+ All Categories
Home > Documents > [Teil A]. E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia || Ernte und Ertrag des Kautschuks

[Teil A]. E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia || Ernte und Ertrag des Kautschuks

Date post: 20-Jan-2017
Category:
Upload: truongnhi
View: 213 times
Download: 1 times
Share this document with a friend
12
Ernte und Ertrag des Kautschuks Source: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 5, Nr. 41, [Teil A]. E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia (Jan. 25, 1908), pp. 27-37 Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3994213 . Accessed: 16/06/2014 04:36 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
Transcript

Ernte und Ertrag des KautschuksSource: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 5, Nr. 41, [TeilA]. E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia (Jan. 25, 1908), pp. 27-37Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-DahlemStable URL: http://www.jstor.org/stable/3994213 .

Accessed: 16/06/2014 04:36

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem is collaborating with JSTOR to digitize,preserve and extend access to Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

- 27 -

Arten, wenn auch etwas unklar, behandelt und die Varietit von Piauhy hervorgehoben 1).

In der Catinga und dem anliegenden Gebiet kommen auch baum- artige Manihot Arten, die keinen Kautschuk liefern und die ,,Mani9oba brava" genannt werden, vor. Zwei solcher Arten habe ich als Manihot maracasensts und M. Catingae2) ebenfalls beschrieben. Die in der Arbeit von A. Zimmermann Seite 230 gegebene Sehilderung der Varietat III stimmt sehr mit Manihot maracasensis Ule ilberein.

Jedenfalls herrscht nach allen diesen frtiheren Angaben eine groBe Verwirrung unter den Kautschuk-Manihot, die natlir- lich auch die richtige Behandlung und Berlicksichtigung der- selben sebr erschwerte.

V. Ernte und Ertrag des Kautschuks. In ganz Brasilien ist die Kautschukgewinnung eine primitive, und

dies trifft ganz besonders fMr Bahia zu. Am wenigsten entwickelt ist wohl die Methode der Kautschukproduktion bei Hancornia speciosa, der Mangabeira der Brasilianer. Das zerstreute Vorkommen dieser Bliume in den Steppen, die meist entfernt von den Wohnpl'atzen liegen, seblieBt eine rationelle Ausbeutung aus. So iiberlaBt man denn herumziehenden Leuten gegen ein Entgelt die Gewinnung dieses immerhin wertvollen Produktes. Oft kommen auch Leute ohne besondere Erlaubnis, zapfen die Biiume an und verkaufen den gewonnenen Kautschlk. In diesen weiten und offenen Gebieten ist das Eindringen fremder Personen, welche die Hancornia-BRume ausnutzen, schwierig zu verhindern, wenn dieselben auch als Diebe verfolgt werden.

Wohl schon vor 50 Jabren hat man im Innern von Brasilien be- gonnen, den Kautschtuk von Hancornia zu gewinnen, doch ist im Anfang die Produktion bei dem niedrigen Preise damaliger Zeit nur eine geringe gewesen. Erst vor etwa 30 Jahren hat in Bahia der Handel mit Kautschuk einen gr'oBeren Aufschwung genommen, besonders weil er auch aus den Nachbarstaaten vielfach seinen Weg uber den Rio Sao Francisco und Joazeiro nabm.

Die Leute, welche sich mit der Gewinnung des Kantschuks be- schiiftigen, werden Borrageiros genanut. Sie fUhren eine Art Nomaden-

1) ,D'apres le temoignage de M. de Dr. Cruz, les caracteres de la variete de la Pianhy, - consideree comme la meilleure de Ceara, -"

2) Sollen demnuichst in Englees Botan. Jahrb. oder Fedde's Repertorium publiziert werden.

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

28

leben und errichten an Stellen, wo sie ein Arbeitsfeld finden, sebr primitive Hiitten, indem einige Stangen mit Palmenstrob gedeckt werden. flier verbergen sie ibre notwendigsten Werkzeuge, Geritschaften, Lebens- mittel und zuweilen auch Sehliuche oder Fusser mit Wasser.

Die Borrageiros ziehen nun aus, suchen die Mangabeirabiaume auf und fuiibren am Stamm und den Asten derselben mit einem meist an der Spitze gekrummten Messer einen Schnitt von oben nach unten in Schlangenlinie aus. Auf diese Weise wird der Baum bis auf den Splint geritzt, und bei weniger Sorgfalt oft auch das Holz mit verletzt.

