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Umschau

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Umschau Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 13, No. 7 (Sep., 1912), pp. 242- 249 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30167295 . Accessed: 20/05/2014 21:31 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.109.34 on Tue, 20 May 2014 21:31:43 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 13, No. 7 (Sep., 1912), pp. 242-249Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30167295 .

Accessed: 20/05/2014 21:31

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

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III. Umschau.

Vom Seminar. Die Schluss- feierlichkeiten an den beiden Anstalten fanden am 20. und 21. Juni statt, nachdem die miindlichen Pr ii fu n g e n an den vorhergegange- nen zwel Tagen abgenommen worden waren. Die Oberreichung der Diplome in der Akademie vollzog Herr Prof. Otto Heller von der Washington Universitiit in St. Louis, wiihrend Herr Dr. Joseph Scn e i- der den Seminarzglingen die erwor- benen D)iplome einhiindigte. H e r r Prof. Dr. A. R. Hohlfeld von der Staatsuniversiti t von Wisconsin er- freute die Versammelten durch eine ebenso herzliche wie gediegene Anspra- che. Siitmtlichen 16 Z glingen konnte das Diplom der Anstalt verlie- hen werden; die diesjiihrige Klasse ist somit die grisste seit dem Bestehn der Schule. Voraussichtlich werden nur vier in Milwaukee bleiben; zwei be- ziehen die Universitiit und alle iibrigen haben Stellen auswiirts angenommen. Die Nachfrage nach Seminar- zbgl ingen war in diesem Jahre hiher als je zuvor, besonders nach Or- ten auserhalb Milwaukees; und wire die Abiturientenklasse doppelt so stark gewesen, so hittten wir immer noch nicht alle Vakanzen besetzen kinnen. Es kann deshalb von allen Lehrern zum Besuch des Seminars nur ermun- tert werden; die Erfolge der Seminar- ziglinge beweisen zur Genige, dass Leute mit einer solchen Vorblldung, wie sie das Seminar gibt, eine Zu- kunft haben. Der neue Jahres- kursus nimmt seinen Anfang am Montag, den 16. September.

Die Generalversammlung des Semninarvereins wthlte in ihrer Sitzung vom 23. Juni die 5 Mit- glieder, deren Amtszeit abgelaufen war, aufs neue ant drel Jahre. An Stelle des verstorbenen Herrn Albert Wallber tritt Herr Robert Wild, Mitglied der bekannten Advokaten- firma O'Connor, Schmitz, Wild & Gross, als Sekretitr des Vollzugsaus- schusses. Er ist ein fir das Deutsch- tumrn und seine Bestrebungen begeister- ter Mann. und sein Eintritt in den Seminarvorstand bedeutet fir die An- stalt einen grossen Gewinn.

Herr Heinrich Maurer kehrt nach Ablauf seines Urlaubsjahres an

das Seminar zurick, um den Ge- schichtsunterricht zu fibernehmen, nachdem er sich an der Universitiit von Chicago das Doktorat erworben hat. Sein bisheriger Stellvertreter Herr Otto Greubel, ein friiherer ZSgling des Seminars, folgt einem Ru- fe an das Carnegie Institute in Pitts- burg, Pa., als Lehrer fiir deutsche Sprache und Literatur. Auf den Er- folg des Herrn Greubel, der sich auch bei uns vorziiglich bewihrte, darf das Seminar stolz sein, ist doch das Car- negie Institute eine der ersten Anstal- ten im Lande.

ihber die Agitation zur Er- hohung des Stammkapitals berich- ten wir besonders an anderer Stelle, ebenso tiber den Bericht des Di - re k tors.

Auch Herr Edwin Hoppe ver- lisst uns, um als Assistent von Herrn Wittich an den Uffentlichen Schulen Milwaukees tiitig zu sein: an seine Stelle tritt Herr Wilhelm Nico- l a i, der wie Herr Hoppe ein Zgling des Turnlehrerseminars in Indianapo- lis ist und bisher an der High School von Indianapolis Turnunterricht er- teilte.

Da Herr Lenz die Agitation welter- flihren soil, wird Herr Minzin- ger ant ein weiteres Jahr die deut- schen Sprachfitcher in den Normal- klassen leiten.

Mit demrn neuen Jahre wird auch der Anfang zum Ausbau der Vorbe- reitungsabtellung gemacht, durch welche Z5glingen, die aus dem achten Grade kommen, eine dem vier- jithrigen High School-Kurse glelchwer- tige Ausbildung, die aber zielbewusster ausgestaltet werden wird, geboten wer- den soll. Alle deutschen Lehrer sollten ihre Schiller daraut aufmerksam ma- chen.

Einen tiberraschenden Erfolg hat der unter den Auspizien des deutsch- merikanischen Staatsverbandes von Indiana van Herrn Direktor Max Griebsch und Prof. J. H. Henke von Evansville, Ind., veranstaltete Som - me e rkurs f ir deutsche Leh- rer an der Staatsuniversl- tat von Indiana in Blooming- ton gebracht. Das wachsende Interesse an solchen Kursen und die erwachen- de Erkenntnis, dass bessere Vorbildung

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Umschau.

im Deutschunterricht natig ist, geht aus der grossen Teilnehmerzahl von 36 hervor. Eine der Teilnehmerinnen, eine Lehrerin aus Ohio, beschloss so- gar, nachdem sie sich iberzeugt hatte, was der Lehrerbund und sein Seminar zu bieten haben, ein Extrajahr nut dem Seminar in Milwaukee zuzubrin- gen. Ein besonderer Bericht erscheint noch, und wir m5chten nur hoffen, dass dieser erfolgreiche Kurs auch an an- deren Universititen eingettfihrt wiirde.

