann zwischen einmaligen Investitionen für den Netzaufbau und
3 Marktpotenziale für WiMAX 9
laufenden Kosten des Betriebes unterschieden werden. Die Umsatzannahmen werden im
Zusammenhang mit den jeweiligen Analysen erläutert.
Bezüglich der Investitionskosten für die Basisstation wird an dieser Stelle von den Prognosen des
WiMAX-Forums ausgegangen, das die an der Entwicklung des Standards beteiligten Unternehmen
repräsentiert. Die einmaligen Investitionskosten betragen demnach 133.500 € pro WiMAX Basisstation
(vgl. WiMAX 2004b, S. 11 ff.).
Für die Betriebskosten existieren ebenfalls Prognosen des WiMAX-Forums (vgl. WiMAX 2004b, S. 13
ff.), die im Folgenden näher betrachtet werden. Eine Analyse der Kostensituation beim Betrieb von
WiMAX-Netzen ist grundsätzlich schwierig, da in der Literatur kaum Quellen zur Kostensituation beim
Betrieb von Telekommunikationsnetzen bestehen.
Grundsätzlich werden an dieser Stelle die folgenden Kostenpositionen unterschieden:
• Marketing- und Vertriebskosten
• Netzbetrieb
• Allgemeine Verwaltungskosten
• Instandhaltung
• Leitungsmiete
• Miete für die Basisstation
Insbesondere im Bereich der Privatkundenanbindung sind die Marketing- und Vertriebskosten ein
wesentlicher Faktor. Sie enthalten zum einen von der Kundenzahl unabhängige Kosten, insbesondere
für die klassische Werbung. Zum anderen sind von der Kundenzahl abhängige Kosten zu
berücksichtigen. Diese beinhalten Kosten für den technischen Kundendienst, operative Akquisekosten
wie das Abwickeln von Neuanmeldungen, sowie ggf. erforderliche Prämien und ähnliche Subventionen
für Neukunden. In den Prognosen des WiMAX-Forums wird davon ausgegangen, dass für diesen
Posten ca. 20% des Bruttoumsatzes zu veranschlagen sind, wobei die Kosten auf 11% im fünften
Betriebsjahr fallen (vgl. WiMAX 2004b, S. 15). Diese Zahlen sind mit Unternehmen des deutschen
Marktes vergleichbar. Der Breitbandanbieter QSC (360 Mitarbeiter, 145 Mio. € Umsatz) weist in seinem
Geschäftsbericht für das Jahr 2004 bspw. Vertriebskosten in Höhe von 14% des Umsatzes aus, die
Deutsche Telekom (die allerdings auch in sehr wettbewerbsintensiven Märkten wie dem Mobilfunk tätig
ist) ca. 22%.
Die von der Kundenzahl unabhängigen Kosten für das Marketing fallen insbesondere für Werbung an.
Hier sind weniger breit streuende, bundesweite Anzeigen- und Fernsehwerbekampagnen zu planen,
sondern eher regionale Print-, Plakat und Direkwerbemaßnahmen. Dies liegt zum einen daran, dass
der Radius einer einzelnen WiMAX-Zelle ist eng begrenzt ist, was eine großflächige Versorgung
erschwert (ca. 2 km in bebauten Gebieten). Zudem liegt der potenzielle Zielmarkt für WiMAX in
regionen, die bislang nicht durch DSL versorgt werden (vgl. auch Kap. 3.1.2). Der Zielmarkt ist daher
3 Marktpotenziale für WiMAX 10
also eher regional. Trotzdem ist insbesondere in der ersten Periode mit erheblichen Aufwendungen für
das etablieren der Marke zu rechnen.
Um die von der Kundenzahl abhängigen Marketing- und Vertriebskosten abzuschätzen, kann ein
Vergleich mit dem Markt für DSL-Anschlüsse gezogen werden, auf dem mit Gewinnungskosten von ca.
80 € pro Neukunde gerechnet wird (vgl. Lücke 2005). Dabei entfallen allerdings nur ca. 30 € auf
Werbungskosten, während 50 € für Prämien und Subventionen kalkuliert werden. Diese Subventionen
werden in der folgenden Kalkulation gesondert berücksichtigt, da Einkaufs- und Verkaufspreise für die
Endgeräte gesondert ausgewiesen und in Abhängigkeit von der Kundenzahl berechnet werden.
Die Kosten für die Vertragsbearbeitung, Hotline etc. sind nicht nur von der Kundenzahl, sondern auch
von der Unternehmensgröße abhängig. Bei einem Kleinunternehmen, das als Startup nur wenige
regionale WiMAX-Netze betreibt dürften sie höher ausfallen als bei einem etablierten Breitbandanbieter,
der Lernkurven- und Skaleneffekte nutzen kann. Da die Technik neu ist und daher eine erhöhte Gefahr
technischer Probleme besteht, dürften die Vertriebskosten eher oberhalb von 30 € pro Kunde liegen.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Vertriebskosten, abgesehen von den Endgerätesubventionen,
vielfach eher als sprungfixe denn als vollständig variable Kosten anzusehen sind, da die durch einen
bestimmten Mitarbeiterstab zu bearbeitende Kundenzahl variiert werden kann.
Als kostentreibende Faktoren sind in diesem Szenario also zum einen Anlaufschwierigkeiten der neuen
Dienstleistung zu sehen, die sich in ggf. wenig effizienten Kosten und hohen Werbeaufwendungen für
das Etablieren einer Marke auswirken. Für geringere Kosten als im Industrievergleich sprechen der
regionale Zielmarkt, der hilft, Streuverluste beim Marketing zu vermeiden, sowie die Tatsache dass
Subventionen im hier betrachteten Posten für Marketing nicht zu berücksichtigen sind.
Bei einem Umsatzanteil von 20% fallen bei den in Kap. 3.1.2 angenommenen Umsätzen
Marketingkosten i. H.v. 96 € pro Kunde an. Im Branchenvergleich spiegelt dieser Kostensatz die
erhöhten Aufwendungen in der Anfangsphase wieder.
Für die Endgeräte wird im Privatkunden-Szenario von einem Preis von 250 € pro Endgerät
ausgegangen, der nach Herstellerangaben für Indoor-Geräte bereits realisierbar ist (vgl. WiMAX 2005).
Die Endgerätekosten werden abhängig vom Zuwachs der Nutzerzahl den einzelnen Perioden
zugerechnet. Die Installation der Endgeräte erfolgt durch den Kunden.
Die Kosten für den operativen Netzbetrieb und Instandhaltung und Wartung der Endgeräte werden
durch das WiMAX-Forum mit 10% (fallend auf 7%) des Umsatzes für den Netzbetrieb und 5-7% des
Gerätewertes für die Wartung von Basisstation- bzw. Endkundenausrüstung veranschlagt. Hier
existieren keine Vergleichswerte aus Geschäftsberichten. Zudem ist zu erwarten, dass die
Betriebskosten stark von der Netzwerkstruktur abhängen (etwa ob Richtfunkstrecken oder Kabel für die
Backbone-Anbindung der Basisstationen verwendet werden). Diese Annahmen werden folglich
übernommen.
Für die allgemeinen Verwaltungskosten schätzt das WiMAX-Forum einen Betrag von 6% der laufenden
Umsätze in t1, der auf 3% der Umsätze in t5 fällt. Auch hier spiegelt der zu Beginn höhere Betrag
Setup-Kosten für die Einrichtung von Prozessen, IT-Systemen etc. wieder. Im Vergleich zum
3 Marktpotenziale für WiMAX 11
Wettbewerb ist diese Schätzung eher optimistisch (QSC: 6%, T-Com: 6,7%). Zumindest die Situation
eines aus einem Monopolisten hervorgegangenen Großunternehmens ist allerdings nur sehr
eingeschränkt mit einem kleinen oder mittleren Wettbewerber zu vergleichen, daher werden die
Annahmen hier beibehalten.
Die Mietkosten für die Basisstation und die Leitung zur Rückanbindung an Backbonenetze werden mit
18.000 € bzw. 80.000 € pro Jahr veranschlagt. In beiden Fällen sind Marktpreise nicht einfach zu
ermitteln, da sie in Abhängigkeit von der Versorgungssituation stark schwanken können. Insbesondere
im Bereich der Mietleitungen werden meist kundenindividuelle Preise vereinbart, die zudem in
Abhängigkeit vom Übertragungsvolumen schwanken. Im ländlichen Bereich ist mit einer geringen
Wettbewerbsintensität zu rechnen, weshalb hohe Preise für die Rückanbindung gerechtfertigt
erscheinen. Der angenommene Preis liegt daher im oberen Bereich des Spektrums. Die Miete für die
Basisstation kann im Gegensatz dazu in ländlichen Regionen möglicherweise geringer ausfallen.
Dennoch sind beide Annahmen grundsätzlich realistisch.
Eine Zusammenfassung der Kostenannahmen findet sich in Abbildung 3-1.
Annahme Wert
WiMAX-Ausrüstung 49.000,00 €
Andere Basisstations-Ausrüstung 15.000,00 €
Bandbreitenmanagement, Abrechnung etc.
15.000,00 €
Bau der Basisstation 50.000,00 €
Ein
mal
ige
Kos
ten
Geräteinstallation Basisstation 4.500,00 €
Marketing, Vertrieb, Service 20% der Erlöse in t1, danach 11%
Netzwerkbetrieb 10% der Erlöse in t1, danach 7%
Allgem. Verwaltungskosten 6% der Erlöse in t1, danach 3%
Instandhaltung 5% d. Kosten für BS-Ausrüstung, 7% der Kosten für Endgeräte
Miete Rückanbindung 80.000,00 €
Standortmiete BS 18.000,00 €
Wie
derk
ehre
nde
Kos
ten
Endgeräte/Stück 250,00 €
Abbildung 3-1: Kostenannahmen (vgl. WiMAX 2004b)
3.1.2 Break-Even-Analyse
Das Ziel dieser Analyse ist es, die Kundenzahl (und damit die Umsätze) zu ermitteln, die für den
wirtschaftlichen Betrieb einer WiMAX-Basisstation erforderlich ist. Für die Break-Even-Analyse sind
zunächst Kosten und Erlöspotenziale zu bestimmen.
