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visdp#240

Date post: 26-Mar-2016
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Magazin für Medienmacher
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# 240 25. Mai 2012
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# 24025. Mai 2012

Das offizielle Bild zu Mark Zuckerbergs Hochzeit, veröffentlicht einen Tag nach dem Facebook-Börsengang, der längst die Anwälte beschäftigt, sieht wie zu-fällig aufgenommen aus. Total nett im Grunde, echt sympatisch. Erst bei ge-nauerem Hingucken fällt die perfekte Ausleuchtung auf, die Reflexionen der

Blitzanlage auf den Blättern. Dies ist nicht einfach ein Hochzeitfoto – es han-delt sich dabei um ein Instrument der Propaganda einer Weltmacht und steht in einer Reihe mit Putin beim Lachsfi-schen oder Bush im Kampfpiloten-Out-fit. Es ist langsam wirklich Zeit, dass wir uns abmelden..C

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Liebling der Woche

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Die Woche 3

MAX erscheint künftig einmal im Jahr. Statt Oliver Wurm und Alexander Böker verantwortet Nikolaus Albrecht (GLA-MOUR) die diesjährige Ausgabe, die sich der Stadt Berlin widmen soll.

Montag 21.5.2012Gewinner der Woche

Dieter Bohlen

weil „DSDS Kids“ ein komplettes Quoten-Desaster war und auch die letzte DSDS-Staffel nicht mehr gut lief.

Es deutet sich also endlich ein Ende der

Ära Bohlen mit ihren jugendzerset-

zenden Tendenzen im deutschen Fernsehen an. Sie hat auch lange genug gedauert.

Warren Buffettweil der 81-jährige Finanzinvestor und Großaktionär der WASHINGTON POST, der sein Geld selten aus dem Fenster hinauswirft, gerade 63 amerikanische Lokalzeitungen gekauft hat. Offenbar glaubt Buffett, dass Zeitungen auch im amerikanischen Markt, wo die Lage noch dramatisch schlechter ist als in Deutschland, eine wirtschaftliche Zukunft haben.

Verlierer der Woche

Dienstag 22.5.2012

Die Gewinner des Theodor-Wolff-Preises:

Kommentar/Glosse/Essay: Harald Mar-tenstein – „Der Sog der Masse“, DIE ZEIT

Lokales: Lars Fischer – „Ein gefundenes Fressen“, WÜMME-ZEITUNG, und Philip Cassier – „Eine Dosis jüdisches Penizillin“, BERLINER MORGENPOST

Allgemeines: Alexander Gorkow – „Ein anderes Leben“, SÜDDEUTSCHE ZEI-TUNG, und:Volker Zastrow – „Wie Ken den Kopf verlor“, FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG

Die Woche4

Das klingt, als ob jemand endlich ver-standen hätte, was im deutschen Fern-sehen fehlt und deswegen seit Jahren illegal konsumiert werden muss: ame-rikanische Serien, aktuell, in HD, auf deutsch und englisch, mobil auf Tele-fon und Tablet oder auf dem Fernseher. Gibt‘s seit gestern: SKY ATLANTIC heißt der neu gestartete Sender mit dem Claim „The Home of HBO“. Genau: da, wo Harald Schmidt kommen wird. Nachteil: Ein entsprechendes SKY-Paket kostet 34 Euro im Monat.

Mittwoch 23.5.2012

gestern 25.5.2012

Zitat der Woche

„Bei einem Durchschnitts-alter von 61 Jah-ren trifft ein sol-cher Film unser Publikum nicht unvorbereitet.“ ZDF-Intendant Thomas Bellut, 59, über einen Sterbehilfe-Film. Mit diesem nicht unlustigen Scherz handelte er sich Kritik ein.

Zahl der Woche

Die WAZ stampft ihre in vielen Jahren und mit viel Aufwand etablierte Mar-ke DER WESTEN ein. Künftig gibt es wieder getrennte Marken für die Regio-nalzeitungen WAZ, WESTFALENPOST, WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU, NRZ und ISERLOHNER KREISZEITUNG, auch wenn unter der Haube dasselbe steckt.

5.000Mal kam schon „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bei RTL. Die Seifenoper hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass billiges Fernsehen hochwertig aussehen kann und ein tägliches Format und Qua-lität kein Widerspruch sein müssen.

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Lothar Matthäus (1) ist seinem Eindruck nach ein Unverstandener. Sein wahres Ich und sein rastloses Leben zwischen Fußball, Frauen und Fernsehen hat er für VOX als Doku-Soap abfilmen lassen. Der Sender ist vom Ergebnis offenbar nicht so besonders überzeugt, denn der Sende-platz am Sonntag um 23:15 Uhr (ab 24. Juni) ist abgelegen. Lothar: „Ich bin überzeugt, dass es gewisse Dinge gibt, die man mir gar nicht zutraut.“ Fo

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nabeKaren Schmied (2) heißt die Nachfolgerin

von Stefan Warbeck beim RBB-Jugendra-dio FRITZ. Warbeck hatte seinen Job im Herbst nach einer Dampfplauder-Affäre mit Antisemitismus-Vorwürfen um FRITZ-Moderator Ken Jebsen abgegeben.

Derweil geht Wilhelm Matejka (3), der Chef des RBB-KULTURRADIOS auf eige-nen Wunsch in Ruhestand. Ein Nachfol-ger ist noch nicht bekannt.

