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Umschau

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Umschau Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 11, No. 8 (Oct., 1910), pp. 253- 258 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30167029 . Accessed: 22/05/2014 20:48 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.22 on Thu, 22 May 2014 20:48:36 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 11, No. 8 (Oct., 1910), pp. 253-258Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30167029 .

Accessed: 22/05/2014 20:48

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

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Umschau.

und infolge des hochinteressanten und ausfihrlichen Berichtes unseres Vor- sitzenden und Delegaten zum 28. Leh- rertag, F. Tombo, sehr enthusiastisch gestimmt. Insbesondere die Mitteilung, dass die deutschamerikanische Lehrer- schaft eine allgemeine Reise nach Deutschland plane, wurde geradezu mit Begeisterung aufgenommen. Ja, Dr. Monteser ging sogar so weit, dass er gleich eine "out-side"-Kabine belegen wollte. Die New Yorker Lehrerschaft empfiehlt dem Vorstande des Lehrerbun- des, unverztiglich einen grisseren Reise- vorbereitungs - Ausschuss zu bilden und die hiesigen Herren: D. Kurt, E. Rich- ter, Ludwig F. Thoma und Joseph Win- ter mit den technischen Vorbereitungen zu betrauen. Selbstverstindlich vorbe- haltlich der Genehmigung des Buffaloer Lehrertages. Der Lehrerverein zitihlt jetzt 69 Mitglieder und hat ausser sei- nen bisherigen Beamten: Dr. Rudolf Tombo sr., Vorsitzer; Hugo Geppert (leider noch immer schwer leidend), Stellvertreter; Joseph Winter, Schatz- meister und Berichtfihrer; Herrn Dr. Faust De Walsh, zum protokollierenden Schriftffihrer einstimmig erwilhlt.

Im New Yorker Schulwesen sind auch in diesem Jahre keine welter- schtitternden Reformen eingeftihrt wor- den. Dr. Maxwell herrscht im Schulrat unumschriinkter denn je; und die Be- strebungen der ,,Vereinigten deutschen Gesellschaften", die Ernennung eines ,,Supervisors" ftr den deutschen Unter- richt zu veranlassen, haben nur sehr we- nig Aussicht auf Erfolg.

Dr. Karl F. Kayer, der sich we- gen seiner angegriffenen Gesundheit ein Jahr lang in der deutschen Heimat zur Erholung aufgehalten hat, hat wieder seine beschwerlichen Pflichten als Pro- fessor ftir deutsche Sprache und Litera- tur am Normal College aufgenommen.

In Union Hill hat vor kurzem einer der ttichtigsten Schulmiinner des Lan- des das Zeitliche gesegnet. S c h u 1 s u- perintendent Otto Oertel ist

daselbst gestorben. Er war in New York geboren; ein echtes Kind der unteren Ostseite (Kleindeutschland), hat er sich durch eigene Ttichtigkeit und durch ei- sernen Fleiss zu der von ihm Jahrzehnte lang eingenommenen Stelle emporgear- beitet. Als ich vor Jahren die Schulen des Ostens besuchte, um in der Staats- Zeitung iber unser Schulwesen zu be- richten (etwa hundert Artikel), konnte ich mit gutem Gewissen feststellen, dass die Schule der kleinen- deutschen - Ortschaft von Union Hill zu den aller- besten des Landes geharen. Das war Oertels Verdienst. Er hat keine Schul- bticher geschrieben, keine piidagogschen Vortriige gehalten, auch keine Lehrerex- aminationen immer bestanden, aber er war ein ausgezeichneter Organisator, vor allem ein gediegener Schulmann. Friede seiner Asche und Ehre seinem Andenken!

Das ,,Silence", welches die West Pointer Kadetten einem Ihrer Lehrer gegentiber durchgeftihrt haben, hat auch in dem New Jerseyer Stid tchen Bayonne Nachahmung gefunden. Die Knaben und Miidchen der Hochschule haben bis jetzt den Lehrern und Schulbehgrden jede Antwort bei Prtifungen etc. verweigert, weil sie, die Schiler, eine Stunde linger in der Schule bleiben sollen; wodurch nattirlich Base Ball, Tennis etc. leiden mitssten.

