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Schwingungstechnische Auslegung von Betonrohrfertigern

Date post: 25-Nov-2021
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Dipl.-Ing. Jörg-Henry Schwabe Schwingungstechnische Auslegung von Betonrohrfertigern Von der Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Technischen Universität Chemnitz genehmigte Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktoringenieur (Dr.-Ing.) Weimar, im April 2002
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Dipl.-Ing. Jörg-Henry Schwabe

Schwingungstechnische Auslegungvon Betonrohrfertigern

Von der Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik derTechnischen Universität Chemnitz genehmigte Dissertationzur Erlangung des akademischen GradesDoktoringenieur (Dr.-Ing.)

Weimar, im April 2002

2

Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter

am Institut für Fertigteiltechnik und Fertigbau Weimar e.V.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. H. Dresig für die wissenschaftliche Betreuung der

Arbeit. Seine wertvollen Anregungen, das dem Thema entgegengebrachte Interesse und die

konstruktiven Hinweise zur Erstellung der Arbeit haben wesentlich zu deren Gelingen

beigetragen.

Herzlich bedanken möchte ich mich bei Herrn Dr. H. Kuch. Ohne seine persönliche

Förderung dieser Arbeit und das wissenschaftliche Profil des von ihm gegründeten IFF

Weimar e.V. wäre die Entstehung der Arbeit nicht möglich gewesen.

Mein Dank gilt weiterhin Herrn Prof. W. Franke von der TU Chemnitz für die Anregungen

und Hinweise. Ebenfalls möchte ich mich bei Herrn Prof. L. Sperling von der TU Magdeburg

bedanken, da aus der Zusammenarbeit mit ihm auch wichtige Anregungen für diese Arbeit

resultierten.

Die Tatsache, daß die vorliegende Arbeit während meiner Tätigkeit am IFF Weimar e.V.

entstand, das als wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung anerkannt ist, konnte diese Arbeit

in ganz besonderer Weise durch industrielle und praxisrelevante Gesichtspunkte und

Erfahrungen bereichern. Den Kollegen und Geschäftspartnern möchte ich an dieser Stelle

für die Zusammenarbeit und Unterstützung danken.

3

Inhaltsverzeichnis

Seite

1 Einleitung 6

2 Ausrüstungen zur Herstellung von Beton- und Stahlbetonrohren 9

2.1 Herstellungsverfahren 9

2.2 Formgebungs- und Verdichtungsausrüstungen von Rohrfertigern mit

Kernvibration 10

2.2.1 Rohrfertiger mit stehendem Kern 10

2.2.2 Rohrfertiger mit steigendem Kern 11

3 Verdichtung von Betongemenge 13

3.1 Grundlagen 13

3.1.1 Beschreibung der Verdichtungsvorgänge 13

3.1.2 Modellierung des Bewegungsverhaltens des Betongemenges

bei der Vibrationsverdichtung 16

3.1.3 Bestimmung der dynamischen Eigenschaften des Betongemenges 18

3.1.4 Einflußgrößen auf die Verdichtung 22

3.2 Einflußgrößenklassen 24

4 Horizontale Vibrationsverdichtung in Rohrfertigern 28

4.1 Aufbau und Zielstellungen eines Versuchsstandes 28

4.2 Untersuchung der Bewegungsvorgänge 33

4.2.1 Systemeigenschaften 33

4.2.2 Bewegungsvorgänge an der befüllten Einrichtung 35

4.2.3 Rohdichteentwicklung 37

4.3 Einflußgrößen der Einwirkung 38

4.4 Dynamische Eigenschaften des Betongemenges 46

5 Modellierung und Berechnung der Verdichtungseinrichtung

von Rohrfertigern 47

5.1 Erregersysteme für die Kernvibration 49

5.1.1 Erregersysteme mit einer Antriebswelle 49

5.1.2 Erregersysteme mit zwei separaten Antriebswellen 49

5.1.3 Selbstsynchronisation 54

5.2 Linearer Modellansatz und Abschätzung nichtlinearer Einflüsse 65

5.2.1 Rückwirkung des Schwingungssystems auf die Vibrationserregung 65

5.2.2 Einfluß gyroskopischer Momente 68

5.2.3 Voraussetzungen für lineare Modelle von Rohrfertigern 71

4

5.3 Ebene diskrete Modelle 73

5.3.1 Rohrversuchsstand 73

5.3.2 Modell für einen Rohrfertiger mit steigendem Kern 76

5.4 Räumliches Modell 78

5.4.1 Modellbeschreibung 78

5.4.2 Beispielrechnung 80

5.5 Finite-Elemente-Modelle 83

6 Auslegung der Verdichtungseinrichtung und Ansätze

zur Verfahrensverbesserung 88

6.1 Typische Mängel an Rohren und ihre Ursache 88

6.1.1 Verdichtungsgrad 88

6.1.2 Lokale Verdichtungsmängel 90

6.1.3 Muffenverdichtung 92

6.1.4 Bewehrungsschatten 93

6.2 Auslegung der Verdichtungseinrichtung 95

6.2.1 Anforderungen an Rohrfertiger aus technologischer Sicht 95

6.2.2 Schwingformen für Rohrfertiger mit stehendem Kern 96

6.2.3 Schwingformen für Rohrfertiger mit steigendem Kern 97

6.2.4 Vorgehen bei der Auslegung 98

6.3 Ansätze zur Weiterentwicklung der Verdichtungseinrichtung 100

6.3.1 Automatisierungstechnisches Konzept 100

6.3.2 Kreiselkorrekturerreger 102

6.3.3 Beeinflussung der Mantelbewegung 107

7 Zusammenfassung 108

Literaturverzeichnis 110

5

Verzeichnis häufig verwendeter Größen und Indizes

Zeichen Größe Einheit

a Beschleunigung m/s2

b Dämpfungskonstante Ns/m

c Federkonstante N/m

d Durchmesser m

f Frequenz Hz

g Erdbeschleunigung m/s2

m Masse kg

p Druck bar

r Radius m

t Zeit s

v Geschwindigkeit m/s

x,y,z Wegkoordinaten m

D Dämpfungsgrad

DN Nenndurchmesser mm

E Elastizitätsmodul N/m2

F Kraft N

J Trägheitsmoment kgm2

M Moment Nm

P Leistung W

W Arbeit Nm

Phasenwinkel rad

Abstimmungsverhältnis

Winkelkoordinate rad

Dichte kg/m3

Eigenkreisfrequenz 1/s

Erregerkreisfrequenz 1/s

Indizes

K Kern

Kr Kreisel

M Mantel

U Unwucht

6

1 Einleitung

Beton- und Stahlbetonrohre werden zum Bau von Be- und Entwässerungskanälen und

-leitungen verwendet. Sie sind damit Produkte für die Sanierung und Entwicklung von

Infrastruktur weltweit.

In der Bundesrepublik Deutschland wurden 1998 ca. 3,5 Millionen t Beton- und

Stahlbetonrohre hergestellt [9]. Das Haupteinsatzgebiet sind Kanäle und Leitungen für

Abwasser als Freispiegelleitungen. Bei den knapp 300000 km Abwasserkanälen auf

öffentlichem und rund 600000 km Leitungen auf privatem Grund wird auf Jahre hinaus ein

enormer Sanierungsbedarf gesehen [14]. Der Finanzbedarf zur Sanierung der gesamten

öffentlichen Kanalisation wurde 1998 auf 100 Mrd. DM geschätzt [1]. Die ökologische

Bedeutung dichter und dauerhafter Abwasserkanäle liegt auf der Hand.

Betonrohre und Stahlbetonrohre unterscheiden sich in der Einbettung von Bewehrungsstahl

in Form von einem oder mehreren Bewehrungskörben im Stahlbetonrohr. Wenn im

folgenden nur der Begriff Rohr verwandt wird, so werden im allgemeinen Beton- und

Stahlbetonrohre gemeint ohne zu vergessen, daß es neben vielen Gemeinsamkeiten auch

Unterschiede in der Herstellung und Anwendung gibt.

Es sind verschiedene Bauformen von Rohren bekannt, wie kreisrund, eiförmig oder

Sonderquerschnitte, mit oder ohne Fuß, mit Glocken- oder Falzmuffe. Das sehr häufig

verwandte kreisrunde Betonrohr ist im Bild 1.1 mit einigen Begriffen und geometrischen

Größen dargestellt.

l

d

Spitzende Muffe

Bild 1.1: Betonrohr mit Kreisquerschnitt ohne Fuß, mit Muffe nach [37]d Innendurchmesser; Nennweite DN = genormter Innendurchmesser in mml Baulänge

7

An Betonrohre werden Anforderungen wie Beschaffenheit, Maßhaltigkeit, Festigkeit,

Wasserdichtheit des Rohres und der Rohrverbindung und Widerstandsfähigkeit gegen

chemische Angriffe gestellt. Neben den Ausgangsstoffen ist der Formgebungs- und

Verdichtungsprozeß maßgebend für die Qualität der Rohre verantwortlich. Das effektivste

und industriell wichtigste Herstellungsverfahren für Beton- und Stahlbetonrohre ist die

Vibrationsverdichtung mit Sofortentschalung. Der Weiterentwicklung der dazu benötigten

maschinentechnischen Ausrüstungen ist diese Arbeit gewidmet.

Ziel der Arbeit ist es, die Grundlagen für eine schwingungstechnische Auslegung von

Betonrohrfertigern zu schaffen. Dazu sind folgende Aufgaben zu lösen :

1. Der Verdichtungsprozeß von Betongemenge in Rohrfertigern ist zu untersuchen und es

sind die Einflußgrößen auf die Vibrationsverdichtung herauszuarbeiten.

2. Die Bewegungsvorgänge in Rohrfertigern sind zu analysieren und es sind Modelle aufzu-

bauen, mit denen das Bewegungsverhalten der Rohrmaschinen berechnet werden kann.

Bei der Modellbildung ist das Betongemenge mit zu berücksichtigen.

3. Für die schwingungstechnische Auslegung der Verdichtungseinrichtungen sind

Grundsätze zu erarbeiten. Dabei sind mögliche Mängel bei der Rohrherstellung zu

beachten. Es sind Ansätze für die Weiterentwicklung der Rohrfertiger zu entwickeln.

Der Lösungsweg soll theoretische Betrachtungen, Modellbildungen analytischer und

numerischer Art, experimentelle Untersuchungen im kleintechnischen Maßstab und

praktische Untersuchungen an Rohrfertigern in der Industrie einschließen.

Betrachtungsgegenstand sind Rohrfertiger mit stehendem oder steigendem

vibrationserregten Kern für Rohre der Dimensionen DN 300 bis DN 3600 und Baulängen bis

5 m. Bei prinzipiell gleicher Bauart und Funktionsweise werden auch Schachtringfertiger

dazu gezählt. Hingegen werden Großrohrformen mit mehreren Außenvibratoren nicht

tangiert, da hier die Eigenschaften einer Vibrationsform dominieren.

Rohrfertiger werden von einer Reihe mittelständischer Unternehmen wie z.B. Baumgärtner

( D ), Colle ( I ), IPM ( USA), Niemeyer ( D ), OMAG ( D ); Pedershaab ( DK ), Prinzing ( D ),

Schlosser-Pfeiffer ( D ), Schlüsselbauer ( A ), Züblin ( D ) angeboten. Deutsche Maschinen-

hersteller nehmen dabei eine gute Weltmarktstellung ein.

Die Auslegung der Maschinen beruht fast ausschließlich auf dem Erfahrungsschatz der

jeweiligen Herstellerfirmen. Eine schwingungstechnische Modellierung, Berechnung und

Auslegung der Formgebungs- und Verdichtungseinrichtungen ist weitgehend unbekannt. Ein

Grund dafür sind sicher die schwer zu erfassenden Eigenschaften des Betongemenges bei

der Vibrationsverdichtung. Nicht selten auftretende Verdichtungsmängel an den Rohren und

Zuverlässigkeitsprobleme der Maschinen zeigen, daß eine Optimierung und Weiter-

entwicklung der Maschinen mit empirischen Mitteln schwer möglich ist.

8

Zur Modellierung und Berechnung von Rohrfertigern bietet sich auch die Anwendung

numerischer Simulationsmethoden an, wie dies in vielen ingenieurtechnischen Bereichen

zum Standard geworden ist. Bei der Entwicklung von Rohrfertigern jedoch fand z.B. die

Finite-Elemente-Methode noch keinen breiten Einzug, was u.a. mit der mittelständischen

Struktur der Anbieter derartiger Ausrüstungen und den geringen wissenschaftlichen

Durchdringungsgrad der Rohrfertiger in Verbindung zu bringen ist. So wurde vom Verfasser

die Anwendung numerischer Simulationsmethoden für Rohrfertiger vorangetrieben.

Systematische Untersuchungen zur Rohrherstellung führte z.B. Hillenbrand [19] durch. Erste

Modellansätze für Betonrohrfertiger wurden von Fricke [17] entwickelt. In Weimar wurden

diese Modellvorstellungen mit den Arbeiten von Förster [16] und Endisch [13] durch

maschinendynamische Modelle für verschiedene konkrete Rohrmaschinen weiterentwickelt.

Seitdem wurden am Institut für Fertigteiltechnik und Fertigbau Weimar e.V. die

Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet durch meßtechnische Untersuchungen an

Rohrmaschinen, labortechnische Versuche sowie Modellberechnungen [30] [48] [6]

kontinuierlich fortgesetzt. Als verwandtes Thema ist auch die Arbeit von Baumgärtner [4] zur

Herstellung von Beton- und Stahlbetonrohren mit dem Rotationspreßverfahren zu nennen,

die 1997 am IFF Weimar e.V. entstand.

Historisch gesehen wurde die Entwicklung der schwingungstechnischen Auslegung von

Verdichtungseinrichtungen zunächst an Vibrationsformen und vor allem an

Betonsteinfertigern vorangetrieben [52][21][32][53]. Als Kenngrößen der Vibrations-

verdichtung wurden die Erregerfrequenz sowie Bewegungsgrößen herausgearbeitet. Später

kamen Erkenntnisse zu Schwingformen der erzwungenen Schwingung und zu spektralen

Anteilen der Bewegungsgrößen an Schockvibrationsfertigern hinzu. An Rohrmaschinen ist

bislang die Angabe der Erregerfrequenz und der Erregerkraftamplitude des Zentralvibrators

häufig die einzige schwingungstechnische Spezifizierung der Verdichtungseinrichtung.

Die Notwendigkeit einer komplexeren Betrachtung der Formgebungs- und

Verdichtungsausrüstung von Rohrfertigern leitet sich auch aus folgenden Tendenzen in der

Rohrindustrie ab:

Im Wettbewerb mit Rohren aus anderen Werkstoffen wie Steinzeug oder Kunststoff

steigt das Qualitätsbewußtsein und der Zwang zur Produktivitätserhöhung.

Mit der Entwicklung neuer Baustoffe wie dem Hochleistungsbeton [39] oder

faserbewehrten Beton entstehen neue Anforderungen an den Verarbeitungsprozeß.

Durch neue Baustoffe sind neue Produkte wie z.B. dünnwandigere Rohre möglich. Hier

treffen alte Erfahrungswerte für die Auslegung der Verdichtungseinrichtungen nicht zu.

9

2 Ausrüstungen zur Herstellung von Beton- und Stahlbetonrohren2.1 Herstellungsverfahren

Eine Systematisierung der Herstellungsverfahren wird in Tabelle 2.1 vorgenommen. Eine

Beschreibung der einzelnen Herstellungsverfahren ist u.a. in [29] erfolgt.

Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit wird auf die Vibrationsverfahren mit

Sofortentschalung gelegt. Diese Verfahren sind im Vergleich zu den Vibrationsverfahren mit

Schalungserhärtung sehr produktiv. Während bei der Schalungserhärtung die

Formgebungs- und Verdichtungsausrüstung erst nach mindestens 5 bis 8 Stunden das

nächste Rohr produzieren kann, werden bei der Sofortentschalung mehrere Rohre pro

Stunde gefertigt.

Tabelle 2.1: Systematisierung der Verfahren zur Rohrherstellung

Herstellungsverfahren für Beton- und Stahlbetonrohre

Mit Erhärtung in der Schalung

Vibrationsverfahren Horizontale Verfahren

in Formen mit

Außenvibratoren

und / oder Innen-

vibratoren

auf

Vibrations-

tischen Schleudern Walzen

Mit Sofortentschalung

Vibrationsverfahren

Rollenkopf-

verfahren

mit

stehendem Kern

mit

steigendem Kern

Kombinierte

Verfahren

Die Rohrmaschine stellt das Herzstück einer Anlage zur Rohrherstellung dar, zu der weitere

Komponenten wie Betonmischanlage, Bewehrungsschweißmaschine, Transportsystem für

die Rohre, Transportsystem formgebender Teile ( z.B. Unterringkreislauf ), Rohrprüfung und

Lagerung gehören (Bild 2.1).

10

Rohr-maschine

Betonmischer

Bewehrungs-schweiß-maschine

Rohr-transport Erhärtung Unterring-

entschalungRohr-prüfung Lagerung

Bild 2.1: Schema einer Produktionslinie für Stahlbetonrohre

2.2 Formgebungs- und Verdichtungsausrüstungen von Rohrfertigern mit

Kernvibration

2.2.1 Rohrfertiger mit stehendem Kern

Bild 2.2 zeigt die schematische Darstellung einer Rohrmaschine mit stehendem Kern.

3

4

6

2

5

7

8

1

Bild 2.2 : Schematische Darstellung eines Rohrfertigers mit stehendem Kern

1 Mantelfeder 4 Kern 7 Kernfeder

2 Vibratorenbaum 5 Mantel 8 Rahmen

3 Vibrator 6 Unterring

11

Der elastisch gelagerte Kern (4) steht in fester Position zum elastisch aufgehängten Mantel

(5). Ein Unterring (6) wird vom Mantel und/oder von einem höhenverstellbaren Kernflansch

gehalten. Das kontinuierlich eingebrachte Betongemenge wird fortlaufend verdichtet. Dazu

wird der Kern von mehreren Unwuchterregern in Schwingung versetzt. Um die

Vibrationserreger für verschiedene Kerndimensionen verwenden zu können, werden

Vibratorenbäume (2) verwandt, die sich in mehreren Ebenen im Kern verspannen. Nach

abgeschlossener Befüllung formt ein Auflastring durch einen Dreh-Preß-Vorgang das

Spitzende. Die Rohre werden sofort entschalt, wobei Reihenfolge und Entschalbewegungen

variieren. Die Rohre erhärten auf dem Unterring stehend.

2.2.2 Rohrfertiger mit steigendem Kern

Rohrfertiger mit steigendem Kern unterscheiden sich von Rohrfertigern mit stehendem Kern

darin, daß im Rohrfertigungsprozeß der Kern im Mantel aufsteigt. Das Verfahren ist unter

anderem entwickelt worden, weil sich das Einfüllen des Betons zwischen Kern und Mantel

über die gesamte Rohrlänge bei Stahlbetonrohren durch geringe Rohrwanddicken und den

Bewehrungskorb unsicher gestaltet.

Die schematische Darstellung eines Rohrfertigers mit steigendem Kern zeigt Bild 2.3. Auf

einer beweglichen Traverse befindet sich ein elastisch gelagerter Kern (3). In den Kern

werden nur im oberen Kernbereich Erregerkräfte eingeleitet. Der Zentralvibrator (4) wird

über Wellen oder direkt am Vibrator befindliche Motoren angetrieben. Der Kern führt

während der Rohrfertigung eine steigende Bewegung zum elastisch aufgehängten Mantel

(2) aus, wodurch eine verdichtungsintensive Zone am Kernkopf dem Rohrwachstum folgt.

Nach Abschluß der Befüllung wird das Rohrende vom Sitzendformer (9) in einem Dreh-

Preß-Vorgang geformt. Der Unterring (6) ist getrennt elastisch gelagert.

12

1

2

34

5

6

7

8

9

Bild 2.3 : Schematische Darstellung eines Rohrfertigers mit steigendem Kern

1 Mantelfeder 4 Vibrator 7 Unterringfeder

2 Mantel 5 Rahmen 8 Kernfeder

3 Kern 6 Unterring 9 Spitzendformer

13

3 Verdichtung von Betongemenge3.1 Grundlagen

3.1.1 Beschreibung der Verdichtungsvorgänge

Die Bestandteile eines Betongemenges können in die 3 Gruppen Feinmörtel,

Zuschlaghaufwerk und Lufteinschlüsse eingeteilt werden [35] [41]. Der Feinmörtel stellt die

Dispersion von Zement und mehlfeinen Zuschlägen in Wasser dar. Das körnige

Zuschlaghaufwerk besteht aus den größeren Zuschlagkörnern. Die dritte Gruppe sind die

Lufteinschlüsse verschiedener Größe.

Bei der Beschreibung des Verhaltens des Betongemenges während der

Vibrationsverdichtung wird oft zwischen der phänomenologischen und der korpuskularen

Betrachtungsweise unterschieden.

Die korpuskulare Betrachtungsweise ist dadurch gekennzeichnet, daß innere Vorgänge

des strukturierten Mediums im Blickpunkt stehen. Es werden die plastisch-viskos-elastischen

Wechselwirkungen der einzelnen Gemengebestandteile beschrieben. Die korpuskulare

Betrachtungsweise eignet sich daher besonders zur Beschreibung betongemengeinterner

Vorgänge wie der Partikelbewegung, Umordnung der Bestandteile, Verflüssigung,

Verdichtung, Entmischung, Luftmigration usw.

Bei der phänomenologischen Betrachtungsweise wird das Betongemenge als

homogenes Medium mit entsprechenden elastischen, plastischen und viskosen

Eigenschaften beschrieben. Mit dieser Betrachtungsweise kann z.B. das Verhalten des

gesamten Betongemenges in der Wechselwirkung mit der Verdichtungseinrichtung

modelliert werden. Das Betongemenge kann als homogenes Medium modelliert werden,

wenn die Korngrößen des Betongemenges vernachlässigbar klein gegenüber den

Abmessungen des Körpers und der zu betrachtenden Vorgänge sind. Das Problem besteht

dann darin, dem homogenen Medium die wesentlichen Eigenschaften des real strukturierten

Stoffes zuzuordnen.

Die phänomenologische und die korpuskulare Betrachtungsweise ergeben sich zum Teil aus

unterschiedlichen Fragestellungen und können sich ergänzen. Daher wird auch eine strenge

Trennung zwischen beiden nicht für notwendig gehalten.

14

Allgemein wird die Vibrationsverdichtung dadurch beschrieben, daß das Betongemenge

quasi thixotrophe Eigenschaften besitzt und unter der Wirkung von Vibration sich verflüssigt.

Durch die Vibration können sich die Körner der Zuschlagstoffe umlagern und die Porosität

wird durch die Beseitigung der eingeschlossenen Luft stark gesenkt [2].

