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Umschau

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Umschau Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 10, No. 5 (May, 1909), pp. 148- 152 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30159853 . Accessed: 19/05/2014 12:38 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.117 on Mon, 19 May 2014 12:38:20 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 10, No. 5 (May, 1909), pp. 148-152Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30159853 .

Accessed: 19/05/2014 12:38

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

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Monatshefte fir deutsche Sprache und Piidagogik.

gen neues Licht auf bisher dunkle Punkte geworfen hatten. Diese wohl- durchdachten Ausfiihrungen ins einzel- ne zu verfolgen, ist hier nicht mbglich. Das Endurteil liesse sich etwa dahin zusammenfassen: Das Wort ,,Dichtung" in dem Titel des Werkes will Goethe wohl so verstanden wissen, dass es keine nfichterne Darstellung von Tat- sachen sein solle. In den wesentlichen Punkten ist die Schilderung historisch; jedoch konnte sich Goethe seinem Ge- nius nicht entziehen und ging vorwie- gend als Poet an die Arbeit, wobei er gelegentlich von der nitchternen Wahr- heit abgelenkt wurde.

L. H. Am Ostertage weilte der PrlI ai-

dent des Lehrerbundes, Herr Professor C. O. Sch5nrich aus Baltimore, in unserer Stadt, um mit dem Ortsausschuss fiir den 37. Lehrer- tag tiber das Programm zu beraten. Herr Schnrich ist von seiner langen Krankheit noch nicht wieder ganz her- gestellt und er war daher von seiner Gattin begleitet, die seit Wochen seine aufmerksame Pflegerin ist. T)ie Bera- tung fand in der Wohnung des Dr. A. Hoelper, bei dem Herr Sch5nrich abge-

stiegen war, statt. An derselben nab- men ausser den beiden genannten Bun- desbeamten die Herren Dr. F. Monteser und Prof. Karl Herzog teil. Herr Dr. Rudolf Tombo, der Vorsitzer des Orts- ausschusses, konnte leider nicht anwe* send sein, da er einer Versammlung des Allg. Deutschen Sprachvereins beiwoh- nen musste. Das Ergebnis der gemein- samen Beratung war die Aufstellung des Programms, wie es wihrend des 37. Lehrertages vom 29. Juni bis 2. Juli d. J. zur Ausffhrung gelangen soll.

Die monatliche Versamm- lung des Vereins deutscher Lehrer von New York und Umgegend am 1. Mai war infolge eines furchtbaren Regenwetters nur schwach besucht. Die in der Aprilver- sammlung von Dr. A. Hoelper gegebene Anregung, dass die Kollegen schon jetzt dem Lehrerbund als Mitglieder beitre* ten sollten, hat gute Fritchte gezeitigt. Es haben sich bereits bei unserem stell- vertretenden Vorsitzer Herrn Hugo Geppert, 20 Mitglieder angemeldet und in der niichsten am 29. Mai stattfinden- den Versammlung werden noch mehrere Anmeldungen einlaufen.

A. H.

II. Umschau.

Umschau. Von unserem Seminar. An-

regend und unterhaltend wie die friihe- ten Veranstaltungen d e s li t e r a r i- sehen Vereins verlief auch die letzte, bei welcher Rudyard Kippling zur Betrachtung kam. Die kritischen Aufsiifze sowie die Proben, die sum Vortrag gebracht wurden, legten Zeug- nis davon ab, dass sich die Mitglieder des Vereins mit lebendigem Interesse der Arbeit widmen.

Bei der nichsten Zusammenkunft im Mai soll das Paul Heysesche Lustspiel ,,Unter Brtidern" aufgefiihrt werden.

Der Seminarvorstand hat beschlossen, mit den schriftlie hen Prti fun- gen im Seminar am 15. Mai zu begin- nen und das Schuljahr am 23. Juni zu schliessen.

