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Umschau

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Umschau Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 11, No. 9 (Nov., 1910), pp. 287- 291 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30167040 . Accessed: 15/05/2014 00:35 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.52 on Thu, 15 May 2014 00:35:05 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 11, No. 9 (Nov., 1910), pp. 287-291Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30167040 .

Accessed: 15/05/2014 00:35

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

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III. Umschau.

Robert Nix. t Nach langem und schmrnerzvollem Leiden verstarb amnt Mor- gen des 16. Oktobers der Erste Sprecher des Nordamerikanischen Turnerbundes, Robert Nix von Indianapolis. In ihm ist einer der Fiihrer des Deutschamerikaner- turns dahingegangen. Geboren am 1. Februar 1854 in Cleveland, kam er als zweijihriger Knabe nach New Ulm, wo er seine Schulbildung genoss, bis er die Universitit von Minnesota bezog. Nach Absolvierung derselben im Jahre 1880 bezog er die Universitiit zu Berlin und alsdann die zu Leipzig, wo er seine Stu- dien, namentlich naturwissenschaftliche, unter Helmholtz, Kirchhoff, Hertz, Du Bois-Reymond, Zirkel und Credner fort- setzte. Vom Jahre 1880 bis 1894 beklei- dete er den Posten eines Superintenden- ten der i5ffentlichen Schulen von New Ulm und wurde dann Leiter des deut- schen Unterrichts an den iffentlichen Schulen von Indianapolis. Nach dem Tode von Hermann Lieber im Jahre 1908 wurde er Erster Sprecher des Bundes- vorortes des Nordamerikanischen Tur- nerbundes, dessen Mitglied er war, seit- dem der Vorort nach Indianapolis ver- legt vorden war.

Robert Nix war eine vornehme, abgerundete und in sich abgeschlossene Persinlichkeit. Halbheit und Unklar- heit kannte er nicht. Mehr nach innen gekehrt, legte er das Haupt- gewicht seiner Tiitigkeit in den ihm naheliegenden Kreis; dort aber setzte er seine volle Kraft und Energie zur Durchffihrung seiner Pliine ein. Er empfand eine Abneigung dagegen, vor die Offentlichkeit zu treten, und er tat dies nur dann, wenn es ihm zur Errei- chung eines bestimmten Zieles notwen- dig erschien. Diesem Umstande ist es wohl auch zuzuschreiben, dass er den Bestrebungen des Lehrerbundes schein- bar fern stand. Dass er seiner tiberzeu- gung nach mit den Zielen des Bundes eins war. das bewies er gelegentlich der Tagung des Bundes in Indianapolis, die er zu einem grossen Erfolge gestaltete. Den damaligen Besuchern steht sicher- lich noch die sympathische und doch achtungsgebietende Persiinlichkeit des Verstorbenen in Erinnerung. DI)en dent- schen Unterricht in den jiffentlichen Schulen von Indianapolis erhob er zu grosser Blite. Seit seiner Verbindung mit dem Vororte des Turnerbundes iden- tifizierte er sich vornehmlich mit dem Ausbau des Turnlehrerseminars, das im

Jahre 1906 von Milwaukee nach India- napolis verlegt worden war. Er war die Seele dieser Anstalt, und was sie in den letzten Jahren erreichte, ist seiner Ti- tigkeit anzurechnen. Das Turnlehrer- seminar und der Turnerbund verlieren in Robert Nix eine Kraft, die nieht so leicht wird ersetzt werden kiinnen.

Vom Nationalbund. Von allen Seiten gehen Berichte ein iber veran- anstaltete Deutsche - Tagfeiern, uwn Zeugnis zu geben von der Riihrig- keit der Zweigvereine. Besonders feier- lich wurde der Deutsche Tag in Phila- delphia begangen, weil in Verbindung damnit das Denkmal fiir General Peter Miihlenberg enthiillt wurde. Zun ersten Male beteiligten sich an dieser Deutsch- amerikanischen Festlichkeit die Irliinder in grosser Anzahl, so der Ancient Order of Hibernians mit Fahnen und Musik, auch viele Amerikaner waren zugegen.

