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Tourismushorizont 2013

Date post: 24-Mar-2016
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Analysen & Lösungsvorschläge für Unternehmen, Politik und Verwaltung
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Österreichische Hoteliervereinigung Die freie Interessenvertretung TOURISMUSHORIZONT 2013 Analysen & Lösungsvorschläge für Unternehmen, Polik und Verwaltung www.oehv.at
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Österreichische HoteliervereinigungDie freie Interessenvertretung

TOURISMUSHORIZONT 2013 Analysen & Lösungsvorschläge für Unternehmen, Politik und Verwaltung

www.oehv.at

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Inhalt

04 Tourismusweltmeister Österreich WirhabennochPotentialnachoben!

06 Hotellerie,HerzderheimischenWirtschaft

08 FairenWettbewerbforcieren

14 DieZukunftschreibtsichmitwww

16 Finanzierungoptimieren,Steuernsenken

22 Unternehmer brauchen Freiraum

24 Zusammenarbeit,SchlüsselzumErfolg

30 NachhaltigkeitinallenDimensionen

© Österreich Werbung/Weinhaeupl

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Hohe Mitarbeiterkosten sowie hohes Investi ti onsaufk ommen – und das bei rascher Abnutzung. Viel Werbeaufwand und standortgebunden: Die Hotellerie ist keine Branche für simple Gemüter. Und da-für, dass das Geschäft nicht einfacher wird, sorgen Mitbewerber und Politi k, Verwaltung und Ge-schäft spartner gleichermaßen. Dabei ist die Hotellerie unverzichtbar, als Arbeitsplatzmotor wie auch als Auft rag- und Impulsgeber in zentralen Lagen und entlegenen Regionen.

Ein Politi ker, der das weiß, hat eigentlich nur eine Wahl: Alles daran setzen, dass der Tourismus fl oriert. Was in den vergangenen Jahre geschah, war oft zu kurz gedacht: Taxen-, Gebühren- und Steuererhöhun-gen entziehen den Hotels Manövriermasse. Der dadurch angerichtete Schaden ist größer als der Einmal-eff ekt für die öff entliche Hand. Eff ekti v eingesetzte betriebliche Mitt el würden ein Vielfaches bewirken.

Wir profi ti eren von steigender Mobilität, neuen Kommunikati onstechnologien und günsti gen Reisen. Unser Meti er ist positi v besetzt, steht für Weltgewandtheit und Horizonterweiterung. Wir haben blen-dende Zukunft saussichten – wenn man uns nur lässt.

Wir wollen dazu beitragen, dass Österreichs Hoteliers ihren Betrieb besser positi onieren können, dass sie dabei nicht behindert werden.

Bringen Sie sich ein. Wir zählen auf Sie – Sie können auf uns zählen!

MichaelaReitterer&Mag.GregorHochPräsidenten der Österreichischen Hoteliervereinigung

Österreichische HoteliervereinigungDie freie Interessenvertretung

04 Tourismusweltmeister Österreich WirhabennochPotentialnachoben!

06 Hotellerie,HerzderheimischenWirtschaft

08 FairenWettbewerbforcieren

14 DieZukunftschreibtsichmitwww

16 Finanzierungoptimieren,Steuernsenken

22 Unternehmer brauchen Freiraum

24 Zusammenarbeit,SchlüsselzumErfolg

30 NachhaltigkeitinallenDimensionen

Bringen Sie sich ein. Wir zählen auf Sie – Sie können auf uns zählen!

MichaelaReitterer&Mag.GregorHochPräsidenten der Österreichischen HoteliervereinigungMichaelaReitterer&Mag.GregorHochMichaelaReitterer&Mag.GregorHoch

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Tourismusweltmeister Österreich Wir haben noch Potential nach oben!

■ Die Nächtigungszahlen klettern von Rekord zu Rekord. Öffentliche Darstel-lung und Wahrnehmung fokussieren darauf. Doch die Belastungen steigen – öffent lich unbemerkt – noch stärker. Die Politik muss das berücksichtigen. Wird der Branche noch mehr abverlangt, gefährdet das Investitionen und Ar-beitsplätze.

■ Die Hotellerie garantiert Arbeitsplätze und Steuern. Das sollte Österreich als Tourismusweltmeister nicht aufs Spiel setzen: Schließlich erwirtschaften die heimischen Dienstleitungsbetriebe die höchsten Tourismuseinnahmen der Welt und ermöglichen Jahr für Jahr eine positive Leistungsbilanz.

■ Die Tourismus- und Freizeitbetriebe sind für die national und regional uner-setzlich: Mit 15 % des Bruttoinlandsprodukts sichern sie jeden 5. Arbeitsplatz. Mehr als 400.000 Personen arbeiten jedes Jahr in Beherbergungsbetrieben. Diese vergeben 80 % der Investitionsauftrage im Umkreis von 90 km.

■ Die Gäste fliegen geradezu auf die Städte. Noch wichtiger ist der Tourismus in abgelegenen Regionen: Ohne sie würden Unternehmen und Gemeinden Ein-nahmen und Arbeitsplätze fehlen.

■ Großinvestitionen, hohe Mitarbeiterkosten und steigende Steuern belasten selbst führende Hotels. Noch mehr Steuern, besonders auf die betriebliche Substanz, wären im internationalen Wettbewerb nicht mehr aufzuholen. Die ÖHV prüft daher neue Gesetze auf die Auswirkung auf die Hotellerie.

■ Die Saisonausweitung würde viel bringen, nichts kosten und wird dennoch politisch blockiert. Ein Stopp für politisch motivierte Hotelbauten würde Un-summen ersparen. Zeitgemäße Einreise- oder Arbeitsbestimmungen und die Adaptierung der Gewerbeordnung brächten Steuermillionen. Doch darauf wird verzichtet. Dass wir uns das nicht leisten können, steht außer Frage.

■ Wer sich auf dem Weg zur weltweiten Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft selbst blockiert, wird von anderen überholt. Die Aus- und Weiterbildung für eine mitarbeiterintensive Zukunftsbranche muss gefördert werden. Dazu gehören das Konzept der Modullehre und freiwillige berufsbegleitende Ausbildungen.

■ Den Österreichern ist ihr Land nicht nur lieb, sondern auch besonders teuer. Vier Verwaltungsebenen provozieren Doppelgleisigkeiten, Widersprüche und ein unkontrollierbares Finanzdickicht. Schlanke Verwaltung und effektive Kontrolle auf allen Ebenen sind ein Rezept für die Zukunft und gegen Politikverdrossenheit.

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Hotellerie, Herz der heimischen Wirtschaft

KeineandereBranchewirktsichsopositivaufdieGesamtwirtschaftauswieder Tourismus: 15% BIP-Anteil und einem Beitrag von 6,7 Mrd. Euro zur Leistungsbilanz.GenausowichtigsinddieArbeitsmarkteffekte,diedirektmitdiesemErfolgzusammenhängen:DurchdieNächtigungsanstiegevoralleminderService-intensivengehobenenHotellerieentstehtJahrfürJahreineVielzahlneuerArbeitsplätze.IndenvergangenenzehnJahrenstiegdieZahlderMitarbeiterimBeherbergungs-undGaststättenwesenummehrals39.000.DasisteinPlusvon25,6%.InderGesamtwirtschaftwardieZunahmemit+10,5%nichteinmalannäherndsostark.

■ Tourismusbudgetgekürzt,FüllhornfürBanken

Doch die Politik misst dem Tourismus nicht diesen Stellenwert bei. Das zeigt ein Vergleich mit anderen Branchen: Während für die Industrie 114 Mio. Euro für die Kurzarbeit ausgegeben wurden, wurde ein Modell zur Saisonauswei-tung, das keinen Cent gekostet hätte, ebenso abgelehnt wie Förderungen für Sprachschulungen ausländischer Mitarbeiter. In 18.000 Tourismusbetrieben werden bei 23,14 Mrd. Euro Jahresumsatz im Jahresdurchschnitt 235.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die 895 Banken beschäftigen bei 38,89 Mrd. Euro Umsatz 78.309 Personen. Ganz anders sieht das Bild bei den Bundesförde-rungen für die beiden Branchen aus: Für den Tourismus sind 55 Mio. Euro budgetiert, für die Banken 2,43 Mrd. Euro – ein Wert, der noch steigen dürfte.

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■ Top-InvestorundRetterderLeistungsbilanz

Die Investi ti onen der Banken werden mit 921 Mio. Euro beziff ert, die der Tou-rismusbetriebe mit 3,5 Mrd. Euro. Noch beeindruckender sind die 6,62 Mrd. Euro, die der Tourismus zur Leistungsbilanz beiträgt. Die Banken verzeichnen im Gegensatz zur Industrie zumindest kein Minus: 605 Mio. Euro sind immer-hin fast ein Zehntel des Beitrags der Tourismuswirtschaft – angesichts fast doppelt so hoher Umsätze kein hoher Wert.