Ist der Schnitt geschickt ausgeftihrt, so luft die gesamte Kautschuk- milch in einer einzigen Rinne nach unten und wird dort in einem kleinen, in die Rinde gedrUckten Bleclbecher aufgefangen.

An anderen Blaumen, die entweder recht krumm sind oder weniger gut geschnitten werden, muB man auch mehr Blechbecher anbringen. Die sich ansammelnde Milch wird darauf in Flasehen oder Blechkannen gesammelt und in der Hiitte zum Gerinnen gebracht. Vielfach wird die Kautschukmilch auf flache GeffBe ausgegossen und dann entweder erwiirmt oder mit gestoBenem Alaun vermischt, sodaB sie bald dick wird und durch etwas Kneten zu einem meist breitgedruckten Klumpen verarbeitet werden kann. Die Methode des Erwirmens ist der letzt- genannten vorzuziehen.

Diese allgemein iibliche Art der Kautschukgewinnung hat ent- schieden ihre groBen Naclteile. Besonders scheidigt das gewaltsame Aufritzen des Stammes und der Aste, das vielfach noch unsorgfiiltig ausgefuhrt wird, erlheblich die Kraft des Baumes, wiahrend ihm die Entziehung der Milch keinen Nachteil bringt. Dies ist auch der Grund, weshalb nach mehrmaligem Anzapfen die Kautschukproduktion nachliet. Allerdings besitzt Hancornia secios8a eine grol3e Lebenszithigkeit und erhbult sich verstUmmelt noch viele Jahre lang. Nach und nach ver- trocknen jedoch einzelne Aste, bis diese sich vermehren und der Baum endlich abstirbt, namentlicb, wenn die ublichen SteppenbrUnde ibm den Rest geben.

Gewill ist die Methode des Anzapfens im Schlangenschnitt dem Baume nicht zutriglich, aber er wiirde immerhin langer widerstehen kUnnen, wenn sie mit Sorgfalt und nicht ifter als dreimal im Jabre angeweudet wtirde. Aber da es unmiglich ist, die Borrageiros zu Uiber- wachen, so kann man dieselben auch nicht hindern, daB sie die Blume rllcksichtslos belandeln, um so viel Kautschuk wie miglich herauszuziehen.

In neuerer Zeit wird vielfach noch eine besonders nachteilige Methode angewendet, indem man um den Stamm der Mangabeira den Boden ausgrabt und dieselbe dieht tiber der Wurzel anschneidet. Der so gewonnene Kautschuk soll von besonders guter Besehaffenheit sein.

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

- 29

Es ist aber das Anzapfen an der Wurzel aus dem Grunde schudlich, weil in der Regel die ausgegrabene Erde nicht wieder in die Locher gefdllt wird und der Wurzelhals entbloBt bleibt. Man mun bedenken, daB Hancornia als einzeln stehender Steppenbaum wohl gegen alle Un- bilden des Bodens und Klimas ausgerllstet ist, aber gerade dann am meisten leidet, wenn der sie schlitzende Rindenmantel verletzt wird.

In der Tat war es in friiheren Zeiten in guten Gebieten mUglich, daB ein Mann an einem Tage 6-8 Kilo produzierte, jetzt ist er oft mit einem Kilo znfrieden.

Hat emn Borrageiro in einem Distrikt die meisten ertragsfiihigen Bliume angezapft, so verlgiBt er seine Hitte und siedelt sich an einer anderen Stelle an. Der gewonnene Kautschuk wird an dort ansa'ssige Kaufleute oder auch an herumziehende Hiindler verkauft. Dieser Kautschuk enthailt sehr viel Wasser und wird vielfach mit anderen Stoffen, wie der Milch von Plumeria drastica Mart., verfilscht, daher steht er niedrig im Preise.

Gut prilparierter Mangabeira-Kautschuk hat eine groBe Elastizitlt, die diejenige des Manigoba-Kantschuks llbertrifft.

In den versehiedenen Staaten von Brasilien ist die Produktion des Mangabeira-Kautschuks nach Beginn eines intensiven Betriebes gestiegen, um dann in Folge des Raubbaues bald wieder zu fallen.

