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Walter Böhl MAGNESIAESTRICHE ALS ARCHITEKTURELEMENT

Date post: 28-Jan-2022
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1 Islands Brygge, Umbau von Hafengebäuden zu Büros der dänischen Sozialversicherung, Kopenhagen, Sjejlsø Gruppen Walter Böhl MAGNESIAESTRICHE ALS ARCHITEKTURELEMENT Dieser Fachartikel soll Bauherren, Planer und Ausführende auf die wesentlichsten Punkte hinweisen und dazu beitragen Missverständnisse und Enttäuschungen zu vermeiden. Walter Böhl Staatlich geprüfter Bautechniker, Beton- und Stahlbetonbauer, Estrichlegermeister von der Handwerkskammer Heilbronn-Franken öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk Waiblinger Straße 33, 71334 Waiblingen, Tel. 07151 31629, Fax. 07151 305587 mobil 01702736343, [email protected] www.industriebodensachverständiger
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Islands Brygge, Umbau von Hafengebäuden zu Büros der dänischen Sozialversicherung, Kopenhagen, Sjejlsø Gruppen

Walter Böhl

MAGNESIAESTRICHE ALS ARCHITEKTURELEMENT Dieser Fachartikel soll Bauherren, Planer und Ausführende auf die wesentlichsten Punkte hinweisen und dazu beitragen Missverständnisse und Enttäuschungen zu vermeiden. Walter Böhl Staatlich geprüfter Bautechniker, Beton- und Stahlbetonbauer, Estrichlegermeister von der Handwerkskammer Heilbronn-Franken öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk Waiblinger Straße 33, 71334 Waiblingen, Tel. 07151 31629, Fax. 07151 305587 mobil 01702736343, [email protected] www.industriebodensachverständiger

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Kirchenzentrum München-Riem, Evangelische Kirche. Florian Nagler Architekten, München. Walter Böhl Magnesiaestriche als sichtbarer Bodenbelag in optisch höherwertigen Bereichen Estriche wurden über Jahrtausende in der Baugeschichte als Bodenbelag eingesetzt. Bodenbeläge im heutigen Sinne gibt es im historischen Maßstab betrachtet erst seit kurzer Zeit. Linoleum seit 1860 (Walton in England), Kunststoffbeläge seit 1936 (Mipolam = Mischpolymerisat) kurz darauf PVC (Buna). Textile Bodenbeläge gibt es seit ca. 1950 (USA). Es standen also neben Holz, das größtenteils Bestandteil der Deckenkonstruktion war, nur Stein und Fliesenbeläge sowie Estriche zur Verfügung. Estriche als Bodenbelag sind mit dem Aufkommen der industriell hergestellten Bodenbeläge Anfang der 1950er Jahre fast schlagartig vom Markt verschwunden. Magnesiaestriche wurden als Steinholzestriche bis ca. 1953 mit einem hohen, heute kaum mehr nachvollziehbaren und bezahlbaren Standard hergestellt. Gegen die Perfektion eines industriell gefertigten Bodenbelags hatten sie jedoch keine Chance. Vielleicht ist es eine Reaktion der Architektur unserer Zeit, wenn wieder nach Bodenbelägen gesucht wird, denen man ansieht, dass sie von einem Handwerker hergestellt wurden und aus dem Material sind nach dem sie aussehen. Bei Bodenbelägen hat sich bei Bauherren, Nutzern oder Betrachtern jedoch seit Jahrzehnten ein eher perfektionistisches Erscheinungsbild verankert. Akzeptiert man bei Sichtbeton gewisse Unregelmäßigkeiten weil man sie kennt, sieht man diese auf dem Boden als Mangel.

Aus meiner Praxis weiß ich, dass die meisten Probleme nicht technischer Natur sind, sondern durch Missverständnisse entstehen. Der Planer muss deshalb schon sehr gut und umfassend mit dem Bauherrn kommunizieren und die Eigenschaften umfassend darstellen. Dazu gehören unbedingt Referenzbesuche. Auch der Umgang mit Estrichlegern ist für den Planer nicht ganz einfach. Diese arbeiten überwiegend im Industriebau (dort sieht man manches etwas anders). Es muss eindeutig klar sein was man wünscht. Das ist bei öffentlichen Ausschreibungen besonders schwierig. Ein Angebot im Preissegment eines Industriebodens lässt auf jeden Fall vermuten, dass der Anbieter nicht die Absicht hat höhere Anforderungen zu erfüllen.