■ Unvergleichlicher Return on Investment

Selbst ohne Verzinsung werden die Banken lange Jahre brauchen, um das Investment der öff entlichen Hand zu refi nanzieren. Als Glanzlicht positi oniert sich dagegen der Tourismus, der aus sinkenden öff entlichen Investi ti onen im-mer mehr Leistungen für die Volkswirtschaft erbringt. Für eine Nächti gung investi ert die Österreich Werbung – zu einem Viertel aus Mitt eln der Wirt-schaft skammer – 44 Cent. Die durchschnitt lichen Gästeausgaben je Nächti -gung liegen bei 112 Euro. Diesen Return on Investment gibt es sonst nirgend-wo. Das und die unvergleichlichen Arbeitsplatzeff ekte machen den Tourismus zum unverzichtbaren Herzen der österreichischen Wirtschaft .

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20092002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2010 2011

Indirekte WertschöpfungDirekte Wertschöpfung

Quelle: Statistik Austria

Wertschöpfungsbilanz

LeistungsbilanzbeitragTourismusundGüterexporte

2009 2010 201120022001 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Quelle: OeNB, Statistik Austria

Saldo Reiseverkehrsbilanz

Saldo Güter

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8Saldo Reiseverkehrsbilanz

Saldo Güter

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Fairen Wettbewerb forcieren

WiesehrwurdeindenvergangenenJahren–untertatkräftigerMithilfevon ganz oben – versucht, Österreichs Image umzukrempeln: „Weg mit Lipizzanern und Mozartkugeln“ lautete ein Slogan, „Frauen in die Technik“ einanderer.DabeidarfmandasKindnichtmitdemBadausschütten:DennÖsterreich ImagemagOptimierungspotenzialhaben,grundsätz-lichistesabersehrpositiv.

■ ÖsterreichWerbungausreichendausstatten

Ein Erfolgskonzept schlechtzumachen ist alles andere als eine Innovation. Wer das Bild Österreichs erneuern will, muss darin investieren, anstatt wie seit Jahren das Budget der Österreich Werbung real zu kürzen. Nachdem in der Zwischen-zeit das gesamte Synergiepotential gehoben wurde, werden die Weiterent-wicklung der Servicequalität und die Erhöhung der Kontakte nur möglich sein, wenn die Mittel dafür bereitgestellt werden. Das wird umso wichtiger, als die Aufenthaltsdauer sinkt: Dieser Trend stellt nicht nur die Wirtschaftlichkeit der stark steigenden Zimmergrößen in Frage, damit steigt auch die Zahl der An-künfte, die notwendig ist, um die Auslastung zu halten. Doch die Zahl der An-künfte in Österreich hat sich in den vergangenen Jahren deutlich unter dem internationalen und europäischen Durchschnitt entwickelt – angesichts der Budget-Entwicklung kein Wunder. Österreich verzichtet so auf viele Einnahmen.

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■ EnormeBettendichte

Österreich hat – Malta und Zypern ausgenommen – die höchste Bett endichte der Welt. Nirgendwo sonst wird mit Tourismus so viel eingenommen. Die ge-samte Volkswirtschaft profi ti ert davon, dass die Verluste aus der hochsub-venti onierten Industrie durch die Tourismuseinnahmen mehr als gut gemacht werden.

■ Druck von allen Seiten

Zusätzliche Dynamik erfährt der Hotelmarkt durch das Engagement branchen-fremder Investoren. Sie suchen Alternati ven zu Anleihen, Akti en und Co. – Häuser mit überdurchschnitt lichen Wertsteigerungen. Weiter unter Druck geraten professionelle Beherbergungsbetriebe durch einen sekundären Im-mobilienmarkt: „Kalte Bett en“ in privaten Ferienwohnungen beeinträchti gen das Ortsbild, die Nutzung nur zu den Auslastungsspitzen überfordert die Inf-rastruktur. Unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern erschweren eine zielführende Weiterentwicklung. Gefordert ist eine einheitliche Vor-gangsweise der Länder.

■ AktivgegenPriceDumping

Wem Nächti gungssteigerungen alleine Grund genug zum Jubeln sind, der denkt nicht weit genug: Denn die Nächti gung alleine stellt in erster Linie ei-nen Aufwand für den Unternehmer dar. Volks- und betriebswirtschaft lich ausschlaggebend ist der daraus resulti erende Gewinn, der stark mit der Preisdurchsetzung in Zusammenhang steht. Die Entwicklung von Nachfrage und Angebot in der Balance zu halten erfordert angesichts der enormen Bet-tenzunahme viel Aufwand. Fortschritt liches Preismonitoring unter Beach-tung der innerbetrieblichen Kostenstruktur und Ziele wird für die Betriebe immer wichti ger.

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 3,5

3,75

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Aufenthaltsdauer

Ankünfte Gesamt

Nächtigungen Gesamt

Quelle: Statistik Austria

EntwicklungderAufenthaltsdauer

Quelle: WWF, Travel und Tourismus Competitiveness Report, Roland Berger

Malta4,9

Österreich3,5 Hotelzimmer

pro 100 EW

Griechenland3,3

Island2,8

Barbados2,3

Spanien1,9 Schweiz

1,7

DE1,1

FR1,0GB1,0

Italien1,8

Bulgarien1,8

Zypern5,6

Hoteldichte – Anzahl Hotelzimmer pro 100 Einwohner

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■ Die Hoteliers wollen das Kuchenstück, die ÖHV den Kuchen vergrößern

Innerhalb Österreichs ist jeder Unternehmer selbst angehalten, das Opti mum für seinen Betrieb herauszuholen. Das ist aber nur innerhalb der Rahmenbedin-gungen möglich, die die Wirtschaft spoliti k vorgibt: Fehlen Mitt el zur Bewer-bung Österreichs, verteilen sich weniger Gäste auf die bestehenden Bett en. Der Aufwand, um das Niveau halten zu können, steigt unverhältnismäßig. Unter anderen Rahmenbedingungen könnte der Hotelier mit dem gleichen Aufwand sein Kuchenstück deutlich vergrößern. Dazu müssen die Parameter geändert wer-den. Dafür setzt sich die ÖHV ein – mit allen zur Verfügung stehenden Mitt eln.

■ Fernmärkteforcieren

Die Gäste der österreichischen Hotellerie kommen zu zwei Dritt eln aus Öster-reich und Deutschland. Auch wenn das absolute Maximum noch nicht er-reicht ist: Im Vergleich zu den Fernmärkten ist das Potenzial bescheiden. Ex-pansion im großen Maßstab kann nur internati onal gelingen.

■ DemografieerfordertUmdenken

Auf dem deutschen Markt, wo die Marktdurchdringung rückläufi g ist, und auf dem österreichischen werden junge Gäste und Migranten nur zum Teil erreicht. Die demografi sche Entwicklung erfordert ein Umdenken.

■ InterkulturellesManagementalsTrumpf

Der zentral- und osteuropäische Raum sowie der Nahe und der Ferne Osten rücken stärker in den Fokus von Hotellerie und Tourismusorganisati onen. Die ÖHV bietet Unterstützung bei der Ansprache dieser Gästegruppen.

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quelle: WIFO

5,2

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Marktanteil Österreichs an den EU-15

2000 2001 20092002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2010 2011 2012120,0

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Umsatz je Nächtigungabsolut

Realer Umsatz je NachtIn Euro (Pr. 2000)

Veränderungzum Vorjahr

Quelle: Statistik Austria, WIFO. 2011 und 2012: Prognosen.

EntwicklungdesNächtigungsumsatzes

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■ Erfolg:neueVisaausgabestellen

Neue Visaausgabestellen im arabischen Raum, in Russland und Südafrika er-leichtern vielen Gästen die Einreise, wie die Zunahme der Nächti gungen vor allem im Salzburger Raum zeigt: Sie sti egen um 300 %. Bei den Ausgaben liegen die Russen mit 425 Euro deutlich über dem Durchschnitt von Nicht-EU-Gästen. Die Eröff nung weiterer Visaausgabestellen ist anzustreben. Gemein-same EU-Visabüros und die Liberalisierung der Visavorschrift en bis hin zur Abschaff ung der Visapfl icht für Länder wie Russland bleiben daher das Ziel.

■ Angebotsvielfaltoptimaleinsetzen

Österreich bietet seinen Gästen viel: Familien aus dem arabischen Raum schätzen im Hochsommer die vergleichsweise kühlen Temperaturen im inner-alpinen Raum und ganz besonders das Erlebnis von Schnee und auch Regen. Professionelle Gastgeber gehen engagiert auf deren ganz spezifi sche Ansprü-che ein. Die temporäre Absti mmung von Speisekarte und Küche auf diese Bedürfnisse ist da Usus, wie begeisterte Gäste aus arabischen Ländern und russischer Föderati on bestäti gen. Hier leisten Österreichs Top-Hotels Einzig-arti ges.

