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Umschau

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Umschau Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 1 (Dec., 1901), pp. 28-32 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170588 . Accessed: 15/05/2014 00:30 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 193.105.154.16 on Thu, 15 May 2014 00:30:50 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Umschau

UmschauSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 1 (Dec., 1901), pp. 28-32Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170588 .

Accessed: 15/05/2014 00:30

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toPädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly.

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Pdidagogisce Monatshefte.

Als Nachtrag muss ich beiftigen, dass in der vorletzten Sitzung Herr Karl Her- zog einen begeisternden Bericht tiber die 31. Jahresversammung des Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes in Indianapolis erstattete. Da muss es ja hoch her gegangen sein! Die deutsche Sprache schien zu arm, um seinen Su- perlativempfindungen entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Mehr wie eine halbe Stunde sprach er tiber die schti- nen Tage, die er dort erlebt, die lieben Freunde, die er dort getroffen, den ma- gisch beleuchteten Hain, die schnen Frauen und den herrlichen Wein. H- her und hher trug ihn der Schwung der Begeisterung. Seine Worte bekamen Fliigel, seine Gesichtsziige spliegelten tiberirdischen Glanz. - - Als er ge- endet, erklang es wie ein seraphisches Echo von oben: Weit drinnen in Asien sucht ihr das Paradies, geht nach Indi- anapolis und ihr habt es gefunden.

A. K.

Newark. IUnsere Privatschulel. Wie lberall

so fristen auch die hiesigen d. e. Privat- schulen nur kiimmerlich ihr Dasein. Sie leiden, selbst angesichts der Thatsache, dass der deutsche Unterricht in den stiidtischen Volksschulen nicht einge- fiihrt ist, durchaus nicht an tiberfil- lung. Ausser 5 katholischen Parochial- schulen, die Dank der Riihrigkeit seitens der betreffenden Geistlichen allerdings recht bevdlkert sind, bestehen hier noch 5 freie Privataschulen und eine protes- tantische Kirchenschule, bei denen durchweg die Schtilerzahl gegen friher erhelich gesunken ist. Dass alien die- sen Schulen tiber kurz oder lang ein letztes Stilndlein schlagen wird, darilber giebt man sich wohl keiner Tiuschung mehr hin. Ganz unerwartet aber schien kiirzlich diesem Schicksale unsere Green- street-Schule verfallen zu sein. Diese liegt im Mittelpunkte der Stadt. Sie ist die ilteste d. e. Schule hierselbst, hatte stets die meisten Klassen und be- reitete direkt fiir die Hochschule vor. Durch den Umstand, dass die friiheren Bundesmitglieder Dr. Ad. Douai und Hermann Schuricht als Direktoren an derselben wirkten und Herr Hermann von der Heide, dessen Name im Lehrer- bunde ebenfalls einen bekannten Klang hat, ihr gegenwirtiger Direktor ist,

diirfte das Schicksal der Schule auch weitere Kreise interessieren.

Worin bestand nun die der Greenstr.- Schule drohende Gefahr?

Newark liegt zwar in einem sehr klei- nen Staate, aber die Stadt reckt sich und streckt sich und hat es schon bis auf 300,000 Einwohner gebracht. Da erwies sich nun die alte Stadthalle liingst als viel zu klein, und man ist im Begriff, eine dem WXachstum der Stadt entsprechende City Hall zu errichten, die, beiliiufig bemerkt, 1 Million Dollars kosten seoll. Zum Unglik fr die Green- street-Schule verfiel man bei der Aus- wahl des Bauplatzes auf das Hituserge- viert, in welchem diese seit beinahe 50 Jahren ihre ungestrte Thittigkeit ent- faltet hatte. Der Grund und Boden hatte vor 45 Jahren der Schulgemeinde 4 Tausend, die Einrichtung des 3sticki- gen Backsteingebiiudes 13 Tausend Dol- lars gekostet. Die Abschiitzungskom- mission, darunter ein bekannter deut- scher Brauer, hot jedoch nur 18 Tausend als Entshiidigaung an, obwohl Bau- pliitze, besonders im Zentrum der Stadt, seit jener Zeit bedeutend an Wert zuge- nommen haben. Auf die Bemerkung eines Vertreters der Schule, dass man heute fr 18 Tausend Dollars keine neue Schule in der NTihe der alten bauen kiznne, wurde ihm von einem der Ab- schitzungskomuissiire der Rat gegeien: ,,Dann schickt eure Kinder in die iffent- liche Schule." Da man sich nicht eini- gen konnte, wurde das Schulgrundstiick von einer Spezialkonmission noch ein- inal abgeschiitzt. Diese bot 24 Tausend Dollars an. Die Schulgemeinde hatte ursprilnglich 40 Tausend beansprucht. Da man es nicht auf einen Prozess an- kommen lassen wolite, so nahm man die zuletzt gebotene Summe an.

