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Österreich – deutschland im Vergleich · Die Industrieproduktion in Deutschland ist seit Mitte...

Date post: 11-Jul-2020
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ÖSTERREICH – DEUTSCHLAND IM VERGLEICH
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Page 1: Österreich – deutschland im Vergleich · Die Industrieproduktion in Deutschland ist seit Mitte des Jahres 2018 um mehr als 6 % zurückgegangen, auch die Kapazitätsauslastung befindet

Österreich – deutschland im Vergleich

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2 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

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3Österreich – DeutschlanD im Vergleich

i. internationales umfeld: schwaches Wachstum – hohe risiken 4

ii. Wachstumsprognosen für Deutschland: trübe aussichten 7 Deutsche Industrie in der Rezession 7

iii. Wachstumstreiber: Österreich – Deutschland 8 Wachstumsvorsprung Österreichs gegenüber Deutschland 8 Was treibt das Wachstum in Österreich und Deutschland? 8 Protektionismus wirkt sich besonders auf deutsche Exporte aus 9 Investitionen als bedeutender Wachstumstreiber 10 Konsum als verlässlicher Wachstumstreiber 11

iV. Wettbewerbsfähigkeit: Österreich – Deutschland 13 Hohe Arbeitskosten, hohe Steuern 13 Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit 14 Geringe Arbeitslosenquoten, aber zunehmender Fachkräftemangel 16 Deutschland reduziert Staatsschulden schneller als Österreich 17

V. Verflechtung Österreich – Deutschland 18 Enge Handelsbeziehungen 18 Ausländische Direktinvestitionen nach und von Deutschland bedeutend 19 Verflechtung bringt hohe Wertschöpfung für Österreich und Deutschland 20 Deutschland bedeutend für Tourismus in Österreich 21

Vi. standortvergleich: Österreich – Deutschland 22

schlussfolgerungen 24

inhalt

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4 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Die internationale Konjunktur hat an Dynamik verloren und auch für das nächste Jahr wird eine Abschwächung des globalen Wachstums prognostiziert. Für 90 % der Welt wird laut Internationalem Währungsfonds langsa-meres Wirtschaftswachstum für 2019 erwartet.

Ausschlaggebend für diesen Abschwung sind die immer präsenter werdenden Risiken und Unsicherheiten, die sich zum Teil realisieren. Vor allem die geopolitischen Spannungen, der Handelskonflikt zwischen den USA und China und der erstarkende Protektionismus bremsen die Wachstumsdynamik. Auch die Umweltkrise hat gro-ße Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Auf europäischer Ebene führt der Brexit zu hohen Unsicherheiten.

Größte Risiken global und für Europa

• Geopolitische Spannungen• Handelskonflikte• Protektionismus• Nationalismus• Ölpreis-Schwankungen• Finanzmärkte und Währungen• Rohstoffpreisentwicklung• Klima & Cybersicherheit

• Auswirkungen des Brexit• Politische Unsicherheiten• Hohe Staatsschulden• Geringes Wachstum• Geldpolitik und Leitzinsen:

andauernde expansive Geldpolitik• Staatsschuldenentwicklung

i. internationales umfeld: schwaches Wachstum – hohe risiken

WeltWeites Wachstum 2019 und durchschnittliches Wachstum 1999-2019

Quelle: World Economic Outlook, IWF (April 2019)

2,9

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5Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Die anhaltenden Risiken und Unsicherheiten führen dazu, dass sich die Stimmung sowohl bei Unternehmen als auch bei Konsumenten eintrübt und Investitionen sowie Produktivität gebremst werden. Die internationa-len Rahmenbedingungen lassen daher die Weltwirtschaft nur verhalten expandieren.

Die US- und die chinesische Wirtschaft leiden vor allem unter dem Handelskonflikt. Auch Deutschland, das besonders exportorientiert ist, verzeichnet geringes Wachstum aufgrund der globalen Abschwächung und der Handelsspannungen.

Der World Trade Uncertainty Index zeichnet ein klares Bild. Seit Beginn der Handelsspannungen und des zunehmenden Protektionismus, ausgehend von den USA, steigt der World Trade Uncertainty Index enorm. Gleichzeitig schwächt sich das Exportwachstum weltweit ab.

BiP-Wachstum international Veränderung ggü. Vorjahr in % 2018 2019 2020Global* +3,6 +3,0 +3,4USA +2,9 +2,3 +1,8China +6,6 +6,2 +5,8EU-28 +2,0 +1,5 +1,5Euro-Raum +1,9 +1,2 +1,3MOEL 5 +4,5 +3,8 +3,0Quelle: WIFO, *IWF

hohe unsicherheit und zunehmender Protektionismus

Quelle: World Trade Uncertainty Index: policyuncertainty.com; Exportwachstum Warenhandel weltweit: UNCTAD Statistics;

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Exportwachstum Warenhandel weltweit

World Trade Uncertainty Index

2,9

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5,26,0

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1,5

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6 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

BiP-Wachstum, real, Veränderung gegenüBer dem Vorjahr in %

Quelle: WIFO

Auch Österreichs Nachbarn wachsen derzeit mit nur eingeschränkter Dynamik.

