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Umschau

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Umschau Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 6, No. 4 (Apr., 1905), pp. 126- 131 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30171007 . Accessed: 15/05/2014 20:49 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 193.104.110.22 on Thu, 15 May 2014 20:49:00 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 6, No. 4 (Apr., 1905), pp. 126-131Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30171007 .

Accessed: 15/05/2014 20:49

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

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Pidagogische Monatshefte.

mit Newark zu versuchen. Die letzten Sitzungen in New York waren nicht son- derlich stark besucht gewesen. Man wollte nun probieren, ob Newark viel- leicht eine stirkere Zugkraft austibe als New York. Das Experiment gltickte in- dessen nicht zur vollen Zufriedenheit. Es waren in der Versammung zwar mehr Newarker als gewihnlich, dafiir aber weniger New Yorker Mitglieder vertreten. Diejenigen, welche sich ein- gefunden, mussten aber zugeben, dclass sie trotz des 1. April nicht in den April ge- schickt worden waren. Herr. Dr. Rudolf Tombo von der Columbia Universitt war gekommen und hielt den angekiin- digten Vortrag, den gehirt zu haben niemand bereuen diirfte. Das Thema lautete: ,,tiber den allgemeinen Deut- schen Sprachverein." Da der Vortra- gende sein Thema sehr ausftihrlich und eingehend behandelte, so fehlte es ihm an Zeit, den Vortrag ganz zu halten, und er begntigte sich, uns mit den Aus- ftihrungen des 1. Teiles seiner gediegenen Arbeit bekannt zu machen, niimlioh mit den Ursachen, die zur Bildung des Allge- meinen Deutschen Sprachvereins fitlhr- ten. Herr Dr. Tombo versprach, den 2. Tell seines Vortrages, in welchem er sich tiber die Ziele und die Wirksamkeit des Vereins verbreiten wird, in der n1chsten Vereinssitzung zu halten.

Im ersten Teile, den wir heu te zu hren bekamen, wies der Vortragende auf

die Entwickelung der deutschen Sprache seit Luther hin. Luther war, gegeniiber den andern deutschen Gelehrten seiner Zeit, welche sich vieler lateinischer Wiir- ter bedienten und auch gern ihre eigenen Namen lateinisierten, der erste, welecher reines Deutsch schrieb. Sprachreiniger gab es zu allen Zei ten. Rtisteten sie sich kurz nach der Reformationszeit gegen Einschmuggelung von lateinischen Wir- tern, so kiimpften sie spiter gegen das Unwesen der franziisischen Fremdwirter an. Im allgemeinen war bis in die Mitte des vorigen Jahrhundert ein Aufschwung in bezug auf Ausdruck und Stil im Deutsehen wahrzunehmen. Dann aber war ein Rtickgang bemerkbar, woftir be- sonders Zeitungsschreiber, Kaufleute und Kanzleibeamte veran twortlich zu machen seien. Es war nur nattirlich, dass sich endlich warnende Stimmen erhoben, wie Wustmann in seinen ,,Sprachdummhei- ten", Otto Schrtider in seinem ,,Papier- nen Stil" u. a., um das sprachliche Ge- wissen der Deutschen aufzuriitteln. Herr Dr. Tombo erkannte an, dass sich diese Minner ein grosses Verdienst um die deutsche Spraohe erworben haben. Er zitierte etliehe Stellen aus Wust- mann, tells umr zu zeigen, wie berechtigt die Kritik Wustmanns sei, tells um an- zudeuten, dass dereelbe doch manchmal fiber das Ziel hinausscehiesse.

H. G. In Vertretung.

III. Umschau.

Die ,,National Educational Association" tagt vom 3. bis zum 7. Juli in Asbury Park, N. J. Der Schul- superintendent der Stadt New York, Dr. Wm. H. Maxwell, ist diesmal Prisident, der Schriftwart ist noch immer Irwin Shepard, Winona, Minn. PrRsident Roosevelt wird am letzten Tage der Ver- handlungen eine Ansprache an die Leh- rer halten. Biirgermeister McClellan von New York und David R. Francis von der verflossenen St. Louiser Weltausstellung haben Dr. Maxwell versprochen, eben- falls Reden zu halten. Folgende erzie- herische Vortriige werden vorliufig an- gektindigt: Miss Cropsey, Indianapolis - "Elementary Education"; Dr. Wm. J. Harris - "The Future of Teachers' Sal- aries"; PrRs. Alderman von der Staats- universitiit Virginiens, der Staatsschul- superintendent von New York, Dr. Dra- per und Prof. Frank R. Giddings von der