Damit scheint nun der Fortbestand der Schule gesichert zu sein. Ein neuer Bauplatz ist bereits ins Auge gefasst und ein Plan fiir ein zu errichtendes anderes Schulgebiude schon entworfen worden. Hoffen wir, dass die alte Green- street-Schule in kurzer Zeit auf einem andern Platze gleich einem Phonix neu erstehe.

Leider ist zu beftirchten, dass der Schule noch dadurch Verlegenheiten be- reitet werden, dass sie aus dem alten Gebitude ausziehen muss, ehe das neue vollendet ist. i. o.

V. Umschau.

Amerika. Ghicago. Die Vereinigung der Lehrer

Chicagos (Teachers' Federation of Chi- cago) errang unter der Fiihrung zweier

Lehrerinnen, Miss Margaret A. Haley und Miss Catherine Goggin, einen Sieg, der von der weittragendsten Bedeutung fir die 5ffentliche Wohlfahrt, und nicht

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in letzter Linie auch fiir das 6ffentliche Erziehungswesen ist. Als im Jahre 1898 der Schillrat Chicagos erkliirte, dass nicht genilgend Geld zur Weiterfiihrung der Schulen vorhanden sei und dass er daher gezwungen sei, das laufende Schuljahr zwei Monate friiher zu schlie- ssen, da waren es die genannten Damen, die den Mut hatten, die Aufmerksamkeit ihrer Amtsgenossen auf die grossen Kor- porationen des Staates, die Eisenbahn-, Strassenbahn-, Gasgesellschaften u. a. zu lenken, die es auf eine von solchen In- stituten fibliche Weise verstanden, sich einer urspringlich von der Abschit- zungskommission des Staates festge- setzten gerechten Besteuerung, zu entzie- hen. Die genannten Lehrernnen wur- den von der Lehrervereinigung, die ihren Gehalt bezahlte und eine genigende Summe zur Bestreitung der Untersu- chungs- und Prozesskosten - dieselben belaufen sich auf iiber $7000 - bewil- ligte, beauftragt, die ganze Angelegen- heit zu verfolgen und zu kliren. Mit ebensoviel Mut als Entschlossenheit gin- gen die beiden ans Werk, und das, wozu hierzulande die iffentliche Meinung sich leider nur hrchst selten aufzuschwingen vermag, gelang ihnen, sie verfochten ihre Sache durch alle Instanzen, und trotz- dem von ihren Gegnern alles versucht wurde, sie zu schla gen, - und was ver- mag der grosse Geldbeutel nicht - ent- schied das Obergericht des Staates am 24. Oktober d. J. zu Gunsten der Klii- gerinnen; die Korporationen wurden zur Zahlung der rlickstindigen Steuern, die sich allein fiir Chicago auf nahezu $25,- 000,000 belaufen ,verurteilt, und diirfen einer jiihrlichen gerechten Besteuerung ihres Eigentums von nun an entgegen- sehen. Das mutie Vorgehen dieser "school-ma'ams" sichert dem Staate Illi- nois eine Einnahmequelle, die alle Ver- waltungsausgaben der affentlichen An- stalten, auch die der Schulen, zu decken imstande ist. Hoffentlich wacht die Biirgerschaft dariiber, dass der unge- heure Einfluss der Korporationen und deren Geldbeutel ihr nicht durch die Le- gislatur diesen Erfolg slchmilert oder vernichtet.

