+ All Categories
Home > Documents > Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie...

Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie...

Date post: 27-Jan-2019
Category:
Upload: lenguyet
View: 222 times
Download: 1 times
Share this document with a friend
11
N Test Röhrenverstärker 2 image hifi 1/2003
Transcript
Page 1: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

NN

Test Röhrenverstärker

2 image hifi 1/2003

Page 2: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

Nagra PL-L, PL-P und VPAPreise: 7100, 11250 und 14680 Euro

von Roland Kraft, Fotos: Rolf Winter

Nagra PL-L, PL-P und VPAPreise: 7100, 11250 und 14680 Euro

von Roland Kraft, Fotos: Rolf Winter

1/2003 image hifi 3

Page 3: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

Test Röhrenverstärker

4 image hifi 1/2003

L assen Sie mich diesmal vorab einwenig Klartext reden. Das heißt, wirreden jetzt mal über ein schwieriges

Thema. Nämlich über Geld. Genauer ge-sagt: Geld für High-End-HiFi. Ich persön-lich kann nicht verleugnen, dass michangesichts der oftmals aufgerufenen Sum-men ein gewisses Unbehagen überkommt.Mein Unbehagen steigert sich sogar noch,wenn man an einer, na ja, sagen wir malfünfstellig ausgezeichneten Komponentenicht jene konsequenteste Form von Per-fektionismus erkennt, die dem Preis nunmal angemessen wäre. Dazu zählt übri-gens auch schlichter Service, ein Gedanke,der wieder mal aufkeimte, als mir der Pro-duktmanager einer teuren Elektronikmar-ke erzählte, er hätte ein Rund-um-dieUhr-Sorgentelefon eingerichtet. Und zwarsieben Tage die Woche, plus Austausch ei-nes defekten Geräts innerhalb von 24

Stunden. Eine Geschichte, die so man-chem leidgeprüften Besitzer von High-End-Equipment wie ein Märchen vor-kommen dürfte. Es gab übrigens mal Zei-ten, in denen man es geschafft hat, jedem300-Mark-Tonabnehmer ein individuellesMessprotokoll beizulegen. Und es gab Zei-ten, in denen selbst winzige High-End-Schmieden mit drei Mann Belegschaft ihrZeug beim Kunden selbst installiert haben.Und es gab, dass muss man auch dazu sa-gen, Zeiten, in denen der Kunde den gutenService eines Händlers noch geldwert ho-norierte, anstatt per Internet und Telefonnach dem günstigsten Preis zu wühlen ...

Zurück zum schon erwähnten Perfek-tionismus. Welcher, wenn der Autor ihndenn entdeckt, zur schönsten Form einesguten Gewissens führt. Keinerlei Unbeha-gen, keine Hintergedanken, kein Sinnierenüber einen wieder mal unter Künstlerho-

norar einzuordnenden Preis. Außerdemdarf ich hier mal die vielleicht ganz priva-te Anmerkung machen, dass ich mit zu-nehmendem Alter immer intoleranterwerde. Nicht nur gegenüber offenkundi-gem Pfusch und gegenüber technischemUnfug, sprich mit „klanglichen“ Gründenentschuldigter Esoterik und falsch ver-standenem Purismus. Sondern auch imHinblick auf vermeintliche Kleinigkeitenwie etwa klappernde Gehäusedeckel, dürf-tige Bedienungsanleitungen, fehlende Ga-rantiekarten, billige Schrauben, scharf-kantige Kühlrippen sowie die Verwendungvon Auto-Flachsteckern, Wühlkisten-Bau-teilen und Silikonkleber.

Kommen wir lieber zu Erfreulicherem,zu Komponenten, an denen mich bestenGewissens nichts, aber auch gar nichtsstört, außer definitiv der Umstand, dassdie Geräte in spätestens vier Wochen wie-der zurück an den Vertrieb gehen werden.Will sagen, dass in diesem seltenen Falltrotz zugegebenermaßen gesalzener undgepfefferter Gestehungskosten eine durch-weg erfreuliche und letztlich verständlichePreis-Gegenwert-Beziehung existiert, ander zu rütteln und zu kritisieren mir nichtmal im Traum einfallen würde. Was unteranderem daran liegen mag, dass dieseGeräte von einem Hersteller kommen, dernormalerweise nur für einen professionel-len Kundenkreis produziert. Und in derProfitechnik hat man für unprofessionelleGerätschaften weniger als nichts übrig.Man huldigt bezüglich seines Werkzeugesvielmehr einer gepflegten Form von Arro-ganz, gepaart mit Ungnädigkeit. Mit ande-ren Worten: Das Zeug hat bis ins Detail zufunktionieren. Punkt. Für was anderes hat

Stimmt: Diese Röhren-Ferraris sind teuer. Sie sind sogar sauteuer. Und sie sind, wenn Sie mich fragen, jeden einzelnen dieser vielen Euroswert. Habe ich jetzt Ihr Interesse geweckt?