Musterkollektion eines Steinholzlegers um 1935 Hier wird versucht die wesentlichsten Punkte zusammenzustellen, die beachtet werden müssen um Missverständnisse und Enttäuschungen zu vermeiden.

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Kirchenzentrum Riem, Katholische Kirche

Union Frankfurt am Main. Umbau und Ergänzung historischer Brauereibauten für Lofts, Büros usw. Architekt Michael A. Landes Frankfurt. Das Bild zeigt einen im Verbund auf neuem Beton verlegten Magnesiaestrich im Neubaubereich mit den durch die Trocknung des Betons zwangsläufig entstehenden Verfärbungen. Bei diesem Bild wird deutlich, dass die Unregelmäßigkeiten des Sichtbetons etwa denen des Bodens entsprechen. Der Betrachter kennt jedoch die Unregelmäßigkeiten des Sichtbetons und akzeptiert diese. Die Unregelmäßigkeiten des Bodens werden, je nach Betrachter, als Mangel empfunden.

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Voraussetzungen für den Einsatz Architektur Der Charakter des Bodens muss mit der Architektur der Umgebung harmonieren. Das bedeutet nicht, dass die Umgebung auch aus rohen Materialien bestehen muss. Der Architekt ist jedoch gefordert, die Wirkung der Materialien aufeinander abzustimmen. In einem Raum von geringer Größe mit vier schlichten weißen Wänden wird ein Estrich als Bodenbelag immer „unfertig“ aussehen, da das Auge des Betrachters dies aus „Erfahrung“ so wahrnehmen will. Bauphysik Magnesiaestriche, die im Verbund auf einen neuen Betonboden verlegt werden, blühen verhältnismäßig lang aus bis der Beton fast seine Ausgleichsfeuchte erreicht hat. In ungünstigen Fällen kann dies Jahre dauern und mehrere Oberflächenbehandlungen erfordern. Zum Fertigstellungs- bzw. Abnahmetermin wird sich der Endzustand nicht

einstellen. Der Einsatz von sichtbaren Verbundestrichen bei Neubauten im optisch höherwertigen Bereich ist deshalb problematisch und sollte unterlassen werden. Es sei denn der Bauherr hat die Geduld Verfärbungen und Ausblühungen längere Zeit in Kauf zu nehmen. Bei Altbauten besteht das Problem in der Regel nicht, da der Beton ausgetrocknet ist, beziehungsweise seine Ausgleichsfeuchte erreicht hat. Der Effekt ist bei „weiß“ eingefärbten Estrichen am ehesten zu vernachlässigen, da die immer ins Weiße gehenden Verfärbungen nicht wahrgenommen werden. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung sowie Feuchte und Temperatur des Untergrundes müssen während und nach der Verlegung in einem optimalen Bereich liegen. Das ist für den Bauherrn oft lästig, da sich das alles in der Endphase der Bauarbeiten abspielt und Termine häufig im Stundentakt geplant werden. Wenn man ein gutes Ergebnis haben will, ist es allerdings unabdingbar optimale Bedingungen zu schaffen. Der Bauherr muss einsehen, dass der Kuchen in seinem „Backofen“ gebacken wird.

Ausstellungsraum Rolf Benz, Nagold

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Rolf Benz, Ausstellungsraum in einer alten Produktionshalle in Nagold. Architekt Raiser Lopes Designers. Obwohl es sich um eine Verbundverlegung auf einer nicht abgedichteten Bodenplatte handelt, sind durch die weiße Einfärbung wenig hell dunkel Verfärbungen zu sehen. Nutzung Magnesiaestriche als Industrieestriche sind hoch beanspruchbar entsprechend DIN 18560, Teil 7. Sie haben sich im Industriebau auf Flächen von vielen Millionen Quadratmetern unterschiedlichster Nutzung bewährt. Die Tauglichkeit für schweren Flurförderzeugbetrieb mit harter Bereifung ist selbstverständlich. Für den hier beschriebenen Nutzungsbereich ist das allerdings weniger von Bedeutung. Folgende Punkte sollten beachtet beziehungsweise hinterfragt werden. Magnesiaestriche sind nicht geeignet für lange Wassereinwirkung. Dies wird bei den hier betrachteten Bereichen auch selten vorkommen. Mit grundlegenden Problemen ist also sicher nicht zu rechnen. Es ist jedoch auch bei kürzerer Wassereinwirkung mit Verfärbungen und Wasserrändern usw. zu rechnen. Die Nutzer müssen dies wissen und beachten, sonst kann ein

