Scrivener hat sich vom Geheimtipp unter Autoren zu einer ernst zu nehmenden Alternative zu Word und Co. entwickelt. Ein Programm, mit dem recher-chieren, strukturieren, schreiben und veröffentlichen ganz einfach ist? Davon träumen viele professionelle Schreiber. Autor Stephan Lamprecht beschreibt zunächst die grundlegende Struktur von Scrivener: mit Corkboard, Binder und Outliner können Sie Ihren Text schon zu Beginn fein gliedern und trotzdem die Struktur im Nachhinein mit einfachen Handgriffen verändern. Eine Besonderheit ist auch der integrierte Research-Ordner: Nutzen Sie diese Funktion zur Inspiration und Recherche und sammeln Quellen, Texte, Websites und Bilder direkt im Projekt. Sie arbeiten mit einem Auftraggeber oder Lektor? Das Buch beschreibt, wie Sie vorgegebene Formatvorlagen nutzen und eigene erstellen; wie Sie Anmerkungen und Kommentare in den Text integrieren und die verschiedenen Versio-nen verwalten. Der Autor geht ausführlich auf die zahlreichen Mög-lichkeiten ein, Text in verschiedene Formate zu kon-vertieren und gibt Tipps zur Veröffentlichung. Word, RTF, PDF, Open Office, Final Draft, HTML, aber auch E-Books mit ePub und Kindle – alles kein Problem.

Über den Autor: Stephan Lamprecht ist Autor und Fachjournalist und schreibt alle seine Artikel, Blogbeiträge und Bücher mit Scrivener.

Effektives Tool für Belletristik- und Sachbuchautoren, Blogger, Studenten und JournalistenTipps für das Schreiben mit Format- vorlagen und die Zusammenarbeit mit LektorenTexte konvertieren und veröffentlichen

www.mitp.de (D) €

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ISBN 978-3-8266-9497-4ISBN 978-3-8266-9497-4

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Texte professionell konzipieren, schreiben und

veröffentlichen

Stephan LamprechtAußerdem bei mitp:

ISBN 978-3-8266-9457-8

13,5 mm

ISBN 978-3-8266-9274-1

ISBN 978-3-8266-9192-8

Kapitel 1

Vergessen Sie Textver-

arbeitungen!

1.1 So fein gliedern wie Sie wollen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

1.2 In Scrivener sammeln Sie auch Ihr Material . . . . . . . . . . . . . 17

1.3 Scrivener formatiert anders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

1.4 Schreiben unabhängig vom Endprodukt . . . . . . . . . . . . . . . 19

1.5 Verschiedene Ansichten auf Ihr Dokument . . . . . . . . . . . . . 20

© des Titels »Scrivener« (ISBN 978-3-8266-9497-4) 2013 by Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Heidelberg.

Nähere Informationen unter: http://www.mitp.de/9497

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Scrivener ist eines dieser Programme, bei denen man als Anwender bereitsnach dem ersten Programmstart den Eindruck gewinnt, dass es sich um einwahrhaft mächtiges und vielseitiges Werkzeug handelt. Wer schon mit einerTextverarbeitung gearbeitet hat, wird sich bei seinen ersten Schritten allerWahrscheinlichkeit nach fremd fühlen. Nichts scheint an seinem gewohntenPlatz zu sein, nichts scheint zu funktionieren, wie Sie dies gewohnt sind.

Die Oberfläche scheint ihren Anwender geradezu einschüchtern zu wol-len, es sei denn, Sie zählen zur Gattung der Autoren, die Computer undTechnik lieben. »Das wird dauern, bis Du mich beherrschst.«, schreit Ihnenjeder Schalter und jede Symbolleiste entgegen.

Und doch sollten Sie sich nicht entmutigen lassen, denn auch wenn es Scri-vener einem neuen Nutzer durch die vielen verschachtelten Menüs undOptionen nicht gerade einfach macht, lohnt es sich, intensiver mit derSoftware Bekanntschaft zu schließen. Glauben Sie mir. Auch nach einigenJahren mit der Software bin ich noch immer begeistert von seinen Funk-tionen und kenne kein besseres Werkzeug für Autoren!

