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Umschau

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Umschau Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 14, No. 4 (Apr., 1913), pp. 143- 146 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30167363 . Accessed: 15/05/2014 06:44 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.101 on Thu, 15 May 2014 06:44:18 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 14, No. 4 (Apr., 1913), pp. 143-146Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30167363 .

Accessed: 15/05/2014 06:44

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

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IV. Umschau.

Vom Seminar. Der dritte Termin dieses Schuljahres begann am 1. April mit Verteilung der Zeugnisse. - Die Seminaristen beabsichtigen am 5. Mai einen dramatischea Abend zu geben zu Ehren des Alumnenvereins der An- stalt. Akademie, Hochschule und Se- minar wollen Mitte Mai einen Unter- haltungsabend veranstalten mit musi- kalischen, schauspielerischen und tur- nerischen Vortriigen. Hierdurch hofft man die Mittel zur Ausstattung einer Biihne zusammen zu bekommen.

Frl. Elisabeth Schilling, eine Abitu- rientin des Seminars und derzeitig Lehrerin des Deutschen an der High School zu Mayville, Wis., erhielt vor einigen Tagen yon der Staatspriifungs- behtirde von Wisconsin das unbe- schrinkte Staats-Lehrerzeugnis auf Lebenszeit zugesprochen. Damit ist das Seminar wiederum einen Schritt vorwiarts gekommen, indem die ge- nannte Behirde durch die Gewiihrung des Zeuguisses thre durch ihren Vor- sitzenden Herrn Prof. C. F. Viebahn gemachte Zusage, den Seminarabitu- rienten die gleichen Rechte wie denen der aenderen Lehrerbildungsinstitute zuteil werden zu lassen, wahr gemacht hat.

Direktor Griebsch und Professor Leo Stern, Assistenz - Superintendent der iiffentlichen Schulen und Mitglied des Verwaltungsrates des Seminars, well- ten in der Osterwoche in New York zur Teilnahme an der am 17. Miirz ab- gehaltenen ersten Generalversammlung des Seminaruterstitzungsvereins. ttber die Versammlung wird das Mai heft einen besonderen Bericht bringen. Hier sei nur bemerkt, dass die Besu- cher mit hoher Befriedigung wahrnah- men, welch grosser Teilnahme sich das Lehrerseminar seitens des Deutsch- tums New Yorks erireut. Unter der Fiihrung seiner deutschen Presse und der enthusiastischen Beihilfe der Leh- rerschaft sind dem Seminar eine gro- sse Anzahl von Freunden erstanden, die bereit sind, mit Rat und Tat seine Sache zu fiirdern. Unter den vielen Beweisen von Teilnahme sei besonders des Banketts Erwithnung getan, das der deutsche Pressklub von New York den Besuchern gab. Dnasselbe gestal- tete sich zu einem wirklichen Verbri- derungsfest dler beiden HIauptfaktoren

im deutschamerikanischen Kulturle- ben, der Presse mit der Lehrerschaft.

Ein iiberaus erfreuliches Ergebnis hatte der am 27. Mitrz 1912 begonnene Vertrieb der Schatzmarken des Lelhrer- seminars seitens der Vereinigten Deut- schen Gesellschafte von New York. Dank der unermtidlichen und wohl- iiberlegten Werbung seitens Dr. Fried- rich Grosses von New York war die erste Auflage von fiber 100,000 Marken vor Ablauf des Jahres vergriffen und es konnten nach Abzug aller Unkosten $717.23 an die Seminarkasse abgefiihrt werden. Nunmehr hat der Verein deutscher Lerer von New York ind Urngegend den weiteren Vertrieb der Marken tibernommen. Auch die Alum- nen des Seminars haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Verschleiss zu ftirdern, und es steht zu erwarten, dass in dem Unternehmen, das an den ein- zelnen nur ganz minimale Anforderun- gen stellt, dem Seminar eine stetig wachsende Einnahmequelle erstehen wird.

Die Versammlung des Departments der Superintendenten der N. E. A. fand am 26., 27. und 28. Februar in Phila- delphia statt und wurde von etwa 1200 Teilnehmern besucht. Unter den vie. len Ansprachen waren besonders die der Herren Finegan, McMurry und Hanus bemerkenswert, die sich mit der administrativen Selte unseres Schulsystems und dem Curriculum be- fassten. Dleses 1st nach der Melnung von Prof.. McMurry zu vielseltig in un- serer 5ffentllchen Schule, wiihrend der Unterricht selbst schablonenhaft ist. Als Pritisdent ftir das kommende Jahr wurde Herr Ben Blewitt gewiahlt.