Nachahmnngswert. Auf Anregung von seiten des Richters Richard S. Tuthill vom Jugendgericht zu Chicago ist eine Bewegung im Gange, fiir verwahrloste Knaben, oder solche, die sich eines Ver- gehens schuldig gemacht haben, ein Heim auf dem Lande zu grfinden. Es ist die Absicht einen Fonds von $250,000 zu griinden, und schon sind von den Ge- schiiftsleuten der Stadt, die das Heil- same dieses Unternehmens erkennen, Zeichnungen eingelaufen, die die Auf-

bringung der angegebenen Summe ausser Zweifel stellen.

Neto York. Schilervorstellumg. Am 16. November fand, dank dem Entgegen- kommen Herrn Direktor Conrieds, im Irving Place Theater eine Schillervor- stellung von ,,Wilhelm Tell" zu bedeu- tend reduziertem Preise statt. Nichts ist geeigneter, die Liebe zur deutschen Sprache im Schiler zu wecken und zu fiirdern, als wenn ihm die Meisterwerke unserer Litteratur, nachdem er sie gele- sen, auf der Biihne vorgefiihrt werden.

Die zahireichen Freunde unseres frii- heren thatkriftigen Bundessekretiirs, Herrm H. M. Ferren von Allegheny, wer- den mit freudiger Teilnahme die Nach- richt entgegennehmen, dass die Behand- lung seiner Augen durch Professor Schroeter in Leipzig von solchem Erfolg begleitet ist, dass eine Wiedergewinnung der verlorenen Sehkraft nunmehr sicher zu erhoffen ist.

Priasident Roosevelt - ei Freund der allgemeinen Volksschule. Es ist Thatsache, dass Priisident Roosevelt sei- nen 7jiihrigcn Sohn Archibald in eine tif- fentliche Schule zu Washington schickt. Man ziihlt sogar die Namen der Kilassen- genossen des kleinen Roosevelt auf. Auf derselben Schulbank wie der Sohn des Priisidenten sitzen: Viktor Schulz, der Sohn eines Baickers, Elsie MacNeely, Tochter eines Schankwirts, John Tyler, Sohn eines Kutschers, Elsie Ling Toch- ter eines Konditors, Abraham Drainson- stock, Sohn eines Schneicers. Abraham Cohn, Sohn eines Kolonialwarenhiind- lers, und Frank Morrison, Sohn eines Totengriibers.

Deutsch land. Am 28. und 29. Sept. fand in Dresden

der I. Deutsche Kunsterziehungstag statt. Unter den 300 Teilnehmern wa- ren Vertreter von 13 Regierungen, 12 Stidteverwaltungen und 25 Lehrerver- banden. Die iberreiche Geschiiftsliste umfasste fir den ersten Tag Vortriige von 1. R. Ross, Lehrer in Hamburg: fiber das Kinderzimmer. 2. Prof. Th. Fischer in Miinchen: fiber das Schul- haus. 3. Dr. v. Seydlitz in Dresden: der kiinstlerische Wandschmuck. 4. Dr. Pauli, Direktor in Barmen: Das Bilder- buch. Fir dcn zwciten Tag Vortrlige von 5. Giitze in Hamburg: Das Zeichneni und Formen. 6. Dr. P. Jessen in Ber- lin: Die Ilandfertigkeit im Dicnste der Kunsterziehung. 7. Dr. Lichtwark in hamburg: iiber Anleitung zum Genuss der Kunstwerke (rationellen Museums- besuch). 8. Direktor Muthesius und Prof. Dr. K. Lange in Tiibingen: itber die Vorbildung der Lehrer auf den Se-