BiP-Wachstum internationalVeränderung ggü. Vorjahr in % 2018 2019 2020Deutschland +1,5 +0,5 +1,2Frankreich +1,7 +1,3 +1,3Italien +0,9 +0,1 +0,4Schweiz +2,8 +0,8 +1,5Österreich +2,4 +1,7 +1,4Quelle: WIFO

DE 0,5

CZ 2,5 SK

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HU 4,6

SI 2,9

AT 1,7

IT 0,0

CH 0,8

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7Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Die Konjunktur in Deutschland hat sich im Laufe des Jahres 2019 deutlich abgekühlt und ist mittlerweile seit sechs Quartalen schwach. Die Wirtschaftsleistung dürfte laut aktueller Einschätzung der Gemeinschafts-diagnose – einer Prognose von sechs Instituten in Deutschland im Auftrag der Bundesregierung – in beiden Quartalen des Sommerhalbjahres geschrumpft sein. Die Institute erwarten für das Jahr 2019 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 %. Vor 12 Monaten erwarteten die Ökonomen noch ein Wachstum von 1,9 % für das Jahr 2019. Für das kommende Jahr gehen die Institute ebenfalls von einem schwachen Wachs-tum von 1,2 % für Deutschland aus. Die Prognose des Sachverständigenrates erwartet ebenfalls ein Wachstum der deutschen Wirtschaft von 0,5 % für das Jahr 2019 und 0,9 % für 2020.

Seit Mitte 2018 legt das deutsche Bruttoinlandsprodukt deutlich langsamer zu als im Rest des Euroraums; es ist im Vorquartalsvergleich sogar schon zwei Mal (Q3 2018 und Q2 2019) geschrumpft, und für das dritte Quartal 2019 zeichnet sich ein weiteres Minus ab. Per Definition befindet sich Deutschland damit in einer tech-nischen Rezession.

Deutsche Industrie in der Rezession

Die Industrie befindet sich in einer Rezession, die vor allem außenwirtschaftliche Ursachen hat. Die Industrie-produktion in Deutschland fällt seit über einem Jahr stärker als im Rest des Euroraums – vor allem in der Auto- und Chemieindustrie.

Die Industrieproduktion in Deutschland ist seit Mitte des Jahres 2018 um mehr als 6 % zurückgegangen, auch die Kapazitätsauslastung befindet sich nur noch auf dem Niveau des langfristigen Durchschnitts.

Die Industrieproduktion in Deutschland sinkt kräftiger und länger als sonst in der Welt, was seinen Ursprung in der Schwäche des Automobilsektors hat. In Deutschland hat der Automobilsektor einen hohen Anteil an der Wertschöpfung. Die Produktion ist in diesem Sektor seit Mitte 2018 um 20 % eingebrochen. Dies ist einerseits eine Normalisierung nach vielen Jahren einer sehr positiven Entwicklung, andererseits befindet sich der Auto-mobilsektor mitten im Technologiewandel bei den Antriebsformen. Zunehmend zeigen sich auch Auswirkun-gen der schwachen Industrieentwicklung im Dienstleistungsbereich.

ii. Wachstumsprognosen für Deutschland: trübe aussichten

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Deutschland EU28

unterdurchschnittliche industrieProduktion in deutschland

Quelle: OECD, 2015=100, Monatliche Werte

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8 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Wachstumsvorsprung Österreichs gegenüber Deutschland

Das international schwächer werdende Umfeld bremst auch Österreichs Konjunktur. Nach den beiden wirt-schaftlich sehr erfolgreichen Jahren 2017 und 2018, in denen das Wirtschaftswachstum jeweils bei rund 2,4 % lag, wird sich das BIP-Wachstum im Jahr 2019 merklich auf 1,7 % und im Jahr 2020 noch weiter auf 1,4 % abschwächen. Zwischen 1995 und 2018 verzeichnete Österreich 16 Mal ein höheres BIP-Wachstum als Deutschland. Seit der Krise von 2009 hatte Österreich hingegen nur mehr vier Mal ein höheres Wachstum als die deutschen Nachbarn.

Was treibt das Wachstum in Österreich und Deutschland?

Betrachtet man die ausgewählten Komponenten des Wachstums – z.B. privater und öffentlicher Konsum, In-vestitionen und Nettoexporte – zeigen sich einige interessante Entwicklungen.