Anliisslich des 50. Geburtsta- ges von Herrn Dr. C. J. Hexa- me r, Prisidenten des Nationalbundes, veranstalteten seine vielen Freunde und Anhiinger ein grosses Banket in Philadelphia, dem die Mitteilungen des Nationalbundes ftir Juni fast aus- schliesslich gewidmet sind. Eine aus Silber gehammerte Bowlenschale, ent- worfen von dem Baltimorer Bildhauer, Hans Schuler, wurde dem Jubilar als Ehrengabe tiberrecht. Tausende von Glickwlinschen liefen ein und geben Zeugnis fir die grosse Beliebtheit des deutschamerikanischen Ffihrers sowie ftir die Anerkennung seiner Tiichtig- keit und seines Werkes. Auch an die- ser Stelle: herzlichen Gltickwunsch!

Das Organ des deutschen Gymnasi- alvereins, ,,Das humanistische Gymna- sium", zollt uns folgende schme 1- chelhafte Worte: ,,Von dem Be- such, den deutschamerikanische Kolle- gen uns in Deutschland in diesem Sommer abstatten wollen, ist schon mehrfach in Zeitungen und Zeitschrit- ten Meldung getan. Wir mchten auch unsererseits nicht verfehlen, auf ihn aufmerksam zu machen und zugleich auf die ,,Monatshefte fir deutsche Sprache und Pildagogik", das vom Na- tionalen deutschamerikanischen Leh- rerseminar in Milwaukee, Wis., her- ausgegebene Organ des deutschameri- kanischen Lehrerbundes, das uns jeden Monat im Austausch zugeht und aus dem wir schon diese und jene Mittei- lung gemacht haben. Aus dieser treff- lich redigierten Zeitschrift ersehen wir, wie test die nordamerikanischen Lehrer deutscher Abstammung zu dem Mutterlande und seiner Kultur stehen, und hoffen deshnlb sehr, dass ihnen fiberall beste Aufnahme bereitet und jede von ihnen gewiinschte Belehrung gegeben werde. Und nicht bloss wer- den sie hoffentlich von uns dies und jenes lernen, sondern vielfach auch wir von ihnen. Ist doch in den Verei- nigten Staaten nuch aut dem Gebiete

des hheren Schulwesens wiihrend der letzten Jahre eine Entwicklung vor sich gegaugen, die alle Hochschiitzung verdient und den tiblen Begriff, den man friiher mit den Worten ,,ameri- kanisch" und ,,amerikanisieren" bei piidagogischen Fragen verband, als durchaus nicht zu Recht bestehend er- weist."

Die Grundsteinlegung des Germanistis ch en Muse eu ms in Harvard fand am 8. Juni in Ge- genwart von Graf Bernstorff, Frau Adolphus Busch, Herrn und Frau Hu- go Reisinger, Prisident Lowell und Mitgliedern der Fakultiit statt. Der deutsche Gesandte, Graf Bernatorff, vollzog den feierlichen Akt und ausser ihm hielten bei einem Luncheon im Union Hotel Prof. Kuno Franke und Prisident Lowell Dankesansprachen. Herr Hugo Reisinger verlas alsdann die Botschaft des Hermrn Busch, dessen Schenkung von $300,000.00 das Unter- nehmen m5glich machte, worin darge- legt ist, wie viel Hoffnungen und Wiin- sche der edle Milzen an das Unterneh- men kntpt. Es sollte der Stolz eines jeden Amerikaners deutscher Abkunft sein, das Museum zu flrdern, da es doch ein Denkmal der besten und sch5nsten Erzeugnisse deutscher Kul- tur ist ,,Wir haben jeden Grund," beisst es unter anderem, ,,ein Unter- nehmen zu f5rdern, das die Liebe zu unserem Adoptivvaterland beweist und die Liebe, die in unseren Herzen noch fitir das Land unserer Geburt schlagt. Wir haben hier eine bessere Gelegen- heit, im Grossen zu arbeiten, dem Durchschnittsmanne ist hier eine Chance geboten, sich fiber Klassengeist und Traditionsunterschiede hinwegzu- setzen, wir haben hier ein offentliches Leben gefunden, das ant den Idealen der politischen Freiheit und blirgerli- chen Unabhiingigkeit heruht. Aber tiber allem dtirfen wir nicht vergessen, dass Deutschland vor alien anderen das Land der freien individuellen tberzeugung ist, das dem Uffrentlichen Willen ergeben 1st, das Land der rati- onellen sozialen Reform, das Land der ernsten Gedanken und der harmlosen, heiteren Lebensanschauung, das Land des tiefen Gefttihls und des sch5nen Ge- sangs. Und davon ware viel nach Ame- rika zu verpflanzen.