Um die zu erzielenden Umsätze zu schätzen, wird hier zur Vereinfachung angenommen, dass
ausschließlich Pauschaltarife (Flatrates) ohne Zeit- und Volumenbegrenzung angeboten werden.
Zudem wird angenommen, dass im Versorgungsgebiet keine Konkurrenz durch DSL besteht. Daher ist
3 Marktpotenziale für WiMAX 12
nur mit geringem Preiswettbewerb zu rechnen. Für die Kombination aus Anschlussbereitstellung und
Internetzugang wird ein Preis von 40 € pro Monat zugrunde gelegt. Dies entspricht dem Preis für einen
T-DSL-Anschluss der Deutschen Telekom vor dem Aufkommen von Resale-Angeboten, welches einen
deutlich verstärkten Preiswettbewerb für DSL-Anschlüsse zur Folge hatte (vgl. RegTP 2005). Derzeit
aktive Anbieter von drahtlosen Breitbandzugängen verfolgen eine ähnliche Preissetzung (DSLonAir
berechnet bspw. 16,99 € Grundgebühr + 32,95 € für einen auf 20 GB Transfervolumen beschränkten
Internetzugang). Dennoch wird in der Rechnung ein Preisrückgang von 10% p. a. angenommen. Diese
Annahme wird durch zwei Faktoren begründet: zum einen ist der Preisverfall im Markt für
kabelgebundene Breitbandverbindungen ungebrochen. Da diese Preise von den Kunden auch ohne die
Verfügbarkeit von DSL als Vergleich herangezogen werden dürften, sind moderate Anpassungen an
den Markttrend erforderlich. Weiterhin ist es möglich, dass in einzelnen Märkten Wettbewerber aktiv
werden. Dies kann Abwehrmaßnahmen erforderlich machen, die auf die durchschnittlichen
Kundenumsätze durchschlagen.
Zudem wird ein Bereitstellungsentgelt von 50 € angenommen. Bei T-DSL beträgt dieses regulär 99,95
€, wird aber im Zuge von Paketangeboten häufig erlassen. DSLonAir verrechnet Bereitstellungsentgelte
von 0 € - 149,00 € in Abhängigkeit von der Vertragslaufzeit, während Airdata 99,00 €
Einrichtungsgebühr verlangt. Ein Bereitstellungsentgelt von 50 € ist in einer Region ohne Wettbewerb
durch DSL also marktgerecht.
Zusätzlich zu diesen Gebühren sind die Endgerätekosten auf die Kunden umzulegen. Dabei können
zwei Varianten betrachtet werden, zum einen der Verkauf und zum anderen die Vermietung des
Endgerätes. Da im deutschen Markt der Verkauf der Endgeräte die etablierte Variante ist, an die die
Kunden gewöhnt sind, wird die Variante der Endgerätevermietung nur am Rande betrachtet. Beim
Verkauf der Endgeräte bezahlt der Kunde zu Vertragsbeginn für das Endgerät, das in seinen Besitz
übergeht. Als Preis werden hier 250 € angenommen. In diesem Fall wird das Endgerät zwar durch den
Anbieter subventioniert, eine höhere Preisstellung würde allerdings einen sehr großen Abstand zu den
Preisen für DSL-Endgeräte bedeuten, die z. T. für unter 50 € angeboten werden. Auch die bestehenden
Anbieter verlangen einen Endgerätepreis von 149 € (lt. Anbieterwebseiten von Airdata und DSLonAir).
In einem bislang mit DSL unversorgten Gebiet scheint es realistisch, dass zunächst ein erhebliches
Marktpotenzial besteht, da das fehlen von Breitbandverbindungen dort vielfach als erheblicher Mangel
wahrgenommen wird (vgl. Bager 2005, S. 112). Deshalb wird bezüglich der Kundenzahl vereinfachend
angenommen, dass bereits in t1 eine große Zahl von Kunden gewonnen kann. Anderslautende
Untersuchungen, die eine generell geringere Nachfrage nach Breitbandverbindungen in bislang
unversorgten Gebieten belegen könnten, sind nicht bekannt. Zudem wird mit einem linearen Wachstum
der Kundenzahl mit 15% p. a. gerechnet, da von einer deutlich steigenden Verbreitung von
Breitbandanschlüssen ausgegangen wird (vgl. BITKOM 2005, S. 8). Die Annahme liegt dabei deutlich
unter den in der Literatur (insbesondere durch Anbietervereinigungen) genannten Prognosen. Die
gesamte Marktdurchdringung am Ende des betrachteten Zeitraumes liegt bei ca. 20% (siehe unten).
Das lineare Wachstum stellt eine Vereinfachung gegenüber üblichen Technologieadoptionskurven dar.
Eine Modifikation dieser Annahmen in Richtung eines zunächst schnellen, dann abflachenden
3 Marktpotenziale für WiMAX 13
Wachstums würde die Rechnung bezüglich der zu gewinnenden Kundenzahl in t1 positiv beeinflussen,
wird an dieser Stelle nicht vorgenommen, da es schwierig ist, eine angemessene Adoptionskurve zu
schätzen und der Betrachtungszeitraum eher kurz ist.
Als Kalkulationszinssatz werden 9% angenommen. Eine Bestimmung des Zinssatzes anhand
alternativer Investitionsobjekte oder anhand von Finanzierungskosten (vgl. Götze/Bloech 1995, S. 87 f.)
ist in dieser Modellrechnung mangels Vergleichswerten problematisch. Daher wird von einer deutlichen
Risikoprämie gegenüber der Rendite einer risikofreien Kapitalanlage ausgegangen (Rendite von
Bundesschatzbriefen derzeit ca. 3 %). Da die Laufzeit der Rechnung nur 5 Jahre beträgt, ist der
Einfluss des internen Zinssatzes eher gering. Ein Ansteigen des internen Zinssatzes auf 15% lässt
bspw. die erforderliche Kundenzahl in t1 um 3-4% steigen.
Auf der Basis dieser Annahmen können nun die Nutzerzahlen ermittelt werden, bei denen sich ein
Kapitalwert der Investition von 0 ergibt. Die Grundrechnung ist in Abbildung 3-2 dargestellt. Wird das
Endgerät verkauft, müssen unter den gegebenen Wachstumsannahmen in t1 410 Kunden pro WiMAX-
Basisstation gewonnen werden, um einen positiven Kapitalwert zu erreichen. Würden die Endgeräte für
einen monatlichen Preis von 10 € vermietet, wäre eine Kundenzahl von 330 in t1 für einen profitablen
Betrieb ausreichend.
t1 t2 t3 t4 t5 Marketing 55.783,67 23.768,76 24.756,33 25.801,81 26.910,74 Netzwerk 27.891,83 15.125,58 15.754,03 16.419,34 17.125,02 Allgem. Kosten 16.735,10 6.482,39 6.751,73 7.036,86 7.339,29 Instandhaltung 9.630,50 10.716,83 11.965,76 13.401,67 15.052,61 Miete Leitung 80.080,00 80.080,00 80.080,00 80.080,00 80.080,00 Miete BS 18.018,00 18.018,00 18.018,00 18.018,00 18.018,00 Endgeräte/Stück 250 250 250 250 250 Endgeräte 102.441,06 15.366,16 17.671,08 20.321,75 23.370,01
Kosten
Summe 310.580,16 169.557,72 174.996,93 181.079,43 187.895,66 Anschlussgebühr pro Kunde (€) 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00
Verkaufspreis Endgerät (€) 150,00 150,00 150,00 150,00 150,00
Summe Anschluss+ Endgeräte (€) 81.815,55 12.272,33 14.113,18 16.230,16 18.664,68
Kundenumsatz pro Monat (€) 40,00 36,00 32,40 29,16 26,24
Erlöse
Umsatz pro Kunde pro Jahr (€) 480,00 432,00 388,80 349,92 314,93
Kundenzahl 409,08 470,44 541,01 622,16 715,48
Gesamtumsatz (€) 278.172,89 215.502,17 224.456,07 233.935,04 243.989,24
Zahlungsreihe (€) -165.347,66 46.223,61 49.761,22 53.183,25 56.449,75
Barwert 0 €
Int. Zins 9%
Abbildung 3-2: Grundrechnung
3 Marktpotenziale für WiMAX 14
3.1.3 Sensitivitätsanalyse
Im Folgenden wird untersucht, wie groß der Einfluss der einzelnen Parameter auf die Vorteilhaftigkeit
der Investition ist. Dabei wird die im vorhergehenden Abschnitt verwendete Fokussierung auf die für
einen rentablen Betrieb mindestens erforderliche Kundenzahl beibehalten. Dies bedeutet, dass
untersucht wird, wie sich die erforderliche Kundenzahl bei Variation jeweils eines Parameters verändert.
Würde beispielsweise davon ausgegangen, dass der Endkundenpreis in t1 nicht bei 40 € liegt, sondern
25% niedriger wäre – also 30 € betrüge –, wäre bei sonst gleichen Bedingungen eine Kundenzahl von
585 notwendig, um die WiMAX-Basisstation profitabel zu betreiben. Diese Nutzerzahlen werden in Kap.
3.1.4 hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit untersucht. In ähnlicher Weise lässt sich auch die
Punktelastizität bestimmen. Die Elastizität ist das Verhältnis der relativen Veränderung einer
abhängigen Variable (in diesem Fall die erforderliche Kundenzahl) von der relativen Veränderung einer
unabhängigen Variable (in diesem Fall die jeweiligen Parameter, vgl. Schumann/Meyer/Ströbele 1999,
S. 66). Für den monatlichen Endkundenpreis ergibt sich die Elastizität wie folgt:
32,1Preis/PreisKundenzahl/Kundenzahl
Pr =∂
∂=eisε
Dies bedeutet, dass sich die erforderliche Mindestzahl an Kunden um 1,32% verändert, wenn sich der
Preis angenommene Preis von 40 € um 1% ändert.
