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Volk auf dem Weg 2012

Date post: 28-Mar-2016
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VadW Dezember 2012
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Nr. 12 Dezember 2012 63. Jahrgang Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. ISSN 0042-8337 E6891 E VOLK AUF DEM WEG "Dunkle Jahre" Gedenkbuch 2012 der Landsmannschaft
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Nr. 12 Dezember 2012 63. Jahrgang Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

ISSN

004

2-83

37

E689

1 E VOLK AUF DEM WEG

"Dunkle Jahre"Gedenkbuch 2012der Landsmannschaft

ZUM ADVENT

Titelbild: Viktor Hurr, "Angst" (zu sehen in der Ausstellung im Haus der Deutschen aus Russland).

Botschafter der Zukunft

Schon Anfang November schmü-cken grüne Zweige und bunte Glaskugeln die Schaufenster der

Einkaufspassagen, und spätestens dann ist für alle klar - der Geschenkekauf ist voll im Gange. Viel zu früh, wie ich mei-ne, aber dann denke ich an die gehetzten Verkäufer - wenn das Weihnachtsge-schäft sich nur auf den Dezember be-schränken würde, dann wäre alles nur noch schlimmer. So aber darf vermutet werden, dass jene, die es wünschen, in den letzten Wochen vor Weihnachten et-was mehr Zeit zur inneren Vorbereitung haben.

Auch kirchlicherseits kündet sich Weih-nachten - wenn auch leise - schon sehr früh an, nämlich bereits am 25. März, mit dem Hochfest Verkündigung des Herrn. Mütter werden hier verständnisvoll ni-cken, denn jede Schwangerschaft dauert neun Monate. So auch bei der Mutter Jesu. Das Hochfest im Frühjahr ist also der Vorbote von Weihnachten. Daher hat die byzantinische und seit dem 7.Jahrhun-dert auch die römische Kirche dieses Fest gekannt und gefeiert. Im Evangelium die-ses Festes wird erzählt, dass ein Engel von Gott gesandt wurde, um Maria eine Bot-schaft zu überbringen. Der biblische Text gibt diese Szene sehr anschaulich und mit folgenden Worten wieder. Hier der Text in Kurzfassung:

In jener Zeit wurde der Engel Gabrielvon Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaretzu einer Jungfrau gesandt.

Der Engel trat bei ihr einund sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete,der Herr ist mit dir.

Und dann heißt es:

Maria erschrak über die Anredeund überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.

Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria;denn du hast bei Gott Gnade gefunden.Du wirst ein Kind empfangen,einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. (Lk 1, 26.28-31)

Entgegen aller Erwartung und Tradition will ich bei diesem Text dieses Mal den Blick auf den Engel richten. Ich vermute,

dass bei den meisten erwachsenen Chris-ten Engel kaum eine Rolle spielen. Wohl haben sie in der Kindheit davon gehört, vielleicht sogar beim Abendgebet den guten Engel um Schutz gebeten. Später gerät meist alles in Vergessenheit. Umso erstaunlicher war in den letzten Jahren zu beobachten, dass der Engelsglaube eine Renaissance erlebt hat. Die zahlreichen Bucherscheinungen zu diesem Thema be-legen diesen Trend und wollen eigentlich sagen, dieser Glaube darf uns nicht verlo-ren gehen.Der Advent und die Weihnachtszeit geben reichlich Anlass, über Engel nachzuden-ken. Und das nicht nur, weil sie in den verschiedensten Varianten und von ver-schiedenen Künstlern fast auf jeder Weih-nachtskarte zu sehen sind. Wer sind also diese Geschöpfe, welche Aufgabe haben sie, wie können wir sie bewusster in unser Leben einbinden?Leichter tun wir uns, wenn wir einige Details aus dem Bibeltext des genannten Festes für uns hervorheben, zum Beispiel dass Engel Namen haben („Gabriel“), dass sie unterwegs sind („Flügel“), einen Auftrag oder eine Botschaft haben („Von Gott ... gesandt“).Die Art und Weise, wie die Bibel von Engeln spricht, zeigt, dass Engel geisti-ge Wesen sind, die einem Menschen die Botschaft Gottes überbringen und damit etwas über die Zukunft des Menschen sa-gen („Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: Dem sollst du den Namen Jesus geben.“).Auffällig ist oft der biblische Hinweis "erschien im Traum“. Damit deutet sich die Brücke zu unserer eigenen Traumer-fahrung an: Wir wissen mittlerweile, dass Träume wichtig sind und uns mitunter auch lange nicht loslassen, so dass wir uns fragen müssen, was will mir der Traum sagen? Wovor will er mich bewahren oder schützen?Neben der ganz persönlichen Traumbot-schaft kommt eine allgemeine Unsicher-heit hinzu: Die Kinder gehen in die Schu-le, und die Eltern hoffen, dass ihnen nichts Böses zustößt. Die jungen Menschen sind weit weg, in der Fremde, studieren oder arbeiten, erhalten Arbeitsverträge, die meist immer nur ein oder zwei Jahre gel-ten. Von den jungen Menschen wird „Fle-xibilität“ erwartet, sie müssen also immer wieder umziehen und neu anfangen. Wie und wann sollen sie Pläne für eine famili-äre Zukunft machen?Schwierig ist auch die Situation älterer Menschen; sie sind oft völlig allein gelas-

sen, bei schlechter werdender Gesundheit müssen sie meist ins Altersheim, in eine völlig fremde Umgebung.Sicher gibt es auch zahlreiche andere Gründe für das Wiedererwachen des En-gel-Glaubens. Eines scheint heute für alle Menschen zuzutreffen: Man braucht heu-te wirklich einen guten Schutzengel, dass unser Leben gelingt und die Menschen glücklich sind.In der oben genannten Bibelstelle verkün-det der Engel Gabriel Maria eine frohe Botschaft. Diese ist für Maria zunächst mit einem Rätsel behaftet, und sie über-legt, was diese Botschaft bedeuten könne. Als sie die Antwort nicht selbst fi nden kann („wie soll das geschehen...), fragt sie zurück. Die Engel tragen die Botschaft Gottes zu uns, und sie geben uns Antwort, wenn wir sie um Rat fragen, um Hilfe bit-ten, nicht weiter wissen.Ich bin überzeugt, dass der Evangelist Lu-kas, der gebildete griechische Arzt, diese Geschichte aus dem Leben Marias nicht aufgeschrieben hätte, wenn er uns nicht sagen wollte – mach es so wie Maria, sei so offen, dass du die Botschaft deines Engels hören kannst, und wenn du die-se nicht gleich verstehst, so frage mutig zurück. Es ist nämlich eine Botschaft für deine Zukunft und ebenso wichtig – es ist immer eine gute, eine froh machende Bot-schaft, selbst wenn die Antwort manch-mal anders ausfällt, als wir Menschen es uns wünschen.Wenn also Gott diesen Weg wählt, um sich Menschen aller Zeiten immer neu zu-zuwenden, wenn er durch die Engel den Kontakt zu uns sucht, dann müssen wir uns fragen, ob wir da nicht etwas Kostba-res und Hilfreiches aus dem Blick verlo-ren haben, das uns heute im Alltag Schutz und Wegweisung geben kann. Im Leben der Mutter Jesu hatte der Engel diese Auf-gabe, warum sollten wir daran zweifeln, dass diese auch uns zur Seite stehen kön-nen?Ich wünsche Ihnen, liebe Landsleute, dass Sie im Advent nicht allein unterwegs sein müssen, dass Sie sich vielmehr begleitet wissen von einem guten Engel Gottes, der Sie sicheren Weges führt, und angesichts des sich ankündigenden neuen Jahres 2013 Ihnen eine gute Zukunft verheißt.

An den Festtagenvon Weihnachten und Neujahr im Gebet mit Ihnen verbunden, Ihr

Msgr. Dr. Alexander Hoffmann,Visitator DaR

DIE LANDSMANNSCHAFT

3 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Aus dem InhaltZum Advent 2Gedenkbuch „Dunkle Jahre“ 3Stellungnahmeder Landsmannschaft 4CDU in Niedersachsenehrt Spätaussiedler 5Erfolgsrezepte aktiver Gruppen 6Veranstaltungsreihe imHaus der Deutschen aus Russland 7Mobilisierungenzur "Trudarmee" 9Tage der deutschen Kulturin der Republik Komi 10Öffentlichkeitsarbeit 11Projektantrag – Durchführung –Abrechnung 12Sportliches 13Interview mit Viktor Heinz 14Geschichtliches 15Herbstfestivalder Talente in München 6Kulturfest in Regensburg 17Russlanddeutsche. Von denUrsprüngen bis zur Gegenwart 18Peter-Gläsel-Preis fürzwei junge Deutsche aus Russland 18Bücherangebot 19Landsmannschaftregional 20-22, 27-31JSDR Beilage 23-26Das „Fähnchen“gibt es immer noch 32Erinnerung an die Jugend 34Mein Vaterwar in der Arbeitsarmee 35Glückwünsche 36Gedenkstelle in Zebrikowe/Hoffnungstalfeierlich eingeweiht 38Erinnerungen an Chortitza 40Zum Gedenken 42Eine letzte Ruhestättefür Bischof Anton Zerr 46Tagesseminar in Fürth 47Multiplikatorenschulungin Güstrow 48

Redaktionsschlussder Januar-Ausgabe 2013

(Weihnachtsausgabe 2012-bis zum 24. Dezember 2012

bei Ihnen!):14. Dezember 2012

Die Landsmannschaftim Internet:Homepage:

www.deutscheausrussland.deE-Mail:

[email protected]

"Dunkle Jahre"Zum Gedenken an die Opfer

des "Großen Terrors"und der Zwangsarbeitslager

in der Sowjetunion

Liebe Landsleute,mit freundlicher Unterstützung des Bundesministeriums des Innern ist es der Landsmannschaft der Deut-schen aus Russland auch in diesem Jahr gelungen, ein Gedenkbuch zur Erinnerung an tragische Ereignisse in der Geschichte der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion zu veröffentlichen. Es wird wie gewohnt etwa zwei Wochen vor Weihnachten bei Ihnen eintreffen.

Nachdem das letztjährige Gedenk-buch "Keiner ist vergessen" dem 70. Jahrestag der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion ge-widmet war, befassen wir uns dies-mal mit den Jahren des "Großen Terrors" und den Mobilisierungen von deutschen Frauen, Männern und Jugendlichen in die stalinisti-schen Zwangsarbeitslager.Wie wir in der Schrift ausführen, kostete der "Große Terror", die so genannten stalinistischen Säu-berungen, die in den Jahren 1937 und 1938 ihren Höhepunkt hatten, nicht weniger als 55.000 Russlanddeut-schen das Leben.Sie gehörten damit zu den Minderheiten, die unter dem Terror dieser Jahre – der alle Völker der Sowjetunion traf – in be-sonderem Maße zu leiden hatten. Ihrem Bevölkerungsanteil in der Sowjetunion von 0,8 Prozent stand ein Anteil an der Gesamtzahl der Verhafteten von 5,3 Pro-zent gegenüber.Kaum einer der Verhafteten hatte sich ir-gendetwas zuschulden kommen lassen. Es herrschte die blanke Willkür, und es genügten Denunziationen und haltlose Verdächtigungen, um die Menschen für immer aus ihren Familien zu reißen.Die Mobilisierung für die Zwangsarbeits-lager ("Trudarmee") vollzog sich im We-sentlichen in drei Etappen:Am 10. Januar 1942 wurden auf Beschluss des Staatlichen Verteidigungskomitees der Sowjetunion etwa 120.000 deutsche Männer im Alter von 17 bis 50 Jahren ein-gezogen.Am 14. Februar 1942 folgte die Mobilisie-rung aller verbliebenen deutschen Männer dieser Jahrgänge.

Und schließlich wurden am 7. Oktober 1942 zusätzlich männliche Jugendli-che und Männer im Alter von 15 bis 16 und von 51 bis 55 Jahren eingezogen. Zugleich wurde die Mobilisierung aller Frauen im Alter zwischen 16 und 45 Jah-ren zum Einsatz in den Zwangsarbeitsko-lonnen für die gesamte Dauer des Krieges verfügt. Von der Mobilisierung wurden lediglich Schwangere und Frauen ausge-nommen, die Kinder unter drei Jahren zu betreuen hatten.Der Historiker Dr. Viktor Krieger kommt in einer vorsichtigen Schätzung auf 60.000 bis 70.000 russlanddeutsche Lageropfer; etwa 70.000 bis 80.000 starben in den Jahren 1941-45 weit vor der Zeit in den Sondersiedlungsorten in Sibirien und Ka-sachstan, weitere 15.000 bis 20.000 kurz nach dem Krieg in der Verbannung.

Die Landsmannschaft ist mit dieser Publi-kation erneut ihrer Pfl icht nachgekommen, auf das Schicksal einer schwer geprüften Volksgruppe aufmerksam zu machen, der in der Öffentlichkeit nicht immer die nöti-ge Beachtung geschenkt wird. Ihre Landsmannschaft

DIE LANDSMANNSCHAFT

4 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Als Beitrag zur Sitzung des Beira-tes für Spätaussiedlerfragen am 26. November 2012 verfasste die

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland eine Stellungnahme zu drei zentralen Fragen der gegenwärtigen Aussiedlerpolitik, der Überbetonung deutscher Sprachkenntnisse im Spät-aussiedleraufnahmeverfahren, der er-neuten Prüfung von abgewiesenen Auf-nahmebescheiden und unbefriedigenden Regelungen von Härtefällen beim Fami-liennachzug.

I. Überbetonung deutscherSprachkenntnisse imSpätaussiedleraufnahme-verfahren:

In den zurückliegenden zwanzig Jahren hat es wiederholt Novellierungen des Bundes-vertriebenengesetzes und der Aufnahme-praxis von Aussiedlern aus den Nachfol-gestaaten der Sowjetunion gegeben, die für uns nicht nachvollziehbar sind bzw. den eigentlichen Sinn des Gesetzes in Frage stellen.Zum einen wurde den Deutschen aus Russ-land nämlich das kollektive Kriegsfolgen-schicksal zuerkannt, zum anderen wurden sie jedoch in den Anwendungsbereich des Zuwanderungsgesetzes überführt, wodurch das Kriegsfolgenschicksal seine Bedeu-tung verlor.Zum Kriegsfolgenschicksal zählt unter anderem der durch staatliche Maßnahmen erzwungene Verlust der deutschen Mutter-sprache. Dieser konnte eintreten durch:

1. die Umstellung des Schulunterrichts au-ßerhalb der ASSR der Wolgadeutschen auf Russisch bzw. Ukrainisch als Unter-richtssprache in den Jahren 1938 bzw. 1939;

2. die Deportation der deutschen Bevölke-rung aus der ASSRdWD und den Ge-bieten Saratow und Stalingrad aufgrund des Erlasses des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941;

3. das Fernhalten der schulpfl ichtigen Kin-der und Jugendlichen vom regulären Schulunterricht (Schulpfl icht) durch ihre Einweisung im Familienverband in Son-dersiedlungen bzw. Zwangsarbeitslager ohne Möglichkeit des Schulbesuchs;

4. die Einberufung von 14- und 15-jähri-gen Jugendlichen zur Zwangsarbeit in den Jahren 1942-1944;

5. fehlende Möglichkeiten zum Erlernen der deutschen Sprache nach der Befrei-ung von der Aufsicht des Regimes der Sondersiedlung.

Nach Erkenntnissen der Landsmannschaft wurden bei der Durchführung des Sprach-tests rudimentäre Kenntnisse einer Mund-art nicht als Kenntnis der deutschen Mut-tersprache anerkannt. Die nachgeborene Generation eines wegen mangelhafter oder fehlender Sprachkenntnisse abgelehnten Ausreisewilligen wurde dadurch eben-falls abgelehnt, ohne sich gesondert einem Sprachtest unterziehen zu können. Kinder können nicht für Schäden und Mängel verantwortlich gemacht werden, die ihre Eltern durch die Anwendung staatlich verordneter Zwangsmaßnahmen erlitten haben. Dies kommt einer Sippenhaftung gleich und ist mit deutschem Recht, ins-besondere auch mit der Bereinigung von Kriegsfolgen, nicht vereinbar. Die Landsmannschaft fordert daher, den Nachgeborenen eines abgelehnten Ausrei-sewilligen ein eigenes Recht auf Antrag-stellung einzuräumen.Auf die Durchführung von Sprachtests ist auch bei jenen Deutschen in der ehemali-gen Sowjetunion zu verzichten, die zwei-felsfrei ihre Abstammung von mindestens einem deutschen Elternteil nachweisen können.

II. Erneute Prüfungvon abgewiesenenAufnahmebescheiden:In den 1990er Jahren kam es wiederholt zur Abweisung von Aufnahmeanträgen von Personen, die ihr Begehren mit der Eintra-gung in die Deutsche Volksliste Ukraine bzw. der Einbeziehung in das Einbürge-rungsverfahren durch deutsche Behörden in den Jahren 1943-1944 begründeten, dies aber nicht urkundlich nachweisen konnten. Anfragen beim Bundesarchiv in Berlin (Kartei der Einwandererzentralstelle im ehem. Document Center) wurden deshalb negativ beschieden, weil dort die fragli-chen Unterlagen fehlten.Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Alfred Eisfeld (Nordost-Institut Lüneburg), konnte bei Recherchen in staatlichen Gebietsarchiven der Ukraine feststellen, dass sich in zahl-reichen Personalakten sog. Trophäendo-kumente befi nden. Dabei handelt es sich um Unterlagen, die von mobilen Stellen

der EWZ ausgefertigt, bei Kriegsende aber noch nicht im zentralen Register angekom-men waren. Sie fi elen der Roten Armee in die Hände, wurden in die UdSSR überführt und standen deutschen Behörden als Be-weismittel nicht zur Verfügung. Den Be-troffenen und ihren Angehörigen war die-ser Umstand ebenfalls unbekannt.Anträge von Ausreisewilligen, die wegen fehlenden Nachweises ihres Wohnsitzes auf dem Gebiet der Ukraine und vergleich-barer Gebiete nach dem Stand vor dem 22. Juni 1941 bzw. des Nachweises über deren Einbeziehung in das Einbürgerungsverfah-ren abgelehnt wurden, sollten aufgrund der neuen Erkenntnisse vom BVA von Amts wegen einer erneuten Prüfung unterzogen und die Antragsteller (im Falle ihres Able-bens ihre Angehörigen und Rechtsnachfol-ger) darüber in Kenntnis gesetzt werden.Nicht gut begründet werden kann die Ab-lehnung von Zuzugsgenehmigungen jener Deutschen aus Russland, Kasachstan und anderen GUS-Republiken, die ihre Ab-stammung nachweisen, aber Ausschluss-kriterien (z.B. höhere Bildung, Leitungs-funktionen in Industrie und Landwirtschaft sowie nicht sicherheitsrelevanten Berei-chen) aufweisen, während Deutschland einen akuten Mangel an hoch qualifi zier-ten Einwanderern beklagt. Dieser Perso-nenkreis kann in Deutschland mit einem wesentlich geringeren Aufwand integriert werden und damit zur Verbesserung der demographischen Situation und zur De-ckung des Bedarfs an Zuwanderung hoch qualifi zierter Fachleute beitragen.

III. Härtefälle imSpätaussiedleraufnahme-verfahren:Wie wir in unseren bisherigen Stellung-nahmen immer wieder betont haben, be-grüßt die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland prinzipiell durchaus die im Neunten Gesetz zur Änderung des Bundes-vertriebenengesetzes angestrebten Verbes-serungen bei der Regelung von Härtefällen im Spätaussiedleraufnahmeverfahren. Wir verkennen auch nicht die guten Absichten der Verfasser der Gesetzesänderungen, wa-ren jedoch von Anfang an der Auffassung, dass dadurch nur ein kleiner Schritt getan wird und es auch weiterhin zu tragischen Fällen von Familientrennungen kommen wird.In unserer Auffassung wurden und werden wir beispielsweise von der Landesbeauf-

Stellungnahme der Landsmannschaftzur Sitzung des Beirates für Spätaussiedlerfragen beim Bundesministerium

des Innern (Leiter: Dr. Christoph Bergner) am 26. November 2012

DIE LANDSMANNSCHAFT

5 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

tragten der Hessischen Landesregierung für Vertriebene und Spätaussiedler, Mar-garete Ziegler-Raschdorf, und in mancher Hinsicht auch vom Niedersächsischen Mi-nister für Inneres und Sport, Uwe Schüne-mann, unterstützt. Weitere Unterstützung haben wir darüber hinaus von Vertretern der Kirchen sowie des Bundes der Vertrie-benen und des Deutschen Roten Kreuzes erfahren, deren Ausführungen wir in unse-re Stellungnahmen aufgenommen haben.Inzwischen mussten wir mit großem Be-dauern zur Kenntnis nehmen, dass sich un-sere Befürchtungen mehr als bewahrheitet haben. Wir nennen dafür vier Gründe:

1. Das Blatt des Bundesverwaltungsamtes „Nachträgliche Einbeziehung nach § 27 Abs. 3 BVFG - Was ist ein Härtefall?’“ kann keinen Betrachter zu der Annahme verleiten, dass darin Kriterien genannt sind, die wirklich zur humanen Rege-lung von Härtefällen beitragen könn-ten. Es handelt sich – und das nicht nur nach unserer Auffassung – vielmehr um ausgesprochen restriktive Kriterien, die letztlich dazu führen werden, dass in den allermeisten Fällen der Familiennachzug verhindert wird.

2. Zudem beziehen sich die Kriterien auf die Regelung im Falle von „besonderer Härte“, während im neuen Gesetzestext nur noch von „Härte“, also „einfacher Härte“, die Rede ist.

3. Nach wie vor überlassen zahlreiche Kri-terien dem Sachbearbeiter einen unange-messen hohen Entscheidungsspielraum und verlangen vom Antragsteller bzw. vom Einzubeziehenden Leistungen, die diese angesichts ihrer oftmals bedrohli-chen Lage nicht erbringen können.

4. Die Behandlung einzelner Fälle verläuft derart schleppend, dass Hilfe in Notfäl-len nicht bzw. zu spät geleistet werden kann.

Um der konkreten Lebenssituation der Be-troffenen und humanitären Anforderungen gerecht zu werden, setzen wir uns daher für gesetzliche Regelungen ein, die sich insbe-sondere an den folgenden Argumenten ori-entieren:1. Nach unserer Auffassung wird durch die

Behinderung des Nachzuges von engs-ten Familienangehörigen der besondere Schutz der Familie gefährdet, der jedem Deutschen laut Grundgesetz garantiert wird.

2. Grundsätzlich ist die Landsmannschaft seit jeher der Auffassung, dass die Über-prüfung deutscher Sprachkenntnisse im Spätaussiedleraufnahmeverfahren ein sehr fragwürdiges Instrument ist. Als Kriterium sollte nicht der Grad der Sprachkenntnisse gelten, sondern die Bereitschaft des Bewerbers, sich diese

als Grundlage für eine gelingende Inte-gration in Deutschland anzueignen. (In diesem Zusammenhang sollte nicht au-ßer Acht gelassen werden, dass sämtli-che Studien den in der Bundesrepublik lebenden Deutschen aus Russland eine ausgesprochen hohe Integrationsbereit-schaft und vorbildliche Integrationser-folge attestieren, so dass von einer Be-lastung für die Gesellschaft durch ihren Zuzug keine Rede sein kann.)

3. Wir geben zu bedenken, dass die Inte-gration der bereits hier lebenden Spät-aussiedler gefährdet wird, wenn sie sich über eine lange Zeit und häufi g verge-bens um den dringend erforderlichen Nachzug von Menschen zu kümmern haben, die ihnen am nächsten sind, wo-bei sie als Rechtsunerfahrene auf unsi-cheres Terrain gezwungen werden.

Adolf Fetsch,Bundesvorsitzender

Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (hi. links), die Aussiedlerbeauftragte der CDU-Landtagsfraktion, Editha Lorberg, und die Vorsitzende der Landesgruppe Nieders-achsen der Landsmannschaft, Lilli Bischoff, mit den ausgezeichneten Ehrenamtlichen.

Bereits zum fünften Mal hat die CDU in Niedersachsen im Rah-men des Projekts „Angekom-

men“ ehrenamtlich engagierte Spät-aussiedler geehrt.

Der CDU-Landesvorsitzende, Minister-präsident David McAllister, würdigte in seinem Grußwort die besondere Leistung, sich neben der eigenen Familie und dem Aufbau der eigenen Existenz auch um andere Menschen zu kümmern. „Ohne dieses Engagement wäre unser Land um vieles ärmer“, so David McAllister.CDU-Generalsekretär Ulf Thiele hob das Thema Integration hervor, das bei der Auswahl der Preisträger in diesem Jahr eine besondere Rolle gespielt habe. „Wir wollen, dass die Menschen hier Wurzeln schlagen. Denn nur wer feste Wurzeln hat, hat Halt in einer sich rasch verändernden Welt“, sagt der Generalsekretär. Hauptan-liegen der CDU sei immer gewesen, den Spätaussiedlern ein verlässlicher Partner zu sein.Innenminister Uwe Schünemann übergab anschließend zusammen mit der Aus-siedlerbeauftragten der CDU-Landtags-fraktion, Editha Lorberg, die Urkunden an Svetlana Judin, Galina Schüler, Anna

Prieb, Maria Itermann und Gertrud So-rich. Die fünf Frauen machen sich im Be-reich der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland auf besondere Weise für die Integration starkDarüber hinaus wurden mit der Aktion Gemeinschaftssinn (Uelzen), dem Kultur-verein Aktion Helmstedt, der "Goldenen Brücke" (Rotenburg) und dem Arbeits-kreis Integrationstreff Seesen erstmals auch vier Vereine geehrt, die sich im Be-reich der Integration stark machen.Die CDU in Niedersachsen hob darüber hinaus zehn Einzelpersonen hervor, die sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl einsetzen. Sie engagieren sich in der Le-benshilfe, der Kinder- und Jugendarbeit, beim Frauentreff, in Sportvereinen und Kirchengemeinden oder bei Caritas sowie Diakonie.Die Preise nahmen Harry Hägelen (Del-menhorst), Lidia Fink (Stadthagen), Olga und Jürgen Holland (Stelle), Elena Drachenberg (Venne), Elisabeth Steer (Braunschweig), Larissa Witte (Sulin-gen), Andrze j Baranek (Bad Münder), Li-lli Miller (Lindern), Jurij Ils (Wittmund) und Vera Eberlein (Salzgitter) entgegen. Pressemitteilung der CDU Niedersachsen

CDU in Niedersachsenehrt Spätaussiedler

DIE LANDSMANNSCHAFT

6 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Erfolgsrezepte aktiver GruppenWorkshop der Landsmannschaft in Karlsruhe

Die Teilnehmer des Workshops in Karlsruhe.

Am 17. und 18. November fand unter der Leitung der Bundesge-schäftsführerin der Landsmann-

schaft, Dr. Ludmila Kopp, in Karlsru-he ein Workshop für Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und Leiter von Jugendgrup-pen und Migrantenorganisationen statt.

Zentrale Themen des Workshops, der unter dem Titel „Mitglieder begeistern – Ver-einserfolg steigern“ veranstaltet und aus Mitteln des Bundesinnenministeriums ge-fördert wurde, waren Mitgliederwerbung und Mitgliedergewinnung.Teilgenommen haben rund 40 Mitglieder der Landesgruppen Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rhein-land- Pfalz mit ihren Landesvorsitzenden Leontine Wacker, Waldemar Eisenbraun, Dr. Alexander Morasch und Dr. Viktor Sie-ben. Der Bundesvorstand war neben Leon-tine Wacker durch den Bundesvorsitzenden Adolf Fetsch sowie Waldemar Weiz und Ewald Oster vertretenAdolf Fetsch zeigte sich in seiner Begrü-ßungsrede erfreut darüber, dass im Rah-men des Workshops in allererster Linie Themen der unmittelbaren Vereinsarbeit und der Mitgliedergewinnung behandelt würden und diejenigen zu Wort kämen, die wüssten, wie die landsmannschaftliche Arbeit vor Ort funktioniere, und die in den letzten Jahren bewiesen hätten, dass man mit Engagement und Beharrlichkeit zum Ziel komme.Am ersten Tag refl ektierten die Teilnehmer ihre Erfahrungen und tauschten Gedanken aus. In Arbeitsgruppen wurden zwei Prob-lemfragen diskutiert:

• Was motiviert die Menschen, Mitglied eines Vereins (der Landsmannschaft) zu werden? („Warum kommen neue Mitglieder zu uns?“)

• Und was hindert sie, bei uns Mitglied zu werden? („Warum kommen sie nicht?“)

Als wichtigste Anreize für neue Mitglieder wurden immer wieder genannt:

• gute Arbeit vor Ort;• bedarfsorientierte und zeitgemäße Ange-

bote für die Zielgruppe;• Maßnahmen zur Kultur, Geschichte und

Identität der Deutschen aus Russland;• Anerkennung bei örtlichen Entschei-

dungsträgern und Politikern;• effektive Werbung (vor allem persönli-

che Ansprache).

Als Faktoren, die die Werbung neuer Mit-glieder erschweren, wurden genannt:

• Orientierung primär auf Hilfsangebote ("Nachdem die Menschen Hilfe be-kommen haben, sehen sie keinen Grund mehr, weiterhin im Verein zu bleiben.");

• mangelnde Attraktivität (die Ziele der Landsmannschaft werden nicht attraktiv genug präsentiert);

• fehlende Verinnerlichung der Vereins-kultur (es fehlt oft an Wissen und Erfah-rung);

• mangelnde Solidarität und Streitig-keiten innerhalb des Vereins, was an manchen Orten für ein schlechtes Image des Vereins gesorgt hat;

• nicht ausreichende Nachwuchsarbeit;• fi nanzielle Schwierigkeiten;• keine homogene Zielgruppe, Spaltung

der Mitglieder nach ihrer Zugehörigkeit und Sprachverwendung („nur deutsch – deutsch/russisch – nur russisch“).

Einig waren sich die Teilnehmer vor allem in dem Punkt, dass die Werbung neuer Mit-glieder von der effektiven Arbeit vor Ort abhängt.Über Rezepte einer erfolgreichen Arbeit wurden die Teilnehmer in den anschließen-den Stunden aus erster Hand informiert: Vor allem Vertreter von Gruppen, die in den letzten Jahren stabil neue Mitglieder geworben haben, stellten ihre Arbeit vor und gaben Geheimtipps:

Dr. Alexander Morasch (Vorsitzender der Ortsgruppe Gelsenkirchen) sieht sich in seiner ehrenamtlichen Arbeit als Ansprech-partner für Hilfsbedürftige. Er legt großen Wert auf kulturelle Angebote und eine ak-

tive Mitwirkung in den Integrationsnetz-werken in Gelsenkirchen. Er empfahl die Einrichtung einer Anlaufstelle, wobei man auf die Unterstützung durch 1-Euro-Jobs zurückgreifen könne.

Juri Heiser (Vorsitzender der Ortsgruppe Augsburg) orientiert sich in seiner Mitglie-derwerbung an dem Motto "Die beste Mo-tivation für Mitglieder ist die Mitarbeit im Verein". Er setzt auf die Professionalisie-rung der Werbung sowie die Qualität und Transparenz der Vereinsarbeit. Die jährli-chen Großveranstaltungen der Ortsgrup-pe Augsburg werden mit hochrangigen Politikern durchgeführt. Teamarbeit im Vorstand, Transparenz der Beschlüsse und der fi nanziellen Tätigkeit, regelmäßige Be-richterstattung des Vorstandes bei Mitglie-derversammlungen – das alles, so Heiser, schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und motiviert zur Mitarbeit. Als weitere Erfolgsrezepte nannte er Nachhaltigkeit („Generationenwechsel ohne Streit“) und die Einbindung der Maßnahmen der Orts-gruppe in die kulturellen Veranstaltungen der Stadt.

Andreas Wolzenin leitet die erst vor we-nigen Monaten reaktivierte Ortsgruppe Münster. Trotzdem ist es dem Vorstand bereits gelungen, durch ein breit gefächer-tes Angebot neue Mitglieder zu gewinnen. Sein Geheimtipp lautete, möglichst vielen Bedarfsgruppen gerecht zu werden. Die Gruppe bietet daher Aktivitäten für Jung und Alt an, ihre Inhalte erstrecken sich von Hilfeleistung über Schulungen und Kurse bis zu Sportangeboten und Freizeitmaß-nahmen.

DIE LANDSMANNSCHAFT

7 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Deportation,Arbeitsmobilisierung und Sondersiedlungen

Veranstaltungsreihe im Haus der Deutschen aus Russland in Stuttgart

Wie in unserer letzten Ausgabe berichtet, zeigt die Landsmannschaft noch bis zum 10. Dezember 2012 im Haus der Deutschen aus Russland eine Ausstellung mit Werken der russlanddeutschen Maler Michael Dister-

heft und Viktor Hurr, die den Jahren des "Großen Terrors" in der Sowjetunion 1937/38 und den Mobilisierungen deutscher Frauen, Männer und Jugendlichen in die stalinistischen Zwangsarbeitslager gewidmet ist. Umrahmt wurde die Aus-stellung durch eine Veranstaltungsreihe zu Themen der Ausstellung. Nachstehend berichten wir über die Veranstaltung zum Thema „Deportation, Arbeitsmobilisie-rung und Sondersiedlungen“ mit den beiden Historikern Dr. Alfred Eisfeld aus Göttingen vom Nordost-Institut (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Viktor Ki-rillow aus Nischnij Tagil (Russland),

Den Gästen aus Stuttgart und Umgebung bot Dr. Eisfeld eine Führung durch die Ausstellung an. Anschließend berichte-ten die beiden Referenten über den For-schungsstand und die Publikationen zum Thema Zwangsarbeit und Sondersiedlung der Deutschen in der Sowjetunion.Sowohl in der Russischen Föderation als auch in Deutschland wird zu diesem The-menbereich viel geforscht, obwohl gerade in Russland die Archive in den letzten Jah-

Sie berichteten über die Arbeit in ihren Orts- und Kreisgruppen (von links): Juri Heiser, Wal-demar Weiz, Eduard Neuberger, Alexander Wolzenin, Olga Held, Dr. Alexander Morasch, Karls Kromer.

