Klinikum Augsburg Kliniken für Kinder und Jugendliche
Symptombehandlung in der ambulanten pädiatrischen Palliativmedizin
Johannes Holzapfel Malte Bräutigam
Einführung in das Thema
Vorstellung Zielgruppe
Inhalte Workshop
Fragen bitte immer und jederzeit !!!
Therapeutische Grundhaltung
• Familienzentriertes Vorgehen • Eltern als Spezialisten ihres Kindes akzeptieren • Leid suchen; wer leidet? • Akzeptanz der Unheilbarkeit • Anwalt kindlicher Welt und Bedürfnisse • Entlastung der Angehörigen durch Übernahme von
Verantwortung
Weitere Gedanken
• Abschied vom Wunschkind • Gestörter Generationenlauf
– Sterbefolge – Entwicklungsaufgaben bleiben unerledigt
• Vorweggenommene Trauer • Geschwisterkinder • Multiprofessionelles Team auf Augenhöhe • Bewertung der eigenen Arbeit • Hausbesuch als Chance
Fallbeispiel Hanna *2010
• ED 08/2012 Tumor im Bereich des rechten Oberbauchs: infantile Myofibromatose, zunächst Beobachtung
• Bei Größenprogression Chemotherapie gemäß Weichteilregister CWS Guidance ab 08/2013
• Unter Erhaltungschemotherapie 10/2014 überraschend Tumorprogression: Re-Biopsie
• Malignisierung: Rhabdoid-Tumor mit Lymphknotenmetastasen abdominell
• Beginn hochintensiver Chemotherapie gemäß EU-RHAB Protokoll, zunächst Rückgang der Tumorgröße
• 04/2015 Operative Exploration in München: Keine komplette Resektion möglich
• Ab 05/2015 erneutes Tumorwachstum keine kurativen Therapieoptionen mehr
• Mitbetreuung durch unser SAPPV-Team veranlasst
• Regelmäßige Hausbesuche, Hauptprobleme: - Zunehmender Bauchumfang
- Starke Schmerzen ?!
WHO Stufenschema: Schmerz bei Kindern
Nichtopioid-Analgetikum
z.B. Ibuprofen Paracetamol,
Metamizol
+ ggf. Adjuvantien
WHO Stufe 1 Leichte Schmerzen Opioide
Tramadol
Morphin, Fentanyl, Levomethadon, Hydromorphon
etc.
+ ggf. Nichtopioid-Analgetika
+ ggf. Adjuvantien
WHO Stufe 2 Mittelstarke bis sehr starke Schmerzen
WHO Guidelines - Schmerz im Kindesalter
• Berücksichtigung des Stufenschemas – aber rechtzeitiger Einsatz hochpotenter
Opioide
• Schmerzmedikation in regelmäßigen Intervallen (= nach der Uhr) sichert kontinuierliche Spiegel • Zusätzlich Bedarfsgaben bei Schmerzspitzen/ Durchbruchschmerzen vorwiegend schnellwirksame Opioide
• Geeignete Applikation wählen Orale Gabe bevorzugen - aber auf veränderte Bedingungen reagieren • Anpassung der Therapie individuell an das Kind und an Situation
Tramadol
• Reiner (aber milder) Opioidrezeptoragonist • Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Atemdepression relativ selten • Anwendung: mittelstarke Schmerzen • Nachteil „Ceiling-Effekt“ (Dosissteigerung über bestimmte Schwelle führt nicht zu vermehrter Schmerzlinderung)
• Dosierung: 1 mg/kg i.v. und p.o. alle 4 Stunden Maximaldosis 50 mg pro Gabe retardiert 2 mg/kg alle 8 Stunden
Morphin
• Standardanalgetikum bei starken Schmerzen
• Beginn i.d.R. mit unretardiertem Morphin p.o., „Hochtitrieren“ bis ausreichende Wirkung erreicht
• Dosierung: (0,1 -) 0,2 mg/kg alle 4 Stunden p.o. (unretardiert) Maximaldosis initial 5 mg z.B. Morphin-Tropfen erhältlich mit 0,5% (1 ml = 16 Tropfen = 5 mg) 2% (1 ml = 16 Tropfen = 20 mg) Beispiel Hanna 20 kg: Beginn mit 4 mg = 13 Tropfen alle 4 Stunden Bei Durchbruchschmerzen: Bolus 1/6 der Tagesdosis
Morphin
• Intravenöse Gabe: Orale Dosis geteilt durch 3 (gilt auch für s.c. Gaben)
Faustregel für Dauerperfusor: Beginn mit 20 µg/kg/h Sicherheitsmaßnahme: Feste Konzentrationen (z.B. 1 mg/ml) Für Schmerzpumpe zuhause ggf. individuelle Anpassung
(Kassettenwechsel) Bolusgabe bei Durchbruchschmerzen: Stundendosis (Laufrate) • Zusatzmedikamente fest einplanen: Antiemetikum (Ondansetron, Dimenhydrinat), Laxans
• Bei unzureichender Wirkung (Gewöhnungseffekt) oder starken Nebenwirkungen Opioidwechsel erwägen
Weitere hochpotente Opioide (Auswahl)
• Hydromorphon (PalladonR): Ersatzopioid der ersten Wahl
Bei nicht-tolerablen oder nicht-therapierbaren NW von Morphin
Dosierung: 0,03 mg/kg p.o. alle 4 Stunden max. 1,3 mg /Gabe, auch retard möglich
0,01 mg/kg i.v. alle 3 Stunden
• Levomethadon (L-PolamidonR): Anderes Ersatzopioid
Problem: lange Halbwertszeit (13-100 Std.) schwer steuerbar und umrechenbar
Analgetischer Effekt kürzer als HWZ!!
