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Strahlentherapieam Klinikum Hannover Siloah
Strahlentherapie am Klinikum Hannover SiloahRoesebeckstaße 15 30449 HananoverTelefon (0511) 2123337Telefon (0511)927-2830Telefax (0511) 2123343
Patientenbroschüre
HerausgeberKlinikum HannoverKommunikation & Presse In den Sieben Stücken 2–4,30655 HannoverTelefon (0511) 906-7313,Telefax (0511) 906-7373,
Redaktion Sabine Knackstedt, Hannover
Fotografie Ulrich Ahrensmeier, Garbsen
Grafik Design Maxbauer & Maxbauer, Hannover
Herstellung Cross Media Studio Hannover
Vorwort...........................................................................................................3
Kooperation Strahlentherapie am Klinikum Siloah .......................................4
Röntgenstrahlen: unsichtbare Kräfte für das Leben .....................................5
Kampf gegen den Krebs: die drei Standbeine der Onkologie ......................6
• Operation ..........................................................................................6
• Medikamentöse Therapie .................................................................7
• Strahlentherapie ...............................................................................8
Moderne Hochvolttherapie gegen Krebs.......................................................9
Strahlen statt Skalpell? ................................................................................10
Wie wirkt die Strahlentherapie?..................................................................11
Ziele der Strahlentherapie ...........................................................................12
Nebenwirkungen .........................................................................................13
Die Einzelschritte der Strahlentherapie .......................................................13
Ablauf der Bestrahlung: Am Anfang steht immer das Gespräch...............14
Empfehlungen für die Zeit der Bestrahlung ................................................18
Strahlentherapie bei einzelnen Krebsarten.................................................20
Tumornachsorge...........................................................................................26
Zurück in den Alltag ....................................................................................27
Inhalt
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Liebe Patientin, lieber Patient,
im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
begrüßen wir Sie herzlich in der Gemeinschaftspraxis für
Strahlentherapie am Klinikum Hannover Siloah.
Mit dieser Broschüre möchten wir uns zunächst bei Ihnen
vorstellen und Ihnen gleichzeitig einige wichtige Informa-
tionen an die Hand geben.
Wir werden Ihnen zum einen die Grundprinzipien und
Abläufe der Strahlentherapie erläutern, zum anderen wollen
wir aber auch mit einigen Vorurteilen aufräumen und dabei
versuchen, Ihnen eventuell vorhandene unbegründete Ängste
zu nehmen.
Natürlich kann oder soll diese Broschüre nicht das persön-
liche Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ersetzen.
Sie können sich aber umfassend informieren, sich auf die
Gespräche vorbereiten und Ihr Wissen in gezielten Fragen
sinnvoll umsetzen.
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Seit Dezember 1999 besteht die Kooperation zwischen dem Klinikum Han-
nover Siloah und unserer Praxis. Zu den Möglichkeiten moderner Strahlen-
therapie kommt der konzentrierte Sachverstand und das ausgewiesene
Renommee des Klinikum Siloah als onkologisches Zentrum. Damit bieten
wir unseren Patientinnen und Patienten alle diagnostischen und therapeu-
tischen Möglichkeiten der modernen Onkologie an einem Standort.
Unsere Gemeinschaftspraxis verfügt über eine weitere Niederlassung am
Raschplatz in Hannover. Diesen Standort werden Sie im Laufe der Therapie
ebenfalls kennen lernen; hier findet die gesamte Vorplanung für die Strahlen-
therapie statt. Zudem verfügt die Praxis über einen weiteren Linearbeschleu-
niger.
An beiden Standorten sind insgesamt vier Fachärzte und -ärztinnen für Strah-
lentherapie, zehn Medizinisch-Technisch-Radiologische Assistentinnen und
Assistenten, zwei Physiker, eine Krankenschwester, eine Arzthelferin sowie
drei Sekretärinnen tätig.
Kooperation Strahlentherapie am Klinikum Siloah4
Vor mehr als 100 Jahren entdeckte Wilhelm Conrad
Röntgen eine Strahlung, mit der man das Innere licht-
undurchlässiger Körper sichtbar machen kann.
Was damals eine echte Sensation war und seinem Ent-
decker 1901 den Nobelpreis einbrachte, gehört heute
zum medizinischen Alltag.
In jahrzehntelanger Forschung sorgfältig untersucht,
dienen Röntgenstrahlen inzwischen nicht nur der Diag-
nostik, sondern auch der Behandlung von Krankheiten:
Die Strahlentherapie ist ein wichtiges und wirksames
Instrument zur Behandlung bösartiger Tumorerkran-
kungen.
Viele Menschen verknüpfen mit Strahlen etwas Unheim-
liches. Nicht wenige verwechseln die Strahlen, die in der
Therapie eingesetzt werden, mit radioaktiver Strahlung.
Diese Unkenntnis führt häufig zu irrationalen Ängsten
und Vorurteilen.
Dies ist umso bedauerlicher, da die Strahlentherapie
ein höchst wirksames Mittel zur Krebsbekämpfung ist.
Strahlen kann man zwar nicht sehen, man kann sie aber
exakt messen. Im Gegensatz zu manch anderen Thera-
pieformen ist die Strahlentherapie eine Behandlungsme-
thode, die mit physikalischen Methoden exakt zu planen
und zu kontrollieren ist.
Röntgenstrahlen: unsichtbare Kräfte für das Leben 5
Kampf gegen den Krebs: die drei Standbeine der Onkologie6
Die Onkologie ist die Lehre von bösartigen
Erkrankungen und deren Therapie.
Es gibt sowohl lokale Behandlungsformen,
die nur am Ort ihrer Anwendung wirken,
als auch systemische, die im ganzen Körper
wirksam sind. Die drei wichtigsten Therapie-
formen und Standbeine der Onkologie sind:
• Operation
• Medikamente
• Strahlentherapie
Operation
Bei vielen Tumoren ist die Operation die erste, manchmal auch alleinige
Maßnahme. Wenn möglich, wird der Tumor mit dem ihn unmittelbar umge-
benden Bereich gesunden Gewebes entfernt, um möglichst sicherzugehen,
dass keine Tumorreste zurückbleiben. Wenn ein Tumor vollständig entfernt
ist und keine Fernabsiedelungen (Metastasen) vorliegen, kann die Erkran-
kung damit geheilt sein.
In vielen Fällen entscheidet man sich aber sicherheitshalber für eine Nach-
behandlung, z.B. Chemotherapie oder Strahlentherapie. Dadurch soll verhin-
dert werden, dass doch einzelne Tumorzellen zurückbleiben und eventuell
später zu einem Wiederaufleben der Tumorerkrankung führen.