Da eine groBere Produktion in den Gegenden sich auf versohiedene Jahre verteilt, so hat die Gesamtproduktion von diesem Kautschuk nie 1000 Tonnen im Jahre tiberstiegen, und geht langsam, trotz des Auf- schlielens neuer Gebiete, zuruick. Hancornia 8eciosa geht wie so manche andere Kautschukpflanze einer langsamen Vernichtung entgegen. Der Kautschuk dieser Pflanze wird, wie es schon bei vielen afrikanisehen Sorten sich ereignet hat, gleichfalls mit der Zeit vom Weltmarkt ver- schwinden.

Fast ebenso alt wie die Kantschukgewinnung der Hancornia ist die der zuerst bekannten Manigoba, nimlich Manihot Glaziovii, welehe schon in den siebziger Jahren auf einen Gesamtexport von 1000 Tonnen ge- schiitzt wurde.

Wohl ist diese Kautschukpflanze auci ftir die Kultur sehr ver- breitet worden, aber die Produktion aus den wilden Bestinden nahm allmahblich ab. In den letzten Dezenien sind nun neue Manigoba-Distrikte ersellossen worden, welche die Produktion dieser Kautschuksorte wieder erheblicb steigerten, ohne daB man recht wuBte, daB hieran andere Manihot- Arten beteiligt waren.

Vor etwa 12 Jahren haben Kautschuksammler aus dem Norden in Piauhy und am Rio Silo Francisco Manihot-Besttinde entdeekt, die einen brauchbaren Kautschuk lieferten. Etwa secbs Jahre spXter hat auch

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

- 30 -

ein Ingenieur im SUidosten Bahias eine andere Kautschuk-Manihot fest- gestellt. Man nannte alle diese Pflanzen Manigoba und hielt sie hbchstens ftr Varietlten von Manihot Glaziovii. Wurde im Anfang dieser Kaut- schuk nur im kleinen gewonnen, so dehnte sich splter die Produktion immer mehr aus, und zusehends stieg infolgedessen die Kautschuk-Aus- fuhr des Staates Bahia.

Wir haben die zuerst aufgefundenen Manihot-Arten als Manihot heptaphylla und M. piauhyen8is und die spHiter ausgebeutete als M. dicho- toma schon kennen gelernt.

In der Erutemethode des Kautschuks lihnelt die von Manihot dichotoma am meisten der von Hancornia peciosa.

Da sich die Bestqude dieser Manigoba im Catingawalde oft nither dem Wohnorte befinden und diclter stehen, so werden besondere Arbeiter- htitten nur in entfernteren Gebieten errichtet. Der Borrageiro zieht meist des Morgens aus und ritzt wie bei der Mangabeira die stitrkeren BAumcben mit einem an der Spitze gekrtimmten oder abgestutzten Messer in Form einer Schlangenlinie. Zuweilen bringt man dem Kaut- schukbaume auch einen senkrechten Schnitt, oft mit einigen Seiten- schiitten, einer Art Gritenschnitt, bei.

UJten wird ein Blechbecher in die Rinde gedrtuckt, der die Milch auffiingt. Sobald nun diese Milch in Gefia'Ben gesammelt ist, beginnt sie schon zu gerinnen und wird mit der Hand in Ballen geformt, die meist in Walzen gepreBt und dann gut getrocknet werden.

Diese Kautschukgewinnnng wird von den Bewohnern der benach- barten Ortschaften oder angeworbenen Leuten ausgefiUhrt und auf so- genaDnten devoluten L'andereien, welche der Regierung gehUren, liegen diesem Erwerbszweige herumziehende Sammler ob.

Bei sorgtfltiger Ausfiihrung des Schnittes vernarben die Wunden nach einiger Zeit, und der Banm kann von neuem angezapft werden, so daB von einem Baume dreimat uud unter glinstigen UmstUnden bis zebn- mal im Jahre Kautschuk geerntet werden kann.

Leider werden diese Biaume von Manihot dichotoma oft mit un- geeigneten Werkzeugen und in wenig sorgfitltiger Weise angeschnitten, sodaB das Holz blof3gelegt wird. Sehr schnell tritt dann Stammfnaulais eim, und der Baum stirbt ab.

