BNGO Fortbildungscurriculum nach BÄKFür Arzthelfer/-innen in der gyn. Onkologie
Tumorlehre Basiswissen
Für Arzthelfer/-innen in der gyn. Onkologie22.6.2013
Dr. Alexandra Coumbos
GYN ● ZENTRUM ● BERLINZentrum für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und DiagnostikDr. Alexandra Coumbos, Prof. Dr. W. Kühn und Kollegen
Tumorlehre Was ist ein Tumor?
- Ein Tumor ist eine Gewebevermehrung, die unterschiedlicheUrsachen haben kann.Ursachen haben kann.
- Der Begriff wird sowohl für gutartige als auch für bösartigeVeränderungen benutzt.
- So ist z.B. ein Abszess, eine Zyste auch ein Tumor, das ist kein bösartiger Befund
- In der Onkologie wird der Begriff Tumor synonym für einebösartige Erkrankung benutzt.
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Tumorlehre Was ist ein Tumor?
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Tumorlehre Was ist ein Tumor?
©Radiologie-ruederrsdorf.deGYN ● ZENTRUM ● BERLIN 6.2013
Tumorlehre Was zeichnet Bösartigkeit aus?
Maligne Tumoren zeichnen sich durch eine gewisse Anarchie aus.Sie unterwerfen sich nicht den Regeln des Körpers, sind autonom, Sie unterwerfen sich nicht den Regeln des Körpers, sind autonom, haben eigene Regeln, respektieren keine Grenzen, wachsen hemmungslos und überschreiten auch natürliche Grenzen.Maligne Tumoren haben in den meisten Fällen die Eigenschaft Tochtergeschwülste zu bilden (=Metastasen)
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Tumorlehre Wie entsteht ein bösartiger Tumor?
- Veränderungen im Erbmaterial führen zu verändertenGenregulationen (z.B. Tumorsuppressorgene fallen weg,Mutationen führen zu Protoonkogenen)Mutationen führen zu Protoonkogenen)
- Tumorwachstum entsteht, wenn in ihrem Erbmaterial (DNA)veränderte Zellen sich anarchisch verhalten, sich vermehren und ihre regulativen Mechanismen auf DNA-Ebenefehlgeschaltet sind.
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Tumorlehre Wie entsteht ein bösartiger Tumor?
Veränderungen auf DNA Ebene:
- Punktmutationen (Einzelne Basen werden verändert)- Punktmutationen (Einzelne Basen werden verändert)- Deletion (Verlust von DNA-Sequenzen)- Insertion (Einlagern von DNA)- Amplifikation (Vermehrung von DNA-Sequenzen)- Rekombination (Rearrangement)
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Tumorlehre Am Beispiel des Zervixkarzinoms
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Tumorlehre Nomenklatur
URSPRUNG: - Epithel : Karzinome- Bindegewebe : Sarkome- Knochenmark: Leukämie- Lymphatisches Gewebe: Lymphom- Lymphatisches Gewebe: Lymphom
DIFFERENZIERUNGSGRADE:- G1 (nah am Muttergewebe)- G2 - G3 (weit vom Muttergewebe entfernt)
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Tumorlehre Nomenklatur: TNM
Sie wurde von dem Franzosen Pierre Denoix in den Jahren 1943-1952 entwickelt und wird seit 1950 von der Union internationale contre le cancer (UICC) weitergeführt. Die Klassifikation hat sich in vielen Ländern durchgesetzt und wird unter anderem von Krebsregistern herangezogen. Sie basiert auf statistischen Untersuchungen, die Aussagen über das voraussichtliche Verhalten von Untersuchungen, die Aussagen über das voraussichtliche Verhalten von Tumorerkrankungen zulassen (z. B., dass sich ab einer bestimmten Größe eines Tumors die Krankheitsprognose verschlechtert). Die Einstufung einer Tumorerkrankung in die einzelnen Kategorien des TNM-Systems erlaubt daher prognostische Aussagen und bestimmt häufig auch die weitere Therapie. Und hilft der internationalen Kommunikation
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Tumorlehre Nomenklatur: TNM