Columbia Universitit- "Child Labor and Compulsory Education"; Harvey von Menominee, Wis. und Wm. Barclay Parsons, Chefingenieur der New Yorker Untergundbahn - "Technical and Man- ual Training"; Mr. Blair, erster Direktor der Londoner Handelsschulen - "Trade Schools".

Am 27. Januar des Jahres hielten die Vereinigten Deutschen Ge- sellschaften der Stadt New Y o r k ihre Jahresversammlung ab. Aus dem eingehenden Bericht des Prt- sidenten, Herrn Albert J. W. Kern, ist ersiehtlich, dass die Vereinigung with- rend der vier Jahre ihres Bestehens be- deutend gewachsen ist. ZwZSlf Vereine hatten sich im Jahre 1902 zusammen- getan, heute ist die Anzahl derselben auf 273 gestiegen. Entsprechend dem iiusseren Wachestum hat die Vereinigung

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auch an Bedeutung zugenommen, und ihre Wirksamkeit auf sozialem sowohl, als politischem Gebiete ist im letzten Vereinsjahre nicht mehr zu unter- schuitzen gewesen. Die in demselben er- reichten Erfolge sind unter anderem die Verhinderung der ,,Hepburn-Dolliver Prohibition Bills", weiterhin die Feier zur Ehrung des dahingegangenen Griin- ders der Astorbibliothek, des Deutschen Johann Jakob Astor aus Waldorf in Baden, die Feier des Deutschen Tages und, als bedeutendste Kundgebung, die von der Vereinigung veranstaltete To- tenfeier zum Andenken der ungliick- lichen Opfer der Slocum-Katastrophe. Die Gesellschaft verfiigt tiber ein Bar- vermgen von $900.51.

Es gereicht den deutschen Vereinen New Yorks zur hohen Ehre, dass sie sich zur Wahrung der deutsahen Stam- meseigentlimlichkeiten zusammengefun- den haben. Wenn fiberall diesem Bei- spiel nachgeahmt werden wlirde, wire es besser um unsere Sache bestelt. Nicht allein wir Deutschamerikaner, sondern unsere ganze Nation wiirde aus solchem gemeinsamen Wirken Nutzen ziehen.

Die philosophische Fakultlit der Universitit Berlin ktindigt amtlich an, dass sie in Zukunft das Stu- dium auf einer der ffinfzehn amerikani- schen Hochschulen, die die "Association of American Universities" bilden, der auf einer deutschen Universitlit zugebrachten Studienzeit gleichwertig anerkennt. Den philosophischen Doktorgrad einer dent- schen Universitlit kann ein Student je- doch nur dann erhalten, wenn er wenig- stens drei Semester auf deutschen Hoch- schulen zugebracht hat. Wenn wir recht berichtet sind, so genoss der Studierende jener fitnfzehn amerikanischen Universi- titen bereits vor dem Besehluss der philosophischen Fakultlit der Universi- tbit Berlin das Recht, seine Studien ohne Zeitverlust in Deutschland fortsetzen zu kiinnen, wiihrend ein gleiches Recht dem deutschen Studenten bisher versagt war. Die neue Einrichtung gibt nun auch letzterem Gelegenheit, ohne Nachteil fiir seinen akademischen Stand in Deutsch- land an Ort und Stelle amerikanische Verhliltnisse kennen zu lernen, was mit Hinsicht des immer mnehr zunehmenden Interesses zwischen beiden Vlkern freu- dig zu begrfissen ist.