Der PL-L ist für reine Hochpegelanwendung konzipiert und deshalb preisgünstiger

Page 4: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

1/2003 image hifi 5

man nämlich weder Zeit noch Geld. Waszu der schizophrenen Situation führt, dassProfitechnik entweder sehr viel billigeroder sehr viel teurer als High-End-Audioist, je nachdem, wie man die Sache be-urteilt. In der Profitechnik trifft man oftauf eine – nach High-End-Gespür – ziem-lich lausig aussehende Verpackung, sprichGehäuse, gepaart mit Innereien, die denAnsprüchen an professionelles Werkzeugstandhalten. Das spart nämlich Geld. Zen-timeterdicke Frontplatten weiß ein Stu-dioprofi kaum zu würdigen, wohl aber ei-nen Schieberegler, der nach Jahren inten-sivster Benutzung noch genauso läuft wieam ersten Tag. Zu würdigen weiß er bei-spielsweise auch, dass er die Eingangspegeleines Verstärkers so aufeinander abglei-chen kann, dass die Lautstärke nach demHauptpegelregler stets gleich ist. Es sindlediglich die Highender, die es sich gefallenlassen, dass ihnen der CD-Player fast dieBox explodieren lässt, nur weil vorherPhono lief und das Poti noch in der glei-chen Stellung steht. Und es sind übrigensebenfalls die Highender, die sich daran ge-wöhnt haben, dass ihr Zeug brummt undrauscht, ein Umstand, der nebenbei be-merkt auch nicht mit einem 1000-Euro-Kabelfetzen zu beseitigen ist.

Fangen wir, was nun unser Thema be-trifft – nämlich die Röhrenverstärker vonNagra – mal bei kleinen, aber höchst er-freulichen Details an: 1) Vorbildliche undabsolut transportsichere Verpackung. 2)Feine Bedienungsanleitungen, die ich mirzwar noch deutschsprachig wünschen wür-de, die aber trotzdem kein Detail vermissenlassen, um die Geräte perfekt ans Laufen zubringen. 3) Beiliegende messtechnische

Einzelnachweise über die Performance je-des Gerätes. 4) Betriebsstundenzähler fürdie Röhrenbestückung. 5) Präzise Ab-gleichmöglichkeit für Ein- und Ausgangs-pegel. 6) Eventuell benötigtes Werkzeug,Ersatzsicherungen und Baumwoll-Hand-schuhe für die Röhren liegen bei. 7) DieGarantieerklärung sowie komplette Adres-se und Telefonnummer des Herstellers sindfester Bestandteil der Manuals.

Die kleine Liste ließe sich noch eineWeile fortsetzen, aber jetzt wissen Siesicher, worauf ich hinaus will. Überflüssigzu erwähnen, dass hier schon beim Aus-packen das Gefühl aufkommt, bei Schmidtund nicht bei Schmidtchen investiert zuhaben. Über den darüber hinaus ganzsubjektiven Eindruck, richtige kleineSchmuckstücke in Händen zu haben, freutsich sogar ein inzwischen schon abgebrüh-ter Berichterstatter. Dem leider nur nochselten das Wasser derart im Mund zu-sammenläuft, was auch daran liegen mag,dass sich der Schweizer Edelherstellernicht vom Einheits-Gehäuseformat beein-drucken ließ und höchst kompakte, ausschön gefrästen Aluplatten bestehende Ka-binette schmiedete. Womit wir bei denbeiden Vorverstärkern namens PL-P undPL-L wären, die eine Entscheidung zwi-schen reiner Hochpegelanwendung odererweiterten Phono-Bedürfnissen ermögli-chen. Es liegt an Ihnen: Phono MM plusMC plus unsymmetrischer Betrieb plusBatterie-Netzteil (PL-P) oder Hochpegel,also etwa CD plus symmetrische Ausgängeund Verzicht auf das Akku-Netzteil (PL-L). Logisch, das der nach wie vor demVinyl verhaftete Autor dem PL-P den Vor-zug gab und vorhat, nur am Rande über

den sogar fernbedienbaren PL-L zu be-richten (neumodisches Ding, neumodi-sches!).

Um dem nicht wegzuleugnenden Risi-ko, einen bedauerlichen Fauxpas abzulie-fern, zu entgehen, soll der PL-L dennochangehört werden – natürlich ebenfalls imTeamwork mit zwei Mono-Endstufen, diemit zum Ungewöhnlichsten zählen, wasdem Berichterstatter jemals auf den Tischkam ... Musste man bei diesem Herstellerdoch schon aufgrund messtechnischerErfordernisse damit rechnen, auf eine hart gegengekoppelte Ultralinear-VarianteEL34 oder 6550 zu stoßen. Oder sogar aufein Hybrid-Konstrukt mit Ausgangs-Tran-sistoren (igitt), der Betriebssicherheit we-gen? Irrtum. Großer Irrtum. Sorry. Ist dajemand über den Schatten gesprungen?Den großen Schatten einer renommiertenFirma für professionelle Elektronik, dieschon mit dem Entschluss, ausgerechneteine Röhren-Vorstufe zu bauen, ihr Imageneu zeichnete. Und nun das: Monos mit ei-ner Push-Pull-Konfiguration. Und, ja, dieeingesetzte Röhre ist nichts anderes als diealtehrwürdige 845-Triode. Dazu keine, ichwiederhole keine Über-Alles-Gegenkopp-lung. Dazu ein Aufbau, der endlich mal dieschon langweiligen Chassis ablöst: Senk-recht stehend, höchst kompakt, mit dembekannten Nagra-„Modulometer“ auf derFront. Und sogar mit einer 16-Ohm-Wick-lung auf dem (Ringkern-)Ausgangsüber-trager!

