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Von der Uni ins wahre Leben (Zum Karrierestart für Naturwissenschaftler und Ingenieure) || Das...

Date post: 28-Jan-2017
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3 Das bisschen Wirtschaft oder: Was man sonst noch zum Überleben braucht Sie müssen die Sprache der Wirtschaft erlernen Ist das dann alles? Neben dem fachlichen Wissen auf der Sachebene ein wenig die Beziehungsebene mit in ihr Leben einbeziehen, ihr etwas mehr Spielraum geben? Mag vielleicht auf den ersten Schritten noch etwas schwierig sein, aber das kriegen Sie schon hin. Sind Sie dann fertig? Leider noch nicht ganz. Denn auch auf der Sachebene werden Sie feststellen, dass es einige Themenfelder gibt, welche Sie noch nicht (in vollem Umfang) beherrschen, die Sie jedoch in einem wirtschaftli- chen Umfeld können müssen. Die vermeintlich schlechte Nachricht daher zuerst: Wenn Sie sich nach Ihrem Studium für einen Karrierepfad in der Industrie entscheiden, werden Sie sich zwangsläufig wirtschaftliche Kenntnisse zulegen müssen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Ihr Berufsweg Sie zu einem global tätigen Chemiekonzern, einem Biotech-Startup oder etwa einem Zulieferer für Brems- beläge für die Automobilindustrie führt. Häufig werden Sie in den ersten Jahren zunächst noch auf Stellen oder an Projekten arbeiten, die Ihrer bisherigen Tätig- keit an der Universität gar nicht so unähnlich sind: Entwicklung neuer Synthese- pfade für eine Chemikalie, Untersuchung von Struktur-Wirkungsbeziehungen potenzieller pharmazeutischer Wirkstoffe etwa oder Optimierung von Bauteilen für den Einsatz in der Automobilindustrie. Hier helfen Ihnen Ihre im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Durch deren Nutzung stellen Sie sicher, dass Sie sich auf einem für Sie gewohntem Terrain bewegen und sich Ihr Eintritt und Übergang ins Berufsleben einfacher gestaltet. Auch aus Sicht des Arbeitgebers ist diese Konstellation gewinnbringend, da er nicht erst noch viel Zeit in Ihre zusätzliche Ausbildung und Einführung investieren muss und sich mit Ihnen zudem das aktuellste Fachwissen von den Universitäten in sein Unternehmen holt. Nach einer gewissen Zeit im Unternehmen, in der Regel meist nach zwei bis drei Jahren, werden Sie dann ein neues Aufgabenfeld übernehmen, sehr häufig verbunden mit einer Zunahme der Hierarchieebene und Führungsverantwortung. Sie werden sich dann zunehmend mit Managementaufgaben beschäftigen. Sie werden weniger selbst die chemischen Reaktionen durchführen oder die tech- nischen Zeichnungen machen, sondern zunehmend Mitarbeiter anleiten, diese Aufgaben zu tun. Das sollte Sie jetzt nicht überraschen und schon gar nicht 77 Von der Uni ins wahre Leben: zum Karrierestart für Naturwissenschaftler und Ingenieure. 1. Auflage. Lukas von Hippel und Thorsten Daubenfeld © 2011 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA. Published 2011 by WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA.
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3Das bisschen Wirtschaft – oder: Was man sonst noch zumÜberleben braucht

Sie müssen die Sprache der Wirtschaft erlernen

Ist das dann alles? Neben dem fachlichen Wissen auf der Sachebene ein wenig dieBeziehungsebene mit in ihr Leben einbeziehen, ihr etwas mehr Spielraum geben?Mag vielleicht auf den ersten Schritten noch etwas schwierig sein, aber das kriegenSie schon hin. Sind Sie dann fertig? Leider noch nicht ganz. Denn auch auf derSachebene werden Sie feststellen, dass es einige Themenfelder gibt, welche Sienoch nicht (in vollem Umfang) beherrschen, die Sie jedoch in einem wirtschaftli-chen Umfeld können müssen. Die vermeintlich schlechte Nachricht daher zuerst:Wenn Sie sich nach Ihrem Studium für einen Karrierepfad in der Industrieentscheiden, werden Sie sich zwangsläufig wirtschaftliche Kenntnisse zulegenmüssen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Ihr Berufsweg Sie zu einem global tätigenChemiekonzern, einem Biotech-Startup oder etwa einem Zulieferer für Brems-beläge für die Automobilindustrie führt. Häufig werden Sie in den ersten Jahrenzunächst noch auf Stellen oder an Projekten arbeiten, die Ihrer bisherigen Tätig-keit an der Universität gar nicht so unähnlich sind: Entwicklung neuer Synthese-pfade für eine Chemikalie, Untersuchung von Struktur-Wirkungsbeziehungenpotenzieller pharmazeutischer Wirkstoffe etwa oder Optimierung von Bauteilenfür den Einsatz in der Automobilindustrie. Hier helfen Ihnen Ihre im Studiumerworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Durch deren Nutzung stellen Sie sicher,dass Sie sich auf einem für Sie gewohntem Terrain bewegen und sich Ihr Eintrittund Übergang ins Berufsleben einfacher gestaltet. Auch aus Sicht des Arbeitgebersist diese Konstellation gewinnbringend, da er nicht erst noch viel Zeit in Ihrezusätzliche Ausbildung und Einführung investieren muss – und sich mit Ihnenzudem das aktuellste Fachwissen von den Universitäten in sein Unternehmenholt.Nach einer gewissen Zeit im Unternehmen, in der Regel meist nach zwei bis

drei Jahren, werden Sie dann ein neues Aufgabenfeld übernehmen, sehr häufigverbunden mit einer Zunahme der Hierarchieebene und Führungsverantwortung.Sie werden sich dann zunehmend mit Managementaufgaben beschäftigen. Siewerden weniger selbst die chemischen Reaktionen durchführen oder die tech-nischen Zeichnungen machen, sondern zunehmend Mitarbeiter anleiten, dieseAufgaben zu tun. Das sollte Sie jetzt nicht überraschen und schon gar nicht

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Von der Uni ins wahre Leben: zum Karrierestart für Naturwissenschaftler und Ingenieure.1. Auflage. Lukas von Hippel und Thorsten Daubenfeld© 2011 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA. Published 2011 by WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA.

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abschrecken. Diese Entwicklung ist vollkommen normal – und bei Weitem nichtunattraktiv, nicht zuletzt da auch die monetäre Attraktivität Ihrer Beschäftigungentsprechend zunehmen wird.Die für Sie wesentliche Herausforderung bei dieser Entwicklung ist vor allem,

dass sich die Inhalte Ihrer Arbeit und auch Kommunikationsmuster entsprechendändern werden. Wo Sie sich als Berufseinsteiger schwerpunktmäßig (aber auchhier schon nicht ausschließlich!) mit technischen Details beschäftigten, so wie Siees aus dem Studium oder Ihrer Promotion kannten, werden Sie mit der Zeitimmer stärker mit wirtschaftlichen Fragestellungen konfrontiert werden. So willIhr Abteilungsleiter aus der chemischen Forschung beispielsweise irgendwannwissen, welchen Ergebnisbeitrag ein von Ihnen betreutes Projekt hat, oder derKonstruktionsleiter möchte mit Ihnen darüber diskutieren, wie hoch die Kosten-einsparung bei Verwendung der von Ihnen vorgeschlagenen Lösung für eine neueEinspritzpumpe ausfallen wird. Fragen, die meist außerhalb Ihres momentanenDenkhorizonts liegen. Die vielleicht auch nicht in letzter Konsequenz mit hartenZahlen zu hinterlegen sind. Aber dennoch wichtig für das Gesamtbild sind.Denken Sie an das zuvor aufgeführte Beispiel der Brillenbeschichtung.

Geld verdienen

Ergebnisbeitrag? Diese und andere Fragestellungen sind für Sie im ersten Mo-ment vielleicht zunächst noch neu und ungewohnt, vielleicht verwirrend – für dasUnternehmen, bei dem Sie dann beschäftigt sein werden, gehören diese Fragenaber zum Alltag und sind von entscheidender Bedeutung. Das wird darausdeutlich, dass ein Unternehmen sicherstellen muss, dass am Ende des Jahresgemäß der Gleichung

Gewinn = Einnahmen – Ausgaben

die Einnahmen mindestens ebenso hoch wie die Kosten waren, das Unternehmenalso seine Kosten bedienen kann. Idealerweise sind die Einnahmen sogar größerals die Kosten, das Unternehmen erwirtschaftet Gewinn. Ist dies nicht der Fall,wird das Unternehmen auf lange Sicht hin seine Gläubiger nicht bedienen könnenund muss Insolvenz anmelden. Ein Unternehmen kann eben (genauso wie Sieund ich) auch nur das Geld ausgeben, das es verdient.Klingt einfach. Ist es im Prinzip auch. Was Ihnen an dieser Stelle vielleicht nicht

so klar ist: Warum wird es Sie einmal betreffen? Ist es nicht ausreichend, wennsich ein paar BWL-Experten in der Finanzabteilung des Unternehmens mit diesenFragestellungen auseinandersetzen und sich darüber den Kopf zerbrechen?Ist es leider nicht. Aus Ihrer heutigen Perspektive mag das Thema Wirtschaft

vielleicht mit dem Studienfach BWL abgedeckt sein. Aber Wirtschaft ist vielfältigerund breiter, als Sie es im Moment noch für möglich halten – und viel zu wichtig,um es nur „den BWLern“ zu überlassen. Warum?