Parameter - 25% - 5% 0% + 5% + 25% Elastizität
Endkundenpreis pro
Monat (Basis: 40 €)
585 435 409 386 315 1,20
einmalige
Anschlussgebühr
(Basis: 50 €)
413 410 409 408 405 0,04
Verkaufpreis für
Endgeräte an Kunden
(Basis: 150 €)
422 412 409 406 396 0,12
Einkaufspreis
Endgeräte (Basis:
250 €)
375 402 409 416 443 0,36
Investitionsvolumen
(Basis: 133.500 €)
384 404 409 414 434 0,24
Laufende Kosten
(Basis 207.751,10 € in
t1)
286 381 409 440 598 1,44
Abbildung 3-3: Sensitivitätsanalyse
3 Marktpotenziale für WiMAX 15
Die dargestellte Analyse zeigt, dass eine Veränderung der laufenden Kosten den größten Einfluss auf
die Wirtschaftlichkeit hat. Der Posten der laufenden Kosten ist mit einer relativ hohen Unsicherheit
behaftet, da es sowohl für den technischen Betrieb von WiMAX-Stationen als auch für die Vermarktung
dieser Technologie noch kaum Erfahrung gibt. Dieser Bereich kann somit sowohl eine Chance als auch
ein Risiko für die Investition darstellen. Einen ähnlich großen Einfluss auf die Vorteilhaftigkeit der
Investition hat der Endkundenpreis. Allerdings kann der für diesen Parameter angenommene Basiswert
von 40 € als sehr wahrscheinlich angesehen werden, weil sich dieser Wert zum einen an den
Marktpreisen im Breitbandmarkt orientiert und zum anderen weil in der Kalkulation bereits ein
Preisverfall von 10% pro Jahr berücksichtigt wurde. Eine mittlere Wirkung zeigt sich für den
Einkaufspreis der Endgeräte und das Investitionsvolumen. Der angenommene Wert für die Endgeräte
ist als relativ wahrscheinlich anzusehen, da es sich hierbei um eine Schätzung von Herstellerseite
handelt, so von diesem Parameter eher nicht mit einer Gefährdung der Profitabilität ausgeht.
Tendenziell ähnlich ist die Lage für die Anfangsinvestition zu beurteilen. Aufgrund der höheren
Komplexität dieses Parameters, der sich aus mehreren Einzelposten zusammensetzt, weist dieser
jedoch eine größere Unsicherheit auf. Einen sehr geringen Einfluss auf die Profitabilität der Investition
haben dagegen die einmalige Anschlussgebühr sowie der Verkaufspreis für die Endgeräte. Dieses ist
dadurch zu erklären, dass diese Erlösart im Verhältnis zu den monatlichen Gebühren relativ gering ist.
Möglicherweise liegt hierin ein Potenzial zur Vermarktung der Angebote, da es plausibel erscheint, dass
durch einen Verzicht auf die Anschlussgebühr bzw. eine höhere Subvention der Endgeräte ein
größeres Kundenpotenzial zu gewinnen ist.
3.1.4 Marktvolumen in Deutschland
Anhand der Break-Even-Nutzerzahlen kann nun ermittelt werden, welche Bevölkerungsdichte im
Bereich einer WiMAX-Zelle herrschen muss, damit diese profitabel betrieben werden kann, was
wiederum Rückschlusse auf die möglichen Zielmärkte zulässt.
Die maximale Kundenzahl, die mit einer Basisstation versorgt werden kann, lässt sich anhand der
Bruttodatenrate ermitteln, die auf die Nutzer aufgeteilt wird. Geht man von einer Bruttodatenrate von
1 MBit pro Nutzer und einer Overselling-Rate2 von 20:1 aus (vgl. WiMAX 2004b, S. 7), können im
Sendebereich einer Zelle mindestens 900 Kunden versorgt werden. An dieser Stelle wird eine
Reichweite der WiMAX-Funkzelle von 1,5 km bei mäßig dichter Bebauung, wie sie etwa in Kleinstädten
oder Vororten anzutreffen ist, angenommen. Die Fläche des Sendebereiches beträgt damit ca. 7 km².
Bei einem Marktpotenzial von 17% der Haushalte wird zur Bestimmung der erforderlichen
Bevölkerungsdichte vorausgesetzt, dass im ersten Jahr ca. 10% der Haushalte als Kunden gewonnen
werden können. Diese hohe Zahl ist dadurch zu rechtfertigen, dass die fehlende Breitbandversorgung
in den betroffenen Gemeinden oft als erheblicher Mangel wahrgenommen wird (vgl. z.B. Bager 2005, S.
2 Die Overselling-Rate bezeichnet, wie stark die Zelle „überbucht“ wird. Privatkunden wird also keine bestimmte Bandbreite garantiert. Statt dessen wird eine durchschnittliche Bandbreite angegeben, die bei starker Auslastung des Netzes zeitweise unterschritten werden kann.
3 Marktpotenziale für WiMAX 16
112). Daher wird davon Ausgegangen, dass im ersten Jahr eine große Zahl der potenziellen
Breitbandnutzer bestrebt sein wird, entsprechende Angebote zu nutzen. Eine geringere Adoptionsrate
in t1 führt dazu, dass in den späteren Betriebsjahren erheblich größere Kundenzuwächse erforderlich
sind.
Aus der ermittelten Mindestanzahl an Kunden in t1 von 410 ergibt sich, dass im Versorgungsgebiet
mindestens 4.100 Haushalte erreichbar sein müssen. Daraus ergibt sich eine Einwohnerzahl von ca.
8700 (bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,12 Personen, vgl. Statistisches Bundesamt
2005a, S. 11). Die Bevölkerungsdichte im Sendebereich muss demnach ca. 1240 Personen/km²
betragen. Diese Zahl liegt leicht unter der durchschnittlichen Bevölkerungsdichte in Städten mit
geschlossener Bebauung (1250 Personen/km², vgl. Statistisches Bundesamt 2005b). Ist eine erheblich
höhere Kundenzahl erforderlich (etwa unter der im Rahmen der Sensitivitätsanalyse getroffenen
Annahme eines um 25% geringeren Endkundenpreises, der 585 Kunden in t1 voraussetzt), ist ein
wirtschaftlicher Betrieb nur schwierig zu realisieren, da er eine extrem hohe Bevölkerungsdichte oder
eine stark erhöhte Nachfrage voraussetzen würde.
Ein wirtschaftlicher Betrieb von WiMAX-Netzen für die Versorgung von Privatkunden setzt unter den
gegebenen Annahmen (410 Kunden in t1) eine vergleichsweise hohe Bevölkerungsdichte voraus. 8700
Einwohner in einem Radius von 1,5 km sind nur in Städten oder Gemeinden mit geschlossener
Bebauung zu erwarten. WiMAX ist damit zunächst als DSL-Alternative für kleine Städte zu sehen. Die
bestehenden Pilotversuche zielen ebenfalls auf den Zielmarkt der „Non-DSL Villages“. Als Anbindung
für sehr kleine Dörfer und einzelne Wohnhäuser ist WiMAX weniger geeignet. Dort sind individuelle
Lösungen auf der Basis von Richtfunkstrecken eher Erfolg versprechend (vgl. Bager 2004, S. 112 ff.).
Diese können jedoch kaum zum Preis von Massenlösungen vertrieben werden.
Wie viele Gemeinden von entsprechender Größe tatsächlich unversorgt sind, kann nicht ohne weiteres
bestimmt werden. Ein Atlas, der die DSL-Versorgungsgebiete erfasst und geografisch darstellt, ist zwar
in Vorbereitung, aber noch nicht veröffentlicht (vgl. Löding 2005). Auf den Websites der Anbieter kann
die DSL-Versorgung nur anhand von konkreten Telefonnummern bzw. Anschlussbereichen geprüft
werden. Diese entsprechen nicht der für die Wirtschaftlichkeitsprüfung von WiMAX-Anlagen
erforderlichen Granularität mit einem Raster von 1-2 km. Insgesamt können in Deutschland ca. vier
Millionen Haushalte nicht mit DSL versorgt werden. 1,8 Millionen davon liegen in Gebieten, in denen
Glasfasernetze (Fiber to the Curb bzw. Fiber to the Home) verlegt wurden, die für DSL physikalisch
nicht geeignet sind (vgl. Bager 2004, S, 112), in den anderen Fällen sind wirtschaftliche Gründe
ausschlaggebend. Der Anbieter Deutsche Breitbanddienste schätzt den Zielmarkt sogar auf bis zu 8
Mio. Haushalte (vgl. Berke 2005). Um aus diesen unversorgten Gebieten geeignete Standorte
auszuwählen, sind jedoch Einzelfallprüfungen erforderlich.
Die Zahlen zeigen, dass selbst in kleinen Gemeinden eine Endkundenversorgung per WiMAX möglich
ist. Werden zahlreiche Stationen betrieben, ist zudem davon auszugehen, dass insbesondere die
Preise für die benötigte Hardware, aber auch die Kosten für das Marketing erheblich sinken. Dadurch
wird ein Ausbau auch bei geringeren Kundenzahlen pro Standort attraktiv.
