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Umschau

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Umschau Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 13, No. 1 (Jan., 1912), pp. 23-26 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30167212 . Accessed: 17/05/2014 16:51 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.109.124 on Sat, 17 May 2014 16:51:30 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 13, No. 1 (Jan., 1912), pp. 23-26Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30167212 .

Accessed: 17/05/2014 16:51

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

http://www.jstor.org

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Umschau.

hiheren Schulen, und dasselbe gilt von der Elementar- und Mittelschule. Wenn bislang jemand ein Buch ftir die hiheren Schulen schrieb, resp. redigierte, war sein Hauptzweck, einen interessanten Text zu wlihlen, oder er schrieb, um sich prestige zu sichern, oder aus pekunit- ren Grtinden, und so haben wir denn ein Konglomerat von Lehrbtichern, einen Mischmasch, der weder Kopf noch Schwanz hat. Ich halte die Klemm'schen Leseblicher fr die beaten, welche wir in den Elementarschulen benutzt haben, und sie sollten jedenfalls herangezogen werden bei der Bearbeitung einer neuen Serie.

Ich bringe Prof. Dr. Holzwarth meine ungeteilte Anerkennung dar, weil er uns auf einen ibelstand aufmerksam mach- te, den zu beseitigen die ernste Aufgabe jedes deutschen Lehrers sein solite.

L. 3. A. Ibershoff. Saginaw, Mich., Dez. 1911.

Deutschland. *

Pestalozzibilder. elrn grossen D~eut sehen Rteiche vollIzieht sich auf geitigem Gebiete eine Wandlung von ungeahnter Bedeutung. och ist sie nicht zum Abschluss gekommen. Ihre

*) Wir kommen dem Ersuchen um Ab- druck dieses Anschreibens gern nach und wtlrden uns freuen, wenn es auch den erhofften Erfolg haben wirde. Wir erbieten uns, Bestellungen fiir die ange- botenen Bilder, namentlich auch Sam- melbestellungen zur Weiterbefhrderung antgegenzunehmen. D. R.

besten Streiter hat die deutsche Lehrerschaft auf den Plan gerufen und jeder Einzelmann ringt mit ihnen un die Palme des Sieges. Von keinem anderen Stande liisst sich der deutsche Lehrnmeister in seinem idealen Streben fibertreffen. Er steckt sich neue Ziele, findet neue Wege, urn die Kinder seines Volkes und somit das Yolk selbst vor- wlirts und aufwiirts zu ffihren. Er er- griff den Gedanken der Kunsterziehung mit Begeisterung, er steht mit an der Spitze derer, die um eine Ausdrucksku- tur sich bemithen. er sucht fir den er- ziehenden Unterricht durch die ,,Ar- beitsschule" nach tieferem und festerem Grunde der Volkssehule.

Aber solches Geistesringen und die harte Arbeit in der Unterrichtswerkstatt verzehren die Krlifte. Die Nerven vie- ler sind zerrilttet. Un sie gesunden zu lassen, plant die slchische Lehrerschaft die Errichtung eines eigenen Erholungs- heimes. Urn die Mittel aufzubringen, werden Pestalozzibilder verkauft, 2 Denkma.lsbildem und 1 Bmustbild.

Das kli Den kmalsbild in Lichtdruck (48 cm 64 cn) 1 ollr.

Das grosse Denkmalsbild in Lithogr. (65:9)8)=2- Dollar.

Ein Brustbild (65:75-3 Dollar. Wir bitten die werten Kollegen, von

diesen Pestalozzibildern reichlichen Ge- brauch zu machen. Die Abnahme jedes Bildes bedeutet die Lieferung eines we- sentl. Bausteines zu unserem Werke.

Heiersdorf b. Burgstldt, Deutschland, im Dezember 1911.

Reinhold Naundorf, Lehrer.

II. Umschau.

Vom Lehrerseminar, Einen schweren Verlust erlitt das Seminar durch den plitzlichen Hingang von A I- bert Wallber, dem langjiihrigen Se- kretitr des Vorstandes. Noch in der Mo- natsversammlung des Vollzugsausschus- ses am 12. Dezember waltete derselbe seines Amtes, und wohl niemand ahnte, dass schon eine Woche darauf die Mit- glieder der Behrde wfirden zusammen- treten mtlssen, um ihrer Trauer (iber den Tod ihres pflichttreuen Kollegen Ausdruck zu geben. In Albert Wallber ist ein echter Deutschamerikaner dahin- gegangen. Er war in seinem ganzen Fih- len und Denken deutsch geblieben. Und die deutsche Treue, die ungeschwicht in ihm wohnte, war die Triebfeder, die ihn

ebenfalls zu einem guten Btirger seines Adoptivvaterlandes machte, fir dessen Existenz er mit seinem Leben einzutre- ten willens war. In dem grossen Bftir- gerkriege war er Adjutant des 20. Wis- consiner Regiments, das sich in mehre- ren Schlachten auszeichnete. In Gettys- urg. geriet er in Gefangenschaft und schmachtete mit vielen Leidensgefiihr- ten monatelang im Libby-Gefingnis. Er war einer von denen, die sich durch die kflihne Flucht durch einen selbstgegrabe- nen Tunnel retteten.

