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Vorlesung im WS 2002/03: Einführung in die ... · Spekulation, Theorie) ... (Anwendung...

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Biographieforschung Biographieforschung Vorlesung im WS 2002/03: Vorlesung im WS 2002/03: Einführung in die Erwachsenenbildungsforschung Einführung in die Erwachsenenbildungsforschung Prof. Dr. Heiner Barz Prof. Dr. Heiner Barz 08.01.2003 08.01.2003
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Page 1: Vorlesung im WS 2002/03: Einführung in die ... · Spekulation, Theorie) ... (Anwendung „naturwissenschaftlicher Methoden“ in Kriminologie, Völkerkunde) z20. Jh.: Social Surveys

BiographieforschungBiographieforschungVorlesung im WS 2002/03: Vorlesung im WS 2002/03:

Einführung in die ErwachsenenbildungsforschungEinführung in die ErwachsenenbildungsforschungProf. Dr. Heiner BarzProf. Dr. Heiner Barz

08.01.200308.01.2003

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Begriffsannäherungen IBegriffsannäherungen I

Biographie (gr. Bios = Leben; Biographie (gr. Bios = Leben; graphein = schreiben)graphein = schreiben)

Lebensgeschichte und/oder Lebensgeschichte und/oder LebensverlaufLebensverlauf

Biographieforschung:Biographieforschung:SozialSozial--, literatur, literatur-- und und geschichtswissengeschichtswissen--schaftlicherschaftlicher Ansatz. Ansatz. In laienhaften Formen den ErwachseIn laienhaften Formen den Erwachse--nenbildungspraktikernnenbildungspraktikern als Vorausals Voraus--setzungsetzung für Teilnehmerorientierung für Teilnehmerorientierung empfohlen (empfohlen (NittelNittel))

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Begriffsannäherungen IIBegriffsannäherungen II

Biographisierung: Biographisierung: Abschwächung des Einflusses Abschwächung des Einflusses intermediärer Instanzen (Familie, Milieu)intermediärer Instanzen (Familie, Milieu)

BiographizitätBiographizität„die Fähigkeit, moderne „die Fähigkeit, moderne Wissensbestände an biographische Wissensbestände an biographische Sinnressourcen anzuschließen und sich Sinnressourcen anzuschließen und sich mit diesem Wissen neu zu assoziieren“ mit diesem Wissen neu zu assoziieren“ (Peter (Peter AlheitAlheit 1993)1993)

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Begriffsannäherungen IIIBegriffsannäherungen III

Biographisches Lernen:Biographisches Lernen:Individuelle Rekonstruktion und Individuelle Rekonstruktion und Selbstvergewisserung durch das Selbstvergewisserung durch das ErzählenErzählenAuseinandersetzung der Auseinandersetzung der (unterschiedlichen) Teilnehmenden über (unterschiedlichen) Teilnehmenden über individuelle und gemeinsame individuelle und gemeinsame DeutungsmusterDeutungsmusterDidaktische Rahmungen:Didaktische Rahmungen:

Arbeit mit privaten FotosArbeit mit privaten FotosAufsuchen erinnerungsträchtiger OrteAufsuchen erinnerungsträchtiger OrteSchreibwerkstatt, ErzählcaféSchreibwerkstatt, Erzählcafé

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Empirische Sozialforschung: Empirische Sozialforschung: Historische EntwicklungHistorische Entwicklung

Begriff der „empirischen“ Forschung (vs. Begriff der „empirischen“ Forschung (vs. Spekulation, Theorie)Spekulation, Theorie)Ursprünge der empirischen SozialforschungUrsprünge der empirischen Sozialforschung

