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Umschau

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Umschau Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 11, No. 5 (May, 1910), pp. 149- 153 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30166996 . Accessed: 14/05/2014 04:15 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.169 on Wed, 14 May 2014 04:15:32 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Umschau

UmschauSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 11, No. 5 (May, 1910), pp. 149-153Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30166996 .

Accessed: 14/05/2014 04:15

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

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Umschau.

ist, dass sie im augenblicklichen Zustand den geistigen Zustand aller Zeiten be- trachtet. N. beginnt nun, innerlich an Wagner und Schopenhauer zu zweifeln. Die Religion wird ihm die Mutter, die Kunst die Amme; er kommt zur Er- kenntnis, dass unser geistiger Zustand, alles was wir verehren, erst geworden ist, sich nach bestimmten Gesetzen ent- wickelt hat. Es gibt keine allgemeinen Wahrheiten. Wenn wir die wahren Werte messen wollen, mtiissen wir auch die allgemeinen moralischen Auschauun- gen in Betracht ziehen. Es gibt aber keine allgemeinen Wahrheiten; und da es keine absoluten Wahrheiten gibt, gibt es auch keine absoluten Werte; denn die Welt hat nichts mit Metaphysik zu tun. (Extremer Relativismus.) Die Schlisse, die wir aus der Wissenschaft ziehen, also die Konsequenzen, die wertvoll wer- den kinnen, sind: Ahmet die Beispiele hoherer Kulturen nach und lebt als ho- here Menschen. Als Gegenprobe fur diese seine chemische Analyse hat dann N. in ,,Jenseits von Gut und Base" nicht die Moral, nicht vom religiasen Standpunkte sondern als Resultate tiberwundener und bestehender Kulturen betrachtet. Der Verbrecher steht auf einer zurickgeblie- benen Kulturstufe. Er muse veredelt werden, um besser zu werden (Soziale Ideen). N. selbst hat sich fur einen aus- tibenden Ktinstler (Musiker) gehalten, und wurde zuletzt nicht nur an seiner Kiinstlerschaft irre, sondern an sich selbst. (Scheffel.) Ihm schien die Ent- wickelung der physischen Kraifte, denen gegentiber jeder Intellekt im Nachteile verbleibt, am wichtigsten. Allmahlich, glaubte er, miisse sich eine hihere Men- schengattung entwickeln, der fiber- mensch, der geistig und korperlich sie- gen soll. ,,Die blonde Bestie" im IKampfe mit der Kultur wird als tObermensch sie- gen und durch physische Kraft die schwlcheren Nationen ablasen. Denn das Natlirliche, das rein menschlich Starke siegt zuletzt, wshrend das physisch

schwache untergehen muss (Darwin). Die Moral des Altertums wich dem Dog- ma des Christentums, das fur N. die Ra- che der Unterdriickten bedeutet. Wir sollen uns nicht beugen, nicht die sweite Backe zum Streiche hinhalten. Das Chri- stentum ist die Religion der Schwachen, der Sklaven. In der ,,Umwertung aller Werte" und in ,,Anti-Christ" wird die Stellung des Menschen zum Christentum noch weiter beleuchtet. Nietzsche glaubt, dass einmal das hihere Rechts - Prinzip zur Geltung kommen und der tjber- mensch endlich erscheinen werde. Tief durchdacht, aber unbefriedigend gelast hat N. die Umwertung der Werte; er hat die alte Welt zerst5rt, aber keine befriedigende neue Welt uns verheissen. Persinlich, menschlich begreiflich sind seine Gedanken; aber wir konnen ihm nicht glauben, dass alles, was in Jahr- tausenden gewonnen worden ist, nur Irr- tum sei. Aus ihm spricht die Sehnsucht des Kranken nach der Gesundheit; da- rum will sein fibermensch nur durch robe sinnliche Kraft den Geist tiberwl- tigen. Dies ist der letzte Grund seiner Schriften, die auf die auf die sinnlich- kriftige Jugend naturgelmass ihren mnichtigen Einfluss ausiiben musste. In seiner mittleren Schaffungsperiode war N. am fruchtbarsten und niiherte sich am meisten den Idealen unserer Zeit. Er war ein Fackeltrager, der in die Tiefe des menschlichen Denkens hineingeleuch- tet hat; vielfach Uberschatzt, manchmal auch unterschltzt, ist er der negative Geist der Jahrhunderte, der sich in ihm verkorpert hat. - Dies ist nattirlich nur ein sehr mangelhafter Auszug des herr- lichen Vortrages, der noch lange in un- seren Kbpfen spuken wird. - Zu Ehren des illustren Gastes hatte der Prisident des ,,Deutschen Press-Club", allwo wir seit Jahr und Tag ein so gastliches Heim gefunden haben, ein Buffet (Atzung und Labung) gestiftet, das der geistigen Ge- nfisse wahrhaft wtirdig war.