Die Jahre ab 2016 zeigen in beiden Ländern einen soliden Wachstumsbeitrag durch den privaten Konsum, der öffent-liche Konsum geht langsam zurück. Deutlich wird auch, dass der relative hohe Wachstumsbeitrag von Investitionen in beiden Ländern nicht gehalten wird und zwischen 2016 und 2020 zurückgeht. Für Österreich beträgt der Rückgang -62 % und für Deutschland -27 %. Der Wachstumsbeitrag der Nettoexporte ist nicht stabil, sondern fluktuiert stark. Österreich und Deutschland unterscheiden sich hier eben-so und mit mehrmals entgegengesetzten Entwicklungen.

iii. Wachstumstreiber: Österreich – Deutschland

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Ö D Ö D Ö D Ö D Ö D Ö D

2015 2016 2017 2018 2019 2020

Privater Konsum Öffentlicher Konsum Investitionen Nettoexporte

reales BiP-Wachstum, Veränderung ggü. Vorjahr in %

ausgeWählte BiP-komPonenten im Vergleich: Österreich und deutschland zWischen 2015 und 2020

Quelle: Europäische Kommission, WIFO

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1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Wachstumsvorsprung Österreich gegenüber Deutschland Deutschland Österreich

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9Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Die Wachstumsschwäche deutschlands ist seit 2018 ist zu einem guten Teil auf einen negativen Einfluss der Nettoexporte zurückzuführen, also negative Impulse auf die Exportwirtschaft. Das deutet darauf hin, dass Deutschland stark von den derzeitigen Handelskonflikten betroffen ist. Für Österreich sind die Nettoexporte zwar zurückgegangen, sie leisten aber noch keinen negativen Beitrag zum BIP-Wachstum.

Protektionismus wirkt sich besonders auf deutsche Exporte aus

Bei den letzten Prognosen wurde vor allem die negative wirtschaftliche Entwicklung in China und den USA als Risiko für Deutschland berücksichtigt: Die Exporterwartungen sind so niedrig wie zuletzt 2012. Mitverantwort-lich dafür sind die Produktionsprobleme in der Auto- und Chemieindustrie.

ausWirkungen us-Protektionismus

Verschiedenste Studien haben die Auswirkungen von protektionistischen Maßnahmen wie den Zusatzzöllen der USA untersucht. Bis November 2018 ist z.B. bereits ein Schaden von USD 12,3 Mrd. für US-Importeure und Verbraucher entstanden. Je nachdem, wie weitgehend Handelskonflikte eskalieren, kann dieser Schaden noch wesentlich steigen. Sollte sich außerdem in der internationalen Handelspolitik eine Ideologie durchsetzen, die auf Protektionismus und Nullsummendenken basiert, ist die langfristige Wohlstandentwicklung von Ländern wie Österreich und Deutschland besonders gefährdet, da sie offene exportorientierte Volkswirtschaften sind.

als kleine, offene Volkswirtschaft mit einem hohen anteil des außenhandels am BiP und einer vergleichsweise kleinen Binnenwirtschaft ist Österreich in hohem maße davon ab-hängig, auf internationalen märkten erfolgreich zu sein.

BIP Vorschau für Österreich 2019

reduziert von 2,1 % auf 1,5 %

Quelle: Europäische Kommission

November 2018: $ 12,3 Billionen

Ausgaben für US-Importeure und

VerbraucherQuelle: NBER

Risiko:-1,5 %-Punkte von

BIP Wachstum in den USA(10 % Tarif)

Quelle: EZB

Risiko: auf lange Sicht

-50 % Auto Exporte von Deutschland

in die USAQuelle: IFO

Risiko: € -5 Billionen BiP

in Deutschland durch US-Auto tarife

Quelle: IFO

Worst-Case:-3 % BIP Welt

Quelle: IW Köln

Worst-Case:-3,8 % BIP

in DeutschlandQuelle: IW Köln

Worst-Case:-4,1 % BIP in USA

Quelle: IW Köln

Quelle: ifo Institut, Europäische Kommission, EZB, IW-Köln, NBER

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10 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Investitionen als bedeutender Wachstumstreiber

6 verlorene jahre: Österreich erreichte 2013 das Vorkrisenniveau von 2007 bei den Bruttoanlageinvestitionen. Österreich lag damit knapp hinter Deutschland oder den USA. Die EU als Ganzes brauchte um einiges länger, um wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen und tat dies 2018.

Interessant ist außerdem, dass Österreich und Deutschland vor der Krise ein relativ niedriges Wachstum und teilweise auch einen Rückgang der Niveaus der Bruttoanlageinvestitionen verzeichnet hatten. Nach der Krise war das Wachstum für diese Länder jedoch stabiler. Obwohl die EU und die USA zwischen 2000 und 2007 einen ähnlichen Wachstumspfad zurücklegten, hat die EU als Ganzes jedoch seit 2008 im Vergleich eine große Inve-stitionslücke entwickelt.

Österreich hat eine relativ hohe investitionsquote: Bei der Investitionsquote (Bruttoanlageinvestitionen in Prozent des BIP) liegt Österreich konsequent über der von Deutschland, aber auch über der EU und den Verei-nigten Staaten. Zwischen 2000 und 2020 erlebt Österreich jedoch auch den vergleichsweise höchsten Rückgang der Investitionen in % des BIP. In Österreich gingen sie um 7 % zurück, in Deutschland um 3 %, in der EU um 3,5 % und in den USA um -0,4 %. In Österreich kamen 2019 auf jeden staatlich investierten Euro mehr als sie-ben privat investierte Euro. In Deutschland ist das Verhältnis bei fast eins zu acht.