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be Kai Pflaume (4) springt ein Mal für Bar-bara Schöneberger als Co-Moderator von Hubertus Meyer-Burckhardt bei der „NDR Talk Show“ ein. Und zwar am 8. Juni.

Katja Balzer (5) wird im Sommer neue Chefin des Boulevardmagazins „Mainto-wer“ vom HR. Vorgänger Frank Böhm wird Leiter der „Hessenschau“.

Neuer Chefredakteur für die Fachzeit-schrift BERGSTEIGER: Michael Ruhland (6) folgt auf Andreas Kubin, der am Ende des Jahres in Ruhestand tritt.

Anz

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War‘s das, Oskar?

Anz

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Am Flughafen Saarbrücken drängelten sich Horden von TV-Teams, als würde gleich George Clooney landen. Es war aber nur Oskar Lafontaine, der aus der Maschine von Air Berlin geklettert kam. Er genoss die Aufmerksamkeit, aber irgendwie mischte sich auch ein Hauch Wehmut in die Szenerie. War‘s das jetzt mit der Ära Oskar? Worüber sollen wir nun schreiben? Nur über Sahra Wagen-knecht? Frau Kipping?

Vieles deutet darauf hin. Seit sich sein einstiger Blutsbruder Gregor Gysi am Montag gegen ihn gestellt hatte, war klar, dass der Saarländer gegen den Ost-Block keine Chance hatte. Was im allgemeinen Röttgen-Gegreine ja völlig untergegangen ist: Auch Lafontaine hatte schallend verlo-ren. Die Linkspartei war in Nordrhein-

Westfalen aus dem Landtag geflogen.Über-all sonst im Westen bröselt dieser traurige Haufen ebenfalls vor sich hin, außer viel-leicht an der Saar. Das ist vor allem Lafon-taine zuzuschreiben, der nicht mehr zieht, der nicht mehr überdecken kann, dass das gesamtdeutsche Projekt Links wenig zu bieten hat: kein attraktives Personal, keine spannenden Themen, keine Kultur, bei der man dabei sein möchte.

Linkspartei riecht vor allem im Westen ziemlich stark nach alten grauen Anzü-gen, nach andauerndem Gemäkel, gern auch aneinander, aber bestimmt nicht nach klugen politischen Lösungen.

Was hat Oskar Lafontaine uns hinterlas-sen? Vor allem Trümmer. Als Kanzler-kandidat ist er im Einheitsjahr 1990 kra-

Lafontaines Abschied, wenn es denn einer war, war schrecklich leise. Kein Feuerwerk und Beben, stattdessen scheinbar Einsicht in die eigene Macht-losigkeit. Ob man Oskar mochte oder nicht: Er wird weniger den Parteien als dem Medienbetrieb fehlen.

von Hajo Schumacher

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chend an Helmut Kohl gescheitert, als Co-Pilot hat er Gerhard Schröder acht Jahre später ins Kanzleramt gehievt, um ihn sieben Jahre später von dort zu vertrei-ben. Mit Gregor Gysi hat er eine ähnliche Fahrgemeinschaft gebildet: Gysi für den Osten, Oskar für den Westen. Damit ist es vorbei. Wie so oft im Dunstkreis von Oskar Lafontaine wucherten Streit und Intrigen und Machtkämpfe und Eitelkei-ten, die fast immer in einem barbiehaften „Mimimi“ endeten. Das war in der SPD so, jetzt darbt die Linke. Politisch nicht gerade erfolgreich, medial dafür umso spannen-der. Diese fortwährende Spannung zwi-schen durchaus treffenden Analysen, bril-lanter Rhetorik und zugleich unbändiger Zerstörungswut bei maximaler Sprunghaf-tigkeit ist ziemlich einzigartig.

Lafontaine ist der Deisler der deutschen Politik. Der Mann, den viele für ein Jahr-hunderttalent hielten, hat nichts Größe-res geschafft als ein paar Monate Bundes-finanzminister. Dann trollte er sich. Mit dem Unterschied wohl, dass Deisler dem

Vernehmen nach ein verlässlicher Zeitge-nosse ist, der ernsthaft krank war.

Oskars Abschied, wenn es denn einer war, war schrecklich leise. Kein Feuerwerk und Beben, stattdessen scheinbar Einsicht in die eigene Machtlosigkeit. Womöglich aber ist das alles wieder nur eine Finte, weil er nun seine herzallerliebste Fern-lenkwaffe Sahra in den Kampf um den Vorsitz schicken kann? Oder er spekuliert darauf, dass sich die Linkspartei im Bun-destagswahlkampf 2013 zerlegt und über-nimmt den Haufen dann? Wahrschein-lich weiß er es selbst noch nicht.

Vor drei Jahren hat sich Oskar Lafontaine schon einmal verabschiedet, relativ leise, wegen einer Krebserkrankung. Gut mög-lich, dass er ruhiger ist seitdem. Vielleicht muss er sich nicht mehr alles antun. Es war nicht immer leicht mit Lafontaine, aber oft unterhaltsam und zuweilen tra-gisch. Ob man ihn mochte oder nicht: Er wird weniger den Parteien als dem Medi-enbetrieb fehlen.

www.albrechts-patisserie.de

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IGE

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