• Fentanyl: Vielfach potenter als Morphin (100 – bis 200-fach), schnell wirksam
Dosierung: 1 – 3 µg/kg i.v.
2 – 3 µg/kg nasal
Buccal (EffentoraR) und transdermal:
Umrechnungstabelle
Orale Tagesmorphindosis
Fentanyl-TTS
30 – 60 mg 12,5 µg/h
60 – 90 mg 25 µg/h
90 – 120 mg 37,5 µg/h
120 – 150 mg 50 µg/h
Weitere hochpotente Opioide (Auswahl)
• Buprenorphin (TemgesicR): Weniger Obstipation als bei Morphin, evtl. auch weniger Juckreiz
Dosis 0,003 mg/kg i.v. alle 6 Stunden Maximaldosis 0,15 mg/Gabe
0,004 mg/kg s.l.
auch transdermale Applikation möglich
• Tapentadol (PalexiaR): Relativ neues Opiod
Evtl. günstiges Nebenwirkungs-Profil
Aktuelle Studie läuft: Schwere neurologische Schäden
Langzeiterfahrungen ausstehend
Fallbeispiel Hanna
• Ab 06/2015 Beginn einer i.v. Dauertherapie mit Morphin und Metamizol
(Schmerzpumpe über Hickmann-Broviac-Katheter)
Rasche Steigerung auf bis 55 µg/kg/h nötig
• Massive Zunahme des Bauchumfangs, Miktions- und Obstipationsproblematik
• Bolusgaben von Fentanyl nasal und Morphin i.v. und p.o.
• Unruhephasen und Schmerzspitzen: zusätzlich Dauerinfusion mit Midazolam als Adjuvans
Lorazepam, Midazolam, Paracetamol, Butylscopolamin und Levomepromazin bei Bedarf
• Progrediente Schmerzsymptomatik, zunehmend immobil
• Obstipation und unzureichende Schmerzlinderung: Umstellung auf Hydromorphon Ende Juni 2015
Opiatwechsel – Grundsätzliches Vorgehen
• Indikationen: - Auftreten von starken Nebenwirkungen - Unzureichende Wirkung (Gewöhnungseffekt)
• Berechnung der Tagesgesamtdosis: Grunddosis + Reservedosis
• Äquivalentdosis für neues Opiat ermitteln (Tabelle)
• Vorsichtiger Beginn! (z.B. errechnete Dosis minus 30%)
• Grunddosis möglichst in retardierter Form
• Reservedosis für Durchbruchschmerzen festlegen
• Regelmäßige Neubeurteilung
Fallbeispiel Hanna
• Hydromorphon: Zunächst Beginn mit 2/3 der äquianalgetischen Morphindosis
• Wieder rasche Steigerung nötig um Schmerzen einigermaßen zu lindern • Umstellung auf L-Polamidon
• Starke Nervosität/ Druck der Eltern • Akzeptable Schmerzkontrolle, wenn auch nie völlig schmerzfrei
• Im weiteren Verkauf Immobilität wegen massiver Zunahme des Bauchumfangs, Subileus • Mind. 2-mal tägliche Hausbesuche (Kassettenwechsel Schmerzpumpe, Unterstützung)
• Im Beisein beider Eltern am 02.07.2015 verstorben
Adjuvanzien
Einsatz z.B. bei Vorliegen zusätzlicher Symptome – können sinnvolle Ergänzung sein • Benzodiazepine z.B. Lorazepam, Midazolam, Diazepam
Schmerzen mit starken Unruhephasen, Angst, Agitiertheit, Dyspnoe, zerebrale Krampfanfälle
• Neuroleptika z.B. Promethazin (AtosilR), Levomepromazin (NeurocilR), Haloperidol
Schmerzen mit starken Unruhephasen, Dyspnoe, Übelkeit
• Antikonvulsiva z.B. Pregabalin (LyricaR), Gabapentin Bei neuropathischen Schmerzen, Phantomschmerzen • S-Ketamin
Fallberichte über opioidsparende Wirkung in der Terminalphase, schmerzhafte Eingriffe
Chronischer Schmerz – nichtmedikamentöse Maßnahmen
• Entspannungstechniken
• Massagen und Akupressur
• Kälte- und Wärmeanwendungen
• Musik
• Snoezelen
• Gerüche
• TENS
• Biofeedback
u.v.m.