Die Korporation der Ya le Univer- sitit hat endlich die Geh il ter der Professoren und lilteren Leh- rer adjustiert. Von der Erhahung der Gehillter ist auch unser Kollege Profes- sor Arthur H. Palmer, Leiter des ger- manistischen Departments ,,betroffen" worden. Professor Palmer hat im Friih- ling vor der hiesigen "High School Teachers' Association" einen gliinzenden Vortrag fiber ,,die deutsche Lyrik" ge- halten. Am 5. November spricht er vor dem New Yorker Lehrervereine fiber die ,,Wertschitzung deutscher Literatur in England" (bis 1850).

J. W.

II. Umschau.

Der Nationalbund berichtet, dass die Sammlungen fr das Pastorius- denkmal inzwischen auf $15,000.00 ange- wachsen sei. Nun wurde durch das Kon- gressmitglied J. Hampton Moore von Philadelphia eine Vorlage unterbreitet und von dem zustAndigen Ausschuss ginstig einberichtet, wonach der Verei-

nigten Staaten-Kongress $25.000.00 zum Denkmalfonds beisteuern soll, wenn vom Deutschtum ein gleicher Betrag aufge- bracht wird. Wir unterstiitzen das Er- suchen des Nationalbundes um Beitriige aufs ernsteste und hoffen, dass alle Deutschen, die dazu imstande sind, alles daran setzen werden, die noch fehllenden $10,000 einzutreiben.

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Monatshefte filr deutsche Sprace und Pidagogk.

Seminar und Akademie. Vom vergangenen Schuljahr haben wir noch nachzutragen, dass die gemeinsa - me Schlussfeier der beiden Anstalten am 20. Juni, Montag Nachmittag in der Plymouth - Kirche stattfand. Der Botschafter des deut- Reiches, Graf Johann Heinrich v. Berns- torff, hatte sich zu dem Zwecke einge- stellt, und die freundlichen Worte sei- ner an anderer Stelle abgedruckten Ab- schiedsrede * an die abgehenden Schtiler machte das Fest zu einem besonders fei- erlichen. Unter den durchweg vorzg- lich dargebotenen Stlcken des Pro- gramms heben wir die englische Rede von Frilulein Elisabeth Schilling "Ger- man Idealism and America", die deut- sche von Frilulein Emma Nicolau ,,Der Lehrer als Handwerker und Ktinstler" und die Deklamation deutscher Gedichte von Frl. Pauline Stemmier hervor. Von der Akademie brachten Aufsiitze Char- les P. Vogel ,,Transportationsmittel", Esther Christensen eine selbstverfasste tibersetzung aus dem Norwegischen,Vic- tor Guillemin die deutsche Abschiedsre- de, Armin Schwarting ein Violinsolo ,,Walters Preislied" aus den ,,Meister- singern", ferner Deklamationen Miriam Gaylord, Rimar Frank und Ralph Sche- cker. Der musikalische Teil war gleich- falls reichhaltig, einOrgelprailudium von Frl. Lillian Way hatte die Feier eriff- net, wiihrend Chorgesinge von Seminar und Akademie mit den fibrigen Vortrii- gen abwechselten. Die Verteilung der Diplome und Preise erfolgte durch den Vorsitzenden des Verwaltungrates der beiden Anstalten, Herrn Adolph Fink- ler. Ein patriotisches Lied beschloss das denkwtirdige Fest, dem noch ein kurzer Empfang zu Ehren des Botschaf- ters in einem kleineren Saale der Kirche folgte. Die Herren der Fakultlt hatten am Abend noch Gelegenheit, die interes- sante Persoinlichkeit des deutschen Bot- schafters im Hotel Pfister kennen zu lernen, wo der Vorstand der Deutsch- Englischen Akademie und des Seminars dem Ehrengaste ein Festessen gab. Et- wa 40 Personen beteiligten sich daran. Als Toastmeister fungierte Herr Prof. A. R. Hohlfeld, das Hoch auf denEhren- gast brachte Herr Direktor MaxGriebsch aus. In der Geschichte der Anstalten wird der 20. Juni 1910 kenftig als einer seiner Ehrentage verzeichnet stehen.