Warum das so ist? Auf den nächsten Seiten möchte ich Ihnen gern die ausmeiner Sicht wesentlichen Vorteile und Besonderheiten von Scrivener kurzerläutern.

1.1 So fein gliedern wie Sie wollenSie ist sicherlich legendär: die Angst des Autors vor dem weißen Blatt Papier.Und diese Angst ist auch im Zeitalter der Textverarbeitungen nicht ge-schwunden, denn die meisten Programme verwenden immer noch diePapier-Metapher für den eigentlichen Eingabebereich. Ob Word oderLibreOffice oder irgendein anderes Schreibprogramm: Der Nutzer blickt aufeinen Bogen Papier, der auf die Eingaben wartet. Und damit beginnt ausmeiner Sicht das Dilemma des Autors, der mit dem Computer arbeitet.Denn die klassischen Textverarbeitungen gehen hier von einem linearenSchreibprozess aus. Der Schriftsteller beginnt mit dem ersten Satz seines Ro-mans oder Artikels und schreibt das Manuskript nun Zeile für Zeile weiter.

Vielleicht gehören Sie zu den Autoren, denen dies auch tatsächlich gelingtund die auf diese Weise arbeiten. Doch schon ein Blick in die Werkstättenvieler berühmter Schriftsteller zeigt, dass nur die wenigsten tatsächlich so

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In Scrivener sammeln Sie auch Ihr Material 1.2

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gearbeitet haben. Eines der berühmtesten Beispiele eines Autors, dessenSchreibprozess so ganz anders war, ist Marcel Proust. Die Seiten seinerManuskripte sind mit unzähligen kleineren Blättern, die an den Randgeklebt wurden, versehen und demonstrieren eindrucksvoll den kreativenSchaffensprozess. Ich wage an dieser Stelle einmal die These, dass »Aufder Suche nach der verlorenen Zeit« wahrscheinlich nicht mit einer Text-verarbeitung geschaffen worden wäre.

Letztlich wissen dies auch die Entwickler der Textverarbeitungen selbstund stellen allerlei Hilfsmittel bereit, die Lesezeichen oder Textmarken hei-ßen, um schneller in den riesigen virtuellen Papierstapeln der Programmezu blättern. Wie sollten Sie sonst schnell noch nachträglich Ergänzungenanbringen können?

Scrivener zeigt sich in dieser Hinsicht viel flexibler. Sie können Ihre Texte sofein gliedern, wie Sie wollen. Jedes Bruchstück entspricht innerhalb desProgramms einem einzelnen Dokument. Über die Ansicht des BINDERS, derlinks neben dem eigentlichen Schreibbereich (Editor) zu sehen ist, behaltenSie diese Struktur stets im Blick und können nachträglich jederzeit Ergän-zungen vornehmen oder auch ein Dokument an einen neuen Platz ver-schieben. Wenn Sie sich die einzelnen Bruchstücke im Gesamtzusammen-hang ansehen wollen, wählen Sie den Hauptknoten im Binder aus undwählen VIEW, SCRIVENINGS. Damit sind alle Elemente untereinander wie ineiner klassischen Textverarbeitung angeordnet und Sie können Ihr Haupt-augenmerk auf die Übergänge legen, um an diesen zu feilen.

Das Schöne an der Software besteht nun darin, dass die einzelnen Doku-mente nicht notwendigerweise später für den Leser als einzelner Abschnitterkennbar bleiben müssen. Wenn Sie Ihr Manuskript für die Weitergabeoder die Veröffentlichung vorbereiten, entscheiden Sie selbst, welcheBereiche auch optisch als einzelner Abschnitt erkennbar bleiben. Dazuschreibe ich im Zusammenhang mit dem Kompilieren (siehe Kapitel 7) abernoch mehr.

1.2 In Scrivener sammeln Sie auch Ihr MaterialEin weiterer aus meiner Sicht wichtiger Unterschied zu anderen Schreib-programmen besteht auch darin, dass Sie in Scrivener das Material zuIhrem Werk direkt speichern und organisieren können. Fundstellen aus

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dem Web, interessante Abbildungen und Fotografien und PDF-Dateienlanden zuverlässig in einer Projekt-Datei. Das Material gliedern Sie nachIhren Gesichtspunkten oder anhand der Struktur des Werks und blendenes sich optional sogar während des Schreibens ein.