Joseph Winter.

II. Umschau.

Von unserem Seminar. Am 22. April stattete Herr Professor Ru- dolf Lehmann von der neugegrtin- deten Kaiser Wilhelm-Akademie in Po- sen, der in Milwaukee im Deutschen Klub und vor dem Deutschen Lehrerver- ein sprach, unserer Anstalt einen Besuch ab. Seine beiden Reden sind bereits an anderer Stelle besprochen worden. Durch sein grosses Interesse und seine personliche Liebenswtirdigkeit hat Herr

Professor Lehmann einen htchst sympa- thischen Eindruck hinterlassen. Den versammelten Schiilern des Seminars und der Oberklassen der Akademie dankte der Gast fur das viele Erfreuli- che, das-man ihm an der Schule gezeigt habe. Er betonte, dass kein Gegensatz vorhanden sei zwischer deutscher Bil- dung und amerikanischer Gesinnung, aber tiberall zeige sich das eifrige Be- streben der Amerikaner, teilzurehmen

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Monatshefte fiir deutsche Spiacle und Pidagogik.

an den Erzeugnissen deutschen Geistes, wodurch dem Studium des Deutschen immer mehr Interesse entgegengebracht werde. Eine Schule aber wie Seminar und Akademie, wo so gute Arbeit im Deutschen geleistet werde, kiinne in be- sonders hohem Masse erwarten, dass ihre Ziglinge dabei helfen, das Band der Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika immer fester zu schlingen. ,,Von Euch allen aber wird keiner bei einem Besuche in Deutschland ein Fremder sein, so wenig ich bei Euch Fremder war."

Die r e ge 1 m ts sige General- vers ammung des ,,Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerseminar- Vereins" findet am Sonnabend, den 25. Juni 1910, vormittags 9 Uhr, im Semi- nargebiude (558-568 Broadway) statt.

Ausser den gewtihnlichen Routinege- schiiften liegt auch die Erwiihlung von 5 Verwaltungsriiten auf 3 Jahre an die Stelle von Gottlieb Miiller und John Schwaab, Cincinnati, O.; Dr. Otto Hel- ler, St. Louis Mo.; Henry Harnischfeger und Dr. Joseph Schneider, Milwaukee, vor, deren Amtszeit mit dein Schluss der Generalversammlung zu Ende geht, ebenso die Erwifhlung eines Mitgliedes auf 2 Jahre an Stelle des zurtickgetrete- nen Herrn C. O. Schoenrich.

Die regelmiissige Versammlung des Verwaltungsrates findet am 24. Juni d. J., abends 8 Uhr, im Se- minargebiude statt.

Die schriftlichen Prti fungen der abgehenden Klasse wurden ftir die Tage vom 16. bis 23. Mai festgesetzt. Die Klassenaufsiitze der tibrigen Kilassen werden am 6. und 7. Juni stattfinden.