■ StärkeStädtereisen

Am besten entwickeln sich Städtereisen. Auch in Österreich hängen die Bal-lungszentren die ländlichen Regionen deutlich ab. Ohne Städte würden die Nächti gungszahlen stagnieren. Wer Nächti gungsergebnisse unter diesem As-pekt betrachtet, sieht die Entwicklung vor dem Hintergrund der steigenden Bett enzahl diff erenzierter.

Neue Visaausgabestellen in Russland

Österreich

Welt

Deutschland

Europa

200920022000 2001 2003 2004 2005 2006 2007 2008 20112010-10

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ÖsterreichÖsterreich

Ankünfte ausländischer GästeIndex 2001 = 100 –

Quelle: dwif 2012, Daten Statistisches Bundesamt, UNWTO, Statistik Austria

InternationaleAnkünfte:ÖsterreichwächstunterWeltniveau

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■ Kernkompetenz Wintersport – lieb und teuer

Gäste geben im Winter viel mehr aus als im Sommer. Das – insbesondere auch fi nanzielle – Engagement der Tourismuswirtschaft zur Forcierung des Winterurlaubs zahlt sich aus: Österreich verzeichnet die höchsten Tourismus-einnahmen pro Kopf weltweit. Doch die Investi ti onen in betriebliche und überbetriebliche Infrastruktur, von den Seilbahnen und Skipisten bis hin zur Kanalisati on kosten: Das Anlagevermögen der 4- und 5-Sterne-Hotels ist zwi-schen 2000 und 2011 um 129 % gesti egen. Das EGT ist im selben Zeitraum um 2 % gesunken.

■ HarterPreiswettbewerb

Viele Gäste schätzen den Komfort moderner, weitläufi ger Skigebiete – auch wenn sie ihren Preis haben. Kampfpreise für Reisen in Billiglohnländer und sinkende Flugpreise sprechen ein anderes, aber zunehmendes Publikum an. Doch selbst wenn die Bewerbung des Skiurlaubs greift , reichen die Einnah-men aus der Wintersaison zur Refi nanzierung der getäti gten Investi ti onen und des laufenden Betriebs nicht immer aus.

■ ÖHV-Modell zur Saisonausweitung

Je länger die Saison, umso höher die Wirtschaft lichkeit einer Investi ti on: Ganzjährig genutzte Immobilien, wie in der Stadthotellerie üblich, sind viel profi tabler als Ein- oder Zweisaisonenbetriebe. Die ÖHV hat ein Modell zur Saisonausweitung entwickelt, das genau hier ansetzt: Gelder des Arbeits-marktservice würden für zusätzliche Arbeitsplätze eingesetzt als für die Bezu-schussung Arbeitsloser. Die öff entliche Hand würde sogar Mehreinnahmen verzeichnen. Hier ist die Politi k gefordert, nach vorne zu sehen anstatt sich an festgefahrene Strukturen zu klammern.

2009 2010 2011200220012000 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Quelle: ÖHT (ca. 800 4-5*-Betriebe)

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100

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250 229

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Inde

x (B

asis

= 20

00)

AV EGTAnlagevermögen versus EGT(4-5 Sterne)

KapitalintensitätundRentabilität

20092004 2005 2006 2007 2008 2010 20122011

Österreich ohne Wien

6,8%

4,0%

Wien

-6%

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6%

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10%

12%

Wien

Österreich ohne Wien

Quelle: Statistik Austria

AnkünfteimVergleich–WienunddieBundesländer

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■ Sommerforcieren

Der Sommer in den Bergen muss intensiver bespielt werden: Der alpine Raum bietet viel USP, der wenig genutzt wird. KMU können den omnipräsenten An-geboten der Reiseveranstalter wenig entgegensetzen. Nach der Modernisie-rung des Winterurlaubs und der Belebung des Saisonrands durch Ski-Openings, Groß-Events, Wellness-Investi ti onen und inszeniertes Brauchtum muss jetzt der Sommer in den Ferienregionen professionell in Szene gesetzt werden.

■ Verkehrsinfrastrukturausbauen

Wer mehr Gäste will, muss ausreichend Flug- und Zugverbindungen sowie eine adäquate Ankunft sinfrastruktur bieten. Mit jedem Emirates-Flug kommen mehr Gäste nach Österreich. Der Betrieb der Bundesländerfl ughäfen wird tendenziell schwieriger: Europaweit verzeichnen mehr als 80% Verluste. An-gesichts des Wett bewerbs zwischen den Airlines und knapper Kassen wird sich das so schnell nicht ändern. Am Flughafen Wien steigt das Verkehrsauf-kommen sukzessive. Für das weitere Wachstum müssen mit der 3. Piste die Voraussetzungen geschaff en werden. Profi ti eren würden Wirtschaft und Um-welt zudem von der Forcierung des Single European Sky, dem Ende der nati -onalen Zersplitt erung des Luft raums.

■ ModernesManagementfürherausforderndeZeiten

Teils rege, teils träge entwickelt sich das heimische Tourismusmanagement: Höchst professionelle, erfolgreiche und internati onal ausgezeichnete Organisa-ti onen zeigen anderen vor, wie professionell gearbeitet wird. Die St. Gallener Universitätsprofessoren Bieger, Laesser und Beritelli untersuchen und entwi-ckeln seit Jahren Tourismusorganisati onen im Alpenraum. Sie stellen fest, dass wenige große Desti nati onen ihr Angebot schon direkt vermarkten, der Großteil der Tourismusorganisati onen seine Arbeitsweise bisher aber noch nicht oder nur kaum verändert hat. Best Practi ce-Beispiele setzen sich nur langsam durch.

■ Das Angebot in den Vordergrund rücken

Österreich hat viele kleine Desti nati onen, die auf dem weltweiten Markt nicht wahrgenommen werden können. Der Tourismusausschuss des Gemein-debunds erachtet die Halbierung auf etwa 40 als sinnvoll – mit etwa 3 Millio-nen Nächti gungen und einem Radius von etwa einer Stunde Autofahrzeit. Region und touristi sche Marke sollen besser übereinsti mmen, föderale Gren-zen die regionale Zusammenarbeit nicht künstlich erschweren. In einem nächsten Schritt sollen produktorienti erte Angebotsnetzwerke unabhängig vom Standort die Zielgruppen besser ansprechen. Bieger, Laesser und Beri-telli erachten ein Budget in der Größenordnung von etwa 6 Mio. Euro als notwendig, um internati onal wahrgenommen werden zu können und forcie-ren die Trennung von territorialen Aufgaben und Verkauf.

1990 1997 2001 2008 2011

DZ FerienhotellerieAufenthaltsdauer

5,1 Tage

19 m2

30 m2

3,7 Tage

Zimmergröße&Aufenthaltsdauer

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Die Zukunft schreibt sich mit www

UnbestrittenspieltsichdieZukunftdesVertriebsimInternetab:Mehrals 70 % der Buchungen werden dort abgewickelt oder angebahnt, wie derrenommierteUnternehmensberaterPhoCusRightbestätigt–unddasbeistarksteigenderTendenz.DerMarkt-undMedienforscherEnigmaGfKgehtvon80%onlinebuchendenDeutscheninnähererZukunftaus.

■ Dynamischer Online-Markt

Von einer Vielzahl lokaler Online-Plattformen blieb kaum eine Handvoll übrig. Viele wurden aufgekauft und die abgeschlossenen Verträge gleich mit. Inzwi-schen räumen Last-Minute-Apps den Markt auf, und Suchmaschinen drohen arrivierten Playern auf dem Bewertungs- und Buchungsmarkt zunehmend den Rang abzulaufen.

■ DasUmundAuf:Gefundenwerden

Beschleunigt wird die Dynamik durch die Smartphones: Laut Morgan Stanley werden sie 2014 häufiger verwendet als PCs. Davon profitiert Google mit ei-nem Marktanteil von 97 % bei der Suche via Handy enorm. KMU haben es gegen so einen de facto-Monopolisten nicht leicht.

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■ Kostenrauf,Einnahmenrunter

Am stärksten gestiegen unter den Ausgaben der 4- und 5-Sterne-Hotellerie sind laut Österreichischer Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) mit 18% über der Inflationsrate in zehn Jahren die für Werbung. In Summe fließen derzeit rund 46 Mio. Euro von den Hotelbetrieben zu den Buchungsplattformen, zu rund 80% ins Ausland. Ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht. Der Preisdruck durch Rankings und Aktionen erschwert die Lage.

■ GuteBetriebehabenAlternativen

Alternativen zu nachteiligen Konditionen haben gut positionierte Unterneh-men in erfolgreichen Angebotsgruppen. Das haben die Kinderhotels mit der Loslösung von Buchungsplattformen vorgemacht. Auch Einzelbetriebe haben den Schritt in die Unabhängigkeit gewählt, nicht nur in Österreich. In Norwe-gen haben die größten Hotelketten Kooperationsverträge mit Online-Plattfor-men gekündigt.