In der Umgebung von Tambury sielt man schon sehr viele kriinkelnde und abgestorbene Manigoba-Baiume, und die Kautschukgewinnung wird vermutlich in wenigen Jabren sebr zurtlckgehen. Sehr schnell werden die wilden Bestitnde von Manihot dichotoma aufhtoren, als Kautschuk- produzenten eine Bedeutung zu baben.

Die Kautschukmenge, welche ein Mann tiiglich sammelt und be- reitet, betrlgt ein bis mehrere Kilo. Der Jahresertrag ist schwer zu

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

31

berechnen, weil die wenigsten Borrageiros sich dauernd mit der Kanut- schukgewinnung besebhaftigen, obwohl die Biaume fast das ganze Jahr hindurch Milch geben.

In der Methode der Kautschukgewinnung stimmen die zwei anderen Arten Manihot heptaphylla und M. piauhyenws miteinander fast uberein, weichen aber erheblich von der vorlhergehenden ab. Man hat hier ge- funden, daB der klirzere Stamm und die wohl auch etwas hirtere Rinde nicht recht zum Anritzen geeignet sind, und so behandelt auch wenig Milel geben, dagegen hat sich das Anzapfen unmittelbar liber der Wurzel als sehr ergiebig erwiesen.

Zu diesem Zwecke wird an der einen Seite, am Grunde des Stammes, eine Vertiefung durch Herausnehmen der Erde angebracbt und tiber derselben, also etwa am Wurzelbals, der Manigobabaum mit einem an der Spitze gerundeten oder gekrUlmmten Messer geritzt. Die Kautsehuk- milch flieBt nun in das gegrabene Loch und gerinnt daselbst, worauf sie nach ein bis zwei Tagen von dem Kautschuksammler gesammelt wird. Da der so gewonnene Kautschuk sebr von Sand verunreinigt wird, bedeckt man den Grund des Loebes hbaufig mit einer dUnnen Schicht Lehm; wozu sich besonders solcier von Termitenbitgeln eignet. Kalkhaltiger Boden muB vermieden werden, weil er die Baiume bald totet. Dieser Lebm lUBt sich dann leicht aus den kleinen Kautschuk- fladen berauswaschen, und man erhiilt so ein ziemlich reines Produkt.

Der gewonnene Kautschuk muB eine Zeitlang an der Luft getrocknet werden, ebe er in Slacke verpackt und verschickt werden kann. Das Gewicht von solchen Kautsciukfladen, also vom Ergebuis einer ein- maligen Anzapfung, schwankt zwischen 10 und 100 Gramm, doch kann es auch bedeutend hUher werden. Ich selbst habe Kautscbukstticke bis zu 150 Gramm gesehen, es sollen aber auch solche bis zu einem Kilo vorkommen.

Die Manigobabiaume werden immer an derselben Stelle geritzt und vertragen diese Anzapfungsmethode sebr gut. Es wird der Kautschuk- ertrag eines guten Baumes auf 5 Kilo berechnet1).

In Piaulhy hat man die Kautscbukgewinnung der Manigoba der am Amazonenstrom ublichen Methode bei Hevea bra&ilienai MUll. Arg. an- gepait und nennt dort auch die sich damit beschbftigenden Leute Seringueiros. Auch hier legt man sogenannte Estradas (primitive Pfade) an. Es wird durch Niedersehlagen von hinderndem Gestrtipp eine be- queme DurchgaDgslinie durch das GebUsch freigelegt, welche, wenn moglich, in einem Bogen zum Ausgangspunkte fuhrt, und an welcier

1) Solche Ertrage gehbren natiirlich zu den gr5Bten Ausnahmen und diirfen niemals als die Regel angegeben werden.

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

32 -

rechts und links die erforderliche Anzahl Manigobabiaume, das sind etwa 300-1000, stehen mtlssen. Ein Seringueiro zapft ungefihr pro Tag 200 Bitume an und richtet es so ein, daB jeder Baum nicbt ofter als zweimal in der Woche an die Reihe kommt.

