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Serendipity Magazin Ausgabe 02-2013

Date post: 16-Mar-2016
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Serendipity - music is our Substitute for life. Magazin über Musik, Lifestyle, Kunst und Kultur.
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02 - 2013No.2

Liebe Leser,

leider will der Frühling noch immer nicht so recht Einzug halten. Wir verkürzen euch die Wartezeit ein wenig mit unserer neuen Ausgabe und wünschen euch viel Spaß beim Lesen.

Caro und Silvia für Serendipity.

Editorial

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02 - 2013No.3

Inhalt

Inhalt

gehörtAtoms for Peace – „Amok“ 4Bosse - „Kraniche“ 7

besuchtbesucht: Film- & Musikabend der Hamburger Küchensessions @ Markele Bar 6Torpus & The Art Directors // Hamburg, 15.02.2013, Molotow 15

gelesenGelesen: J.K. Rowling - „The Casual Vacancy“ 12

Die wahre Zombie-Apokalypse – Lisa Stawiarski hat Fragen und keine Angst, sie zu stellen 8Schicht für Schicht taugt nicht. 13Und sonst so... 18

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„Supergroup“, seit Jahren ein Begriff für das Un-wort des Jahres. Was soll das überhaupt sein, eine „Supergroup“? Wie viele der Mitglieder müssen vorher bei bekannten Bands gespielt haben? Oder müssen sie überhaupt bekannt (gewesen) sein? Ab wann ist eine Band bekannt genug, dass ihre Mit-glieder als Super-Mitglieder eine Super-Zusam-menkunft von Super-Musikern zur Supergroup adeln können? Und geht es dabei eigentlich nach einer 2/3-Mehrheit, oder reicht die einfache Mehr-heit aus? Ich hätte da diverse Fragen an die Musik-polizei:

Antworten gerne an [email protected].

Atoms for Peace, das ist also so eine.. eine.., na, Sie wissen schon. Die Band, bestehend aus Thom Yorke (Radiohead), Nigel Godrich (seit Jahren das sogenannte ‚sechste Mitglied’ bei Radiohead und Produzent und Remixer von u.a. The Strokes, Beck, Pavement, R.E.M. oder Air), Flea (sonst Bassmons-ter bei einer Bandkarikatur namens Red Hot Chili Peppers), Joey Waronker (Tourdrummer von etwa 200 namhaften Acts) und dem Percussionisten Mauro Refosco. Gegründet wurden Atoms for Peace bereits im Jahre 2009, um Thom Yorkes Soloalbum „The Eraser“ live umzusetzen. Leider führte die Tour damals nicht durch europäische Gefilde, so dass uns hier nur Amateurvideoaufnahmen von diesen Auftritten blieben, doch die zeigten schon damals, dass dies nicht nur eine fix zusammen ge-castete Band bleiben sollte.

Die Verbindung von „Amok“ zu Thom Yorkes So-lodebut beginnt beim Artwork, welches nicht nur optisch stark an „The Eraser“ erinnert, sondern ebenfalls eine mehrfach aufklappbare CD-Hülle als Zuhause für den Silberling vorsieht. Auch die ers-ten Töne des Albums klingen, als würde man naht-los an das fast 7 Jahre alte Werk anknüpfen, doch im weiteren Verlauf fällt auf, dass die Tracks auf „Amok“ insgesamt zugänglicher und klarer struk-

Atoms for Peace – „Amok“von Nils Schlüter

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turiert sind – zumindest für Thom Yorkes Verhält-nisse. Es bleiben die vertrackten Rhythmusgebilde, die im Kopf theoretisch immer tanzbar klingen, zu denen man sich praktisch wahrscheinlich aber lie-ber nicht auf der Tanzfläche blamieren möchte, an-gereichert durch schön analog klingende Synthies und natürlich Yorkes unverkennbarer Stimme. Diese wirkt hier noch stärker als sonst eher als Ins-trument, denn als textüberbringender Mittelpunkt der Stücke und wurde ab und zu sogar deutlich in den Hintergrund gemischt. Weiter fällt positiv auf, dass Flea nicht stört! Das mag härter klingen, als es gemeint ist, aber bei den Red Hot Chili Peppers ist sein Slap Bass nun mal ein dominierendes Wi-dererkennungsmerkmal der Band, das hier aber glücklicherweise nicht auszumachen ist. Zwar spielen die Basssounds auf diesem Album eben-falls eine unbedingt tragende Rolle, doch klingt das Album durchgängig sehr elektronisch und beatori-entiert. Sowieso ist dieses Werk nicht wirklich weit entfernt von dem, was Radiohead zuletzt mit „The King of Limbs“ auf Tonträger veröffentlichten, aber wer die Band im letzten Jahr live gesehen hat, mag dort eine Rückkehr zum Bandgefüge ausgemacht haben. Vielleicht sind Atoms for Peace also zukünf-tig Thom Yorkes Spielwiese, um sich noch kom-promissloser im Elektronikbereich zu versuchen? Wer weiß das schon? Trotzdem könnte jeder ein-