Medikamentöse Therapie
Chemotherapie
Grundlage der Chemotherapie sind so genannte Zytostatika. Das sind Sub-
stanzen, die erkrankte Zellen abtöten oder am Wachstum hindern, indem
sie die Zellteilung und damit die Ausbreitung hemmen. In der Regel werden
mehrere Zytostatika kombiniert und gleichzeitig eingesetzt.
Es gibt eine große Anzahl verschiedener Chemotherapie-Kombinationen,
die in ihrer Wirkung und Verträglichkeit sehr unterschiedlich sind.
Die Zytostatika werden zumeist in eine Vene injiziert und gelangen über den
Blutkreislauf in alle Regionen des Körpers. Da auf diese Weise das gesamte
„System Mensch“ behandelt wird, spricht man auch von einer systemischen
Therapie, die im gesamten Organismus wirkt. Das gilt allerdings auch für
ihre Nebenwirkungen.
Ein Problem bei der Chemotherapie besteht in der so genannten Resistenz-
entwicklung: Viele Tumore verändern sich während der Behandlung so, dass
sie gegen die Medikamente gewissermaßen immun werden. Darüber hinaus
ist die Chemotherapie bei manchen Tumoren nur wenig wirksam.
Hormontherapie
Einige Tumorarten, z.B. Brustkrebs oder Prostatakrebs, können hormonab-
hängig wachsen. In diesen Fällen kann eine Hormontherapie zur Wachstums-
hemmung eingesetzt werden, allerdings nicht zur Heilung.
Immuntherapie
In Erprobung sind zurzeit verschiedene Therapieansätze mit so genannten
Zytokinen, Substanzen, die in das gesamte Immunsystem eingreifen. Für eine
abschließende Beurteilung ihrer Wirksamkeit ist es aber noch zu früh.
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Strahlentherapie
Die Strahlentherapie (Radioonkologie) erfuhr in den
letzten zwei Jahrzehnten eine so rasante Weiterent-
wicklung wie kaum eine andere medizinische Disziplin.
Mit der Entwicklung moderner Bestrahlungsgeräte
(Linearbeschleuniger) wurde die Voraussetzung dafür
geschaffen, dass auch in der Tiefe des Körpers gelegene
Tumore bestrahlt werden können. Dabei werden Nach-
barorgane und auch die Hautoberfläche weitgehend
geschont.
Voraussetzung war die Entwicklung bildgebender Ver-
fahren wie die Computertomografie (CT) oder Kern-
spintomografie (auch Magnetresonanztomografie), die
eine exakte Darstellung von Tumoren und Organsyste-
men ermöglichen. Dies eröffnet die Möglichkeit der
dreidimensionalen, computergesteuerten Bestrahlungs-
planung.
Diese Bestrahlungsplanung gewährleistet die hohe Ziel-
genauigkeit der Strahlen und ermöglicht so eine weit-
gehende Schonung des gesunden Gewebes. So können
die Wirksamkeit der Strahlentherapie entscheidend ver-
bessert und unerwünschte Nebenwirkungen gleichzeitig
erheblich reduziert werden.
Die Strahlentherapie wirkt lokal, also nur im Bereich
des Bestrahlungsfeldes. Das gilt sowohl für die tumor-
zerstörende Wirkung als auch die für Nebenwirkungen.
Bei bestimmten Tumorarten ist es sinnvoll, die jewei-
ligen Vorteile einer lokalen und systemischen Therapie
zu kombinieren. Durch diese kombinierte Strahlen-
Chemo-Therapie lassen sich gegebenenfalls bessere
Heilungsraten erzielen als bei einer alleinigen lokalen
oder systemischen Therapie.
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In unserer Gemeinschaftspraxis am Standort Siloah steht uns ein Linearbe-
schleuniger mit einem Multi-Leaf Collimator genannten Zusatzgerät zur Ver-
fügung. Mit Hilfe dieser Technik können wir in besonders feiner Abstufung
das gesunde Körpergewebe aus den Bestrahlungsfeldern ausblenden und so
eine besonders schonende Bestrahlung sicherstellen.
Der Linearbeschleuniger schafft die technische Voraussetzung für eine beson-
ders effiziente Therapie : Präzisionsbestrahlung in jedem Organbereich unter
maximaler Hautschonung. In Zukunft wird die inversive Dosisplanung
(IMRT) mit Erzeugung beliebiger Dosisverteilung während der Bestrahlung
möglich sein. Ein spezielles Verifikationssystem erlaubt die ständige Qualitäts-
kontrolle : Eventuelle Abweichungen vom minutiös festgelegten Bestrahlungs-
plan werden sofort erkannt und korrigiert.
Linearbeschleuniger erzeugen zwei Arten von Strahlen:
Photonen sind ultraharte Röntgenstrahlen, die sich besonders zur Bestrah-
lung tiefer gelegener Tumoren eignen. Elektronen wiederum dringen nur
wenige Zentimeter ins Gewebe sein; sie werden zur Behandlung von Tumoren
nahe der Hautoberfläche verwandt.
Die modernen Bestrahlungsgeräte sind hoch komplizierte technische Kon-
struktionen. Anhand umfangreicher Messungen überprüft der Physiker in
unserer Praxis täglich die Funktionsgenauigkeit unseres Linearbeschleunigers.
Zwei Mal jährlich findet über zwei Tage eine komplette Wartung des Gerätes
mit anschließender TÜV-Abnahme statt.
Moderne Hochvolttherapie gegen Krebs 9
Eine Reihe von bösartigen Erkrankungen kann durch die Strahlentherapie
geheilt werden. Bei einigen ist sie sogar die einzige Therapieform. Dies ist
dann der Fall, wenn eine Operation zu risikoreich erscheint, wenn der Tumor
aufgrund seiner Lage oder Größe nicht entfernt werden kann, ohne dabei
lebenswichtige Strukturen zu verletzen, oder wenn sich die Patientin oder
der Patient aus persönlichen Gründen gegen eine Operation entscheidet.
Bei vielen Tumoren kann mit Hilfe der Strahlentherapie eine Operation, die
ansonsten mit Organverlust verbunden wäre, vermieden werden:
BrustkrebsSchien früher eine Brustamputation die einzige Therapiemöglichkeit, so
zeigen die Forschungen der letzten Jahre, dass die Heilungschancen einer
brusterhaltenden Therapie bei Tumoren, die eine bestimmte Größe nicht
überschreiten, ebenso gut sind wie die Amputation; Voraussetzung aber ist,
dass die operierte Brust nachbestrahlt wird. Heutzutage kann in etwa 80 Pro-
zent aller Fälle die Brust durch Operation und Strahlentherapie erhalten
werden.