Der Deutschamerikani- sehe Nationalbund gibt in der Aprilnummer seiner Mitteilungen bekannt, dass auf der vom 3. bis 5. Juni in Berlin tagenden Versammlung des Vereins fir das Deutschtum im Aus-

land neben Professor Learned auch Pro- fessor Leo Stern, Mitglied des Lehraus. schusses des Lehrerseminars, als Ver- treter des Nationalbundes fungieren wird.

Vom Vorstand des Teutoburger Wald-Vereins in Detmold ist an den Nationalbund und dessen Mitglieder eine Einladung zur Teilnahme an einer allgemeinen Erinnerungsfeier an die 1900. Wiederkehr der Hermannsschlacht ergangen. Das Fest wird in den Tagen vom 15. bis 22. August d. J. im Teuto- burger Valde veranstaltet an der Stelle, wo das Hermannsdenkmal al5 Mahn- und Wahrzeichen germanischer Kraft gen Himmel ragt. Alle um diese Zeit in Deutschland weilenden Deutsch- amerikaner sollten von dieser Einla- dung Gebrauch machen.

Mitteilungen sind an den 1. Vorsit- zenden des Teutoburger Wald-Vereins, Kommerzienrat Hans Hinrichs, Det- mold, erbeten.

Herr Dr. C. J. Hexamer, Prlisi- dent des Nationalbundes, wurde sum

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Mitglied des grossen Rates der Vereini- gung zur Errichtung eines Natio- nal - Bismarckdenkmals er- nannt und erltisst an die Mitglieder des Bundes folgenden Aufruf:

,,Immer naher rtickt der Tag, an dem vor 100 Jahren Bismarck geboren wur- de, des deutschen Volkes getreuer Ek- kart. Der 1. April 1915 wird Deutsch- lands Sihne versammeln zur gemeinsa- men Jahrhundertfeier. tiberall in deut- schen Landen erheben sich schon Denk- mailer und ragende Feuersiulen fir den gewaltigen Schmied der deutschen Ein- heit. Und doch werden sich alle einen in dem Wunsche, ein Denkmal zu schaf- fen, zu dem jeder Deutsche beitragen kann, wo er auch auf der weiten Erde wohnen mag.

,,So haben sich denn Minner aller Stlinde, Berufsarten, religijsen und po- litischen Bekenntnisse zusammengefun- den, um diesen Gedanken zur Verwirk- lichung zu bringen. Nach eingehenden Beratungen haben sie beschlossen, das Denkrnal am Rhein zu errichten. Auf der Elisenhihe bei Bingerbrtick, hin- bergrtissend zur Germania auf dem Nie- derwald, soll sich ein Denkmal erheben, wflrdig des grossen deutschen Mannes, der so wunderbar die Kriifte seines Vol- kes gesammelt und sum hachsten natio- nalen Ziele gefihrt hat. Dort, wo im rebengeseneten Rheingau des Stromes Wasser sich sammeln und brausend die Felsen durchbrechen, ein Bd der un- widerstelichen Kraft deutscher Emn- heit, wo von den Ufern bliihende Stildte, von den Bergen Kapellen und Burgen grissen, an dem Ehrentor deut- schen Heldentums, durch das unseres Volkes Siihne auszogen zu schwerem Kampfe, durch das sie wiederkehrten mit dem Lorbeer des Siegers: Dort soil des grossen Kanzlers Gediichtnis dem deutschen Volke in Stein und Erz erhal- ten bleiben. An die Deutschen des In- und Auslandes, an jung und alt, ergeht darum der Ruf, nach Krliften mitzu- wirken an diesem vaterliindischen Werke.