zelne Track auf „Amok“ auch problemlos auf einem Radiohead-Album enthalten sein und es wird nicht ganz klar, wo zwischen den Bands die Grenze zu ziehen ist, was wiederum aber das Fazit sehr ein-fach macht:

Wer Radiohead mag, wird auch dieses Album lieben und meiner Meinung nach, ist „Amok“ sogar besser geworden, als das letzte Radiohead-Werk. „Amok“ ist sehr elektronisch, aber kein Dance-Album. Vielmehr bilden Rhythmus, Bass und Thom Yorkes Stimme eine Einheit, die in der Lage ist, den Hörer in ein waberndes Klangbild hineinzuziehen. Also: Kopfhörer auf und entschweben!

Homepage: atomsforpeace.info

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besucht: Film- & Musikabend der Hamburger Küchensessions @ Markele Barvon Silvia Maraun

Jens Pfeiffer macht seit längerer Zeit wunderschöne kleine Konzerte in seiner Küche, an denen jeder, der einen Internetzugang hat, teilhaben kann: Auf www.kuechensessions.de sind die schönen Videos sichtbar, und was dabei sofort ins Auge sticht, ist die liebevolle Auswahl der Künstler. Die Küchen-sessions sind so in kurzer Zeit zu einem Gütesiegel für schöne, qualitativ hochwertige und mit guten Texten versehene Musik geworden, die durch die gemütliche Küchenatmosphäre in ein ganz beson-deres Licht gerückt wird. Nicht selten hört man: „Ach ja, die Band kenne ich zwar nicht, aber die war mal bei Jens in der Küche, dann mag ich die sicherlich!“

Im letzten September fand das erste Mal an zwei Abenden das Hamburger Küchensessions Festival statt, bei dem im Uebel & Gefährlich unter ande-rem Sea + Air, Wolfgang Müller, Enno Bunger und Gregor McEwan auftraten – und: Jens hat Grünkohl mitgebracht!

In Erinnerung daran und in Vorbereitung auf das in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfindende Kü-

chensessions Festival fand am 1. März in der Ma-krele, der wohl einzigen Bar in Hamburg mit viel Licht und hellen Wänden, der Film- & Musikabend der Hamburger Küchensessions statt. Jens brachte Grünkohl, auf einer Leinwand wurden Videos aus seiner Küche gezeigt, und wer gern mochte, konn-te zur Gitarre greifen und spontan ein paar Songs spielen – dies tat zum Beispiel Jürgen Ufer, der den wunderschönen Song über das stehengebliebene Herz gesungen hat (den man sich hier in der Küche ansehen kann: http://youtu.be/OQRK_o-HWlg). Ein super Prinzip, ein wirklich toller Abend und wir hoffen, dass das bald mal wiederholt wird!

In diesem Jahr findet das Küchensessions-Festival am 22. September im Uebel & Gefährlich statt, bisher bestätigt sind unter anderem Dota Kehr, Nicolas Sturm und Ron Diva. Informationen gibt es hier: http://www.kuechensessions.de/festival/