Zur Enthiillung des Steuben- den kmals, die am 7. Dezenber ds. Js. in Washington, D. C., vor sich gehen soll, ersucht der Nationalbund um starke Beteiligung seitens der deutschen Vereine. Um auf die Bundesregierung einen grossen Eindruck zu machen, sollte das Fest zu einer Massenwallfahrt der Deutschen Veranlassung geben. Die Vereine werden ausdriicklich gebeten, ihre Fahnen und Banner mritzubringen. Der Massenchor der Gesangvereine wird die folgenden Lieder singen: ,,Das ist der Tag des Herrn", ,,Das deutsche Lied", von Kalliwoda, und das ,,Star Spangled Banner".

V o m Lehrerseminar. Die erste Versammlung des litera- ris chen Vereins trat am 18. Okt. zusammen und erwihlte die folgenden Beamten fiir das beginnende Jahr: Vor- sitzerin, Frl. Flora Filtzer; SekrettlArin, Frl. Margarete Landwehr; Schatzmei- sterin, Frl. Elsa Greubel. Am Abend des 29. Okt. wurde ein Halloween - Krlinz- chen veranstaltet.

Z ur Erinnerung an Fritz Reuter hailt der Lehrerverein von Milwaukee im Anschluss an die Staats- kanvention der Wisconsiner Lehrer eine Feier im grossen Saale des Seminars ab, wozu auch Edna Fern ihre Mitwirkung zugesagt hat.

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288 Monatshefte fiir deutsche Sprache und Piidagogik.

Am 11, 'ovember trifft Ernst v. Wo 1 z o g e n, der bekannte Schriftstel- ler, mit seiner als Dichterin, Kiinstlerin und besonders als Vortragsmeisterin von Volksliedern bekannten Gemahlin, Elsa Laura, in Amerika ein zu einer Vor- tragsreise, die er auf Einladung und im Auftrag der ,,Germanistischen Gesell- schaft" unternimmt. Auch uns steht das Vergniigen bevor, die Gisste in Milwau- kee begriissen zu kdnnen.

Die Regeln, nach denen das vom D e u t s ch e n Schulverein in Cle veland gestiftete Stipendium fiir das Seminar vergeben werden sollen, wurden in der Generalversammlung des Vereins wie folgt festgestellt:

Das Stipendium wurde gestiftet, um talentvollen, jedoch unbemittelten Schti- lern Gelegenheit zu geben, sich ftir den deutschen Lehrerberuf vorzubereiten.

Die Untersttitzung betrisgt $250 pro Jahr.

Um ein maiglichst gutes Material zur tiberweisung an das Lehrerseminar zu erhalten, sind folgende Bestimmungen getroffen worden:

1. Bedingung fiir Erwerbung der Un- terstiitzung ist erfolgreicher Abgang des Bewerbers von einer Hochschule und Vollendung des 16. Lebensjahres.

2. Bewerber haben sich zu einem zweij~ hrigen Besuch des Seminars zu verpflichten.

3. Bewerber haben sich vor einer Priifungsbehrde einer miindlichen und einer schriftlichen Priifung zu unterzie- hen; - die letzte umfasst

a. Deutschen Aufsatz, b. Englischen Aufsatz,--die erstere a. Oibersetzung aus dem Englischen in

das Deutsche; b. Deutsche Grammatik. Die Aufgaben werden von der Fakul-

tiit des Lehrerseminars zusammenge- stellt.

4. Die Prtifung wird sogleich nach Schluss der Hochschulen im Juni jeden Jahres von einem Komitee, bestehend aus dem Supervisor des deutschen Un- terrichts, einem Hochschullehrer, einem Grammarschullehrer und je einem Ver- treter der deutschen Presse und des Deutschen Schulvereins vorgenommen. Dies Komitee wird alljiihrlich von der Exekutive des Deutschen Schulvereins erwiihlt.