,,Das Prisidium besteht aus den Her- ren: Prisident, Reichskanzler und Mi- nisterprlsident Ftirst von Bilow; Stell- vertreter, Reichtstags-Abgeordnete: E. Bassermann, Dr. v. Heydebrand und d. Lasa; J. Ktimpf, Vize-Pritsident des Reichstages; Freih. v. Schorlemer-Lie- ser, Ober-Prtsident der Rheinprovinz. Die Geschiiftsstelle zur Errichtung ei- nes National-Bismarckdenkmals befin- det sich: Kln, K5nigaplatz No. 17."

Juniorenverband des Na- tionalbundes. Der am 6. Oktober

1908 in Philadelphia bei Gelegenheit der Feier des 225jiahrigen Jubiltlums deut- scher Einwanderung gegrtindete Junio- renverband wendet sich in einem Rund- schreiben an die jungen Leute anderer Stiidte mit der Einladung zum Beitritt und zur Grindung von Zweigvereinen. Junge Leute im Alter von 16 Jahren und dartiber kinnen der Vereinigung beitreten. Der Minimumbeitrag beliuft sich auf 25 Cents das Jahr. Wegen Satzungen und sonstiger Auskunft wende man sich an den Schriftfiihrer Hermann F. Heyl jr., 500 Nord 4. Str., Philadelphia, Pa.

Der bekannte Biograph der amerika- nischen Schriftsteller Longfellow, Whit- tier und Walt Whitman, Geor ge Rice Carpenter, Professor des Englischen an der Columbia-Universitit in New York, ist am 8. April verschie- den. Seine Lehrtitigkeit sowohl wie seine literarischen Arbeiten werden sein Ged~ichtnis noch lange bewahren.

Die gesetzgebende KSrperscliaft des Staates Nebaska hat die Vorlage zur Schaffung eines Pen- sionssystems ftir Lehrer in der Stadt Omaha zum Gesetz er- hoben. Damit sind die Aussichten far Besserung der Lage der Lehrerschaft wieder einen Schritt weiter gekommen. Hoffen wir, dass auch die beiden Gesetz- vorlagen, die zur Zeit bei der Legislatur des Staates Wisconsin die Genehmigung eines Pensionsfonds fiir die Lehrer Mul- waukees und des Staates Wisconsin nachsuchen, ein gleich gtinstiges Schick- sal erfahi-en.

Unter der Leitung von Herrn Profes- sor Bleyer hat nun auch die Universitait von Wisconsin einen vierjithrigen Kursus f ir Journalistik ein- gerichtet.

Herr Dr. A. Hoelper von New York uterbreitete dem Verein der Deutschen von Troy und Umgegend Plane zur Er- richtung einer deutschen Ver- einsschu 1 e gelegentlich eines Beu- ches, den er zu diesem Zwecke den Deutschen der Stadt Troy abstattete. Nach der Begeisterung zu schliessen, mit welcher Dr. H5ilpers Vorschlilge aufgenommen wurden, wird auch in die- ser Stadt die deutsche Vereinsschule bald festen Fuss fassen. Auch die Un- terredung, die Dr. H5lper und die Mit- glieder des Ausschusses mit den Vertre- tern der Schulbehrde pflog, schien ei- nen puten Eindruok zu machen und be- rechtgt zu den schi5nsten Hoffnungen.

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Monatshefte fiir deutsche Sprache und Piidagogik.

Wir wiinschen den Troyern alles Gelin- gen bei ihren Bestrebungen; ihr Beispiel wird gewisslich wieder auf andere an- regend und ermutigend wirken.