Der literarische Verein be- handelte in seiner Aprilsitzung die Dichter der Befreiungskriege. Das Lust- spiel ,,Giinstige Vorzeichen" kommt Ende Mai zur Auffiihrung.

Auch Herr Professor Karl Eberwein, vom Leipziger Seminar, der sich zu Stu- dienzwecken auf einer Weltreise befin- det, besuchte an zwei Tagen unsere An- stalt und beobachtete sorgfiiltig unsere Arbeit.

Weitere $500 sind im Laufe des ver- gangenen Monats f ii r d e n Se m i n a r- f o n d s eingelaufen. Die Sammlung hat nun den Betrag von $10,756.75 erreicht.

Aus den Mitteilungen des Nationalbundes. Der nahezu 20,- 000 Mitglieder z~ihlende D e u t s ch e Unterstitzungsbund hat einen Aufruf an slimtliche Distrikte erlassen, als Organisation Sammlungen ftir das Lehrerseminar aufzunehmen. Darin heisst es: ,,Wenn das deutschamerikani-

sche Lehrerseminar weiterbestehen soll, so muss das gesam te Deutschtum in die Tasche greifen. Deshalb Deutscher Un- terstiitzungsbund an die Front! Alle Mitglieder, alle Distrikte, jeder Bezirks- und Distrikts-Deputy persiinlich, sind ersucht, einen Beitrag an die Hauptver- waltung des Bundes einzusenden, klein oder gross, nach euren besten Kriiften. Bringet ein Opfer, so gut ihr kinnt, es wird unseren Bund tausendfach inEhren und Ansehen entschiidigen. Wir wis- sen, einzelne Distrikte haben bereits ihr Scherflein beigesteuert; gebet noch ein- mal, es ist gut angewendet. Kein Di- strikt in anderen Staaten soil sich aus- schliessen, denn dies ist eine Ehrensache fiir unseren Deutschen Untersttitzungs- bund im Ganzen." Wenn alle grossen Verbiinde iihnliche Rundschreiben er- liessen, knnten dem Seminarfonds viele Tausende zugeffihrt werden.

In New Bern, in Nord-Carolina, wird vom 25. bis 30. Juli die 200jIhrige Gedenkfeier der Pfiilzer Ein- w a n d e r u n g begangen werden. Die Legislatur hat $5000 als Beisteuer bewil- ligt, und die grosse Begeisterung fiir das Fest verspricht eine grosse Beteiligung. Auch in Womelsdorf bei Reading in Pennsylvanien wird am 20. Juni im An- schluss an die in Reading tagende 11. Konvention des Zentralbundes von Pennsylvanien das Andenken an die nor 200 Jahren erfolgte Einwanderung der Pfilzer gefeiert. Bei Bekanntgabe des Programms soll die Anregung ergehen, am Sonntag vorher des Jubilliums in al- len Kirchen zu gedenken.

Laut Beschluss der Cincinnatier Kon- vention wurden die Bes ch l iissee des Turnausschusses ins Engli- lische fibersetzt und gedruckt. Das Pamphlet eignet sich ffir die Agitation zur Einffihrung des Turnunterrichts in den tiffentlichen Schulen. Vereine, die eine solche Agitation ins Werk setzen, kinnen Freiexemplare davon durch den Bundessekretiir beziehen.

Der Ausschuss f tir Gesch i ch t s- forschung beabsichtigt eine energi- sche Erforschung der Tiitigkeit von Deutschamerikanern im iffentlichen Le- ben, eine bisher noch vernachliissigte Sache. Folgende Leitsitze werden emp- fohlen: Es gilt festzustellen a) Namen, Zahl und Zeit von der Kolonialperiode bis zur Gegenwart.

1. der erwithlten Gouverneure aus deutschem Stamme (Deutschgebo- rene wie Nachkommen von Deut- schen von vlterlicher und mtitter- licher Seite.

2. Der Senatoren und Abgeordneten,

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die je im Kongress in Washington isassen.