1.3 Scrivener formatiert andersSeitdem ich online regelmäßig über Scrivener schreibe, erreichen michimmer wieder Fragen von Anwendern, die über einen offensichtlichenUnterschied zu anderen Textverarbeitungen stolpern. Sie vermissen beimBlick auf den Editor die unzähligen Icons und Listenfelder, mit denen sichdie Optik eines Textes verändern lässt. Tatsächlich wirkt die Formatleiste inScrivener deutlich bescheidener und dies auch aus gutem Grund: in Scri-vener geht es in erster Linie um das Schreiben von Texten und nicht um dasLayout.

Die gängigen Textverarbeitungen reden dem Anwender ein, dass die Nut-zung bestimmter Formate nicht nur für eine andere Optik des Dokumentssorgt, sondern auch gleichzeitig etwas über die Bedeutung so formatierterPassagen aussagt. Das klassische Beispiel hierfür sind die Überschriften.Wer in Word & Co eine Überschrift nicht mit der korrespondieren Format-vorlage kennzeichnet, hat anschließend Mühe, automatisiert ein Inhalts-verzeichnis zu erstellen. Leider wiegen sich hier die meisten Nutzer in einertrügerischen Sicherheit, denn die Bedeutung der Formatvorlage (also desTextes als Überschrift eines Abschnitts) erkennt im Zweifel nur Word.Jeder, der ein solches Dokument schon einmal in einem anderen Formatgespeichert hat, kennt auch, dass in einem anderen Programm oder aufeinem anderen Rechner die Überschrift nicht mehr als solche zu erkennenist. Zwar mag der Text noch aussehen wie eine Überschrift, nur dieseBedeutung ist verschwunden.

Genau deshalb beschränkt sich Scrivener auf ein Basis-Set an Formaten,die im Zweifel auch beim Export in andere Dateien verstanden und erhal-ten bleiben. Sie können die Schriftart und deren Größe verändern, mit fet-ten oder kursiven Auszeichnungen oder Unterstreichungen arbeiten. Wel-che Elemente indes eine Überschrift sind, regeln Sie ebenfalls während desKompilierens.

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Schreiben unabhängig vom Endprodukt 1.4

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Exotisch für die meisten Nutzer ist die Unterstützung von Markdown, dieebenfalls in Scrivener vorhanden ist. Die technisch versierten Leser unterIhnen mögen mir die nachfolgende Erklärung nachsehen, denn ich verein-fache jetzt ganz bewusst. Markdown ähnelt stark HTML, der Sprache, ausder die Seiten im Internet bestehen. Ein Text in Markdown besteht auseiner einfachen Textdatei. Dieses Dateiformat ist seit Jahrzehnten unver-ändert und wird letztlich von unzähligen Anwendungen unter allen nurerdenklichen Betriebssystemen verstanden. Ob Windows, Mac, Linux, obPC, Notebook oder Smartphone: Textdateien sehen überall gleich aus.Über bestimmte Zeichenfolgen werden Passagen in einer solchen Mark-down-Datei dann Bedeutungen zugewiesen. Auf diese Weise ist es mög-lich, auch in einer einfachen Textdatei eine Passage als Überschrift einerbestimmten Ebene zu definieren oder zu fetten. Ein kleines Programm, dasauf dem Rechner des Anwenders zusätzlich installiert sein muss, wertetdiese Steuerzeichen dann aus und verwandelt die Textdatei in ein anderesFormat. Scrivener bringt alles mit, um in Markdown zu schreiben und denCode auszuwerten. Wenn Sie damit auch in anderen Programmen schrei-ben wollen oder Markdown unabhängig von Scrivener konvertierenmöchten, müssen Sie sich den Konverter separat installieren. Dies kannHTML sein, eine Textdatei im RTF-Format oder sogar ein Word-Dokument.Und da die Befehle für Markdown sehr einfach zu lernen sind, erkennenSie beim Schreiben immer noch, um welches Format es sich handelt undwelche Bedeutung der Text hat. Aber den Umgang mit Markdown erkläreich Ihnen ebenfalls noch einmal genauer in Kapitel 7.