Die Verflüssigung bzw. Verminderung der inneren Reibung wird oft daran dargestellt, daß

ein senkrecht auf die Betonoberfläche aufgesetzter Stahlstab erst unter der

Vibrationswirkung einsinkt [54] bzw. der Scherwiderstand während der Vibration abnimmt

[34] [54].

Der Prozeß der Vibrationsverdichtung kann in zwei oder drei zeitliche Phasen unterteilt

werden. Sehr umfassend wird z.B. von Afanasiev [2] der Prozeß in drei Phasen beschrieben:

Phase I: Es findet eine Umordnung der zufällig angeordneten Körner und Luftporen statt.

Die instabile Struktur geht mittels der dynamischen Belastung durch Umordnen

und gegenseitiges Orientieren der Körner der Zuschlagstoffe in eine stabile

Struktur über.

Es ist ein schnelles Absinken der Oberfläche zu beobachten. Ein großer Teil der

eingeschlossenen Luft kann entweichen. In dieser Phase dominieren trockene

Reibungskräfte (Coulombsche Reibung).

Phase II: Das Gemenge erwirbt Eigenschaften einer zähen Flüssigkeit. Die flüssigen

Bestandteile bedecken die Oberfläche der groben Zuschlagstoffe. Die

Gemengebestandteile nähern sich weiter durch Umverteilung und gegenseitiges

Verschieben der Körner innerhalb des erreichbaren Volumens an. Es treten

gleichzeitig trockene Reibung, Elastizität und viskoser Widerstand auf.

Phase III: Es ist die Phase der Kompressionsverdichtung. Ein unbedeutender

Dichtezuwachs wird durch die Beseitigung der Lufteinschlüsse erreicht. Die

Coulombsche Reibung wird vollständig durch viskosen Widerstand ersetzt.

Der Verdichtungsprozeß ist als ununterbrochener dynamischer Prozeß mit fließendem

Übergang der rheologischen Zustände vom Anfang bis zum Ende zu sehen (Bild 3.1). Wie

schnell die einzelnen Phasen erreicht und durchlaufen werden, ist sowohl von der Art der

Einwirkung auf das Betongemenge als auch von der Art des zu verdichtenden

Betongemenges abhängig [26].

15

1

2

34

5

1 3 54

2

ts

Vibr

atio

n s-

zähi

gkei

t Pa

s

o

Fv

hF

vF

FvF

F

Bild 3.1 : Rheologische Verdichtbarkeitskurven [2]

I - III Rheologischer Zustand der Gemenge und ihre Modelle

I Saint-Venant-Körper , II Bingham-Körper , III Voigt-Kelvin-Körper

Fh horizontale Erregung

Fv vertikale Erregung

Im Bild 3.1 wird der Einfluß unterschiedlicher Verdichtungsverfahren deutlich. Durch Regime

mit Impulswirkung (Kurve 5) oder die gleichzeitige Nutzung von horizontalen und vertikalen

Schwingungen (Kurve 1) ist eine stärkere Senkung der Vibrationszähigkeit möglich als z.B.

durch alleinige horizontale (Kurve 3) oder alleinige vertikale (Kurve 4) Vibration.

Der Verdichtungsprozeß ist von der Konsistenz der Betongemenge abhängig. Weiche

Gemenge, wie sie bei Verfahren mit Schalungserhärtung verwendet werden, nehmen bei

ausreichender Vibrationseinwirkung sehr schnell einen flüssigkeitsähnlichen Zustand ein.

Vorhandene Lufteinschlüsse entweichen in Form von Blasen. Bei steifen Betongemengen,

wie sie für Herstellungsverfahren mit Sofortentschalung benötigt werden, sind vordringlich

die Umordnungsprozesse zum Erreichen einer dichteren Packung der Gemengebestandteile

zu beobachten.

Nach Kuch [27] benötigt jedes Betongemenge für seine optimale Verdichtung für die

einzelnen Phasen ganz spezifische prozeß- und maschinentechnische Kennwerte.

16

3.1.2 Modellierung des Bewegungsverhaltens des Betongemenges bei der

Vibrationsverdichtung

Für die Beschreibung der Eigenschaften von Betongemengen bzw. Frischbeton werden

verschiedene Körpermodelle der Kontinuumsmechanik verwendet. Diese Körpermodelle

sind Kombinationen aus den 3 idealisierten rheologischen Grundeigenschaften Elastizität,

Plastizität und Viskosität.

Gebräuchliche Körpermodelle zur Beschreibung von Betongemengen bzw. Frischbeton sind

u.a. der Maxwell-Körper, der Voigt-Kelvin-Körper und der Bingham-Körper [53].

Der Voigt-Kelvin-Körper ist besonders zur Beschreibung der dynamischen Eigenschaften

von Betongemengen bzw. Frischbeton in der letzten Phase der Verdichtung geeignet.

Es werden aber auch komplexere Körpermodelle zur Beschreibung der

Betongemengeeigenschaften verwendet [41], so z.B. der Schofield-Scott-Blair-Körper. Ein

Modell mit 9 Einzelelementen wurde von Kunnos [33] entwickelt. Es modelliert einen

thixotrophen Körper mit nichtlinearem Fließcharakter. Gegenüber komplexen

Körpermodellen für Betongemenge ist Skepsis geboten, da solche Modelle eine hohe

Abbildungsgenauigkeit annehmen lassen, die jedoch nicht gegeben ist. Die Schaffung

komplizierter rheologischer Modelle, wie sie insbesondere von Kunnos untersucht wurden,

ist nicht sinnvoll, solange es nicht möglich ist, entsprechende Kennwerte für die einzelnen

Systemelemente zu ermitteln [26].

Bisherige maschinentechnische Berechnungen von Vibrationsverdichtungseinrichtungen

verwenden überwiegend den Voigt-Kelvin-Körper zur Modellierung der

Betongemengeeigenschaften und spiegeln damit die meist schnell erreichte III. Phase der

Verdichtung wider. In der III. Phase ist die zeitliche Änderung der Gemengeeigenschaften

am geringsten, so daß die Änderung vernachlässigt wird. Dieses Vorgehen stützt sich auf

einfache Anwendbarkeit und auf praktische Erfolge.

Bekannte Modellbildungen zum Bewegungsverhaltens von Betongemengen betrachten

Betonsäulen mit eindimensionalen Schwingungsvorgängen. Altmann [3] modelliert das

Betongemenge als Voigt-Kelvin-Körper und geht von der Wellenausbreitung in der

Betonsäule aus.

Im unteren Bereich einer hohen Betonsäule übertragen sich die Schwingungen des

Formbodens auf den Beton und breiten sich in vertikaler Richtung als Longitudinalwellen

aus. Die Schwingwegamplituden nehmen durch die Dämpfung mit zunehmender Höhe über

den Formboden ab. Die einfache Wellenausbreitung trifft jedoch nur für den Fall zu, daß die

in den Beton eingetragenen Schwingungen infolge der Dämpfung bis zur Oberfläche

vollständig abklingen. Ansonsten wird die Welle an der Oberfläche reflektiert und die

17

Überlagerung der vom Formboden ausgehenden und zum Formboden zurücklaufenden

Wellen ergibt eine "stehende Welle" mit Schwingungsbäuchen und -knoten (Bild 3.2).

xF1 xF1

xF2 xF2

xh xh

z zxO xO

xF xF

h

/4

/4

Formboden

Betonoberfläche

Hüllkurve derSchwingweg-amplituden =stehende Welle

a) b)Bild 3.2 : Überlagerung der vom Formboden ausgehenden und der an der

Oberfläche reflektierenden Schwingungen [3]

a) vom Formboden ausgehende und zum Formboden zurücklaufende Wellen

b) Ergebnis der Überlagerung der gegeneinanderlaufenden Wellen

( meßbare Schwingungen)

Kuch/ Wölfel [55] [56] beschreiben die erzwungene Schwingung einer wegerregten

Betonsäule, indem eine von Tisch- und Auflastmasse begrenzte Betonsäule als Voigt-Kelvin-

Körper modelliert wird. Ein ähnliches Modell wird von Hohaus [20] [21] betrachtet. In [47]

wurde eine Diskretisierung des Modells der Betongemengesäule vorgenommen und es

wurden die Möglichkeiten einer Freiheitsgradreduktion diskutiert.

Von Hoppe [23] wurden experimentell stehende Wellen in einer vibrationserregten

Betonsäule nachgewiesen und mit Modellberechnungen verglichen. Durch gute

Übereinstimmungen zwischen Modell und Experiment wurde die Anwendbarkeit der obigen

Modellvorstellungen unterstrichen.

Die Anwendung moderner Berechnungs- und Simulationssoftware bietet weitreichendere

Möglichkeiten zur Modellierung des Bewegungsverhaltens von Betongemengen. In [30] und

[31] wird erstmalig auf die Verwendung der Finite-Elemente-Methode für diese spezielle

Anwendung orientiert. Dabei sind die oben beschriebenen Ergebnisse von Modellierungen

leicht nachzuvollziehen.

18

3.1.3 Bestimmung der dynamischen Eigenschaften des Betongemenges

Zur Ermittlung der Kennwerte des Betongemenges bei Anwendung des Voigt-Kelvin-Körpers

als Betonmodell sind mehrere Vorgehensweisen bekannt.

Zweckmäßig sind die Kennwerte unter solchen Randbedingungen zu ermitteln, wie sie auch

in der Verdichtungseinrichtung vorzufinden sind. Friedrich/Traut [18] bestimmen elastische

und dämpfende Eigenschaften von Betongemengen durch die Messung von

Bewegungsgrößen bei der erzwungenen Schwingung einer vertikal erregten Betonsäule.

Für die Betongemengesäule wird eine Federkonstante c2 und eine Dämpfungskonstante b2

bestimmt.

Die elastischen und dämpfenden Eigenschaften des Betongemenges sind von

verschiedenen Einflußfaktoren abhängig wie z.B. stoffliche Zusammensetzung (w/z-Wert),

Erregerfrequenz, Bewegungsgröße und Auflastdruck.

Bei der Ermittlung der dynamischen Eigenschaften des Betongemenges sind einige

Randbedingungen einzuhalten. Die Betonsäule muß sich als eine einzelne Feder betrachten

lassen, d.h. es müssen die Kontinuumseigenfrequenzen der Betonsäule deutlich größer als

die größte Erregerfrequenz sein. Dieses Problem wird in [47] anhand einer modalen

Betrachtung diskutiert und es wird gezeigt, daß bei niedrigen Betonsäulen eine einzelne

Betonfeder angenommen werden kann. Hier treten noch nicht die für höhere Betonsäulen im

Abschnitt 3.1.2 dargestellten Effekte der stehenden Welle auf.

Ungenügende Beachtung fand bisher die Tatsache, daß sowohl die Betonfeder als auch die

Auflastfeder massebehaftet sind. An dem zugehörigen Modell im Bild 3.3 soll die

näherungsweise Einbeziehung der Federmassen vorgenommen werden, wie sie nach

Ansicht des Verfassers auch auf diese Problemstellung angewandt werden kann.

Entsprechend dem in [15] für freie ungedämpfte Schwingungen dargestellten Ansatz, wird

die Federmasse näherungsweise dadurch berücksichtigt, daß für die Feder eine lineare

Verformung wie bei einer statischen Verformung angenommen wird und die kinetische

Energie einer derart mitschwingenden Federmasse gebildet wird. Mit der Formulierung einer

kinetischen Energie bietet sich die Anwendung der Lagrangeschen Bewegungsgleichungen

2. Art zur Aufstellung der Bewegungsgleichung an.

19

b2 2c

1c

mz

s (t)

mF

mB

x

u

1

1

x

u

2

2

l 1

l 2

bk

1

Bild 3.3 : Modell zur Bestimmung der Betongemengeeigenschaften

m Auflastmasse

mB Betonmasse

mF Masse der Auflastfeder

s(t) Wegerregung am Formboden

x1 Lagekoordinate an der Auflastfeder

u1 Bewegungskoordinate an der Auflastfeder

x2 Lagekoordinate an der Betonsäule

u2 Bewegungskoordinate an der Betonsäule

z Bewegungskoordinate der Auflastmasse

c1 Federsteifigkeit der Auflastfeder

b1 Dämpfungskonstante der Auflastfeder

c2 Federsteifigkeit der Betonsäule

b2 Dämpfungskonstante der Betonsäule

l1 Länge der Auflastfeder

l2 Höhe der Betonsäule

20

Für die Auflastfeder gilt :

zlxzxu

1

111 (3.1)

2F21

1

1l

0Fm z

3m

21u

ldxm

21T

1

F . (3.2)

Für die Betonfeder gilt :

2

222 l

xszsxu (3.3)

22B22

l

0 2

2Bm sszz

3m

21u

ldxm

21T

2

B . (3.4)

So ist für das gesamte Schwingungssystem :

22B2F2 sszz3

m21z

3m

21zm

21T (3.5)

222

1 szc21zc

21U (3.6)

222

1 szb21zb

21F . (3.7)

Unter Einführung der Lagrangeschen Funktion

UTL (3.8)

und Anwendung der Lagrangeschen Bewegungsgleichungen zweiter Art

n,...,2,1ktFqF

qL

qL

dtd

kkkk

(3.9)

ergibt sich durch Einsetzung der Gleichungen (3.5),(3.6) und (3.7) in (3.8) und (3.9) mit der

generalisierten Koordinate q1 = z die Bewegungsgleichung des Systems zu

s6

msbsczcczbbz3

m3

mm B222121

BF

. (3.10)

Der Trägheitsterm für die Auflastmassenbewegung zeigt, daß die Masse des Betons und der

Auflastfeder zu je einem Drittel der Auflastmasse zugerechnet werden müssen. Damit sind

bessere Näherungen bei der Bestimmung der dynamischen Eigenschaften des

Betongemenges als unter Vernachlässigung der Federmassen oder einer 50%

Massenanrechnung erreichbar.

21

Mit einer harmonischen Wegerregung der Form

tsins)t(s (3.11)

und dem Ansatz für die Bewegung der Auflast

)tsin(z)t(z (3.12)

wird durch Einsetzen der Gleichungen (3.11) und (3.12) in (3.10) ein Gleichungssystem

cosbsinc3

m3

mm

zs

6msinbcosc

3m

3mm

bc

zscossin

sinzscos

112BF

2B11

2BF

2

2

(3.13)

zur Bestimmung der Unbekannten c2 und b2 erhalten.

Die dynamischen Eigenschaften des Betongemenges ergeben sich mit den bekannten

Massen m, mF und mB, den bekannten Eigenschaften der Auflastfeder c1 und b1 sowie den

in experimentellen Untersuchungen zu messenden Schwingungsgrößen ,z,s und

entsprechend Gleichung (3.13) zu

2

12B

12BF

2

zscos

zs21

sinzsb

zscos

zs

6mcos

zs1c

3m

3mm

c

(3.14)

2

12B

12BF

2

zscos

zs21

1coszsbsin

zs

6mc

3m

3mm

1b

. (3.15)

22

3.1.4 Einflußgrößen auf die Verdichtung

Beim Verdichtungsprozeß ist der Zusammenhang zwischen den Frisch- und Festbeton-

eigenschaften sowie den maßgeblich am Verdichtungsvorgang beteiligten Einflußgrößen

von besonderem Interesse. Für die Vibrationsverdichtung von Betongemengen werden

diese Einflußgrößen auch Kenngrößen der Vibrationsverdichtung genannt [24][25][32]. Da

der Argumentation in [12] folgend in der Ähnlichkeitsmechanik unter Kenngrößen nur

dimensionslose Größen verstanden werden, wird in der vorliegenden Arbeit auf diesen

Begriff verzichtet.

Derzeit übliche Einflußgrößen auf die Vibrationsverdichtung sind u.a. [32]:

1. Bewegungsgrößen, wie die Amplitude des Schwingweges z ,

die Amplitude der Schwinggeschwindigkeit v und vor allem die

Amplitude der Schwingbeschleunigungen a und zwar häufig in der Form der

bezogenen Beschleunigung aagg

(3.16)

2. Erregerfrequenz f

3. Beschleunigungs-Frequenz-Verhältnis af

(3.17)

4. Intensität I z f 2 3 (3.18)

5. Dynamischer Druck

pP t

VdynV

d V

1

1 [10] (3.19)

6. Spezifische Vibrationsarbeit W P dttV

~

0

(3.20)

7. Gesamteinwirkung W I tV V [24] (3.21)

mit tV Verdichtungsdauer

1P Verdichtungsleistung

Vd Volumen des verdichteten Frischbetons

V Verdichtungskoeffizient~P Effektivwert der spezifischen Leistung

g Erdbeschleunigung

23

Nach dem bisherigen Stand der Technik sind die primären Einflußgrößen auf die

Vibrationsverdichtung die Frequenz und die Beschleunigung. In der DIN 4235 Teil 3 [38]

werden für die Herstellung von Betonfertigteilen mit Außenvibratoren die in Tabelle 3.1

angegebenen Richtwerte für die Beschleunigungsamplituden an der Schalfläche

(Betonkontaktfläche) in Abhängigkeit der Erregerfrequenz genannt. Diese Kennwerte sind

jedoch nicht für Rohrfertiger geeignet, die durch die Verarbeitung von steifen

Betongemengen und Frischentschalung charakterisiert sind.

Tabelle 3.1 : Richtwerte für die Beschleunigung an der Schalfläche nach DIN 4235

Erregerfrequenz f in Hz Beschleunigung a inms2

50 30 bis 50

100 60 bis 80

150 80 bis 100

200 100 bis 120

Eine weitere wichtige Einflußgröße ist die Gesamteinwirkung (Gleichung 3.21), da sie eine

Beziehung zur Verdichtungszeit herstellt. Demnach kann ein gewünschtes

Verdichtungsergebnis mit geringerer Intensität und langer Verdichtungszeit oder höherer

Intensität und kürzerer Verdichtungszeit erreicht werden. Dabei ist jedoch immer eine

Mindestbeschleunigung zur Vibrationsverdichtung notwendig. Andererseits dürfen die

Beschleunigungen auch nicht so groß sein, daß qualitätsmindernde Prozesse wie

Entmischungen des Betongemenges auftreten.

Ein derzeit beschreitbarer Weg für maschinentechnische Einrichtungen zur Formgebung und

Verdichtung von Betongemengen ist das Zugrundelegen von Erfahrungswerten für

Maschinengruppen mit vergleichbaren geometrischen und verarbeitungstechnischen

Gegebenheiten.

Für stationäre Rohrfertiger mit stehendem Kern sind Beschleunigungsamplituden am Kern

von 6 g bis 12 g zu empfehlen. An Rohrfertigern mit steigendem Kern sind am Kernkopf

Beschleunigungen von 20 g und mehr anzutreffen [29].

Diese Erfahrungen und Erkenntnisse sollen durch systematische Untersuchungen an einem

Versuchsstand zur Rohrherstellung konkretisiert und erweitert werden.

24

3.2 Einflußgrößenklassen

Für die Beschreibung des Verdichtungsprozesses und die Auslegung der Verdichtungs-

einrichtungen ist die Kenntnis von Einflußgrößen notwendig. Bekannte Einflußgrößen auf die

Vibrationsverdichtung wurden unter Abschnitt 3.1.4 genannt.

Vom Verfasser wurde ein System von Einflußgrößenklassen erarbeitet, mit dem ein

strukturiertes Herangehen an die Zusammenhänge in Verdichtungseinrichtungen möglich

wird. Die die Formgebung und Verdichtung von Betonwaren charakterisierenden

Einflußgrößen werden in Einflußgrößenklassen entsprechend Bild 3.4 strukturiert.

Interne Einflußgrößenauf die Verdichtung

Einflußgrößen der Einwirkung

Einflußgrößen der Bewegung der Verdichtungseinrichtung

Maschinentechnische Einflußgrößen

Mantelfedern

Mantel

Erreger

Unterring

Kern

Kerntraverse

Gestell

Fundament

Kernfedern

Bild 3.4 : Einflußgrößenklassen bei der Formgebung und Verdichtung von Betonrohren,

Schematische Darstellung an einem Rohrfertiger mit steigendem Kern

25

Die genannten Einflußgrößenklassen bilden eine kausale Kette, da die Größen der einen

Klasse ursächlich mit den Größen der nächsten Klasse in Zusammenhang stehen. Die

maschinentechnischen Einflußgrößen sind Massen, Steifigkeiten, Dämpfungen und Kräfte.

Diese Parameter des Schwingungssystems bestimmen den Bewegungsverlauf der Bauteile

der Verdichtungseinrichtung. Der Bewegungsverlauf der Bauteile der

Verdichtungseinrichtung wird durch Gößen wie z. B. Beschleunigungsamplituden,

Phasenlagen und Bewegungsformen charakterisiert. Aus den Bewegungen der

Verdichtungseinrichtung folgen die Einflußgrößen der Einwirkung auf den Beton. Aus den

Einwirkungen an den Rändern des Betongemenges resultieren die physikalischen Größen

im Betongemenge, die als interne Einflußgrößen die Verdichtung des Betongemenges zur

Folge haben. Im folgenden werden die Einflußgrößenklassen näher erläutert:

Interne Einflußgrößen auf die VerdichtungUnter internen Einflußgrößen auf die Verdichtung werden physikalische Größen an einem

Betonvolumenelement verstanden, die die Verdichtung des Betongemenges zur Folge

haben. Dieses betrachtete Betonvolumenelement liegt im Inneren des Gemenges. Für

dieses Volumenelement ist es nicht von Interesse, wie groß z. B. die Kernerregerkraft oder

die Beschleunigung an der Form ist. Für die Verdichtung des Volumenelements zählen nur

die physikalischen Größen, die an seinen Rändern auftreten. Diese physikalischen Größen

sind die Folge der Einwirkung von außen und der Weiterleitung im Beton. Durch den Ansatz

interner Einflußgrößen sind z.B. Verdichtungsunterschiede in einem Bauteil erklärbar.

Die Abmessungen des Volumenelementes sind viel größer als die Korngröße der

Zuschlagstoffe, damit das Volumenelement als Kontinuum betrachtet werden kann. Das

Volumenelement muß aber auch so klein sein, daß die Änderung der physikalischen Größen

über die Abmessungen des Volumenelementes als linear angesehen werden können.

Als interne Einflußgrößen auf die Verdichtung kommen in Frage:

1. Bewegungsgrößen wie z.B. Schwingweg x, Schwinggeschwindigkeit x und

Schwingbeschleunigung x

2. Gradient der Bewegungsgrößen, z. B. xx

3. Verzerrungen des Volumenelementes, z. B. xy

4. Gradient der Verzerrungen

5. Normalspannungen, z. B. x

6. Gradient der Normalspannung, z. B. xx

7. Schubspannungen, z. B. xy

8. Gradient der Schubspannungen, z. B. xxy

.

26

Diese physikalischen Größen sind durch Größe, Zeitverlauf und Frequenzanteile

charakterisiert. Alle Größen sind im Zusammenhang zur Prozeßzeit zu sehen.