Harvard, das iilteste und bervorra- pendste Lehrinstitut, 1st immer in be- triichtlichem Masse fuir die deutschen Ideale freier wissenschaftlicher For- schung und individueller moralischer

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Monatshefte fiur deutsche Sprache und Piidagogik.

Verantwortung eingetreten, und ihrer Fiihrerschaft ist es zuzuschreiben, dass diese Ideale im Lande jetzt vor- herrschend sind. Es ist flir mich kein Zweifel, dass auch in dieser Museum- Angelegenheit Harvard als leuchtendes Beisplel fir andere erzieherischen In- stitute dastehen wird, und ich hoffe, dass einmal auch die Zeit kommen wird, wo wir Germanistische Museen auch in anderen Universitaten und Stiidten haben.

Zum Schluss hoffe ich, dass so inti- me Verhultnisse zwischen Amerika und Deutschland geschaffen werden konnen. Es lebe das gute Einverneh- men zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten!"

Eine neue Art Lehrerbil- dungsanstal t. Die hessischen Seminare erhielten ein weiteres Aus- bildungsjahr. Wenn der neue Semi- narlehrplan voll durchgefiihrt ist, d. h. in 5 Jahren, soil der Pfdagogische Kursus, in den Abiturienten hiherer Lehranstalten nach Erwerbung des Maturititszeugnisses eintreten, auf zwei Jahre erweitert werden. Dies ist eine sehr wichtige Neuerung, die von der Lehrerschaft freudig begritsst wird. Auf diesem Wege erhillt Hessen eine neue Art Lehrerseminar, wie sie zur Zeit kein anderer deutscher Staat besitzt. Wenn man bedenkt, dass der Andrang zu dem padagogischen Kur- sus seither auffallend stark ist und die Schulverwaltung von diesen zum Stu- dium auf den Hochschulen Berechtig- ten nur diejenigen mit den besten Zeugnissen zum Lehrerberuf zuliisst, so muss man zugeben, dass es im Grossherzogtum Hessen bald miglich sein wird, ein Viertel simtlicher Volksschullehrer aus den Abiturienten der Gymnasien, Oberrealschulen und Realgymnasien zu wuhlen. Der Schritt zum Hochschulstudium saimtlicher Lehrer ist dann gerade in Hessen nicht mehr weit.

Kein ,,Reinheft" mehr. Der Miinchener Lehrplan weist die Rein- schrifthefte fitr den Aufsatzunterricht aus der Schule. Schon im Jahre 190 wurde auch in den von der badischen LandesschulbehSrde herausgegebenen Unterrichtspllinen fiir die Volks- und Fortbildungsschulen anuf die bis dahin hestandene Forderung des ,,Reinhef- tes" verzichtet!

Die erste Schule Deutschlands. die den Kinematographen stiindig fiir den Schulunterricht eingefiihrt

hat, ist die Volksschule in Zell Sankt Blasii (ThOringen). Hier wurden mit grossem Kostenaufwand Kinematogra- phenapparate gekauft, die im Geogra- phie- und Naturkundeunterricht ver- wendet werden.

Kinematograph. Die zweite Kammer von Wiirttemberg ersucht die Regierung um Ergunzung des Polizei- strafrechts, um den Besuch des Kino durch die Jugend zu beschrnken. tiber die Schbden des Kino herrscht Einstimmigkeit in den St&dten.

K lassenabende empflehlt W. Klatsch in der Stchs. Schulzeitung an Stelle der Elternkonferenzen. Sie wer- den in der Schule abgehalten, jahrlich etwa zwel mal, kurz nach Ostern und dann im Spltherbst. Die Klassen wer- den an den aufeinanderfolgenden Ta- gen nachmittags oder am friihen Abend in den Schulsaal oder in ein grosses Schulzimmer bestellt. Die El- tern erhalten durch die Kinder recht- zeitig hiezu Einladung. Vom LehrkSr- per nehmen tell der Klassenlehrer, siimtliche Fachlehrer und ev. der Di- rektor. Der Lehrer halt nach der Be- grissung eine Lehrstunde fiber eine eng begrenzte methodische Einheit, nachdem er vorher mit wenigen Wor- ten angedeutet hat, was er vorhat und welchen Weg er einschlagen will. Nach der Lektion werden die Kinder fortgeschickt. Hierauf erfolgt eine freie ungezwungene Aussprache zwi- schen Eltern und Lehrern fiber das GehiSrte. Daran schliesst sich eine Aus- sprache, nicht bloss ein Vortrag, fiber irgend ein Kapitel der Schulpraxis, z. B. iiber Zufriih- oder Zuspittkommen, fiber Hausaufgaben, Schulstrafen, Kleidung u. s. w. Schliesslich werden die Eltern noch aufgefordert, ihre Schulerfahrungen und Wfinsche frei- miitig zu hussern. Derartige Klassen- abende wiirden, meint der Verfasser, ihren Zweck viel besser erfiillen als die offentlichen Schulpriifungen und die Elternabende. Sie wiirden vor al- lem dazu beitragen, die Verbindung zwischen Schule und Elternhaus zu be- festigen und das Verstlinduis und die Wertschitzung der Schlularbeit erhd- hen.