3. der deutschen Senator en und Ab- geordneten der Einzelstaaten.

4. der Blirermeister. 5. anderer Beanten in politischen

Stellungen. b) die Tiitigkeit dieser Niinner su prii-

fen und zu finden, was sie beigetragen zurn Gerneinwohl.

1. der Vereinigten Staaten. 2. Der Einzelstaaten. 3. Der Einzelgemeinden. Dies kann in doppelter Weise gesche-

hen, in positiver: nachzuweisen, was sie durch Gesetzkraft erlangte, und in ne- gativer: was durch sie und deutschen Einfluss verhindert wurde, Gesetz zu werden.

ce) Um diesen Untersuchungen ge- schichtlichen Wert zu geben, wird um genaue Angabe der Quellen, Titel der Staats- und Gemeinde - Archive, der schon bearbeiteten Lokalgschichten er- sucht.

Der Ausschus, an dessen Spitze Dr. W. A. Fritsch, Evansville, Ind., steht, ersucht ernstlich, dass diesem Gegen- stande volle Aufmerksamkeit geschenkt werde. Jede noch so unbedeutend er- scheinende Mitteilung ist willkommen.

Die erste staatliche Anstalt, welche es unternommen hat, einen neuen Schritt vorwarts auf den Gebiete der Frauener ziehung zu tun, ist die Universitat von Missouri. Friulein Dr. Edna Dap von der Haushaltabteilunge leitet nun einen Kursus, in welchem Da- men Unterricht erhalten im Behandeln von kleinen Kindern, wie sie gekleidet, gewaschen, ernilhrt werden, und wie man mit ihnen spielt. Dieses Fach wird nicht zur Erholung geeben, sondern als regelmissiger Kursus der Abteilung. Man hoft, dernnichst auch eine Kinder- wartestitte in und ausser demn Hause, ein Spielzimmner und eine Versuchsktche zur Bereitung geeigneter Kindernahrung einzurichten. Danach trligt man sich mit dem Plane eines richtigen Kinder- gartens und einer Anstalt, um jingere Kinder beim Spiel und bei der Arbeit studieren zu kwnnen.

Wrie uns aus New York berichtet wird, soll der Rucktritt des lang- j ii hrigen K anzl ers der New Yorker Universits t, Mac- Cra ck e n, im September dieses Jahres bevorstehen.

Als Austaus ch professor ftir das Jahr 1910/11 wurde Doktor Lo- renz Morsbach, Professor der engli- schen Sprache und Literatur an der

Univcersitit Gttingen, erwiihlt. Profes- sor Morsbtch wurde 1850 in Bonn gebo- ren, wo er auch einie Zeit lehrte. Seit 1893 hilt er Vorlesungen an der Univer- sititt Gtittingen.

Prasident Wheeler von der Uni- versittit von Ka2lifornien, der gerade von Berlin zurickgekehrt ist, wo er die dies- jiihrige Roosevelt-Professur innehatte, sprilcht sich iber seine Berliner Tiitig- keit sehr befriedigt aus. Bei seiner Ab- schiedsvorlesung gaben ihm die Studen- ten zum Andenken eine Silberschale, eine R.eproduktion einer Schale aus der bertihmten Hildesheimer Sammlung. Ge- heimerat Schmidt machte gleichzeitig die beabsichtigte Grfindung einer Whee- lergesellschaft bekannt, die es sich zur Aufgabe machen will, das Studium ame- rikanischer Gegenstlnde zu ftirdern. Prisident Wheeler hielt seine Vorlesun- gen alle in Deutsch vor einer Hiirer- schaft von durchschnittlich 150 KEipfen.