KehlkopfkrebsDurch eine operative Entfernung des Kehlkopfes geht die Stimme unwieder-
bringlich verloren. In bestimmten Stadien ist eine Tumorheilung möglich,
ohne dass die Stimme wesentlich beeinträchtigt wird. Hierzu ist eine Kombi-
nation aus Chemo- und Strahlentherapie erforderlich.
Anal- und RektumkarzinomDurch eine präoperative Strahlen-Chemotherapie kann der Tumor so ver-
kleinert werden, dass eine kontinenzerhaltende Operation ohne künstlichen
Darmausgang (Anus praeter) möglich wird.
Strahlen statt Skalpell?10
Strahlung hemmt die Zellteilung: Sie wirkt auf die Zelle wie eine Wachstums-
bremse. Das gilt sowohl für gesunde als auch für kranke Zellen. Alle Zellen
verfügen für den Fall einer Schädigung über ein eigenes Reparatursystem.
Je besser die Reparaturfunktion einer Zelle ausgebildet ist, desto geringer
ist ihre Strahlenempfindlichkeit. Das heißt aber auch: Ein krankes Gewebe,
dessen Reparatursystem nur eingeschränkt funktioniert, ist um so anfälliger
für Bestrahlung.
Davon profitiert die Strahlentherapie: Die Wirkung der Strahlen ist bei
Tumorzellen viel größer als bei gesunden Zellen. Während sich gesunde Zel-
len in der Regel von der Strahlung erholen, können Tumore oder vereinzelte
Krebszellen durch die Bestrahlung soweit geschädigt oder zerstört werden,
dass ein weiteres Zellwachstum unmöglich gemacht wird, und damit unter
Umständen auch die Streuung von Tumorzellen in andere Organe (Metas-
tasenbildung) verhindert wird.
Das gesunde Gewebe benötigt eine bestimmte Zeit für die Regeneration.
Das ist auch der Grund dafür, dass die gesamte Strahlendosis in mehrere
Einzelsitzungen aufgeteilt wird. Denn nach der Bestrahlung sterben die
Tumorzellen ab und werden schließlich von anderen Zellen, unter anderem
den so genanten Fresszellen (Makrophagen), zerlegt und abgebaut.
Die richtige Dosis ist entscheidendDie Dosiseinheit der Strahlentherapie heißt Gray (Abkürzung: Gy). Sie ist
nach dem Physiker Louis Harold Gray benannt. Welche Dosis für die Vernich-
tung des Tumors nötig ist, richtet sich danach, wie empfindlich der jeweilige
Tumor auf die Strahlen reagiert. In der Regel liegt sie zwischen 40 und 70 Gy.
Der behandelnde Radioonkologe plant die für die jeweilige Therapie not-
wendige Dosis auf der Basis der ihm vorliegenden Untersuchungsergebnisse.
Die Gesamtdosis wird in Einzeldosen aufgeteilt (= Fraktionierung). Eine Ein-
zeldosis beträgt zumeist 1,8 Gy; dabei sind Abweichungen möglich. Grund-
sätzlich gilt : Je kleiner die Einzeldosis, desto verträglicher ist die Therapie und
desto geringer ist das Risiko eventuell bleibender Spätkomplikationen. Eine
große Zahl von Einzelbestrahlungen ist also eine besonders schonende und
effiziente Form der Therapie !
Wie wirkt die Strahlentherapie?
Zellkern
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Kurative StrahlentherapieWenn eine Heilung durch die Strahlentherapie möglich ist, spricht man von
kurativer Strahlentherapie. Sie wird sowohl bei sichtbaren Tumoren ange-
wandt als auch vorbeugend, um sicherzugehen, dass im Operationsgebiet
keine vereinzelten Zellen zurückbleiben (= adjuvante Strahlentherapie).
Beispiele für die Heilung von sichtbaren Tumoren allein durch die Strahlen-
therapie sind: Lymphdrüsenkrebs, Stimmbandkrebs, Hautkrebs und Prostata-
krebs. Die adjuvante Strahlentherapie hat sich in der postoperativen Behand-
lung von organerhaltenden Operationen bei Brustkrebs sowie Darmkrebs
bewährt.
Symptomatische (palliative) Strahlentherapie Ist eine Heilung des Krebspatienten nicht möglich, so liegt der Schwerpunkt
auf der lindernden (palliativen) Behandlung tumorbedingter Symptome.
In diesen Fällen kann die Strahlentherapie Beschwerden, vor allem Schmer-
zen, erheblich lindern und somit zu einer Verbesserung der Lebensqualität
und oft sogar zu einer Lebensverlängerung beitragen.
Insbesondere bei Knochenmetastasen lassen sich die Schmerzen erheblich
lindern. In vielen Fällen können sich die Knochen sogar wieder aufbauen;
Knochenbrüche können so häufig verhindert werden. Auch auftretende
Beschwerden wie Atemnot, Schluckbeschwerden, Lähmungen oder auch
Blutungen können günstig beeinflusst werden.
Ziele der Strahlentherapie12
NebenwirkungenAngesichts einer gründlichen und präzisen Bestrahlungsplanung und -technik können Nebenwirkungen
erheblich reduziert werden. Gänzlich vermeiden lassen sie sich jedoch nicht.
Falls Sie während der Therapie unter lästigen oder unangenehmen Nebenwirkungen zu leiden haben,
so denken Sie bitte immer daran, dass die Therapie Ihnen hilft, Ihre Krankheit in den Griff zu bekom-
men. Viele Krebsarten lassen sich heutzutage gut behandeln: Bei Erwachsenen sind hohe Heilungschan-
cen von mehr als 80 Prozent keine Seltenheit ! Solche Erfolge sind aber nur möglich, wenn die Therapie
konsequent durchgeführt wird.
Bitte versuchen Sie, zu den Begleiterscheinung eine möglichst positive Einstellung zu bekommen:
Die Erfahrung zeigt, dass Patienten, die die Begleiterscheinungen als „notwendiges Übel“ akzeptieren,
sie auch als weniger belastend empfinden.
Sprechen Sie die Beschwerden aber immer mit Ihrem behandelnden Arzt durch. Nur er kann entschei-
den, ob sich die Nebenwirkungen im „normalen“ Bereich bewegen. Er kann Ihnen auch unterstützende
Medikamente verordnen.