Die Jahrhundertfeier in St. Louis.- In Verbindung mit dem 7. Konvent des Deutschamerikanischen Nationalbun- des in St. Louis soll im Oktober elne Jahrhundertfeier zum Andenken an die Vilkerschlacht bei Leipzig abge- ten werden, wozu die Vorbereitungsar- beiten jetzt scion in regem Gange sind. An der Spltze des Festaussehusses ste- hen Herr Adolphus Busch als Ehren- pritsident und Herr C. C. Buechel als Vorsitzender. Es ist en grossartiges Unternehmen, das der Lokalverband des Deutschamerikaniscen National-

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144 Monatshefte fiir deutsche Sprache wnd Piidagogik.

bundes aut sich genommen hat, ein Unternehmen, das viele Mtihe und Ar- belt und auch viel Geld kosten wird. Aber die Gelegenheit ist eine solche, wie sie sich eben nur alle hundert Jahre einmal bietet, und die Namen der Mainner, die an der Spitze des Un- ternehmens stehen, biirgen dafiir, dass der Erfolg ein gliinzender sein wird.

Frl. Lisette Herbig, die im Monat Februar in Tiffin, O., unter der Betei- ligung des ganzen Stsdtchens das 40- jichrige Jubiliium als deutsche Lehre- rin feierte, hat ihren Ehrentag nicht lange tiberlebt. Nach kaum vier Wo- chen ist die wackere, erfolgreiche Ju- genderzieherin einem Herzschlag erle- gen. Eines Morgens wurde Fr. Herbig tot in ihrem Bette gefunden. Ehre ih- rein Andenken!

rClc hlvorlage fiir fremdsprach lichen Unterricht in Nebraska aiqgelomme. Die jtingst an dieser Stelle erwizhnte Vorlage betreffs Einflihrung des fremidsprachlichen Unterrichts in den fiffentlichen Schulen Nebraskas ist nun von Senat dieses Staates angenommen worden. Der Wortlaut des Gesetzes ist wie folgt: ,,In jeder Hochschule, Stadtschule oder Metropolitanschule in diesem Staate, sollen die betreffen- den Behiirden solcher Schuldistrikte auf schriftliches Ersuchen, wenn min- mindestens drei Monate vor Herbst-Er- iffnung der Schule gemacht, seitens

der Eltern oder Vormiinder von fiinf- zig Schiilern, die dann solche Schulen in Klassen oberbhalb der vierten besu- chen, kompetente Lehrer anstellen und Sorge tragen fUr den Unterricht in derjenigen modernen europiiischen Sprache, als freiwilligen Unterrichts- Kursus in solcher Schule, oberhalb der vierten Klasse, die in der betreffenden Petition bezeichnet ist. Vorausgesetzt, dass in Elementar- oder .,Gradeschu- len" nicht mehr als ftinf Stunden pro Woche und nicht weniger als eine Pe- riode pro Tag auf das Studium irgend einer solchen modernen europiiischen Sprache verwendet werden sollen." Die Annahme dieses Gesetzes bezeich- net den grossen Erfolg einer jahrelan- gen Arbeit des Staatsverbandes von Nebraska. Diesem und vor allem sel- nen Beamten, wie den Herren C. A. Sommer, John Mattes Jr. und V. J. Pe- ter, ist von Herzen zu gratulieren.

Die Schrecken des Ostertornados von Omaha sind in der Presse des ganzen maha sind in der Presse des ganzen

Landes berichtet worden. Nie zuvor hat ein Wirbelsturm solches Elend ver- ursacht und solch ungeheuren Schaden angerichtet. Nahezu 200 Menschen wurden getfitet, tiber 400 verletzt und ein Sachschaden von iiber $8,000,000 angerichtet.