Professor Dr. Ernst Meu- man n, der bekannte Pdagog und Psy- chologe, ist dem Rufe an die Universitt Leipzig als Nachfolger Prof. Max Hein- zes gefolgt. In ihm kommt, so schreibt die ,,Leipziger Lehrerzeitung", der be- deutendste Vertreter der experimentel- len Pildagogik nach Leipzig, wohi der einzige Universitatsprofessor, der sich die empirische pldagogische Forschung zu seinem Hauptziel gesetzt hat. Er ist wiederholt mannhaft daftir eingetreten, dass der Pdagogik als Wissenschaft eine wfrdige Stiltte an den Universit- ten bereitet werde, und dass sie eine ihrer Bedeutung und Eigenart entspre- chende Vertretung erhalte. Auch theo- retisch hat er sich in seinen Schriften wiederholt um ihre Emanzipierung be- Intiht. Meumann findet in Leipzig gut pidagogischen Boden. Es sei nur erin- nert an Leipzigs Rolle zur Zeit des Phi- lanthropismus, an Tuiskon Zillers Wirk- samkeit und an neuere Berthungen, die Pildagogik empirisch zu betreiben und exakt zu gestalten, ein Bestreben, das Meumann schon von Ziirich aus person- lich untersttitzt hat, und das 1906 in der Grtindung des ersten deutschen In- stituts far experimentelle PJldagogik und Psychologie durch den Leipziger Lehrerverein eine Steigerung und einen realen Ausdruck erfuhr, der wiederum von Meumann lebhaft begrtisst wurde."

Professor Meumanns Schriften, na- mentlich seine ,,Vorlesungen zur Ein- ftihrung in die experimentelle Pldago- gik", weiterhin ,,Die Sprache des Kin- des", ,,Hausarbeit und Schularbeit", ,,In- telligenz und Wille" werden auch hier-

Uomscanu. 151

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Monatshefte fiiur deutsche Sprache und Piidagogik.

zulande gelesen und haben bereits viel zur Vertiefung der pldagogischen Wis- senschaft beigetragen.

Plidagogikprofessuren. Der bayerische Kultusminister ist nun ge- neigt, dem Verlangen der Bischife und des Verbandes der bayerischen Lokal- schulinspektoren Rechnung tragend, an den bayerischen Lyzeen eigene Pidago- gikprofessuren zu errichten. Mit dieser Absicht des Ministers beschiiftigte sich der Minchener Hochschullehrertag und hat folgende Thesen aufgestellt:

1) Die Errichtung besonderer Profes- suren ffir Piidagogik an den Universitt- ten und Technischen Hochschulen ist an- zustreben.

2) Der Inhaber einer solchen Profes- sur sollte vertraut sein mit den Grund- wissenschaften sowie mit der Geschichte der Piidagogik und fiber eigene Lehrer- fahrung verftigen.

3) Daneben bleibt es jedem Hochschul- lehrer unbenommen, die spezielle Didak- tik seines Faches zu pflegen.

4) tibungsschulen sind nicht einzurich- ten; dagegen ist es wiinschenswert, dass Anschauung an selbstindigen Schulen des Hochschulortes ermtiglicht werde.

5) Seminaristische tObungen an den Hochschulen sind unerliisslich fir die Kandidaten der Seminarprifung.

6) Konfessionelle Sonderprofessuren sind abzulehnen.

7) Besondere Professuren fir Piidago- gik an den Lyzeen sind abzulehnen.

Dass die Errichtung von Lehrstihlen an den bayrischen Universititen eine dringende Notwendigkeit ist, geht schon daraus hervor, dass nach den neuen Be- stimmungen, die Bildung der Lehrer an Lehrerbildungsanstalten betreffend, 4 Semester Universitiitsbesuch, davon 2 ftir Pidagogik gefordert werden. Des- halb wurden auch vor kurzem 2 Dozen- ten der Mtinchner philosophischen Fakul- tbt mit der Abhaltung von Vorlesungen fiber System und Geschichte der Plidago- gik beauftragt.

