Klein genug zum Trailern, aber groß genug, um damit mit zwei bis drei Personen auf Touren gehen zu können, schnell und sicher sowieso. Das waren die Vorgaben des norddeutschen Konstrukteurs Roland König an sein Werk. Ist seine Seagull 20 der ideale Einstieg in die Mehrrumpf-Bootswelt? SCHNELLES BLAUES WUNDER er hat Nerven“, schoss es mir vor zwei Jahren durch den Kopf, als ich zum ersten Mal die Pläne des kleinen Trimarans zu Gesicht bekam, die der Hamburger Bootsdesigner Roland König zu Papier gebracht hatte. Hatte er doch nie zuvor einen Trimaran gesegelt! Dabei klangen die Vorgaben, die er sich gestellt hatte, sehr überzeugend: Der Tri sollte einfach zu bauen sein (mit Plänen auch für Selbstbauer), trailerbar und doch groß genug, um zu zweit oder mit kleiner Familie sicher und wenig kippelig auf Touren gehen zu können. Vor allem aber sollte er schnell sein. So kam für den gelernten Bootsbauer nur ein Trimaran infrage. Wir testeten den himmelblauen Prototyp auf dem Kellersee in Schleswig- Holstein. Mehrrumpfboote polarisieren und füh- ren auf hiesigen Gewässern immer noch ein Nischendasein. Jeder Segler hat so seine Meinung zu ihnen, dabei waren nur die wenigsten schon einmal an Bord eines Multihulls. Den meisten sind sie zu „an- ders“ – vor allem, wenn es um Fahrten- katamarane geht. Im Gegensatz zu dieser Spezies erinnert bei einem Trimaran der Mittelrumpf an den Schiffskörper einer herkömmlichen Yacht. Das schränkt im Unterschied zu Zweirumpfbooten den Wohnkomfort unter Deck ein, mit dem diese wiederum punkten können. Den meisten Fahrtenseglern sind die Duorumpfschiffe aber schlicht zu breit für den Hafen. Vor allem aber ist ein Transport auf der Straße nicht möglich. Ebenfalls „anders“, wenn auch nicht neu erfunden, ist das bei unseren Testschiff gelöst. Die Ausleger lassen sich beim Transport, ohne abgenommen zu werden, unter das schmale Unterwasserschiff des Mittelrumpfs klappen. Der Tri wiegt rund 600 kg, mit Zuladung und 250-kg-Trailer kommt man auf eine Anhängelast von 850 kg. Die EG-Richtlinien erlauben europa- weit eine Trailerbreite von 2,55 m. Der Tri darf mit seiner gefalteten Gesamt- breite von 2,54 m also ohne Sondergeneh- migung getrailert werden. Das lässt sich gut und ohne großen Aufwand mit einem Mittelklassewagen bewältigen. Wird der Tri vom Trailer ins Wasser gekrant, lassen sich die seitlichen Schwimmer leicht auf- klappen, sodass er zum Mastsetzen mit- hilfe einer Talje und dem Jütbaum kon- struktionsbedingt sofort eine sichere und kippelfreie Schwimmlage bekommt. „D TEXT MICHAEL KRIEG FOTOS WERFT, MICHAEL KRIEG TEST SEAGULL 20 56 Bootshandel 09/2012 09/2012 Bootshandel 57
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Klein genug zum Trailern, aber groß genug, um damit mit zwei bis drei Personen auf Touren gehen zu können, schnell und sicher sowieso. Das waren die Vorgaben des norddeutschen Konstrukteurs Roland König an sein Werk. Ist seine Seagull 20 der ideale Einstieg in die Mehrrumpf-Bootswelt?