5. Die Zuerkennung der Untersttitzung liegt nach Abstattung des Berichts des vorgenannten Komitees in Hiinden des Deutschen Schulvereins.

6. Bewerber verpflichten sich, eine in Cleveland ftir sie offene Stellung anzu- treten.

7. Bewerber haben ausser dem Ab- gangszeugnis ihrer Hochschule ein Cha- rakterzeugnis seitens deren Prinzipals und ihres deutschen Lehrers beizubrin- gen.

8. Bewerber haben sich einer Airztli- chen Untersuchung zu unterziehen.

9. Bewerber haben folgenden Fragebo- gen zu fiillen:

a. Voller Name: b. Geburtsdatum: c. Geburtsort: d. Gegenwirtige Adresse: e. Namen der Eltern: f. Deren Adresse: g. Deren Heimat: h. Beruf des Vaters: i. Beruf der Mutter (wenn verwit-

wet): k. Wenn ein Vormund vorhanden,

dessen Namen, Adresse und Be- ruf

1. Verpflichten Sie sich zur Erftil- lung der vorstehenden Bedingun- gen

Auf Punkt 2 und Punkt 6 wird be- sonders aufmerksam gemacht.

(Unterschrift des Bewerbers.)

(Datum.) Anmeldungen f2r die Bewerbung kn-

nen jederzeit an den korrespondierenden Sekretwr des Deutschen Schulvereins, Max A. Silz, 2016 Willowdale Ave., ge- richtet werden.

Die Exekutive des Deutschen Schulvereins.

Zu den erfreulichen Erscheinungen der deutschamerikanischen Bewegung gehirt ohne Zweifel auch die krtftige Bemtihung des Stadtverbands und des deutschen Schulvereins von Cleveland, 0., Herrn Hermann Fellinger, den eifrigen Verfechter deutscher Be- strebungen, bei der bevorstehenden Staatswahl in die Legislatur zu wiihlen. Er hat sich die besondere Auf- gabe gestellt, daftir Sorge zu tragen, dass dem deutschen Sprachunterricht in den Volksschulen des Staates die frti- her sichere Stellung zurtickgewonnen werde. Wir hoffen, dass das einige Vor- gehen der Deutschen Clevelands dem tichtigen Kandidaten zum Sieg verhel- fen wird.

Auf eine Umfrage der ,,Peace As - sociation of Friends" in Phila- delphia, ob Schiessibungen in den df- fentlichen Schulen eingeftihrt werden sollen, antworteten die hervorragend- sten Schulminner wie Charles W. Eliot, Prof. John Dewey, Edward Everett

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Hale, Andrew Carnegie u. a. fast ein- stimmig etwa wie folgt: Schiessilbun- gen haen mit der sifentlichen Schule nichts zu tun, ihre Einfihrung wire ein Schritt rickwirts; es solte gelehrt wer- den, dass der Krieg eine Sache der Wil- den sei, den gebildeten Menschen aber entwfirdige.

tber das amerikanis ch e Volksschulwesen schreibt die Pr. L.-Z. folgenden interessanten Artikel:

In Boston,,,der Stadt der reinen Ver- nunft der Amerikaner", fand im Juli der Amerikanische Lehrertag, die National Education Association Convention statt. Hierzu war der Prtsident des Landes von seinem Sommersitz hertibergekom- men, um den versammelten 20,000 ,,Ka-

itErnen der Volksschulkinder" einen 50 Minuten langen Vortrag fiber die Bezie- hungen zwischen Erziehung und Demo- kratie zu halten, wobei er auch Ame- rika seinen Schulmeistern von Sadowa zugestand, indem er erklarte, die schwie- rige Frage der Philippinenregierung sei von den Lehrern gelst worden. Und wenn erst einmal die vollen Erfolge der Erziehung bei den Philippinos sich zeig- ten, werde Amerika sich von den Inseln zurtickziehen und den Insulanern selbst das Regiment iiberlassen. Dieser Aus- flug ins Hochpolitische erkliirt sich da- raus, dass die Volksschule dem Ameri- kaner weniger Lern- als Erziehungsan- stalt, Anstalt zur Erziehung zum Staatsbiirger und Patrioten, ist.