Olga Held (im Vorstand der baden-würtztembergischen Ortsgruppe Lahr) nannte als charakterisierendes Stichwort der Arbeit ihrer Gliederung "Perspektive". Wichtig sei, den Landsleuten Perspektiven aufzuzeigen, sei es bei der Berufsorien-tierung, bei Kursangeboten oder mittels Vereinsaktivitäten. Ein breites Spektrum an Maßnahmen und Veranstaltungen mit gutem Zweck mache die Zusammenarbeit im Verein attraktiv und vermittle den Mit-gliedern das Gefühl, gefragt zu sein und gebraucht zu werden.

Waldemar Weiz (Vorsitzender der Orts-gruppe Rheinisch Bergischer Kreis) konn-

te anhand seines eigenen Werdegangs sehr authentisch schildern, was man alles er-reichen kann, wenn man motiviert ist. Bei Null anfangend, konnte er vor Ort einen starken Sportverein und später eine dyna-misch wachsende Ortsgruppe organisieren, die in kurzer Zeit große Anerkennung bei Mitbürgern und Politikern fand. Offen-heit, enge Zusammenarbeit mit anderen Gruppen und Vereinen, Ausrichtung der Arbeit nicht nur auf die eigene Bedürf-nisse, sondern auch auf das Gemeinwohl, räume Vorurteile aus und schaffe Vertrauen und Akzeptanz. Seine offensive Werbung hat sich nicht nur lokal, sondern auch be-reits bundesweit ausgewirkt. Über 100

neue Mitglieder, einige neue Ortsgruppen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, die unter seiner persönlichen Mitwirkung entstanden bzw. wieder belebt wurden, mehrere Jugendgruppen und Ju-gendleiter, die er bundesweit gewonnen hat – das ist die Zwischenbilanz seiner Arbeit als Mitglied des Bundesvorstandes. VadW

Dr. Christine Absmeierübernimmt Leitungdes Hauses der Heimatin Stuttgart

Das Haus der Heimat des Lan-des Baden-Württemberg wird

erstmals von einer Frau geführt. Dr. Christine Absmeier (36), bisher Leiterin des Fachbereichs 3 „Junge Generation und Kultur“ in der re-nommierten Einrichtung in Stutt-gart, wurde zum 1. November 2012 neue Chefi n als Nachfolgerin von Gerhard Niebling.

Mit der Geschichtswissenschaftlerin Dr. Christine Absmeier wird die Ju-gendarbeit im Haus der Heimat beson-ders akzentuiert. Anspruchsvolle kultu-relle Breitenarbeit, die Präsentation des lebendigen Kulturerbes und grenzüber-schreitende Kooperationen sind für sie weitere wichtige Ziele.Dabei gilt es, mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen in Deutsch-land und in den östlichen Nachbar-staaten gut zu kooperieren sowie den Vereinigungen der deutschen Heimat-vertriebenen ein guter Ansprechpartner zu sein. Pressemitteilung des Innenministeriums Baden-Württemberg

DIE VOLKSGRUPPE

8 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

ren schwer zugänglich geworden sind.Der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK, Mos-kau) unterstützt seit Jahren die Forschung im Bereich der Kul-turgeschichte der Russlanddeut-schen. 1995 wurde unter seinem Dach die Internationale Assozi-ation der Forscher der russland-deutschen Geschichte und Kultur (Vorsitzender Prof. Dr. Arkadij German) gegründet, zu der inzwi-schen über 100 Wissenschaftler (Historiker, Ethnographen, So-ziologen, Philologen, Kulturwis-senschaftler und Kunstforscher) aus mehreren Ländern gehören, deren Forschungsinteresse mit der Vergangenheit und Gegen-wart der Deutschen in und aus Russland verbunden ist. Regelmäßig erscheinen Ma-terialsammlungen der Assoziation.Gerade in den Jahren 2010 bis 2012 brach-te der IVDK umfangreiche Publikationen zu drei denkwürdigen Daten heraus: zum 65. Jahrestag des Endes des deutsch-sow-jetischen Krieges, zum 70. Jahrestag der Deportation 1941 und zum 70 Jahrestag der ersten Mobilisierungen in die Zwangs-arbeitslager 1942.Aber auch in Deutschland forschen russ-landdeutsche und einheimische Wissen-schaftler seit Jahrzehnten zur Geschichte der Russlanddeutschen in der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit und geben Pub-likationen heraus. Beispielgebend sind die Publikationen von Dr. Ingeborg Fleisch-hauer, Dr. Alfred Eisfeld, Dr. Viktor Krie-ger oder Dr. Viktor Bruhl, um nur einige zu nennen. Auch die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland trägt zur Aufar-

beitung dieser Geschichte seit Jahrzehnten bei, vor allem mit ihren Heimatbüchern, von denen seit 1954 32 Bände erschienen sind. Ergänzt wurden die Heimatbücher in den letzten Jahren durch Sonderbände, die sich mit besonderen Zeitabschnitten der russlanddeutschen Geschichte befassten.Nachdem Dr. Eisfeld bereits bei der Eröff-nungsveranstaltung der Ausstellung am 24. Oktober einen Vortrag zur Lage der russ-landdeutschen Volksgruppe in den Kriegs- und Nachkriegsjahren gehalten und dies-mal in das Veranstaltungsthema eingeführt hatte, vertiefte Prof. Kirillow das Thema nun in seinem Referat „Deportation, Ar-beitsmobilisierung und Sondersiedlungen der Deutschen in der UdSSR (mit Schwer-punkt Uralgebiet"). Unterstützt wurde sein Vortrag in russischer Sprache durch eine deutschsprachige PowerPoint-Präsenta-tion, die die Zuhörer auf die wichtigsten Schwerpunkte aufmerksam machte. Für

Zuhörer ohne ausreichende Russischkennt-nisse wurde simultan übersetzt.In seinen Ausführungen ging Viktor Kiril-low unter anderem auf folgende Schwer-punkte ein:

• Etappen der Deportation und Sonder-siedlung (1941, 1942/43, 1945/46);

• Begründung der Deportation und Anzahl der Deportierten;

• Etappen der Arbeitsmobilisierung (August-September 1941, Januar-Juni 1942, Oktober 1942-August 1943, Janu-ar 1944-Januar 1946);

• Verteilung und Arbeitspotenzial der mobilisierten Deutschen;

• Regime in den Arbeitslagern und Pro-duktionsbetrieben;

• Todesrate der arbeitsmobilisierten Deutschen (von 316.000 deutschen Arbeitsarmisten kamen nach Berechnun-gen Kirillows in den Kriegsjahren in den Arbeitslagern und drei Volkskommissa-riaten ca. 36.896 Personen - 11,6 Prozent - zu Tode);

• Beitrag der Deutschen zur Arbeit im Hinterland;

• Einhaltung des Regimes der Sondersied-lung und gesetzliche Verankerung;

• Anzahl und Sterberate der Sondersiedler (insgesamt starben laut unvollständigen Daten des NKWD/MWD der Sowjet-union in den Jahren 1942-1948 ca. 45.300 deutsche Sondersiedler infolge der Hungersnot, an Krankheiten und Epidemien, an Schwerstarbeit und Un-terkühlung);

• Aufhebung der Sondersiedlung und Folgen der Repressionen.

Veranschaulicht wurden die Inhalte des Vortrags auch durch die Karten „Tagillag“, „Iwdellag“, „Sondersiedlungen im Gebiet Swerdlowsk 1936-1956“ und „Besserungs-Arbeitslager Bakallag – Tscheljabmetal-lungstroj und Sondersiedlungen im Gebiet Tscheljabinsk in den 1940er bis Anfang der 1950erJahre“.Nach dem aufschlussreichen Vortrag gab es auch viele Fragen an die Wissenschaft-ler; die Diskussion dauerte bis in den spä-ten Abend. Vor allem die Todesrate der mo-bilisierten Deutschen, die von Dr. Kirillow angegeben wurde, rief bei den Besuchern erhebliche Zweifel hervor. Viele meinten, dass sie viel höher gewesen sei. Da es je-doch bis heute keine zuverlässigen Statis-tiken zu dieser Frage gibt, driften die An-gaben auch unter Wissenschaftlern stark auseinander.Der Aufenthalt von Prof. Dr. Kirillow in Stuttgart wurde im Rahmen des Projektes „Grenzüberschreitende Partnerprojekte mit russisch-deutschen Dachverbänden" unter-stützt. VadW

Dr. Alfred Eisfeld (links) und Prof. Dr. Viktor Kirillow.

Aufmerksam lauschende Zuhörer.

GESCHICHTE

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Beschluss des StaatlichenVerteidigungskomitees der UdSSR vom10. Januar 1942 über die Richtlinien für den Einsatz der deutschen Umsiedlerim wehrpfl ichtigen Alter von 17 bis 50 Jahren(Auszüge):

1. Alle deutschen Männer im Alter von 17 bis 50 Jahren, die für körperliche Arbeit tauglich und in die Gebiete Nowosi-birsk, Omsk, die Regionen Krasnojarsk und Altaj und in die Kasachische SSR ausgesiedelt worden sind - etwa 120.000 Personen -, werden für Arbeitskolonnen für die gesam-te Dauer des Krieges mobilisiert. Von dieser Zahl sind zu übergeben:

a) dem NKWD der UdSSR (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten) - zum Holzeinschlag 45.000 Personen, - zum Bau von Betrieben in Bakal und Bogoslowsk 35.000 Personen;

a) dem NKPS der UdSSR (Volkskommissariat für Verkehrs-wesen, Eisenbahnverkehr) - zum Bau der Eisenbahnen Stalinsk-Abakan, Stalinsk-Barnaul, Akmolinsk-Kartaly, Akmolinsk-Pawlodar, Soswa-Alapajewsk, Orsk-Kanda-gatsch, Magnitogorsk-Sara 40.000 Personen.

4. Das NKWD der UdSSR und das NKPS der UdSSR werden verpfl ichtet, in den Arbeitskolonnen und Arbeitstrupps der mobilisierten Deutschen eine strenge Ordnung und Dis ziplin herzustellen sowie hohe Arbeitsproduktivität und die Erfül-lung der Produktionsnormen zu gewährleisten.

5. Das NKWD der UdSSR wird beauftragt, die Sachen in Be-zug auf die in den Einberufungs- oder Sammelstellen zum Abtransport nicht erschienenen Deutschen sowie in Bezug auf die in Arbeitskolonnen Befi ndlichen für Disziplinverlet-zung und Arbeitsverweigerung, Nichterscheinen trotz Mobi-lisierungsbefehl und für Desertion aus den Arbeitskolonnen im Sonderkollegium des NKWD der UdSSR zu verhandeln und in den härtesten Fällen die Höchststrafe zu verhängen.

6. Für die mobilisierten Deutschen werden die Normen der Versorgung mit Lebensmitteln und Industriewaren nach den Versorgungsnormen festgelegt, die für den GULAG des NKWD der UdSSR festgelegt sind.

Beschluss des StaatlichenVerteidigungskomitees der UdSSR vom14. Februar 1942 über die Mobilisierungdeutscher Männer im wehrpfl ichtigen Altervon 17 bis 50 Jahren mit ständigem Wohnsitzin den Gebieten, Regionen, autonomenund Unionsrepubliken (Auszüge):

1. Alle deutschen Männer im Alter von 17 bis 50 Jahren, die für körperliche Arbeit tauglich sind und ihren ständigen Wohn-sitz in den Gebieten Archangelsk, Wologda, Iwanowo, Mo-lotow, Penza, Rjazan, Swerdlowsk, Tambow, Tschita, Tsch-kalow, Jaroslawl, Kirow, Nowosibirsk, Omsk, Kujbyschew und Irkutsk, den Regionen Primorje, Chabarowsk, Altaj und Krasnojarsk, der Baschkirischen und Mordwinischen ASSR,

der ASSR der Mari, der Tatarischen, Udmurtischen, Tschu-waschischen und Burjat-Mongolischen ASSR, der Komi ASSR, der Kasachischen, Turkmenischen, Tadschikischen, Kirgisischen und Usbekischen SSR haben, werden für Ar-beitskolonnen für die gesamte Dauer des Krieges mobilisiert und dem NKWD der UdSSR zum Einsatz beim Bau von Eisenbahnen zugewiesen. Die Durchführung der Mobilisie-rung wird dem NKO (Volkskommissariat für Verteidigung; Genosse Schtschadenko) und dem NKWD der UdSSR über-tragen. Die Mobilisierung ist zum 25. März 1942 abzuschlie-ßen.

2. Das NKPS und die Verwaltung für Militärtransporte des NKO werden verpfl ichtet, die Mobilisierung der mobilisier-ten Deutschen zu sichern, damit ihr Abtransport zu den Ar-beitsstellen auf Antrag des NKWD der UdSSR spätestens zum 30. März erfolgt.

Beschluss des StaatlichenVerteidigungskomitees der UdSSR vom7. Oktober 1942 über eine zusätzlicheMobilisierung von Deutschen für dieVolkswirtschaft der UdSSR (Auszüge):

1. Deutsche Männer im Alter von 15 bis 16 und 51 bis 55 Jah-ren und tauglich für körperliche Arbeit, sowohl jene, die aus den zentralen Gebieten der UdSSR und aus der Republik der Wolgadeutschen in die Kasachische SSR und die östlichen Gebiete der RSFSR umgesiedelt worden sind, als auch jene, die in anderen Gebieten, Regionen und Republiken der Sow-jetunion leben, werden zum Einsatz in den Arbeitskolonnen für die gesamte Dauer des Krieges zusätzlich mobilisiert.

2. Zusätzlich wird eine Mobilisierung von deutschen Frauen ab 16 bis einschließlich 45 Jahre zum Einsatz in Arbeitskolon-nen für die gesamte Dauer des Krieges vorgenommen. Von der Mobilisierung sind schwangere deutsche Frauen und Frauen mit Kindern unter drei Jahren freizustellen.

6. Es ist eine strafrechtliche Verantwortlichkeit der Deutschen sowohl für das Nichterscheinen an den Einberufungs- und Sammelstellen vor der Mobilisierung als auch für die ei-genmächtige Arbeitsverweigerung oder die Desertion aus den Arbeitskolonnen gemäß dem Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 26.12.1941 „Über die Verantwortlichkeit der Arbeiter und Angestellten der Rüs-tungsbetriebe für eigenmächtiges Verlassen der Betriebe“ festzusetzen.

7. Die auf Grund dieses Beschlusses mobilisierten deutschen Männer werden zur Arbeit in den Betrieben der Trusts „Tscheljabinskugol“ und „Karagandaugol“ des Volkskom-missariats der Kohleindustrie verpfl ichtet. Die mobilisier-ten deutschen Frauen werden in Betrieben des Narkomneft (Volkskommissariat der Erdölindustrie) auf Grund der Vor-gaben dieses Volkskommissariats verpfl ichtet.

Nach Alfred Eisfeld, Victor Herdt, „Deportation, Sondersiedlung, Arbeitsarmee“, Verlag Wissenschaft und Politik, 1996

Mobilisierungen zur "Trudarmee" -staatlich geregelt und sorgfältig geplant

GRENZÜBERSCHREITENDE MASSNAHMEN

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Unvergessliche Eindrücke - Tageder deutschen Kultur in der Republik Komi

Während des Treffens im Ministerium für Nationalpolitik der Republik Komi: In der Mitte der Leiter der Offenburger Delegation, Georg Stößel, Ministerin Galina Iwanowna Gabusche-wa und Willi Bunkowski, Kunstmaler aus München, dessen Bilder in der Nationalen Galerie ausgestellt wurden.

Die Gäste aus Offenburg mit den Kindern und Betreuern der Sonntagsschule.

Auf Einladung der Deutschen National-Kulturellen Autono-mie der Republik Komi, die im

Rahmen der Tage der deutschen Kultur in der Republik Komi ihr 15-jähriges Jubiläum und das fünfjährige Beste-hen der intensiven partnerschaftlichen Beziehungen mit der Kreis- und Orts-gruppe Offenburg/Ortenaukreis der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland feierte, nahm eine Delegation unseres Vereins an den Feierlichkeiten teil.

Dazu gehörten Georg Stößel, Initiator und Organisator der Partnerschaft, Paul Gette, Vertreter der Jugendgruppe und Mitorga-nisator der bisherigen drei internationalen Jugendbegegnungen, und die Vokalgrup-pe des Offenburger Chores der Deutschen aus Russland „Jungbrunnen“, Paul Beck, Ludmila Bohn, Marta Peters und Viktor Loos unter der musikalischen Leitung und Begleitung von Anton Bittel.Die Gäste aus Offenburg traten eigenstän-dig im ländlichen Kreiszentrum Kortkeros und im Zentrum für Komi-Kultur in Esh-wa auf und beteiligten sich an Darbietun-gen mit örtlichen Kollektiven. Unvergess-liche Eindrücke blieben nach den Treffen mit den Schülern, Eltern und Lehrern der Sonntagsschule der Deutschen NKA der Republik Komi zum spielerischen Erler-nen der deutschen Sprache bei kleinen Kindern, mit den Schülern und Lehrern der Mittelschule Nr. 21 der Stadt Syktyw-kar mit vertieftem Unterricht der deut-schen Sprache und mit den Mitarbeitern des Ministeriums für Nationalpolitik der Republik Komi.Die Teilnahme am Gala-Konzert im Rah-men der Tage der deutschen Kultur in der Republik Komi war ein weiterer Hö-hepunkt des Programms. Mit dabei wa-ren die Tanzgruppen der Grundschüler „Nordsternchen“ und der älteren Schüler „Mai“ aus der oben genannten Schule Nr. 21, der „Tanzkreis“ der Jugendorganisati-on „WIR“, der Chor „Edelstein“ und die Vokalgruppe des Chores der Kindermu-sikschule aus der Siedlung Maksakowka. Die begeisterten Zuschauer im überfüllten Saal bedankten sich für die Auftritte mit stürmischem Applaus.Die während des Besuches durchgeführ-te Berichtswahlkonferenz der Deutschen National-Kulturellen Autonomie der Re-publik Komi und der Jugendorganisation der Russlanddeutschen „WIR“, bei der auch die Offenburger Delegation zugegen

war, zeigte deutlich, welch vielfältige Ar-beit hier zur Wiederbelebung, zum Erhalt und zur Entwicklung der national-kultu-rellen Traditionen sowie zur Erforschung und Popularisierung der Geschichte der Deutschen in Russland geleistet wird. Zur Wiederwahl von Oleg Strahler als Vorsit-zendem der Deutschen National-Kulturel-len Autonomie der Republik Komi gab es keine Alternative – jeder Delegierte wuss-te davon, mit welcher Einsatzbereitschaft und Selbstopferung er diese Funktion be-kleidet.Die neu geknüpften Kontakte und der lebendige Meinungs- und Erfahrungs-austausch haben die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen der Kreis- und Ortsgruppe Offenburg/Ortenau der Lands-mannschaft und der Deutschen National-

Kulturellen Autonomie der Republik Komi gefestigt und weiterentwickelt.Die Teilnahme der Gäste aus Deutsch-land an den Tagen der deutschen Kultur in der Republik Komi unterstrich erneut die Wichtigkeit dieses Ereignisses und die Rolle der Russlanddeutschen als Ver-mittler in den wirtschaftlichen, kulturel-len und partnerschaftlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Russischen Föderation. Deswegen wer-den solche Maßnahmen auch vom BMI fi nanziell unterstützt.Für Juni, Juli 2013 sind in Offenburg Tage der Republik Komi mit der Teilnahme ei-ner Delegation aus Syktywkar geplant. Das ist eine neue Herausforderung für alle Beteiligten. Georg Stößel

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

11 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Die Sprache der Musik

Zahlreiche Bewohner von Eschers-hausen (Niedersachsen) folgten

der Einladung der Landsmannschaft und der Organisatorin Berta Vorrat zu einem "Abend der Begegnung" im Rahmen der Wanderausstellung "Volk auf dem Weg" in der Aula der Wilhelm-Raabe-Schule

Jakob Fischer eröffnete die Veranstaltung mit fröhlichen Volksliedern und zog das Publikum in seinen Bann. Der Bürger-meister der Samtgemeinde Eschershau-sen-Stadtdoldendorf, Wolfgang Anders, und Eschershausens Bürgermeister Kon-rad Edelmann begrüßten die Anwesenden, ehe Jakob Fischer die Gäste mit der Ge-schichte der Deutschen vertraut machte.

„Jede Sprache wird am besten durch Mu-sik gelernt." Mit diesen Worten leitete Jakob Fischer das Kulturprogramm ein. Eine Schülerin der 6. Klasse der Wilhelm-Raabe-Schule spielte auf dem Klavier, das Gesangsduo Oxana Lifke und Irma Bur-bach sang russische und deutsche Lieder und brachte die Zuschauer zum Mitsin-gen und Schunkeln. Dies schaffte auch die Kantorei Eschershausen, die unter der Leitung von Bernd Arnke Volkslieder dar-bot. Und schließlich sangen die Chorge-meinschaft Stadtoldendorf und der Män-nergesangverein von 1978 aus Negenborn unter der Leitung von Oxana Lifke Lieder aus dem schönen Norden. Nach Berichten aus der Lokalpresse

Beim Abend der Begegnung in Eschershausen (von links): Konrad Edelmann (Bürgermeis-ter), Carsten Brand (Schulleiter), Berta Vorrat (Organisatorin), Jakob Fischer (Projektleiter und Wolfgang Anders (Bürgermeister). Bild: Josef Schleicher

Bis zum Schluss interessantVom 3. bis 6. September führe Jo-

sef Schleicher an unserem Sophie-Scholl-Berufskolleg Duisburg mit ins-gesamt 14 Schulklassen (auch einer benachbarten Schule) das Schulprojekt „Migration und Integration am Beispiel der Deutschen aus Russland“ durch.

Das Projekt beinhaltete so vielfältige Themen wie Zuwanderung, Integrati-on, Geschichte der Russlanddeutschen, Asylgesetzgebung und Vorurteile. Dabei konnte Josef Schleicher den Schülerinnen und Schülern auf anschauliche Weise die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Gastarbeitern, Asylbewerbern und Spät-aussiedlern deutlich machen. Die Rück-meldungen unserer SchulerInnen waren

ausgesprochen positiv. Vieles von dem, was Josef Schleicher vermittelte, war ih-nen unbekannt, stieß aber, wie anschlie-ßende Diskussionen zeigten, auf ihr gro-ßes Interesse.Wir sind dankbar, dass es uns durch dieses Projekt ermöglicht wurde, unseren Schü-lerinnen und Schülern ein Thema fundiert nahe zu bringen, mit dem sie sich viel-leicht bereits vorher beschäftigt hatten, das aber nun durch die umfangreichen Informationen zu neuen Denkanstößen geführt hat.Wir danken Herrn Schleicher für sein Engagement. Er hat über viele Stunden hinweg die Klassen durch die Ausstellung geführt und sie bis zum Schluss interes-sieren können.

G. Frerkes, SchulleiterinC. Otto,

Vorsitzende der Fachkonferenz Politik

Eine informative Artder Präsentation

In der Zeit vom 12. bis 16. November wurde die Wanderausstellung „Volk

auf dem Weg. Geschichte und Gegen-wart der Deutschen aus Russland“ in der Ganztagshauptschule Hückelho-ven, NRW, präsentiert.

Projektleiter Josef Schleicher führte an drei Tagen zehn unterschiedlichste Klas-sen unserer Schule durch die Ausstellung (ca. 250 SchülerInnen). Das geschah mit-hilfe von mündlichen Vorträgen, Darstel-lungen auf Schautafeln und Filmen sowie im Unterrichtsgespräch. Seine engagierte und informative Art der Präsentation fand gleichermaßen bei Schülern und beglei-tenden Kollegen großen Anklang.Die Besucher konnten feststellen, dass in Bezug auf die Thematik Integration und Migration sowie die Geschichte der Aus-siedler viele für sie neue und interessante Informationen gegeben wurden.Das Projekt ist ein sinnvoller und wich-tiger Beitrag zur Förderung der Integrati-on.

Ch. Müller, Schulleitung

Der Stammbaum der Familie Huber war ein magischer Anziehungspunkt.

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Landsmannschaftder Deutschenaus Russland!

DIE LANDSMANNSCHAFT

12 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Projekt„Ehrenamt fördern –Gemeinschaft stärken“:

Ein landesweites Projekt zum Ausbau von bürgerschaftlichem Engagement in/von Migrantenorganisationen sowie des gemeinsamen Engagements von Menschen mit und ohne Migrations-hintergrund in Bayern.Das Projekt zielt darauf ab, das Poten-zial der Selbstorganisation der Zuwan-derer zu stärken und ihr bürgerschaft-liches Engagement mit den örtlichen Einrichtungen zu verknüpfen.Es wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und So-zialordnung, Familie und Frauen ge-fördert.

Projektleiterinnen:Olga Knaub (Nordbayern),Helene Sauter (Südbayern).

"Projektantrag – Durchführung – Abrechnung“Multiplikatorenschulung der Landesgruppe Bayern in Landshut

Etwa 25 Ehrenamtliche, en-gagierte Mitglieder und Vorsitzende von Orts- und

Kreisgruppen nahmen am 27. und 28. Oktober an einer Multiplika-torenschulung in Landshut (Nie-derbayern) teil, zu der die Lan-desgruppe Bayern gemeinsam mit dem Projekt „Ehrenamt fördern – Gemeinschaft stärken“ eingeladen hatte und bei der es um Fragen der Beantragung, Förderung, Durch-führung und Abrechnung von Pro-jekten ging.

Unterstützt und mitgestaltet wurde die Schulung von den Ehrenamtli-chen der Ortsgruppe Landshut der Landsmannschaft in engster Kooperation mit den Projektleiterinnen Olga Knaub und Helene Sauter. Die Maßnahme wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gefördert.Der Vorsitzende der Landesgruppe Bay-ern, Waldemar Eisenbraun, begrüßte die Teilnehmer und führte sie in das Thema ein. Die Ortsgruppe Landshut mit Elvi-ra Gillert an der Spitze stellte die Arbeit ihrer Ortsgruppe vor und zeigte in einer Fotogalerie die Ehrenamtlichen und die Teilnehmer vieler Angebote in Aktion.Die Ortsgruppe Landshut wurde 1972 ge-gründet und von Johannes Kirschmann über mehrere Jahre erfolgreich geleitet. Schon vier Jahre nach der Gründung

Die Teilnehmer der Multiplikatorenschulung in Landshut.

zählte sie 400 Mitglieder in ihren Reihen. Inzwischen ist die Zahl der Mitglieder jedoch spürbar zurückgegangen; daher macht sich der Vorstand der Ortsgruppe Gedanken darüber, wie man die Lands-mannschaft für unsere Landsleute attrak-tiver machen kann.Zu ihrer Öffentlichkeitsarbeit gehörte über sieben Jahre lang eine Ortsgruppen-zeitung, die inzwischen durch die Inter-netseite abgelöst wurde. Die Ortsgruppe Landshut hat bereits viele Kulturreisen veranstaltet, um Deutschland besser ken-nen zu lernen, da „ein Volk ohne Liebe zur Heimat ausstirbt“, wie Elvira Gillert in ih-rem Vortrag ausführte.Danach befasste sich Jens Nieth, Referent und Mentor im Projekt Promico, mit re-levanten Kriterien bei der Projektbeantra-gung und Arten der Projektförderung und erklärte, wer antragsberechtigt sein kann.In Gruppenarbeit wurde die Theorie mit der Praxis verbunden, indem man poten-zielle Projekte ausarbeitete. Dabei musste sich jede Gruppe an den zehn „W-Fragen" orientieren:

• Warum ist das Projekt notwendig?• Welchen Zeitraum möchte man abde-

cken?• Wo will man aktiv werden?• Wen will man erreichen?• Was will man erreichen?• Wie will man die Ziele erreichen (Me-

thoden)?• Werden die Mittel effektiv eingesetzt?• Welche Erfahrungen haben Sie bereits?

• Wen will man im Projekt einsetzen (Personal)?

• Wie will man den Erfolg messen?

Mehrere Teilnehmer präsentierten die Ar-beitsergebnisse ihrer jeweiligen Gruppe. Die anderen durften Fragen stellen und Verbesserungsvorschläge einbringen. An-schließend gaben die Referenten praxis-bezogene Expertentipps und bewerteten die Vorträge aus professioneller Sicht.Am zweiten Tag referierte Stefan Kle-ment, Betriebswirt und Mentor im Projekt Promico, zu Fragen der Projektfi nanzie-rung. Dabei ging er unter anderem auf Themen wie Ausgaben, Einnahmen, Rei-sekosten und Honorare ein. Jeder Teilneh-mer bekam ein Skript für die Arbeit vor Ort mit nach Hause.Nach der Auswertung des Seminars über-reichte Waldemar Eisenbraun Elvira Gil-lert als Zeichen der Dankbarkeit für ihre Arbeit vor Ort einen Kalender des His-torischen Vereins. In der abschließenden Zusammenfassung appellierte er an mehr Zusammenhalt und bezeichnete die man-gelnde Professionalisierung als Haupt-prob lem der Vereinsarbeit.Zur Freude der Organisatoren der Schu-lung haben viele junge Landsleute aus den bayerischen Ortsgruppen bei dem Semi-nar mitgemacht und sich vorgenommen, das erworbene Wissen in der praktischen Arbeit vor Ort umzusetzen.

Helene Sauter,Projektleiterin

Die Landsmannschaft im Internet:Homepage: www.deutscheausrussland.de

E-Mail: [email protected]

SPORT

13 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Faire und freundschaftliche AtmosphäreVolleyballturnier in Biberach/Riss

Teilnehmer und Organisatoren des Volleyballturniers in Biberach.

Mit dem Projekt „Mit-Wirken - junge Zuwanderer für ein Miteinander in Baden-Württemberg“ (gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) wollen die Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft und der Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland, Landesverband Baden-Württemberg, insbesondere an sozia-len Brennpunkten im Rahmen von Prä-ventions- und Integrationsprogrammen ansetzen und für Jugendgruppen von Zuwanderern Anreize für eine aktive Beteiligung am kommunalen Leben in Baden-Württemberg schaffen.Projektleiter:

Nikolai MagalKarlsbader Str. 9

73527 Schwäbisch Gmünd Tel.: 07171-77 08 20

E-Mail:[email protected]

Acht Mannschaften aus Biberach, Friedrichshafen, Ravensburg, Laupheim und Schwäbisch

Gmünd beteiligten sich am 28. Oktober am Volleyballturnier in Biberach/Riss (Baden-Württemberg), das die Orts-gruppe Biberach der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (Vorsitzen-der Waldemar Huck) in Zusammen-arbeit mit dem landesweiten Projekt „MIT-Wirken" (Leiter Nikolai Magal) veranstaltete.

Die Ortsgruppe Biberach organisierte die Verpfl egung und sorgte für passende Rah-menbedingungen. An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank Waldemar Huck, dem

gesamten Vorstand der Ortsgruppe sowie Oleg und Dominik Immankus.Während des Turniers herrschten eine tol-le Stimmung und eine faire, freundschaft-liche Wettkampfatmosphäre.In der 1. Liga siegte die „Sbornaja“ aus Biberach vor "OBANA", ebenfalls Biber-ach, und der Mannschaft aus Ravensburg/

Beinfurt. In der 2. Liga setzte sich das Team aus Schwäbisch Gmünd vor Fried-richshafen und Laupheim durch.Alle Teilnehmer waren begeistert und äu-ßerten den Wunsch, dass solche Turniere auch weiterhin an verschiedenen Standor-ten in Baden-Württemberg durchgeführt werden. Nikolai Magal

Alexander Huberbetreut Fußballnachwuchs

Alexander Huber kam 1989 als Vierjähriger mit seinen El-tern aus Tadschikistan nach

Deutschland.

Bereits als kleiner Junge war Alexan-der von Fußball fasziniert und spielte in seiner Freizeit immer mit dem Ball. Mit neun Jahren trat er der Fußballabteilung des VfL Neustadt bei und spielte dort von der E-Jugend bis in das C-2-Alter. In die-sen Jahren legte er eine Karriere von der Kreisauswahl über die Bezirksauswahl bis zur Hessenauswahl hin.Anschließend wechselte er 1999 zum be-kannten Fußballverein Eintracht Frank-furt in die C-Jugend. Von da an spielte er in allen Junioren-Nationalmannschaften von der U15 bis zur U20. Seit seinem 18. Lebensjahr spielt er in der 1. und 2. Bun-desliga, momentan für den FSV Frankfurt in der 2. Bundesliga.Alexander Huber hat aber nie vergessen, dass er in Neustadt das Fußballspielen gelernt hat. Daher steht er, sofern es sei-ne Zeit zulässt, dem Neustädter Fußball-nachwuchs mit Rat und Tat zur Seite.

Alexander Huber und Meik Dammer.

Insbesondere der fußballbegeisterte Meik Dammer wird von Alexander Hubert per-sönlich unterstützt.Der Vorstand der Ortsgruppe Stadtallen-dorf der Landsmannschaft wünscht sol-chen hilfsbereiten Menschen eine erfolg-reiche Karriere.

Otto Kotke, Vorsitzenderder Ortsgruppe Stadtallendorf

KULTUR

14 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

"Bilde deine Zukunft"Interview (gekürzt) mit Viktor Heinz (Fortsetzung von VadW 11/2012, S. 11)

Ja, ich bin vor meiner Ausreise zweimal in der ehemaligen DDR gewesen: 1988 im Rahmen des Presseaustausches zwi-schen der Wochenschrift „Deutsche All-gemeine“ (Alma-Ata) und der Zeitschrift „Freie Welt“ (Berlin) und 1990 als Autor des Bühnenstücks „Auf den Wogen der Jahrhunderte“ mit dem Deutschen Thea-ter, das damals in Wittenberg, Berlin und Bautzen Gastspiele gab (in Ulm und Mün-chen war ich leider nicht dabei). 1991 war ich auf Einladung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland bei einem Li-teraturseminar in Stuttgart. Aber das war ja alles schon in der Perestroika-Zeit.

1996 erschien in Deutschland dein Ro-man „In der Sackgasse: Aufzeichnun-gen eines 'Außenseiters'“. Hast du an diesem Buch schon drüben zu arbeiten begonnen? Hat sich Rudolf Hartmann, der Protagonist der Erzählung „Von 1 bis 6“ später in deinem Roman in Willi Werner verwandelt? Einige Parallelen sind ja offensichtlich, beide sind auf der Suche nach der Wahrheit, ihr Weg ist durch ständige Zweifel, kritische Hin-terfragung und seelische Auseinander-setzungen gekennzeichnet, beide sind Bespitzelungen ausgesetzt. In welchem Maße ist dein Roman autobiografi sch?