SchnEllES blaues Wunder
er hat nerven“, schoss es mir vor zwei Jahren durch den Kopf, als ich zum ersten Mal die Pläne des
kleinen Trimarans zu Gesicht bekam, die der hamburger Bootsdesigner Roland König zu Papier gebracht hatte. hatte er doch nie zuvor einen Trimaran gesegelt! Dabei klangen die Vorgaben, die er sich gestellt hatte, sehr überzeugend: Der Tri sollte einfach zu bauen sein (mit Plänen auch für Selbstbauer), trailerbar und doch groß genug, um zu zweit oder mit kleiner Familie sicher und wenig kippelig auf Touren gehen zu können. Vor allem aber sollte er schnell sein. So kam für den gelernten Bootsbauer nur ein Trimaran infrage. Wir testeten den himmelblauen Prototyp auf dem Kellersee in Schleswig-holstein.Mehrrumpfboote polarisieren und füh-ren auf hiesigen Gewässern immer noch ein nischendasein. Jeder Segler hat so seine Meinung zu ihnen, dabei waren nur die wenigsten schon einmal an Bord eines Multihulls. Den meisten sind sie zu „an-ders“ – vor allem, wenn es um Fahrten-katamarane geht. Im Gegensatz zu dieser Spezies erinnert bei einem Trimaran der Mittelrumpf an den Schiffskörper einer
herkömmlichen Yacht. Das schränkt im Unterschied zu Zweirumpfbooten den Wohnkomfort unter Deck ein, mit dem diese wiederum punkten können.den meisten Fahrtenseglern sind die Duorumpfschiffe aber schlicht zu breit für den hafen. Vor allem aber ist ein Transport auf der Straße nicht möglich. Ebenfalls „anders“, wenn auch nicht neu erfunden, ist das bei unseren Testschiff gelöst. Die Ausleger lassen sich beim Transport, ohne abgenommen zu werden, unter das schmale Unterwasserschiff des Mittelrumpfs klappen. Der Tri wiegt rund 600 kg, mit Zuladung und 250-kg-Trailer kommt man auf eine Anhängelast von 850 kg. Die EG-Richtlinien erlauben europa-weit eine Trailerbreite von 2,55 m.Der Tri darf mit seiner gefalteten Gesamt-breite von 2,54 m also ohne Sondergeneh-migung getrailert werden. Das lässt sich gut und ohne großen Aufwand mit einem Mittelklassewagen bewältigen. Wird der Tri vom Trailer ins Wasser gekrant, lassen sich die seitlichen Schwimmer leicht auf-klappen, sodass er zum Mastsetzen mit-hilfe einer Talje und dem Jütbaum kon-struktionsbedingt sofort eine sichere und kippelfreie Schwimmlage bekommt.
„dTExT Michael Krieg FoToS WerFT, Michael Krieg
TEST Seagull 20
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nicht ganz so leicht gestaltet sich bei unserem Testboot der Aufstieg an Deck über den Bug. Der ist schmal. Und da die Fockrolle weit vorn ansetzt, bleibt für die Füße wenig Platz, um uns sicher aufs Ka-binendach zu führen. Einfacher wäre der Aufstieg über die stabilen Seitenschwim-mer auf das Trampolin und von dort di-rekt ins cockpit. Doch so viel Platz, um das Gefährt entsprechend am Steg zu positionieren, wird man selten in hiesi-gen häfen vorfinden.Wer aber erst einmal am Vorstag vorbei-geturnt ist, merkt sofort, wie sicher und kippelarm ein Tri auf dem Wasser liegt. Segeleinsteiger werden das erfreut zur Kenntnis nehmen. Übers Trampolin ge-langt man in ein großes cockpit, wo vier Personen gut Platz hätten. Doch dafür ist die Seagull gar nicht konzipiert – erst recht nicht, wenn man mit ihr auf länge-