■ WeiterentwicklungaufallenEbenen

Die Hoteliers müssen Websites, Marketingmaßnahmen, Buchungs-Engines und das Know-how auf den neuesten Stand bringen und einen USP entwi-ckeln: So sparen sie sich den Kauf einer besseren Platzierung in den On-line-Rankings. Die Auseinandersetzung mit internationalen Vertriebspart-nern ist für viele eine große Herausforderung. Dafür sind Organisationen wie die ÖHV, die die Interessen ihrer Mitglieder konsequent und kompromisslos vertreten, der richtige Ansprechpartner.

■ DirektbuchungaufDestinations-Websites

Sehr stark profitieren Buchungsplattformen von der Zusammenarbeit mit Destinationen: Damit sind praktisch alle Hotels dort zur Kooperation gezwun-gen, wenn sie nicht auf Buchungen über die Website ihrer Tourismusorgani-sation verzichten wollen. Oft ist das eine produktive Partnerschaft zum bei-derseitigen Vorteil. In anderen Fällen wiederum sind die Auswahlkriterien für die Hoteliers nicht nachvollziehbar. In jedem Fall muss die Direktbuchung über die Website der Tourismusorganisation als erste Wahl forciert werden.

■ Online-Vertrieb im Fokus des Ministeriums

Einen Erfolg verbucht die ÖHV mit der Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Beobachtung des Online-Vertriebs im Bundesministerium für Wirtschaft, Fa-milie und Jugend unter der Leitung von Univ. Prof. DI Dr. Hannes Werthner. Das sichert KMU Fairness gegenüber internationalen Konzernen.

Wareneinsatz Personal-aufwand

Betriebs-aufwand

Energie Werbung GOP

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13,48%18,42%

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-5%

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25%

Quelle: ÖHT

AufwandundGOPin4-und5-Sterne-Hotelszwischen2000und2010

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Finanzierung optimieren, Steuern senken

Der Marktdruck steigt, die Kosten auch – ausgehend von hohem Niveau. DieÖHVarbeitet ineinem future.labmitBranchenkennern LösungenfürdieHoteliersaus.Dassdasnotwendigist,zeigendieDatenderÖHT:Nicht einmal die besten Betriebe erreichen die im Unternehmensreor-ganisationsgesetzvorgeschriebeneEigenkapitalquotevon8%.2011lagderDurchschnittswertfürdie4-und5-Sterne-Hotelleriebei7,1%.Die3-Sterne-Betriebe liegen bei 3,7 %. Die Entschuldungsdauer hat sich in den vergangenen Jahren verbessert und liegt nun unter der vorgeschrie-benen15Jahren.DasEGTliegtimMedianbei2,44%.ÖsterreichliegtimEU-weiten Vergleich der Steuerniveaus von PriceWaterhouseCoopers aufPlatz5undmit53,1%deutlichüberdemDurchschnittvon37,7%.

■ PolitikaufBelastungskurs

Dennoch wurden die Belastungen speziell für Tourismusbetriebe in den ver-gangenen Jahren noch erhöht, wie etwa die Flugabgabe, die Ortstaxen, die Streichung der Energieabgabenvergütung nur für Dienstleister oder die Auf-lösungsabgabe. Sogar die Streichung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Logis wird verlangt. Die ÖHV setzt sich massiv dagegen zur Wehr.

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■ Lohnnebenkosten steigen weiter

In Branchen mit weit niedrigeren Mitarbeiterkosten wurden und werden – im Gegensatz zur Hotellerie – viele Jobs ausgelagert oder durch Maschinen ersetzt. Ganz im Gegenteil sti cht die Top-Hotellerie als Arbeitsplatzmotor hervor. Auch wenn steigende Lohnnebenkosten die Betriebe massiv belasten: Der Griff in die Kassen der Unternehmen entwickelt sich zum Kernprinzip der Finanzpoliti k. Dabei würde schon die sinngemäße Auslegung der Lohnnebenkosten ausrei-chen, um den ersten wichti gen Schritt zu deren Redimensionierung zu bewirken:

• Dass die Arbeitsunfälle von Jahr zu Jahr sinken ist absolut erfreulich. Unver-ständlich ist, dass die Beiträge nicht aliquot gesenkt werden, sondern dass Krankenversicherungen über die Leistungen hinaus, die infolge von Arbeits-unfällen erbracht werden, pauschal fi nanziert und Ein-Personen-Unternehmen krankenversichert werden. Diese Querfi nanzierungen sind unangebracht.

• Der Familienlastenausgleichsfonds ist stark verschuldet. Trotz rückläufi ger Geburten sind die Ausgaben unter diesem Titel zwischen 2000 und 2010 um 43 % gesti egen. Das Kinderbetreuungsgeld und andere Ausgaben überfordern die Kapazitäten und erhöhen die Lohnnebenkosten in inakzeptablem Ausmaß.

• Die Wohnbauförderung ist nicht nur von der Zielsetzung und vom Ausmaß her sehr umstritt en, sondern wird auch – ganz legal, da die Zweckwidmung aufgehoben wurde – zweckentf remdet. Beiträge von im Wett bewerb ste-henden Unternehmen dürfen nicht zur Spekulati on missbraucht werden.

• Absolut unangebracht ist die Entnahme von Mitt eln aus dem Insolvenz-Ent-gelt-Fonds zu ursprünglich nicht angedachten Zwecken. Das muss der Ver-gangenheit angehören.

• Zu hinterfragen ist die Struktur der Kommunalabgabe: Arbeitgeberbetriebe, von deren Leistungen die Gemeinde und ihre Einwohner massiv profi ti e-ren und die bereits eine Vielzahl von Gebühren und im Fall der Hotellerie auch Taxen abführen, zu belasten, ist kontraprodukti v.

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Quelle: PwC, Paying Taxes 2013

andereArbeitProfit

andereArbeitProfit

SteuersätzeiminternationalenVergleich

GOP AFA EBIT Zinsen EGT

23% 22%

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Quelle: ÖHT

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EURIBOR 2007 Ø 3,5 % - 4,2 %(Anfang 2008 : 4,7 %)

EURIBOR 2010Ø 0,34 % - 0,77 %(Anfang 2011: 0,59 %)

EURIBOR 2011Ø 0,59 % - 1,19 %(Anfang 2012: 1,937 %)

2007 2011

Überblick Bilanzkennzahlen in % der Betriebseinnahmen

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■ DasSchlimmsteverhindert:Auflösungsabgabe

Ebenfalls monatlich bezahlt werden die Beiträge zur Arbeitslosenversiche-rung. Unverständlich ist daher, dass für die Aufl ösung von Arbeitsverträgen eine „Abgabe“ anfällt. Die Leistungen des Arbeitsmarktservice sind ja über die Versicherung fi nanziert. Noch unverständlicher wird das in vielen Fällen, in denen Leistung in Anspruch genommen wird. Die Aufl ösung von Arbeits-verträgen kostet künft ig 113 Euro. Im Gegensatz zum Budget der Österreich Werbung wurde hier auch gesetzlich fi xiert, dass diese Gebühr jährlich ange-hoben wird. Geplant war ursprünglich ein Vielfaches des Betrags, außerdem hätt en ursprünglich auch Verträge unter sechs Monaten sankti oniert werden sollen. Das hätt e Saisonbetriebe noch stärker getroff en. Massive Interventi o-nen von ÖHV und Wirtschaft skammer haben das verhindert. Aber die Abga-be bleibt kontraprodukti v: Sie belastet Arbeitgeberbetriebe und verteuert die Saisonverlängerung. Das Auslagern von Arbeitsplätzen wird noch att rakti -ver, Menschen durch Maschinen zu ersetzen ebenfalls. Die Branche kostet das 30 Mio. Euro. Zu raten ist insbesondere Saisonbetrieben, Arbeitsverhält-nisse auf maximal 6 Monate anzulegen.

■ Flugpreisesinken,öffentlicheHandgreift zu

Von Jahr zu Jahr wird mehr gefl ogen – das blieb auch der Politi k nicht verbor-gen. Was dann folgt, ist klar: Der Griff in die Kassen. Denn Flugreisen sind mitt lerweile unverzichtbarer Bestandteil des daily business wie auch des Le-benssti ls vieler. Das macht die Flugabgabe zu einer sicheren Einnahmequelle – freilich auf Kosten der Tourismuswirtschaft . Denn die Reisebudgets haben Grenzen, im Privat- wie auch im Geschäft sbereich. Die Senkung der Abgabe für Kurz- und Mitt elstreckenfl üge von 8 auf 7 Euro und von 20 auf 15 Euro ist ein erster Schritt in die richti ge Richtung.