Zu gleicher Zeit macht die Berliner Fakultiit bekannt, dass sie das Bacca- laureat ir gend einer amerikanischen Hochschule beim Einschreiben eines

amerikanischen Studenten an einer dent- schen Universitiit dem Reifezeugnis des Gymnasiums oder der Oberrealschule gleichachtet. Das ist ein sehr weitgehen- des Zugestaindnis, wenn man bedenkt, dass unsere ersten Universitlten den Baccalaureusgrad mancher amerikani- schen Colleges nicht anerkennen. Von massgebender Seite wird indessen darauf hingewiesen, dass der Berliner Beschluss das Ansehen des deutschen Doktorgrades in amerikanischem Besitze bedeutend erhaShen dirfte, da es dem Amerikaner bisher maglich war, sich ohne akade- mische Vorbildung das deutsche Dok- torat zu er werben.

Dass der deutsche Kaiser den deutschen Botschafter in Washington, Freiherrn von Sternburg, angewiesen hat, dem Prlisidenten Roosevelt den Vor- schlag zu machen, Universitlts- professoren zwischen Deutschland und den Verei- nigten Staaten auszutau- sche n, setzen wir bei unsern Lesern als bekannt voraus. Prof. Adolf Har- nack, den der deutsche Kaiser ersucht hat, seine Meinung fiber den Vorschlag zu Russern, weist darauf bin, dass die Gelehrtcn des Mittelalters nicht an ein Land gebunden waren. Sie lehrten in Neapel, Bologna, Paris, Kbln und Ox- ford, und ihre Schiiler sogen ihnen nach. Erasmus von Rotterdam, zum Beispiel, habe man mit Bewunderung und Ent- zlcken in England sowohl als auch in Frankreich, Deutschland und in der Schweiz gelauscht. Die Gewohnheit des Wanderlehrens ist selbst in unsern Ta- gen noch nicht erstorben. Ernest Renan hielt viele Vortriige in London; Max Milller, der Sanskritforscher, war Pro- fessor in Oxford, und lehrte spter in Strassburg, ohne sein Professur in Ox- ford niederzulegen; Lord Kelvin und Sir William Ramsay wanderten oft naeh Berlin; Prof. Gregory, der Amerikaner an der Universitlt Leipzig, hat eine Reihe von Vortrilgen in den Vereinigten Staaten gehalten. Es sei zum Schlusse noch erwiihnt, dass die Universit&ten Berlin und Harvard den Vorschlag des deutschen Kaisers bereits in Erwligung gezogen haben. Das Resultat der Unter- handlungen ist noch nicht bekannt.

Der dem preussischen Landtage vor- gelegte Kultusetat sieht, um den Lehrermangel zu heben, die Errichtung von vier neuen Lehrersemi- naren und acht neuen Prilparanden- schulen vor. Fur die dienstiltere Halfte

der Direktoren und Lehrer an den

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P~idagogische Monatshefte.

Seminarien und Priiparandenschulen sind nichtpensionsfiihige Zulagen im Betrage von 252,1000 M. eingesetzt. Durch diese Zulage sollen die betr. Lehrer an den Lehrerbildungsanstalten festgehalten werden. Bisher gingen sie eben lieber in die Stiidte, in denen, wie der Finanz- minister ausfiihrte, so ausserordentlich hohe Lehrergehilter bezahlt werden Beim Volksschuletat sind hohere Be- triige eingesetzt fiir Errichtung von Volksbibliotheken in den Ustliohen Pro- vinzen, dann fUr besondere Zulagen an jene Lehrer in diesen Provinzen, die sich um die Pflege des Deutschtums beson- ders verdient machen.

Der Berliner Lehrerverein ziihlt 3000 Mitglieder, hat ein VermS- gen von 551,691 Mark und fiir 1905 einen Haushaltungsplan von 67,000 Mark.