Auf dem Wege zum weiteren Ausbau des Seminars ist ein neuer Schritt getan worden durch Ein-

* Die Rede des Deutschen Botschaf- ters wird in dem Novemberhefte sum Abdruck gelangen. D. R.

richtung einer Abteilung ftir Stellenver- mittlung. Da uns bislang oft der Vor- wurf genacht- wurde, dass wir deutsche Leher fast ausschliesslich fiir Milwau- kee ausbildeten, - weil eben auswir- tige Schulen und iSchulbeh rden sich sel- ten an uns gewandt haben, - so wollen wir von nun an versuchen, das Wir- kungsfeld unserer Ziaglinge zu ervei- tern, indem wir zunlchst durch Rund- schreiben Schulbehi5rden und Lehrer- agenturen auf unsere Schiller aufmerk- sam machen und sie auffordern, uns freie Stellen mitzuteilen. Wir haben schon in den letzten Jahren vereinelt Abiturienten direkt an High Schools Stellungen verschafft, wo sie sich vor- zilglich bewihrten. Gerade in den letz- ten Jahren ist das Seminar und seine Arbeit in griisserem Masse unter den Deutschen bekannt geworden durch die Propaganda des Nationalbundes, durch die eifrige Bemfihung, seine finanzielle Lage zu veroessern, sowie durch dieAuf- rufe der Direktion in der deutschen Presse. Trotz gelegentlicher Anfeindun- gen, die eben einer grossen, edlen Sache nie erspart bleiben, sind die Fortschritte erfreulich; sie zeigen sich in diesem Jahre in einer erhhten Schfilerzahl, 47 gegen 38 im Vorjahre. Das Erfreuliche dabei ist, dass wir wieder eine grassere Anzahl junger Miinner unter unseren Schtilern zihlen, 9 gegen 6 im Vorjahre.

Zu dem iusserst angenehmen Ein- druck, welchen der Clevelander Lehrer- tag bei den Teilnehmern hinterlassen hat, zu dem Empfang und der Unter- stfitzung des Lehrerbundes seitens der Bfirgerschaft und vor allem der dortigen deutschen Presse gesellt sich ein weite- rer grosser Beweis von Vertrauen: die Stiftung zweier Stipendien durch den Deutschen Schulverein von Cleveland. Auch auf der Staats- konvention der D eutschen

SOhios zu Akron, ., arbeiteten Cleve- lander und Cincinnatier f1r das Seminar und erwirkten die Gewihrung eines Staatsstipendiums vom Staatsverband von Ohio. Wir danken unseren Freun- den in Ohio aufs herlichste fir diese Hilfe.

Zum ersten Male wurde in diesem Jahre das Stipendium des Unab- hiingigen Btirgervereinrs von Maryand in Baltimore ergeben und zwar an Frl. Carola Kroekel aus Egg Harbor, N. J. Auf Grund einer Prthfung erhielt Frl. Edna Breder, eben- falls aus Egg Harbor, N. J., von der Deutschen Gesellschaft von Pennsylva- nien in Philadelphia ihr Stipendium fir das Jahr 1910-11.

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Umschau.

Fiir den Seminarfonds sind seit unserem letzten Bericht $1964.32 einge- gangen, womit sich der Gesamtbetrag der Sammlung auf $13,275.97 erhSiht.

iOber Pensionen der Lehrer bemerkt der ,,Western Teacher" wie folgt: New York, St. Louis, Buffalo, Providence, Newport, Albany, Detroit, St. Paul etc. verlangen von ihren Leh- rern eine Beisteuer von 1% ihres Jah- resgehalts, andere Stndte fordern 2% und 3%; Chicago $5 jiihrlich in den er- sten fdinf Jahren, $10 in den nichsten 10 Jahren, danach $15 wiihrend der fol- genden 15 und $30 jiihrlich nachher; etc. Man kann aber nicht von eigentli- chen Ruhegehiltern reden, wenn sie nicht mit iiffentlichen Geldern bestritten werden. In diesem Falle sind es nur erzwungene Beitrige, Abziige von den Gehltern der Lehrer, um einen Pensi- onsfonds aufzusparen, der den fiberle- benden oder den im Schuldienst Verblei- benden einmal ausgezahlt wird.