Nach einem Einblick in die Biicher der Kautschukreviere der Serra da Lagoa und Serra Nova schafft ein Arbeiter pro Tag 1-3 Kilo und in der Woche im Durchschnitt 10 Kilo, wiahrend ganz fleiBige tiber 20 Kilo zusammenbringen. Es muB hervorgehoben werden, daB die wenigsten Seringueiros bestlindig arbeiten; die meisten setzen oft Wochen oder gar Monate mit der Arbeit aus.

Diese Ertriige von Manigoba-Kautschuk erreichen die von den Seringaes des Amazonenstromes im allgemeinen nicht; dafUlr sind sie aber auch mit bedeutend weniger Unkosten verbunden. Sowohl in Piauby als in Bahia sind die Lebensmittel weit wohlfeiler als im Ge- biet des Amazonenstromes, wo sie oft bis zu einer bedeutenden Hbhe steigen.

In Piauby und Bahia liegen die Kautschukbestainde in den Ge- birgen, meist weiter entfernt von den Ortschaften. Desbalb errichten dort die Seringueiros besondere Ranchos, primitive Unterkunftshiitten, in denen sie allein oder mit ihrer Familie whlirend der Erntezeit des Kautscbuks wohnen. Nabrungsmittel und vielfach audi Wasser werden oft von weither herbeigebracbt. Zuweilen legt der Seringueiro auch kleine Pflanzungen mit Feldfruchten an, und die Jagd liefert ibm einen Teil seines Bedarfes an Fleiseb.

Etwa zebn Kilometer im Norden von Sao Raimundo dehnt sich ein weites, aber nicht hohes Sandsteingebirge aus, wo Uberall die kleinen Blume von Manihot piauhyensis steben. Der Hauptpunkt fur dieses Kautschukgebiet ist jedoch die 70 Kilometer entfernte Serra Branca, ein Teil dieses Sandsteingebirges, das bier aus vielen hervorragenden, kegelf'drmigen Felsen besteht. In einer Schlucbt gibt es auch frisebes und klares Quellwasser, welches in dem ubrigen Gebirge nur an wenigen Stellen zu finden ist.

Die reicben Kautschukdistrikte an der Serra Branca gehoren noch der Regierung und steben jedermann zur Ausnutzung frei. Dieser Um- stand hat eine Menge Leute herbeigezogen, die eine Art Raubbau treiben, und deshalb ist die Produktion sehr zuriickgegangen.

Die Serinoueiros haben hier nur vereinzelte HUtten errichtet, denn die Felsen haben vielfach lange, wagereclte Spalten gebildet, die eine Art HUhle darstellen und vielfach als Wohnungen benutzt werden. Diese Hohlen bieten Scbutz vor Regen und nur bei Gewittersturm mtissen die Bewohner in den hinteren, tieferen Teil sich zuruickzieben. Vor mebreren Jabren sollen in der Serra Branca an 1000 Leute ge-

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

-n

wohut haben. Als ich die Gegend besuchte, waren dort wohl kaum noch 100 Personen anzutreffen.

Die Kautschukbgumehen wachsen vereinzelt auch zwischen den Felsen; am zahlreichsten stehen sie in den dazwischen liegenden Niede- rungen.

An einigen Stellen hat man Anpflanzungen angelegt, und dann wacisen die Baumehen auch da zahlreich auf, wo das niedere Holzwerk abgebrannt ist. Dieser Nachwuchs wird jedoch die durch den Raub- bau angerichteten Zerstorungen kaum decken konnen und so wird, wenn die Regierung nicht noch bei Zeiten diese Litndereien an Privat- leute tibergibt, die Kautschukgewinnung dort bald ganz aufhbren Als einer der flir Kautschulk ergiebigsten Punkte wird die Serra do Carracol angesehen, die noch weiter nach Nordwesten liegt. Wie mir der Besitzer dieses Gebietes, den ich am Rio Sao Francisco kennen lernte, mitteilte, hat er schon mit einem franzosischen Syndikat wegen Verkaufes der Litndereien Verhandlungen angeknupft.

Die Kautschukgewinnung von Manihot heptaphylla in den Bergen am reebten Ufer des Rio Sito Francisco habe ich nur flticitig unter- suchen konnen, weil meine Zeit eine beschriankte geworden war. Sie stimmt in der Hauptsache mit der von AManihot piauhyensis tiberein und ist nur meist etwas weniger vervollkommnet.