kaum mehr zu entfernender Wasserrand unter einer Topfpflanze Anlass zu einem Streit geben. Einwirkung von farbigen Flüssigkeiten Es handelt sich zwar um einen feinporigen aber doch porösen Baustoff. Ohne oder mit unzureichenden Schutzmaßnahmen können mit Kaffee, Rotwein oder Ähnlichem dauerhafte oder schwer entfernbare Flecken verursacht werden. Verschleiß In diesem Punkt dürfte es für die hier in Frage kommenden Bereiche keine Probleme geben. Beim Einsatz von Rollstühlen muss auf die richtigen Stuhlrollen geachtet werden. Ein harter Boden erfordert weiche Stuhlrollen. Sauberlaufzonen Auch wenn diese bei Architekten unbeliebt sind, sollten sie ausreichend dimensioniert werden.

Dr. Oetker, Bielefeld, Betriebsrestaurant Dr. Oetker Bielefeld, Konferenzzentrum

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Dr. Oetker, Bielefeld, Umbau eines historischen Werksgebäudes in Museum, Betriebs-Restaurant und Konferenzzentrum. Architekten Ackermann und Raff, Tübingen

Dr.Oetker, Bielefeld

Systemimmanente Unregelmäßigkeiten Nachstehend soll versucht werden eine Systematik in die möglichen Unregelmäßigkeiten und ihre Ursachen zu bringen. Dies ist allerdings nicht ganz einfach und mit Worten und Bildern nur sehr unzulänglich zu beschreiben. Es ist deshalb dringend erforderlich, dass der Bauherr ein entsprechendes Referenzobjekt besichtigt. Dies kann auch nicht durch Probeverlegungen vor Ort

ersetzt werden, da zu deren Beurteilung nicht der erforderliche Zeitablauf zur Trocknung vorhanden ist. Jede Verlegung erfolgt unter anderen Rahmenbedingungen, deshalb ist eine absolute Gleichheit zu Referenzobjekten nicht zu gewährleisten. Ein Kauf nach Muster ist nicht möglich.

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Versuch einer Systematik der Unregelmäßigkeiten Man kann in materialbedingte, umgebungsbedingte und verarbeitungsbedingte Unregelmäßigkeiten unterscheiden Materialbedingte Unregelmäßigkeiten Es werden Bindemittel die aus natürlichem Gestein gewonnen werden verwendet. Auch die Zuschläge sind aus Quarzsand, Talkum usw. sind natürlichen Ursprungs mit unvermeidbaren Unterschieden zwischen einzelnen Lieferungen. Diese Unregelmäßigkeiten werden innerhalb eines Projekts durch die Verwendung einer Charge minimiert. Spätere Erweiterungen können etwas anders aussehen. Dies gilt auch für Muster, Musterverlegungen und Referenzobjekte. die Die Herstellung einer genau definierten Farbe ist nicht möglich. Dies ist allerdings in der Regel kein Materialproblem sondern auf Umstände zurückzuführen, die der Estrichleger nicht beeinflussen kann. Siehe auch umgebungsbedingte und verarbeitungsbedingte Unregelmäßigkeiten. Umgebungsbedingte Unregelmäßigkeiten Darunter sind alle auf bauphysikalische Vorgänge (Temperatur im Untergrund, Feuchtigkeit des Untergrundes, Raumlufttemperatur, Raumluftfeuchtigkeit, Luftbewegung usw.) zurückzuführende Unregelmäßigkeiten einzuordnen. Der

Islands Brygge, Kopenhagen.

Islands Brygge Kopenhagen, Umbau eines alten Hafengebäudes in Büros. Architekt Syelsö Gruppen