3 Marktpotenziale für WiMAX 17
Als Breitband-Alternative in städtischen Gebieten, in denen bereits DSL verfügbar ist, erscheint ein
wirtschaftlicher Betrieb allerdings nur schwer möglich. Sinken die Anschlussgebühren incl. Endgerät auf
100 € und die Umsätze für DSL und Internetzugang auf 25 €, was dem Preisniveau für Privatkunden im
Mai 2005 entspricht, müssen für den Break-Even über 800 Kunden in t1 gewonnen werden. Da bei
bestehender DSL-Versorgung zudem ein großer Teil des Marktpotenzials bereits durch Wettbewerber
abgeschöpft wird, erscheint ein erfolgreicher Markteintritt hier unwahrscheinlich. Zudem hat die
Deutsche Telekom angekündigt, mittels neuer Vermittlungshardware (Outdoor-DSLAM) DSL auch in
solchen Versorgungsgebieten anzubieten, in denen ein Teil der Verbindung zum Endkunden über
Glasfaserkabel erfolgt (vgl. T-Com 2005). Wenn diese Expansion der kabelgebundenen DSL-Technik
tatsächlich umgesetzt wird, stellt sie eine erhebliche Bedrohung für den Einsatz von WiMAX dar. Sollte
eine flächendeckende Umrüstung der mit Glasfaser versorgten Gebiete tatsächlich erfolgen, schrumpft
die Marktnische für WiMAX weiter.
Zusätzlich zur Versorgung von Privatkunden ist es denkbar, kleine und mittelständische Unternehmen
(KMU) mit WiMAX zu versorgen. In diesem Fall wird von einer Bandbreitengarantie von 1 MBit pro
Kunde ausgegangen, es wird also kein Overselling betrieben (vgl. WiMAX 2004b, S. 7). Ein
Geschäftskunde verdrängt somit, bezogen auf die Auslastung der Funkzelle, 20 Privatkunden. Im
gegebenen Szenario könnten zusätzlich zu den versorgten Privatkunden, deren Zahl bis zum Ende der
Laufzeit auf bis zu 718 steigt, noch ca. 10 Geschäftskunden mit garantierter Bandbreite versorgt
werden, bis die Kapazität der Zelle erschöpft ist. Die Marktpreise für 1 MBit-DSL-Anschlüsse für
Geschäftskunden liegen bei ca. 60 € incl. Internetzugang (T-Com) und ca. 105 € bei DSLonAir. Bei
diesem Preisniveau sind für einen Break-Even nur mit Geschäftskunden Zahlen von deutlich über 100
Kunden in t1 zu erreichen. Das heißt, dass es aufgrund der auf 45 MBit und damit 45 Kunden
begrenzten Kapazität unmöglich ist, eine Funkzelle nur mit Geschäftskunden wirtschaftlich zu
betreiben, wenn den Kunden eine Bandbreitengarantie gegeben wird, die ein Overselling ausschließt.
Alternativ kann ein moderates Overselling betrieben werden und die Bandbreitengarantie durch ein
eingeschränktes Service Level Agreement ersetzt werden. Zudem können Angebote mit
Bandbreitengarantie in Ergänzung zu Dienstleistungen für Privatkunden vermarktet werden, um höhere
durchschnittliche Umsätze pro Kunde und damit eine Profitabilität bei geringeren Kundenzahlen zu
erreichen. Diese Aufteilung in Business- und Privattarife findet sich bei unterschiedlichen Anbietern.
3.2 Szenario 2: Anbindung von PWLAN-Hotspots
In diesem Szenario wird die Einsatzmöglichkeit von WiMAX zur drahtlosen Anbindung von
kommerziellen PWLAN-Hotspots untersucht. Dabei wird von der Errichtung einer WiMAX-Basisstation
in einer europäischen Großstadt, wie z.B. Berlin, ausgegangen. Um hier das Marktpotenzial für WiMAX
zu schätzen, werden drei Untersuchungsschritte durchgeführt.
Im ersten Schritt wird im Rahmen einer Break-Even-Analyse untersucht, wie viele PWLAN-Hotspots bei
unterschiedlichen Umsatzerwartungen erforderlich sind, um eine WiMAX-Basisstation wirtschaftlich zu
betreiben. Im zweiten Schritt wird die Wirtschaftlichkeit des Geschäftsmodells in dem hier analysierten
3 Marktpotenziale für WiMAX 18
Szenario in verschiedenen ökonomischen und technologischen Umweltsituationen, d.h. verschiedenen
Preis- und Nachfragesituationen, untersucht. Sowohl für die ökonomisch als auch für die
technologische Dimension werden zwei Szenarien modelliert, worse case (WC) und best case (BC).
Eingeschränkt kann der ökonomische WC auch als Ergebnis eines höheren Wettbewerbsgrades
begriffen werden, da er u.a. auch einen stärkeren Preisverfall beinhaltet. Im dritten Schritt soll die
Sensitivität des internen Zinssatzes (engl. Internal Rate of Return: IRR) bezüglich der Modellvariablen
untersucht werden. Die Sensitivitätsanalyse soll bestimmen, welche der angenommenen
Modellparameter einen besonders starken Einfluss auf die Umsatzerwartung haben. Sie soll
insbesondere die Frage der Standortwahl zu beantworten helfen und die Stabilität der Berechnungen
bei geänderten Rahmenbedingungen prüfen.
Abschließend ist zu schätzen, wie groß der Gesamtmarkt ist, der in Deutschland mit WiMAX-Netzen zur
PWLAN-Anbindung versorgt werden kann. Dabei sollen die Verallgemeinarbarkeit des gewählten
Geschäftsmodells, PWLAN-Wachstumsprognosen und der Wettbewerb mit anderen
Anbindungsalternativen – in erster Linie mit DSL – diskutiert werden.
3.2.1 Szenariobeschreibung und Modellparameter
Die Kunden im betrachteten Szenario sind PWLAN-Betreiber, die ihren Kunden an den Hotspots
(Cafes, Hotels, etc.) drahtlosen Internetzugang basierend auf WLAN-Technologie anbieten.
Geographisch wird dabei auf größere europäische Städte (z.B. Berlin) mit bereits existierenden
PWLAN-Angeboten fokussiert. Zur Realisierung des Vorhabens ist eine ausreichend dimensionierte
Anbindung an ein Breitband-Netzwerk (Backbone) erforderlich, die von einem Internet Service Provider
mit entsprechenden Netzkapazitäten bereitgestellt wird.
In diesem Szenario soll eine Basisstation errichtet werden, die mit sechs Antennen ausgestattet ist, die
je einen Wirkungsbereich von 60° besitzen. Diese Sendeeinheiten haben eine NLOS-Reichweite
zwischen 1-2 km bei 64 QAM (64 Quadrature Amplitude Modulation, vgl. Schiller 2003) eine Bandbreite
von 8-11,3 Mbps (vgl. WiMAX 2004a). Es werden Funkverbindungen zu den einzelnen Hotspots
hergestellt, deren Datenverkehr dann über das Backbone der WiMAX-Basisstation (WiMAX-BS)
geroutet wird. Geht man von einer Reichweite von ca. 20-50 m eines WLAN-Access-Points aus, so sind
bei überlappungsfreier Positionierung mehr als 100 solcher Hotspots mit einem Sektor der WiMAX-BS
erreichbar.
Derzeit gibt es verschiedene Geschäftsmodelle für den Betrieb von Hotspots. Das erste Konzept
besteht darin, dass die PWLAN-Provider kostenlos die komplette Ausstattung einer geeigneten
Location übernehmen und dafür (fast) sämtliche Einnahmen erhalten. Die Alternative besteht darin,
dass der Location-Besitzer in die entsprechende Hard- und Software selbst investiert, die
Internetanbindung zukauft und somit alleine die Erlöse abschöpfen kann.
Eine Großzahl aktiver PWLAN wird heute von Providern betrieben, die als Intermediär zwischen den
Location-Inhabern und Internet Service Providern (ISP) fungieren. Sie werden auch als Enabler
3 Marktpotenziale für WiMAX 19
bezeichnet und bieten Dienste und Systemlösungen an, die für die Installation und den Betrieb von
WLAN-Netzen sowie für die Abrechnung der Dienste erforderlich sind. Das Dienstportfolio der Enabler
umfasst ein breites Spektrum und reicht vom Angebot der Access Points bis hin zu umfassenden
Lösungen für den Betrieb eines Hotspots.
In Abhängigkeit von den QoS-Anforderungen wird der Overselling-Faktor (OSF) festgelegt. In der
Praxis ist ein 5-faches Overselling bei der geplante Dienstleistung üblich (vgl. DanskeTelecom 2005).
Es können also zwischen 10 und 15 (Bandbreite/4*5) 4 Mbps - Anbindungen der PWLAN-Hotspots pro
Sektor der WiMAX-BS realisiert werden.
Die im Folgenden dargestellte Markteintrittsstrategie zielt darauf, in einer Marktsituation mit Wettbewerb
möglichst schnell einen hinreichend großen Marktanteil zu erlangen. Die zentralen Charakteristika des
Geschäftsmodells sind eine kostenlose Ausleihung und Installation der WiMAX-Subscriber-Station
(WiMAX-SS) an den Hotspot-Betreiber und eine Erlösbeteiligung von 75%. Der kostenlose Verleih und
die Installation sollen das Risiko des Betreibers minimieren, einen neuen Hotspot einzurichten.
Im Folgenden werden die technologischen und ökonomischen Parameter des Modells vorgestellt. Die
technisch relevanten Größen für das Modell sind die Reichweite der WiMAX-BS und die Bandbreite, da
diese Größen ein mögliches Angebot determinieren. Ökonomisch relevant sind die zentralen Erlös- und
Kostendeterminanten (s. Abbildung 3-1). Die Erlöse werden durch den Marktanteil und Umsätze der
angebundenen Hotspots bestimmt.
Zur Vereinfachung der Kalkulation werden die Umsätze in diesem Szenario ausschließlich durch den
Verkauf von 1 h- und 24 h-Tickets generiert. Veränderungen der Preis- und Nachfragesituation werden
vereinfachend durch eine konstante prozentuale Veränderungsrate abgebildet. Das Wachstum der
Umsätze wird also durch das Kundenwachstum und die Preisänderung bestimmt. Die Veränderung der
Hotspot-Anzahl wird durch eine konstante prozentuale Veränderungsrate modelliert.