Massregelungen. Innerhalb ei- nes Jahres erfolgten in Deutschland drei Massregelungen von Lehrern, die um ihrer freimiitigen und unerschrockenen Xusserungen willen den Zorn der Behbr- den auf sich geladen. In alien drei Fuil- len handelt es sich um den Redakteur einer Lehrerzeitung. Scharrelmann ist die Seele des ,,Roland"; Rdel ist Schriftleiter der ,,Neuen Badischen Schulzeitung"; und J. Beyhl schreibt fir die ,,Freie Bayrische Lehrerzeitung". Und was haben sie getan! H. Scharrel- mann, der Verfasser der anregenden Bicher: ,,Herzhafter Unterricht", ,,Der Weg zur Kraft" u. a. hat in freier mannhafter Weise fvor den Lehrer Frei- heit in Methode und Lehrplan gefordert und den Bremer Schulbehirden erkliirt, dass er sich um bureaukratische Vor- schriften nicht kfimmere. Ein Verweis und eine Busse von ,M. 1000 wurden tiber ihn verhlingt. Als er sich dagegen im ,,Roland" verteidigte und seine An- sichten aufrecht erhielt, drohte ibm ein neuer Prozess. Da ihm aber die Dar- legung seiner Motive in 5ffentlicher Ge- richtssitzung unmiglich war, blieb ihm nur die Mglichkeit, auf sein Amt zu verzichten. Er Ubernimmt nun die Re- daktion des ,,Roland',' wird aber seine Titigkeit auf dem Gebiete der Schul- reform fortsetzen. Der bremische Leh- rerverein steht unentwegt bei Scharrel- mann und hat einen Juristen beauf- tragt, auf dem Wege der Zivilklage ge- gen den Senat feststellen zu lassen, ob eine Beherde eine so hohe Busse (1000 Mk.) tiber einen Beamten verhltngen darf. Mit Spannung sieht man diesem neuen Rechtsstreit entgegen.

Herr Rddel hat auf dem Lehrertag zu Dortmund (Pfingsten 1908) die badi- schen Schulverhaltnisse gezeichnet, frei und offen die grossen Schtilerzahlen, die mangelnden Lehrkrlifte usw. genannt. Der badische Oberschulrat erkllrte, Rn- del habe die badischen Verblltnisse Ii- cherlich gemacht, erteilte ihm einen Verweis und verbot ihm die Redaktion der ,,Neuen Badischen Schulzeitung". Eine Berufung an das Ministerium blieb erfolgios. Der Vorstand des Bad. Leh- rervereins, der in einer Erkulirung die Entscheidung des Oberschulrats als nicht zutreffend und unbegrtindet be- zeichnete, erhielt fir diese Einmischung in das Disziplinarverfahren eine Rkige, und dem ersten Vorstand der Konferenz

Neckarelz, die eine Protestresolution ge- fasst hatte, wurde eine Busse von 50 Mk. auferlegt. Nicht bloss die badi- sche Presse, auch tiber Baden hinaus ibte die Presse scharfe Kritik an der Stellungnahme der badischen Behirden.

Noch grosser war die Verstimmung gegeniiber der Massregelung des Lehrers J. Beyhl in Wirzburg durch die bay- rische Regierung. Im Mai 1908 prote- stierte die bayrische Lehrerschaft gegen die Zuricksetzung gegentiber den Be- amten in der Gehaltsfrage. Der Kul- tusminister beklagte den Ton der Vr- sammlung, und es wurde eine Untersu- chung angeordnet. Dann richtete sich die Anklage gegen Beyhl, der bei jener Versammlung eine Rede gehalten. Im Juli erhielt er einen Verweis mit An- drohung der Entlassung. Umsonst be- schwerte er sich beim Ministerium, der Verweis wurde in der Bestlitigung der Strafe vom Ministerium verschbarft und als wohlbegrtindet erklirt, weil eben die klerikale Partei das Ministerium beherrscht und in Beyhl die liberale Lehrerschaft treffen will. Ffir Beyhl hat die Massregel eine empfindliche Kitrzung der Besoldung zur Folge; aber auch er hat die Lehrerschaft auf seiner Seite. Als seine Entsetzung befitrchtet wurde, waren Kollegen bereit, ihn un- abhingig zu stellen und ibm die Redak- tion der ,,Fr. B. L. Z." in freier Stellung zu sichern. In dem Verein ,,Der For- derer" haben sich die bayrischen Lehrer einen Rtickhalt gegeben, der in Zeiten der Not zur Erhaltung der Selbstindig- keit dienen wird; es haben sich bereita 200 Gauvereine gebildet.