re Tour gehen möchte. Für einen Tages-ausflug mit Freunden nimmt man den begrenzten Platz aber sicher gern in An-spruch. Wem es im cockpit zu eng wird, der kann es sich unterwegs auf einem der Trampoline gemütlich machen. Egal ob in luv oder lee: Dort bleibt es trocken und spritzwasserfrei auch bei schneller Fahrt, wie wir später feststellen.acht Millimeter stark ist der Sperr-holzrumpf, die Schwimmer vier Milli-meter. Alles ist zusätzlich mit Glasfa-sergewebe und Epoxidharz überzogen. Das Kajütdach ist in Sandwich mit je 2 x 4 mm Sperrholz und 16 mm Schaum her-gestellt. Sandwich isoliert und gewährt große Festigkeit, sodass keine Decks-balken nötig sind. Im Dach verlaufen auch die leitungen für die Elektrik. Die Beams sind aus Festigkeits- und Ge-wichtsgründen als Faser-Kunststoff-Verbund gefertigt.Trimarane müssen konstruktionsbedingt mehr aushalten als Einrumpfboote. Star-ke Beschleunigung produziert auch hö-heren Druck auf Rigg und Rümpfe. Po-tenziell ungleich steigende lasten an den Verbindungen von Schwimmer und hauptrumpf stellen Anforderungen, die sicher und langfristig haltbar gelöst wer-den müssen. Die auftretenden Druckkräf-te der Beams werden bei der Seagull in
die MiTBeWerBer
der kleine Trimaran ist das zweitgrößte Boot in der Flotte der französischen Werft. Mit einziehbaren Schwimmern eignet er sich auch für Einsteiger und besticht seglerisch vor allem unter leichtwindbedingungen. yacht-netze.de, Tel. (05182) 90 30 40
Der trailerbare F 22 ist in Neuseeland von Farrier Marine entwickelt worden und kann sowohl als Bausatz oder als komplettes Boot geordert werden. Der Preis liegt unter dem der bekannten Mitbewerber. Den F 22 gibt es auch in einer Race-Version, außerdem werden drei Decks- und Wohnraumvarianten angeboten. f-boat.com
Technische daten
Technische daten
Rumpflänge: 5,95 mlänge über alles: 7,95 mBreite: 2,54 m (gefal-tet, entfaltet 4,25 m)Tiefgang: 0,25 bis 1,25 m
Gewicht: 480 kgBesegelung: Groß (19 m2), Vorsegel (5,0 m2)cE-Kategorie: c (küs-tennahe Gewässer)Preis: auf anfrage
Rumpflänge: 6,96 mBreite : 2,50 m (gefal-tet, entfaltet 5,51 m)Tiefgang: 0,31 bis 1,51 m
Gewicht: 590 kgSegelfläche: 30,15 m2
cE-Kategorie: c (küs-tennahe Gewässer)Preis: auf anfrage
asTus 20.2
F 22-Tri
Standardausstattung (Auswahl) Großsegel mit Reffeinrichtung, lazy Jacks, Traveller, Polster
Das Boot sollte trailer-bar, groß genug für eine kleine Familie, sicher und wenig kippelig sein – vor allem aber schnell.
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einen doppelten Ringspant eingeleitet. Die Scharniere respektive Stützen der Beams bestehen aus Kohlefaser.Dass die errechneten Dimensionierun-gen der lager und Bolzen die Kräfte vor allem bei höheren Wellen schadlos überstehen, zeigte sich, nachdem der Eigner von einer Tour über die ostsee zurück war. Unter den Bedingungen am Testtag auf dem Kellersee mit maximal vier Windstärken und kleiner Welle gab es erst recht keine Probleme.die Oberwanten an dem – mit einem Salingspaar bestückten – 9,10-m-Mast setzen bei der Seagull gespreizt auf den Schwimmerrümpfen an und werden mittels Talje gespannt. Die Fahrtensegel stammen aus asiatischer Produktion. Das Groß mit Reffeinrichtung und fünf durchgehenden latten ist weit ausge-stellt und sorgt für den nötigen Druck. Verbesserungswürdig ist die Fockspan-nung, deren Vorliek noch zu weit durch-hängt, um an der Kreuz bes-sere Wendewin- kel als knapp 50 Grad zu er-zielen. Für ei-nen Mehrrump-fer ist das aber durchaus vertretbar.Das hand-GPS zeigt immerhin schon durchschnittlich 5,5 bis 5,8 Knoten an. Spätestens mit einem leichten Schrick
in den Schoten gibt es dann aber kein halten mehr, und mir wird wieder ein-mal schnell verständlich, was den Reiz dieser besonderen Spezies Boot aus-macht: Geschwindigkeit. Bei den durch-schnittlich drei, gelegentlich knapp vier Windstärken laufen wir konstant über 7,5 Knoten und knacken auch schon mal die neunknotenmarke. Das lese ich zwar auf dem GPS, merke davon aber kaum etwas. Einhand eingesetzt, so verrät uns
der Erbauer des Dreibeins, standen auch schon mal zwölf Knoten auf der Uhr. Die-ser Wert ließ sich am Testtag mit drei Personen an Bord nicht erzielen.