3 Marktpotenziale für WiMAX 20
Technologische Parameter Ökonomische Parameter
Reichweite Gesamtanzahl der Hotspots in Reichweite der BS (im ersten Jahr)
Bandbreite Veränderung der Hotspot-Anzahl (in % pro Jahr)
Marktanteil (in % im ersten Jahr)
Veränderung des Marktanteils (in % pro Jahr)
Preis für PWLAN-Nutzungsticket (für 1 h)
Veränderung des Preises für 1 h-Tickets (in % pro Jahr)
Preis für 24 h-Ticket
Veränderung des Preises für 24h-Tickets (in % pro Jahr)
durchschnittl. Anzahl 1 h-Tickets pro Tag (im ersten Jahr)
Veränderung der durchschnittl. Anzahl 1 h-Tickets (in % pro Jahr)
durchschn. Anzahl 24 h-Tickets pro Tag (im ersten Jahr)
Veränderung der durchschn. Anzahl 24 h-Tickets (in % pro Jahr)
Erlösanteil des WiMAX-Providers (in %)
Abbildung 3-4: Technologische und ökonomische Parameter
Im Folgenden werden zur Bestimmung einer Bandbreite möglicher realer Entwicklungen obere und
untere Ausprägungsgrenzen der einzelnen Modellparameter angegeben und erläutert, wobei nach den
Dimensionen Technologie und Ökonomie differenziert wird. Der technologisch schlechteste Fall
entspricht der unteren Grenze in Bandbreite und Reichweite, die in Experimenten des WiMAX-Forums
gemessen wurden (vgl. WiMAX 2004a). Analog entspricht der beste Fall der oberen Grenze der im
Experiment erzielten Ergebnisse. Der ökonomisch schlechteste Fall entspricht der Situation eines
geringen Zuwachses der Hotspotzahl, des Marktanteils des Unternehmens und der Nutzerzahl sowie
eines starken Preisverfalles. Die inverse Situation hierzu stellt die ökonomisch günstigste Situation dar.
Untere Grenze Obere Grenze
Technologie Reichweite: 1 km (Radius)
Bandbreite: 8Mbit/s pro Sektor
Reichweite: 2 km (Radius)
Bandbreite: 11,3Mbit/s pro Sektor
Abbildung 3-5: Technologische Szenarien
Im technologisch (un)günstigsten Fall können bei einem OSF von 5 pro Sektor 15 (bzw. 10) Verträge
über 4 Mbit-Leitungen abgeschlossen werden, d.h. insgesamt 90 (bzw. 60) pro Basisstation.
3 Marktpotenziale für WiMAX 21
Untere Grenze Obere Grenze
Anzahl kommerzieller Hotspots im Wirkungskreis im 1. Jahr 50 90
Veränderung der Hotspot-Anzahl in % pro Jahr 5 30
Marktanteil in % im 1. Jahr 10 25
Veränderung des Marktanteils in % pro Jahr 5 15
Preis für 1 h-Ticket (in €) 6 8
Veränderung des Preises für 1 h-Tickets in % pro Jahr -25 -10
Preis für 24 h-Ticket (in €) 16 22
Veränderung des Preises für 24 h-Tickets in % pro Jahr -25 -10
durchschn. Anzahl 1 h-Tickets pro Tag im 1. Jahr 1 9
Veränderung der durchschn. Anzahl 1 h-Tickets in % pro Jahr 10 25
durchschn. Anzahl 24 h-Tickets pro Tag im 1. Jahr 0,5 1
Veränderung der durchschn. Anzahl 24 h-Tickets in % pro
Jahr 10 25
eigener Erlösanteil in % 60 90
Abbildung 3-6: Bandbreite der Modellvariablen
Die Anzahl kommerzieller Hotspots basiert auf Internetrecherchen. So befinden sich z.B. in Berlin ca.
100 Hotspots in einem Umkreis von 2 km.3 Diese werden allerdings nicht alle kommerziell betrieben.
Andererseits ist die Auflistung unter www.hotspotfinder.de sehr wahrscheinlich nicht vollständig. Aus
diesen Gründen wird die max. Anzahl von 90 Hotspots als eine realistische Vorgabe bestimmt. Die
angenommenen Preise repräsentieren die Mitte des vorhandenen Spektrums. Die Bandbreite der
Preise für 1 h-Tickets und 24 h-Tickets reflektiert das Preisspektrum der vier größten Anbieter der
Region (T-Mobile/T-Com, Swisscom Eurospot, AOL und BerlinNet, Stand: 05/2005)4. Berlecon
Research prognostiziert für die Jahre 2003-2005 ein Hotspot-Nutzerwachstum von mehr als 60% pro
Jahr (vgl. Berlecon 2003).
Dies entspricht in etwa der hier angenommenen oberen Wachstumsgrenze, da bei einem Hotspot-
Wachstum von 30% und einem Ticketwachstum von 25% die Nutzeranzahl um ca. 60% wächst. Im
analysierten Fall werden 15% als die obere Grenze für die Veränderung des eigenen
Marktanteils angenommen, da ein Gebiet mit überdurchschnittlich hoher Hotspot-Dichte betrachtet wird
und Sättigungseffekte berücksichtigt werden müssen. Die Sättigung ist durch die Anzahl geeigneter
Einrichtungsstandorte für PWLAN-Hotspots, durch Kundennachfrage sowie technische Grenzen in
Form der verfügbaren Bandbreite einer WiMAX-BS bedingt. 3 Diese Angabe bezieht sich auf die Adresse Kürfürstendamm 230, Berlin. 4 Online-Recherche: hotspotfinder.de, April 2005
3 Marktpotenziale für WiMAX 22
In Anlehnung an die Studie „Public WLAN als Geschäftsmodell“ (vgl. Wegener/Gupta/Wippenbeck
2004), in der von einem Erlösanteil von 80% für den Netzbetreiber ausgegangen wird, liegt der
Mittelwert unserer Bandbreite bei 75%, um dem Ziel gerecht zu werden, eine wettbewerbsfähige
Penetrationsstrategie zu verfolgen. Trotz des geringen Preisverfalls in den letzten zwei Jahren wird von
fallenden Preisen ausgegangen, da das Ziel des BS-Betreibers in diesem Szenario in der
überproportionalen Partizipation am Marktwachstum besteht, was durch attraktive PWLAN-Preise
begünstigt wird.
3.2.2 Break-Even-Analyse
Nach der Vorstellung des Geschäftsmodells und der relevanten Parameter bildet die folgende Break-
Even-Analyse (BEA) den Ausgangspunkt der Wirtschaftlichkeitsanalyse. Das Ziel der Analyse ist es,
die Anzahl der Hotspots zu ermitteln, die für den wirtschaftlichen Betrieb einer WiMAX-Basisstation
erforderlich ist. Für die Break-Even-Analyse sind zunächst Kosten und Erlöspotenziale zu bestimmen.
Die Kostenpositionen wurden in Anlehnung an die Annahmen des WiMAX-Forums (vgl. Kap. 3.1.1)
aufgestellt und in ihrer Höhe an das betrachtete Szenario angepasst. Es wird wie in Kap. 3.1.1
zwischen einmaligen Investitionen (Capital Expenditure, CAPEX) und laufenden Betriebskosten
(Operating Expenditure, OPEX) unterschieden. Die Investitionen sind bis auf Kosten für die WiMAX-
Endgeräte in Höhe von 450 € pro Hotspot im ersten Jahr identisch zu den in Abbildung 3-1
dargestellten Annahmen.
Die Kosten für die WiMAX-SS bei den Hotspots trägt der Betreiber der Basisstation. Sie errechnen sich
aus der Anzahl der Vertragshotspots und dem in dem entsprechenden Jahr zu zahlenden
Anschaffungspreis. Der Preis für eine WiMAX-SS für den professionellen Einsatz beträgt 2005 ca.
450 € pro Stück (vgl. WiMAX 2005, S. 7). Für die Betriebskosten werden die Annahmen aus Kap. 3.1.1
übernommen.
Die Marketing- und Vertriebskosten stellen bei der Hotspot-Anbindung insbesondere im ersten Jahr
eine wesentliche Position wiederkehrender Kosten dar. Der prozentuale Anteil der Marketingausgaben
am Erlösvolumen beträgt 20% im ersten Jahr und 11% in den nachfolgenden 4 Jahren. Dies entspricht
den Schätzungen des WiMAX-Forums (vgl. WiMAX 2004b) und unseren Annahmen im
Privatkundenszenario. Wie es sich im Folgenden zeigen wird (s. Abbildung 3-9), ergibt sich daraus der
Betrag von etwa 2400 € pro Hotspot im ersten Jahr. Das entspricht einer realitätsnahen
Größenordnung, bei der sowohl Recherchen als auch intensivere individuelle Beratungen - weniger
Kundenkontakte, dafür aber intensiver - und Verhandlungen mit den Location- bzw. Hotspot-Besitzern
möglich sind.
Die einzige Erlösquelle ist die Umsatzbeteiligung (UB) von 75% an den Nutzerentgelten der Hotspot-
Nutzer. Die einzelnen Erlösparameter sind in folgender Tabelle dargestellt.
3 Marktpotenziale für WiMAX 23
Erlösparameter Beschreibung
e*i+g*k Umsatz pro Hotspots pro Tag
350 Umsatz pro Hotspot pro Jahr
x jährlicher Umsatz aller Hotspots, mit welchem das
Unternehmen eine Vertragsbeziehung hat
m/100 eigener Erlösanteil
Abbildung 3-7: Erlöse im ersten Jahr (in Euro)
Somit ergeben sich die Erlöse im ersten Jahr wie folgt:
100**350*)**( mxkgieErlös +=
Die folgende Tabelle enthält die Zusammenfassung der zentralen ökonomischen Modellparameter zur
Kalkulation Break-Even-Menge. Die Größe der Modellparameter stellt den Mittelwert der in Abbildung
3-6 dargestellten Bandbreite dar.
