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Umschau

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Umschau Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 5, No. 3 (Feb., 1904), pp. 89-93 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170868 . Accessed: 14/05/2014 19:36 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.248.159 on Wed, 14 May 2014 19:36:07 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 5, No. 3 (Feb., 1904), pp. 89-93Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170868 .

Accessed: 14/05/2014 19:36

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toPädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly.

http://www.jstor.org

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Umschau.

und den Lehrern Pension zahlen, das tut man nur in europhiischen Lin- dern, von wo die armen, ungebilde- ten und halbbarbarischen Einwan- derer kommen, denen man die Lan- dung hier so missg6nnt und er- schwert. Fiir solche Extravaganzen hat man hier kein Geld. In einem englischen Schulblatt las ich neu- lich in einem Aufsatz iiber Lehrer- pensionen den Satz: ,,Alle zivi- lisierte Liinder und Nationen be- .ahlen ihren Lehrern Pensionen, mit

Ausnahme von England und Ame- rika." Das Blatt fiihrte dann noch ganz richtig aus, dass man das Geld, was man hier in einigen Staaten den alten Lehrern unter dem Namen ,,Pension" zahle, diesen Namen gar nicht verdiene, da es nur eine spii- tere Riickzahlung von friiher abge- zogenem Gehalte sei. Pensionen be- zahlt z. B. Onkel Sam seinen alten und invaliden Soldaten. A. W.

New Yor k. Die erste Versammlung

unseres Vereines im neuen Jahre, am 9. Januar, war dem Anden- ken des verstorbenen E m i 1 D a p p- r i c h gewidmet. Dr. Wahl gab in schlichten, sch6nen Worten, die von Herzen kamen und zu Herzen dran- gen, ein Lebens- und Charakterbild des deutschen Mannes, der wie weni- ge Wissen und Konnen zu einem har- monischen Ganzen vereinigte und ein lebendes Beispiel eines wahren Pi- dagogen war. Herr Herzog schilderte den Eindruck, den Dapprich auf die- jenigen machte, die ihn auf Lehrer- tagen kennen zu lernen und zu beobachten Gelegenheit hatten, den Eindruck eines Ritters vom Geiste,

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ohne Furcht und ohne Tadel, wiih- rend drei Schiiler des Verstorbenen, die Herren Appell, Riemer und Schmidt in kurzer und tiefgefiihlter Rede des Lehrers und Freundes ge- dachten. ,,Er war uns allen ein Vor- bild; er lehrte uns arbeiten durch sein Beispiel." ,,Er war uns mehr als ein Lehrer, er war uns ein viter- licher Freund.". ,,Sein heiteres, son- niges Gemiit durchdrang die ganze Schule." ,,Als Lehrer ist er unbe- schreiblich. Er verstand es, wvie kei- ner, selbst den trockensten Gegen- stand zu beleben und anziehend zu machen durch seine Persbnlichkeit". Er hat sich die beste Unsterblichkeit gesichert im liebenden Andenken sei- ner Freunde und Schiiler. Requiescat in pace.

Unser Verein erfreut sich eines fr i hlichen Ge- deihen s. Derselbe hat im letzten Jahre eine Anzahl neuer Mitglieder gewonnen, und die jungen wie die alten stellten sich und stellen sich in erfreulicher Anzahl bei den Ver- sammlungen ein. Besonders lobens- wert ist der piinktliche und zahl- reiche Besuch unserer wackeren Newarker, der alten Garde, die we- der stirbt noch sich ergibt, oder doch wenigstens nur dem geistigen Genusse und der auf die Versaminm- lungen folgenden Gemiitlichkeit. Piinktlich zur Sekunde findet sich vor allem ein der allererste Nestor unseres Vereins, Herr Geppert (Newark), trotz Regen und Schnee. Unser Verein wiinscht allen Bruder- vereinen ein gliickliches neues Jahr: Vivant, floreant, crescant.

H. Z.

II. Umschau.

Preisausschreiben. Der Nordamerikanische Tu r- ner b u n d hat einen Preis von $50 (210 Mark) fiir das beste, zum Text fiir ein Turnfestlied geeignete deutsche Gedicht ausgeschrieben. Dem von Herrn Hermann Lieber, dem ersten Sprecher des Bundes- vorortes zu Indianapolis, und dem ersten Schriftwart Herrn Theodor Stempfel ebendaselbst unterzeichne- ten Zirkular entnehmen wir folgende Bestimmungen:

1. Die Gedichte sind dem 1. Schriftwart des Bundesvororts, Theodor Stempfel, Box 166, Indiana- polis, Indiana, United States of America, franko zu iibersenden. Sie

miissen sich spitestens am 1. Mai 1904 in den Hiinden des genannten Beamten befinden.