Lassen Sie uns deshalb diesmal dasPferd quasi von hinten aufzäumen, näm-lich mit den beiden (Mono-)Endstufenanfangen. Im Gegensatz zu den bran-chenüblichen Schlachtschiffen geriet die

Page 5: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

Test Röhrenverstärker

6 image hifi 1/2003

Nagra VPA reizvoll klein, genauer gesagt:Sie misst lediglich 33 x 11 x 37 Zentimeterund ist immerhin 13,5 Kilogramm schwer.Wen das nun weniger beeindruckt, dem sei gleich mitgeteilt, dass es nachweislichintelligentere Lösungen gibt als mehrfachüberdimensionierte Trafos, voluminöseElko-Batterien oder zentimeterdicke Ge-häusewandungen. Zudem kann die VPAmit senkrecht oben aus dem Gehäuse her-ausstehenden Endröhren aufwarten, seitli-che Kühlschlitze sorgen dafür, dass sich diegroßen Trioden nicht überhitzen. Des Rät-sels Lösung am elektromechanischen Auf-bau der Endstufe besteht aus Transforma-toren, die unten im Gehäuse zwischen denseitlichen Abdeckungen verschraubt wur-den, sowie aus einer senkrecht angeordne-ten Hauptplatine mit offenkundig vergol-deten Leiterbahnen. Die in völlig symme-trischer Schaltungstechnik aufgebauteVPA kann wahlweise symmetrisch oderunsymmetrisch angesteuert werden, imEingang werkelt hier eine geläufige Dop-peltriode vom Typ 12AX7 (ECC83), alsTreiber dient eine E182CC von Mullard.Dennoch scheint die Röhrenauswahl allesandere als herstellerabhängig zu sein, be-tont Nagra doch, die eingesetzten Glaskol-ben in zahlreichen Parametern auszumes-sen und nur perfekte Exemplare in die Fas-sungen zu stecken. Dafür spricht übrigensauch ein nur scheinbar willkürlich zusam-mengewürfeltes Röhrenensemble im Vor-verstärker.

Beide Monos ziert natürlich auch dasunvermeidliche Nagra-Modulometer (dasDing heißt wirklich so). Hier dient esgleich mehreren Zwecken, nämlich zuersteiner bequemen Ruhestromeinstellungder beiden Endtrioden. Die erfolgt mittelsSchraubendreher durch zwei kleine Lö-cher im Gehäuse und beeinflusst die sepa-

Der PL-P: Ganz unten die Akkus, gleich darüber das abgeschirmte Schaltnetzteil

Der PL-L: Die beiden Ringkern-Übertrager steuern den symmetrischen Ausgang an

Page 6: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

1/2003 image hifi 7

rat erzeugte Gittervorspannung beiderRöhren. Darüber hinaus erkennt der stol-ze Besitzer durch dieses Präzisionsinstru-ment auch, ob er die Impedanzanpassungzwischen Übertrager und Lautsprecherrichtig vorgenommen hat, sprich mit demVier-, Acht- oder 16-Ohm-Abgriff richtigliegt. Dazu sind die beiden Zeiger des Mo-dulometers zum einen dem Kathoden-strom, zum anderen der Anodenspannungzugeordnet. Bei korrekter Anpassung be-wegen sich beide Zeiger im Betrieb weit-gehend übereinander, starke Abweichun-gen der Zeiger voneinander kennzeichneneine Fehlanpassung. Ach ja: Angegeben istdie VPA mit nominell 50 Watt – keingroßes Problem für die 845 im Gegentakt-A-Betrieb. Fehlt dann noch, wie hier,eine Über-Alles-Gegenkopplung, so könn-te man durchaus vom Wiederaufleben ei-nes uralten Endstufenkonzepts sprechen,

scheinungen zählen, hat einige gute Grün-de. Sehr hohe Anodenspannung beispiels-weise, so um die 1200 Volt. Dazu satteHeiz- und Anodenströme, eine möglichstleistungsfähige Treiberstufe plus die Er-zeugung einer unabhängigen negativenGittervorspannung. Und letztlich einenÜbertrager, der gute Isolationseigenschaf-ten mit Bandbreite verbindet. Obendreinfällt es vielen Röhrenverstärkern schwer,bei extrem niedrigen Frequenzen ihre no-minelle Leistung durch den Übertrager zubringen, ein Vorwurf, den sich der bei Na-gra entwickelte Ringkern-Trafo absolutnicht gefallen lassen muss. Apropos Trafo:In jedem der beiden Monos sitzen gleichzwei Ringkern-Netztrafos nebst einer an-gemessen ausgelegten Elkobatterie, diesich aus Aerovox-Typen mit je 1000 Mi-krofarad Kapazität zusammensetzt. Vor-neweg verfügen die Monos selbstredendschon über eingebaute Netzfilter. Dass sichder renommierte Hersteller bedeckt hält,was nun schaltungstechnische Details an-geht, erstaunt nicht – uns bleibt da nurübrig, eine professionell gestaltete Platine,durchweg feinste Bauteile sowie einen of-fensichtlich komplett symmetrisch aufge-bauten Verstärkerzug zu bewundern. Be-sagte Symmetrie bezieht sich natürlich aufden Vorverstärker PL-L, der im Gegensatzzu seinem größeren Bruder auch übersymmetrische Ausgänge verfügt. Gleich-wohl sollte man sich, zumindest was dieErfahrungen des Autors dieser Zeilen be-trifft, um die symmetrische Schaltungs-technik bei Röhrenverstärkern kein großesKopfzerbrechen machen; klanglich ent-scheidend ist diese Geschichte wohl nicht.

