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Universität Wien: 100 Jahre Pharmazeutische Chemie

Date post: 27-Jan-2017
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Nachrichten aus der Chemie| 62 | Mai 2014 | www.gdch.de/nachrichten 585 BGesellschaft Österreichischer ChemikerV I Im Rahmen einer Festveranstal- tung Ende Jänner 2014 im großen Festsaal der Universität Wien wurde es deutlich, welche Entwicklung die Arzneimittelforschung in den letzten 100 Jahren genommen hat. Früher stand das chemische Experiment am Beginn der Wirkstoffsuche, heute hat das Modellieren am Computer sei- nen Platz eingenommen. Gehen wir auf eine Zeitreise. Wie es vor 100 Jahren begann I Einer der verdienstvollsten Ver- treter dieses Faches, Univ.Prof. DDr. Wilhelm Fleischhacker, gab einen Rückblick auf seine vier Vorgänger Jo- sef Herzig, Franz Faltis, Franz Vie- böck, Matthias Pailer am Institut für Pharmazeutische Chemie an der Uni- versität Wien. Josef Herzig studierte Chemie in Wien und qualifizierte sich durch Auslandsaufenthalte bei August Wil- helm von Hofmann in Berlin und Ro- bert Wilhelm Bunsen in Heidelberg für eine wissenschaftliche Laufbahn. Seine kaiserliche und königliche- apostolische Majestät Franz Josef er- nannte Herzig am 30. Oktober 1913 zum ordentlichen Professor. Mit sei- ner Ernennung wurde zum ersten Mal die chemische Ausbildung von Pharmazeuten und Chemikern ge- trennt. Herzig war von 1913 – 1923 Vorstand des Institutes. Franz Faltis dissertierte als Chemi- ker bei Franz Wegscheider an der Univ. Wien, wurde nach Graz berufen und folgte 1923 einer Berufung als Extra-Ordinarius an das Pharmazeu- tisch-Chemisches Institut nach Wien. Kriegsbedingte Mängel mussten von ihm überwunden werden, damit die nach und nach frei werdenden Räu- me im Erdgeschoß des „alten chemi- schen Institutes“ in der Währinger Straße 10 in funktionierende Labors verwandelt werden konnten. Der erst 21-jährige hatte als Student im 6. Semester eine Publikation in der Pharmazeutischen Post mit dem Ti- tel „Über die Gruppe der Opiumalka- loide und die Konstitution des Berbe- rins und Morphins“ veröffentlicht und setzte später als Alkaloidfor- scher bei der Strukturaufklärung wis- senschaftliche Akzente. Seine Funkti- onsperiode dauerte von 1923 bis 1954. Franz Vieböck wurde 1954 Ordina- rius für pharmazeutische Chemie und blieb es bis 1971. Nach seinem Studium der Chemie in Graz habili- tierte er sich 1934 für dieses Fach. Vieböck vertrat die pharmazeutische Chemie in seiner vollen Breite und lieferte wesentliche Beiträge zur pharmazeutischen Analytik und zur Chemie der Naturstoffe. Zu seinen Leistungen als Analytiker zählen eine titrimetrische Variante der Zei- sel’schen Methoxylbestimmung. Er führte sie in eine Mikromethode über, die sich ideal für Gruppenbe- stimmung bei der Strukturaufklä- rung von Naturstoffen eignete. Vie- böck schuf einen Analysengang zur Erkennung von Arzneimitteln nach dem etwa 1000 Substanzen in kleinsten Mengen (ca. 10 mg) sicher nachgewiesen werden konnten. Matthias Pailer war ebenfalls Che- miker, dissertierte noch bei Prof. Späth, habilitierte sich im Fach orga- nische Chemie 1942 und war von 1971 – 1979 Ordinarius für pharma- zeutische Chemie. Sein wissen- schaftliches Werk reicht von Alkaloi- den, über die Bestandteile von Schie- ferölen bis zur Analyse der Zusam- mensetzung von Tabakrauch (Ben- zopyren, Amine, Nitrosamine) und Weihrauchbestandteile im Pyrroly- sat. Bleibende Verdienste hat sich Pailer um den Ausbau und die Mo- dernisierung des Instituts für Phar- mazeutische Chemie in Wien erwor- ben. Wilhelm Fleischhacker prägte durch seine außerordentlichen Fä- higkeiten als Forscher, Wissen- schaftsmanager und Lehrer die Phar- mazie in Österreich. Er war Ordinari- us für Pharmazeutische Chemie von 1979 – 1999 und hinterließ als De- kan der Formal- und Naturwissen- schaftlichen Fakultät (1991 – 1999) mit seiner Berufungspolitik bleiben- de Spuren. Seine wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkte galten dem Morphin, Benzodiazepin – Analoga Rückblick und Ausblick in die Zukunft dieses Faches der Chemie. Universität Wien: 100 Jahre Pharmazeutische Chemie Antrittsvorlesung Thierry Langer.
Transcript