2. Zur Preisbewerbung sind Miin- ner und Frauen aller Liinder berech- ?tigt. Der Preisbewerber braucht nicht Mitglied eines Turnvereins zu sein. Da die infolge des ersten Preisausschreibens eingesandten Ge- dichte und Namensangaben sich nicht mehr in den Hiinden des Preis- gerichtes befinden, so ist es den be- treffenden Einsendern gestattet, sich entweder mit neuen Gedichten oder Umarbeitungen der alten an der Preisbewerbung zu beteiligen.

3. Die Gedichte miissen mit einem Motto versehen sein, und es soll den-

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Padagogiscbe Monatshefte.

selben ein verschlossener Umschlag mit dem Motto, dem Namen und der Adresse des Dichters beiliegen. Die- ser Umschlag wird erst nach Fiillung des Urteils geihffnet.

4. Der Text des Festliedes soll nicht mehr als etwa 300 Silben ent- halten.

5. Falls sich unter den einge- sandten Gedichten keines befindet, das den gestellten Anforderungen geniigt, so soil keinem der Dichter der Preis zugesprochen werden.

6. Das Preisausschreiben fiir die Tondichtung wird unter Mitteilung des preisgekrnten Gedichtes am 1. Juni 1904 zur Post gegeben werden.

7. (onkurrenztermin fiir die Ton- dichtung: 1. November 1904.

Pr o f. Rei n von der Universitit Jena beabsichtigt, im kommenden Sommaer den Vereinigten Staaten einen Besuch abzustatten und eine Anzahl von Vortriigen zu halten. Wie uns Frl. Amalie Nix, die auf die Einladung des Herrn Prof. R. im Sommer des Jahres 1902 in mehre- ren Universittits - Sommerschulen Deutschlands Vortriige iiber Frauen- bildung in den Vereinigten Staaten gehalten, mitteilt, reist Herr Prof. R. in Begleitung seiner Gattin und trifft Mitte August in New York ein. Die Vorbereitungen zu der Vortrags- tour liegen in den llinden von Frl. Nix, Central High School, St. Paul, Minn., an die man sich gefiilligst we- gen niherer Auskunft baldigst wen- den wolle. Herr Prof. Rein ist in den Ver. Staaten ebenso riihmlich bekannt wie im alten Vaterlande, und seine vielen Freunde werden ihm einen warmen Empfang berei- ten.

Die Welle der Pewegung z ur Aufbesserung der Lehrer- g in den Vereinigten Staaten hat bereits die Kiiste des Stillen Ozeans erreicht. In Kalifor- nien ist es der Journalist Irving Mar- tin, der im ,,Daily Record" von Stock- ton entschlossen fiir hihere Gehilter der kalifornischen Lehrer kiimpft. Herr M. fordert unter anderem fiir Miinner und Frauen denselben Ver- dienst fiir dieselbe Arbeit. Er hat nicht allein bereits den Gouverneur Pardee fiir die Sache gewonnen, sondern, was weit wichtiger ist, er hat auch die Presse seines Staates veranlasst, die Angelegenheit der Lehrer zu fairdern.

In Pennsylvanien hat der Staats- Schulsuperintendent Dr. N. C.

Schiiffer in den letzten fiinf Jahren sich fortgesetzt und, wie berichtet wird, auch mit Erfolg bemiiht, die Gehilter der Lehrer zu erhhen. Auch in Indiana, Nebraska, Nord- Carolina, Arizona und Kansas sind die Lehrer nicht untitig geblieben, ihre Lage zu verbessern.

Die Lehrer der Stadt New York allein scheinen zufriedenstellende Gehdilter zu erhalten. Dort beziehen 4913 Lehrer Gehllter, die zwischen $1000 und $8000 jihrlich schwanken. Aber selbst das oft gepriesene New York hat immer noch 5650 Lehrer, die weniger als jihrlich $1000 haben.

Der Staats-Lehrerverband von Wisconsin hat sich ebenfalls wih- rend seiner Sitzungen in den Weih- nachtsferien recht ernstlich mit der Frage der Lehrergehilter befasst. Er bechloss, sich an die Leislatur des Staates zu wenden.