Homepage: www.kuechensessions.de

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Bosse hat mit „Kraniche“ ein recht schönes, neu-es Album veröffentlicht. Songs wie „Istanbul“ und „Schönste Zeit“ sind wirklich tolle Songs, ebenso das beschwingtere „Müßiggang“ und das melan-cholische „Sophie“. Musikalisch vielseitig ist et-was, das einem in den Sinn kommt, aber in diesem Falle leider nicht rein positiv zu verstehen ist: Mit „Alter Affe Angst“ findet sich ein wirklich freaki-ger, anstrengender Ohrwurm auf „Kraniche“, und „Vive la Danse“ geht schon arg in Richtung Disco-Fox-Schlagerpop. Das ist dem Mann-mit-Gitarre-liebenden Herzen ein wenig zu viel und reißt das Album gegen Mitte stimmungstechnisch etwas raus. Aber wir vergeben und verzeihen alles für die beste Zeile des Albums: „An dem Tag, als Kurt Cobain starb, lagst du in meinen Armen.“

Homepage: axelbosse.de

Bosse - „Kraniche“von Silvia Maraun

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Die wahre Zombie-Apokalypse – Lisa Stawiarski hat Fragen und keine Angst, sie zu stellen

Okay, ehrlich: wie oft seid ihr bei Facebook? Wie viele von euch kommen nach Hause und das erste, was sie tun, ist Laptop einschalten und Facebook checken? Was hat man früher gemacht? Man hat im Briefkasten nachgesehen. Den Anrufbeantwor-ter abgehört. Freunde angerufen. Danach kamen die Mobiltelefone und man fing an, alle zwei Mi-nuten aufs Handy zu schauen. Dann waren es so-ziale Netzwerke wie Myspace oder Lokalisten. Ich weiß noch, wie eine Freundin von mir das erste Mal von Lokalisten erzählte. Ehrlich gesagt, fand ich damals, dass das absolut doof klingt. Sie kam da auch nicht mehr weg. Telefonieren konntest du vergessen, andauernd hörte man, wie sie auf der Tatstatur rumhaute. Ich verstand das damals ein-fach nicht, wie kann es so faszinierend sein, wirk-lich den ganzen Tag diese Nachrichten zu verschi-cken? Telefonieren war persönlicher, einfacher und vor allem schneller. Schließlich meldete ich mich auch an, addete ein paar Leute und prompt war ich selber zum Zombie mutiert und saß täglich sechs Stunden vor dem grünen Bildschirm. Das legte sich aber auch ziemlich schnell wieder, irgendwann wurde es eben doch langweilig. Facebook dagegen ist etwas komplett anderes. In erster Linie ist der Bildschirm nämlich blau.

Man kann mit seinen Freunden chatten und man kann Sachen „posten“. Das ist das Eigentliche an

Facebook. Wofür das gut sein soll, kann ich mir immer noch nicht erklären. Warum sind wir Men-schen so extrem mitteilungsbedürftig? Warum müssen wir immer jemanden um uns herumhaben, immer SMS kriegen und Briefe und Anrufe? Aber keinen Besuch? Der ist dann wohl doch zu anstren-gend. Zu persönlich, vielleicht zu real? Vergessen wir in einer Zeit der technischen Revolution, dass die reale Welt die Voraussetzung für die virtuelle ist?

Wen interessiert es denn wirklich, was der eine zum Frühstück hatte, der andere vor zwei Minuten gemacht hat? Der Text in dem Feld an sich. „Was machst du gerade?“ ist wohl eine Aufforderung, wir alle haben das Bedürfnis, diese Frage bis ins kleinste Detail zu beantworten, aber ist das denn wirklich notwendig? Irgendwann schreiben wir der ganzen Welt, mit wem wir gestern Nacht Sex hatten? Auf einmal erscheint das gar nicht mehr so absurd. Wir sind in einem Prozess der Desensibi-lisierung. Auf MySpace war es noch superpeinlich, seine eigenen Fotos zu kommentieren. Wir können nicht mehr unterscheiden, was wirklich wichtig ist und was nicht.

Alle nerven sich zu Tode mit ihren Posts. Aber selber schicken sie auch nichts Besseres. Man kann auch nicht wirklich etwas Sinnvolles posten. Das