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Vereinigte Staaten Europäische Union Deutschland Österreich

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BruttoanlageinVestitionen im Vergleich 2000-2020 (2007 = 100)

Quelle: Europäische Kommission

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11Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Konsum als verlässlicher Wachstumstreiber

Der Konsum liefert sowohl in Deutschland als auch Österreich in den meisten Jahren ein solides Fundament für das Wirtschaftswachstum. Österreich hat bei den privaten Konsumausgaben pro Kopf Deutschland in den frühen 2000er Jahren überholt und auch weiterhin ein schnelleres Wachstum erlebt. Beide Länder liegen deutlich über dem EU-Schnitt. Anders als in der EU wurden die Konsumausgaben von der Weltwirtschafts- und Finanzkrise um 2008 kaum beeinfl usst. In Deutschland führte sie zu einer kurzen Stagnation des privaten Konsums.

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Europäische Union Deutschland Österreich Vereinigte Staaten

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EU Deutschland Österreich

BruttoanlageinVestitionen in % des BiP, 2000-2020

PriVate konsumausgaBen Pro koPf (in 1000 euro)

Quelle: Europäische Kommission

Quelle: Europäische Kommission

Österreich deutschland 2018 2019 2018 2019Investitionsquote (Bruttoanlageinvestitionen in % des BIP) 23,7 23,9 20,5 20,8Investitionswachstum (Bruttoanlageinvestitionen, real, Veränderung ggü. Vorjahr in %) +3,9 +2,9 +3,5 +2,5

Quellen: Europäische Kommission, WIFO, BMWI

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12 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Während die privaten und öffentlichen Investitionen in % des BIP in Österreich und Deutschland sinken, geben beide Länder immer mehr Geld für Staatskonsum aus. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich sind der staatliche Konsum inzwischen fast gleich hoch wie staatliche Investitionsausgaben. In Deutschland verdoppel-te sich zudem der staatliche Konsum in % des BIP seit 1960.

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Ö, Investitionen, Staat Ö, Konsum, Staat

DE, Investitionen, Staat DE, Konsum, Staat

staatliche BruttoanlageinVestitionen und konsum in Österreich und deutschland, in % des BiP, 2000-2020

Quelle: Europäische Kommission

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13Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Hohe Arbeitskosten, hohe Steuern

die einwohner Österreichs haben vergleichsweise hohe einkommen und eine vergleichsweise hohe kauf-kraft. Das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in Österreich ist wesentlich höher als in anderen Ländern der EU, liegt jedoch leicht unter Deutschland. Österreich hat aber auch eine hohe Steuer- und Abgabenlast. Diese liegt etwas über der von Deutschland und deutlich über dem EU-Schnitt.

Die Abgaben- und Ausgabenquoten von Österreich sind wesentlich höher als jene Deutschlands. Eine eigene Schätzung ergibt: Würde der österreichische Staat jedes Jahr nicht 48 % des BIP (2019) ausgeben, sondern 44,6 % wie Deutschland, würden sich die Staatsausgaben 2019 von 192 Mrd. Euro um 14 Mrd. Euro auf 178 Mrd. Euro reduzieren.

Würde sich die Abgabenquote (Steuern und Sozialversicherungsbeiträge) von Österreich (42,6 %) auf das Ni-veau von Deutschland (41,1 %) reduzieren, hätte 2019 jede/r Erwerbstätige/r in Österreich knapp 1.400 Euro mehr zur Verfügung.

iV. Wettbewerbsfähigkeit: Österreich – Deutschland

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Einkommen Abgaben Einkommen Abgaben Einkommen Abgaben

Deutschland Österreich EU

Verfügbares Pro-Kopf Einkommen der Haushalte Abgabenquoten

VerfügBare einkommen soWie aBgaBenQuoten in deutschland, der eu und Österreich, 2018

Quelle: Eurostat, WKÖ Statistik

steuern und sozialVersicherungsBeiträge in % des BiP: aBsolute Werte – ausgeWählte länder

Land 2010 2015 2016 2018 2019 2020Deutschland 38,2 39,8 40,2 41,0 41,1 41,0Italien 41,7 43,3 42,5 42,3 42,4 42,0Österreich 41,9 43,9 42,6 42,8 42,6 42,2EU (28) 38,4 39,6 39,9 40,3 40,2 40,1USA 23,9 26,6 26,4 25,0 25,1 25,3Quelle: Eurostat

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14 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

das Preisniveau in Österreich und deutschland liegt über dem eu-schnitt, jedoch noch deutlich unter dem Spitzenreiter Dänemark. Das Preisniveau Österreichs liegt nur leicht über dem von Deutschland. Zurückzu-führen ist diese Differenz auf eine Vielzahl von Faktoren: z.B. der hohen Lohnnebenkosten und höheren Mehr-wertsteuer in Österreich oder der Kleinstrukturiertheit der Produktion in Österreich.

Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit

Die Lohnstückkosten setzen die Arbeitskosten in Relation zur Produktivität und sind für ein exportorientiertes Land wie Österreich ein wichtiger Indikator für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Sie stiegen in Österreich 2019 genau im EU-Durchschnitt von 2,1 %, nachdem sie 2018 um 1,5 % und 2017 um 0,6 % gestiegen sind. Der Anstieg der Lohnstückkosten hat sich in Österreich seit dem Tiefstand 2017 stark beschleunigt. In Deutschland steigen die Lohnstückkosten 2019 mit 3,4 % wesentlich schneller als in Österreich. Zwischen 2010 wuchsen die Lohnstückkosten in den meisten Jahren schneller als in Deutschland. Erst in 2017 und 2018 reduzierte sich in Österreich das Wachstum, während es in Deutschland anstieg. Somit verzeichnet Deutschland nun seit 2010 einen höheren Anstieg als Österreich. in beiden ländern stiegen die lohnstückkosten jedoch wesent-lich schneller als im eu-schnitt, wodurch sie langsam an preislicher Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den restlichen eu-ländern einbüßen.

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Dänemark (Max)

Österreich Deutschland EU Bulgarien (Min)

PreisniVeaus in ausgeWählten eu-ländern, 2018

Quelle: Eurostat

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15Österreich – DeutschlanD im Vergleich

PreisniVeaus in ausgeWählten eu-ländern, 2018

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Österreich Deutschland Italien Griechenland

lohnstückkostenentWicklung Pro gearBeitete stunde seit 2010 im Vergleich

entWicklung der multifaktorProduktiVität seit 2010 im Vergleich

Quelle: OECD

Quelle: OECD

Möchte man nicht nur die preisliche Wettbewerbsfähigkeit messen, sondern wie stark sich ein Land darin verbessert hat, Kapital- und Arbeitseinsatz in Produktionsprozessen gemeinsam effizient zu verwenden, kann man die sogenannte Multifaktorproduktivität1 heranziehen. Sie ist in Deutschland seit 2010 wesentlich schnel-ler gewachsen als in Österreich. Deutschland erreichte in der EU den höchsten Zuwachs, Österreich liegt im EU-Mittelfeld.

1 Die Multifaktorproduktivität wird insbesondere von (Grundlagen-)Forschung und Entwicklung beeinflusst und reflektiert die Effekte von z.B. verbesserten Managementmethoden, Economies of Scale oder Netzwerkeffekten.

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16 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Geringe Arbeitslosenquoten, aber zunehmender Fachkräftemangel

Österreich und Deutschland verzeichnen traditionell geringe Arbeitslosenquoten im internationalen Vergleich. Der starke Aufschwung in den Jahren 2017 und 2018 führte zu einer deutlichen Reduktion der Arbeitslosigkeit in Österreich. Die Arbeitslosenquote laut EU-Defi nition sank von 6,2 % im Sommer 2016 auf 4,7 % im Winter 2018.

Im Jahr 2019 werden die Arbeitslosenquoten in Österreich und Deutschland weiterhin leicht zurückgehen und das trotz des geringeren Wirtschaftswachstums. Vor dem Hintergrund der schwächeren Wirtschaftsentwick-lung fällt der Anstieg der Beschäftigten zwar etwas weniger dynamisch aus, ist aber immer noch eindeutig positiv.

Mittlerweile hat sich der Fachkräftemangel zu einer der größten Sorgen der Unternehmen entwickelt. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage an Fachkräften vergrößert sich stetig, während die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter in Zukunft deutlich sinken wird. Dies in Deutschland noch stärker als in Österreich.

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EU28 Deutschland Österreich

deutschland reduziert arBeitslosigkeit deutlich, Österreich Verliert VorsPrung

Quelle: Europäische Kommission

Österreich deutschland 2018 2019 2018 2019Arbeitslosenquote (lt. Eurostat Defi nition) 4,9 4,6 3,4 3,1Anstieg Beschäftigung (Veränderung in %) +1,7 +1,0 +1,3 +0,8

Quelle: WIFO, Europäische Kommission

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17Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Deutschland reduziert Staatsschulden schneller als Österreich

Die Staatsschulden in Österreich liegen weiterhin über der Maastricht-Grenze von 60 %, allerdings entwick-elt sich der Schuldenstand seit 2016 rückläufi g. Die Ausgaben für Pensionen und Gesundheit werden jedoch durch den demografi schen Wandel weiter steigen. Trotz der im internationalen Vergleich hohen Abgabenlast und einer staatlichen Einnahmenquote von über 50 % überstiegen die Ausgaben Österreichs jedes Jahr die Einnahmen. Dies war lange Zeit ein strukturelles Problem, da selbst bei guter Konjunktur keine Überschüsse bzw. ein ausgeglichener Haushalt erwirtschaftet wurde. Erst im letzten Jahr konnte die Bundesregierung das Ziel eines ausgeglichenen gesamtstaatlichen Budgetsaldos erreichen.