Als Kuriosum mag hier die Tat- sache miterwiihnt werden, dass es in den Reihen der Lehrer selbst Leute gibt, die einer ErhShung der Lehrergehiilter entgegenarbeiten. Zu diesen seltenen V6geln gehrt der Schulsuperintendent von Anderson, Ind., ein gewisser J. W. Carr, der ,,seine" Lehrerinnen fragt, ob der Aufenthalt unter Kindern, inmitten einer Atmosphrire von Reinheit und Unschuld, das Gliick und der Son- nenschein auf den Gesichtern, und was dergleichen schbne Dinge mehr sind, nicht schon Belohnung genug sei. Es diirfte Herrn C., denr jibri- gens das Gehalt sofort herabgesetzt werden sollte, schwerlich gelingen, einer aus tausend Lehrerinnen zu be- weisen, dass Gotteslohn und im Alter ein Leben im Armenhause verlocken- der sind als eine nennenswerte Ge- haltszulage!

Die Fussball - Saison der amerikanischen Hochschulen ist eben zu Ende gegangen. Da eine zuver- lissige Unfall-Statistik nicht erhiilt- lich ist, so liisst sich tiber die vor- gekommenen Ungliicksfille nur das maitteilen, was hier und dort in den Tagesblittcrn berichtet worden ist. Dreizehn Fussballspieler sind ge- fiibrlich verletzt worden, einige die- ser dreizehn werden lebenslhnglich verkriippelt bleiben; einen Studenten haben die erhaltenen Verletzungen wahnsinnig gemacht. Die Anzahl der weniger gefiihrlichen, aber schmerz- lichen Verletzungen geht natiirlich in die Hunderte.

Die schwereren Unfiille sollen auf die ungeschulten Spieler beschriinkt

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Umnschau.

geblieben sein. Die professionellen Neuner- oder Elfer-IRiegen der gros- sqn Universitliten haben keine per- manenten Invaliden aufzuweisen ge- habt. Zwei von diesen Athleten ha- ben nur je ein Bein gebrochen (Yale und Harvard); andere haben nichts weiter davongetragen, als eine ausgerenkte Schulter oder einen zer- schundenen Kopf, oder sonst eine ,,Xleinigkeit".

Infolge der vielen Unfiille haben nun eine Anzahl der kleineren Schulen das Fussballspiel ganz ver- boten, Columbus Junction, Pa., und GIreenfield, O., auf Grund einer von den Eltern den Schulbehiirden zuge- stellten Bittschrift.

Im Jalre 1903 belief sich d i e A n- zahi der K inder i n den Schulen der Verei ni gten Staaten auf rund 18 Millionen, oder 22 Prozent der (Gesamtbe- vlkerung. Der Durchschnittsbesuch war 70 Prozent der 18 Millionen. Ein V iertel der halben Million Leh- rer waren Miinner. Diirchschnitts- gehalt der miinnlichen Lehrkriifte: $50, der weiblichen: $40.

Der Flichenraum der Weltau s- ste 11 ung z uS t. Louis ist 1200 Aeker gross; seine Form ist die eines linglichen Viereckes, 2 Meilen lang und eine Meile breit. Die FIiche ist wellig, und viele der schinsten Ge- biiude stehen auf IIugeln. Das ILaus, in dem die Schulen der ganzen Welt das Wenigste, was sie zeigen kiinnen, nusstellen sollen, ist 400 zu 600 Fuss gross. Die Schulausstellung in St. Louis soil insofern von allen vorher- gegangenen iihnlichen Ausstellungen abweichen, als man dort die Ziiglinge selbst bei ihrer Arbeit im Laborato- rium, in der Nh- oder Kochschule, in der Werkstatt beim Handfertig- keits-Unterriclit, ja selbst die Taub- stummen und Blinden bei ihrer Tii- tigkeit vorfiihren will.

Die betreffenden Beamten haben die Ausstellungsgegenstiinde der Schulen in acht Gruppen geteilt, und nwvar wie folgt:

Gruppe I und II, Volksschulen; III, Hochschulen; IV, Die schlnen Kiinste; V, Ackerbausehulen; VI, Handels- und Industrieschulen; VII, Blinden- und Taubstummen-Anstal- ten; VIII, Textbiicher, Schulmulbel, Anschauungsmittel, etc.