18. Jh.: Einzelne Sozialreportagen (Gefängnisse, 18. Jh.: Einzelne Sozialreportagen (Gefängnisse, Spitäler, Lebensbedingungen der armen Spitäler, Lebensbedingungen der armen Bevölkerung)Bevölkerung)19. Jh.: Entfaltung der Sozialstatistik, Positivismus 19. Jh.: Entfaltung der Sozialstatistik, Positivismus (Anwendung „naturwissenschaftlicher Methoden“ in (Anwendung „naturwissenschaftlicher Methoden“ in Kriminologie, Völkerkunde)Kriminologie, Völkerkunde)20. Jh.: 20. Jh.: SocialSocial SurveysSurveys im Interesse der im Interesse der Wohlfahrtspflege, SozialreformWohlfahrtspflege, SozialreformEinflußEinfluß von Kulturanthropologie und Behaviorismusvon Kulturanthropologie und BehaviorismusSeit 30er Jahren: Seit 30er Jahren:

MarktMarkt-- und Meinungsforschungund MeinungsforschungTiefenpsychologische VerfahrenTiefenpsychologische Verfahren

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Entwicklung der qualitativen Entwicklung der qualitativen SozialforschungSozialforschung

Quantitative vs. qualitative Methoden Quantitative vs. qualitative Methoden in Deutschlandin Deutschland

ab 70er Jahre Import des symbolischen ab 70er Jahre Import des symbolischen Interaktionismus aus USAInteraktionismus aus USA

späte 70er: Entwicklung eigener Methodenspäte 70er: Entwicklung eigener MethodenSchütze: narratives InterviewSchütze: narratives InterviewOevermannOevermann: Objektive Hermeneutik: Objektive Hermeneutik

Späte 80er: Konsolidierung (Lehrbücher)Späte 80er: Konsolidierung (Lehrbücher)

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Paradigmenwechsel in der Paradigmenwechsel in der neueren Erziehungswissenschaftneueren Erziehungswissenschaft

60er: Die „realistische Wendung“ der 60er: Die „realistische Wendung“ der Erziehungswissenschaft (H. Roth)Erziehungswissenschaft (H. Roth)68er: „Kritisch68er: „Kritisch--emanzipatorische emanzipatorische Wende“Wende“Ende 70er: „Alltagswende“, qualitative Ende 70er: „Alltagswende“, qualitative MethodenMethoden

Ende des BildungsoptimismusEnde des BildungsoptimismusVon der Struktur zum AlltagVon der Struktur zum Alltag

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Merkmale qualitativer Merkmale qualitativer SozialforschungSozialforschung

Interesse an InnenperspektiveInteresse an InnenperspektiveErschließung subjektiver WirklichkeitenErschließung subjektiver WirklichkeitenVoraussetzung: Voraussetzung: sinnhaftersinnhafter Aufbau der Aufbau der sozialen Welt:sozialen Welt:

Die soziale Welt ist immer schon vorstrukturiert Die soziale Welt ist immer schon vorstrukturiert durch die Akteure: Ordnungen erster Artdurch die Akteure: Ordnungen erster ArtSozialwissenschaftliche Theorie sucht Ordnung Sozialwissenschaftliche Theorie sucht Ordnung zweiter Artzweiter Art

3 Ebenen des Sinnverstehens:3 Ebenen des Sinnverstehens:Das GesagteDas GesagteDas GemeinteDas GemeinteDie BedeutungDie Bedeutung

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Anspruch der Anspruch der BiographieforschungBiographieforschung

Bildung hat neben der objektiven, Bildung hat neben der objektiven, strukturellen eine subjektive, strukturellen eine subjektive, individuelle Dimensionindividuelle DimensionBiographien enthalten beides: Biographien enthalten beides: EmergenzEmergenz und Strukturund StrukturBiographische Bedeutung von Biographische Bedeutung von BildungserfahrungenBildungserfahrungenIndividuelle Nutzung von Individuelle Nutzung von institutionellen Angeboteninstitutionellen Angeboten„Aneignung“„Aneignung“

Lernprozesse als „Lernprozesse als „intakesintakes“ statt „“ statt „inputinput““

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Aneignungsperspektive Aneignungsperspektive (Jochen Kade)(Jochen Kade)