Übrigens steht das Wort „Außenseiter“ in Anführungszeichen, was von manchen Lesern oft übersehen wird. Das hat schon etwas zu sagen. Aber es stimmt schon. Egal ob Rudolf Hartmann oder Willi Wer-ner – es geht um ein und dieselbe Person, aus deren Leben ich auch schon „drüben“ einige Episoden veröffentlicht habe. Was das Autobiografi sche darin betrifft, da-rüber habe ich schon früher in einem Li-teraturseminar einiges kurz erläutert. Der Roman ist ein Versuch, das Schicksal mei-ner Altersgenossen künstlerisch zu verar-beiten. Ihre Kindheit fi el in die schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre, ihre Jugend in die Chruschtschowsche Tauwetter-Pe-riode und das Mannesalter in die Zeit der Stagnation, als die staatsgesteuerte Öko-nomik in die Sackgasse geriet. Die weni-gen, denen es gelang, sich halbwegs über das allgemeine politische Analphabeten-tum zu erheben, bekamen den Druck der Diktatur, die ständige Bespitzelung und den Maulkorb am deutlichsten zu spüren.Der Roman enthält viele autobiographi-sche Züge, und trotzdem ist die Hauptge-stalt Willi Werner keine autobiografi sche Figur und der Roman kein konkreter Do-kumentarbericht. Er muss vielmehr als

ein verallgemeinertes Lebensbild meiner Altersgenossen gesehen werden. Um ge-schichtliche Parallelen zwischen den 60er und 90er Jahren ziehen zu können, ließ ich die Handlung „doppelsträngig“ ver-laufen.

Warum hattest du dich dafür entschie-den, für deinen zweiten Roman „Der brennende See“, der 2001 im Burau-Verlag erschien, die DDR als Schauplatz und die Stasibespitzelungen eines jungen Arztes zu wählen?

Wie bereits erwähnt, bin ich vorher zwei-mal für eine längere Zeit in der Ex- und Noch-DDR gewesen. In Russland hatte zu jener Zeit Perestroika und Glasnost schon Fuß gefasst, während es in der DDR hieß: „Wir brauchen keine Perestroika, wir ha-ben alles, was der Mensch nötig hat.“ Als ich manchmal im Gespräch mit meinen DDR-Journalistenkollegen etwas zu laut „gedacht“ hatte, wurde mir mit vorgehal-tenen Hand zu verstehen gegeben: „Wir haben hier noch lange keine Perestroika.“ Da wurde mir ein übriges Mal bewusst, dass die DDR-Bürger mit den gleichen Problemen konfrontiert waren wie wir in der SU. Aber in diesem Buch soll keiner irgendwelche autobiografi sche Züge su-chen – alle Personen sind frei erfunden, aber nicht erlogen und erstunken! Ich hatte dazu jede Menge Recherchen angestellt.

Deine Dissertationsforschung über die „oberhessischen Mundarten in Sibirien“ hast du in Deutschland zu dem Sachbuch „Der eine spricht, der andre schwätzt, der dritte babbelt“ umgearbeitet und im Waldemar Weber Verlag herausgegeben. Dabei hast du einiges gekürzt, es aber auch mit neuen Beobachtungen ange-reichert. Welche Mundarten der Russ-landdeutschen hast du in Sibirien außer den hessischen noch erforscht? Wie bist du vorgegangen? Hat diese Arbeit auch Einfl uss auf deine spätere literarische Tätigkeit gehabt?

In den sechziger Jahren habe ich an der Lehrerhochschule in Omsk Literatur, Sprachgeschichte und auch einen kurzen wahlfreien Kurs in deutscher Mundart-forschung unterrichtet. Meine Studenten (fast alle deutscher Abstammung) kann-ten damals noch irgendeinen Dialekt, den sie zu Hause gesprochen hatten. Ich stellte eine Liste von Sätzen zusammen und bat meine Studenten, diese in ihre Mundart zu „übersetzen“. Auf diese Weise konnte ich

feststellen, dass in Westsibirien und Nord-kasachstan in einigen deutschen Dörfern außer den hessischen auch schwäbische, plattdeutsche (Mennonitenplatt) und wo-lhyniendeutsche Mundarten gesprochen wurden. Einige Forschungsexpeditionen mit interessierten Studenten in diese Dör-fer hatten Früchte gebracht. Zu deiner letzten Frage hat sich Johann Warkentin ("Geschichte der russland-deutschen Literatur") knapp und prägnant geäußert: „Ein akademisch geschulter Germanist muss nicht Schriftsteller sein, aber einem Autor kann einschlägiges Wissen nur nützen, zumal wenn solche Kenntnisse in jahrelanger Lehrtätigkeit und systematisch vor Ort betriebener Mundartforschung ständig aktiviert und erweitert wurden. Und wohl noch wich-tiger war, dass die dialektologische Feld-arbeit den (künftigen) Autor mit immer neuen Menschen, ihren Beziehungen und Verstrickungen zusammenführte. Dieses günstige Zusammenspiel von Beruf und Berufung kommt bei Viktor Heinz her-vorragend zum Zuge.“Das hätte ich nicht besser sagen können.

Woran arbeitest du jetzt? Wie siehst du die Zukunft der Literatur der Russland-deutschen in Russland und hierzulande in Deutschland?

Pläne habe ich übergenug, was aber da-raus wird, steht noch in den Sternen.Ich glaube kaum, dass es weiterhin in Russland eine deutschsprachige russland-deutsche Literatur geben wird, und in Deutschland wird mit der Zeit der Begriff „russlanddeutsch“ überhaupt verschwin-den, denn die Nachkommen dieser Volks-gruppe werden damit gar nichts mehr zu tun haben wollen. Alles andere gehört schon zur Geschichtsforschung.

Lieber Viktor, am 10. Oktober hast du deinen 75. Geburtstag gefeiert. Du hast viel in deinem Leben geleistet. Was dich bis jetzt besonders auszeichnet, ist die Liebe zur deutschen Sprache und dei-ne Hilfsbereitschaft gegenüber jungen Autoren. Du hast so vielen mit Rat und Tat beigestanden, dass es eine ellenlange Liste sein würde. Deine Literaturfreunde wünschen dir gute Gesundheit, viel Erfolg mit den zwei letzten Bücher, die ihren Weg zu den Ver-legern gefunden haben, und noch viele neue kreative Ideen.

Das Gespräch führteAgnes Gossen-Giesbrecht.

GESCHICHTE

15 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Erhaltung der Geschichte und Identitätder Deutschen aus Russland

Nach der Fei-er zum 55. Gründungs-

tag der Ortsgruppe Kassel am 28. Sep-tember begrüßten die Vorsitzende der Ortsgruppe Kassel, Svetlana Paschen-ko (Projektleiterin), und Waldemar Ei-senbraun (Landes-vorsitzender Bay-ern) die Teilnehmer einer Multiplikato-renschulung zum Thema „Erhaltung der Geschichte und Identität der Deut-schen aus Russland“, die im Rahmen des Projektes „Auf- und Ausbau eines Netzwerkes von ehrenamtlichen Mul-tiplikatoren zum Zweck der Integra-tionsarbeit mit jugendlichen Spätaus-siedlern“ im Bürgersaal des Kasseler Rathauses durchgeführt wurde.

Die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, referierte zum Thema „Politik für Spätaussiedler in Hessen“, wobei sie insbesondere auf die neue Härtefallrege-lung im Neunten Änderungsgesetz zum Bundesvertriebenengesetz sowie das Gesetz zur Anerkennung ausländischer

Berufsabschlüsse und den Gesetzentwurf zum Hessischen Anerkennungsgesetz ein-ging. Ein weiterer Schwerpunkt war das Nachqualifi zierungsprojekt für arbeits-lose Lehrerinnen und Lehrer unter den Spätaussiedlern.Dr. Alexander Rupp, Vorsitzender der Ortsgruppe Berlin, sprach über „Spuren der russlanddeutschen Kultur im World Wide Web bei der Suche nach eigener Identität. Überwindung der Identitätskri-se“. Christina Barwich aus Bad Hersfeld berichtete über die „Auswanderung der Russlanddeutschen aus Deutschland nach Kanada“.Zu allen Vorträgen und Berichten gab es anregende Aussprachen und Diskussionen der Teilnehmer. VadW

Das Podium von links nach rechts: Svetlana Paschenko, Waldemar Eisenbraun, Margarete Ziegler-Raschdorf und Dr. Alexander Rupp.

Perspektiven der Vermittlung derGeschichte der Deutschen aus Russland

Das Workshop „Geschichte der Deutschen aus Russland: Stand und Perspektiven ihrer Ver-

mittlung in Nordrhein-Westfalen“, der vom Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen und der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus am 15. November in Düsseldorf veranstaltet wurde, war bestrebt, eine Bestandsaufnahme dieser Geschichts-vermittlung vorzunehmen.

Dr. Winfrid Halder, Leiter des Gerhart-Hauptmann-Hauses, und Zülfi ye Kaykin, Staatssekretärin für Integration, begrüß-ten die Teilnehmer der Fachtagung und betonten die große Bedeutung des The-mas. Der Landesbeirat möchte, dass die Geschichte und aktuelle Lebenssituation der Deutschen aus Russland in der Schule vermittelt werden.

Eine Bestandsaufnahme der Geschichte des 20. Jahrhunderts in den Lehrplänen der Schulen der Sekundarstufe I in NRW trug Peter Kurtenbach, schulfachlicher Dezernent der Bezirksregierung Arns-berg und Vorsitzender der Lehrplankom-mission Geschichte, vor. Angesichts der geringen Anzahl von Unterrichtsstunden im Fach Geschichte gebe es nur sehr begrenzte Möglichkeiten, die Geschich-te der Deutschen aus Russland im 20. Jahrhundert darzustellen. Dieses Thema könne jedoch außerhalb der Lehrpläne in den Unterricht integriert werden. Fachar-beiten und Projektkurse böten dafür gute Möglichkeiten.Dr. Guido Hitze von der Landeszentrale für politische Bildung NRW referierte über das Thema Flucht und Vertreibung in der Erinnerungskultur, während der stellvertretende Bundesvorsitzende der

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Dr. Alfred Eisfeld, über die aktuelle Situation der Forschung zum Thema Russlanddeutsche berichtete. Dr. Walter Daugsch vom Lehrstuhl für Ost-europäische Geschichte an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf sprach über die Rezeption der russlanddeutschen bzw. osteuropäischen Geschichte in der akade-mischen Lehre.Dr. Thorsten Altena vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Dortmund, Fachleiter am Zentrum für schulpraktische Lehreraus-bildung in Hamm, ging auf das unzurei-chende Bewusstsein für die Problematik bei LehrerInnen ein und stellte mögliche Inhalte für den Geschichtsunterricht zum Thema Deutsche aus der ehemaligen Sow jetunion vor.Dr. Katharina Neufeld, Leiterin des Mu-seums für russlanddeutsche Kulturge-schichte in Detmold, erzählte über die großen Möglichkeiten und Erfahrungen ihrer museumspädagogischen Arbeit mit zahlreichen Kinder-, Jugendgruppen und Klassen.In der abschließenden Diskussion wurden eine Reihe von Empfehlungen gegeben, z.B.: Man brauche mehr Schul- und Kul-turprojekte zu diesem Thema; insbeson-dere im Bereich der Multimedia gebe es gute Möglichkeiten, Qualität und Niveau des Geschichtsunterrichts voranzubrin-gen und aktuelle Themen zu erarbeiten; Fachreferenten der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der VIRA sowie anderer Zuwandererorganisatio-nen könnten nicht nur als Experten in die Schulen eingeladen werden, sondern auch als Fachreferenten im Bereich der schul-praktischen Lehrerausbildung agieren.

Dr. Eugen Eichelberg

Dr. Kotzianverabschiedet

Mit Aushändigung der Urkunde in München hat Bayerns Sozial-

ministerin Christine Hader thauer den langjährigen Direktor des Hauses des Deutschen Ostens (HDO), Dr. Ortfried Kotzian, in den altersbedingten Ruhe-stand verabschiedet.

Dr. Kotzian leitete das HDO seit 2002. Christine Hader thauer, zu deren Ministe-rium die Einrichtung als nachgeordnete staatliche Stelle gehört, dankte Dr. Kot-zian für seine persönlichen Verdienste um das HDO und sein Engagement im Interesse der Kulturpfl ege der Heimatver-triebenen und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den östlichen Nach-barstaaten.

Pressemitteilung desBayerischen Sozialministeriums

KULTUR

16 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Herbstfestival der Talente in München –zum dritten Mal in Folge

Flamenco mit den Tänzerinnen von "Letas"

Zum dritten Mal in Folge fand in München, diesmal am 2. No-vember in den Räumen des Ei-

neWeltHauses (Schwanthalerstr. 80), das Herbstfestival der Talente statt. Unter dem Motto "Herbstfestival der Traditionen und Kultur der Russland-deutschen" präsentierten junge und er-wachsene Akteure ein vielfältiges Pro-gramm mit niveauvollem Gesang und Tanz zu klassischer, volkstümlicher und moderner Musik.

Als Unterstützer und Förderer des Festi-vals waren dabei: das Bayerische Staats-ministerium für Arbeit und Sozialord-nung, Familie und Frauen; das Haus des Deutschen Ostens (München); die Lands-mannschaft der Deutschen aus Russland (Ortsgruppe München); die Gesangsschu-le ARIOSO (München); das Projekt „Von Identität und Integration zur Selbstorgani-sation“ (Leiterin Olga Gusch).Das Festival zeigte zum wiederholten Male die beachtliche kulturelle Vielfalt, die die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in ihren Herkunftsgebieten gepfl egt und nach Deutschland mitge-bracht haben. Als Initiative der Ortsgrup-pe München der Landsmannschaft und des Projektes „Angekommen und Integ-riert in Bayern“ (2009-2012, Olga Gusch) wurde das Festivalprojekt 2010 ins Leben gerufen.Einleitend zeigten die Veranstalter ei-nen Film über das „Symposium Kultur-

Olga Gusch

botschafter der Völker“, das die Lands-mannschaft der Deutschen aus Russland in diesem Jahr im Rahmen des Projektes „Grenzüberschreitende Partnerschaften mit Verbänden der deutschen Minderheit in der Russischen Föderation“ durchge-führt hat.

Können und BegeisterungDanach durften die Gäste, unter ihnen mehrere einheimische Zuschauer, das reichhaltige Konzert genießen. Durch das Programm führte mit Witz und Charme Thorsten Kanzler, der sich auch als lei-denschaftlicher Sänger mit dem bekann-ten ukrainischen Lied „Schwarze Brauen, braune Augen“ vorstellte. Bewährte Kul-turgruppen aus München und Gäste aus der Region sowie neue Teilnehmer prä-sentierten generationenübergreifend ihr Können.Viel Beifall erntete der Chor „Russka-ja duscha“/„Russische Seele“ (Leitung: Eleonore Kocnov), der deutsche Volks-lieder vortrug. Die Musikgruppe „Vesna“ (Leitung: Larysa Novikava) erfreute das Publikum mit bekannten russischen und deutschen Liedern sowie einem Auszug aus der Operette „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár (Gesang: Nataliya Si-roshtan).Stimmgewaltig präsentierte sich die Münchner Gesangschule „Arioso“ (Lei-tung: Natalie Zalesskaya) mit ihren jungen (Genrich Kogan und Anastasia Krys thopina) und erwachsenen Sän-gern. Die Sopranistin Natalie Zalesskaja brillierte mit der Arie der Lisa aus „Pi-kowaja Dama“ von Tschaikowskij. Das „Trinklied“ aus der Oper „La Traviata“ von Verdi trug sie zusammen mit Boris

Kogan vor; anschließend begeisterte sie, unterstützt von den Tenören Boris Kogan und Thorsten Kanzler, das Publikum mit weiteren Klassikern.Eine Überraschung des Abends war der Gesang von Viktoria Geiger (Klavierbe-gleitung: Roald Raschner), der Tochter von Maria Schefner, die ein Herbstlied zum Text ihrer Mutter vortrug. Auch Sergej Melzer und Platon Shvets (Kla-vierbegleitung: Marina Turisheva) sangen sich in die Herzen der Zuschauer. Das Internationale Gesangstheater stellte sich mit dem „Lied über München“ (Musik-begleitung: Alexander Merlin; Text: Issai Spitzer, Peter Oberhuber) vor.Begeisterten Applaus erntete der junge Geiger Rauf Schäffer (Klavierbegleitung: Aygul Weimer), Schüler der 6. Klasse aus dem Kreis Altötting, für seine vir-tuose Ausführung von klassischen und modernen Musikstücken. Die inzwischen weithin bekannte Tanzgruppe „Letas“ (Choreografi n und Gruppenleiterin Elena Müller) präsentierte sich mit einem „Zi-geunertanz“ und einem Tanz aus ihrer Flamenco-Show.Der Dichter, Publizist und Schriftstel-ler Issaj Spitzer stellte sich mit lustigen Kurzgeschichten vor, die Maria Schefner ins Deutsche übersetzt hat. Sie engagiert sich im Freistaat in dem Projekt „Lesun-gen der russlanddeutschen Autoren“, das vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen durch das Haus des Deutschen Os-tens (München) gefördert wird.Seinen Ausklang fand das Herbstfestival mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Wir wünschen Ihnen Glück”. Nina Paulsen

KULTUR

17 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

„Von der Bühne in die Herzen“Kulturfest der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Regensburg

Kultur verbindet - Kultur ver-wurzelt - Kultur bereichert“. Mit diesen Worten brachte der

Vorsitzende der Landesgruppe Bay-ern der Landsmannschaft, Waldemar Eisenbraun, die Idee des Kulturfestes „Von der Bühne in die Herzen“ am 3. November auf den Punkt.

Die Veranstaltung in Barbing in der Nähe von Regensburg wurde von den Ehrenamt-lichen der Ortsgruppe Regensburg organi-siert und durchgeführt. Unterstützt wurde sie durch das Bayerische Staatsministeri-um für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen über das Haus des Deutschen Ostens in München und den Förderverein der Ortsgruppe Regensburg."Mir wurde klar, dass die Pfl ege der ei-genen russlanddeutschen Kultur nichts mit einer Parallelgesellschaft zu tun hat, sondern – neben der wieder erworbenen deutschen Sprache – eine zentrale Säule unserer Identität darstellt.“Diese Aussage Eisenbrauns bestätigten die Musiker und Sänger aus Augsburg, Hof, Selb, Nördlingen, Pocking, Dingol-fi ng, Regensburg und anderen bayerischen Städten, die vor einem zahlreich erschie-nenen Publikum ein abwechslungsreiches Fest gestalteten. Durch das Programm führten Irina Kugler und Oleg Malovanij.An dem Fest beteiligten sich nicht nur russlanddeutsche, sondern auch einhei-mische Musiker und Sänger. Die Jugend-blaskapelle Barbing stimmte die Gäste mit fl otten bayerischen Klängen auf das anschließende Kulturprogramm ein. Das Trio „Stubenmusik“ gehört zum Trach-tenverein Donaustauf und spielt seit Jah-ren bei Kultur-, Musik- und Volksfesten volkstümliche Musik. Emil Meinl und Stefanie Schön-berger aus Hemau sind lei-denschaftliche Musiker und begnadete Sänger, die auf vielen Bühnen zu Hause sind – auch diesmal ernte-ten sie begeisterten Beifall.Der Chor „Donauklang“ aus Regensburg eröffnete das festliche Programm. Unter der Leitung von Hil-degard Raff und musika-lisch begleitet von Johann Junke, nimmt der Chor an zahlreichen Kulturveran-staltungen teil.Mit selbst verfassten Lie-dern eroberte die Sängerin und Akkordeonspielerin

Lina Neuwirt aus Nördlingen im Nu die Herzen der Zuhörer. Ihr schauspielerisches Können bei der Szene „Die Aussiedler-Oma kommt nach Deutschland“ belohn-ten die Gäste mit Beifall und Lachen.Mit deutschen Volksliedern unterhielt die Gäste das Vokaltrio „Melodia“ aus Hof. Die Liebe zur Musik und dem Gesang hat Lidia Schukov, Rosa Machnatschov und Ida Schindler zusammengeführt. Mit deutschen Mundart- und Volksliedern hat-ten sie die Sympathien des Publikums im Sturm erobert. Ebenso Waldemar Mos-bach und Ida Beck aus Neutraubling mit herrlichen Klängen und Liedern. Vor fünf Jahren gründeten die beiden das Duo „Melodie der Seele“ und sind seitdem in Bayern, bundesweit, aber auch in Russ-land oder Kasachstan aufgetreten.Der Beifall des Publikums galt außerdem Waldemar Zwinger, einem virtuosen Har-monikaspieler aus Pocking, mit einem „Potpourri aus deutschen Volkslieder und Tanzmusik“, dem Familienduo Eugen und Valentina Baron aus Dingolfi ng, Walde-mar Stepanenko aus Selb mit selbst ver-fassten Liedern und dem Jazzmusiker Leo Gebert, ebenfalls aus Selb, der seinem Sa-xofon herrliche Klänge entlockte.Immer wieder wurde die Stimmung durch den Augsburger Chor „Kosaken Kraj“ angeheizt, in dem Deutsche aus Russland und Einheimische gemeinsam singen,Namhafte Ehrengäste richteten Gruß-worte an die Besucher. Der Bundestags-abgeordnete Peter Aumer dankte der Landsmannschaft für ihr unverzichtbares Engagement: „Schönen Dank, dass ihr die Zukunft unserer Heimat mitgestaltet.“ Der Landtagsabgeordnete und Integrations-beauftragte der Bayerischen Staatsregie-

rung, Martin Neumeyer, sprach von der Brückenfunktion der Landsmannschaft. Musik sei ein Zaubermittel und verführe zum nachbarschaftlichen Miteinander.Auch Dr. Wolfgang Freytag, Referats-leiter für Vertriebenenpolitik des Bay-erischen Sozialministeriums, lobte die Landsmannschaft. „Sie schlagen mit Ihrer Kultur Brücken, Sie gestalten mit Ihrem Engagement unsere Heimat. Wir fördern Ihre Kultur, damit sie erhalten bleibt als Orientierung, als Identität.“Der Landrat des Landkreises Regensburg, Herbert Mirbeth, bekräftigte das Interes-se an einer intensiveren Zusammenarbeit und sprach ein Dankeschön für die geleis-tete Integ rations- und Aufbauarbeit aus. Abschließend berichtete der Barbinger Bürgermeister Albert Höchstetter über positive Beispiele erfolgreicher Integrati-on der Deutschen aus Russland in seiner Gemeinde.Das Publikum verfolgte mit Begeisterung die Darbietungen der Künstler bis zum Schluss des über drei stündigen Bühnen-programms. Alle Mitwirkenden bekamen als Anerkennung eine Urkunde und einen Blumenstrauß überreicht. Dabei wurden Waldemar Mosbach und Ida Beck als Ini-tiatoren des Kulturfestes besonders he-rausgestellt. Zufrieden zeigten sich die Gäste mit dem nachdrücklichen Wunsch „Macht es unbedingt wieder“, aber auch die Veranstalter. Ein Erfolg wurde das Fest dank dem Engagement der fl eißigen Unterstützer und Aktiven der Ortsgruppe, Alexander Franz, Irina Kugler, Heinrich Kratz, Andrej Fast, Waldemar Steinhilber, Lilli Wenzel, Viktor Tews, Paul Gisbrecht, Oleg Malovanij und Waldemar Krell.

Nina Paulsen

Mächtiges Gruppenbild der Teilnehmer des Kulturfestes in Regensburg.

GESCHICHTE

18 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Barnaul: „Russlanddeutsche. Von den Ursprüngen bis zur Gegenwart“

Vom 10. bis 11. November nahm der Vorsitzende der Münch-ner Kreis- und Ortsgruppe der

Landsmannschaft, Dr. Viacheslav Lel, an der internationalen wissenschaft-lich-praktischen Konferenz „Russland-deutsche. Von den Ursprüngen bis zur Gegenwart“ im Deutsch-Russischen Haus Barnaul (Region Altai) teil.

Die Konferenz war dem 250. Jahrestag der Verkündung des Auswanderungsma-nifestes durch Katharina II. und dem Be-ginn der Auswanderung der Deutschen nach Russland sowie dem 75. Jahrestag der Gründung der Region Altai gewidmet. Ein weiterer Schwerpunkt war der 70. Jah-restag der Mobilisierung der Deutschen in der Sowjetunion in die "Arbeitsarmee".Die feierliche Eröffnung der Konferenz mit Musik und einer Plenarsitzung fand in der Staatlichen Philharmonie der Regi-

Teilnehmerinnen der Konferenz in Barnaul.

on Altai statt. Auf die Kranzniederlegung am Denkmal für die Opfer politischer Re-pressionen, „Abschied", folgte ein zwei-tägiges Programm mit Vorträgen zur Ge-schichte, Sprachforschung, Ethnographie und zum Archivwesen. Die thematischen Schwerpunkte der Konferenz entstanden

Dr. Viacheslav Lel

aus der Notwendigkeit, die Geschichte der Russlanddeutschen und ihren Beitrag zur Entwicklung Russlands zu erforschen. An der Konferenz beteiligten sich Wis-senschaftler aus Deutschland, Kasachs-tan, Russland und der Ukraine. Dr. Lel referierte zum Thema „Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Geschichte und Gegenwart“.Neben den Vorträgen beinhaltete das Pro-gramm die Eröffnung der Dokumenten-ausstellung des Staatlichen Archivs der Region Altai sowie der Fotoausstellung „Geschichte und Gegenwart der Russ-landdeutschen". Zum Schluss der Konfe-renz wurde eine Resolution ausgearbei-tet. Die Materialien der Tagung sollen in nächster Zukunft in einem Sammelband erscheinen.Die Konferenz wurde mit fi nanzieller Un-terstützung der Regionsverwaltung der Region Altai sowie des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVDK) im Rahmen des Programms der Bundesre-gierung zur Unterstützung der deutschen Minderheit in der Russischen Föderation veranstaltet. VadW, Fotos: N. Putilina, Barnaul

Peter-Gläsel-Preis fürzwei junge Deutsche aus Russland

Unter den acht Studierenden an den Hochschulen in Paderborn, Bielefeld und Ostwestfalen-Lip-

pe, denen am 23. Oktober im Rahmen einer Feierstunde im Heinz Nixdorf MuseumsForum der Peter-Gläsel-Preis 2012 für ausgezeichnete Studienleis-tungen überreicht wurden, waren zwei junge Deutsche aus Russland, Aaron Pries und Heinrich Warkentin.

Aaron Pries (23) studiert an der Univer-sität Paderborn Elektrotechnik. Der Peter-Gläsel-Preis soll ihm ein Auslandsemes-ter in den USA ermöglichen, wo er seine Englischkenntnisse ausbauen will.Aaron Pries ist ehemaliger Schüler des August-Hermann-Francke-Gymnasiums Detmold. Er ist in Susanowo, Russland, geboren und in Detmold aufgewachsen. Nach seinem Abitur studiert er nun im Eliteförderprogramm der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathema-tik.Die Laudatio für ihn hielt Prof. Dr. Wil-helm Schäfer, Vizepräsident für For-schung und wissenschaftlichen Nach-wuchs der Universität Paderborn, der u.a. davon fasziniert war, dass Aaron aus einer Nicht-Akademiker-Familie kommt und so viel Engagement und Leistung im Studi-

um aufbringt. Neben seinen Spitzenleis-tungen im Studium und dem Engagement in Tutorien engagiert sich Aaron Pries eh-renamtlich in der Evangelischen Freikir-che Heidenoldendorf.Heinrich Warkentin (21) studiert Wirt-schaftsinformatik an der Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn, die in diesem Jahr Gastgeberin der Preisverleihung war. Er absolviert ein duales Studium und ist für den Harsewinkeler Landmaschinen-hersteller Claas tätig. Sein Ziel ist die Claas-Niederlassung im russischen Kras-nodarDer Preis ist für jeden Preisträger mit 2.500 Euro dotiert. Damit würdigt die Peter-Gläsel-Stiftung herausragende Leis-tungen im Studium und gesellschaftliches Engagement der Studierenden. Das Preis-geld soll den Nachwuchswissenschaftlern Auslandsaufenthalte in Ländern ihrer Wahl ermöglichen. Solche Auslandsauf-enthalte seien nahezu unverzichtbar, um Fremdsprachenkompetenz zu fördern, das Studium international auszurichten und zu erfahren, wie wichtig kulturelle Viel-falt auch in Wissenschaft und Wirtschaft ist, betonte Stiftungsgeschäftsführer Ste-fan Wolf.

VadW /Heinrich Wiens, Detmold

BÜCHERANGEBOT DER LANDSMANNSCHAFT

19 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

HEIMATBÜCHER1954, Gesamtübersicht über das Russlanddeutschtum1955, Geschichte, Kultur, Wolgagebiet1956, Odessa, Geschichte, Kultur u.a.1957, Saporoshje, Großliebenthal u.a.1958, Dnjepropetrowsk, Kronau, Orloff u.a.1959, Sibirien, Mittelasien, Wolhynien u.a.1960, Krim, großes Auswanderungsverzeichnis u.a.1961, Kaukasus, Wirtschaft, Kultur u.a.1962, Wolhynien, städtisches Deutschtum u.a.1963, Russlanddeutsche in Übersee1964, Sibirien, Wolga, Kirchen, Schulen u.a.1965, Heutige Lage, Schrifttum, Volkstum1966, Aussiedlung und die Vertreibung1967/68, Hof und Haus, Kultur(Preis, je HB 1954 bis 1968 - 8,- Euro + Versandkosten)1969-72, Joseph Schnurr, “Die Kirchen und das religiöse Leben der Rußlanddeutschen”,Katholischer Teil, 23,- Euro,Evangelischer Teil, 19,- Euro1973-81, Hungersnot, Deportation u.a., 11,- Euro1982-84, mit Karte der ASSR der Wolgadeutschen, 12,- Euro1985-89, Geschichte, Literatur, Aktuelles, 10,- Euro1990/91, Krieg und Frieden, Rückkehr, 10,- Euro1992-94, Deportation, Ausreise, 284 S., 10,- Euro1995/96, Heimat Deutschland, Trudarmee, 336 S., 10,- Euro1997/98, Deportation, Jugenderinnerungen, 340 S., 10,- Euro2000, I. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat 10,- Euro2000, II. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat 10,- EuroHeimatbuch 2001/02, 60 Jahre Vertreibung 10,- EuroHEIMATBUCH 2003, 2004, 2005, 2006, 2007/08 Je 10,00 EURO

WEITERE LITERATUR

V. Aul, “Das Manifest der Zarin”, 7,- EuroAnton Bayr, “Vergessene Schicksale”, 17,- EuroDr. E. Biedlingmaier, "Ahnenbuch von Katharinenfeldin Georgien, Kaukasus. Chronik der Familien", Sonder-preis: 60,- Euro.Bosch/Lingor, “Entstehung, Entwicklung und Auflösung der deutschen Kolonien am Schwarzen Meer”, 7,- EuroN. Däs, “Alle Spuren sind verweht. Rußlanddeutsche Frauen in der Verbannung”, 10,- EuroN. Däs, “Der Schlittschuhclown”, 8,- EuroN. Däs, “Kochbuch der Deutschen aus Rußland”, 10,- EuroN. Däs, “Laßt die Jugend sprechen”, 5,- EuroN. Däs, “Rußlanddeutsche Pioniere im Urwald”, 9,- EuroN. Däs, “Wölfe und Sonnenblumen”, 10,- Euro“Die Deutschen im Prikamje. XX. Jahrhundert”,drei Bände, 58,- EuroF. Dortmann, “Olga von der Wolga”, Lieder im Volkston, 12,- EuroPeter Dück “Kasachstan - Faszination des Unbekannten”, Bild-band, 19,90 EuroA. Eisfeld, "Etappen eines langen Weges -Beitrag zur Geschichte und Gegenwartder Deutschen aus Russland", 5,- EuroA. Fitz, “Puteschestwie na semlju”, 5,- EuroO. Geilfuß, “Für alle Kinder”, Kinderlieder, 5,- EuroV. Harsch, “Aus der Lebensbeichte meiner Mutter”, 4,- EuroV. Heinz, “In der Sackgasse”, 13,- EuroW. Hermann, “Das fremde Land in dir”, 7,- EuroE. Imherr, “Verschollene Heimat an der Wolga”, 10,- Euro

Dr. Karl Stumpp, "Die Auswanderungaus Deutschland nach Rußland

in den Jahren 1763-1862",1020 S. 48,- Euro

Alfred Eisfeld (Herausgeber),"Von der Autonomiegründung

zur Verbannung und Entrechtung",Sonderband der Reihe

"Heimatbücher der Landsmannschaftder Deutschen aus Russland e.V.,

292 Seiten, 10,- Euro

Richten Sie Ihre Bestellungen bitte an:Landsmannschaftder Deutschen aus Russland e.V.Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart

Telefon: 0711-1 66 59 22Telefax: 0711-2 86 44 13E-Mail: [email protected]

J. und H. Kampen, “Heimat und Diaspora”, Geschichte der Landsmannschaft, 8,- EuroR. Keil, “Rußland-Deutsche Autoren, 1964-1990”. 7,- EuroW. Mangold: “Rußlanddeutsche Literatur”, 7,- EuroI. Melcher, “Kurze Prosa”, 3,- EuroR. Nachtigal: “Die Dondeutschen 1830 bis 1930”, deutsche und russische Ausgabe, je 17,- EuroG. Orthmann, “Otto Flath, Leben und Werk”, 5,- Euro"Andreas Prediger. Ich träume in Bildern", Katalog mitWerken des Künstlers, 28,- EuroRosalia Prozel, “Weißer Tee”, 5,- EuroM. Schumm, “Sketche und Kurzgeschichten”, 3 EuroG. Steinmüller, “Perlen der russischen Volksmedizin”, 6,- EuroI. Walker, “Fatma” - eine historische Lebensgeschichte aus dem Kaukasus, 10,- EuroJ. Warkentin, “Geschichte der rußlanddeutschen Literatur”,8,- EuroD. Weigum, “Damals auf der Krim”, 6,- EuroLiederbuch “Deutsche Volkslieder aus Russland”, 10,-EuroKassette Nr. 1, “Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit”, 7,- EuroKassette Nr. 2, “Ai, ai, was ist die Welt so schön”, 7,- EuroCD Nr. 1, “Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit”, 10,- EuroCD Nr. 2, “Ai, ai, was ist die Welt so schön”, 10,- Euro

GEDICHTEE. Fotteler, "Im winterlichen Park", 9,- EuroJ. Warkentin, “Rußlanddeutsche Berlin-Sonette”, 5,- EuroW. Mangold, “Rund um das Leben”, 7,- EuroK. Lubomirski, “Propyläen der Nacht”, 10,- EuroNelly Wacker, “Es eilen die Tage”, 7,- EuroA. Brettmann, Stimmen des Herzens, 10,- Euro

WIEDER AUF DER LISTEI. Fleischhauer, "Die Deutschen im Zarenreich", 30,- EuroH. Gehann, "Schwänke und Scherzlieder", 6,- EuroO. Geilfuß, "Klaviersonate", 6,- EuroB. Pinkus, I. Fleischhauer, "Die Deutschen in der Sowjetuni-on", 30,- EuroJ. Schnurr, "Aus Küche und Keller", 2,- Euro

LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

20 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Baden-WürttembergLandesgruppe

Zahlreiche Landsleute erschienen am 10. November zur Kulturtagung der Landes-gruppe Baden-Württemberg im Haus der Bessarabiendeutschen in Stuttgart. Die herzliche Begrüßung der Landesvorsitzen-den Leontine Wacker und ein gastfreund-licher Empfang durch die Hausherren, Diakon Günther Vossler (Bundesvorsit-zender) und Bundesgeschäftsführer Kuno Lust mit Gattin, schufen eine wohltuende Atmosphäre.Ludmilla Holzwarth, Vorsitzende der Ortsgruppe Stuttgart, berichtete über die aktuellen Kulturereignisse im Jahr 2012 im Zusammenhang mit der Volksgruppe der Deutschen aus Russland. Allen vor-an die Jubiläumsausstellung in Ulm „300 Jahre Aufbruch von Ulm entlang der Do-nau 1712-2012“. Mit vielen Rahmenver-anstaltungen, Vorträgen, Konzerten und Führungen im Donauschwäbischen Mu-seum machte diese Ausstellung die Stadt Ulm über ihre Grenzen hinaus bekannt.Den Hauptvortrag zum Thema „Kulturel-le und geschichtliche Verbindungen der Bessarabiendeutschen und der Deutschen aus Russland“ hielt Günther Vossler. Da-bei gewährte er einen aufschlussreichen Einblick in ein weniger bekanntes Kapitel der deutschen Geschichte im Osten und weckte bei den Versammelten das Inte-resse, noch mehr darüber zu erfahren. Mit viel Liebe schilderte er die Erlebnisse sei-nes Vaters in den schwierigen Zeiten.Anschließend wurden die Informationen zu den Kulturmitteln (Beantragung und Abrechnung) nach § 96 BVfG erklärt und eingehend besprochen.