Der Staat Wisconsin, mit einer Beviilkerung von 2,069,042, hat im Schuljahre 1902-03 $7,157,730 fiir die Erziehung der Jugend ausgege- ben. Die Anzahl der Kinder belief

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sich auf 456,831, die der Lehrer ouf 13,669.

Mit grosser Hiirte ist der S ta a t s- ge von Indi a- na gegen etwa 250 Lehrer und Leh- rerinnen vorgegangen. Denselben wurde die Wiederanstellung unter- sagt, und zwar auf den Grund hin, dass die betreffenden Herren und Damen tubcrkulus sind, so duss also die Gefalhr vorliegt, dass sie die Keime der schrecklichen Krankheit auch den Schilern mitteilen.

Ber Strei k im I n- teresse der Standesehr e. An den kaufmiinnischen Fortbil- dungsschulen waren bisher 20-25 akademisch gebildete Lehrer be- schiftigt. Einem dieser Oberlehrer wurde nach den Sommcrferien ge- kiindigt, weil er sich beschwert hatte, dass der seminaristisch ge- bildete Rektor bei ihm hatte hospi- tieren wollen. Jetzt beschwerten sich siimtliche Oberlehrer gegen eine derartige iberwachung beim Kuratorium, aber ohne Erfolg. Daraufhin stellten mit Ausnahme von zweien alle akademisch gebilde- ten Lehrer am 1. Oktober ihre Wirk- samkeit an den Fortbildungsschulen ein. In einer Versammlung des Ber- liner Gymnasiallehlrervereins wurde folgende Resolution angenommen: ,,Die Versammlung nimmt mit In- teresse von den Griinden Kcnntnis, die eine grosse Anzahl der Mitglie- der veranlasst haben, ihre bisherige Tiitigkeit an den kaufm~innischen Fortbildungsschulen aufzugeben. Sie erkennt an, dass dieser Schritt im Interesse der Standesehre unbedingt notwendig war und hidlt deshalb auch fiir die Zukunft eine Lehrtiitig- keit von akademisch gebildeten Lehrern an jenen Anstalten unter den jetzigen Verhiltnissen fiir un- vereinbar mit den Standesinteresse." Dazu macht die ,,Leipz. Lehrerztg." die folgenden Bemerkungen: Die akademisch gebildeten Lehrer in Preussen und einigen anderen Stac- ten sorgen doch immer fir den Hu- mor. ist doch erst kiirzlich einer dieser Humoristen in die Redaktion des Kladderadatsch eingetreten. Wir empfehlen den in ihrem Standesge- fiihl so tief Gekrinkten, solange nach China auszuwandern, bis die deutschen Regierungen das berech- tigte Verlangen der deutschen Volks- schullehrer auf uneingeschrinkte Zulassung zum Studium an den Uni- versittiten erfiilt haben. Auc der

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Padagogische Monatshefte.

vor kurzem wegen Beleidigung eines oldenburgischen Ministers verurteilte Oberlehrer Dr. Ries, der in dem Pro- zess erklirte: Ich war auch verbit- tert, dass einem Seminarlehrer d-er Titel ,,Oberlehrer" verliehen wurde, konnte sich mit ins Land der Zopfe begeben.

Deutschland. Die im De- zember 1902 und Januar 1903 ergan- genen neuen Verordnungen der preussischen Mini- steri en iiber die Erwerbung des Berechtigungsscheines d u r c h S e- minarabiturienten haben bewirkt, dass auch in den iibrigen deutschen Bundesstaaten lihnlich- lautende Erlasse gegeben worden sind. Damit ist die Frage der Er- werbung des Berechtigungsscheines endgiltig und fiir alle Bundesstaaten einheitlich geregelt.

Hesse n. AnderUniversi- t i t z u Giessen sind mit Beginn des Winterhalbjahres zum erstenmal Volksschullehrer zum Studium ein- getreten, die von der kiirzlich er- lassenen Verfiigung des Grossherzog- lichen Ministeriums Gebrauch machen, wonach es den Lehrern, die mit den besten Noten die Abgangs- priifung vom Seminar und die Staats- priifung bestanden haben, gestattet ist, eine dreijiihrige Studienzeit an der Universitiit durchzumachen, um alsdann als Lehrer an hoheren Lehr- anstalten, Lehrerbildungsanstalten und im Schulverwaltungsdienst ver- wendet zu werden.