Leider sieht's drtiben doch nicht ganz so goldig aus, wie viele unsrer stiirmi- schen Reformer es darstellen. Der meist gut unterrichteten ,,K5ln. Ztg." entneh- men wir einige bezeichnende Angaben. Die Erziehung zum Staatsbtirger liegt vorzugsweise, zu 80 v. H., in den Hn- den von Frauen. Jenen Lehrettag lei- tete eine Dame, Frilulein Ella Flagg Young, seit langem die Heichstkomman- dierende des esamten Volksshulwe- sens der zweitgrassten Stadt des Lan- des, der Zweimillionenstadt Chicago. Und der grosse Lehrerverein ist in der Hauptsache ein Lehrerinnenverein. Als Wesensmerkmal der amerikanischen Volksschule m gen neben Feminismus, Koedukation und Chauvinismus noch ihre vllige Unentgeltlichkeit, ihre starke Betonung des Handfertigkcitsun- terrichts und ihre Religionslosigkeit gelten.

Zur Reliionslosigkeit der Schule ist zu bemerken, dass die Verfassung die Aufwendung uhffentlicher Mittel fir ir- gendwelche religiase Zwecke verbietet. Es wire auch unm5glich, in diesem sek- tenreichen Lande jedem Bekenntnis, das

in der Schule vertreten ist, audi einen Religionslehrer zu bestellen. Dennoch wird die Frage des Religionsunterrichts die schwere Frage der Zukunft sein. Auf dem Bostoner Lehrertag wurde der Mei- nung Ausdruck gegeben, die Lehrer ftih- len samt und sonders, dass in dem Er- ziehungssystem der Volkesschule eine Lticke sei, well die Charakterbildung ohne den religisen Einfiuss nicht genti- gend gesichert werden ksnne.

Noch einige Zahlen! 1907 belief sich die Schulbev6lkerung auf rund 24 Milli- onen. 16,900,000 Kinder waren nur in die Volksschulregister eingetragen; 1% Millionen gehen in die Privatschulen, mehr als 6 Millionen besuchen keine Schule. Aber auch von den eingeschrie- benen 18 Millionen sind nur 70,6 Prsozent tAglich erschienen. Trotz der 152 Schul tage rim Jahre fallen auf ein schulpffich- ties Kind somit nur 75 Schultage. Das Schuljahr withrt teilweise nur 2 Monate, teilweise bis zu 200 Tagen. Auf ein Schulkind kommen jetzt in Summa 1042 Schultae. Des Erwerbe wegen verlas- sen die meisten Kinder mit 12 Jahren die Schule; bei dem mangelnden Schul- zwang, der bel zwei Dritteln der Stas- ten nur auf dem Papier steht, ist jeder 10. Einwohner Analphabet. 1906--07 gab es 104,400 Lehrer und 376,900 Leh- rerinnen; heute sind unter 100 Lehrkrif- ten 20 Lehrer. Einige Staaten zahlen sehr hohe Gehuilter, die meisten aber sehir kiirgliche; durchschnittlich erhal- ten die Lehrer monatlich 58, die Lehre- rinnen 44 Dollars. Die Zukunft des amerikanischen Lehrers erscheint in kei- ner Weise gesichert. ,,Er hat keine so- genante definitive Anstellung, sondern ist in Dienste genommen wie ein krauf- auinnlicher Angestellter und auf gute

Filhrung hin. ird er dienstunfihig, bevor er ein gewisses Alter, Munner meist 70, Frauen 65 Jahre, erreicht hat, so kann er keinen Cent Untersttitzung oder Ruhegehalt beanepruchen.... Wie sonst hat auch Amerika bis jetzt Raub- bau an der menschlichen Lehrkraft ge- trieben."