Variable Ökonomischen Messgröße Betrag
a Anzahl Hotspots im 1. Jahr 70
b Veränderung der Hotspot-Anzahl in % pro Jahr 17,5
c Marktanteil in % im 1. Jahr zu bestimmen
d Veränderung des Marktanteils in % pro Jahr 10
e Preis für 1 h-Ticket in € 8
n Veränderung des Preises für 1 h-Tickets in % pro Jahr -15
g Preis für 24 h-Ticket in € 16
h Veränderung des Preises für 24 h-Tickets in % pro Jahr -15
i durchschn. Anzahl 1 h-Tickets pro Tag im 1. Jahr 5
j Veränderung der durchschn. Anzahl 1 h-Tickets in % pro Jahr 20
k durchschn. Anzahl 24 h-Tickets pro Tag im 1. Jahr 0,5
l Veränderung der durchschn. Anzahl 24 h-Tickets in % pro Jahr 20
m eigener Erlösanteil in % 75
Abbildung 3-8: Notation und Mittelwerte der Modellvariablen zur Break-Even-Analyse
Bei der BEA soll der Wert des Parameters c (Marktanteil in % im 1. Jahr) ermittelt werden. Bei einer
bestimmten Gesamtanzahl der Hotspots ist es damit möglich, die notwendige Anzahl der Verträge mit
den PWLAN-Providern zu bestimmen.
3 Marktpotenziale für WiMAX 24
Im Folgenden werden die einzelnen Erlös- und Kostenpositionen in ihrer Art und Höhe erläutert. Im
ersten Jahr fällt der Großteil der Investitionen an. Für die PWLAN-Nutzung wird ein Preis von 8 € pro
Stunde zugrunde gelegt. Dies entspricht der heute üblichen Preissetzung der Hotspot-Provider (vgl.
www.hotspotfinder.de). Für die Anzahl der 1 h- und 24 h-Tickets werden die Werte festgesetzt, die
anhand aktueller Marktuntersuchungen ermittelt wurden (vgl. Kap. 2.2). Um die zu anzubindende
Anzahl Hotspots zu schätzen, wird hier zur Vereinfachung angenommen, dass im Versorgungsgebiet
nur mit geringem Preiswettbewerb zu rechnen ist und die Preise der PWLAN-Nutzung linear um 15 %
p. a. sinken. Anhand der Marktprognosen scheint es realistisch, anzunehmen, dass bei PWLAN-
Diensten ein großes Marktpotenzial besteht. Deshalb wird von einer deutlich steigenden Anfrage nach
Hotspot-Nutzung ausgegangen und zur Vereinfachung mit einem linearen Wachstum der Hotspot-
Anzahl mit 17,5% p. a. gerechnet. Der Anteil des WiMAX-Betreibers am PWLAN-Markt soll mit der
gleichen Rate ansteigen.
Der Planungshorizont beträgt wie im ersten Szenario fünf Jahre, ebenso wird als Kalkulationszinssatz
9% angenommen. Auf Basis dieser Annahmen kann nun die Hotspot-Anzahl ermittelt werden, bei der
sich ein Kapitalwert der Investition von 0 ergibt. Die Grundrechnung ist in Abbildung 3-9 dargestellt.
3 Marktpotenziale für WiMAX 25
t1 t2 t3 t4 t5
ERLÖSE Anzahl der Verträge (Hotspots)
7,8 10,1 13,0 16,9 21,9
Subtotal 98.695,80 130.115,61 171.537,91 226.147,01 292.295,01KOSTEN
WiMAX Ausrüstung 49.000
Andere BS-Ausrüstung 15.000
Bandbreiten-management, Billing etc.
15.000
Basisstation / Bauarbeiten 50.000
WiMAX-SS 3.524,85 572,79 592,26 574,12 742,06
einm
alig
e Ko
sten
Subtotal 132.524,85 572,79 592,26 574,12 742,06Marketing 19.739,16 14.312,72 18.869,17 24.876,17 32.152,45
Netzwerk-betrieb 9.869,58 9.108,09 12.007,65 15.830,29 20.460,65
Allgemeine Verwaltung 5.921,75 3.903,47 5.146,14 6.784,41 8.768,85
Instand-haltung 4.246,74 4.286,83 4.328,29 4.368,48 4.420,43
Installation BS 4.500,00
Miete Rück-anbindung 80.000,00 80.000,00 80.000,00 80.000,00 80.000,00
Standort-miete BS 18.000,00 18.000,00 18.000,00 18.000,00 18.000,00
wie
derk
ehre
nde
Kos
ten
Subtotal 142.277,23 129.611,11 138.351,25 149.859,35 163.802,38Gesamt-kosten 274.802,08 130.183,90 138.943,52 150.433,48 164.544,43
Zahlungsreihe -176.106,28 -68,29 32.594,39 75.713,53 127.750,57Barwert 0 € Interner Zins 9,0%
Abbildung 3-9: Grundrechnung der Break-Even-Analyse
Die Break-Even-Analyse zeigt also, dass zur wirtschaftlichen Realisierung des dargestellten
Geschäftmodells der Abschluss von mindestens acht Verträgen mit Hotspots in t1 erforderlich ist.
3.2.3 Kosten- und Erlösstruktur
Im Folgenden soll die Kalkulation eines konkreten Szenarios – definiert durch die erwarteten
Modellparameter – durchgeführt werden. Die Begründung der Wahl dieser Parameter als Mittelwert in
Abbildung 3-6 dargestellten Bandbreite erfolgte bereits in den Abschnitten 3.2.2 und 3.2.1. Der
Marktanteil beträgt danach im ersten Jahr 17,5 %.
Es wird angenommen, dass die Entwicklung der SS-Preise in den fünf Jahren entsprechend der
Entwicklung der Preise für WLAN-Equipment stattfinden wird:
3 Marktpotenziale für WiMAX 26
t1 t2 t3 t4 t5
Preis pro WiMAX-SS 450 250 200 150 150
Abbildung 3-10: Entwicklung der Preise für WiMAX-SS
In den 5 Jahren ergibt sich folgende Kosten- und Erlösstruktur (in €):
t1 t2 t3 t4 t5
Anzahl der Verträge (Hotspots) 12,3 15,8 20,5 26,5 34,2
ERLÖSE 154.350,00 203.487,32 268.267,51 353.670,47 457.119,09 KOSTEN
WiMAX Ausrüstung 49.000,00 Andere BS-Ausrüstung 15.000,00 Bandbreiten-management, Billing etc. 15.000,00 Basisstation / Bauarbeiten 50.000,00 ei
nmal
ige
Kost
en
WiMAX-SS 5.512,50 895,78 926,24 897,87 1160,50Subtotal 134.512,50 895,78 926,24 897,87 1160,50
Marketing 30.870,00 22.383,61 29.509,43 38.903,75 50.283,10Netzwerk-betrieb 15.435,00 14.244,11 18.778,73 24.756,93 31.998,34Allgemeine Verwaltung 9.261,00 6.104,62 8.048,03 10.610,11 13.713,57Instand-haltung 4.385,88 4.448,58 4.513,42 4.576,27 4.657,50Installation BS 4.500,00 Miete Rück-anbindung 80.000,00 80.000,00 80.000,00 80.000,00 80.000,00
wie
derk
ehre
nde
Kos
ten
Standort-miete BS 18.000,00 18.000,00 18.000,00 18.000,00 18.000,00
Subtotal 162.451,88 145.180,92 158.849,59 176.847,07 198.652,51KOSTEN -Total 296.964,38 146.076,70 159.775,83 177.744,94 199.813,01CASH FLOW -142.614,38 57.410,62 108.491,68 175.925,54 257.306,08 Interner Zins 67,7%
Abbildung 3-11: Grundrechnung der Kosten- und Erlösstruktur
Bei einem Kalkulationszinssatz von 9% ergibt sich in der vorgegebenen Zeitperiode ein Netto-Barwert
von 293.119,36 €. Der Cash Flow ist stark durch die anfänglich notwendigen Investitionen beeinflusst.
Die Abbildung 3-12 zeigt u.a. den Verlauf des Cash Flow über den gesamten Zeithorizont.
3 Marktpotenziale für WiMAX 27
-150.000
-50.000
50.000
150.000
250.000
350.000
450.000
1 2 3 4 5
Bruttoerlöse
Nettoerlöse (Bruttoerlöse - Opex)
Investitionen (CAPEX)
Cash Flow
Abbildung 3-12: Kosten– und Erlösstruktur (in €) im Zeitraum von fünf Jahren
Ein interner Zins von 67,7% spricht für die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells. Im nächsten Abschnitt
sollen als nächstes die zentralen Determinanten des internen Zinssatzes bestimmt werden, um danach
die Reaktion des IRR auf Veränderungen der Modellvariablen zu bestimmen.
3.2.4 Sensitivitätsanalyse
In diesem Abschnitt soll die Sensitivität des internen Zinssatzes bezüglich der Modellvariablen
untersucht werden. Es werden immer zwei der ökonomischen Modellgrößen variabel gehalten, die
anderen entsprechend der Definition des Durchschnittsszenarios eingesetzt.
Der interne Zinssatz (IRR) ist so definiert, dass er folgende Gleichung erfüllt:
( )F
IRRJahrcashflow
ii
i :1
)(0
5
1=
+= ∑
=
Bei der gegebenen Kosten- und Erlösstruktur und unter Verwendung der Notation aus Abbildung 3-8
ergibt sich die folgende Gleichung:
),,,,,,,,,,,,,(0 IRRmlkjihgnedcbaF= (*)
Es soll nun ein Ausdruck für die Veränderung des IRR bei einer marginalen Änderung einer der
Modellvariablen:
{ }mlkjihgnedcbaxdxdIRR
ononstellatiParameterkundVariablen
,,,,,,,,,,,,∈−
3 Marktpotenziale für WiMAX 28
bestimmt werden. Hierfür wird (*) total differenziert.