Mecklenburg. Zum Besol- dungselend. Nachdem in Sch. die neuerrichtete Klasse ein halbes Jahr von den dortigen Lehrern mit verwaltet worden war, fand sich zu Michaelis eine eigene Lehrkraft da- fiir. Das Anfangsgehalt betriigt wie iiblich 800 M. Als der neue Kollege am Tage vor Schulanfang in seinem neuen Wirkungskreise eintraf und sich um eine geeignete Wohnung mit Pension bewarb, forderte man fast iiberall mit besonderer Otbereinstim- mung 720 M. Enttiiuscht griff er wieder zum Knotenstock und wandte der ungastlichen Stadt den Riicken: mit 20 M. Taschengeld pro Quartal glaubte er Schneider und Schuh- macher, Steuern und Abgaben etc. nicht bezahlen zu koinnen.

Zahl der Lehrerinnen in den deutschen Gross- s t ii d t e n, nach dem statistischen Jahrbuch der deutschen Stidte: Es kommen in Berlin auf je 100 Lehr-

kriifte 44,02 Lehrerinnen, in Aachen 49,50, Altona 44,51, Danzig 44,72, Lii- beck 44,69, Miinchen 47,85, Strass- burg 46,50, Chemnitz 4,02, Plauen i. V. 5,81, Zwickau 5,17, Leipzig 10,92, Duisburg 7,65, Niirnberg 15,98, Wies- baden 19,85. Der Anteil der Leh- rerinnen betriigt zwischen 20 und 30 Prozent in 12 Stiidten, in 14 Stiidten zwischen 30 und 40 Prozent. Durchschnittlich ist in den 42 Gross- stiidten der Anteil der Lehrerinnen 30 auf je 100 Lehrpersonen.

Schweden. Da die schwedische Unterrichtsverwaltung den U n t e r- richtsplan der hoiheren Le hr anstalten zu iindern wiinscht, wandte sie sich an die Lehr- k~5rper der einzelnen Anstalten und holte ihre Ansicht iiber den Unter- richt in den neueren Sprachen ein. Fast allgemein hielt man fiir nitig, Deutsch an die erste Stelle zu setzen und ihm den Vorrang vor Englisch und Franzbsisch einzuriiumen. Die Begriindung dieser Ansicht gibt ein Lehrerkollegium in folgender Weise: ,,Die deutsche Kultur mit ihren rei- chen Wissensschitzen, ihren dichteri- schen Erzeugnissen und der Vielsei- tigkeit des sprachlichen Ausdruckes rangiert ganz unbestritten in unsern Tagen an der vornehmsten Stelle. Hinzu kommi, dass die neuzeitlichen Schulbestrebungen mehr und mehr einer positiven Brriicksichtigung jener besonderen Aufgabe zuneigen, durch welche die Befaihigung der heranwachsenden Jugend zur spate- ren Teilnahme am wissenschaftlichen Leben erhoiht und die Aussichten auf eine gesicherte Lebensstellung ver- bessert werden kSnnen. In diesen beiden grundlegenden Beziehungen bietet weder das Franzosische mit seinem geringen kommer- ziellen Werte noch das Englische mit seiner geringen Bedeutung auf rein kulturellem Gebiete die gleichen Bildungsm~iglichkeiten wie das Deutsche." Dass die Reform durch- gefiihrt wird, geht daraus hervor, dass in Upsala und Lund zwei neue Professuren fiir germanische Spra- chen eingerichtet werden sollen, da- mit es nicht an gut vorgebildeten Lehrern fehlt.

Sch w e i z. In Ziirich sind kiirz- lich erschwerende Be- dingungen fiir die Aufnahme von Russinnen zum Studium der Medizin erlassen worden. Als Grund wird der aussergewoShnlich starke Zudrang aus dem Zarenreich ange-

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Verrnischtes. 93

geben. Russinnen, die zugelassen werden wollen, miissen an Vorbil- dung denselben Anforderungen ge- niigen, wie die Schweizer Studenten; damit dennoch letztere nicht be- nachteiligt werden, sollen in Zu- kunft auch noch Platzkarten fiir die Kliniken ausgegeben werden.

Frankreic h. Von den 10,049 kongreganistischen Schu- le n, die geschlossen worden sind, ist wie die .,,Schweiz. Lehrerztg." berich- tet, mehr als die Hiilfte (5830 Schu- len) wieder erffnet worden. Von 988 Knabenschulen werden 106 von welt- lichen Lehrern, die anderen von sa- kularisierten Muinchen geleitet. Von den Miidchenschulen stehen 2976 unter Leitung ehemaliger Nonnen.