Das Erfreuliche an der Sache ist aber, dass die tibergriffe der Beh~rden nur dazu beigetragen haben, die Lehrer- schaft zu einigen und zu stirken.

An den stildtischen Gymnasien in Brandenburg ist ein Seminar zur Ausbildung von Kandidaten fftr das Lehramt an h heren Schule n eingerichtet worden, eine sehr zeitgemisse Neuerung, wenn man bedenkt, dass in dem piidagogischen Deutschland die Mittel- und Hochschul- lehrer bei all ihrer wissenschaftlichen Ttichtigkeit die geringste pldagogische Schulung haben.

Der Verein Kinder'achutz in Frankfurt a/M. nimmt in seiner Arbeitslehrkolonie und Beobachtungs. anstalt Steinmihle schulentlassene Knaben auf, die wegen langsamer gei- stiger Entwicklung noch nicht in eine Lehre eintreten kennen.

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Umschau.

Aus vielen Orten Deutschlands hren wir, dass infolge des grossen Leh- rermange 1 s Seminaristen vor Vol- lendung ihres Kurses angestellt werden missen. Sollte man auch da jetzt wie bei uns in Amerika eintrliglicheren Be- rufen den Vorzug geben? Es scheint so nach den Berichten des Lehrerseminars zu Altenburg, wo die Zahl der jungen Leute, die Aufnahme begehren, in den letzten Jahren auffallend zuriickgegan- gen ist. Im Jahre 1903 meldeten sich noch 80 Schiller, im laufenden Jahre nur 56.

In Chemnitz hat der Stadtrat be- schlossen, die Schuliirzte in Zu- kunft bei den Berufswahlen der Volks- schiiler zu Rate zu ziehen.

Eine Neugestaltung der Laufbahn des preussischen Vol ksschullehrers beftir- wortet Geheimer Regierungs- und Schulrat Dr. Arnold Sachse in einem angeren Aufsatz der ,,Internationalen Wochenschrift". Ausgehend von der Tatsache, dass die Volksschullehrer- schaft sich in ihrer Entwicklung ge- hemmt fihle, und dass ihre besten Krtifte dadurch unzufrieden und unbe- friedigt seien, empfiehlt er eine Gliede- rung der Laufbahn sowohl nach oben als nach unten. Nach seinen Ausffih- rungen wre die Laufbahn des Volks- schullehrers folgendermassen zu gestal- ten: 1. Nach der Seminarabgangspri- fung folgt eine vierjihrige Beschiifti. gung als unstindiger Lehrer bei sach- verstiindiger Anleitung zur Austibung des Berufes. Danach wird dem Lehrer, sofern seine Ffihrung und seine Leistun- gen zufriedenstellend sind, von der Schulaufsichtsbehrde die Befihigung zur Anstellung als (stlndiger) Volks- schullehrer zuerkannt. Die Bef5rderung in die Stellen eines Schulleiters von ein- bis sechsklassigen Volksschulen hiingt lediglich von der Bewlhrung im Amte ab. 2. Durch die Ablegung der Mittel- schulprifung erwirbt der Lehrer die Be- fiihigung zur Anstellung als Lehrer an gehobenen Volksschulen, an Mittelschu- len und an Priparandenanstalten. Auch bier soil die Befrderung zum Schullei- ter von der Bewlihrung im Amte ledig- lich abhingen. Die Leitung von Schu- len, an denen Unterricht in einer frem- den Sprache erteilt wird, darf nur sol- chen Lehrern vertraut werden, welche in der Mittelschulprilfung die hierffir erforderliche Beflihigung nachgewiesen haben. 3. Durch die Ablegung der Prti- fung fr das hbihere Volksschulamt er-

wirbt der Lehrer die Qualifikation zur Anstellung als Seminarlehrer und Kreis- schulinspektor. Fiir die Befrderung in die Stellung eines Seminardirektors kommt lediglich Bewihrung im Amte in Betracht.