TNM – Klassifikation:a. Klinisch, d.h. cT, cN, cMb. Pathohistologisch, d.h. pT, pN, M
T = Tumorgröße (T0-T4)N = Lymphknotenstatus regional (lymph Nodes)M = Metastasenstatus
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Tumorlehre Nomenklatur: TNM
Klinische Einteilung: cT: Größe des Primärtumors (0 – 4, x, Tis)cN: Regionäre Lymphknoten (0 – 3, x)M: Fernmetastasen (0,1; Pul, Oss, Hep, …; x)
Pathologische StadieneinteilungpT: Größe des Primärtumors (0 – 4, X, Tis)pN: Regionäre Lymphknoten (0 – 3, x)M: Fernmetastasen (0,1; Pul, Oss, Hep, …; x)
Nach neoadjuvanzter Therapie:y….. pTN……
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Tumorlehre Am Beispiel des Mammakarzinoms
pT1mic: Mikroinvasion < 0,1 cmpT1a: Tumor >0,1 <0,5 cmpT1b: Tumor >0,5 < 1 cmpT1c: Tumor >1 cm < 2 cmpT2: Tumor>2 cm < 5 cmpT3: Tumor > 5 cmpT4a: Ausdehnung auf die BrustwandpT4b: Hautödem, Ulzerationen, SatellitenknötchenpT4c: a + b gemeinsampT4d: Inflammatorisches Karzinom
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Tumorlehre Am Beispiel des Mammakarzinoms
pNx: regionäre LK können nicht beurteilt werdenpN0: keine regionären-LK-MetastasenpN1: 1-3 LK-Met. ipsilateral (auf der gleichen Seite)pN2: 4-9 LK-Met. ipsilateralpN3: 10 u. mehr LK-Metastasen(vereinfacht)
M0: Keine MetastasenM1: Metastasen vorhanden (unter Angabe der stelle, z.B. oss., hep.usw)
Cave: Axilläre pos. LK‘s kontralateral sind Metastasen!
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Tumorlehre Nomenklatur: FIGO
FIGO – Klassifikation:
Anwendung an gynäkologischen KarzinomenDie FIGO-Klassifikation ist ein von der Die FIGO-Klassifikation ist ein von der Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique (FIGO)vorgeschlagenes System zur Einteilung gynäkologischer Tumoren. Sie wird in der Gynäkologie neben der TNM-Klassifikation maligner Tumoren eingesetzt.
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Tumorlehre Am Beispiel des Ovarialkarzinoms
Ia: Tumor auf ein Ovar begrenztIb: Tumor auf beide Ovarien begrenztIc: a od. b mit Kapseldurchbruch, maligne Zellen im AscitesIIa: Ausbreitung auf Uterus/TubeIIa: Ausbreitung auf Uterus/TubeIIb: Ausbreitung auf andere BeckengewebeIIc: a od. b, maligne Zellen im AscitesIIIa: mikroskopische Peritonealmetstasen außerhalb des BeckensIIIb: Metastasen < 2 cmIIIc: Metastasen > 2 cm oder regionäre LK befallen (Becken oder retroperitonealIV: Fernmetastasen (Leber, Lunge, Pleura)
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Tumorlehre Nomenklatur
WEITERE BESONDERHEITEN: - Rezeptorstatus: Östrogen-, Progesteronrezeptor� Angabe in % (max 100%, neg. = 0%)� Angabe in IRS (= Immunreaktiver Score)
- Her 2 neu Status - Wachstumsfraktion (angegeben in %)- L = Lymphgefäßbefall- V = Gefäßbefall- Pn = Nervenummantelung- weitere Prognosemarker wie z.B. uPA und PAI 1- Oncotype DX®, Endopredict ®
- R = ResektionsstatusGYN ● ZENTRUM ● BERLIN 6.2013
Tumorlehre Rezeptorstatus: IRS
Färbeintensität Positive Zellen
0keine
Reaktion0 keine
1schwache
Reaktion1
weniger
als 10 %
2mäßige
Reaktion2
zwischen
10 und
50 %
3starke
Reaktion3
zwischen
51 und
80 %
4mehr als
80 %
IRS
0–2 negativ
3–4 schwach positiv
6–8 mäßig positiv
9–12 stark positiv
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Tumorlehre Rezeptorstatus: IRS
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Tumorlehre HER 2 neu
0 = negativ1+ = minimal exprimiert2+ = mehr exprimiert, FISH – Analyse erforderlich
(Fluoreszenz in situ Hybridisierung)(Fluoreszenz in situ Hybridisierung)3+ = überexprimiert
Konsequenzen: Herceptin-Therapie beim Mammakarzinom bei Überexperession indiziert und möglich, d.h. bei 3+ oder bei 2+ mit positivem FISH –Test.