Das Kultusmin isterium beabsichtigt, eine neue Organisation der Lehrerseminare vom 1. April 1913 ab durchzufiihren und im Verlauf von drel Jahren sollen alle Anstalten entsprechend umghebildet sein. With- rend das Lehrerpersonal der Seminare

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jetzt sich ausser dem Leiter der An- stalt aus einem Oberlehrer und fiintf Seminarlehrern zusammensetzt, soil in Zukunft eine Seminarlehrerstelle weg- fallen und dafiir eine Prorektorstelle eingerichtet werden, so dass in Zu- kunft nur vier Seminarlehrer an den Anstalten tiitig sein werden. Da die neue Prorektorstelle mit Akademikern besetzt werden sell, wirden den Semi- naren neue akademische Krifte zuge- flihrt werden. Zurzeit sind die mei- sten Direktoren gleichfalls Akademi- ker und von den Oberlehrern sind ge- genwiirtig ein Drittel nicht Akademi- ker. Der Prorektor hat den Rektor des Lehrersemuinars zu vertreten und er- teilt ausserdemn selbst Unterricht. Durch die neue Organisation will man die Seminare an sich als Ausbildungs- anstalten heben und tiichtige Akademi- ker dem Lehrerkollegium erhalten. Im Zusammenhange mit der neuen Orga- nisation diirfte stehen, dass ferner ftir die Anstellung als Lehrer an einem Seminar in Zukunft verlangt wird, cdass die Abschlusspriifung an den Hochschulkursen bestanden worden ist, wodurch eine Auslese fiir beson- ders geeignete Lehrkriifte an den Se- minaren stattfinden kann. Die Hoch- schulkurse selbst sind derartig einge- richtet, dass gewisse Materien von al- len Kursusteilnehmern gehtirt werden miissen. Hierher ghrt z. B. Piidago- gik und andere Flicher, deren Anhii- rung fiir jeden Lehrer als notwendig erachtet wird. Um eSine miglichst ein- gehende Beschiiftigung in besonderen Fitchern mniglich zu machen, sind aber imn fibrigen die Materien, die bei den Kursen behandelt werden, in sich ge- schieden worden. Es handelt sich ein- m1al1 um sprachlich-historis che Diszipli- nen und ferner umn naturwissenschaft- lich-mathematische Disziplinen. Hier- durch soll erreicht werden, dass eine vertiefte Bildung auf gewissen Gebie- ten herbeigefiihrt wird, wiihrend auf eine allgemeine Bildung, die nur melhr oberfliichlicher Art sein kiiunnte, ver- zichtet worden ist.

Am 7. Juni wurde eine allgemeine Au f besserung der Bea rmten H a m bu r gs beschlossen. Es erlmal- ten fortan diie Oberlehrer 4500 bis 11,000 M. (2mral je 1000 M., 5ial je 900 M.), (lie Seminarlehrer 4300 his 7000 M., die Mittelsclmllehrer 4100 his (;400 M., Rektoren 4-00 his 7000 M., Volksschullelmrer 2600 his 5100 M. )in 24 Jahren), Volkssehullehrerinnen 1750 his 3500 M.

Professor Rein wurde zum or- dentlichen Professor filir Pidagogik er- nant. Damiit geht die Jenaer Uni- versitiit allen andern voran. Sie be- sitzt nunmehr als erste in Deutschland einen ordentlichen Lehrstuhl fiir Pit- dagogik. Alle andern Piidagogikpro- fessuren werden im Nebenamt von Professoren der Philosophie verwaltet. Somit ist die Ernennung Professor Reins ein grosser Schritt vorwitirts in der Auerkennung der Piidagogik als Wissenschaft uud ihrer Gleichberech- tigung mit den anderen Wissensehaf- schaften.

Die F rderung der deut- s che n Auslandschulen. Die Budgetkommission des Reichstages ge- nehmigte die im Reichsetat geforderte Summe von 1 Mill. M. zur Firderung deutscher Schulen und Unterrichts- zwecke im Auslande. In Odessa wer- den im Herbste d. J. zwei deutsche Schulen eriffnet. Auch in Stidamerika wird das deutsche Schulnetz nach Krtiften ausgedehnt. In Brasilien werden gegen 200 deutsche Schulen, in Chile 14, in Argentinien etwa 30 un- terstiitzt.

Die deutschen Schulen im Auslande erhalten nicht nur den dort lebenden Deutschen ihre Muttersprache, son- dern gewihnen auch die Ausliinder an den Gebrauch der deutschen Sprache, sodass sie naturgemiiss auch geschuift- lich mit den Deutschen in leichteren und engeren Verkehr kommen.

Italien wendet fiir sein Ausland- schulwesen 2,300,000 M., Frankreich 1,000,000, England etwa 100,000 bis 200,000 M. auf. Die Aufwendungen weiterer Staaten sind nicht hekannt.

Der Vorstalnd der deutscllen Schule in Florenz bittet in einemn Rundschrei- hen zurzeit unm finanzielle Hilfe zur Fortfiillhrung (der Schule. die gegeniiber der Konkurrenz der fast kostenlosen italienischen Schulen schwer zu kiimp- fen hat.