Die Xltesten der Kaufmannschaft von Berlin befassten sich in ihrer letzten Sitzung mit der ,,B irgerkunde" als Unterrichtsgegenstand. Es wurde festgestellt, dass ausser den im Rahmen des Geschichtsunterrichts sich bewegenden kurzen Darstellungen der Verfassung in den Gemeindeschulen die Birgerkunde in Berlin als selbstiln- diges Lehrfach bis jetzt nur in den Fachschulen der Korporation der Kauf- mannschaft gelehrt wird. Das Kolle- gium beschloss, daffir Sorge zu tragen, dass vom 1. Oktober ab die Biirger- kunde an seinen Schulen auch in den Lehrplan der Fortbildungsschulen und des geschlossenen hheren Handelskur- sus fir Einjihrig-Freiwillige aufgenom- men werde. Ferner werden die Xltesten der Kaufmannschaft von Berlin auch das Lehrerkollegium der Handelshoch- schule anregen, der Frage des Unter- richts im Staats- und Verwaltungsrecht weiter seine Aufmerksamkeit zu wid- men.

Schulreisen. Einem Vortrage, den Lehrer Lange im Lehrerverein Box. hagen-Rummelsburg bei Berlin fiber Schulreisen gehalten hat, lagen folgende Leitsiitze zu Grunde: 1. Die Schulreisen sind eine Ergiinzung der alljiihrlich zu unternehmenden Schulspazierglnge und wie diese nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zwecke der Erweiterung dea Anschauungskreises unserer Kinder. 2. Die Schulreisen sind wtinschenswert; denn sie sollen den Kindern, die nur mit einem geringen Masse von Begriffen, durch Anschauung gewonnen, ausgestat- tet sind, Gelegenheit geben, ihren gei- stigen Blic'k zu erweitern und zu ver- tiefen im Anblick des landsehaftlich Schinen, im Eindringen in das geologi- sche Werden des durchwanderten Er- denraumes, im Verfolgen der geschicht- lichen Entwicklung und der Betiltigung des wirtschaftlichen Lebens. 3. Die Schulreisen bewirken ein innerliches Nithertreten zwischen Lehrer und Kin- dern, hervorgerufen durch das unge- zwungene Beisammensein und das Be- wusstsein der Kinder, ganz auf die Filr- sorge des LIehrers angewiesen zu sein, den sie nicht als Lehrer, sondern als Freund in diesen Tagen schiitzen lernen. 4. Zur erfolgreichen Durchftihrung einer

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152 Monatshefte fiir deutsche Sprache und Piidagogik.

Schulreise ist es notwendig, dass der Leiter selbst das gewmlihlte Reiseziel in jeder Beziehung eingehend kennt, da nur dann eine sorgfiltige Vorbereitung der Reise miiglich ist.

Waldschulen sind inzwischen in Ltibeck, Giessen, Potsdam und Dort- mund mit gutem Erfolg in Betrieb ge- treten. In Dortmund besteht eine 4- klassige Waldschule fiir 100 Kinder; bei schlechtem Wetter sind Schulbaracken zur Verfiigung; die Strassenbahn bringt die Kinder morgens zur Schule und abends zur Stadt zurtick. In Liibeck hat eine Neuerung Eingang gefunden, naiimlich die Verbindung der Beschifti- gung der Kinder mit girtnerischen Ar- beiten mit dem Unterricht der Wald- schule. Jedem Kinde werden 15 Qua- dratmeter Gartenland zur eigenen Be- pflanzung zur Verfiigung gestellt und die nitigen Anleitungen fiir die Bearbei- tung gegeben. Mit der Waldschule ist auch ein Baderaum mit Brause- und Wannenbiidern verbunden.