Nachrichten aus der Chemie| 62 | Mai 2014 | www.gdch.de/nachrichten

585BGesellschaft Österreichischer ChemikerV

I Im Rahmen einer Festveranstal-

tung Ende Jänner 2014 im großen

Festsaal der Universität Wien wurde

es deutlich, welche Entwicklung die

Arzneimittelforschung in den letzten

100 Jahren genommen hat. Früher

stand das chemische Experiment am

Beginn der Wirkstoffsuche, heute hat

das Modellieren am Computer sei-

nen Platz eingenommen. Gehen wir

auf eine Zeitreise.

Wie es vor 100 Jahren begann

I Einer der verdienstvollsten Ver-

treter dieses Faches, Univ.Prof. DDr.

Wilhelm Fleischhacker, gab einen

Rückblick auf seine vier Vorgänger Jo-

sef Herzig, Franz Faltis, Franz Vie-

böck, Matthias Pailer am Institut für

Pharmazeutische Chemie an der Uni-

versität Wien.

Josef Herzig studierte Chemie in

Wien und qualifizierte sich durch

Auslandsaufenthalte bei August Wil-

helm von Hofmann in Berlin und Ro-

bert Wilhelm Bunsen in Heidelberg

für eine wissenschaftliche Laufbahn.

Seine kaiserliche und königliche-

apostolische Majestät Franz Josef er-

nannte Herzig am 30. Oktober 1913

zum ordentlichen Professor. Mit sei-

ner Ernennung wurde zum ersten

Mal die chemische Ausbildung von

Pharmazeuten und Chemikern ge-

trennt. Herzig war von 1913 – 1923

Vorstand des Institutes.

Franz Faltis dissertierte als Chemi-

ker bei Franz Wegscheider an der

Univ. Wien, wurde nach Graz berufen

und folgte 1923 einer Berufung als

Extra-Ordinarius an das Pharmazeu-

tisch-Chemisches Institut nach Wien.

Kriegsbedingte Mängel mussten von

ihm überwunden werden, damit die

nach und nach frei werdenden Räu-

me im Erdgeschoß des „alten chemi-

schen Institutes“ in der Währinger

Straße 10 in funktionierende Labors

verwandelt werden konnten. Der

erst 21-jährige hatte als Student im

6. Semester eine Publikation in der

Pharmazeutischen Post mit dem Ti-

tel „Über die Gruppe der Opiumalka-

loide und die Konstitution des Berbe-

rins und Morphins“ veröffentlicht

und setzte später als Alkaloidfor-

scher bei der Strukturaufklärung wis-

senschaftliche Akzente. Seine Funkti-

onsperiode dauerte von 1923 bis

1954.

Franz Vieböck wurde 1954 Ordina-

rius für pharmazeutische Chemie

und blieb es bis 1971. Nach seinem

Studium der Chemie in Graz habili-

tierte er sich 1934 für dieses Fach.

Vieböck vertrat die pharmazeutische

Chemie in seiner vollen Breite und

lieferte wesentliche Beiträge zur

pharmazeutischen Analytik und zur

Chemie der Naturstoffe. Zu seinen

Leistungen als Analytiker zählen eine

titrimetrische Variante der Zei-

sel’schen Methoxylbestimmung. Er

führte sie in eine Mikromethode

über, die sich ideal für Gruppenbe-

stimmung bei der Strukturaufklä-

rung von Naturstoffen eignete. Vie-

böck schuf einen Analysengang zur

Erkennung von Arzneimitteln nach

dem etwa 1000 Substanzen in

kleinsten Mengen (ca. 10 mg) sicher

nachgewiesen werden konnten.