Berechtigungsseheine zumn Einjiihri- gen-Dienst sollen von jetzt ab auch die deutschen Schulen in Berfill (Engl.), Rtig, Ron, Barcelona, Kairo, Jerusa- lem, Belgrano (Argentinien), Rio de Janerio, Mexico, nuatellen. Die Zahl der deutschen Schulen, die imn Aus- lanlde Zeugnisse fiir den Einjihrig- Freiwilligen-Dienust nausstellen diirfen, ist hiermlit auf 19 gestiegen.

t Prof. )Dr. P. O. L y o n, Stadtschul- rat von Dresden, ist am 10. Juli lm Alter von 59 Jahren einem schweren

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Monatshefte fiir deutsche Sprache und Piidagogik.

Leiden erlegen. Besonders gross sind seine Verdienste um die deutsche Spra che. Das Erbe seines 1894 gestorbenen Mitarbeiters Professor Hildebrand hal er treulich ausgebaut. Mit ibm hatte er 1887 die ,,Zeitschrift fiir den deut schen Sprachunterricht" begrindet und nach dessen Tode allein welter ge fiihrt. Schon als er seine Doktorarbeitl tiber ,,Goethes Verhiltnis zu Klop. stock" vereffentlicht hatte, betraute Hildebrand ihn mit der Neubearbel- tung des Eberhard'schen synonymi schen Wirterbuches, das zugleich mit einer franzisischen, engllschen und russischen Synonymik verbunden war. Von seinen Schriften nennen wir; sein in 10. Auflage erschienenes Handbuch der deutschen Sprache, Minne- und Meistergesang, Bilder aus der Ge- schichte der altdeutschen Literatur, Deutsche Lektire als Grundlage eines einheitlichen und naturgemiissen Un- terrichts in der deutschen Sprache, Wettiner Balladen und Lieder, Martin Greif als Lyriker und Dramatiker, Schillers Leben und Werke, Erliiute- rungen zu Goethes Gespriichen, die Schule der Gegenwart im Lichte der Gemeindeverwaltung, Pathos der Re- sonanz (Begrtindung seiner Weltan- schauung).-Lyon war am 15. Januar 1853 in Spittewitz bei Meissen als der Sohn eines Lehrers geboren. In Leip- zig studierte er 1874---79 Germanistik, Philologie und Kunstgeschichte. Als Oberlehrer wirkte er von 1873 in DS- beln und Dresden. 1899 wurde ibm die Stelle eines Stadtschulrats tibertragen, zugleich die Aufsicht liber die Fort- bildungs- und Gewerbeschulen. Ala Schulmann und Mensch vorziglich, bleibt sein Geditchtnis in Ehren,

Der deutsche Schillerpreis fir die Jahre 1912/13 wurde auf Vor- schlag Dr. Paul Schlenthers dem W I en e r Volksdi chter Ru - dolf Hawel verliehen.

Zum Gedichtnis Ernst von Wildenbruchs.-Dle Witwe Ernst von Wildenbruchs hat ihre Villa, die den Namen ,,Ithaka" ftihrt und am Horn in Weimar liegt, der Deutschen Schillerstiftung vermacht. Die Villa wird nach dem Tode der Stlfterin als Schriftstellerheim eingerichtet. Es sol- len sich darin bedtirftige Schriftsteller mit thren Angehrigen aut Ingere oder kirzere Zeit zur Erholung aufhal- ten kinnen. Zwei Zimmer der Mitte werden als ein Ernst von Wildenbruch- Museum eingerichtet werden.

Der Kaiser will ftir mittellose Arbei- terkinder Berlins ein Erholungs- Shelm an der Ostsee errichten. Es soil in drei Baracken monatlich je 50 Kinder, im ganzen Jlihrlich etwa 700 his 800 erholungsbedtirftige Kinder be- herbergen. Die Leitung der ganzen Einrichtung wird die Tochter des SOberbirgermeisters von Berlin, Friiu- Slein Mathilde Kirchner, iibernehmen.

Der zweite deutsche Kongress fir Jugendkunde findet vom 3. his 5. Oktober in Mtinchen statt. Er behandelt: das Wesen der Bildung und ihre Bedeutung fir die Schule. Die aus demn Wesen der Bildung sich ergebenden Forderungen fiir die Ge- staltung der Schultypen und ihrer Lehrpliine. Die Forderungen, die sich aus dem Wesen der Bildung fir die Vorbildung aufs Lehramt ergeben: a) ftir den Volksschullehrer, b) fiir den Lehrer an htiheren Schulen.

Der Berliner Jugendschriften - Aus- schuss gibt das Kinderalbum von Adolf Menzel zu Mk. 2.80 heraus. (Direkter Bezug bei der Lit. Vereinigung des Berliner Lehrerver- eins, Lehrervereinshaus, Alexanderstr., Berlin.)

Letztes Jahr machten etwa 4000 Schiler der Berliner Volksschule F e- rienwanderungen mit.

Die stiidtische Schulinspektion in Breslau beabsichtigt, unter sachge- misser Flihrung S ch u l w a n d e - r u n g en zu veranstalten, die hich- stens zwei Tage in Anspruh nehmen dilrfen und unabhingig von den all- jiihrlichen Schulausfihigen stattflnden sollen und zwar zweckmitssig am Sonnabend. Knaben und Midchen der oberen drel Klassen sollen bei dieser Neuerung in Betracht kommen. Gegen- wiirtig werden Erhebungen dariber angestellt, welche Lehrerpersonen die Flihrung zu tiberehmen bereit sind, welche Schtiler mit Genehmigung der Eltern an solchen Wanderungen teil- nehmen wtirden, sowie in welchen Fiil- len die Eltern die entstehenden Kosten ganz, teilweise oder tiberhaupt nicht bestreiten kiinnen.