der Tri gleitet dahin wie auf Wolken – das ist stressfrei und ein Genuss. Da-zu lässt er sich ohne Schwierigkeiten und großen Geschwindigkeitsverlust bei Wenden geradezu auf dem Teller drehen, und das auch nur unter Groß. hilfreich ist das vor allem auf engen Ge-wässern. Beim Kreuzen vor dem Wind zeigt sich, wie viel Feingefühl am Ruder wirkt. Die Seagull bietet Einsteigern wie Könnern ein schnelles, aber auch sicheres Fahrgefühl. Unter den vorherr-schenden Testbedingungen ist das Boot jederzeit voll beherrschbar. Krängung? Fehlanzeige. Der Blick unter Deck be-stätigt, welche Vorteile ein „Dreibein“ bietet: Alles bleibt an seinem Platz liegen. Für langfahrten ist das opti-mal. navigation und Kochen ist auf der Seagull keine Frage der Schräglage. Fliegende Zirkel und rutschende Töpfe kann man vergessen.
einhand gesegelt, verrät der Konstrukteur, segelte der Tri schon zwölf Knoten schnell.
egal ob luv oder lee: auf den Trampoli-nen bleibt es trocken und spritzwasser-frei auch bei schneller Fahrt
beim Tri ähnelt der Mittelrumpf dem schiffskör-per herkömm-licher Yachten
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allzu sehr einzuschränken. Ausreichend Sitzhöhe wäre auch dann allemal da. noch fehlt ein Tisch, der zum Schwenken und hochstellen gut an der Maststütze befestigt werden könnte. Für drei Per- sonen ist ausreichend Platz zum Sitzen vorhanden. Überzeugend ist auch der Pantryblock mit herausnehmbarer Schüs-sel, viel Platz für Küchenutensilien darun-ter und einer großen Arbeitsfläche.
Ein Klappluk vorn und zwei große Sei-tenfenster sorgen für helligkeit un-ter Deck. Zwei 5-Watt-halogenstrahler bringen auch abends licht ins Boot. Zwei 20-Watt-Solarpaneele ermöglichen die Versorgung einer 20-Ah-Batterie, die auch den Saft für das navigationslicht, Radio und 12-V-Steckdose liefert.Mit der Seagull 20 ist dem Konstruk-teur ein interessanter kleiner Trimaran
mit guten Segeleigenschaften gelun-gen, konzipiert für schnelle Tages- und Wandertouren in Küsten- und Binnen-gewässern.
Man sitzt beim steuern entspannt auf dem breiten hinteren crossbeam wie auf der hohen Kante und hat von hier aus den besten Überblick nach vorn und auf das Geschehen. Dank des langen Pin-nenauslegers kann man es sich sogar auf dem Trampolin, mit dem Rücken an die Kajütwand gelehnt, gemütlich ma-chen und steuern. Verrückt!Drehschwert und aufholbares Steck-ruder lassen einen sehr geringen Tief-
gang zu und ermöglichen das Anlanden auf Stränden sowie das Befahren flacher Gewässer. Freuen können sich Fahrten-segler auch über das für die Schiffsgrö-ße üppige Stauvolumen an Bord. Zwei große Backskisten im cockpit, Staufä-cher unter den Bodenbrettern und un-ter den Kojen sowie in langen Schwal-bennestern sind für das Urlaubsgepäck einer Kleinfamilie großzügig bemes-sen.
die ausfallende spantform im Überwas - serschiffbereich ermöglicht einen groß-zügigen Innenraum mit Schlafplätzen für drei Personen, mit einer 1,90 x 1,54 m großen Doppelkoje vorn und einer kür-zeren Einzelkoje an Steuerbord im „Sa-lon“. Das ist jedenfalls mehr Platz als in einem entsprechend großen Jollenkreu-zer. Zu überlegen ist, ob das Kajütdach hätte flacher ausfallen können, ohne die Bewegungs- und Kopffreiheit unter Deck
Die ausleger lassen sich zum Transport, ohne abgenommen zu werden, unter den schmalen Mittelrumpf klappen
Für die freundliche Unterstützung danken wir der Werft seagull Boatdesign Damerowsweg 5, 22081 hamburg Tel. (040) 76 97 64 24, seagull-boatdesign.com
Der Innenraum ist großzügig mit schlaf-plätzen für drei Personen angelegt
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