Die Notwendigkeit, Lehrsttihle ffir P- dagogik einzurichten, wird auch an vie- len anderen deutschen Universititen lebhaft empfunden; auch die Universitit Tibingen hat vor einigen Wochen eine Professur ffir Padagogik errichtet. Mit der Zeit wird man sich dann auch zu der Erkenntnis durchringen, dass tibunge- schulen auch an der Universit&t in Ver- bindung mit den pldagogischen Vorle- sungen unerlsslich sind. Ein grosser Schritt vorwanrts ist damit immerhin ge- schen.

Zum Deutschunterrichte an den Lehrer bildungsanstal- te n. Braucht denn der Lehrer Sprach- lehre? Ja, sehr viel und sehr grindlich. Was mir die Lehrerbildungsanstalt da- von brachte, war ein engumrissenes, fast wtirtlich eingepragtes Regelwerk. Mit den Regeln ist's nun so, dass sie das eine Mal stimmen und dann wieder nicht. Da mag's gut sein, den friheren Zustand der Sprache anzuschauen. Aus der Willkir wird dann manchmal stren- ge Gesetzmlissigkeit. Der Studierende bleibt nicht an der Form hingen, er schitzt den Inhalt. Der Sprachgeist kommt fiber ihn. Was schadete es, wenn der Zigling dabei so weit k.iime, das ,,Nibelungenlied", die ,,Gudrun" in der Sprache des Dichters zu lesen und zu verstehen! Sprachgeschichte gibt der Sprachlehre erst das Rtickgrat. Im er- sten Jahrgange lehrte man uns die Rechtschreibung. Jede Woche ging eine Stunde weg mit dem Aufschreiben von ein paar Dutzend Beispielen. Die Deh- nung, die Schuirfung, die Gross- und Kleinschreibung, alles hibsch nach der Reihe. Ich meine, die Lehrerbildungsan- stalt sollte nur Schiiler aufnehmen, die bereits richtig schreiben k nnen. Wel- chen Sinn hat sonst die Aufnahmsprii- fung? Die Geschichte des deutschen Schrifttums kommt gleich jilimmerlich weg wie die Sprachlehre. Nach einem Biichlein von 95 Seiten wurde diese ,,Wissenschaft" vorgetragen. Darin stand fiber Ludwig, Keller, K. F. Meyer, Raa- be, Miirike kein Wort. Anzengruber war mit dritthalb Zeilen hinreichend gewtir- digt. Aber Buch hin, Buch her - der Lehrer des Deutschen war ein tfichtiger Mann von Herz und Kopf, wissenschaft- lich und methodisch gut geschult. Doch am gedruckten Worte hielt er unver- rickbar, darisber hinaus gab's nichts. Zum Teufel die Lehrplaine, wenn sie die ZSglinge unwissend lassen fiber ihrer Muttersprache ewiges Sprossen und Blii- hen! Wir wollen nicht sch6ngeistige Kri- tikaster werden, doch miissen wir die Scheuklappen der Engherzigkeit und Ur- teilslosigkeit endlich abhingen. Dazu verhelfe uns eine zeitgemlisse Erneue- rung des Organisationsstatuts fftr Leh- rerbildungsanstalten.

(Freie Schulzeitung.)

Die Freunde des vaterlindi- schen Schul- und Erziehungs w e s e n s in Hamburg haben am 18. De- zember v. J. beschlossen, ein Gesell- schaftshaus zu bauen. Die Kosten des Baugrundes sind 300,000 Mark, Gesamt- kosten 1,200,000 Mark. Verzinsung zu 6% 72,000 Mark; hiervon soil das eigent-

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Die Jubilitumisausgabe der New Yorker Staatszeitung

liche Vereinshaus mit Restaurant 20,000 Mark tragen.