Die Einzelschritte der Strahlentherapie
• Art, Ausdehnung und Stadium der Erkrankung werden diagnostiziert.• Die Therapie, deren Bestandteile und die Reihenfolge der Methoden werden festgelegt.• Das Behandlungsziel – kurativ (heilend), palliativ (Symptome lindernd) – wird bestimmt.• Die Reproduzierbarkeit wird gegebenenfalls mittels Lagerungshilfen gesichert.• Ein 3D-Modell wird erstellt (Computertomografie).• Der Tumor, die tumorinfiltrierten Bereiche und die Risikoorgane werden genau lokalisiert.• Das Zielvolumen wird festgelegt.• Der Bestrahlungsplan wird erarbeitet.• Die Dosiswerte werden errechnet.• Simulation der Bestrahlung• Die entsprechenden Abschirmungen werden gegossen (Blöcke) oder eingestellt (Multi-Leaf-Collimator).• Eingabe und nochmalige Kontrolle sämtlicher Bestrahlungsparameter im Rechner des Beschleunigers• Bestrahlung.
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Ablauf der Bestrahlung Am Anfang steht immer das Gespräch
Vor dem Beginn der Bestrahlung steht immer das ausführliche Gespräch mit dem Strahlentherapeuten
bzw. der -therapeutin. Bitte achten Sie darauf, dass bei diesem ersten Gespräch möglichst alle Behand-
lungsunterlagen vorliegen (Operationsbericht, Pathologiebericht, Röntgenbilder, Arztbriefe usw.).
Diese Unterlagen liefern dem Radioonkologen die notwendigen Informationen, um Ihre Erkrankung
und die Möglichkeiten der Strahlenbehandlung einzuschätzen. In diesem ausführlichen Aufklärungsge-
spräch erläutert Ihnen der Therapeut nicht nur das Ziel der Behandlung und den Ablauf der Therapie.
Sie werden auch erfahren, mit welchen Nebenwirkungen Sie gegebenenfalls rechnen müssen und was Sie
während der Therapie beachten sollten. Bitte nutzen Sie die Gelegenheit, all die Fragen, die Sie bewegen,
zu stellen. Scheuen Sie sich auch nicht, mit dem Arzt über Ihre Ängste zu sprechen. Denn es sollten für
Sie keine Punkte offen bleiben!
Tipps für das erste Gespräch Bitte bereiten Sie sich gründlich auf das Gespräch vor. Hier einige Tipps,
die sich bewährt haben :
• Notieren Sie auch noch unmittelbar vor dem Gespräch die Fragen, die Ihnen spontan
durch den Kopf gehen.
• Versuchen Sie, die Fragen in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.
• Achten Sie darauf, dass das Gespräch in einem angemessenen räumlichen und zeit-
lichen Rahmen und in konzentrierter Atmosphäre stattfindet. Gespräche auf dem
Flur, im Vorübergehen oder bei geöffneter Tür sollten Sie ebenso wenig dulden wie
Störungen durch andere Personen oder das Telefon.
• Wenn Sie sich allein nicht sicher genug fühlen, so bitten Sie eine Vertrauensperson,
Sie zu begleiten. Vier Ohren hören bekanntlich mehr als zwei.
• Nehmen Sie sich etwas zum Schreiben mit, um sich wahrend des Gespräches Notizen
machen zu können.
• Es ist wichtig, dass Sie verstehen, was Ihnen Ihr Arzt erklärt. Fragen Sie stets nach,
wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Lassen Sie sich die medizinischen Fach-
ausdrücke erklären. Prüfen Sie, ob Sie alles richtig verstanden haben, indem Sie die
Erklärungen Ihres Arztes in eigenen Worten zusammenfassen und wiedergeben.
• Geben Sie dem Arzt Gelegenheit, auszureden und fordern Sie das auch für sich selbst ein.
• Machen Sie sich während des Gespräches Notizen, die Sie auch beim nächsten Gespräch
wieder dabei haben sollten.
• Nehmen Sie sich Zeit !
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Keine Angst vor dem AufklärungsbogenIm Laufe des Gespräches wird Ihnen Ihr Radioonkologe einen Aufklärungs-
bogen aushändigen und mit Ihnen besprechen.
Der Bogen hat eine ähnliche Funktion wie die Beipackzettel von Medikamen-
ten: Aus juristischen Gründen werden darin alle möglichen Nebenwirkungen
aufgeführt – allerdings ohne Unterscheidung, welche eher häufig, gegebenen-
falls oder so gut wie nie auftreten.
Um so wichtiger ist es, dass Sie und Ihr Arzt den Bogen ausführlich durch-
sprechen. Gemeinsam sollten Sie klären, welche Punkte auf Sie und Ihre
Erkrankung zutreffen und Nichtzutreffendes streichen. Erst nach dieser indi-
viduellen Aufklärung sollten Sie den Bogen unterschreiben: Er dient als Ein-
verständniserklärung und ist Vorbedingung für den Start der Behandlung.
Exakte Planung und Dokumentation für optimale Heilungschancen
Vor der ersten Bestrahlung steht die exakte, computergestützte Planung.
Sie ist Voraussetzung für die millimetergenaue Treffsicherheit der Bestrah-
lung. Zudem werden so das umliegende Gewebe geschont und die Neben-
wirkungen auf ein Minimum reduziert.
In einer so genannten Vorsimulation bestimmt der behandelnde Arzt die
Lagerung des Patienten unter dem Linearbeschleuniger und ermittelt anhand
der bereits vorliegenden Röntgenbilder die betreffende Körperregion.
Um diese Körperlage jederzeit wiederholen zu können, fertigen die Medizi-
nisch-Technischen Assistentinnen individuelle Lagerungshilfen an.
Die Reproduzierbarkeit der Lage des Patienten wird durch die Planung am
Computer erheblich erleichtert. Alle Abläufe von der Simulation bis hin zur
Bestrahlung werden digital dokumentiert und archiviert, die Bestrahlungs-
region wird vorläufig mit Filzstift eingezeichnet.
Bereits in der ersten Planungsstufe wird ein dreidimensionales Bild zur Er-
mittlung des Zielvolumens aus den Daten der Computertomografie errechnet.
Diese Aufnahmen und Bilder, die bei den folgenden Behandlungsschritten
erstellt werden, stellen sicher, dass das Zielvolumen stets exakt bestrahlt wird.
Die computergestützte Abgleichung von Aufnahmen in verschiedenen Phasen
der Behandlung, das so genannte Matching, ermöglicht es zudem, jederzeit
die Liegeposition wiederherzustellen, die für den Patienten bei der Simulation
festgelegt wurde.
Der nächste Schritt liefert alle nötigen Daten für den Computer, der die
Bestrahlungsplanung unterstützt : Mit Hilfe eines Computertomogramms
wird ein dreidimensionales Modell des Patienten erstellt : Es zeigt die Lage,
Größe und Kontur des Tumors und gibt Aufschluss über Gewebedichte
und Position des Karzinoms in Beziehung zu strahlensensiblem Gewebe wie
Nieren oder Blase. Der Therapeut zeichnet nun in diese Schichtaufnahme das
zu bestrahlende Gebiet sowie die Risikoorgane, die zu schützen sind (Rücken-
mark, Leber, Lunge) ein. In bestimmten Fällen kann es nötig sein, neben
dem Tumor auch das Tumorbett oder die Lymphabflusswege zu bestrahlen.