An (lem Gedeihen des Lehrerseminars und seiner Musterschule, der Deutsch- Englischen Akademie, nahm er lebhaf- ten Anteil: und die Geschichte beider Anstalten ist durch Jahrzehnte mit sel-

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Mionashcftie fuir deutsche Sprache itud Piddagogik.

nem Namen eng verkniipft. In den Jah- ren 1872 bis 1889 diente er den Vor- stande der Akademie als Sekretilr. Wiih- rend der darauffolgenden Jahre bis zum Jahre 1904 war er dessen Prisident. In den Vorstand des Seminars trat er im Jahre 1899, und er bekleidete das Amt des Sekretiirs bis an sein Lebensende. Obgleich er wenig vor der Offentlichkeit erschien, so erfiillte er seine Amtsoblie- genheiten mit der grtissten Pflichttreue und immer war er gern bereit, mit Rat und Tat beizustehen, wo man seiner be- durfte. In seiner Versammlung am 19. Dezember gab der Vollzugsausschuss seiner Trauer fiber den Verlust in fol- genden Beschl1ssen Ausdruck:

,,Von tiefer Trauer erftillt sind wir, die Mitglieder des Vollzugsausschus- ses des Nationalen Deutschamerikani- schen Lehrerseminars, durch das uner- wartete Ableben von Albert Wallber. Noch ktinnen wir die Grtsse dieses so platzlich eingetretenen Verlustes nicht- erfassen. Noch vor wenigen Tagen hatte die gemeinsame Serge um das Wohl des Seminars uns zu ernster Ar- beit versammelt und heute milssen wir klagen um dasjenige Mitglied, das sei- nem Wesen entsprechend in stiller Weise unermfidlich und ohne Entgelt seit Jahren als Sekretilr unseres Ver- waltungsrates mehr als irgend ein an- deres Mitglied far das Institut, das unserer Sorge unterstellt ist, gewirkt und geschaffen hat. Sein echt deut- sches Empfinden, sein enthusiastisches Interesse fiir die Aufrechterhaltung deutschidealen Wesens hat er wie fir das Seminar, so auch in friiheren Jah- ren fur die Deutsch-Englische Akade- mie, deren Priisident er lange Zeit hin- durch war, bereitwilligst in den Dienst gestellt. Schwer wird die Licke zu fllen sein, die durch seinen Tod in den Reihen der Verwaltungsbeamten des Seminars entstanden ist. Aber nicht nur das Seminar, sondern vor allem das Deutschamerikanertum Mil- waukees hat in Albert Wallber einen Mann verloren, der durch sein ehrli- ches, opferwilliges Eintreten fitr ide- ale Zwecke ein bleibendes freundliches Gedenken verdient. Und dessen ist er unserseits sicher!

,,Wir beschliessen, diesen Ausdruck unserer Trauer unserem Protokoll einzuverleiben und eine Abschrift der Familie des Dahingeschiedenen zu tibermitteln."

Der Vollzugsausschuss far das Deutschamerikanische Lehrerseminar.

Adolph Finkler, Prilsident."

Das erste Tertial des Schuljah- res schloss am 22. Dezenber. Eine sch6ne Weihnachtsfeier, bei der auch Eltern und Freunde der Schiiler anwesend wa- ren, liess eine frohe Feststimmung in (her Anstalt entstehen. Eine Deklama- tion, Gesangsvortriige und zwei Auffiih- rungen - eine in deutscher und eine in englischer Sprache - bildeten den In- halt des Programms.

Schon am Abend vorher hatten die Schiller des Seminars unter sich eine kleine Feier, wobei eine Verteilung von Geschenken, die in mehr oder mil- der scherzhafter Weise gewisse Eigen- tiimlichkeiten des Beschenkten beleuch- teten, der Mittelpunkt des Interesses war.

Das zweite Tertial begann am 3. Januar mit einer etwas griisseren Schiilerzahl als das erste.