In der Berliner Gymnasiallehrer-Ge- sellschaft sprach Herr Oberlehrer Dr. Wessely iiber das Thema: ,,Z u r Frage des Auswendiglernens" und berichtete fiber Versuohe, die er mit Schilern eines Berliner Gymnasiums an- gestellt hat. Was auf den HIheren Schulen auswendig gelernt wird, pflegt drei verschiedenen Zwecken zu dienen: 1. es wird der Stoff eingepriigt, der die Voraussetzung fiir eine hohere Erkennt- nis in leiner Wissenschaft oder ftr die Ausbildung einer bestimmten Fertigkeit bildet; 2. das Auswendiggelernte stellt an sich einen wertvollen Besitz dar und soil womaglich eine dauernde Errungen- schaft fiUrs Leben sein; 3. vielfach liisst man such noch auswendig lernen in dem Glauben, dadurch das Geditehtnis im all- gemeinen zu iiben. Der Vortragende suchte festzustellen, wie weit die beiden letztgenannten Zwecke erreicht werden. Er liess die Schiler in den einzelnen Klassen aufschreiben, was sie sich von einem Gedicht gemerkt hatten, das sie vor einem Jahr gelernt und zuletzt vor einem halben Jahr wiederholt batten. Vollstiindig und fehlerlos wusste kein einziger mehr das Gedicht. Die Ge- diichtnisleistungen der einzelnen Klassen steigerten sich bis Quarta, gingen dann aber zuritck und erreichten gerade in den obersten Klassen ihren tiefsten Stand. Ein wirklicher Besitz filrs Le- ben konnte also fast nirgends angenom- men werden. Auch die tfbungen an re- ligisem Stoff, an Kirchenlied und Kate- chismus waren keineswegs zufrieden- stellend. WVeiterhin liess der Vortra- gende einzelne Klassen in der Unter- richtsstunde selbst lateiniscne Vokabeln

lernen und stellte in verschiedenon Zeit- abstiinden fest, wieviel davon behalten war, nitmlich unmittelbar nach dem Lernen, am Tage darauf, nach einer Woche und zuletzt naoh vier Wochen. Das Ergebnis war in diesem Falle recht giinstig, am besten wieder in der Quarta und schlechter in den hiheren Klassen. Von einer itbung und Stitrkung des Ge- ditchtnisses durch fortgesetztes Lernen von Vokabeln kann also keine Rede sein. Zugleich ergaben die Versuche ein vor- treffliches Mittel, die Lernkraft der ein- zelnen Schiiler zu prtifen, die Eigenart des einzelnen kennen zu lernen und da- nach Riickschliisse auf den hiuslichen Fleiss zu ziehen. Der Vortragende be- tonte, dass es ihm fernliege, die von ihm gewonnenen Ergebnisse ohne weiteres zu verallgemeinern, und dass er nur zu iihnlichen Untersuchungen anregen wollte. Zum Schluss forderte er fiir alle Unterrichtsfiicher eine mtglichste Be- schriinkung des Lernstoffes und vor al- lem Rficksichtsnahme auf die Entwick- lungsjahre; auch sollten die Lehrer der besonderen Veranlagung und Neigung der einzelnen Schtiler Beachtung schen- ken. (D. Bl. f. erz. U.)

Die Griindung einer zweiten V a 1 d s c h u e ist in Charlottenburg

geplant. Sie soll im Friihjahr erfolgen. Die erste Waldschule, mit der die Stadt Charlottenburg bekanntlich bahnbre- chend vorangegangen ist, hat sich der- massen bewithrt, dass in den Kreisen der Stadtverwaltung die Errichtung einer zweiten auf keine Schwierigkeiten stos- sen wird. Angeschlossen soll eine Er- holungsstiitte fiir krankliohe Kinder werden.

Ober ein merkwtilrdiges Prii- fungserge b nis berichtet das Stutt- garter ,,Gewerbeblatt". In einer gewerb- lichen Fortbildungsschule dicht vor den Toren Stuttgarts wurde eine Prtlfung vorgenommen, woran 29 Schfiler betei- ligt waren. Davon sind 26 vierzehn- jiihrig, 3 sind fiinfzehnjihrig. 17 der Schiler kamen aus einer stfdtischen Volksschule, 11 aus ein- bis dreiklassi- gen Volksschulen und einer aus einer Lateinschule. Bei Fragen allgemeiner Art wussten nun beispielsweise drei der Schiler den Namen des wtirttembergi- schen K~5nigs nicht zu nennen. Sechs kannten die Hauptstadt des Deutschen Reiches nicht. Als Stifter der christ- lichen Religion wurde 14mal Luther an- gegeben. Auf die Frage: Wer macht in Wilrttemberg die Gesetze? gab keiner eine ganz richtige Antwort. In den

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Umschau.