Nach dem Mittagessen ging es dann in das renovierte Haus der Deutschen aus Russland in der Raitelsbergstraße, wo die Tagungsteilnehmer die Ausstellung „Jahre des Terrors“ besichtigen konnten. In Zeichnungen und Bildern von Michael Disterheft und Viktor Hurr dokumentiert die Ausstellung die Jahre des Schreckens 1937/1938 und 1941-1946 in der Sowjet-union. Bundesgeschäftsführerin Dr. Lud-mila Kopp führte uns durch die Ausstel-lung; ihre kompetente und ausführliche Schilderung der Werke von Disterheft und Hurr ließen die Bilder des Schreckens vor uns lebendig werden. Man wäre gerne noch länger zusammen geblieben, um sich in Gesprächen mitein-ander auszutauschen – der Tag war erfüllt mit wunderbaren Erlebnissen. Und er hat auch einen Anstoß für weitere Pläne der ehrenamtlichen Arbeit gegeben (so Frau Schneider aus Freiburg).

Ludmilla Holzwarth

Backnang

Liebe Mitglieder, wir laden alle Seni-oren herzlich ein zu unserer Senioren-Weihnachtsfeier mit dem DRK am 13. Dezember um 14.30 Uhr in der Senio-renwohnanlage in Backnang, Claus-von-Stauffenberg-Str. 11.Ebenso herzlich laden wir alle ein zu un-serer Weihnachtsfeier mit der Tanzgruppe "Erika" (Leitung Erika Schesler-Athanas-siadis) am 15. Dezember um 16 Uhr in Backnang, Friedrich-List-Str. 1.Anmeldungen bei Erika Dorn, Tel.: 07191-915140. Der Vorstand

Lahr

Im Martins-Kindergarten (Sozialraum) in Lahr, Kanadaring 25/2, trifft sich jeden

Donnerstag um 19 Uhr die Singgruppe "Heimatstimme" der Ortsgruppe. Alle, die Spaß am Singen haben, sind herzlich eingeladen.Das vokal-instrumentalische Ensemble „Sonnenschein“ (mit Kindern und Ju-gendlichen) probt jeden Samstag (außer in den Schulferien) von 10 bis 12 Uhr in der Musikschule Eichler, Schwarzwaldstr. 88, Lahr. Alle, die dazu kommen möch-ten, sind herzlich eingeladen.Die Jugendpatengruppe bei der „Welt-klassik am Klavier“ trifft sich jeden 1. Samstag des Monats um 16.30 Uhr im Konzertsaal des Hauses am Pfl ug in Lahr. Jugendliche bis 18 Jahre, die sich für klas-sische Musik interessieren, sind herzlich willkommen-Die Mal- und Zeichengruppe für Kinder und Jugendliche lädt jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr in das Bürgerzentrum K2 in Lahr, Kanadaring 2, ein. Anmeldungen unter Tel. 07821-402530 bei Frau Held.Unsere allgemeine Sozialberatung füh-ren wir jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr ebenfalls im Bürgerzentrum K2 durch.Der Sprachförderunterricht Englisch fi ndet jeden Donnerstag von 14.15 bis 15.15 Uhr für Anfänger (Schüler der 5. bis 8. Klasse) und jeden Dienstag von 15.15 bis 16.15 Uhr für Fortgeschrittene (ab 8. Klasse) statt. Französischunterricht fi n-

Bitte beachten Sie bei allen Vorstands-wahlen in den Orts- und Kreisgruppen § 18 Abs. 7 unserer Satzung: “Die ord-nungsgemäß einberufene Mitglieder-versammlung ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte der stimmbe-rechtigten Mitglieder anwesend ist. Ist das nicht der Fall, kann eine Stunde später eine weitere Mitgliederversamm-lung einberufen werden, die ohne Rücksicht auf die Anzahl der anwesen-den Mitglieder beschlussfähig ist.”

Arndt Richard 20Bader Maria 20Bayer Frieda 15Bechler Elisabeth 15Beichel Alexander 10Bolender Magdalena 20Brettmann Alexander 30Brommer Niklaus 20Brotzel Angelina 50Bühler Rudolf 15David Richard 15Dr. Ponikau Carola 25Eberz Elvira 30Endes Hilde 15Engelhardt Maria 30

Erfurt Erich 30Esau David 50Förderer Emilia 30Frederkind Ewald 30Froese Wladimir 20Gross Erna 50Haas Ida 50Hackmann Oswald 20Hartl Franz 3Heidt Anna 20Hein Marlies 30Herzog Ida 10Herzog Wilhelm 100Hoffmann Roland 15Hofmann Jakob 50

Janzen Alfred 20Janzen Susanna 20Joos Christian 10Kasemir Andreas 30Kath. Seelsorgstelle 75Keilmann Dorothea 30Kirchkessler Katharina 30Klassen Helene 10Kort Eduard 10Kotke Friedrich 20Kühlbauch Emil 25Kuhn Eduard 25Kuhn Leo 25Kurz Nikolaus 30Lemmer Adolf 20

Lenk Karl-Eckhard 50Mayer Wilhelm 50Merker Klara 10Merker Klara 10Metz Josef 20Peterson Sara 20Philippi Karl 50Raiser Johannes 40Reger David 15Rempfer Adolf 100Röhrig Irma 5Schäfer Oliver 100Schiller Wilhelm 20Schmidt Waldemar 10Schneider Reinhold 20

Schwab Alexander 100Schwarz Rudolf 7Sprecher Egon 25Stalder Elke 50Steinke David 20Stumpf Leopold 20Szczytnicka Rolf 50Vogel Ferdinand 40Vogel Ida 10Völler Lidia 30Vollmer Artur 50Wachtel Lilli 75Weingardt Tilo 50Wenkeler Viktor 20Wolff Alexander 10

Spendenliste (1. Juni 2012 bis 31. Oktober 2012)Stuttgarter Volksbank AG, Konto-Nr.: 214758001, BLZ 600 901 00

LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

21 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

det jeden Donnerstag von 15.15 bis 16.15 Uhr für Anfänger und jeden Dienstag von 16.15 bis 17.15 Uhr für Fortgeschrittene statt. Anmeldungen unter Tel. 07821-402530, Frau Held, oder 07821-5495429, Frau Taranenko.Erwachsene, die Englisch lernen wollen, können sich bei Frau Held oder Frau Ta-ranenko melden.Wer nähen und schneidern lernen will, kann jeden Donnerstag vom 9 bis 12 Uhr im Bürgerzentrum K2 unter der Leitung von Helene Sauer damit anfangen.Das Existenzgründerzentrum der Orts-gruppe bietet allen Mitgliedern, für die "Selbständigkeit" kein Fremdwort ist, Unterstützung an. Wer sich angesprochen fühlt, meldet sich bitte unter der E-Mail-Adresse [email protected]. Der Vorstand

Mannheim, Ludwigshafen,Frankenthal und UmgebungWir laden herzlich ein zu unseren nächs-ten Veranstaltungen:• 9. Dezember, 13 Uhr: Nikolausfeier für

Kinder bis zwölf Jahre in der katholi-schen Gemeinde der St.-Johannes-Kir-che in Mannheim, Rheinau-Süd, Frobe-niusstr. 32-34.

• 20. Januar 2013, 14 Uhr: Senioren-Fa-schingsfeier an gleicher Stelle. Wir er-warten unsere Landsleute mit ihren Ver-wandten, Freunden und Bekannten. Die besten Kostüme werden prämiert. Für Musik und Speisen wird gesorgt.

• 9. Februar, 19.11 Uhr: Faschingsfeier im Gemeinschaftshaus Pfingstweide in Ludwigshafen-Pfingstweide, Budapes-ter Str. 41. Wir erwarten alle Närrinnen und Narren in Karnevalskostümen, denn auch hier werden die besten Kostüme prämiert. Für Speisen und Getränke wird gesorgt.

Kontakt: - Albert Göhring, Tel.: 06233-43994; - Eugenia Reinhardt, Tel.: 0621-104306; - Lorenz Kraft, Tel.: 0621-531560. Der Vorstand

Nürtingen

Wir laden alle Mitglieder der Ortsgruppe Nürtingen mit ihren Kindern, Enkeln, Ver-wandten, Freunden und Bekannten herz-lich ein zu unserer Kinderweihnachtsfeier am 9. Dezember um 15 Uhr (Einlass in den Saal ab 14 Uhr) im Gemeinschafts-haus Nürtingen-Roßdorf, Dürerplatz 9.Wir wollen mit der Feier die Träume unse-rer Kinder erfüllen. Der Weihnachtsmann und Snegurotschka führen durch einen Nachmittag voller Höhepunkte für Groß und Klein; wir singen, tanzen und spie-len. Alle Kinder bekommen ein Geschenk

vom Weihnachtsmann, dem sie Gedichte und Lieder vortragen können.Anschließend können Sie sich in gemütli-cher Runde bei Kaffee und Kuchen unter-halten, Meinungen austauschen und viel-leicht neue Freunde kennen lernen. Der Vorstand

Oberschwaben-Allgäu

Die Orts- und Kreisgruppe Oberschwaben-Allgäu lädt Sie alle herzlich ein zu ihrer alljährlichen Weihnachtsfeier, die heuer am 8. Dezember ab 15 Uhr im Gemeinde-raum der Kirche St. Maria in Weingarten, St.-Konrad-Str. 28, stattfindet. Wir freuen uns auf Ihr zahlreiches Erscheinen! Der Vorstand

Offenburg/Ortenaukreis

Wir erinnern die Landsleute aus dem Or-tenaukreis an unsere nächsten Veranstal-tungen• 8. Dezember, 15 Uhr: Senioren-Ad-

ventsfeier mit gemeinsamem Singen von Weihnachtsliedern mit dem Offen-burger Chor der Deutschen aus Russland "Jungbrunnen" im Stadtteil- und Fami-lienzentrum Albersbösch, Altenburger Allee 8, Offenburg-Albersbösch.

• 15. Dezember, 15 Uhr: Weihnachtsfei-er für Kinder in der Gemeindehalle der Heilig-Geist-Kirche in Offenburg-Al-bersbösch, Heimburgstr. 2 (nähe AOK). Rasche Anmeldung von Kindern zwi-schen zwei und zwölf Jahren bei folgen-den Vorstandsmitgliedern: - Valentina Albrecht, Offenburg, Tel.: 0781-58144; - Paul Beck, Hohberg-Hofweier, Tel.: 07808-7203; - Marina Dosch, Offen-burg, Tel.: 0781-23892; - Viktor Loos, Offenburg, Tel.: 0781-9321756; - Arno Nehlert, Ortenberg, Tel.: 0781-33529; - Georg Stößel, Offenburg, Tel.: 0781-9480966.

Die Eltern werden gebeten, zur gemütli-chen Kaffee/Tee-Runde nach Möglichkeit Kuchen und Kleingebäck mitzubringen. Und melden Sie Ihre Kinder rechtzeitig an, denn der Weihnachtsmann braucht ein wenig Zeit, um die Geschenke zu besor-gen. Der Vorstand

Ostalbkreis

Sehr geehrte Mitglieder, liebe Kinder,wir laden euch ganz herzlich ein zu unse-rer Weihnachtsfeier am 9. Dezember um 14 Uhr im Jugendtreff Bettringen, Oder-str. 8.Auf dem Programm steht das Handpup-pentheaterstück „Rotkäppchen im weih-nachtlichen Wald“. Für Groß und Klein gibt es Getränke und Kuchen, und natür-

lich kommt auch der Weihnachtsmann mit seinen Geschenken für die Kinder.Anmeldung erforderlich - Kontakt: Herr Magal, Tel.: 07171-770820; Frau Klein, Tel.: 07173-4288; Frau Litke, Tel.: 07171- 604883; Frau Propst, Tel.: 07171-36536; Frau Tuchscherer, Tel.: 07171-36968.

Der Vorstand

Stuttgart

Liebe Mitglieder, Landsleute und Freunde der Kreis- und Ortsgruppe Stuttgart (zu denen natürlich auch die neu zu uns ge-kommenen Mitglieder der früheren Kreis- und Ortsgruppe Böblingen-Sindelfingen gehören), wir laden Sie recht herzlich ein zu unserer diesjährigen Weihnachtsfeier.Sie findet am 15. Dezember um 15 Uhr im Kolpinghaus in Stuttgart-Bad Cannstatt, Waiblinger Str. 27, statt.Wir haben ein schönes Weihnachtspro-gramm für Sie zusammengestellt. An-schließend können Sie sich bei Kuchen, weihnachtlichem Gebäck, Kaffee und Kerzenschein gemütlich mit Ihren Freun-den, Bekannten und den anderen Gästen unterhalten.Für die Kinder gibt es eine Bescherung. Der Vorstand

BayernAltötting

Das Beste aus zwei Welten, das heißt für die Buben und Mädchen bei uns „Alle meine Entchen“ plus „Antoschka“, auch wenn die Kleinsten noch gar nicht mitsin-gen können.Spaß macht es allen, mal deutsche, mal russische Kinderlieder, Tänze und Spiele mit den Mamis gemeinsam zu üben. Die wiederum genießen es sichtlich, die ver-trauten Klänge der eigenen Kindheit wie-der zu erleben.Das war für die Initiatorinnen der ersten deutsch-russischen Mutter-Kind-Gruppe in Altötting auch der Grund, die regelmä-ßigen Treffen zu organisieren. Unterstützt wurden Anna Heidt und Margarita Jochim dabei vom BRK, das auch den Raum für die Gruppe zur Verfügung stellt, und von der Ortsgruppe Altötting der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland.Zweimal im Monat, an jedem ersten und dritten Dienstag, kommen derzeit rund ein halbes Dutzend Mütter mit ihren Klein-kindern im Haus der Sozialen Dienste in der Mühldorfer Straße in Altötting zu-sammen. Die Idee ist dabei nicht, sich von den alteingesessenen Müttern abzuson-dern, vielmehr sollen Herkunftskultur und das neue Leben in Bayern miteinander so verbunden werden, dass Jung und Alt ge-meinsam daran Freude haben.

LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

22 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Der Augsburger Förderverein der Lands-mannschaft, dessen Unterstützung wir maßgeblich die Publikation der Broschüre zu verdanken haben, übernahm in Person von Arnold Pagel dankenswerterweise den Versandaufwand. Juri Heiser, Vorsitzender

Landshut

• Unsere Kinderweihnachtsfeier findet am 15. Dezember um 15 Uhr (Einlass) ab 14.30 Uhr) im Bürgersaal des Mark-tes Altdorf, Dekan-Wagner-Str. 15 statt. Das Weihnachtsprogramm wird von den Kindern und Eltern des Musicaltheaters „Fantasie“ unter der Leitung von Rosa Gorlov und Emma Hartung vorberei-tet. Eine Anmeldung der Kinder (bis zum Nikolaustag) zur Teilnahme an der Weihnachtsfeier ist erforderlich, da der Weihnachtsmann nur angemeldete Kin-der von einem bis einschließlich zehn Jahren beschert. Bitte melden Sie die Kinder bei Erika Genning, Tel.: 0871-8000827, an.

• Die Weihnachtsfeier für Erwachsene veranstalten wir am 16. Dezember um 15 Uhr im Gasthaus Lainer (kleiner Raum unten) in Eugenbach, Bucher-str. 28. Weitere Infos bei Tamara Leis, Tel.: 0871-275711, Veronika Raile, Tel.: 08704-928590, oder Olga Emich, Tel.: 0871-5045805. Wir bitten unsere Frauen um Weihnachtsgebäck, Tee oder Kaffee kommt vom Gasthaus Lainer. „Die Lie-benden Herzen“ gestalten das Advents-singen.

Über weitere Teilnehmer würde sich die Mutter-Kind-Gruppe freuen, Interessen-ten können bei Anna Heidt, Tel.: 08671-307002, Näheres erfahren. Der Vorstand

Augsburg

Die Orts- und Kreisgruppe Augsburg heißt alle herzlich willkommen zu ihrer Kin-derweihnachtsfeier am 16. Dezember um 12 Uhr im Café Petersburg in Augsburg, Haunstetter Str. 112 (Einfahrt Werner-von-Siemens-Straße; Straßenbahnlinie 2 bis Haltestelle "Siemens"). Auf die Kin-der warten ein interessantes Programm und ein Geschenk.Kartenvorverkauf: - Frau Lichtner, Tel.: 0821-713343; - Frau Paustian, Tel.: 0821-421267; - Frau Streck, Tel.: 0821-2097600; - Frau Stripling, Tel.: 0821-22925063.Die Ehrenamtlichen der Ortsgruppe Augsburg haben einmal mehr bewiesen, dass auf sie Verlass ist: 25 Paar fleißige Hände unterstützten eine Aktion der Orts-

gruppe, bei der es um den Versand von 3.000 verbliebenen Informat ionsbro-schüren ging, die wir unter dem Titel "Wir in Augsburg" herge-stellt hatten.Mit ihren umfangrei-chen Inhalten infor-miert die Broschüre auch 2012 über die Arbeit der Lands-mannschaft in Augs-burg. Dieses Jahr war sie wegen der Feier zum 55. Jahrestag der Gründung unse-rer Orts- und Kreis-

gruppe von besonderer Bedeutung.Dem Aufruf des Vorstandes, bei der Ver-sandaktion mitzuwirken, folgten mehre-re Ehrenamtliche, die nicht zum ersten Mal durch ihren persönlichen Einsatz unsere Arbeit unterstützten. Zusätzlich ließen sich auch einige Teilnehmerinnen des Projektes „Identität und Integration PLUS“ diese Möglichkeit nicht entgehen und arbeiteten fleißig mit.Wir hatten für die ganze Aktion sechs Stunden eingeplant und waren deshalb sehr überrascht, dass die Arbeit bereits nach zweieinhalb Stunden getan war. Eine angenehme Stimmung und ein Ge-meinschaftsgefühl begleiteten uns an die-sem Nachmittag, und danach saßen die meis ten noch in gemütlicher Kaffeerunde zusammen. Als "Sahnehäubchen" durf-ten wir Anna Kreider als neues Mitglied der Landsmannschaft begrüßen. Herzlich willkommen!Ich danke allen, die mitgemacht haben! Insbesondere gilt dieser Dank Helene Sauter und Karl Kromer für die Vorbe-reitung, Organisation und Durchführung.

Viel Spaß bei der Mutter-Kind-Gruppe in Altötting.

Helene Sauter (Mitte), Leiterin des Projektes „Ehrenamt fördern – Gemeinschaft stärken“, mit den Ehrenamtlichen bei der „Versandaktion“ in Augsburg. Vorne rechts das neue Mitglied Anna Kreider.

Augsburg

Wir laden Sie ganz herzlich ein zu unse-rem alljährlichen Adventsgottesdienst mit Firmspendung für Deutsche aus den GUS-Staaten durch Weihbischof Florian Wörner

am 8. Dezember um 15 Uhrin der Basilika St. Ulrich und Afra

in Augsburg.Anschließend treffen wir uns wie ge-wohnt zu einem fröhlichen Zusam-mensein im Haus St. Ulrich. Das musi-kalische Programm wird gestaltet von Kindern, Jugendlichen und Erwachse-nen, vom Chor „Heimatmelodie“ und dem Akkordeon-Orchester „Accordi-mento“ sowie mit gemeinsamem Sin-gen von Adventsliedern.Wir würden uns sehr freuen, Sie begrü-ßen zu dürfen.

Bischöfliches SeelsorgeamtFachbereich Spätaussiedlerseelsorge

Josef Messmer,Referent

BEILAGE JSDR - DEZEMBER 2012

JSDR - Dezember 2012 - 1

Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland -

www.jsdr.de

„Zukunft mit Namen.Namen mit Zukunft.“

JSDR-Forum 2012 vom 23. bis 25. November in Stuttgart

Das vierte Forum des Ju-gend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland

fand traditionellerweise im spä-ten Herbst in der Jugendherberge Stuttgart statt. Das schöne Wetter und das Wiedersehen mit Freunden unterstützten die gute Stimmung der Teilnehmerinnen und Teilneh-mer aus zahlreichen JSDR-Grup-pen. Am JSDR-Forum 2012 nahmen auch Vertreter des Jugendrings der Russlanddeutschen (Russland), des Internationalen Verbandes der Deutschen Kultur (Russland) und des Verbandes der deutschen Ju-gend Kasachstans teil.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der JSDR-Forums 2012.

Das Motto des JSDR-Forums 2012 lautete „Zukunft mit Namen. Namen mit Zukunft“. Eingeladen hatte der JSDR junge Russlanddeutsche, die hier in Deutschland in unterschied-lichen gesellschaftlichen Bereichen viel erreicht haben, damit sie andere junge Menschen – Teilnehmerinnen und Teilnehmer des JSDR-Forums – mit ihren Erfolgsgeschichten ermuti-gen, sich höhere Ziele für die Zukunft zu setzen.

In dieser JSDR-Beilage berichten wir über die Highlights des JSDR-Forums 2012.

Diskussionscafé„Zukunft mit Namen.Namen mit Zukunft.“Wichtiger Bestandteil des JSDR-Fo-rums 2012 war das Diskussionscafe mit unseren Gästen – erfolgreichen jungen Russlanddeutschen: Stanislav Güntner, Filmemacher; Mark Filatov, Schauspieler; Monika Gossmann, Schauspielerin, und Dmitri Steiz, Journalist, Kulturwissenschaftler, His-toriker. Moderiert wurde die Diskussi-on von der JSDR-Bundesvorsitzenden Elena Bechtold. Es wurden folgende Themen/Fragen besprochen:

JSDR - DEZEMBER 2012

JSDR - Dezember 2012 - 2

• Wie halfen bzw. störten die Namen in der alten Heimat, und helfen bzw. stören sie jetzt in Deutschland?

• Welches ist die Identität unserer Gäste?

• Wie sind unsere Gäste in ihrer Arbeit auf die russlanddeutsche Thematik gekommen?

Monika Gossmann erzählte, dass ihr deutscher Vorname in Kasachstan, wo sie geboren wurde, fast schon eine politische Aufforderung ihrer russlanddeutschen Eltern war. Hier in Deutschland wird ihr Name als ganz normal empfunden.So geht es auch dem jungen Schau-spieler Mark Filatov mit seinem Vorna-men – er spricht akzentfrei Deutsch, und es wird von den anderen nicht vermutet, dass er nicht in Deutsch-land geboren wurde. Wenn er aber seinen Nachnamen nennt, meinen einige plötzlich, einen leichten Akzent rauszuhören. Mark ist gut integriert, auch wenn er das Wort „Integration“ nicht mag.Um die Integration russlanddeutscher Aussiedler geht es in der Arbeit von Dmitri Steiz „Vertraute Fremdheit – fremde Heimat: Deutsche Sprache und soziale Integration russlanddeut-scher Spätaussiedler in Geschichte und Gegenwart“. Auf die Frage der Moderatorin, ob er nach seiner Ana-lyse unterschiedlicher Studien zu die-sem Thema eine eindeutige Antwort geben könne, wie gut russlanddeut-sche Spätaussiedler integriert sind, erwiderte Dmitri Steiz, dass es solche und solche Gruppen gebe und die Antwort auf diese Frage gar nicht so einfach sei. Dabei spiele die deutsche Sprache eine bedeutende Rolle bei der sozialen Integration.Der Regisseur Stanislav Güntner, der in Tscheljabinsk geboren und nach der Aussiedlung in Dresden aufgewach-sen ist – wie viele junge russlanddeut-sche Aussiedler an der Grenze zweier Kulturen, der Kultur des Herkunftslan-des und der neuen Heimat Deutsch-land –, verarbeitet in seinem Film „Ne-mez“ diese kollektiven Erfahrungen unserer Volksgruppe – in Russland ein Deutscher und in Deutschland ein Russe, wie die Hauptfi gur des Films, Dima, das im Film formuliert. Auf die Frage eines Teilnehmers des Forums, wo für unsere Gäste ihre Heimat sei, kam als eindeutige Antwort, sie sei in Deutschland.Das Diskussionscafé stieß auf das lebhafte Interesse der Teilnehmer des JSDR-Forums. Die Jugendlichen fan-den es nur schade, dass die Zeit zu

knapp war und nicht alle Fragen wäh-rend der Diskussion gestellt werden konnten. Unsere Gäste blieben aber bis Samstagabend beim Forum und konnten weiter mit den Teilnehmern ungezwungen sprechen.

Briefeder Teilnehmerinnenund Teilnehmerdes JSDR-Forumsan deutsche Politiker,,Sehr geehrter Herr Gauck... Frau Merkel... Herr Bergner..."

Mit Worten wie diesen begann jeder der an sieben Politiker adressierten Briefe der Teilnehmer des Forums. Zu den Ausgesuchten zählten Bun-deskanzlerin Angela Merkel, Bun-despräsident Joachim Gauck, der Parlamentarische Staatssekretär Christoph Bergner, die Beauftrag-ter der Bundesregierung für Migrati-on, Flüchtlinge und Integration, Ma-ria Böhmer, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, die Landesministerin für Integration in Baden-Württemberg, Bilkay Öney, und der Oberbürger-meister von Stuttgart, Fritz Kuhn.Jeder Teilnehmer erhielt im Rahmen des Programms das Portfolio eines zufällig gezogenen deutschen Politi-kers oder einer Politikerin. Das Portfo-lio umfasste den Lebenslauf sowie die politische Karriere und die politischen Ziele des Politikers. Zunächst wurden Ideen, Vorschläge und erste Stich-punkte gesammelt und notiert, um sie dann während der Gruppenarbeit in die Form eines offi ziellen Briefes zu

Briefaktion beim JSDR-Forum.

bringen. Das Endergebnis kann sich sehen lassen: Die Briefe beschreiben kurz und knapp den Jugendverband und die Arbeit und Ziele des Verban-des. Weiter wird auf die Herkunft der Deutschen aus Russland eingegan-gen. Hoffnungen und Wünsche der Jugend an die Politiker runden die Briefe ab.Die Aktion wurde mit lebhaftem Inte-resse und positivem Feedback auf-genommen und als willkommene Abwechslung angesehen. Den Teil-nehmern gefi el die Möglichkeit, ge-meinsam einen persönlichen und dennoch auf alle Deutschen aus Russland zutreffenden Brief verfas-sen zu können.Nachstehend ein paar Auszüge aus den Briefen. Diese werden in Kürze an die Politiker versendet. Etwaige Antworten werden in den kommenden Ausgaben von „Volk auf dem Weg“ abgedruckt.

,,Guten Tag, Herr Dr. Christoph Berg-ner, herzlichen Glückwunsch nach-träglich zu Ihrem Geburtstag! [...] Es war wieder ein abwechslungsreiches Wochenende voller wunderbarer Be-gegnungen, Veranstaltungen und Dis-kussionen. [...] Wir hoffen, dass Sie das nächste Mal beim Forum dabei sind, damit wir diese Denkanstöße mit Ihnen teilen können – Sie sind sehr herzlich eingeladen, denn seit Jahren sind Sie unser treuer Begleiter!"

Teilnehmerinnen und Teilnehmerdes JSDR-Forums 2012

,,Sehr geehrte Frau Dr. Angela Mer-kel wir [...] wünschen uns vom Staat eine bessere Förderung des gro-ßen Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland, um unsere

JSDR - DEZEMBER 2012

JSDR - Dezember 2012 - 3

Ziele wie Integration, Jugendarbeit, Stärkung der Familien, Erhaltung der russlanddeutschen Kultur und Pfl e-ge der Traditionen unserer Vorfahren zu fördern und zu realisieren. Durch sportliche Aktivitäten können Jugend-liche ihr Potenzial besser entfalten und sich dadurch perfekt in die Ge-sellschaft einbringen. Nicht zu ver-gessen ist die Weitergabe der Werte der älteren Generation an die heutige moderne Jugend. […]"

Teilnehmerinnen und Teilnehmerdes JSDR–Forums

,,Sehr geehrter Herr Dr. Gauck, wir [...]grüßen Sie ganz herzlich vom JSDR–Jugendforum in Stuttgart. Unser Ju-gendverband unterstützt und fördert Jugendliche und junge Erwachsene, die vor kurzem aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland ge-kommen sind, aber auch diejenigen, die schon länger in der neuen Heimat leben, ihre Talente und den Gedan-kenaustausch über ihre Identität unter Gleichaltrigen. Die Spätaussiedler be-kommen damit eine Stimme in Politik und Gesellschaft. [...] Da wir über 2,5 Mio. Russlanddeutsche in Deutsch-land sind, bitten wir Sie um mehr Un-terstützung der Vereine und Verbände, damit ihre wichtige Arbeit auch weiter-hin auf einem hohen Niveau geleistet werden kann. […]"

Viktoria Wolzenin, JSDR-NRW,und weitere Teilnehmerinnen und

Teilnehmer des JSDR-Forums

Besichtigungder Ausstellung„Jahre des Terrors“im Haus der Deutschenaus RusslandEin weiterer Programmpunkt des Fo-rums war die Besichtigung des Hau-ses der Deutschen aus Russland in Stuttgart. Hier wurde den Teilnehmern des Forums die Möglichkeit geboten, den Sitz der Bundesgeschäftsstelle unserer Landsmannschaft kennen zu lernen und mehr über die Aktivitäten des Vereins zu erfahren.So lernten sie beispielsweise wäh-rend der Führung durch das Haus, dass bei der Gründung der Lands-mannschaft im Oktober 1950 als "Taufname" vorsichtshalber die sehr unpolitische Bezeichnung "Arbeitsge-meinschaft der Ostumsiedler" gewählt wurde. Aber von Anfang an seien sich die Initiatoren, „ein Häufl ein der in der amerikanischen, britischen und fran-

zösischen Besatzungszone ansässig gewordenen Deutschen aus Russland in Stuttgart“ (Johann Kampen, "Ge-schichte der Landsmannschaft"), einig gewesen, dass es sich dabei um die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland handelte.Hauptgrund des Besuches war jedoch die Ausstellung "Jahre des Terrors", die am 24. Oktober dieses Jahres in den Räumen der Landsmannschaft eröffnet wurde. Die Ausstellung wid-met sich zwei Jahrestagen der tragi-schen Geschichte der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion:

• Zum 75. Mal jährt sich der "Große Terror" der Jahre 1937 und 1938, dem etwa 55.000 Deutsche der Sow jetunion zum Opfer fi elen.

• Vor 70 Jahren fanden die ersten Mobilisierungen von deutschen Frauen, Männern und Jugendlichen für die stalinistischen Zwangsar-beitslager statt.

Die Gemälde und Grafi ken von Micha-el Disterheft und Viktor Hurr erinnerten die Forumsteilnehmer daran, was die Deutschen in der Sowjetunion in den Jahren 1937/38 und 1941-1946 erle-ben mussten, und zeigten ihnen das Leid und die katastrophalen Umstän-de, in denen diese Menschen um ihr Leben kämpften.Neben visuellen Eindrücken durch die Werke der Künstler wurden den Besuchern wichtige Überlegungen über die Rolle der oben genannten Jubiläen vermittelt. In seinem Vortrag gewährte Dr. Viktor Krieger, Lehrbe-auftragter am Seminar für Osteuropä-ische Geschichte an der Universität Heidelberg, tiefere Einblicke in das Gedenken an zwei wichtige Daten der russlanddeutschen Geschichte im vo-rigen Jahrhundert.

Bei der Besichtigung der Ausstellung im Haus der Deutschen aus Russland.