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Pidagogische Monatshefte.

minarien und Universititen, und endlich in einer Festversammlung zwei Vortriige von Dr. Lange: Die Hauptprobleme der kiinstlerischen Erziehung und Dr. Licht- wark iber den Deutschen in der Zukunft und endlich in einer Abendversammlung einen weiteren Vortrag von Dr. Licht- wark: Einflihrung in Holbeins Toten- tanz. In Verbindung mit der Tagung stand eine Ausstellung von Wandbil- dern, Bilderbiichern, Lehrmitteln des Zeichnens etc. Die interessanten Vor- triige werden demniichst in Voigtliinders Serlag in Leipzig erscheinen. In Ver-

bindung mit der Firma Teuoner in Leip- zig hat der genannte Verlag die Vereini- gung fiir Kiinstler-teinzeichnungen be- griindet, deren Zweck ist: Kiinstleri- schen Wandschmuck in Form von Ori- ginallithographien erster Meister her- auszugeben. Die Kunstblitter werden in einer Grdsse von 100/70 und 75/55 cm zu 3 bis 6 Mk. ver6ffentlicht. Mit- gliedschaft erwirbt man sich durch we- nigstens 2 Jahresbeitriige von 9 oder 15 Mk., wofiir Blijtter (nach Wahl) im Werte von 12 oder 20 Mk. geliefert wer- den.

In deutschen Buchverlagskreisen hat man sich neuerdings wieder mit der Frage beschiftigt, wann die neue ein- hcitliche Rechtschreibung in den Schu- len eingefiihrt werden wird und wie lan- ge Schulbicher, die in der bisherigen Rechtschreibung gedruckt sind, in deut- schen Schulen noch zugelassen werden diirften. Nach eingezogenen Erkundi- gungen dirfte die Einftihrung der neuen Rechtschreibung immerhin noch etwas auf sich warten lassen, da noch nicht alle beteiligten Regierungen ihre firm- liche Zustimmung zur Einfiihrung gege- ben haben. Erst wenn diese Zustimmun- gen siimtlich vorliegen, kann das in Aussicht genommene Regelbuch verif- fentlicht werden. Aber auch nach dem Erscheinen dieses Regelbuches wird noch in einer ausgiebigen tbergangsfrist kein eingefiihrtes Schulbuch um deswillen zurtickgewiesen werden, weil es in der bisherigen Rechtschreibung gedruckt ist. Der preussische Kultusminister Dr. Studt hat sich neuerdings dahin ausge- sprochen, dass in dieser Hinsicht den Verlegern der Schulbticher, insbesondere auch der Fibeln, das weitgehende Ent- gegenkommen bewiesen werden solle. Es liegt deshalb kein Grund vor, der die Serleger von Schulbtichern bestimmen

k6nnte, den Druck neuer Auflagen auf- zuschieben. Es werden noch mindestens mehrere Jahre dartiber hingehen, bevor fiir die Schulen nur Schulbiicher in der neu einzufiihrenaen Rechtschreibung zu- gelassen werden.

Magdeburg. Ungcteilte Schulzeit. In den hiesigen hiiheren Lehranstalten ist die ungeteilte Schulzeit schon seit Jah- ren mit gutem Erfolg eingeflihrt. Der Rektorenverein hat sich nun kiirzlich wegen Fortfalles des Nachmittagsunter- richts in den BUirger- und Volksschulen an die Schuldeputation gewandt und da- bei hervorgehoben, dass der Nachmit- tagsunterricht sowohl in hygienischer wie piidagogischer Beziehung erhebliche Nachteile mit sich bringt. Daraufhin hat die Schuldeputation angeordnet, dass fiir das Winterhalbjahr ein Probe- plan angefertig wird, bei dem der Ge- samtunterricht in der Zeit zwischen 8 und 1 Uhr liegt .