Noch ein Wort zur Endröhren-Be-stückung: Hinter originalen alten 845ernherzuspüren macht wenig Sinn und kosteteinfach ein – Verzeihung! – Schweinegeld.

eines, wie es vor der Einführung der Te-troden und Pentoden in Ultralinearschal-tung üblich war. Genau dieses alte Konzeptmacht die Monos freilich auch rechtunempfindlich gegenüber Impedanz-schwankungen seitens der Last. Nichtmachbar war damals allerdings ein so fei-ner Ausgangsübertrager, wie ihn die VPAbesitzt: Das Ringkern-Design soll laut denSchweizern selbst bei extrem tiefen Fre-quenzen die volle Leistung übertragenkönnen und eine Bandbreite bis zu 100 Ki-lohertz besitzen. Was sich subjektiv übri-gens aufs Schönste bestätigen lässt: Ich ha-be noch niemals einen Röhrenverstärkermit auch nur ähnlich guter Tieftonperfor-mance gehört, und zwar unabhängig vonSchaltungskonzept und Leistung. Dochdazu später mehr.

Dass Push-Pull-Konfigurationen mitHochleistungstrioden zu den seltenen Er-

VPA: rechts im Gehäuse der massive Ringkern-Übertrager mit 4,8 und 16 Ohm

Page 7: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

Test Röhrenverstärker

8 image hifi 1/2003

Für ähnliche Summen kann man sichgetrost einen ganzen Stapel durchausbrauchbarer China-845er auf Lager legen,der in diesem Fall ausschließlich geprüftund gepaart von Nagra kommen sollte.Das gilt auch für den Röhrensatz in denVorstufen: Unvorstellbar, sich die gemes-sene, einzeln nummerierte und schriftlichgarantierte Performance der Amps durchRöhrenstöpselei zunichte zu machen! Zu-mal beide Vorstufen über ein Feature ver-fügen, auf das unverständlicherweise wohlnoch kein anderer Hersteller im Zusam-menhang mit Röhren gekommen ist: Ge-meint sind die Betriebsstundenzähler inäußerer Gestalt von Feinsicherungen, diefolglich mit dem Röhrensatz ausgewech-selt werden. Man wartet also nicht ab, bissich eine Röhre verabschiedet, sonderntauscht nach festgelegten 5000 Betriebs-stunden aus.

Okay: Kommen wir zu einem weiterenHighlight von Nagra, einem Vorverstärker,der regelmäßigen image hifi-Lesern viel-leicht nicht unbekannt sein dürfte. DerPL-P wurde bereits in Heft 2/1998 be-schrieben, ging mittlerweile freilich durcheinige Revisionen, hat sich im Kern abernicht geändert. Warum auch, möchte manfragen, vermochte die kleine Maschinedoch schon damals audiophile Maßstäbezu setzen. Und die begannen nicht nurbeim Klang, sondern bei der Technik: Ak-kubetrieb lautet dazu das viel beschworeneSchlagwort. Das heißt: Netzspannungsun-abhängig beliefern zwei Stangen mitNickel-Cadmium-Zellen den Vorverstär-ker mit reinster Gleichspannung, nachge-laden – oder besser: organisiert – von ei-nem externen Netzteilkästchen. ClevereElektronik kümmert sich um den Ladezu-stand der bisweilen kapriziösen Zellen,von denen beispielsweise ModellbauerAuf dem Gehäusedeckel ist die Schaltungsstruktur des PL-P zu sehen

Der Phono-Eingang des PL-P akzeptiert MM- und MC-Tonabnehmer

Im Gegensatz zum PL-L bietet der PL-P keinen symmetrischen Ausgang an

Page 8: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

1/2003 image hifi 9

wissen, dass Einflüsse wie Lagerung, maxi-maler Ladestrom und Memory-Effekt zubeachten sind. Den Nagra-Besitzer küm-mern solche Kleinigkeiten nicht, weiß erdoch, dass sich sein Vorverstärker drumkümmert. Ihn interessiert nur, dass derPL-P via Akku viele Stunden lang pro-blemlos läuft, im Ernstfall bei leeren Ak-kus von selbst abschaltet und die Akkusoptimal pflegt. Doch wo, so fragen sichtechnisch Interessierte, kommt eigentlichdie Anodenspannung für die Röhren her?