Wie mangelhaft der Unterricht ist an man ch en Univer sit r- te n, wird dargetan von A. W. Page in einem in der Septembernummer der ,,World's RWork" erschienenen Aufsat. Wenn auch seine Auslassungen sich be- sonders auf die grossen Universitten im Osten beziehen, so sollte doch das anze Land auf die Warnung hren. Unglilck- licherweise liegt die grasste Gefahr we- niger in der Verchwendung der Univer- sitit selbst als vielmehr in den verwirr- ten und mangelhaften Idealen des Un-

Uschan. 289

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Monatshefte fiur deutsche Sprache und Paddagogik.

terrichtens, welche Z5glinge dieser An- stalten in die niederen Schulen mitbrin- gen. Die Lehrer an solchen Schulen soll- ten den weiteren Blick besitzen, dendas Universititsleben erzeugt, vorausgesetzt jedoch, dass dieser Weitblick sie nicht verleitet, die wichtigen und ausschliess- lichen Ziele der Elementarschulen zu fibersehen oder zu verkleinern. Um der Gefahr vorzubeugen, werden Fachkurse in Pdagogik eingerichtet; da aber auchi diese ohne berufsnissige Atmosphre nicht die besten Resultate ergeben, wer- den in rascher Folge fiberall unter- schiedlich gestaltete Schulen fir Erzie- hungskunde ins Leben gerufen.

Das Missouri School Journal ver- gleicht die Ausgaben fur Artil- lerieund Schule ie folit: Ein einziger Schuss aus einer 13zllgen Ka- none soil $1,050 kosten, etwa das Gehalt eines der 162 Schulsuperintendenten von Missouri. Der einzige Schuss kostet demnach so viel wie die iber ein gantes Jahr sich ausdehnende Arbeit eines Er- ziehers von 500 bis 1000 Kindern. Wire es da nicht besser, weniger zu schiessen und mehr zu unterrichten? Die Unko- sten einer einzigen Flottenschies stibung wtiren genfigend, mehrere HundertSchul- lehrer mehr anzustellen sowie die Gehil- ter aller ibrigen auf ein ihren Leistun- gen und Verantwortlichkeit entsprechen- des Mass zu erhiShen.

In einem Aufruf des ,,Vaterlitndi- s ch en S ch r i f t e n verban d s" stellt er zur Erreichunga seiner Ziele diese Richtlinien auf: 1. Frderung aller grossziiigen natio-

nalen Bestrebungen und einer kraft- vollen deutschen Politik.

2. Erziehung des jungen Deutschen zum vaterlandliebenden Staatsbitrger.

3. Kampf fir die Reinheit der deut- schen Sprache und gegen Auslnde- rei.

4. Erhaltung und Strkung deutschen Geistes soie deutscher Eigenart in der ganzen Welt.

5. Bekiimpfung der Schundliteratur. 6. Bekimpfung der Auswichse in der

Frauenbewegung. Die auf nationalem Boden stehenden,

dabei nach jeder Richtung hin unabhien- gigen Vereine sowie deren Ortsgruppen, besonders aber vaterliindisch gesinnte Frauen und Minner sind dem Verband willkommen. Persnliche Arbeit und Opfer sind freilich n um das ge- steckte Zeil zu erreichen. Der Verband wird simtlicehen Mitgliedern unentgelt- lich auf seine Anregung hin verfasste Flugblitter, Einzelschriften etc. zustel-

len. Ausserdem ist der Verband bereit, fiir nationale Kundgebungen geeignete Redner zu vermitteln. Auch wird er die Titigkeit Einzelner auf den Gebieten vaterliindischen Schrifttums frdern helfen, Solrten wir Deutschamerikaner nicht auchd von der Ttigkeit dieses Ver- eins etwas lernen k nnen