Antworten auf die Frage: Seit wann haben wir ein Deutsches Reich? wurden Zahlen wie 1300, 1806 und 1813 ange- geben. Eine Frage lautete: Was haltet ihr fiir das griisste Ungliick fiir ein Land ? Darauf hat einer geantwortet: Wenn sie alle betrunken sind.

In einer Sitzung der Stadtverordneten zu Leipzig bemingelte der reformerische Abgeordnete Rechtsanwalt Schnauss, dass die dortige Handelshochschule bei- nahe ebensoviel Aus. iinder (267) als deutsche Studenten (298) besuchen. Von den Ausliindern stammten 134 aus Russland und dtirften zum griissten Teile jiidischer Abkunft sein. Im Auslande lasse man die Deut- schen an kaufmiinnische Faohschulen nieht heran, insbesondere in Russland und Frankreich nicht. Pas sei sehr rich- tig gedacht, denn die Handelshochschu- len seien keine Universitilten, sondern Fachschulen, d. h. Kampfschulen, um unsere jungen deutschen Kaufleute tiich- tig zu machen gegeniiber <demrn fremden Wettbewerb. Ausliinder seien daher fern zu halten, damit der deutsche Kauf- mann auf dem Weltmarkt nicht mit den eigenen Waffen geschlagen werde. Biir- germeister Dr. Dittrich und der Bericht- erstatter wiesen dem gegentiber darauf hin, dass die Praxis und nicht die inter- nationale WVissenschaft allein den Kauf- mann mache und dass eine Ausschlie- ssung Fremder zu Gegenmassregeln des Auslandes fiibhren wtirde, wihrend der zweite Vorsitzende ebenfalls der Be- fiirchtung Ausdruck gab, dass der wach- sende Andrang von Ausliindern eine Ge- fahr fr die deutschen Hochschulen wer- den kinne.

Der Physiker E. Abbe ist in Jena gestorben. Seine physikal. Appa- rate (Zeiss-Instrumente) sichern ihm einen wissenschaftlichen Namen, und die Organisation seines Geschiiftes mnachte ihn zu einem Vorbild sozialer Organisa- tion.

Eine emp rende Gewissen- losigkeit deutscher Eltern an der deutsch-tschehischen Sprachgrenze be- deutet es, wenn deutsche Eltern trotz des Bestehens deutscher Schulen ihre Kinder in tschechische Schulen schicken. Dies geschieht aber hiiufiger, als man es fir miglich halten sollte, und aus Grtin- den, an die zu glauben man sich striubt. In den tscheschischen Schulen niirmlich werden Nachliissigkeit und Veriumnis im Schulbesuch wenip oder gar nicht be- straft, wiihrend in den deutschen Schu-

len mit Strenge auf Regelmniissigkeit in diesem Punkt geachtet wird. Obgleich nun dadurch die deutschen Schulen ihre iberlegenheit iber die tschechischen dartun, ist doch gerade dieser Umstand der Grund, dass manche deutsche Eltern ihre Kinder statt in die deutsche lieber in die tschechische Schule schicken. Durch diesen unglaublichen Leichtsinn der Eltern verktimmert dann so man- chem Kinde Schulbildung und Volkstum. Es besteht nun denn auch die Absicht, eine Eingabe fiber diese Missstinde an die Landesshulbehrde zu richten und so womiglich Abhilfe zu schaffen.

Seminaroberlehrer Muthe- s i u s, der Herausgeber der ,,Piid. Bltt- ter", ist zum Schulinspektor ernannt worden.

Dinemark. Lehrer - Minister- pri s i d e n t. Vor dreieinhalb Jahren wurde ein Lehrer eines jtitlindischen Dorfes in den Ministerrat berufen; heute ist dieser Mann Ministerprlsident, der sich im Januar, von der gesamten diini- schen Presse begrtisst, mit einem neuen Ministerium der Linken dem Folkehing