Genau: Die liegt nämlich weit überdem, was Nickel-Cadmium-Zellen zu lie-fern imstande sind, außer man schaltet ei-nen Riesenstapel der Zellen hintereinan-der. Sowas wurde auch schon gesichtet, istallerdings wenig elegant. Des Rätsels Lö-

sung befindet sich in einem streng abge-schirmten Kästchen gleich hinter demBatteriefach des PL-P und heißt streng ge-nommen DC/DC-Konverter. Ein solchesSchaltnetzteil – oder auch „Gleichstrom-wandler“ – dürfte jedem geläufig sein, deraus seiner Zwölf-Volt-Autobatterie schonmal 230 Volt „saugen“ wollte, ein Problem,das sich mittlerweile durch ein Zusatz-gerätchen aus dem Baumarkt lösen lässt.Aber mittlerweile sind Schaltnetzteile,wenngleich nicht aus Akkus, sonderndirekt aus dem Netz angesteuert, ja auchHiFi-technisch bekanntermaßen salonfä-hig und sowohl in Vorstufen als auch inEndverstärkern anzutreffen. Dennoch istes nach wie vor nicht ganz so einfach, auseinem mit hoher Frequenz getaktetenDC/DC-Wandler schließlich reine, super-saubere Gleichspannung zu gewinnen,stellt ja gerade eine Phonostufe in dieserHinsicht höchste Ansprüche. Darüberhinaus sollte die Schaltfrequenz nicht denRest des Vorverstärkers in Form von hoch-frequenter Einstreuung „verseuchen“. Umdie geringe (Gleich-)Spannung der Akkusmithilfe eines winzig kleinen Trafos hoch-transformieren zu können, muss also zu-erst Wechselspannung hoher Frequenz er-zeugt werden, was mittels schneller Schalt-transistoren geschieht; ein Vorgang, denman sich durchaus als „Zerhacken“ derGleichspannung vorstellen darf. Anschlie-ßend genügt aufgrund der hohen Schalt-frequenz ein winziger Ferritkern-Trafozum Hinauftransformieren der Wechsel-spannung, die dann gleichgerichtet, ge-glättet und natürlich elektronisch stabili-siert wird.

Zwischendurch ein Wort zu den schonerwähnten Bedienungsanleitungen: Diedes Vorverstärkers geht auch ausführlichstauf die Themen Netzanschluss, Schutzlei-

Beide Monos besitzen zusätzliche Mas-seanschlüsse in Form einer Polklemme

ter, Steckerleiste sowie Phonokabel plusErdungsleitung ein. Befolgt man die Re-geln sklavisch, dankt es die Kette mit ab-solut brummfreiem Betrieb auch via MC-Abtaster. Die akzeptiert der PL-P mithilfeeingebauter Übertragerkapseln, wobei Ver-stärkungsfaktor und Lastimpedanz in wei-ten Grenzen einstellbar sind. Möglich istsogar der Anschluss eines MM-Tonabneh-mers via Übertrager, falls man den Phono-Eingang anders nicht brummfrei hinbe-kommt. Normaler, also direkter Kontaktzu MM-Tonabnehmern ist natürlich eben-falls möglich, wobei winzige Brücken-stecker auch kapazitive Zusatzlasten erlau-ben. Ebenfalls zur umfangreichen Phono-Ausstattung zählt ein schaltbares Subso-nic-Filter von minus drei Dezibel bei 30Hertz. Was einigen Röhrenfreaks wenigergefallen dürfte, ist der Umstand, dass diePhonostufe nur dann in Betrieb genom-men wird, wenn auch der Phono-Eingangangewählt ist, ein klares Vernunftbekennt-nis zur Röhrenschonung. Mit anderenWorten: Solange nur Line läuft, sind diebeiden in der Phonostufe eingesetztenDoppeltrioden vom Typ ECC83 undECC81 völlig ausgeschaltet. Eine Warm-laufphase von zehn Minuten sollte freilichals akzeptabel gelten.

Dass die beiden Stereokanäle der Line-Stufe auf insgesamt sechs Doppeltrioden –wieder kommen ECC83 und ECC81 zumEinsatz –, aufbauen, zeugt von alles ande-rem als übertriebenem Purismus. So wirdoffenkundig eine eigene Bufferstufe einge-setzt, um Phonoverstärker und Hochpe-geleingänge von der variablen Lastimpe-danz des Pegelreglers zu entlasten. Wer esganz genau nimmt, kann die Empfindlich-keit der Hochpegeleingänge exakt auf diein Dezibel geeichte Skala des Lautstär-kepotis abstimmen, was mithilfe des

Page 9: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

Test Röhrenverstärker

10 image hifi 1/2003

berühmten Modulometers einfach zu be-werkstelligen ist. Dann residieren nochzwei kleine Ringkern-Übertrager auf derkompakten, eng ausgelegten und sogar fe-dernd gelagerten Platine: Sie dienenschlicht der Anpassung des Signals an denKopfhörerausgang. Die schon etwas kom-plexere Line-Stufe erlaubt es auch, zwei