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Tumorlehre HER 2 neu
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Tumorlehre Resektionsstatus
R0 = Komplett reseziert, d.h. im Gesunden entfernter TumorR1 = in der mikroskopischen Ebene (d.h. beim Pathologen) findet
sich noch Tumor im ResektionsrandR2 = Es konnte makroskopisch (d.h. mit bloßem Auge bei der OpR2 = Es konnte makroskopisch (d.h. mit bloßem Auge bei der Op
erkannt werden, dass der Tumor nicht im gesunden entferntworden ist.
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Tumorlehre Therapieansatz
ADJUVANTER THERAPIEANSATZ:�alle erkennbaren Tumorzellen wurden entfernt �es sollen mögliche Mikroabsiedlungen vernichtet werden. �Ziel ist die Heilung.�Ziel ist die Heilung.
PALLIATIVER THERAPIEANSATZ:�Es liegen Fernmetastasen vor, �eine vollständige Vernichtung der Tumorzellen ist nicht möglich. �Es sollen tumorbedingte Beschwerden gelindert werden. �Keine Heilung möglich.
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Tumorlehre Am Beispiel des Mammakarzinoms
Folgendes Mammakarzinom wurde operiert, hat folgenden Status:
pT2 (21mm), pN1(2/12, 1/1sn), G3, ER 95%, IRS 11/12, PR 60% IRS 8/12, L0, V0, R0, Her 2 neu 1+, WF 10%
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren
1. Zervix uteri2. Vulva3. Vagina
4. Corpus uteri
5. Tuben6. Ovarien
7. Mamma
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Zervix uteri
• Entstehung über Vorstufen (Dysplasien)� Zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN I – III)
•Plattenepithelkarzinom• verhornend• nicht verhornend• verrukös• verrukös• papillomatös• Adenokarzinome• muzinöse (endozervikal, intestinal)• endometriode• hellzellige• mesonephrogene• serös• kleinzellige, neuroendokrine
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Tumorlehre Am Beispiel des Zervixkarzinoms
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Tumorlehre Am Beispiel des Zervixkarzinoms
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Corpus uteri
• Endometriumkarzinom (Epithelial)• Endometriales Stromasarkom (Mesenchymal, d.h. vomBindegewebe)
• Leiomyosarkom des Uterus• Leiomyosarkom des Uterus• Maligne Müllersche Mischtumoren (Gemisch zwischenKarzinomen und Sarkomen)
• neuroendokrine Karzinome
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Corpus uteri
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Ovar
•epitheliale Ovarialkarzinome� papillär-seröse (40%)� endometroide (20-30%)� muzinöse (4-10 %)
• Keimstrang-Stromatumore• Keimstrang-Stromatumore� Granulosazell-TM� Sertoli-Leydigzell-TM� Leydigzelltumor
• Keimzelltumore� embryonales Karzinom� Chorionkarzinom� Dysgerminom� endodermaler Sinustumor (Dottersacktumor)
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Ovar
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren:
Tube und Peritoneum
•Eileiter (Tubenkarzinom):�ähnlich Ovar• Bauchfell (Peritoneum)�ähnlich Ovar�ähnlich Ovar
z.B. extraovarielles Ovarialkarzinom
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Vulva• Entstehung über Vorstufen (Dysplasien)
� Vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN I – III)• Plattenepithelkarzinome
�verhornend�nicht verhornend�basaloid
•Adenokarzinome• M.Paget der Vulva• Karzinom der Bartholinischen Drüse• Sarkome
�embryonales Rhabdomyosarkom�Leiomyosarkom�Angiosarkom�Liposarkom
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Vulva
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Vagina
• Entstehung über Vorstufen (Dysplasien)� Vaginale intraepitheliale Neoplasie (VaIN I – III)
vaginale intraepitheliale Neoplasie (VAIN I – III)
•Plattenepithelkarzinome�verhornend�nicht verhornend�nicht verhornend
• Adenokarzinome�hellzellige Karzinome�endometroide�muzinöse (endozervikal, intestinal)�mesonephrogen (Gartner-Gang)
• malignes Melanom• Sarkome• Gardnergangskarzinom
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Mamma
1. Nicht invasive Karzinome�Carcinoma ductale in situ (DCIS)�Carcinoma lobulare in situ (CLIS)
2. Invasive Karzinome�Invasiv duktales Karzinom�Invasiv duktales Karzinom�Invasiv lobuläres Karzinom�Tubuläres Karzinom�Medullärs Karzinom�Papilläres Karzinom�Adenoid-zystisches Karzinom�Apokrines Karzinom
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Tumorlehre Gynäkologische Tumoren: Mamma
©Roche Lexikon der Medizin
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