Matthias Pailer war ebenfalls Che-

miker, dissertierte noch bei Prof.

Späth, habilitierte sich im Fach orga-

nische Chemie 1942 und war von

1971 – 1979 Ordinarius für pharma-

zeutische Chemie. Sein wissen-

schaftliches Werk reicht von Alkaloi-

den, über die Bestandteile von Schie-

ferölen bis zur Analyse der Zusam-

mensetzung von Tabakrauch (Ben-

zopyren, Amine, Nitrosamine) und

Weihrauchbestandteile im Pyrroly-

sat. Bleibende Verdienste hat sich

Pailer um den Ausbau und die Mo-

dernisierung des Instituts für Phar-

mazeutische Chemie in Wien erwor-

ben.

Wilhelm Fleischhacker prägte

durch seine außerordentlichen Fä-

higkeiten als Forscher, Wissen-

schaftsmanager und Lehrer die Phar-

mazie in Österreich. Er war Ordinari-

us für Pharmazeutische Chemie von

1979 – 1999 und hinterließ als De-

kan der Formal- und Naturwissen-

schaftlichen Fakultät (1991 – 1999)

mit seiner Berufungspolitik bleiben-

de Spuren. Seine wissenschaftlichen

Arbeitsschwerpunkte galten dem

Morphin, Benzodiazepin – Analoga

Rückblick und Ausblick in die Zukunft dieses Faches der Chemie.

Universität Wien: 100 Jahre Pharmazeutische Chemie

Antrittsvorlesung Thierry Langer.

und Arecolin. Wilhelm Fleischhacker

hat über 40 Jahre lang die Lehre in

der Pharmazeutischen Chemie ge-

prägt wie kein anderer (1. Vorlesung

im WS 1971, letzte Vorlesung im SS

2012). Seine Vorlesungen waren

stets auf aktuellstem Stand. Gerade-

zu legendär war sein Blick für struk-

turelle Analogien, schon in der Art

wie Formeln gezeichnet wurden. Er

war maßgeblich an der Planung, Er-

richtung und dem Umzug der Phar-

mazeutischen Institute in ein groß-

zügiges neues Institutsgebäude im

Jahr 1994 beteiligt. Fleischhacker

war übrigens der erste Pharmazeut,

der zum Ordinarius für Pharmazeuti-

sche Chemie berufen wurde.

Christian Noe war von 1999 bis

2012 Ordinarius. Er studierte an der

TU in Wien Chemie und an der Uni-

versität Wien Pharmazie und been-

dete sein Chemiestudium mit sub

auspiciis praesidentis. Später habili-

tierte er sich im Fach Organische

Chemie. 1991 folgte er einem Ruf an

die Universität Frankfurt als Profes-

sor für medizinische Chemie. Von

dort wurde er als Universitätsprofes-

sor für Pharmazeutische Chemie

nach Wien berufen. In seiner Laudati-

on betonte Univ.Prof. Dr. Gerhard

Ecker die visionäre Kraft von Christi-

an Noe, der beim Lesen von Publika-

tionen aus unterschiedlichen Fach-

gebieten sofort neue Ansätze ent-

deckte und sie für die eigene For-

schungstätigkeit nutzte. Unter sei-

ner Führung wurden zwei neue Pro-

fessuren geschaffen, nämlich für

Pharmakoinformatik und Pharma-

ceutical Sciences. Er war insgesamt

fünf Jahre Dekan an seiner Fakultät.

Seit 2009 ist Noe Chairman des

Scientific Advisory Boards der Inno-

vative Medicines Initiative.

Goldenes Ehrenzeichen für Univ.Prof. DDr. Wilhelm Fleisch-hacker

I Wilhelm Fleischhacker erhielt

vom Rektor der Universität Heinz

Engl und dem Dekan der Fakultät für

Lebenswissenschaften Horst Seidler

das goldene Ehrenzeichen der Uni-

versität Wien in Würdigung seiner

Verdienste als Dekan der Formal- und

naturwissenschaftlichen Fakultät

und als Ordinarius für Pharmazeuti-

sche Chemie. In seiner Laudatio un-

terstrich Univ.Prof. Dr. Ernst Urban

seinen unermüdlichen und vorbild-

haften Einsatz für die Forschung und

Lehre im Fachgebiet der Pharmazeu-

tischen Chemie.