Am 11. und 12. Dezember besuchte Herr Dr. H. H. Fick als Vertreter des Prfifungsausschlsses das Seminar.

.Die Herren Prof. A. R. Hohlfeld und Prof. Otto Heller werden wohl im Laufe des Januars ihren Besuch abstatten.

Die von Herrn Lenz geleitete Sam m- lung fur das Deutschameri- k'anisch Lehrer seminar er- fuhr eine grosse FUrderung durch Herrn Adolphus Busch in St. Louis, der $5,000 zeichnete und ausserdem auch noch ver- sprach, ffir die Sache unter seinen Freunden und Bekannten perstinlich zu wirken. Das an Herrn Lenz gerichtete Schreiben des Herrn Busch spricht ffir sich selbst und es folgt darum hier im Wortlaut:

St. Louis, den 24ten November 1911. Sehr geehrter Herr Professor!

Laut mir gemachten Mitteilungen ha- ben Sie sich der lobenswerten Aufgabe unterzogen, filr die Aufrechterhaltung des ,,Deutschamerikanischen Lehrersemi- nars" in Milwaukee einen Fonds zu sam - meln.

Indem ich Sie zu diesem Unternehmen begliickwinsche, gestatten Sie mir zu sagen, dass ich es geradezu fiir eine Ehrenpflicht des Deutschtums der Verei- nigten Staaten halte, Sie darin zu un- tersttltzen und fiir den Fortbestand und die Vervollkommnung jenes herrlichen Bildungsinstituts Herz und Hand zu bffnen.

Diese Anstalt sollte der Stolz jedes Deutschamerikaners sein, und sie trotz ihres so segensreichen Wirkens verkfim- mern zu lassen, das darf und soll nicht sein. Durch die wachsende Gr~sse und Macht des alten Vaterlandes ist unser Ansehen als Deutschamerikaner zwei- felsohne gehoben worden, und als solche

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Umnschan.

haben wir nun die Verpflichtung. uns auf dieser erhihten Stellung durch ei- gene Kraft und inneren Wert zu be- haupten.

Wie konnte dies aber besser gesche- hen als durch reichliche und opferwillige Fiirsorge fuir eine Anstalt, die der Pflege deutscher Sprache und deutscher Kultur und Wissensehaft gewidmet und in der Tiat als das Gemeingut aller in Amerika lebenden Deutschen anzusehen ist?

Nur durch Bildung, glaube ich, kUnnen wir unsere Nachkommen befiihigen, den ihrer Zahl entsprechenden Einfluss auf den Werdeprozess dieser Nation auszu- fiben und deutschen Geist in dem Volke zu erhalten. Wir betonen immer mit viel schonen Worten unsere Liebe zu den deutschen Idealen, aber um die herrli- chen Giiter zu erhalten, die uns Mutter Germania auf den Lebensweg mnitgege- ben, dazu bedarf es meines Erachtens der Tat. der werktitigen Beihilfe jedes Einzelnen. Die Deutschen der Vereinig- ten Staaten sind als gute amerikanische Birger dem Lande ihrer Wahl treu cr- geben - das haben sie im Frieden wic im Kriege bewiesen.

Sie wissen aber auch, dass das ziihe Festhalten an ihrer Kultur und an ihrer freieren Lebensauffassung sowie die furchtlose Bettitigung ihrer Tugenden diesem Lande nur zum Segen gereichen kann, und desshalb laufen ihre Bestre- bungen den Pflichten gegen ihr Adoptiv- vaterland in keiner Weise zuwider.

Dies aber der Allgemeinheit klarzuma- chen, erheischt Klimpfe, die nur mit geistigen Waffen ausgefochten werden kinnen, und ich war stets der trberzeu- gung, dass das Milwaukeer Lehrersemi- nar ein wahres geistiges Arsenal fiir sol- che KIimpfe und daher, neben dem grossen Deutschamerikanischlen Natio- nalbund. eines der vornehmsten Mittel ist zur Erhaltung des Deutschtums und deutscher Kulturwerte in Amerika. Von dieser ttberzeugung beseelt, stelle ich Ihnen hiermit meinen persinlichen Bei- trag von $5000 zur Verfiigung, und hoffe, dass dieser Anfang alle bemittelten Deutschamerikaner anfcuern mage, ihr Scherflein zu diesem grossen und guten Zwecke beizusteuern. Das Lehrersemi- nar soil und muss uns erhalten werden!

Freundschaftlichst, Adolphus Busch.

Herrn Professor George J. Lenz, Milwaukee, Wisconsin.