Auch tiber die Ertragsfbhigkeit babe ich bestimmte Daten nicht erlangen konnen. Wie mir der Sekretar der Regierung, dessen Angaben sebr zuverla'ssig waren, versicherte, soll ein guter Manigobabaum am Rio Sao Francisco im Jabre 1 Kilo Ertrag geben, eine Angabe, die sich auch mit meinen Erfahrungen in Pianhy deckt.

Die wilden Bestinde dieser beiden Manihot-Arten habe ich weniger zerst-ort gefunden, als die von Manihot dichotorna, doch dUrften auch sie, wenn nicht besondere VorsichtsmaBregeln angewandt werden, nach Jabren zuriickgehen.

Von den verscbiedenen Kautschukbaumen babe ich Kautschukproben gesammelt oder aiifgekauft, die in Leipzig untersucht wurden.

Der Mangabeira-Kautschuk ist teils von mir selbst, teils unter meinen Augen bereitet worden und stammt ans den zwischen Serinha und Soure gelegenen Landereien des Herrn Carvalbo do Passo.

Ein Teil wurde aus der Dieben weggenommenen Kautschukmilch mittels Erwitrmens gewonnen, ein anderer Teil ist das Ergebnis eines Anzapfungsversuches einer Relie von Baiumen, wo die Milch dann mit gestoBenem Alaun behandelt wurde. Die kleinen Kautschukballen sind von mir sorgfIltig aufbewahrt und getrocknet worden und gelangten darauf einige Monate spiater nach Deutschland.

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

- 34

Als Sacbverst'andiger wurde Herr Paul Sison in Leipzig vom Bahia- Kautschuk-Syndikat gewonnen, der am 23. November 1907 zunlicbst folgendes Gutaehten abgab: ,,Der mir tibergebene Rohgummi ist Babia- Mangabeira. Er ist von guter Beschaffenbeit, sehr elastiseb und ziah, allerdings beim ReiBen etwas kurz und dUrfte sich flir chirurgisebe sowohl, wie auch fUr technisehe Gummifabriken eignen. Guter Manga- beira wurde mir im vergangenen Monate mit 5,75 M pro Kilo bezahlt. Sein Handelswert hbangt von deir Reinheit und dem groBeren oder gerin- geren Waschverluste ab und steigt bis 6,50 M pro Kilo und dartiber.

Das Rohgewicht des mir tibergebenen Stlickes betrug 280 g, das Gewicbt des gewaschenen Gummis im Fell 157 g, mithin ergibt sich ein Waschverlust von 123 g also 43,93 %/o. Berticksichtigt man ferner, daB durch das Aufschneiden und Austrocknen an der Luft auf dem Transporte von Babia nach Hamburg ebenfalls schon eine Gewiclts- reduktion stattgefunden hat, so dtlrfte mit einem Verlust von 48 bis 50 Prozent wohl zu rechnen sein." Das Gutachten Uber zwei weitere ibm zugeschickte Proben lautet noch glinstiger.

Selten werden jedoch MaBregeln fur eine bessere Priparation des Mangabeira-Kautschuks ausgefluhrt, desbalb enthalt er nicht nur sehr viel Wasser, sondern auch manche Verunreinigungen, Umstiinde, welehe den Preis sebr herabsetzen.

tlber den Kautschuk der drei Manihot-Arten gibt derselbe Herr folgendes weitere Gutachten ab:

,Die mir am heutigen Tage (28. Oktober 1907) tibergebenen zwei resp. drei Proben von Manihot ergeben folgende Resultate:

1. Manihot heptaphylla. Die Probe wog roh 249 g, nach der Wa'sche 188 g und hatte mithin einen Verlust von 61 g = 241/2 %/o.

Beim Einwalzen des Felles zu Puppen ergab sich ein weiterer Verlust von ca. 1/, 0/0. Es dlirfte somit der Gummi einen Rohpreis von 6 bis 6,50 M erlauben.

2. Manihot piauhyensis. Die Probe wog roh 192 g, nach der Wilsehe 181 g und batte mithin einen Verlust von 11 g = 5,8 %/o.

Beim Einwalzen des Felles zu Puppen ergab sich ein weiterer Verlust von 1 g auf 90 g. Es diirfte somit der Gummi einen Rohpreis von 7,50 M erlauben.