{ } { }
(**)
0,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,
0
IRR
x
x
IRRmlkjihgnedcba
FF
dxdIRR
dyxymlkjihgnedcbayundmlkjihgnedcbaxseiAbleitungpartiellendeentsprechedieFwobei
dIRRFdmFdlFdkFdjFdiFdhFdgFdnFdeFddFdcFdbFdaF
−=
⇒=≠∧∈∀∈
++++++++++++++=
Da sich die Variablen in ihrer Dimension unterscheiden, wird die relative Veränderung des IRR
bezüglich der relativen Änderung einer anderen Variable untersucht. Hierfür wird die Punktelastizität
des IRR für die Mittelwerte der restlichen Variabeln berechnet. Es sei angemerkt, dass das Ergebnis
hinsichtlich der drei stärksten Einflussgrößen nicht von den Ausprägungen der restlichen Variablen
abhängt.
Die Punktelastizität
IRRx
FF
xdxIRRdIRR
IRR
xxR −==
(**)
,η
entspricht der Elastizität an einer Stelle der Verhaltensfunktion F, gemessen unter Verwendung des
Differentialquotienten aus Abhängiger (IRR) und Erklärungsvariable (x).
Elastizität Betrag Elastizität Betrag
IRRa
FFIRR
aaR −=,η 2,543
IRRh
FFIRR
hhR −=,η 0,126
IRRb
FFIRR
bbR −=,η 0,621
IRRi
FFIRR
iiR −=,η 2,164
IRRc
FFIRR
ccR −=,η 2,543
IRRj
FF
IRR
jjR −=,η 0,586
IRRd
FFIRR
ddR −=,η 0,379
IRRk
FFIRR
kkR −=,η 0,433
IRRe
FFIRR
eeR −=,η 2,164
IRRl
FFIRR
llR −=,η 0,117
IRRn
FFIRR
nnR −=,η 0,621
IRRm
FFIRR
mmR −=,η 2,596
IRRg
FF
IRR
ggR −=,η 0,433
Abbildung 3-13: Elastizitätswerte nach Parameterkonstellationen
3 Marktpotenziale für WiMAX 29
Es zeigt sich, dass der IRR besonders sensibel auf Veränderungen der Hotspot-Anzahl im
Gesamtmarkt, des Marktanteils und des Erlösanteils reagiert. Da der Erlösanteil im Rahmen des
Geschäftsmodells festgelegt ist, wird er nicht weiter betrachtet. Die Punktelastizitäten bezüglich a und c
sind gleich und unabhängig vom betrachteten Use-Case (vgl. Bandbreite der Modellparameter in 3.2.1).
Dies liegt daran, dass diese beiden Variablen in der Gleichung (*) immer in der Form a*c auftreten, d.h.
also, dass die Hotspot-Anzahl und der Marktanteil in substitutiver Beziehung stehen. Das gleiche gilt für
die Paare (Preis 1 h-Ticket e, Veränderung des Preises für 1 h-Tickets i) und (Preis 24 h-Ticket g,
Veränderung des Preises für 24 h-Tickets k), da deren Produkt den Erlös aus dem Verkauf der
jeweiligen Tickets entspricht.
Die obige Analyse zeigt, dass die Sensitivität des IRR bezüglich des Kundenwachstums und des
Hotspotwachstums etwa ein Viertel der Reagibilität des IRR bezüglich der Hotspot-Anzahl und des
Marktanteils ausmacht. Die zentralen Größen, die den Erfolg des WiMAX-Einsatzes bestimmen, sind
also die Hotspot-Anzahl und der Marktanteil, sowie – eingeschränkt – der Grad des Preisverfalls.
Der Parameter a lässt sich als Sammelvariable begreifen, welche Reichweite und Hotspot-Dichte
verbindet. Zurzeit ist allerdings davon auszugehen, dass die mit steigender Besiedlungsdichte sinkende
Reichweite durch die steigende Hotspot-Dichte mehr als kompensiert wird. Es ist anzunehmen, dass
die Anzahl der Hotspots monoton mit der Besiedlungsdichte steigt, wohingegen der Marktanteil mit
steigender Besiedlungsdichte aufgrund des höheren Wettbewerbs niedriger ausfällt. Dies gilt auch für
den Grad des Preisverfalls, der ebenfalls positiv mit dem Wettbewerbsgrad korreliert ist. Bei der
Standortentscheidung ist also zwischen Marktgröße (Anzahl der Hotspots) und Wettbewerbsgrad
(Marktanteil, Preisverfall) abzuwägen.
Eine generelle Analyse der Sensitivität des internen Zinssatzes bezüglich der Veränderungen der
einmaligen und wiederkehrenden Kosten (vgl. 3.1.3) zeigt, dass die Veränderung der laufenden Kosten
den größten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Unternehmung hat. Dabei wird die Fokussierung auf
den für einen profitablen Betrieb mindestens erforderlichen Marktanteil beibehalten. Es wird also
untersucht, wie sich der erforderliche Marktanteil bei Variation jeweils eines Parameters (hier CAPEX
und OPEX) verändert.
Parameter - 25% - 5% 0% + 5% + 25% Elastizität
CAPEX (einmalige
Kosten)
Basis: 132.524,85 € in t1 10,48 11,06 11,19 11,31 11,95 0,22
OPEX (laufende Kosten)
Basis: 142.277,23 € in t1 10,425 11,05 11,19 11,32 12,01 0,24
Abbildung 3-14: Sensitivität des internen Zinssatzes bzgl. CAPEX/OPEX
Die Abbildung zeigt, dass der Einfluss einmaliger und laufender Kosten auf die Vorteilhaftigkeit der
Investition - wegen gleicher Größenordnung für CAPEX und OPEX im ersten Jahr - fast identisch ist.
Der Parameter einmalige Kosten ist zwar aus mehreren Einzelposten zusammensetzt, die zugrunde
3 Marktpotenziale für WiMAX 30
liegenden Basiswerte können aber als gesichert angesehen werden, weil sie auf den Schätzungen der
Hersteller und den üblichen Marktpreisen des Breitbandmarktes beruhen. Deshalb wird bei diesem
Parameter nicht von einer Gefährdung der Profitabilität ausgegangen.
Im Vergleich zu CAPEX haben die laufenden Kosten einen etwas größeren Einfluss auf den internen
Zinssatz. Mit der höheren Komplexität dieses Parameters, der sich aus mehreren Einzelposten
zusammensetzt, und insbesondere Marketing-, Betriebs- und Verwaltungskosten enthält, ist auch eine
größere Unsicherheit verbunden. Sowohl beim technischen Betrieb von WiMAX-Stationen als auch bei
der Vermarktung dieser Technologie gibt es noch kaum Erfahrung. Dieser Bereich kann somit sowohl
eine Chance als auch ein Risiko für die Investition darstellen.
Die Analyse zeigt weiter, dass die Erfolgsgröße IRR stark auf Variationen des h-Ticketpreises (Variable
e) reagiert. Für die obigen Berechnungen wurde ein mittlerer Preis von 8 Euro angenommen. Fällt
dieser um bspw. 10%, auf 7,20 Euro, so würde sich der IRR um ca. 21,5% (2,164*10%) verändern, d.h.
von 67,7% auf 53,14% sinken.
Die Elastizität des internen Zinsfusses bezüglich des Preises für h-Tickets steigt mit Zunahme des
Erlösanteils der h-Tickets am Gesamtumsatz, da die Umsatzveränderung dieses Produktsegments
dann einen größeren Einfluss auf die relative Schwankung des Gesamtumsatzes hat.
Um allerdings die Kritizität dieser Variable richtig einzuschätzen, muss beachtet werden, dass wie oben
bereits erwähnt die Variable e und i immer als Produkt auftreten und demnach auch die gleichen
Elastizitätswerte aufweisen. Das Produkt dieser Variablen entspricht dem Umsatz, der aus dem Verkauf
von h-Tickets erzielt wird. Das in diesem Modell betrachtete Unternehmen verhält sich als Preisnehmer.
Die Preise für h-Tickets spiegeln die Angebots- und Nachfragesituation für dieses Produkt wieder.
Diese Verbindung zeigt, dass die Variablen e und i nicht unkorreliert sind. In Falle steigender Nachfrage
sind fallende Preise -bei gegebenen Marktanteil- also mit einer höheren Anzahl verkaufter Tickets
verbunden. Dies impliziert, dass die „relevante“ Elastizität des IRR hinsichtlich der Variable e geringer
ist. Beträgt die Preiselastizität der Nachfrage (ηp) bspw. 0,1, so bedeutet eine rein angebotsbedingte
Preisreduktion um 10% eine Erhöhung der verkauften Menge um 1%. Bei einer solchen Preisreduktion
ergibt sich eine „relevante“ Elastizität von (1-ηp)*ηR,e. Dieser abschwächende Effekt wird durch eine
steigende Nachfrage zusätzlich verstärkt. Diesen Überlegungen zufolge ist die Kritizität der Variable e
also zu relativieren.