Englan d. Auf der Versam n- lung der ,,British Associa- tio n" in Southport fiihrte Sir Wil- liam Abney aus, wie gross der Fort- schritt der Erziehungswissenschaft in den letzten 50 Jahren ist, sowohl was Qualit4t, als auch was Quan- titiit anbelangt. Im allgemeinen war man dafiir, die Spezialisierung der Schulen soweit wie Rmijglich hinaus- zuschieben. Besonders empfohlen wurde das sogenannte Frankfurter System, wonach Latein erst im 12. Lebensjahre des Schiilers beginnt.- Am praktischsten war die Frage fiber die Miadchenerziehung. Es wurde besonders die Gefahr des fberarbeitens zwischen dem 12. und 16. Jahre betont. tiber den Uinter- schied in Knaben- und Miidchen- schulen konnte wenig festgestellt werden. Die neuesten Miidchen- schulen sind iihnlich den Knaben- schulen angelegt. Sie haben diesel- ben Examina und ebenso gute, oft bessere Erfolge. Die mangelhafte

Erziehung fiir den ,,h'iuslichen Be- ruf" wurde von Dr. Armstrong be- sprochen, jedoch seine Worte waren nur ,,vox clamantis in deserto".

Aus Russland. Wen die Git- ter hassen, den machen sie auch in Russland zum Lehrer. Am 19. Okto- ber traf auf der Station Werinnowka aus Ssaratow eine unbekannte, offen- bar kranke junge Dame ein; sie be- gab sich in das Damenzimmer und erregte durch ihren langen Aufent- halt dortselbst die Aufmerksamkeit des Stationspersonals. Als sich schliesslich ein Wiichter ins Damen- zimmer begab, fand eb die Dame wie leblos auf dem Sopha liegen. Er rief den Stationschef herbei, der, nach- dem er sich von dem kranken Zu- stande der Reisenden iiberzeugt hatte, sofort einen Feldscher holen liess. Diesem gelang es mit grosser Miihe, die Kranke ins Bewusstsein zuriickzurufen. Nachdem er ihr einige Liffel Bouillon eingeflusst hatte, erfuhr er von der Dame, dass sie eine Volksschullehrerin sei. In letzter Zeit waire sie an einem Fieber erkrankt und hiitte sich zur Kur in ihre Heimat begeben miissen. Un- terwegs wiire ihr ihre ohnehin sehr kleine Barschaft - eine Unterstiitz- ung hiitte sie nicht erhalten - ge- stohlen worden, so dass sie seit drei Tagen buchstiiblich nichts genossen hiitte. Tatsichlich stellte der Feldscher fest, dass sich die Kranke im letzten Stadium des Verhungerns befinde. Die Eisenbahnbeamten nahmen sich auf das freundlichste der Ungliicklichen an, veranstalte- ten fiir sie eine Subskription und forderten sie auf, bis zur viilligen Wiederherstellung auf der Station zu bleiben.

III. Vermiscittes.

* Eigenartiger Zufall. In einer Schule zu Soest trug sich ein eigenartiger Zufall zu. In der Friih- stiickspause kam ein Kind zu Fall, wobei es mit der Stirn auf einen Stein schlug. Das Kind begab sich alsbald mit den iibrigen ins Kilassen- zimrmer, wo es plbtzlich erblindete. Sogleich wurde es dem Arzt vorge- fiihrt, der eine leichte Gehirner- schiitterung konstatierte, die vor- aussichtlich in einigen Tagen geho- ben sein wiirde. Zur besseren Beobachtung und sorgflltigen Pflege wurde das erblindete Kind dem

Waisenhause iibergeben. Die Ge- nesung des Xindes schreitet langsam fort. Schon gegen Abend war das Auge fiir einige Lichtstrahlen empfiinglich.

* Plakatpadagogik. Die ,,Neue Westdeutsche Lehrerzeitung" wendet sich gegen eine Art der Er- ziehungR der Jugend: Die Erziehung durch Plakate. ,,Es ist an der Zeit, mit lauter Stimme Protest zu erhe- ben". - Der Verfasser beruft sich auf eine Erfahrung, die jeder Lehrer, jeder Seminarist machen kann und die er auch gemacht hat. Eine Karte

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