Die WahI der Chicagoer Schulsuperintendentin zur Vorsitzerin der National Educational Association wird von den Gutgesinnten tiberall mit Jubel begriisst, weil man hofft, dass mit dem Antritt ihres Regi- mnents such die Politik mehr aus der Organisation der Vereinigung verbannt werde.

Die Urteile amerikanischer Schulmin ner, die an deutschen hiaheren Schulen als Austauschlehrer titig waren, finden sich zum erstenmale in dem kirzlich erschienenen Bericht der Carnegie-Stiftung. Im Vergleich mit der amerikanischen High School wird an den deutschen hdiheren Schulen ge- rtihmt, dass sie verschiedenen Arten von Schtilern verschiedene Schulgattungen bieten, von denen jede ein bestimmtes Ziel im Auge hat, whihrend die High School als Einheitsschule allein diese Auswahl gewiihrt. Nach Ansicht der amerikanischen Lehrer entsteht hier- durch eine Zersplitterung der Krdifte in den amerikanischen Schulen gegeniber einer langen konzentrierten Ausbildung in Deutschland. Als Nachteil dieser Or- ganisation empfindet man allerdings in Deutschland eine zu frihe F~irderung der Spezialisierung im Leben. Bei den deutschen Oberlehrern hebt man iber- einstimmend hervor, dass es durchweg Leute von umfassender Universitlitsbil- dung sind, die das Unterrichten als Le- bensaufgabe betrachten, die sie mit Energie und grosser Griindlichkeit er- ,fallen. Inbezug auf den Unterrichts.

erfolg wird darauf hingewiesen, dass der amerikanische Knabe bei seinem Eintritt in die hiihere Schule um wenig- stens 2 bis 3 Jahre gegen den deutschen Altersgenossen zuriick ist, und dass die- ser Vorsprung des letzteren niemals wieder einzuholen ist. Auch auf dem Gebiet der Leibestibungen sind die ame- rikanischen Lehrer einig in der Bevor- zugung des deutschen Systems. Die na- titrliche und verniinftige kirperliche Erziehung ffir alle Altersstufen durch gut ausgebildete Turnlehrer in einer grsseren Anzahl von Turnstunden in vollkommen ausgestatteten Turnhallen und durch Spiele im Freien erreichen bel den Knaben eine kiirperliche Ausbildung, wie man sie in Amerika selten findet. Bei den Gerltetibungen wtirden deutsche Knaben die amerikanischen um drei Jahre zurficklassen. Auch der morali- schen Haltung deutscher Schiler wird Anerkennung gezollt. Ligen, kleine DiebstKihle und Betrtigereien kiimen viel seltener vor als in amerikanischen Schu- len. Als Griinde daftir ftihrt man an, dass die Erziehung zu Hause besser sei und dass Bicher und Schulmaterialien nicht auf tffentliche Kosten geliefert wtirden. Hierdurch wlirde das Eigen- tumsrecht besser geachtet und Spar- samkeit gelernt. Es fehle jener Geist der Verschwendung auf iffentliche Ko- sten, der nur zu oft nur einen Schritt auf dem Wege zumn Diebstahl an iffent- lichem Gut bedeute. In deutschen Schu- len, so lautet das Urteil, herrschen gute Manieren, man befindet sich in einer an- genehmen Atmosphtre von Hfiflichkeit und Riicksichtnahme. (Frankfurter Schulzeitung.)

In Berlin ist eine Gesellschaft fiir Hochschulpiidagogi k ge- grindet worden. Sie will eine Zentral- stelle ftir die seit lingerem anwachsende ,,hochschulpaidagogische" Bewegung sein. Sie beabsichtigt die Herausgabe einer Zeitschrift, welche das nunmehr er- schlossene Gebiet in zusammenfassender Weise behandeln soll, und beginnt jetzt zu diesem Zwecke die Ausgabe von klei- nen ,,Mitteilungen ftir Hochschulpldago- gik". Die soeben erschienen erste Num- mer bringt u. a. zwei programmatische Artikel, von denen der eine die Organi- sation eines ,,Institutes filr Pldagogik der Wissenschaften und Klinste" ver- langt und einen Aufsatz von Ernst Bernheim in Greifswald: ,,Universitits- reformen?". Die Mitteilungen sind zum Preise von 30 Pf. Mair die Quartalnum- mer oder von einer Mark fiir den Jahr- gang 1910 entweder auf buchhiindleri- schem Wege oder direkt vom Heraus-

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Monatshefte fiir deutsche Sprache und Pddagogik.

geber Dr. Hans Schmidkunz, Berlin- Halensee, zu beziehen.