Ein erfreuliches Zeichen fftr das In- teresse am Deutschen in diesem Lande ist die Tatsache, dass man in letzter Zeit in verschiedenen Stiidten sich ernst-

haft mit der Frage der Ein f i hrung des Deutschunterrichts in den Sffentlichen Sch u 1 en beschif- tigt. So kam sie zur Sprache in einer im Dezember abgehaltenen Sitzung des Schulrates von Lincoln, Neb., wobei Herr G. A. Sommer, der verdienstvolle Agitator des Staatsverbandes Nebraska in dieser Frage, die Grtinde wiederum vorbrachte, weshalb dieser Zweig des all- gemeinen Unterrichts eingeftihrt wer- den sollte. Er legte dann Schreiben von slimtlichen deutschen Pastoren, ohne Unterschied der Konfession, vor, worin der Sache in iiberzeugender Weise das Wort geredet wird. Superintendent Ste- phens hat sich bereits in einer friiheren Sitzung fur die Einffihrung des Deut- schen ausgesprochen und dementspre- chende Empfehlungen gemacht.

Auch in Altoona, Pa.. ist eine deutsche Klasse in den dortigen oiffent- lichen Schulen gebildet worden, der sich auch einige Lehrer angloamerikanischer Abkunft als Schuiler angeschlossen ha- ben. Um die Griindung dieser Klasse hat sich besonders der dortige Turnleh- rer, Herr F. Eger, verdient gemacht.

Was in den Volksbibliothe- k en gelesen wird, davon geben die Anschaffungen, die die Gesellschaft fiir Verbreitung von Volksbildung in Berlin im Laufe des letzten Jahres gemacht hat, ein einigermassen zutreffendes Bild. Die Gesellsehaft erwarb zur Vermnehrung ihres Biicherbestandes, besonders zur wveiteren Ausgestaltung der Wander- bibliotheken, unter anderm: Von Gang- hofer 3600 Ilijnde von Rosegger 1774 Blnde, von Freytag 1695 Binde, von Wilhelm Raabe 1680 Binde, von Auer- bach 1215 Biinde, von Storm 1086 Baln- de, von Sohnrey 1002 Blinde, von Ebner- Eschenhach 966 Blinde, von Frenssen 920 Binde, von Gottfried Keller 920 Binde, von Fontane 812 Binde, von Heer 595 Bande, von Rudolf Herzog 485 Bfan- de, von Sudermann 477 Blinde. Nimmt man an, dlass jeder dieser neii erworbe- nen Bitnde in den Bibliotheken 20mal ausgeliehen worden ist, so ergiht sich eine Benutzung dieser neuii erworbenen Binde: Ganghofer 72,000mal, Rosegger :6,000mal, Freytag 34,000mal, Raabe 32.000mal, Auerbach 24,000mnal, Storm 22,000mal, Sohnrey 20.000mal, Ebner- Esehenbach 20.000mal, Frenssen 18,000- inaln, Gottfried Keller 18.00Omal, Fon- tane 16,000mal. Heer 12,000mal, Ru- dolf Herzog 10.OOOmal, Sudermann 9,- 500-mal. Von den Wiesbadener Volks- bichern wurden imn TLaufe des .JTahres 64,135 Exemplare gekauft, fiur die sich

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Monatshefte fiir deutsche Sprache und Piidagogik.

eine Verleihungsziffer von 1,280,000 er- gibt. Aus der Teubnerschen Sammlung ,,Aus Natur und Geisterwelt" wurden 1,648 Binde erworben. Also auch das Bedtirfnis nach belehrender Literatur ist in den Volksbibliotheken recht bedeu- tend.

Das Jugendgericht Berlin hatte letztes Jahr 1834 Jugendliche (1408 Knaben, 426 Midchen) zu beurtei- len. Im Alter von 12 bis 14 Jahren wa- ren 209 Knaben und 34 Midchen; 14 bis 16 Jahre 337 Knaben und 104 Midchen, 16 bis 18 Jahre 862 Knaben und 288 Midchen. Die Vergehen betrafen Dieb- stahl (740), Unterschlagnng (153), Be- trug (51), Hehlerei (38) usw. Freige- sprochen wurden 424, Verweise erhielten 976, Geldstrafen 255, Freiheitsstrafen 217 Angeklagte. Ergab sich fehlende Einsicht, so erfolgte fberweisung an die Vormundschaftsbehirde.

Die amtliche Zulassung der Lateinschrift wurde entgegen dem Antrag der Kommission vom Reichstag gegen die Stimmen der Sozialdemokra- ten, eines grossen Teils der Freisinnigen und eines Teils des Zentrums abgelehnt.