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2000 2001 2009 20112002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2010

4/5-Sterne-Kategorie

3-Sterne-Kategorie

Quelle: ÖHT

Eigenkapital Hotellerie

4/5-Sterne-Hotels

3-Sterne-Hotels

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3-Sterne-Hotels

Quelle: ÖHT

200820012000 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2009 2010 2011

Entschuldungsdauer

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■ Mehrwertsteuer-NachteiliminternationalenWettbewerb

Die EU-Kommission empfiehlt die Senkung der Mehrwertsteuer auf Dienst-leistungen. Die positiven Effekte übertreffen die rechnerischen Einnahme-ausfälle bei weitem. Frankreich als Antreiber dieses Prozesses hat die Mehr-wertsteuer auf das Mindestmaß von 5,5 % gesenkt Deutschland von 19 auf 7%. Der Urlaubermagnet Schweiz, umringt von EU-Mitgliedern, verzeichnet mit 3,8 % einen noch niedrigeren Satz. Österreichs 10 % sind gegenüber die-sen Konkurrenten klar im Nachteil und gegenüber Kroatien (seit Jänner 2013) und Italien mit ebenfalls 10 % auch nicht im Vorteil.

■ Senkenstatterhöhen

Dennoch gibt es Überlegungen, die Mehrwertsteuer auf Logis zu erhöhen – ausgerechnet von der ansonsten betont wirtschaftsliberalen Industriellen-vereinigung. Deren Konzept zufolge soll die Mehrwertsteuer für die Nah-rungsmittelindustrie halbiert werden, die auf Logis auf 22 % mehr als verdoppelt. Ein durchschnittliches Hotel der gehobenen Kategorien würde das mehr als 150.000 Euro pro Jahr kosten. Als Ausgleich plant die IV eine Lohnnebenkostensenkung. Die würde freilich lediglich 17.000 Euro ausma-chen, also knapp 10 % der Mehrkosten. Das Modell wird nicht weiter verfolgt.

■ SteuersenkungenschaffenArbeitsplätze

Deutschlands Hotellerie hat seit der Mehrwertsteuersenkung 939,6 Mio. Euro zusätzlich in Neuanschaffungen, Renovierungen sowie An- und Umbau-ten investiert, weitere 9,2 Mio. Euro in die Mitarbeiterqualifikation. 2010 und 2011 wurden alleine in den Hotels 11.118 neue Arbeits- und Ausbildungs-plätze geschaffen. In Österreich würde eine Mehrwertsteuersenkung auf Lo-gis von 10% auf 5% der Wirtschaft in Summe Mehreinnahmen von 1,3 Mrd. Euro bringen, wie eine Studie von Prof. Dr. Schneider, Universität Linz, nach-weist. Dass eine Erhöhung der Mehrwertsteuer den gegenteiligen Effekt zur Folge hätte, darf keinesfalls am österreichischen Beispiel dargelegt werden.

■ Keine Substanzbesteuerung

Die Vermögenssteuer wurde in Österreich aus gutem Grund abgeschafft. Wer diese wieder einführen will, tut Familienbetrieben, die die Hotellerie domi-nieren wie keine zweite Branche, nichts Gutes. Dennoch wird sie lautstark gefordert. Erbschaften und Schenkungen werden ohnehin – trotz Abschaf-fung der Erbschafts- und Schenkungssteuer – besteuert, sobald auch Grund übergeben wird, was in der Hotellerie in der Regel der Fall ist. Am wichtigsten ist, das Betriebsvermögen dem Zugriff des Staates zu entziehen. Andernfalls würde die Basis für nachhaltiges Wachstum entzogen. Die ÖHV fordert einen nachhaltigen Weg ein: Das Ziel muss sein, nicht mehr auszugeben, als einge-nommen wird. Parallel dazu müssen die wirtschaftsfeindlichen Steuern auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gesenkt werden.

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■ Einheitswerte:RechtssicherheitfürUnternehmer

Doch im Gegensatz zur off ensichtlichen Notwendigkeit, die Steuern zu sen-ken, wird seit Jahren versucht, die Steuereinnahmen durch das Anheben der Bemessungsgrundlagen zu erhöhen – durch die Anwendung von Verkehrs-werten anstatt der Einheitswerte bei Grunderwerbsteuer und Grundbuch-eintragungsgebühr. Die drohende Erhöhung könnte aber weder weitergege-ben noch geschluckt werden – zu hart ist der internati onale Preiswett bewerb, zu knapp sind die Preisspannen. Bei der Novellierung des Grundbuchgebüh-rengesetzes konnte das verhindert werden. Doch mit der Aufh ebung der Ein-heitswerte als Grundlage zur Bemessung der Grunderwerbsteuer durch den Verfassungsgerichtshof drohen weitere Belastungen für Übergaben und Käu-fe, etwa als Bemessungsgrundlage für die Grundsteuer. Verhindert werden kann das nur mit entschlossenem und gut organisiertem Vorgehen. Wir sind vorbereitet.

■ WennZinsensinken,steigendieGebühren

Die steigenden Belastungen engen den Finanzierungsspielraum ein. Basel III verschärft die Situati on noch. Gefragt ist eine Alternati ve zum klassischen Kredit, auch angesichts der steigenden Bankgebühren: Diese haben sich in den vergangenen Jahren als lukrati ve Einnahmequelle herausgestellt, die vom Leitzinssatz entkoppelt ist. Für die Hotellerie sind die Finanzierungskosten damit trotz sinkender Leitzinssätze auf dem hohen Vorkrisenniveau geblieben.

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2007 2008 2009 2010 2011

Quelle: ÖHT

3-Monats-Euribor Zinsaufschlag in Basispunkten

SinkendeZinsen,steigendeGebühren

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■ DieFinanzierungsalternativederÖHV

Die ÖHV hat daher eine Tourismusanleihe präsentiert, die Hoteliers und An-legern Vorteile bietet. Die Geldgeber profitieren davon, dass nur Top-Betriebe in der Region finanziert werden anstatt unbekannter Toxic Assets. Die erste Tranche von 80 Mio. Euro war binnen kürzester Zeit vergeben, eine zweite wurde sofort aufgelegt. Vertrauensgrundlage sind der Unternehmer und sein Konzept, hypothekarische Belastungen sind ebenso wenig notwendig wie die Abtretung von Anteilen. Die Finanzierung ist endfällig.

■ Investitionsrückstandaufholen

Wie wichtig es in nächster Zeit sein wird, investieren zu können, zeigt die Entwicklung der vergangenen Jahre: Zwischen 2009 und 2010 – so die aktuells-ten verfügbaren Daten – ist das Investitionsvolumen der Hotellerie um 8 % zurückgegangen. Nun kann infolge der Wirtschaftskrise davon ausgegangen werden, dass dieser Trend international festzustellen ist und sich die Wettbe-werbsposition der heimischen Betriebe zumindest nicht maßgeblich ver-schlechtert hat. Aber wer den Ansprüchen der Gäste genügen will, wird das nachholen müssen.

■ Energieabgabenvergütung:GleichesRechtfürdiealle!

Als Ausgleich für Österreichs überhöhte Energiesteuern bekommen Unter-nehmer die Energieabgabe teilweise refundiert. Aus Spargründen haben die Regierungsparteien diese Möglichkeit gestrichen. Anstatt die Vergütung bei allen Unternehmen gleichmäßig zu kürzen, wurde sie Dienstleistungsbetrie-ben komplett gestrichen, produzierende Betriebe erhalten sie weiter zur Gänze. Gegen diesen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz ist die ÖHV rechtlich vorgegangen. Laut Verfassungsgerichtshof ist es allerdings rechtens, dass die Politik eine Branche willkürlich benachteiligt. Wir haben nun weitere Rechtsmittel eingelegt, um diese Unverfrorenheit zu bekämpfen – weil Öster-reichs Dienstleister Fairness verdienen.

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Unternehmer brauchen Freiraum

■ Abschreibungauf33Jahre:unrealistisch

Grundlage erfolgreichen Unternehmertums sind neben Engagement und krea tivem Output Investitionen mit kalkuliertem Return on Investment. Das wird durch Abschreibungsmöglichkeiten forciert. Davon profitieren Investoren, Kunden, Auftragnehmer und letztendlich die Volkswirtschaft. Stark benach-teiligt wird dabei – faktisch, nicht rechtlich – die Hotellerie: Denn Investitio-nen in Gebäude müssen auf 33 Jahre abgeschrieben werden. Das mag für Garagen und Fabrikshallen angemessen sein, für Bäder und Wellnessberei-che nicht. In anderen Branchen wird das Produktionskapital – wie etwa Ma-schinen in der Industrie – entlang der tatsächlichen Nutzungsdauer abge-schrieben. Auch hier braucht es eine Gleichbehandlung für die Hotellerie.

DerBürokratieaufwand–zeitlichundfinanziell–fürÖsterreichsBetriebeistzuhoch.DieRekordbesteuerungschränktdieunternehmerischeInitia-tivedrastischein.NichtzuletzteineReihevonFinanzierungsskandalenverdeutlichtdieGefahrendesFöderalismus. InternationaleVergleichezeigen,wiesehrdieWettbewerbsfähigkeitunterprotektionistischenAr-beitsgesetzenleidet.Gefragt istdahereineWirtschaftspolitik,diesichandenAnforderungendesfreienUnternehmertumsorientiertundnichtamDiktatderleerenKassenoderanpopulistischemProtektionismus.