Die Kur z stunde v on 4 5 Min u- te n, die am grossten Teil der Berliner h5heren Schulen eingefiuhrt ist, wird von dem Kultusminister in einer Verfugung an die Schulkollegien gutgeheissen. Ein Bedenkien gegen diese Verkilrzung der Unterrichtszeit bestehe nicht, vielmehr erwachse daraus, angesichts der Unmatg- lichkeit, die hohe Zahl der wichentli- chen Unterrichtsstunden auf andere Weise herabzusetzen, der rosse Vorteil, dass fast siimtliche Nachmittage von verbindlichen Stunden freibleiben. Der Minister macht es jedoch den beteiligten Direktoren zur Pflicht, ,,sorgsam darti- ber zu wachen, dass die ausarbeiten durch die Kirzung der Unterrichtszeit keine Zunahme erfahren, sowie bei den Eltern ihrer Schiler darauf hinzuwir- ken, dass die freien Nachmittage der karperlichen Erholung in frischer Luft und der geistigen Selbstbetrtigung der Schiler zugute kommen."

In H amburg spielen sich zur Zeit grosse Gehaltskiimpfe ab. In einer imposanten Protestversammlung wandten sich die Hamburger Lehrer ge- gen die Senatsvorlae, welche den fest- angestellten Lehrern eine Staffel von 2800 bis 5000 M. bewilligt. Nach der Vorlage erhalten:

Anfang. Ende. Volksschullehrerinnen 1,700- 3,200 Volksschullehrer 2,500- 5,000 Mittedschullehrer 4,100- 6,000 Rektoren an Volksschulen. 4,600- 6,600 Seminarlehrer .4,000- 7,000 Oberlehrer (an Gymna-

sien) 5,000-10,000 Direktoren an nicht 9stu-

figen Anstalten 10,000-12,000 Direktoren an 9stufigen

Anstalten .12,000-14,000

Zur Ehrung Marie von Eb- neer - Esch enba ch l s, die am 13. Sept. 1910 ihren 80. Geburtstag feierte, hat der Vorstand der ,,Deutschen Dichterge- diichtnis-Stiftung" beschlossen, zur un- entgeltlichen Verteilung an kleine Volks- und Schulbibliotheken 500 gebun- dene Exemplare der Novelle ,,Die Frei- herren von Gemperlein" zur Verfigung zu stellen. Auc die Gesellsciaft fr Verbreitung von Volksbildung, Berlin

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Umschau.

NVW., Liibeckerstr. 6 stellt fiir 1000 un- bemittelte Volksbibliotheken eine Kol- lektion von Erzhlungen der Dichterin gebunden oder gut kartonniert unent- geltlich zur Verfiigung. In der Kollek- tion sind enthalten: Krambambuli, der gute Mond, ein Spitgeborner, uneriffnet zu verbrennen, die Freiherren von Gem- perlein. Den Gesuchen der Bibliotheken ist das Porto (30 Pf.) beizuftigen.

Fritz- Reuter Ehrung. Zu den Lehrern stand Fritz Reuter in einem kollegialischen Verhiltnis. War er doch selbst einige Jahre Lehrer in Treptow a. d. T. und wohl auch einer der ersten Turnlebrer. Dem Konrektor Gesellius, seinem Lehrer, hat er den ersten Teil der ,,Stromtid" gewidmet und dem um das Schulwesen in Hannover und West- falen hochverdienten Generalsehuldirek- tor und Lehrer Prof. Dr. Kohlrausch den zweiten Teil. Mit welcher Liebe hat er die Figuren des ,,Rektors Baldrian" und des Subrektors Reinhardt ,,Rein..." plastisch herausgearbeitet. Im ,,Kon- rektor Aepinus" Dorchliluchting) setzte er seinen Lehrern Direktor Zehlicke und Konrektor Gesellius ein bleibendes Denk- mal, indem er Ziige von beiden zu jenem verwob. Der Erzieher der Jugend, der Nation ist in ,,Dbrchltuchting" in sei- nem Empfinden, Fihlen, Denken, seiner TRitigkeit, aber auch in seinen Freuden lebenswahr und so treffend geschildert, wie selten zuvor.