Dieses furchtbare Naturereignis ist in einem Ansichtswerk geschildert, das in Omaha erschienen ist. Das Werk ist wegen seines deutschen Textes be- sonders dazu geeignet, nach Deutsch- land gesandt zu werden. Da ein Teil des Ertrages dem Hilfsfonds zufliesst, mnichten wir es unseren Lesern beson- ders empfehlen. Der Preis des An- sichtswerkes betriigt 25 Cents, und Postporto 2 Cents das Stiick, nach dem Ausland 4 Cents. Man schicke seine Bestellung an die Omaha Tribiine, 1311 Howard Strasse, Omaha, Nebr.

on gress fiir alkoholfreie Jugender- zichlung. Erzieher und Xrzte stimmen darin tiberein, dass der Genuss geisti- ger Getritnke eine der schlimmsten Schidigungen des jugendlichen Orga- nismuus der geistigen Entwicklung und der Charakterbildung ist und dass die heranwachsende Jugend alkohol- frei bleiben sollte. Die Anschauungen und die tatsichlichen Verhiiltnisse in Deutschland entsprechen jedoch dieser Forderung keineswegs. Deshalb wurde fiir den 26., 27. und 28. Mirz 1. J. der erste deutsche Kongress fir alkohol- freie Jugenderziehung nach Berlin ein- berufen. Das reichhaltige Programm umfasst Vortrhige fiber die Gefahren des Alkoholgenusses fiir Kinder und die heranwachsende Jugend, den Stand des alkoholgegnerischen Jugendunter- richtes, die alkoholgegnerische Erzie- hung im Hause und den alkoholgegne- rischen Unterricht in den verschiede- nen Schulen endlich fiber Jugendpflege und Alkoholfrage.

Ein physiologisch - anthropometri- sche8 Laboratoriumn zur wissenschaft- lichen Erforschung der Leibesibungen lisst das K6niplich Bayerische Staats- ninisterim der Landesturnanstalt in

Miinchen angliedern. Es sollen Unter- suchungen und Messungen gelegentlich einzelner tibungen beziiglich der At- mung, der Herztittigkeit usw. gemacht werden. Ferner will man die Kandi- daten des nunmrehr eingerichteten zweijiihrigen Lehrganges anleiten, selbst solche Messungen an Schiilern vornehmen zu kinnen, um im Verein mit dem Schularzte einwandfreies Ma- terial zu gewinnen zur tieferen wis-

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senschaftlichen Begrilndung von Tur- nen, Spiel und Sport.

An der Wien er Universitit wurde ein Lehrstuhl fir Pidagogik allein ge- schaffen, das bislang ffir Philosophie und Psidagogik galt, und Dozent Dr. Friedrich Wilhelm Fiirster, der bis vor kurzem an der Ziiricher Polytechni- schen Hochschule gewirkt hat, ist fiir diese Professur berufen worden. Der neue Piidagogik-Professor ist 1869 als Sohn des bekannten Astronomen und Fihrers der deutschen ethischen Be- wegung geboren. In Freiburg i. Br. be- gann er seine akademische Titigkeit. Gemeinschaftlich mit seinerm Vater gab er von 1895 bis 1898 die Wochen- schrift ,,Ethische Kultur" heraus. Aus dieser Auffassung erwuchsen auch seine berihmten Schriften ,,Jugendleh- re" und ,,Lebenskunde", - iiber diese Gebiete hielt er in Ziirich als Dozent der Philosophie Vorlesungen. Diesen Schriften fehlt noch der katholische Hintergrund. Im Laufe der letzten Jahre bekamen aber seine Grundan- schanungen neue Akzente: die Autori- tiit, die Ehrfurcht und die Demut. Sei- nen geistigen Werdeprozess zeichnet die ,,N. Wiener Freie Presse" vom 22. Februar also: ,,Iin Laufe der Jabre ist Frster immer welter gegangen und hat die christlichen Ideale in katholi- scher Ausformung als ganz besonders wertvoll in den Vordergrund gestellt. Von Hause aus Protestant, hat er im- mer entschiedener eine religiise Stel- lung eingenommen, die ausgesprochen von katholischen Stimmungen beein- flusst wird. Diese Wendung vom Ethi- schen zum Religiisen hat kirchliche Kreise auf Fiirster aufmerksam ge- macht... .. Den schirfsten Ausdruck seiner jetzigen tiberzeugung enthlt das 1910 erschienene Buch ,,Autoritfit und Freiheit', das in schtrfstem Ge- gensatz zum Prinzip des modernen In- dividualismius und der freien For- schung auf die ungeheure Bedeutung der Autoritit, wie sie narnentlich im rimiscben Katholizismus ibre welthi- storische Organisation gefunden hat, hinweist."