Bei allem gilt die Grundregel: Maximale Bestrahlung des Tumorgewebes,
minimale Belastung der Nachbarorgane und des gesunden Gewebes.
Bei der Simulation wird Ihre spätere Bestrahlung so zusagen durchgespielt.
Der Simulator ist ein Röntgendurchleuchtungsgerät, das die gleichen Abmes-
sungen hat wie der Linearbeschleuniger. Sie werden genauso gelagert wie bei
der späteren Bestrahlung auch und mit einer schwachen Röntgendosis durch-
leuchtet. Ihre Lage, das Zielvolumen und die Ausdehnung der Bestrahlung
werden so lange korrigiert, bis das optimale Ergebnis erreicht ist.
Diese Simulation ist sicherlich der zeitaufwendigste Teil der Behandlung.
Hier wird echte Maßarbeit geleistet. Damit diese komplizierte Einstellung
nicht bei jeder Sitzung wiederholt werden muss, werden die individuellen
Bestrahlungsfelder am Ende der Simulation markiert. Dazu werden Ihnen an
einigen Stellen kleinste, kaum sichtbare Punkte auf die Haut tätowiert. Gegen-
über der früheren Methode der Feldeinzeichnung hat dies den ungeheuren
Vorteil, dass sich diese Punkte nicht abwaschen lassen und Sie wie gewohnt
duschen, Körperpflege betreiben oder Schwimmen gehen können.
Die eingestellten Bestrahlungsfelder werden ebenso wie die gesamte Strah-
lentherapie dokumentiert und für 30 Jahre archiviert, damit die Einzelheiten
bei Bedarf jederzeit nachvollzogen werden können.
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Bestrahlungstechnik auf neuestem StandWährend der Simulation wird auch der Multi-Leaf-Collimator passgenau
ausgerichtet. Diese Vorrichtung ermöglicht es, mit Hilfe feiner Blätter aus
Wolfram, die ermittelten Konturen des Tumors exakt nachzuformen.
Die 120 Metallblätter, zu 60 Paaren angeordnet, schirmen das gesunde Gewebe
von der Strahlung ab. So wird das Bestrahlungsfeld millimetergenau an die
anatomischen Gegebenheiten des jeweiligen Patienten angepasst – zum Schutz
des gesunden Gewebes vor der harten Strahlung: Noch bevor die Strahlung
den Austrittskanal verlässt, fängt der Computer jene Strahlen ab, die außer-
halb des Zielvolumens auftreffen würden, und leitet die maximale Bestrah-
lung in das Tumorgewebe.
Einer anatomischen Tatsache wurde bei der Konzeption der Anlage beson-
deres Augenmerk geschenkt : Tumore sind nicht immer fest im Körper fixiert.
Lungenkarzinome beispielsweise können sich im Rhythmus der Atmung auf
und ab bewegen. Der Linearbeschleuniger kann auf diese Bewegung einge-
stellt werden: Immer, wenn die Geschwulst aus dem Zielvolumen austritt,
setzt auch die Bestrahlung in diesem Moment aus. Diese Möglichkeit besteht
bei allen Tumoren, deren Lage im Körper variabel ist.
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Der Ablauf und Umfang der Bestrahlung ist von Patient zu Patient unter-
schiedlich. Ihr Radioonkologe wird mit Ihnen vor Behandlungsbeginn die
Häufigkeit, Dauer und Dosis Ihrer individuellen Bestrahlung besprechen.
Unabhängig davon gibt es jedoch einige Ratschläge, die für alle Strahlenpa-
tienten gelten:
Leben Sie so normal wie möglich.Bei kleineren Bestrahlungsfelder ist es durchaus möglich, dass Sie auch
weiterhin Ihrer Arbeitstätigkeit nachgehen können.
Es gilt die Grundregel: Erlaubt sind alle Tätigkeiten, die Ihnen Spaß machen.
Allerdings sollten Sie alles, was Sie körperlich oder psychisch stark belastet,
vermeiden.
Schonen Sie Ihre Haut.Die bestrahlte Haut ist mechanischen Reizen gegenüber empfindlich. Pflegen
Sie sie deshalb bitte nur mit Substanzen, die Ihnen Ihr Strahlentherapeut
empfohlen hat. Verzichten Sie unbedingt auf hautreizende Seifen oder Parfü-
me und vermeiden Sie mechanische Belastungen, z.B. durch beengende und
scheuernde Kleidungsstücke.
Essen Sie, was Ihnen schmeckt und bekommt.Sie müssen keine spezielle Diät halten. Es gibt keinerlei wissenschaftliche
Belege dafür, dass Diäten das Tumorwachstum nachhaltig beeinflussen kön-
nen. Zudem sind die Krebsarten so unterschiedlich wie die Therapien und
damit eventuell verbundene Beschwerden und Einschränkungen.
Sie werden schnell selbst herausfinden, was Ihnen gut bekommt und worauf
Sie lieber verzichten sollten.
Grundsätzlich gilt : Gesundes Essen ist gesund! Achten Sie also auf eine voll-
wertige und nährstoffreiche Ernährung, die Ihnen schmeckt.
Empfehlungen für die Zeit der Bestrahlung18
Wartezimmergespräche: Ohren zu und durchNichts scheint für Patienten in Wartezimmern faszinierender zu sein als Ge-
schichten über Krankheiten. Wie in einem Wettbewerb versuchen die Beteilig-
ten, sich mit Schrecklichkeiten zu überbieten, zu guter letzt jagt eine medizi-
nische Schauergeschichte die nächste, natürlich immer verbunden mit den
„besten“ Ratschlägen. Unser Tipp: Ignorieren sie es einfach! Lassen Sie sich
keine Angst machen! Hauptquelle Ihrer Informationen sollte allein Ihr Arzt
sein. Und sollten Sie sich durch die Wartezimmergespräche doch einmal ver-
unsichert fühlen, so vertrauen Sie sich ihm an. Er weiß das Gehörte richtig
einzuschätzen.
Falls Sie von anderen Patienten oder deren Begleitung nach Ihrer Krankheit
gefragt werden, so fühlen Sie sich bitte nicht verpflichtet, zu antworten. Wenn
Sie nicht darüber sprechen möchten, so scheuen Sie sich bitte nicht, die Fra-
gen freundlich, aber bestimmt abzublocken. Sie werden schnell selbst heraus-
finden, welche Gespräche und Gesprächspartner Ihnen gut tun.