Die stidtische Schulbeharde ii Bar- men hat den Beschluss gefasst, zur Bekiimpfung minderwer- tiger Literatur Merk- b 1 ii t t e r an die Eltern der Schulkin- der der beiden obersten Volksschulklas- sen zu verteilen. Geistliche, Lehrer, Ge- werkschaften und lihnliche Organisatio- nen sollen um Unterstlitzung angegan- gen, so soll Aufklhirung tiber den Scha- den minderwertiger Lektire in die wei- testen Volkskreise getragen werden.

Der Riicktritt des Kultus- ministers Dr. Holle soll nunmehr feststehen. Als Nachfolger werden unter anderen genannt Unterstaatssekretiir Wever, Ministerialdirektor Schwartz- kopf. tiberraschungen sind aber keines- wegs ausgeschlossen.

Am besten bezahlt sind die L e hrer in dem kleinen Diinemark. Der Anfangsgehalt eines ditnischen Lehrer betriigt 2100 Kronen, mit Zulagen 2240 Kronen; der Hiichstgehalt, der nach 20 Dienstjahren erreicht wird, steigt auf 3920 Kronen, mit Zulagen auf 4200 Kro- nen. (1 Krone = 1 Mark 12 Pfennig.) Erkliiren liss~ sich diese erfreuliche Tatsache daraus, dass sowohl der Mini-

sterpritsident Christensen wie auch der Unterrichtsprasident Storensen ehemalsl Lehrer waren. Sie lernten die Not in so manchen Schulhiusern am eigenen Leibe kennen und bewahrten sich in ih- ren hohen Stellungen ein mitftihlendes Herz fur ihre einstigen Kollegen.

Eine Lektion in der deut- schen Sprache. In Moskau er- scheint eine Zeitschrift zum Selbstun- terricht in fremden Sprachen. In der Vorrede wird angekiindigt, die Zeit- schrift wolle ,,eine Briicke bauen zwi- schen Licht und Finsternis, zwischen Unwissenheit und Wissenschaft". Pro- ben der darin verzapften lichtvollen Wissenschaft geben die ,,Minch. N. N." nach einem Rigaer Blatt wieder. Es sind Siitze, von denen der Verfasser des Lehrbuches wiinscht, dass sie aus dem Deutschen ins Russische iibertragen werden. Sie lauten: Der Arm ist rein, die Arme sind rein. - Wir suchen Wiir- mer, ihr lehrt, sie achten Lehrer. - Ein und ein macht zwei. - Ich werde ein Frilulein begegnen. - Ihr werdet dieses Uhr bezahlen. - Mein Hund hing dort. - Ich erschrak dich. - Das Tier gait zehn Rubel. - Was isst er lieber als der Kise? - Wir mussten hier sonst, aber atzt wir sollen gehen fort; kiinftig wir denken zurfickkommen. - Schimst du dich deinen Fehler? - Wo ist die Schwalbe fortgeflogen hin? - Er hat ihr ein Rubel gelegt. - Er hat meine Weste aufgesetzt. - Beweist die Hilfe gen Hollander.-Vermittelst des Schrei- ben verstehen die Leute die Meinung der anderer. - Starkes Schneegestober sind schon an. - Des starken nordlichen Windes wegen blieb das Schiff um das Ufer. Ihrer W5rter nach ist das Schiff schon angekommen. - Dieser gutige Deutsche wird von der Wespe gestochen. - Auf einer Wiiste reissend, betragtete ich die arme Natur. - Sein kindische Betragen jedermann beleidigt. - Diese Witwe ging ins Kloster weg. - Die Rose hat die Dmrne. - Deine Kennt- nissen ist wenig." - Wahrlich, deine Kenntnissen ist wenig, du schiimst dich nicht deinen Fehler, und jeder gutige Deutsche, der da liest, fiihilt sich von der Wespe gestochen!

G. L.

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