Was kosten die Schulbauten in Gross - Berlin? In der Rixdor- fer Hochbaudeputation teilte der Vor- sitzende einige vergleichende Zahlen iiber Schulbauten mit. Hiernach kostete ausser demn Grunderwerb eine 40klassige Gemeindeschule in Charlottenburg 639,- 000M., eine 36 klassige Gemeindeschule in Schoineberg durchschnittlich 625,000 M. und eine 40 klassige in Rixdorf 480,- 000 Mark. Von haheren Schulen kostete ein Reformrealgymnasium mit 24 Klas-

sen in Charlottenburg 1,380,000 M., eine Oberrealschule mit 19 Klassen in Berlin 925,000 M., eine Oberrealschule mit 24 Klassen in Schoneberg 850,000 M. und mit 21 Klassen in Rixdorf 600,000 M.

Der Ku 1 tusminister hat den Provinzialschulkollegien einen Erlass zu- geteilt, wonach er davon absieht, dass kiinftig fiir die Zulassung zu den Prii- fungen der Lelhrerinnen an Mittel- und Hiheren Midchenschulen sowie an Volksschulen von den Bewerberinnen der Nachweis der Vollendung des 19. Le- bensjahres gefordert wird.

G.L.

Bucherschau.

I. Die Jubilaumsausgabe der New Yorker Staatszeitung.

Am 24. April dieses Jahres beging die Ncw Yorker Staatszeitung die Feier ihres 75jihrigen Bestehens und gab aus diesem Aulass eine 112 Seiten starke Festnummer heraus, die den Entwicklungsgang der Zeitung und auch den Werdegang des Deutschamerikanertums in gedringter Form darstellt. In der Tat muss jeder der New Yorker Staatszeitung zu ihren Erfolgen gratulieren, hat sie sich doch zu der unbedingt leitenden deutschen Zeitung in Amerika und unter den amerikanischen Zeitungen in die vorderste Reihe emporgeschwungen. Unsere besondere Anerkennung verdient diese Festnummer, die iiberaus reich von den berufensten Schriftstellern mit Beitrigen ausgestattet, eine fast histo- rische Bedeutung gewinnen diirfte. Moge kiinftig die New Yorker Staatszel- tung in immer hiherem Masse sich zur Vertreterin und Ftrdererin deutscher Kultur und deutschamerikanischer Bestrebungen weiterentwickeln, sie wird damit Deutschland sowohl wvie Amerika unschitzbare Dienste leisten. Unter den vielen ausgezeichneten Aufsiitzen bringen wir nur einige im Auszug, und zwar diejenigen, die unsere Leser am mneisten interessieren diirften.

iber die Zulcunft des Deutschtums in Amerika spricht Professor Dr. Julius Goebel in wohltuend optimistischer Weise. Der lange tiefeingewurzelte Unter- tanensinn der Herfibergekommenen verschwindet mehr und mehr, die erlisende Pflege der deutschamerikanischen Geschichte erweckt auch in dem Deutsch- amerikaner das vordem vor alien dem Neuengliinder eigene Herrengeffihl. Mit der Selbstbesinnung aut seinen eigenen Wert hat er auch den Amerikanern nichtdeutscher Abstammung Anerkennung seiner Ebenbirtigkeit abgerungen und sie bekehrt. Davon gibt kein geringerer als Theodore Roosevelt ein gutes Beispiel, denn er war zuerst gar kein Bewunderer der Deutschen, bis ihm auf einer seiner westlichen Reisen eine bessere Erkenntnis ihrer Bedeutung auf- ging. Erforschung der deutschamerikanischen Geschichte durch berufene Hi- storiker kiinnte noch viel zur Stiirkung dieser Achtung beitragen. Die Erhal- tung und Pflege der deutschen Sprache, die ja die heimatlichen Sitten und Gebriuche, das eigentliche Wesen unseres Volkstums mit seiner hoheren Ge- steskultur verkrpert, muss aber als gleichbedeutend mit der Bewahrung deutscher Kultur betrachtet werden. Der Einfluss dieser Kultur aut Amerika

11 PM XI

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