Viele der genannten Größen stehen in Abhängigkeit zueinander. Ist eine der Größen

Schwingweg, Schwinggeschwindigkeit oder Schwingbeschleunigung bekannt, können die

anderen Bewegungsgrößen durch Differentiation bzw. Integration bestimmt werden. Bei der

Betonverdichtung hat sich insbesondere die Beschleunigung als aussagefähige Größe

bewährt, so daß für die internen Einflußgrößen auf die Verdichtung bei den

Bewegungsgrößen eine Konzentration auf die Beschleunigungen erfolgen kann. Das zeigt

auch, daß der Ansatz der internen Einflußgrößen unter Einbeziehung bewährter Größen die

Theorie erweitert. Weiterhin stehen Verzerrungen und Spannungen über ein Materialgesetz

in Beziehung.

Über die Wirkung der einzelnen Größen existieren bisher nur erste Vorstellungen. Bekannt

ist, daß schon durch einen statischen Druck eine Verdichtung erreicht werden kann. Ein

statischer Druck reicht aber nicht aus, da auf diese Weise nicht die dichteste Kornpackung

gefunden wird. Also ist eine Umordnung notwendig, wozu Bewegungen eingeleitet werden.

Mit dynamisch wechselnden Normal- und Schubspannungen werden Umordnungsprozesse

unterstützt. Spannungsgradienten können als Ursache für Transportprozesse angesehen

werden.

Experimentelle Untersuchungen mit ihrer phänomenologischen Betrachtung lassen die

Untersuchung der Einflüsse einer Reihe dieser Größen zu.

Interessant sind auch rechentechnische Modellversuche mit korpuskularen Betonmodellen,

da die Beobachtung von Kornbewegungen experimentell kaum möglich ist. Die

korpuskularen Modelle lösen den Beton in ein durch physikalische Beziehungen gekoppeltes

System der Zuschläge auf, so daß direkt Umordnungsprozesse beobachtet werden können.

Der Stand der numerischen Simulation derartiger Partikelmodelle wird z.B. in [11] und [40]

dargestellt.

Einflußgrößen der EinwirkungEinflußgrößen der Einwirkung sind physikalische Größen an den Rändern des

Betongemenges, also an den Schnittstellen zwischen Beton und Maschine. Bei

Rohrfertigern sind es die Schnittstellen zwischen Kernoberfläche und Beton,

Mantelinnenfläche und Beton sowie die Betonkontaktflächen an Unter- und Oberring. Die

Einflußgrößen der Einwirkung stellen für das Gesamtvolumen des Betongemenges die

physikalischen Randbedingungen dar.

27

Einflußgrößen der Einwirkung sind Bewegungs- und Spannungsgrößen analog den internen

Einflußgrößen auf die Verdichtung. Ebenso wie diese sind sie in Abhängigkeit von der Zeit

zu sehen. Damit ergeben sich weitere Größen wie Energieeintrag und Leistung.

Einflußgrößen der Einwirkung sind je nach Zugänglichkeit und Art meßtechnisch erfaßbar.

Wichtig bei den Einflußgrößen der Einwirkung ist die Möglichkeit, für konkrete Gemenge

günstige Kennwerte dieser Einflußgrößen im Labormaßstab zu bestimmen.

Einflußgrößen der Bewegung der VerdichtungseinrichtungIn der Verdichtungseinrichtung eines Rohrfertigers werden mehrere Bauteile bzw.

Baugruppen in Schwingung versetzt. Es sind vor allem Kern und Mantel aber auch Unter-

und Oberring. Die Bewegungen dieser Bauteile werden durch Größe, Zeitverlauf und

Frequenzinhalt beschrieben.

Auf Grundlage der Bewegungsgrößen können weitere prägnante Einflußgrößen für die

Bewegungen definiert werden. Das sind z. B.:

Beschleunigungsverhältnisse zwischen Kern und Mantel

Typische Bewegungsformen von Kern und Mantel

Phasenlagen der Bewegungen zueinander

Phasenlagen der Bewegungen zur Erregerkraft .

Einflußgrößen der Bewegung der Verdichtungseinrichtung sind an realen Rohrfertigern

meßtechnisch gut erfaßbar und somit zur Prozeßüberwachung gut geeignet.

Maschinentechnische Einflußgrößen Maschinentechnische Einflußgrößen sind alle Parameter, die das Bewegungsverhalten der

Verdichtungseinrichtung beeinflussen. Es sind Massen, Steifigkeiten, Dämpfungen,

Verspannkräfte und Erregerkräfte. Auch die für die Bewegung der Verdichtungseinrichtung

interessierenden elastischen und dämpfenden Eigenschaften des Betongemenges fallen

darunter, weil auch das Betongemenge ein Teil des Schwingungssystems ist.

Mit der Kenntnis der Systemparameter ist eine Simulation des Bewegungsverhaltens der

Verdichtungseinrichtung möglich, wenn entsprechende Modelle für diese

Schwingungssysteme zur Verfügung stehen.

28

4 Horizontale Vibrationsverdichtung in Rohrfertigern

4.1 Aufbau und Zielstellungen eines Versuchsstandes

Im Jahr 1997 wurde am IFF Weimar e. V. ein kleintechnischer Versuchsstand zur

Untersuchung der Formgebung und Verdichtung von Betonrohren vom Verfasser konzipiert

und unter seiner Leitung konstruiert, aufgebaut und in Betrieb genommen ( Bild 4.1 und 4.2).

Bild 4.1 : Versuchsstand mit Fundamentkörper und Grube

Die Zielstellungen des Versuchsstandes sind:

- Untersuchung des Bewegungsverhaltens des Schwingungssystems

- Bestimmung der dynamischen Eigenschaften des Betongemenges, um diese

in Modellen von Verdichtungseinrichtungen verwenden zu können

- Ermittlung günstiger Einwirkungskennwerte als Zielgößen für die

schwingungstechnische Auslegung

29

Bild 4.2 : Versuchsstand im Technikum des IFF Weimar e.V.

Der Versuchsstand realisiert die horizontale Vibrationsverdichtung einer Höhenschicht eines

Betonrohres. Die schematische Darstellung im Bild 4.3 verdeutlicht das

schwingungstechnische Konzept.

Die betrachtete Höhenschicht des Rohres befindet sich zwischen Kern und Mantel. Kern und

Mantel sind über Gummidichtungen schwingungstechnisch gegenüber den rahmenfesten

Oberkern und Obermantel sowie den unteren Aufnahmen getrennt. Der Mantel verfügt

zudem über Mantelfedern und Zusatzmassen. Die Vibrationserregung im Kern erfolgt durch

einen Unwuchterreger, bei dem durch die Veränderung der Winkellage einzelner

Unwuchtsegmente die resultierende Gesamtunwucht im Lauf verstellbar ist. Der Vibrator

wird über eine Kardanwelle von einem frequenzgeregelten Asynchronmotor angetrieben.

Die Geometrie des Betonringes ist so gewählt, daß Innendurchmesser DN 400 und

Wandstärke 45 mm Industrienorm entsprechen. Die Höhe des Ringes ist zum einen so groß,

daß Randeinflüsse vernachlässigt werden können. Zum anderen sollen aber auch über der

betrachteten Höhe annähernd gleiche Verhältnisse herrschen. Dafür sind Kern- und

Mantelkonstruktion, elastische Lagerung und Vibrationserregung symmetrisch zur

horizontalen Mittelebene der aktiven Zone ausgelegt. Tiefer gelegene Betonschichten eines

realen Rohres können durch die Nutzung des Auflastdruckes nachgebildet werden.

30

12

34

5

678

9

12

10

11

Bild 4.3 : Schematische Darstellung des Rohrversuchsstandes

1 Auflasthydraulikzylinder 7 Mantel

2 Rahmen 8 Kern

3 Spitzendformer 9 Mantelfedern

4 Obermantel 10 Zusatzmasse

5 Oberkern 11 Zentralvibrator

6 Gummidichtung 12 Unterring

Am Versuchsstand ist entsprechende Meßtechnik installiert (Bild 4.4).

Es werden mit zwei Meßpunktanordnungen (Bild 4.5 und Bild 4.6) folgende Größen

gemessen: - Beschleunigungen an Kern und Mantel

- Drücke an der Kern- und Manteloberfläche

- Absenkkurve

- Unwuchtstellung .

31

PiezoaufnehmerMetra Radebeul Ladungsverstärker

Brüel & Kjaer

Kanäle 0 bis 3KD 30

DruckerLaserJet 4MplusHP

PCDESKPRO XLCompaq

Floppy Disk

IPCmit MeßkarteWIN 30 - PGL

Kanäle 4 bis 7KD 40

Meßanordnung 1: Messung von Beschleunigungen

Meßanordnung 2: Messung von Beschleunigungen,Drücken, Wegen

Kanal 4 KD 40

Kanal 1

Kanal 7 KD 40

Kanal 0 KD 30

Kanal 2

Kanal 3 Wegaufnehmer Turck RU30-Q30

Kanal 5 Wegaufnehmer Pepperl +Fuchs UC500-30GMKanal 6 Induktiver Schalter Pepperl+Fuchs NBN4

Spannungsquelle 20V

Spannungsversorgungs-und Anpassungseinheit

AdapterUEI-BNC/01

Ladungsverstärker Brüel & Kjaer

Meßaufbau am Rohrversuchsstand

DruckaufnehmerENVECEN-C-I-G1 1/4

Bild 4.4 : Meßtechnik am Rohrversuchsstand

Bild 4.5 : Lage der Beschleunigungsaufnehmer bei der Meßpunktanordnung 1

32

Bild 4.6 : Lage der Meßaufnehmer bei der Meßpunktanordnung 2

In den Versuchen wird ein Betongemenge mit folgender Rezeptur verwandt (Zuschlag-,

Zement- und Wassergehalt in kg pro 1m3 verdichtetem Frischbeton) :

Zuschlag 0/2 mm : 575 kg/m3

2/8 mm : 675 kg/m3

8/16 mm : 735 kg/m3

Zement Portlandzement 300 kg/m3

Wasser 120 kg/m3

Der Wasserzementwert (w/z-Wert) beträgt 0,4 . Die Konsistenz des Betongemenges ist mit

einem Verdichtungsmaß von 1,47 nach DIN 1048 als steif einzuordnen. Zur Gewährleistung

konstanter Versuchsbedingungen wird das Ansteifen des Zementes durch die Verwendung

eines inerten Gemenges unterbunden. Bei diesem für labortechnische Untersuchungen

bewährten Vorgehen wird der Zement durch Steinkohlenflugasche mit einer vergleichbaren

spezifischen Oberfläche, die im betrachteten Fall 3170 cm2/g beträgt, substituiert.

33

4.2 Untersuchung der Bewegungsvorgänge

4.2.1 Systemeigenschaften

Die Schwingungseigenschaften des Versuchsstandes wurden zunächst im ungefüllten

Zustand untersucht. So wurden die notwendigen Parameter für spätere Modellberechnungen

gewonnen.

Bild 4.7 zeigt das Modell für die Ausschwingversuche. Da die Versuche ohne Betongemenge

erfolgten, bilden Kern und Kernlagerung sowie Mantel und Mantellagerung jeweils einen

separaten Einmassenschwinger.

m1

c1/2

b1/2

m2

x1 x2

c3/2

b3/2

c1/2

b1/2

c3/2

b3/2

Bild 4.7 : Modell für die Ausschwingversuche am unbefüllten Versuchsstand

m1 Kernmasse c1 Kernfederkonstante

x1 Bewegungskoordinate Kern b1 Dämpfungskonstante

der Kernlagerung

m2 Mantelmasse c3 Mantelfederkonstante

x2 Bewegungskoordinate Mantel b3 Dämpfungskonstante

der Mantellagerung

Aus Ausschwingversuchen (Bild 4.8) und Versuchen mit einer Gleitfrequenzerregung sind

die Federsteifigkeiten und Dämpfungen der Kernlagerung und der Mantellagerung bestimmt

worden.

34

G:\Rohrversuchsstand99\Messungen\S16\S16_02.thwDateiname

5Kanal (prim)

a5 Mantel Mitte 0 aM in m/s²

1.200E+1

-1.000E+1-8.000E+0-6.000E+0-4.000E+0-2.000E+00.000E+02.000E+04.000E+06.000E+08.000E+01.000E+1

1.61.1 1.2 1.3 1.4 1.5

Cursor 0 0.00 -0.06t in s

Bild 4.8 : Beispiel für einen Ausschwingversuch; horizontale Beschleunigung am Mantel

mit Zusatzmassen bei einer freien Schwingung

Die Kernfedersteifigkeit und –dämpfung ergibt sich mit

Kernmasse kg193m1

Eigenkreisfrequenz im Ausschwingversuchs188K

Logarithmische Dekrement im Ausschwingversuch 53,0xxln

2i

iK

(4.1)

zu

mN105,1mc 62

K11 (4.2)

mNs3000mb KK

11

. (4.3)

Analog ergibt sich die Mantelfedersteifigkeit und –dämpfung mit

Mantelmasse mit Zusatzmassen kg164kg126kg38m2

Eigenkreisfrequenz im Ausschwingversuch s1113M

Logarithmische Dekrement im Ausschwingversuch 69,0xxln

2i

iM

(4.4)

zu

mN101,2mc 62

M23 (4.5)

mNs4000mb MM

23

. (4.6)

35

4.2.2 Bewegungsvorgänge an der befüllten Einrichtung

Zunächst wurde überprüft, ob die Verteilungen der Beschleunigungsgrößen am Kern und

Mantel gleichmäßig sind. Diese Messungen ergaben nur geringe Unterschiede der

Beschleunigungsgrößen über Höhe und Umfang von Kern und Mantel. Wichtige

Erkenntnisse aus den Versuchsreihen ohne Mantelgewichte sind :

Die Beschleunigungssignale sind annähernd harmonisch.

Im untersuchten Frequenzbereich von 20 Hz bis 60 Hz bewegen sich Kern und Mantel

ohne größere Phasendifferenz mit nur geringen Unterschieden in den

Beschleunigungsamplituden.

Das unter Auflastdruck stehende Betongemenge zeigt eine hohe Steifigkeit hinsichtlich

horizontalen Relativbewegungen zwischen Kern und Mantel.

Die Drucksignale an Kern und Mantel sind annähernd harmonisch. Die dynamischen

Druckgrößen sind sehr klein.

Ein Abheben des Betons von den Formwänden konnte unter Auflastdruck nicht

beobachtet werden.

Bild 4.9 zeigt die Wegamplituden an Kern und Mantel der befüllten Einrichtung ohne

Zusatzmassen am Mantel und mit Mantelfedern bei einer konstanten Unwucht von

mUrU = 0,14 kgm und Erhöhung der Erregerfrequenz.

22.58 Hz

22.58 Hz

0

0,5

1

1,5

0 10 20 30 40 50 60 70f in Hz

Schw

ingw

egam

plitu

de in

mm

KernMantel

Bild 4.9 : Schwingwegamplituden über der Erregerfrequenz am befüllten Versuchsstand

ohne Zusatzmassen am Mantel

36

Der Mantel zeigt immer eine etwas geringere Amplitude als der Kern. Bei 22,6 Hz liegt eine

Eigenfrequenz des Systems. Die Eigenform beinhaltet die Schwingung des Verbandes aus

Kern, Beton und Mantel in den elastischen Lagern zur Umgebung. Die leichte Erhöhung der

Amplituden unterhalb 10 Hz ist auf das tief abgestimmte Fundament des Versuchsstandes

zurückzuführen.

Da offensichtlich nur gleichphasige Bewegungen zwischen Kern und Mantel an diesem

System möglich sind, ist eine Lösung gesucht worden, mit der auch stärkere

Bewegungsunterschiede zwischen Kern und Mantel realisiert und untersucht werden

können. Deshalb sind Zusatzmassen am Mantel angebracht und die diskreten Mantelfedern

entfernt worden (siehe Bild 4.3).

Ein Beispiel für die Schwingwegamplituden in Abhängigkeit der Erregerfrequenz für dieses

System ist im Bild 4.10 für eine konstante Unwuchteinstellung von mUrU = 0,051 kgm zu

sehen. Bei 15 Hz ist eine Resonanzstelle ersichtlich, bei der eine gleichphasige Bewegung

von Kern und Mantel vorliegt. Ab ca. 40 Hz nehmen die Unterschiede zwischen den

Schwingwegamplituden an Kern und Mantel zu und es ist ein Gegeneinanderschwingen von

Kern und Mantel erkennbar. Bei 40 Hz wird eine Resonanz mit der stärker gedämpften

zweiten Eigenfrequenz des Systems angenommen, deren Eigenform das

Gegeneinanderschwingen von Kern und Mantel beinhaltet. Diese Bewegungsform hängt

stark von den elastischen und dämpfenden Eigenschaften des Gemenges ab .

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

0 10 20 30 40 50 60 70 80

f in Hz

Schw

ingw

egam

plitu

de in

mm

Kern Mantel

Bild 4.10 : Schwingwegamplituden über der Erregerfrequenz am befüllten Versuchsstand

mit Zusatzmassen am Mantel bei freier Betonoberfläche

37

4.2.3 Rohdichteentwicklung

Die Entwicklung der Rohdichte während der Verdichtung ist eine wichtige Prozeßgröße. Im

Bild 4.11 ist ein typisches Beispiel der Rohdichteentwicklung bei einem Verdichtungsversuch

am Rohrversuchsstand dargestellt.

G:\Rohrversuchsstand99\Messungen\B08\B08_01.thwDateiname

4Kanal (prim)

Rohdichte

2.400E+3

1.700E+3

1.800E+3

1.900E+3

2.000E+3

2.100E+3

2.200E+3

2.300E+3

31.00.0 2.5 5.0 7.5 10.0 12.5 15.0 17.5 20.0 22.5 25.0 27.5

Cursor 0 0.00 380.65

in kg/m3

t in s

Bild 4.11 : Beispiel für eine Rohdichteentwicklung am Rohrversuchsstand

Die Rohdichteentwicklung wird auf Grundlage der bekannten Querschnittsgeometrie, der

Betonmasse und der gemessenen Absenkkurve bestimmt. In den ersten 5 Sekunden ist der

Dichtezuwachs am größten. Nach ca. 25 s findet praktisch kein Dichtezuwachs mehr statt,

die Vibrationsverdichtung könnte beendet werden. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig, daß

die maximal erreichbare Dichte vorliegt. Auf die Auswertung von Absenkkurven und daraus

abzuleitender Maßnahmen z.B. zur Qualitätssicherung wird in [28] eingegangen.

Für die Auslegung von Rohrfertigern ist auf den zeitlichen Zusammenhang der

Rohdichteentwicklung nochmals hinzuweisen. Wenn z.B. die Enddichte bei einer Einwirkung

nach 30 s erreicht wird und die verdichtungsintensive Zone am Kopf eines steigenden Kerns

eine Höhe von ca. 0,5 m hat, so darf die Steiggeschwindigkeit nicht mehr als 1 m/min

betragen.

38

4.3 Einflußgrößen der Einwirkung

Ziel der maschinendynamischen Auslegung von Rohrfertigern ist die Realisierung solcher

Einwirkungskennwerte auf das Betongemenge, die zu einer qualitätsgerechten Verdichtung

der Rohre führen. Die experimentelle Untersuchung günstiger Einwirkungskennwerte gibt

somit die Zielgrößen für die Auslegung vor.

Die folgenden Darstellungen geben Ergebnisse experimenteller Untersuchungen wieder.

Dabei ist die durch die Verdichtung erreichte Rohdichte eine maßgebende Größe für die

späteren Festbetoneigenschaften. Es wird der Einfluß verschiedener Größen der Einwirkung

auf die Rohdichte dargestellt. Die Verdichtungszeit beträgt jeweils 30 s.

Beschleunigung

Als eine sehr wichtige Einflußgröße ist die Beschleunigung zu nennen. Im Bild 4.12 ist die

Abhängigkeit der Rohdichte von der Beschleunigungsamplitude an Kern und Mantel am

Versuchsstand ohne Mantelgewichte dargestellt.

2100

2200

2300

2400

0 20 40 60 80 100 120

Beschleunigungsamplitude in ms-2

Roh

dich

te in

kgm

-3 Kern 35 Hz

Kern 45 Hz

Kern 60 Hz

Mantel 35 Hz

Mantel 45 Hz

Mantel 60 Hz

Bild 4.12 : Abhängigkeit der Rohdichte von den Beschleunigungsamplituden

an Kern und Mantel bei 0,46 bar Auflastdruck

39

Zunächst wird im Bild 4.12 deutlich, daß zur Erreichung einer hohen Rohdichte

entsprechend hohe Beschleunigungen notwendig sind. So wird eine Beschleunigungs-

amplitude von mindestens 6 g empfohlen, was den schon 1994 [29] formulierten

Erfahrungswert (siehe Abschnitt 3.1.4) bestätigt. Ab 9 g ist keine wesentliche Erhöhung der

Rohdichte mehr zu beobachten.

Weiterhin ist zu erwähnen, daß es sich im Diagramm um gleichphasige Bewegungen von

Kern und Mantel handelt und die Beschleunigungsamplituden von Kern und Mantel

annähernd gleich sind.

Im Bild 4.12 sind die Ergebnisse bei verschiedenen Erregerfrequenzen gegenübergestellt.

Innerhalb einer Erregerfrequenz wurde durch Verstellung der Unwucht die Beschleunigung

variiert. Bei geringeren Erregerfrequenzen sind maschinentechnisch bedingt die mit der

maximalen Unwuchtstellung erreichbaren maximalen Beschleunigungsamplituden kleiner als

bei hohen Erregerfrequenzen. Daß bei geringeren Erregerfrequenzen kleinere Rohdichten

erreicht werden ist daher zunächst einmal auf die kleineren Beschleunigungsamplituden

zurückzuführen, die bei den geringeren Erregerfrequenzen nur möglich sind.

Im Bild 4.13 wurden Trendkurven für die Abhängigkeit der Rohdichte von der

Beschleunigungsamplitude am Kern gebildet.

2000

2100

2200

2300

2400

2500

0 20 40 60 80 100 120

Beschleunigungsamplitude in ms-2

Roh

dich

te in

kgm

-3

Meßwerte f=35 Hz

Meßwerte f=45 Hz

Meßwerte f=60 HzTrendlinie f=35 Hz

Trendlinie f=45 Hz

Trendlinie f=60 Hz

a)

2000

2100

2200

2300

2400

2500

0 20 40 60 80 100 120

Beschleunigungsamplitude in ms-2

Roh

dich

te in

kgm

-3

MeßwerteTrendkurve

b)

Bild 4.13 : Trendkurven für die Abhängigkeit der Rohdichte von derBeschleunigungsamplitude am Kerna) lineare Regressionsgeraden für jeweils eine Erregerfrequenzb) hyperbolische Trendkurve

40

Im Bild 4.13 a) sind lineare Regressionsgeraden für die Meßwerte in jeweils einer

Erregerfrequenz dargestellt.