Osterreich. WVien. 20,000 Schulbficher werden

weggeworfen; warum ? Infolge des Obertrittes eines katholischen Geistli- chen zur altkatholischen Kirche. Ober diese unerharte Verschwendung von Wie- ner Steuergeldern zur Befriedigung kle- rikaler Rachsucht wird geschrieben: Unter den vielen religiisen Lehrbtichern, welche der seither zum Altkatholizismus iibergetretene katholische Religionspro- fessor Franz Josef Mach verfasst und mit Genehmigung der geistlichen, wie der staatlichen Kultusbeh6rden heraus- gegeben hat, befindet sich auch die an den Wiener Biirgerschulen als Lehrbuch eingefiihrte Kirchengeschichte. Dieselbe wurde vom Ministerium fiir Kultus und Unterricht am 17. Juni 1882 flir zullis- sig erkliirt und von den ,,hochwiirdig- sten Ordinariaten" von Brtinn, Klagen- furt, Laibach, Leitmeritz, Marburg, St. Pilten, Prag ,Trient, Wien u. a. fir gut befunden. Ein Buch, das die Guthei- ssung so vieler frommer und weiser Miinner erfahren, muss ja ganz ausge- zeichnet sein, und ganz gewiss finde das Werk, an demrn inhaltlich keinerlei &n- derung vorgenommen wurde, auch heute noch Gnade vor den Augen der Bischiife, wenn nicht sein gelehrter Verfasser in- zwischen zur Oberzeugung gelangt wire, dass man ein richtiger Katholik im Geiste Christi nur dann sein kann, wenn man aus der ramischen Kirche austritt. Das sollte der ,,Apostat" biissen, und da ihm selbst die rimische Kirche nichts anthun kann, mitssen es seine Biicher entgelten . Sie kamen, obwohl mit kei- nem Worte gegen die katholische Lehre verstossend, plitzlich auf den Index. Nun waren fiir den Bedarf der Wiener Biirgerschulen 20,000 Stiick des Lehrbu- ches bereits gedruckt, diese Masse von Biichern ist jetzt auf einmal-unbrauch- bar geworden.

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Umscau.

Japan. Eine Schilderung des aufstrebenden

Elemeetarschulesens in Japan, die William Burnet in ,,Gentleman's Maga- zine" veriiffentlicht, ist geeignet, die Aufmerksamkeit derjenigen zu erregen, die Japans zunehmenden Wettbewerb im Handel beobachten. Es sind seit der Einfiihrung einer Erziehungsbeharde im Jahre 1871 fast 30,000 Elementarschu- len erbaut und in diesen werden 4 Mil- lionen Schiiler unterrichtet, von denen ein vollesViertel Miidchen sind. Seit 1880 besteht der Schulzwang fSr alle Kinder zwischen 6 und 14 Jahren; aber his jetzt wird noch. Schulgeld erhoben. Im Jahre 1888 gab es 46 Seminare mit 4416 miinn- lichen und 662 weiblichen Schiilern. We- chentlich werden 28 Unterrichtsstunden erteilt; Sonntag ist der Ruhetag. Der Religionsunterricht fehit vollstindig.