„Input Level“-Regler zum Einsatz zu brin-gen: Die zwei via Mechanik bequem kop-pelbaren Potis dienen nicht nur als Ba-lance-Regler, sondern stellen sicher, dassunabhängig von Eingangsempfindlichkeitder Endstufe und Wirkungsgrad des Laut-sprechers der Master-Pegelregler im opti-malen Bereich einstellbar und somit derbestmögliche Geräuschspannungsabstanderreichbar ist. Noch ein paar Worte zumModulometer: Dieses mit zwei Zeigern fürbeide Kanäle ausgestattete Instrument istmitnichten mit einem gewöhnlichen VU-Meter zu verwechseln.Vielmehr handelt essich um ein höchst präzises, teures Zeiger-instrument höchster Auflösung, das unab-hängig von der Signalform genaue Mes-sungen ermöglicht. Es dient der Eichungdes Vorverstärkers bezogen auf 1,0 Volt amTape-Ausgang, entsprechend der Null-De-zibel-Anzeige des Instruments. Und soganz nebenbei zeigt das beleuchtete In-strument auch den Batteriestand an.

Ähnliche Möglichkeiten bietet dasModulometer auch in der „kleineren“ Vor-stufe PL-L. Wer auf Phono keinen gestei-gerten Wert legt, kommt hier in den Ge-nuss eines reinen Hochpegelgerätes, daszwar nicht mit Akkus ausgestattet ist,dafür aber über ein Schaltnetzteil, symme-trische Ausgänge und eine bequeme Fern-bedienung verfügt. Und da – übrigens ge-nauso wie beim PL-P – die gesamte Quel-lenwahl per Relais stattfindet, ist es keinegroße Kunst, auch hier das schwere Metall-Handset zum Zuge kommen zu lassen.Den eigentlichen Verstärkungsjob über-nehmen zwei Doppeltrioden vom TypECC83 sowie eine ECC81, wobei aus-gangsseitig zwei Optionen zur Verfügungstehen: Ein direkt gekoppelter unsymme-trischer Ausgang sowie ein per Ringkern-Ausgangsübertrager angesteuerter sym-

metrischer Ausgang. Alle drei zum Einsatzkommenden Röhren werden bei Nagrazwölf Stunden lang eingebrannt und, sodie Angabe, jeweils 400 (!) Messungen un-terzogen. Und es liege, so die Schweizer, inder Verantwortung des Besitzers, andereals von Nagra zugelieferte Glaskolben ein-zusetzen ...

Genug geschwätzt, werden Sie jetztlangsam sagen – wie klingt’s denn nun ei-gentlich? Okay, okay. Eines vorneweg: Ichkann mich des Eindrucks nicht erwehren,dass der PL-P 2002 ein Stückchen besser istals der PL-P von Anfang 1998. Damit wiruns richtig verstehen: Der PL-P damalswar traumhaft gut. Aber: Mir persönlichschien das Ding ein bisschen auf der ex-trem sachlichen, leicht analytischen Seitezu hängen. Geschmackssache, zugegeben.Na gut: Nun sieht es ganz so aus, als wäredem nicht mehr so. Der Neue spielt schein-bar beschwingter, emotionaler, zugängli-cher. Womit für mich der letzte kleine Vor-behalt beseitigt ist. Kurz und bündig: eineTraum-Röhre! Gefragt ist freilich eher dasTeamwork mit den beiden Prachtstückenvon 845er-Monos. Ich kann mir nämlichkaum vorstellen, dass jemand, der schondazu fähig war, sein Konto um den Vorver-stärker zu erleichtern, hinterher das Klein-geld für die Endstufen nicht mehr zu-sammenscharren könnte. Um es mal sa-lopp auszudrücken. Obwohl irgendwelcheKombinationen mit anderen Verstärkerndurchaus denkbar, technisch natürlichmachbar wären. Aber hätte das Stil? Naalso.

Wir reden jetzt also über den Klang derKombi PL-P und VPA. Wobei ich dieTieftonreproduktion ja schon kurz er-wähnt habe. Die ist gut. Nein – die istexemplarisch gut, ach was, vorbildlich,einzigartig, ungeheuer oder ... Machen

Von Nagra ausgemessen: Treiberröhre

Kindersicherung: Röhrenschutz

Page 10: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

1/2003 image hifi 11

wir’s kurz: ich habe von einer Röhre nochniemals etwas Besseres gehört. Und vonden Super-Transistoren, die mir geläufigsind, auch nicht (wobei ich übrigens derMeinung bin, dass sich Halbleiter ohnehinnicht zum Musik hören eignen). Wir dür-fen für diesen höchst erstaunlichen Um-stand gerne in erster Linie die VPAs ver-antwortlich machen, falls wir zudem das30-Hertz-Filter der Vorstufe stillgelegt ha-ben. Mir kommt es jedenfalls so vor, alswären die 50 Push-Pull-Triodenwatt derVPA imstande, ein paar Dinge anzustellen,die neue Horizonte eröffnen. Das untereFrequenzlimit ist dort zu spüren, woRöhren plus Übertrager normalerweisenix mehr zu melden haben. Dazu ist dasGanze staubtrocken, bis ins feinste Detailkonturiert, ohne jede Dröhntendenz undderart mit Power aufgeladen, dass einemdie arme Box leid tut. Außerdem hat derBass Farbe, schwingt hundertprozentigpräzise selbst bei kleinsten Pegeln und legtsich selbst dann keine zu sehr abgerunde-ten Kanten zu, wenn’s derb und drall in dieVollen geht. Dem Thema noch mehr hin-zuzufügen ist müßig. Und diese zweifellosamtliche Performance wird nur der beein-trächtigen, der einen halben Kurzschlussan die Klemmen hängt – selber schuld.