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ist wohl nicht Sinn der Sache. Wenn ihr euch eure Posts anschaut, bei wie vielen denkt ihr, dass ihr wirklich darauf hättet verzichten können? Nach-richten wie“ Boah, bin grad aufgewacht“, „Gute Nacht“, „Hunger!“, „Oh nein ...“ , „Ich bin gerade aus der Dusche raus“ fallen wohl ziemlich schnell in die engere Auswahl. Sachen wie „Gestern Nacht war super“ oder „Heute später Afterparty“ wohl auch. Bei manchen denkt man sich vielleicht: Nee, das war eigentlich ganz okay, das ist noch lustig. Aber wie vielen von euch fällt es auf, dass man hätte auf alle verzichten können? Ich meine, an-statt vor Facebook zu sitzen, könnte man ja auch beispielsweise ein Mittel gegen Krebs erfinden. Gut, ziemlich überspitzt, das gebe ich zu. Was ich meine ist nur, dass Facebook und die virtuelle Welt im allgemeinen Motivation töten. Motivation und Produktivität. Es ist dieses schnelle Hin- und Her-wechseln zwischen allen möglichen Posts, allen möglichen Informationen. Multitasking. Man hat mehrere Fenster auf, hier YouTube, da den Arti-kel, den jemand auf Facebook gepostet hat und der ganz interessant aussah, da ein Chatfenster, hier schreibt man selber noch einen Post und irgendwo ist auch noch die Hausarbeit für die Uni. Multitas-king und Produktivität passen nicht zusammen. Am Ende hat man gar nichts gemacht. Und auch noch dieses Schuldgefühl.

Warum aber ist Facebook so beliebt? So notwen-dig? Kann man nicht einfach anrufen? Das kostet Geld, ja. Aber der Internetanschluss immerhin auch. Ich bin nicht konservativ - wirklich nicht! -, der technische Fortschritt hat aber gerade erst vor ein paar Jahren angefangen, wie sieht es erst in 10 Jahren aus? Kann man mit Google Earth in fremde Häuser reingehen? Kann man sich Helme aufsetzen und komplett in der virtuellen Welt untergehen? Der gläserne Mensch an sich ist für mich jedenfalls eine sehr beängstigende Vorstellung.

Ich ruf meine Freunde ja auch nicht alle an und sage: „Mann, is‘ mir langweilig“, wobei es die-se mitteilungsbedürftigsten Menschen unter uns sicher auch gibt. Viel wichtiger, ich drücke auch nicht einem Wildfremden auf der Straße meine persönlichen Daten in die Hand, nur weil er sagt, er benutzt sie ausschließlich für Marketingzwecke. Oder plakatiere die Stadt mit den Fotos, die ges-tern Nacht beim Feiern entstanden sind. Der so-ziale Aspekt beim technologischen Fortschritt, wie wird der sich entwickeln? Ist das notwendig? Und vor allem: Ist das gut? Endet das alles in der kom-pletten Verarmung von Gestik und Mimik durch soziale Netzwerke im Internet? Immerhin braucht man die im Chat nicht, es gibt zehntausend Smi-leys und Shortcuts, die unsere Stimmung mindes-

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tens genauso gut ausdrücken können, wie unser Gesicht. Oder so.

Vergessen wir nicht etwas? Ist das nicht alles eine Desensibilisierung? Und ist das nicht eigentlich ziemlich gefährlich für uns selbst und die Gesell-schaft? Fragen über Fragen.

Natürlich hat sowas wie Facebook seine Vorteile, was anderes will ich auch nicht behaupten. Der technische Fortschritt im Allgemeinen hat sehr vie-le Vorteile. Man kann mit Bekannten aus anderen Ländern in Kontakt bleiben, es ist umsonst, man kann vielen Leuten auf einmal etwas mitteilen, es ist umsonst. Dasselbe gilt doch aber auch eigent-lich für Twitter und Google+ und und und ... Wird die Schmerzgrenze da tiefer gelegt? Man wird fast dazu gezwungen, alles zu dokumentieren was man macht. Wenn es denn wenigstens spannend wäre oder sinnvoll, ja gut. Aber das ist es meistens nicht. Man kriegt aber lauter „Gefällt mir“ und Bestä-tigung von anderen, deswegen macht man wohl weiter. Aber wo soll das alles enden? Eine ziem-lich überspitzte Darstellung, aber einen Gedanken wert. Der größte Vorteil von sozialen Netzwerken wie Facebook ist wohl, dass man, wie gesagt, vie-len Leuten auf einmal etwas mitteilen kann. Nun ist die Frage, was das sein soll. Es gibt sehr viele