Der seit 1897 bestehende Internatio- nale Schiilerbriefwechsel, den seitdem Prof. Martin Hartmann in Leipzig lei- tet, gewinnt immer mehr an Ausbrei- tung. Bisher haben 34,575 Schiller aus Deutschland und Deutsch - nsterreich um Adressen franzasischer, englischer und amerikanischer Korrespondenten gebeten. Im Jahre 1910/11 sind aus

dem deutchen Sprachgebiete 3181 An- meldungen eingegange, und zwar ent- fielen 1775 anuf Englisch und 1406 ant Franzisisch. Versandt wurden an Deutsche 2558 Adressen, und zwar 1916 englische und 642 franzisische.- Interessant ist folgende Stelle m ' ei- nem Berichte fiber den Int. Schiiler- briefwechsel: ,.Sehr drollig ist in den franziisischen Briefen die Waihrneh- inung, dass die dortige Jugend oftmals die Regeln nicht anwenden kann, mit denen sich unsere Schiler so arg pla- gen miissen. Die Verinderung des Partizip des Perfektums, der Plural auf aux und oux sowie die Stellung der Akzente scheinen ihnen nicht we- niger Schwierigkeiten zu verursachen wie unsern deutschen Kindern (dass die Korrespondenten englischer Zunge sehr oft ,,recieve" statt .,receive" schreiben, sei nur beilitufig erwithnt)."

Diienemark hat zweifellos den gebil- detste Bauernstand. Aus eigenem An- triebe haben die diinischen Bauern an 70 ,,Volkshochschulen" gegriindet. Sie werden jthrlich von etwa 10,000 jun- gen Bauern und Bauerntiichtern be- sucht. Jedes Dorf hat ein Vereinshaus, das im grossen Saale 6--800 Menschen fasst. Hier finden Vortriige statt und im Winter ausserdem Leibestibungen fiir die Jugend. Hand in Hand mit dem geistigen hat sich ein rascher wirtschaftlicher Aufschwung vollzo- gen. Ditnemarks vorziigliche Viehpro- duktion ist immer gr6sser geworden. Die Bodenbebauung ist die denkbar ra- tionellste.

China als Schulstaat. Vor einiger Zeit wurde im deutschen Reichstage an den Reichskanzler von nationalliberaler Seite die Anfrage gestellt, ob der Reichsregierung bekanut sei, dass in der neuen chinesischen Elementar- schulordnung die Bestimmung enthal- ten sei, dass in jeder hiheren Elemen- tarschule eine fremde Sprache, upd zwar in der Regel die englische, zu lehren ist; ob ferner der Reichskanz- ler gewillt sei, bei der chinesischen Re- gierung fiir eine Gleichstellung der deutschen Sprache mit der englischen einzutreten. Die Regierung war in der Lage mitzuteilen, dass bereits Schritte unternommen seien, die der deutschen Sprache die erwiinschte Beachtung si- chern sollen. Aus den Angaben ist zu ersehen, dass die chinesische Regie- rung ernst macht mit der Modernisie- rung der Schulen. Die junge republl- kanische Regierung hat ein Unter-

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Monatshkefte filr deutsche Sprache und Piidagogi.

richtsgesetz geschaffen, das in man- chen Punkten westlichen Staaten, die auf die Giite ihres 5ffentlichen Schulwesens mehr als nitig pochen, als Muster dienen kinnte. Die Schu- len gliedern sich in Niedere und H5- here Elementarschulen, die von den einzelnen Orten bzw. von den Kreisen zu unterhal ten sind. Die Provinzen haben fiir die Einrichtung und Erhal- tung der Mittel- und Fachhochschulen zu sorgen. Das Reich unterhiilt die Universititen. Das gesamte Schulwe- sen untersteht einem besonderen Un- terrichtsminister. In China ist die all- gemeine Volksschule durchgeffihrt,

denn jeder Chinese und jede Chinesin tritt ohne Unterschied nach Stand oder Geldbeutel mit dem vollendeten 6. Le- bensjahre in die Niedere Elementar- schule ein, die er vier Jahre hindurch besuchen muss. Mtisste das nicht un- serer konservativen Ersten Kammer zu denken geben. In der Niederen Ele- mentarschule wird unterrichtet in Ge- sundheitslehre, Rechnen, Chinesisch, Geschichte, Singen, Zeichnen und Handfertigkeit, fir Knaben Turnen, ftir Miidchen NTiihen und Sticken. Es wird Zeit, dass man seine Anschauun- gen fiber das riickstindige Chinesen- turm revidiert. K. F. M.