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Vereinfacht können Sie es sich vorstellen wie die Bedeutung von Sauerstoff füruns Menschen: Nur wenn wir ausreichend Sauerstoff („Gewinn“) haben, könnenwir atmen und damit unser Überleben sichern („nicht insolvent werden“). Bei unsMenschen sorgt nun ein hoch komplexes Steuerungssystem aus biochemischenund biophysikalischen Prozessen (unter anderem) für die permanente Über-wachung des Körperzustandes – und dafür, dass wir bei Sauerstoffmangel recht-zeitig und adäquat reagieren („atmen“). In einem Unternehmen gibt es entspre-chend dieser Analogie ebenfalls sehr komplexe Steuerungs-, Überwachungs- undPlanungssysteme, die jedoch nicht auf Knopfdruck autark funktionieren, sonderneiner permanenten Kontrolle durch Menschen bedürfen. Daher gibt es in einemUnternehmen Stellen, die sich um finanzielle Soll-Ist-Vergleiche kümmern (z. B.Controlling) und durch entsprechende (Re-)Allokation von Ressourcen zu einerOptimierung desselben führen (z. B. Forschungs- & Entwicklungs-Management).Auf allen Ebenen eines Unternehmens muss in diesem Zusammenhang stets

sichergestellt sein, dass man eine einheitliche und genaue Vorstellung von denFinanzen hat, um nicht von unliebsamen Entwicklungen überrascht zu werden(„Sauerstoffmangel“). Dies hilft einem Unternehmen dabei, den Erfolg oder Miss-erfolg seiner Aktivitäten zu messen und auch in einer der Außenwelt vertrautenund verständlichen Art und Weise nach außen hin zu kommunizieren. Aber siesind auch ein wichtiges Element für ein Unternehmen, um zu bestimmen, ob man„an den richtigen Themen“ arbeitet. Wie identifiziert man diese? Die richtigenThemen sind solche, bei denen ein Unternehmen ein besseres Ergebnis (heißt inder Regel: mehr Gewinn) erzielt als bei alternativ verfolgten Themen. DieseThemen können sowohl bestehende Produkte oder Dienstleistungen sein, aberauch Forschungsprojekte, die sich mit noch nicht am Markt befindlichen Pro-dukten beschäftigen. Es können aber auch unterschiedliche Herstellprozesse fürdie Produkte eines Unternehmens sein. In jedem Fall möchte ein Unternehmen,welches wirtschaftlich agiert, vermeiden, dass es an Themen arbeitet, bei denenUnsummen an Finanzmitteln investiert werden (sprich: Geld in Projekte hinein-gesteckt) und bei denen man am Ende des Tages nichts mehr herausbekommt(sprich: keinen zusätzlichen Umsatz generiert). Das wäre ungefähr so, wie wennSie Jahr für Jahr Studiengebühren zahlen würden, um die Berechtigung zumStudium an Ihrer Hochschule zu erhalten – und dann am Ende der Semester ohneScheine dastünden. In diesem Falle hätten Sie auch investiert, ohne ein entspre-chendes Ergebnis zu erhalten. Und wenn Sie dann sehen, dass Ihre Kommilitonenmit mehr Scheinen nach Hause gehen (bei gleichem Kapitaleinsatz, da Sie ja diegleichen Studiengebühren, die gleiche Semestergebühr usw. bezahlt haben): Dannhaben Sie offenbar weniger gut gewirtschaftet und haben einen Wettbewerbs-nachteil gegenüber Ihren Kommilitonen.

Kennzahlen und ihre Bedeutung

Aber zurück zu unserem Unternehmen und der Frage nach der Identifizierungder „richtigen Themen“. Es wird wohl keiner ausführlichen Erklärung bedürfen,

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dass ein Unternehmen in der Wirtschaft nahezu unendlich komplexer ist als einklar und eindeutig strukturiertes Studium. Und entsprechend braucht man einewohlgeordnete Struktur, die sicherstellt, dass man die korrekten Themen nichtverfehlt. Hier braucht man natürlich zum Einen die Finanzexperten, die zumBeispiel im Laufe eines BWL-Studiums alles gelernt haben über Kennzahlen wieEBIT (earnings before interest and taxes), ROI (return on investment), ROCE (return oncapital employed), usw. Aber nur nackte Zahlen helfen einem Unternehmen nichtbeim Überleben. Denn wenn man eines Tages feststellt, dass die Kennzahlen sichin die falsche Richtung bewegen (man also Verluste statt Gewinne macht, dieKosten größer werden als der Umsatz) dann hilft nicht nur diese Beobachtung,sondern man muss auf der anderen Seite auch inhaltliche Themen identifizieren,welche es zu adressieren gilt, um die Entwicklung der Zahlen wieder in eineandere Richtung zu bringen. Man braucht also auch die fachlichen Experten, diebeurteilen können, wie realistisch die technische Umsetzbarkeit eines Projektes imRahmen der veranschlagten Laufzeit ist oder auf welchem Niveau sich ein wett-bewerbsfähiger Preis für das Produkt etablieren könnte. Und an dieser Stelle istein Unternehmen auch auf Ihre Expertise angewiesen, die Sie im Laufe IhresStudiums erworben haben – und die Sie nunmehr in einem industriellen Umfeldzum Einsatz bringen.Daher seien Sie nicht überrascht, wenn Ihr Vorgesetzter Sie irgendwann einmal

nach dem „Ergebnisbeitrag eines Projektes“ fragt. Und mehr noch: Bereiten Siesich auch darauf vor, im Laufe Ihrer Karriere diese Frage einmal IhrenMitarbeiternzu stellen…

Wir kommen im Folgenden noch einmal auf diese Betrachtung zurück. Andieser Stelle ist es für uns nur wichtig, dass wir uns die Bedeutung der finanz-wirtschaftlichen Sichtweise eines Unternehmens klar vor Augen geführt haben.Noch einmal: Das hat nichts mit einer nackten und inhaltsfreien Zahlensichtweisedes Unternehmens zu tun. Es ist vielmehr ein überlebensnotwendiger Kontroll-mechanismus für das Unternehmen, der auch für Sie wichtig ist, da das Unter-nehmen Sie ja auf gewisse Weise „ernähren“ soll (Sie ja jeden Monat Ihr Gehalthaben möchten). Und wenn das Unternehmen immer ausreichend Sauerstoffzum Atmen hat, dann kann es auch Sie versorgen. Wenn der Sauerstoff ausbleibt,dann kann es auch Ihnen irgendwann einmal – bildlich gesprochen – „die Luftabschnüren“ und Ihr Arbeitsplatz steht auf dem Spiel (keine Panik, falls daseinmal passiert – wir werden am Ende des Buches noch einmal auf diese Fragestel-lungen zurückkommen). Für Sie bedeutet das im Rahmen Ihrer Beschäftigungbeim Unternehmen – wie eingangs erwähnt –, dass Sie die Sprache der Wirtschaftim Laufe Ihrer Karriere werden erlernen müssen. Und das besser früher als später.Die Herausforderung für Sie wird hierbei zunächst die scheinbar hohe Kom-

plexität der Wirtschaftsmaterie sein. So mag die Zahlenwelt dem Außenstehendenzunächst als undurchschaubar, unübersichtlich und verwirrend vorkommen. Undin der Tat ist es leider häufig so, dass es keine global einheitliche Definition vonbestimmten Größen gibt (wie z. B. dem EBIT, earnings before interest and taxes, alsodem Gewinn vor Steuern und Zinsen) und man sich im Einzelfall genau an-schauen muss, wie diese Größen definiert sind. Umso wichtiger ist es daher, sich

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nicht im Dschungel der Kennzahlen zu verlieren, sondern erst einmal den Über-blick zu gewinnen.Bevor Sie sich jedoch jetzt gleich in ein BWL-Studium einschreiben oder Kurse

bei der VHS oder IHK dazu belegen, lassen Sie uns erst einmal einen Blick aufIhre bereits vorhandenen Fähigkeiten in diesem Gebiet werfen. Interessanterweisehaben Sie nämlich schon einen viel tieferen Einblick in wirtschaftliche Themen,als Ihnen vielleicht momentan selber bewusst ist.