sinnvolle Dinge, die man so erreichen kann. Den meisten ist wohl nicht bewusst, was für eine Macht uns da gegeben wird. Das „Movimiento 15-M“. Eine Welle von Protesten bricht über Spanien ein. Un-zählige junge Menschen, die Gerechtigkeit fordern. Die die WELT verändern wollen, in der sie leben. Die Einfluss nehmen auf das Weltgeschehen. Alles organisiert über soziale Netzwerke. Es ist unglaub-lich einfach mit Facebook innerhalb kürzester Zeit tausende von Personen zu mobilisieren. Wir alle kennen die Geschichten. Das 14-jährige Mädchen, das aus Versehen via Facebook 21.000 Menschen zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen hat. Ich rede davon, dass wir eine unglaublich mächtige Waffe in den Händen halten und wir sie zu allem nutzen, nur nicht, um etwas Sinnvolles zu tun. Wir leben in einer Demokratie, wir haben alle Einfluss darauf, was geschieht. Und wir haben gerade genug Prob-leme auf der Welt, die es zu lösen gilt. Stattdessen fotografieren wir unser Essen und laden das Foto bei Facebook oder Instagram hoch. Wir sind ein Haufen Affen.

Man geht nicht ins Internet um die Welt zu ver-ändern. Man will die Welt wahrscheinlich auch gar nicht ändern. Man ist zwar unzufrieden, aber meckern ist einfacher als machen. Man geht ins Internet um zu meckern. Um sich auf YouTube mit

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Leuten zu streiten. Um sich von der realen Welt abzulenken, weil diese eben nervt und langweilig und schlecht ist. Sogar wenn wir uns in der realen Welt bewegen, haben wir Smartphones die uns hel-fen jederzeit in die virtuelle zu treten. Man kriegt zwar mit, dass schreckliche Dinge passieren: „Das mit den Eisbären ist ja schon scheiße und das Men-schen als Sklaven gehalten werden find ich jetzt auch nicht so gut. Das mit dem Atommüll und der globalen Erwärmung, der Welthunger, ich würd ja schon was tun, aber was kann ich denn schon ma-chen? Oh, ein Bild von einem Kätzchen! Ah, hier ist eine Petition gegen Tierversuche. Ja, aber unter-schreiben, pfffff, anstrengend und bringt doch eh nichts. Ich mach am besten einfach GAR NICHTS. Ach und sperr‘ den Freund, der sowas ständig pos-tet, nervt voll. Aber der Post ‚XY hat sich die Titten machen lassen‘, den find ich super!“ Richtig? Es ist paradox - wir nehmen das Mittel, das uns dabei helfen würde, etwas zu ändern und nutzen es nicht im geringsten. Noch haben wir aber dieses Mittel. Noch hat man es uns nicht weggenommen. Ich will ja gar nicht, dass jeder jetzt Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um die Welt zu verän-dern. Ich sage nur, dass wir mehr denken sollten. Dass wir das niemand anderem überlassen soll-ten. Genau das tun wir nämlich. Wir lassen andere

Leute für uns denken, wir vertrauen viel zu schnell und in die falschen Dinge. Computer, Maschinen und Politiker, die denken für uns. Was auf Wiki-pedia steht, wird 100prozentig stimmen, was der eine Typ in dem YouTube-Video sagt, macht schon Sinn, und der Politiker, der kümmert sich schon um das Problem, welches unser Land gerade hat. Nimm den Politiker weg und es ist wie in dem Film „Matrix“. Wir leben in einer virtuellen Welt, weil die reale zu schrecklich wird. Das Internet hat immer mehr Einfluss auf unser Leben. Und ich persönlich finde, dass das gefährlich ist. Dass es in den nächs-ten Jahren zu einem absoluten Tiefpunkt kommen könnte. Wir sind so gut im Wegschauen geworden, dass es niemanden gibt, der sich wirklich für et-was einsetzen möchte. Der Mensch ohne eigene Meinung, ohne Willen, ohne wahre Informationen, ohne Motivation. Die totale Verdummung. Kein Platz für Revolutionen. Nur für die wahre Zombie-Apokalypse.

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Gelesen: J.K. Rowling - „The Casual Vacancy“von Silvia Maraun

Und alle so: „Yay, ein neues Buch von J.K. Rowling.“ Aber.