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■ WirtschaftlichkeitvonInvestitionenwiederherstellen

Angesichts rückläufiger Investitionen in Österreichs Top-Hotellerie – laut ÖHT nahmen sie zwischen 2009 und 2010 um 8 % ab – werden Befürchtungen um Österreichs internationale Wettbewerbs position laut. Laut ÖHT müssen 3,5 Mrd. Euro im Jahr investiert werden, um die zu halten. Doch 27,6 % der Be-triebe wollen einer aktuellen ÖHV-Befragung zufolge ihre Investitionen wei-ter reduzieren, nur 10,5 % erhöhen. Die Abschreibungsdauer sollte, wie in der Tourismusstrategie empfohlen, der Nutzungsdauer angeglichen werden. Für Gebäudeteile soll die Abschreibungs dauer je nach Nutzung festgesetzt werden, die Adaptierung von Gebäudeteilen mit eigener Funktion als Repa-ratur sofort abgeschrieben. Verlustbetriebe bräuchten Prämien im Ausmaß von 6 bis 8 % des Investitionsvolumens.

■ Marktbereinigungforcieren

Betriebe, die keine marktüblichen Preise erzielen, sollten aus dem Markt ge-nommen werden. Denn ein Teufelskreis aus fehlenden Investitionen, Quali-tätsverlusten und Preissenkungen setzt ganze Regionen unter Druck. Doch Betriebsaufgaben sind oft nicht leistbar, da Bank- und Steuerschulden den Veräußerungsgewinn übersteigen. Abgewartet wird das 60. Lebensjahr, um Stille Reserven steuerfrei aktivieren zu können. Vorteilhafte wäre, die Stillle-gung solcher Betriebe zu forcieren. Die Gebäude könnten als Altersheim, Ju-gendstartwohnung oder Mitarbeiterunterkunft genutzt werden. In Wien werden bereits Hotels zu Wohnungen umgebaut.

■ RecruitingfürBetriebsnachfolger

Oft wurde in solchen Fällen verabsäumt, die Weichen in eine andere, zukunfts-weisende Richtung zu stellen. Fehlen Erben und scheitert die Suche nach geeig-neten Übernehmern, muss die Angelegenheit diskret und mit angemessenem Aufwand vertrauensvoll geregelt werden können. Angesichts rückläufiger Über-gaben innerhalb der Familie müssen neue Wege im Recruiting von Betriebs-nachfolgern entwickelt werden. Die ÖHV arbeitet an einem Zukunftsmodell.

■ Packages zulassen

Ein weiterer Grundsatz funktionierender Marktwirtschaft heißt Priorität für Gästewünsche. Das stößt in Österreich schnell an Grenzen. Die Vermarktung von Packages wird gewerbe- und steuerrechtlich künstlich erschwert. All in-clusive angebotene Leistungen müssen auch all inclusive versteuert werden können.

■ Jahresbetriebe bei Durchrechnung gleichstellen

Kürzere Durchrechnungszeiträume erschweren Saisonbetrieben eine flexible Koordinierung des Teams. Auch der Einsatz von Aushilfen wird durch zu star-re Regelungen unnötig erschwert: Wer geringfügig beschäftigt ist, darf in kei-nem Monat die Geringfügigkeitsgrenze beim Verdienst überschreiten. Es würde reichen, wenn dafür der Jahresdurchschnitt hergenommen wird – be-sonders im Tourismus, wo sich das Arbeitsaufkommen von Monat zu Monat ändert. Den Mitarbeitern entgehen Verdienstmöglichkeiten, das Unterneh-men büßt Flexibilität ein. Die Durchrechnung auf ein Jahr nach deutschem Vorbild würde das ausgleichen. Die Anmeldung von Mitarbeitern ist zu ver-einfachen.

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Zusammenarbeit, Schlüssel zum Erfolg

DerMenschverbringteinenGroßteilseinesLebensarbeitend.Sinnstif-tendes Arbeiten – der Umgang mit Menschen, Neues, auch neue Kultu-ren kennenlernen, persönliche Weiterentwicklung – ist daher genauso wichtigwieeinangenehmesArbeitsumfeld.

AlsArbeitgebersindwirgefragt–nichtnur,umdenwachsendenAn-sprüchen der Mitarbeiter gerecht zu werden. Von der Top-Hotellerie als Service-basierteBranchemitGästen,diehöchsteQualitätgewohntsind,wirddaseingefordert.

DiedynamischenWachstumsratenundderhoheMitarbeiterbedarf indergehobenenHotelleriesindfürdenStandortÖsterreichvonVorteil.FürdieBrancheselbstdarfesnichtzumNachteilwerden.DieZahlderoffenenStellensteigtparallelzumBettenangebot,dieBevölkerungsent-wicklung kann da kaum mithalten.

Dass die Zahl der Mitarbeiter seit Jahren konstant zunimmt und die der offenenStellen imselbenAusmaßzurückgeht,zeigt,dassdieBrancheihreHausaufgabengemachthat.AusrastenkannsichaufdiesenLorbee-ren aber keiner.

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■ Neues Miteinander von Arbeitgebern und Arbeitnehmern

Was in Österreichs Qualitätshotels längst zum guten Ton gehört und durch Betriebsvereinbarungen festgehalten ist, muss auf überbetrieblicher Ebene erst etabliert werden: ein Konzept des kooperati ven Miteinanders zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der Klassenkampf ist ein vergängliches Moti v aus dem vergangenen Jahrhundert, ein Relikt aus der Zeit der Indust-rie. Streiks haben im Tourismus weder Traditi on noch Zukunft . Dieses Kon-zept hat in der Hotellerie nie gegriff en.

■ Beste Arbeitsbedingungen

Die Orienti erung an Mindeststandards ist kein Konzept für die Qualitätshotel-lerie. Ganz im Gegenteil ist eine – leistungsbezogene, aber oft deutliche – Überzahlung in diesen Betrieben üblich. Ideen ähnlich der Mitarbeiterbetei-ligung wurden im Tourismus – angelehnt an Betriebsgröße und Umsatz – im kleinen Sti l gelebt und von der Gewerkschaft mitgetragen, doch hat man sich von Garanti elöhnen verabschiedet. Kost und Logis (verbessert durch die No-vellierung der gesetzlichen Regelung für Sachbezüge im Zusammenhang mit Mitarbeiterwohnungen) und das steuerfreie Trinkgeld bleiben branchenspe-zifi sche Vorteile. Mit zukunft sfähigen Maßnahmen für bett er aging oder zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie setzen ÖHV-Betriebe neue Standards für eine Branche, die sich in allen Bereichen an der Spitze orien-ti ert. Von unseren Mitarbeitern wünschen wir uns eine positi ve Einstellung zur Arbeit. Als Arbeitgeber ermöglichen wir sie.

offene Stellen TourismusBeschäftigung TourismusLinear (offene Stellen Tourismus)Linear (Beschäftigung Tourismus)

2010

01 02 03 04 05 0706 08 09 10 11 12 01 02 03 04 05 0706 08 09 10 11 12 01 02 03 04 05 0706 08 09 10

2011 2012

9.000

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7.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

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0

EntwicklungoffeneStellenundBeschäftigungimTourismus

Chefs*(9,70%)

Verwaltung (5,42%)

Fachkräfte(42,18%)

Hilfskräfte(33,56%)

Auszubildende (9,15%)

*Chefs = Führungskräfte, Kadermitarbeiter, Geschäftsführer

Mitarbeiterstruktur im Tourismus

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■ RaumzurEntfaltung

Die Zukunft der Arbeit spielt sich in unseren Betrieben ab – in internati onalen Unternehmen mit viel Potenzial und sicheren Jobs. Unsere Mitarbeiter sind dabei gefordert, sich mit den Anforderungen der Gäste mitzuentwickeln. Er-möglicht wird das von den Arbeitgebern.

■ ZukunftshoffnungJugend

Lehrlinge haben noch ihr gesamtes Berufsleben vor sich. Ausbilder müssen ihnen eine langfristi ge Perspekti ve zu bieten – auch in schwierigen, beson-ders beanspruchenden Situati onen in der Hochsaison. Mitt elfristi g muss eine Verbesserung der Ausbildungssituati on angestrebt werden. Die ÖHV unter-stützt die Weiterentwicklung des dualen Ausbildungssystems zu dem vom Insti tut für Bildung der Wirtschaft (ibw) im Auft rag des Bundesministers für Wirtschaft , Familie und Jugend entwickelten modularen Konzept. Dieses be-inhaltet auch die wichti ge und interessante Online-Kompetenz, die grundle-gend ist für den Erfolg jedes Betriebs. Darüber hinaus ermöglichen die ÖHV und die Ausbilderbetriebe interessierten Lehrlingen eine Zusatzausbildung auf höchstem Niveau, von der sie und ihre Arbeitgeber lange profi ti eren.