vorgestellt hat. - Jens Christian Chris- tensen wurde am 21. Nov. 1856 geboren. Sein Vater besass etwas Land in der Nithe von Ringkjbbing, West-Jiltland. Fir neun Kinder war das Brot knapp, so dass der kleine Jens Christian schon mit neun Jahren als Hirtenknabe Dienste nehmen musste. Mit den Schafherden durchzog er die jiitisehe Heide. Nach der Konfirmation wurde er Hiilfslehrer in seiner Heimatgemeinde. Mit 18 Jah- ren konnte er Grundtvigs Volkshoch- schule und spiter das Seminar in Gjed- ved beauchen, wo er 1877 die Lehrer- priifung bestand. In verschiedenen Stel- len war er in seiner Heimatstadt titig, bis er 1866 die Lehrer- und Vorsinger- stelle in Stadil, einer kleinen Gemeinde bei Ringkjibing, erhielt. Friih beschiif- tigte er sich mit iiffentlichen Angelegen- heiten und erhielt einen Vertrauensan- trag nach dem andern. 1890 wurde er ins Folkehing gewihlt, wo er bald einen hervorragenden Platz einnahm. Er wurde einer der Fiihrer der von Lehrer Christ. Berg gegriindeten Partei der Linken, Vorsitzender des Finanzausschusses, Vizepriisident des Things und 1901 Un- terrichts-Minister. Nach der Entlassung Deuntzers beauftragte der Kmnig im Januar d. J. Christensen mit der Neu- bildung des Ministeriums. In zwei Ta- gen war er damit fertig. Christensen iibernimmt die Ministerprisidentschaft und das Kriegs- und Marinedepartment,

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Piidagogische Monatshefte.

ein anderer Volksschullehrer, der friihere Minister des Innern, Enevold SSrensen, iibernimmt das Unterrichtsdepartment. Ein Sohn des alten Christen Berg ist ebenfalls Minister und ein weiterer Mi- nister hat sich auf dem Gebiet der Volkshochschule hervorgetan.

Die englische Unterrichtsverwaltung hat einen weiblichen General- inspe kteur f tir die engl ischen S c h u 1 e n ernannt. Friulein Maude Lawrence wird, umgeben von einem Stabe anderer weiblicher Inspektoren, vorziiglich zwei Fragen ihre Aufmerk- samkeit zu widmen haben. Die eine ist die Pflege der krperlichen Gesundheit der Schuljugend, und man glaubt, dass, so weit der weibliche Teil der Schul- jugend und die in den Kindergiirten u. s. w. vertretenen ganz jungen Kinder in Betracht kommen, die von weiblichen Lehrkriften unterrichtet werden, ein weiblicher Inspektor viel mehr Aussicht hat, nach allem fragen und das Richtige anorden zu k nnen. Weiter wird Fr]. Lawrence darauf zu sehen haben, dass die Miidchen in der Schule auch fiir ihren hiuslichen Beruf entsprechend vorberei- tet werden. Allerdings wird diese Seite des Unterrichts, wie Kochen, Nlhen und allgemeine Haushaltungsarbeiten, schon seit Jahren in den englischen Schulen gepflegt. Aber man glaubt, dass dabei den praktischen Bediirfnissen des Lebens nicht geniigend Sorge getragen wurde, weil eben die Lehrpliine von Miinnern verfasst, und auch die Kontrolle des Unterrichts in letzter Linie von Miin- nern ausgeiibt wurde. Dem soil nun durch die Bestallung einer Dame abge- holfen werden.

Vom Machtbereich der deut- schen Sprache. Schon ifter sind Anzeichen davon bemerkt worden, dass in England der Wert der deutschen Sprache steigt. So hat vor kurzem ein von der Universitlit Cambridge beauf- tragter Ausschuss dem Senate den Vor- schlag unterbreitet, kiinftig fiir die Auf- nahmepriifungen das Griechische fallen zu lassen, daflir aber den Naohweis aus- reichender Kenntnisse im Deutschen oder Franzisischen zu verlangen. Be- grindet wird dieser Vorschlag mit den Forderungen der Gegenwart und des Le- bens.

Grossbritannien. Die Zeitung "The Schoolmaster" bringt in einer Statistik tiber Schulen und GefH ngnisse folgende Zahlen, die auf die Wirkung der Schulen in moralischer Hinsicht

einen Schluss ziehen lassen: 1870 gab es in Grossbritannien 8281 Schulen mit einer Schfilerzahl von 1,693,059 KSpfen, und es bestanden damals 135 Geffing- nisse. Im Jahre 1898 betrug die Anzahl der Schulen 20,022 und die Schiilerzahl 5,601,249. An Gefiingnissen waren aber nur noch 66 zu zithlen.