„The Casual Vacancy“ ist J.K. Rowlings erstes Buch nach der Harry-Potter-Reihe und ihr erstes Buch, das für eine erwachsene Leserschaft geschrieben wurde (das merkt man spätestens bei der ers-ten Masturbationsszene). Es spielt nicht in einem Fantasy-Umfeld, sondern in einer britischen Klein-stadt namens Pagford, und es geht nicht um Zau-berer, sondern um Politik. Und darum, wie sich die Menschen in der Kleinstadt nach dem plötzlichen Tod von Barry Fairbrother, einem Gemeinderats-mitglied, zerfleischen, um in die so freigewordene Stelle im Gemeinderat gewählt zu werden. Es geht um die Jugendlichen in Pagford und darum, wie sie ihre Zeit mit Drogen und Sex verbringen, und auch um die sozialen Grenzfälle, bei denen einer dro-gensüchtigen Mutter ihre Kinder weggenommen werden - und um die psychischen Probleme der mit diesem Fall befassten Sozialarbeiter. Es geht um die Fassade, die Menschen aufrechterhalten, um die Lügen, die sie anderen (und manchmal sich selbst) erzählen und darum, was passiert, wenn die Lügen auffliegen und die Fassade einstürzt: Menschliche Abgründe und was man darin findet.

Anders als bei der Harry-Potter-Serie erfindet J.K. Rowling keine eigene Welt, die sie liebe- und

detailvoll beschreibt, sondern sie zeigt einem die nüchterne Realität der Protagonisten ihres Buches. Es gibt keinen großen Helden, der alle anderen ret-tet, sondern viele gleichberechtigte Charaktere mit menschlichen Schwächen, die teilweise im Laufe der Geschichte eine Weiterentwicklung erfahren, sich stagnierend an ihren Problemen festbeißen oder innerhalb kurzer Zeit den kompletten sozialen Abstieg leisten.

„The Casual Vacancy“ geht sich anfangs etwas zäh an, es dauert eine Weile, bis man die unterschiedli-chen Personen alle richtig zuordnen und nachfüh-len kann, aber wenn es einen packt, dann packt es einen: Während sich die erste Hälfte des Buches et-was langgezogen über mehrere Wochen ausdehnte, ließ sich die zweite Hälfte innerhalb weniger Tage verschlingen.

Zwar mag man behaupten, der typische Zauber der J.K. Rowling ginge in diesem Buch verloren, aber das ändert nichts daran, dass es ihr gelingt, die Vielschichtigkeit der Charaktere und die vielen unterschiedlichen Aspekte des Zusammenspiels wirklich dicht und mitreißend zu schildern.

Wer Harry Potter erwartet, wird enttäuscht sein – allen anderen ist dieses Buch durchaus zu empfeh-len!

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Schicht für Schicht taugt nicht.von Simone Bauer

Es ist Winter, es ist kalt, doch kaum stapft man aus dem Schnee ins Warme, hat man unter drei Schichten Kleidung das Gefühl, man wäre auf Ha-waii. Eine Verfluchung dieses Fluches.

Man hat oft das Gefühl, Mode wäre easy-breezy-beautiful-Covergirl. Wie so oft sind die Medienma-cher daran schuld: Da sind die Streetstyleblogs, die ganzjährig hübsche Schwedinnen ablichten, die im kamelfarbenen Trenchcoat durch den Großstadt-dschungel stöckeln, einen drei Meter langen Schal kunstvoll um das blasse Hälschen drapiert. Da sind die Editorials in Modezeitschriften, auf denen schlanke Models den Marlene-Look vorführen, allerdings eher drei Marlene-Looks übereinan-der angezogen. Was uns die Fotos aber nicht zei-gen: Die Schmerzen in den Gelenken und im Rü-cken, weil man sich kaum noch drehen kann. Der Schweiß auf der Haut nach dem Treppensteigen. Die Mannequins befinden sich in klimatisierten Fo-tostudios, wir uns aber nach dem beschwerlichen Transfer an der Uni oder im Büro.

These: New York = Antarktis, aber wir leben nun mal nicht in Manhattan.