V. Vermischtes.

Stummes Unterrichten. Hieriber schreibt F. Gatze in der Allg. d. Leh- rerzeitung: Wie viel Erleichterungen kinnte sich der Lehrer dadurch ver- schaffen, dass er in Ausibung seines Amtes mehr schwiege! Da mahnt und warnt und droht er oft blindlings da- rauf los, da fragt, berichtigt, ergIinzt er ohne Wahl und Mass und vollfihrt mit alledem hiiufig Tlitigkeiten, die ei- nen unnatigen Aufwand von Kraft er- fordern, Anstrengungen zu ifberan- strengungen steigern und obendrein sein Wort entwerten. Statt dessen brauchte er Viertelstunden lang keinen Laut von sich zu geben und die Klei- nen ibten trotzdem im Chor, in Abtei- lungen oder einzeln den an der Wand- tafel stehenden Lehrstoff ein und die Grossen iusserten sich fiber die auf der Karte gezeigten geographischen Objekte, wenn er nur sie und sich ent- sprechend gewthnt hitte. Ein Klopfen fesselte dann die Aufmerksamkeit, ein Blick mahnte zur Sammlung, ein Hochziehen der Brauen kRIme einer Warnung gleich, ein Strecken des Kirpers verlangte straffere Haltung, ein Nicken oder Schtitteln mit dem Kopfe besagte Zustimmung oder Ab- lehnung, ein Hinwels auf einen An- schauungsgegenstand ersetzte eine Frage, eine Geste regte eine Ausspra- che an, kurz: das Wort ist in hundert Fillen vermeidlich, tiberfitissig, ja schldlich; ein anderes nattirliches oder einfach konventionelles Zeichen dient der Verstindigung und den Zwecken der Schule hiufig ebenso gut und nicht selten sogar besser; auch das stumme Unterrichten hat seine pil- dagogsche Bedeutung und Berechti-

gung. Freilich ist es nicht leicht, schweigen zu lernen, und den tempera- mentvollen Lehrer wird es besonders schwer ankommen. Es mag in der Schule geschehen, was will: Der Ein- druck driingt in der Regel zu einem sprachlichen Ausdruck. Da gilt es je- doch, das eigene Verfahren zu beob- achten, so scharf und objektiv wie das eines v5llig Fremden, festzustellen, wo entbehrliche Worte fallen, und dann bet Rihnlichen Anliissen in der Zukunft sich zu beherrschen. Selbstkritik und Selbstzucht missen also zuvor aufge- boten sein, ehe dem Erzieher in seinem Schweigen ein schitzenswertes fach- technisches Mittel zu Gebote steht. Dann aber ist es geradezu erstaunlich und doch auch wieder leicht zu begrei- fen, wie die Schiller dadurch beein- flusst werden. Vorher konnten sie ihre Blicke hierhin oder dorthin wenden, die Schallwellen erreichten das Ohr bei jeder Kopfdrehung, um in kriti- schen Momenten noch schnell eine kor- rekte Haltung zu veranlassen. Jetzt sind viele Zeichen ktirzer und nur mit dem Auge erfassbar, so dass sie ent- gehen, wenn dieses nicht auf den Leh- rer eingestellt wird. Vorher hrten die Kinder aus seiner Stimme seine Stimmung heraus und vermochten sich bequem und sicher danach zu richten. Jetzt dagegen wissen sie schwerlich sofort, was sie von seiner Geffihlslage halten sollen. Er kann ernst, er kann missgelaunt sein und das eine erheischt Respekt, das andere Vorsicht, beides jedenfalls Konzentra- tion. Wenn sie freilich dahinterkom- men, dass er zu sprechen geflissentlich vermeidet, und wenn dies ausserdem

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