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Brustkrebs (Mammakarzinom)Bei Frauen ist Brustkrebs die am häufigsten auftretende Krebsart. Noch vor
10 bis 15 Jahren schien die einzige Chance auf Heilung in der Brustamputa-
tion zu liegen. In den letzten Jahren zeigte sich jedoch, dass die Heilungs-
ergebnisse der brusterhaltenden Therapie bei Tumoren, die eine bestimmte
Größe nicht überschritten haben, ebenso gut sind wie bei der „radikalen“
Brustamputation, vorausgesetzt, die operierte Brust wird nachbestrahlt.
Die Erstbehandlung bei Brustkrebs ist in der Regel die Operation. Je nach
Tumorgröße wird brusterhaltend operiert. Dabei wird der Tumor zusammen
mit dem ihn umgebenden gesunden Gewebe herausoperiert, um sicherzu-
gehen, dass keine Tumorzellen zurückbleiben. Zumeist werden gleichzeitig
die Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt. Das entnommene Gewebe
wird vom Pathologen untersucht, um Aufschluss über das Tumorstadium
zu erhalten. Dies ist die entscheidende Voraussetzung für die Festlegung der
weiteren Therapie.
Falls der Tumor bereits eine bestimmte Größe überschritten hat, kann es
sinnvoll sein, nach der Behandlung weitere Therapieschritte zu unternehmen,
z.B. eine Chemotherapie oder Hormonbehandlung. Bei allen brusterhalten-
den Operationen ist unbedingt eine Bestrahlung erforderlich.
Diese Bestrahlung sollte erst nach abgeschlossener Wundheilung beginnen.
Die Bestrahlung muss bei abgewinkeltem Arm erfolgen. Sollte die Beweglich-
keit Ihres Schultergelenks durch die Operation noch stark eingeschränkt sein,
so ist hier eine spezielle Krankengymnastik hilfreich. Nach brusterhaltenden
Operationen wird die gesamte Brust einschließlich eines schmalen Streifens
der darunter liegenden Brustwand bestrahlt.
Nach Brustamputationen wird gegebenenfalls die operierte Brustwand ein-
schließlich Operationsnarbe bestrahlt, je nach Tumorsitz und -ausdehnung
auch die Lymphabflusswege in der Schlüsselbeingrube und Achselhöhle.
Die Behandlung dauert in der Regel fünf bis sechs Wochen.
Im Bereich des Bestrahlungsfeldes kann die Haut mit Trockenheit und
Rötung eragieren. Manchmal tritt auch ein Spannungsgefühl oder eine
Schwellung der bestrahlten Brust auf, die jedoch nach der Therapie wieder
abklingt.
Strahlentherapie bei einzelnen Krebsarten
TippsTragen Sie keine Kleidungs-
stücke, die einengen oder
Reibung verursachen. Es kann
sinnvoll sein, einen BH mit
Stützfunktion zu tragen, aber
bitte auf keinen Fall BHs mit
starken mechanischen Halte-
rungen in den Körbchen.
Vermeiden Sie Kleidung aus
Synthetik-Stoffen, da Sie darin
zu leicht schwitzen. Besser
sind atmungsaktive Stoffe wie
Baumwolle oder Seide.
Sie müssen auf Sonnenbäder
nicht verzichten. Aber bitte
schützen Sie die bestrahlte
Haut vor Sonneneinstrahlung.
Decken Sie sie am besten
ab und verwenden Sie auch
keine Sonnenschutzcreme.
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EnddarmkrebsDie Ersttherapie ist zumeist eine Operation. Hat der Tumor eine bestimmte
Größe überschritten oder liegen Lymphknotenmetastasen vor, kann es sinn-
voll sein, nach der Operation eine zusätzliche Bestrahlung, häufig in Kombi-
nation mit einer Chemotherapie, durchzuführen.
Macht die Tumorgröße eine Operation schwierig oder unmöglich, so kann
noch vor der Operation eine Strahlen-Chemotherapie erfolgen, damit der
Tumor auf eine operable Größe schrumpft.
Der Darm ist besonders strahlungsempfindlich. Deshalb wird in der Simula-
tion sehr sorgfältig darauf geachtet, dass das umliegende gesunde Gewebe
bestmöglich geschont wird.
Das Bestrahlungsfeld umfasst sowohl die Tumorregion als auch das Lymph-
abflussgebiet. Deshalb muss das gesamte kleine Becken bestrahlt werden,
bei tief sitzenden Tumoren und nach operativer Eröffnung des Dammes
zusätzlich auch die Dammregion.
Häufig kommt es bei der Bestrahlung zu Symptomen, die einer Darmgrippe
ähneln z.B. Durchfälle mit Bauchschmerzen. Da auch ein Teil der Blase im
Bestrahlungsfeld liegt, können beim Wasserlassen vorübergehend Brennen
und Schmerzen auftreten. Teilen Sie diese Beschwerden bitte unverzüglich
Ihrem behandelnden Arzt mit, denn diese Nebenwirkungen lassen sich in
der Regel problemlos medikamentös behandeln. Sollten Hautraktionen im
Dammbereich auftreten, wird er Ihnen auch Hinweise für eine entsprechen-
den Hautpflege geben.
Bei Männern kann – je nach Strahlendosis am Hoden – die Zeugungsfähig-
keit beeinträchtigt werden, im Extremfall kann die Bestrahlung Unfruchtbar-
keit nach sich ziehen. Die Potenz hingegen bleibt erhalten. Eine Vorsorgemög-
lichkeit für den Kinderwunsch ist das so genannte „Sperma-Banking“. Dazu
werden einige Spermaproben in einer Samenbank eingefroren. Sprechen Sie
Ihren Radioonkologen vor der Behandlung darauf an.
Bei Frauen im geschlechtsreifen Alter kann es durch die Bestrahlung zu einer
Beeinträchtigung der Funktion der Eierstöcke kommen, bei dauerhafter Schä-
digung auch zu Unfruchtbarkeit. Ein vorzeitiges Eintreten der Wechseljahre
lässt sich mit entsprechenden Hormonpräparaten umgehen.
Tipp Reizen Sie das bestrahlte
Gebiet nicht durch zu enge
Kleidungs- und Wäschestücke
und vermeiden Sie Synthetik-
produkte.
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HirntumorenBei Hirntumoren ist die Möglichkeit einer umfassenden Operation natur-
gemäß oft nicht möglich, da ansonsten lebenswichtige Strukturen verletzt
würden. Deshalb ist eine Bestrahlung unumgänglich.