3. Manihot dichotoma. Die Probe wog roh 226 g nach, der Witsche 205,5 g und hatte mithin einen Verlust von 20,5 g-9 7/= 10/. 100 g in Puppen eingewalzt verloren noch 1 g. Der Gummi ist zwar im Fell etwas kurz, aber er gibt nach dem Walzen eine gute Qualitait, die einen Rohpreis von 8 bis 8,50 M erlauben durfte-"

Diese Proben stammen von meist an Ort und Stelle gekauftem Kautschuk her. Es sei bier bervorgehoben, daB, withrend ich von

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

- .35

Manihot piauhyensis den besten Kautschuk erlangen konnte, der wiahrend meiner Reisen niach Chique-Chique in Remanso gut getrocknet wurde, war es mir von Mlianihot heptaphylla nur m6glich, ein mittelgutes Produkt zu kaufen, das meiner RUckreise wegen die meiste Zeit verpackt blieb und niclit besonders behandelt wurde. In Wirklichkeit ist also der Untersehied im Preise der beiden Kautschbuksorten kein so groBer und betragt an Ort und Stelle meist nur einige Prozente.

Der Kautschuk von Macnihot dichotomeza ist allerdings viel reiner als der der zwei anderen Sorteni, er enthiilt aber sehr viel Harz, wodurch die aus ilbm gefertigten Gegenstiinde leicht bruchig werden.

Die Werte der drei Kautschuksorteu, also von ilManihot heptaphylla 6-61/2 M, lI. piauhyensis 71/2 M und von ill. dichotoma 8-81/2 M. gelten fur eine Zeit, wo der des Para-Kautschuks auf 9 M stand.

Der Preis des Kautschuks von Mfanihot Glaziovii stimmt etwa mit dem von M. piauhyensis uberein.

Anfang Miirz des Jahres 1907 wurden in Baliua gezahlt fur 1 Kilo Mangabeira-Kautschuk 3 $ OOOrs-4 $ 333rs (3,80-5,4 M), 1 Kilo Manigoba vom Sao Francisco und von Piauhy 4 $ OOOrs-5 $ OOOrs (5-6,25 M) und 1 Kilo Manigoba von Jequi6 5 $ 5OOrs-6 $ 300rs (7-8 M).

Diese Preise sind, wie die in Europa, jedoch groBen Schwankungen ausgesetzt und werden gewUhnlich in den Monaten Mai bis August am niedrigsten.

Um die bedeutende Zunabme der Kautschukausfuhr Bahias und insbesondere die Produktion im Staate selbst beurteilen zu konnen, sei hier dieselbe in den letzten vier resp. seebs Jahren in Tonnen angegeben.

I.1)

Kautschuk aus Kautschuk der aus Bahia kommt mit dem- Bahia selbst jenigen, der durch dieseni Staat geht

Total Maniboba MaDgabeira 1901 50 1902 140 1903 344 828 496 355 1904 892 1274 939 416 1905 1142 1681 1444 261 1906 1157 1756 1410 263

') Diese Zahlen sind zum Teil der India Rubber World, Juli 1907, ent nommen, anderen Teils stammen sie auch von Mitteilungen der deutschen Kon sulate aus Rio de Janeiro und Saio Paulo her.

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

36

II.

10ber die Produktion an Mangabeira- und Manigoba-Kautschuk aus ganz Brasilien konnte ich folgende Daten ermitteln:

Mangabeira Manigoba Zusammen 19031) 662 1729 2383 1904 855 2226 3081 1905 63'l 2682 3319 1906 653 2664 3317

III. Von den anderen Staaten seien noch einige angeftihrt, die an der

Ausfuhr dieser beiden Kautschuksorten mit folgender Jabresproduktion beteiligt sind.

1901 1902 1903 1904 1905 1906 Mangabeira.