In Deutschland wird sich der gesamtstaatliche Finanzierungssaldo deutlich verringern und dürfte laut Ge-meinschaftsdiagnose im Jahr 2021 nahezu abgebaut sein. Was Deutschland Österreich voraus hat, sind Über-schüsse in den öffentlichen Haushalten – diese gilt es gezielt einzusetzen, um die Wirtschaft zukunftsfest zu machen.

Österreich deutschland 2018 2019 2018 2019Staatsschuldenquote (Schuldenstand des Gesamtstaates in % des BIP) 73,8 69,7 60,9 58,4

Quelle: Europäische Kommission, OECD

50%

60%

70%

80%

90%

100%

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

EU28 Deutschland Österreich

deutschland reduziert staatsschuldenQuote schneller als Österreich und die eu

Quelle: EU Kommission

Page 18: Österreich – deutschland im Vergleich · Die Industrieproduktion in Deutschland ist seit Mitte des Jahres 2018 um mehr als 6 % zurückgegangen, auch die Kapazitätsauslastung befindet

18 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

V. Verflechtung Österreich – Deutschland

35,5%

6,4% 5,8% 4,6% 4,3% 9,8% 8,1% 6,1% 6,0% 5,5% 5,0% 4,4% 4,3% 4,1% 3,8%

DE IT CN CH CZ CH NL US FR IT PL CZ CH BE AT

Österreich Deutschland

Wichtigste exPortPartner Von Österreich und deutschland, 2018

Wichtigste imPortPartner Von Österreich und deutschland, 2018

Quelle: UN COMTRADE, Welt Bank WITS

Quelle: UN COMTRADE, Welt Bank WITS

Enge Handelsbeziehungen

Deutschland ist für Österreich mit Abstand der wichtigste Handelspartner. Sowohl für Warenexporte als auch -importe. Für Deutschland kam Österreich 2018 als Partner für Importe nur auf den 7. Platz und für Exporte auf den 10. Platz hinter Belgien. 2018 gingen 30 % der österreichischen Exporte nach Deutschland. Dieser Wert ist nicht nur vier Mal so hoch wie jener des Listenzweiten USA, sondern entspricht auch der Höhe des kumulierten Warenexports nach Asien, Amerika, Afrika und in die Nicht-EU-Staaten in Europa. Deutschland ist ebenfalls TOP-Exportpartner bei den Dienstleistungen mit einem Anteil von 40,3 %. In Europa haben Tsche-chien und Polen eine ähnlich hohe wirtschaftliche Verflechtung mit Deutschland.

Auffällig ist, dass Deutschland sowohl bei Importen als auch Exporten stärker mit China und den USA ver-bunden ist als Österreich. Für Österreich ist die USA unter den TOP-5 Exportpartnern und China unter den Top-5 Importpartnern. Für Deutschland sind beide Länder je unter den Top-5 vertreten und jeweils entweder wichtigster Exportmarkt oder Quelle für Importe. dadurch ist deutschland höheren risiken durch den han-delskonflikt zwischen den usa und china ausgesetzt als Österreich.

30,0%

7,1% 6,4% 5,0% 4,3% 8,6% 8,0% 7,1% 6,4% 6,2% 5,3% 4,8%

DE US IT CH FR US FR CN NL UK IT AT

30,0%

7,1% 6,4% 5,0% 4,3% 8,6% 8,0% 7,1% 6,4% 6,2% 5,3% 4,8%

DE US IT CH FR US FR CN NL UK IT AT

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19Österreich – DeutschlanD im Vergleich

-

10 000

20 000

30 000

40 000

50 000

60 000

70 000

80 000

Passive Bestände 2018 Aktive Bestände 2018

aktiVe und PassiVe Bestände, ausländische direktinVestitionen, PersPektiVe Österreich, 2018

Quelle: OeNB

Obwohl Deutschland und Österreich beide offene Volkswirtschaften mit wettbewerbsfähigen Exportunterneh-men sind, ist Deutschland laut WTO erfolgreicher im Außenhandel. Ebenso erzeugt Deutschland eine höhere inländische Wertschöpfung durch Exporte als Österreich.

ranking/index rang rang Österreich deutschlandFührende Exporteure im Warenhandel, 2018, WTO 29/50 3/50Inländischer Wertschöpfungsanteil an denBruttoexporten, 2016, OECD 40/64 (73,4 %) 24/64 (79,7 %)2019 KOF Globalisation Index KOF ETH Zürich 6/197 7/197

Österreich deutschland 2018 2019 2018 2019Exporte Wachstum (real, Veränderung ggü. Vorjahr in %), +5,9 +2,3 +2,1 +1,0Exportquote (Exporte von Waren und Dienstleistungen in % des BIP) 54,5 - 47,0 -Importquote (Importe von Waren und Dienstleistungen in % des BIP) 51,0 - 40,2 -Quelle: WIFO, BMWI, Europäische Kommission

Ausländische Direktinvestitionen nach und von Deutschland bedeutend

Deutschland ist für Österreich die wichtigste Quelle an Ausländischen Direktinvestitionen. Die Bestände von Unternehmen aus Deutschland die in Österreich investieren, sind höher als alle aus dem restlichen Euro-pa zusammen (Abzüglich Russland, Schweiz, Luxemburg, Niederlande und Tschechien). Für aktive Bestände, also den Investitionen von Unternehmen aus Österreich in anderen Ländern, ist das Bild etwas differenzierter. Österreich investiert mehr in das restliche Europa als nach Deutschland, dennoch ist Deutschland ein bedeu-tender Empfänger von Investitionen aus Österreich.