Vorführungdes Films „NEMEZ“mit anschließenderDiskussion mit demFilmemacherStanislav Güntner unddem HauptdarstellerMark Filatov

In der letzten Ausgabe von „Volk auf dem Weg“ haben wir bereits über den Film berichtet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des JSDR-Forums hatten nun die einmalige Gelegenheit, selber ein Urteil über den Film zu fäl-len.„Der beste Film ever...“, war die Rück-meldung einer 14-jährigen Teilneh-merin des Forums. Aber auch „ältere“ Teilnehmer waren begeistert von dem Film und freuen sich darauf, ihn ge-meinsam mit ihren Freunden 2013 im Kino zu sehen. Einige Zuschauer wa-ren zu Tränen berührt, weil der Film zum Teil auch ihre persönlichen Emo-tionen und „Integrationserfahrungen“ wiederspiegelt.Die Filmvorführung besuchte auch die Länderreferentin für GUS-Staaten vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, Dalia Marthaler, deren Vater selbst lange Jahre Mitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. war. Frau Marthaler begrüßte die Teilneh-mer des Forums und schaute sich den Film zusammen mit den jungen Russ-landdeutschen an.Besonders toll fanden die Teilnehmer des Forums die Möglichkeit, nach dem Film mit dem Regisseur und dem Hauptdarsteller über den Film zu diskutieren, aber auch Autogramme zu holen und Fotos zu machen. Der

JSDR - DEZEMBER 2012

JSDR - Dezember 2012 - 4

JSDR wünscht dem Film „NEMEZ“ einen guten Start in die deutschen Ki-nos und viele Zuschauer!

„ErfolgsrezeptIntegration“Multiplikatorenschulungfür Migranten-selbstorganisationenund Jugendgruppender Zuwanderer aus den Nachfolgestaatender Sowjetunion

Die Teilnehmer der Multiplikatoren-schulung befassten sich mit folgen-den Themen:

• Erfolgsgeschichten der Zuwande-rer aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion;

• Verbandsmanagement: verbandli-ches Miteinander;

• Kultur als Thema in der Jugendar-beit;

• Integration als Thema der Jugend-arbeit in den MO;

• Grundlagen und Erfolgskriterien der Projektarbeit;

• Fördermöglichkeiten, Strukturen und Kooperationspartner in den Bereichen Kultur, Identität und Integration;

• MO als Stätten der Identitätsbildung und der interkulturellen Kompetenz;

• Best-Practice-Beispiele;• Partnerbörse für die Projektentwick-

lung.

Die Teilnehmer der Schulung konnten außerdem beim JSDR-Forum hospi-tieren und sich auch aktiv mit ihren theoretisch erworbenen Kenntnissen an den praktischen Teilen des Forums beteiligen.Am Sonntag fand eine Zukunftswerk-statt statt, bei der die Teilnehmer in Interessensgruppen eine Zusammen-arbeit in konkreten praktischen Maß-nahmen erarbeiteten und mögliche Kooperationen besprachen.

RahmenprogrammFür ein abwechslungsreiches Rah-menprogramm sorgten die JSDR-Disko und der Stadtrundgang durch die Landeshauptstadt. Die Disko wurde wie schon im letzten Jahr von Siegfried Dinges vorbereitet und mit schönen Auftritten von Matthias Scheidewig (Jazzperformance) und

Michael Schell (Gemeinschaftstanz) geschmückt.Auf dem JSDR-Forum versammelte sich der Unternehmerverband der Deutschen aus Russland zu seinem Jahrestreffen. Ausführlich berichten wir darüber in der nächsten JSDR-Beilage.Der JSDR-Bundesvorstand bedankt sich ganz herzlich beim Orga-Team

(Natalia Ort, Erika Becht, Nikolai Magal, Igor Christ und Ksenia To-kareva) für den reibungslosen Verlauf der Veranstaltung und bei allen Teil-nehmerinnen und Teilnehmern des Forums für ihr Engagement.

Wir freuen uns auf das nächste Jahr!!!

Euer JSDR

„Bahnbrechendes“in Radevormwald!

Genial, das hat Spaß gemacht!“ “So kann was Großes dar-aus werden!" “Einzigartig

und sehr informativ!" Das waren die Aussagen einiger Teilnehmer nach dem besonders gelungenen Wochenendseminar vom 26. bis 28. November in der Jugendherberge Radevormwald (NRW).

Ausgerichtet wurde es mit freundli-cher Unterstützung des BAMF vom JSDR NRW, und es ist den Organi-satoren Alexander Böttcher und Wal-demar Weiz gelungen, eine attraktive Mischung aus Themen, Referenten und Gästen anzubieten.Der lange Arbeitstitel der Veranstal-tung, "Politische Bildung und generati-onenübergreifender Austausch in der Verbandsarbeit", war hier Programm.So sorgten am Samstag Jochen Welt, der ehemalige Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen, und Horst Enneper, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Radevormwald, für den hochka-rätigen Auftakt des Seminars, und in der anschließenden Diskussionsrun-de wurden Einblicke in die politischen Strukturen und Möglichkeiten gege-ben, wobei speziell auf die Belange der Deutschen aus Russland einge-gangen wurde.Bemerkenswert war die Zusammen-setzung der Teilnehmer. Sowohl die jungen Vertreter des JSDR als auch die „alten Hasen“ der LMDR waren vertreten und konnten die jeweiligen Interessen optimal miteinander disku-tieren und konsolidieren.Fesselnd und berührend war das Re-ferat des stellvertretenden Bundes-vorsitzender der LMDR, des Histori-kers Dr. Alfred Eisfeld, der Auszüge aus seinen Publikationen vortrug und Erstaunliches zur Geschichte und den „echten“ Vorgängen und Methoden der jüngeren Vergangenheit (bis zum II. Weltkrieg) zu berichten hatte.

Erfrischend unbürokratisch referierte gegen Abend Stefan Bucholt von der Bezirksregierung in Arnsberg über Fördermöglichkeiten für die Migran-ten-Selbstorganisationen in NRW. Neue Impulse für zukünftige Projekte können nun realisiert werden.Das eigentliche „Highlight“ der Veran-staltung fand allerdings ohne fremde Beteiligung und externe Referenten statt. Noch am gleichen Abend disku-tierten die Teilnehmer nämlich lebhaft über den Tag und die erhaltenen Infor-mationen.Dabei rückte die Zusammenarbeit zwischen JSDR und LMDR in den Vordergrund. Die „generationsspezi-fi schen“ Belange wurden verglichen, Ziele defi niert und Möglichkeiten einer besseren Kooperation beleuchtet.Fazit: Die Deutschen aus Russland können wirklich etwas bewegen und sogar politisch zu einer echten und wichtigen Größe werden, WENN die Zusammenarbeit zwischen den Ge-nerationen besser gestaltet wird.Miteinander statt gegeneinander soll-te hier das Motto sein! Nur so können steigende Mitgliederzahlen, größere Veranstaltungen und eine gesteigerte Wahrnehmung durch die Öffentlich-keit realisiert werden.Die Multiplikatoren des Seminars sind sich einig: Stärkere Zusammenarbeit und bessere Kommunikation führen zum Ziel und werden in Zukunft mas-siv praktiziert und umgesetzt werden.Aber auch das Vergnügen kam bei diesem Workshop nicht zu kurz. Dafür sorgte der Gitarrist und Sänger Dimit-ri Singer mit seinem Kollegen. Beide verzauberten die Gäste mit einem wundervollen Liederabend.Wir dürfen gespannt sein, wie die Pro-tagonisten das Erlebte umsetzen, und hoffen auf eine lebendige und interes-sante Arbeit 2013.Wir sind da!!!

Dirk Jaeger

LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

27 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

• Unsere Silvesterfeier fällt in diesem Jahr auf Beschluss des Vorstandes aus. Bei näheren Fragen wenden Sie sich bitte an Waldemar Gillert, Tel.: 0871-54955.

• Am 9. Februar 2013 findet um 19 Uhr im Gasthaus Hutzenthaler in Bruck-berg, Richtung Ellermühle, Landshuter Str. 36, unsere Faschingsfeier mit der Faschingsgarde statt. Kostüme sind er-wünscht. Siehe auch Homepage der Orts- und Kreisgruppe Landshut: www.lmdr-landshut.de

Der Vorstand

München

Liebe Landsleute, am 16. Dezember fin-det ab 14.30 Uhr in den Räumen der Rus-sischsprachigen Katholischen Seelsorge München, Rumfordstraße 21a, (Tram 18 bis „Reichenbachplatz“) ein Adventstref-fen statt. Pfarrer Martirij Bagin wird mit besinnlichen Worten auf das kommende Weihnachtsfest einstimmen. In einem weiteren Beitrag stellt Lothar Palsa von der Ackermann-Gemeinde bedeutende Marienwallfahrtsorte in Bayern vor. Bei Kaffee und Kuchen haben sie ausreichend Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.Weitere Informationen unter den Tel.-Nrn. 089-284866, 089-97348745 und 089-44141907. Der Vorstand

Regensburg

„Weihnachtsbäckerei für Kinder“Wir backen und basteln zusammen am 16. Dezember (Sonntag) von 14 bis 16 Uhr im Jugendzentrum „Utopia“ (Kirchfeldal-lee 2, Regensburg/Burgweinting). Die Altersempfehlung liegt bei fünf bis zwölf Jahren. Ansprechpartnerin ist Lilli Wenzel ([email protected]).Mitglieder erhalten Vergünstigungen bei den Geschenk-Wertmarken, die hier zu

bekommen sind: Firma SATEXCOM, Troppauer Str. 1, Neutraubling, Tel.: 09401-913339, Mo.-Fr. zwischen 17 und 20 Uhr.

MitgliederversammlungDie diesjährige Mitgliederversammlung findet am 29. Dezember (Samstag) um

17 Uhr im großen Rathaussaal Barbing (Kirchstraße 1a, Barbing) statt. Neben Jahresberichten und Danksagungen wird Videomaterial über zurückliegende Ak-tionen der Ortsgruppe vorgeführt sowie ein Ausblick auf das Jahr 2013 vorgenom-men. Die anwesenden Mitglieder erwartet eine Überraschung!

Beitrittserklärung(Nur für neue Mitglieder. Die Mitgliedschaft von Landsleuten, die bereits Mitglied sind, verlängert sich automatisch.)Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Landsmannschaft der Deutschen aus Russ land e.V. Die Zeitung “VOLK AUF DEM WEG” wird mir als Mitglied zugestellt. Die Mitglieds- und Bezugsgebühr beträgt jährlich 30,- Euro in den alten Bundesländern und 27,- Euro in den neuen Bundesländern. Spätaussiedler zahlen in den ersten drei Jahren ihres Aufenthaltes in Deutschland 15,- Euro.

Name Vorname (Vorname des Ehegatten)

Straße PLZ Ort

Geburtsdatum Einreisedatum

Der Beitrag ist jährlich im Voraus zu bezahlen.

Herr/Frau hat mich geworben.

EinzugsermächtigungHiermit ermächtige ich die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland widerruf-lich, die Mitglieds- und Bezugsgebühr durch Einzugsauftrag (Lastschrift) von mei-nem Konto einzuziehen.

Meine Konto-Nr. Bankleitzahl

Bank/Sparkasse

Datum Unterschrift

Der Chor „Donau-Klang“ beim Kulturfest „Von der Bühne in die Herzen“ in Regensburg. Vorne die Moderatoren Irina Kugler und Oleg Malovanij und Chorleiterin Hildegard Raff (Mitte).

LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

28 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Tanz- und BegegnungsabendAm 29. Dezember (Samstag) kommt Di-mitri Asselborn mit seinem abwechslungs-reichen musikalischen Programm nach Barbing (Rathaussaal Barbing, Kirchstra-ße 1a, Barbing). Wir beginnen um 20 Uhr und freuen uns auf Ihr Kommen!

Waldemar Eisenbraun (Vorsitzender)

Würzburg

Seit dem 1. Januar 1994 gibt es in Würz-burg eine Ortsgruppe der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland. Und genau ab diesem Tag kümmerte sich Al-bert Heilmann als Vorsitzender um die Geschicke der Mitglieder und vertrat nach außen die Belange der 12.000 in Würz-burg-Stadt und -Land lebenden Lands-leute. Nur ein paar Jahre später kam Irene Schwittay als 2. Vorsitzende dazu.Beide traten nun bei den Neuwahlen der Ortsgruppe Würzburg nicht mehr an. Ebenso stellten Tatjana Domme (Kultur-beauftragte, Kindertheaterleiterin) und Elmar Buckel (Pressereferent) ihre Ämter zur Verfügung.Albert Heilmann äußerte sich wie folgt: „Es war meine persönliche Entscheidung, den Posten an junge Menschen zu über-

geben, und ich hoffe, dass die Jugend un-ser Wissen und Können erlernt und sich in unserem Sinne für die Belange unserer Landsleute einsetzt.“ Sein Abschied als Vorsitzender war sehr emotional. Er be-dankte sich bei allen Weggefährten, die ihn fast 20 Jahre bei seiner Arbeit unter-stützt haben.Albert Heilmann und Irene Schwittay werden als beratende Mitglieder die Vor-standschaft weiterhin unterstützen.Als Wahlleiter war der Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der Landsmann-schaft, Waldemar Eisenbraun, gekommen, der in seinem Kurzvortrag betonte, dass es ganz wichtig sei, junge Menschen, die Fuß gefasst haben, in die Arbeit der Lands-mannschaft einzubeziehen. Eisenbraun: „Wir können nicht jeden Landsmann ab-holen und als Mitglied bekommen. Es geht darum, die Menschen anzusprechen, die unsere Vorstellungen und unsere Men-talität teilen, und diese Kräfte dann zu bündeln.“Bei den anschließenden Neuwahlen wurde Ingrid Preischhoff als Vorsitzende für die nächsten drei Jahre gewählt. Ihr zur Sei-te stehen Alexander Himmrich und Inna Kopp. Irina Schneider, Karolina Schrei-der, Sergej Schneider und Adele Jabs.

Elmar Buckel

HamburgDie Gesangsgruppe "Die Weide" lädt ganz herz-lich ein zu ihrem Weih-nachtskonzert am 15. Dezember um 15 Uhr in Hamburg, Stubbenhof 2. Auf dem Programm ste-hen neben traditionellen Weihnachtsliedern auch Gedichte und Sketche. Der Vorstand

HessenLandesgruppe

Der Vorsitzende der Lan-desgruppe Hessen der Landsmannschaft, Jo-hann Thießen, wurde bei der konstituierenden Sitzung für die 20. Tä-tigkeitsperiode des hes-sischen Landesbeirates für Vertriebenen-, Flücht-lings- und Spätaussied-lerfragen einstimmig zu dessen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.Dieses Gremium hat die

Aufgabe, die hessische Landesregierung in Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spät-aussiedlerfragen sachverständig zu bera-ten. Der Landesbeirat engagiert sich vor allem in den Bereichen der Aufnahme und Unterbringung sowie der sprachlichen, schulischen, sozialen und gesellschaftli-chen Eingliederung von Aussiedlern und Spätaussiedlern.Die 25 Mitglieder des Beirates (darunter Otto Kotke, Vorsitzender der Landsmann-schaft der Wolgadeutschen, Svetlana Pa-schenko, Vorsitzende der Ortsgruppe Kas-sel, Tatjana Efremova, Vorsitzende der Ortsgruppe Darmstadt, Lilli Dejak und Lilli Beking, Ortsgruppe Frankfurt, und Albina Nazarenus-Vetter, Geschäftsfüh-rerin DJR) und deren Stellvertreter wer-den vom Hessischen Sozialminister auf die Dauer von vier Jahren aus den unter-schiedlichen gesellschaftlich relevanten Gruppen, wie beispielsweise der Lands-mannschaft der Deutschen aus Russland oder der Liga der freien Wohlfahrtpfl ege und der Kirchen, benannt.An der Sitzung in Wiesbaden nahmen auch der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner und die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimat-vertriebene und Spätaussiedler, Margare-te Ziegler Raschdorf, teil.

Baunatal

Wir laden Sie herzlich ein zu unserer Weihnachtsfeier für Kinder bis zwölf Jahre, die am 15. Dezember um 15 Uhr im Vereinshaus in Baunatal, Am Erlenbach 5, stattfi ndet. Alle Landsleute und Interes-sierten sind herzlich willkommen.Gutscheine für die Kinderweihnachtsge-schenke können bei unseren Vorstands-mitgliedern erworben werden.Auskunft bei: Goldina Malsam, Tel.: 05665-7357; Lilia Gessner, Tel.: 0561-495647. Der Vorstand

Darmstadt

Veranstaltungen unserer Orts- und Kreis-gruppe im Dezember 2012, zu denen wir Sie herzlich einladen:• 12. Dezember, 17 Uhr: Gemütliches Bei-

sammensein für Senioren im DRK-Zent-rum in Darmstadt, Wolfskehlstr. 101.

• 15. Dezember, 15 Uhr: „Treffen unterm Weihnachtsbaum“ für Groß und Klein, in Eberstadt-Süd, Adenauerplatz (im Freien).

• 29. Dezember, 14 Uhr: Besuch der Fir-ma Merck mit Führung.

• 29. Dezember, 18 Uhr: Jahresab-schlussfeier im Café BAFF („Kinder-paradies“, Darmstadt-Eberstadt, Stre-semannstr. 5). Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, wird um Anmeldung gebe-

Die Mitglieder des neuen und alten Vorstandes der Ortsgruppe Würzburg (jeweils von links): - vorne: Alexander Himmrich, In-grid Preischhoff und Inna Kopp; - mittlere Reihe: Irina Schnei-der, Karolina Schreider und Sergej Schneider; - hinten: Irene Schwittay, Albert Heilmann und Adele Jabs.

LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

29 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

ten. Eintritt frei. Für Kaffee, Kuchen und Musik sorgen wir. Essen und Getränke soll jede(r) selbst mitbringen.

• Jeden Dienstag Kinder- und Jugendtreff mit wechselnden Programmen im Rah-men des Mentoring-Projekts in Darm-stadt-Eberstadt, Kirnbergerstr. 11.

• Weitere Veranstaltungen für alle Alters-gruppen laufen oder sind in Planung. Infos in unseren Sprechstunden mon-tags (10-12 Uhr) und donnerstags (16-18 Uhr) im CaritasLocal in Darmstadt-Eberstadt (Tel.: 0177-3022425 und 0157-82668737). Der Vorstand

Kassel

Liebe Landsleute, wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Teilnahme an unseren jüngsten Aktivitäten: Im Rahmen der Kulturtage der Deutschen aus Russland in Kassel fanden Lesungen der Autoren Frieda Bayer und Wendelin Mangold statt, am 28. September feierte die Ortsgruppe Kassel das 55. Jubiläum ihres Bestehens, und am 29. September führten wir eine Multiplikatorenschulung zum Thema „Er-haltung der Geschichte und Identität der Deutschen aus Russland“ durch. Wir laden Sie herzlich ein zu den folgen-den Veranstaltungen:• 5. Dezember: Workshop für ehrenamt-

liche Multiplikatoren zum Thema „Me-thoden zur Förderung des Ehrenamts“ in der Geschäftsstelle der Landesgruppe Hessen.

• 6. Dezember: Nikolaustag in der Kita Zierenberger Straße.

• 13. Dezember: Fahrt nach Wiesbaden mit Teilnahme an einer Plenarsitzung im Hessischen Landtag und Spaziergang durch den Weihnachtsmarkt.

• 15. Dezember: Weihnachtsfest für Er-wachsene in Lohfelden mit Konstantin Freund und Olga Asentic.

• 18. Dezember: Fahrt nach Berlin zur Aussiedlerkonferenz der CDU Deutsch-lands.

• 21. Dezember: Weihnachtsfeier für Kin-der von 16 bis 18 Uhr und für Erwachse-ne von 18 bis 22 Uhr im Bürgersaal des Kasseler Rathauses.

• 31. Dezember: Silvesterparty mit Ded Moros und Snegurotschka im Bürger-haus Lohfelden.

Die Sprechstunden von Svetlana Paschen-ko und der anderen Betreuer fi nden mon-tags von 16 bis 20 Uhr und nach Verein-barung im Zimmer W 212 des Kasseler Rathauses statt. Weitere Auskünfte erteilen gerne: - Svet-lana Paschenko, Tel.: 0561-7660119; - Natalie Paschenko, Tel.: 0561- 8906793; - Lydia Gitschew, Tel.: 0561-8618573; - Konstantin Freund, Tel. 0561-523003.

Der Vorstand

NiedersachsenHannover

Wir laden Sie herzlich ein zu unseren bei-den nächsten Veranstaltungen:• 15. Dezember, 15 Uhr: Adventsfeier in

der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Vah-renwald in Hannover, Vahrenwalder Str. 109, mit Gottesdienst, Krippenspiel, dem Weihnachtsmann, Tee, Kaffee und Kuchen. Eintritt frei (wir freuen uns über Spenden!).

• 2. und 3. Januar 2013, jeweils 11, 13 und 15 Uhr: Kinderweihnachtsfeier in russi-scher Sprache (in Planung) im Stadtteil-treff Sahlkamp in Hannover, Elmstr. 15. Es erwartet Sie eine bunte und spannende Vorstellung mit vielen russischen Mär-chenhelden. Kartenvorverkauf bei Ale-xander Belinson, Tel.: 0511-6461253, und Anna Welz, Tel.: 0511-8485169.

Wir gratulieren unserer Erika Herr ganz herzlich zu ihrem 70. Geburtstag!Erika Herr ist ein sehr aktives langjähri-ges Mitglieder unserer Ortsgruppe. Lange Zeit war sie im Vorstand und kümmerte sich vorbildlich um die Kasse. Heute ist sie nach wie vor in der Ortsgruppe prä-sent und hat die soziale Betreuung unse-rer Landsleute übernommen. Mit ihrer schönen Stimme bereichert sie seit über 25 Jahren unseren Chor "Klingende Run-de" und legt in unserer Tanzgruppe immer noch mühelos eine beschwingte Sohle aufs Parkett.Wir wünschen dir, liebe Erika, alles Gute, eine stabile Gesundheit und noch viele frohe und sonnige Tage im Kreise deiner Lieben. Vielen Dank für dein Engage-ment, auf das wir auch in Zukunft nicht verzichten möchten. Der Vorstand

Salzgitter

Alle Landsleute und Freunde der Lands-mannschaft sind herzlich eingeladen zu den nächsten Veranstaltungen der Orts-gruppe Salzgitter:• 15. Dezember, 11 Uhr und 14 Uhr: Kin-

der-Neujahrsfest in der Kulturscheune Salzgitter;

• 11. Januar 2013: Neujahrsanfang für Mitglieder der Ortsgruppe Salzgitter der Landmannschaft.

Am 20. Oktober fand in der Kulturscheu-ne Salzgitter der traditionelle Herbstball unserer Ortsgruppe statt. Eröffnet wurde er von der Musikgruppe „Gorodok" aus Braunschweig, die für unsere Gäste ein Programm mit Spiel und Tanz vorbereitet hatte. Zu beliebten und bekannten Melo-dien schwangen Jung und Alt gerne das Tanzbein. Gesorgt war auch für Kaffee

und Kuchen. Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden unserer Ortsgruppe! Der Vorstand

Wolfsburg

Wir laden Sie herzlich ein zu unseren nächsten Veranstaltungen:• 14. Dezember, 15 Uhr: Adventsnachmit-

tag für Senioren in der Paulusgemeinde am Laagberg, Mecklenburger Str. 29.

• 31. Dezember, 19 Uhr: Silvesterfeier mit Live-Musik um 19 Uhr im Freizeitheim West am Laagberg, Samlandweg 15a.

Für den Vorstand: Helmut Kieß

Nordrhein-WestfalenDuisburg

Liebe Landsleute, die Kreisgruppe Duis-burg plant ein Projekt unter dem Motto „Essen und mehr: Rezepte unserer Vor-fahren und ihrer Nachkommen“, gewid-met 250 Jahren Katharinenerlass im Jahr 2013. Im Rahmen des Projektes starten wir einen Wettbewerb zur Sammlung von al-ten deutschen Rezepten unserer Vorfahren in ihren ursprünglichen Siedlungsgebie-ten an der Wolga, im Schwarzmeergebiet oder im Kaukasus. Aber auch Rezepte, nach denen die Deutschen in ihren Ver-bannungsorten in Sibirien und Kasachstan gekocht haben, sollen nicht fehlen – als beliebte Gerichte aus der russischen und kasachischen Küche oder auch Rezepte anderer benachbarter Völker. Auch sie gehören mittlerweile zur Essenskultur der Russlanddeutschen. Das alles soll nicht verloren gehen!Bitte senden Sie uns Ihre Lieblingsrezep-te von Gerichten und Gebäck, die von der Mutter zur Tochter weitergegeben wurden, oder auch Rezepte der nationalen Küchen aus Russland, Kasachstan oder Kirgisien. Bei der Aufzeichnung der Gerichtzuberei-tung bitte angeben: Wie das Gericht heißt, die benötigten Zutaten und Mengenanga-ben, eine kurze Beschreibung der Zube-reitung, Dauer.Damit die Information vollständig ist, er-wähnen Sie auch das Herkunftsland Ihrer ausgewanderten Vorfahren aus Deutsch-land und das Land, aus dem das Rezept stammt. Weiter nicht vergessen: Name (von wem das Rezept kommt), Telefon-nummer, Postanschrift, falls vorhanden E-Mail-Adresse. Die besten Rezepte wer-den mit Ihrem Namen in unserer Koch-broschüre im Rahmen des Projektes er-scheinen.

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30 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Wir freuen uns auch, wenn Sie Fotos bzw. Zeichnungen, Witze, kurze Gedichte oder Geschichten zum jeweiligen Gericht mit-senden könnten. Schließlich soll es um „Essen und mehr...“ gehen. Ansprechpartnerin: Emma Brull, Son-nenstr. 202, 47179 Duisburg, Tel.: 0203-4670731.

MünsterWir laden alle Landleute mit ihren Kin-dern herzlich ein zu unserer Weihnachts-feier am 16. Dezember um 16 Uhr in der Aula der Marienschule in Senden, Schul-str. 22.Unter dem Motto "Miteinander füreinan-der" hat am 4. November die Mitglieder-versammlung der Kreisgruppe Münster im Begegnungshaus 37 Grad in Hiltrup stattgefunden. Auf dem Programm stan-den der Jahresbericht und das Kulturfest „Herbstkonzert“. Die Türen waren für alle geöffnet!Seit einem Jahr wird die Kreisgruppe Münster von einem neuen Vorstand re-präsentiert, und schon jetzt konnte dessen Arbeit den Mitgliedern und Gästen des Festes mit Stolz vorgestellt werden.Unter der Leitung der jungen und talen-tierten Moderatorin Katrin Seidenz wurde die Veranstaltung erfolgreich durchge-führt. Mit Hilfe einer Foto-Slide-Show wurden die Arbeitsergebnisse für die Gäs-te, Landsleute und Kollegen vom BdV be-sonders anschaulich.Die Bezirks- und Kreisvorsitzende der schlesischen Landsmannschaft, Kornelia Bettin, erläuterte die aktuelle Arbeit des Bundes der Vertriebenen und rief zur Zu-sammenarbeit bei der Pfl ege der Kultur und Geschichte der Vertriebenen auf.

Nach dem besonders erfolgreichen Jah-resprojekt für Kinder, „Sommerlager in Meinerzhagen 2012“, erhielt der Vorstand begeisterte Rückmeldungen und Kompli-mente von den Eltern der Teilnehmer.Im Schlusswort seines Berichtes bedank-te sich der Vorsitzende der Kreisgruppe Münster, Andreas Wolzenin, herzlich bei den aktiven Teilnehmern und begrüßte voller Freude drei neue Mitglieder.Weitere Highlights des Festes waren eine Gemäldeausstellung mit Werken von Tat-jana Groß und Gebasteltes des Kreativ-Studios „Prestige“.Die festliche Stimmung der Besucher wurde durch den wunderschönen Gesang des Chors „Heimatglöckchen“, den mu-sikalischen Vortrag von Dimitrij Metzler (Gitarren Club „ADAGIO“ Düsseldorf) und ein Lied von Valentina Eckel zusätz-lich genährt. Durch das Herbstfest wurden auch junge Talente wie Viktoria Wolzenin (14 J.; Saxophon) und Alica Kutkin (acht J.; poetische Prosa) entdeckt.Beim gemütlichen Zusammensein mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen ließ man das Fest entspannt ausklingen.

Natalie Seidenz

Witten"Backhaus verbindet" - unter diesem Mot-to fand ein Treffen der Projektteilnehmer unseres Kurses "Identität und Integration PLUS" mit der Leitung des Backhauses in der Dortmunder Straße in Witten statt.Iris Graßhoff und ihr Sohn Lukas stellten das Unternehmen mit langer Familien-tradition vor und beantworteten am Ende der Führung Fragen wie "Wie kommt das Brot auf unseren Tisch?" oder "Wer sind die Menschen, die das Unternehmen füh-ren?".Für die Inhaber stehen die Kunden und die Mitarbeiter im Mittelpunkt des Unter-

nehmens, das sehr vielen jungen Leuten Ausbildungsplätze zur Verfügung stellt. Die Arbeit im Backhaus spiegelt sich in seinem Konzept wider: "Wir brennen wie die Feuer in unseren Öfen!" Die Projektteilnehmer des Kurses

"Identität und Integration PLUS"

SachsenChemnitz

Die Neuntklässler der Wilhelm-Adolph-von-Trützschler Mittelschule Falkenstein (Vogtlandkreis) beschäftigten sich mit dem Thema "Was sind Spätaussiedler, woher kommen sie und wie ist ihre heu-tige Situation?".Aus diesem Grund lud die Klasse mit ihrer Geschichtslehrerin Martina Wohlgemuth den Vorsitzender der Ortsgruppe Chem-nitz der Landsmannschaft, Florian Braun, nach Falkenstein ein. In einem zweistün-digen Vortrag brachte Braun, der 1978 die Sowjetunion mit seiner Familie verließ, den Schülern die bewegte Geschichte der Russlanddeutschen näher.Florian Braun erklärte die Situation der in der Sowjetunion lebenden deutsch-stämmigen Bevölkerung nach dem Krieg, die geprägt war von Diskriminierungen und Benachteiligungen. „Da auf uns im-mer der Vorwurf des Vaterlandesverrats lastete, waren wir in der Ausübung der Bürgerrechte beschränkt. Die Weigerung der sowjetischen Regierung, die russland-deutsche Minderheit als gleichberechtigte Nationalität im Land zu akzeptieren, führ-te schließlich zu den Auswanderungen“, erläuterte Braun.Überraschend waren im Anschluss die vielen Fragen der Schüler, besonders zum persönlichen Lebensweg des heute 62-jäh-

Die Bundesgeschäftsstelle

ZentraleRaitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart

Tel.: 0711/1 66 59-0Fax: 0711/ 286 44 13

E-Mail: [email protected]:

www.deutscheausrussland.deMitgliederverwaltung, Anzeigen für Volk auf dem Weg: 0711/166 59-17 und -18Versand (Bücher etc.): 0711/166 59-22Projekte: Tel.: 0711-16659-23Öffentlichkeitsarbeit: 0711/166 59-0MBE - Migrationsberatung:Stuttgart: Tel.: 0711-16659-19 und -21München: Tel.: 089-44141905Neustadt/Weinstraße: Tel.: 06321-9375273Hannover: Tel.: 0511-3748466Dresden: Tel./Fax: 0351-3114127

Witten: Die Teilnehmer des Projektes "Identität und Integration PLUS" bei der Besichtigung des örtlichen Backhauses.

LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

rigen Braun. Als gelernter Geologe durfte er seinen Beruf in der Sowjetunion nicht mehr ausüben, nachdem er einen Ausrei-seantrag gestellt hatte. In Karl-Marx-Stadt (wie Chemnitz damals hieß) bei Verwand-ten angekommen, versuchte er Arbeit in seinem Beruf zu fi nden. Seine Ausbildung wurde in der DDR jedoch nicht anerkannt, und so wurde er Kraftfahrer.Ein Problem, mit dem Spätaussiedler auch heute zu kämpfen haben. „Hoch qua-lifi zierte Mediziner, Ingenieure oder Leh-rer kommen nach Deutschland, und ihre Ausbildung wird trotz Fachkräftemangel nicht anerkannt. Seit Jahren kämpfen wir mit wenig Erfolg darum“, so Braun.Martina Wohlgemuth und ihre Schüler zogen zufrieden Bilanz. „Es war ein sehr lebendiger Unterricht, der viel zum Ver-ständnis beitrug. Es wurde selten so viel und so gut diskutiert.“ Mario Morgner

SaarlandSaarbrücken

Am 22. Dezember fi ndet in der Wald-sporthalle in Saarbrücken-Gersweiler, Krughütter Straße, ein Minifußball-Freundschaftsturnier statt. Veranstalter ist die Kreisgruppe Saarbrücken der Lands-mannschaft.In den Pausen wird ein Unterhaltungspro-gramm geboten. Für den Verkauf von Ge-tränken und Snacks sowie Bratwürstchen wird gesorgt.Anmeldungen bei Waldemar Reiswich, Tel.: 0681-792343 oder 0177-9725163. Alexander Maul, Vorsitzender

Sachsen-AnhaltHalle/Saale

Die Integration von Menschen mit Mig-rationshintergrund in Halle an der Saale ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Das im Jahr 2002 gegründete Netzwerk für Migration und Integration ist dafür ein wichtiger Ansprechpartner. Etwa 115 Personen aus 75 Vereinen, Verbänden, Migrantenorganisationen, öffentlichen Einrichtungen, Wirtschaftsunternehmen und der Stadtverwaltung sind in dem Netzwerk tätig.Zur Festveranstaltung anlässlich des 10-jährigen Bestehen des Integrations-netzwerkes überbrachten die Ehrengäste,

Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados und Susi Möbbeck, Integrationsbeauftrag-te der Landesregierung, sowie die Vertre-ter aller Fraktionen des Halleschen Stadt-rates persönliche Glückwünsche.„Vieles hängt an der Position der Integ-rationsbeauftragten Petra Schneutzer, die immer ein offenes Ohr für Ihre Anliegen hat“, machte Dagmar Szabados deutlich. Integration gelinge nur dann, wenn sie vorgelebt werde, denn: "Integration ist keine Einbahnstraße." Susi Möbbeck un-terstrich: „Halle ist zu einem Leuchtturm der Integrationsarbeit in Sachsen-Anhalt geworden." VadW

Schleswig-HolsteinLübeck

Dir Ortsgruppe Lübeck lädt alle Landsleu-te sehr herzlich ein zur Weihnachtsfeier am 23. Dezember um 15 Uhr im Gemein-dezentrum Lübeck-Eichholz, Branden-baumer Landstr. 249-251 (zu erreichen mit der Buslinie 5 bis zur Haltestelle "Lübeck-Eichholz, Teich"; das Zentrum liegt der Haltestelle gegenüber). Auch in diesem Jahr feiern wir gemeinsam mit der Paulusgemeinde in Lübeck-Eichholz.Nach der Feier führen wir um 17 Uhr unsere Mitgliederjahresversammlung durch. Auf dem Programm stehen der Jahres- und der Kassenbericht 2012, der Kassenprüfungsbericht, die Planung für 2013, die Vorstandswahlen, Termine und Verschiedenes. Wir bitten um zahlreiches Erscheinen. Für den Vorstand: Pastor Otto Penno

31 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Die Vorsitzende der Ortsgruppe Halle/Saale der Landsmannschaft, Olga Ebert (links), wurde als aktivstes Mitglied des Netzwerkes ausgezeichnet.