Estrichleger kann auf diese Umstände nur hinweisen und Bedenken anmelden (sofern er welche hat). Die Herstellung von günstigen Umgebungsbedingungen kann nur der Bauherr bewirken. Bitte beachten Sie auch das bereits unter der Überschrift „Voraussetzungen für den Einsatz – Bauphysik“ ausgeführte. Raumklima Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung müssen auf der gesamten Fläche so gleichmäßig wie möglich sein. Unterschiedliche Bedingungen können zu Farbunregelmäßigkeiten aber in Folge von unterschiedlich schnell ablaufenden Erstarrungsreaktionen auch zu Unregelmäßigkeiten bei der Oberflächenbearbeitung führen. Zu geringe Luftbewegung verzögert die Trocknung und begünstigt das Wachsen von Ausblühungskristallen. Optimal wären 20° C und 60% rel. Luftfeuchtigkeit. 10°C sollten nicht unterschritten werden. 80% rel. Luftfeuchtigkeit nicht überschritten werden. Auf keinen Fall darf der Taupunkt am Boden erreicht werden. Feuchtigkeit des Untergrundes Optimal wäre, wenn der Untergrund in der ganzen mit dem Magnesiaestrich zusammenhängenden Schicht seine Ausgleichsfeuchte erreicht hat. Ist dies nicht gegeben muss so lange mit Verfärbungen und Ausblühungen gerechnet werden bis sich dieser Zustand einstellt. Ausblühungen Durch die Austrocknung des Baustoffs werden Salze an die Oberfläche transportiert und kristallisieren dort aus. Der Magnesiaestrich soll deshalb so dünn wie möglich ausgeführt werden. Bei der Verlegung auf Estrichen sind 10 mm ausreichend, da kein Toleranzausgleich erforderlich ist. Bei der Verlegung auf Rohdecken sind in der Regel 20 mm zum Ausgleich der Toleranz der Zeile 2, Tab. 1 der DIN !8202 auf die Zeile 3 erforderlich. Bei Zwangshöhen können größere Dicken erforderlich werden. Die Ausblühungen müssen durch eine entsprechende Oberflächenbehandlung beseitigt werden. Der Zeitraum zwischen der Herstellung des Estrichs und der Oberflächenbehandlung muss möglichst lang sein. Wenn die Ausgleichsfeuchte zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht ist, muss mit der erneuten Bildung von Ausblühungen gerechnet werden, die später beseitigt werden müssen. Dies kann mit erheblichem Aufwand verbunden sein, wenn die Räume eingeräumt sind und benutzt werden.

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Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt, Umbau der Magazinräume für Schieberegalanlagen. Hessisches Bau-Management. Verarbeitungsbedingte Unregelmäßigkeiten Darauf hat der Estrichleger direkten Einfluss. Gegenüber dem Industriebaustandard müssen besondere Maßnahmen und erhöhte Sorgfalt berücksichtigt werden.

Gymnasium Marktindersdorf, Architekt Allmann, Sattler, Wappner, München Bei komplizierter Raumgeometrie und Störungen der Fläche z. B. durch Bodendosen vervielfacht sich der Aufwand, was häufig unterschätzt wird.

Trotz erhöhter Sorgfalt und der Anwendung besonderer Verarbeitungstechniken sind verarbeitungsbedingte Unregelmäßigkeiten nicht ganz zu vermeiden.

Typische Unregelmäßigkeit der Randbearbeitung Die Estrichoberflächen werden in der Regel maschinell geglättet. Bedingt durch die Maschinengeometrie werden Ränder und Ecken durch die Maschine nicht erreicht und können nur von Hand bearbeitet werden. Dadurch entstehen Verdichtungsunterschiede, die sich in Farbe und Struktur deutlich abzeichnen. Bei der nachträglichen Oberflächenbearbeitung müssen diese Bereiche nachgearbeitet werden. Ganz unsichtbar werden die Unterschiede jedoch nicht. Bei Referenzbesuchen ist dieser Punkt besonders zu beachten. Durch das zwangsläufig überlappende Bearbeiten der Fläche mit der Glättmaschine entstehen Verdichtungsgradunterschiede die sich abzeichnen. Stärker verdichtete Oberflächenbereiche trocknen langsamer aus und bleiben so länger dunkel. Unter den Glättwerkzeugen entstehen Mikrograte (Propellerspuren). Diese können bei der Nachbearbeitung der Oberfläche gemindert werden, bleiben jedoch in geringem Umfang sichtbar. Bei der Oberflächenglättung entstehen unvermeidbar minimale Wellen, die normalerweise nicht stören. Im Steiflicht können sie jedoch sichtbar werden. Schutzmaßnahmen nach der Verlegung Das bereits über die Trocknung und das Raumklima Gesagte gilt auch nach der Verlegung bis zur Fertigstellung der Oberflächenbehandlung bzw. bis zur Inbetriebnahme. Abdeckungen dürfen nicht hergestellt werden!! Auch nicht mit offenporigen Materialien. Bei Verschmutzungsgefahr erforderliche Abdeckungen sofort nach Gebrauch wieder entfernen. Verschmutzungen durch Flüssigkeiten, Mörtel usw. vermeiden.