Nachdem sich eine Spur Biestigkeitseitens der Vorstufe in Luft aufgelöst hat,den Monos nicht von einer bösen Gegen-kopplung die Luft abgedrückt wird unddie Phonogeschichte via Übertrager abso-lut fein funktioniert, macht die Kombiauch ansonsten Nägel mit Köpfen. Sie ver-eint die zarte Emotionalität der Leistungs-trioden mit dem notfalls herb zupacken-den Charme eines dicken alten V8-Mo-tors. Und was da so mühelos kommt, alsgelte es, mit Wattebällchen zu schmeißen,hat jene spezielle Art von Autorität, die ich

zum ersten und letzten Mal von einerRohe-Gewalt-Röhre namens Carver SilverSeven gehört habe. Mit dem entscheiden-den Unterschied, dass die Nagras sich da-bei holografisch-gespenstischer Darstel-lung befleißigen, die Klangfarben in ba-rocker Manier beherzigen und das Ganzemit einer präsenten, nach vorne geholtenReproduktion begleiten. Nix da mit derdiffus weit nach hinten gestellten Abbil-dung, die so gerne mit „Räumlichkeit“verwechselt wird – hier beginnen Klang-körper vor der Lautsprecherebene, dehnensich anforderungsgemäß weit aus und las-sen stets imaginären Raum mit spürbarerPräsenz auf den Zuhörer wirken. Was an-fangs vorschnell als zu künstliche, zu haut-nahe Präsentation missverstanden werdenkönnte, klärt sich spätestens dann auf,wenn sich das Klanggeschehen auch vonder Stereobasis löst, weit nach links, rechtsoder hinten auswandert, sich dort greifbarmanifestiert.

Der Unterschied zwischen dieser Per-formance und einem sehr guten Versuch –wie er auch nicht alle Tage und nur vonganz wenigen Röhren zu hören ist –, be-steht letztlich in dem Eindruck, wie glaub-haft, wie energiegeladen denn nun einKlangkörper vor den Zuhörer transpor-tiert wird. Ich behaupte jetzt mal dreist,dass die Nagra-Kombi diesbezüglich nurein oder zwei ernsthafte Konkurrenten hat,bei einigen Parametern sogar einsam aufdem Treppchen steht. Das mag jetzt nachSensationsmache riechen, ist aber erklär-bar. Zumindest für mich, weiß ich doch,dass ein paar wenige Trioden-Eintakter ansich keinen Deut schlechter wären, abervon sehr viel weniger Leistung zehren, einFaktum, welches letztlich nicht mehr wett-zumachen ist. Die schiere Gewalt dieser 50Triodenwatt aber auch noch mit Raffinesse

und Leichtfüßigkeit, einer stets spielerisch-leichten Gangart und perfektem Timing zuverbinden, ist schon einzigartig. Wobei ichnicht sicher bin, in welchem der beidenSpielpartner – PL-P oder VPA – sich dennnun die meisten Pluspunkte vereinigen.Das Gefühl sagt: Es sind die Monos, dochauch die profitieren ja nur von einem Zu-lieferer, dem man bescheinigen muss, trotzeines nicht aufs Rudimentäre verkürztenSignalwegs immer den richtigen Ton zutreffen. Mag sein, dass die beiden Endstu-fen einer eher sachlich-präzise definiertenArbeitsweise noch Glanzlichter aufsetzen,den inneren Zusammenhalt garantieren,aber auch keine Spitzen nehmen, notwen-dige Analytik sauber durchreichen. Ver-rundungs-Tricks im Frequenzgang sind esjedenfalls nicht, die hier bewirken, dass dieKombi nicht die geringste Spur von Ner-vigkeit aufkommen lässt, dennoch fallserforderlich mit gläserner – und eiserner –Härte zulangt.

Dass die brandneuen Geräte Ein-brennzeit benötigen, bestätigt sogar Na-gra. Die Schweizer veranschlagen 250 bis300 Stunden, bis volle Form erreicht ist,ein Wert, der von mir zugegebenermaßennicht erreicht wurde. Falls da noch mehrdrin sein sollte – erstaunlich. Und dass dieNebengeräusche angesichts vorbildlicherStörspannungsabstände weit vom Zuhö-rer weggerückt sind, macht sich gerade imPhonobetrieb äußerst positiv bemerkbar:Der Hintergrund ist von tiefer Schwärze,weshalb feinste Details unbeeinträchtigtdurchgereicht werden. Die Stille, hieß eseinmal, ist stärker als der Sturm, ein Um-stand, den diese Amps phänomenal be-stätigen. Und obwohl Power satt zur freienDisposition steht, macht es viel mehrSpaß, leise zu hören, der, ja, Gediegenheitder Kombi zu lauschen, die sich gewiß

Page 11: Test Röhrenverstärker - gaudios.eu · Test Röhrenverstärker 4 image hifi 1/2003 L assen Sie mich diesmal vorab ein wenig Klartext reden. Das heißt, wir reden jetzt mal über

Test Röhrenverstärker

12 image hifi 1/2003

nicht im grobdynamischen Pflichtenheftfindet.