Von zahlreichen Vertretern der deut- schen Sprach-, Literatur- und Kultur- wissenschaft ergeht ein Aufruf zur Gr i ndung eines deutsch en Germanisten - Verbandes, der den Zweck verfolgt, ,,das deutsche

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Geistesleben stiirker als bisher auf na- tionale Grundlage zu stellen" und zu diesem Zwecke auf eine entsprechende Erweiterung und Vertiefung des deut- schen Unterrichts an den hbiheren Schulen hinzuwirken. Der Aufruf ist unterzeichnet von ungefithr 150 Ver- tretern der germanistischen Wissen- schaften an deutschen Universitaiten und hoiheren Schulen, in staatlichen und stiidtischen Verwaltungen oder li- terarischen Berufen und weist eine Reihe bekannter Namen auf.

An der Universitlit Leipzig soil eine etatsmissige ausser ordentliche P r o - fessur fiir das gesamte lite- rarische, k instlerische und g e w e r b 1 i che Urheberrecht nebst dem Verlagsrecht er- richtet werden. Fiir diese Besetzung ist der derzeitige Privatdozent an der juristischen Fakultlt der Universitit Leipzig Dr. jur. Johannes Planitz in Aussicht genommen.

Die russische Regierung hat mit Zu- stimmung des Kultusministers vom ge- genwiirtigen Semester an bei der Ber- linerUniversitltt ein juristisches S em i n a r zur Einfiihrung von russischen Studenten in das d e uts che Re ch t eingerich- tet. Die privatrechtlichen tibungen leitet der Privatdozent Professor Dr. Karl Neubecker, die strafrechtlichen der Prlvatdozent Dr. Ernst Delaquis.

Das 5ffentliche Vortrags- wesen in Deutsch land hat im Laufe der Zeit eine immer grissere Bedeutung erlangt. Hunderte von Per- sonen arbeiten auf diesem Gebiete be- rufsmilssig, und eine weit gr5ssere Zahl von MKinnern und Frauen betit- tigt sich durch Vortriige und klinstle- rische Darbietungen nebenberuflich und gelegentlich. Eine Ftille von Be- lehrung und Unterhaltung, von Wis- senschaft und Kunst wird auf diesem Wege der Bevblkerung, insbesondere den arbeitenden Volksschichten, zuge- fiihrt. In dem von der Gesellschaft fir Verbreitung von Volksbildung (Berlin, NW. 52, Lilneburger Str. 21) herausgegebenen ,,Jahrbuch fir das deutsche Vortragswesen" (Vortrags- jahr 1912/13 sind 150 berufsmilssige und 126 gelegentliche Vortragende auf- gefilhrt. Das Jahrbuch gibt von jedem Vortragenden eine kurze Skizze des Lebens- und Bildungsganges, die Vor- tragsgegenstiinde, die Art der Vortrii- ge, das Honorar u. a. an. Ausserdem

ist das Vortragswesen selbst in einer Reihe von kurzen Artikeln behandelt, so dass das Jahrbuch alien Vereinen, Gemeinden und Schulen, die Vortra- gende berufen wollen, alle nur wiin- schenswerten Fingerzeige gibt. Die Gesellschaft fuir Verbreitung von Volksbildung selbst veranstaltet all- jiihrlich 300 Vortrtge, fiir die sie das Honorar ganz oder zum Teil zahit, sie unterstiltzt ausserdem die Vortragstii- tigkeit der angeschlossenen Ktirper- schaften - zur Zeit 8000, von denen 3700 Vortrige veranstalten - durch Zusammenstellung von Vortragspro- grammen, Nachweis von Vortragenden, Angabe von Bezugsquellen und Hilfs- mittein, Verleihung von Lichtbildern, Apparaten und Films, vor allem auch durch ein gut ausgestattetes Wander- kino. Die Gesellschaft verausgabte im Jabre 1911 fiir ihre gemeinntitzlge Bildungsarbeit, insbesondere fiir Wan- derbibliotheken und Vortrige, insge- samt 560,000 M. Orientierende Druck- sachen werden von der Geschiiftsstelle der Gesellschaft unentgeltlich abgege- ben.