■ DerTrainee,eineChancefürMaturanten

Neuerdings spricht die Top-Hotellerie auch Mitt elschulabsolventen akti v an: Das von der ÖHV entwickelte Trainee-Programm bietet ihnen eine zukunft -strächti ge Alternati ve mit Job-Garanti e. Die Tourismusschulen Semmering unterrichten die Maturanten, in Qualitätsbetrieben fi ndet der prakti sche Teil der Ausbildung statt .

■ Fachschulen und Fachhochschulen: gemeinsam weiterentwickeln

Viel Potenzial steckt in den Fachhochschulen und ihren Absolventen, die ihr theoreti sches Know-how und ihre prakti sche Erfahrung in allen Bereichen des Tourismus einbringen. Neue Zweige und eine engere Kooperati on zur Ab-sti mmung von Erwartungshaltung und Lehrinhalten sollen eine neue Dimen-sion der Zusammenarbeit zwischen Ausbildung und Forschung einerseits und den zukünft igen Arbeitgebern der Absolventen andererseits eröff nen. In Fachschulen sollten die Prakti kumszeiten geblockt werden.

200820011998 1999 2000 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2009 2010 2011 2012

Tourismus

+33,1%

+13,3%

Gesamtwirtschaft

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

Quelle: Hauptverband der Sozialversicherungsträger

Tourismus

+13,3%

Gesamtwirtschaft

BeschäftigungszuwachsimVergleich

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■ Know-howfüralle

Den Mitarbeitern ihrer Mitgliedsbetrieben bietet die ÖHV als Full Service Provider ein umfassendes, praxisnahes Aus- und Weiterbildungsangebot von themenorientierten Praktikerseminaren, einen Lehrgang für Online und Social Media und die Abteilungsleiter-Akademie, die künftige bzw. junge Führungs-kräfte umfassend an ihre neuen Aufgaben heranführt.

■ SchlussmitfalschenVorwürfen

Doch trotz dieser positiven Entwicklung sieht sich die Tourismuswirtschaft regelmäßig mit massiven Anwürfen seitens der Arbeitnehmervertretung konfrontiert. Zum Vorwurf gemacht werden der Branche Notwendigkeiten wie Saisonalität und Sieben-Tage-Woche (die auch im öffentlichen Verkehr, im Gesundheitswesen oder im Sicherheitsbereich üblich ist). Der hohe Anteil an Hilfskräften und viele Wechsel führen zu niedrigeren Durchschnittslöhnen und Karrierebrüchen. Der Top-Hotellerie werden undifferenziert Praktiken zum Vorwurf gemacht, die in Qualitätsbetrieben mit exakter Buchhaltung und korrekten Arbeitszeitaufzeichnungen nicht vorkommen können. Erwie-senermaßen sind die Gehälter in der österreichischen Hotellerie in den ver-gangenen Jahren bei sinkender Arbeitszeit gestiegen. Ins Leere läuft der Vor-wurf, dass Tourismusjobs unbeliebt sind: Noch nie haben die Branchen betriebe so viele Mitarbeiter bezahlt wie heute: 400.000 Menschen werden im Jahr in Österreichs Beherbergungs- und Gaststättenbetrieben zumindest für einen Tag beschäftigt. Doch Wachstumsraten deutlich über der demographischen Entwicklung erschweren es zunehmend, alle offenen Stellen zu besetzen. Verbesserungspotential ist aber in jedem Fall gegeben. Verstöße gegen gel-tendes Recht wie auch gegen die guten Sitten sind in jedem Fall inakzeptabel und abzulehnen.

■ Lohnnebenkosten senken

Mitarbeiter ausschließlich zur Arbeit im Tourismus zu bekommen, wird nicht möglich sein: Viele Betriebe sind mit Mitarbeiterkosten in der Höhe von 40 % des Umsatzes an der Grenze ihrer Kapazität angelangt. Noch dazu kommen Lohnerhöhungen aufgrund exorbitanter Lohnnebenkosten zu einem zu gerin-gen Teil bei den Mitarbeitern an. Hier ist rasch eine Lösung zu finden, von der beide Seiten profitieren.

■ DieZukunftderDienstleistung

Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Dienstleistung. Während Rei-sen in und nach Österreich zunehmen, während die internationalen Flugbe-wegungen zunehmen, während die Zahl der Jobs im Dienstleistungsbereich stark zunehmen, baut die Produktion Arbeitsplätze ab, ersetzt Menschen durch Maschinen und lagert Jobs in Billiglohnländer aus. Österreich als klei-nes Land mit wenig Rohstoffen, aber überdurchschnittlicher Lebensqualität, kann international durch sein hochqualitatives Dienstleistungsangebot auf-trumpfen. Dafür braucht es eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik, die den Fokus auf die Dienstleistung legt, und ein neues Miteinander von Arbeit-gebern und Arbeitnehmern.

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■ Top-Hotellerie

Die Betriebe der österreichischen Top-Hotellerie bieten ihren Mitarbeitern höchste Standards und absolut überdurchschnitt liche Gehälter weit über KV- Niveau. Infolge der deutlichen Erhöhung des kollekti vvertraglichen Mindest-lohns werden sowohl die Einsti egs- als auch Durchschnitt sgehälter und -löhne weiter steigen. Vergünsti gungen für Mitarbeiter insbesondere im Bereich der Ferienhotellerie bleiben erhalten. Weiterbildungsangebote wie die ÖHV-Aka-demien werden weiter forciert. Eine wachsende Zahl von Betrieben setzt Akti vi-täten etwa zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familien oder bett er aging.

■ Saisonausweitung: Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen

Während sich in der Industrie Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf die Verkür-zung der Arbeitszeit einigen (kostete die Republik 2009 zumindest 114 Mio. Euro), ist das gemeinsame Ziel im Tourismus die Saisonausweitung. Die ÖHV konnte sogar ein Modell entwickeln, das die öff entliche Hand keinen Cent kostet, sondern im Gegenteil Mehreinnahmen bringt. In einer dreijährigen Einführungsphase sollen Löhne und Gehälter von Mitarbeitern in Hotels, die ihre Öff nungszeiten ausweiten, in der Höhe des Arbeitslosenentgelts bezu-schusst werden. Die Lohnnebenkosten würden auf den Gesamtbetrag entf al-len. Das Arbeitsmarktservice hätt e keinen höheren Aufwand, als wenn der Betrieb geschlossen hätt e. Im Gegenteil würde die öff entliche Hand auf allen Ebenen von Mehreinnahmen profi ti eren – Sozialversicherungsbeiträge, Kom-munalsteuern, Lohnsteuern, indirekte Eff ekte wie zusätzliche Einnahmen durch Ortstaxen, kommunale Gebühren oder indirekte Steuereff ekte noch gar nicht eingerechnet. Finanzieren würde sich das Modell über zusätzliche Gästeausgaben. Das Risiko trägt der Hotelier. Die Chance wird derzeit aber – trotz eindeuti g positi ver dringend notwendiger Eff ekte für die öff entliche Hand – nicht aufgegriff en.

80.000

100.000

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180.000

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2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

49,1%

132,6%139%132,6%139%132,6%

49,1%

Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungsträger

Beschäftigte Beherbergung & GastronomieAuslastung 4-/5-SterneBetriebe 4-/5-SterneBetten 4-/5-Sterne

Beschäftigungsmotor4-und5-SterneHotellerie

-5%-4%-3%-2%-1%0%1%2%3%4%5%6%

Quelle: AMS, Synthesis Forschung

20082002 2003 2004 2005 2006 2007 2009 2010 2011 2012

Wachstum BIP (real)Wachstum Beschäftigung TourismusWachstum Beschäftigung allgemein

Beschäftigungszuwachs

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■ „WarforTalents“…

Die touristischen Fachhochschulen haben den KMU-dominierten Sektor stark verändert: Damit wurde eine adäquate und praxisnahe Ausbildung für Touris-tiker geschaffen wurde. Mittlerweile sind in einer Vielzahl von Hotels akade-mische Tourismusfachkräfte angestellt, die die Betriebe mit ihrem Know-how weiterentwickeln. Mit optimal auf die Anforderungen in den Betrieben abge-stimmten Lehrplänen und neuen Berufsbildern soll dieser Trend zum beider-seitigen Vorteil fortgesetzt werden. Das Gros der Mitarbeiter machen mit mehr als 40 % die Fachkräfte aus. Immerhin jeder zehnte ist in Ausbildung. Aus- und Weiterbildungsprogramme werden aufgrund steigender Ansprüche der Gäste und immer weiter reichender Arbeitsteilung immer stärker nach-gefragt. Groß ist der Bedarf an geschulten Mitarbeitern für Service und Küche, wo mittlerweile sehr hohe Löhne gezahlt werden. Ebenfalls dringend benötigt werden in den Hotels Profis für die Rezeption, die sowohl im b2c- als auch im b2b-Bereich, in der (elektronischen) Kommunikation mit Plattformbetreibern) eine gute Performance liefern.