Bild 4.13 b) zeigt eine Trendkurve für alle Meßwerte. Der Wahl des funktionalen

Zusammenhangs liegen folgende Überlegungen zu Grunde:

Die Änderung der Rohdichte ist bei sehr kleinen Beschleunigungen nur gering. Die

Trendkurve muß sich bei kleinen Beschleunigungen asymptotisch der Ausgangsdichte

nähern.

Das Gemenge ist nur bis zu einem bestimmten Maximalwert der Rohdichte verdichtbar.

Wird der Bereich ausgeschlossen, bei dem sich durch sehr große Beschleunigungen

wieder Auflockerungen einstellen, muß sich die Trendkurve also bei großen

Beschleunigungen asymptotisch der Maximaldichte nähern.

Der funktionale Zusammenhang soll nur so viele Koeffizienten wie nötig beinhalten.

Dabei ist eine inhaltliche Deutung der Koeffizienten beabsichtigt.

Als einfache Funktion, die sich nach oben und unten unterschiedlichen konstanten

Funktionswerten nähert, wurde der hyperbolische Tangens gewählt. Die im Bild 4.13 b)

dargestellte Funktion hat die Form:

1)aa(vtanh2

)a( maAmax

A

(4.7)

mit Rohdichte

a Beschleunigungsamplitude

A Anfangsdichte ( 3A kgm2060

)

max Maximaldichte ( 3max kgm2370

)

av Faktor für die Änderungsgeschwindigkeit ( 21a sm05,0v

)

ma Änderungszentrum; Beschleunigungsamplitude, die das Zentrum der

Dichteänderung markiert ( am = 35 ms-2 )

41

Erregerfrequenz

Im Bild 4.14 ist die Abhängigkeit der Rohdichte von der Erregerfrequenz bei gleicher

Beschleunigungsgröße dargestellt. Bei den Versuchen mit Zusatzmassen am Mantel ist ein

nur schwacher Trend dahingehend zu sehen, daß mit höheren Erregerfrequenzen etwas

größere Rohdichten erreicht werden. Bei den Versuchen ohne Zusatzmassen wird eine

Erregerfrequenz von 60 Hz als geeignet eingeschätzt. Die Rohdichten bei den Versuchen

ohne Zusatzmassen liegen unter den Rohdichten der Versuche mit Zusatzmassen am

Mantel.

2200

2250

2300

2350

2400

2450

2500

30 40 50 60 70 80 90f in Hz

Roh

dich

te in

kgm

-3

ohne Zusatzmassenmit Zusatzmassen

Bild 4.14 : Abhängigkeit der Rohdichte von der Erregerfrequenz bei einer

Beschleunigungsamplitude von 6 g am Kern

AuflastdruckIm Bild 4.15 wird die Abhängigkeit der Rohdichte vom Auflastdruck dargestellt. Es handelt

sich um Versuche mit Zusatzmassen am Mantel bei einer Erregerfrequenz von 60 Hz und

Beschleunigungsamplituden am Kern von 6 g. Der Auflastdruck am Versuchsstand ist der

von der Fläche des Spitzendformers auf das Betongemenge wirkende Druck, welcher durch

den Hydraulikdruck am Auflastzylinder eingestellt wird. Am realen Rohrfertiger kann der

„Auflastdruck“ für eine Höhenschicht auch von der weiteren Betondeckung herrühren. Für

die Verdichtung des untersuchten Betongemenges ist ein Auflastdruck von 0,5 bar günstig.

42

2200

2250

2300

2350

2400

2450

2500

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7

Auflastdruck in bar

Roh

dich

te in

kgm

-3

Bild 4.15 : Abhängigkeit der Rohdichte vom Auflastdruck

PhasenlageEin interessanter Zusammenhang ist im Bild 4.16 zu erkennen. Es wird die Rohdichte über

der Phasenverschiebung der Bewegungen von Kern und Mantel dargestellt. Die Phasen-

verschiebung wird wie folgt definiert. Wenn der Kern eine Bewegung der Form

tsinx)t(x KK (4.8)

ausführt, bewegt sich der Mantel in der gleichen Koordinatenrichtung in der Form

)tsin(x)t(x MM . (4.9)

Bei den im Bild 4.16 dargestellten Versuchen beträgt die Beschleunigungsamplitude am

Kern stets 6 g, nur Erregerfrequenz und Mantelmasse werden variiert. Die Versuche ohne

Zusatzmassen am Mantel zeigen immer eine gleichphasige Bewegung von Kern und Mantel.

Bei den Versuchen mit Mantelzusatzmassen sind bei höheren Erregerfrequenzen schon

größere Phasenverschiebungen zu beobachten. Auch am System mit Zusatzmassen wird

durch den verfügbaren Erregerfrequenzbereich die zweite Eigenfrequenz, die das

gegenphasige Schwingen von Kern und Mantel beinhaltet, nicht deutlich überschritten.

Daher werden keine höheren Phasenverschiebungen erreicht.

43

2200

2250

2300

2350

2400

2450

2500

0 20 40 60 80 100 120

Phasenverschiebung in Grad

Roh

dich

te in

kgm

-3

30 Hz m. Z.40 Hz m. Z.45 Hz m. Z.50 Hz m. Z.55 Hz m. Z.60 Hz m. Z.65 Hz m. Z.70 Hz m. Z.80 Hz m. Z.30 Hz o. Z.40 Hz o. Z.50 Hz o. Z.60 Hz o. Z.70 Hz o. Z.

Bild 4.16 : Abhängigkeit der Rohdichte von der Phasenlage der Bewegung zwischen

Kern und Mantel

m. Z. mit Zusatzmassen am Mantel

o. Z. ohne Zusatzmassen am Mantel

Die Aussage des Diagramms im Bild 4.16 ist klar: mit einer größeren Phasenverschiebung

der Bewegung zwischen Kern und Mantel steigt die Verdichtungswirkung.

HorizontaldruckAm Versuchsstand wurden über Drucksensoren an der Kontaktfläche zwischen Kern und

Beton sowie Mantel und Beton horizontale Drücke gemessen. Diese Drucksignale weisen

einen Mittelwert auf um den sich Druckschwingungen in der Erregerfrequenz ausprägen.

Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Bestimmung der Druckgrößen mit

handelsüblichen Drucksensoren schwierig war. Im Bild 4.17 ist als ein Beispiel für den

Einfluß des Horizontaldruckes die Rohdichte über dem Mittelwert des Druckes am Kern und

am Mantel dargestellt. Es sind Versuche ohne Zusatzmassen am Mantel mit einer

Beschleunigungsamplitude am Kern von 6 g und einem Auflastdruck von 0,31 bar. Je mehr

sich der Horizontaldruck dem Vertikaldruck nähert, um so höher liegt die erreichte

Rohdichte.

44

2200

2220

2240

2260

2280

2300

2320

2340

2360

2380

2400

0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3

Druck in bar

Roh

dich

te in

kgm

-3

Kern 30 Hz

Kern 40 Hz

Kern 50 Hz

Kern 60 Hz

Kern 70 Hz

Mantel 30 Hz

Mantel 40 Hz

Mantel 50 Hz

Mantel 60 Hz

Mantel 70 Hz

Bild 4.17 : Rohdichte in Abhängigkeit des Mittelwertes des Horizontaldruckes

Ergänzend zu den dargestellten Zusammenhängen der Rohdichte von verschiedenen

Einflußgrößen der Einwirkung gibt Bild 4.18 den Zusammenhang zwischen Rohdichte und

Wasser-Zement-Wert wieder. Der Hinweis darauf ist sehr wichtig, denn günstige Kennwerte

der Einflußgrößen der Einwirkung gelten jeweils nur für ein spezielles Betongemenge. Die

oben aufgeführten Zusammenhänge wurden für ein typisches Gemenge zur Herstellung von

Rohren mit Frischentschalung ermittelt (siehe Abschnitt 4.1).

Der Wasser-Zement-Wert beeinflußt maßgebend die Konsistenz des Gemenges. Ein w/z-

Wert von 0,35 stellt ein sehr steifes Gemenge dar. Ein w/z-Wert von 0,45 ergibt ein

plastisches Gemenge, dessen Frischentschalbarkeit fraglich ist. Ein Gemenge mit einem

höheren w/z-Wert ist also, wie im Bild 4.18 zu sehen, leichter zu verdichten. Dem gegenüber

steht jedoch die Tatsache, daß die besten Festbetoneigenschaften mit einem geringen w/z-

Wert zu erreichen sind, wenn dieses Gemenge ausreichend verdichtet werden kann. Es

entstehen also Vorteile in den Produkteigenschaften und/oder bei der einzusetzenden

Zementmenge, wenn die Verdichtungseinrichtung auch steife Gemenge effektiv verdichten

kann.

Die konstanten Randbedingungen der Versuchsergebnisse im Bild 4.18 sind eine Erreger-

frequenz von 60 Hz, eine Beschleunigungsamplitude am Kern von 6 g, ein Auflastdruck von

0,31 bar, eine Verdichtungszeit von 30 s sowie die Nutzung der Mantelzusatzmassen.

45

2200

2250

2300

2350

2400

2450

2500

0,35 0,4 0,45

w/z- Wert

Roh

dich

te in

kgm

-3

Bild 4.18 : Rohdichte in Abhängigkeit des w/z-Wertes bei gleichen Maschinenparametern

Zusammenfassung der Versuchsergebnisse

Aus den experimentellen Untersuchungen zur Verdichtung des betrachteten Beton-

gemenges sind folgende Anforderungen an den Rohrfertiger abzuleiten:

Am Kern sind an den Einleitungsstellen der Schwingungen in das zu verdichtende

Betongemenge Beschleunigungsamplituden von mindestens 60 ms-2 zu realisieren.

Zur Wahl der Erregerfrequenz wird auf Grundlage der Versuche ohne Zusatzmassen am

Mantel eine Erregerfrequenz von 60 Hz als geeignet angesehen.

Bei der Abstimmung des Schwingungssystems des Rohrfertigers sind

Bewegungsformen der erzwungenen Schwingung zu bevorzugen, die eine

Phasenverschiebung der Bewegung von Kern und Mantel und damit eine

Relativbewegung zwischen Kern und Mantel aufweisen.

Es ist ein Auflastdruck von 0,5 bar aufzubringen.

Jede Höhenschicht des Rohres benötigt eine Einwirkungszeit der geeigneten Kennwerte.

Bei der Mindestbeschleunigung von 6 g beträgt diese 30 s. Bei höheren

Beschleunigungsamplituden kann die Einwirkungszeit verringert werden.

Weiterhin zeigen die Versuche, daß das Verdichtungsergebnis stark vom w/z-Wert des

Betongemenges beeinflußt werden kann. Die als günstig ermittelten Kennwerte der

Einflußgrößen der Einwirkung gelten für das untersuchte Betongemenge. Abweichende

Gemengerezepturen können abweichende Kennwerte benötigen.

46

4.4 Dynamische Eigenschaften des Betongemenges

Die horizontalen elastischen und dämpfenden Eigenschaften der untersuchten Höhenschicht

des Betonrohres werden entsprechend dem im Abschnitt 3.1.3 dargestellten Vorgehen

ermittelt. Für das bei der Rohrfertigung betrachtete horizontale System ist bei der Nutzung

der Gleichungen (3.14) und (3.15) zu beachten, daß die Masse m vom Mantel und die Feder

c1 von der Mantelfeder gebildet wird (vergleiche Bild 3.3). Weiterhin ist ein Bezug der

horizontalen Federsteifigkeit c2 der Höhenschicht auf deren Höhe h vorteilhaft, womit eine

auf die axiale Länge bezogene Federsteifigkeit CL definiert wird :

hcC 2

L . (4.10)

Bild 4.19 zeigt die Abhängigkeit der bezogenen Federsteifigkeit des Betongemenges

zwischen Kern und Mantel vom wirkenden Auflastdruck. Die Werte basieren auf

ausgewählten Versuchsergebnissen bei einer Erregerfrequenz von 60 Hz und einer

Kernbeschleunigung von 60 m/s2.

0

20000000

40000000

60000000

80000000

100000000

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7Auflastdruck in bar

Bez

ogen

e Fe

ders

teifi

gkei

t in

Nm

-1/m

Bild 4.19 : Bezogene Federsteifigkeit in Abhängigkeit des Auflastdrucks

Analog der Gleichung (4.10) ist eine bezogene Dämpfungskonstante BL durch

hbB 2

L (4.11)

zu definieren. Bei einer Erregerfrequenz von 60 Hz und einer freien Oberfläche wurde eine

durchschnittliche bezogene Dämpfungskonstante von BL = 60000 Nsm-1/m ermittelt. Bei

einem Auflastdruck von 0,31 bar ist bei einer Erregerfrequenz von 80 Hz eine durch-

schnittliche bezogene Dämpfungskonstante von BL = 120000 Nsm-1/m bestimmt worden.

47

5. Modellierung und Berechnung der Verdichtungseinrichtung vonRohrfertigern

Im folgenden Abschnitt werden verschiedene Modelle für Rohrfertiger gebildet. Dabei wird

von einfachen Modellen ausgehend die Komplexität der Modelle gesteigert. Die Modelle

unterscheiden sich in der Anzahl der Freiheitsgrade, der Anzahl der Modellparameter, der

Art der Bewegungsgleichungen und insbesondere auch in den Fragestellungen, die mit den

Modellen betrachtet werden sollen. Die Tabelle 5.1 gibt einen Überblick über die Modelle in

diesem Abschnitt.

Zunächst werden die Erregerkräfte von Kernvibratoren und die Selbstsynchronisation von

Unwuchtrotoren an Kernen von Rohrfertigern betrachtet. An einfachen Teilsystemen werden

weitere Einflüsse für die Modellbildung untersucht, bevor Modelle zur Berechnung von

Bewegungsgrößen an Verdichtungseinrichtungen von Rohrfertigern dargestellt werden.

Diese Modelle stellen zunächst diskrete Systeme starrer Körper dar. Mit Hilfe der Finite-

Elemente-Methode werden dann auch Modelle mit Bauteilverformungen betrachtet.

Tabelle 5.1 : Modelle für Rohrfertiger im Abschnitt 5

Modell Bild /

Seite

Anzahl der

Freiheits-

grade

Beschreibung

Ebenes Modell eines

Kerns mit zwei gleichen

Unwuchtrotoren

Bild 5.6

Seite 58

5 Untersuchung der Selbstsynchronisation,

nichtlineare Einflüsse

Kern mit zwei zentralen

Unwuchtrotoren

Bild 5.7

Seite 63

8 Untersuchung der Selbstsynchronisation,

nichtlineare Einflüsse

Kern mit

angetriebenem

Unwuchtrotor

Bild 5.8

Seite 65

2 / 4 Untersuchung der Rückwirkung des

Schwingungssystems auf den

Unwuchtrotor, nichtlineare Einflüsse,

Modellbildung und numerische

Berechnung mit einem

Mehrkörperdynamik-System

Kern mit Kreisel Bild 5.12

Seite 69

6 Untersuchung des Einflusses

gyroskopischer Momente, analytische

Lösung

48

Tabelle 5.1 : Modelle für Rohrfertiger im Abschnitt 5 (Fortsetzung)

Modell Bild /

Seite

Anzahl der

Freiheits-

grade

Beschreibung

Diskretes Modell für

den Rohrversuchsstand

Bild 5.15

Seite 73

2 Lineares Modell zur Berechnung von

translatorischen Bewegungsgrößen an

Kern und Mantel, analytische Lösung

Ebenes diskretes

Modell für einen

Rohrfertiger mit

steigendem Kern

Bild 5.18

Seite 76

6 Lineares Modell zur Berechnung von

Bewegungsgrößen an Kern und Mantel

einschließlich Kippschwingungen

Räumliches Modell für

einen Rohrfertiger mit

stehendem Kern

Bild 5.20

Seite 78

13 Modellbildung und numerische

Berechnung mit einem

Mehrkörperdynamik-System, langsame

zeitabhängige Veränderung von

Parametern

Finite-Elemente-Modell

eines Kerns

Bild 5.27

Seite 83

ca. 35000 Berechnung einer konkreten

Kernkonstruktion mit Hilfe der Finite-

Elemente-Methode

Finite-Elemente-Modell

eines Rohrfertigers mit

steigendem Kern

Bild 5.28

Seite 83

ca. 12000 Berechnung einer Verdichtungseinrichtung

mit Biegeverformungen des Kerns mit

Hilfe der Finite-Elemente-Methode

Ebenes Finite-

Elemente-Modell für

den Rohrversuchsstand

Bild 5.29

Seite 84

1600 Untersuchung der Verteilung von

Beschleunigungen und Spannungen

innerhalb des Betongemenges,

Modellbildung und numerische

Berechnung mit Hilfe der Finite-Elemente-

Methode

49

5.1 Erregersysteme für die Kernvibration

Die Verdichtungseinrichtung wird durch die Kernvibratoren zu Schwingungen angeregt.

Deshalb soll anfangs auf die verschiedenen Möglichkeiten der Erzeugung der Erregerkräfte

von Kernvibratoren eingegangen werden.

5.1.1 Erregersysteme mit einer Antriebswelle

Die Erregerkraft wird durch umlaufende Unwuchten erzeugt, die sich auf einer gemeinsamen

Antriebswelle befinden. Das Antriebsmoment wird von Elektromotoren, Hydraulikmotoren

oder auch von einem pneumatischen Antrieb erzeugt. Durch die Verstellung von einzelnen

Unwuchtsegmenten zueinander kann die Gesamtunwuchtgröße eingestellt werden. Diese

Einstellung ist im einfacheren Fall nur im Stillstand der Vibratoren möglich. Bei einer

mechanischen Verstellung der Winkellagen von Unwuchtsegmenten im Betrieb wird die

Möglichkeit eröffnet, Verstellungen innerhalb der Fertigungszeit eines Rohres vorzunehmen.

Bei Rohrmaschinen mit stehendem Kern sind z.T. mehrere Unwuchtebenen einzeln

verstellbar, so daß z.B. am Kernkopf höhere Erregerkräfte erzeugt werden als am Fuß.

Basiert die Verstellung darauf, daß zu an der Welle festen Segmenten (alle mit

Winkellage 0°) verstellbare Unwuchtsegmente angeordnet werden, so besteht bei der

Einstellung unterschiedlicher Kräfte in den Ebenen die Gefahr, daß die resultierenden

Erregerkraftvektoren der Ebenen nicht eine gemeinsame Winkellage an der Antriebswelle

einnehmen.

5.1.2 Erregersysteme mit zwei separaten Antriebswellen

Das Erregersystem besteht aus zwei mit Unwuchten versehenen Antriebswellen, deren

Drehachsen parallel zur Mittelachse des Kernzylinders liegen. Die Drehachsen können

außerzentrisch (Bild 5.1 a) liegen oder beide mit der Mittelachse des Kernzylinders

zusammenfallen (Bild 5.1 b), was konstruktiv mit einer Welle-Hohlwelle-Kombination lösbar

ist.

Die Antriebswellen können gleichen Drehsinn, entgegengesetzten Drehsinn, gleiche

Drehzahl oder (meist geringfügige) unterschiedliche Drehzahlen aufweisen. Bei gleichen

Drehzahlen ist eine Selbstsynchronisation oder eine Zwangssynchronisation zu

gewünschten Phasenlagen der Antriebswellen zueinander möglich. Erfolgt diese

Zwangssynchronisation z.B. durch den Antrieb mit Servomotoren ist eine Verstellung der

Phasenlagen im Betrieb möglich.

50

Kern

Vibratorbaum 1

Unwucht 1

Vibratorbaum

Vibratorbaum 2

Unwucht 2 Unwucht 2

Unwucht 1

a b

Bild 5.1 : Kerne mit zwei separaten Unwuchtwellen , schematische Darstellung

a außerzentrische Anordnung

b zentrische Anordnung

Die mit diesen Erregersystemen erzielbaren Effekte werden im folgenden näher betrachtet.

Das mechanische Modell mit den Koordinatenfestlegungen ist im Bild 5.2 zu sehen.

Fy1

Fx1

Fy res

Fx res

Fy2

Fx2

r rG

Bild 5.2 : Modell zur Bildung der Erregerkraftresultierenden

51

Die Erregerkraftresultierende dieser Erregersysteme läßt sich unter der Voraussetzung, daß

die Kräfte als an einem starren Körper angreifend betrachtet werden können, wie folgt

charakterisieren:

Bei geringen Unterschieden der Drehzahlen der Unwuchtwellen

Da bei geringen Unterschieden der Kreisfrequenzen 1 = 2 + die Phasenlagen der

Erregerkraftvektoren sich ständig ändern, kann ein Zeitpunkt gefunden werden, der der

Darstellung im Bild 5.2 entspricht. Dieser Zeitpunkt wird zu t = 0 definiert. Die

Erregerkraftamplituden der beiden Vibratorenbäume werden als gleich groß angenommen.

Der in Kreisfrequenz umlaufende Erregerkraftvektor der Unwuchten wird in die Anteile in die

Koordinatenrichtungen x und y zerlegt:

t cos FF 11x t cos FF 22x

t sin FF 11y t sin FF 22y . (5.1)

Das Ergebnis in x- und y-Richtung ist eine Erregerkraft in Form einer Schwebung:

t2

cos t2

cos F2FFF 21212x1xresx

t2

sin t2

cos F2FFF 21212y1yresy

. (5.2)

Bei dem hier betrachteten Fall des gleichen Drehsinns beschreibt der resultierende

Erregerkraftvektor Kreisbahnen mit im Schwebungstakt veränderlichem Radius (Bild 5.3). Es

ergibt sich die Kreisgleichung mit dem veränderlichen Radius:2

212y

2x t

2 cos F2FF

. (5.3)

Im Fall gegenläufiger Unwuchten sind die Resultierenden durch die Ersetzung G2

(siehe Bild 5.2) zu gewinnen:

Der resultierende Erregerkraftvektor beschreibt Linien, die sich im Schwebungstakt in der

x-y-Ebene drehen (Bild 5.4):

resxG1

resy F t2

tanF

. (5.4)

Dabei ist t2

G1 der sich zeitlich ändernde Anstiegswinkel der linearen Funktion.