Transdermale Applikation
Beispiele: • Fentanyl (z.B. DurogesicR)
• Buprenorphin (z.B. TemgesicR)
• Scopolamin (z.B. ScopodermR) Einsatz z.B. bei hoher Sekretbelastung Applikation: nicht direkt auf Knochen Vor Aufkleben Abwischen mit Wasser und Trocknen lassen Kein Teilen erlaubt (Haftung) Spritzwasser geschützt Pflasterwechsel alle 48 (bis 72) Stunden
Schmerzpumpe
• Z.B. als PCA-Pumpe
• Kontinuierliche Laufrate + Bolusgaben
• Auch Mischen mehrerer Medikamente möglich
z.B. Morphin und Midazolam • Befüllung der Kassette durch Apotheke (steril)
• Hoher Betreuungsaufwand (Kassettenwechsel, Alarme, technische Probleme, …)
Subkutannadel
• Häufiges Einsatzgebiet: Schmerzpumpe
• Viele Medikamente können auch s.c. verbreicht werden
• Am häufigsten: Morphin, Ketamin, Midazolam, Metamizol
• Cave pH-Wert
• Hauptkomplikation: lokale Hautirritationen • Setzen der Nadel = schmerzhafter Eingriff? • Wechsel der Nadel laut Hersteller alle 3 – 4 Tage
• Dosierung = i.v.
Nasale Applikation
• Einfach und sicher zu verabreichen
• Aufteilen in beide Nasenlöcher
• Am häufigsten eingesetzt:
- Midazolam Dosis 0,2 – 0,5 mg/kg - Fentanyl Dosis 2 – 3 µg/kg - Ketanest S Dosis 2 – 6 mg/kg
• In Apotheke Nasensprays herstellbar mit
unterschiedlichen Konzentrationen
Dronabinol (D9-Tetrahydrocannbinol – THC)
• Apotheken-Rezepturlösung (kein fertiges Präparat) meist „ölige Lösung 2,5%“, 1 Tropfen = 0,83 mg Dronabinol • Hauptwirkungen: - Muskelentspannend - Appetitanregend - gegen Übelkeit • Außerdem: - Schmerzlindernd - Linderung von Angst und Depression - entzündungshemmend • Zugelassen in D nur für Spastik bei Erwachsenen mit MS Einzelfallentscheidung
• SAPPV Augsburg: Sehr unterschiedliche Wirksamkeit Teils rasche Besserung von Spastik, aber Rebound
• Dosierung: vorsichtiger Beginn mit 2-3 Tropfen der o.g. Lösung
Schmerzerfassung
KUSS-Skala 0 – 4 Jahre Beobachtungsdauer 15 Sek. Werte > 4 Schmerztherapie
Gesichter-Skala Ab 4 Jahre
Symptomkontrolle Dyspnoe
Was ist Atemnot?
Definition Atemnot: Subjektives Gefühl, keine Luft zu bekommen „Dyspnoe ist das, was der Patient sagt und nicht das, was die Betreuenden primär wahrnehmen“ Graf 2007
nicht Atemmuster nicht Meßwerte (AF, SpO2, pCO2, pO2) Zusammenwirken von somatischen, psychologischen, sozialen und Umwelt-Faktoren
Auswahl von Erkrankungen, die Atemnot auslösen können
• Herzerkrankungen Herzfehler, Kardiomyopathie
• Lungenerkrankungen Mukoviszidose, Metastasen
• Bluterkrankungen Anämie, Leukämie
• Lymphome Mediastinalverbreiterung, LK-Schwellung
• Abdominelle Raumforderungen Tumore, Aszites, Hepatosplenomegalie
• Akute Erkrankungen Pneumonie, Atelektasen, Aspiration, Sekret
• Nervenerkrankungen Spinale Muskelatrophie • Muskelerkrankungen Muskeldystrophie Typ Duchenne • Mehrfachbehinderung/Skoliose Z.n. Asphyxie, Hypoxie, syndromale Erkrankungen • Chromosomale Erkrankungen Trisomie 13, Trisomie 18 • Stoffwechselerkrankungen Mitochondriopathien, Zellweger-Syndrom
• Psychische Belastung, Schmerzen
• Tumorerkrankungen im Finalstadium
Atemnot erkennen
• Einschätzung: Hat Patient Atemnot? Wie Ausgeprägt?