Russland* Der Wert der Schuzeugnisse in Russ-

land. Was aus einem Kutscher alles werden kann, davon weiss der ,,Peters- burgski Listok" ein Geschichtchen zu er- ziihlen ,das sich wie eine owitiere Satire auf den Formalismus in Russland liest. Der Kutscher J. K. verspJirte Lust, ebenso eine schine Carriere zu machen wie die Herren, welche hohe Schulen be- suchen. Den Weg zur Schule hatte J. K. allerdings auch eingeschlagen; aber er erwies sich als zu bescnrinkt fiir die Schulweisheit. Er versuchte es nachher mit einer Feldmesserschule, aber auch da reichte sein Gelehrtengenie nicht aus, den knifflichen Unterricht zu fassen. Er entschloss sich darum zum Beruf eines Rosselenkers. In Grodno bei einem Feldmesser fand er als solcher sein Thit- tigkeitsgebiet. Aber es ist nun mal dem Menschen gegeben, hoheren Zielen zuzu- streben, und so filischte J. K. sich ein Reifezeugnis der Ingenieurakademie des Verkehrsministeri ums, sagte dem Stall und dem Kutscherbock Ade und zog in die weite Welt hinaus, sein Glick zu versuchen. Jetzt sehen wir den Aben- teurer die wunderbarste Carriere ma- chen. Im Kreise Bogorodsk wird er Friedensrichter, dann Geschiiftsftihrer bei der Verwaltung der Pinsker Eisen- bahn, weiter stellvertretender Sekretiir bei der kurliindischen Acciseverwaltung und darauf Bauern-Kommissiir. Um die zwei letzteren Posten zu erhalten, dazu hatte er sich das Reifezeugnis eines klas- sischen Gymnasiums gefiilscht. Eine so vielseitige Bethatigung und Begabung- kein Mensch hatte je bemerkt, dass J. K. absolut ungebildet war - musste na- turgemiiss dazu fiihren ,dass dem Manne der Hofratsrang verliehen wurde. End-

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och erklomm J. K. eine hehre Hhe, er wurde Kreischef auf der Insel Oesel. Zufhllig kam man dahinter, dass in den Wiirden des kreischefs ein Kutscher steckte. Ob man ihn vom Staatsdienst entfernte oder ihn zu noch hiheren Rin- gen befiirderte, dartiber schweigt das russische Blatt.

T ran svaa i. Die deutsche Schule in Johannesburg

ist gefiihrdet! Sie ist eines von den Schmerzenskindern, welche die Eltern vielleicht gerade deshalb am meisten lie- ben, weil sie ihnen schon so viel Sorge bereitet haben. 17 Knaben und 14 Mud- chen fiffnete am 1. September 1897 der freundliche Schulsaal seine Pforten, und die deutschen Eltern waren angesichts der misslichen Schulverhijtnisse in der ,,Siidafrikanischen Republik" ausseror- dentlich froh, ihre Kinder der Leitung eines deutschen Schulmannes und Patri- oten anvertrauen zu kinnen, der die Liebe zum fernen Vaterlande in die jun- gen Herzen pflanzen und inmitten der internationalen Goldstadt dem deut- schen Nachwuchs eine deutsche Bil- dungsstiitte geben sollte. Das verant- wortliche Amt des Schulleiters wurde Direktor Weidner aus Hamburg iber- tragen, und unter schwierigsten Ver- hilitnissen hat dieser Herr das Vertrau- en, das auf ihn gesetzt wurde, gerecht- fertigt. Vom ersten Tage ihres Beste- hens an hatte die Anstalt zu kwmpfen. Da die Privatmittel nicht ausreichten, wandte man sich an die Regierung, die aber als Gegenleistung fir einen Zu- schuss - der keineswegs reichlich be- messen sein solte - der offiziellen Lan- dessprache einen breiten Platz im Lehr- plan eingeriumt wissen wollte. Die Englinder waren der Schule von vorn- herein wenig hold: die "German boys" hatten mit ihren britischen und hollin- dischen Altersgenossen manchen Strauss auszufechten. Ein Lichtblick far die Schule war die treue Unterstiitzung ihrer Begriinder, vor allem des Herrn Rolfe, die sehr grosse materielle Opfer brachten - und auch dann noch, als die Verhiltnisse in Johannesburg sich schon sehr verschlechtert hatten. Nun hat der Krieg viele dieser Miinner aufs schwerste geschiidigt. Die Zuschilsse aus Deutschland waren nur ein ,,Tropfen auf den heissen Stein"; die Schule, die im August 1899 bereits 300 Schiller zihlte, hat augenblicklich bereits Schul- den in H5he von $1500. Zwar kinnte sie nun zu einer gesicherten Stellung ge- langen, wenn sie auf den Vorschlag der engischen Regierung einginge und sich in den Schutz der Engliinder stellte.