52

-3

-2

-1

0

1

2

3

-3 -2 -1 0 1 2 3

FFy

FFx

Bild 5.3 : Beispiel für die Bahnkurve des resultierenden Erregerkraftvektors bei

gleichläufigen Unwuchten mit geringen Drehzahlunterschieden

-3

-2

-1

0

1

2

3

-3 -2 -1 0 1 2 3FFx

FFy

Bild 5.4 : Beispiel für die Bahnkurve des resultierenden Erregerkraftvektors bei

gegenläufigen Unwuchten mit geringen Drehzahlunterschieden

53

Bei gleichen Drehzahlen der Unwuchtwellen

Unter Beachtung einer mit der Synchronisation festgelegten Phasenlage der Unwuchten

zueinander sind die Einzelkräfte der Unwuchtwellen:

t cos FF 1x )t( cos FF 2x

t sin FF1y )t( sin FF

2y . (5.5)Die resultierenden Kräfte ergeben sich zu :

2t cos

2cos F2F resx

2t sin

2cos F2F

resy . (5.6)

Der resultierende Kraftvektor beschreibt Kreisbahnen mit dem Radius 2

cosF2 (Bild 5.5):

22

resy2

resx 2cosF2FF

. (5.7)

Bei einer außerzentrischen Anordnung ( 0r ) ist nur für 0 die resultierende

Momentenwirkung auf die Kernzylinderachse 0Mres , für andere Winkel wird ein

dynamisches Moment auf den Kern übertragen. Bei 0 ist die resultierende

Kraftamplitude F2Fres .

Bei Unwuchtwellen mit gegenläufigem Drehsinn ist :t cos FF 1x )t(- cos FF 2x

t sin FF1y )t(- sin FF

2y . (5.8)Die resultierenden Kräfte ergeben sich zu :

2t cos

2cosF2F resx

2t cos

2sinF2F

resy . (5.9)

Der resultierende Kraftvektor (Bild 5.5) beschreibt eine Gerade mit der Gleichung

resxresy F2

tanF

. (5.10)

Der Anstiegswinkel 2 beschreibt die Winkellage der gerichteten Kraftresultierenden.

Bei einer außerzentrischen Anordnung ( 0r ) ist nur für 180 die resultierende

Momentenwirkung auf die Kernzylinderachse 0Mres , für andere Winkel wird ein

dynamisches Moment auf den Kern übertragen. Bei 180 ist die resultierende

Kraftamplitude F2Fres und die Kraft wirkt in y-Richtung.

54

-3

-2

-1

0

1

2

3

-3 -1 1 3

gleichläufigeUnwuchtengegenläufigeUnwuchten

FFy

FFx

Bild 5.5 : Beispiele für die Bahnkurven des resultierenden Erregerkraftvektors bei

gleichläufigen und bei gegenläufigen synchronisierten Unwuchten

5.1.3 Selbstsynchronisation

Unter Selbstsynchronisation wird im Rahmen der Unwuchterregung das Phänomen

verstanden, daß sich unabhängig angetriebene, statisch und dynamisch unwuchtige

Rotoren, die sich auf einem Schwingungssystem befinden, in eine gemeinsame Drehzahl

und eine feste Phasenlage zueinander begeben.

Zur Theorie der Selbstsynchronisation wurden von I.I. Blekhman [7] [8] umfassende

Grundlagen gelegt. In Deutschland sind vor allem die Arbeiten von L. Sperling [49] [50] zu

dieser Thematik hervorzuheben. Auf dem Gebiet der Vibrationsverdichtungseinrichtungen

sind mit [5] in jüngster Zeit insbesondere experimentelle Untersuchungen und numerische

Simulationen mit Hilfe der Mehrkörperdynamik und der Finite-Elemente-Methode zur

Selbstsynchronisation von Unwuchterregern an biegeweichen Vibrationsformen erfolgt.

In diesem Abschnitt soll auf die Selbstsynchronisation nur in soweit eingegangen werden,

wie sie für die betrachteten Erregersysteme von Rohrfertigern von Interesse ist.

55

Auf das Erregersystem mit zwei separaten Antriebswellen zurückkommend ist festzustellen,

daß wenn die Phasenlage der Unwuchten nicht durch eine Zwangsmaßnahme eingestellt

wird, die Unwuchten aufgrund der Selbstsynchronisation eine feste Phasenlage zueinander

einnehmen. Diese Phasenlage ist von den Eigenschaften des Schwingungssystems

abhängig, auf dem sich die Unwuchten befinden. An zwei einfachen, für Rohrfertiger

relevanten Unwuchtanordnungen soll die Selbstsynchronisation der Unwuchtrotoren

betrachtet werden. Dazu wird ein von Sperling [51] dargestelltes Vorgehen mit der

Formulierung von harmonischen Einflußkoeffizienten genutzt, welches im folgenden kurz

umrissen wird.

Die Selbstsynchronisation von Unwuchtrotoren auf Schwingungssystemen basiert auf den

Wechselwirkungen zwischen dem Schwingungssystem und den Rotoren. Dabei

beaufschlagen die Rotoren das Schwingungssystem mit entsprechenden Unwuchtkräften

und -momenten und das Schwingungssystem wirkt mit aus der Schwingbewegung

herrührenden Momenten auf die Rotoren zurück. Nach der Methode der direkten

Bewegungsteilung wird die Rotation der Unwuchtrotoren in drei Anteile zerlegt:

)t,t()t(t)t( iii . (5.11)

Dabei ist )t(i ein langsam veränderlicher Anteil und )t,t(i ein kleiner schneller

periodischer Anteil. Für eine erste Näherung 0iB des rückwirkenden Momentes iB wird

)t,t(i vernachlässigt und i als konstant angenommen. Durch eine Mittelung des

rückwirkenden Momentes 0iB wird das Vibrationsmoment 0

iV erhalten:

2

0

0i

0i tdB

21V . (5.12)

Das Vibrationsmoment repräsentiert den Einfluß der Schwingungen auf den langsam

veränderlichen Anteil der Rotorbewegung. Das Vibrationsmoment ist mit dem

Rüttelrichtmoment vergleichbar, das von Magnus/Popp in [36] für den Stabilisierungseffekt

eines aufrecht stehenden Pendels mit schwingendem Aufhängepunkt beschrieben wird.

Die Bewegungsgrößen des Schwingungssystems werden durch die Definition von

harmonischen Einflußkoeffizienten kyiy

kxiy

kyix

kxix A,A,A,A beschrieben.

56

Die harmonischen Einflußkoeffizienten werden an einem Schwingungssystem mit n

Freiheitsgraden und den Bewegungsgleichungen der Form

FCqqM (5.13)

unter Nutzung der Zwangsbedingung für die Bewegung von m Pivotpunkten Oi

Jqp (5.14)

sowie der Frequenzgangmatrix

12

CMH (5.15)

definiert zu:

T2k32i3kxixA

JHJ T1k32i3kyixA

JHJ

T2k31i3kxiyA

JHJ T1k31i3kyiyA

JHJ . (5.16)

Dabei bedeuten :

M Massenmatrix

C Steifigkeitsmatrix

F Vektor der Erregerkräfte

q Koordinatenvektor des Schwingungssystems

Oi Pivotpunkt , Durchstoßpunkt der Rotorachse durch die Ebene der Bewegung

des Massenmittelpunktes des Rotors i infolge seiner Rotation

ri Ortsvektor des Pivotpunktes Oi in rotorbezogenen raumfesten Vektorbasen

mit Tiziyixi rrrr

p Spaltenvektor aller Ortsvektoren der Pivotpunkte TTm

T1 ... rrp

J Jacobimatrix

Jw Zeilenvektor , w-te Zeile der Matrix J

H Frequenzgangmatrix

A harmonischer Einflußkoeffizient .

57

Der harmonische Einflußkoeffizient kyixA hat z.B. folgende Bedeutung :

Eine Erregung tcos mit der Einheitskraftamplitude im Pivotpunkt kO in kye -Richtung ruft

im Pivotpunkt iO in ixe -Richtung stationäre Schwingungen tcosAkyix hervor.

Das Antriebsmoment eines Unwuchtrotors wird durch die Beziehung

iii0ii M)(M . (5.17)

beschrieben, wobei in i der Anstieg der linearisierten Motorkennlinie und eine

Drehdämpfungskonstante vereint sind. Mit

i

i0i

M

(5.18)

werden sogenannte Partialwinkelgeschwindigkeiten eingeführt.

Für die selbstsynchronisierte Bewegung werden die synchrone Winkelgeschwindigkeit

und die konstanten Nullphasen

i gesucht. Es sind die Lösungen der Gleichungen :

)(V ii0i

. (5.19)

Die Gleichungen 5.19 werden auch als sogenannte Existenzbedingungen für

selbstsynchronisierte Bewegungen bezeichnet. Wenn die Existenzbedingungen überhaupt

reelle Lösungen haben, können die zugehörigen Bewegungen stabil oder instabil sein, was

weiterhin eine Stabilitätsbetrachtung notwendig macht. Für den Sonderfall zweier gleicher

Rotoren ( 2121 , ) lassen sich die Existenz- und Stabilitätsbedingungen nach [51]

zusammenfassen zu:

MinimumCsinAAcosAAff21 x2

y1y2x1

y2y1

x2x121

0

(5.20)

mit 0 Potentialfunktion

if Betrag der Zentrifugalkraft , 2UiUii rmf

A harmonische Einflußkoeffizienten

synchrone Phasendifferenz ,

21

C Zusammenfassung von phasenwinkelunabhängigen Größen der

Potentialfunktion .

58

Im ersten Beispiel soll ein ebenes System einer Draufsicht auf einen Rohrfertigerkern mit

zwei zur Kernzylinderachse parallelen Unwuchtdrehachsen betrachtet werden. Bild 5.6 zeigt

das Modell.

e1x

e1y

e1z

mU1rU11

e2x

e2y

e2z

mU2rU22

r r

b

a

S

Te1x

Te1y

Te1z

mU1rU1

1 Te2x

Te2y

Te2z

mU2

rU22

rr

b

a

xy

Sm ; J

m ; J

x

y

Ruhelage ausgelenkte Lage

Bild 5.6 : Ebenes Modell eines Kerns mit zwei gleichen Unwuchtrotoren

a,b,r Abstände

m Masse des Kerns

J Trägheitsmoment des Kern

mUi Unwuchtmasse des Rotors i

rUi Unwuchtradius des Rotors i

i Winkelkoordinate des Rotors i

x,y, raumfestes Koordinatensystem für die Bewegungen des

Schwingungssystems

eix,eiy,eiz raumfeste, rotorbezogene Vektorbasis

Teix,Teiy,Teiz schwingungssystemfeste Vektorbasis, körperfest zum Kern

T Drehmatrix

Faktor für den Drehsinn des Rotors i = 1

59

Es sollen folgende Voraussetzungen gelten:

- der Kern ist ein starrer Körper

- das Schwingungssystem kann als ebenes System betrachtet werden

- die Starrkörpereigenfrequenzen des Kerns auf seinen elastischen Lagern sind viel

kleiner als die Betriebsfrequenz, so daß für die weiche Lagerung c = 0 angenommen

wird

- es werden nur kleine Schwingbewegungen betrachtet

- die raumfesten und schwingungssystemfesten Einheitsvektoren unterscheiden sich auf

Grund der Kleinheit der Schwingungen nur durch kleine Richtungsunterschiede

- die Dämpfung wird vernachlässigt

- die Rotoren sind nur statisch unwuchtig

- die Rotormassen und –trägheitsmomente sind klein gegenüber den repräsentativen

Parametern des Schwingungssystems

- die Rotoren sind gleich .

Mit dem Faktor wird der Drehsinn des Rotors i = 1 angegeben. Ist 1 drehen die

Rotoren gleichsinnig, ist 1 haben die Rotoren einen entgegengesetzten Drehsinn.

Am Pivotpunkt i = 2 werden Erregerkräfte in der Form

tcosF)t(F x2x2 in e2x –Richtung und (5.21)

tcosF)t(F y2y2 in e2y –Richtung (5.22)

angenommen.

Die Bewegungsgleichungen sind :

x2Fxm (5.23)

y2Fym (5.24)

y2x2 F)br(aFJ . (5.25)

Die Schwerpunktbewegung ergibt sich zu :

tcosmF)t(x 2

x2

(5.26)

tcosmF

)t(y 2y2

(5.27)

tcosJ

F)br(Fa)t( 2

y2x2

. (5.28)

Die Bewegung des Pivotpunktes i = 1 ist damit :

ax)t(x1 (5.29)

)br(y)t(y1 . (5.30)

60

Zur Bildung der harmonischen Einflußfaktoren x2x1A und x2

y1A wird eine Einheitskraft-

amplitude EF eingeführt und Ex2 F1F sowie Ey2 F0F gesetzt. Dann ergeben sich die

Bewegungen zu:

tcosmF)t(x 2

E

(5.31)

0)t(y (5.32)

tcosJ

Fa)t( 2E

(5.33)

tcosFJa

m1)t(x E2

2

21

(5.34)

tcosFJ

a)br()t(y E21

. (5.35)

In (5.34) und (5.35) sind die harmonischen Einflußfaktoren ersichtlich:

2

2

2x2x1 J

am

1A

(5.36)

2x2y1 J

a)br(A

. (5.37)

Zur Bildung der harmonischen Einflußfaktoren y2x1A und y2

y1A wird Ex2 F0F und Ey2 F1F

gesetzt. Dann ergeben sich die Bewegungen zu:

0)t(x (5.38)

tcosmF)t(y 2

E

(5.39)

tcosFJ

br)t( E2

(5.40)

tcosFJ

)br(a)t(x E21

(5.41)

tcosFJ

)br)(br(m

1)t(y E221

. (5.42)

In (5.41) und (5.42) sind die harmonischen Einflußfaktoren ersichtlich:

2y2x1 J

)br(aA

(5.43)

22

y2y1 J

)br)(br(m

1A (5.44)

61

Die Existenz- und Stabilitätsbedingung (Gleichung 5.20) für das betrachtete System lautet

somit:

MinimumCsinJ

)1(b)1(racosJ

abrm1ff

21

22

222

2210

(5.45)

In Tabelle 5.2 werden die Lösungen für einige interessante Sonderfälle dargestellt. Diese

Sonderfälle sind vom Verfasser durch das dargestellte Vorgehen unter Verwendung

harmonischer Einflußfaktoren betrachtet worden. Die Lösungen stimmen mit bekannten

Lösungen von Sonderfällen überein bzw. es können Übereinstimmungen aus komplexeren

Lösungen z.B. in [8] abgeleitet werden.

Für den Fall 1 und r = 0 ergibt sich mit Einführung von

batan (5.46)

und der Festlegung 01 sowie unter Nutzung der Beziehung für den doppelten Winkel

xtan1xtan2x2tan 2

(5.47)

der Winkel

2 aus der Umformung

)2tan(2tantan1tan2

ba1

ba2

baab2tan 2

2

222

(5.48)

und einer Prüfung der Winkel ,, 2 in allen Quadranten und unter Beachtung des

Vorzeichens des Produktes ba der Phasenwinkel zu

22 . (5.49)

Da wiederum der resultierende Erregerkraftvektor in diesem Fall entsprechend dem

Abschnitt 5.1.2 eine Gerade mit den Anstiegswinkel 2

2

beschreibt, kann gezeigt werden,

daß sich die Unwuchten in der Art synchronisieren, daß der resultierende Erregerkraftvektor

eine zum Schwerpunkt zeigende Gerade beschreibt.

62

Tabelle 5.2: Stabile Phasendifferenzen für Sonderfälle des Systems

Sonderfall Existenz- und Stabilitätsbedingung Phasendifferenz

Symbolbild

Gleichläufig,

gleiche

Drehachse

1 ; r = 0

MinimumcosJ

abm

22

22

2

180

S

für 2J

)br(m 22

180

S

Gleichläufig,

1 ; a = 0 Minimumcos

Jrb

m2

2

22

2

für 2J

)br(m 22

0

S

Gegenläufig,

1 ; b = 0 Minimumcos

Jar2

22

180

S

Gegenläufig,

gleiche

Drehachse

1 ; r = 0

Minimum

sinJ

ab2cosJ

ba22

22

22 baab2tan

für 0ba :

180° <

< 360°

für 0ba :

0° <

< 180°

S

Das zweite Beispiel zeigt ein räumliches Modell eines rotationssymmetrischen starren

Körpers mit zwei gleichläufigen Unwuchten deren Drehachsen mit der Symmetrieachse

zusammenfallen. Das Modell spiegelt einen tief abgestimmten Kern eines Rohrfertigers mit

zwei nicht zwangsgekoppelten Zentralerregern wider. Es gelten sinngemäß die gleichen

Modellvoraussetzungen und -bezeichnungen wie im ersten Beispiel. Bild 5.7 zeigt das

Modell mit den gewählten Koordinaten und Variablen.

63

e1x e1y

e1z

mU1rU1

e2x e2y

e2z ba

S

e1xe1y

e1z

e2xe2y

e2z ba

S

mU2rU2

Te1x Te1y

Te1z

mU1rU1

Te2x Te2y

Te2z

ba

S

Te1xTe1y

Te1z

Te2xTe2y

Te2z ba

S

mU2rU2

zy

x

xz

y

Ruhelage ausgelenkte Lage

Bild 5.7 : Modell eines Kerns mit zwei zentralen Unwuchtrotoren, Darstellung von

jeweils zwei Seitenansichten sowie der Draufsichten in der Ruhelage

Zur Bildung der harmonischen Einflußfaktoren werden am Pivotpunkt i = 2 Erregerkräfte in

der Form tcosF)t(F x2x2 in e2x –Richtung und (5.50)

tcosF)t(F y2y2 in e2y –Richtung (5.51)

angenommen. Über die Bewegungsgleichungen

x2Fxm (5.52)

y2Fym (5.53)

y2x bFJ (5.54)

x2y bFJ (5.55)

64

werden die Bewegungen des Körpers zu

tcosmF)t(x 2

x2

(5.56)

tcosmF

)t(y 2y2

(5.57)

tcosJFb

)t( 2y2

x

(5.58)

tcosJFb)t( 2

x2y

(5.59)

ermittelt. Die Bewegung des Pivotpunktes i = 1 ergibt sich damit zu

tcosJFba

mF)t(x 2

x22

x21

(5.60)

tcosJFb

amF

)t(y 2y2

2y2

1

. (5.61)

Die harmonischen Einflußkoeffizienten sind:

22x2x1 J

abm

1A

(5.62)

0A x2y1 (5.63)

0A y2x1 (5.64)

22y2y1 J

abm

1A

. (5.65)

Die Existenz- und Stabilitätsbedingung für die synchrone Phasendifferenz

lautet:

Minimumcosm1

Jab2

2

. (5.66)

Die Auswertung der Gleichung (5.66) ergibt:

fürm1

Jab

ist 0 (5.67)

fürm1

Jab

ist 180 . (5.68)

Mit einem hinreichend großen Abstand der Unwuchten ist also eine gleichphasige Erregung

des Kerns möglich. Für a = b sind die Lösungen in den Gleichungen (5.67) und (5.68) mit

den in [12] dargestellten Lösungen für die Selbstsynchronisation an einem Vibratorkörper mit

zwei Unwuchterregern in parallelen Ebenen vergleichbar.

65

5.2 Linearer Modellansatz und Abschätzung nichtlinearer Einflüsse

Die Verdichtungseinrichtung eines Rohrfertigers ist im Allgemeinen als nichtlineares

Schwingungssystem zu betrachten. Für die Auslegung von Rohrfertigern ist jedoch die

Reduzierung der Modelle auf wesentliche Eigenschaften anzustreben. Daher werden im

Folgenden einige nichtlineare Einflüsse hinsichtlich ihrer möglichen Vernachlässigung

diskutiert.

5.2.1 Rückwirkung des Schwingungssystems auf die Vibrationserregung

Die Annahme einer konstanten Winkelgeschwindigkeit für die Unwuchtwelle ist bei einer

endlichen Energiequelle zu überprüfen. Dazu wird ein einfaches Schwingungssystem nach

Bild 5.8 benutzt, welches sich an den Gegebenheiten eines Rohrfertigerkerns orientiert. Das

Modell hat 4 Freiheitsgrade , zwei horizontale translatorische Freiheitsgrade der Kernmasse,

einen rotatorischen Freiheitsgrad der Kernmasse und einen rotatorischen Freiheitsgrad der

Unwucht. Ansonsten ist die Drehachse der Unwucht mit den translatorischen

Freiheitsgraden der Kernmasse gekoppelt. Der Kern ist über symmetrisch angeordnete

Federn und Dämpfer gelagert.

Kern

Lineargelenk

Unwucht

Koordinatensystem

Feder-Dämpfer-Element

Bild 5.8: Mehrkörperdynamik-Modell eines Kerns mit Unwucht

66

Die Modelldaten sind : mK = 37,2 kg rU = 0,0424 m

mU = 1,26 kg = 314 1/s

JU = 0,004 kgm2

3D-Feder-Dämpfer-Element cx = cy = cz = 500000 N/m

bx = by = bz = 500 Ns/m

Es wird eine lineare Motorkennlinie für das Antriebsmoment verwandt:

1Nm20MA . (5.69)

Der Modellaufbau und die Berechnungen erfolgen in einem Mehrkörperdynamik-

Programmsystem. Die in den Bildern 5.10 und 5.11 enthaltenen Simulationsergebnisse

stellen den eingeschwungenen Zustand einer numerischen Zeitintegration des

Mehrkörperdynamik-Systems dar.

Das Bild 5.10 zeigt zunächst die Simulationsergebnisse für eine eindimensionale

Schwingung des Kerns in x-Richtung. Dazu wurde die andere horizontale

Bewegungsrichtung des Kerns im Modell durch ein weiteres translatorisches Gelenk

unterbunden. Eine schematische Darstellung dieses Systems ist im Bild 5.9 zu sehen.

rU

S

mU JU

c

b

MA

mK

xK

Bild 5.9 : Schematische Darstellung des Systems mit zwei Freiheitsgraden

Die Bewegungsgleichungen für das System mit zwei Freiheitsgraden lauten:

cosrmsinrmcxxbx)mm( UU2

UUKKKUK (5.70)

cosxrmM)rmJ( KUUA2

UUU . (5.71)

Durch die Rückwirkungen der Kernbewegung auf die Unwucht entstehen in diesem Fall

Schwankungen in der Winkelgeschwindigkeit der Unwucht und damit auch des

Antriebsmomentes. Pro Unwuchtumdrehung treten dabei zwei Minima bzw. Maxima auf.

67

in Nm in 1/s in m

t in s

MA xK;xU

Bild 5.10 : Schwingwege, Winkelgeschwindigkeit und Antriebsmoment im stationären

Zustand bei eindimensionaler Schwingbewegung

Im Bild 5.11 sind die Simulationsergebnisse des Mehrkörperdynamik-Modells ohne das

Lineargelenk am Kern dargestellt.

in Nm in 1/s in m

t in s

MA xK;xU

Bild 5.11 : Schwingwege, Winkelgeschwindigkeit und Antriebsmoment im stationären

Zustand bei zweidimensionaler Schwingbewegung

68

Werden beide horizontale Freiheitsgrade des Kerns zugelassen, führen die Punkte des

Kerns kreisförmige Bewegungen aus. Da es keine Vorzugsrichtungen für die Schwingungen

gibt, müssen zeitversetzt in allen Richtungen gleiche Verhältnisse herrschen. Die

Simulationsergebnisse zeigen keine Winkelgeschwindigkeitsschwankungen der Unwucht. Im

Bild 5.11 ist ein konstantes Antriebsmoment zu sehen.

