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Was hilft (wirklich) gegen Gewalt? - ajs.nrw.de · • Impulsivität, niedrige Intelligenz •...

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Was hilft (wirklich) gegen Gewalt? Qualitätskriterien von Programmen und Netzwerkarbeit gegen Gewalt Carmen Trenz Landesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.
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Was hilft (wirklich) gegen Gewalt?

Qualitätskriterien von Programmen und Netzwerkarbeit

gegen Gewalt

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Inhalte

• Schutz- und Risikofaktoren• Qualitätskriterien aufgrund von Studien• Empfohlene Programme („Grüne Liste“)• Qualitätskriterien Verhaltenstrainings• Negative Effekte• Qualifikation der Pädagogen• Zusammenarbeit

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Schüler/-innen wünschen sich….

• Lehrkräfte,– die sich für Schüler/innen interessieren– bei Gewalt nicht wegschauen– Opfern und Tätern helfen– sich fortbilden– klare Grenzen und verbindliche Sanktionen vorgeben

• Schüler/innen sollen– Fair sein– Verantwortung übernehmen– Ältere Schüler sollen Vorbild für jüngere sein

• Gemeinsames Training von Lehrkräften und Schüler/innen

Ergebnisse Jugendkongress des Landespräventionsrates zum Thema Gewalt 2006

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Grundbedürfnisse

• Sichere Bindung (Familie)• Stabile Bezugspersonen,

Zugehörigkeit/Gemeinschaft • Selbstwirksamkeit/Beteiligung• Anerkennung/Wertschätzung• Exploration/Neues entdecken• Orientierung/Struktur

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Die Wirklichkeit vieler Kinder…

• Stress in den ersten drei Lebensjahren (unsichere Bindung, Vernachlässigung, Gewalt)

• Prekäre Familienverhältnisse (Armut, schlechte Wohnsituation, psychische/körperliche Krankheiten der Eltern, Sucht, isolierte Familien)

• Ungünstige Erziehungshaltungen und Methoden• Zu große Gruppen und unzureichende

Betreuung in Krippen und KITA

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Soziale und biologische Risikofaktoren (Multi-Problem -Milieu)

• Schwerwiegende familiäre Probleme• Fehlen positiver Bezugspersonen• Schlechtes Selbstwertgefühl• Impulsivität, niedrige Intelligenz• Misserfolge/fehlende Anerkennung in KITA und Schule• Mangel an Orientierung• Gewaltakzeptanz in der Peergruppe• Exzessiver Konsum gewalthaltiger Medien verstärkt

Gewaltakzeptanz• Suchtproblematik

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

„Die Wurzel alles Bösen in der Welt ist der Mangel an Liebe zu sich selbst!“

Thomas von Aquin

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Ausprägungen von Aggressivität

• „Normale“ Entwicklungsauffälligkeiten (Grenzen austesten, Positionsklärung in der Gruppe, mangelnde Konfliktlösungskompetenz)

• Aggressive Verhaltensauffälligkeiten• Schwere Persönlichkeitsstörungen (z. B.

Psychosen, Borderline-Erkrankungen, Drogenindizierte Auffälligkeit…)

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Schutzfaktoren in der Schule Förderung von Resilienz

• Mindestens eine liebevolle Bezugsperson• Wertschätzendes Schulklima• Förderung und Anerkennung der Stärken

(Ressourcenorientierung)• Haltgebende Regeln• Training von emotionalen und sozialen

Kompetenzen• Aktivierung/Beteiligung der Schüler/innen

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Warum Qualitätsdiskussion ?

• Ressourcen und Engagement sinnvoll nutzen• Effektive Gewaltprävention verringert

Probleme, macht zufrieden, spart langfristig Geld

• „Gewaltprävention“ kann schädlich sein: Stigmatisierungsgefahr/Ausgrenzung, Gewaltverstärkung (z. B. Zusammenfassung von delinquenten Jugendlichen, „Qualifizierung“ der Täter)

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Auswertung von evaluierten Gewaltpräventionsprogrammen

• Sherman Report/USA (1998)• Düsseldorfer Gutachten (2002)• Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK):

Gelingensbedingungen für die Prävention von interpersonaler Gewalt (2012)

• Landespräventionsrat Niedersachsen: Online Datenbank „Grüne Liste Prävention“

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Online Datenbank „Grüne Liste Prävention“ 1)

Programme zu Familie,KITA,Schule,Jugendhilfe,Sport

• Effektivität nachgewiesen (Stufe 3)• Wahrscheinlich erfolgreiche Programme: der

direkte Einfluss des Programms am Erfolg nicht gesichert (Stufe 2)