Für die Anzeichnung des Bestrahlungsfeldes wird zumeist eine für jeden
Patienten individuell angefertigte Kunststoffmaske verwendet. Je nach
Tumorart wird nicht nur die Tumorregion selbst, sondern auch ein zusätz-
licher Sicherheitsraum mitbestrahlt. Erschrecken Sie also bitte nicht, wenn
Ihnen das Bestrahlungsgebiet größer als erwartet erscheint.
Bei den meisten Patienten tritt zur zweiten Hälfte der Bestrahlungsserie
Haarausfall auf. Bei einigen werden die Haare dünner, bei anderen fallen
sie auch ganz aus. Diese Phase können Sie am besten mit einer gut sitzen-
den Perücke überbrücken. Unser Rat : Kaufen Sie die Perücke bereits,
wenn Sie den ersten Haarausfall bemerken. Dann fällt Außenstehenden
der Unterscheid kaum oder gar nicht auf. Gute Perücken sind teuer :
Setzen Sie sich wegen der Kosten mit Ihrer Krankenkasse in Verbindung.
Ihr behandelnder Arzt wird Ihnen gern eine Perücke oder ein Haarteil
verschreiben. Natürlich können Sie auch auf eine Mütze oder ein Kopftuch
zurückgreifen. Wählen Sie die Lösung, mit der Sie sich wohl fühlen!
Während der Bestrahlung
kann es sein, dass Sie Kopfdruck,
Kopfschmerzen oder verstärkte
Müdigkeit verspüren. Sprechen Sie
Ihren behandelnden Arzt darauf
an, damit er Ihnen helfende
Medikamente verschreibt. Tipps • Waschen Sie Kopf und
Haare höchstens einmal pro
Woche und verwenden Sie
mildes Shampoo, z.B. Baby-
shampoo.
• Schützen Sie Kopf und Haar
vor direkter Sonnenbestrah-
lung.
• Genießen Sie Alkohol nur
in Maßen: Wenn Sie Medi-
kamente nehmen, die auf
das Hirn wirken, kann
es zu Unverträglichkeiten
kommen.
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Kopf-Hals-TumorenDas sind Tumoren der Mundhöhle, des Nasen- und Rachenraumes sowie der
Kehlkopfgegend. Eine Strahlentherapie folgt in der Regel einer Operation,
manchmal ist sie aber auch die alleinige Maßnahme, eventuell in Kombina-
tion mit einer Chemotherapie.
Auch hier werden Bestrahlungsmasken eingesetzt, um das Bestrahlungsfeld
zu markieren.
Oft ist es notwendig, vor der Bestrahlung defekte Zähne zu behandeln bzw.
entfernen zu lassen, um spätere Knochenentzündungen zu vermeiden.
In der Regel wird nicht nur die Tumorregion bestrahlt, sondern auch das
Lymphabflussgebiet des Halses einschließlich der Schlüsselbeingrube.
Gelegentlich verspricht eine kombinierte Strahlen-Chemo-Therapie die
besten Heilungschancen, in anderen Fällen eine Strahlentherapie mit zwei
Sitzungen täglich.
Haut und Schleimhäute im Bestrahlungsgebiet sind besonders empfindlich.
Deshalb sind Nebenwirkungen leider unumgänglich. Manche Kliniken
führen deshalb die Bestrahlung nur unter stationären Bedingungen durch.
Nahezu unvermeidlich sind entzündliche Veränderungen der Schleimhäute :
Schluckbeschwerden können die Nahrungsaufnahme erschweren. Häufig
kommt es auch zu Beeinträchtigungen des Geschmackempfindens.
Die Haut im Halsbereich ist besonders dünn und trocken und reagiert auf
die Bestrahlung schnell mit Rötungen, Trockenheit, manchmal mit kleinen
Hautablösungen.
Tipps• Rauchen Sie nicht! Tabakrauch
ist Gift für die Schleimhäute!
Erfahrungsgemäß treten bei
rauchenden Patienten die
Nebenwirkungen schneller auf
als bei nichtrauchenden, zudem
sind sie deutlich heftiger als
bei Nichtrauchern.
• Wenn überhaupt, so trinken
Sie Alkohol nur in Maßen.
Verzichten Sie auf hochprozen-
tige Getränke.
• Meiden Sie zu heiße oder zu
scharf gewürzte Speisen und
Getränke.
• Halten Sie sich bei der Mund-,
Haut- und Zahnpflege strikt
an die Empfehlungen Ihres
Radioonkologen.
• Verzichten Sie auf die Nassrasur
– verwenden Sie stattdessen
Elektrorasierer.
• Schützen Sie das Bestrahlungs-
feld vor direkter Sonnenein-
wirkung. Verwenden Sie keine
Sonnencremes.
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Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)Im Frühstadium und wenn es der Allgemeinzustand zulässt,
ist die Operation der erste Therapieschritt. Je nach Ausdeh-
nung des Tumors kann eine anschließende Bestrahlung sinn-
voll sein. Gegebenfalls ist die Bestrahlung auch die einzige
Therapieform.
Das Aufzeichnen des Bestrahlungsfeldes erfolgt auf einem
speziellen Beleuchtungstisch. Das Bestrahlungsfeld umfasst
neben der Tumorregion auch die sie umgebenden Lymphab-
flusswege.
Im Bereich des Bestrahlungsfeldes kann die Haut mit Tro-
ckenheit und Rötungen reagieren. Wenn auch die Speiseröhre
im Bestrahlungsfeld liegt, kann es zu Schluckbeschwerden
kommen. Diese Symptome lassen sich jedoch problemlos
behandeln.
Krebs der Vorsteherdrüse (Prostatakarzinom)Der Prostatakrebs tritt häufig bei älteren Männern, gelegentlich auch
bei jüngeren auf. Grundsätzlich stehen drei Therapiemöglichkeiten
zur Verfügung.
Bei der radikalen Prostatektomie werden die gesamte Prostata und
die Lymphknoten entlang der Schlagader entfernt. Für sehr alte Män-
ner ist dieser große und belastende Eingriff in der Regel nicht geeig-
net. Nebenwirkungen sind Impotenz und häufig auch Harnträufeln
(Inkontinenz).
Das Prostatakarzinom wächst in der Regel nur langsam. Unter Um-
ständen kann es sinnvoll sein, zunächst abzuwarten und engmaschig
zu kontrollieren, begleitet von einer Hormontherapie. Diese kann
das Wachstum verzögern, jedoch ist sie nicht geeignet, die Krankheit
zu heilen.
Die Strahlentherapie ist eine echte Alternative zur Operation mit
ausgezeichneten Heilungschancen. Da sie weitaus seltener mit einem
Verlust der Potenz verbunden ist, sollten sich gerade auch jüngere
Patienten über diese Therapie informieren.