Am 3. Oktober verschied in Bozen der Berliner Philosoph Wilhelm Dil- the y im Alter von 78 Jahren.

Ftir Dilthey war die Philosophie nie- mals eine starre, theoretische Spekula- tionswissenschaft; sie schien ibm un- trennbar von der Gesamtkultur. In sei- nen Werken zeigt er sich daher als Phi- losoph, Xsthetiker, Literaturforcher, Geschichtsschreiber zugleich. Nirgends in seiner Lebensarbeit hat er sich einzig und allein auf die Zuverlltssigkeit einer Erkenntnis durch den Verstand verlas- sen. Das Buch, das die Eigenart der Persgnlichkeit Diltheys am deutlichsten zeigt, das seine Kraft psychologischer Einftihlung und die Stiirke seiner Intui- tion am sch5nsten offenbart, ist das Buch: ,,Das Erlebnis und die Diehtung". Es bietet glnzende und eindringliche Charakteristiken Lessings, Goethes, No- valis', Hblderlins, und erweist, wie auch das freie Schaffen des Kinstlers psycho- logischen Gesetzen unterworfen ist. Filr die Entwicklung der Erziehungswissen- schaft ist Dilthey bedeutsam geworden durch jene gedankenschwere Abhand- lung: ,,Uber die M5glichkeit einer allge- meingtiltigen Pdagogik". In Ofberein- stimmung mit Herbart sieht Dilthey die Grundlage der PltIdagogik in der Ethik und in der Psychologie. ,,Nur aus dem Ziel des Lebens kann das der Erziehung

abgeleitet werden; aber dieses Ziel des Lebens vermag die Ethik nicht allgemein gtiltig zu bestimmen. Dies kann schon aus der Geschichte der Moral erkannt werden. Was der Mensch sei und was er solle, erfihrt er erst in der Entwick- lung seines Wesens durch die Jahrtau- sende und nie bis zum letzten Worte, nie in allgemein gtlltigen Begriffen, sondern immer nur in lebendigen Erfahrungen, welche aus der Tiefe seines ganzen We- sens entspringen. Dagegen hat sich jede inhaltliche Formel tiber den letzten Zweck des Menschenlebens als historisch bedingt erwiesen." ,,Was als Lebenside- al, als hiichstes Gut, sittliches Prinzip entsteht, ist ein Inhaltvolles, durch den ganzen Gehalt des geschichtlichen Le- hens bedingt: es ist historisch erwach- sen und historisch eingeschrilnkt." Und wie steht es um die Psychologie? ,,Ei- nige ftir die Pidagogik unentbehrliche Partien, wie die Lehre von den Geftihlen und denm Willen, sind bis jetzt einer strengeren wissenschaftlichen Behand- lung nicht zugiinglich geworden." ,,Aus dieser Stellung im Zusammenhang der Wissenschaft erkliirt sich das Schicksal der Pldagogik." (Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung.)

Ein Kindertheater in Buda- pest. Seit Mitte vorigen Jahres be- sitzt die an Theatern ziemlich reiche un- garische Hauptstadt auch eine Kinder- bihne, auf der richtige Ktinstler agie- ren. Das Theater verdankt seine Ent- stehung der Initiative einer Anzahl Leh- rer, die ihm in dem ,,Heim der ungari- schen Lehrer" eine Stiltte errichteten. Der Zuschauerraum fasst 450 Personen oder - besser gesagt - Persi5nchen. Slimtliches Hilfspersonal auf der Btihne und im Zuschauerraum, sowie in der mit 750 Kleiderrechen ausgestatteten Garde- robe und beim Buiffet rekrutiert sich aus -Lehrern und Lehrerinnen, die alle Ar- beit unentgeltlich, nur aus Begeisterung ftr die gute Sache, verrichten. Die aut zwei Stunden berechneten Aufftihrungen bieten eine reiche Abwechslung von Ern- stem und Heiterem und erhalten regel- missig ein kinematographisches Nach- spiel. Demnchst will man auch der Musik zu ihrem Recht verhelfen und zu- nichst das Mozartsche Liederspiel ,,Ba- stien und Bastienne" einstudieren. Die billigsten Eintrittspreise ermitglichen auch den weniger Bemittelten den Be- such des Theaters; fir die ganz armen Kinder wird einstweilen monatlich eine Gratisvorstaltung veranstaltet; spiter hofft man hlufiger unentgeltlichen Zu- tritt geben zu kinnen.

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