• Effektivität theoretisch gut begründet(Stufe 3)• Nicht erfolgreiche ProgrammeKriterien: Theorie/Konzept, Didaktik, Kontrollgruppen, Überprüfung Effekte 1) Landespräventionsrat Niedersachsen

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Empfohlene Grundschulprogramme

• Pfade (Grund- und Föredrschule)(3)• KlasseKinderSpiel (3)• Balu und Du (2)• Faustlos (2)

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Empfohlene Programme Sek1 und Sek2

• Fairplayer.manual (3)• Medienhelden (Cybermobbing) (3)• Olweus-Anti-Mobbing-Programm (2)• buddY (Sek1) (2)• PaC-Modul Soziales Lernen (Sek1) (2)• JobFit (Sek1+2) (3)• Mobbingfreie Schule (TK) (2)• Lions-Quest (2)• Schulsozialarbeit 2002-2006 (Uni Heidelberg, Prof. Hermann):

Erfolgreich, wenn das Schulklima, vor allem Vertrauensbeziehung Pädagogen-Schüler, verbessert wird

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Verhaltenstraining fördert psycho -soziale und kognitive Kompetenzen

• Eigene Gefühle wahrnehmen und regulieren (Eigenwahrnehmung und Selbstkontrolle)

• Perspektivenübernahme/Empathie • Konflikte konstruktiv lösen (Streiten lernen)• Frustrationen aushalten• Kritik äußern/Feedback-Kompetenz• Verantwortung, Helfen, Zivilcourage• Akzeptanz/Toleranz

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Qualitätskriterien Verhaltensorientierte Trainings

• Persönlichkeit und Haltung des Trainers• Intensive Schulung der Trainer und

Praxisbegleitung • Korrekte Umsetzung des Programms• Interaktive motivierende Methoden• Trainings mindestens 9 Monate (mit

Wiederholungen)• Reflexion/Evaluation (intern oder extern)

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Keine oder Negativ -Effekte

• Rein kognitive Information/Aufklärung (z. B. Rechtskundeunterricht)

• Isolierte Einzelprojekte/Training wirkungslos bzw. nur kurzfristige Effekte

• Appelle an Moral und Verhaltensänderung• Reine Peergruppen-Ansätze• Zusammenfassung von Jugendlichen mit hohem

Gewaltpotential oft verstärkend

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Schulische Gewaltprävention ist ...

• Gute Beziehungen• Sozial kompetente Vorbilder/Modelle• Erfolgserlebnisse/Selbstwertstärkung/Potentiale

fördern (Sport, Tanz, Soziales Engagement)• Gutes Schulklima, respektvolle Kommunikation• Verbindliche Regeln• Anerkennung für positives Verhalten (soziale

Verstärkung)• Sanktionen nur in Verbindung mit Unterstützung• Verhaltenstraining

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Günstige Rahmenbedingungen für Prävention

• Pädagogisches Gesamtkonzept (vernetzte Maßnahmen)

• Unterstützung durch Schulleitung• Konsens im Kollegenteam• Konfliktlösungs-Management

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Qualifikation der Fachkräfte

• Freude am Beruf, an (jungen) Menschen • Haltung: respektvoll, akzeptierend, Abwertungen

vermeiden (Vorbild/Modell)• Verständnis, Empathie• Selbsterfahrung, Fähigkeit zur

Selbstwahrnehmung• Diagnostische Fähigkeiten (wer braucht was?)• Grenzen wahrnehmen, Externe Unterstützung

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Hilfreiches Handwerkszeug

• Gewaltfreie Kommunikation• Lösungsorientierte Ansätze• Vermeidung von Schuldzuweisungen• Mediation

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.

Zusammenarbeit, Hilfe und Unterstützung im Sozialraum

• Kooperationspartner: Jugendamt (ASD, Jugendförderung …), Jugendeinrichtungen, freie Träger, Jugend- und Sportvereine, Polizei…

• Kooperation mit Beratungsstellen, Therapeutischen Einrichtungen

• Steuerung durch Schulleitung/Schulteam• Wertschätzende und langfristige Zusammenarbeit• Gegenseitige Fachberatung, gemeinsame

Fortbildungen

Und zu guter Letzt…

Jede respektvolle und wertschätzende Beziehungserfahrung hinterlässt Spuren im Gehirn und ermöglicht Lernen. Neue Erfahrungen, wenn sie längerfristig einwirken, führen zu positiven Gefühlen und Taten. Es gibt also keinen Grund zur Resignation!

Carmen TrenzLandesstelle Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.


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