Spektakuläre Übungen absolvieren PL-P und VPAs ohnehin mit jener Bravour, dieangesichts von Kosten und Aufwand ei-gentlich selbstverständlich sein sollte. VonZimmerlautstärke gefesselt zu sein isthöchst selten, selbst an einem Lautsprecher,der die Modulometer der Monos kaumzum Zucken bringt. Abgesehen von den 96Dezibel Wirkungsgrad meiner Rondo, diefolglich von den beiden 845ern pro Kanalkaum bemerkt werden dürfte, konstatiertNagra frohgemut, dass weit schwierigereLasten einkalkuliert wurden. Trotzdem: DieVPA mit totalen Stromsäufern zu würgen,hieße, Perlen vor die Säue zu werfen.

Mein Tipp: andersrum denken. Nichtdaran, welche obskure Box man mit den50 Watt gerade noch betreiben könnte.Sondern daran, wie man den Monos dasLeben trotz ihrer zweifellos vorhandenenLeistung so leicht wie möglich machenkönnte. Das Ergebnis, da bin ich mir tod-sicher, wird faszinierend sein. Bevor ich’svergesse: Der PL-L steht seinem großenBruder klanglich in nichts nach! Die hieroptional erhältlichen Ausgangsübertragerfür symmetrische Ansteuerung der VPAsind allerdings Pflicht – meine Bemerkungüber den symmetrischen Betrieb beiRöhren muss ich in diesem Fall zurück-nehmen. Aber was stört mich mein Ge-schwätz von gestern: Die Kombi PL-L/VPA geht symmetrisch verbundenschlicht besser, bietet im Hochpegelbe-trieb obendrein sagenhafte Rauschfreiheitund verdient – so viel sollte klar sein –einen Top-CD-Player vorneweg. Oder,wenn Sie mich fragen, einen ganz, ganzfeinen Analog-UKW-Tuner, solange esdiese Option überhaupt noch gibt.

image x-traktDie wenigen Glücklichen, die sich die-

ses Vergnügen leisten können, sind wirk-lich zu beneiden. Und hoffentlich handeltes sich bei ihnen um echte Klang-Gour-mets, die das Gebotene auch zu würdigenwissen. Zum Angeben sind diese Röhren-verstärker nämlich viel zu schade, übri-gens auch dafür, ständig dieselben spek-takulär-doofen Testscheiben durchzunu-deln. Vielleicht sollten die Schweizer malüber Leasingverfahren nachdenken? Oderwie wäre es mit einer 0,75-Prozent-Finan-zierung? Oder könnte man vielleicht dennächsten Bausparer ... ●

Komponenten der Testanlage

Laufwerk: Platine VerdierTonarme: Ortofon 309, SME 3012Tonabnehmer: Ortofon SPU,

Koetsu Black, Denon DL103MC-Übertrager: Ortofon, A 23,

Analog Tube AudioVorverstärker: Shindo Allegro

und AuriègesCD-Player: Sony PSoneEndverstärker: Shindo Palmer, Welter EbIIILautsprecher: Auditorium 23 Rondo,

Triangle Titus XSKabel: Auditorium 23, HMS,

Ortofon, Sun Wire PhonoZubehör: „Die Bank“ und Niederfrequenz-

dämpfer D172 von Schreinerei Norbert Gütte, Netzfilter Einstein

The Mains, Sun Leiste, Weizenbier Weißer Hase

image infos

Röhren-Vorverstärker Nagra PL-PRöhrenbestückung: ......5 x ECC83, 3 x ECC81Eingänge: .........................1 x Phono MM/MC, ..................................3 x Hochpegel, 1 x TapeEingangsimpedanz:...Phono 0,1 bis 47 kOhm,.....................................Hochpegel 100 kOhmAusgänge:.....................2 x Line Out, 1 x TapeAusgangsimpedanz: ...........................60 OhmMaße (B/H/T): ...............................31/8/25 cmGewicht: ................................................4,5 kgPreis: ............................................11250 Euro

Röhren-Endverstärker Nagra VPALeistung (4/8 Ohm): ...........................50 WattRöhrenbestückung: .....................1 x E182CC,.........................................1 x ECC83, 2 x 845Eingänge:.............................1 x symmetrisch, .........................................1 x unsymmetrischEingangsimpedanz: ........................100 kOhmEingangsempfindlichkeit:....................0,5 VoltAusgänge: ..............Lautsprecher 4/8/16 OhmMaße (B/H/T): .............................11/37/33 cmGewicht: ..............................................13,5 kgPaarpreis: .....................................14680 EuroGarantie: ........................................24 Monate

image kontakt

GaudiosBrandhofstraße 11A-8010 GrazTelefon 0043 (0) 316 33 71 75


Recommended