Das dargestellte Beispiel macht deutlich, daß es Rückwirkungen vom Schwingungssystem

auf die Bewegung des Unwuchtrotors gibt. Bei einer zweidimensionalen, kreisenden

Bewegung, wie es bei Rohrfertigern in der Regel der Fall ist, ist jedoch die Annahme einer

konstanten Winkelgeschwindigkeit der Unwuchten in guter Näherung möglich.

5.2.2 Einfluß gyroskopischer Momente

Zur Abschätzung des Einflusses gyroskopischer Momente auf das Bewegungsverhalten von

Rohrfertigern wird ein einfaches Modell des Kerns entsprechend Bild 5.12 betrachtet. Der

starre, rotationssymmetrische Kern wird von einer rotierenden Scheibe mit Unwucht erregt.

Federkräfte werden unter der Voraussetzung einer sehr tiefen Abstimmung vernachlässigt.

Die Kernmasse ist viel größer als die Unwuchtmasse. Die Betrachtung erfolgt dämpfungsfrei

und unter der Voraussetzung kleiner Schwingbewegungen.

Die Unwucht hat gegenüber dem Kern nur einen rotatorischen Freiheitsgrad, der durch eine

konstante Winkelgeschwindigkeit beschrieben wird.

Da der Kern und der Unwuchtrotor in allen translatorischen Freiheitsgraden sowie den

rotatorischen Freiheitsgraden x und y gekoppelt sind, werden Kern und Unwuchtrotor in

diesen Freiheitsgraden als Gesamtsystem betrachtet.

69

yx

zx

yz

y x

z

y

xz

y x

z m,Jx,Jy,Jz

Jp,mUrU

yx

z

Jpx

Jpy

a) b) c)

S

S S

S

lU

Bild 5.12 : Modell zur Abschätzung des Einflusses gyroskopischer Momente

a) Bezeichnungen und Parameter

b) Koordinaten

c) Kreiselmomente am Unwuchtrotor

dabei bedeuten:

x,y,z Koordinaten für die translatorischen Bewegungen des Gesamt-

schwerpunktes im raumfesten Koordinatensystem

yx , Winkelkoordinaten für die rotatorischen Bewegungen des Gesamtsystems

z Winkelkoordinate für die rotatorische Bewegung des Kerns um die z-Achse

konstante Winkelgeschwindigkeit des Unwuchtrotors

m Masse des Gesamtsystems

Jx,Jy Trägheitsmomente des Gesamtsystems um den Gesamtschwerpunkt

Jz Trägheitsmoment des Kerns um die z-Achse

Jp polares Trägheitsmoment des Unwuchtrotors

muru Unwucht am Unwuchtrotor

lU Abstand

70

Die Bewegungsgleichungen für das System lauten:

tcosFxm (5.72)

tsinFym (5.73)

0zm (5.74)

tsinlFJJ Uypxx (5.75)

tcoslFJJ Uxpyy (5.76)

0J zz . (5.77)

Dabei soll 2uurmF und Jx = Jy sein.

Mit den Ansätzen tcosˆtsinˆ xcxsx (5.78)

tcosˆtsinˆ ycysy , (5.79)

deren Einsetzung in die Gleichungen (5.75) und (5.76) sowie einer Trennung in sin- und cos-

Anteile entstehen für die gekoppelten Drehbewegungen um die x- und y-Achse die

Gleichungssysteme:

00

ˆˆ

JJJJ

xc

ys2

x2

p

2p

2y (5.80)

U

U

yc

xs2

y2

p

2p

2x

lFlF

ˆˆ

JJJJ

. (5.81)

Das homogene Gleichungssystem (5.80) hat für eine von Null verschiedene

Hauptdeterminante, das heißt 2pyx JJJ nur die triviale Lösung 0ˆˆ xcys .

Die Lösung von (5.81) ist nach der Cramerschen Regel:

px2U

2p

2x

px2U

42p

4yx

2pU

2yU

xs JJ1lF

JJJJlF

JJJJlFJlF

ˆ

(5.82)

px2U

2p

2x

px2U

42p

4yx

2pU

2xU

yc JJ1lF

JJJJlF

JJJJlFJlF

ˆ

. (5.83)

Der Ausdruck px JJ ist mit dem reduziertenTrägheitsmoment bei Biegeschwingungen

einer mit einer Scheibe besetzten Welle im Fall synchronen Gleichlaufs paR JJJ [22] zu

vergleichen.

71

Ein praxisnahes Beispiel verdeutlicht die Größenverhältnisse von Jx und Jp an Rohrfertigern:

Kern (dünnwandiger Hohlzylinder mit dK = 1 m ; lK = 3 m ; mK = 1840 kg)

22

K2

KKyx kgm1610

24l2d3mJJ

Scheibe des Unwuchtrotors ( Vollzylinder mit dR = 0,32 m ; mR = 50 kg)

22

RRp kgm64,0

8dmJ

Unwucht (mU = 5 kg ; rU = 0,15 m ; s1400 )

kN120rmF 2UU

In Modellen für das Bewegungsverhalten von Rohrfertigern ist durch xp JJ eine

Vernachlässigung der Kreiselwirkung möglich. Die gezielte Nutzung gyroskopischer

Momente wird im Abschnitt 6.3.2 dargestellt.

5.2.3 Voraussetzungen für lineare Modelle von Rohrfertigern

Zur Bildung von einfachen linearen Modellen von Rohrfertigern wird von folgenden

Voraussetzungen ausgegangen:

Es werden kleine Bewegungsamplituden vorausgesetzt.

Federelemente werden als masselos betrachtet. Für die Federelemente werden am

Arbeitspunkt linearisierte Werte für eine Federsteifigkeit und eine geschwindigkeits-

proportionale Dämpfung verwandt.

Die dynamischen Eigenschaften des Betongemenges werden als an einem Arbeitspunkt

linearisierte Werte für eine Federsteifigkeit und eine geschwindigkeitsproportionale

Dämpfung berücksichtigt. Da die dynamischen Eigenschaften des Betongemenges eine

starke Abhängigkeit von mehreren Einflußfaktoren, wie z.B. der Erregerfrequenz, der

Beschleunigungsamplitude und dem Auflastdruck zeigen, besteht der derzeit

praktikabelste Weg darin, daß die Betongemengeeigenschaften unter den konkreten

Bedingungen experimentell bestimmt werden (s.a. Abschnitt 3.1 und 4.4).

72

Es sind keine geometrischen Nichtlinearitäten vorhanden. Die Spaltmaße von Unterring

und Spitzendformer zum Kern oder Mantel (Bild 5.13) sind in der Regel so groß, daß sie

die Bewegung nicht behindern. Die Verspannungen werden als feste Verbindung

angesehen.

Das Betongemenge hat ständigen Kontakt mit den angrenzenden Bauteilen. Es kommt

nicht zu einer Luftspaltbildung zwischen Kern und Betongemenge (Bild 5.14). Diese

Voraussetzung wird auch durch die experimentellen Untersuchungen am

Rohrversuchsstand bestätigt, bei denen kein Abheben des Kerns vom Betongemenge zu

beobachten war.

Die Winkelgeschwindigkeit des Unwuchtrotors kann als konstant betrachtet werden

(siehe Abschnitt 5.2.1).

Gyroskopische Momente vom Unwuchtrotor können vernachlässigt werden (siehe

Abschnitt 5.2.2).

lS

Kern

Mantel

Unterring

Kern

Mantel

Luftspalt

Gemenge

Bild 5.13 : Spalt zwischen Kern und Unterring Bild 5.14 : Luftspaltbildung zwischen

lS Spaltabstand Kern und Betongemenge

73

5.3 Ebene diskrete Modelle

5.3.1 Rohrversuchsstand

Für den Rohrversuchsstand nach Bild 4.3 kann auf Grund der Symmetrieeigenschaften und

der ausreichenden Steifigkeit der Teilkomponenten ein einfaches, diskretes Modell gebildet

werden. Das im Bild 5.15 dargestellte ebene Modell besteht aus den Massen Kern und

Mantel und hat zwei Freiheitsgrade.

m1

c1/2

b1/2

c2/2

b2/2

m2

x1 x2

c3/2

b3/2

c1/2

b1/2

c2/2

b2/2

c3/2

b3/2

F(t)

Bild 5.15 : Diskretes Modell für den Rohrversuchsstand

m1 Kernmasse c1 Kernfederkonstante

m2 Mantelmasse c2 Betonfederkonstante

F(t) Erregerkraft c3 Mantelfederkonstante

bi Dämpfungskonstanten zu ci

Die Parameter für das Modell wurden durch Ausschwingversuche und erzwungene

Schwingungen am ungefüllten System (siehe Abschnitt 4.2) bestimmt. Die

Betongemengeeigenschaften wurden experimentell entsprechend dem im Abschnitt 3.1

dargestellten Vorgehen bestimmt. Die Masse des Betongemenges wurde je zur Hälfte auf

die Kern- und Mantelmasse verteilt, um die Gesamtmasse des Systems repräsentieren zu

können.

74

Die verwendeten Modellparameter betragen :

m1 = 212 kg c1 = 1500000 N/m b1 = 3000 Ns/m

m2 = 183 kg c3 = 2100000 N/m b3 = 4000 Ns/m

tsinrm)t(F 2UU mUrU = 0,051 kgm

Betongemenge mit freier Oberfläche : c2 = 5000000 N/m b2 = 15000 Ns/m

Betongemenge unter 0,31 bar Auflastdruck: c2 = 23000000 N/m b2 = 30000 Ns/m

Die Bewegungsgleichungen für das Modell im Bild 5.15 sind:

tsinrm)xx(c)xx(bxcxbxm 2UU212212111111 (5.84)

0)xx(c)xx(bxcxbxm 122122232322 . (5.85)

Da im Allgemeinen nicht von einer modalen Dämpfung ausgegangen werden kann, erfolgt

die Berechnung der erzwungenen Schwingungen des Systems durch eine direkte Lösung

der Bewegungsgleichungen unter Verwendung harmonischer Ansatzfunktionen der Form

)tsin(xtcosStsinR)t(x 111 (5.86)

)tsin(xtcosWtsinV)t(x 222 , (5.87)

wobei R, S, V und W die gesuchten Unbekannten sind. Vergleiche mit Lösungen über einen

modalen Dämpfungsansatz zeigten jedoch auch die Möglichkeit einer guten Näherung über

diesen Weg.

In den Bildern 5.16 und 5.17 sind die mit dem Modell berechneten Schwingwegamplituden

bei der erzwungenen Schwingung in Abhängigkeit der Erregerfrequenz dargestellt. Dabei

unterscheiden sich die Darstellungen in den abweichenden Eigenschaften des Gemenges

mit freier Oberfläche bzw. unter Wirkung eines Auflastdruckes. Zum Vergleich der

Berechnungsergebnisse sind in den Bildern 5.16 und 5.17 zusätzlich experimentell ermittelte

Größen dargestellt. Sie zeigen eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse von Modell und

Experiment.

75

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

0 10 20 30 40 50 60 70 80 f in Hz

x1,x2 in mm Kern gemessen

Mantel gemessenKern berechnetMantel berechnet

Bild 5.16 : Horizontale Schwingwegamplituden an Kern und Mantel am

Rohrversuchsstand bei freier Betonoberfläche

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

0 10 20 30 40 50 60 70 80f in Hz

x1 , x2

in mm Kern gemessenMantel gemessenKern berechnetMantel berechnet

Bild 5.17 : Horizontale Schwingwegamplituden an Kern und Mantel am

Rohrversuchsstand bei einem Auflastdruck von 0,31 bar

76

5.3.2 Modell für einen Rohrfertiger mit steigendem Kern

Bild 5.18 zeigt ein ebenes diskretes Modell für einen Rohrfertiger mit steigendem Kern. Die

Modellbildung erfolgte auf der Grundlage der schematischen Darstellung im Bild 2.3 . Das

Modell beinhaltet zwei Starrkörper mit insgesamt 6 Freiheitsgraden.

Mit diesem Modell werden erstmals die Kippeigenfrequenzen berücksichtigt und es werden

die Bewegungsgrößenunterschiede über der Höhe erklärbar.

l 1

r3

c1

c2

r1

r2

l 2

l 3

l 4l 5

l 6

l 7

r4

c1

c2

7c7c

7c 7cc3

4c 4c

5c 5c

c6 c6

m 2 , J 2

m 1 , J 1

x2

z2 2

x1

z1 1

h

zc3

Bild 5.18 : Ebenes diskretes Modell

für einen Rohrfertiger

mit steigendem Kern

m1 Kernmasse

m2 Mantelmasse

J1,J2 Trägheitsmomente

rm,ln Abstände

ci Federkonstanten

bi Dämpfungskonstanten zu ci

h Füllhöhe des Betongemenges

z vertikale Lagekoordinate

x1,z1, 1 Bewegungskoordinaten Kern

x2,z2, 2 Bewegungskoordinaten Mantel

77

Die Bewegungsgleichungen für das Modell nach Bild 5.18 lauten:

0

0

tsinFl

tsinF

x

x

)ll(c2)ll(c2rc2lc2rc2lc2

)lll2(c2lc2lc2)llllll(c2)lll2(c2

)lll2(c2lc2lc2c4c2c2)ll(c2c4

)llllll(c2)ll(c2)ll(c2rc2lc2)ll(c2lc2

)lll2(c2c4)ll(c2lc2c2c4

x

x

)ll(b2)ll(b2rb2lb2rb2lb2

)lll2(b2lb2lb2)llllll(b2)lll2(b2

)lll2(b2lb2lb2b4b2b2)ll(b2b4

)llllll(b2)ll(b2)ll(b2rb2lb2)ll(b2lb2

)lll2(b2b4)ll(b2lb2b2b4

x

x

J000

0m00

00J0

000m

7

2

2

1

1

2367

2267

234

243

212

211

3267

431123

22636273267

326743117313277

23

2263627327

23

227

246

25532755

326773275557

2

2

1

1

2367

2267

234

243

212

211

3267

431123

22636273267

326743117313277

23

2263627327

23

227

246

25532755

326773275557

2

2

1

1

2

2

1

1

0zc2zb2zm 161611

0zc2c2zb2b2zm 24224222 . (5.88)

Bewegungsgleichungen für derartige Modelle von Rohrfertigern mit steigendem Kern, an

realen Rohrfertigern bestimmte Parameterwerte für die Modelle sowie Beispielrechnungen

sind in der vom Verfasser betreuten Arbeit von Förster [16] enthalten. Bild 5.19 zeigt

horizontale, vorzeichenbehaftete Beschleunigungsamplituden an Kern und Mantel als

Ergebnis einer Modellberechnung für eine Verdichtungseinrichtung DN 500 mit l = 3 m.

h=1m

-4

-2

0

2

4

-300 0 300ax in ms-2

z in m

h=2m

-4

-2

0

2

4

-300 0 300ax in ms-2

z in m

h=3m

-4

-2

0

2

4

-300 0 300ax in ms-2

z in m

Kern

Mantel

Bild 5.19 : Horizontale Beschleunigungsamplituden, Berechnungsergebnis nach [16]

78

5.4 Räumliches Modell

5.4.1 ModellbeschreibungEin Modell für einen Rohrfertiger mit stehendem Kern ist in den Bildern 5.20 bis 5.22 zu

sehen. Das Modell wurde unter den Voraussetzungen:

-die schwingenden Körper können als Starrkörper betrachtet werden

-die Federn sind masselos und ihre Federkennlinie ist linear bzw. linearisiert

-die Dämpfungen werden als geschwindigkeitsproportional angenommen

gebildet.

Kern_oben

Mantel_oben

Kern_unten

Mantel_unten

Bild 5.20 : Modell für einen Rohrfertiger mit stehendem Kern

79

Das Modell wurde in einem Mehrkörperdynamik-Programmsystem aufgebaut. Es besteht

aus den in den Tabellen 5.3 bis 5.5 aufgeführten Elementen (siehe auch Bild 5.20 bis 5.22).

Tabelle 5.3.: Starrkörper des Modells

Körper Beschreibung Name imModell

Anzahl der Freiheitsgrade

Kern Starrkörper PART_1 6Mantel Starrkörper PART_2 6

Unwuchtwelle Welle mit 3 Unwuchten PART_3 1 Drehfreiheitsgradgegenüber dem Kern

Füllhöhe Kern Hilfskörper zur Beschreibungder Füllhöhe

PART_4 0 (Linearführung zum Kernund feste Wegvorgabe)

Füllhöhe Mantel Hilfskörper zur Beschreibungder Füllhöhe

PART_5 0 (Linearführung zum Mantelund feste Wegvorgabe)

Tabelle 5.4 : Gelenke im Modell

Gelenk Beschreibung Name im ModellWellenlager Drehgelenk der Unwuchtwelle im Kern JOINT_1

Linearführung Führung des Füllhöhenhilfskörpers am Kern JOINT_2Linearführung Führung des Füllhöhenhilfskörpers am Mantel JOINT_3

Tabelle 5.5 : Kräfte und Momente im Modell

Kraft/Moment Beschreibung Name im ModellAntriebsmoment Antriebsmoment am unteren Ende der

Unwuchtwelle mit linearer MotorkennlinieTorque_1

Kernfedern 3D-Federelemente für die Kernlagerung BUSHING_1..4Mantelfedern 3D-Federelemente für die Mantellagerung BUSHING_5..8Betonfedern 3D-Satz von Kräften und Momenten für die

Eigenschaften von Höhenschichten des BetonsGFORCE_1..10

Bild 5.21 : Ansicht des Modells von unten Bild 5.22. : Teilausschnitt des Modells mit

den zentral angeordneten Betonfedern

80

Das Modell ist parametrisch aufgebaut. In Abhängigkeit der Vorgabe einer

Steiggeschwindigkeit für die Füllhöhen-Hilfskörper werden die Kräfte der Betonschichten

zugeschaltet. Dabei sollte die Änderung der Füllhöhe, wie an den Maschinen auch, langsam

geschehen. Damit entsteht ein Schwingungssystem, dessen Parameter sich langsam

ändern.

5.4.2 Beispielrechnung

Die Beispielrechnung zeigt eine Verdichtungseinrichtung bei der Fertigung eines

Betonrohres DN 400 , Länge 2500 mm, Wandstärke 45 mm. Die Betonhöhenschichten sind

250 mm hoch. Die Eigenschaften der Höhenschichten können aus experimentellen

Untersuchungen am Rohrversuchsstand direkt ermittelt werden.

Die Steiggeschwindigkeit beträgt 0,5 m/s, welches schneller als am realen Fertiger ist,

jedoch trotzdem eine gleitende Veränderung quasistationärer Schwingungszustände zuläßt.

Die Erregerfrequenz beträgt 50 Hz.

Die Bilder 5.23 bis 5.25 zeigen die Beschleunigungen an oberen und unteren Punkten von

Kern und Mantel (siehe Bild 5.20).

0.0

2.5

h in m

Bild 5.23 : Horizontale Beschleunigungen am Kern

h Füllhöhe des Betons

81

Bild 5.24 : Horizontale Beschleunigungen am Mantel

Bild 5.25 : Teilausschnitt aus den Zeitverläufen der Beschleunigungen

Von großem Interesse sind insbesondere die Beschleunigungen an Kern und Mantel in der

Höhe, in der gerade neues Betongemenge eingebracht und verdichtet wird. Die horizontalen

Beschleunigungen können dazu von den Hilfskörpern PART_4 für den Kern und PART_5 für

den Mantel abgenommen werden (Bild 5.26).

82

Bild 5.26 : Horizontale Beschleunigungen an Kern und Mantel jeweils in der Höhe der

Betonfüllung

Part_4 Kern in Höhe der Betonfüllung

Part_5 Mantel in Höhe der Betonfüllung

Aus den Berechnungen des Modells sind folgende Erkenntnisse zu ziehen:

Die Schwingungsverhältnisse an einem Rohrfertiger ändern sich über den Fertigungsverlauf.

Dadurch wird nicht jede Höhenschicht des Rohres mit den gleichen Schwingungsgrößen

verdichtet. Die Verdichtungseinrichtung kann bei einer Festeinstellung der Maschinen-

parameter nur ein Kompromiß für den ganzen Fertigungsprozeß sein. Vorteilhafter für eine

effektive und qualitätsgerechte Formgebung und Verdichtung ist jedoch eine sich während

des Fertigungsprozesses an den momentanen Erfordernissen orientierende Veränderung

der Parameter über die Prozeßzeit.

83

5.5 Finite-Elemente-Modelle

Die Annahme, daß Kern und Mantel von Rohrfertigern starre Körper sind, ist nicht immer

gerechtfertigt bzw. es muß überprüft werden, ob Kern und Mantel als Starrkörper angesehen

werden können. Dazu bietet sich die Anwendung der Finite-Elemente-Methode an. Die

folgenden Bilder zeigen Anwendungsbeispiele, die vom Verfasser bearbeitet wurden.

Im Bild 5.27 ist der Kern eines Rohrfertigers mit stehendem Kern inklusive des Rüttlerbaums

zu sehen. Ein einfaches Modell für die Verdichtungseinrichtung eines Rohrfertigers mit

steigendem Kern ist im Bild 5.28 dargestellt. In diesem Modell ist insbesondere die

charakteristische Biegeform des Kerns von Interesse, auf die im Abschnitt 6.2 noch näher

eingegangen wird. In derartigen Modellen für das Gesamtsystem einer Verdichtungs-

einrichtung kann das Betongemenge durch eine Volumenelementschicht modelliert werden.

Bild 5.27: Momentaufnahme der

Schwingbewegung eines

Kerns mit stark übertriebenen

Verformungen

Bild 5.28 : Momentaufnahme der

Schwingbewegung eines

einfachen Modells für einen

Rohrfertiger mit steigendem

Kern

84

Mit der Finite-Elemente-Methode ist auch die Bildung von Modellen mit Betongemenge-

abschnitten möglich. Bild 5.29 zeigt ein ebenes Modell einer Höhenschicht eines Betonrohrs.

Das Modell wurde zur Untersuchung der Verteilung von Beschleunigungen und Spannungen

innerhalb des Betongemenges gebildet. Der Modellbildung liegt der Rohrversuchsstand

(siehe Bild 4.3) zu Grunde. Die Modellparameter entsprechen denen der diskreten

Modellierung des Rohrversuchsstandes im Abschnitt 5.3.1 .

Mantelfeder

Mantel

Beton-gemenge

Kern

Kernfeder

Bild 5.29 : Finite-Elemente-Modell einer Höhenschicht eines Betonrohrs mit farblicher

Kennzeichnung der Elementgruppen

Dem Betongemenge wurden entprechend dem Voigt-Kelvin-Körper elastische und

dämpfende Eigenschaften zugewiesen, wobei für die Berechnung der erzwungenen

Schwingungen modale Dämpfungen verwandt wurden.