„GeschichtswerkstattLangwasser“

Die „Geschichtswerkstatt Lang-wasser“ möchte gemeinsam mit

dem Haus der Heimat Nürnberg e.V. die ganze Geschichte Langwassers aufarbeiten und sucht Zeitzeugen.

Damit Ihre Erinnerungen, Fotos, Doku-mente, Erfahrungen, Gedanken usw. in die Geschichte Langwassers einfl ießen können, bitten wir Sie, sich im Haus der Heimat zu melden! Informationen zu unserer Zusammenarbeit gibt es bei gemütlichen und unverbindlichen Zeit-zeugen-Treffen im Haus der Heimat (Mo., 21. Januar 2013, 15 Uhr, und/oder Di., 26. Februar 2013, 16 Uhr.Wozu Ihre Mitarbeit? „Nicht nur weil Heimatgeschichte ein wesentlicher Bestandteil menschlicher Identität ist, sondern weil obendrein Langwasser eine äußerst interessante Geschichte hat“, heißt es in der Geschichtswerk-statt unter der Leitung von Siegfried Kett.In Langwasser spiegelt sich die neuere Geschichte wie kaum anderswo wider. Man musste sie allerdings sichtbar und erlebbar machen, denn ihre äußeren Spuren waren mit der Planung und dem Aufbau des neuen Stadtteils be-seitigt worden.Inzwischen wurde schon Beachtliches erreicht: Sammeln und Einordnen von Schriftmaterial, Bildern, Filmen, Zeit-zeugengesprächen, Führungen, Vorträ-gen, Informationstafeln an verschie-denen geschichtsträchtigen Orten etc. (www.zeitklick-langwasser.de).Was weitgehend noch fehlt, ist die Ge-schichte unserer zugewanderten Nach-barn, die zusammen mit dem Haus der Heimat aufgearbeitet werden soll. Und zwar unter folgenden Aspekten:

• Wo kommen sie her?• Warum kamen sie zu uns?• Wie kamen sie an?• Wie wurden sie angenommen?• Wie fanden sie sich zurecht?• Wie leben sie heute? Etc.

Das wollen wir aus unserer Sicht in die Geschichte Langwassers einbringen!Ansprechpartnerin:

Doris Hutter,Imbuschstr. 1, 90473 Nürnberg,

Tel.: 0911-8002638Fax: 0911-800 26 40

[email protected]

Horst Göbbel, Vorsitzenderdes Vereins Haus der Heimat e.V.

PRESSE

32 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Das „Fähnchen“ gibt es immer nochVor 55 Jahren wurde die „Rote Fahne“, eine der ersten deutschsprachigen

Zeitungen der Nachkriegszeit in der Sowjetunion, gegründet...

... unter dem heutigen Namen „Zeitung für Dich“ gibt es die Zeitung immer noch.

Eigentlich könnte es ein Grund zur Freude sein, immerhin scheint das Blatt in deut-scher Sprache nach wie vor gefragt zu sein – trotz der stark geschrumpften Leser-schaft. Doch in dieser begründeten Freude ist auch ein Tropfen Wermut. Vor allem weil das „Fähnchen“, wie die „Rote Fah-ne“ von ihren Lesern auch zu der Zeit, als sie als Wochenschrift „Zeitung für Dich“ erschien, liebevoll genannt wurde, in einer Gratwanderung zwischen dem Möglichen und Unmöglichen in diesen 55 Jahren prak-tisch auf ihren ursprünglichen Umfang ge-schrumpft ist. Unverändert ist lediglich das jahrzehntelange Hauptmerkmal des Blattes geblieben – die deutsche Sprache. Dafür haben sich Generationen von Mitarbeitern in diesen 55 Jahren eingesetzt.

Die traurige Realität:Von einer Wochenschriftmit 24 Seiten auf ein Monatsblattmit vier Seiten geschrumpft

Auf Verordnung der Altaier Regionsad-ministration (der bisherige Herausgeber) vom Dezember 2005 wurde die regiona-le Wochenschrift „Zeitung für Dich“ (bis Ende 1990 „Rote Fahne“) mit 24 Seiten und einer breit gefächerten Thematik zu den Belangen der Russlanddeutschen nach über 48 Jahren voller Höhen und Tiefen ge-schlossen. Stattdessen erscheint seit Januar 2006 ein Blatt unter dem gleichen Namen als deutschsprachige Monatsbeilage der re-gionalen Tageszeitung „Altaiskaja prawda“ (mit einem autonomen Leserkreis) auf vier DIN-A3-Seiten. Ihre Position gegenüber unzumutbaren Forderungen (etwa, dass al-les für den Herausgeber übersetzt werden sollte) musste sich die dreiköpfi ge Redak-tion (Maria Alexenko, Erna Berg und Svet-lana Djomkina) mühevoll erkämpfen.Die „Zeitung für Dich“ ist letztlich nicht nur der russischen Marktwirtschaft zum Opfer gefallen: Eine nationale Zeitung mit einem eingeschränkten Leserkreis und spezifi schen Inhalten hätte nie die Chan-ce, sich durch Werbung zu fi nanzieren, doch auch andere Vorgänge liegen auf der Hand, die insgesamt die traurige Bilanz des fortschreitenden Identitätsverlusts der deutschen Minderheit in der ehemaligen Sowjetunion aufgrund der konsequenten Nichtförderungspolitik darstellen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der "Zeitung für Dich".

Neben der staatlich gesteuerten Russifi zie-rungspolitik, die vor dem Hintergrund der vielfältigen Diskriminierung der deutschen Bevölkerungsgruppe in den Kriegsjah-ren ab 1941 und noch Jahrzehnte danach schließlich ganze Arbeit geleistet hatte, gehört die massenhafte Abwanderung der sprachkundigen Deutschen in ihre histo-rische Heimat zu den Hauptgründen mit weitgehenden Folgen.Dem Redaktionsteam fi el es bereits seit den 1990er Jahren nicht leicht, an die Le-ser zu kommen und die Aufl age zumindest bei 2.000 zu halten. Die aktuelle Aufl age liegt bei knapp 1.000 Exemplaren. Zwar sollen in der Altairegion immer noch etwa 80.000 Deutsche leben, doch: Seitdem die überwiegende Anzahl der sprachkundigen Leserschaft längst im Westen ist, sind die-jenigen, die sich noch irgendwie zu ihrem Deutschtum bekennen und von der Zeitung angesprochen werden, in ihrer Mehrheit sprachlos.„Wir wenden uns an alle Russlanddeut-schen, an alle unsere langjährigen treuen Freunde, an diejenigen, die großes Interes-se an der deutschen Sprache haben. Zeigen wir doch endlich, dass eine deutsche Zei-tung gefragt ist, dass auch die Russland-deutschen ihre Muttersprache lieben und bewahren möchten, wie alle Nationalitäten in Russland. Bei dem heutigen leichtsinni-gen Verhalten der Deutschen, insbesondere der jungen Generation, zu ihrer Mutter-sprache und Kultur ist zu befürchten, dass sich die deutsche Minderheit im Altai ein-

fach unter den Massen aufl öst. Und das un-widerrufl ich!“ So der Appell der Wochen-schrift-Redaktion 2005, zwei Monate vor der Schließung: Ein Ruf in der Wüste.Die Tatsache, dass die deutschsprachige Zeitung mit ihrer fast 50-jährigen Tradition eingestampft wurde, liefert einen Beweis mehr dafür, dass die kulturellen Belange der Deutschen in Russland in Wirklichkeit keinen mehr so richtig interessieren.Der Administration der Altairegion waren sie, ebenso wie den früheren Partei- und Sowjetbehörden, schon immer ein Dorn im Auge – zumal die Deutschen ohne-hin in Strömen ihre alte Heimat Russland verließen. Aber auch keine der russland-deutschen Organisationen und Verbände in Russland (etwa der Internationale Ver-band der deutschen Kultur, die Föderale National-Kulturelle Autonomie der Russ-landdeutschen oder das Deutsch-Russische Haus Barnaul etc.) oder der Institutionen in Deutschland, die für den Erhalt der deut-schen Kultur im Osten plädieren und sonst die Zeitung so gerne als politische Tribüne oder Präsentationsforum nutzten, hatte sich in der kritischen Phase für das Weiterbeste-hen der Zeitung eingesetzt.Zwar standen diesmal keine „nationalis-tischen“ Vorwürfe im Raum wie bei der „Arbeit“ 1957, Tatsache aber ist, dass die Zeitung letztendlich keine Befürworter mehr hatte, weder in Russland noch in Deutschland.Der Niedergang der deutschsprachigen „Zeitung für Dich“ Ende 2005 ist ein Beleg

PRESSE

33 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

für die zwar großzügig deklarierten, aber unzureichenden „Bemühungen zur Erhal-tung der deutschen Kultur“ in Russland.Auch den heute in der Altairegion beste-henden russlanddeutschen Einrichtungen lag und liegt nicht viel mehr daran, die einzige deutschsprachige Zeitung weit und breit tatkräftig zu unterstützen. Dabei ist für die Belange der 80.000 Deutschen in der Altairegion eine ganze Reihe von Ein-richtungen zuständig: das Russisch-Deut-sche Haus in Barnaul; die 41 deutschen Begegnungszentren im Altai; die Regio-nale National-kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen, zu der gegenwärtig zwölf Kulturautonomien vor Ort gehören; der überregionale Koordinationsrat der Russlanddeutschen in Westsibirien (mit eingeschlossen die Altairegion); zwei Ver-tretungen des IVDK in der Altairegion (in Barnaul und Slawgorod); der Fonds „Al-tai“ (mit Monitoring-Funktionen).

Einblick in die Geschichte:Das Damoklesschwert schwebtejahrzehntelang über der Zeitung

Die Geschichte der deutschsprachigen Nachkriegspresse begann in Sibirien, wo ein Großteil der 1941 deportierten Deut-schen gelandet war. Im Dezember 1955 wurde die erste deutschsprachige Zeitung der Nachkriegszeit, die „Arbeit“, in Bar-naul, Altairegion, gegründet – eine leise Hoffnung nach dem „langen Schweigen“ und „Totschweigen“ der Existenz der deut-schen Volksgruppe in der Sowjetunion.Nach anderthalb Jahren wurde das Blatt wegen vermeintlicher „autonomistischer Stimmungen“ der Redaktion geschlossen. Daraufhin wurden in der Kulundasteppe, wo die größten deutschen Ansiedlungen im Altai seit Ende des 19. Jahrhunderts bzw. dem Beginn des 20. Jahrhunderts existierten, gleich zwei deutschsprachige Rayonzeitungen ins Leben gerufen: die „Rote Fahne“ mit Sitz in Slawgorod und der „Arbeitsbanner“ mit Sitz im Rayon-zentrum Snamenka mit Waldemar Spaar als Chefredakteur. Die beiden Zeitungen wurden allerdings wenig später unter dem Namen „Rote Fahne“ mit Sitz in Slawgo-rod zusammengeführt.Als die „Rote Fahne“ am 15. Juni 1957 mit einem Umfang von zwei Seiten und einer Aufl age von 600 Exemplaren erschien, dürften ihre ersten Mitarbeiter (Peter Mai und Karl Welz) dem Blatt kaum ein langes Leben zugetraut haben.Sowohl die deutschsprachige „Arbeit“ in Barnaul als auch die „Rote Fahne“ hatten offi ziell die Parteivorgabe, die „sowje-tische Lebensweise“ zu propagieren. In Wirklichkeit befanden sich die Zeitungs-mitarbeiter jahrzehntelang in der schwie-rigen Lage, eine deutschsprachige Zeitung

für die Landsleute zu produzieren, die nur eine einzige Fra-ge bewegte: Warum dürfen wir nicht mehr zurück in die Heimat (Wolga, Ukraine)?De anderen Männer der ersten Stunde (Waldemar Spaar, Andreas Kramer, Friedrich Bolger, Pe-ter Klassen, Walde-mar Herdt, Edmund Günther, Johann Schellenberg oder Alexander Beck), die das Blatt mit ihren Deutschkenntnissen und ihrem schriftstel-lerischen Talent un-terschiedlich prägten, mussten ebenfalls lernen, auch unter den extremen Bedin-gungen der nationalen Unterdrückung und Diskriminierung eine Zeitung anzubieten, die zumindest teilweise den Wünschen und Erwartungen der Leser entsprach.Der älteren Generation folgte eine neue Journalistengeneration, die offen für den Wandel der Zeitläufte war, die aber wie ihre Vorgänger den Nöten, Interessen und Bedürfnissen der Deutschen in der Sowjet-union bis zuletzt zugewandt blieb: Amalia und Viktor Lindt, Rudolf Erhardt (Chefre-dakteur 1975-1992), Emma Rische, Olga Bader, Nina Paulsen, Erna Berg, Johann Bairit, Josef Schleicher (Chefredakteur 1992-1998), Nina Zerr, Tamara Kondrat-jew, Natalia Breinert (Chefredakteurin 1998-2001), Maria Alexenko (Chefredak-teurin seit 2001) und andere.Die Existenz und Herausgabe eines deutschsprachigen Blattes bedeuteten für das Redaktionsteam von Anfang an nie-mals nur Anpassung an das sozialistische System. Trotz der ideologischen Vorgaben, an denen man sich zu orientieren hatte, ent-wickelte die „Rote Fahne“ und erst recht die „Zeitung für Dich“ ab 1991 - und das war das Entscheidende! - eine einmalige Form der Förderung und Pfl ege der deutschen Muttersprache und Kultur sowie der Auf-klärung der Leser über die Vergangenheit und Gegenwart der Russlanddeutschen.Ab 1965 erschien die „Rote Fahne“ im Großformat und erreichte in den 1960er Jahren ihren Aufl agehöhepunkt von über 6.000 Exemplaren. Danach ging die Aufl a-ge trotz aller möglichen und unmöglichen Bemühungen der Redaktion stetig zurück, bis sie 2005 beinahe den Stand von 1957 erreicht hatte. Ein beredter Beweis dafür, wie rasch der Verlust der Muttersprache in den Nachkriegsjahren vorangeschritten war!

Diese Entwicklung war, abgesehen von der Ausreisebewegung, die einen ganzen Strom von Lesern und Mitarbeitern mitge-nommen hatte, einer der wichtigsten Grün-de, warum die anderen deutschsprachigen Zeitungen ihr Erscheinen noch früher ein-stellen mussten. Die „Rote Fahne“/„Zei-tung für Dich“ konnte dank der Ausdauer und dem Enthusiasmus ihrer Mitarbeiter und dank der Fördermaßnahmen der Bun-desregierung, die dann jedoch eingestellt wurden, ihren Untergang hinauszögern.Dabei schwebte das Damoklesschwert schon von Anfang an über der Zeitung. Der Druck der Parteiobrigkeit setzte „eiserne Schranken“. In den ersten Jahren nach der Aufhebung der Kommandantur suchte das Redaktionsteam mühsam den Weg zum Leser – nach der Hölle der Trudarmee und der Sondersiedlung saß den Deutschen die Angst noch jahrzehntelang im Nacken.Dies zu überwinden, erforderte auch von den Zeitungsleuten Mut. Die Vorwürfe, in der „Roten Fahne“ würden Artikel mit nati-onalistischem Unterton veröffentlicht oder die Redaktion inspiriere die Deutschen zur Rückkehr an die Wolga, standen immer wieder im Raum. Kritisiert wurden nicht zuletzt auch die Literaturseiten: „Erzählun-gen, Gedichte und Schwänke! Ziemt sich das für eine Parteizeitung?!“Der damalige Chefredakteur der Zeitung Johann Schellenberg (1960-1975) musste sich auf einer Sitzung der Stadtparteileitung der KPdSU z.B. den Vorwurf gefallen las-sen, er wolle „unsere Kinder eindeutschen“. Die Obrigkeit drangsalierte die Redaktion mit jährlichen Zeitungsübersichten, die lä-cherliche Vorwürfe und Kritik mit Überset-zungen von Kurzgeschichten, Schwänken und sogar Gedichten enthielten. Nina Paulsen

Fortsetzung in der nächsten Ausgabe.

DIE VOLKSGRUPPE

34 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Gottlieb EirichJuliana

Eine Erinnerung an die JugendJuni 1941Es war Ferienzeit, über allem lag ein Schimmer von Zufriedenheit. In unserem Haus lebte als Mieter ein Mann mit seiner Ehefrau. Sie waren freundlich und nett. Für die Ferienzeit kam zu ihnen ihre Toch-ter. Sie hieß Juliana, war wie ich sechzehn Jahre alt und hatte ein so reizendes, liebes Lachen in ihren Augen, dass ich jedes Mal verwirrt war, wenn ich sie anschaute. Aber ich wagte es nicht, sie anzureden oder gar etwas zu fragen.Juliana, der Name gefi el mir wegen seines Wohlklanges, und da sich mit dem Namen das helle Bild des zierlichen Mädchens so innig verband, behielt ich beides wie einen geheimen Schatz in meinem Her-zen. Wie gerne hätte ich mit dem schönen Mädchen ein wenig geredet, gefragt, was sie werden wolle, ob sie studiere, wie sie sich in der Stadt Engels fühle und ob sie nicht Lust hätte, einmal mit mir in der Wolga zum Baden zu gehen. Aber daran war gar nicht zu denken, weil ich ein ein-facher Junge war und Juliana, wie soll ich sagen, ein unnahbares, fremdes, vorneh-mes Mädchen.Im Allgemeinen war ich gar nicht so schüchtern, doch bei Juliana war alles an-ders, die Welt bekam in ihrer Nähe einen merkwürdigen Glanz. Ich fühlte aus der Tiefe meines Daseins etwas Unerklärli-ches, eine Welt von Zärtlichkeit und Be-geisterung. Anfangs fühlte ich mich wie erstarrt, ein unverständliches Gefühl, nachher ergriff mich ein erschreckender Gedanke: Was wird, wenn es Liebe ist? Denn zum ersten Mal ein Mädchen lieben, das war unsagbar schön.Als ich einmal auf dem Weg zur Wolga war, um zu baden, stand das blauäugige Mädchen vor mir. „Ist es weit bis zur Wol-ga?“, fragte es schüchtern.„Ach, nur eine Viertelstunde. Wollen Sie mitkommen?“, sagte ich, und mein Herz klopfte, dass ich meinte, sie müsse es hö-ren.Der Weg führte durch eine blumige Wiese. An einer etwas abgelegenen Stelle reichte sie mir die Hand, damit ich sie führe. Wir sahen uns immer wieder an und lachten, waren unendlich glücklich, so miteinan-der über die Wiese zu gehen. Wie gerne hätte ich sie doch umarmt, wie sehnte ich mich nach einem leichten Kuss von ihr.Heute, nach vielen Jahrzehnten, glaube ich, dass sie das Gleiche von mir erwar-tet hatte, aber eher wäre wohl die Wiese verschwunden, als dass ich es gewagt hätte, auch nur länger daran zu denken.

Gottlieb Eirich

So blieben diese Gedanken bei beiden in der paradiesischen Einsamkeit zwischen Himmel und Erde.Von da an ging Juliana immer häufi ger mit mir in die Stadt. Am Abend nahm sie oft die Gitarre, wir setzten uns vor dem Haus auf eine Holzbank, und sie spielte. Wenn ich sie anblickte, trat auf ihr Gesicht das verschmitzte kindliche Lächeln, das für mich eine geheimnisvolle Schönheit barg. In ihrer Friedlichkeit war nichts von Lan-geweile, im Gegenteil, diese Friedlichkeit war ungeheuer lebendig.Bald entdeckte ich, dass sie eine eifrige Leserin war. Sie hatte eine Vorliebe für Geschichten, aber bloß für eine bestimmte Art von Geschichten, nämlich für Biogra-phie von Königinnen. Sie berichtete mir über alle seltsamen Dinge, die sie las. Ihr Lesehunger war unstillbar, wohin sie auch ging, man sah sie stets mit einem Buch.So wurden wir gute Freunde; ihre blauen Augen strahlten wie Sterne, nie habe ich ihren Glanz vergessen. Später erlaubten uns ihre Eltern, gemeinsam baden zu ge-hen. Was hätte schöner für mich sein kön-nen, als mit Juliana baden zu gehen! Auf den sauberen, heißen Sandstränden der Wolga bräunten wir unter der Sonne. Wie glücklich wir uns doch fühlten! Wie viel Heiterkeit, wie viel Scherz und Lachen, wie viele frohe. glückliche Stunden! Ge-nießen wir die Jugend, wie herrlich sie doch ist! Aber sie kommt in deinem Le-ben nimmer mehr.Eines Abends, als wir zu Fuß aus der Stadt heimkamen und ich an ihrer Tür von ihr Abschied nahm, hielt sie meine Hand fest, lachte ein wenig und beugte sich zu mir und sagte: „Ach, du Angsthase !“ Und in diesem Augenblick spürte ich ihren Mund auf meinem. Es war kein heftiger Schmatz, auch kein Kuss der Leidenschaft, aber ihre Lippen, ihre Form, ihre Wärme, ihre Weichheit spürte ich doch. Dann stieß sie wortlos die Tür auf, schlüpfte ins Zimmer und war fort.Ich war wie berauscht, dass es mir den Atem nahm. Verdutzt stand ich eine Wei-le regungslos da, dann ging ich in froher Stimmung in mein Zimmer.Der Wolgastrand war jetzt unser Lieb-lingsort. Einst, um dem Mädchen zu im-ponieren, wagte ich es, auf einem am Ufer stehenden Baum bis zum Wipfel hinauf-zuklettern, um von dort wie ein Vogel, die Hände nach vorn ausgerichtet, ins Wasser zu fl iegen.Während ich schon auf einem sicheren Ast saß, rutschte ich aus, wobei ein tro-

ckener Ast meine Badehose von unten bis oben aufriss. Ich fi el wie ein Klumpen, ohne Badehose, nackt ins Wasser. Als ich auftauchte, stand Juliana am Ufer und lachte laut.„No, komm doch, nimm deine Hose, deine Badehose hängt ja jetzt da oben auf dem Baum wie eine schwarze Fahne!“Dieses Lachen, diese Worte riefen in mir eine solche Scham hervor, dass ich bereit war, mich zu ertränken. Lieber ertrinken, als vor Juliana nackt zu erscheinen!Endlich bemerkte sie meine Hilfl osigkeit, legte dann meine Hose nicht weit vom Ufer auf einen Stein und entfernte sich. Ich hatte ihr doch nur meine Frechheit zeigen wollen...Während des Heimwegs ging ich immer hinter ihr her. Aus Scham wagte ich es nicht, sie anzusprechen.Plötzlich fi el sie im Gehen längs vor mir hin. Ich wagte es aber nicht einmal, sie aufzuheben. Nur um etwas zu sagen, fragte ich: „Warum sind Sie denn hinge-fallen?“„Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, mich aufzuheben, aber wie ich sehe – vergebens. Sie haben sich so verändert, als wäre ich schuld an Ihrem idiotischen Sprung.“Von nun an, aus Scham für das Geschehe-ne, wich ich ihr aus, konnte ihr nicht mehr in die Augen schauen.

Kurze Zeit später reisten ihre Eltern mit Juliana ab. Es war ein schmerzlicher Ab-schied für mich. Ich hatte Juliana lieb ge-

DIE VOLKSGRUPPE

35 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

wonnen und sie mich wohl auch. Vor ihrer Abreise schenkte sie mir noch ein Bild-chen: Mitten in einer Wiese sitzt sie mit ein paar Blumen in der Hand. Das Foto habe ich bis heute aufbewahrt. Unsere Begegnungen waren Zeichen der ersten Liebe, aber dieses Gefühl versteckten wir noch schamhaft in unserer Seele.

***

Es folgten Kriegsjahre, die Verschleppung der Deutschen nach Sibirien. Von Juliana hörte ich nichts mehr. Das kleine Bildchen blieb im Familienalbum liegen. Allmäh-lich gerät alles in Vergessenheit. Aber ein-mal bekam meine Mutter einen Brief von Julianas Eltern.

In dem Brief lag ein Blättchen für mich, auf dem sich Juliana an jenen glücklichen, friedlichen Sommer erinnerte.Sie schrieb:„Die Erinnerung und Sehnsucht nach 'un-serem glücklichen Sommer' wird in mir oft wachgerufen. Wir beide waren vom Schicksal einander anvertraut worden. Die gemeinsam verbrachten Jugendtage werden lebendig. Wie möchte ich doch zu dieser Zeit wieder zurückkehren!Schade, dass Sie den Fall mit der Bade-hose so peinlich eingeschätzt haben. Die Zeit vergeht, aber die Erinnerungen an die vergangenen Jugendjahre, die Gefüh-le der ersten Liebe zu Ihnen, damals noch schamhaft versteckt in meiner Seele, wer-den bleiben!

Erna RiffelMein Vater war in der Arbeitsarmee

Über meiner Ehe weht ein Hauch der Ent-täuschung. Lebe wohl und glücklich, mein ehemali-ger, nicht erreichbarer Freund!"

***

Jahre vergehen. Wir, die wir die schreck-lichen Jahre der Deportation und der Arbeitsarmee überlebt haben, gehen all-mählich in eine andere Welt über, aber die Erinnerungen an die Jugend hinterlassen auch frohe Stunden. Diese Episode aus meinem Leben hat in mir eine unauslösch-liche Spur hinterlassen. Ich schaue auf das Bild und fühle mich wieder so jung und schön wie in jenen jugendlichen, glückli-chen Jahren mit Juliana.

„Mein liebes Kind, hast du es gehört? Dein Vater kommt zu uns ins Dorf.“Seit Jahren hatten wir ihn nicht gesehen, er war wie viele Deutsche in der Trudarmee.“

Von meinem Vater hatte ich gehört,von Bomben, Sterben und von Krieg, auch selbst Kriegsleiden miterlebt, und endlich kam ins Land der Sieg.

Aber was war denn diese Trudarmee,das konnten wir Kinder noch nicht verstehen.

Darüber wurde nicht gesprochenweder zu Hause noch auf der Straße.

Und eines Tages kam mein Vatermit noch einigen deutschen Männern

Erna Riffels Vater.

Deportierte Kinder 1946.

zu unserer langen, grauen Holzbaracke - in das kleine, verlorene sibirische Dörfchen.Sie waren in keine Uniform gekleidet,keine Siegesmedaillen schmückten ihre Brust.Die dunkle, abgetragene Kleidung hatteihre knöchrigen, erschöpften Gestalten bedeckt.

Vor mir, damals achtjährigem Mädchen,stand auf einmal ein fremder, magerer,bleichgesichtiger, unbekannter Mann,der sich mein leiblicher Vater nannte.

Kurz nach der Rückkehr starb unser Vaterin Folge einer schwerer Lungenerkrankung,die er sich im Kohlengrubenlagerdurch die höllische Arbeit geholt hatte.

Es waren Tausende hoffnungsvolle deutsche Kinder.Sie alle warteten auf die Rückkehr ihrer Väter.Nur wenige hatten das Wiedersehensglück.Viele Väter und Brüder mussten im GULAG sterben -sie kamen nie zurück.

GLÜCKWÜNSCHE

36 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Zum 75. Geburtstag gratulieren wir ganz herzlichJohann Leibelgeb. am 25.11.1937 in Josefstal, Odessa.Wir wünschen dir von Herzen alles Liebe und Gute sowie beste Ge-sundheit.

Danke für alles, was du für uns getan hast!In ewiger Dankbarkeit: deine Kinder und Enkelkinder.

Zum 80. Geburtstag am 8.12. gratulieren wir recht herzlichMichael Hörnergeb. in Katharinental.80 Jahre sind es wert,/ dass man dich beson-ders ehrt./ Für deine Mühe an all den Tagen/ möchten wir dir "Dan-

ke" sagen.Freude, Spaß und keine Schmerzen/ wün-schen wir von ganzem Herzen./ Nur frohe Tage soll es geben,/ Gesundheit, Glück und noch ein langes Leben.Deine Ida. Kinder und Enkelkinder.

Zum 95. Geburtstag am 17.12.2012 gratulieren wirJakob Pleinesgeb. in Neudorf, Odes-sa.Wir wünschen dir viel Glück im Leben,/ es möge dir Gott Gesund-heit geben/ und alles

Schöne auf der Welt,/ und dass dir jeder Tag gefällt.In Liebe und Dankbarkeit: Kinder und En-kelkinder.

Zur diamantenen Hochzeit am 28.10.2012 gratulieren wir von ganzem Herzen unseren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern

Jakob Braunund Lina Leibel

und wünschen ihnen noch viele glückliche Jahre, Gesundheit und Gottes Segen!In Liebe und Dankbarkeit: eure Kinder mit Familien.

Zum 80. Geburtstag am 20. Dezember gratulie-ren wir ganz herzlich unserer lieben Mutter, Oma und UromaFranziska GötzIst es nicht toll?/ Du machst heute die 80 voll!Auf einige Jahre blickst

du nun zurück,/ auf manche Sorgen, man-ches Glück.Man muss es einmal deutlich sagen:/ Hast viel geschafft in all den Jahren!/ Bist immer da, wenn man dich braucht,/ und jung ge-blieben bist du auch!Bleib, wie du bist, wir lieben dich!!!Alle guten Glückwünsche für dich zum 80. Geburtstag.In Liebe: dein Ehemann, Kinder, Enkel und Urenkel.

70 Jahre von Gott gegeben,70 Jahre ein erfülltes Leben,

70 Jahre schaffen und streben,70 Jahre reiches Erleben,

70-mal Frühling voll Grünen und Mai,70-mal zog blühend der Sommer vorbei,

70-mal Ernte und herbstliche Pracht,70-mal Schnee und Heilige Nacht,

70 Jahre reiche Lebenszeit,70 Jahre mit Freud und Leid,

70 Jahre ging es tief und auch hoch,70 Jahre - schön war es doch,

70 Jahre hast du glücklich geschafft,für die kommenden Jahre geben sie Kraft,

glücklich und zufrieden sollen sie sein,harmonisch und mit recht viel

Sonnenschein.Alles Gute zum Geburtstag, beste Gesund-heit, viel Freude, Glück und Gottes Segen!

Zur diamantenen Hochzeit am 26.10.2012 gratulieren wir herzlich unseren lieben El-tern und Großeltern

Franziska Götz und Franz FischerVieles habt ihr durchgemacht,/ habt mal ge-weint und mal gelacht./ Gemeinsam blickt ihr nun zurück/ auf manches Leid und auch viel Glück.Heute wollen wir euch sagen,/ wie schön es ist, dass wir euch haben./ Wir wünschen euch ein langes Leben,/ Gesundheit, Glück und eine Bitte:/ Bleibt noch lange in unserer Mitte.In Liebe: eure Kinder, Enkelkinder und Ur-enkel.

Am 27.12. feiern die EheleuteKarolina und Ewald Römmich

ihren 60. Hochzeitstag.Es gratulieren herzlichst die Kinder, Enkel und Urenkel.

Zur Silberhochzeit am 11.12.2012 gratulie-ren wir herzlich unseren Eltern

Helena (geb. Wall) und Georg BlandoDie besten Glückwünsche, Gottes Segen und Liebe mögen euch stets begleiten.Eure Söhne Harry und Jürgen.

Zum 90. Geburtstag am 23.12.2012 gratulieren wir ganz herzlich unse-rem lieben Vater, Opa und UropaJohann JonasWir wünschen dir von ganzem Herzen/ Ge-sundheit, Glück und keine Schmerzen.

Heute möchten wir dir sagen:/ Es ist schön, dass wir dich haben./ Wir haben dich von Her-zen lieb/ und danken Gott, dass es dich gibt.In Liebe und Dankbarkeit: deine Kinder, Enkel und Urenkelinnen.

Zum 80. Geburtstag am 6.12. gratulieren wir un-serer Mutter und OmaEva Hoffartgeb. IbachDie 80 Jahre hast du nun erreicht,/ die Zeit, sie war nicht immer leicht./ Nie dachtest du an dich allein,/ deine

Lieben sollten glücklich sein.Wir wünschen dir beste Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und viele Jahre mit uns. Es ist schön, dass wir dich haben.Deine Kinder und Enkelkinder.

GLÜCKWÜNSCHE

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Unsere ElternOttilie und Georg Just

aus Balingen feiern am 28.12.2012 ihre dia-mantene Hochzeit.Wir gratulieren unserem Elternpaar,/ das nun 60 lange Jahre/ gemeinsam durch ein reiches Leben geht.Wir danken für die Liebe, Sorge, Treue,/ mit der ihr uns geleitet und geführt./ Und unser Wunsch soll sein, dass ihr aufs Neue/ die Dankbarkeit unserer Herzen spürt.Bleibt stets gesund, bleibt zuversichtlich heiter/ und bleibt uns das, was ihr wart und seid./ Dann geht das Leben miteinander weiter/ in schönster Freude und Verträg-lichkeit!Eure Kinder mit Ehepartnern, Enkelkinder und Urenkelkinder.

Zum 90. Geburtstag am 23.12. vonChristina Haffnergeb. Weimergeb. in Mariental, Odes-sa:Glück, Gesundheit, Fröhlichkeit/ sollen dich begleiten alle Zeit./ Beschützen soll

dich Gottes Segen/ auf allen deinen weite-ren Wegen.Viele glückliche und fröhliche Tage in dei-nem Leben wünschen dir deine Kinder, En-kelkinder und Urenkelkinder.

Zum 85. Geburtstag am 8.12.2012 gratulieren wirFrieda Eirichgeb. in Micheldorf, WladikawkasDie Fünfundachtzig hast Du nun erreicht,/ die Jahre warn für dich nicht immer leicht.