Sicher, diese Fotos sind ja auch dafür gedacht, dass wir uns in eine fabelhafte Welt flüchten. Eine Welt, in der Mode ausschließlich Spaß macht und der Hintergrundgedanken der Alltagstauglichkeit

keinen Platz findet. Sie wird nicht nur von Blattma-chern gemacht, sondern auch von den Typen vom Fernsehen. Da wäre ja auch noch „Sex and the City“ - die Lagen, die Sarah Jessica Parker übereinan-der trägt, sind meistens dünne Stöffchen (und von Patricia Field auch eigens dafür ausgewählt, doch welcher Normalsterblicher hat schon so viel Budget und so viel Lagerfläche für all die Kleidung?). Doch wie schaffen es Fashionikonen wie die Olsens (die Königinnen des Hobostils!), schwarze Strickpullis unter braunen Pelzjacken zu tragen und darunter dann noch mal ein Kleid in Weiß und auch noch Leggings? Frieren die alle wirklich so leicht?

Ja, mir ist auch sehr kalt. Deswegen wage ich ja dieses Experiment, kleidermäßig auszusehen wie eine dieser Göttinnen. Doch wenn ich morgens das Haus verlasse, ist es stockdunkel, nicht mal der Schnee erleuchtet da die zur Neige gehende Nacht. Nach dem ersten Kaffee beginnt dann doch die Sonne zu strahlen und man hat im zur Neige gehendem Februar das Gefühl, gleich sprießen die Krokusse aus der Erde (wie passend, Floralprint ist ja auch endlich wieder zurück in der neuen Saison!). Und wenn man in den letzten Tagen aus-probiert hat, irgendeinen dünnen Stoff und irgend-einen dicken Stoff zu tragen und dennoch so lo-ckerleicht durch die Kulisse zu tanzen wie in einer Fotostrecke, dann hat man verloren. Wie immer schätzt man das Wetter falsch ein. Und diesmal ist

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man nicht nur ein bisschen zu warm angezogen unter dem Parka, nein, sondern sogar sehr viel.

„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung“, pflegt meine Mutter zu sagen

Layering wird ja auch nicht viel leichter, wenn man den Faktor Wetter durchkalkuliert hat. Da wäre zum Beispiel das Thema „Eine Lage ist eine Bluse“. Die Bluse plustert sich auf, so, als ob man wahlwei-se eine Brustvergrößerung, zu viel Torte oder ein Kind gekriegt hat. Sie möchte einfach keinen Platz finden, nicht in den Rock gestopft, nicht unter dem Cardigan. Da hilft nur eins: Bodybluse! Doch sollte an all den Zwiebelhäuten jemals ein Kerl Geschmack finden, wie macht man das dann beim galanten Ausziehen? (Den Hardcoresingles dürf-te schon ein Gang auf die Toilette Beschwernisse bereiten.)

Eine weitere warme Lage kann man sich mit Stul-pen erschaffen. Wobei Stiefelchen und Stulpen-chen sehr schnell zu „Flashdance“ und Jane Fonda werden können. Eine andere Variante gegen kalte Füße wäre, die Ugg-Bommel-Winterstiefel drau-ßen zu tragen und in einem extra Beutel die schö-nen Schuhe für drinnen (so werden auch aus High Heels Hausschuhe!). Aua, ich habe doch schon was von Rückenschmerzen geschrieben! Schnitt zum Fazit. Mode ist nicht einfach. Und guten Stil kann man immer noch nicht kaufen. Dafür aber eine Reise nach Hawaii.

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Torpus & The Art Directors // Hamburg, 15.02.2013, MolotowText: Silvia Maraun, Fotos: Stefan Simrock

Torpus & The Art Directors stammen eigentlich aus Niebüll in Nordfriesland, gelten aber mittler-weile als Hamburger Band – spätestens jedenfalls seit diesem Abend im Hamburger Molotow: Aus-verkauft! titelt das Plakat vor Hamburgs beliebtes-tem Indie-Club, und so schlängeln sich die Gäste am Einlass geduldig wartend auch noch kurz vor Konzertbeginn gut 100m die Straße hoch.

Den Support (Rob Lynch) verpasst, für den Tor-pus-Bademantel nicht genug Geld dabei (coolste Merch-Idee seit den Kühlschrankmagneten von Mexican Elvis, übrigens), aber gerade noch zum ersten Song püntlich in den Kellerclub gedrängelt. Es ist heiß, es ist eng, die Leute haben Bock, und: Die Leute sind echt freundlich! Wer zu spät kommt (und klein ist), den bestraft nicht das Leben, son-dern den belohnen die lieben Torpus-Anhänger, indem sie ihn freundlich durchwinken, damit er auch was von der hübschen Band sehen möge. Das haben wir nicht mehr erlebt seit Tomte in 2008, aber: That‘s the spirit!