85

In Tabelle 5.6 werden die Eigenfrequenzen und Eigenformen des Modells aufgeführt. Im

untersuchten Erregerfrequenzbereich können Kern und Mantel als starre Körper betrachtet

werden. Zwei für die erzwungenen Schwingungen wichtige Eigenformen sind in den Bildern

5.30 und 5.31 dargestellt.

Tabelle 5.6 : Untere Eigenfrequenzen und Eigenformen des Modells nach Bild 5.29

Nr.

Eigen-

frequenz

in Hz

Beschreibung der Eigenform

1 15,1 Gleichphasige Translationsschwingung von Kern und Mantel

in x-Richtung (Bild 5.30)

2 15,1 Gleichphasige Translationsschwingung von Kern und Mantel

in y-Richtung

3 16,2 Gleichphasige Drehschwingung von Kern und Mantel um die z-Achse

4 33,1 Gegenphasige Drehschwingung von Kern und Mantel um die z-Achse

5 45,6 Gegenphasige Translationsschwingung von Kern und Mantel

in x-Richtung (Bild 5.31)

6 45,6 Gegenphasige Translationsschwingung von Kern und Mantel

in y-Richtung

7 140,1 Verformungsschwingungen innerhalb des Betongemenges

8 140,1 Verformungsschwingungen innerhalb des Betongemenges

9 140,8 Verformungsschwingungen innerhalb des Betongemenges

Bild 5.30 : Eigenform bei der 1. Eigen-

frequenz von 15 ,1 Hz

Bild 5.31 : Eigenform bei der 5. Eigen-

frequenz von 45,6 Hz

86

Bild 5.32 zeigt die Schwingwegamplituden an Kern und Mantel bei der stationären

erzwungenen Schwingung infolge der Unwuchterregung am Kern. Die Punkte im Diagramm

des Bildes 5.32 stellen jeweils Ergebnisse zu einem Frequenzschritt dar, die vom Finite-

Elemente-Programmsystem durch modale Entkopplung berechnet wurden.

in mMK x;x

Bild 5.32 : Schwingwegamplituden von Kern und Mantel in Abhängigkeit der Erregerfrequenz

Bei 15 Hz ist die Resonanz mit der 1. Eigenfrequenz des Systems, deren Eigenform die

gleichphasige Schwingung von Kern und Mantel in den elastischen Lagern beinhaltet, zu

sehen. Bei 45 Hz liegt die 5. Eigenfrequenz, zu der die Eigenform einer gegenphasigen

Schwingung von Kern und Mantel gehört. Bild 5.32 ist mit dem Bild 5.16 des diskreten

Modells vergleichbar.

Die Bilder 5.33 bis 5.36 sind Ergebnisse von Zeitschrittanalysen. Es werden für zwei

unterschiedliche Erregerfrequenzen jeweils zu einem Zeitpunkt auftretende Normal-

spannungsverteilungen und Beschleunigungsverteilungen im Gemenge gegenübergestellt.

Bei einer Erregerfrequenz von 30 Hz entsteht eine gleichphasige Bewegung von Kern und

Mantel. Über den gesamten Betonquerschnitt liegen Beschleunigungen vergleichbarer

Größe vor (Bild 5.35). Die Relativbewegungen zwischen Kern und Mantel sind gering. Die

dynamischen Spannungen (Bild 5.33) sind kleiner als bei der gegenphasigen Bewegung bei

der Erregerfrequenz von 80 Hz (Bild 5.34). Hier sind stärkere Relativbewegungen

vorhanden. Im Betonquerschnitt ist jedoch eine Zone mit geringeren Beschleunigungen zu

sehen (Bild 5.36).

87

Bild 5.33 : Normalspannung in N/m2

bei einer Erregerfrequenz

von 30 Hz

Bild 5.35 : Beschleunigung in m/s2

bei einer Erregerfrequenz

von 30 Hz

Bild 5.34 : Normalspannung in N/m2

bei einer Erregerfrequenz

von 80 Hz

Bild 5.36 : Beschleunigung in m/s2

bei einer Erregerfrequenz

von 80 Hz

Die Ergebnisse der Modellberechnungen zeigen, welche Unterschiede in den

Beschleunigungsgrößenverteilungen und den Spannungsverteilungen innerhalb des

Betongemenges in Abhängigkeit der Abstimmung des Schwingungssystems auftreten. Die

experimentellen Untersuchungen (siehe Abschnitt 4.3) haben bessere Verdichtungs-

ergebnisse bei einer phasenverschobenen Bewegung von Kern und Mantel ergeben.

88

6 Auslegung der Verdichtungseinrichtung und Ansätze zurVerfahrensverbesserung

6.1 Typische Mängel an Rohren und ihre Ursache

6.1.1 Verdichtungsgrad

Ein allgemeiner Verdichtungsmangel liegt vor, wenn die Druckfestigkeit der aus

hergestellten Rohren entnommenen Proben, unter Beachtung der betontechnologischen

Richtlinien zum Gestalteinfluß von Probekörpern, deutlich unter den Druckfestigkeiten der

labortechnisch aus dem gleichen Betongemenge hergestellten Probewürfel liegt.

Die Erklärung dafür ist plausibel, wenn vom Zusammenwirken stofflicher, prozeßtechnischer

und maschinentechnischer Aspekte auf die Betonqualität ausgegangen wird. Die

Probewürfel werden im allgemeinen auf Laborrütteltischen mit anderen Erregerfrequenzen,

anderen Beschleunigungsgrößen, anderen Verdichtungszeiten und Randbedingungen

mitunter auch durch stoßartige Einwirkungen infolge des „Klapperns“ der Würfelform auf

dem Rütteltisch hergestellt. Die mit diesen Probewürfeln ermittelten Betonfestigkeiten

können bei der Herstellung von Rohren in der Praxis nur dann erreicht werden, wenn hierbei

eine gleich hohe Verdichtung des Betongemenges realisiert wird.

Unter dem Verdichtungsgrad Vk wird das prozentuale Verhältnis der durch den

Verdichtungsprozeß erreichten Rohdichte des Frischbetons fr zur theoretisch nach

betontechnologischer Stoffraumrechnung möglichen Frischbetonrohdichte 0fr verstanden:

%100k0fr

frV

. (6.1)

Es ist eine eindeutige Korrelation zwischen der Druckfestigkeit des Festbetons und dem Ver-

dichtungsgrad bekannt, wobei mit sinkendem Verdichtungsgrad die Druckfestigkeit abnimmt.

Im Bild 6.1 ist ein Bohrkern aus einem Großrohr abgebildet. Die Verdichtung des Betons ist

offensichtlich unzureichend gewesen, weshalb nach Verbesserungsmöglichkeiten bei der

Formgebung und Verdichtung gesucht wurde. Die Druckfestigkeit betrug nur 20 N/mm2. Die

Druckfestigkeit eines aus dem gleichen Betongemenge hergestellten Probekörpers lag bei

50 N/mm2. Im Bild 6.2 ist ein Bohrkern aus einem Rohr zu sehen, das nach den Vorgaben

des Verfassers hinsichtlich der maschinentechnischen Einstellungen und damit der

Einwirkungsgrößen auf den Beton gefertigt wurde. Es wurde durch eine Veränderung der

Beschleunigungsamplituden und der Verdichtungszeit eine deutlich verbesserte

Verdichtungsqualität erreicht.

89

Bild 6.1 : Bohrkern aus einem Großrohr im Ausgangszustand

Bild 6.2 : Bohrkern nach Veränderung der Einwirkungsgrößen

90

6.1.2 Lokale Verdichtungsmängel

Ein Herstellungsproblem ist das Auftreten lokaler Verdichtungsmängel an Rohren (Bild 6.3).

Typische Fehlerbilder sind z.B. Mängel an der Vorder- und Hinterseite des Rohrs oder

schlecht verdichtete Höhenabschnitte (Bild 6.4).

Bild 6.3 : Lokaler Verdichtungsmangel

Diese Mängel sind auf ungleichmäßige Schwingungseinwirkungen zurückzuführen. Es ist

eine wesentliche Forderung an die Verdichtungstechnik, daß die Schwingungen nicht nur in

ausreichender Größe und geeigneter Frequenz, sondern auch in gleichmäßiger Verteilung in

den Beton eingeleitet werden. Bei der Rohrherstellung ist dies noch im Bezug zum

Rohrwachstum während des Fertigungsprozesses zu sehen.

91

a) b) c) d)

Bild 6.4 : Schematische Darstellung verschiedener lokaler Verdichtungsmängel

a) schlecht verdichtete Höhenschicht , b) mangelhafte Stelle, c) Verdichtungs-

mängel an der Muffe, d) Verdichtungsunterschiede über den Rohrumfang

Es sind verschiedene Ursachengruppen bei den lokalen Verdichtungsmängeln zu benennen.

Verdichtungsunterschiede über den Rohrumfang können mit Verteilungsunterschieden

der Bewegungsgrößen über den Umfang in Verbindung gebracht werden. Diese entstehen

durch richtungsabhängige Unterschiede in der Erregerkrafteinleitung, Kern- und

Mantellagerung oder Bauteilgestaltung. Ein typisches Beispiel sind Schildkerne von

Schachtringfertigern. Hier kann es vorkommen, daß das Schild, welches zum Einbinden der

Steigeisen benutzt wird, schwingungstechnisch ein deutlich anderes Verhalten als der Kern

aufweist. Zudem schwächt der Schildausschnitt die Steifigkeit der Kernkonstruktion, so daß

auch hier Beschleunigungsunterschiede über den Umfang entstehen können.

Verteilungsunterschiede über den Umfang des Mantels entstehen z.B., wenn eine

Biegeeigenform des Mantels in Erregerfrequenznähe liegt. Diese Gefahr tritt gestaltbedingt

bei Mänteln größerem Durchmessers oder bei Mänteln mit geringer Umfangsverrippung auf.

Kleinere Stellen mit einer Über- oder Unterverdichtung können u.a. mit beulenförmigen

Eigenschwingungen der Oberflächenbleche von Kern oder Mantel in Verbindung gebracht

werden. Auch lokale Störungen wie Transportankerhalterungen tragen zu diesem Mängelbild

bei.

Schlecht verdichtete Höhenschichten, wie z.B. Porenanhäufungen in ca. 2/3 der

Rohrhöhe, sind mit den Kippbewegungen von Kern und Mantel in Verbindung zu bringen.

Schon die Beispielrechnung im Abschnitt 5.4 hat gezeigt, daß nicht jede Höhenschicht des

Rohres die gleiche Schwingungseinwirkung erfährt. Bei den derzeit gebräuchlichen

Abstimmungen des Schwingungssystems können insbesondere in ca. 2/3 der Rohrhöhe

92

geringere Einwirkungen entstehen. Im Bild 6.5 sind die Ergebnisse meßtechnischer

Untersuchungen an einem Großrohrfertiger dargestellt. Die sich über den Fertigungsprozeß

ändernden Kippschwingungen sind deutlich zu erkennen.

t=0

t=0

t=5

t=5t=5

t=10

t=10t=10

t=15

t=15t=15

-500

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

0,00 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00 30,00 35,00 40,00

Beschleunigungsamplituden in m/s2 - Parameter t in min

z in

mm

Unterring t=0 min

Mantel t=0 min

Kern t=0 min

Unterring t=5 min

Mantel t=5 min

Kern t=5 min

Unterring t=10 min

Mantel t=10 min

Kern t=10 min

Unterring t=15 min

Mantel t=15 min

Kern t=15 min

t=0

Bild 6.5 : Vertikale Verteilung der Beschleunigungsamplituden an Kern und Mantel in

Abhängigkeit von der Fertigungszeit eines Großrohrs

6.1.3 Muffenverdichtung

Ein besonderes Problem stellt die Verdichtung im Muffenbereich dar, aber gerade hier ist

eine gute Verdichtungsqualität im Hinblick auf die Dichtheit der Rohrverbindung zu fordern.

Im Bild 6.6 ist ein Schnitt durch das vibrationserregte Betongemenge im Muffenbereich mit

der farblichen Absetzung der Beschleunigungsverteilung zu sehen. Die vom Kern

eingetragenen Schwingungen reichen nur ungenügend in den Muffenschenkel hinein. An

der Unterringfläche bleibt Beton liegen, der kaum eine Schwingbewegung erfährt. Hier

werden nach der Entschalung des Unterrings Luftporen zu finden sein. Geringe

Beschleunigungen zeigen also die Problemzonen bei der Verdichtung im Muffenbereich.

Die Beschleunigungsverteilung wird von den Betongemengeeigenschaften und den

Randbedingungen an Kern, Unterring und Mantel sowie der Erregerfrequenz bestimmt und

ist damit auch durch diese beeinflußbar.

93

Bild 6.6 : Beschleunigungsverteilung im Muffenbereich, Farbdarstellung: Amplituden der

Beschleunigung in horizontaler Richtung xa in ms-2

6.1.4 Bewehrungsschatten

Bei Stahlbetonrohren ist die Bewehrungseinbettung ein wichtiges Thema, welches die

statische Sicherheit und hydraulische Funktionsfähigkeit der Rohre beeinflußt. Ein Fehlerbild

ist das mögliche Auftreten von Bewehrungsschatten unterhalb der Ringbewehrung (Bild 6.7).

Bild 6.7 : Schnitt durch ein Stahlbetonrohr mit Bewehrungsschatten

94

Bekannte Erklärungen dafür sind:

das Nachsinken des Betons durch Erschütterungen während des Transportes der

frischentschalten Rohre bzw. das Setzen des Betons durch mangelnde

Grünstandfestigkeit;

die Verspannung des Bewehrungskorbes während der Fertigung, z. B. durch die

Spitzendformung bei zu geringer Betondeckung im Spitzendbereich, was als trivialer

Fehler bezeichnet werden kann;

das Nachsinken von nicht ausreichend verdichtetem Beton während des

Fertigungsprozesses insbesondere an Vibrationsmaschinen, bei denen auch

tiefergelegene Betonschichten noch einer Vibrationseinwirkung ausgesetzt sind. Das ist

leicht zu vermeiden, indem die aktuell entstehende Betonschicht schon eine

ausreichende Verdichtung erfährt.

Es treten auch weitere Formen von Mängeln bei der Bewehrungseinbettung auf, deren

Erklärung bisher nur unvollkommen ist und allgemein auf Relativbewegungen zwischen

Beton und Bewehrung sowie auf Verdichtungsmängel zurückgeführt werden.

Die Bewehrungskorbverdrehung stellt ein weiteres Problem dar. Bei der Schwingung von

Kern und Mantel bewegen sich alle Punkte des Kerns und des Mantels auf kleinen

Kreisbahnen. Dadurch können im Betongemenge Transportprozesse entstehen, bei denen

das Betongemenge sich langsam um den Kern dreht. Diese Gemengebewegung führt zu

einer Torsionsverformung der Bewehrungskörbe. Nach der Frischentschalung versucht der

verformte Korb im frischen Beton wieder seine Ausgangsform einzunehmen, womit auch

Bewehrungsschatten entstehen können.

95

6.2 Auslegung der Verdichtungseinrichtung

6.2.1 Anforderungen an Rohrfertiger aus technologischer Sicht

Die Grundaufgabe der Verdichtungseinrichtung von Rohrfertigern ist die Bereitstellung

solcher Einwirkungen, die zu einer qualitätsgerechten Herstellung der Rohre führen. Die

Zielstellung für die Auslegung der Verdichtungseinrichtung ist daher die Realisierung der

benötigten Bewegungsgrößen.

Zunächst gilt die Aussage, daß die Schwingungen in geeigneter Größe, Frequenz und

Verteilung in den Beton eingeleitet sowie im Beton übertragen werden müssen. Aus

Abschnitt 4.3. wird deutlich, daß für jede Höhenschicht des Rohrs eine entsprechende

Größe der Beschleunigungen in einer geeigneten Frequenz notwendig ist. Weiterhin ist ein

Auflastdruck und eine Phasenverschiebung der Bewegung von Kern und Mantel von Vorteil.

Die Frage der Phasenbeziehung von Kern- und Mantelbewegung und der damit

verbundenen Verteilungen von Spannungen und Beschleunigungen innerhalb des

Betongemenges ist in dem Modell nach Bild 5.28 im Abschnitt 5.5 behandelt worden.

Die Verdichtungsversuche zeigen Vorteile der gegenphasigen Bewegung von Kern und

Mantel. Bei großen Wandstärken können durch den „Nulldurchgang“ der Bewegungsgrößen

im Gemenge bei der gegenphasigen Bewegung jedoch auch Probleme entstehen.

Anhand der Untersuchung des räumlichen Modells eines Rohrfertigers mit einer sich

langsam verändernden Füllhöhe des Betons im Abschnitt 5.4 und auch anhand der

Meßergebnisse im Bild 6.5 ist deutlich zu erkennen, daß sich die Schwingungsverhältnisse

an der Verdichtungseinrichtung über den Fertigungsverlauf ändern. In den folgenden

Abschnitten 6.2.2 und 6.2.3 werden Schwingformen der erzwungenen Schwingung aus der

Sicht der technologischen Anforderungen für die Formgebung und Verdichtung empfohlen.

Da die empfohlenen Änderungen der Schwingformen über den Fertigungsprozeß im

allgemeinen nicht mit den sich einstellenden Änderungen der Schwingformen bei konstanten

maschinentechnischen Einstellungen übereinstimmen, folgt daraus eine weitere Anforderung

an die Rohrfertiger : Die Bewegungsverhältnisse an der Verdichtungseinrichtung sollen

während des Fertigungsverlaufs beeinflußt werden können. Möglichkeiten der Beeinflussung

der Verdichtungseinrichtung werden im Abschnitt 6.3 behandelt.

96

6.2.2 Schwingformen für Rohrfertiger mit stehendem Kern

Im Bild 6.8 wird eine günstige Beschleunigungsgrößenverteilung an einem Rohrfertiger mit

stehendem Kern für die verschiedenen Fertigungsphasen dargestellt. An der jeweils zu

verdichtenden Höhenschicht liegen am Kern Beschleunigungsamplituden von mindestens

6 g an. Der Mantel schwingt etwas geringer und es gibt Relativbewegungen zwischen Kern

und Mantel. An schon verdichteten Höhenschichten nehmen die Einwirkungen langsam ab.

Füllhöhe h = 0,5 m

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

0 2 4 6 8 10

z in

m

ga

Füllhöhe h = 1,5 m

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

0 2 4 6 8 10

z in

m

ga

Füllhöhe h = 3,0 m

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

0 2 4 6 8 10

z in

m

Mantel

Kern

ga

Bild 6.8 : Empfohlene Schwingformen der erzwungenen Schwingung für einen

Rohrfertiger mit stehendem Kern

97

6.2.3 Schwingformen für Rohrfertiger mit steigendem Kern

Steigende Kerne geringerer Nennweiten weisen eine typische Biegeform bei der

erzwungenen Schwingung auf, bei der im Idealfall die Beschleunigungen am Kernkopf am

größten sind und nach unten hin kontinuierlich abnehmen. Biegeknoten sind dabei zu

vermeiden. Im Bild 6.9 wird eine günstige Bewegungsgrößenverteilung für die

verschiedenen Fertigungsphasen dargestellt. Am Kernkopf ist eine Beschleunigung von ca.

20 g vorhanden. Die Beschleunigungen am Mantel sind geringer, haben jedoch in der

verdichtungsintensiven Zone auch eine Mindestgröße von ca. 5 g.

Bild 6.9 : Empfohlene Schwingformen der erzwungenen Schwingung für einen

Rohrfertiger mit steigendem Kern

Füllhöhe h = 0,5 m

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

0 10 20 30

a/g

z in

m

Füllhöhe h = 1,5 m

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

0 10 20 30

a/g

z in

m

Füllhöhe h = 3,0 m

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

0 10 20 30

a/g

z in

m

MantelKern

ga

ga

ga

98

6.2.4 Vorgehen bei der AuslegungAuf der Grundlage der formulierten Ziele wird das prinzipielle Vorgehen bei der

schwingungstechnischen Auslegung einer konkreten Verdichtungseinrichtung wie folgt

vorgeschlagen :

Konstruktive Gestaltung der ArbeitsmassenKern und Mantel müssen eine funktionsgerechte Steifigkeit (Verformungseigenfrequenzen)

und Festigkeit (Spannungen) haben. Dabei sollte nicht mehr Masse als nötig in Bewegung

zu versetzen sein.

Kerne größeren Durchmessers mit entsprechenden Platten in den Spannebenen des

Vibrators sind hinsichtlich ihrer Verformungseigenfrequenzen so auslegbar, daß sie als

Starrkörper angesehen werden können. Die aus der Maschinendynamik bekannte

Bedingung dafür ist, daß die niedrigste Verformungseigenfrequenz des Körpers bedeutend

größer ist als die größte auftretende Erregerfrequenz [22], wobei ein Frequenzverhältnis von

ferrmax / f1 < 0,3 bei Rohrfertigerkernen zu empfehlen ist. Für nicht angeregte Eigenformen

kann davon auch abgewichen werden, wenn ein ausreichender Abstand zur Resonanz

gewahrt bleibt.

Kerne geringeren Durchmessers sind auf ihre Biegeschwingungseigenschaften auszulegen.

Bei stehenden Kernen unterstützen mehrere Erregerebenen die Gleichmäßigkeit der

Bewegungsgrößenverteilung. Steigende Kerne sind auf die im Abschnitt 6.2.3. dargestellte,

gewünschte Biegeform auszulegen. Ein Finite-Elemente-Modell ist dabei sehr hilfreich.

Interessante Details dabei sind u.a. die Berücksichtigung von zusätzlichen Massen am

Kernkopf (Verteilerköpfe mit Antrieb) und der Ort der Erregerkrafteinleitung am Kernkopf.

Die Mantelkonstruktion ist hinsichtlich ihrer Verformungseigenfrequenzen kritischer. Große

Mäntel können nicht mit vertretbarem Aufwand als Starrkörper ausgelegt werden. Aber

schädliche Eigenformen (lokale Beulen) können mit entsprechenden Maßnahmen

(Versteifungsringe) aus dem Erregerfrequenzbereich herausgehalten werden.

Abstimmung des SchwingungssystemsBei der Abstimmung des Schwingungssystems, unter der hier die Auslegung der

Starrkörpereigenfrequenzen des Systems aus Kern, Beton und Mantel verstanden wird, sind

zwei Strategien denkbar:

Tiefe Abstimmung

Mit einer tiefen Abstimmung des Verdichtungssystems gegenüber der

Umgebung wird eine günstige Schwingungsisolierung und geringe Beeinflussung

der Bewegungsgrößen durch die Federebenen erreicht. Die tiefe Abstimmung ist

99

die schwingungstechnisch unempfindlichere, problemlose Lösung der

Abstimmung.

Die Eigenfrequenzen von Kern und Mantel zueinander werden hauptsächlich von

den Betoneigenschaften bestimmt. Eine Beeinflussung ist nur mit der Größe der

Massen von Kern und Mantel möglich.