Die Basis ist bereits vorhanden

Betrachten Sie einmal Ihre ganz individuelle wirtschaftliche Situation. Haben SieIhr Studium beispielsweise ohne Schulden gemanagt und abgeschlossen? Wennja: Herzlichen Glückwunsch – dann werden Sie auch in der Lage sein, einUnternehmen zu führen!Auf den ersten Blick mag Ihnen diese These vielleicht etwas provokant, über-

trieben und vermutlich nicht unmittelbar nachvollziehbar sein. Immerhin gibt es,wie weiter oben schon angerissen, signifikante Unterschiede zwischen einemStudentenleben und einem global tätigen Multimilliarden-Euro-Konzern: Mengedes umgesetzten Geldes, Anzahl der involvierten Personen, Breite der regionalenAbdeckung, usw. Erst auf den zweiten Blick und mit einer veränderten Perspektivewerden die Gemeinsamkeiten sichtbar, und diese sind trotz all der Unterschiedeim Kern die wesentlichen Dimensionen der Vergleichbarkeit beider Systeme. DieGemeinsamkeiten zeigen sich am deutlichsten entlang von drei unterschiedlichenAchsen: Umsatz, Kosten und Organisation.

Umsatz

Sowohl ein Unternehmen als auch Sie als Student haben ein gewisses Maß anfinanziellen Einnahmen, die wir, wie für Unternehmen in der Wirtschaft üblich,als Umsatz bezeichnen wollen. Die Herkunft der Einnahmen bezeichnet man alsUmsatzquellen. Für ein Unternehmen sind dies Einnahmen aus dem Verkaufunterschiedlicher Produkte (z. B. Flugzeuge, Motoren, Medikamente, Farben undLacke, usw.) beziehungsweise Dienstleistungen (z. B. chemische Analytik, Aus-führung einer technischen Zeichnung, usw.). Die Umsätze können aber auch nachverschiedenen Regionen (z. B. Europa, Nordamerika, Asien, usw.) oder etwa nachunterschiedlichen Kundengruppen (z. B. Automobilindustrie, Bauindustrie, Elek-tronikindustrie, usw.) gegliedert sein.In einem Studentenhaushalt gibt es ebenso unterschiedliche Umsatzquellen, wie

zum Beispiel Bafög, Stipendien, Unterstützung durch die Eltern etc. Natürlichsind zwischen Student und Unternehmen sowohl die Dimensionen als auch dieQuellen des Umsatzes unterschiedlich, aber unter dem Strich wird in beidenFällen das gleiche Resultat erzielt: Das jeweilige System (Unternehmen bezie-hungsweise Student) wird mit finanziellen Mitteln (Geld) ausgestattet, mit denenes dann wirtschaften kann.

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Man kann an dieser Stelle noch eine weitere interessante Analogie hinzuziehen:Die Erschließung neuer Umsatzquellen. Als Student waren Sie vielleicht einmalmit der Situation konfrontiert, dass die bestehenden Einnahmen nicht zur De-ckung der Kosten (zu diesen gleich mehr) ausreichten. In diesem Falle haben Siesich vermutlich mit einem Studentenjob zusätzliches Geld dazuverdient (z. B. alsTutor an der Universität, als Kellner in einer Kneipe, als Taxifahrer, usw.).Unabhängig davon, welcher Tätigkeit Sie hierbei im Einzelnen nachgegangen sind:Was Sie hier gemacht haben, war nichts anderes als die Erschließung neuerUmsatzquellen. Nichts anderes macht ein Unternehmen, wenn es beispielsweiseneue Produkte auf den Markt bringt, in anderen Ländern Zweigstellen aufbautoder sich neue Kundengruppen erschließt.

Kosten

Die Einnahmen werden Sie als Student zur Finanzierung Ihres Lebensunterhaltsverwenden. Mit anderen Worten: Sie müssen Ihre laufenden Kosten bedienen.Und wenn Sie sich einmal genau umsehen, dann werden Sie sehr viele unter-schiedliche Kostenarten in Ihrem Umfeld identifizieren, die Sie tagtäglich zumanagen haben: Miete, Telefon, Essen, Studiengebühren, Schreibmaterial, usw.

Kosten strukturieren

Um sich einen strukturierten Überblick über die verschiedenen Kosten zu ver-schaffen, ordnen Unternehmen diese Kostenarten unterschiedlichen Kostenstellenzu. Das könnte bei Ihnen beispielsweise folgendermaßen aussehen (Kostenstellenfett gedruckt, Kostenarten sind dahinter gelistet):

• Universität: Studiengebühren, Schreibmaterial• Wohnung: Miete, Telefon, GEZ• Lebenshaltung: Lebensmittel, Haushaltsartikel (z. B. Küchenpapier), Hygiene-artikel (Toilettenpapier, Duschgel, Shampoo, etc.)

• Luxusgüter: Kino, Bücher, Genussmittel

Vielleicht würden Sie diese so genannte Kostenstruktur ein wenig anders auf-bauen. Sind möglicherweise überrascht, dass Kostenarten wie Kino oder Bücherunter der Kategorie Luxusartikel auftauchen. Warum? Wenn Sie sich die dreiübrigen Kostenstellen anschauen, dann werden Sie feststellen, dass sämtlichedort erwähnten Kostenarten unbedingt erforderlich sind zum Bestreiten IhresStudiums sowie zur Absicherung Ihrer Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Kom-munikation). Aber ob Sie nun ins Kino gehen oder sich neuen literarischenGenuss gönnen, das ist zum Erreichen Ihres momentanen Ziels – dem erfolg-reichen Absolvieren Ihres Studiums – nicht notwendigerweise erforderlich. Viel-leicht sehen Sie das anders. Für Sie gehören Kino- oder Kneipenbesuche mitKommilitonen einfach zum Studium dazu. Die Festigung des sozialen Umfelds ist

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für Sie ein elementarer Bestandteil Ihres Studiums. Und daher unverzichtbar!Und interessanterweise haben Sie damit vielleicht noch nicht einmal Unrecht…Man kann über diesen Punkt vermutlich ausgiebig diskutieren. Genauso wie überdie Zuordnung anderer Kostenarten zu den verschiedenen Kostenstellen. Undselbst über die Kostenstellen selber kann man diskutieren. Vielleicht gibt es ausIhrer Sicht ja noch ganz andere Kategorien, die in der obigen Übersicht gar nichtenthalten sind. Oder andere, die Sie ganz streichen würden. Dabei sehen Siebereits eine zentrale Problematik, vor der auch viele Unternehmen stehen: diesinnvolle Einteilung der angefallenen Kosten in verschiedene Kategorien, umdaraus ein strukturiertes Gesamtbild ableiten zu können. Nehmen wir zumBeispiel einen global tätigen Automobilkonzern. Er könnte seine Kosten beispiels-weise nach einzelnen Automobilmarken sortieren. Oder nach Baugruppen (Motor,Karosserie, Innenraum, etc.). Oder nach Ländern. In der Praxis werden meistsämtliche der genannten Kosten erfasst, um sie dann im Nachhinein aus unter-schiedlichen Perspektiven zu betrachten.Das Gleiche könnten Sie als Student machen. Also beispielsweise eine Liste

Ihrer monatlichen Ausgaben anlegen, und diese nach den unterschiedlichenKostenstellen sortieren. Wenn Sie also bei einem Discounter Butter für 1,05 Euroeinkaufen, dann tragen Sie diese in einer Liste ein unter der Kostenart „Lebens-mittel“ innerhalb der Kostenstelle „Lebenshaltung“. Das Gleiche gilt für das 750-g-Brot, das Sie sich in der Bäckerei morgens für 2,88 Euro gekauft haben. Und derPacken Taschentücher (30 × 10 Packungen) für 1,75 Euro gehört dann vielleicht zuden Hygieneartikeln unter der Kostenstelle „Lebenshaltung“. Und möglicherweisehaben Sie sich eine Tafel Schokolade für 0,99 Euro gegönnt. Verbuchen diese abernicht unter den Lebensmitteln, sondern unter „Genussmitteln“ bei den Luxus-gütern. Der neue College-Block für 1,99 Euro hingegen wandert in die Kostenart„Schreibmaterial“ in der Kostenstelle „Universität“. Man könnte die Beispielebeliebig fortsetzen. Wichtig dabei ist, dass Sie die Einordnung sinnvoll vorneh-men, um am Ende einen systematischen Überblick über Ihre wirtschaftlicheSituation zu erhalten. Dabei machen Sie im Prinzip nichts anderes, als ein sogenanntes „Haushaltsbuch“ zu führen, das vielleicht Ihre Eltern oder Großelterngekannt haben. Fragen Sie Ihre Mutter einmal danach.Aber zurück zu unserer Betrachtung der Kostenstellen und Kostenarten. Jede

Kostenstelle benötigt für sich ein gewisses monatliches Budget, das heißt einegewisse Menge an Geld, um ihre Kosten decken zu können. Den erforderlichenBetrag rechnet man meist aus den historischen Kosten aus, das heißt man schautsich an, welche Kosten innerhalb einer bestimmten Kostenstelle in der Vergangen-heit (z. B. im vergangenen Monat) angefallen sind. Und stellt dann den entspre-chenden Betrag für den Folgemonat für diese Kostenstelle zur Verfügung. Wennich im September 20 Euro Telefonkosten hatte, dann rechne ich damit, auch imOktober ungefähr einen Betrag von 20 Euro für Telefonkosten vorhalten zumüssen.Vielleicht stellen Sie hierbei irgendwann einmal fest, dass die Summe Ihrer