Im August dieses Jahres konnte der Allgemeine Deutsche Sprach- ver e i n auf eine 25jihrige segensreiche Tiitigkeit zurtickblicken. Er hat sich vor allem den Kampf gegen das unni- tige Fremdwort zur Aufgabe gemacht, und seine Tiitigkeit ist unzweifelhaft heute schon iberall in der neuesten Li- teratur zu spiiren. Langsam, aber sieg- reich breitete er sein WVirken aus, so dass er heute auf fiber 30,000 Mitglieder blicken darf. Auch in den Vereinigten Staaten hat er festen Fuss gefasst, us befinden sich nicht weniger als 6 Zweig- vereine daselbst. M5ge der Verein auch fernerhin mit Erfolg seiner oft undank- baren Aufgabe gerecht werden, die Mut- tersprache zu reinigen und zu berei- chern; die Bewunderer und Freunde des Deutschen werden ihm den verdienten Beifall nicht versagen.

Die Deutsche Erde bringt in ihrem vierten Heft einen lehrreichen Beitrag zum Kampf der Deutschen t(sterreichs gegen die anderen dort ver- tretenen Nationalitilten. Es werden da- rin vergleichende Tabellen gegeben, um besonders eine bessere Wiirdigung der Leistungen der Schutzvereine zu ermig- lichen. Welche Geldmittel dabei nicht allein von den Deutschen, sondern auch von ihren Gegnern aufgebracht werden, ist erstaunlich und beweist zugleich. wie schwer der Kampf ist, und wie erbittert er geffihrt wird. Leider scheint es da- nach den Deutschen kaum zu gelingen, mit den anderen Nationalitliten Schritt zu halten.

Aus dem Rundschreiben ei- ns franzii sischen Schuli n- sp e k t o r s. In dem Rundschreiben, das ein franzasicher Schulinspektor an die Volksschullehrer seines Departements (Haut-Marne) richtete und das die ,,Re- vue Pdagogique" (1910, 1) verdiffent- lichte, heisst es u. a.: Sie arbeiten zu viel, Sie lassen Ihre Schiler zu viel ar- beiten .... Ich halte nicht viel von den Schularbeiten, welche in der Arbeits- stunde oder zu Hause angefertigt wer- den. Die hiiuslichen Arbeiten missten eigentlich ganz abgeschafft werde: Im Liorm der hiluslichen Geschifte und Un- terhaltungen, iber die Ecke eines wenig zweckmissigen Tisches gebeugt, im Winter bei einer kiimmerlichen oder schlecht besorgten Lampe kann das Kind keine guten Arbeiten liefern, muss es Schaden an seiner Gesundheit nehmen und gute Gewahnungen aus der Schule