• Empfinden des Patienten: - Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen („Lufthunger“) - Engegefühl im Brustkorb - Gefühl der Anstrengung beim Atmen - Erstickungsangst
• Ausmaß erfassen: - Ruhedyspnoe, Belastungsdyspnoe - Visuelle Analogskala
• Messwerte: SpO2, AF, pO2, pCO2
Dalhousie Dyspnea Scale, McGrath et al. 2005
Atemnot erkennen
Hinweise auf Atemnot bei Kindern, die sich nicht sprachlich äußern können
• Unruhe
• Schwitzen
• Tachypnoe
• Einziehungen, Nasenflügeln
• Stridor
• Trinkschwäche
• Ruhiges Verhalten
• Fokussieren auf Atmen
• Unglücklicher Gesichtsausdruck
Akute Dyspnoe – Kausale Therapie
• Infektion: Antibiotika, Antipyretika • Bronchopulmonale Obstruktion Bronchodilatatoren, evtl. Steroide
• Flüssigkeitsüberladung Flüssigkeitsrestriktion, Diuretika • Pleuraerguss Pleurapunktion
• Zähes Sekret Inhalation mit NaCl 0,9% oder NaCl 3% • Sekretüberladung/Hypersalivation evtl. Absaugen Glycopyrronium (RobinulR) 4 – 8 µg/kg Scopolaminpflaster ¼ - 1 Pflaster nach Alter • Aszites Flüssigkeitsrestriktion, Diuretika, Thromboseprophylaxe • Anämie evtl. Erythrozytenkonzentrat
Teufelskreis Angst und Atemnot
Atemnot Angst
O2-Verbrauch steigt
Atemarbeit steigt
Atemfrequenz steigt
Totraumventi-lation steigt
Nicht-medikamentöse Therapie
Gleichwertig zu medikamentösen Ansätzen!
• Sicherheit und Geborgenheit vermitteln • Nicht alleine lassen • Körperkontakt (konstant, nicht streicheln!) • Lagerung! • Verbesserung der Luftzirkulation (Fenster, Zimmertemperatur)
• (Hand-)ventilator • Raumklima (rauchfrei, kühl, feucht) • Atemtherapie • Andere Sinneswahrnehmungen stärken (evtl. Duftöle, Musik) • Psychologische Entspannungs- und Ablenkungsverfahren (progressive Muskelrelaxation, …) • Angst minimieren
Atemnot - Medikamentöse Therapie
• Goldstandard = Morphin Faustregel: Start mit ein Viertel bis Hälfte der Schmerzdosis (0,05 – 0,1 mg/kg/ED p.o. unretardiert) bei Applikation i.v. oder s.c.: p.o.-Dosis geteilt durch 3 bei nicht-opoidnaiven Patienten Bolusgaben
• Evtl. ergänzt durch Benzodiazpine Anxiolyse, alleine keine signifikante Wirkung auf Dyspnoe z.B. Midazolam 0,1 mg/kg buccal, Lorazepam 0,05 mg/kg p.o. • Strenge Indikation für O2-Gabe
Wirkmechanismus von Morphin bei Atemnot
• Verringert wirksam das Gefühl von Atemnot • Verringert Atemantrieb (verringertes Ansprechen auf Hyperkapnie und Hypoxie) • Senkt den Sauerstoffverbrauch „Ökonomisierung der Atemarbeit“ • Anxiolyse und Sedierung • Vasodilatation durch zentrale Sympatholyse (günstige Wirkung bei Herzinsuffizienz) RR-Senkung, HF-Senkung, HZV-Senkung
• Nebenwirkungen: Übelkeit, Schläfrigkeit, Juckreiz, Obstipation, Schwindel, Harnverhalt, …
O2-Gabe bei Atemnot
• Nie automatisch • Sogar kontraindiziert?! • Anwendung nur bei Kombination aus Hypoxie und Atemnot
• Unerwünschte Wirkungen - Austrocknung der Atemwege (Sekretviskosität, Durstgefühl) - eingeschränkte Mobilität - eingeschränkte Kommunikation (Brille, Maske) - bei Hyperkapnie: Senkung des Atemantriebs
Finales Rasseln
Pathophysiologie: Erhaltene Sekretion der Atemwege bei abgeschwächtem Husten- und Schluckreflex und muskulärer Hypotonie • Für Angehörige oft sehr belastendes Symptom • Normal im Sterbeprozess • Häufig einhergehend mit Bewußtseinseinschränkung
Therapie: Lagerung Flüssigkeitsrestriktion Aufklärung der Angehörigen Angenehme Umgebung schaffen Antisekretorische Therapie: Glycopyrronium, Scopolamin Morphin Nicht Absaugen!