Abstimmung auf Bewegungsverhalten

Mit einer Abstimmung auf das Bewegungsverhalten kann z. B. gezielt die

Mantelbewegung vergrößert und dessen Kippbewegung beeinflußt werden.

Diese elegante und sich positiv auf die Verdichtungsqualität auswirkende

Maßnahme ist jedoch mit einigen Problemstellungen behaftet. Die Abstimmung

arbeitet nur in einem eng begrenzten Parameterbereich wie vorgesehen.

Größere Parameterschwankungen (z. B. Betoneigenschaften) wirken sich

ungünstig aus und führen dann zu Verdichtungsmängeln. Eine optimale

Abstimmung für alle Phasen des Rohrwachstums ist nicht als starre

Voreinstellung möglich. Am besten werden Frequenz und Unwuchtstellung

mitgeführt.

Verhalten bei erzwungenen SchwingungenDie Erregerparameter sind so auszulegen, daß die aus betontechnologischer Sicht

günstigen Bewegungsgrößen sicher erreicht werden können. Das Verhalten der

Verdichtungseinrichtung kann mit den im Abschnitt 5 dargestellten Modellen simuliert

werden. Ein Vergleich mit den Zielvorgaben bestätigt die Auslegung oder zeigt noch

Schwachstellen auf.

Wichtig ist der Hinweis auf einen „robusten Arbeitsbereich“. Unter einem robusten

Arbeitsbereich ist zu verstehen, daß aus kleinen Änderungen der Parameter auch nur kleine

Veränderungen der Bewegungsgrößen resultieren. Damit ist der Rohrfertiger weniger

anfällig gegen nie vollständig zu vermeidende Schwankungen der Einflußgrößen.

BeanspruchungsanalyseZur Sicherung der Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Verdichtungseinrichtung kann auf

Grundlage der bekannten Belastungen eine Beanspruchungsanalyse erfolgen. Für die

Arbeitsmassen bietet sich eine FEM-Spannungsanalyse an. Aber auch Federelemente,

Antriebssystem, Tragsystem und weitere Komponenten sind zu betrachten. Auf die

beanspruchungsgerechte Auslegung der Komponenten wird in dieser Arbeit nicht näher

eingegangen, da es nicht unmittelbares Thema der Arbeit ist. Die Grundlagen der

schwingungstechnischen Auslegung von Rohrfertigern stellen jedoch eine wichtige

Voraussetzung für eine beanspruchungsgerechte Konstruktion dar.

100

6.3 Ansätze zur Weiterentwicklung der Verdichtungseinrichtung

6.3.1 Automatisierungstechnisches Konzept

Bei der Formgebung und Verdichtung von Betonrohren ist die Realisierung der zur

Verdichtung benötigten Einwirkungen auf das Betongemenge maßgeblich für die Qualität

der gefertigten Rohre verantwortlich. Bisher wird jedoch die Bedeutung der Einflußgrößen

der Einwirkung bei der Sicherung der Qualität der Rohrproduktion nicht ausreichend

berücksichtigt. Oftmals sind den Maschinenbetreibern die Einwirkungswerte bei ihrer

Produktion nicht bekannt. Eine Überwachung der Werte ist die Ausnahme. Es ist also eine

entsprechende Sensorik an den Verdichtungseinrichtungen notwendig, damit die

Einwirkungswerte fortlaufend kontrolliert werden können. Die Sensorik kann im einfachsten

Fall aus je zwei robusten Beschleunigungssensoren am oberen und unteren Ende von Kern

und Mantel bestehen.

Sind die Bewegungsgrößen bekannt, ist im nächsten Schritt eine Rückkopplung auf die

Verdichtungseinrichtung zweckmäßig. Eine Regelung überprüft Ist- und Sollwerte der

Einwirkung und stellt diese nach. Dabei kann auch den sich verändernden Verhältnissen

über den Verdichtungsprozeß Rechnung getragen werden. Zu dieser Regelung sind

Informationen über die Systemzusammenhänge notwendig. Einen Beitrag zur Erforschung

der Systemzusammenhänge an Rohrfertigern leistet diese Arbeit.

Ein Regelung der Verdichtungseinrichtung setzt weiterhin die Möglichkeit der Beeinflussung

der Bewegungsverhältnisse an der Verdichtungseinrichtung voraus. Auf diesen Punkt wird in

den Abschnitten 6.3.2. und 6.3.3 eingegangen.

Die Festbetoneigenschaften korrelieren mit den durch die Verdichtung erreichten

Rohdichten des Betongemenges. Ziel der Verdichtung ist die Erreichung gewünschter

Rohdichten. Eine direkte Ermittlung der Rohdichte von Gemengen im Prozeß ist bisher

nicht möglich. Für Rohrfertiger, an denen hauptsächlich die Verdichtung neuer

Höhenschichten zum Rohrwachstum führt, kann idealisiert geschrieben werden:

)h(A

1)h(h)h(m)h(

(6.2)

mit )h( Dichte, bezogen auf die Rohrhöhe

h momentane Rohrhöhe h = h(t)

m Massenstrom des eingefüllten Gemenges

h Geschwindigkeit des Rohrwachstums

A Querschnitt des Rohres .

101

Zur Anwendung des Zusammenhangs müssen der Massenstrom und der Füllstand bestimmt

werden. Die Rohdichteunterschiede zwischen unzureichend und zureichend verdichtetem

Gemenge sind jedoch nicht groß. Es muß also recht genau gemessen werden. Weiterhin

darf die Abtastrate nur so klein sein, wie der Prozeß als kontinuierlich anzusehen ist.

Eventuell ist eine Korrekturwichtung tiefer gelegener Schichten notwendig. Mit der

Hochrechnung der Rohdichteentwicklung können die Einwirkungswerte und die

Gemengezufuhr geregelt werden.

Wird der gesamte Formgebungs- und Verdichtungsprozeß betrachtet, so gibt es

Eingangsgrößen wie das Betongemenge und Ergebnisgrößen wie die Eigenschaften der

gefertigten Rohre. Eine Prozeßdatenerfassung, -überwachung und -regelung umfaßt den

Herstellungsprozeß noch komplexer. Hier sind Aufgaben wie die Überprüfung der

Verarbeitbarkeit des Gemenges vor der Verdichtung oder der Bestimmung von Rohdichte

und Grünstandsfestigkeit am frischen Rohr zu lösen.

Bild 6.10 stellt einige für automatisierungstechnische Konzepte interessante

Zusammenhänge schematisch dar.

Formgebung und Verdichtung

Verdichtungs-einrichtung

Soll-Werte der Einwirkung

Rohdichte-entwicklung

Gemenge-zufuhr

Maschinen-technischeEinflußgrößen

Massenstrom Füllstand

Ist-Werte der Einwirkung

Eingangsgrößen Betonrohr

Betonrezeptur

Verarbeitbarkeit des Gemenges

Grünstandsfestigkeit

Rohdichte

z.B. z.B.

Bild 6.10 : Schematische Darstellung möglicher automatisierungstechnischer Ansätze

an Rohrfertigern

102

6.3.2 Kreiselkorrekturerreger

Zur Beeinflussung der Bewegungsgrößen am Rohrfertiger ist insbesondere das

Vibrationserregersystem geeignet. Dabei ist die Möglichkeit der Verstellung während des

Betriebs notwendig. Die Veränderung der Erregerkraft durch Drehzahländerung bei gleicher

Unwuchtgröße ist nur ein Anfang. Neuere Entwicklungen erlauben auch die Veränderung

der Unwucht im Betrieb. Dies kann mechanisch durch Veränderung der Winkellage zweier

Unwuchten [45] oder elektronisch durch Phasenlagenfestlegung getrennt angetriebener

Unwuchten [46] oder auch durch hydraulisch veränderte Exzentrizitäten der Unwucht [43]

geschehen.

Die vertikale Beschleunigungsverteilung an einem Kern mit Zentralvibrator ist für den

Formgebungs- und Verdichtungsprozeß von großer Bedeutung. Durch die Veränderung der

Parameter des Schwingungssystems über den Fertigungsprozeß ändern sich auch die

Beschleunigungsverteilungen über der Höhe des Kerns. Um über den gesamten

Fertigungsprozeß die Beschleunigungsverteilung möglichst optimal gestalten zu können ist

eine Beeinflussung der Kernbewegung notwendig.

Die Bewegung des Kerns wird günstigerweise durch die Veränderung der Erregung

beeinflußt. Für die Korrektur der vertikalen Kippbewegungen sind z.B. zwei in ihrer Unwucht

verstellbare Erregerebenen eine, wenn auch aufwendige Lösung (Bild 6.11).

M

M

M

M

M

M

Unwucht

Kern

Hohlwelle

Bild 6.11 :Schematische Darstellung eines

Erregersystems mit zwei

elektronisch verstellbaren

Unwuchtebenen und gestellfesten

Antriebsmotoren

103

In diesem Abschnitt wird ein neuer Ansatz dargestellt, wie die Kippbewegung des Kerns

durch einen zum Erregersystem gehörenden Kreisel beeinflußt werden kann [42].

Im Bild 6.12 ist ein Modell für dieses Erregersystem zu sehen.

Kern oben

Kern unten

Bild 6.12 : Modell des Kreiselkorrekturerregers

Im Kern (blau) befindet sich der Zentralvibrator (grün) mit einer Unwucht und der

Antriebswelle. Mit der Antriebswelle wird auch ein Kreisel (rot) bewegt, dessen Drehachse

senkrecht zur Drehachse der Unwucht steht. Durch die Drehung der Unwuchtwelle wird vom

Kreisel ein Erregermoment erzeugt, daß ebenso umläuft wie die Erregerkraft der Unwucht.

104

Die Größe des Erregermomentes ergibt sich zu

KrUpKr ΩΩJM (6.3)

mit pJ polares Trägheitsmoment des Kreisels

U Winkelgeschwindigkeit der Unwuchtdrehung

Kr Winkelgeschwindigkeit der Kreiseldrehung .

Die Größe des Momentes ist von der Drehzahl des Kreisels abhängig, so daß zur

Beeinflussung der Kippbewegung des Kerns nur die Drehzahl des Kreisels geregelt werden

muß.

Das folgende Beispiel zeigt die Wirkung des Kreiselkorrekturerregers. Dem Beispiel liegen

folgende Daten zu Grunde:

Kern : Zylinder dK = 1,0 m ; lK = 3,0 m ; mK = 1840 kg

Unwuchtrotor: Halbkreisscheibe rR = 0,16 m; lR = 0,05 m; mR = 15,8 kg

Kreisel : Kreisscheibe dKr = 0,34 m ; lKr = 0,05 m ; mKr = 35,6 kg

Unwuchtwelle: s1314U

Der Kern ist unten tiefabgestimmt elastisch gelagert. Dämpfungen im mittleren Kernbereich

simulieren eine Belastung. Ist die Drehzahl des Kreisels Null , stellt sich eine starke

Kippbewegung des Kerns ein. Bild 6.13 zeigt die Beschleunigungen in x-Richtung an einem

unteren und einem oberen Punkt des Kerns (siehe Bild 6.12).

Wird die Drehzahl des Kreisels erhöht, dann nimmt die Kippbewegung des Kerns ab. Bei

s1530Kr ist der Zustand erreichbar, daß sich am Kern unten und oben annähernd

gleiche Beschleunigungen ergeben (Bild 6.14).

Die für die Schwingbewegung unter Last benötigte Energie wird von dem Antriebsmoment

der Unwuchtwelle aufgebracht. Das Antriebsmoment zur Einstellung der Kreiseldrehzahl ist

hingegen sehr gering (Bild 6.14). Das Regelglied benötigt also wenig Energie.

105

Bild 6.13 : Beschleunigungen und Antriebsmoment am Kern mit Kreiselkorrekturerreger

bei s10Kr ; Zeitausschnitt im stationären Zustand

Bild 6.14 : Beschleunigungen und Antriebsmomente am Kern mit Kreiselkorrekturerreger

bei s1530Kr ; Zeitausschnitt im stationären Zustand

106

Das Beispiel verdeutlicht die prinzipielle Wirkung des Kreiselkorrekturerregers. Im realen

Einsatzfall werden schon im Ausgangszustand die Unwuchtkräfte derart eingestellt, daß sich

die gewünschte Bewegungsgrößenverteilung am Kern einstellt. Der Kreiselkorrekturerreger

muß dann nur Abweichungen z.B. über den Fertigungsprozeß korrigieren. Der

Kreiselkorrekturerreger kann an stehenden und steigenden Kernen eingesetzt werden. An

steigenden Kernen kommt eine Beeinflußbarkeit der Biegeverformung hinzu.

Bild 6.15 zeigt ein Ausführungsbeispiel der Anordnung eines Kreiselkorrekturerregers im

Kern eines Rohrfertigers mit stehendem Kern [42]. Im Kern (3) ist der Vibratorbaum (4) mit

den Verspannungen (2) befestigt. Im Vibratorbaum (4) werden die Unwuchten (1) auf der

Unwuchtwelle (8) vom Unwuchtantriebsmotor (10) in Drehung versetzt. Im mittleren Bereich

der Unwuchtwelle (8) ist der Kreiselantriebsmotor (7) auf der Unwuchtwelle befestigt und

dreht sich mit dieser mit. Die Kreiselwelle (6) steht senkrecht zur Unwuchtwelle . Auf der

Kreiselwelle (6) sind die Kreisel (5) angeordnet und werden vom Kreiselantriebsmotor (7) in

Drehung versetzt. Die von den Kreiseln abgegebenen gyroskopischen Momente werden auf

den Kern übertragen und beeinflussen damit die Kippbewegungen des Kerns. Mit der

Zuleitungsöffnung (11) für den Kreiselantrieb wird eine Möglichkeit gezeigt, wie über die

Ausbildung der Unwuchtwelle (8) als Hohlwelle elektrische Energie oder Antriebsfluide zum

Kreiselantrieb bereitgestellt werden können.12

3

4

5

67

8

9

10

11

Bild 6.15 : Kreiselkorrekturerreger

im Kern eines Rohrfertigers mit

stehendem Kern

1 Unwucht

2 Verspannung

3 Kern

4 Vibratorbaum

5 Kreisel

6 Kreiselwelle

7 Kreiselantriebsmotor

8 Unwuchtwelle

9 Kernfeder

10 Unwuchtantriebsmotor

11 Zuleitungsöffnung für

Kreiselantrieb

107

6.3.3 Beeinflussung der Mantelbewegung

Prinzipiell kommen Massen, Federsteifigkeiten oder Erregungen als beeinflußbare

Parameter in Frage. Da am Mantel keine Erregerkräfte angreifen und Massenparameter im

Lauf schlecht beeinflußt werden können, sind insbesondere die Federeigenschaften von

Interesse.

Die Beeinflussung der Schwingbewegung durch regelbare Luftfedern wird vom Verfasser

und anderen in der Offenlegungsschrift [44] für Vibrationsformen dargestellt. Es handelt sich

hierbei um eine spezielle Anordnung von im Luftdruck steuerbaren Luftfederelementen, bei

der die Federsteifigkeit des Federpaketes in nennenswerten Bereichen durch den Luftdruck

verändert wird, ohne daß eine Lageänderung der damit gelagerten Massen verbunden ist.

Ausgangspunkt dieser Erfindung ist die einfache Auflagerung von Vibrationstischen auf

Luftfedern. Der Luftdruck in den Federn wird durch die benötigten Auflagerkräfte bestimmt.

Eine Veränderung des Luftdrucks führt schnell zu Höhenänderungen des Tischs, bevor

nennenswerte Änderungen in der Federsteifigkeit auftreten. Durch die Anordnung in einem

Federpaket werden die statischen Kräfte infolge einer Luftdruckerhöhung kompensiert. Der

Luftdruck kann in einem großen Bereich variiert werden, womit auch die Federsteifigkeit

deutlich geändert werden kann.

Im Bild 6.16 wird schematisch die Anordnung von steuerbaren Luftfedern am Mantel

dargestellt. Mit dieser Anordnung sind die Kippbewegungen des Mantels und

Relativschwingungen vom Mantel zum Kern beeinflußbar. Es wird auch nicht die Möglichkeit

ausgeschlossen, daß in gewissen Grenzen die Phasenlage der Mantelbewegung zur

Kernbewegung beeinflußt werden kann.

Kern

Mantel

Luftfederpaket

Bild 6.16 : Schematische Darstellung der Anordnung von steuerbaren Luftfederpaketen

108

7 Zusammenfassung

Mit der vorliegenden Arbeit werden Grundlagen für die schwingungstechnische Auslegung

von Betonrohrfertigern geschaffen. Den Ausgangspunkt bildet die Untersuchung des

Verdichtungsprozesses in Rohrfertigern und der Einflußgrößen auf die Vibrations-

verdichtung. Durch den Aufbau von Modellen für die Verdichtungseinrichtung von

Rohrfertigern wird es möglich, das schwingungstechnische Verhalten von Rohrfertigern zu

erklären bzw. vorauszusagen. Damit ist eine wissenschaflich begründete Auslegung dieser

Maschinen möglich.

Durch ein System von Einflußgrößenklassen wird ein strukturiertes Herangehen an die

Problemstellungen bei der Formgebung und Verdichtung möglich. Für die Auslegung der

Verdichtungseinrichtung besteht der zur Zeit günstigste Weg darin, geeignete

Einwirkungskennwerte für entsprechende Maschinengruppen zugrunde zu legen. In fernerer

Zukunft kann auch das Wissen über interne Einflußgrößen auf die Verdichtung für die

Auslegung der Verdichtungseinrichtungen anwendbar sein bzw. zu neuen

Verdichtungseinrichtungen führen.

Es ist ein Versuchsstand zur Vibrationsverdichtung einer Höhenschicht eines Betonrohrs

konzipiert, ausgelegt, gebaut und betrieben worden.

Am Versuchsstand werden bei der Erregung mit dem Zentralvibrator im Kern in

Abhängigkeit der Erregerfrequenz und der weiteren maschinentechnischen Einflußgrößen

Bewegungsformen der erzwungenen Schwingung sowohl mit einer gleichgerichteten als

auch mit einer phasenverschobenen Bewegung von Kern und Mantel gemessen.

Für ein typisches Betongemenge erfolgt mit dem Versuchsstand die experimentelle

Bestimmung der elastischen und dämpfenden Eigenschaften des Betongemenges in der

Verdichtungseinrichtung. Diese Kennwerte werden für die späteren Modellberechnungen

benötigt.

Anhand von Verdichtungsversuchen erfolgt die Untersuchung von Einflußgrößen auf die

Verdichtung des Betongemenges. Als maßgebende Einflußgrößen werden die

Beschleunigungsamplituden an Kern und Mantel, die Erregerfrequenz und der Auflastdruck

deutlich. Weiterhin ist eine Phasenverschiebung zwischen den Bewegungen von Kern und

Mantel von Vorteil und es ist eine Korrelation zwischen dem Horizontaldruck und der

erreichten Rohdichte des Gemenges vorhanden. Für das verwandte Betongemenge zeigt

sich, daß eine Beschleunigungsamplitude am Kern von mindestens 60 m/s2 für eine

qualitätsgerechte Verdichtung notwendig ist.

109

Bei der Modellierung und Berechnung von Verdichtungseinrichtungen werden zunächst

Erregersysteme für die Kernvibration diskutiert. Es wird auf Selbstsynchronisationseffekte

von Unwuchterregern eingegangen.

Schon an einfachen ebenen Modellen für die Verdichtungseinrichtung von Rohrfertigern wird

deutlich, daß das horizontale Schwingungsverhalten des Systems aus Kern und Mantel von

dem Einfluß zweier Eigenfrequenzen im Erregerfrequenzbereich geprägt wird. Die zu diesen

Eigenfrequenzen gehörenden Eigenformen beinhalten zum einen eine gleichgerichtete

Schwingung von Kern und Mantel in den elastischen Lagern und zum anderen ein

Gegeneinanderschwingen von Kern und Mantel. Die Berechnungsergebnisse für die

erzwungenen Schwingungen zeigen Übereinstimmungen mit den Meßergebnissen am

Rohrversuchsstand.

Zur Berechnung der Verdichtungseinrichtung von Rohrfertigern werden diskrete Modelle mit

analytischen Lösungen sowie Modelle zur numerischen Simulation auf der Basis der

Mehrkörperdynamik und der Finite-Elemente-Methode gebildet. Wichtige Erkenntnisse aus

den Modellberechnungen sind die Ausbildung der Kippschwingungen von Kern und Mantel

und die Veränderung der Schwingungsverhältnisse während des Fertigungsprozesses.

Als Grundlage zur Verbesserung der Verdichtungseinrichtungen ist eine Analyse der derzeit

auftretenden Mängel von Bedeutung, wobei als Problemgruppen der Verdichtungsgrad,

lokale Verdichtungsmängel, die Muffenausbildung und die Bewehrungseinbettung erkannt

werden.

Für die Auslegung der Verdichtungseinrichtungen werden Empfehlungen für die

Schwingformen der erzwungenen Schwingung an Rohrfertiger mit stehendem Kern und an

Rohrfertiger mit steigendem Kern erarbeitet. Es wird ein Vorschlag zum Vorgehen bei der

schwingungstechnischen Auslegung konkreter Rohrfertiger dargestellt.

Zur Weiterentwicklung der Verdichtungseinrichtungen wird auf der Basis einer

funktionsgerechten Auslegung des mechanischen Systems ein automatisierungstechnisches

Konzept für Rohrfertiger empfohlen. Dazu ist es notwendig, daß das Schwingungsverhalten

der Verdichtungseinrichtung während des Fertigungsprozesses beeinflußt werden kann. Mit

dem vorgeschlagenen Kreiselkorrekturerreger ist es in neuartiger Weise möglich, die

Kippbewegungen des Kerns zu beeinflussen. Der Einsatz steuerbarer Luftfederpakete zielt

auf die Beeinflussung der Mantelbewegung.

Schwingungstechnisch ausgelegte Rohrfertiger werden nicht vollkommen anders aufgebaut

sein, sie können jedoch ihre verfahrenstechnischen Aufgaben besser erfüllen.

110

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[53] Wächter, H. : Zur Auslegung des Verdichtungssystems von Betonsteinfertigern.

Weimar, Hochschule für Architektur und Bauwesen, Diss. A, 1986

[54] Walz, K. : Rüttelbeton. 3.Aufl. Berlin: Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, 1960

[55] Wölfel, M. ; Kuch, H. ; Kluge, G. : Verarbeitungsverhalten von steifen

Betongemengen bei gleichzeitiger Tisch- und Auflastvibration. In: Betonwerk

+Fertigteil-Technik (1991), Heft 8, S. 92-95

[56] Wölfel, M. ; Nötzel,J. ; Kluge, G. : Verarbeitungsverhalten von steifen

Betongemengen bei der Vibrationsverdichtung. In: Betonwerk + Fertigteil-Technik

(1990), Heft 10, S. 89-94


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