Minas Geraes 157 242 240 Saio Paulo 35 12 63 129 95 89

Manigoba CearA 518 669 5.89 715 Piauhy2) 633 504 558 505

In Tabelle I fMllt die enorme Zunahme der Ausfuhr withrend der letzten Jabre auf. Diese verdoppelt sich von 1903-1906 bei der ge- samten Kautschuk-Ausfuhr und vervierfacht sich fast bei derjenigen aus Bahia allein. Dabei nimmt der Mangabeira-Kautschuk ein wenig ab, so daB die Steigerung allein auf Rechnung des Manigoba-Kautschuks zu setzen ist. Die Summe der Zahlen von dem Mangabeira- und Mani- goba-Kautschuk stimmt nicht gauz mit derjenigen der Gesamtausfuhr, einen Differenz, die jedoch von wenig Bedeutung ist, wenn man berticksichtigt, wie scbwierig eine genaue Feststellung der Menge der versehiedenen Kautschuksorten nach ihrer Herkunft ist.

Tabelle II zeigt auch einen gewissen Stillstand der Ausfuhr von Mangabeirakautschuk und eine allm'ahliche Zunahme der des Manigoba- kautschuks, die hier nicht so bedeutend ist, weil die sich gleichbleibende oder abnebmende des Cearakautschbks mitzablt.

Endlich bringt Tabelle III noch die Kautschukausfiuhr einiger anderen wichtigen Staaten, von denen nur wenige angegeben werden

1) Angaben uiber die vorhergehenden Jahre finden sich in India Rubber World, Juli 1903, Brasiliens Export.

2) The India Rubber World gibt hier einen ziemlich wenig bekannten Hafen, nimlich Ilha do Cajueiro, an.

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

- 37

konnen, weil die Ausfuhr mehr an den Hlfen notiert wird. Der Kaut. schuk von Mani9oba aus Piauhy rUihrt wohl zum Teil von Manihot pwauhyen8si, also demjenigen her, der nicht tiber Bahia seinen Weg nimmt.

In The India Rubber World wird der Kautschukexport des Ama- zonenstromes, also zum groBen Teil vom Parakautschuk, dem Produkt von Hevea brasilien8is, fir das Jahr 1906 auf 31643 Tonnen angegeben. Ich habe aber Mitteilungen erhalten, nach denen die Ernte dieses Jabres 36000 Tonnen betragen soll, und die Gummizeitung bringt 34768 Tonnen. Die Zahlen flir 1906 sind nach ersterer Angabe vermutlich zu einer Zeit aufgestellt worden, wo noch nicht alle Daten vollstiindig abgeschlossen waren.

Die Gesamtausfuhr an Kautschuk aus SUidamerika fUr das Jahr 1906 nithert sich ungeffihr 40000 Tonnen, und dies ist mehr als die HlIfte der gegenwlrtigen Weltproduktion.

Ausfuhrfirmen flir Kautschuk in Bahia sind folgende: F. Stevenson & Co., Overbeck & Co., M. Ullmann & Co., Wildberger & Co., Valverde, Rosbaet Brail Company, Hirsch & Hess, von der Linde & Co.

Als Import-Hiuser in Europa und Nordamerika haben ungeflhr dieselben wie die flUr den Para-Gummi zu gelten.

VI. Landes- und Beviolkerungsverhiltnisse. Um die Bedeutung und Entwicklung des Kautschukhandels richtig

beurteilen zu konnen, wird es von Vorteil sein, auch Land und Leuten einige Aufmerksamkeit zu widmen.

Der Staat Bahia hat eine BevUlkerung, die auf zwei Millionen ge- schuttzt wird und bei der die Neger und Mischlinge bei weitem vor- herrschen. Von den versehiedenen StEidten, die an der Kilste und im Innern gelegen sind, ist Bahia mit ca. 200000 Einwohnern die be- deutendste. Die Stadt Bahia ist nicht nur der Sitz der Regierung, sondern auch der wichtigste Punkt filr den Handel im Inn- und Auslande.

Versehiedene Eisenbahnen und Dampfschiffe an der KlUsto und aut dem Rio Sa'o Francisco vermitteln den Verkehr. Die liingste Eisenbahn- strecke ist die von Bahia nach Joazeiro, welche 575 Kilometer betrtgt.

Andere Eisenbabnen sind die Estrada de Ferro Central da Bahia, welche mit einer Lllnge von 316 Kilometer von Sao Felix nach Ban- deira de Mello und Machado Portella fubrt, dann Tram-Road de Na- zareth, Ramal de S. Miguel a Areia, Estrada de F. Bahia e Minas,

4

This content downloaded from 185.44.78.76 on Mon, 16 Jun 2014 04:36:54 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions


Recommended