Nor w egen bewilligte 7000 Kr. fir Reisestipendien an Volkschullehrer.

Die vom niederisterreichischen Land- tage beschlossenen Schulgesetze statu- ieren u. a. auch das Eheverbot ftir Lehrerinnen. Gegen dieses Verbot gingen eine Reihe von Kundgebungen von den Lebrerinnen aus; aber auch Lehrer protestierten dagegen wegen der Beffirchtung, dass dadurch dem Nonnen- tum der Einzug in die Schule vorbereitet wiirde.

Der Wiener Gemeinderat hat den An- trag, dem im evangel. Friedhof ruhenden D r. F r. D i t t e s bei Schliessung dieses Friedhofes ein Ehrengrab auf dem Zen- tralfriedhof zu gewihren, abgelehnt.

Ist der Schullehrer ein ,,Gent 1 eman"? Aus London wird berichtet: ,,Wer ist ein Gentleman" Das ist eine der bedeutendsten Fragen, auf die die Mitwelt noch keine endgiil- tige Antwort gegeben hat. Und da die Bezeichnung sich auch in der deutschen Sprache eingebiirgert hat, so diirfte die Entscheidung eines englischen Richters iiber diesen Punkt auch Deutschland in- teressieren. Es handelt sich darum, ob ein als Zeuge vernommener Schullehrer als Gentleman zu betrachten ist, und Richter Tindall Atkinson in Southend entschied dahin, dass ein Schullehrer kein Gentleman sei. ,,Pers5nlich mag er ein Gentleman sein", erkliirte der Rich- ter beschwichtigend, ,,aber nicht vor dem Gesetz. Kein Schullehrer darf sich da- her durch meinen Standpunkt beleidigt fiihlen." Ein in der betreffenden Ver- handlung fungierender Rechtsanwalt war anderer Meinung und wollte den Lehrer zur Klasse der Gentlemen gerechnet wis- sen. Er berief sich auf die Definition des englischen Normalwarterbuchs: ,,Ein Gentleman ist jeder, der, entweder durch seine Erziehung oder durch seine Be- schiiftigung oder durch sein Einkommen, iiber der Klasse der Handarbeiter oder der Handelsmiinner steht." ,,Hier haben wir',, fuhr er im Eifer fort, ,,einen Mann mit bedeutenden piidagogischen Kennt- nissen, einen Mann, der in Musik, Li- teratur und Kunst gleich bewandert ist.

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Ich milchte wissen, ob er ein Gentleman ist oder nicht. Ein Schweine- oder Knochen- und Lumpenhindler a. D., der von dem in seinem friiheren Geschifte erworbenen Gelde lebt, ist nach der Auf- fassung des Gerichts ein Gentleman, und jemand, der sein Brot durch Arbeiten verdient, solte keiner sein? Dann witre also ein Gentleman par excellence der, der niemals einen Penny fur sich oder fiir andere verdient hat." Es half nichts. ,,Es ist ein interessantes Thema", sagtc der Richter liichelnd, ,,iiber das sich ausserhalb des Gerichtshofes streiten liisst, aber ich muss hier doch meine An- sicht aufrecht erhalten, dass ein Schul- lehrer zwar in der Tat, nicht aber im Sinne des Gesetzes ein Gentleman ist."