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Verfärbung durch Abdeckungen (vor der Endbehandlung. Ein begrenzter Schutz ist durch sogenannte Sofortimprägnierungen möglich. Die ausführenden Firmen müssen dazu Vorschläge machen. Oberflächenbehandlung Reinigung Nach ausreichender Trocknung wird die Estrichoberfläche mit speziellen Schleifwerkzeugen (Diamatpads Körnung 60) geschliffen. Dabei wird die Sofortimprägnierung mitsamt der anhaftenden Verschmutzung beseitigt. Bearbeitungsspuren der Glättmaschine (Propellerspuren) werden dabei gemindert. Im Zuge dieser Arbeiten werden die von Hand geglätteten Ränder, die zwangsläufig etwas rauer sind, etwas glätter. Der Estrich darf dabei nicht angeschliffen werden, da die Optik dadurch eher verschlechtert wird. In Ausnahmefällen, bei starker Verschmutzung durch den Ausbaubetrieb, kann eine Nassreinigung mit den gleichen Werkzeugen erforderlich werden. Imprägnierung Bei allen Farben mit Ausnahme von Weiß wird eine Imprägnierung auf der Basis pflanzlicher, verharzender Öle (Leinöl, Safloröl) durchgeführt. Dieses Material dringt im Gegensatz zu Wachsen und Kunstharz tief in den Porenraum ein und wirkt dadurch farbvertiefend. Dadurch kommt die Farbwirkung des Materials überhaupt erst richtig zur Geltung. Weiße Böden werden mit Emulsionswachsen behandelt. Kunstharzimprägnierungen sind unzweckmäßig, da sie nicht in die feinen Poren eindringen und sich als Haut abnutzen.

Rot eingefärbter Estrich mit bereits geschliffener Oberfläche. In Mitte ist Ölimprägnierung aufgetragen. Man sieht die farbvertiefende Wirkung. Im Bereich der Ränder wird das Imprägniermaterial geringfügig lasierend pigmentiert, um die bereits erwähnten Ungleichmäßigkeiten zu dämpfen. In Ausnahmefällen z. B. bei Verschmutzungen, die durch die Reinigung nicht ganz zu entfernen waren kann auch die gesamte Fläche leicht lasierend pigmentiert werden. Erforderlichenfalls kann die imprägnierte Oberfläche mit einem Emulsionswachs behandelt werden. Durch Bohnern kann Glanz erzeugt werden (Trittsicherheit beachten). Weiße Böden können nicht durch Öle imprägniert werden, da diese eine gelbliche Eigenfarbe haben. In diesem Fall ist jedoch eine Behandlung mit Wachsemulsion ausreichend, da bei einer weißen Eigenfarbe auf die farbvertiefende Wirkung verzichtet werden kann. Von Kunstharzimprägnierungen ist abzuraten, da keine farbvertiefende Wirkung eintritt und das Material nicht ausreichend in den sehr feinen Porenraum eindringt. Hinweise für die Verlegung auf schwimmenden Estrichen Vom Planer muss die Fugenplanung unter Beachtung der einschlägigen Regeln und unter Respekt vor allzu großen Einzelflächen durchgeführt und vom Estrichleger sorgfältig umgesetzt werden. Die Randstreifen sollten in der Dicke etwas überdimensioniert werden, da der Randstreifen im Oberflächenbereich durch die Bearbeitung des Magnesiaestrichs etwas zusammengedrückt wird. Die Randstreifen müssen dicht und in den Ecken scharfkantig ausgeführt werden. Insbesondere wenn keine Sockelleisten angebracht werden und die Randfuge sichtbar bleibt. Ich empfehle, wegen der geringsten Verformung, konventionellen Anhydritestrich. Um Feuchtigkeitsaufnahme aus dem Magnesiaestrich zu verhindern sollte eine Epoxidharzhaftbrücke verwendet werden.

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Heyne Fabrik, Offenbach. Umbau einer denkmal- geschützten Schraubenfabrik in Büros, Geschäfte und Lofts. Hier wird ein „naturfarbener“ also unpigmentierter Estrich gezeigt. Farbunregelmäßigkeiten des Materials sind hierbei durch Mitwirkung des Zuschlagstoffes erhöht. Architekt Allmann, Sattler, Wappner München.

Islands Brygge, Kopenhagen. Büros der dänischen Sozialversicherung

Kirche Stuttgart Fasanenhof (1962)

Gymnasium Marktindersdorf

Art Hotel Kirchheim, Architekt Manfred Strauß

Sellak Schmuckdesign, Stuttgart, Architekt Dr. Rita Pohle Diese Information wurde nach bestem Wissen erstellt. Eine Haftung übernehme ich dafür nicht. Walter Böhl von der Handwerkskammer Heilbronn öffentlich bestellter Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk. © 2005. Letzte Überarbeitung 2010.


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