Bildung im engeren SinneBildung im engeren Sinne„Selbstbildung“ als Überwindung von „Selbstbildung“ als Überwindung von Abhängigkeit, OhnmachtAbhängigkeit, OhnmachtFormelle und informelle Formelle und informelle TätigkeitsangeboteTätigkeitsangeboteGemeinschaftserfahrungGemeinschaftserfahrungFortsetzung von Erfahrungen des Fortsetzung von Erfahrungen des Arbeitslebens (Alltagsstrukturierung, Arbeitslebens (Alltagsstrukturierung, Selbstdisziplinierung)Selbstdisziplinierung)

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Qualitative KursQualitative Kurs-- und und InteraktionsforschungInteraktionsforschungSigrid Nolda: Interaktion und Wissen Sigrid Nolda: Interaktion und Wissen

(1996)(1996)Dichotomie „wissender“ Kursleiter und Dichotomie „wissender“ Kursleiter und „unwissender Teilnehmer“ schwindet„unwissender Teilnehmer“ schwindetKursleiter kaschieren Lehrtätigkeit, Kursleiter kaschieren Lehrtätigkeit, Teilnehmer präsentieren und inszenieren Teilnehmer präsentieren und inszenieren sich und ihr Wissensich und ihr WissenLernräume werden Inszenierungsräume:Lernräume werden Inszenierungsräume:Teilnehmer verkörpern nicht mehr nur Teilnehmer verkörpern nicht mehr nur Lernende, sondern: Wissende, Informierte, Lernende, sondern: Wissende, Informierte, Kundige, Empörte, Betroffene, Kundige, Empörte, Betroffene, Bekennende MissionierendeBekennende Missionierende

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NoldaNolda

Fazit:Fazit:„Die Teilnehmenden führen „Die Teilnehmenden führen ansatzweise ihre Biographie vor ansatzweise ihre Biographie vor und benutzen den Kurs als und benutzen den Kurs als Forum für eine rhetorische Forum für eine rhetorische Präsentation ihrer Präsentation ihrer Individualisierungsleistung.“Individualisierungsleistung.“

(Nolda 1997, S. 144)(Nolda 1997, S. 144)

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FallbeispielFallbeispiel

Gisela K. (narratives Gisela K. (narratives biographisches Interview aus biographisches Interview aus einem Forschungsprojekt zu einem Forschungsprojekt zu Arbeiterbiographien)Arbeiterbiographien)

Aus: Aus: AlheitAlheit//DausienDausien (1999)(1999)

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Auszug aus:Alheit, Peter; Dausien, Bettina (1999): Biographieforschung in der

Erwachsenenbildung. In: Krüger, Heinz-Hermann; Marotzki, Winfried (Hrsg.): Handbuch erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. Opladen, S. 405-432

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LiteraturLiteratur

AlheitAlheit, Peter / , Peter / DausienDausien, Bettina: , Bettina: Biographieforschung in der Erwachsenenbildung. Biographieforschung in der Erwachsenenbildung. In: Krüger, HeinzIn: Krüger, Heinz--Hermann; Hermann; MarotzkiMarotzki, Winfried , Winfried (Hrsg.): Handbuch erziehungswissenschaftliche (Hrsg.): Handbuch erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. Biographieforschung. OpladenOpladen 1999. S. 4071999. S. 407--432432Kade, Jochen; Kade, Jochen; NittelNittel, Dieter: Biographieforschung , Dieter: Biographieforschung ––Mittel zur Erschließung von Bildungswelten Mittel zur Erschließung von Bildungswelten Erwachsener. In: Erwachsener. In: FriebertshäuserFriebertshäuser, B., , B., PrengelPrengel, A. , A. (Hrsg.): Handbuch qualitative Forschungsmethoden (Hrsg.): Handbuch qualitative Forschungsmethoden in den Erziehungswissenschaften. in den Erziehungswissenschaften. OpladenOpladen 1997 1997 Nolda, Sigrid: Interaktion und Wissen. Eine Nolda, Sigrid: Interaktion und Wissen. Eine qualitative Studie zum Lehr/Lernverhalten in qualitative Studie zum Lehr/Lernverhalten in Veranstaltungen der allgemeinen Veranstaltungen der allgemeinen Erwachsenenbildung. Frankfurt a.M. 1996Erwachsenenbildung. Frankfurt a.M. 1996


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