Fünf Kindern schenktest du das Leben,/ ver-suchtest stets, alles zu geben./ Geduld und Liebe, Tatkraft, Hoffnung, Mut/ hast Du be-wiesen, das tat allen gut.Von Herzen kommt ein Dankeschön zurück./ Dass es dich gibt, das ist für uns ein Glück!/ Wir stehen schon vor deiner Tür/ und wün-schen nur das Allerbeste dir.Deine Tochter Marina mit Rolf, Sohn Ale -xander mit Nina, Enkelkinder Alexander, Luisa, Irina und Viktoria.

FürElvira Breulgeb. Fröhlichgeb. am 15.12.1937.Wir wünschen dir zum 75. Geburtstag von ganzem Herzen/ nur Freude, Glück und kei-ne Schmerzen./ Heute möchten wir Dir sa-

gen:/ Es ist schön, dass wir dich haben./ Glück, Gesundheit, langes Leben/ soll der liebe Gott dir geben.In Liebe: dein Ehemann Peter, Tochter Lena und Enkelin Alexandra.

Wir gratulierenWera Bendikgeb. Bendikgeb. in Eichwald, Uk-raine, ganz herzlich zu ihrem 100. Geburtstag am 11.12.2012.100 Jahre sind vergan-gen,/ seit dein Leben angefangen./ Niemals

rasten, niemals ruh'n,/ du bist immer da, um Gutes zu tun.Heute danken wir dir dafür,/ und wir gra-tulieren dir./ Wir wünschen Gesundheit, Freude, Sonnenschein,/ dein Leben möge glücklich sein!Mit Liebe und Dankbarkeit: deine Tochter Regina Buck mit Familie.

Zur diamantenen Hochzeit gratulieren wir herzlich unseren Eltern und Großeltern

Martha (geb. Weber) und AndreasKasemir

und wünschen ihnen viele glückliche Jahre, Gesundheit und Gottes reichen Segen!Zum 85, Geburtstag am 4. Dezember 2012 gratulieren wir meinem lieben Mann, unse-rem Vater, Opa und UropaAndreas Kasemirgeb. im Gebiet Omsk. Wir wünschen Ge-sundheit und Gottes Segen.Deine Ehefrau, Kinder mit Familien, Enkel und Urenkel.

Lore Reimer(Schmidt) –Gratulation zum 65.

1947 in Leninpol, Kirgisien, gebo-ren, verbrachte die Lyrikerin und Er-zählerin Lore Rei-mer (Schmidt) ihre Kindheit in dem deutschen Dorf in Mittelasien.

Aus einer Lehrerfamilie stammend, studierte sie bei Victor Klein Deutsche Sprache und Literatur an der deutschen Abteilung des Pädagogischen Instituts in Nowosibirsk.Bevor sie 1974 in die Bundesrepublik Deutschland auswandern durfte, war sie ab 1969 literarische Mitarbeiterin in der Redaktion der zentralen deutsch-sprachigen Zeitung in der Sowjetunion, „Neues Leben“ (Moskau), zuständig für die Kinderecke.Schon früh begann sie Gedichte zu schreiben; erste Veröffentlichungen erschienen 1962 in den Zeitungen „Neues Leben“ und „Freundschaft“ (Zelinograd). Sie verfasste Gedichte, Reportagen, Erzählungen und vertonte einige eigene Gedichte. Ihre Gedichte und Kurzerzählungen sind in zahlrei-chen Sammelbänden und Anthologien erschienen.In einem zweiten Studium in Bielefeld belegte sie die Fächer Deutsch, Evan-gelische Theologie und Pädagogik.Seit 1990 befasst sie sich wieder in-tensiv mit Lyrik. Sie schreibt Ge-dichte in Hochdeutsch, Plattdeutsch und Russisch. Sie sind in zahlreichen Sammelbänden und den Almanachen des Literaturkreises der Deutschen aus Russland erschienen. 2000 stellte sie sich mit dem Einzelband „Senfkorn. Gedichte und Erzählungen“ vor (BMV Verlag Robert Burau).Wie wenige russlanddeutsche Autoren ist Lore Reimer, in deren Elternhaus noch deutsch gesprochen wurde, in der deutschen Sprache zu Hause. Ihre Werke sind reich an Metaphern, Wort-schöpfungen und symbolisch aufgela-denen Wortbildern.Am 4. November feierte sie ihren 65. Geburtstag. Der Literaturkreis der Deutschen aus Russland gratuliert Lore Reimer zu ihrem 65. Jubiläum und wünscht ihr viel Glück, neue kreative Ideen, Kraft und Gesundheit.

Der Vorstand des Literaturkreises

DIE VOLKSGRUPPE

38 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Gedenkstelle in Zebrikowe/Hoffnungstalfeierlich eingeweiht

Die Gedenkstätte des ehemaligen Hoffnungstaler Kirchspiels.

Der Gedenkstein "Bis hierher hat der Herr uns geholfen".

Eine gewisse Nervosität war zu spü-ren, Fotoapparate, Videokameras waren bereits am frühen Morgen

eingepackt worden, die zweisprachigen Liederblätter für die Feierstunde ebenso. Nach einem kurzen Frühstück war der Bus um 8.45 Uhr am Haus der Kirche St. Paul in Odessa abgefahren, wir wollten gegen 11 Uhr in Zebrikowe/Hoffnungstal eintreffen.

Mehr als 40 Personen hatten in dem gro-ßen Reisebus Platz gefunden, wir waren zusammen aus Deutschland anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte nach Odessa gekommen. Darüber hinaus woll-ten einige Teilnehmer der Gruppe einen weiteren Tag in Hoffnungstal verbringen, andere in den nächsten Tagen nach Hoff-nungsfeld, Kleinliebental/Mariental sowie in den Chutor Schmidt fahren. Zwei unse-rer Teilnehmer waren bereits am zweiten Tag aus Odessa nach Neu-Berlin eingela-den worden und würden direkt mit ihren Gastgebern nach Zebrikowe/Hoffnungstal kommen.Ja, die Nervosität, auch Neugier ließen sich nicht leugnen, denn man war nicht nur auf Zebrikowe/Hoffnungstal und die bevorstehende Feierstunde anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte zur Erin-nerung an die Bewohner der ehemaligen

deutschen Dörfer des Hoffnungstaler Kirchspiels gespannt, nein, viele aus un-serer Gruppe entdeckten in Gesprächen familiäre Bande, gemeinsame Bekannte, Beziehungen, darüber hinaus spiegelte unsere Gruppe sogar einen Großteil der ehemaligen Gründungsfamilien von Hoff-nungstal wider.Unser fast vollständiges Projektteam für die Errichtung der Gedenkstätte war teil-weise in Gedanken versunken. Für uns war es unglaublich, aber wir waren un-terwegs! Nach vielen Gesprächen in den vergangenen Jahren, den ersten Arbeiten für die Gedenkstelle vor Ort zusammen mit einem Team von Oleksandr Manko im Oktober (siehe auch Bericht in VadW 12/2011), den weiteren Vorbereitungen im April, war die Idee, der Plan Realität geworden.Zusammen mit Bürgermeister Volodymyr Barnasevych, dem Pastor der deutschen evangelisch-lutherischen St. Pauls-Kirche Odessa und dem Abt Hiob des orthodo-xen Mönchsklosters Swjato-Uspenski in Odessa als kirchliche Vertreter wollten wir die Gedenkstelle ihrer Bestimmung übergeben.Unsere freundschaftlichen Beziehungen zur Kirchengemeinde St. Paul Odessa hatten im letzten Jahr zu ersten Gesprä-chen mit Pastor Andreas Hamburg über die Feierstunde im September dieses Jah-res geführt, Einzelheiten folgten im April während unseres Aufenthaltes in Odessa und Zebrikowe. Über seine Zusage freu-ten wir uns von Herzen. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass der Weg des letzten Pastors der deutschen evangelisch-lutheri-schen Kirche St. Paul in Odessa, Karl Vo-gel, im Jahr 1937 aus Hoffnungstal nach Odessa geführt hatte. 2012 sollten wir mit

dem jetzigen Pastor der wieder aufgebau-ten Kirche St. Paul auf dem ehemaligen deutschen Friedhof in Zebrikowe/Hoff-nungstal stehen. So viele Spuren, so viele Begegnungen, Freude, Dankbarkeit.Archimandrid IOW (Abt Hiob) des Swja-to-Uspenski-Klosters in Odessa hatten wir 2004 anlässlich der 200-Jahr-Feier des Dorfes Zebrikowe als damaligen Pa-ter Vasiliy der örtlichen orthodoxen Kir-che, die er zusammen mit Dorfbewohnern aufgebaut hatte, kennen gelernt und mit ihm in den darauf folgenden Jahren einen freundschaftlichen Kontakt entwickelt.Die Septembersonne schien am blauen Himmel, Regensorgen für diesen Tag ließ man erst gar nicht aufkommen. So fuhren wir auf der Autobahn Richtung Kiew bis km 400, um dann auf einer abenteuerli-chen Landstraße in das Tal zu fahren, in dem viele unserer Vorfahren im 19. Jahr-hundert ihre Heimat gefunden hatten.Am neu aufgestellten Ortsschild, das so-wohl den Namen Zebrikowe als auch Hoffnungstal (!) führt, hielten wir erneut und machten Fotos (viele Jahre hatte es kein Schild gegeben). Zeugnis, dass wir beinahe am Ziel waren, und Dokumenta-tion für die Daheimgebliebenen, dass wir tatsächlich da gewesen waren. Es dräng-te uns weiter. Bereit für Begegnungen, in Vorfreude auf die Feierstunde an der Ge-denkstelle und in Erwartung, das eine oder andere Haus der Eltern oder Verwandten vielleicht noch zu fi nden.Einige von uns, die noch in Hoffnungstal/Zebrikowe geboren wurden, waren nun zurückgekehrt. Vor ein paar Jahren hat-te man auf solche Begegnungen nicht zu hoffen gewagt. Andere waren an diesem Tag in dem Ort angekommen, von dem ihre Eltern und Großeltern erzählt hatten.

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Bürgermeister V. Barnasevych (re.), Ella Nikitin, A. Holzwarth-Kocher, Pastor Andreas Hamburg und Archimandrid IOW.

Manche waren neugierig auf den Ort, zu dessen Einweihung sie mitgekommen wa-ren, auch wenn ihre eigenen Heimatdörfer oder Chutore in anderen Himmelsrich-tungen lagen. Aber an der Gedenkstelle konnte jeder auch seinem eigenen Geden-ken Raum lassen.Drei von unserem Projektteam waren am Vortag bereits hier gewesen, hatten Blu-men für die Feier gebracht und in aller Stille die Tränen der Freude über die Voll-endung der Stätte zugelassen.Bürgermeister Volodymyr Barnasevych, den einige unserer Gruppe bereits vom letzten Hoffnungstaler Kirchspieltreffen her kannten, hieß uns vor dem Rathaus willkommen. Da die Einweihung der Ge-denkstelle im Rahmen des alljährlich or-ganisierten Dorffestes stattfi nden sollte, gab es einige bunte kleinere Karussells auf dem Dorfplatz, an verschiedenen Ständchen gab es die unterschiedlichsten Dinge zu begutachten, zu kaufen, und in einer Ecke wurde Schaschlik gebraten. Die Menschen genossen das schöne Wet-ter und fl anierten umher. Die Bürgermeister der Dörfer Torosowo/Hoffnungsfeld und Tschapajewa/Neu-Berlin sowie Vertreter der jeweiligen Schulen hatten auf unsere persönliche Einladung im Namen des Hoffnungstaler Kirchspieltreffens ihre Teilnahme an der Feierstunde zugesagt. Mit einigen Be-wohnern dieser beiden Dörfern stehen wir seit einiger Zeit in Verbindung. Was für ein Geschenk, dass zahlreiche Begegnun-gen gerade an diesem Tag der Einweihung stattfanden!Mit einigen der Geladenen aus Zebriko-we/Hoffnungstal hatten wir ein gemein-sames Stück Weg zur Errichtung der Gedenkstelle zurückgelegt, mehr als acht Jahre unsere Beziehung und Freundschaft aufgebaut, ausgebaut, und nun weihten wir diese Stätte gemeinsam ein.

Zusammen mit Bürgermeister Volodymyr Barnasevych begingen mit uns seine Vor-gängerin im Amt, Tatjana Matros, Pro-fessor Mykola Zaets mit Frau Valentina, Vasiliy Ustinov, Schuldirektorin Svetlana Manko, Kunstlehrerin Tatjana Statnik, Journalisten, darunter Vasiliy Kolpakow, Vertreter der Gemeinden Torosowo und Tschapajewa sowie zahlreiche Bewoh-nerinnen und Bewohner die Feierstunde zum Gedenken aller Bewohner der ehe-maligen deutschen Dörfer des Kirchspiels Hoffnungstal, zu deren Erinnerung diese Gedenkstelle errichtet worden ist.Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Barnasevych führte Pastor Andreas Ham-burg in deutscher und russischer Sprache liturgisch durch die Feierstunde. "Großer Gott, wir loben dich" und "Befi ehl Du Deine Wege" - der leicht aufgekommene warme Steppenwind verwehte sacht den Klang unseres Gesangs. Gebet, Psalmen, Vaterunser - auf Russisch und Deutsch.Kurze Ansprachen von Pastor Ham-burg zum Thema Heimat, von Angelika Holzwarth-Kocher für das Kirchspieltref-fen sowie von Archimandrid IOW bildeten mit dem Segen das Ende der Feierstunde.Nachdem Pastor Hamburg und Archimand-rid IOW die Gedenkstelle gemeinsam ih-rer Bestimmung übergeben hatten, wurde die Gedenkstelle mit ihrem Gedenkstein und den noch verbliebenen Grabsteinen bzw. Fragmenten besichtigt. So mancher Gedanke ging zurück in die Vergangen-heit, weilte bei Familie und Bekannten, erzählte Begebenheiten. So waren zwei Teilnehmerinnen dabei, von deren Vorfah-ren noch je ein Grabstein in der Gedenk-stätte liegt. Nicht nur unsere Blumen, son-dern auch Blumengaben von Bewohnern schmückten den Gedenkstein.Volodymyr Barnasevych sprach danach eine Einladung zu einem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine des Lyzeums

aus. Wir wurden von einem jungen Team erwartet, die Köstlichkeiten auf dem ge-deckten Tisch bedeuteten eine Qual der Wahl.Mit einem Tischsegen eröffnete der Archi-mandrid das Essen, und nach einem Trink-spruch von Bürgermeister Barnasevych und Pastor Hamburg ließen wir es uns gut gehen. Tatjana I. Matros hielt eine kurze Ansprache, kennt sie doch einige von uns schon seit 2004, einige aus der Reisegrup-pe seit ihrem Besuch in Deutschland 2005 und war Wegbegleiterin bei der Errich-tung der Gedenkstätte.Gemeinsam wurde unsere Reisegruppe dann im Dom Kulturi, der ehemaligen deutschen Kirche, zu einem kulturellen Programm mit einem Willkommenslied, Brot und Salz erwartet. Oleksandr Man-ko, ohne dessen praktische, tatkräftige Unterstützung die Gedenkstelle an die-sem Tag nicht hätte eingeweiht werden können, überreichten wir eine Urkunde. Für den Kindergarten und die Schule hatte die Gruppe ein kleines Geschenk mitge-bracht.Danach ging man auf Spuren-, Straßen-, Gässle- und Häusersuche. Eine Führung durch die ehemalige deutsche Schule gab es durch die Direktorin der Schule, Svet-lana P. Manko, sowie die Kunst- und Zei-chenlehrerin Tatjana Statnik.Rosa Davidovna Stobanko, die wenige Tage nach unserem Besuch ihren 91. Ge-burtstag feierte, freute sich über die Be-suche "ihrer Hoffnungstaler Menschen". Zusammen mit ihrer Tochter Olga be-antwortete sie viele Fragen zu Straßen, Häusern und Familienmitgliedern der ein-zelnen Hoffnungstaler Familien; darüber hinaus erzählte sie die eine oder andere Begebenheit aus dem ehemaligen Hoff-nungstal.Mit den Köpfen und den Herzen voller Eindrücke eines bewegenden Tages fuh-ren wir gegen Abend zurück nach Odessa. Unsere beiden aus Neu-Berlin stammen-den Reiseteilnehmer Richard Mattheis und Harry Hägelen kehrten nach Neu-Berlin zurück; sie schildern in der nächs-ten Ausgabe von "Volk auf dem Weg" ihre bewegenden Erlebnisse."Bis hierher hat uns der Herr geholfen." Dieses Bibelwort aus Sam. 7 steht auf dem Gedenkstein, in deutscher und uk-rainischer Sprache, inmitten der Gedenk-stelle, als Erinnerung an alle ehemaligen deutschen Dörfer und Chutore des Kirch-spiels Hoffnungstal.Wir danken allen, die mit ihrer Spende geholfen haben, diese Stätte zu errichten. Mögen in der Zukunft viele Besucher an der Gedenkstelle verweilen!

Angelika Holzwarth-KocherP.S. Das Hoffnungstaler Kirchspieltref-fen 2013 fi ndet am 21. September statt!

DIE VOLKSGRUPPE

40 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Vor gut 72 Jahren beendete ich zusammen mit 150 Studenten das Pädagogische Technikum

in Chor titza (Ukraine), das heute zur Millionenstadt Saporoshje am Dnjepr gehört.

Das „Pädtechnikum“ war seit 98 Jahre eine deutsche pädagogische Fachschule. Als wir am 1. September 1938 aus den Fe-rien zurückkehrten, erklärte man uns, dass das Deutsche Pädtechnikum ab sofort eine russische pädagogische Lehranstalt sei. Die Lehrer blieben aber zum großen Teil dieselben – sofern sie nicht verhaftet worden waren. Wir waren im dritten Stu-dienjahr.In all den Jahren waren viele talentierte Lehrer ausgebildet worden. Einer von ih-nen war Jakob D. Redekop. Er hat 1987 im Selbstverlag in seiner neuen Heimat Paraguay ein kleines Buch mit dem Titel „Chortizer Lehrerseminar“ veröffentlicht. Diesem Büchlein habe ich wichtige Daten entnommen und um persönliche Erinne-rungen von Absolventen der Lehrerbil-dungsanstalt erweitert.Die Mennoniten hatten als kulturtragende Volksgruppe in Russland die Möglichkeit erhalten, 1840 in Chortitza eine Fortbil-dungsstätte zu errichten, nachdem es ähn-liche Schulen („Zentralschulen“) schon in Orloff und Halbstadt gab. 1858 wurde die Studienzeit in Chortitza auf zwei Jahre ausgedehnt und 1890 ein spezieller päda-gogischer Kurs ins Leben gerufen.1908 schließlich erhielt die Schule den Namen „Lehrerseminar“ mit einer drei-jährigen Studienzeit. Um die Zeit wurde für das Seminar auch das Schulgebäude errichtet, während man ein Internat erst 1926 im ehemaligen Fabrikkrankenhaus baute.In den 1930er Jahren vergrößerte sich die Zahl der Studenten sehr stark. Zur Zeit meines Studienbeginns 1935/36 gab es 500 Bewerber. Die strengen Aufnahme-prüfungen bestanden aber nur 180 von ihnen. Sie wurden auf die Kurse A, B, C, D, und V (Vorschulabteilung) verteilt. Die Kurse A, B, C, D und E bildeten Lehrer, die Vorschulabteilung Kindergärtnerinnen aus.Die Leitung der Bildungsanstalt lag voll-ständig in der Hand von Kommunisten – aus der Sowjetunion (Bunelik, Kas-persky), aber auch aus Deutschland (Bi-lik) und anderen Ländern.

Unsere Lehrer von 1935-1941 waren: Bu-nelik (Direktor), Emil Polle (Physik), Wo-dolaschtschenko (Russisch). Paul Peters (Naturkunde), Laut (Mathematik), Wol-demar Ekkert (Deutsche Literatur), Franz Lehn (gest. 1938, Deutsch), Koschmaj (Geschichte), Valentina Scheremetjewa (Ukrainisch), Demtschenko (Ukrainisch, ab 1939 Weltliteratur), Frau und Herr Noll (Methodik, Pädagogik), Iwan Saika (Kinderliteratur), Bagno (Kriegskunde), Frau Wernik (Literatur) und Pauls (Ma-thematik).Ich erinnere mich noch an viele Besonder-heiten meiner damaligen Lehrer. Lehrer Polle war sehr streng, aber gerecht. Lehrer Wodolaschtschenko galt als ausgespro-chen gutmütig; bei ihm lernten wir vieles auswendig, was wir auf Russisch noch nicht verstanden. Der Deutschlehrer Franz Lehn wunderte sich, dass es da noch eine Lehn gab. Die Lehns hatten sechs Söhne und eine Tochter. Sie hieß Lydia. 1993 be-suchte ich sie in Kanada.Im letzten Studienjahr war Woldemar Ek-kert (1910-1991), der zu den führenden sowjetdeutschen Literaturwissenschaft-lern gehörte, unser Deutschlehrer. Nach dem Krieg stand er mit vielen ehemaligen Studenten aus Chortitza im Briefwechsel.Über den großen und wuchtigen Ukrai-nischlehrer Demtschenko mussten wir oft lachen. Seinen Spitznamen „Tobto-ho-rasd“ (etwa: „zum soundsovielten Mal“)hatte er sich wegen der ständigen Wieder-holung dieses ukrainischen Wortes selbst zuzuschreiben.

1948, schon als Lehrerin, bekam auch ich wie alle Deutschen in der UdSSR einen Spitznamen ab: „Fritz-Faschist“. Er ver-schwand jedoch, nachdem die Schüler mich kennen gelernt hatten. Im Techni-kum hatte ich einen eher schmeichelhaften Spitznamen: „wandelnde Enzyklopädie“.Ich kenne immer noch einige Absolventin-nen der Pädagogischen Lehranstalt Chor-titza aus dem Jahr 1939: Helene Mandtler, geb. Ballau (B-Kurs), Sarah Sawatzky, geb. Renpenning (C-Kurs), und Elvira Rempel (A-Kurs).Zum Kreis der Absolventen von 1939 ge-hören übrigens auch Justina Degen, geb. Braun (E-Kurs), die am 25. März 2012 in Schleswig-Holstein bei beachtlich gu-ter Gesundheit 93 Jahre alt wurde, und der langjährige Redakteur von „Volk auf dem Weg“, Johann Kampen (90 Jahre, C-Kurs). Ein weiterer unseren Lesern bekannter „Ehemaliger“ des Chortitzaer Pädtechnikums war Dr. Herbert Wiens (1920-2010), mein Nachbar in Nikolai-pol (Ukraine). Er absolvierte in Chortitza 1936 die so genannte Arbeiterfakultät des Technikums und machte nach dem Krieg in Deutschland eine beachtliche Karriere bis zur Pensionierung als Rektor eines Gymnasiums. Darüber hinaus war er Vor-sitzender des Kulturrates und stellvertre-tender Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Und schließ-lich darf Julian Merling (1919-2002), der zu den Gründern der Landsmannschaft gehörte und das Technikum 1937 absol-vierte, nicht vergessen werden.

Erna Lehn

Erinnerungen an den Kurs deutscher Lehrerin Chortitza, Ukraine, 1939

Chortitza 1939: Abschlussfoto des Kurses III A des Pädagogischen Technikums. In der ersten Reihe die Lehrer (von links): Emil Polle, Wodolaschtschenko, Paul Peters, Laut (dahinter in der weißen Bluse Erna Lehn), Woldemar Ekkert, Koschmaj, Valentina Scheremetjewa, Hele-ne Noll, Iwan Saika, Bagno (dahinter im bunten Kleid Elvira Rempel), Fedor Fedorowitsch, Noll.

DIE VOLKSGRUPPE

41 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Abschied vom Studium 1939

Erna Lehn:Unsere Schlussfeier fand im großen Saal des Internats statt. Die Blasmusik spiel-te. Wir saßen an gedeckten Tischen und waren fröhlich. Dann wurde es mucks-mäuschenstill. Es wurden die Zeugnisse verteilt. Zum Schluss wurde auch noch eine Namensliste besonders glücklicher Absolventen verlesen. Sie durften auf Kosten des Technikums eine große Rei-se machen. Nach Moskau! Ich war dabei, meine Freude riesig.Die Fahrt sollte einen Monat später statt-fi nden. Wir waren pünktlich zur Stelle, fanden jedoch keinen, der zuständig ge-wesen wäre. Wir warteten und warten. Stundenlang. Einige Tage. Schließlich gingen wir auseinander. Traurig und ent-täuscht.

Sarah Sawatzky:Schon während mei-nes Studiums wurde mir eine Stelle ange-boten, weil eine Lehre-rin fehlte. Das war ein Glück für mich, denn ich lebte nur vom Sti-pendium, von dem ich auch noch etwas für die Zeit bis zum ersten Gehalt sparen musste.

Es wurden sehr anstrengende Monate; sechs Stunden Studium vormittags, vier Stunden Unterricht nachmittags in der 2. Klasse und abends Korrekturen und Un-terrichtspläne.Nach dem Abschluss warteten andere Prob leme auf mich: Mein Vater wurde als „Volksfeind“ verhaftet, und die Mut-ter starb am 10. August 1939. Doch ich schaffte es dank der guten Betreuung durch meine Tante und fuhr am 15. Au-

gust zu meiner neuen Arbeitsstelle. Die Tante konnte ich mitnehmen. Glücklich, wer so eine Tante hat!

Helene Mandtler:1938 musste ich das Pädtechnikum verlas-sen. Ich wurde einfach nach Hause geschickt, nachdem mir meine Mutter mitgeteilt hat-te, dass Vater verhaftet worden sei. Als ich das entsprechende Sch-reiben erhalten hatte, ging ich zusammen

mit einem anderen Studenten zum Direk-tor. Der sah ein, dass Sohn und Tochter nicht für die Taten ihrer Eltern verant-wortlich gemacht werden durften, und gab uns wieder die Papiere für ein weite-res Verbleiben an der Lehranstalt. Zu der Zeit waren aber bereits viele Studenten und Studentinnen abgereist und die freien Plätze von russischen und ukrainischen Studenten besetzt worden.Meinen Vater (und meinen Bruder) habe ich nicht mehr gesehen. Die Nachricht von ihrem Tod durch Erschießen erhielt ich erst Jahre später während des Krie-ges.

Johann Kampen:Ich konnte das Studi-um beenden, obwohl auch mein Vater 1938 verhaftet und erschos-sen worden war. Ich weiß nicht, wem ich das Glück zu verdan-ken hatte, den Gebeten meiner Mutter oder den beiden höchsten Instanzen der Lehrer-

bildungsanstalt Chortitza, Direktor Bune-lik und Lehramtsleiter Kaspersky, die so gerne mit mir Schach spielten. Oder hat-te man mich einfach vergessen, weil ich nicht im Internat lebte, sondern zu Hause unter der großen Eiche?Ich gehörte auch zu den Glücklichen, die nach Beendigung der regulären dreijähri-gen Studienzeit zwei Monate einen Son-

Anmerkung der Redaktion: Zum Pädagogischen Technikum in Chor-titza gibt es reichlich Literatur. Un-seren daran interessierten Lesern empfi ehlt die Redaktion als erste Lektüre das Heimatbuch 2000, I. Teil, Seiten 113-123 („Chortitza – die letzte deutsche Pädagogische Lehranstalt in der Ukraine“). Siehe Bücherangebot der Landsmann-schaft auf Seite 17 dieser Ausga-be.

Erna Lehn

Sarah Sawatzky

Helene Mandtler

Johann Kampen

derkurs als Lehrer der deutschen Sprache an nichtdeutschen Schulen mit den Noten „ausgezeichnet“ in Deutscher Sprache und „gut“ in Methodik des Deutschunter-richts absolvieren durften. Das ist eines der ganz wenigen Zeugnisse, die ich über den Krieg retten konnte.

Maria Görzen

Unsere Hände

Sei froh, wenn du gesunde Hände hast.Sie sind dir Freude, keine Last.Legst du sie in den Schoß,ist nicht viel los.

Hände sprechen ihre Sprache,verraten viel, wie etwaAlter und Stimmung,innere Ruhe und Unruhe,

Erregung, Schwäche und Anstrengung.Sie wirken gepfl egt oder abgemagert,weich oder hart.Hände können zärtlich streicheln,aber auch schlagen, zerstören und verletzen.

Wir schmücken sie mit goldenen Ringen.Hände können beschützen, stützen und trösten.Aber noch eins:Hände lassen sich auch faltenzum Gebet.

Herbst

Blätter lösen sich von den Bäumen,müde schweben sie der Erde zu.Der Herbst zeigte seine schönsten Farbenund holte seinen Zauber noch dazu.

Doch ist's vorbei.Die Blätter legen sich zur Ruh.Es ist kein Sterben,Warten ist's auf neues Leben.

Gewaltig endet so das Jahr,mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.Die bunten Wälder schweigen - wunderbar.Sie sind des Einsamen Gefährten

ZUM GEDENKEN

42 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Plötzlich und uner-wartet verstarb un-sere liebe OmaKATHARINAREICHERTgeb. Schönergeb. 14.8.1925 inLandau/Ukraine gest. 4.10.2012 inAltlußheim

Zu plötzlich kam die Todesstunde, gebrochen wird dein liebes Herz. Mein Gott, wie schwer war diese Stunde, wie unaussprechlich groß der Schmerz. Nun schlaf in Frieden, ruhe sanft und hab für alles Gute Dank.In stiller Trauer: deine Lieben.

Wir trauern um meine liebe Frau, un-sere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und UrgroßmutterERNA KOTKEgeb. Büschelgeb. 2.5.1927 inJost/Wolgagest. 25.10.2012 inStadtallendorf

Leg alles stille in Gottes Hände:das Glück, den Schmerz,den Anfang und das Ende. O Herr, gib ihr die ewige Ruhe,und das ewige Licht leuchte ihr.O Herr, lass sie ruhen in Frieden.Amen.In tiefer Trauer: dein Ehemann Fried-rich, deine Kinder Antonia, Richard und Otto mit Familien sowie deine En-kel und Urenkel.

Ganz still und ohne ein Wort gingst du von uns fort.Wenn wir dir auch Ruhe gönnen, ist doch voll Trauer unser Herz.

ELSE ARNOLDgeb. Neubauergeb. 30.4.1920 inAlexanderhilf/Odessagest. 4.10.2012 inKreuztal/Siegen-WittgensteinWir danken herz-lich allen Verwand-

ten, Freunden und Bekannten, die uns durch Wort, Schrift, Kränze, Blumen und Geldspenden ihre Anteilnahme auf vielerlei Art zeigten.Es ist tröstend zu wissen, dass unse-re Mutter, Oma und Uroma geschätzt wurde und nicht nur für uns unverges-sen sein wird.In tiefer Trauer, Liebe und Dankbarkeit: Herta und Otto Weiß mit Familie.

HELENAHEIDEBRECHTgeb. Wiensgeb. 21.3.1913 inLindenau/Ukrainegest. 4.11.2012 inLahrEin gutes Herzhat aufgehörtzu schlagen,

sie wollt‘ so gern noch bei uns sein.Gott hilft uns, diesen Schmerz zu tragen,doch ohne sie wird alles anders sein.In Liebe, Dankbarkeit und tiefer Trau-er: Sohn Viktor mit Nelli; Enkel Edu-ard, Elena und Artur mit Familien.Wir danken allen für die herzliche An-teilnahme.

In Liebe und Dankbarkeit nahmen wir Abschied von meinem herzensguten Mann, unserem liebevollen Vater und

OpaRALFVÖHRINGERgeb. 22.7.1947 inChaidarkan/Kirgisiengest. 17.10.2012 inNeustadt an derWeinstraße

Wir danken allen für die herzliche An-teilnahme an unserer Trauer.Im Namen der Kinder und Enkel: Mar-garete Vöhringer.

Zum 10-Jahres-GedenkenHILDA SCHICK, geb. Albrecht

geb. 12.5.1923 in Odessa/Ukrainegest. 21.6.2002in Großkrotzenburg/Hessen

Zum Jahres-GedenkenWALDEMAR SCHICK

geb. 25.8.1926 in Odessa/Ukrainegest. 19.11.2011in Großkrotzenburg/HessenNun schlaft in Frieden, ruhet sanft,in unseren Herzen bleibt ihr immer unvergessen.Sohn Eduard mit Ehefrau Maria sowie alle Verwandten und Bekannten.Nachträglich bedanken wir uns bei al-len Verwandten, Freunden und Bekann-ten für die herzliche Anteilnahme.

Zum Jahres-GedächtnisALEXANDERHOFFARTgeb. 11.2.1931 inBaden/Odessagest. 4.12.2011 inLudwigsburgAch, unser Vaterlebt nicht mehr,der Platz in unserem Haus ist leer.

Er reicht uns nicht mehr seine Hand,der Tod zerriss das schöne Band.Du warst im Leben so bescheiden,nur Pfl icht und Arbeit kanntest du.Mit allem warst du stets zufrieden,nun schlafe sanft in stiller Ruh.In Liebe und tiefer Trauer: Ehefrau Eva, alle Kinder und Enkel.Wir danken allen Verwandten, Freun-den für die herzliche Anteilnahme.

Zum GedenkenOSKARSCHATZgeb. 25.5.1929 inOdessagest. 28.10.2012 inBogenDu hast gesorgt,du hast geschafft,bis dir die Krankheit nahm die Kraft.

Wie schmerzlich war’s, vor dir zu stehenund deinem Leiden hilfl os zuzusehen.Wo du jetzt bist, da gibt es keine Schmerzen.Dort ist Freude, dort ist Licht.Du bleibst bei uns in unseren Herzen,vergessen werden wir dich nicht.In Trauer: Ehefrau Linda, deine Kin-der, Enkel und Urenkel.

Mannheim, Ludwigshafen,Frankenthalund UmgebungZum Tod ihrer geliebten Mutter und Schwiegermutter drücken wir unse-ren langjährigen Vorstandsmitgliedern Albert Göhring und seiner Ehefrau Ludmilla Göhring sowie den früheren Vorstandsmitgliedern Richard Holoch und seiner Ehefrau Ida Holoch, geb. Göhring, unsere aufrichtige Anteilnah-me aus.Wohl dem Menschen,der gelernt hat zu ertragen,was er nicht ändern kann,und preiszugeben mit Würde,was er nicht retten kann.

(Friedrich Schiller)Der gesamte Vorstand.(Wir haben diese Anzeige mit der Bitte um Entschuldigung für die bedauerli-chen Fehler in der vorigen Ausgabe wiederholt. Redaktion VadW)

ZUM GEDENKEN

43 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Weinet nicht an meinem Grabe,gönnet mir die ewige Ruh‘.Denkt, was ich gelitten habe,eh‘ ich schloss die Augen zu.