wieder verlieren. Und dann: Gebt doch das Kind nach der Schule frei ftir die kleinen Verrichtungen im Dienste der Eltern, gebt seiner jungen Geisteskraft Zeit, auszuspannen und sich zu erholen! Wenn ich gleichwohl die hiiuslichen Schularbeiten nicht ganz und gar unter- sage, so muss ich doch darauf bestehen, dass sie sehr kurz seien: etwa eine oder zwei kleine Aufgaben, ein Lesestiick oder die Vorbereitung auf eine Stunde am folgenden Tage. Dazu sollen auch die Arbeitsstunden nach der Schulzeit, wo sie bestehen, beniitzt werden. Was aber sieht man hiiufig? Die Arbeitsstunden werden richtige Lehrstunden. Es kommt vor, dass man die Unterrichtszeit ver- liingert und vor acht Uhr beginnt, ja selbst, dass man am Donnerstag vormit- tags Schule hiilt. Meine lieben Kollegen, erlauben Sie, dass ich Sie gegen sich selbst schiitze! Diese tiberbiirdung wer- den Sie mit Ihrer Gesundheit bezahlen mtissen. Sie sagen, Sie seien stark; aber heute oder morgen werden Sie die Erschipfung ffihlen. Thre jungen Hilfs- lehrerinnen, meine verehrten Vorsteher- innen, kinnen bedenklich iiberlastet sein, ohne dass es jemand merkt. Und darun- ter knnen, ja mtissen unbedingt auch Ihre Schiilerinnen leiden. ,,Aber die Prii- fungen!" rufen Sie mir entgegen, ,,wir werden nicht unser Ziel erreichen!" Doch! Sie werden es erreichen und so- gar noch mehr! Glauben Sie wirklich, dass das Nudeln und Vollpfropfen etwas nfitzt? Man muss im Gegenteil, wenn man Erfolg haben will, verstehen, ,,Zeit zu verlieren", um nachdenken, suchen und finden zu lassen. In einer Stunde ruhiger iberlegung, wo Sie vielleicht meinen, zu langsam vorwiirts gegangen zu sein, gewinnen Sie in Wahrheit viele Stunden und der Erfolg wird den von zehn oder mehr mechanischen Muster- lektionen tibertreffen. Also: kurze Haus- aufgabe, keine tiberschreitung der Schul- zeit und erst recht keine Stunden am Donnerstag!

Preussen und Schottland tauschen nun auch Lehrerinnen an hihe- ren Schulen aus, damit sie Sprache und Unterrichtsweise kennen lernen Die Lehrverpfichtung dauert gew hnlich en Jahr.

Das Gehalt eines Polizisten ist in England durchschnittlich um etwa $55.00 hiiher als das eines Lehrers; so- mit scheint allein in Deutschland das einige Vorgehen der Lehrerschaft in .Standesfragen bis jetzt Fritchte getragen zu haben.

Dem ,,Verein f iir das Deutsch- t um im Auslan d" ist ein interessan-

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Umschau.

ter Bericht zugegangen fiber den von Frau Dr. Amrhein, der Gattin des Di- rektors der deutschen Schule zu Liittich im November vorigen Jahres an der dor- tigen Universittit er~iffneten unentgelt- lichen Kursus in der deutschen Sprache. Die Unterrichtsstunden wurden zweimal wichentlich in dem von der Universitit kostenlos zur Verffigung gestellten Saale in den Abendstunden erteilt. Der Erfolg ging fiber alle Erwartungen. Beim er- sten Male erschienen reichlich 300 Da- men und Herren. Freilich waren darun- ter viele Neugierige, die mit der Zeit wegblieben und sich auch kein Buch kauften. Immerhin wurden 210 Bnde des Werkes ,,Ich lerne Deutsch" von Delohel verkauft. Ist die rege Beteili- gung ein Beweis fir die Notwendigkeit des Kurses, so ist dieser selbst ein vor- zfigliches Mittel zur Verbreitung der deutschen Sprache. Die Teilnehlmer ge- hiiren versehiedenen Kreisen an: Hand- werker, Kaufleute und Verkijuferinnen, Kommunalbeamte, Lehrer und Lehrer- innen, Xrzte, Studenten und Hochschul- lehrer bekundeten auch auf die Dauer regste Teilnahme. Wie sehr die Kurse einem Bediirfnisse cntsprechen, zeigte sich ausser der regen Beteiligung auch an dem geradezu begeisterten Beifall, mit dem sie entgegengenommen wurden, sowie an mannigfachen schriftlichen und miindlichen Dankesbezeugungen. Ein lilterer Herr erklitrte z. B.: ,,Nun lernen wir endlich unsere deutschen Briefe selbst lesen. Bis jetzt mussten wir sie uns tibersetzen lassen." Es kommen auch Schiller, deren VAter zwar Deutsche sind, die aber von belgischen Mtittern nur franz5sisch gelernt haben. Selbst bei schlechtestem Wetter war immer die stattliche Anzahl von 150 bis 200 Zuh5- rern anwesend.