Argentinien. Die lteste deutsche Schule Argenti- niens ist die Jilteste ihrer Art in Sild- amerika iiberhaupt. Es ist die jetzige Germania-Schule zu Buenos Aires, die 1843 gegriindet wurde. Dem friihen An- fang folgte aber in Argentinien ein sehr langsamer Fortgang. Erst 1870 ist dort die zweite deutsche Schule, die in der Schweizerkolonie San Carlos Slid ge- grfindet worden. Auch in den siebziger Jahren noch kamen die deutschen An- siedler Argentiniens vor dringenden wirtschaftlichen Sorgen nur in einem Fall zur Grfindung einer Schule. 1876 namlich entstand eine solche in der Ko- lonie Roldan. Von 1880 bis 1890 wurden dann schon sechs weitere geschaffen, die in Romang, Caracana, in Baradero, Con- cordia, San Geronimo and Malabrigo. Mit der stiirkeren deutschen Einwande- rung der 9Oer Jahre hob sich auch das deutsche Schulwesen mehr. Bis 1900 entstanden noch etwa zwei Dutzend deutsche Schulen, darunter einige so be- deutende, wie die in Rosario, die in Bar- racas, das Reform-Realgymnasium in Belgrano und die ,,Deutsche Schule" in Buenos Aires. Bis Ende 1903 waren schon wieder 20 weitere deutsche Schulen ent- standen. Gegen 30 Schulen mit 1800 Schijlern und 100 Lehrern im Jahre 1899 wurden Ende 1903 nicht weniger als 50 deutsche Schulen mit 3000 Schijlern und 150 Lehrern gez'ihlt. Diese Schulen sind allerdings zum grossen Teil sehr minder- wertig. Die obengenannte Anstalt in Belgrano, die beiden Schulen in Buenos Aires und vielleicht die in Rosario sind etwa deutschen Mittelschulen gleichzu- stellen. Die jibrigen sind Volksschulen, leiden aber vielfach Mangel an Mitteln und vor allem in den Deutsch-Russen- kolonien in Entre Rios an guten Leh- rern. Es kommt noch vor, dass in einer

solchen diirftigen Campschule der erste beste Taugenichts fiir ein paar Pesos monatlich als deutscher Lehrer Angst und Schrecken nicht immer bloss unter der Jugend verbreitet. Die des Lesens und Schreibens selbst unkundigen Alten haben meist keinen grossen Respekt vor diesen Kinsten und wollen sich's damit bei ihren Jungen maiglichst wenig kosten lassen. Bei dem oft villigen Mangel an Lehrmitteln ist denn der Segen solcher Kulturzentren herzlioh gering. Und doch diirfen diese nicht verachtet werden, da sie auch im schlimmsten Fall Ankniip- fungspunkte fiir etwas besseres Kiinf- tiges werden kiinnen. Der Staatsange- hihrigkeit nach sind fast alle Schiiler der deutschen Schulen Argentinier, da alle im Lande geborenen Kinder vom Gesetz als Argentinier angesprochen werden. Der Abstammung nach sind gut 80 v. H. Deutsch und zwar 50 v. H. Reichs- deutsche. Ausser in dem halben Dutzend der grisseren deutschen Schulen ist der deutsohen Sprache keine so vorwiegende Stellung eingerliumt, dass man sie als die eigentliche Unterrichtssprache be- zeichnen konnte. Meist ist die Unter- richtssprache doppelt, deutsch und spa- nisch, in einigen Landschulen sogar iiber- wiegend spanisch. Ausser einigen Privat- schulen werden die Anstalten alle in der Hauptsache von lokalen Schulvereinen erhalten. Die Gesamtkosten ftir die Er- haltung des deutschen Schulwesens mi- gen sich jiihrlich auf eine halbe Million Mark belaufen. Aus dem Auslands- schulfonds des Deutschen Reiches gingen 1904 im ganzen 43,000 M. nach Argen- tinien, davon je 15,000 an die Germania- schule und an die ,,Deutsche Schule" in Buenos Aires; die iibrigen Unterstiitzun- gen schwankten zwischen 3000 und 750 M. Von den 150 deutschen Lehrern mo- gen wenigstens 50 villige Autodiktaten sein. Die Lehrer haben sich in zwei Berufsvereinen zusammengetan; der ,,Deutsche Lehrerverein" von Buenos Aires nimmt nur seminaristisch gebil- dete Lehrer and und schliesst damit so- wohl die Autodiktaten wie die akade- misch gebildeten Lehrer aus. Die ,,Pi- dagogische Vereinigung Union" mit ihrem Sitz in der Provinz Santa F6 be- steht zum griissten Teil aus ,,Camp- lehrern." Beide Organisationen sind be- sonders wirtschaftlich nicht stark. Ein 1901 angestellter Versuch, im ,,Allge- meinen Deutschen Schulverband" eine stiirkere einheitliche Organisation zu sohaffen, ist gescheitert, wenn der Ver- band auch dem Namen nach bis heute besteht. (D. BI. f. erz. Unt.)

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