KLEMENTINEKUNZgeb. Kunz

geb. 21.8.1930 inSpeyer/Odessagest. 18.10.2012 inKarlsruheDer harte Kampfist jetzt vorbei,

von allen Schmerzen bist du frei. Nun hast du Ruh‘, uns bleibt der Schmerz.Schlaf wohl, du liebes Mutterherz.Nun schlaf in Frieden, ruhe sanftund hab für alles Liebe Dank. O Herr, gib ihr die ewige Ruhe,und das ewige Licht leuchte ihr.Herr, lass sie ruhen in Frieden.Amen.In Liebe, Dankbarkeit und tiefer Trau-er: deine Kinder, Schwiegersöhne, En-kel und Urenkel. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Verwandten, Freunden und Be-kannten für die Blumen, Kränze, Spen-den und die liebevolle Anteilnahme an unserer Trauer.

ALBERTRÖMMICH

geb. 7.4.1929 inWorms/Odessagest. 26.10.2012 inBührenDein gutes Herzhat aufgehörtzu schlagen,

du wolltest doch so gern noch bei uns sein.Wo du jetzt bist, da gibt es keine Schmerzen.Da ist Friede, da ist Licht.Du bleibst bei uns in unseren Herzen,vergessen werden wir dich nicht.In stiller Trauer: deine Frau mit Kin-dern, deine Geschwister mit Familien.

Backnang

Die Mitglieder der Ortsgruppe Back-nang der Lands-mannschafttrauern um unseren Ehren-vorsitzendenHEINRICHFICHTNERgeb. am 26.9.1923

in Hoffnungstal bei Odessa, gest. am 17.10. 2012 in Maubach bei Back-nang.Heinrich Fichtner wurde im März 1975 Mitglied der Landsmannschaft, und gehörte dann als Schriftführer dem Vorstand der Ortsgruppe Backnang an, deren 1. Vorsitzender er 19 Jahre lang war. Er war Träger der goldenen Eh-rennadel der Landsmannschaft und wurde mit dem Ehrenteller der Großen Kreisstadt Backnang ausgezeichnet.Der Vorstand.

Dein Lebenund Deine Träume haben kein Ende,nur eine Wende...

Unsere Mutter und OmaLEA SCHLEICHERgeb. Petersongeboren am 27. De-zember 1921 in Din-kel an der Wolga, ist am 21. November 2012 gestorben. Sie erinnerte sich oft an

ihre durch die Deportation 1941 ver-lorene Heimat, an die schweren Zeiten in den Zwangsarbeitslagern, sang uns Lieder über Wolga, Heimat und Kind-heit vor, die oft traurig klangen. Trotz-dem spendete sie uns durch ihre Liebe und Aufmerksamkeit auch unheimlich viel Freude am Leben.

Die Vorfahren unserer Mutter kamen aus Hessen und Holstein nach Dinkel an der Wolga und lebten dort als Ackerbauern. Oft erzählte sie uns über die schönen Fel-der und Gärten, die meist fern vom Dorf in der Steppe angelegt wurden. Aber auch über raue Zeiten.Als die kleine Lea 1921 geboren wurde, war ihre Mutter schon das zweite Mal verwitwet. Später wuchs sie im Hause des Großvaters Hölzer auf, wo sie früh das Lesen lernte – die Bibel war Pfl ichtlektü-re; bis zu ihrer letzten Stunde hatte sie die

alte Bibel mit Eintragungen über alle ihre Vorfahren bei sich. An eine andere Bibel, die in den Wirren des II. Weltkrieges ver-schollen ist, erinnerte sich unsere Mutter oft, sie sei „selbst von Dr. Martin Luther“ signiert gewesen.Nordkasachstan war ihr Verbannungsort, dann folgte die Zwangsarbeit im Ural. Dort heiratete sie nach dem Krieg unse-ren Vater Josef Schleicher. Sie bauten ein Haus in Mias, bevor sie 1959 in die Al-tairegion umsiedelten, wo alles wieder mit einem „Häuslebau“ begann. Vier Töchter und zwei Söhne haben unsere Eltern groß-gezogen.2007 ging unser Vater aus dem Leben, jetzt folgte ihm auch die Mutter. Einen alten Baum verpfl anzt man nicht – die El-tern sind drüben geblieben, und wir (fünf von sechs Kindern) sind nach Deutsch-land gegangen. Die Mutter konnte ihre Heimat Wolga nie vergessen, das leidvol-le Schicksal hatte sie teilweise verbittert. Aber wir haben niemals ein grobes Wort von ihr gehört; wenn nicht ein Lächeln ihr Gesicht erhellte, dann strahlten ihre Au-gen Freude und Wärme aus. So bleibt sie bei uns auch in Erinnerung – für immer.In tiefster Trauer widme ich ihr diese Zei-len:

Menschen ohne Träume sind wie blattlose Bäume –es gibt karge Stämme und viele Äste.An die grünen Sommerkleider erinnert nichts,und auch an den goldenen Herbst. Falten im Gesichtsind sichtbar,Wunden im Herz –dagegen nicht.Winter mit Schnee oder ohnehat im Frühling sein Ende.Ewiges Leben für Menschen –ein Traum, der wie Sonne uns blendet,wird schneeähnlich schmelzen. Und alles mit ihm wird enden... Dein Leben hat für uns kein Ende,nur eine neue und traurige Wende,Wir zünden Kerzen an und beten für Dich, In unsren Herzen bleibst Du für unsdas leuchtende Licht...

Josef Schleicher im Namen von sechs Kindern und ihren Familien.

NACHRUF

44 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Ida Bender lebte und kämpfte für die Belange des Volkes –in Russland wie in Deutschland

Erst in der Juni-Ausgabe wurde in „Volk auf dem Weg“ eine Würdi-gung zum 90. Geburtstag von Ida

Bender veröffentlicht. Umso trauriger ist es, dass wir nur fünf Monate später um diese mutige und starke Frau trauern müssen. Ihr Leben gleicht dem Schicksal vieler Wolgadeutschen jener Generation, die infolge des Krieges allein wegen ihrer deutschen Nationalität 1941 zu Tausenden enteignet und nach Sibirien in Arbeitsla-ger verbannt wurden.

„Wir konnten nur träumen von schöner Jugend oder das bekannte, auf allen Fes-ten gesungene Volkslied singen. In der Trudarmee-Baracke am Jenissej haben wir abends oft deutsche Volkslieder gesungen, unseren Schmerz, unser Leid und unsere Sehnsucht mit Liedern gestillt“, erklärt Ida Bender die Titelwahl für ihr authenti-sches Buch, den 2010 im Geest-Verlag er-schienenen biografi schen Roman „Schön ist die Jugend... bei frohen Zeiten“.Sie wurde am 18. Juni 1922 im deutschen Dorf Rothammel an der Wolga geboren. 1940 absolvierte Ida die deutsche Mus-terschule Nr. 10 in Engels und begann ein Studium der Fremdsprachen in Lenin-grad. Der deutsch-sowjetische Krieg 1941 durchkreuzte ihre Pläne. Im Zuge der Deportation nach Sibirien landete sie in einem Arbeitslager im hohen Norden am Jenissej, wo sie beim Fischfang, Holzfäl-len und Holzfl ößen eingesetzt wurde.Nach dem Krieg lebte sie im Nord-Ural und in Kasachstan und arbeitete in allen möglichen Berufen - von Erzieherin über Fischerin, Holzfällerin, Lastenträgerin und Treidlerin im Krieg bis zur Näherin, Elektromontagearbeiterin, Lehrerin, Kor-respondentin, Übersetzerin, Klubleiterin und Moderatorin in friedlichen Zeiten.Seit der ersten Ausgabe der Wochenschrift „Neues Leben“ in deutscher Sprache in Moskau 1957 war Ida Bender ehrenamt-liche Korrespondentin des Blattes. Als 1964 die deutschsprachige Tageszeitung „Freundschaft“ in Zelinograd ins Leben gerufen wurde, arbeitete Bender dort als Übersetzerin. Nach der Rückkehr an die Wolga und ihrer Pensionierung engagierte sie sich als Mitbegründerin und erste Vor-sitzende des deutschen Klubs der „Neues-Leben-Leser“ in Kamyschin, der ersten deutschen Kulturstätte der Nachkriegszeit in der Sowjetunion.Der Titel ihres Romans „Meinem wol-gadeutschen Volke gewidmet“ war auch ihr Lebenscredo. Für die Belange dieses

Ida Bender

Volkes hat Ida Bender jahrzehntelang ge-lebt und gekämpft – in Russland wie in Deutschland. Ebenso wie ihr Vater, der bekannte russlanddeutsche Schriftsteller Dominik Hollmann (1899-1990), dessen literarisches und kulturelles Erbe sie em-sig pfl egte und verbreitete, hatte es sich Ida Bender zur Aufgabe gemacht, das Schicksal der Russlanddeutschen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Bei ihrer Auswanderung 1991 hatte Ida Bender in ihrem Handgepäck anstelle von Kleidung das Werk ihres Vaters mit nach Deutsch-land gebracht.Von Anfang an engagierte sie sich auch als Mitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland., trat bei Ver-anstaltungen der Ortsgruppe Hamburg mit Gedichten und Schwänken auf und erzählte bei der Wanderausstellung der Landsmannschaft als Zeitzeugin aus ihrem Leben. Immer wieder hatte sie Veröffent-lichungen in „Volk auf dem Weg“ und den Heimatbüchern der Landsmannschaft. Sie wirkte im Verein KEdR ("Kulturerbe der Russlanddeutschen") und der Hamburger Literaturgruppe mit.

Darüber hinaus hielt Ida Bender in den letzten Jahren Dutzende von Vorträgen, in Kirchengemeinden, vor dem Lions-Club und an der Universität Lüneburg. Als ihr bewusst wurde, dass die einheimische Be-völkerung Hamburgs nichts oder nur we-nig über das Schicksal der Russlanddeut-schen wusste, nutzte sie jede Gelegenheit, Aufklärungsarbeit zu leisten.Um professionell arbeiten und schreiben zu können, lernte sie noch im Alter von über 70 den Umgang mit dem Computer und gab in den letzten zehn Jahren im Selbstverlag einen Gedichtband sowie zwei Bände mit ausgewählter Prosa ih-res Vaters heraus. Außerdem ist in den Vereinigten Staaten eines ihrer Bücher in englischer Sprache erschienen - "The dark Abyss of Exile: a story of survival", eine Geschichte von Exil und Überleben.Unterstützung erfuhr sie stets von ihren Kindern Rudolf, Ludmila und Frieda und ihren Familien. In den 1990er Jahren trugen auch die Enkel Artjom und Juri zusammen mit der Großmutter Gedich-te von Dominik Hollmann vor, bei den Kulturtagungen der Wolgadeutschen in Büdingen und Kassel, bei Literaturveran-staltungen in Hamburg und bei anderen Gelegenheiten. Ihre Enkel waren auch die ersten Zuhörer, wenn sie ihnen über den Fischfang im Hohen Norden, das trostlo-se Hungerleben in den kalten Baracken und viele andere Begebenheiten ihres be-wegten Lebens erzählte. „Oma, du musst das alles unbedingt aufschreiben!“ – das Interesse der Enkel blieb für Ida Bender immer wieder Motivation, an einem Buch weiterzuarbeiten.

Die Redaktion von „Volk auf dem Weg“ spricht den Hinterbliebenen im Namen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland ihr tief empfundenes Beileid aus. Den Beileidsbekundungen schließen sich die Familien Amalia und Reinhold Zielke sowie Andreas Prediger an, die Ida Bender kannten und schätzten.

VadW

Alte Bibel gesucht!

Die SinN-Stiftung des Evang.-Luth. Dekanats Nürnberg ist auf der Suche nach einer alten Bibel für die Ausstellung „Einmal Russland, bitte!“.

Bitte wenden Sie sich, wenn Sie im Besitz von sehr alten Bibeln sind, anDr. Sabine Arnold (SinN-Stiftung)

Projekt "Heimat für Russland-Deutsche"Georgstraße 10, 90439 Nürnberg, Tel.: 0911-23991930

E-Mail: [email protected];[email protected]

NACHRUF

45 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Elvira Muth – ein Lebenfür die Musik und die Volksgruppe

Mit 90 Jahren ist die unter Russlanddeutschen bekannte Sängerin Elvira Muth am 20.

November 2012 verschieden. Sie ge-hörte zu den Zeitzeugen, die alle Schi-kanen der Kriegs- und Nachkriegszeit miterleben mussten. Und dennoch ließ sie sich nicht einschüchtern und fand einen Weg, ihr musisches Talent auch in den härtesten Zeiten für die Deutschen in der Sowjetunion zu entfalten.

Mit Musik und Gesang wuchs die 1922 in Grimm an der Wolga geborene Elvira Muth auf, in der Familie wurde viel ge-sungen und musiziert. Der Vater, Schul-meister in Grimm, spielte neben der Orgel auch Klavier und leitete einen Kirchen-chor, der sich im Hause Muth versammel-te. Neben klassischer kirchlicher Musik wurden im Elternhaus auch die bekannten deutschen Volkslieder gesungen.Bereits 1932 wurde die Familie Muth im Zuge der zwangsweisen Kollektivierung nach Kasachstan verbannt. 1941 folgte die Deportation in ein entlegenes kasachi-sches Dort, 1942 die Mobilisierung in die Arbeitsarmee und die Kommandanturauf-sicht in Kisel im Uralgebiet. 1947 konnten die Überlebenden der verstreuten Familie dort zusammenkommen.Es war für eine Deutsche damals alles an-dere als leicht, während der Kommandan-turaufsicht die Erlaubnis für eine Ausbil-dung zu erhalten. Erst nach langwierigem Papierkrieg gelang es Elvira Muth, 1950 ein Studium an der Musikfachschule Perm aufzunehmen, das sie 1955 erfolg-reich abschloss.Während ihrer berufl ichen Tätigkeit in Musikschulen, an der Oper von Tschelja-binsk und danach als Solistin an einigen Philharmonien in Kasachstan verlor Elvira Muth nie die Bindung zu ihren deutschen Wurzeln. Neben den Werken europäi-scher und russischer Klassiker gehörten zu ihrem Repertoire stets auch deutsche Volkslieder und Lieder russlanddeutscher Komponisten.In den 1960er bis Anfang der 1970er Jah-re kam es in Kasachstan nach den vielen Schweigejahren zu einer zögerlichen Wie-derbelebung der deutschen Kultur. Zwei deutsche Ensembles setzten hoffnungs-volle Zeichen. Es begann mit dem ehema-ligen Schauspieler des Deutschen Thea-ters in Engels (Wolga), Nikolai Baumann, der die Philharmonie Nowosibirsk ver-ließ, um sich der Mobilisierung russland-deutscher Kräfte für die Künstlergruppe in Kustanai zu widmen. Als Erste gewann

Elvira Muth

er dafür Elvira Muth, damals Solistin der Philharmonie Alma-Ata. Weitere Enthu-siasten kamen hinzu; 1960/61 gründeten sie das erste deutsche Berufsensemb le der Nachkriegszeit „Hand in Hand“ in Kusta-nai.Die Mitglieder des Ensembles zogen bei Frost und Sturm durch die entlege-nen Dörfer Kasachstans und wurden auf Schritt und Tritt bespitzelt, kontrolliert und begrenzt. Doch die Strapazen wurden gern in Kauf genommen, weil die Freude der deutschen Bevölkerung in den Dörfern riesig war. „Menschen, die in der Öffent-lichkeit jahrzehntelang kein Deutsch hör-ten, haben uns ständig – zu Tränen gerührt – tosenden Beifall gespendet. Nach den Konzerten wollten sich unsere Zuschauer bis spät in die Nacht von uns nicht tren-nen... Ich habe mich immer wieder davon überzeugen können, dass die Mutterspra-che und unsere Lieder den Landsleuten in schwersten Stunden Hoffnung und Trost spenden können”, so Elvira Muth.1968 wurde das deutsche Estradenensem-ble „Freundschaft“ in Karaganda gegrün-det, in dem Elvira Muth 1968-1970 als Solistin (Mezzosopran) mitwirkte. Einige Jahre war das Ensemble landesweit unter-wegs und erlangte große Popularität. Die Zuhörer des Deutschen Radios Alma-Ata erfreute die Sängerin ebenfalls mit ihren Liedern. Auch nachdem Elvira Muth in den Ruhestand getreten war, engagierte sie sich mit ihrer ganzen Erfahrung für die deutsche Laienkunst.Ab den späten 1980er Jahren erlebte die deutsche Laienkunst in Kasachstan und

anderen Regionen der Sowjetunion wie-der einen gewissen Aufschwung, der maßgeblich durch die Aktivitäten des Deutschen Schauspieltheaters gefördert wurde. 1988 gründete Elvira Muth in Se-mipalatinsk das deutsche Ensemble für Gesang und Tanz „Einheit”. Es bestand aus einem zweistimmigen Chor und einer Jugendtanz- und Kindermusikgruppe (ge-leitet von ihrer Tochter Ludmila Knaus). In der Kulturgruppe wirkten zuletzt etwa 50 Teilnehmer mit.Elvira Muth übernahm die künstlerische Leitung des gesamten Vereins und di-rigierte den Chor, in dem etwa zehn bis zwölf Frauen und Männer sangen. Es wur-den hauptsächlich deutsche Volkslieder gesungen, “Am Brunnen vor dem Tore”, “Im schönsten Wiesengrunde”, “Du, du liegst mir im Herzen” und viele andere.Das Ensemble bereiste viele Dörfer und Gebiete, wurde einige Male nach Alma-Ata eingeladen und veranstaltete in Semi-palatinsk ein Volkskunstfestival. Zuletzt wurde ihm der Titel “Volkskunstensem-ble” verliehen, die höchste Auszeichnung für ein Laienkunstensemble.Auch nach der Ausreise der Leiterin 1993 nach Deutschland existierte das Ensemb-le weiter; viele, die von Beginn an dabei waren, reisten ebenfalls nach Deutschland aus, andere kamen hinzu.Trotz der zunehmenden Freiheit, die eige-ne Identität in der Öffentlichkeit präsen-tieren zu können, war die Pfl ege der deut-schen Kulturtraditionen auch in der Zeit der Perestroika nicht unbedingt selbstver-ständlich. Hier nur ein Beispiel aus den 90er Jahren: Als Elvira Muth 1992 auf ei-nem deutschen Festival in Wolgograd das Lied "Es fl ießt die Wolga" singen wollte, das Johann Warkentin für sie übersetzt hatte, war der Regisseur des Galakon-zertes erbost und äußerte sich wie folgt: „Was hat das Lied mit dem Deutschen zu tun? Es enthält doch nicht ein Quäntchen deutscher Kultur."Seit 1993 setzte Elvira Muth ihren Dienst an der Musik und der Volkskunst in Deutschland fort. In Frankfurt/Oder hatte sie einen deutschen Chor ins Leben geru-fen und leitete die Ortsgruppe der Lands-mannschaft. Sie trat bei vielen Kulturver-anstaltungen auf und war auch bei den Kulturtagungen der Wolgadeutschen in Büdingen immer wieder gefeierter Gast.Im Namen der Landsmannschaft spricht die Redaktion von VadW den Hinterblie-benen von Elvira Muth ihr tief empfunde-nes Beileid aus.

Nina Paulsen

KIRCHE

46 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

Eine letzte Ruhestätte für Bischof Anton ZerrLiebe Landsleute,

im November 2011 habe ich mich im Auftrag von Familienangehörigen und Freunden des im Jahre 1932 in Selz ver-storbenen Bischofs Anton Zerr an Sie ge-wandt und gebeten, die Einrichtung einer Grabstätte für unseren Bischof fi nanziell zu unterstützen.Es haben sich 28 Familien gemeldet, die eine Summe von 2.030 Euro auf das Konto des HFDR überwiesen haben. Die Kosten für einen Grabstein und einen Metallzaun sind vom Bischöfl ichen Ordinariat Odes-sa mit 4.500 Euro veranschlagt worden. Einen Teil (etwa 500 Euro) versprach der Bischof von Odessa zu übernehmen. Die Seelsorge für die russlanddeutschen Ka-tholiken in Bonn (Visitator Dr. Alexander Hoffmann) beteiligte sich mit 1.000 Euro. Den Rest übernimmt der HFDR.Inzwischen haben es sich die Zuständigen aus Odessa jedoch anders überlegt: Statt eines Zaunes möchten sie den Weg zur und um die Grabstätte auspfl astern. Dafür bitten sie um weitere fi nanzielle Unter-stützung. Unser HFDR stellt erneut das Vereinskonto unter dem Stichwort „Bi-schof Zerr“ für weitere Spenden zur Ver-fügung. Das Konto lautet: 3643653, BLZ 76050101 bei der Sparkasse Nürnberg.

Hier sind die Namen derer, die uns bei der Spendenaktion für den Grabstein unter-stützt haben: 1. Josef Zerr, 2. Georg Zerr, 3. Johannes Wilhelm, 4. Johannes Der-zapf, 5. Anton Bosch, 6. Adela Gensch, 7. Alexander Dietrich, 8. Henriette Goene, 9. Johannes Jung, 10. Lydia Thomas, 11. Eduard Häuser, 12. Ida Zich, 13. Katha-rina Frank, 14. Reinhold Schindler, 15. Anton Wilhelm, 16. Michael Wanner, 17. Johannes Kunz, 18. Rafael Kaiser, 19. Barbara Enz, 20. Nina Singer, 21. Erich Stopl, 22. Lilli Buchholz, 23. Reinhard Uhlmann, 24. Albert Obholz, 25. Eduard Gelzenlichter, 26. Jakob Bastron, 27. Erna Malygin und 28. Merv Weiss aus Kana-da.

Noch einmal zur Biographie und zur Denkmalerrichtung für Bischof Anton Zerr: Bischof Antonius Zerr von Padua war der erste Bischof der Diözese Tiras-pol, der aus einer deutschen Kolonisten-familie stammte. Er wurde am 10. März 1849 in Franzfeld bei Odessa geboren. Seine Eltern waren Peter Zerr und Maria Zerr, geborene Braun. Im Alter von 13 Jahren kam er in das Knabenseminar nach Saratow. Anfang März 1872 wurde er zum Priester geweiht und zum Administrator

Die Grabstätte für Bischof Anton Zerr.

der Kirchengemeinde in Preuß (Krasno-polje) ernannt. Fünf Jahre später erhielt er das gleiche Amt in Katharinenstadt an der Wolga, gleichzeitig wurde er zum Dekan des nördlichen Bezirks der Wiesenseite ernannt. Im März 1883 ernannte ihn Papst Leo XIII. zum Weihbischof und am 18. Dezember 1889 zum Diözesanbischof mit Sitz in Tiraspol.In der kurzen Zeit seiner Tätigkeit als Bischof von Tiraspol weihte Zerr 20 Kir-chen und erteilte 80.000 Katholiken die Kommunion. Er war Mitgründer des Di-özesanblattes „Klemens“, das über das Leben seiner Diözese berichtete. Dank seiner loyalen Einstellung zum Zarenhof wurde er von Zar Alexander III. mehrfach ausgezeichnet.Im Jahre 1893 reiste er für sieben Wochen in den Vatikan und traf sich mehrmals mit Papst Leo XIII. und seinem Kardinal-staatssekretär.1917, nach der Verlegung des Sitzes der Diözese Tiraspol von Saratow nach Odes-sa, widmete sich Bischof Zerr der Ausbil-dung von Seminaristen und der religiösen Erziehung der Jugend.1924 reiste Bischof Zerr zur Beratung des tragischen Zustandes der Kirche in Russ-

land zum zweiten Mal nach Rom. Nach seiner Rückkehr wurde er vom KGB we-gen Spionage verfolgt und aus Odessa verbannt. Praktisch bis zu seinem Tod musste er seinen Wohnsitz oft wechseln und geheim halten.Seine letzten Jahre verbrachte er bei meh-reren Familien in Kandel im Kutschur-ganer Bezirk. Barbara Schmalz, geb. ?, versorgte ihn bis zu seinem Sterbetag am 15. Dezember 1932. Für diese Tätigkeit wurde sie 1937 verhaftet und erschossen. Auch Eva Sander (gest. 2004 in Selz) pfl egte Bischof Zerr bis zu seinem Ende.Seinem Wunsch entsprechend, wurde der Bischof in Selz in einer Grotte beigesetzt. In dieser Grotte waren schon zwei Pfar-rer beerdigt. Einer dieser Pfarrer hieß laut Aussage von Luzia Rissling Georg Riss-ling. Er starb 1919 auf der Krim, seine Leiche wurde von Luzias Vater nach Selz überführt.Die Grotte wurde kurz nach Bischof Zerrs Beisetzung geschändet. Aus dem Grab wurden der goldene Bischofsring und das Bischofskreuz gestohlen. Um weite-re Schändungen zu vermeiden, wurde der Sarg des Bischofs heimlich umgebettet. Der Platz wurde zunächst geheim gehal-ten und mit der Zeit ganz vergessen.Als Luzia Rissling 1992 nach Selz zurück-kehrte, begann sie mit der Suche nach dem Grab. Im Jahre 2010 stießen Totengräber zufällig auf eine Metallplatte mit einem Engelbild. Da ihnen die Gussplatte un-gewöhnlich vorkam und sie durch Luzia Rissling von dem Bischofsgrab wussten, benachrichtigten sie zuerst Luzia, danach den katholischen Bischof Bernatzki aus Odessa und später die Sicherheitsorgane.Der Sarg wurde geöffnet, Pfarrer Jann und Bischof Bernatzki stellten fest, dass sich im Sarg eine Leiche in Bischofskleidung und ein Kreuz aus Holz befanden.Bischof Bernatzki wollte den Sarg nach Odessa mitnehmen und dort neu bestatten, aber Luzia Rissling, die einzige deutsche Einwohnerin und Leiterin des Dorfmuse-ums in Selz (heute Limanskoje), schlug vor, hier eine Grabstätte für den Bischof und ein Denkmal für ihn und alle ehema-ligen Deutschen dieses Dorfes zu errich-ten.Mit Spendengeldern wurde am 25. Sep-tember 2012 ein Denkmal aufgestellt und vom Bischof aus Odessa eingeweiht. Nach 80 Jahren bekam unser erster Bischof aus einer Bauernfamilie seine verdiente Ru-hestätte. Michael Wanner, Vorsitzender des Historischen Forschungsvereins der Deutschen aus Russland

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47 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

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Zum Tagesseminar „Finanzmanagement und Buchhal-tung in gemeinnützigen Vereinen“ in Fürth (Bayern) hatte die Landsmannschaft ehrenamtliche Multipli-

katoren, Vorsitzende, Kassenwarte und Kassenprüfer der Landsmannschaft und anderer Organisationen eingeladen.

Das Seminar fand am 11. November in den Räumlichkeiten der Ortsgruppe Fürth statt und wurde durch das Bundesministerium des Innern aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundes-tages gefördert.Im Laufe der Tagung setzten sich die Teilnehmer aus mehreren bayerischen Ortsgruppen mit aktuellen Informationen in steuer-rechtlichen Fragen auseinander. Außerdem wurden allgemeine Themen des Vereinsrechts behandelt und im Erfahrungsaus-tausch diskutiert.Dr. Ludmila Kopp, Bundesgeschäftsführerin der Landsmann-schaft, erklärte anhand von konkreten Beispielen, Statistiken und Tabellen „Grundfragen der Vereinsfi nanzierung“ mit dem Schwerpunkt auf Finanzmanagement und Buchhaltung.Schritt für Schritt arbeiteten sich die Teilnehmer durch den komplexen Stoff. Was ist ein Verein? Kann die Ortsgruppe ein eingetragener Verein sei? Was versteht man unter der Rechtsfä-higkeit der Gliederungen? Welche Vorteile und Konsequenzen

hat die Gemeinnützigkeit? Woher kommt die Finanzie-rung? Was passiert mit den Mitgliedsbeiträgen? Welche Finanzierungsbereiche sind wichtig für die Landsmann-schaft?Diese und viele andere Fra-gen wurden an praktischen Beispielen erläutert und in den anschließenden Diskus-sionen weiter vertieft.Waldemar Axt (München), berufener Bundesreferent der Landsmannschaft, ging auf „Versicherungstechni-sche Aspekte der eingetra-genen Vereine“ ein. Dabei standen Themen wie Absi-cherung von ehrenamtlichen

Mitarbeitern, versicherte Risiken oder problematische versiche-rungsrelevante Veranstaltungen im Mittelpunkt. Auch hier wur-de die Thematik durch zahlreiche Fragen der Teilnehmer aus ihrer Praxis zusätzlich vertieft und verdeutlicht.Im Rahmen des Seminars wurden außerdem allgemeine Themen der Vereinsführung behandelt und positive Erfahrungen ausgetauscht. So berichtete Wladimir Seitz, Vorsitzender der Ortsgruppe Fürth, über die positiven Erfahrungen, die er in sei-ner landsmannschaftlichen Arbeit gemacht hat. Marina Stamer von der Ortsgruppe Fürth demonstrierte „Kassenführung am PC am Beispiel einer WISO-Vereinssoftware“.In der abschließenden Frage- und Antwort-Runde erhielten die Teilnehmer auf ihre Fragen qualifi zierte Antworten der Refe-renten. Und natürlich kamen auch weitere Erfahrungsberichte und der Meinungsaustausch nicht zu kurz. VadWMarina Stamer

48 VOLK AUF DEM WEG Nr. 12 / 2012

VOLK AUF DEM WEG erscheint monatlich, viermal im Jahr mit der Beilage "Heimat im Glauben". Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der Mitgliedsbeitrag von 30,- Euro ist laut Satzung am Jahresanfang für das laufende Kalenderjahr im Voraus zu entrichten.Verleger und Herausgeber:Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.Raitelsbergstr. 49, 70188 StuttgartTelefon: (0711) 1 66 59-0, Telefax: (0711) 2 86 44 13E-Mail: [email protected], Homepage: www.deutscheausrussland.deStuttgarter Volksbank AG, Konto-Nr.: 214758001, BLZ 600 901 00Herstellung: PD Druck AugsburgRedaktion: Hans Kampen, Nina PaulsenAlle Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit den Auffassungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der Re-daktion decken muss. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotos kann keine Haft- oder Rücksendepflicht übernommen werden.

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Raitelsbergstr. 49, 70188 StuttgartPostvertriebstück - E 6891 E - Entgelt bezahlt

„Verbandsmanagement und Fundraising“Multiplikatorenschulung in Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern

Ehrenamtliche Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter der Ortsgruppen Rostock, Stre-

litz, Waren und Röbel trafen sich vom 9. bis 11. November in Güstrow zu einer Multiplikatorenschulung zum Thema „Verbandsmanagement und Fundraising“.

Organisiert und durchgeführt wurde das Seminar von der Landesgrup-pe Mecklenburg-Vorpommern der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland mit der Vorsitzenden Luise Breider, die von den Landesvorstands-mitgliedern Waldemar Birich, Natalja Heinz, Svetlana Lopatin sowie Roman und Johanna Kaschapow unterstützt wurde.Da die Multiplikatorenschulungen des Jahres 2011 eine große Resonanz unter den Teilnehmern gefunden hat-ten, standen auch 2012 die Themen-schwerpunkte Finanzen, Organisation und Management im Mittelpunkt vieler landsmannschaftlicher Schulungen. Und so war auch das Seminar „Verbandsma-nagement und Fundraising“ in Güstrow ein Qualifi zierungsangebot für die in den Gliederungen tätigen Landsleute aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.Luise Breider führte die Teilnehmer in die Inhalte des dreitägigen Seminars ein. In der Kennenlernrunde stellten die Orts-gruppen ihre Erfahrungen und Aktivitäten in humorvoller Form mit Gesang, Tanz oder Rezitation vor. Auch beim Kommu-nikationstraining unter dem Motto „Sitten und Bräuche der deutschen Kultur hierzu-lande und der mitgebachten Kultur“ mit Johanna Kaschapowa lernten die Teilneh-mer einander auf kreative Art und Weise kennen.Am zweiten Tag standen Verbandsma-nagement und soziale Verbandsarbeit mit Rosa Emich, Mitglied des Bundes-vorstandes der Landsmannschaft, auf der

Gruppenbild mit den Teilnehmern der Schulung in Güstrow.

Tagesordnung. Die Teilnehmer setzten sich mit Themen wie politische, rechtli-che und soziale Aspekte der Verbandsar-beit, Anforderungen an die Satzung und Verbandsordnung, Unterstützung der Verbandsarbeit auf kommunaler Ebene, Kommunikation im Verband und im Netz-werk sowie Gewinnung und Motivierung von Ehrenamtlichen auseinander.Svetlana Lopatin behandelte einen weite-ren Aspekt des Seminars, nämlich Finan-zierungsmöglichkeiten der Verbandsarbeit unter dem Begriff „Fundraising“. Bei der Frage „Wie fi nanziere ich meinen Ver-ein?“ ging es um Mitgliedsbeiträge, den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb, öffent-liche Zuwendungen, Stiftungen, private Sponsoren und Ausschreibungen.Beim Meinungs- und Erfahrungsaustausch und der anschließenden mehrstündigen Diskussion, die bis in die Nachtstunden dauerte, setzten sich die Mitglieder mit den Themen des Tages auseinander.

Am dritten Tag wurden die Inhalte des Seminars in themenorientierter Gruppen-arbeit vertieft. In der Gruppe „Öffentlich-keitsarbeit“ stellte Natalja Heinz die Aus-stellung der Ortsgruppe „Deutsche aus Russland gestern und heute in Rostock“ vor. In der Gruppe „Finanzen und Ab-rechnung“ wurden praktische Übungen für Kassierer angeboten, von den Aufga-ben des Kassenwarts über Kassenbericht und Kassenprüfungsbericht bis hin zum Inventarverzeichnis sowie der Aufschlüs-selung der Kosten und Einnahmen. In der Gruppe „Gewinnung von neuen Mitglie-dern“ berichtete Waldemar Birich über seine Erfahrungen bei der Motivierung von Ehrenamtlichen.Zum Programm gehörten außerdem ein Stadtrundgang, eine Besichtigung des Museums Schloss Güstrow und eine Be-sichtigung der Oase „Gesund und fi t in Güstrow“, und auch ein geselliger Abend durfte nicht fehlen. VadW


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