Kosten höher als die Summe Ihrer monatlichen Einnahmen ist. In diesem Fallemüssen Sie (soweit Sie nicht, wie eben beschrieben, neue Umsatzquellen erschlie-

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ßen) Ihre Kosten senken, das heißt an irgendeiner Kostenart die Höhe deranfallenden Kosten reduzieren. Dabei werden Sie implizit zwischen den sogenannten Fixkosten und den variablen Kosten unterscheiden. Fixkosten sindKosten, die mengenunabhängig sind, variable Kosten sind abhängig von derMenge. Folgende Beispiele mögen das verdeutlichen: Die Miete gehört zu denFixkosten, da sie jeden Monat entrichtet werden muss, unabhängig von der Zeit,die Sie tatsächlich in Ihrer Wohnung verbracht haben. Die Ausgaben für Lebens-mittel hingegen sind (zu einem gewissen Grad) variabel, da sie abhängig von Artund Menge der konsumierten Lebensmittel sind. Wenn Sie Brot vom Bäcker undMarmelade aus dem Discounter sowie Nudeln mit Tomatensauce konsumieren,dann sehen Sie sich mit vollkommen anderen Kosten konfrontiert, als wenn Siebeispielsweise jeden Tag mit einem Sektfrühstück und Kaviar beginnen… IndemSie alle Kostenarten nach dieser Logik strukturieren, arbeiten Sie – auch bisherschon – implizit innerhalb der folgenden Struktur Ihrer Kosten:

Kostenstelle Fixkosten Variable Kosten

Universität Studiengebühren Schreibmaterial

Wohnung Miete, Telefon (Grundgebühr), GEZ Telefon (Verbindungskosten)

Lebenshaltung Lebensmittel, Haushaltsartikel,Hygieneartikel

Lebensmittel, Haushaltsartikel,Hygieneartikel

Luxusgüter – Kino, Bücher, Genussmittel

Dabei fällt Ihnen dann auch mit Sicherheit auf, dass Sie bestimmte Kostenartengar nicht so eindeutig in Fixkosten und variable Kosten trennen können. Beispiels-weise bei den Lebensmitteln oder Haushaltsartikeln. Essen müssen Sie nuneinmal, sonst werden Sie sich in sehr absehbarer Zeit gar nicht mehr mit Kosten-strukturen auseinandersetzen können. Aber auf der anderen Seite sagt Ihnen IhrGefühl mit Sicherheit, dass es auch einen gewissen variablen Anteil dabei gibt.Hier reicht es dann offensichtlich nicht mehr aus, nur auf der obersten Ebene derKostenarten zu bleiben, sondern man muss etwas tiefer in die Kostenstruktureinsteigen. Und Lebensmittel weiter sinnvoll untergliedern, beispielsweise nachGrundlebensmitteln (Brot, Butter, Marmelade, Obst, Gemüse) und vielleicht ande-ren (wie z. B. Fleisch, Schokolade, etc.). Bei Ersteren werden Sie kaum sparenkönnen. Letztere können Sie vielleicht besser einschränken. Dabei kann es natür-lich erneut beliebig kompliziert werden. Vor allem, da Sie irgendwann die Grenzezu den Luxusgütern (Genussmittel) überschreiten. Wo sollten Sie diese ziehen?Was ist noch erforderlich zum Überleben? Was ist schon Luxus, den Sie sichgönnen? Wir möchten an dieser Stelle keine finale Antwort geben, da es dieseEindeutigkeit in der Welt da draußen auch nicht gibt. Und weil bereits dasNachdenken um die „richtige“ Struktur Ihrer Kosten ein wichtiger BestandteilIhrer ganz individuellen Lösung ist. Versuchen Sie es ruhig einmal!

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Zurück zu unserer Ausgangsfrage: Sie wollten sparen. Beim Sparen werden Sienun zunächst einmal die variablen Kosten angehen, also beispielsweise eher zuFuß gehen als mit dem Bus zu fahren (wenn wir einmal annehmen, dass IhrSemesterbeitrag nicht ohnehin ein kostenloses Busticket enthält) oder etwa weni-ger telefonieren (um damit die Verbindungskosten für das Telefon zu reduzieren).Nur falls Sie feststellen, dass die Einsparungen bei den variablen Kosten nichtausreichen, um kostendeckend zu arbeiten, werden Sie die Fixkosten angehen, daderen Änderung meist mit größerem Aufwand verbunden ist: eine neue Wohnungsuchen (Miete verringern), Telefon abmelden (Telefonkosten senken), ja selbst hinbis zur Exmatrikulation (in diesem Falle würden Sie sich die Studiengebührensparen).Ein Unternehmen macht im Grunde genommen an dieser Stelle auch nichts

anderes als Sie in Ihrem Studentenleben: Es muss seine unterschiedlichen Kosten-stellen mit einem gewissen Budget ausstatten und sicherstellen, dass die Einnah-men zur Deckung sämtlicher Ausgaben ausreichen. Die Kostenstellen in einemUnternehmen sind nur andere, beispielsweise Marketing, Controlling, Personal-abteilung, Forschung, Entwicklung, usw. Und auch in einem Unternehmen gibt esFixkosten (z. B. Personal, Miete) und variable Kosten (z. B. Materialkosten, Ener-giekosten). Und auch ein Unternehmen ist im Rahmen seiner wirtschaftlichenAktivitäten immer wieder einmal gezwungen, seine Kostenstruktur den externenGegebenheiten anzupassen, also beispielsweise Materialkosten zu senken, umProdukte günstiger zu machen – was zum Beispiel durch Verringerung desVerschnitts bei der Herstellung von Metallbauteilen erreicht werden kann. Oderaber durch günstigere Einkaufskonditionen, weil mir ein Lieferant das gleicheBauteil für meinen Motor 30 % günstiger anbietet als mein derzeitiger Lieferant.Sie sehen: auch beim Thema Kosten haben Sie bereits mehr Wissen erlangt –

oder besser gesagt: Erfahrung gesammelt – als Sie vielleicht bislang geahnt haben.Vielleicht haben Sie es bislang nur noch nicht so explizit betrachtet. Aber Sie sindnur einen Schritt entfernt davon…

Organisation

Auch das Argument der unterschiedlichen Größe eines Unternehmens im Ver-gleich zu einem Studentenhaushalt relativiert sich bei näherer Betrachtung fürunsere Zwecke. Selbstverständlich muss ein Unternehmen über eine entspre-chende Organisation sicherstellen, dass die vorhandenen Ressourcen (Personal,Maschinen, Geld) effektiv und effizient eingesetzt werden, um mit den vorhande-nen Mitteln das bestmögliche Ergebnis zu einem wettbewerbsfähigen Preis zuerzielen. Dazu ist ein Unternehmen unter anderem hierarchisch klar strukturiert,um eine optimale Steuerung des Einsatzes des Personals auf allen Ebenen zugewährleisten.Ein Studentenhaushalt scheint da einfacher aufgebaut. Aber auch Sie mussten in

der Vergangenheit und müssen (auch jetzt, da Sie dieses Buch in Händen halten)permanent überlegen, wie Sie Ihre Ressourcen (und das ist bei Ihnen vor allemIhre Zeit) optimal einsetzen, um Ihre Ziele zu erreichen. Wie viel Zeit verbringen

Kosten strukturieren 85

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Sie mit Vorlesungen? Mit Praktika? Mit Nachbereitung der Vorlesungen? MitIhrem Studentenjob? Mit Freizeit? Mit Schlafen? Das mag sich trivial anhören,aber auch hier haben Sie, wenn Sie bisher erfolgreich studiert haben, bereitsgezeigt, dass Sie über ein gutes Zeitmanagement verfügen und dass Sie IhreArbeit entsprechend gut strukturieren und organisieren können. Und diesesGefühl für das Management von Ressourcen werden Sie in Ihrem weiterenBerufsleben dazu nutzen können, über das Management Ihrer eigenen Arbeithinaus auch noch weitere Mitarbeiter innerhalb der Organisation eines Unter-nehmens (an)leiten zu können.Sie haben also – wie anhand dieser drei Beispiele verdeutlicht – entlang von ganz

unterschiedlichen Dimensionen (Umsatz, Kosten, Organisation) bereits eine im-plizit vorhandene und solide Basis an wirtschaftlichen Grundkenntnissen – odersagen wir einmal: Fähigkeiten – erworben, auf der Sie im Rahmen Ihres weiterenBerufsweges aufbauen können und werden. Wahrscheinlich haben Sie viele dieserKenntnisse bislang eher implizit genutzt, als dass Sie Ihnen in vollem Umfangexplizit bewusst gewesen wären. Aber das Fundament für Ihre wirtschaftlicheWeiterbildung ist durch Ihr Studium bereits gelegt. Lassen Sie uns nun schauen,wie Sie auf dieses Fundament weiter aufbauen können.