Frankreich hatte letztes Jahr in 50,997 Fortbidungskursen 612,- 113 Schiller; ausserdem wurden 72,020 Vortrige gehalten. 3246 mutualites scolaires hatten 821,086 Mitglieder, die nahezu 5 Millionen einlegten. 70,132 Lehrer und Lehrerinnen wirkten an den Cours d'adultes. Und dennoch nach 30 Jahren des obligatorischen Schulzwanges befinden sich immer noch mehr als 5 Prozent Analphabeten unter den Solda- ten; es waren unter den im Oktober 1909 einberufenen 247,028 Rekruten nicht weniger als 14,225 Analphabeten.

In Kopenhagen wurde durch griindli- che Untersuchungen festgestellt, dass nur 50% der Schfiler und Schli- lerinnen ganz ungezieferfrei sind, weshalb die Stadtverwaltung meh-

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rere Ungeziefervertilger und -vertilge- rinnen, welche den Titel ,,Krankenpfle- ger" fiihren, angestellt hat. Ihnen fiillt die Aufgabe zu, die Kinder in den Volks- schulen regelm.issig nach der genannten Richtung hin zu untersuchen und, sofern es niatig ist, den ,,Reinigungsprozess" vorzunehmen. Die neuen ,,Krankenpfle- ger" haben Vorschrift erhalten, ihres Amtes diskret und unter mglichster Schonung der Gefiihle der betroffenen Kinder zu walten. In den Schulen wer- den fiir die Untersuchung besondere Zimmer zur Verfigung gestellt.

Ein Religionslehrerverein hat sich in Kristiania in Norwegen gebil- det, der den Religionsunterricht so ent- wickeln will, dass er als Schulfach sei- nen Platz behaupten kann.

Die schon seit zwlf Jahren in T o- k i o, Japan, erscheinende Zeit- schrift ffir deutsche Sprache iiberrascht uns mit ihrer Miirznummer durch grisseren Umfang, doppeltes For- mat und sonstige Neuerungen. Die Er- klirung finden wir dafiir in einem an die Leser gerichteten Leitartikel, dem wir entnehmen: ,,Die stetige Vermehrung der Abonnentenzahl beweist uns, dass dieses Blatt den Deutschlernenden in Japan etwas wirklich Brauchbares bie- tet und zur Verbreitung des Deutschen nicht wenig beigetragen hat. Die Zeit fordert von uns, dass wir mit ihr wei- terschreiten; wir haben uns deshalb zu einigen Verbesserungen entschlossen, wo- runter besonders von nun an ein beson- derer Abschnitt der Sprachlehre gewid- met sein wird. Dann aber wird auch der Phonetik, dem deutschen Leben und der deutschen Arbeit an den japanischen Hochschulen mehr Raum gegeben wer- den." Wir wiinschen den strebsamen Herausgebern beaten Erfolg.

In diesem Sommer besuchten nicht weniger als 1500 russische Leh- rer Vien, um das isterreichische Schul- wesen zu studieren. Die Lehrer besich- tigten auch die Schulen in der Schweiz und in Frankreich.

Die deutsche Schule in East London (Kapland). Die Allg. deutsche Lehrerzeitung schreibt dartiber: Die im Jahre 1900 als deutscher Kindergarten mit einer Anfangaahl von 13 Schtilern begrlndete deutsche (Schule hat sich in den wenigen Jahren ihres Bestehens dank der grossen Opferwilligkeit der dortigen Deutschen zu einer stattlichen Vollschule entwickelt, die im Jahre 1908 in 8 Klassen 116 Schfiler und Schilerin-

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Mortatshefte fir deutsche Sprache uand Piidagogik.