1.4 Schreiben unabhängig vom EndproduktDie Erwähnung von Markdown im vorherigen Abschnitt hat es bereitsanklingen lassen. Mit Scrivener schreiben Sie unabhängig vom späterenEndprodukt. Vor dem Kompilieren (so bezeichnet Scrivener die Umwand-lung Ihres Textes in ein finales Produkt) entscheiden Sie, was am Ende IhrerArbeit stehen soll. Wollen Sie den Text als E-Book veröffentlichen lassen?Oder möchten Sie ein traditionelles Word-Dokument erhalten? Derwesentliche Unterschied zwischen anderen Textverarbeitungen bestehtgenau in dieser Freiheit. Dabei konvertieren Sie nicht ein Format in einanderes, was meistens eher halb gare Ergebnisse liefert, sondern Scrivener

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kümmert sich darum, aus den Informationen, die es aus der Struktur undIhren Einstellungen gewinnt, das optimale Ergebnis im Zielformat zu prä-sentieren. Mit nur wenigen Mausklicks erzeugen Sie aus Ihrer ArbeitHTML-Seiten oder auch eine Textdatei, die Sie einem Redakteur schickenkönnen. Und dies ohne Verluste an Qualität. Versuchen Sie dies einmal mitWord, und Sie wissen, was ich meine!

1.5 Verschiedene Ansichten auf Ihr DokumentEin großer Vorteil und ebenfalls ein wichtiger Unterschied zu anderen Pro-grammen besteht in den unterschiedlichsten Ansichten auf Ihr Manu-skript, sodass es viele Wege gibt, wie Sie sich Ihrer Arbeit nähern können.

Abb. 1.1: Binder (1) und Corkboard (2) zeigen das Manuskript dieses Buches.

Diese Ansichten sind:

b Binder (1): die klassische Ansicht auf das Manuskript. Auf der linkenSeite des Programmfensters sind alle Dokumente eines Projekts in einerbaumartigen Struktur angeordnet. Der Inhalt des jeweils markiertenDokuments ist im Editor geladen. Im Binder können Sie die Reihenfolgeder Dokumente und damit die Struktur Ihres Werks jederzeit ändern.

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Verschiedene Ansichten auf Ihr Dokument 1.5

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b Corkboard (2): Die Pinnwand symbolisiert das Werk in kleinen, be-schreibbaren Karteikarten. Diese sind, wie im realen Leben auch, inForm von Stapeln organisiert. Die Karten enthalten nicht nur die Über-schrift oder besser den Titel des jeweiligen Dokuments, sondern auchAngaben zum Inhalt (sofern Sie dies wünschen). Auf den Karten stehtalso nicht der eigentliche Inhalt Ihres Manuskripts, sondern Informati-onen zu dem jeweiligen Dokument.

b Outliner: Der Outliner, im Deutschen wohl am besten mit Gliederungs-modus übersetzt, ordnet die verschiedenen Dokumente untereinanderund in Abhängigkeit der Hierarchie gestaffelt über Einzüge an. DieseAnsicht ist einerseits gut geeignet, um eine erste Gliederung zu erstel-len oder auch eine solche zu bearbeiten. Zum anderen können Sie optio-nal zusätzliche Informationen in dieser Tabelle einblenden, wie etwaden Bearbeitungsstand eines Dokuments. Über die Titelzeile der Tabellesortieren Sie so die Dokumente nach einem dieser Kennzeichen. Damitverschaffen Sie sich rasch einen Überblick über alle Dokumente, die sichim Stadium des ersten Entwurfs befinden oder noch überarbeitet wer-den müssen.

Abb. 1.2: Binder mit dem Outliner.

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Zwischen den verschiedenen Ansichten wechseln Sie über das Menü VIEW.Nützlich ist, wenn Sie sich gleich die dazu passenden Tastenkürzel einprä-gen, so geht der Wechsel später schneller.

Für einen kurzen Überblick der wesentlichen Unterscheidungsmerkmalevon Scrivener soll dies einmal genügen. Lassen Sie uns lieber mit der kre-ativen Arbeit beginnen!

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