3.2.5 Marktvolumen in Deutschland
In diesem Abschnitt soll anhand der Beak-Even-Analyse abgeschätzt werden, wo in Deutschland die
Erfolgsaussichten für das vorgestellte Geschäftsmodell am günstigsten sind. Da der Erfolg der
Unternehmung vom generierten Umsatz der angebundenen Hotspots abhängt, sind in erster Linie
Standorte auszuwählen, wo Hotspot-Infrastrukturen bereits vorhanden sind und wo zukünftig mit
steigender Nachfrage zu rechnen ist. In Deutschland haben die Städte Berlin, Hamburg, München,
Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Hannover, Bremen, Stuttgart, Leipzig, Nürnberg, Kiel, Dresden die höchste
3 Marktpotenziale für WiMAX 31
Hotspotanzahl (vgl. RegTP 2005). Daraus lässt sich folgern, dass dort bereits erhebliche Nachfrage
nach drahtlosen Internetzugängen existiert und im Lichte der vorhandenen Marktentwicklungs-
prognosen ein großer Anreiz für den Markteintritt neuer Unternehmen besteht. Ende 2004 wurden in
Deutschland nach Auskünften des Hotspot-Datenbank-Betreibers Portel etwa 6.000 öffentlich
zugängliche Hotspots von einer Vielzahl kommerzieller Anbieter betrieben. Im Vergeich zum Vorjahr hat
sich die Zahl der Hotspots mehr als vervierfacht. Nach Schätzungen von portel.de kann sich die Zahl
öffentlicher Hotspots bis Ende des Jahres 2005 auf bis zu 10.000 erhöhen5. Ein weiteres
unausgeschöpftes Marktpotential findet sich in Städten wie z.B. Dortmund, Essen, Hannover, Duisburg
sowie Bochum, die alle zu den 20 größten Städten Deutschlands zählen. Diese Städte haben mehr als
300.000 Einwohner, verfügen jedoch noch nicht über ein Wi-Fi-Hotspot-Netz, das mit den zuvor
genannten Städten vergleichbar ist, die in dieser Hinsicht führend sind6.
Unter Berücksichtigung aktueller Marktdaten und Marktentwicklungsprognosen für den deutschen
PWLAN-Markt kann auf der Basis der ermittelten Modellparameter (vgl. Abbildung 3-8) im Falle eines
deutschlandweiten Markteintritts mit dem vorgestelltem Geschäftsmodell in den oben aufgeführten
Städten und umliegenden Regionen ein Volumen von 1988 Hotspots im Jahr 2007 erreicht werden.
Die kontinuierlich steigende Verbreitung mobiler WLAN-Endgeräte und ihre Miniaturisierung, begleitet
von der wachsenden Akzeptanz bei den Kunden und steigender Nachfrage nach neuen mobilen
Breitbanddiensten führt gleichzeitig dazu, dass auch kleinere Städte und Vororte für den Hotspot-
Betrieb attraktiv werden. Bei der Standortwahl müssen somit auch Standorte geprüft werden, die aus
heutiger Sicht eher unattraktiv erscheinen. Für eine Installation in einer Großstadt sprechen eine
höhere Hotspot-Dichte, das etwas höhere Hotspot-Wachstum als in kleineren Städten und der größere
Kundenzuwachs. Negativ einzuschätzen ist der zu erwartende höhere Wettbewerbsgrad, welcher einen
geringeren Marktanteil und einen höheren Preisverfall erwarten lässt.
In Gebieten mit weniger dichter Bebauung, etwa in kleineren Städten und Stadtrandgebieten, sind mit
WiMAX höhere Reichweiten erzielbar, so dass auch bei geringerer Hotspot-Dichte bzw. geringerer
Anzahl attraktiver Hotspot-Locations geeignete Standorte zu finden sind. Bei betrachtetem
Geschäftsmodell stellt die Standortsuche einen bedeutend wichtigeren Faktor dar, als bei einer
Anbindung der Standorte mit DSL.
Eine Alternative zum breitbandigen Anschluss der Hotspots ist DSL. Dabei lassen sich grundsätzlich
zwei Varianten unterscheiden: ADSL (unterschiedliche Datenraten für Up-und Downstream) und SDSL
(identische Datenraten für Up- und Downstream). Letztere ist etwa 33% teurer, bietet allerdings mehr
Möglichkeiten und Reserven für die Befriedigung der Kundenbedürfnisse bei der Hotspot-Anbindung.
Die Grundkosten für gewerblich zu nutzende Anschlüsse belaufen sich im Fall von ADSL auf ca. 400,00
EUR pro Monat und bei SDSL auf ca. 600,00 EUR pro Monat. Hinzu kommen noch
Einrichtungsgebühren (1x monatl. Grundkosten) und weitere tarifabhängige Kosten, insbesondere für
den Internet-Traffic - entweder volumenbasiert oder als Flatrate (ab ca. 400,00 EUR pro Monat). Die 5 Hotspot-Finder auf www.portel.de 6 http://www.geographie4u.de/daten/daten_staedte.htm
4 Fazit und Ausblick 32
Flatrate-Tarifmodelle in Verbindung mit einem SDSL-Anschluss erfüllen die Anforderungen zum
Anschluss eines Hotspots am besten7. Die jährlichen Gesamtkosten würden danach 12.000 € pro
Hotspot betragen. Im Vergleich dazu kostet eine Anbindung per WiMAX nur 9.000 € (vgl. Abbildung 3-
11). Dies zeigt nochmals deutlich die Attraktivität des Einsatzes der WiMAX-Technologie bei der
Hotspot-Anbindung auf.
Hohe Kosten für die Backbone-Anbindung der WiMAX-BS können Unternehmen Wettbewerbsvorteile
bringen, die über eigene Breitbandnetzinfrastrukturen verfügen. Dazu zählen in erster Linie regionale
Carrier mit eigenen Glasfaserstrecken.
4 Fazit und Ausblick
Mit WiMAX steht eine Übertragungstechnologie bereit, die die Lücke zwischen eher schmalbandigen,
aber reichweitenstarken Mobilfunknetzen und schnellen, in ihrer Sendeleistung beschränkten WLANs
füllen kann. Damit ergibt sich eine große Anzahl interessanter Anwendungsgebiete, in denen WiMAX in
städtischen Netzen kabelgebundene Breitbandverbindungen ersetzen kann.
Für das Einsatzszenario der Breitbandanbindung von Privatkunden und KMU ist festzustellen, dass
WiMAX-Basisstationen profitabel betrieben werden können. Allerdings ist dies nur in dicht besiedelten,
urbanen Regionen möglich. Zudem sind höhere Preise zu fordern als im Markt für kabelgebundene
DSL-Anschlüsse. Dies ist aufgrund des vergleichbaren Kundennutzens nur in Regionen möglich, in
denen keine Konkurrenz durch kabelgebundene Breitbandangebote herrscht. Der Einsatz von WiMAX
ist daher auf einen sehr begrenzten Markt beschränkt, dessen tatsächliche Größe nur schwer zu
ermitteln ist. Zudem werden die Absatzmöglichkeiten unter Druck geraten, falls durch neue
Technologien auch Städten mit Glasfasernetzen mit herkömmlichen DSL-Angeboten versorgt werden
können. Langfristig hat WiMAX den Vorteil der Mobilität, der jedoch mangels Endgeräten derzeit noch
nicht zum tragen kommt.
Für das Einsatzszenario der Breitbandanbindung von PWLAN-Hotspots signalisiert das obige Ergebnis
mit einer internen Verzinsung von 86,6% deutlich die Profitabilität des Geschäftsmodells. Die
durchgeführte Analyse liefert ein starkes Indiz für die prinzipielle Marktfähigkeit der WiMAX-
Technologie. Deshalb ist es im nächsten Schritt interessant, das Verhalten der Wettbewerber auf
diesem Markt zu berücksichtigen und spieltheoretisch zu analysieren.
WiMAX bietet eine wesentliche Erweiterung der Preisdifferenzierungsmöglichkeiten. Bisher konnte man
aufgrund der technischen Möglichkeiten Preisdifferenzierung nur auf Basis einer fixen Bandbreite und
verschiedener Datenvolumina betreiben. Derzeit gibt es aber keine Angebote, die nicht gleichverteilte,
aber exogene Bandbreitenspektren anbieten oder gar eine endogene nutzerabhängige Tarifierung
vorsehen. Bei einer solchen Tarifierung würde die Bandbreite des Anschlusses eines bestimmten
Hotspots bedarfsabhängig und zeitnah vergeben. In einer ersten Annäherung kann die Flexibilität der
7 Vgl. Tarife auf www.ngi-net.de; www.speedlines.de, www.qsc.de (Stand: 21.07.05)
4 Fazit und Ausblick 33
Bandbreitenzuteilung intern zur Optimierung der Auslastung genutzt werden, was - bei gleicher
Servicequalität –eine höhere Overselling-Rate ermöglicht. Es ist sicherlich interessant die
Konsequenzen zu untersuchen, die eine externe Vermarktung dieser Flexibilität mit sich bringt.
Interessant erscheint der Einsatz von WiMAX zudem in Märkten, die eine geringere Reife als der
deutsche aufweisen. Wenn etwa die DSL-Verbreitung gering ist oder das bestehende Telefonnetz
aufgrund von veralteter Technik nicht aufgerüstet werden kann, bietet WiMAX eine Alternative für die
Einrichtung von Breitbandnetzen. Dies ist etwa in Osteuropa, aber auch in den rapide wachsenden
urbanen Regionen Südamerikas, Asiens und Afrikas vorstellbar. Auf das große Interesse an WiMAX
weisen beispielsweise die Aktivitäten großer Carrier in Russland hin, die bereits WiMAX-Netze in
Moskau8, St. Petersburg9, Ekaterinburg10 aufbauen bzw. betreiben, darunter das erste kommerzielle
WiMAX-Netz in Europa.
Zudem kann WiMAX zum Einsatz kommen, um bei Großveranstaltungen, Naturkatastrophen oder in
ähnlichen Situationen schnell eine große Zahl von temporären Bereitbandanschlüssen zur Verfügung
zu stellen.
8 UNITLINE (www.unitline.ru), KOMET (www.komet.ru), COMSTAR-UTS (www.comstar-uts.ru), ASVT (www.asvt.ru) 9 WelL-Com 10 Netprovodov.ru (www.netprovodov.ru)
Literaturverzeichnis 34
Literaturverzeichnis
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