Berufungen

I Heinz Engel sieht in den beiden

neuen Berufungen von Thierry Lan-

ger und Manfred Ogris einen wichti-

gen Schritt zur internationalen Aus-

richtung der Universität Wien auf

neue innovative Forschungsfelder.

Univ.Prof. Dr. Manfred Ogris

I Der gebürtige Kärntner Manfred

Ogris studierte an der Universität

für Bodenkultur in Wien, dissertier-

te am Wiener Biozentrum und etab-

lierte sich nach Forschungsaufent-

halten in UK als Forschungsgrup-

penleiter am Department für Phar-

mazie der Ludwig-Maximilians-Uni-

versität, München. Dort habilitierte

er sich 2009 in den Fächern Pharma-

zeutische Biologie und Pharmazeu-

tische Biotechnologie. Seit Oktober

2013 hat er die Professur für Phar-

maceutical Sciences am Depart-

ment für Klinische Pharmazie und

Diagnostik an der Fakultät für Le-

benswissenschaften der Universität

Wien inne. Seine Antrittsvorlesung

trug folgenden Titel: „Gentherapie:

vom gewagten Konzept zur klini-

schen Anwendung“.

Die Theorie klingt einfach: Man

bringt ein bestimmtes Gen dorthin,

wo es gebraucht wird, weil das Origi-

nal defekt ist, oder weil es eventuell

durch eine Mutation nicht mehr ab-

lesbar ist. „Für die praktische Umset-

zung gibt es noch viel Forschungsbe-

darf“, betonte Ogris, denn bisher

wurde in der EU erst ein Genthera-

peutikum (Glybera) über das zentrale

Verfahren zugelassen. Der Genvektor

Alipogen – Tiparvovec in Glybera

steht zur Behandlung des hereditä-

ren Lipoprotein-Lipase-Defizit zur

Verfügung, das eine Inzidenz von 1 /

Antrittsvorlesung Manfred Ogris.

586 BGesellschaft Österreichischer ChemikerV

Nachrichten aus der Chemie| 62 | Mai 2014 | www.gdch.de/nachrichten

Ehrung Prof. Wilhelm Fleischhacker v.l.: O. Univ.Prof. Dr. Horst Seidler Horst Seidler (Dekan der Fakultät für Lebens-

wissenschaften), emer. Univ.Prof. Dr. Wilhelm Fleischhacker, o. Univ.Prof. DI. Dr. Dr.h.c. Heinz W. Engl (Rektor der

Universität Wien). (alle Fotos: www.derknopfdruecker.com)

1 000 000 aufweist und unbehandelt

tödlich verlauft.

Ogris’ Forschungsvorhaben sind

der Tumor-Gentherapie gewidmet.

„Unsere neuen Tumortherapien ba-

sieren auf Nukleinsäure wie DNA

oder RNA bzw. auf makromolekula-

ren Trägersystemen. Dabei schleu-

se ich die Nukleinsäure in den Tu-

mor ein und nutze dort die geneti-

schen Unterschiede zwischen Tu-

mor und gesundem Gewebe, um

spezifische Therapien zu entwi-

ckeln“, erklärt Ogris. Mit Hilfe bild-

gebender Verfahren untersucht er

den farbmarkierten Wirkstoff im

Tumor: „Auf diese Weise können

wir am Bildschirm verfolgen, wo

und wie lange sich der Wirkstoff

festsetzt und wie er wirkt.“ Eines

der Ziele ist die Behandlung von

Metastasen über parenteral verab-

reichte Genvektoren, die im Blut-

strom zirkulieren und sich in Tu-

morzellen anreichern sollen, wo to-

xische Proteine Tumorzellen abtö-

tet. Das bedeutet, dass der Gen-

transfer in jede Tumorzelle erfol-

gen muss. Man setzt im Übrigen

auf die Kombination aller Verfah-

ren, d.h. Gen-, Strahlen- und Che-

motherapie. Das große Problem

liegt in der Heterogenität der Tu-

more: „Die Metastasen unterschei-

den sich vom Primärtumor kom-

plett, und so muss in jeder Behand-

lungsrunde ein neuer Wirkstoff he-

rangezogen werden. Denn der Tu-

mor ist ja nicht nur eine einzelne

Krankheit, sondern im Grunde vie-

le, die bloß unter einer Bezeich-

nung zusammengefasst werden“,

erklärt Ogris die größte Herausfor-

derung in der Krebsforschung.