Wirtschaft können Sie auf vielen Wegen lernen

Im Vergleich zu vielen anderen Fachrichtungen befinden Sie sich also als Natur-wissenschaftler oder Ingenieur in einer sehr komfortablen Situation: Sie habennicht nur Ihr Fachwissen erworben, sondern es befinden sich auch, wie ebenfestgestellt, eine ganze Reihe von wirtschaftlichen Grundkenntnissen bereits inIhrem Werkzeugkasten. Daher ist die Nachricht von Beginn des Kapitels auch nurvermeintlich schlecht: Sie müssen Wirtschaft lernen, ja – aber Sie werden es, daranbesteht überhaupt kein Zweifel – weil Sie es können! Als Maschinenbauer, Elektro-techniker, Physiker, Chemiker, Biologe, Informatiker usw. werden Sie sich ohnegroße Hürden Kenntnisse der BWL oder VWL aneignen. Der umgekehrte Weg istda schon deutlich mühevoller – und wird daher in der Praxis eigentlich niebeschritten…

Wie eignen Sie sich das Wissen nun am schnellsten und besten an? Ganz vorab:Es gibt keinen Königsweg. Abhängig von der Breite und Tiefe Ihres vorhandenenFundaments an Wirtschaftswissen, von Ihren Interessen, von der Position, die Sieanstreben, usw. gibt es ganz unterschiedliche Mittel und Wege, die Sie zumErwerb weiterführender Kenntnisse im Bereich Wirtschaft einsetzen können undwerden. Diese kann man beispielhaft entlang der Dimensionen Lernumfeld („Wolerne ich?“) und Informationsgrundlage („Durch wen lerne ich?“) einteilen(s. Abb. 3.1).Was das Lernumfeld anbelangt, so können Sie entweder im Rahmen Ihrer

Beschäftigung (auf Neudeutsch auch häufig: on the job) oder außerhalb und damitunabhängig von Ihrer Beschäftigung Kenntnisse erwerben. Bezüglich der Bewer-tung und Verarbeitung des Gelernten (Informationsgrundlage) können Sie sich

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auf Ihre eigene bereits vorhandene Erfahrung stützen oder aber das Wissenanderer bemühen – also eigenständig und unabhängig studieren oder aber denDialog mit anderen suchen. Alle aufgeführten Methoden haben dabei ihre Vor-und Nachteile. In der obigen Darstellung haben wir exemplarisch einige derrelevantesten dargestellt.

Learning by doing

In Ihrem künftigen Berufsumfeld werden Sie mit einer Vielzahl an Fragestel-lungen konfrontiert werden. Nicht auf alle Fragen werden Sie ad hoc die richtigeAntwort bereithalten. Auch intensive Forschung (sofern Sie dann überhaupt nochgenügend Zeit dazu haben) wird Ihnen bei der Suche nach der einen und richtigenAntwort nicht immer behilflich sein. Meist gibt es auch die eine richtige Antwortnicht, weil es ganz verschiedene Wege und Möglichkeiten gibt, ein Ziel zuerreichen. Sie werden also permanent Entscheidungen treffen müssen, derenKonsequenzen Sie aufgrund einer unvollständigen Informationsbasis nicht voll-umfänglich absehen können. Aber beobachten werden Sie diese Konsequenzen –

und das können Sie aufgrund Ihrer Ausbildung auch sehr gut. Ihr Gespür fürkausale Wirkungsbeziehungen wird Ihnen hierbei immer wieder eine Rückmel-dung darüber geben, ob Ihr jeweiliges Tun richtig oder falsch war. Auf diese Weisewerden Sie durch Ihre eigenen Handlungen kontinuierlich lernen. Das hört sichzunächst einmal einfach an. Aber unterschätzen Sie nicht die Herausforderung,

Abb. 3.1

Wirtschaft können Sie auf vielen Wegen lernen 87

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im „Hintergrundrauschen“ der alltäglichen Handlungshektik mit einer Vielzahlvon zu treffenden Entscheidungen und daraus sich ergebenden Konsequenzen dierichtigen Signale herauszufiltern. Denn nur, wenn Sie die richtigen Ursachen undWirkungen miteinander verknüpfen und in Verbindung bringen, können Siesinnvolle Lehren aus Ihrem Tun ziehen.

Mitarbeiter

Vergessen sollten Sie unabhängig von der Position, in der Sie sich einmalbefinden, vor allem eines nicht: Sie sind nicht allein! In Ihrem Arbeitsumfeld gibtes viele Kollegen, auf deren Wissen Sie zurückgreifen können – und auch sollten.Da wären zum einen Ihre unmittelbaren Kollegen, seien es Vorgesetzte oderMitarbeiter, die an Sie berichten, das heißt innerhalb der Firmenhierarchie „unterIhnen“ stehen (der Begriff „Untergebene“ wäre an dieser Stelle im Übrigen nichtangebracht, da er in unserem Kulturkreis nicht korrekt ist – ganz anders als inAsien, insbesondere China und Indien, sowie dem mittleren Osten – aber dazumehr im Kapitel zu interkulturellem Management). Viele davon werden bereitslänger im Unternehmen und in der jeweiligen fachlichen Position sein als Sie. Vondiesen Personen können Sie eine Unmenge an Wissen über Ihr neues Berufs-umfeld erlangen. Diskutieren Sie mit Ihren Vorgesetzten, auf welche Dinge Siebeispielsweise in Ihren Berichten besonders achten müssen, auf was innerhalb desUnternehmens besonders Wert gelegt wird. Gibt es gewisse Kennzahlen, auf diebesonders hoher Wert gelegt wird, wie sind Ihre Kollegen in einer ähnlichenSituation früher vorgegangen, wie haben sie gelernt? Zeigen Sie früh Interesse andiesen Themen – ein „zu früh“ gibt es nicht! Es wird Ihnen hilfreich sein. AuchIhre Mitarbeiter werden Sie effektiver und effizienter führen können, je besser SieIhre Position im Unternehmen auch von einer wirtschaftlichen Perspektive ausbetrachten. Denn ein Unternehmen erwartet von Ihnen letztendlich, dass Sie„Wert schaffen“ (mehr Umsatz als Kosten…). Also überlegen Sie – auch gemein-sam mit Ihren Mitarbeitern – wie Sie diesem Anspruch in Ihrem Arbeitsumfeldgerecht werden und ihn in die Tat umsetzen können.

Mentoren

Vielleicht haben Sie auch schon einmal den Begriff des „Mentors“ gehört. EinMentor bezeichnet einen erfahrenen Kollegen, der in der Regel schon seit vielenJahren im Unternehmen tätig ist, und dementsprechend auch oft über eine Vielzahlan internen Kontakten verfügt. In vielen Unternehmen ist es üblich, einem neuenMitarbeiter einen solchen Mentor zur Seite zu stellen. Dieser kann Ihnen hier invielfacher Weise behilflich sein: sowohl bei der Vermittlung spezieller übergreifen-der Kenntnisse über das Unternehmen als auch bei der Vermittlung von internenKontakten. Gerade letzteres ist meist besonders bedeutsam, denn oftmals ist esgerade wichtig, dass man die richtigen Personen findet, die einem bei einemspeziellen Problem weiterhelfen können. Und es ist nicht unüblich, dass sich derheutige Marketingleiter vor zehn Jahren einmal mit einem ähnlichen Problem im

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Rahmen eines F&E-Projektes beschäftigt hat, wie Sie es heute vielleicht als Berufs-einsteiger tun. Irgendwo in Ihrem Unternehmen schlummert dieses Wissen. Un-mengen davon. Sie müssen es nur finden – fragen Sie Ihren Mentor. Denn wernicht fragt, bleibt dumm – oder macht eben viele Überstunden.Ist Ihnen kein offizieller Mentor zugeteilt worden? Kein Problem – suchen Sie

sich auf eigene Faust jemanden. Jeder in Ihrem Arbeitsumfeld kann ein Mentorsein, von jedem können Sie eine Vielzahl an Wissenswertem über das Unterneh-men lernen. Von dem Kollegen, den Sie morgens im Fahrstuhl treffen, der mittagsin der Kantine in der Schlange vor Ihnen steht, den Sie auf der Toilette treffen,usw. Vergessen Sie nicht: Auch die Kollegen mit der meisten Erfahrung wareneinmal in Ihrer Situation und haben einmal klein angefangen. Und auch sie habennur durch Fragen gelernt. Also fragen Sie.