Symptomkontrolle in Terminalphase
Typische Zeichen der finalen Lebensphase - Fazies hippocratica: tief liegende Augen, eingefallene Wangen, Blässe, spitzes Kinn, Kaltschweißigkeit - Vita minima: allmähliches Erlöschen der Körperfunktionen - Veränderungen der Atmung (Schnappatmung, finales Rasseln)
Mögliche Untersützung im Sterbeprozess:
• Ruhe vermitteln
• Nicht alleine lassen (aber auch Abstand wenn nötig)
• Ernährung und Flüssigkeit minimieren
• „Kreative Mundpflege“ (Durstgefühl):
Sprühstöße mit Lieblingsgetränk, Gurke lutschen, Eiswürfel, gefrorenes Obst
• Dyspnoe lindern
• Schmerztherapie
• Fieber senken
• Lagerung
• „Umgebungspflege“ (Licht, Musik, Gerüche, …)
Unruhe • Ursache hinterfragen
– Grundkrankheit – Schmerz – Juckreiz – Obstipation – Nebenwirkung – Psychosozial – Psychiatrisch – Unausgeglichen? – Wer leidet darunter?
Unruhe
• Therapie – Ursache behandeln – Unausgesprochenes ansprechen? – Tagesstrukturierung, Bewegung, Beschäftigung – Medikamentös – Komplementär (Aromatherapie, Homöopathie)
Unruhe
• Komplementäre Therapie – Hopfen, Melisse, Baldrian, Passionsblume, Lavendel
• Medikamentöse Therapie – Melatonin ret./unret. 3-6-9mg – Benzodiazepine (z.B. Lorazepam 0,02-0,1mg/kgKG/ED, 2-3x tgl;
Diazepam 0,1-0,5mg/kgKG/ED 2-3x tgl) – Neuroleptika (z.B. Promethazin 0,2-0,5mg/kgKG/ED 3-4x tgl;
Risperidon 0,25-1mg/d in 2 ED >5 Jahre) – Chloralhydrat 25(-75)mg/kgKG in 1-4ED, max 1g/ED
Übelkeit / Erbrechen
• Oftmals nicht erkannt oder ungenügend behandelt • Ursachen vielfältig (GI-Trakt, Rachenraum, Infektionen,
SW-Produkte, ZNS-Störung, Psyche, Schmerzen…) • Diagnostik nötig? • Reversible Ursachen beheben • Nicht medikamentöse Therapie (Gerüche, Ablenkung,
Trinken, kleine Portionen, Mundpflege…)
Übelkeit / Erbrechen
• Medikamentöse Therapie: – 5HT3-Antagonisten (Ondansetron 0,1-0,2mg/kgKG, max 3x tgl, i.v.,
p.o., s.l.) – H2-Blocker (Dimenhydrinat 1-2mg/kgKG, max 3x tgl, i.v., 2-
5mg/kgKG, max 3x tgl supp.) – Dopaminrezeptoragonist (Metoclopramid bis 0,01mg/kgKG, max 3x
tgl, p.o., i.v., supp) – Andere Neuroleptika (Levopromazin <12LJ 0,125-0,5mg/kgKG, max
2x tgl, i.v., p.o.) – Dronabinol 5mg/m²KOF, bis zu 6x tgl – Melisse/ Minze/ Ingwer
Obstipation
• Häufiges Symptom • Stuhlretention infolge unvollständiger Entleerung • Ursachen: Grundkrankheit (ZNS, neuromuskulär), tumorbedingt,
Opioidtherapie, andere NW, Bewegungsmangel, ballaststoffarme Ernährung, reduzierte Flüssigkeitsaufnahme, Analfissur, Metabolik…