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20 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Verflechtung bringt hohe Wertschöpfung für Österreich und Deutschland

Durch Exporte nach Deutschland entsteht in Österreich eine Wertschöpfung von 34,7 Mrd. USD. Durch die Exporte aus Deutschland nach Österreich beträgt die Wertschöpfung in Deutschland 38,7 Mrd. USD.

Beide Länder sind offene Wirtschaften, die eng mit der Welt verbunden sind. Untersucht man in welchen Sektoren die Wertschöpfung durch weltweite Exporte stattfindet, gibt es zwischen Österreich und Deutschland wesentliche Unterschiede. deutschlands Wertschöpfung konzentriert sich stärker auf wenige sektoren, hier machen die fünf wertschöpfungsintensivsten Sektoren knapp 55 % der gesamten Wertschöpfung aus. In Öster-reich sind es nur 44 %.

Große Unterschiede bestehen bei den Sektoren Verkehr, Kraftwagen, Chemie, Beherbergung und Holzwaren. In den Sektoren Verkehr, Beherbergung und Holzwaren weist Österreich eine wesentlich höhere Wertschöp-fung auf, als Deutschland. Kraftwagen haben andererseits für die Wertschöpfung durch Exporte in Deutsch-land eine wesentlich wichtigere Bedeutung als in Österreich, der relative Anteil an der gesamten Wertschöp-fung ist fast dreimal so hoch.

0 % 2 % 4 % 6 % 8 %

10 % 12 % 14 % 16 % 18 %

Österreich Deutschland

WertschÖPfung durch WeltWeiten exPorte für deutschland in Österreich in % der totalen WertschÖPfung durch exPorte (toP-21 sektoren für Österreich Wurden ausgeWählt)

Quelle: OECD

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21Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Deutschland bedeutend für Tourismus in Österreich

Auch für das Tourismusland Österreich ist Deutschland der mit Abstand wichtigste Markt: 2018 kamen in etwa 14,1 Millionen deutsche Gäste nach Österreich für 56,3 Millionen Nächtigungen in Österreich. Damit liegen Gäste aus Deutschland noch vor Gästen aus Österreich selbst. Anschließend kommen die Niederlande, die Schweiz und Großbritannien. Deutschland ist sich selbst der liebste Gast, mit Abstand die meisten Nächtigun-gen in Deutschland werden von Personen aus Deutschland getätigt. Mit Abstand folgen die Niederlande, die Schweiz, die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Personen aus Österreich verbrachten 2018 insgesamt 4,2 Millionen Nächte in Deutschland. Damit liegt Österreich auf dem 6. Platz. Jedoch sind Österreich und Deutschland in absoluten Zahlen z.B. bei Holländern und Schweizern ähnlich beliebt.

56,3

39,4

10,0 5,0 3,8

390,3

11,4 6,9 6,7 5,9 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450

-

10,0

20,0

30,0

40,0

50,0

60,0

DE AT NL CH UK DE NL CH US UK

Österreich Deutschland

die fünf Wichtigsten ursPrungsländer für nächtigungen in Österreich und deutschland, 2018 in mio.

Quelle: Statistik Austria, Statistisches Bundesamt

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22 Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Vi. standortvergleich: Österreich – Deutschland

Mit dem derzeitigen Konjunkturabschwung stehen den Standorten eine Vielzahl an Herausforderungen bevor, um die Standortattraktivität halten und auch steigern zu können. Gleichzeitig gilt es Chancen zu nutzen und Impulse zu setzen, um eine baldige Erholung herbeizuführen.

Der Monitoring Report der WKÖ ermöglicht den Vergleich der Wirtschaftsstandorte Österreich und Deutsch-land anhand von 150 Standortrankings, die in zehn Teilbereiche gruppiert werden.

Werden alle Rankings gesamt betrachtet, ist Deutschland besser als 76 % der inkludierten Standorte, Öster-reich ist hingegen nur besser als 70 % der Standorte.

deutschland schneidet insgesamt in sieben von zehn Bereichen besser ab als Österreich: Österreich kann vor allem im Bereich Lebensqualität und Gesellschaft punkten,

Deutschland hingegen ist im Bereich Finanzmarkt und Investitionen TOP. Österreich schneidet in den Bereichen Lebensqualität und Gesellschaft, Nachhal-

tigkeit und Energie sowie Bildung und Qualifikation besser ab. Der hohen Beschäf-tigung, der im internationalen Vergleich niedrigen Arbeitslosigkeit und der geringen Streikhäufigkeit verdankt Österreich die ausgezeichnete Position bei der sozialen Stabilität.