Zeitungslektüre

Sie können noch heute mit Ihrer BWL-Weiterbildung beginnen. Gehen Sie in dienächste Buchhandlung oder den Bahnhofskiosk. Kaufen Sie eine der großenTageszeitungen oder Wirtschaftsmagazine. Und lesen Sie. Sehr wahrscheinlichwerden Sie nicht auf Anhieb alles verstehen, geschweige denn basierend auf denInformationen Schlussfolgerungen ableiten können. Und vielleicht mag die Viel-zahl an Ihnen jetzt noch unbekannten Wirtschaftsvokabeln sogar Ihren Verdachterhärten, dass BWL doch ein „Fach für sich“ ist und Sie als Außenstehender zumZuschauen verdammt sind.Aber wenn Sie mal ehrlich überlegen, fällt Ihnen vielleicht auf: Nicht anders ist

es Ihnen doch ergangen, als Sie seinerzeit auf der Schule Englisch erlernt haben.Was haben Sie damals gemacht? Mithilfe eines Wörterbuches die Bedeutung einesjeden einzelnen Wortes im Deutschen herausgesucht. Das können Sie auch hiermachen. Zwar wird Sie jede Erklärung wahrscheinlich zunächst zu neuen unbe-kannten Wörtern führen, aber Sie werden Schritt für Schritt einen Weg durch denBWL-Dschungel finden. Und das sogar ziemlich schnell. Komplexität zu durch-dringen und begreifbar zu machen – das haben Sie schließlich in Ihrem Studiumgelernt. Und irgendwo verbirgt sich schließlich alles immer wieder unter demDeckmantel „Gewinn = Umsatz – Kosten“. Und Sie werden erstaunt sein, wie baldSie schon den Wirtschaftsteil der Zeitungen lesen und in Ihre eigene Spracheübersetzen können. Eine wichtige Grundlage für Ihre Gespräche mit fachfremdenKollegen im Unternehmen – immerhin sind die täglichen Wirtschaftsnachrichtenhervorragende Anknüpfungspunkte für Gespräche –, beispielsweise mit Mitarbei-tern oder aber Mentoren.

Internet

Nutzen Sie vor allem auch das Internet als eine schnelle und effiziente Möglich-keit, sich einen Überblick über Fachbegriffe und Themenfelder zu verschaffen.Bevor Sie in ein teures Fachbuch über BWL investieren, lohnt es sich meist, überdie einschlägigen Suchmaschinen Definitionen und Beispiele zu suchen. Auch

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diese Übung können Sie zügig und vor allem unabhängig von einer Beschäftigungin einem Unternehmen angehen.Seien Sie dabei aber auch immer wieder kritisch gegenüber dem Medium

Internet. Denn Vieles, was Sie dort finden, kann stimmen. Aber vieles andere istleider vorher nicht durch eine umfangreiche Qualitätsprüfung gegangen. Undkann daher falsch sein. Nutzen Sie bewusst verschiedene Quellen, um gewisseInformationen und Daten zu überprüfen. Aber da sagen wir Ihnen als Ingenieureund Naturwissenschaftlern ja nichts Neues…

Fachseminare

Wenn Sie tiefer in die BWL-Materie eintauchen wollen, empfehlen sich beispiels-weise Fachseminare, die oftmals ein spezielles, umrissenes Gebiet der BWLthematisieren (z. B. Investitionsrechnung). Diese speziellen Seminare machenhäufig dann Sinn, wenn abzusehen ist, dass Sie sich im Rahmen Ihrer Beschäfti-gung innerhalb eines Unternehmens mit diesen Themen einmal mit hoher Wahr-scheinlichkeit auseinandersetzen müssen.Vielleicht bietet sich Ihnen aber auch im Vorfeld bereits direkt an der Universität

die Gelegenheit, einen BWL-Kurs in Ihr Programm mit einzubinden. Das kostetSie natürlich Zeit, aber Sie zeigen damit nicht nur, dass Sie im Studium über denTellerrand geschaut haben (das ist hilfreich für Ihre Bewerbung), sondern eignensich vor allen Dingen auch ein wenig BWL-Wissen an (das ist hilfreich für denBerufsalltag). Es wird Ihnen also eines Tages nutzen.

BWL-Studium

Vielleicht macht aber auch ein komplettes BWL-Studium für Sie noch Sinn?Entweder parallel zu Ihrem derzeitigen Studium, oder aber vielleicht berufsbeglei-tend an einer Fernakademie? Auch mit ein paar Jahren Berufserfahrung kannsolch ein Schritt durchaus sinnvoll sein, um den in der Zwischenzeit erworbenenKenntnissen gewissermaßen einen Rahmen zu geben und sich einen strukturier-ten Überblick über die gesamte BWL-Landschaft zu verschaffen. Gleichsam eineLandkarte für den früher erwähnten BWL-Dschungel.Diese illustrativen Beispiele mögen einen kleinen – wenn auch mit Sicherheit

nicht vollständigen – Blick auf die Möglichkeiten werfen, die Ihnen zur Verfügungstehen, um Ihr Wirtschaftswissen zu erweitern. Es gibt aber, wie bereits erwähnt, apriori keinen Königsweg zur Erlangung eines perfekten Wirtschaftswissens. DerWeg kann sehr unterschiedlich sein – basierend auf Ihren Vorkenntnissen undabhängig von Ihrer angestrebten oder derzeitigen Position in Ihrem Unterneh-men. Sie selber müssen entscheiden, welche Kombination an Methoden für Sie diebeste ist. Probieren Sie es aus. Probieren geht über Studieren. Aber das wissen –

und können – Sie ja selbst am besten.

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Welches Wissen für Sie dann wichtig wird – GuV und Bilanz

Werfen wir, bevor wir zum Ende dieses Kapitels kommen, noch einen kurzen Blickauf die Inhalte des Wissens, das Sie auf den oben beschriebenen Wegen nach undnach erwerben werden. Selbstverständlich würde eine vollständige Abhandlungder BWL den Rahmen und die Intention dieses Buches bei Weitem sprengen. Undeine Übersicht über die wichtigsten Finanzkennzahlen könnte an dieser Stellezwar etwas Licht ins Dunkel bringen – aber ohne den entsprechenden Kontextwird es für Sie schwierig sein, diese Kennzahlen bei Ihrer künftigen Tätigkeit inden richtigen Zusammenhang zu rücken.Lassen Sie uns daher stattdessen einmal versuchen, die terra incognita zwischen

den Natur- und Ingenieurswissenschaften und den Wirtschaftswissenschaften anausgewählten Stellen zu beschreiten beziehungsweise zu durchqueren. Um eineerste Brücke zu schlagen zwischen dem, was Sie heute bereits wissen (undkönnen) und dem, was Sie irgendwann einmal in ihrer künftigen Position könnensollten. Die Darstellung ist dabei, wie häufig bei interdisziplinären Betrachtungen,vereinfacht und mag dadurch vielleicht nicht in jedem Detail den strengenwissenschaftlichen Prüfungen beider Seiten standhalten. Aber die Vereinfachun-gen werden Ihnen eine Perspektive auf die Wirtschaft erlauben, die Sie mit Ihrerheutigen Sprache der Natur- oder Ingenieurswissenschaft vielleicht beschreibenund verstehen können.Die Herangehensweise, die Sie innerhalb Ihrer Fachdisziplin erlernt und immer

wieder (explizit oder implizit) genutzt haben, hat sich immer wieder mit einemkonkreten Gegenstand der Betrachtung, nennen wir es „System“, auseinander-gesetzt. Egal ob dieses System nun ein reaktives Gasgemisch, ein Ökosystem oderein Viertaktmotor war. Diesen Systemen sind bei allen Unterschieden entlang derverschiedenen Disziplinen in der Regel zwei Dinge gemeinsam: Man kann sieüber „Zustände“ und „Veränderungen“ dieser Zustände charakterisieren. DerZustand eines Systems ist quasi die Momentaufnahme des Wertes aller relevantenParameter des Systems, die es charakterisieren. Das können für unser reaktivesGasgemisch beispielsweise Art und Konzentration der darin enthaltenen Gasesein, sowie Druck und Temperatur des Gemischs. In einem Ökosystem wären esvielleicht die Populationsgröße der beteiligten Arten sowie die verfügbaren Nah-rungsressourcen (z. B. Gras, Wasser). Im Viertaktmotor würden Sie den Zustanddes Systems dann wiederum über die Position der Kolben und Ventile beschreibenkönnen. Jedes dieser Systeme kann nun verschiedene Zustände einnehmen, diedurch einen jeweils unterschiedlichen Satz an Werten der relevanten Parameterbeschrieben werden. Den Übergang von einem Zustand in einen anderen, dieVeränderung der jeweiligen Größen (Gaskonzentrationen, Populationsgrößen,Kolbenbewegung, usw.), ist Ihnen auch nicht unbekannt: Sie haben sie alle in derein oder anderen Form einmal mittels Differenzialgleichungen zu lösen gelernt.Sie haben daher bisher bei der Beschreibung der Systeme innerhalb Ihres

Fachgebietes immer sowohl statische (Zustand) als auch dynamische (Verän-derung) Perspektiven eingenommen. Die gleiche Logik können Sie nun auch aufdie Wirtschaft übertragen. Das System kann hier beispielsweise ein Unternehmen