Univ.Prof. Mag. Dr. Thierry Langer

I Nach dem Pharmaziestudium in

Wien, dissertierte Thierry Langer

1991 in medizinischer Chemie. Die

weitere wissenschaftliche Ausbil-

dung erhielt er an der Louis Pasteur

Universität Straßburg, von wo er

1992 an das Institut für Pharmazeu-

tische Chemie der Universität Inns-

bruck wechselte. Sein wissenschaft-

liches Interesse gilt ganz dem com-

putergestützten Design von Arznei-

mittelwirkstoffen. Er gründete z. B.

mit Kollegen die „Inte: Ligand Soft-

ware-Development and Consulting

Gmbh“. Seine guten Kontakte zur

Industrie brachten ihm 2008 ein An-

gebot von Prestwick Chemical,

Straßburg, als CEO und Präsident zu

fungieren. Mit sechs Jahren Indus-

trieerfahrung kehrte er nun im Ok-

tober 2013 als Ordinarius für Phar-

mazeutische Chemie nach Wien zu-

rück.

„Acadmic Drug Discovery: Eine realisierbare Vision?“

I Eine Arzneimittelentwicklung

dauert heute im Schnitt 12 Jahre und

kostet rund 1 Mrd. Dollar. Aus mehr

als 100 000 neuen Verbindungen

müssen jene 50 identifiziert werden,

von denen dann präklinisch und kli-

nisch ein bis zwei Kandidaten fertig

entwickelt werden, wobei die höchs-

ten Kosten in den letzten Entwick-

lungsstufen anfallen. Langer nannte

zum Vergleich Entwicklungskosten

anderer Bereiche:

• Automobile 0,5 – 2,5 Mrd. USD, je

nach Segment

• Flugzeuge: Airbus A 380 kostete

16,4 Mrd. USD, Boeing 787 13,4

Mrd. USD

Ein totaler Fehlschlag bei einer Neu-

entwicklung ist bei Autos und Flug-

zeugen auszuschließen, bei Arznei-

mittel hingegen durchaus möglich.

Dies war z.B. bei Rimonabant (Acom-

plia) von Sanofi-Aventis der Fall, das

drei Jahre nach der Einführung inter-

national die Zulassung verlor! Phar-

maforschung ist also ein riskantes

Geschäft.

Langer sieht in der Verkürzung der

frühen Phase der Wirkstoffsuche/

-adaption eine Möglichkeit Risiken

zu reduzieren und Entwicklungszeit

zu sparen. Sein Lösungsansatz ist das

computergestützte Design von Mo-

lekülen nach bestimmten Kriterien.

Dazu entwickelte Langer neue Me-

thoden wie die Anwendung von

Mustererkennungsalgorithmen zur

Verbesserung der Beurteilung von Li-

ganden-Rezeptorwechselwirkungen

und ein Parallelscreening für die Pro-

filierung von Wirkstoffen. Damit ge-

lingt ihm schon am Computer eine

Abschätzung der Bindungsenergie

zwischen Ligand und Rezeptor und

eine Vorhersage der Affinität und Se-

lektivität pharmakophorer Gruppie-

rungen im Molekül und damit der

Pharmakodynamik und -kinetik neu-

er Verbindungen. Mit seinen Metho-

den lassen sich sowohl Liganden, als

auch die Rezeptoren systematisch

verändern. Das Resultat ist eine be-

schleunigende und risikomindernde

Unterstützung der industriellen

Wirkstoffsuche mit den Mitteln der

Universität.

Alfred Klement

I Wir gratulieren zum Geburtstag

587BGesellschaft Österreichischer ChemikerV

Nachrichten aus der Chemie| 62 | Mai 2014 | www.gdch.de/nachrichten


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