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Piddagogische Monatshefte.

Dann miisste aber die deutsche Sprache aus dem Unterricht fast ganz ver- schwinden, und der Name ,,Deutsche

Schule" wiirde nicht mehr gerechtfertigt sein.

VI. Vermischtes.

Kiirperliche Ziichtigung in Holland. Infolge des Verbotes des Amsterdamer Gemeinderates, den Schiilern der Ge- meindeschulen kirperliche Ziichtigungen zu erteilen, beschloss eine von fiinf hol- liindischen Lehrervereinigungen be- suchte Versammlung folgende Erklhi- rung: 1. Die krperliche Ziichtigung ist oftmals als Erziehungsmittel unter Zugrundelegung der piidagogischen Wis- sen'schaft geboten; 2. In vielen Fiillen ist die absolute Notwendigkeit einer kirperlichen Bestrafung zwar nicht nachzuweisen, aber die Bestrafung doch entschuldbar; 3. Aus diesem Grunde ist ein firmliches Verbot zu bedauern; 4. Ein offizielles Verbot schadet dem Anse- hen des Lehrers und 5. widerspricht es den Interessen des Unterrichts. - So die bediachtigen HollAnder!

Lerne fiir das Leben! Ein franzbsi- scher Schulinspektor erzihlt in seinem amtlichen Bericht an seine vorgesetzte Behiirde einen bezeichnenden Zwischen- fall von einer seiner Inspektionsreisen. Es war in der h6iheren Tachterschule ei- ner grossen Provinzstadt. Er richtete an eine Schiilerin die Frage, welche Art von Nithrstoff ein Ei enthalte. ,,Stick- stoffhaltigen Nihrstoff", antwortete die Gefragte ohne Zbgern. Er fragte eine zweite nach der Farbe verschiedener Haus- und Wildvlgel. Auch darauf er- hielt er fast durchweg zutretende Ant- worten. Nun fragte er weiter: ,,Wie lange muss man ein Ei kochen lassen, um es pflaumenweich zu bekommen?" Eine Schiilerin wurde sehr rot, schwieg eine Weile und stotterte dann: ,,Eine halbe Stunde". Der Schuldirektor blickte unzufrieden und wandte sich an die ntichste. ,,Mindestens drei Viertel- stunden!" erwiderte diese zuversichtlich. Eine dritte mnieinte ungefiihr eine Stunde

und eine vierte, pflaumenweiche Eier wiirden tiberhaupt nicht gekocht. Ge- lehrt waren alle diese Miidchen und hat- ten sich mit moderner Bildung vollgeso- gen, aber ein Ei kochen konnte keines.

(Bayr. Schulz.)

Correlation in England. An H. I. M. guarantees the following vera historia of a lesson he heard given by a pupil teacher in a Yorkshire board school. The youth had evidently been instructed not to plunge in medias res, but to lead up to the subject, proceeding from the known to the unknown; and this was how he applied the pedagogic theory:

P. T.-"What does the 'art do ?" Class.-"Beats," "Drives the blood,"

"Goes pit-a-pat." P. T.-"No, I mean the 'art without

an e-h-a-r-t." (Class is silent. P. T. explains that the hart means the stag.)

Class.-"Butts you with its horns," "Is hunted," etc.

P. T. (getting desperate) .-"That's not what I mean. What does the 'art do after cooling streams."

Class (which has learnt the hymn, in chorus) .-"Pants."

P. T. (radiant) .-"That's right! Now i'm going to give you a lesson this morning on trowsers."

(London Journal of Education.)

Die in Lausanne erscheinende Zeitung ,,1' Educateur" meldet den Tod der letz- ten Schiilerin Pestalozzis, Madame Hu- ber, einer ehemaligen Lehrerin, die dort im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Geboren wurde sie zu Birr in Canton Aargau, hier besuchte sie auch die Schule und hatte das Gliick, an den Stunden des beriihmten Piidagogen teil- nehmen zu kinnen.

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