Welches Wissen für Sie dann wichtig wird – GuV und Bilanz 91

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sein, unabhängig davon, ob es sich dabei um einen Multimilliarden-Euro-Konzernoder um die Imbissbude um die Ecke handelt. Die Beschreibung der wirtschaftli-chen Systeme nehmen Sie anhand von Finanzparametern vor, Sie messen also inEuro oder Dollar statt in Kilogramm, Meter oder Kelvin. Den Zustand einesUnternehmens (statische Eigenschaften) beschreibt man in der Regel in der sogenannten „Bilanz“. Diese beinhaltet, kurz gesagt, einen Überblick über Herkunftund Verwendung der Mittel, mit denen das Unternehmen wirtschaftet. DieDynamik des Systems wird meist in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)beschrieben, die Zahlungsströme in das Unternehmen hinein und aus demUnternehmen heraus betrachtet.Schauen wir uns das am exemplarischen Beispiel eines einfachen Restaurant-

betriebes an, der sich sagen wir auf den Verkauf von Hamburgern spezialisiert hat.Das Unternehmen kauft die Rohstoffe ein (Brötchen, Hackfleisch, Ketchup, Gur-ken), das von entsprechendem Personal zum Endprodukt (Hamburger) verarbeitetund verkauft wird. Zur Startfinanzierung hat das Unternehmen einen Kredit inHöhe von 50 000 Euro aufgenommen. Darüber wurde ein Kühlraum zur Lagerungdes Rohmaterials sowie die Küchen- und Restaurantausstattung finanziert. Fernerwurde noch in Marketingmaßnahmen (repräsentatives Unternehmenslogo aufdem Dach des Gebäudes sowie Werbung in lokalen Medien wie Tageszeitungen)investiert.Die erste Frage, die sich bei einem Unternehmen häufig stellt, ist die Frage nach

der Profitabilität, also ob das Unternehmen gemäß unserer Gleichung „Gewinn =Umsatz – Kosten“ in einem bestimmten Zeitraum einen Gewinn erzielt. Dazubedient man sich in der Wirtschaft der eben beschriebenen dynamischen Betrach-tungsweise und stellt die GuV des Unternehmens auf. Für den Restaurantbetriebaus unserem Beispiel mag diese GuV für ein Jahr beispielsweise folgendermaßenaussehen:

(1) Umsatz € 219 000(2) Rohstoffkosten € 60 000(3) Personalkosten € 100 000(4) Sonstige variable Kosten (z. B. Energie) € 10 000

(5) Bruttoergebnis € 49 000(6) Marketing- und Verwaltungskosten € 10 000(7) Gebäudemiete € 10 000(8) Abschreibungen € 5 000

(9) Betriebsergebnis (EBIT) € 24 000(10) Zinsaufwendungen € 3 000(11) Ergebnis vor Steuern (EBT) € 21 000

(12) Steuern € 10 000(13) Jahresüberschuss € 11 000

Diese generelle Struktur werden Sie im Prinzip bei allen Unternehmen finden,lassen Sie uns daher einen genaueren Blick auf die einzelnen Komponentenwerfen. Zunächst wird der gesamte Umsatz aufgeführt (Zeile 1), der sich aus

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dem Verkauf der Produkte des Unternehmens ergibt. Falls Hamburger die einzigeUmsatzquelle waren und es keine Preisschwankungen innerhalb des Jahres gab,so entspricht der Umsatz der Anzahl der verkauften Hamburger multipliziert mitdem Preis eines einzelnen Hamburgers. Nehmen wir einmal an, das Unterneh-men in unserem Beispiel hat an 365 Tagen im Jahr jeweils zehn Stunden am Taggeöffnet und verkauft Hamburger zu 1 Euro. Dann entspräche der Umsatz von219 000 Euro einem Verkauf von einem Hamburger pro Minute (365 Tage × 10Std./Tag × 60 Hamburger/Std. × 1 €/Hamburger).Die nächsten Zeilen (2–4 und 6–8) beschreiben die Kosten, die beim Betrieb des

Unternehmens angefallen sind. Die Zeilen 2–4 entsprechen dabei im Wesentli-chen den variablen Kosten (die abhängig sind von der Menge der verkauftenHamburger) und die Zeilen 6–8 den Fixkosten (da die Gebäudemiete gezahltwerden muss, unabhängig davon wie viele Hamburger verkauft wurden). Die inZeile 8 aufgeführten Abschreibungen beziehen sich auf die Kosten des einge-setzten Kapitals, also der für den Betrieb des Unternehmens erforderlichen Fak-toren: Dies kann zum Beispiel ein großer Herd sein, ohne den die Hamburgernicht hergestellt werden können, oder aber auch ein Kühlraum, ohne den dieRohstoffe zu schnell verderben würden. Dieses Kapital kann entweder gemietetsein oder das Unternehmen besitzt es selber. In letzterem Fall (den wir hier einmalannehmen) muss die Tatsache beachtet werden, dass ein Herd (den wir hierexemplarisch betrachten wollen) nicht unendlich lange betrieben werden kann,sondern eine typische Lebensdauer hat, sagen wir in unserem Beispiel zehn Jahre.Nach den zehn Jahren ist der Wert des Herdes gleich null. Tatsächlich nimmt derWert durch permanenten Einsatz des Herdes im Produktionsprozess kontinuier-lich im Laufe der Jahre ab, jedes Jahr einen gewissen Teil. Der Anteil der Wert-abnahme wird in der GuV als so genannte Abschreibung aufgeführt, um dieserTatsache Rechnung zu tragen (Zeile 8). Zur Berechnung dieser Abschreibung gibtes verschiedene Möglichkeiten. In unserem Beispiel sind wir von einer linearenAbschreibung des Kapitals über zehn Jahre ausgegangen. Das heißt dass in jedemJahr 10 % der eingesetzten 50 000 Euro, also 5 000 Euro, als Abschreibungen inder GuV berücksichtigt werden müssen.Schließlich muss noch berücksichtigt werden, dass unser Unternehmen für

seinen Betrieb zunächst einen Kredit aufgenommen hat, dessen Zinsen jedesJahr bedient werden müssen. Dies ist in Zeile 10 abgebildet. Falls das Ergebnisvor Steuern (EBT, earnings before taxes, Zeile 11) größer als null ist, das Unterneh-men also Gewinn erwirtschaftet, so müssen auf diesen Steuern entrichtet werden(Zeile 12). Nach Abzug der Steuern bleibt dem Unternehmen dann der Jahres-überschuss als Gewinn übrig (Zeile 13). Das Unternehmen in unserem Beispielalso erwirtschaftet mit 11 000 Euro einen Gewinn, wirtschaftet also profitabel.So viel an dieser Stelle zur dynamischen Betrachtungsweise mit der GuV.

Werfen wir nun noch einen kurzen Blick auf die Beschreibung des Zustands desUnternehmens, auf die Bilanz. Die Bilanz kann als Indikator für den Wert einesUnternehmens herangezogen werden. Für unseren Restaurantbetrieb könnte dieBilanz zum Beispiel folgendermaßen aussehen:

Welches Wissen für Sie dann wichtig wird – GuV und Bilanz 93

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Aktiva Passiva

Anlagevermögen € 200 000 Eigenkapital € 300 000Umlaufvermögen € 350 000 Fremdkapital € 250 000Summe Aktiva € 550 000 Summe Passiva € 550 000

Die Bilanz gibt einerseits Auskunft über die Herkunft der im Unternehmengebundenen finanziellen Mittel (Passiva). Diese Mittel stammen entweder ausdem Eigenkapital des Unternehmens (z. B. Grundkapital der Unternehmer, Ka-pitalrücklagen, Jahresüberschuss) oder aus Fremdkapital (z. B. Finanzverbindlich-keiten aus aufgenommenen Krediten, Verbindlichkeiten aus Lieferungen undLeistungen). Auf der anderen Seite gibt eine Bilanz einen Überblick über dieVerwendung der finanziellen Mittel (Aktiva). Diese werden in der Regel in Anlage-vermögen und Umlaufvermögen unterteilt. Das Anlagevermögen beinhaltet inunserem Restaurantbetrieb zum Beispiel die Ausstattung im Wert von 50 000Euro (in das unter anderem der zu Beginn aufgenommene Kredit investiertwurde). Im Umlaufvermögen sind beispielsweise flüssige Finanzmittel (z. B.Barkasse) oder Vorräte enthalten. Letztere sind bereits erworbene Rohmaterialienzur Herstellung der Hamburger, die sich noch im Kühlraum befinden. Auch diesehaben aber entsprechend einen Wert (Kaufwert), der den Gesamtwert des Unter-nehmens erhöht. Die Summe der Aktiva muss dabei immer identisch sein mit derSumme der Passiva, da alle Finanzmittel unabhängig von ihrer Herkunft in dereinen oder anderen Form im Unternehmen gebunden sein werden.In der Praxis werden Sie sehr wahrscheinlich häufiger mit der GuV als mit der

Bilanz in Berührung kommen. Das ist dem Umstand geschuldet, dass Sie mitIhren Entscheidungen im laufenden Geschäftsprozess (hier wieder die dyna-mische Betrachtung) unmittelbaren Einfluss auf Umsatz- und KostenpositionIhres Unternehmens nehmen können und werden. Und das häufig schon sehrfrüh. So wird sich beispielsweise der promovierte Chemiker auf einer Laborleiter-stelle bereits mit Fragen der Budgetallokation und damit des Themas Kostenma-nagement beschäftigen müssen. Hierbei muss er stets sicherstellen, dass er imRahmen seines Entscheidungsspielraums die bestmöglichen Optionen wählt, umdie Kosten zu minimieren und die Leistung seines Labors (z. B. die Anzahl der neusynthetisierten Produkte) zu maximieren.