Eine interessante Statisti k iber das preussische Volks- s ch u w e s e n gibt die ,,Siichs. Schul- ztg.": Die Schilerzahl ist in einigen Provinzen seit 1906 zurtickgegangen, in Ostpreussen um 5600, in Berlin um 1700, in Pommern um 1000. Im Bezirk Gumbinnen betrug der Rfickgang al- lein 3500, in Frankfurt und in Magde- burg 3000. (Die Schiilerzahl an den hi- heren Schulen ist gestiegen.) - In Preussen haben in den letzten ftinf Jahren die Schtiler um 6,6 Proz., die Klassen um 11 Proz., die Lehrkrfte um 14 Proz. zugenommen. Trotzdem sitzen noch rund 14 Million preussi- Volksschtiler in fiberfillten Klassen.- In den gegliederten Schulen erreichten knapp die Hiilfte der Schiler die letzte Abteilung, das reichliche Viertel die vorletzte. - Ganz merklich zurickge- gangen sind mit der Entwicklung der iffentlichen Volksschulen in den letz- ten 50 Jabren die Privatschulen. Die Vorschulen hingegen haben sich seit 2 Jahrzehnten fast verdoppelt. Westfa- len ist die einzige Provinz ohne Vor- schulen, withrend Brandenburg die meisten Vorschiler zthlt. - In den Volksschulen kommen auf einen Leh- rer 57 Schfiler, in den hiheren Schu- len 18, in den Vorschulen 36. - Die durchschnittliche Pension der vor dem 1. April 1886 in den Ruhestand getre- tenen Volksschullehrer betrug 447 M.,

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Monatshefte fiir deutsche Sprache und Piidagogik.

der vor 1908 pensionierten 1700 M. Seit 1908 betriigt der Durchschnitt 2700 M.

Am 4. Juli tagte in London die Konferenz der Universitii - ten (53) des britischen Reiches. Die Hochschulen der Kolonien beklagten sich iiber die Stellung, die ihren Abi- turienten an den Universitliten Eng- lands zu tell werde. Gewilnscht wurde ein Professoren-Austausch, wie er zwi- schen Nordamerika und Deutschland besteht.

E n g l a n d hat 20,757 Volksschu- len mit 5,500,000 Schiilern; 982 Mittel- schulen mit 170,769 Schiilern; 84 Leh- rerseminarien mit 12,850 Ziglingen und zahireiche gewerbliche Schulen mit 829,780 Schilern. Kochen lernen 335,568 Mlidchen, Waschen usw. 121,- 727, Hauswirtschaft 25,803 Miidchen. 2270 Gartenbaukurse sind im Gang. Letztes Jahr wurden 16,872,177 Mahl- zeiten an Schiler verabreicht, in Lon- don allein 9,138,755 (Kosten 153,568 Pf. St.) Von 32,000 schwachsinnigen Kindern sind die Hitlfte in Spezial- klassen oder Anstalten versorgt. Das Unterrichtsbudget 1912 verlangt vom Staat 14,504,765 Pf. St. Der bedeu- tendste Moment der Budgetrede des UIJnterrichtsminlsters war die Ankiindi- gung, dass 200,000 Pf. St. mehr fiir Alterspensionen der Lehrer eingesetzt sind.

In England ist die Lehrer- b i l d u n g durch Seminar oder durch die Universittit m~glich. Die Univer- sitit Liverpool setzt die Ausbildung fir Lehrer auf vier Jahre an: drei Jahre wissenschaftliche Bildung, ein Jahr vorwiegend berufliche Bildung.

An der Versammlung der britis chen Rei ch s - Er z ie - h u n g sl i g a (13.-18. Juli) in Lon- don nahmen 300 Lehrer aus Kanada tell.

Ein orientalis ches Semi- nar inLondon. - Nach dem Mu- ster des bereits selt Jahren in Berlin bestehenden Orientalischen Seminars wird nun auch in London eine hShere Lehranstalt entstehen, die dem Studi- um der orientalischen Sprachen gewid- met sein soll. Man wird den sogen. Finsbury - Zirkus ankaufen, um den Bau in eine Hochschule umzuwandeln; 500,000 M. fiir den Umbau und die Ein-

richtung werden zur Verfilgung ge- stellt und nach den bisherigen Plijinen werden jihrlich 80,000 M. zum Unter- halt der Anstalt bereit sein. Mit dem Schatzamt schweben bereits Unter- handlungen fiber die Obernahme dieses neuen orientalischen Seminars durch den Staat.

Der franz is sche Senat hat ein Gesetz angenommen, das ftir fehl- bare Kinder unter 13 Jahren Zwangs- erziehung und fir Fehlbare zwischen 13 und 18 Jahren besondere Gerichte einftihrt. Die fehlbaren Jugendliehen kiinnen unter Aufsicht in Freiheit ge- lassen werden.

Die Gesellschaft fiir i n t e r n a t 1 o- nalen A u s t a u s ch von Kin- d e r n in Paris vermittelte letztes Jahr 280 gegenseitige Kinderaufnahmen: 180 nach Deutschland, 84 nach Eng- land, 4 nach Spanien u. s. w. Sitz der Gesellschaft Bd. Magenta 36, Paris.

300 russis che Lehrer besuchen dieses Jahren Schulen in England.