Torpus & The Art Directors sind eine Band, die man live unbedingt gesehen haben muss, weil die einfach sososo toll sind: musikalisch, und außer-dem auch so generell: Die haben unfassbar viel Spaß am Musizieren, die spielen alle voll ausge-

fallene Instrumente (Mandoline und Kontrabass, hallo? Mundharmonika und Akkordeon kann ja mittlerweile jeder.) und die können alle so schön singen, dass einem das sogar bei den mehrstim-migen Passagen die Freudentränen in die Augen treibt.

Die Songs vom aktuellen Album „From Lost Home to Hope“ werden an diesem Abend abgefeiert, als handle es sich dabei um jedermanns persönliche Nationalhymne der eigenen Seele und auch der Ryan-Adams-Song „Carolina“ hat innerhalb von Sekunden einen festen Platz in den Herzen der An-wesenden erobert. Zum letzten Song, „Fall in love“, singen Band und Publikum gleichermaßen nah am Wasser gebaut im gemeinsamen Freudentaumel ungefähr bis zum Umfallen.

Liebe tolle Menschen, liebe wundervolle Band: Wir sehen uns im Sommer auf den Festivals dieses Landes!

Ein Video von „Fall in love“ von diesem Abend gibt es hier: http://www.youtube.com/watch?v=sF6DXIBG3fI

Homepage: www.torpus.de

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Enno Bunger sind derzeit ein letztes Mal in der be-kannten Formation unterwegs, und zwar hier: 15.03. ASCHEBERG - Landgasthof Langenrade16.03. KIEL - Räucherei: Kulturrausch17.03. MÜNSTER - Pension Schmidt (+ Pilar Pros-pektor)18.03. FRANKFURT - Ponyhof (+ Pele Caster)19.03. STUTTGART - Merlin (+ Larissa & van Thom)20.03. HEIDELBERG - Häll (+ Larissa & van Thom)21.03. AARAU (CH) - KiFF22.03. FREIBURG - Waldsee23.03. BUCHLOE - Hirsch Lindenberg24.03. WIEN (AT) - B7226.03. BERLIN - Cassiopeia27.03. MAGDEBURG - Projekt7: Songtage (+ Pele Caster) 28.03. HANNOVER - Gut e.V. (+ Pele Caster) 29.03. HAMBURG - Prinzenbar (+ Pele Caster)31.03. LEER - Zollhaus (+ Special Guests)- danach wird Enno dann das Projekt allein weiter-führen und neu aufstellen.

Tim Neuhaus & The Cabinet haben ein schönes zweites Album namens „Now“ veröffentlicht, zu dem wir außer „schööööön“ nicht viel zu sagen ha-ben, das wir aber jedem gern uneingeschränkt ans Herz legen möchten.

Außerdem: Am 15. März haben Herrenmagazin „Das Ergebnis wäre Stille“ mit einer fabelhaften Release-Feierei zur Welt gebracht, am gleichen Tag erschien auch „Greetings & Salutations“ der In-tergalactic Lovers – beide fantastisch, über beide demnächst mehr!

Und sonst so...

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Noch einmal der Hinweis auf das fabelhafte Husum Harbour im Husumer Speicher am 13.04. und 14.04. mit Kat Frankie, Sir Simon, Enno Bunger, Honig und Jonas David – alle hin da!

Die Festivals rücken näher. Wer keine Lust hat auf den ganzen Scheiß mit Zelt schleppen und auf-bauen und später passt das nie mehr in die Ver-packung rein (oder wer gar sein eigenes Dixieklo möchte), kann die Dienste der Herrschaften von Ready to Rock in Anspruch nehmen: ready-to-rock.de – wir finden das eine super Sache, zumal damit auch noch Viva con Agua unterstützt wird.

Außerdem möchten wir gern noch mal auf unsere Freunde von KonzertKultour aufmerksam machen, die machen, dass Konzerte und Festivals viel um-weltfreundlicher und toller werden und erhöhen unserer aller Lebensqualität, weil Nachhaltigkeit so wichtig ist: konzertkultour.de

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Herausgegeben von Silvia Maraun und Carolin Pröger. www.serendipity-magazin.de


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