Gewinn ist noch nicht alles – von der Rentabilität und den Opportunitätskosten

Mit diesen Entscheidungen ist aber noch eine weitere Dimension verbunden, diewir am Ende dieses Kapitels noch kurz beleuchten wollen: die der so genannten„Opportunitätskosten“. Im Rahmen des wirtschaftlichen Handelns ist jede Ent-scheidung für einen bestimmten Weg gleichzeitig die Entscheidung dafür, gewisseandere Wege nicht zu beschreiten. Dies ist nachvollziehbar, da die zur Verfügungstehenden Ressourcen (Arbeitszeit, Budget) limitiert sind, es also nicht erlauben,

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alle Optionen gleichzeitig zu adressieren (also beispielsweise alle möglichenHerangehensweisen zur Lösung eines Problems erst einmal zu testen um dadurchdie bestmögliche zu identifizieren). Es mag nun sein, dass der gewählte Weg nichtder aus finanzieller Sicht optimalste ist. So hat der Eigentümer unseres Hambur-ger-Restaurants in unserem Beispiel am Jahresende einen Überschuss von 11 000Euro erwirtschaftet. Vielleicht stellen wir aber bei näherer Betrachtung fest, dass eralternativ dazu als Angestellter in einem anderen Unternehmen 50 000 Euroverdienen würde, also erheblich mehr. Diese 50 000 Euro stellen nun die sogenannten Opportunitätskosten dar, also den Wert der ihm entgangenen Option,die nicht gewählt wurde. Aus rein finanztheoretischer Sicht hat der Besitzerunseres Hamburger-Restaurants damit also interessanterweise einen Verlust von39 000 Euro erlitten (Erwirtschafteter Gewinn – Opportunitätskosten = 11 000 Euro–50 000 Euro = –39 000 Euro), da er mit der Wahl der alternativen Optionfinanziell am Jahresende deutlich besser dastehen würde. Wie Sie sehen, könnenSie also ohne Weiteres profitabel arbeiten und trotzdem einen Verlust einfahren.Klingt logisch, oder?An dieser Stelle und mit diesem Beispiel erkennen Sie bereits die Grenzen der

rein finanziellen Betrachtungsweise von Wirtschaft. Denn wenn wir noch einmaleinen Schritt zurückgehen, dann sehen wir, dass wir bislang die Beschreibung derwirtschaftlichen Systeme rein auf finanziellen Parametern aufgebaut haben undnur in Euro gerechnet haben. Neben den finanziellen Parametern gibt es abernoch andere Beweggründe, die einen Unternehmer dazu bewegt haben mögen,einer Option den Vorrang vor einer anderen zu geben. Vielleicht kann er in seinemeigenen Unternehmen eine bessere Einteilung seiner Zeit vornehmen als er es alsAngestellter in einem anderen Unternehmen könnte? Vielleicht ist es ihm aberauch wichtig, Arbeitsplätze geschaffen zu haben? Vielleicht hat er aber aucheinfach nur Spaß bei seiner Arbeit im Hamburger-Restaurant? Sei es nun diefinanzielle Sicht, die work–life balance, die soziale Verantwortung, der Spaß an derArbeit oder aber etwas ganz anderes oder eine Kombination dieser Parameter: Siesehen bereits, dass die vollständige Bewertung der Attraktivität eines wirtschaftli-chen Unternehmens zwar einer akkuraten Zahlenwelt bedarf, dass diese aber nichterschöpfend alles erklären kann. Halten Sie sich auch das vor Augen, wenn Sie imBWL-Zahlendschungel irgendwann einmal den Wald vor lauter Bäumen nichtmehr zu sehen drohen. Wir werden auf diesen Aspekt an verschiedenen Stellendieses Buches noch einmal näher eingehen.Interessanterweise ist Ihnen das Konzept der Opportunitätskosten auch schon

häufig über den Weg gelaufen. Sie wenden es selber implizit immer an, wenn Siesich zum Beispiel für Prüfungen vorbereiten. Ihre Zeit ist dann ein sehr wertvoller– weil limitierter – Faktor. Und Sie werden vor einer Prüfung wohl eher wenigerhäufig ins Kino gehen, seltener mit Freunden eine Grillparty feiern oder auchnicht so oft ein Buch lesen. Vielmehr werden Sie Ihre Zeit schwerpunktmäßig mitder Vorbereitung auf Ihre Prüfung verbringen. Davon erhoffen Sie sich einmöglichst gutes Abschneiden bei dieser Prüfung. Ein netter Kinoabend brächteIhnen zwar auch einen Wert ein – aber Sie werden ihn wohl an den Opportunitäts-

Gewinn ist noch nicht alles – von der Rentabilität und den Opportunitätskosten 95

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kosten eines optimalen Prüfungsergebnisses messen. Und konsequenterweise dascineastische Vergnügen auf die Zeit nach der Prüfung verlegen.Eine letzte Größe, die wir hier noch erwähnen wollen, ist die so genannte

„Eigenkapitalrendite“. Sie kennen diese vielleicht, vereinfacht gesprochen, als Zins,den Sie in jedem Jahr auf Ihr Sparbuch bekommen. In der Wirtschaft ist dieEigenkapitalrendite vereinfacht definiert als Quotient aus dem Jahresüberschussund dem im Unternehmen eingebrachten Eigenkapital

Eigenkapitalrendite = Jahresüberschuss / Eigenkapital

Diese Rendite gibt Ihnen Aufschluss darüber, wie das Eigenkapital des Unter-nehmens verzinst wurde. In unserem Beispiel mit dem Hamburger-Restauranthätten wir beispielsweise eine Eigenkapitalrendite von etwa 3,7 % (11 000 Euro/300 000 Euro). Diese Rendite können Sie nun ebenso auf den Prüfstein derOpportunitätskosten stellen und sich beispielsweise fragen, wie viel VerzinsungIhnen eine alternative Geldanlage (z. B. durch Anlage auf einer Bank) gebrachthätte. Bei rein finanzieller Betrachtung hätten Sie damit eine Grundlage fürkünftige Investitionsentscheidungen.Sie könnten sich an dieser Stelle aber auch etwas anderes fragen: Was ist

eigentlich die Rentabilität Ihres Studiums? Wie viel Geld kostet Sie Ihr Studium?Wie viel davon haben Sie aus Eigenkapital finanziert (z. B. über einen Nebenjob,Sparrücklagen, über Ihre Eltern)? Welche Opportunitätskosten sind Ihnen dabeientgangen (z. B. weil Sie das Geld nicht auf einer Bank angelegt haben)? Odervielmehr: Welchen Wert erwarten Sie denn für sich nach dem Studium? Wie vielmehr sollte, wie viel mehr müsste Ihnen eine Anstellung, eine Beschäftigung dennbringen, die Sie ohne die zusätzlichen Jahre des Studiums niemals bekommenhätten? Anders ausgedrückt: Wie profitabel wollen Sie selber einmal wirtschaften(wenn Sie sich selbst jetzt einmal als wirtschaftliches System betrachten wollen)?Und welche Parameter wollen Sie zur Beschreibung Ihres eigenen Wirtschafts-systems heranziehen? Nur die finanziellen? Auch andere? Welche? Was ist Ihnenin Summe wichtig? Denken Sie einmal drüber nach. Es lohnt sich.Die finanzwirtschaftliche Betrachtung eines Unternehmens ist unerlässlich zum

Verständnis von wirtschaftlichen Systemen und Zusammenhängen. Und auch Siemüssen und werden sich dieses Wissen im Laufe der Zeit aneignen, wenn Sie denSchritt in die Wirtschaft gehen. Im gleichen Maße sehen Sie aber auch, dass einerein finanzielle Betrachtungsweise in der Regel zwar notwendig, aber nichthinreichend sein wird und sein kann, um solche Systeme vollumfänglich zubeschreiben. Und Sie werden vielmehr immer wieder die Kombination aus Ihremerworbenen Wissen und Ihrem gesunden Menschenverstand brauchen, um sichimmer wieder aufs Neue ein vollständiges Bild zusammenzusetzen. Viel Spaß alsoauf der eigenen Entdeckungs- und Interpretationsreise in der Welt der Wirtschaft!

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