Den größten Aufholbedarf zeigt Österreich im Bereich Finanzmarkt und Investitio-nen sowie Wettbewerbsfähigkeit und Standort. Österreichs Schwächen im Bereich Finanzmarkt und Investitionen sind vor allem die niedrige Investitionsquote und die schwachen Unternehmensinvestitionen, die Entwicklung der Ausländischen Direkt investitionen und der Zugang zu Krediten und Finanzierung. Im Bereich Wett-bewerbsfähigkeit und Standort ist unter anderem Aufholbedarf bei der Steuer-belastung, beim Fachkräfteengpass, beim Reformtempo und bei den Arbeitsmarkt-regulierungen gegeben.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Arbeit und Soziales

Bürokratie und Regulierung

Finanzmarkt und Investitionen

Wettbewerbsfähigkeit und Standort

Internationalisierung und Offenheit

Innovation und Digitalisierung

Bildung und Qualifikation

Nachhaltigkeit und Energie

Städte und Regionen

Lebensqualität und Gesellschaft

Österreich Deutschland

Österreich ist in dem jeWeiligen teilBereich Besser als ... % der anderen standorte

Deutschland ist besser als

76 % der Standorte weltweit

Österreich ist besser als

70 %

Quelle: WKÖ

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23Österreich – DeutschlanD im Vergleich

Im The Global Competitiveness Report 2019 belegt Österreich Rang 21, während Deutschland Rang 7 innehat. Im Vergleich zu Deutschland hinkt Österreich im Bereich Märkte und Innovationsumfeld hinten nach, besonders bei der Dynamik von Unternehmen und bei Innovationsfähigkeit.

Insgesamt zeigt sich, dass Deutschland über den Beobachtungszeitraum hinweg konstant unter den TOP-10 liegt und keine Platzierung über 7 erhält. Österreich hingegen erhält im Report von 2005-2006 Rang 15, ver-schlechtert sich aber deutlich über den Zeitraum hinweg. 2019 liegt Österreich nur mehr auf Rang 21.

Auch beim 2019 Index of Economic Freedom liegt Österreich abgeschlagen hinter Deutschland mit Platz 31 – Deutschland belegt Platz 24. Insbesondere der Unterschied zwischen den Ländern hinsichtlich Steuerbe-lastung und Staatsausgaben macht sich im Ranking bemerkbar.

rang rangranking/index Österreich deutschlandThe Global Competitiveness Report 2019, WEF 21/141 7/141World Competitiveness Yearbook 2019, IMD 19/63 17/63Doing Business 2020, World Bank 27/190 22/190The Digital Economy and Society Index 2019, Europäische Kommission 13/28 12/28European innovation scoreboard 2019, Europäische Kommission 9/28 8/28The 2019 SDG Index, Bertelsmann Stiftung und Sustainable Development Solutions Network 5/162 6/1622019 Index of Economic Freedom, Heritage Foundation 31/180 24/180

15 17 15 14 17 18 19

16 16 21 23

19 18 22 21

6 8 5 7 7 5 6 6 4 5 4 5 5 3

7

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Österreich

Deutschland

the gloBal comPetitiVeness rePort

Quelle: World Economic Forum

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schlussfolgerungen

Die internationalen Rahmenbedingungen für Unternehmen verschlechtern sich zunehmend durch eine geringere Wachstumsdynamik und hohen Risiken. Es ist jetzt dringend geboten, die Standortattraktivität in den Blick zu nehmen. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes und grundlegend für Investitions-entscheidungen von Unternehmen und Investoren.

Die standortpolitische Strategie, die Österreich auch in Zukunft verfolgen sollte, ist ein proaktiver Politikansatz, der auf die Verbesserung der Rah-menbedingungen abzielt. Unternehmen brauchen Freiheit und Planbarkeit, um sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrierten. Die Wirtschafts- und Standortpolitik hat der hohen Diversität leistungsfähiger Branchen und Betriebe, der relativen ‚Kleinheit‘ des österreichischen Marktes bzw. der starken Außenorientierung Rechnung zu tragen.

Damit der Wirtschaftsstandort Österreich auch künftig erfolgreich ist, sind gezielte Maßnahmen erforderlich.

entscheidend im Wettbewerb der standorte sind:

entlastung von bürokratischen und finanziellen Belastungen investitionen für mehr Wachstum und Beschäftigung zukunft durch innovation und digitalisierung, fachkräfte und Bildung

Impressum

Wirtschaftskammer Österreich | Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien | www.wko.at/wpAbteilung für Wirtschafts- und Handelspolitik, Abteilungsleiter: Dr. Christoph M. Schneider

Druck: Produktion im Eigenverlag/Wien | Stand: November 2019Zugunsten der besseren Lesbarkeit des Textes wurde explizit auf eine durchgängig geschlechterspezifische Schreibweise verzichtet.


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