■ …undBedarfanHilfskräften

Mehr als ein Drittel der Mitarbeiter in Österreichs Hotellerie sind unqualifi-zierte Hilfskräfte. Damit ist die Hotellerie eine der wenigen Branchen, die die-ser auf dem Arbeitsmarkt immer weniger gefragten Gruppe Arbeitsplätze – und Aufstiegsmöglichkeiten – bietet.

■ InternationaleMitarbeiterfürinternationaleGäste

Für die vielen neuen Hotels in Österreich werden mehr Mitarbeiter benötigt, als der österreichische Arbeitsmarkt bietet. Hier fügt sich gut, dass die Hotel-lerie eine internationale Branche mit traditionell hoher Fluktuation ist: Die durchschnittliche Dauer eines Arbeitsverhältnisses liegt – auch bedingt durch ausgeprägte Saisonalität – unter dem Durchschnitt anderer Branchen, unter die auch Bereiche wie große Bereiche des öffentlichen Dienstes, Freiberufler oder Berufe mit sehr spezifischen Ausbildungen oder Tätigkeiten fallen, vom Rauchfangkehrer bis zum Pfarrer, die die Durchschnittswerte gewaltig heben. Nachdem ein internationaler Lebenslauf von Mitarbeiter heute fast Standard ist, gehen nun auch Arbeitgeber aktiv in den internationalen Arbeitsmarkt: Die ÖHV hat – angeregt auch durch Anfragen zahlreicher Arbeit suchender aus den europäischen Krisenstaaten – in Spanien und Griechenland offene Stellen in österreichischen Betrieben beworben. Bei Bedarf wird die Aktion fortgesetzt. Ebenfalls angedacht werden müssen sinnvolle Erwerbsmöglich-keiten für Menschen, die sich jahrelang in Österreich aufhalten und denen diese Möglichkeit aus populistischen Gründen verwehrt wird: Auch für Asyl-werber hat die Unschuldsvermutung umfassend zu gelten. Der Ausschluss einer Erwerbsmöglichkeit impliziert das Gegenteil.

■ ZeitgemäßeMitarbeiterwohnungen

Eine Verbesserung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist die Streichung des Sachbezugs für Unterkünfte bis 30 m2 Nutzfläche unabhängig von der Aus-stattung auch für Ganzjahresbetriebe. Zwischen 30 und 40 m2 gibt es für Sai-sonbetriebe einen Steuerabschlag von 35 % des Nutzungswertes. Über 40 m2 ist der volle Sachbezug zu versteuern.

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Nachhaltigkeit in allen Dimensionen

■ Energieeffizienzforcieren

An erster Stelle steht das Energiesparen. In vielen Betrieben ist das aber nur schwer möglich, etwa aufgrund vorhandener Bausubstanz oder -vorschriften. Doch mit vertretbaren baulichen Maßnahmen könnten bis zu 30 % der 1,8 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden, die Österreichs gewerbliche Beherbergungs-betriebe pro Jahr ausstoßen. Das wären bis zu 540.000 t CO2 im Jahr.

■ PraxisnaheFörderungen

Verbesserungsbedarf besteht bei der Förderung umweltpolitischer Maßnah-men, die Hotels kaum in Anspruch nehmen können. Die Förderkriterien wer-den von Unternehmern als realitätsfremd eingestuft. Sie müssen dringend überarbeitet werden.

DieÖHVbekenntsichzudendreiDimensionennachhaltigenWirtschaf-tens – der sozialen, der ökologischen und der ökonomischen. Im Ideal-fallwirddurchMaßnahmen,diesichnachhaltigpositivaufMenschundNatur auswirken, auch ein wirtschaftlicher Mehrwert erzielt. Dafürbrauchen die Betriebe die passenden Rahmenbedingungen.

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■ Branchenanforderungenberücksichtigen

In einer größeren Dimension denkt die EU, die mit der Ende 2012 in Kraft getretenen Energieeffizienzrichtlinie verpflichtende Maßnahmen zur Hebung der Energieeffizienz in den Mitgliedsstaaten durchsetzt. Die Energieeffizienz soll jährlich um 1,5 % steigen Energie soll deutlich teurer werden, ein Teil der Mehreinnahmen wieder zur Finanzierung von Maßnahmen zur Hebung der Energieeffizienz verteilt. Auffällig ist auch wieder hier der überproportionale Industrie-Fokus, speziell bei der Verteilung von Fördermitteln: Die Hälfte der Fördermittel ist für industriell genutzt Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen vor-gesehen, anstatt energieintensive KMU oder mitarbeiterintensive Betriebe vor überbordenden Kosten zu schützen.

■ AnreizstattStrafe

Landschaft und Natur sind Hauptmotive für den Urlaub in Österreich. Sie zur erhalten muss Ziel einer durchdachten Tourismus-, Wirtschafts- und Umwelt-politik sein. Dabei muss die behutsame Weiterentwicklung mit Bedacht auf den Erhalt der Natur das Ziel sein, aber nicht der Stillstand. Die Entwicklung ressourcenschonender Systeme mit Potenzial wie etwa von Smart Metern sollte über Anreizsysteme forciert werden anstatt über Vorschriften erzwun-gen. Das würde die Identifikation stark erhöhen und in den meisten Fällen zuerst zu einem wirtschaftlichen Mehrwert und binnen kürzester Zeit zum flächendeckenden Einsatz führen.

■ Klare Strukturen

Bei der Forcierung Ressourcen schonender Maßnahmen ist das nicht gelun-gen. Hoteliers, die Maßnahmen zur Senkung der Energieeffizienz umsetzen wollen, beklagen mangelnde Überschaubarkeit. Notwendig wäre eine Res-trukturierung der zuständigen Stellen, im Idealfall die Reduktion auf eine. Ein One-Stop-Shop für Förderungen soll eingeführt werden.

■ Reiseströme entzerren

Abgestimmte Ferientermine würden Staus und Schadstoff-Emissionen verhindern und die Auslastung besser auf die vorhandenen Kapazitäten verteilen. Österreich ist davon als Urlaubs- und Transitland doppelt betroffen. Daher ist die Regierung gefordert, diese Debatte aktiv voranzutreiben. Langfristiges Ziel muss die Entzer-rung der Reiseströme durch die europaweite Koordination der Ferienzeiten sein.

■ NachhaltigeAnreise

Auch ohne Entzerrung der Ferientermine kann der CO2-Verbrauch bei der Anreise stark gesenkt werden. Die Forcierung öffentlicher Verkehrsmittel, insbesondere durch eine höhere Auslastung von Zügen und Schieneninfrastruktur, ist eine Möglichkeit. Notwendig dafür ist der Ausbau des Angebots anstelle einer stück-weisen Reduktion sowie die bessere Abstimmung von Fahrplänen, zeitgemäßer Ticketverkauf und attraktive Preise und Servicequalität bis zu den baulichen Ge-gebenheiten am Bahnhof. Eine bessere Anbindung von Ferienregionen würde sowohl ökologisch als auch ökonomisch zu nachhaltigen Verbesserungen führen.

■ DieZukunftgehörtdere-Mobility

Die Investitionen in den Ausbau eines flächendeckenden Netzes von Ladesäulen für Hybrid- und Elektrofahrzeuge würde sich schnell auszahlen. Hotels sammeln mit einer Ladesäule für Gästefahrzeuge Pluspunkte bei einer zunehmenden Zahl umweltbewusst Reisender. Denn die Hotellerie hat einen unschlagbaren Vorteil gegenüber allen anderen Unternehmen: Nirgends bleiben Gäste länger!

■ Regional verankert bleiben

Tourismus überwindet Grenzen. Tourismus heißt Mobilität. Tourismus muss aber nicht heißen, dass auch das Essen für die Gäste um die halbe Welt reist. Nachhaltiger Konsum spart CO2, verhindert Plantagenbau, Raubbau in Tropen-wäldern und den Einsatz aggressiver Chemikalien und unterstützt die regio-nale Wirtschaft. Und ein Urlaub im eigenen Land darf es auch einmal sein!

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IMPRESSUMÖsterreichische Hoteliervereinigung, Hofb urg, 1010 Wien; Tel.: +43 0(1) 533 09 52; Fax: +43 0(1) 533 70 71; offi [email protected]; www.oehv.atFür den Inhalt verantwortlich: Thomas Reisenzahn, GeneralsekretärRedakti on: Marti n Stanits, Oliver Schenk, MAGrafi k: www.br-design.atDruck: Samson Druck GmbH, 5581 St. Margarethen.Stand: Jänner 2013© Österreichische HoteliervereinigungSprachliche Gleichstellung: In diesem Dokument werden nur die männlichen Formen angeführt, die weiblichen sind darin enthalten.

Österreichische HoteliervereinigungDie freie Interessenvertretung

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