nen umfasste. Die Aufgaben und Ziele einer deutschen Schule auf englisch-afri- kanischem Boden werden in ihrem Jah- resbericht in geradezu vorbildlicher Weise wie folgt dargelegt: ,,Die Eltern unserer Kinder sind in den meisten Fl- len britische Untertanen deutscher Ab- stammung, das Vaterland der Eltern und Kinder ist Stidafrika, das der Voreltern ist einmal Deutschland gewesen. Unsere Zdglinge sind also in den meisten Fillen afrikanische BUrger und sollen hier ihr Fortkommen und ihre Zukunft finden. Demgemss mtissen sie fur den Kampf ums Leben in Stidafrika ausgertistet werden. Dazu geh5rt zu allererst Be- herrschung der englischen Sprache; da- rum ist unsere Schule in enger Verbin- dung mit dem bodenstAndigen Bildungs- wesen aufgebaut. Das ist ihre prak- tische Aufgabe. - Unsere Anstalt wurde gegrtindet und unter grossen Opfern er- halten, um auch eine hohe ideale Auf-

gabe zu erfiillen. Unsere alte Heimat heisst Germania, und wir kinnen dern materiellen Bedirfnis deutsche Herzens- und Geistesbildung nicht zum Opfer bringeii. Daher setzen wir uns das Ziel, dem Kinde deutsche Sprache, deutschen Geist und Sang, deutsches Flihlen und Denken zu tibermitteln, dem jugendli- chen Herzen liebevolles Verstndnis fir die deutsche Eigenart, die grosse Ver- gangenheit des deutschen Volkes, die hohen Leistungen des germanischen Gei- stes und die gegenwiirtige Bedeutung Deutschlands einzupflanzen. Mit einem Wort: Wir wollen unser deutsches Volkstum nicht aufgeben."

Im australischen Staate Queensland wird in Brisbane eine Volksuniversitiit crrichtet. Handwerker und Kaufleute sollen 6 Monate im Jahre arbeiten und in den anderen 6 Monaten ihren Universititsstudien obliegen.

G. J. L.

III. Busses Deutschlendreise.

Jeder Lehrer des Deutschen hegt wohl den Wunsch, wenigstens einmal in seinem Leben Land und Leute und Sitten des Volkes kennen zu lernen, in dessen Sprachschatz er seine Schiler einzufuihren sucht. Diesem Verlangen entsprechend beabsichtigt der Unterzeichnete fir die Sommerferien des nlchsten Jahres eine Deutschlandreise far Lehrer des Deutschen zu arrangieren. Auf derselben sollen die Hauptzentren deutscher Kultur wie Hamburg, Berlin, Minchen, Dresden, Ntirn- berg u. s. w. besucht werden. Alles, was besonders filr Lehrer von Interesse und Bedentung sein kiinnte, wird dabei brticksichtigt werden. So weit dies mglich, sind Besuche einzelner Vorlesungen in den Universititen Berlin und Leipzig, sowie einiger Gymnasialklassen in Mannheim und Frankfurt a. M. geplant. Auch die Hauptstatten der deutschen Literatur wie Weimar, der Vierwaldstlitter See, das Land des Tell u. s. w., sind im Reiseplan einbegriffen, ebenso, wenn solche veran- staltet werden, die Nationalfestspiele far die deutsche Jugend in Weimar und die Wagner-Festspiele in Bayreuth oder in Minchen. In jeder Weise soll auf der Reise die t1bung in der deutschen Sprache gepflegt und betrieben werden. Die Teilnehmer sollen zu dem Zweck, soweit irgend angingig, in Pensionen, Theatern, Vortrltgen u. s. w. Gelegenheit finden, viel Deutsch zu hiren und mit Deutschen direkt in Beriihrung zu kommen.

In Anbetracht der Gehaltsverhtltnisse unserer Lehrer ist der Kostenanschlag so niedrig als mSglich gehalten und auf ca. $375 angesetzt. Dieser Betrag schliesst die Ozeanfahrt, Hotels und Mahlzeiten, Eisenbahnfahrt, Eintrittsgelder u. s. w. ein. Keineswegs braucht dabei auf die notige Bequemlichkeit verzichtet zu werden, doch ist die genannte Summe angesichts der auch in Deutschland bedeutend ver- teuerten Lebensmittel eine verhiiltnisnAssig niedrige zu nennen. Weitere Einzel- heiten des Reiseplanes und der Reisebedingungen sind aus dem ausfihrlichen Prospekt zu ersehen, der auf Verlangen gern ilbersandt wird. Auch ist zu jeder weiteren perstSnlichen Auskunft jeder Zeit der Unterzeichnete selbst bereit.

A. Busse, Ohio State University, Columbus, Ohio.

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