Um den Nachlass Fritz Reuters in einem des Dichters wiirdigen Museum unterbringen zu kiinnen, hat die ,,Fritz Reuterspende" Jubiliumsmarken herge- stellt, die zum Preise von 5 und 10 Pf. das Stiick in den einschligigen Geschiif- ten zu haben sind. Die in Format 33x55 mm. kiinstlerisch in 10 Farben ausge- fiihrten Marken sind nach demn Entwurf des bekannten Malers, Prof. Jiittners, angefertigt. Sie weisen im Vordergrunde das imposante Brustbild Fritz Reuters auf, wihrend in der Perspektive ein Landmann den Acker bestellt und die Diicher des Diirfchens heribergriissen. Ein erstklassiges Kunstwerk in klein- stem Format.

In Preussen kommen durch- schnittlich auf jeden Gymnasial- lehrer 18 Schiller, auf den Lehrer an der hiheren Miidchenschule 23, auf den Mit- telschullehrer 34 und auf den Volks- schullehrer 63 Schiler.

Kostenfreie Unterrichts- kurse fiir Lehrer zur Erlernung der

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englischen und franzsischen Sprache, einfacher und doppelter Buchfiihrung, Wechsellehre, Rechnen, Handelskorres- pondenz und Stenographie finden in die- sem Semester an der Berliner Handels- akademie statt. Auswrtige erhalten den Unterricht nach genauer Anleitung schriftlich, kostenfreie tberwachung al- ler Arbeiten durch erstklassige Fach- lehrer. Am Schluss findet eine Priifung statt, worauf die Studierenden ein Zeug- nis erhalten. Die zum Unterricht niiti- gen Lehrmittel hat sich jeder Teilneh- mer selbst zu beschaffen. Weitere Ko- sten als Porto entstehen nicht.

Die deutschen Hochschulen zihlten diesen Sommer 54,845 Studie- rende, darunter sind 4,207 Auslinder (7.6 Prozent). Vor dreissig Jahren ka- men auf hunderttausend Einwohner 46,2 Studierende, heute 83,5.

Bei der Ersatzwahl zum bre- mischen Parlament wurde der wegen seiner sozialdemokratischen Ge- sinnung gemassregelte Lehrer Wilhelm Holzmeier mit 402 gegen 141 Stimmen in die Birgerschaft gewiihlt.

Die Behandlung der jugend- lichen Strafgeiangenen soll in Eng 1 and von Grund auf geindert werden. Der Minister des Inneren er- kllirte kiirzlich im Unterhause, dass man nach seiner Meinung junge Leute von 16 bis 21 Jahren iiberhaupt nicht ins Geffingnis schicken soll, wenn sie nicht gerade ein schweres Verbrechen begangen hiitten oder als unverbesser- lich gelten mtissten. Fir alle, welche wegen Ausschreitungen, Rohheiten, Werfen mit Steinen, Hazardspielen etc. bisher ins Gefiingnis geschickt wurden, solle eine Art Exerzieren eingefiihrt werden. Dabei dfirfe man nicht an eine militiirische Ausbildung denken, denn das wiirde eine Beleidigung des Solda- tenstandes sein. Aber die jungen Leute sollten in einer Weise gedrillt werden, die ihnen sehr unangenehm sein miisse, aber nicht degradierend wirken dfirfe. Das wiirde ihnen ein wenig Disziplin beibrirngen, besser als das Gefiingnis. Auf diese Weise wiirden in jedem Jahre ungefiihr fiinftausend junge Leute vor dem Gefiingnis bewahrt werden. Be- solders die kurzen Gefiingnisstrafen von einem Monat und darunter miissten ab- geschafft werden, denn sie hiitten abso- lut keinen Zweck, aber sie degradierten den jungen Mann fiir sein ganzes Leben.

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