Nach einer Mitteilung der ,,Voss. Ztg." ist nach Ostern mit Beginn des Sommersemesters auf Anordnung der Unterrichtsverwaltung der russi - sche Sp r achu nter r ich t fa- kultativ in den Provinzen Posen, Schle- sien und Ostpreussen zum ersten Male zur Einfiihrung gelangt. Als Teilneh- mer an dem Unterricht kommen die Schiiler der Gymnasien, Realgymna- sien und Oberrealschulen von Sekunda bis Prima in Betracht, die sich fiir das erste Semester in einzelnen Stiidten ausserordentlich zahlreich gemeldt ha- ben. In der Provinz Posen soll der russische Unterricht in Posen und Ostrowo beginnen, und in der Provinz Schlesien in Breslau und Ktnigshiitte. Ferner ist es gelungen, in der Provinz Ostpreussen in Ktnigsberg derartige Kurse vorzubereiten. In Erwiigung steht, den russischen Sprachunterricht auch auf Westpreussen auszudehnen, und zwar wiirde in dieser Provinz die Einrichtung von Kursen zunfichst in Thorn in Frage kommen. Erfreuli- cherweise haben sich auch Lehrer, die das Russische beherrschen, in gentigen- der Zahl gemeldet; es ist ferner beab- sichtigt, bewiihrte Oberlehrer, die ihre Ausbildung meist nuf dem Orlentall- schen Seminar erhalten haben, mit dem Unterricht zu betrauen.

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Unsclau.

Der 10. Internationale Kunsthistorisch Kongress wird in diesem Jahre zum ersten Male in Italien, und zwar in Rom vom 16. bis 21. Oktober tagen. Die bedeutend- sten italienischen Vertreter des Faches haben ihre Teilnahme zugesagt, und der Kanig hat das Protektorat fiber- nomnmen. Auskunft erteilen in Deutsch- land als Vorstandsmitglieder Profes- sor Kautzsch in Breslan, Professor Goldschmidt und Professor Koetschau in Berlin, Professor Warburg in Ham- burg.

Italien wendet die Pensionsge- set z e auch auf Lehrer an ital. Schu- len im Ausland an.

D ii nemark hat zweifellos den ge bildetstenBau ernstan d. Aus eigenem Antriebe haben die dilni- schen Bauern an 70 ,,Volkshochschu- len" - Bauernuniversitftten hat man sie wohl genannt - gegriindet. Im Winter werden diese sechs lonate von den jungen Bauern, im Sommer vier Monate von den Tbchtern besucht. In jedem Jahre kehren an 10,000 junge Bauern und Bauerntichter aus den Hochschulen in die Dirfer zuriick. Die Folge dieser Einrichtung ist nun gewe- sen, dass der ditnische Bauernstand sich zum gebildetsten der gannen Welt emporgeschwungen hat. Welch ein re- ges geistiges Leben auf den Dtrfern herrscht, zeigen insbesondere die Ver- einshiuser, deren sich fast in jedem grtsseren Dorfe eines befindet. Ein solches Vereinshaus enthitlt neben an- deren Rilumen einen grossen Saal, der mitunter 600 bis 800 Menschen fasst. In lhm werden Vortragsversammlun- gen gehalten, in manchen Diirfern in jeder Woche eine. Die dort gehaltenen Vortriige behandeln sowohl Fragen all- genein bildender als such sozialer und politischer Natur. In dem Sasle ibt sich aber such die Jugend ia Winter im Turnen, die jungen Bauern an zwei Abenden, die Tchter an zwei anderen Abenden. In einzelnen Orten fiingt man sogar an, Konzerte berufener Mu- siker in ihnen zu veranstalten. Hand

in Hand mit diesem geistigen hat sich ein rascher wirtschaftlicher Auf- schwung vollzogen. Diinemarks Vieh- zucht, diinische Schweine spielen auf dem auswiirtigen Markte eine grosse Rolle. Der kleine Staat k-ann jiihrlich 100,000 Kiibe, 14,000 Pferde ausftihren. Die Bodenbebauung ist ebenfalls die denkbar rationellste.

Die Urwaldkolonien im Staat Rio Grande do Sul ha- ben seit vielen Menschenaltern ihr De u t s ch t u m treu bewahrt. Un- tersttitzt wurden sie dabei durch die kirchlichen Behbrden Deutschlands, den Gustav Adolf-Verein, den Verein fiir das Deutschtum im Ausland und nicht zuletzt durch die Barmer Evan- gelische Gesellschaft, die seit 1864 den armen Urwaldgemeinden Pfarrer und Lehrer gesandt hat. Die Zahl dieser Gemeinden ist aber nachgerade so gross geworden, sie sind auch fiber ein so grosses Gebiet zerstreut, dass es nicht mehr m~iglich ist, die Lehrkrkfte alle aus Deutschland hintiberzuschik- ken. Die Barmer Gesellsehaft hat dar- um die Griindung eines Lehrersemi- nars in Stidbrasilie selbst ins Auge gefasst. Mit dem Bau der Anstalt, der auf 20,000 M. veranschlagt wird, soil miglichst bald begonnen werden. Z~ig- linge und Lehrer sind vorhanden. Ein seminarisch gebildeter Direktor soil noch in diesem Jahr ausgesandt wer- den. Errichtet wird das Seminar in der Kolonie Santa Cruz, die an einem Nebenfluss des Rio Pardo westlich von der Hafenstadt Porto Alegre liegt.

Das K i nigrei ch Siam wird, der ,,Frankf. Ztg." zufolge, demniichst eine Landesuniversit il t erhal- ten. Sie soil in der Hauptstadt des Landes, in Bangkok, errichtet werden und vier Fakultiiten umfassen: eine iedizinische, eine fiir Rechts- und Stantswissenschaft, eine philosophi- sche, in der hauptsichlich die Piidago- gik beriicksichtigt werden soll, und eine Fakultiit fir Technik, Handel und Landwirtschaft.

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