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SNEAKER - scuolalab.edu.ti.ch Deutsch für... · Spo r ta ik el-H s. D nz Torsten Hochstetter in...

Date post: 09-Sep-2019
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gibt. Dort sind Turnschuhe auf Podesten arran- giert und von Strahlern angeleuchtet wie Stücke im Museum. Vor der Wand aus Schuhen stehen Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern bequat- schen, mit einem Ziel: sie davon zu überzeugen, ihnen Markenschuhe für 110 Euro zu kaufen. Warum sind Turnschuhe derzeit so angesagt? Vielleicht liegt es daran, dass zahllose Sänger, Schauspieler und Promis bei ihren Auftritten Warum sind alle nur so verrückt nach Turnschuhen? Und wer M an muss nur mal über einen Schulhof oder durch eine Einkaufspassage schlendern und den Leuten nicht ins Gesicht gucken, sondern auf die Füße. Quietschbunt oder weiß, aus Stoff, Leder oder Plastik, mit dicker oder dünner Sohle: Wer gerade cool sein will, trägt Turnschuhe. In vielen Städten haben Läden eröffnet, in denen es ausschließlich Sneaker zu kaufen So wird ein Schuh draus: Die Designer erstellen am Com - puter eine genaue Bauanlei- tung und beschrif ten die Einzel- teile. 26 Dein SPIEGEL 09 | 2014 S N E A K E R
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gibt. Dort sind Turnschuhe auf Podesten arran-giert und von Strahlern angeleuchtet wie Stückeim Museum. Vor der Wand aus Schuhen stehenKinder und Jugendliche, die ihre Eltern bequat-schen, mit einem Ziel: sie davon zu überzeugen,ihnen Markenschuhe für 110 Euro zu kaufen.

Warum sind Turnschuhe derzeit so angesagt?Vielleicht liegt es daran, dass zahllose Sänger,Schauspieler und Promis bei ihren Auftritten

Warum sind alle nur so verrückt nach Turnschuhen? Und wer

Man muss nur mal über einen Schulhofoder durch eine Einkaufspassageschlendern und den Leuten nicht

ins Gesicht gucken, sondern auf die Füße.Quietschbunt oder weiß, aus Stoff, Lederoder Plastik, mit dicker oder dünner Sohle:Wer gerade cool sein will, trägt Turnschuhe.In vielen Städten haben Läden eröffnet, indenen es ausschließlich Sneaker zu kaufen

So wird ein Schuhdraus: DieDesignererstellenam Com -puter eine genaueBauanlei-tung undbeschrif tendie Einzel-teile.

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SNEAKER

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entscheidet eigentlich, welche cool sind?

Welche Farben sindin zwei Jah-ren Trend?TorstenHochstetter,Kreativ-Chefbei Puma,muss ent-scheiden,was künftigin den Lädenstehen soll.

- FREAKS

auffällige Markenschuhe tragen. Die SängerinKaty Perry macht Werbung für eine Marke,andere Stars entwerfen eigene Schuhe.Die roten Turnschuhe, die Rapper Kanye West auf den Markt gebrachthat, kosteten ursprünglich mal rund200 Euro. Sie waren aber so schnellausverkauft, dass sie bald im Inter-net für mehr als zwölf Millionen Euro

versteigert wurden. Ein Vermögen – für einPaar Schuhe.

Turnschuhe gibt es schon seit mehrals 150 Jahren. Damals waren siewirklich nur zum Sporttreiben gedacht. Das Neue an ihnen war,dass sie eine Gummisohle hatten.Zu der Zeit trugen Erwachse-ne, wenn sie schick sein woll-»

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FOTOS S. 26/27: MATTH

IAS THOELEN / DEIN SPIEGEL (HINTERGR.); [email protected] (4, M.); GETTY IMAGES (R.U.); S. 28: MATTH

IAS THOELEN / DEIN SPIEGEL (HINTERGR.); [email protected] (3, O.); PUMA (U.)

28 Dein SPIEGEL 09 | 2014

ten, polierte Lederschuhe. Die galten alselegant.

Vor nicht ganz hundert Jahren fanden einigeJugendliche die Lederschuhe ihrer Eltern spie-ßig. Sie begannen, ihre Tennisschuhe auch aufder Straße zu tragen.

Heute sind Turnschuhe Massenware, fast jeder trägt sie – egal ob Schulkind, HipHop-Staroder erwachsener Anzugträger. Und meistenswerden sie als „Sneaker“ bezeichnet. Daskommt daher, dass man auf Gummisohlen leiselaufen kann: „Sneaker“ bedeutet „Schleicher“.Ständig gibt es neue Modelle. Aber wer ent-scheidet eigentlich, was Trend wird?

In einem kleinen Ort in Franken steht einsehr großes Gebäude. Es ist die Zentralevon Puma, einem der weltgrößtenSportartikel-Hersteller. Darin sitztTorsten Hochstetter in einemRaum voller Schuhe. Er ist derDesign-Chef der Firma. Er istdafür verantwortlich, wie dieSneaker in den kommendenJahren aussehen werden. AlsErstes muss er sich mit seinemTeam überlegen, wer den Schuhspäter kaufen soll. Jugendlichesind eine wichtige Zielgruppe.Aber was ist bei denen angesagt?

Um das herauszukriegen, reist Hoch-stetter nach New York, Paris oder Japan undtrifft sich mit Trend-Scouts. Das sind Leute, dieauf Straßen oder Konzerten beobachten, welcheMuster und Farben junge Menschen so anziehen.„Dicke Sohlen und Blumenmuster sind in“, mel-den sie dann zum Beispiel. Das Schwierigste da-bei: Die Puma-Designer planen schon jetzt für

2016. Die Firma muss also vor-hersagen, wie der Geschmackder Leute in zwei Jahren sein wird.Liegt sie falsch, will später niemand dieSchuhe haben, und alles war umsonst.

Wenn Hochstetter von seinen Reisen indie Puma-Zentrale zurückkehrt, machen sichdort die rund hundert Designer ans Werk.Sie zeichnen den Schuh, erst per Hand, spä-ter geht es am Computer weiter. Über Klei-nigkeiten wird lange diskutiert: Wie soll dieSohle aussehen? Mögen auch Jungs Schuhe,in denen ein Streifen pink ist? Sind dickeSchnürsenkel trendiger als dünne? An jedes

Einzelteil schreiben sie eine Erklärung.Die Bauanleitung wird in eineFabrik geschickt, die die Schu-

he herstellt. Die meistenSportartikel-Firmen besit-zen keine eigene Fabrikin Deutschland. Sie las-sen in Asien nähen. Esist billiger, die Arbeiterverdienen dort viel weniger Geld als inDeutschland. Jemand,

der in Vietnam für PumaSchuhe näht, bekommt zwar

mehr, als das Gesetz dort vor-schreibt. Trotzdem sind es nur

etwa 50 Euro im Monat. Die Fabrikarbeiter selbst könnten sich den

Schuh nicht leisten. Später, wenn der Snea-ker auf dem angeleuchteten Podest im Ladensteht, wird er doppelt so viel kosten wie derMonatslohn eines Nähers beträgt.

Antonia Bauer

Stoff, Plastik oder besser Leder? Material-Proben zeigen, wie der Sneaker aussehen wird.

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