Der Bestrahlungsplan muss sehr sorgfältig ausgearbeitet werden:
Die Prostata liegt eingebettet zwischen Blase und Darm, zwei strah-
lungsempfindlichen Organen. Mithilfe des Computertomogramms
und einer dreidimensionalen Bestrahlungsplanung wird die günstigste
Technik ermittelt.
Das Bestrahlungsfeld umfasst die Prostata, gegebenenfalls auch die
Samenblase. Die Bestrahlung erfolgt in wenigstens vier, manchmal bis
zu sieben Feldern.
Falls es zu Nebenwirkungen wie Brennen beim Wasserlassen, Stuhl-
drang oder Enddarmbeschwerden kommen sollte, lassen sich diese
problemlos medikamentös behandeln.
Tipps• Bitte verzichten Sie unbedingt auf das Rauchen. Raucher
vertragen die Bestrahlung
schlechter; Nebenwirkungen
treten früher auf.
• Trinken Sie Alkohol nur in Maßen und meiden Sie
hochprozentige Getränke.
• Falls Schluckbeschwerden auftreten, so meiden Sie
heiße und scharf gewürzte
Speisen und Getränke, die
viel Säure enthalten.
• Schützen Sie das Bestrah- lungsfeld vor direkter Sonnen-
bestrahlung, verwenden Sie
keine Sonnenschutzcremes.
Tipp • Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich, um die
Blase immer gut zu spülen
und Infektionen zu vermeiden.
Prostata-Spickung:Die Prostata-Spickung wurde bereits in den achtziger Jahren als Alternative
zur Operation sowie Strahlentherapie eingesetzt. Dabei werden kleine radio-
aktive Stifte unter Narkose in die Vorsteherdrüse eingeführt, die nach und
nach ihre Strahlen abgeben. Allerdings können Tumorzellen, die von den
Strahlen nicht berührt werden, weiterwachsen. Endgültige Langzeitergebnisse
über die Wirksamkeit dieses Verfahrens liegen noch nicht vor. Aufgrund
der hohen Kosten wird diese Methode nicht immer von den Krankenkassen
übernommen. Unsere Praxis für Strahlentherapie bietet diese Methode seit
Mai 2002 an.
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Die Tumornachsorge ist unerlässlicher Bestandteil einer wirksamen
Krebstherapie. Ziele sind:
• Eventuelles Wiederauftreten der Krankheit rechtzeitig erkennen,
• Begleit- oder Folgeerkrankungen feststellen und behandeln,
• Hilfe bei psychischen, physischen oder sozialen Problemen.
Nach der letzten Bestrahlung erfolgt die Abschlussuntersuchung sowie ein
ausführliches Gespräch mit Ihrem Arzt. Dabei werden Sie auch über weitere
Verhaltensmaßnahmen sprechen, angefangen mit der Hautpflege. In der Regel
werden Sie auch gleich den ersten Kontrolltermin mit Ihrem Arzt festlegen.
In die weitere Nachsorge sind all Ihre behandelnden Ärzte eingebunden,
z.B. Hausarzt, Facharzt und Ihr Strahlentherapeut.
Die regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen werden im ersten Jahr in recht
kurzen Abständen erfolgen; diese zeitlichen Abstände werden immer größer
werden. Falls Sie in der Zwischenzeit jedoch Beschwerden verspüren, können
Sie selbstverständlich auch außerhalb der fest vereinbarten Termine Ihren
Arzt aufsuchen.
Mindestens einmal im Jahr sollten Sie einen Nachsorgetermin mit Ihrem
Strahlentherapeuten vereinbaren. Denn auch nach Jahren können Nebenwir-
kungen der Bestrahlung auftreten, die nicht selten falsch gedeutet werden.
Ihr Radioonkologe verfügt über die spezielle Ausbildung und Erfahrung, um
eventuelle Symptome richtig einzuschätzen.
Die Nachsorge umfasst auch apparative Untersuchungen, z.B. Röntgenauf-
nahmen, Ultraschall oder Computertomografie. Sie sind fester Bestandteil
eines engmaschigen Kontrollnetzes.
Tumornachsorge26
Die Rückkehr in den Alltag ist für viele Patienten nicht leicht: Selbst nach
Abschluss einer erfolgreichen Behandlung bleiben neben der Erinnerung an
einen oft anstrengenden Therapieweg Sorgen und Ängste zurück. Nicht selten
müssen auch Fragen in Bezug auf die persönliche, familiäre und berufliche
Gegenwart und Zukunft überdacht werden. Fragen nach dem Sinn, Ziel und
Zweck des eigenen Lebens führen manches Mal zu Antworten, die Verände-
rungen nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für sein soziales
Umfeld bedeuten.
Dabei kann es durchaus hilfreich sein, sich nicht nur von Angehörigen oder
Freunden unterstützen zu lassen, sondern auch professionelle Hilfe zu suchen.
Es hat sich bewährt, bereits während der Behandlung ersten Kontakt zur Sozi-
alberatung in der Klinik aufzunehmen. Dort können Sie sich über praktische
Fragen, wie z.B. Schwerbehindertenausweise, ebenso informieren lassen wie
über weitere Hilfsangebote.
Viele Patienten suchen auch den Weg in eine der zahlreichen Selbsthilfe-
gruppen. Achten Sie aber bitte darauf, dass die Gruppensitzungen unter
psychologischer Leitung stattfinden. Denn nur die fachkundige und sensible
Gesprächsleitung hilft Ihnen, auf die vielen Fragen, die sich Ihnen stellen,
auch die richtigen Antworten zu finden. Sie verhindert zudem, dass nicht
noch zusätzliche Ängste entstehen.
In vielen Fällen ist es möglich und auch wünschenswert, dass Sie weiterhin
berufstätig sind. Auch hier gibt es eine Reihe von Hilfen, die die krankheits-
bedingten Nachteile wenigstens teilweise ausgleichen können.
Zurück in den Alltag
Unser Tipp Nehmen Sie die Hilfen, die
sich Ihnen bieten, in An-
spruch. Doch bitte informie-
ren Sie sich zuvor ausführlich
über alle Unterstützungs-
möglichkeiten, um dann die
richtige Wahl zu treffen.
Deutsche Krebshilfe e.V.
Thomas-Mann-Straße 40
53119 Bonn
Telefon (0228)7299 0-0
Telefax (0228)72990-11
E-Mail [email protected]
Internet www.krebshilfe.de
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Hanauer Landstraße 194
60314 Frankfurt/Main
Telefon (069) 630096-0
Telefax (069) 630096-66
E-Mail [email protected]
Internet www.krebsgesellschaft.de
Weitere Informationen
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